Gefesselt von Hotepneith (Ein Daiyoukai, eine Miko und ein lästiger Zauber) ================================================================================ Kapitel 8: Ein guter Rat ------------------------   Who ist the fly in your champaign? Who´s got the body and who´s got the brain? I´ll take your blood and I´ll cure my pain You are the one that I desire You´re the dark, I´m the vampire.   People on Plane: The Vampire   Murks? Die beiden Hauptbetroffenen sahen sich unwillkürlich an und blickten ebenso schnell wieder zu dem Magier, der noch immer die Tafel anstarrte. Ganz so stümperhaft hatten sie den Fünf-Meter-Bann nun auch nicht empfinden können. Oder bedeutete das, dass er ihnen nicht helfen konnte? „Äh, Tanjeri-sensei?“ fragte Kagome daher schüchtern, lieber mit einer Verneigung, wie sie einem ihrer Lehrer an der Schule gebührte. Der alte Magier drehte ihnen den Kopf zu, ehe er sich wieder seinem Problem widmete. „Das kommt dabei heraus wenn mehrere Leute ohne Absprache einen Bann legen!“ zürnte er. „Du bist Miko, hast doch also sicher schon einmal einen Zauber gelöst. Das ist wie gewoben und man kann es ordentlich abwickeln. Das hier ist… Pfusch, ein Flickenteppich von Leuten, die weder zusammengearbeitet haben noch etwas von der Sache verstanden! Einen Schüler von mir, der so etwas abgeliefert hätte, hätte ich selbst nach zweihundert Jahren noch mit einem Tritt hinausgeworfen!“ Er atmete durch und sah sich erneut um. Da er erkannte, dass der menschliche Teil des Duos kurz davon stand in Tränen auszubrechen und der Daiyōkai vor einem Mord, legte er den Kopf etwas schräg. „Das wird dauern, das kann ich euch versprechen. Nun, Miko, du hast offensichtlich auch Hunger. Iss. Und dann meditiert, schlaft, was auch immer. Ich werde einige Zeit brauchen um diesen Unsinn auflösen zu können, damit ich überhaupt weiß was mit diesem Gestümper angerichtet werden sollte.“ Da das bedeutete, dass sich Tanjeri erst einmal um ihr Problem kümmern würde, atmeten beide Besucher mehr oder weniger sichtlich auf. Kagome erkannte erstaunt, dass aus dem Nichts auf dem Kohletischen neben ihr eine Schüssel mit Reis erschienen war. Sie schluckte. Das war sicher nett gemeint, allerdings steckten die beiden Essstäbchen oben drin – eigentlich eine Spende für Tote. Aber sie sollte wohl nicht davon ausgehen, dass der Meisterzauberer oft Reis aß, geschweige denn menschliche Sitten kannte. So meinte sie nur: „Danke“ Und begann den staubtrockenen, aber immerhin gekochten, Reis mit viel Tee hinunter zu spülen. Immerhin bekam sie etwas in den Bauch. Ein Blick seitwärts verriet ihr, dass Sesshōmaru die Klauen auf die Oberschenkel legte, tief einatmete und die Augen schloss. Schön, der wollte wohl meditieren. Der Schlaf blieb dann ihr. Als sie aufgegessen hatte, rutschte sie daher von dem Kissen. Immerhin würde sie hier im Sand und den Kopf weich gebettet schlafen können. Sie war so müde... Und zuckte zusammen, als etwas wie ein Rochen über ihr auftauchte, schwarz, flatternd. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie eine dunkle Decke aus Wolle, die sich weich auf sie legte. Schön, sie bat dem Magier gerade alle Gedanken auf der Reise über seine mangelnde Gastfreundschaft ab. „Danke, Tanjeri-sensei,“ murmelte sie, ehe sie sich seitwärts einkuschelte und die Augen schloss. Der kleine Meisterzauberer drehte nicht einmal mehr den Kopf.   Als Kagome erwachte musste sie einen Moment nachdenken, wo sie war. Das Becken vor ihr, die warmen Wogen von Yōki, die sie umhüllten … Meister Tanjeri? Sie richtete sich auf. Schön, daher kam die dämonische Energie. Sesshōmaru saß noch immer neben ihr, offensichtlich in tiefster Versenkung. Nur, wieso erschien ihr seine Macht nicht so kalt wie gewöhnlich, sondern warm? Weil sie hier in einer magischen Welt waren? Aber zuvor war das doch auch nicht so gewesen? Und da war ja auch der Meisterzauberer. Sie richtete sich möglichst lautlos zum Sitzen auf, denn auch der schien tief versunken in den Anblick der Magie dieses Vampirs. Trinken wäre keine so schlechte Idee, fand sie – und hätte sich um ein Haar den kochenden Tee über den Schoss gegossen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Teekanne sich wieder komplett gefüllt hatte. Sie entschuldigte sich nochmal in Gedanken bei dem Gastgeber, der sein Handwerk in jeder Hinsicht offensichtlich verstand, als sie das nächste Schälchen eingoss. Reden war ja wohl unerwünscht und so musterte sie den Garten, der offensichtlich nach einem Plan angelegt war. Pflanzen, die sie nicht deuten konnte, bekannte Büsche, keines jedoch wie das andere. Vögel mit langen Federn am Schwanz hocken im Dickicht und sangen. Das waren keine Paradiesvögel, oder wie die hießen. Aber irgendwoher kamen sie ihr bekannt vor. Was für ein verwirrender Ort. Und es wurde nicht besser, wenn sie sich sagte, dass außerhalb immerhin das Jenseits lag, die Unterwelt.   Ein Schwall an Magie ließ sie zusammenzucken, ehe sie erkannte, dass das wohl so eine Art Wecker gewesen war, denn Sesshōmaru atmete kürzer, kam offenbar zurück, und Tanjeri-sensei drehte kurz um und flog ihnen gegenüber, nur, um von der Glaskugel abzuspringen und sich auf der anderen Beckenseite in den Sand zu setzen, den grün glänzenden Kimono zurecht zupfend. Er musterte seine Besucher, ehe er langsam meinte: „Ich werde wohl ein bisschen ausholen, damit ihr versteht, worum es geht. Schrecklich kompliziert, wie es hätte sein sollen und noch komplizierter, was tatsächlich passiert ist. Kurz erst einmal: deine Mutter, Sesshōmaru, hatte recht, es handelt sich um den Bann eines Vampirs. Allerdings keines Energievampirs, der von Yōki und Reiki lebt. Die sind definitiv ausgestorben. Aber es gab einst auch Emotionsvampire, die von den Gefühlen anderer Wesen lebten. Ich erzähle euch ein wenig ihre Geschichte, damit ihr euren Gegner einschätzen könnt.“ Kagome war sicher, dass sich das hauptsächlich auf den Daiyōkai und dessen schwindenden Geduldsfaden neben ihr bezog. Aber sie senkte brav den Kopf. Nur nicht den einzigen Typen verärgern, der ihnen helfen konnte und das auch noch wollte.   „Vor langer Zeit stellten die Götter fest, dass Menschen sehr viele Gefühle hatten, darunter auch sehr viele negative, wie Zorn, Trauer, Leid. Um ihnen zu helfen wurden die Gefühlsvampire erschaffen. Sie sollten die negativen Gefühle der Menschen aufnehmen und sich davon ernähren. Leider hatte niemand damit gerechnet, dass die Emotionsvampire intelligent waren. Sie erkannten rasch, dass sie mehr negative Gefühle fressen konnten, wenn sie zuvor den Menschen Leid zufügten.“ „So etwas wie die Wachen von Askaban?“ entkam es Kagome: „Dementoren?“ Sowohl Daiyōkai als auch Zauberer sahen sie an, als ob sie … nun ja. Närrin, die sie war. Sie sollte den Mund halten.   „Ich weiß nicht, was Askaban ist.“ Aber der Magier fuhr fort: „Dann bemerkten sie allerdings, dass Menschen sehr zerbrechliche Geschöpfe sind und Yōkai besser durchhielten, ihnen mehr Gefühle gaben. Leider waren die Yōkai zu dieser Zeit dabei sich zu entwickeln. Es entstanden eine Menge, und das sage ich aus eigenem Erleben, eine Menge Daiyōkai. Die Vampire sahen rasch, dass sie stark waren, lange durchhielten – und sie einem Daiyōkai schon dadurch Leid zufügen konnten, dass sie ihn oder sie gefangen nahmen. Nein, Sesshōmaru, das ist nicht unmöglich. Die Vampire reduzierten die Daiyōkai ziemlich. Diese taten darauf hin etwas Ungewöhnliches. Sie schlossen sich zusammen. Jeweils drei gingen zusammen und suchten die Vampire. Danach galten die Emotionsvampire als ausgerottet. Alles, bis auf einen, will mir nun scheinen. - Beachtet, Kinder, euer Gegner gehört zu einer Spezies, die sich darauf spezialisiert hat Daiyōkai zu jagen und zu töten. Ihr solltet ihn nicht unterschätzen. Oh, und wenn ich „er“ sage, ist das nur meine Rede. Emotionsvampire kennen nur ein Geschlecht.“ Tanjeri blickte in das Wasser. „Ich stelle mir den Ablauf so vor. Die Jagd der Daiyōkai nach den Vampiren verlief durchaus sehr erfolgreich. Aber dieses eine Exemplar hatte anscheinend kurz davor einen Daiyōkai gefangen genommen und lebte nun von seinen negativen Gefühlen. Der Vampir lebte also all die Zeit in seinem Versteck. Sei es ein Wald, eine Höhle, was auch immer. Nun scheint die Lebensenergie des Daiyōkai aufgebraucht zu sein und der Vampir machte sich erneut auf die Jagd, um Nachschub zu erhalten. Emotionsvampire sind Meister der Tarnung. Aufgrund der kleinen Spur menschlicher Magie in dem Bann vermute ich, dass er sich als Mensch tarnte, Mensch mir Reiki. Das geht für sie einfach. Er übernimmt den Körper und tötet den Menschen. - Kagome, hast du in den Tagen, Wochen, bevor dieser Zauber gelegt wurde einen unbekannten Mönch getroffen, eine Priesterin?“   „Wir trafen vor einigen Tagen eine Miko, ja.“ Sie dachte nach. „Sie erzählte, dass sie weit in den Westen gehen sollte, zu einem Tempel, sie solle den übernehmen. Sie wirkte sehr müde.“ „Wir. Wer war noch dabei?“ „Kaede, das ist die alte Priesterin, bei der ich lerne und Rin, das ist das Mädchen, das … nun, um das sich Sesshōmaru kümmert.“ Sie versuchte krampfhaft zu ignorieren, dass sich ihr Nachbar aufrichtete und anspannte. Der uralte Magier schien nichts zu bemerken. „Eine alte Frau, ein halbes Kind und du. Du erschienst ihm als der beste Fall, denke ich. Er spürte sicher deine Fähigkeiten. Und, da unterlief ihm ein Fehler. Er muss wahrlich sehr lange nicht mehr in der Welt gewesen sein. Zu seiner Zeit, also, als die Jagd auf die Vampire startete, kämpften mächtige Miko und Daiyōkai miteinander. Etwas anderes konnte er sich wohl nicht vorstellen. Also wollte er den Bann so legen, dass, wenn ein Daiyōkai dich angreifen würde, euer beide Gefühle, negativen Gefühle, auf ihn übergehen. Daher kehrte er nach Hause zurück und zwang den Daiyōkai, den er gefangen hält, diesen anderen Bann zu legen, der euch aneinander fesselt. Der Plan war einfach, ihr kämpft, er bekommt die Emotion.“ „Verzeihung, Tanjeri-sansei,“ murmelte Kagome. „Aber, wäre das nicht ziemlich… kurz? Ich meine, wenn wir so aneinander gebunden sind und uns bekämpfen würden... wenn der Kampf vorbei ist, hätte er doch nichts mehr, oder?“ Da hatte sie tatsächlich einmal recht. Sesshōmaru blickte ebenfalls auffordernd zu dem Zauberer. Der nickte nachsichtig. „Ja, aber wie bereits erwähnt sind diese Vampire nicht dumm. Da gibt es noch einen Zauber, den er gelegt hat. Und, wenn ich raten sollte, würde ich annehmen, dass der genau euer Ende verhindern soll.“ „Stirbt der Eine, dann auch der Andere, so sagte es Tōtōsai,“ gab sie zu, ohne ganz zu verstehen. „Oh, nein, so ist es nicht.“ Kagome schluckte, als sie die langsame Kopfdrehung des Hundefürsten zu ihr bemerkte. Oh oh. Alle Urinstinkte schlugen gleichzeitig an: Todesahnung, Fluchtgedanken, Kampfbereitschaft und schiere Panik. Tanjeri lächelte milde. „Du kannst sie nicht töten, Sesshōmaru. Allerdings nicht, weil du dann ebenfalls stirbst. Ich halte das für einen Spiegelbann. Angenommen, Kagome, du würdest einen Pfeil auf ihn schießen, mit läuternder Energie, würde der nichts bringen. Aber du würdest die Schmerzen empfinden, die er empfinden sollte. Umgedreht ist es genauso. Jede Verletzung, die du, Kindchen, erhältst, wird dir, Sesshōmaru, schaden. So. Zu allem Überfluss scheint es sich bei dem Daiyōkai, den dieser Vampir gefangen gesetzt hat, um ein sehr starkes und mächtiges Exemplar zu handeln. Er wurde gezwungen den Fünf-Meter-Bann zu legen. Und hat es irgendwie noch vermocht einen zweiten Zauber zu legen, offensichtlich ohne dass der Vampir das mitbekam. Dazu gehört wirklich Kraft und Mut, meine Lieben, nach so langen Jahrhunderten. Dieser zweite Bann scheint euch noch nicht aufgefallen zu sein, vermutlich, weil es da Inu Yasha gibt und so etwas wie Familienehre. Ansonsten würde ich darauf wetten, dass ihr durch den Liebeszauber bereits übereinander hergefallen wärt.“ Er genoss den einmaligen Anblick Miko und Daiyōkai gleichermaßen vor sich sprachlos zu sehen. Selbst in seinem langen Leben einzigartig. „Was das soll, fragt ihr euch? Das war wohl alles, was diesem Daiyōkai noch einfiel um zu verhindern, dass ihr euch gegenseitig verletzt. Womöglich hofft er auf Rettung durch einen anderen Daiyōkai.“ „Liebeszauber?“ wiederholte Kagome fassungslos. „Spiegelbann.“ Sesshōmaru klang kaum begeisterter. Tanjeri hob begütigend die Hand. „Ich sagte ja schon, Murks. - Allerdings geben die Zauber euch eine Chance die Spur des Vampirs zu verfolgen. Er wollte eure Gefühle spüren, sich davon ernähren. Also muss die Magie mit ihm verbunden sein. Ich werde einmal versuchen herauszufinden wo er sich aufhält. Genau werde ich es kaum bestimmen können, aber einigermaßen. Und ich würde euch dann in diese Gegend schicken. Kleiner Vorteil, wenn man im Jenseits wohnt. Nur, denkt daran: es handelt sich um jemanden, der sich darauf spezialisiert hat Daiyōkai zu jagen. Das wird nicht einfach.“ Sesshōmaru lächelte. Kagome spürte etwas wie einen Schauder, auch, wenn das Lächeln immerhin nicht ihr galt. Sie sagte jedoch tapfer: „Wisst Ihr, Tanjeri-sensei – einfach wird es nicht, aber es ist ein Muss.“ Der Meisterzauberer nickte etwas. „Ich werde noch einige Zeit brauchen. Magst du baden, Kindchen? Gleich dort drüben ist mein Badehaus. Falls Sesshōmaru so freundlich wäre sich an die Wand zu setzen, könntest du dich ein wenig entspannen und deine Muskulatur heilen.“ Da das schlicht bedeutete, wenn er nicht so freundlich wäre, würde sie demnächst zusammenbrechen, erhob sich der Daiyōkai wortlos und ging die Schritte zu der angedeuteten Stelle des Hauses. Besser so, als wenn er sie unter dem Arm mit sich schleppen müsste, ein Unding. Hoffentlich war sie durch Inu Yasha erzogen genug keine Mittel zu verwenden, die eine Hundenase belästigen würden, sonst konnte er sie demnächst gleich wieder baden schicken. Auch er bedachte nicht, dass man mit manchen Wünschen vorsichtig sein sollte.   Kagome folgte eilig, sah sich noch einmal um, ehe sie durch die Bambustür huschte. Ja, ein Badehaus. Klein, übersichtlich und eindeutig nur für den Hausherrn gedacht. Aus dem Nichts erschienen ein kleiner Zuber mit warmen Wasser, Waschlappen und ein schönes, großes Badetuch. Wirklich, der Magier war überaus gastfreundlich. Sie sollte einfach lernen keine Vorurteile auch nur zu denken. Wie alt er wohl war? Er hatte erwähnt, dass er die Entstehung der ersten Daiyōkai aus eigenem Erleben kannte … das war bestimmt nicht nur mehrere tausend Jahre her, wenn sie so an die Alterspanne der Yōkai dachte. Vielleicht hatte er sich darum hierher zurückgezogen, an den vielleicht einsamsten Ort aller Welten. Er hatte bereits alles gesehen. Nun ja, dachte sie, als sie gewaschen mit einem Seufzer in das fast vierzig Grad heiße Wasser glitt – es wäre bestimmt taktisch unklug ihn zu fragen, wie alt so ein Magier werden konnte. Auch, wenn sie es gern gewusst hätte.   Als die Miko sehr angenehm ermüdet und entspannt aus dem Badehaus kam, sah sie zu ihrer Überraschung Tanjeri-sensei direkt vor Sesshōmaru sitzen. Die Beiden hatten offenbar auf sie gewartet und so ließ sie sich eilig in den Sand nieder, bemerkte durchaus den prüfenden Atemzug des Daiyōkai. Nein, sie hatte weder Seife noch Parfüm genommen, für was hielt er sie eigentlich? Total gedankenlos? Gut, man sollte keine Fragen stellen, wenn man die Antwort schon kannte.   Der Meistermagier hob die Hand. „So, da wir nun vollzählig sind – hier, diese kleine Kugel kennt ihr ja bereits. Ich werde sie euch mitgeben, wenn ich später ein Portal erschaffe, durch das ihr springt. Wer sie von euch trägt, dürfte eigentlich gleich sein. - Das Portal endet im Süden auf Ryuku. Dort leben verhältnismäßig wenig Menschen, jedoch eine Menge magischer Lebewesen. Vermutlich fiel das Versteck dieses Gefühlsvampirs auch darum niemandem, also keinem der jagenden Daiyōkai, auf. Wenn ihr dort seid, lasst die Kugel frei. Sie wird euch voran fliegen, auf der Bannspur, die dieser Vampir zu euch gelegt hat. Und solange meine Magie sie nährt. Das wird kaum direkt bis zu ihm sein, dann müsst ihr eben allein weitersuchen. Mehr kann ich euch nicht helfen.“ Da das bereits eine ziemliche Menge war, meinte Kagome aufrichtig: „Vielen Dank, sensei.“ Sesshōmaru neigte kurz den Kopf. Das war viel, jedoch hatte er mehr erhofft. Nun, es war sinnlos zu hoffen, wenn andere Fakten gegeben waren. Und seiner unwürdig. „Noch einmal eine Warnung, an euch beide, aber vor allem an dich, Junge.“ Tanjeri-sensei verwendete Worte, für die jeder andere umgebracht worden wäre. „Ein Emotionsvampir ist etwas, das du noch nie getroffen hast – ein Lebewesen, dass sich auf die Jagd nach Daiyōkai spezialisiert hat. Ja, es gibt sicher Möglichkeiten es zu töten. Aber vergiss nie, wie viele Daiyōkai ihnen zum Opfer fielen und dass es nur im Team von Drei gelang sie zu beseitigen. Ich weiß, du willst sagen, dass du kein Irgendwer bist, dass du aus guter Familie stammst – das taten jedoch andere auch. Bleibe bedacht und kämpfe mit Bedacht.“ Er vermied das Wort vorsichtig doch, dachte Kagome, aber das war wohl auch besser, denn sie hatte das unbehagliche Gefühl neben einem brodelnden Vulkan zu sitzen. Nicht, dass es auch nur einen Hinweis nach außen geben würde, aber ihr Reiki strich förmlich in Wellen über ihre Haut und das ganz bestimmt nicht ohne Ursache. Mehr um abzulenken, erkundigte sie sich: „Es ist Euch leider auch nicht bekannt, ob ich den Vampir läutern könnte?“ „Ich vermute eher nicht, Kindchen,“ erwiderte Tanjeri prompt. „Ein solcher Emotionsvampir besitzt kein Yōki, das du läutern könntest. Nicht einmal unrechtmäßiges. Denkt beide stets daran – es sind Wesen des Nichts. Sie leben nur, wenn sie negative Gefühle anderer erbeuten können. Genau das könnte sie auch so schwer zu besiegen machen. Ich selbst traf nie einen. Nun, das wäre amüsant geworden. Für mich, natürlich.“ Das einzige Gefühl, das er besaß, war eine gewisse Erheiterung über Besucher, die ihn selten genug hier aufsuchten. Zorn, Neid, Rachsucht waren seinem innersten Kern wesensfremd. „Warum beseitigt Ihr den Vampir dann nicht?“ fragte Kagome prompt. „Soweit solltest du Magie kennen, mein Kind. Als ich mich hier einschloss, ließ ich mir nur einen einzigen Ausweg. Daran kann ich nun nichts mehr ändern. Jagd auf Vampire war es nicht.“ Sie wagte nicht zu fragen, was dann. Irgendetwas hatte in seinem Blick gelegen, das ihr so richtig bewusst gemacht hatte, dass sie hier einem Wesen gegenüber saß, dessen Alter nicht nur ehrfurchtgebietend, sondern eher erschreckend war, gerade aus Menschensicht. „Verzeiht, Tanjeri-sensei.“ Etwas wie ein seufzendes Lächeln. „Ich vergesse manchmal in meinem Exil wie rasch die Jugend ist,“ erklärte er nachsichtig. „Ich bin eben schon recht alt – so alt wie die Magie selbst.“ Kagome starrte ihn mit offenem Mund an, ehe sie meinte: „Ihr seid … eines der ersten Wesen mit Magie?“ Sesshōmaru war fast froh, dass sie ihm diese Frage abnahm, die auch ihn eben umtrieb. Wie alt war dieser Meisterzauberer denn dann? Tanjeri kicherte etwas verlegen. „Nein, Kindchen. Ich bin DAS allererste Wesen mit Magie, entstanden aus der reinen, ersten. Darum gibt es keine Zauberkunst, die ich nicht erkennen könnte. Und genau darum war es wichtig, dass ich mich aus der Welt zurück ziehe. Magie hat auch immer Folgen.“ Sie nickte ernsthaft. Ja, dass hatte ihr Kaede, aber auch Miroku schon beigebracht. Nichts geschah ohne Reaktion. Der Meistermagier blickte zu dem Daiyōkai, der scheinbar ungerührt dasaß. „Deine Kälte mag dein Schutz sein, wenn du dem Vampir begegnest. Aber verlasse dich nicht zu sehr darauf. Sie sind offensichtlich einst sehr fähig darin gewesen auch die Gefühle von Daiyōkai zu wecken. Nun, kommt mit zum Teich.“ Da er die Kugel in die Luft warf und ihr stummer Begleiter sich schlicht erhob, nahm die Miko die Kugel aus dem Sand. Natürlich, murrte sie. Der feine Herr Hund wollte die kaum spazieren tragen! Erst dann bedachte sie, dass er sie immerhin bereits zwei Mal aufgefangen hatte. Sie war wohl schlicht an der Reihe. Verflixt, wieso dachte dieser Idiot immer so nüchtern und logisch? Das konnte eine, zugegeben recht impulsive, Menschenfrau wirklich in den Wahnsinn treiben! Aber natürlich wäre es intelligenter dazu zu schweigen. Trotzdem hätte sie fast gequietscht, als sie neben Sesshōmaru an das Becken trat, wo Tanjeri in das Wasser starrte.. „Die Kugel,“ brachte sie hervor. Denn die leuchtete in orange.   „Ah.“ Der Zauberer strich seinen Bart. „Sehr gut. Das ist eure Spur. - Ich öffne jetzt das Portal. Halt die Kugel fest und spring hinein. Du folgst ihr.“ Beide mussten die Frage unterdrücken warum in dieser Reihenfolge. Wäre es nicht besser, der Daiyōkai würde als erster in unbekannten Gegenden landen? Aber dann war klar, warum. In einem solchen Portal würde die Kugel die Führung übernehmen und sie lenken. Dann jedoch wäre es besser, wenn sich die Miko um den magischen Wegweiser und der Hundefürst um etwatige Feinde kümmern würde – und beide Hände zum Kampf frei hatte. Und alle Zwei waren froh geschwiegen zu haben, sich nicht vor dem jeweils anderen oder dem Meistermagier blamiert zu haben.   Das Wasserbecken vor ihnen veränderte die Farbe. Schwärze begann sich zu drehen, untermalt von Kreisen aus Hellblau und Orange. „Danke, Tanjeri-sensei, wirklich, vielen Dank,“ sagte Kagome noch einmal höflich, ehe sie den Schritt in das Becken machte. Unverzüglich spürte sie das Yōki hinter sich.   Der kleine Meisterzauberer wandte sich um. Er hatte getan, was er konnte und war neugierig, was dieses doch ungewöhnliche Gespann erreichen konnte. Aber vielleicht sollte er einmal seine Schülerin kontaktieren? Nicht nur, um sie zu informieren, dass und wie weit er ihrem Sohn helfen konnte, sondern auch, ob wenigstens sie wusste, wer diese Dementoren aus Askaban waren.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)