Gefesselt von Hotepneith (Ein Daiyoukai, eine Miko und ein lästiger Zauber) ================================================================================ Kapitel 3: Eine kleine Wanderung -------------------------------- Seven deadly sins, seven ways to win seven holy paths to hell And your trip begins.   Moonchild (Iron Maiden)     Kagome seufzte leise, aber ihr war klar, dass der Kerl, der neben ihr, oder genauer Ah-Un, flog, sicher alles andere als taub war. Sie hatte sich diesen Tag irgendwie komplett anders vorgestellt. War sie wirklich erst heute morgen durch die Umgebung des Dorfes gestreift und halb in Sorge halb zornig über das Ausbleiben von Inu Yasha und Miroku sinniert? Sich vorgestellt, dass sie bei deren Rückkehr für ihren Gefährten kochen würde, dann vielleicht zusammen spazieren zu dem alten Baum … vielleicht zu dem kleinen Teich, kurzum, einen romantischen Abend? Jetzt hockte sie auf diesem Drachen, die Beine begannen zu schmerzen, sie war müde, hatte Sehnsucht nach einem stillen Örtchen – und zu allem Überfluss befand sie sich in der innigsten Begleitung des falschen Halbbruders. Allerdings war ihr nur zu bewusst, dass der, wie sie ja auch, definitiv Interesse daran hatte, den dämlichen Bann möglichst schnell zu lösen. Um den Verursacher brauchte man sich danach vermutlich keine Gedanken mehr zu machen. Das zweifelhafte Vergnügen auf Bakusaiga und seinen Eigentümer zu treffen überlebte keiner. Naja, einer. Sie sah wieder geradeaus. Die Sonne näherte sich dem Horizont, was ihr zweierlei sagte: es würde bald dämmern und sie flogen schnurgerade Richtung Westen. Wie weit es wohl noch zu dem Schloss war, in dem Sesshōmarus Mutter arbeitete? Vermutlich als Hofdame? Immerhin hatte der gemeinsame Vater der Halbbrüder ja den Titel eines Taishō, eines Heerführers, getragen, das wusste sie. Und sie wusste auch, dass es im Mittelalter streng bestraft worden war, wenn man ober- oder unterhalb seines Ranges heiratete. So lag der Gedanke daran, dass auch die Mutter, wenngleich hohen Rangs, aber eben dienstbar war, nahe. Sie sah beiseite. Er wirkte noch immer angesäuert, jedenfalls, wenn man die etwas zusammengezogenen Augen in dem sonst regungslosen Gesicht so deuten wollte. Rin konnte in ihm ja wie in einem offenen Buch lesen und meinte, das sei nicht schwer. Kagome dagegen fand, dass diese eisige Miene sie in ungeheuren Nachteil setzte – sie konnte nicht ahnen, was er dachte. Umgedreht würde es einfacher sein. Schließlich behauptete ja oft genug selbst Inu Yasha, dass ihre Witterung sie schon verriet, ehe es ihr Gesicht anzeigte. Und Sesshōmaru war eben noch näher am Hund... Was half es. „Die Sonne geht bald unter,“ versuchte sie es und kassierte prompt einen Seitenblick, den sie nur als: sag mir nichts, was ich selbst weiß, deuten konnte. „Äh, ich würde gern noch was essen, bevor es dunkel wird. Und dann auch schlafen.“ Und noch etwas, allzu menschliches, aber das würde sie vermutlich nur im Notfall zugeben, dachte der Daiyōkai. Als ob er nicht lange genug mit einem Menschenmädchen herumgezogen war. Immerhin kreischte sie nicht, weinte nicht, probierte nicht gar ihn herumzukommandieren wie Inu Yasha. Das konnte Dämon honorieren. So nickte er nach vorne. Die Miko interpretierte das voll guten Willens als Hinweis und sah geradeaus, diesmal allerdings zu Boden. Sie überflogen gerade einige mittelhohe Berge, angefüllt mit dichtem Wald. Aber dort vorne, ja, er hatte recht, entdeckte sie ein Tal mit einem See und einer Lichtung. Das war bestimmt ein guter Rastplatz und sie könnte … müsste … oh du je. Fünf Meter, um sich in die Büsche zu schlagen? Das konnte nur peinlich werden. Und es bot wenig Trost, dass dem Herrn Hund das vermutlich auch zuwider war. Was hatte sich dieser Vollidiot, der diesen Zauber geplant hatte, denn dabei nur gedacht? Wirklich! Wenn Sesshōmaru nicht aufpasste, hatte sie den Kerl geläutert, ehe der Schwager dazu kam sein Schwert zu ziehen!   Sie landeten kurz darauf auf der Wiese. „Nimm die Maulkörbe ab.“ Sesshōmaru wandte sich um und betrachtete den Wald um sie. Das wenige Yōki, das er spüren konnte, verschwand rasch, sei es, dass die Besitzer den Rückzug bevorzugten, sei es, dass sie höflich ihre Energie verbargen. Die Ankunft eines Daiyōkai bedeutete oft genug Ärger und den wollte niemand hervorrufen. So zeigte er seine auch nur weit genug offen um sich zu legitimieren. Kagome wollte schon auffahren, dass er sie so herumkommandierte, aber dann beschloss sie, dass er es wohl als Gnade empfand ihr den Rücken zuzuwenden. Vermutlich … sie löste den Maulkorb eines Drachens... wusste er sogar, dass sie gleich ein wenig weg wollte. Peinlich, aber irgendwie wohl leider nicht zu ändern. „So, jetzt könnt ihr zwei weiden,“ meinte sie und hängte die Maulkörbe in Ermangelung einer besseren Idee an den Sattel, ehe sie ihren kleinen Sack mit Essen ablegte und hinter dem nächsten Busch verschwand. Tatsächlich, dachte sie dann etwas frustriert, dieser Mistkerl von Hund konnte genau die Distanz abschätzen. Der Bann wurde nicht ausgelöst – aber sie vermutete gerade man so. Es war die weiteste Entfernung, die möglich war. Es war einfach zu ärgerlich, wie dieser Misthund dauernd demonstrierte, wie viel besser als ein Mensch er war. Und das Allerschlimmste, sie machte sich vorsichtig auf den Weg zum See, war, dass er das vermutlich nicht einmal absichtlich tat. Für ihn war das eben normal. Eine Bannkette, dachte sie, während sie die Hände wusch und trank. Eine richtig schöne Bannkette. Gut, er hatte ihr direkt nichts getan, aber in ihrer momentanen Stimmung hätte sie versucht mit ihm den Marianengraben 2.0 zu erschaffen.   Als sie aß, schluckte sie auch ihren Ärger. Es war ungerecht und sie sollte sich wirklich zusammennehmen. Er stand noch immer da, wandte ihr den Rücken zu, was er wohl für höflich hielt. Sie leider nicht. Ihr wurde kalt, als die Sonne fast schon verschwunden war und sie hätte einiges um ein Feuer gegeben. Inu Yasha reichte ihr dann manchmal, oft genug, sein Oberteil oder kuschelte mit ihr. Naja. Kuscheln und Sesshōmaru war wohl nichts. Und sein seidener Haori würde sie nicht einmal wärmen falls er ihn ihr geben sollte. Was half es. Sie war müde und ihr war nur zu bewusst, dass morgen dieser Trip weitergehen würde. So nahm sie den fast leeren Sack und legte ihn als Kopfkissen zurecht, ehe sie sich mehr oder weniger darauf bettete, die Arme um sich schlug. Immerhin, dachte sie, muss ich froh sein, dass ich keine Schuluniform anhabe, sondern die Kleidung einer Miko. Das ist doch wärmer. Leider nicht warm genug. Und ab morgen war auch noch das Essen alle. Wenn Sesshōmarus Mutter eine Idee hatte und den Bann lösen konnte, könnte sie die doch bitten ihr Essen für den Rückweg mitzugeben? Und den nicht ganz so lieben Schwager, ihr Ah-Un für den Rückweg zu leihen? Sie spürte die leichte Erschütterung und öffnete die Augen, nicht erschreckt. Ihr Schlaf wurde bestimmt bewacht und sie glaubte, dass nur ein Lebensmüder sich an ein Lager wagen würde in dem Sesshōmaru herumstand. So war sie leicht überrascht, dass sich der zweiköpfige Drachen neben ihr niederließ. „Ah-Un? Auch müde?“ Statt einer Antwort spürte sie einen Drachenschwanz, der sie behutsam, aber unnachgiebig zu dem Körper schob. „Oh, danke.“ Die Wärme, die der Bauch ausstrahlte, tat gut. Und sie wurde von einem dicken Schwanz auch noch zugedeckt. Das war Fürsorge, aber irgendwie kamen ihr die Tränen, wenn sie daran denken musste, dass die Fürsorge ausgerechnet eines Drachen das Einzige war, was ihr gerade geblieben war. Sie wollte nach Hause.   Der Daiyōkai blickte in die Dunkelheit. Immerhin musste er der Schwägerin eines zugestehen – sie hatte aufgepasst die Distanz zu wahren. Es wäre doch überaus unangenehm für beide Seiten geworden, wäre sie im falschen Moment auf ihn zugeflogen. Das hätte womöglich doch in Aufruhr enden können. Hm. Fliegen. Wenn sie weiterhin so flogen, würden sie morgen gegen Mittag die Grenze erreichen und damit den Bannkreis, der das Schloss schützte. Es war nur zu höflich dort zu warten, das hatte ihm Mutter schon vor langer Zeit beigebracht. Seine Schwanzwurzel schmerzte noch heute bei der Erinnerung an scharfe Zähne, die ihn daran getragen hatten. Das ergab eine kleine Schwierigkeit. Würde er auch morgen fliegen, käme er mit ein wenig gesunkener Energie an. Das könnte haha-ue als Schwäche deuten und, wenn sie eines nicht leiden konnte, dann, wenn ihr Einziger keine Perfektion in allen Dingen zeigte. Ergo, ihre Hilfsbereitschaft senken. Es wäre also ratsam im vollen Besitz aller Kräfte dort auf sie zu warten, wenn er schon in dieser Gesellschaft erschien. Also laufen. Nun, das bot für ihn kein Hindernis, aber ob das Kagome schaffen würde? Vermutlich schon. Sie war keine verweichlichte Prinzessin, sondern zog seit Jahren mit dem.....nun, mit Inu Yasha durch die Lande. Sie sollte also etwas aushalten, Mensch hin oder her. Also würde er den Drachen wegschicken... Er wandte den Kopf. Nicht wirklich, oder? Kaum war Rin nicht da, suchte sich dieses zweiköpfige … den nächsten Menschen zum Kuscheln. Was auch immer diese Schneehexe damit bezweckt hatte, die ihm den verkauft hatte. Sicher, sie hatte nur beteuert der Drache sei gehorsam und pflegeleicht, überdies ein guter Wächter und könne Feuer spucken. Das stimmte alles. Und, wenn er es recht überlegte, hatte die yuki onna es vermutlich verabsäumt dem jüngsten Teil ihr Zucht einen Menschen zum Kuscheln zu geben, ergo keine Ahnung von dieser Marotte haben können. Ein Kopf des schlafenden Drachen öffnete die Augen und sah ihn an. Ja, schön, sollten die beiden da schlafen, es würde ja auch reichen den im Morgengrauen wegzuschicken. Immerhin fror die Miko nicht mehr. Eine Lungenentzündung, oder wie man das nannte, wäre auch überaus unpraktisch geworden, betrachtete man einen schwächlichen menschlichen Körper und die kleine Tatsache, dass vermutlich ihrer beider Leben aneinander gebunden war. Es war nur eine logische Entscheidung. So blickte er wieder in die Dunkelheit und entdeckte ein paar rote Augen, deren Besitzer sich freilich rasch entschloss im Nichts zu verschwinden.   Als Kagome im Morgengrauen das erledigt hatte, was sie selbst vor sich als „Frischmachen“ bezeichnete, stellte sie überrascht fest, dass der Drache nicht mehr da war. Sie hatte am See getrunken und wollte eigentlich frühstücken, sah sich nun aber suchend um. „Ah-Un?“ War der freundliche Drache etwa auch etwas zu essen suchen? Ihr Schwager, der noch immer wie angewurzelt dastand und ihr den Rücken zudrehte, gestattete ihr einen Blick auf seine Silhouette, als er den Kopf wandte.   Sie holte Atem. „Er ist weg? Du hast ihn weggeschickt?“ Da das offensichtlich keiner Antwort bedurfte holte sie erneut tief Luft. Der nette Kerl, ihr Reittier, ihre Hilfe ...und der Vollidiot von Hund schickte den weg? Für was hielt der sich eigentlich? „Was soll der Blödsinn denn? Er ist so nützlich und....“ Oh oh. Den Blick konnte sie abschätzen. Sie war gerade in etwas gehüpft, das mit Fettnapf noch freundlich umschrieben war. Und zwar einen der Sorte: du hast Glück, dass ich dich momentan nicht umbringen darf ohne selbst drauf zu gehen. Tja. Und damit war auch die Frage beantwortet für was sich dieser Riesenhundeidiot hielt. Er hielt sich für einen Daiyōkai, und sowohl Inu Yasha als auch Sango hatten ihr unabhängig voneinander gesagt, dass das so etwas wie ein Daimyo unter Menschen sei, ein Fürst. Super. Und der Herr Fürst schätzte ganz offensichtlich keine Kritik, schon gar nicht von einem Menschen – die Art, die für ihn vermutlich so gleich nach Asseln kam. Leider kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass zwischen: ich darf dich nicht umlegen und ich kann dir Schmerzen zufügen eine ganze Welt an Möglichkeiten lag. Sie hatte mit eigenen Augen schließlich gesehen, wie er Inu Yashas Innereien durchwühlt hatte. Der hatte überlebt, aber sie war kein Hanyō und außerdem tat das mit Sicherheit weh. Schön. Sie sollte einen Weg finden mit diesem unkommunikativen Eisblock zu verhandeln. Leider hatte sie nur zwölf Stunden in der Schule Konfliktmanagement gehabt. Verständnis zeigen, auf die andere Seite zugehen. „Schau, ich verstehe ja, wenn du nicht mehr fliegen willst, warum auch immer. Aber es wäre wirklich hilfreich, wen du mir einfach sagen würdest, was los ist.“ Hielt sie ihn für so schwach? Na gut, er wollte nicht mehr fliegen. Aber das ging sie nun gar nichts an. „Folge meiner Anweisung.“ Das war nun eindeutig zu viel. „Nein. Nicht ohne Erklärung!“ Die Anzahl an Personen, denen gegenüber er sich rechtfertigen musste, waren seit Vaters Tod auf eins beschränkt. So drehte er sich um. Kagome, die das als gewisse Drohung empfand, stemmte rebellisch die Hände in die Hüften. „Nein, so nicht. Wir sind aneinander gebunden, ja, Das gefällt uns beiden nicht, auch klar. Aber es bringt auch nichts, wenn wir uns streiten. Wie müssen zusammen arbeiten, jedenfalls solange, bis dieser bescheuerte Bann weg ist. Das musst du doch einsehen, Herr Stratege!“ Irgendetwas sollte er doch von seinem Vater gelernt haben, der immerhin ein recht fähiger Feldherr gewesen war, wenn man Myōga Glauben schenkte. Sie mochte recht haben, aber wo kam Daiyōkai hin, wenn man sich von einer Miko Vorschriften machen lassen würde? Und, noch ein Problem. Wenn sie in dem Tonfall mit haha-ue redete, wäre jede Chance auf Hilfe dahin. „Wahre die Höflichkeit,“ war das Äußerste an Zugeständnis. „Mir gegenüber und gegenüber meiner verehrten Mutter.“ Er bemerkte, wie ihre Augen groß wurden. War das etwa schon ausreichend? Er hätte sie eher stur wie ein Muli eingeschätzt. Aber in den letzten Stunden war da immer wieder etwas wie Vernunft aufgeblitzt.   Ihre Gedanken hätten ihm nicht gefallen. Sei höflich gegenüber meiner verehrten Mutter? Als ob sie je unhöflich war! IHRE Mutter hatte sie jedenfalls gut erzogen! Aber, Sekunde mal. Höflichkeit gegenüber seiner Mutter extra einzufordern, konnte nur eines bedeuten. Der ach so tolle Herr Hund, erwachsen und ein Daiyōkai, kuschte vor Mami. Na, klasse, Schwager, dachte sie. Du bist gerade offiziell peinlich. Sie spürte den Anstieg des Yōki, sah die elegante Handbewegung, noch ehe sie ein „Iks“ herausbrachte. Und dann stieg der Geruch nach Grillfleisch in die Nase. Hm? Sie wandte den Kopf. Keine zwei Meter hinter ihr befand sie ein schwarzer Fleck im Gras, der noch rauchte – und dem eindeutig der Geruch nach gebratenem Fleisch entstieg. Irgendetwas oder besser, irgendwer, hatte sich von hinten an sie angeschlichen. Rettung, ja. Und gleichzeitig auch eine vage Andeutung, warum sie besser daran tat nicht mit ihm zu diskutieren. Der Kerl würde sie noch in den Wahnsinn treiben. Aber, ja, höflich war etwas. Und sie würde ihm beweisen, dass Menschenfrauen höflich waren! Im Gegensatz zu gewissen Hundeyōkai. „Danke.“ Nun, immerhin. „Gehen wir.“ Das hieß leider ohne Frühstück, aber es wäre taktisch vermutlich unklug gewesen ihn weiter zu reizen. Kagome hielt sich für impulsiv und mutig – aber für keine latente Selbstmörderin.   Auf der weiteren Wanderung sank die Laune bei einem Teil des widerwilligen Paares immer weiter. Kagome spürte es nur zu gut. Erstens war es schlimm genug, dass sie den kargen Rest ihres Essens im Gehen zu sich nehmen musste, zum zweiten ärgerte es sie, dass sie wie ein Dienstmädchen hinter ihm gehen sollte. Sie war doch nicht Jaken! Sie ging auch neben Inu Yasha oder Sango … allerdings musste sie zugeben, als sie den fast leeren Sack, das Schüsselchen befand sich noch darin, in der Ärmeltasche verstaute, dass hier ein Nebeneinandergehen schwierig wäre. Der Wald war dicht und Sesshōmaru schien einer Art bekanntem Pfad zu folgen, den sie beim besten Willen nicht entdecken konnte. Naja, wenn seine Mutter hier in der Gegend lebte, war das wohl der Wald seiner Kindheit? Sie versuchte sich vorzustellen, wie ein kleiner, weißer Welpe hier durchtollte, aber das war sehr schwierig. So steif, ja, arrogant, wie der immer rüberkam, versagte ihre Phantasie dabei ihn bei Kinderspielen zu sehen. Überdies hatte sie genug Ahnung vom Leben im Mittelalter, um zu wissen, dass Söhne aus vornehmen Familien schon früh mit dem Kampftraining beginnen mussten. Überhaupt mit der Ausbildung. Und, wenn sie sich so an die Kämpfe erinnerte, die sie gesehen hatte, so war ihr stummer Begleiter ein erfahrener, analytischer Fechter, der das ganz sicher von ebenso erfahrenen Trainern beigebracht bekommen hatte. Apropos still. „Wie weit ist es noch, Sesshōmaru?“ Keine Antwort, nicht einmal eine Kopfdrehung. Sie seufzte. „Schön, ich formuliere anders. Bekomme ich heute Abend was in dem Schloss zu essen?“ Die Vorstellungskraft des Daiyōkai versagte, als er sich ausmalte, wie diese Bitte bei seiner Mutter aufgenommen werden würde. Er sollte das Übelste verhindern. „Es ist ein Schloss der Yōkai. Keine Menschennahrung.“ Diese Frau kam vielleicht auf Ideen! Zugegeben, sie hatte nicht die mindeste Ahnung, wohin sie gingen und wen sie da treffen wollten. Sie hatte glatt eine Antwort bekommen! Anscheinend musste sie nur aufpassen, wie sie was formulierte. Vielleicht kamen sie doch miteinander aus, solange der Zauber anhielt. „Dann werde ich mir wohl unterwegs was suchen müssen.“ Ja, das wäre ratsam. Immerhin. Solange er ihr Informationen gab, schien sie im Augenblick zumindest auch bereit zu sein sich anzupassen. Hoffentlich, auch, wenn etwas zu hoffen natürlich seiner unwürdig war, wäre er den Bann und damit Kagome heute Abend auch wieder los. Und dann würde er sich auf die Suche nach diesem unsäglichen Daiyōkai machen, der den Zauber gelegt hatte. Vermutlich sogar aus Versehen, denn niemand bei klarem Verstand band doch eine Miko an einen Daiyōkai. Dennoch: das wäre dessen letzter Fehler.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)