In den Farben des Winters von SarahSunshine (Blaue Löwen (Sylvain x Ingrid; Dimitri x Byleth)) ================================================================================ Kapitel 1: Die Farben des Winters ---------------------------------   Die Farben des Winters sind Weiß und Grau und Braun. Weiß wie der Schnee, der vom Himmel fällt und die Landschaft bedeckt. Grau wie die Bergketten, die das Gebiet Gautier schützen und das Land vom Sreng-Gebiet abschirmt. Braun wie die kahlen Bäume, die die Landschaft und Wege säumen.   Der Norden Fodlans war besonders in den Wintermonaten karg, fast schon eintönig. Die Bäume blätterlos, mit vereinzelt abstehenden Zweigen, die sonst mit einem bunten Blätterkleid geschmückt waren. Die Wiesen bedeckt von einer dicken Schicht Schnee, dessen Oberfläche bis auf ein paar Spuren von Tieren kaum berührt war. Die Berge, als einzige Konstante in diesem Bild, ragten unerschütterlich auf und trafen, je nach Wetter auf einen weißen oder blauen Himmel. Die Natur war ein Stillleben aus wenigen Farben. Doch in du um Fhirdiad feierten die Bewohner den Winter in decken, bunten Wintermänteln, mit heißem Tee, vor knackendem Feuer und bei bunten Kerzen. Sie erlebten den ersten Winter in Ruhe und in Frieden – denn der Krieg war vorbei.   Die Farben des Winters sind Grün und Gold und Weiß. Grün wie das sanft gewellte Haar der neu ernannten Erzbischöfin. Gold wie die Krone auf ihrem Haupt, an dessen Gewicht sie sich noch nicht gewöhnt hatte. Weiß wie die Robe, die sie zu offiziellen Anlässen trug.   Byleth war mit ihrem grünen Haar ein Farbtupfer in den verschneiten Wäldern und Wegen. Sie ritt auf einem weißen Pferd in Richtung der königlichen Hauptstadt, denn eine ihrer ersten großen Amtshandlungen als Erzbischöfin war die Krönung eines neuen Königs. In ihrer neuen Rolle war sie längst noch nicht angekommen. Trotz ihrer göttlichen Macht war sie nicht besonders religiös. Dank Seteth, der ihre Termine plante und sie in den Lehren der Seiros unterwies, konnte sie die Menschen Fodlans und den Gläubigen wieder etwas seelischen Frieden verschaffen. Doch führen würde ein anderer, ein Prinz, der schon bald den Titel des Königs tragen würde.   Die Farbe des Winters ist Blau. Blau wie die Augen des Königs. Blau wie das königliche Gewand. Blau wie das Banner der blauen Löwen.   Es war ein besonderer Tag für Dimitri Alexandre Blaiddyd. Lange Zeit hatte er nicht daran geglaubt, dass sein Volk ihn als ihren König akzeptieren würde. Doch der Jubel und die Freude als die Erzbischöfin ihm die Krone auf das blonde Haar gesetzt hatte, hatten ihn tief berührt. Als Prinz und als Hausleiter der blauen Löwen war er Byleth das erste Mal begegnet. Sie hatte ihm beigestanden, auch in seinen dunkelsten Stunden. Dass sie diejenige sein sollte, die ihn an diesem Tag zu König ernannt, hatte er damals nicht für möglich gehalten. Sie war aber noch viel mehr für ihn als die Erzbischöfin, die Kriegerin und seine Vertraute – denn sie war seine Königin, seine bessere Hälfte, sein Licht in der Dunkelheit.   Die Farben des Winters sind für ihn aber auch Gold und Grün und Türkis. Gold wie ihre seidigen Haare, die beim Reiten ihres Pegasus im Wind wehen. Grün wie ihre Augen, die an die Blüte des Frühlings erinnern. Türkis wie die kleinen Schleifen, die sie als Accessoire in ihre Frisur einarbeitet.   Als Ritterin war Ingrid in den Dienst des Königs getreten – und hatte sich damit ihren langjährigen Traum erfüllt. Stolz stand sie im Kreis der engsten Vertrauten ihrer Majestät, zu denen auch Sylvain und Felix und Dedue gehörten. Gemeinsam und schweigend beobachteten sie die Krönung. Dieser Moment war nicht nur die Ernennung eines neuen Herrschers, es lag so viel mehr Bedeutung und Gefühl in jedem Blick, jeder Berührung und jeder Geste, die Dimitri und Byleth austauschten.   Fast automatisch suchten Ingrids grüne Augen die von Sylvain, der sie ebenfalls ansah – als hätten sie in diesem Moment genau das gleiche gedacht. Nicht nur ihre lange Freundschaft, sondern auch der Krieg und ihre gemeinsame Arbeit als Ritter hatte sie einander noch viel näher gebracht. Ingrid war nur kurz in ihren Gedanken vertieft gewesen als seine warme Hand sanft nach der ihren griff. Er hatte sich angeschlichen und die Ritterin spürte, wie die Hitze in ihre Wangen schoss. Sie war noch nie besonders gut darin gewesen, ihre Gefühle in Worte zu fassen, doch ihr Körper verriet sie immer wieder. Was sie jedoch empfand war pure Glückseligkeit.   Die Farben des Winters sind für sie aber auch Rot und Kupfer und Türkis. Rot wie seine Haare, die wild in allen Richtungen abstehen und an ein wärmendes Feuer erinnern. Kuper wie seine Augen, die an das bunte Laub im Herbst erinnern. Türkis wie der Schal, wie das verarbeitete Fell, das er immer trägt und das ihn im Winter wärmt.   Ingrid, die ihn immer getadelt – und ihm oft aus der Patsche geholfen – hatte, die er schon kannte, seit sie klein waren, die das Training immer ernster nahm als er, die plötzlich angefangen hatte, leichtes Make-Up zu tragen, die sich wagemutig in jeden neuen Kampf stürzte, um das zu schützen, was sie liebte, war der Mittelpunk seines Lebens geworden.   Schon immer wollte Sylvain sie – und seine Freunde – mit seinem Leben beschützen. Und jetzt wollte er in jeder freien Sekunde mit ihr zusammen sein, ihr Lachen hären, ihr Strahlen in sich aufnehmen. Er konnte erahnen, dass es Dimitri in diesem Moment genauso gehen musste, denn er erkannte sich selbst wider in seinem König und seiner Königen, die einander gefunden hatten – so wie er und Ingrid.   Als die Zeremonie vorbei war, begann die Festlichkeiten. Alle tanzten und lachten und feierten bis tief in die Nacht. Sylvain stand in der kalten Nacht und betrachtete die Sterne. Zwischen seinen Fingern hielt er einen Ring, geschmückt mit einem türkisfarbenen, runden Stein. Dieser Tag galt Dimitri und seiner Königin, deshalb würde er sich zurückhalten. Doch schon bald wollte auch er einen weiteren Schritt in seinem gemeinsamen Leben mit Ingrid gehen.   Die Farben des Winters sind Braun und Grau und Rot. Braun wie die gefütterte Rüstung der Soldaten aus dem Sreng-Gebiet, die in die Ländereien der Familie Gautier einfielen. Grau wie der matschig Schnee, den sie von ihren Märschen hinterließen. Rot wie das Blut, das die weißen Schneedecken verfärbt.   Sylvain saß auf seinem Pferd, dessen Zügel er krampfhaft in einer Hand hielt. In der anderen lag die Lanze des Untergangs, die unheilbringende Waffe, die er nur dank seines Wappens führen konnte. Er preschte mit seinem tierischen Begleiter voran, räumte einen Angreifer nach dem anderen aus dem Weg, während seine Kameraden aus der Luft angriffen, ihre Magie schleuderten oder sich mit Schwertern, Äxten und Bögen der Masse an Angreifern entgegen stellten. Sylvain warf nur einen Blick in die Luft, suchte nach ihr auf ihrem Pegasus – sie stürzte hinab und drehte dann wieder einen Bogen in der Luft.   Er bemerkte aus dem Augenwinkel den Speer, der durch die Luft schoss, doch er hatte keine Zeit mehr auszuweichen. Die scharfe Speerspitze bohrte sich durch die Platten seiner Rüstung, in seinen Oberkörper. Er fiel von seinem Pferd und prallte hart auf dem kalten Boden auf, der Blick immer noch gen Himmel gerichtet, zu Ingrid. Unter ihm färbte sich der Schnee Rot und vor seinen Augen wurde alles schwarz. Die Farben des Winters waren Kupfer und Gold und Silber. Kupfer wie das Leuchten des Aegis Schildes, mit dem Felix in unmittelbarer Nähe abschirmte, eine Abwehr wie eine Mauer. Gold wie der sanfte Glanz der Heilungsmagie, die Mercedes über seinem Körper wirkte, während er im Schnee lag und den metallischen Geschmack von Blut schmeckte. Silber wie der Ring, der an einer Kette um Ingrids Hals baumelte, weil sie befürchtete, sie könnte ihn am Finger verlieren. Sein Atem war flach und wurde zu winzigen Wolken vor seinem Mund. Das Gebrüll um ihn war dumpf geworden. Mal war ihm kalt, dann war ihm heiß. Er sah verschwommen die grünen Augen mit Tränen gefüllt, das goldenen Haar wild nach hinten geweht. Ingrid war da und weinte. Dabei stand ihr dieser Gesichtsausdruck gar nicht, sie war viel schöner, wenn sie lächelte.   Er war ein Ritter, irgendwann hatte er sich damit abgefunden, dass er in seinem Dienst wohl sein Leben geben würde. Doch noch nicht so früh, doch nicht in diesem Moment. Er wollte noch so viel tun, er wollte ein guter Mann werden, für Ingrid. Er wollte noch nicht sterben. Das goldene Licht flackerte, oder wurden seine Augenlider einfach nur schwer? Alles wurde leiser.   Die Farben des Winters sind Weiß und Schwarz und Silber. Weiß wie das Kleid, das sie an diesem Tag trug. Schwarz wie der Anzug, den er an diesem Tag trug. Silber wie die Ringe an ihren Fingern. Nachdem sie den Angriff aus Sreng erfolgreich abgewehrt und Sylvain sich von seiner Verletzung erholt hatte, standen er und Ingrid gemeinsam in der Kirche der Hauptstadt. Niemand geringeres als die Erzbischöfin selbst – obgleich sie hochschwanger mit dem königlichen Nachwuchs war – ernannte sie zu Ehemann und Ehefrau und auch König Dimitri gab seinen beiden Freunden seinen Segen.   Der Winter war rein und klar, so wie die Gefühle, die sie für einander empfanden und gleichzeitig bot er so viel mehr Farben, als man am Anfang denken könnte: Weiß, Grau, Braun, Grün, Gold, Blau, Türkis, Rot, Kupfer, Silber und Schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)