Tanz mit mir von SarahSunshine (Felix x Byleth) ================================================================================ Kapitel 1: Jetzt und für immer ------------------------------ In Garreg Mach herrschte das erste Mal seit vielen Jahren wieder festliche Stimmung. Fünf Jahre war es her, dass der Krieg sein Ende genommen hatte und dass Edelgard zu Fall gebracht worden war. Vor fünf Jahren wurde Dimitri Alexandre Blaiddyd zum König des vereinten Fodlans gekrönt und Byleth Eisner zur Nachfolgerin der Erzbischöfin Rhea ernannt. Obwohl sie selbst weder der Lehre der Seiros folgte noch gläubig war, nahm sie diese Position ein, um ein Symbol des Friedens für die Bewohner Fodlans dazustellen. Der Anlass der gegenwärtigen Feierlichkeiten war die Rückkehr eines ehemaligen Schülers der Militärakademie, Claude von Riegan, der kürzliche zum neuen König von Almyra ernannt wurde. Sowohl Dimitri als auch Claude teilten einige Ideale miteinander und strebten ein friedliches Miteinander ihrer beiden Länder an, weshalb sie an diesem Abend einen Friedensvertrag unterzeichneten. Die Besiegelung dieses Vertrags fand unter dem wachsamen Auge der Erzbischöfin Byleth statt. Von dem großen Balkon, der sich gegenüber von ihrem Schlafgemach befand, überblicke Byleth das Kloster und den Trubel. Hier oben war es still, obwohl unten Soldaten, Schüler, Nonnen und Priester eifrig ihren Aufgaben nachgingen. Beide Könige waren bereits eingetroffen und die Vorbereitungen so gut wie abgeschlossen. „Lady Byleth, Duke Fraldarius ist soeben eingetroffen“, berichtete eine ihrer engen Vertrauten, woraufhin Byleth nickte. Nur wenige Minuten später wandte die Erzbischöfin sich ab und machte sich auf den Weg zum Trainingsplatz. Sie war bemüht darum, ihre Schritte nicht zu sehr zu beschleunigen, dennoch ging sie ein kleines bisschen schneller als sonst. Wie erwartet stand Felix bereits auf dem Platz, als Byleth dort eintraf. Die wenigen Schüler, die derzeit noch trainierten, stoppten in ihren Bewegungen. Ihre Augen waren auf die Erzbischöfin gerichtet, welche wiederrum den Schwertkämpfer vor sich taxierte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und seinen Blick gesenkt. Nach einem tiefen Atemzug hob er die Lider und betrachtete sie stillschweigend. Fast simultan zogen die beiden ihre Schwerter aus den Scheiden an ihren Gürteln. Nur einen Wimpernschlag später klirrte das Metall aufeinander. Leidenschaftlich schwangen die beiden ihre favorisierte Waffe, bewegten sich im Einklang, fast so als würden sie miteinander tanzen anstatt zu kämpfen. Ihr Duell wirkte ausgeglichen, doch dann entdeckte Byleth eine Lücke in Felix Verteidigung und entwaffnete ihn. Beide keuchten, trugen jedoch ebenso ein Lächeln auf den Lippen. „Mir scheint, Ihr seid etwas eingerostet, Duke Fraldarius. Zu viel Papierkram zu erledigen momentan?“, neckte die Erzbischöfin ihren Gegner. Ihre Schwertspitze lag locker auf seiner Brust und er hielt seine Arme beschwichtigend in die Höhe. Doch seine Augen funkelten. Mit einer eleganten Drehung entkam Felix dem Schwert. Er griff nach ihrem Schwertarm, um den nächsten Hieb zu blockierten und endete schließlich hinter ihr, einen Arm um ihren Hals geschlungen. „Mir scheint, Ihr seid etwas übermütig, Lady Byleth“, raunte der Schwertkämpfer. Obwohl sie damit wohl noch eine Weile hätte weitermachen können, ergab sich die Erzbischöfin – dieses Mal. Felix entließ sie aus seinem Griff und sie wandte sich an die verbliebenen Schüler. „Die Feier wird bald beginnen. Ihr solltet euch fertig machen.“ Die noch immer staunenden Teenager nickten und brachten ihre Waffen zurück in die Halterung. Nach ihnen verließen Byleth und Felix gemeinsam den Trainingsplatz und brauchen zu ihren Räumlichkeiten auf, um sich fertig zu machen. - * - Mit dem Dämmern der Sonne und dem Entfachen der Lichter im Kloster wurde die Zeremonie zur Unterschrift des Friedensvertrags eingeläutet. König Dimitri und König Claude saßen sich bereits an einem Tisch gegenüber und erwarteten die Ankunft von Lady Byleth. In einem, der Zeremonie angemessenen, weißen Kleid mit goldenen Akzenten betrat die Erzbischöfin die Kapelle, dicht gefolgt von Duke Fraldarius, der im Gegensatz zu ihr ganz in Schwarz gekleidet war. Für die Priester und Nonnen und auch das Volk aus dem früheren Heiligen Königreich Faerghus eignete dieser Ort sich am besten für diesen geschichtsträchtigen Moment der Unterschrift. Die Erzbischöfin trug das eingerollte Pergament, den Friedensvertrag zwischen Fodlan und Almyra, in ihren Händen. Sie nahm ihren Platz in der Mitte des Tisches und der beiden Könige ein und breitete das Dokument vor sich aus. Fast zeitgleich erhoben sich Dimitri, ehemaliger Haussprecher der Blauen Löwen, und Claude, ehemaliger Haussprecher der Goldenen Hirsche, von den Stühlen. Dimitri ergriff das Wort vor den Versammelten: „Ich freue mich, diesen denkwürdigen Tag mit dem neuen König von Almyra heute feiern zu dürfen. Claude ist nicht nur ein Verbündeter im Krieg gegen das Kaiserreich gewesen, er ist auch ein geschätzter Freund.“ Er nahm den Füller entgegen, mit dem er seine Unterschrift auf das Pergament setzte. „Auf eine friedliche Zukunft!“, fügte er noch hinzu, während er seinem ehemaligen Mitschüler den Stift weiter reichte. „Ich möchte eine Welt schaffen, in der jeder unabhängig von seiner Herkunft und seinem Glauben friedlich leben kann. Und ich freue mich, in König Dimitri einen Gleichgesinnten gefunden zu haben“, sprach Claude in die Menge, „Auf eine friedliche Zukunft!“, wiederholte er die Worte von Dimitri und unterschrieb ebenfalls. Beide Männer setzten das Wachssiegel, das ihre Königreiche repräsentierte, auf das Pergament. Dann ergriff Byleth das Wort: „Hiermit bezeuge ich, Erzbischöfin Byleth der Kirche der Seiros, das Friedensabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich Fodlan und Almyra.“ Mit diesen Worten waren die Förmlichkeiten abgeschlossen und die Festivitäten könnten beginnen. Im Speisesaal war ein großer Tisch mit drei imposanten Stühlen für die Erzbischöfin sowie den beiden Königen bereitgestellt worden. Byleth warf einen Blick über ihre Schulter, zu Felix, der wie ein Schatten immer dicht an ihrer Seite war. „Ich werde nach einem weiteren Stuhl fragen“, sagte sie leider. „Nicht nötig“, erwiderte der Schwertkämpfer, noch bevor sie losgehen konnte. Stirnrunzelnd betrachtete die Frau ihren Begleiter. „Ich habe keinen Hunger“, fügte dieser als Erklärung hinzu. Leise seufzend folgte sie dem Weg und nahm ihren Platz in der Mitte ein, während Felix abermals hinter ihrem Stuhl stehen blieb. Ihr Blick schweifte durch den gefüllten Saal. Die meisten ehemaligen Schülerinnen und Schüler hatten sich im Kloster eingefunden, um zu feiern. Der Saal war gefüllt mit Gesprächen, Gelächter und dem Geklimper von Geschirr. „Es ist schön zu sehen, dass ihr die Tradition eines Festmahls nach einem Sieg übernommen habt“, sagte Claude zu seinen beiden Tischnachbarn. „Darauf sollten wir anstoßen.“ Beide Könige hoben ihre Kelche und Byleth tat es ihnen gleich. „Es freut sich sicherlich zu sehen, dass ein paar Mitglieder der goldenen Hirsche heute hier sind“, sprach Byleth an Claude gewandt. Er hatte die Finger miteinander verschränkt und sein Kinn auf den Handflächen abgelegt. „Oh ja, es ist schön sie zu sehen“, antwortete er lächeln, „es ist schön, all hier wiederzusehen.“ Obwohl Byleth sich damals dazu entschlossen hatte, das Haus der Blauen Löwen zu unterrichten, hatte sie zu jedem Haussprecher eine besondere Bindung gehabt. Sie alle hatten ihre eigenen Ambitionen und Ziele. Auch wenn sie froh war, dass Dimitri und Claude daraufhin arbeiteten, ihre Taten auf ein gemeinsames Ziel auszurichten, schmerzte es sie, dass Edelgard keinen Kompromiss hatte eingehen wollen und ihr Leben dadurch ein frühzeitiges Ende genommen hatte. Nach dem Essen begannen die Ritter der Seiros die Tische und Bänke an die Wände zu schieben. „Oh, was kommt jetzt?“, fragte König Claude und beobachtete neugierig die Umbaumaßnahmen. Auf einer kleinen arrangierten Bühne nahmen vier Musikanten Platz an ihren Instrumenten ein. Dimitris Stuhlbeine scharrten über den Boden, als er sich von seinem Platz erhob. „Nun lieber Claude, zu jedem Festmahl gehört es auch, das Tanzbein zu schwingen“, verkündete der König Fodlans. Er streckte seine Hand der Erzbischöfin entgegen, und wechselte einen kurzen Blick mit Felix. „Lady Byleth, dürfte ich um diesen Tanz bitten?“ Es gehörte zum guten Ton, seine Bitte nicht auszuschlagen, also legte sie ihre Hand auf die von Dimitri und ließ sich von ihm in die Mitte der Tanzfläche führen. Früher war Byleth keine begnadete Tänzerin gewesen – als Söldnerin gab es für sie keinen Anlass dazu. Doch in den letzten Jahren war sie ganz gut darin geworden. Sie ließ sich von Dimitri zum Takt der Musik führen. Und es sammelten sich immer mehr tanzbegeisterte Gäste und Schüler im Raum, um es ihnen gleichzutun. Nachdem das Lied vorbei war, löste Dimitri seine Hände von ihr. Doch noch bevor sie zu ihrem Platz zurückkehren konnte, wurde sie aufgehalten, denn auch Claude forderte einen Tanz von ihr ein. „Ihr habt Euch verbessert, seit damals“, kommentierte er und sie wusste genau, dass er auf den Ball im Kloster vor mehr als 10 Jahren anspielte. „Das will ich doch hoffen“, entgegnete Byleth schmunzelnd, „diesmal trete ich dir nicht einmal auf die Füße.“ Die beiden grinsten. „Die Wette gilt.“ Die Erzbischöfin konnte nicht leugnen, dass er damals ihr Interesse am Tanzen geschürt hatte. Wie auch von Dimitri ließ sich Byleth von Claude durch den Tanz führen. Auch er hatte sich seit damals gemacht. Irgendwie erschien es ihr jetzt jedoch noch leichter mit ihm durch den Raum zu tanzen. „Ich würde den ganzen Abend mit Euch tanzen, nur um Euch herauszufordern mir nicht auf die Füße zu treten“, warf er lachend ein als das Lied endete. „Das wird nicht passieren.“ Felix hatte die Tanzfläche betreten als das Lied zum Ende gekommen war. Er funkelte Claude finster an, der versöhnlich abwinkte. „Na, na, Felix, ich will doch kein böses Blut, nachdem wir vor zwei Stunden einen Friedensvertrag unterzeichnet haben.“ Die Erzbischöfin folgte schweigend dem Austausch der Blick der beiden Männer. „Lady Byleth, vielen Dank für den Tanz. Ich empfehle mich.“ Der König von Almyra verbeugte sich höflich und zog sich anschließend zurück. Byleth betrachtete den Schwertkämpfer, der seine Hand vor sie hielt. Mit der Annahme, dass er sie von der Tanzfläche führen würde, legte sie ihre Hand in seine. Stattdessen platzierte er seine andere Hand an ihrer Hüfte. Überrascht weiteten sich ihre Augen. Sobald der erste Ton des neuen Liedes angespielt wurde, machte Felix den ersten Tanzschritt. Noch immer stand Byleth die Überraschung ins Gesicht geschrieben, doch sie passte sich schnell an und ließ sich von ihm durch den Tanz führen. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. „Du bist ein guter Tänzer“, lobte sie seine Fähigkeiten. „Hast du daran gezweifelt?“, fragte er, ohne sie anzusehen, viel mehr sah er über ihre Haare hinweg – vermutlich um Claude noch einen bösen Blick zuzuwerfen. Die Erzbischöfin konnte sich nicht daran erinnern, dass die beiden überhaupt mal miteinander getanzt hatten – obwohl sie schön öfter zu hören bekommen hatte, dass ihre Schwertduelle einem Tanz glichen. Abermals erinnerte sich die Frau an den Ball aus der Schulzeit. Während alle Haussprecher damals viel getanzt hatten, wusste sie nicht mehr, ob Felix damals auch dort gewesen war. Woran sie sich jedoch erinnern konnte, war ihre Begegnung im Turm der Göttin. Ihr Blick wanderte zu seiner Hand, die ihre fest hielt, zu seinem Finger, an dem der Ring steckte, den sie ihm vor fünf Jahren gegeben hatte. „Was ist?“, fragte Felix, als er bemerkte, dass ihre Gedanken abgeschweift waren. Ein Schmunzeln zupfte an ihrem Mundwinkel. „Erinnerst du dich noch an unsere Begegnung im Turm der Göttin?“, fragte sie und blickte weiterhin auf ihre Hände. Ohne auf seine Antwort zu warten, sprach sie weiter, „Du hast damals gesagt, du würdest dich immer wohler fühlen, ein Schwert in der Hand zu halten, statt die Hand einer Frau.“ Sie sah in sein Gesicht, während diesmal er auf ihre Hände blickte. „Hm“, machte Felix und schwieg für eine Weile. „Ich habe meine Meinung seitdem geändert – zumindest teilweise.“ Byleth kicherte leise. „Das stimmt wohl.“ - * - Die beiden tanzten noch ein weiteres Lied miteinander, doch danach ergriff Felix die Hand seiner Frau und sie verließen gemeinsam den Saal. Wie damals suchten sie die Ruhe von all dem Trubel, doch diesmal nicht im Turm der Göttin, sondern auf dem Balkon vor Byleths Schlafgemach. Felix hatte seinen Arm um ihre Taille geschlungen. Gemeinsam blickten sie herauf auf das Lichtermeer, das das Kloster gerade darstellte. „Ich muss mit dir reden“, sagte der Schwertkämpfer und atmete tief durch. „Die Wiederaufbaumaßnahmen im Gebiet von Fraldarius sind so gut wie abgeschlossen“, fuhr er fort, „Ich werde den Titel des Dukes an meinen Onkel abtreten. Dimitri hat bereits zugestimmt.“ Byleths Augen weiteten sich und sie wandte sich zu ihm um. „Heißt das …?“, murmelte sie, doch er sprach weiter. „Das heißt, ich komme hier her, als deine persönliche Leibwache.“ Er musste das alles schon länger geplant haben, denn das war nichts, was er einfach aus dem Bauch heraus entscheiden konnte. Felix drehte sich ebenfalls zu ihr um, legte seine kühlen Finger an ihr erhitztes Gesicht. Sie warten bereits fünf Jahre miteinander verheiratet, doch mit all ihren Verpflichtungen hatten sie sich kaum gesehen, geschweige denn Zeit miteinander verbringen können. Ihr Mann lehnte seine Stirn an ihre und sah ihr in die Augen. „Ich will in deiner Nähe sein“, hauchte er auf ihre Lippen. Das war einer der seltenen Momente, in denen er seine gefühlvolle Seite offenbarte. Er hatte geschworen, es nicht zu wiederholen, doch sie hatte seine Worte in ihrem Herzen: Er wollte mit ihr zusammen sein, bis zu dem Tag, an dem sie starben. Seit jenem Tag vor fünf Jahren als Felix ihr diesen Antrag gemacht hatte, war er mit jedem Treffen etwas weicher geworden – allerdings nur, wenn sie alleine waren. Ihre Antwort bestand darin, dass sie den kleinen Abstand zwischen ihren Mündern überbrückte und ihn küsste. Sie beide wussten, dass sie keine Leibwache brauchte, doch es war die perfekte Möglichkeit, einander nahe zu sein. Sie lösten sich wieder voneinander, doch Byleth lehnte ihren Kopf sein Felix Schulter. „Das heißt, wir können dann öfter miteinander tanzen.“ Sie spürten wie in diesem kleinen Moment seine Muskeln vor Überraschung zuckten. Er seufzte. „Wenn du unbedingt willst“, grummelte er und hauchte einen Kuss auf ihren Haarschopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)