What is Happiness? von Sturmdrache (Of pain, comfort and bets) ================================================================================ Kapitel 1: Comforting made easy? -------------------------------- Sakura blickte sehnsüchtig auf den Garten von Schloss Feuerblüte hinaus. Es glich einem Flammenmeer. Die Blätter der exotischen Glutlaubbäume trugen blutorangefarbene Gewänder und die Gräser färbten sich im Sonnenlicht gelb oder limettengrün. Durch das offene Fenster schlich der Duft sich blühender Pflanzen. Sie genoss zeitweise den Traum und schloss die Augen mit trübem Blick. Romantik entsprach nicht in der Realität. Die junge Frau seufzte und wandte sich von dem Gemälde an der Wand ab. Als sie die Augen wieder öffnete, stieg der aromatische Geruch ihres Kaffees in die Nase und ein flaumiges Gefühl breitetet sich im Magen aus. »Seltsam. Ich hasse diese Kaffeesorte und trinke die Brühe trotzdem«, munkelte sie enttäuscht. »Aber er schon.« Sie starrte den schwarzen Kaffee unglücklich an. Einfach so holte sie Luft und blies gegen den warmen Dampf, der durch die Luft wirbelte und Kreise zog.   »Sakura, wie lange willst du noch auf ihn warten?«, fragte Ino behutsam und legte ihre Hand auf Sakuras Schulter. Ihre beste Freundin arbeitete als Kellnerin im Café Sonnenblumen und war auch mit dem Besitzer Kiba Inuzuka frisch verlobt. Von Sakura kam bloß ein freudloses »Verstehe« und schaute unaufmerksam in das Spiegelbild des Kaffees. Ino zog die Lippen zu einem schmalen Strich. So kannte sie die Medizinstudentin nicht und dachte nach, wie sie ihre Freundin aufmuntern konnte. Jedoch war ein gebrochenes Herz beinahe unmöglich zu heilen. »Ich hole dir einen Kirsch-Vanille-Cappuccino. Süß und fruchtig, genau dein Geschmack.« Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als Sakura den Kopf hoch und zaghaft nickte. Mit einem Schwung schnipste sie und zwinkerte, bevor sie zur Theke ging. Das Herz wog wie ein Bleigewicht und drückte ihr Glücksgefühl in die Tiefe. »Danke, Ino. Ich …« Sie brach ab. Wie niederschlagend konnte sie nur sein, wenn sie nicht in der Lage war, ein Dankeschön für ihre hilfsbereite Freundin zu formulieren. Ihre Brust zog sich bei dem Gedanken zusammen, dass das Entgegenkommen einseitig war. Dem Anschein nach lag es an ihrer Situation oder der widerwärtige Kaffeegeruch benebelte sie. Erst rümpfte sie die Nase, dann schob sie Tasse und Unterteller weiter weg. Die schwarze Flüssigkeit wippte hin und her. Um sie herum hörte sie reges Treiben und heiteres Lachen. Die anderen Gäste hatten ihren Spaß und besuchten das Café nicht lange. In diesem Moment spannte sie die Kiefer an und hörte nebenbei, wie die Eingangstür geöffnet wurde.   Ein Windspiel aus silbernen Blüten ertönte, glockenklar und hell wie eine Sterneschnuppe am Nachthimmel. Aus einem bestimmten Grund folgten ihre hellgrünen Augen dem Geschehen. Ein großer, drahtiger Mann stand zwischen den Palmen und sah sich im Raum um. Ihre rutschte das Herz in die Hose und ihre Augen wurden sehr groß. »WAS?«, schrie Sakura laut. Einige Gäste schauten sie neugierig an, genauso wie der Gast mit der schwarzen Sonnenbrille. Erstaunt blinzelte sie und bereute sofort ihren Ausbruch. »Was macht er den hier?« Aus Kummer wurde Unsicherheit. Instinktiv duckte sie sich, obwohl er sie bereits im Visier hatte. Ein Versuch war es wert. Bei jedem Schritt lauscht sie dem Sekundenzeiger der Wanduhr. Es vergingen fünf Sekunden, bis er vor ihrem Tisch stand und die Sonnenbrille abnahm. Zwei tiefschwarze Augen durchbohrten ihre Seele.   Ohne zu wissen, was sie tun sollte, zog sie die Kaffeetasse mit Unterteller zu sich zurück und trank einen Schluck davon. Ihr Körper zitterte bei dem ungesüßten Geschmack. »Hallo Sakura.« Erneut durchfuhr ein Blitz ihre Glieder und sie musste vor Nervosität husten. »Itachi?« Sie mied seinen Blick und guckte betroffen in die Tasse. In einem Zug hatte sie den Kaffee leer getrunken. Ein Räuspern holte sie aus den Gedanken. »Wie geht’s dir?« Die Frage war wie ein Schlag in den Magen. Es waren nicht die Worte selbst, die sie verletzten, sondern der schuldbewusste Tonfall ohne jede Freude. »Ist die Frage nicht überflüssig, Itachi?«, zischte sie und sah ihn aufgebracht an. »Warum konnte Sasuke nicht kommen? Welche Ausrede denkt er sich heute aus?« Der Uchiha zögerte. Nach zwei oder drei Wimperschläge schüttelte er den Kopf und nahm ihr gegenüber Platz. Man erkannte seine innerliche Anspannung, aber auch seine äußerliche ruhige Aura. »Dieses Mal gibt es keine Ausrede. Nur eine Entscheidung seinerseits.«   Sakura starrte ihn an, ohne die Bedeutung seiner Reaktion ganz zu begreifen. »Aber heute … ist unser … zweiter Jahrestag … Itachi«, brachte sie mit ängstlicher Stimme hervor. Mitleid leuchtete in Itachis Augen. Jetzt dämmerte es in ihr. Die Stiche in ihrer Brust rammten sich in ihr Herz. Verzweiflung ergoss sich mit einem Schluchzen aus ihren Augen. »Nein!« Sie vergrub das Gesicht in ihren Handflächen, um die Tränen und Schmerzen zu unterdrücken. »Sakura, vergiss ihn einfach. Er hat dich nicht verdient und du warst doch unglücklich in dieser Beziehung«, versuchte Itachi, sie aufzuheitern. Schon sein ganzen Leben kannte er seinen jüngeren Bruder, doch manchmal konnte er sein egoistisches Verhalten nicht verstehen. Insbesondere wenn es um Liebe und Freundschaft ging. Da hatte Sasuke weder Respekt noch Grenzen. Daher schmerzte es ihm sehr, Sakuras Leid durch Sasukes Schuld mit anzusehen.   Schnelle Schritte eilten zum Tisch und zwei Hände schlugen auf die Tischplatte ein. Das Geschirr klirrte und das Poltern erschütterte das Café. »Was ist hier los? Itachi? Was machst du denn hier?«, erzürnte Ino und warf ihn einen tödlichen Blick zu. »Ich habe jemand anders erwartet.« Unbehaglich rieb Itachi seinen Nacken. Offenbar überlegte er sich, wie er am besten antworten konnte, damit Ino nicht gleich auf ihn losging. Weder Angst noch Unmut spiegelten sich in seiner Mimik und Gestik wider. Er respektierte ihre Fürsorge und Loyalität gegenüber Sakura. »Sasuke hat Sakura … verlassen.« Am Ende entschied er sich für eine einfache und schnelle Erklärung. Daraufhin riss Ino ihre Augen weit auf, öffnete den Mund, ohne ein Wort zu sagen und erstickte den Wutanfall im Keim. Eine weitere Szene brauchte das Café voller Gäste nicht. Itachis Mund formte ein stilles »Dankeschön«. Wenigstens besaß Itachi genügend Höflichkeit im Gegensatz zu diesem lästigen Frauenschwarm Sasuke.   Inzwischen wischte Sakura sich die Tränen mit den Handrücken weg. »Das ist meine Schuld.« Ihre Worte ertranken und die Stimme klang, als hätte sie Kreidestaub verschluckt. Es gab nur wenige Dinge, denen Sakura nicht gewachsen war, und dazu gehörten auf jeden Fall Gefühle. Wieder spürte sie ein dumpfes Pochen in der Magengrube, doch dieses Gefühl rührte woanders her. Erneut schluchzte sie. Der Schock stand in Inos Gesicht geschrieben. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten. Itachi hingegen blieb besonnen, dennoch schluckte er einen dicken Kloß im Hals herunter. Ein Raunen erregte seine Aufmerksamkeit. Ino neigte mit dem Kopf auf Sakura und forderte ihn auf, etwas zu unternehmen. Völlig perplex hob er eine Augenbraue und fuhr mit der Hand über das Gesicht. Dann zeigte sie auf ihn und klatschte ihre Faust in die Handfläche. Itachi zauderte mich sich selbst. Ständig wechselte er mit dem Blick zwischen Ino und Sakura hin und her. Sollte nicht lieber eine Frau eine andere Frau bei Liebeskummer trösten? Über Inos Lippen huschte ein Zischen und der Augenkontakt wurde zu einem gefährlichen Spiel, denn sie runzelte die Stirn und ein dunkler Schatten streifte über ihr Gesicht. Sie fuchtelte wild mit den Händen und zeigte wiederholt auf Sakura. Die Kellnerin schnaubte und sah dann von Itachi zu Sakura und von Sakura zu Itachi zurück. Ihre Miene wirkte etwas milder, doch ihre Nasenflügel bebten. Itachi hielt die Arme wie ein Kreuz vor der Brust. Die Kellnerin verdrehte die Augen, holte das Handy aus der Hosentasche, schrieb etwas darauf und zeigte es Itachi direkt vor der Nase. Erst las er widerwillig den Text, dann entglitt ihm ein Keuchen. Selbstbewusst grinste Ino und streckte die Zunge heraus. Er schnalzte mit der Zunge, sie gab ihm einen Luftkuss. Diese Schlacht hatte Itachi verloren. »Ich bestelle Eiscreme für uns zwei«, sagte er und legte die Sonnenbrille auf dem Tisch ab. Zufrieden nickte Ino, hob den Daumen hoch und ging summend weg. Der Triumph steigerte ihre gute Laune und schon nahm sie mit einem Strahlen im Gesicht die nächste Bestellung auf. Genau wie Sakura konnte Ino unheimlich sein, wie eine Blume mit süßen Nektar.   Itachi atmete tief durch und richtete seinen Blick auf Sakura. Tränen quollen über ihre Wangen und mündeten salzig auf ihre Zunge. Der Uchiha stand auf, kurz hielt er inne. Eine Frau zu trösten, könnte selbst für ihn eine wahre Herausforderung sein. Unmerklich schritt er auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. Ihr Körper bebte beim Weinen. Innerlich verflucht er seinen kleinen Bruder. »Es tut mir leid, Sakura«, fing er behutsam an. »Es ist nicht deine Schuld. Sasuke ist nun mal ein rücksichtsloses Arschloch.« Sakura sprang auf, drückte sich an ihn und verbarg das Gesicht in der Mulde über seinem Schlüsselbein. Seine Wärme berührte ihre schmerzende Seele und linderte den Schmerz. Bedauern ergriff Itachis Herz wie eine kalte Faust. »Lass einfach alles raus. Lass einfach alles los.« Ein Schniefen unterbrach das Schluchzen und sie begann, sich zu beruhigen. Itachi drückte sie sanft. Trotz der ungewohnten Berührung umfassten ihre Arme seinen Brauch und Rücken. Er verkrampfte sich leicht, denn mit der Bewegung ihrerseits hatte er nicht gerechnet. Alles ging viel zu schnell, selbst für ihn. Unbeholfen streichelte er über ihr Haar, wie eine Frühlingsbrise, warm und zärtlich. Früher konnte seine Mutter ihn damit stets Trost spenden. Die erste Berührung seiner Finger lösten bei ihr eine Gänsehaut aus, doch Sakura zog ihren Kopf nicht zurück. »Danke, Ino«, murmelt sie. Itachi legte seine Stirn in Falten. »Sehe ich Ino ähnlich? Also außer wegen der langen Haare?«, hinterfragte er ihre Dankbarkeit. Dann schob er sie von sich, hielt sie auf einer Armlänge, um sie anzuschauen. Ihre Augen hatten einen klaren Ausdruck, der hinter den feuchten Iris hervorzutreten war und sie blinzelte verwirrt. »Oh!« Die Wangen färbten sich unter dem freundlichen Lächeln rosarot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)