The Shortest Distance von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 1: ★ 1 ★ ---------------- Kiyoomi hielt Abstand. Kiyoomi hielt immer Abstand. So war das vor der Pandemie und so war das danach. Aber Kyioomi war nah genug, um zu beobachten. Unter seinem Mundnasenschutz formte sich ein zufriedenes Lächeln. Der Rest seines Gesicht war entspannt, denn Kiyoomi verfolgte schlanke Finger zu einer Box mit Einweghandschuhe der Größe L huschen. Schnell. Wie eingestimmt. Sie saßen etwas locker, aber M wäre zu eng gewesen. Die Finger der rechten Hand legten sich um einen quadratischen Löffel, die der linken zogen Laden des eingebauten Schränkchens auf. Kiyoomi kam gerne hierher, weil er hier genau sehen konnte, was geschah und er wusste, dass mit äußerster Sorgfalt gearbeitet wurde. Die flinken Finger schoben die Kräuter grammgenau herunter. Es musste nicht mehr nachjustiert werden, die Waage war unnötig, nur zur Bestätigung da. Der Mann auf der anderen Seite des Tresens wog mit den Augen und hatte das perfekte Gespür dafür. Kiyoomi mochte Perfektion. Perfektion lag auch in der Art und Weise, wie sein zusammengestellter Tee für die Wintermonate in einem Tütchen verfaltet und präsentiert wurde. “Und sonst das Übliche?”, wurde er gefragt und Kiyoomi nickte. Perfektion lag auch in dem Zweiwort-Satz “Kommt sofort.” Es wirkte nicht, als würde er es nur sagen, was zu sagen und die Stimme hatte einen Klang, der Kiyoomi beruhigte, obwohl er nicht unruhig war. Kurz darauf stand eine Flasche Desinfektionsmittel neben dem Teetütchen, eine Packung antigener Tücher folgte, genauso wie eine Box FSP2 Masken. “Papier, wie immer?” Perfektion lag auch in der Art und Weise, wie nach Kiyoomis Zustimmung eine Papiertüte unter dem Tresen hervorgeholt und die Dinge vom Tresen einsortiert wurden. Geübte Finger huschten über den Kassenautomat und die Summe wurde genannt. Natürlich wurde die Rechnung mit Karte beglichen. Kontaktlos, wie Kiyoomi es mochte. Kontaktlos, wie er auch immer mit Konoha agierte. “Und wenn Sie doch krank werden, kommen Sie zu mir. Ich hab dann bestimmt das Richtige für Sie”, sagte der Apotheker, zog sich die Handschuhe aus und warf sie in den Mülleimer, der schräg hinter ihm stand. Dort kam er auch an Händedesinfektionsmittel und überreichte darauf die Papiertüte mit wohlduftenden, perfekt sauberen Fingern. Und das war das erste Mal, dass Kiyoomi und Konoha nicht kontaktlos voneinander Abschied nahmen. Ein Impuls ließ Finger über Fingerkuppen streichen. Es wurde nicht abgelehnt. Mit dem darauffolgenden Blickkontakt sogar gewünscht. “So schön und schick diese Apotheke auch ist, wir können uns auch gerne einmal wo anders treffen”, sagte Konoha mit einem Augenaufschlag, der perfekt kommunizierte, dass er es ernst meinte, dass es kein einfaches Treffen, sondern eine Verabredung einem Rendez-vous gleich sein sollte und er nahm Kiyoomi die Möglichkeit, nein zu sagen. Die sonst zu einem freundlichen Lächeln geschwungenen Lippen zogen sich breiter und bildeten ein kesses Grinsen. Kiyoomi war über seine Maske dankbar, denn er musste sich dieser Mimik wegen auf die Unterlippe beißen, um nicht vorschnell zu sprechen. “Wir schließen um 19 Uhr” - “Ich weiß” Kyioomi nickte, Konoha schmunzelte. “Und wann essen Sie zu Abend?”, fragte Konoha. “Vorher, aber ich vertrete mir danach gerne die Beine”, antwortete Kiyoomi. “Dann holen Sie mich ab?” Bei dieser Frage lehnte sich Konoha auf den Ellenbogen über den Tresen und sah einladend von unten in Kiyoomis sanftes Gesicht. “Heute?” und Konoha nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)