The Shortest Distance von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 2: ★ 2 ★ ---------------- Akinori sah Sakusa vor der Apotheke stehen. Wartend. Er selbst musste noch den Kassenabschluss machen und die heiklen Medikamente versperren. Dabei war es schön anzusehen, dass Sakusa draußen seine Maske nicht trug und dass er dadurch einen Blick auf sein gesamtes Gesicht erhaschen konnte. Fünfzehn Minuten später trat er vor die Tür. “Guten Abend”, sagte er mit sanfter Stimme und versperrte die Tür, so wie er das Gitter herunter zog und auch dieses sicherte. “Guten Abend”, sagte auch Sakusa und schlug sogleich eine Richtung ein. “Ein Mann, der weiß, was er will” Akinori folgte ihm. “Wissen Sie das etwa nicht?”, fragte Sakusa und Akinori zuckte mit den Schultern. “Nicht immer im Detail. Aber jetzt weiß ich auf jeden Fall, dass ich Sie ohne Maske sehen wollte und es würde mir gefallen, das öfter zu tun” - “Ist das so?” - “Ich bin nicht oberflächlich, falls Sie das denken. Sie kommen nun schon eine Weile in unsere Apotheke und Sie waren bisher immer freundlich und höflich, ich mag Ihre Stimme. Ich mag aber auch Ihre Einstellung zur Reinlichkeit. Das spricht mich sehr an, wie Sie sich vorstellen können und nun ja, was soll ich sagen, gegen einen schönen Mann hab ich nun wirklich nichts einzuwenden, auch wenn es das zu wissen schon gereicht hat, nur Ihre Augen zu sehen”, sagte Akinori und suchte den Kontakt zu eben diesen Augen. Diesen tiefen dunklen Augen, denen er gerne auf den Grund gehen würde. Sakusa schwieg. Akinori vermutete, dass er mit Komplimenten nicht gut umgehen konnte, auch wenn er meinte, dass Sakusa ununterbrochen welche hören musste. “Warum sind Sie auf meinen Vorschlag eingegangen?”, fragte er. Sakusa wandte den Blick ab und geradeaus nach vorne. Die Sonne war so gut wie untergegangen und ließ noch einen dunkelroten Schein durch, der auf ihrer beider Gesichter Wärme in Form von Farbe zurückließ, aber es war kalt. “Ich war neugierig”, antwortete er knapp. “Achso, und ich dachte, es wäre die kurze Berührung und der Wunsch nach mehr gewesen”, sagte Akinori mit einem frechen Blick. Nun konnte er auch sehen, wie sich Sakusa auf die Unterlippe biss. Für ein paar Schritte ließ Akinori Ruhe walten, dann fragte er, was Sakusa in seiner Freizeit tat, dass er Profi-Volleyballer war, wusste er. Er wusste auch, dass sie zeitgleich an dem ein oder anderen Turnier teilgenommen haben, als sie noch zur Schule gingen. Aber Akinori war Sakusa nie über den Weg gelaufen. Schade eigentlich, wie er fand. “Ich bin kein besonders geselliger Typ”, sagte Sakusa und Akinori schmunzelte. “Ich habs geahnt”, erwiderte er und wartete. “Viel meiner Zeit geht für Training drauf, auch neben dem offiziellen Training. Ich lese und-” - “Sie gehen gerne spazieren”, vermutete Akinori und Sakusa nickte. “Immer alleine?”, fragte Akinori weiter. “Vorzugsweise. Hin und wieder begleitet mich mein Cousin. Manchmal kann ich einen gewissen Teamkollegen nicht abwimmeln” Bei letzterem verdrehte Sakusa die Augen. “Genießen Sie seine Nähe nicht?” - “Nein, er ist aufdringlich, laut und unangenehm” Akinori musterte Sakusa für den Moment, als noch das letzte Bisschen Abendröte verschwand. “Und ich?”, fragte er leise. “Sie sind nicht aufdringlich, aber ruhig und angenehm und… perfekt” Sakusa räusperte sich. “Sie machen Ihre Arbeit perfekt, wie Sie dosieren und die Teetüten falten und feinsäuberlich einsortieren”, ergänzte er, aber Akinori war bereits eher ausgestiegen und geistig in ein weiches Federbett der Lobeshymnen abgedriftet. Perfekt. “Ich stelle mir Ihre Wohnung perfekt vor. Steril, wenig Schnickschnack, maximal Erinnerungen, nicht wahr? Und es riecht bestimmt ähnlich wie bei uns in der Apotheke”, gab Akinori eine vage Einschätzung ab. Nun schmunzelte Sakusa. “Sie haben eine gute Auffassungsgabe”, sagte er und sah in Akinoris Gesicht. “Ihrer Arbeit nach würde ich dasselbe einschätzen, aber ich bin mir nicht sicher” - “Ich kann es Ihnen gerne zeigen, mein Apartment ist nicht weit weg”, sagte Akinori mit einem schmutzigen Grinsen. Es wurde breiter, als Sakusa annahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)