The Shortest Distance von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 6: ★ 6 ★ ---------------- Akinori hat nach diesem Abend die Tür zu und aus seiner Wohnung nur zögerlich geschlossen. Irgendwie hat er sich gewünscht, sein Gast würde zurückkommen und doch wieder Unordnung in sein Bett bringen. Aber auch der Blick durch den Spion hat ihm bestätigt, dass dieser Zug abgefahren war. Er drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, atmete tief ein und langsam aus. Ein breites Lächeln schummelte sich dennoch auf seine Lippen, denn all das, was heute geschehen war, wollte ihm mehr versprechen. Ihre Verabredung für Freitag versprach bereits mehr und Akinori nahm das Kribbeln wahr, das ihm durch den ganzen Körper schoss, die Wärme, die aufkam und die Vorfreude aufs Wochenende, mehr noch als sonst schon. Mit diesem wohligen Gefühl stieß er sich von der Tür ab und ging wie automatisch in die Küche, abzuspülen, was sein Gast kritisch besehen hat. Und dann hielt er die Tasse in der Hand, an der vor kurzer Zeit noch diese schmalen, schön geschwungenen Lippen gelegen haben. Für einen Augenblick blieb seine Aufmerksamkeit darauf haften. Sein Daumen strich gedankenverloren über den Rand, der Kontakt mit der Körperstelle hatte, die Akinori so gerne in Anspruch genommen hätte. Nur einen Wimpernschlag, vielleicht einen zweiten, dann senkte er die Tasse und behandelte sie feinsäuberlich mit Spülmittel und Wasser und stellte sie auf die Abtropfvorrichtung. Zügig hat er sich nach getaner Arbeit in den Wohnbereich begeben und griff im Vorbeigehen in die kleine Kommode, die beim Bett stand. Die Lade war schnell zugeschoben. In seiner Hand fand sich eine Holzschachtel, die er auf der Couch öffnete. Er zog eine kleine Blechdose heraus, die einen bereits gerollten Joint beherbergte, sowie ein Feuerzeug und gleich darauf als Aschenbecher dienen sollte. Der Rest, Bauteile, blieb in der filigran verzierten Holzschachtel zurück. Der Deckel wurde zugeklappt und Akinori strich mit den Fingern sanft über das zarte Muster, das mit einem Brennstift liebevoll ausschließlich für ihn darauf gezogen wurde. Die Schachtel war ein Geburtstagsgeschenk. Vor Jahren schon. “Versteck das Zeug zumindest gut”, hat man ihm bei der Übergabe gesagt. Die blaugrünen Augen hatten ihn besorgt ermahnt. Man wusste aber, dass man ihm das nicht einfach ausreden konnte. Akinori dachte seit jeher bei seinem ersten Zug stets an diese unergründlichen Tiefen. Nur heute nicht. Heute hatte er beim Schließen seiner Augen schmale Lippen vor sich. Beim zweiten Zug meinten seine Finger die warme Haut am Nacken zu ertasten und mit dem dritten tiefen Zug fiel er mit einem Seufzen einerseits in die Couch und geistig in die Eroberung seines kürzlichen Gastes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)