Gefesselt von Hotepneith (Ein Daiyoukai, eine Miko und ein lästiger Zauber) ================================================================================ Kapitel 10: Ein medizinischer Notfall ------------------------------------- Help! I need somebody Help! Oh, just anybody, Help!   Beatles: Help   Kagome blickte vorsichtig seitwärts. In dem kleinen Spalt herrschte Halbdunkel und ihr drängte sich mehr die weiße Kleidung, Haare und die schwarze Rüstung ihres Begleiters auf. Sie erkannte jedoch eindeutig, dass er den Kopf an die felsige Wand zurücklehnte. Nein, es ging ihm nicht gut, und das war leider ihre Schuld. Na schön, auch die dieses dämlichsten Vampirs aller Zeiten, der diesen Spiegelbann gelegt hatte. Leider konnte sie nicht umhin festzustellen, dass sie selbst, hätte dieser Giftdrache sie tatsächlich erwischt, vermutlich inzwischen schon reif für eine, hier sicher nicht vorhandene, Intensivstation gewesen wäre. Sesshōmaru war ein Daiyōkai und würde doch bestimmt mit dem Gift und der Verletzung besser zurande kommen als sie. Damit tröstete sie sich und lehnte sich ebenfalls etwas zurück. Immerhin waren sie durch Tenseigas Bann hier vor diesen kleinen Biestern geschützt. Jetzt wusste sie auch, an wen oder was sie der Drache erinnert hatte. Nicht unbedingt eine Kragenechse aus dem Zoo, obwohl die so ähnlich aussahen, wenngleich kleiner. Da hatte es doch in „Jurassic Parc“ diese kleinen Saurier gegeben, die den unzufriedenen Programmierer gefressen hatten? Nun ja. Nichts, was sie ihrem stummen Zwangspartner erzählen sollte, der schon bei ihren Harry Potter Vergleichen immer sehr eigenwillig drein blickte. Ihm auch noch erklären zu sollen, was Saurier oder gar Programmierer waren, würde sie doch etwas überfordern. Und ihn weniger als nicht interessieren, zugegeben. Sie warf einen Blick auf seinen verletzten Oberschenkel, der ihr zugewandt war. Noch immer schien Gift, vermischt mit Blut die weiße Seide zu tränken. Und der Herr Hund wirkte ungewohnt matt. Hoffentlich wurde er wirklich mit dem Gift fertig. Und das hätte sie ja treffen sollen. Ach du je. Sie spürte eine eisige Furcht ihre Wirbelsäule emporklettern. Wenn das stimmte? Wie sollte sie ihm das klar machen? Sie wusste nicht viel von solch einem Spiegelzauber, aber eigentlich wäre ihre Folgerung logisch. Oder? Sie dachte noch einmal nach, ehe sie zugegeben zögernd meinte: „Äh, Sesshōmaru, könnte es sein, dass der Spiegelzauber noch eine Nebenwirkung hat?“   Er reagierte zunächst nicht, aber dann öffnete er die Augen und sein Blick glitt zu ihr.   Fein, offenkundig durfte sie reden und er war soweit noch wach. Aber, nun ja, wie sagte man so etwas seinem mörderischen Schwager? „Die offensichtliche Wirkung dieses dämlichen Zauberspruches ist ja die,“ begann sie eilig, um sich nicht selbst kirre zu machen: „Dass ICH gebissen wurde, aber du den Schmerz und das Gift erhalten hast. Ich habe jetzt nur nachgedacht und die gewisse Befürchtung, dass das leider nicht die ganze Wirkung ist. Zugegeben, ich verstehe wenig von Magie, sicher weniger als du, aber mir kommt es eben eigen vor, dass du dermaßen Probleme hast. Ich meine, du bist ein Daiyōkai und nicht gerade einer vom letzten Haken.“ Da ein weiterer Blick sie mahnte zur Sache zu kommen: „Was wäre, wenn du eben nicht nur das Gift und den Schmerz bekommen hast, sondern auch einen gewissen Anteil … das klingt so eigen, ich weiß … meines Blutes?“ Da sich seine Klaue anspannte, brauchte sie gewissen Mut um fortzufahren: „Das würde erklären, warum es dich dermaßen trifft. Und, der Umkehrschluss lautet, leider, dass wir diese Verletzung bei dir behandeln müssen, als sei sie bei mir. Auswaschen, kühlen und ….und so....“ Au weia. Hilfe? Allerdings hatte sie in den letzten Monaten genug menschliche Patienten behandelt, um in dem eiskalten Blick, der ihr gerade das Blut in den Adern gefrieren ließ, auch etwas anderes zu sehen – in seinen Augen glitzerte es. Fieber. Das bewies nur, dass sie recht hatte. So zwang sie sich tief durchzuatmen. „Ich sage das wirklich ungern, das kannst du mir glauben … Aber du hast jetzt schon Fieber. Und, wenn du hier drauf gehst, ich doch auch. Bitte, Sesshōmaru, lass mich diese Verletzung zumindest ansehen. Ich … Ich weiß, dass du das nicht willst, aber dieser Vampir würde sich doch ausschütten vor Lachen, wenn wir hier beide drauf gehen.“ Und sie hatte geglaubt, Inu Yasha wäre stur und schwer zu überzeugen? Was jetzt? Gegen seinen Willen Sesshōmaru anzufassen, gar auszuziehen, würde vermutlich ihr nur den Darwin Award einbringen, mit dem Zusatz: sie hat sich freiwillig aus dem Genpool genommen. „Wie?“ Diese Frage verwirrte sie derart, dass sie ihn nur anstarrte. Wie, was? Sie umbringen?   Sesshōmaru hätte gern die Augen geschlossen und sich entspannt, aber irgendetwas in ihm war der Überzeugung, dass sie recht hatte. Sie war jedenfalls sicher recht zu haben, sonst hätte sie solch einen Unsinn nie laut ausgesprochen. Er kannte schließlich den eigenen, mörderischen, Ruf. Warum sie jetzt absolut nicht verstand, wusste er nicht. „Wie auswaschen?“ konkretisierte er. „Oh.“ An eine derart praktische Sache hatte sie noch gar nicht gedacht, war eher der Überzeugung gewesen ihn noch weiter überreden zu müssen. Allerdings alarmierte sie seine prompte Zustimmung. Es musste ihm noch schlechter gehen als er es zeigte. „Ich dachte, ich nehme meine Bluse her.“ Oh, wunderbare Idee. Er stellte sich für einen Moment die Rückkehr ins Dorf vor. Selbst, wenn sie ihre Kleidung danach auswusch wäre die Nase sogar eines Halbblutes kaum zu täuschen. Inu Yasha war impulsiv und ein Narr, das gab ein Duell, warum sie nach dem Älteren roch, ehe sie das noch erklärt hatte. Und zugegeben, dachte der Daiyōkai, diese Erklärung brauchte die kleine Familienschande wirklich nicht zu hören. Der Hanyō würde sich Jahrhunderte über ihn lustig machen. Ohne weiteres Wort zog er mit der Linken Tenseigas Scheide aus seinem Gürtel und legte sie neben sich, Bakusaiga folgte. Dann öffnete er den Obi und reichte ihr das gelb-blaue Seidenband. „Wasch es aus,“ befahl er mit aller ihm noch zur Verfügung stehenden Kühle.   Kagome atmete etwas auf, nahm das Seidenstück und wandte sich ab, sicher, dass er das auch damit erreichen wollte. Während sie die Seide behutsam in dem kleinen Sinterbecken ausdrückte, bedachte sie, dass das wirklich überaus fein gewebt war. Sicher von Yōkai, denn sie glaubte nicht schon einmal einen so feinen Stoff unter den Fingern gespürt zu haben. Leises Metallklirren hinter ihr. Legte er doch den metallenen Lendenschurz ab? Hatte sie ihn zumindest zur Kühlung überzeugen können? Oder aber – ging es ihm viel schlechter als er tat? Sie hatte zwar bei Kaede schon allerlei für die Behandlung Kranker gelernt, aber ein von einem Drachenbiss betroffener Daiyōkai war noch nie dabei gewesen, geschweige denn der Spiegelbann. Als sie sich umwandte, musste sie ein Grinsen unterdrücken. So mies die Lage war und so mörderisch der Herr Hund – das war fast niedlich. Er hatte sich die Hakama am rechten Bein bis knapp über das Knie heruntergezogen, links aber belassen. Seine Boa lag nun über seinem Schoß und zwischen seinen Beinen. Schamgefühl bei einem Yōkai? Man lernte nie aus. Sie nahm sich zusammen und musterte die Verletzung. „Das sieht nicht gut aus,“ erklärte sie leise. „Ich wasche jetzt mal das Blut und das Gift ab, vielleicht kann man dann mehr erkennen. Immerhin kommt jetzt auch Eiter.“ Sie brauchte gar nicht aufzusehen, um zu wissen, dass er damit nichts anfangen konnte. „Das ist eine körperliche Reaktion bei Menschen, der Körper wirft sozusagen damit Bakterien, äh, Krankheits- oder Giftstoffe, hinaus.“ Sie zögerte noch kurz, dann begann sie ihre Arbeit. Als sie die Seide erneut auswusch, bedachte sie, dass der Kerl wirklich gut gebaut war. So, was sie vom Oberschenkel und Hinterteil sehen konnte …. Sie rief sich zur Ordnung. Das war ein Patient. Und, da ihr eigenes Überleben auch noch mit dran hing, sollte sie solchen Unsinn besser sein lassen. So achtete sie lieber auf seine rechte Hand, die nur scheinbar locker neben ihr lag. Ihr war bewusst, dass er sie damit ohne jede Anstrengung zerreißen könnte, aber er schien einzusehen, dass sie recht gehabt hatte. Immerhin etwas. Zum ersten Mal entpuppte sich seine Sachlichkeit als wirklich nutzbringend. Nach noch einmal abwaschen meinte sie: „Ich denke, es kommt nichts mehr nach, es scheint soweit zu wirken. Wenn du magst, ich meine, ich weiß von Inu Yasha, dass er nach Verletzungen in solch einen tiefen Schlaf fällt....“ Hilfe? Das war wohl schon wieder zu viel gewesen, dem Blick nach zu urteilen. Er wollte sich sicher nicht mit einem Hanyō vergleichen.   Leider musste er ihr erneut zustimmen. Das einzig Erstaunliche an ihrer Aussage war, dass der Bastard in den Heilungsschlaf eines vollblütigen Yōkai verfiel. Nun gut. Irgendwo musste ja auch Vaters edles Blut durchschlagen.   Kagome atmete durch. „Ich werde die Seide jetzt um deinen Oberschenkel wickeln ...nein?“ Denn er griff wortlos danach. Na gut. Er wollte wohl seine Boa nicht durch sie verschieben lassen. So ergänzte sie nur: „Ich gehe dann mal nach Kräutern für eine Packung suchen … Nein?“ Was spielte der Hundeidiot eigentlich? Einen Wettbewerb nicht mehr als hundert Worte pro Tag? Er blickte zu dem Bannkreis. Sie wollte schon einwenden, dass sie Tenseiga sicher durch lassen würde, als sie Schatten draußen wahrnahm und etwas wie ein Gezwitscher. „Drachen?“ hauchte sie nur. Offenkundig hatten die sie noch nicht bemerkt. Vielleicht gehört, ja, aber die Illusion schien stand zu halten. Na schön, dann hatte sie wohl alles getan, was sie sonst konnte. So lehnte sie sich etwas zurück an die Felswand und nahm den Bogen um ihn auf ihren Schoß zu legen, den Köcher neben sich ziehend. Die Schatten draußen schienen wirklich zu suchen. Falls der Daiyōkai tatsächlich in den Heilungschlaf sank, musste und würde eben sie wachen. So schön sie es auch gefunden hätte auch eine Mütze voll Schlaf zu nehmen – zum Sterben war das nicht schön genug. Sobald der Bannkreis nachgab würden diese winzigen Biester sie beide finden. Und dann gab es kein dann mehr. Sesshōmaru war eindeutig in einem miesen Zustand. Noch einen Giftbiss würde er kaum überstehen, von mehreren ganz zu schweigen Und sie selbst – fraglich? Erst, als sie von draußen nichts mehr hören konnte und auch keine Schatten mehr erkannte, drehte sie den Kopf zu ihrem Patienten. Er hatte sich tatsächlich die Seide um den Oberschenkel gelegt und die Augen geschlossen. Da sein Atem kaum zu sehen war, vermutete sie, dass er schon tief schlief. Aber sie konnte, wenn sie behutsam die Hand in seine Richtung hob, spüren, dass seine Körpertemperatur weitaus höher als die ihre lag. Nun ja, das war sie bei Yōkai und auch ihrem Hanyō immer, aber das war doch noch einmal etwas sehr Ungewohntes. Und es ließ ihre Besorgnis nicht gerade sinken. Zu allem Überfluss dämmerte ihr gerade eine noch lästigere Sache – bei heftigem Zorn neigten solche Yōkai doch dazu sich in ihre wahre Gestalt zu verwandeln? Galt das auch bei Krankheit? In Lebensgefahr? Die Aussicht, in dieser engen Spalte mit einem mehrmetergroßen Hund hinter einem Bannkreis zu sitzen, der erhebliche Schmerzen hatte, wäre mehr als unschön. Zum Einen neigten Hunde im Schmerz dazu um sich zu schnappen – kaum erstrebenswert bei einem Maul, in dem man ohne Mühe einen Ochsen transportieren konnte – zum Anderen wäre es auch ziemlich dämlich, stünde auf ihrem Grabstein: erdrückt vom Hinterteil eines Hundes. Das sollte sie vermeiden. Nur, wie? Aufwecken und reden wäre vermutlich auch nicht sonderlich gut. Hilfe? Hatte irgendjemand eine gute Idee? Es half wohl nur abwarten und zu hoffen, dass das alles schon irgendwie in Ordnung kommen würde, niemand durch die Illusion finden würde – und dass sie diesen Vampir wenn schon nicht läutern, aber doch wenigstens ein paar Pfeile in den Allerwertesten jagen könnte. Mit den besten Grüßen von Kagome!   Minuten wurden zu Stunden, aber sie wagte nicht in ihrer Aufmerksamkeit nachzulassen. Diese Giftdrachen mochten winzig sein, aber sie schienen über eine gewisse Intelligenz zu verfügen. Womöglich hielten sie sich noch immer da draußen auf, warteten auf einen Fehler, auf eine Gelegenheit. Als Sesshōmaru die Augen öffnete und instinktiv zu ihr sah, erkannte er, wie aufmerksam sie den Bogen im Schoß hielt, den Blick nicht vom Eingang ließ. Sie wachte tatsächlich für ihn. Wie töricht. Wie… nett. Er musste sich lange zurückerinnern, aber außer seinen Eltern zu Welpenzeiten hatte das nie jemand getan. Nun, auch keiner tun müssen. Sie musste unverzüglich bemerkt haben, dass sich bei ihm etwas geändert hatte, denn die braunen Augen glitten eilig zu ihm. Er richtete sich auf, oder eher, wollte es, denn eine menschliche Hand legte sich an seinen Brustpanzer, drückte ihn zurück.   Beiden war bewusst, dass eine Menschenfrau im besten Fall eine Falte in der Seidengarderobe hervorrufen konnte, aber tatsächlich lehnte sich der Daiyōkai zurück an die Felswand. Kagome atmete tief durch in jähem Zorn. Da sie ihn noch nie so angefasst hatte und noch nie so mit ihm gesprochen hatte, zitterte ihre Stimme etwas. „Du... du bist doch wohl verrückt geworden hier den Helden spielen zu wollen! Bleib gefälligst liegen, bis das Fieber vorbei ist! Kami-sama, ihr Hunde seid doch alle gleich! Zwei Jahre habe ich gebraucht, bis Inu Yasha so weit war liegen zu bleiben, wenn er liegen bleiben sollte.“ Sesshōmaru überlegte eine volle Sekunde lang seine Reaktion. Seine erste Idee erschien ihm übertrieben, sie zu tranchieren. Sie hatte ihm geholfen, für ihn gewacht – da wäre es ehrlos sie dafür umzubringen, zumal sie es eben wohl auch nur als Hilfe meinte, deutlich besorgt und übermüdet war. Anders als es Jaken je gewesen wäre. Das Schweigen und der stumme Blick dauerten lange genug, dass Kagome sich bewusst wurde, welche halsbrecherische Aktion sie da gerade begangen hatte, wenngleich in bester Absicht. Was sollte sie zur Entschuldigung anbringen? Und, wollte er das überhaupt noch hören?   „Ich werde schneller sein als der Hanyō.“ Wie in allem. Die Miko, die mit allem anderen als diesem sachlichen Satz gerechnet hatte, spürte, wie ihr Herz einen Satz machte, ehe sie zögernd lächelte. Ihre Stimme zitterte noch immer, wenngleich diesmal unter dem Adrenalinschock des Nahtoderlebnisses. „Geht es dir wirklich besser? Darf ich gucken, wegen der Verletzung...?“ Er nahm wortlos die Seide ab. Sie atmete tief durch. Das war kaum mehr als ein roter Kratzer. Diese Heilungskraft war schon bei Inu Yasha gewaltig, aber das hier war noch einmal die Stufe höher. Sie nahm die Seide, die ihr auch überlassen wurde: „Ich wasche sie nochmal aus,“ erklärte sie.   Uff, dachte sie, während sie den Stoff ausdrückte. Das war ja noch einmal gut gegangen. War das so eine Art Dankbarkeit? Persönliche Ehre? Man brachte nicht Leute um, die einem halfen? Aber das sollte sie lieber nicht fragen, ehe es doch noch zu einem unschönen Zwischenfall kam. Metallklirren hinter ihr ließ sie vermuten, dass er sich wieder ankleidete, aber der eben erlittene Schock saß doch noch zu tief, als dass sie ein Wort dazu verloren hätte. Als sie sich umwandte hatte er sich angezogen, aber noch immer Bakusaiga und Tenseigas leere Scheide neben sich, an die Wand gelehnt. Braver Hund, aber das sollte sie wohl lieber nicht sagen. Für heute hatte sie ihr Glück wirklich genug auf die Probe gestellt. Ihr Schutzengel vermutete wohl sie habe sich als neues Hobby zulegt ihm Schweißperlen auf die Stirn zu treiben. „Dein Obi.“ Sie reichte ihn dem Daiyōkai, der ihn wortlos sich auf die Oberschenkel legte. Nur kurz darauf war die Seide trocken, was Kagome die Brauen unter den Pony trieb. So hohes Fieber oder doch Yōki? Sie konnte letzteres nicht mehr einschätzen. Tagelang in der Nähe einer solch intensiven Energiequelle zu sein hatte sie etwas abgestumpft. Selbst ihr Reiki reagierte nicht mehr dermaßen auf seine Nähe – was in diesem engen Spalt vermutlich nur angenehm für sie beide war. Sie sagte nur: „Es geht dir besser.“ Das war ja wohl hoffentlich nicht auch schon wieder ehrenrührig.   Natürlich, was dachte sie denn? Aber, es gab einen guten Grund weiter zugehen. Mehrere gute Gründe. Die kleine Metallkugel Tanjeri-senseis, die mit in diesen Felsspalt gelangt war, schien blasser zu werden. Anscheinend ließ die Magie nach und sie würde früher oder später ihnen nicht mehr den Weg zeigen können. Zweitens waren da diese lästigen Drachen. Sie waren eindeutig mit bei den intelligentesten Vertretern dieser Spezies und würden spätestens bei Nachteinbruch herkommen, um womöglich mit Verstärkung erneut zu suchen. Nun, mal ausprobieren, wie schlau die sichtlich müde Miko war. „Die Kugel.“ Kagoem sah irritiert nach oben. Was meinte er? Ja, sie flog da und wartete offensichtlich. In diesem Halbdunkel schien sie seltsam bleich … Sie vermutete, dass sie sie nehmen sollte und stand auf, um das zu tun. „Sie wirkt blass,“ konstatierte sie allerdings. Immer diese überflüssigen Worte. Immerhin erkannte sie das. Folgerte sie auch weiter? Sie wandte den Kopf. „Die Magie Meister Tanjeris lässt nach? Deswegen willst du gehen?“ Plötzlich begriff sie, warum er da noch immer an der Wand lehnte, obwohl er Schwert und Scheide doch schon im Gürtel hatte, den Obi gebunden hatte. Oh nein, diese … diese Hundebrüder! Unmöglich, alle zwei. Dieser Daiyōkai wollte ihr anscheinend beweisen, dass er besser als Inu Yasha war und sogar es schneller schaffte zu lernen, wann er liegen bleiben sollte! Tōtōsai hatte schon recht, wenn er sie als Hundebengel beschrieb! Die waren doch alle zwei noch nicht erwachsen! Na schön. „Du hast recht. Dann müssen wir wohl...“ Hoffentlich war das jetzt passend. War es wohl, denn er erhob sich, deutlich eleganter als zuvor. Froh, ihren ersten Impuls: „Bei Fuß!“ unterdrückt zu haben – sie musste heute wirklich einen Harakiri-Tag haben – folgte sie ihm, als er zum Eingang trat und Tenseiga aus dem Boden zog, ehe sie die Kugel fliegen ließ. Und sich fest vornahm aufzupassen was sie so alles von sich gab. Noch schien der Herr Hund gewisse Nachsicht zu zeigen, aber das konnte sich schnell ändern.   Die magische Kugel führte die Beiden empor durch die dichten Wälder der hier deutlich flacheren Berglandschaft, Richtung Westen, der sich senkenden Sonne nach. Als sie eine Anhöhe erreichten, blieb die runde Führerin in der Luft hängen, schien zu warten, bis das Duo bei ihr war. Ein wenig erstaunt blickten Daiyōkai und Miko auf die Landschaft vor sich. Vor ihnen fiel der Hang des Bergwaldes erneut ab. Unten im Tal, nach rechts und links scheinbar endlos weiter gehend, dehnte sich ein Gewirr aus Pflanzen, die beide an etwas erinnerten, ohne sagen zu können an was. Der Boden dazwischen wirkte kahl, glatt. Dieses breite Tal bildete ein kaum zu umgehendes Hindernis. Auf der gegenüberliegenden Seite stieg erneut eine Höhe an, deren Wälder von malerischen Wasserfällen und Flüssen unterbrochen wurden, dahinter erhob sich ein hoher Berg, dessen Form samt der weißen, darüber stehenden,Wolke verriet, dass es sich um einen der aktiven Vulkane Japans handelte. Die kleine Kugel schwirrte fast aufgeregt hinauf und hinunter. „Sie versucht den Vulkan abzuzeichnen,“ meinte Kagome erstaunt, mit einem fragenden Seitenblick. „Und sie wird immer blasser.“ Das Orange war schon fast in ein Rosa übergegangen. „Kann es sein, dass die Magie so wenig geworden ist, dass sie uns nur noch das Ziel andeuten kann? Dass das Versteck des Vampirs in diesem Vulkan ist?“ Die Magie erlosch, dass konnte Sesshōmaru bestätigen. Diese unsäglichen Drachen hatten viel Zeit gekostet. Nur, was meinte sie denn nun schon wieder? In Anbetracht der Tatsache, dass sie heute bereits gute Ideen gehabt hatte, gestand er ihr einige Worte zu. „Warum als Versteck einen Vulkan?“ Sie hatte nur ihre Gedanken ausgesprochen und nie damit gerechnet das erklären zu sollen. „Äh, gute Frage. Nun ja, der Vampir ist ein magisches Lebewesen, vielleicht braucht er Hitze? Und, er ist schon so alt ...vielleicht kann er sich nur markante Punkte als Zuhause merken?“ Menschliche Logik! Aber gut, an etwas musste Daiyōkai ja merken, warum sich der Bastard sie als Gefährtin gesucht hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)