Tantei Ken - Lord Inu Yasha ermittelt von Hotepneith (der erste Mitratekrimi mit Inu Yasha) ================================================================================ Kapitel 1: Die Aussage der Polizei ---------------------------------- Die Aussage der Polizei     Inu Yasha nahm die U-Bahn zum Polizeipräsidium. Zum einen war Tokyo eine recht sichere Stadt, zum zweiten gab es am Präsidium keine Parkplätze und drittens – nun ja, die Menschen hatten sich an den Anblick von Dämonen, und da wurde er auch dazu gezählt, doch gewöhnt. Genug jedenfalls, um nicht lauthals schreiend die Züge zu verlassen, aber doch gewissen Respektsabstand zu wahren. Er entdeckte auch den einen oder anderen Dämonen im Büroanzug oder Kostüm, einen sogar in der alten Tracht.   Das Hochhaus, in dem seine, hm, klang eigen, seine Dienststelle untergebracht worden war, lag in einem vor Stahl und Metall selbst nachts glitzernden Hochhaus nahe am Fluss. Er zeigte seinen neu erhaltenen Ausweis vor und der Pförtner ließ ihn auch ohne weiteres ein. Der hatte wohl auch Nachrichten geguckt. Als er mit dem Fahrstuhl in den zwölften Stock fuhr, dachte er unwillkürlich an sein eigenes Unternehmen. Es hatte durchaus gewisse Vorteile gehabt zumindest einen Teil der Zukunft zu kennen. Als nach dem großen Brand im 19. Jahrhundert der kaiserliche Befehl kam nur noch Ziegelhäuser zu bauen, hatte er zugeschlagen und sich ein erhebliches Grundstück gesichert, da viele die neue Bauweise nicht bezahlen konnten, und ein großes Haus hingestellt, unten mit Läden, oben mit Wohnungen und seinem Büro. Inzwischen hatte sein Unternehmen bereits mehrere Etagen belegt. Geblieben war nur der kleine Anbau hinten, natürlich auch aus Ziegel, aber, darin herrschte eine Einrichtung, eine Atmosphäre vor, die an längst vergangene Zeiten erinnerte. Nur das Bad und die Elektronik war eindeutig modern. Seine Spezialisten für Alarmanlagen waren angehalten ihm stets die neueste Entwicklung einzubauen – und er versuchte sich auch immer daran. Nur zu oft vergeblich, aber, er lernte.   Er blieb an einer Zimmertür stehen, klopfte kurz ohne zu warten, und trat ein. Eine junge Frau Anfang Zwanzig im dunkelblauen Kostüm fuhr zu ihm herum. Sie hatte gerade Fotos und Zettel an ein Whiteboard gepinnt. Sie war ihm schon vorgestellt worden, Polizeiassistentin Namiko Nakamura. „Ich wurde herbestellt, Frau Nakamura,“ sagte er eilig, da ihn große, dunkelbraune Augen erschreckt anstarrten. Wie ein Welpe, dachte er. Und er war doch erst nahe seinem ersten Jahrtausend. Wie mochte es dann erst Bruderherz ergehen oder gar dem Drachenkönig, der angeblich bereits zehn Mal so alt war, wenn nicht mehr? „Lord Inu Yasha, natürlich. Verzeihen Sie. Ich bin nur so erschrocken. Inspektor Mori wird sicher gleich kommen. Er unterrichtet gerade den Präsidenten. - Es geht um einen möglichen Mordfall. Der Tote ist gerade bei der Gerichtsmedizin und wird untersucht.“ „Verdächtige Umstände, also? Wer ist der Tote, dass er so … wichtig ist?“ Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich gegenüber dem Whiteboard nieder. Daneben stand eine durchsichtige Glastafel, auf der eindeutig ein Hausgrundriss gezeichnet war. Recht verwirrend, aber unmissverständlich ein größeres Einfamilienhaus, fast ein kleines Schloss. Nun gut. Villa. Und rechts war auch ein Foto des Toten, samt dem Namen. Akira Okabe, vierundsechzig. Dem Bild der Leiche im Schlafanzug nach war das sicher kein sehr angenehmer Tod gewesen. Frau Nakamura war gerade dabei gewesen weitere Namen aufzuschreiben. Chizu Okabe, achtundzwanzig, Daiichi Okabe, zwei. Hm. „Ist Chizu Ehefrau oder Tochter?“ „Ehefrau seit gut zehn Jahren,“ erwiderte sie sofort. „Ja, der Altersunterschied.“   Schritte im Gang ließen den Halbdämon bereits den Kopf zur Tür wenden, noch ehe die geöffnet wurde. „Guten Abend, Inspektor.“ Jiro Mori war ein Mann um die Fünfzig. Fast fünfunddreißig Jahre seines Lebens hatte er ohne Dämonen verbracht und seiner Meinung nach hätte es auch dabei bleiben können. Er trug einen dunklen Anzug, dessen Hemd sich ein wenig zu eitel eng an die alles andere als schmale Taille schmiegte. „Lord Inu Yasha.“ Das klang genau so widerwillig, wie er sich fühlte. Vor allem diese höfliche Anrede, aber die war ihm vom Polizeipräsidenten höchstselbst anbefohlen worden. „Sie tippen auf Mord?“ Der Halbdämon schien den Unterton nicht gehört zu haben. „Äh, ja.“ Ein wenig verwirrt über die Sachlichkeit ließ sich der Inspektor in einen anderen Stuhl fallen. „Da, das Foto der Leiche. Was sagt es Ihnen, mein Berater?“ Das war doch auch höflich und verhinderte die andere Anrede.   Oh ein Test, dachte Inu Yasha fast vergnügt. Da müsste Mori schon früher aufstehen. Er hatte nicht umsonst fast buchstäblich ein halbes Jahrtausend lang das Buch des Ermittlers des Shogun studiert. Seit Kagomes Tod hatte es ihn nicht mehr verlassen. „Er lag im Schlafanzug in einem Arbeitszimmer, also wohl seinem privaten. Und, da offensichtlich Erbrechen und Durchfall vorlag, eine Lebensmittel- oder sonstige Vergiftung. Oder Magen-Darm-Virus.“ „Lebensmittelvergiftung scheidet aus, da beide Familien zusammen essen, alle das Gleiche aßen, mit Ausnahme des kleinen Daiichi, der seit Tagen fiebert und in seinem Zimmer war. Und bislang zeigt niemand anderer Symptome. Das restliche Essen wurde allerdings beschlagnahmt und wird noch untersucht.“ Beide Familien? „Die Familie besteht also aus mehr Personen als dem Verstorbenen, Ehefrau und Kind?“ Auf einen auffordernden Blick Moris antwortete die Assistentin. „Ja, Lord Inu Yasha. Neben den Dienstboten und dem Privatsekretär lebt auch noch Familie Tonaga, die Schwester des Toten, deren Sohn, Ehefrau und deren beider Sohn, in einem Trakt der Villa.“ Mit der könnte man zusammenarbeiten, aber Mori war eben auch noch da. Inu Yasha seufzte in Gedanken. „Jede Menge Personen also. Bislang hat die Gerichtsmedizin nichts gefunden?“ „Der Tote wurde heute morgen durch seinen Privatsekretär gefunden. Die Laboruntersuchungen laufen erst seit Nachmittag,“ erwiderte Mori und stellte prompt fest, dass er sich quasi bei einem Halbmenschen entschuldigt hatte. „Die Obduktion fand bereits statt, aber chemische Analyse und Suche nach Bakterien dauern eben, sagte Mine.“ Makoto Mine war der Leiter der Gerichtsmedizin. Und trug den Titel Professor, den Mori gerade unterschlagen hatte. Inu Yasha war fast beruhigt, dass der Inspektor nicht nur zu ihm unhöflich war. „Natürlich. Wer ist der Tote?“ Da ihn bei beide Polizisten anstarrten: „Sollte ich ihn kennen?“ Mit Schauspielern oder Musikern hatte er es nicht. Frau Nakamura fühlte sich prompt angesprochen. „Äh, Lord Inu Yasha, Herrn Okabe gehört ...gehörte eine Exportfirma, die sich auf grünen Tee spezialisiert hatte. Sehr hochwertigen und teuren. Er verkaufte ihn weltweit.“ „O-Tea!“ dämmerte es dem Halbdämon. Das war eine weitverbreitete Firma, eine der absolut wenigen, die keine Aktienfirma in dem Sinn war, sondern alle Aktien allein in der Besitzerhand. Oder? „Dann kann es, vorausgesetzt es handelt sich um Mord, um Rache gehen, um Eifersucht oder um Geld.“ Der Kerl war wirklich sachlich, gab Mori widerwillig zu. „Vorausgesetzt es ist Mord, ja.“ „Dann warten wir das Ergebnis der Gerichtsmedizin ab. Ich denke, Sie haben beide Schlaf nötig. Und morgen früh, wenn kein Gegenbeweis vorliegt, besichtigen wir das Haus und befragen die Leute. Übrigens – wenn der Tote so reich und Unternehmer war, hatte der keine Sicherheitsleute?“ „Doch,“ antwortete Mori tatsächlich unglücklich. „Sicherheitsdienst, Kameras und alles. Das ist es ja – von außen kann doch da keiner rein.“ Hoffentlich war das nicht seine eigene Firma, dachte Inu Yasha plötzlich besorgt. Das wäre eine miese Werbung wenn ein Schützling als Leiche endete. Das sollte er gleich mal prüfen. Sogar Sesshoumaru würde sich vermutlich ein Lächeln abringen. Musste nicht sein. Er hatte ihn schließlich vorhin herausgefordert, wer der bessere Ermittler sei. „Wo treffen wir uns morgen?“ Prompt nannte Frau Nakamura die Adresse. „Das ist in Ueda, fast neben dem Zoo. Also, zwischen Zoo und Nationalmuseum.“ „Um neun,“ sagte Inspektor Mori, um das letzte Wort zu behalten. Der Beratende Detektiv stand auf. „Gute Nacht.“ Er brauchte noch keinen Schlaf.   Hosted by Animexx e.V. 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