Gefesselt von Hotepneith (Ein Daiyoukai, eine Miko und ein lästiger Zauber) ================================================================================ Kapitel 14: Ein lächelnder Daiyoukai ------------------------------------ When the sky is grey And the moon is hate I'll be down to get you Roots of earth will shake Cleardance Clearwater Revival: A sinister purpose   Kagome kniete auf der Wiese, noch immer zitternd in dem Adrenalinschock. Ihr war nur zu bewusst, was sie angerichtet hatte, und die Tatsache, dass ihr Kopf noch auf den Schultern saß, ihr nicht buchstäblich abgerissen wurde, war ….zum Durchatmen. Sie hatte mitbekommen wohin ihr Knie getroffen hatte – hatte Schmerz verspürt, aber erst jetzt im Nachdenken, wurde ihr klar, dass das durch den Spiegelbann zwar ein Echo gewesen war, aber eben, Zauber hin oder her, ihr der notwendige Körperteil fehlte und darum vermutlich Sesshōmaru alles abbekommen hatte. Wirklich, dass sie noch lebte war nur seiner enormen Sachlichkeit zu verdanken. Sie würde sich nie wieder darüber beschweren, wenn er nüchtern reagierte, nicht gerade hilfsbereit erschien oder so. Kami-sama, sie lebte noch. Und sie würde sich jetzt auch ganz bestimmt nicht umsehen, weil sie spürte, wie Yōki auf sie zukam. Er war nur aufgestanden, wollte sich anziehen – jetzt noch mit Neugier zu glänzen wäre vermutlich... nun ja. Er kam näher, sie konnte es spüren, auch, wie ihre eigene Energie emporschoss – falsch. Nur nicht noch Benzin in ein Feuer gießen. Du liebe Güte. Eines war ihr allerdings nur sehr bewusst: dieser dümmste Vampir aller Zeiten konnte sich mehr als warm anziehen, wenn sie ihn zu Gesicht bekam! In dessen eigenem Interesse sollte er mehr vorzuweisen haben als eine dumme Idee! Seit der diesen glorreichen Bann ausgelöst hatte befand sie sich permanent in Lebensgefahr! Der würde so etwas von bedauern sie je kennengelernt zu haben! Naraku war ja ein wirklicher Bösewicht gewesen, aber im Endeffekt hatte er mit viel Leid für andere nur für sich Glück schaffen wollen. Wo das bei diesem Vampir sein sollte, konnte sie nicht erkennen. Es hätte doch völlig ausgereicht, wenn diese Emotionsvampire die negativen Gefühle von Menschen gefressen hätte, so wie das ursprünglich geplant war. Menschen litten unter Trauer, Furcht und Sehnsucht, empfanden Hoffnung und Freude, Liebe. Wieso hatte das diesen Idioten nicht gereicht? Daiyōkai anzugreifen, erfolgreich anzugreifen, war schon mal bemerkenswert. Aber dieser vermutlich Letzte seiner Art sperrte auch noch Daiyōkai und Miko in seinen Bann. Sie wollte sich nicht vorstellen wie beide Parteien gelitten hätten, wären sie nicht eben zufällig verwandt. Von dem absolut überflüssigen Liebeszauber ganz zu schweigen, der allerdings ja immerhin wohl nicht zu wirken schien. Jedenfalls hatte sie jetzt das überaus zweifelhafte Vergnügen einen mit gänzlicher Sicherheit nicht nur in seinem männlichen Stolz verletzten Daiyōkai irgendwie zu beruhigen. Denn, das war ihr nur zu bewusst – Sesshōmaru würde ihr die Schuld an dem Zwischenfall geben. Der kleinste Fehler konnte da mehr als schmerzhaft enden. Nur nicht umdrehen, selbst, wenn leise Metall klirrte, er sich wohl angezogen hatte. Nur nicht umdrehen, nur nichts sagen, beschwor sie sich. Oh, dieser Vampir! Sie entsann sich Filmen, in denen Knoblauch geholfen hatte, aber das würde hier sicher kaum funktionieren, eher der Pflock ins Herz. Sie würde im Augenblick dem Schwager liebend gern den Hammer reichen. Einen großen, schweren.   Sesshōmaru hatte sich in der Tat angezogen und musterte die Miko ein wenig misstrauisch. Aber sie schien definitiv nicht dem Liebesbann zu unterliegen. Um die Wahrheit zu sagen, er hatte Kagome noch nie so demütig knien gesehen. Leider verstärkte in ihm das die Ahnung, dass sie sehr wohl wusste, was sie da verursacht hatte. Nicht freiwillig, das war ihr zuzubilligen, und sie hatte mutmaßlich alles getan, was in ihren schwachen Kräften stand um das zu vermeiden. Aber die Tatsache blieb bestehen und das würde er ihr nie vergessen. Immerhin übte sie sich nun in Selbstbeherrschung und Beschwichtigung, denn anders war es kaum zu interpretieren, dass sie zwar nicht in Demutshaltung gegangen war, aber dennoch nur den Kopf gesenkt hielt, den Nacken sehr höflich beugte, sich nicht nach ihm umsah, nichts sagte. Und, um ehrlich zu sein, war sie an dem Zauber nicht schuld. Das lag einzig und allein an diesem unsäglichen, letzten, Vampir. Was erklärte, warum diese Art ausgestorben worden war. Unsäglich, unmöglich. Dieser Spaßvogel wartete dort oben auf dem Vulkan? Nun gut. Inu Yashas Miko war müde, was nicht nur an dem Schrecken lag, den sie wohl durchaus zuvor bekommen hatte. Es wurde dämmerig. Und, es wäre nur logisch sie bei dem Treffen mit diesem Narren kampfbereit zu haben. Er hatte doch Tanjeri-senseis Warnung nicht vergessen, dass diese Wesen sich auf die Jagd nach Daiyōkai spezialisiert hatten. Irgendwelche Winkelzüge besaßen sie. Welche, würde er sehen, aber eine kampferprobte Miko auf der eigenen Seite mochte eine Überraschung für diesen Vampir darstellen. Und sie schien durchaus bereit mitzumachen. „Schlaf!“ befahl er daher. Kagome wandte nun doch etwas irritiert den Kopf. „Äh, ich müsste ….“ Ja, natürlich. Er nickte ein wenig seitwärts und sie suchte eilig die Gegend ab, nach einem gewissen Versteck in dem fünf Meter Umkreis, sichtlich bemüht ihren Fehler von zuvor nicht zu wiederholen. Immerhin. Im Gegensatz zu dem ...Vaters zweitem Sohn war sie lernwillig. Wozu allerdings nicht viel gehörte, seiner Meinung nach.   Kagome kehrte nicht nur in körperlicher Hinsicht erleichtert zurück. Immerhin schien der Herr Hund zu verstehen, dass es absolut nicht ihre Absicht gewesen war ihn zu beleidigen oder gar zu verletzen, Wenn sie diesen dämlichsten Vampir aller Zeiten....argh.... Sie ließ sich lieber wieder zu Boden fallen, als Sesshōmaru den Kopf wandte. Nein, sie wollte wirklich, absolut und ganz und gar nichts von ihm, schon gar keine Wiederholung dieser Szene. Von der sie auch wohl Inu Yasha nichts erzählen sollte. Der würde doch sicher anfangen den großen Bruder aufzuziehen.... Und irgendwann würde der sie erwischen ohne dass der Hanyō in der Nähe wäre. Lieber nicht. Der Blick allein reichte ihr. Er war ein Profikiller, das sollte sie nie vergessen – und würde sie vermutlich auch nie mehr. Die paar Stunden Konfliktmanagement hatten sie definitiv nicht auf das engste Zusammenleben mit einem Kerl vorbereitet, der tötete, wann und wen er wollte – und dem sie leider auch gerade genügend Munition geliefert hatte. Nur einfach hinlegen, auf das leere Säckchen, und zumindest so tun als könnte sie sich entspannen. Nun ja, könnte sie, erkannte sie dann. Die einzige Gefahr, die ihr in der Gegenwart des Hundefürsten drohte, ging von eben dem aus. Und der hatte anscheinend beschlossen es ihr nachzusehen, denn, soweit sie ihn kannte, tötete er immer prompt. Zum ersten Mal seit einigen Minuten atmete sie wirklich tief durch. Und sie vermutete, dass ihr Zorn auf diesen Vampir kaum mit dem ihres Schwagers vergleichbar war. Diese Art war definitiv schon ausgestorben,   Naturgemäß war Tama anderer Meinung. Der Vampir saß in seiner wahren Form, als orangenes, mehr oder weniger gestaltloses, Wesen auf seinem steinernen Sessel in seiner Höhle, den er fast liebevoll „Thron“ getauft hatte, als seine damalige Gefangene, tatsächlich eine weibliche Daiyōkai, die deutlich seltener waren, ihn aus dem Fels geschnitten hatte. Seine Form ähnelte momentan einem Ei, das war am energiesparendsten und er gab sich nicht der Illusion hin dieser Daiyōkai, der ihm in die Falle gegangen war, wäre leicht zu überwältigen. Das war ein überaus starkes Männchen, ein Brocken, der lange Unterhaltung und Nahrung versprach. Nun, je länger der sich wehren würde, umso größer der Spaß. Und die Verheißung auf eine lange, gemeinsame Zukunft. Der schien sogar stärker zu sein als sein letzter Gefangener. Das klang alles hervorragend, zumal er über seine Magie neue Nachrichten von seinen Opfern erhalten hatte. Die Miko schwächelte eindeutig. Ob sie es überhaupt bis hierher schaffen würde? Wenn nicht, gewiss, schade, er hätte vorgehabt an ihr zu lernen wie man Leute mit Reiki überwältigt. Aber so gesehen war sein Ziel ja sowieso ein Daiyōkai gewesen. Hm. Seltsame Mischung an Gefühlen bei dieser Menschenfrau. Erschöpfung, Zorn, Angst, Zorn – kämpften seine zwei Appetithäppchen etwa schon wieder? Mal wieder, denn irgendwie mussten sie sich ja geeinigt haben ihn zu suchen. Oder hatte der Daiyōkai es vermocht die Miko in seinen Willen zu zwingen und der Zorn tauchte immer auf, wenn ihr Bewusstsein klarer wurde? Wirklich schwer zu sagen. Bislang hatte er auch Miko einfach dadurch umgebracht, dass er sie übernommen hatte, ihren Körper. Der Geist war ihm ziemlich egal gewesen. Doch, das klang recht interessant. Hoffentlich hielt sie durch. Aus seiner Erfahrung mit ihr konnte er nur lernen. Der Daiyōkai schien jedenfalls auch ein Problem zu haben. Der Schmerz, den der da zuvor erlitten hatte, konnte mit Sicherheit nur durch den Spiegelbann erfolgt sein – der hatte den wohl noch immer nicht verstanden und erneut die Miko attackiert. Ach, Daiyōkai. So stark an Körper, so mächtig in ihrem Yōki. Nur irgendwie hatte der Verstand da nicht mitgehalten. Nun, umso einfachere Opfer waren sie für seine Spezies. Brach man ihre Selbstbeherrschung hatte man freien Zugang zu ihren gewöhnlich gut verborgenen Gefühlen. Ja, sie besaßen welche, sie gaben es sich nur selbst nie zu, geschweige denn anderen – ein ziemlicher Fehler von ihnen, der einen Emotionsvampir jedoch hervorragend ernährte. Aber ja, diese Zwei mussten schon relativ nahe sein. Wie war es ihnen nur gelungen seiner Magie zu folgen? Weil sie eben zu zweit waren? Davon hatte er noch nie gehört, aber er war eben auch der Erste, der auf den beeindruckenden Einfall gekommen war zwei dieser unterschiedlichen Energiearten zusammen zu packen. Was für nette Appetithäppchen. Anscheinend immer für eine Überraschung gut. Das konnte nur lecker werden. Womöglich wäre es vernünftiger ihnen etwas entgegen zu gehen. Der Daiyōkai würde doch sicher gegen ihn kämpfen wollen., als ob das nicht schon so einige versucht hätten. Er war schließlich nicht irgendwer, selbst unter den Gefühlsvampiren. Er war Tama, das Juwel dieser Art! Vielleicht erhoffte sich die Miko dann sogar Hilfe von ihm. Gab es da nicht diesen Spruch unter Menschen: der Feind meines Feindes kann auch mein Freund sein? Oh, das war eine Lage, an die er noch gar nicht gedacht hatte. Wenn er den Daiyōkai überwunden hatte... Unwillkürlich glitten die Augen des Vampirs zu dem nun leeren Käfig im Hintergrund. Womöglich musste er die Miko gar nicht übernehmen, sondern sie würde sich mit Freuden daran machen diesem Daiyōkai zu schaden? Ihm selbst helfen und nützlich sein? Das wäre eine faszinierende Idee. Emotionsvampire waren allgemein überzeugend und er, Tama, besonders. Das mochte einen Versuch wert sein. Der Daiyōkai würde noch mehr unter der Strafe einer Miko leiden, hielten sie doch Menschen für mehr als untergeordnet. Nun ja, es stimmte, aber.... Nun gut. Noch waren sie nicht zu zweit hier, noch hatte er keinen von ihnen in seiner Gewalt und die Emotionen bei den Zweien schwiegen wieder. Sie waren wirklich recht selbstbeherrscht – oder, gerade die Menschenfrau gut ausgebildet. Was man natürlich auch von einem Daiyōkai erwarten konnte. So weit er wusste, wurden Yōkai aus so mächtigem Blut seit Kindheit darauf getrimmt ihr Yōki unter Kontrolle zu halten – und damit Selbstbeherrschung bis zum Exzess zu betreiben. Dummerweise hatte dieses Volk nie den schweren Haken an diesem Training erkannt. Nahm man einem Daiyōkai seine Selbstkontrolle, nahm man ihm das Selbst. Und natürlich auch umgedreht. Nun, er sollte ihnen auf das untere Plateau entgegen gehen und sie dort erwarten. Dort lag zwar ein kleiner Vulkankrater, in den er nebenbei seine überflüssig gewordenen Opfer warf, aber eben auch etwas, das für eine günstige Kampffläche gehalten werden mochte. In der Zwischenzeit, ach, es war ja schon wieder dunkel draußen, konnte er sich überlegen, welche Strategie er gegen diesen anscheinend starken und damit auch verwundbaren Daiyōkai anwenden würde, ohne gleichzeitig die Miko aus dem Blick zu verlieren. Denn womöglich konnte sie ihn wirklich wichtige Dinge erfahren lassen. Und er lernen, wie man neben seinem neuesten Daiyōkai auch menschliche Opfer zur Mahlzeit bekam. Das orangefarbene Ei erhob sich von seinem Sessel und schritt majestätisch – wie es Tama selbst sah – aus der Höhle. Ein neutraler Beobachter hätte sich vermutlich über das große, hüpfende Ei amüsiert, ohne zu ahnen, dass er eines der gefährlichsten Lebewesen weit und breit betrachtete.   Kagome erwachte mit dem durchaus in den letzten Tagen selten gewordenen Gefühl ausgeschlafen zu sein. Noch während sie sich dehnte, fiel ihr allerdings so einiges ein und sie erstarrte, öffnete die Augen. Puh. Es war wie immer auf diesem irren Trip. Sie hatte geschlafen, der Herr Hund stand da und guckte ins Nichts. Er schien wirklich nicht mehr sauer auf sie zu sein. Und da wurde sie sehr sicher, dass auch er nicht sonderlich gut auf diesen dämlichsten Vampir Japans zu sprechen war. Sehr schön, dachte sie – dann würde es wenigstens der Richtige abbekommen, und war im selben Moment zerknirscht. Sicher, sie wäre sicher, aber es war auch nicht sonderlich nett so etwas wie eine gewisse Wut eines Yōkaifürsten auf einen Vampir zu lenken, der womöglich nicht einmal ahnte, was er bei seinen Opfern anrichtete. Vielleicht sollte sie da Sesshōmaru doch noch ein Gespräch mit dem Vampir vorschlagen? Sie hatte doch so einige Leute getroffen, ihn eingeschlossen, die durchaus netter waren als sie im ersten Moment schienen, Irrtümern unterlagen, Probleme mit ihrer Vergangenheit hatten. Inu Yasha, vor allem natürlich, Sango, selbst Naraku hatte sie irgendwo noch verstehen können. Warum also nicht diesen Vampir? Womöglich hatte er nie etwas anderes gelernt, wie, sich mit den Gefühlen von Menschen zu befassen, diese zu essen ohne die dazu gehörigen Menschen umzubringen – und kannte es nicht anders? Vielleicht war der zu überzeugen diese Überfälle sein zu lassen? Einen Versuch war es doch wert, oder? Sie stand langsam auf und öffnete den Mund, nur um dem Blick des Daiyōkai zu begegnen. „Äh,“ war alles, was sie herausbrachte. Nein, sie war nicht lebensüberdrüssig und er in einer sichtlich mörderischen Verfassung, obwohl seine Energie nicht einmal für sie zu spüren war. Oder vielleicht auch gerade deswegen. „Mach dich fertig,“ kam die kühle Anweisung. Ja, was hätte sie denn sonst machen sollen? Aber in Anbetracht dieser eisigen Laune schluckte sie ihren Kommentar und schlug sich in die Büsche, trank Wasser als mageres Frühstück, während sie überlegte, wie sie zu einem Mediationsgespräch einen weiteren Anlauf nehmen konnte. So stand sie auf. „Ich bin fertig. Ich habe nur eine Frage noch,“ Da er sich prompt abwandte. „Du weißt auch nicht über diese Vampire außer dem, was Tanjeri-sensei gesagt hat?“ Das erschien ihr als harmloser Einstieg.   Sesshōmaru vermutete aus seiner Sicht naheliegend, dass sie um Kampfinformationen ersuchte. Das sprach durchaus für sie, war jedoch unerheblich. „Sie können getötet werden.“ Und schritt seiner Wege. Kagome folgte ihm etwas frustriert. Ja, da war jemand sauer, ja, es würde hart werden auch nur einen Dialog mit ihm zu führen. Vielleicht klappte es besser, wenn der Vampir vor ihnen stand und sie mit dem reden konnte. Allerdings, wenn sie sich an ihre eigenen Gefühle gestern dem gegenüber erinnerte – äh, weniger? „Du willst ihn umbringen, weil du ihn hasst?“ Wie naiv sie war. Und daraus natürlich ableitend auch Inu Yasha. „Ich werde ihn töten, weil er mich stört,“ gab er zu Protokoll. Und, doch bestrebt sie für einen Kampf gegebenenfalls auf seiner Seite zu halten: „Hass ist für Menschen.“ „Ich hasse niemanden,“ protestierte sie. Wie sie es hasste mit seinem Rücken zu reden! Nun ja, auch hassen. Und noch dazu - er hatte geantwortet. Seit einigen Tagen wusste sie, dass sie schon darüber froh sein sollte. „Ja, schön, ich wollte Naraku umbringen. Er hatte so viel Leid angezettelt und er wollte uns alle Vier töten. Es war Selbstverteidigung. Und das weißt du auch.“ Nein, sie sollte wohl besser nicht erwähnen, dass Naraku es auch bei ihm versucht hatte. Erstens wusste das der Herr Hund vermutlich und zweitens – falls er es erfolgreich verdrängt hatte, wäre es ziemlich dämlich ihn daran zu erinnern. Vor allem daran, dass es noch lebende Zeugen gab.   Sesshōmaru gab keine Antwort. Über ihnen lag wieder einmal vulkanischer Boden mit Dämpfen aus dem Inneren der Erde, dazu die üblichen Gerüche und Geräusche des Waldes. Und doch war da irgendetwas anderes. Er benötigte fast zwei Höhenmeter um zu erkennen, dass es sich um keine Witterung handelte. Es war ein anderer Sinn, den er so nie zuvor erlebt hatte. Kein Yōki, kein Reiki, aber doch eine Energie, allerdings auch wieder anders als die der See-, Feld- Wald- und Wiesengötter, denen er schon begegnet war und die gut daran taten ihm auszuweichen. Das konnte ja, musste der Vampir sein. Der hatte sein Näherkommen, nun gut, ihr Näherkommen, bemerkt und wartete auf sie. Der Narr sollte wissen, dass es sich kaum um einen Freundschaftsbesuch handelte. Wartete dort eine Falle, die für Daiyōkai ein Risiko bot? Nun, er wüsste zwar nicht, was ihm gefährlich werden sollte, aber dafür wäre die Nähe einer durchaus fähigen Miko nützlich. Es war doch gut, dass er sie besänftigt hatte. Und, er sollte sie vorwarnen. Krieger kämpften am Besten, wenn man sie in die Strategie einweihte, hatte der verehrte Vater einst gepredigt und auch, wenn er seither keine Krieger mehr befehligt hatte: „Dort oben wartet er.“ Kagome registrierte durchaus verärgert, dass der dumme Hund sich nicht einmal die Mühe machte den Kopf halb zu wenden, aber immerhin warnte er sie vor. „Ich kann nichts bemerken,“ gab sie dann zu. „Keine Energie.“ „Eine andere.“ Und wieder keine Erklärung, allerdings vermutete sie, dass er auch keine Ahnung hatte, das aber nicht einmal auf dem Totenbett zugeben würde.   Sie kamen, dachte Tama vergnügt und falls er Hände in dieser Daseinsform besessen hätte, hätte er sie gerieben. Er musterte noch einmal seine Umgebung. Links von ihm dampfte der kleine Vulkankrater, der Rest des Geländes war sehr eben, umgeben von einem halben Steinkreis. Einst hatte es hier einen größeren Vulkankegel gegeben, die letzte Eruption hatte den förmlich abgesprengt und das war der Überrest. Der kleinere Krater war erst danach entstanden. Allerdings hatte diese mächtige Explosion den Emotionsvampir damals angelockt. Und in seine schöne Höhle gebracht, um die er sich mit einem anderen Mitglied seiner Art förmlich prügeln musste. Nun gut, er hatte gewonnen und der andere endete in eben diesem Krater, in dem Tama in den letzten Jahrtausenden bereits so einige Opfer entsorgt hatte. Egal, verbot er sich diese, wenngleich vergnüglichen, Reminiszenzen. Dieses Gelände sollten einem Daiyōkai wie eine Kampfarena erscheinen. Und der Idiot sollte zum Schwert greifen. Sollte er wirklich, denn dann schlug die Falle eines Gefühlsvampirs nur besser an. Ja, sie kamen. Natürlich der Yōkai zuerst, dann die menschliche Miko. Und nun?   Sesshōmaru erreichte die Ebene und wich sofort beiseite um seiner Begleiterin freien Blick zu ermöglichen, noch während er die Lage musterte, zu gut ausgebildet, um einen möglichen Kampfpartner nicht zu informieren. Für Jaken wäre er eher weniger beiseite gegangen, aber Reiki mochte gegen einen Vampir nützlich sein. Kagome rannte förmlich neben ihn und musterte weniger die Umgebung als das menschengrosse, orangefarbene, Ei auf der anderen Seite dieser – ja, es war eine natürliche Arena und die hatte der Vampir sicher nicht umsonst ausgesucht. In dem Ei leuchteten zwei weiße handtellergroße Augen mit schwarzen Pupillen. Unheimlich und sie ließ instinktiv den Bogen von der Schulter gleiten, blickte jedoch ebenso unwillkürlich beiseite. Der Hundefürst hatte die Lage mit einer raschen Kopfwendung überflogen. Auch er war zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Art Arena handeln sollte – und dass das da drüben der Kerl war, der ihm die ganzen Unannehmlichkeiten der vergangenen Tage eingebrockt hatte. Unwillkürlich legte er die Klaue an Bakusaiga. „Herzlich willkommen, meine kleinen Appetithäppchen,“ rief Tama begeistert. „Wie schön euch endlich persönlich kennen zu lernen.“ Beide Angesprochenen empfanden diese Anrede als mehr als unpassend und Kagome fasste nach ihrem ersten Pfeil, Sesshōmaru zog. „Du hast sie gut unter Kontrolle,“ gab Tama zu. „Aber das wird gleich vergehen.“ In der Miko stieg etwas wie Besorgnis auf und so sah sie erneut seitwärts und spürte einen Schauder. Der Daiyōkai richtete sich, Bakusaiga in der Hand, ein wenig auf, musterte erneut den Vampir. Und lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)