Auch Amor liebt von Tasha88 (DaiSuga) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- “Und dann machen wir die fertig!” Ein lautes Lachen entkommt Daichi auf die Worte, dazu der um seine Schultern gelegte Arm, der ihn etwas hinunterdrückt. “Du bist echt ein Spinner.” “Bin ich gar nicht!” Suga grinst breit, ehe er seinen Arm von seinem besten Freund nimmt und stattdessen auf den anderen deutet. “Da stimmst du mir doch zu, oder, Asahi?” “Der stimmt ziemlich sicher mir zu. Du bist ein Spinner.” Derjenige, um den es gerade geht, zieht seine Schultern etwas höher und den Kopf tiefer. Er macht sich dadurch kleiner, als er es tatsächlich ist, doch das kennt man nicht anders von ihm. “Also … eigentlich …” Sein Blick huscht zwischen seinen Begleitern hin und her. “Du kannst es ruhig aussprechen, Asahi. Sag Daichi, dass er nicht recht hat.” “Oder du bist ehrlich, und gibst zu, dass Suga ein Spinner ist.” “Bitte. Der würde dir höchstens zustimmen, weil er Angst vor dir hat.” “Sollte er auch. Dir würde er nur recht geben, weil er Angst hätte, dass du dir einen Scherz mit ihm erlaubst.” “Was soll das den heißen? Ich tue ihm nichts. Du bist der, der ihn verprügelt.” Daichis Augenbrauen heben sich auf Sugas Worte. “Eigentlich … bist nur du es, der mich verprügelt, Suga. Daichi droht mir nur …”, nuschelt Asahi, woraufhin Suga ihn mit großen Augen ansieht. “Was? Das würde ich doch nie tun! Ich bin immer lieb zu euch.” Kurz herrscht Stille, dann lacht Daichi laut los. Suga stimmt mit ein, und auch Asahi kann es nicht zurückhalten. “Worüber lacht ihr denn so? Klingt, als hättet ihr Spaß.” Auf die helle Stimme, die neben ihnen erklingt, drehen sich die drei Jungen herum. “Oh, guten Morgen Aihara, Sasaki und Michimiya.” Suga grinst die Drittklässlerinnen an, die Mitglieder des Volleyballclubs der Mädchen sind. Auch Daichi und Asahi begrüßen sie. “Jetzt mach schon”, murmelt Sasaki und stößt Michimiya in die Seite. Deren Wangen laufen sofort rot an und sie schüttelt ihren Kopf. “Ich kann doch nicht …” “Doch, jetzt frag ihn schon!” Auch Aihara stößt ihre Freundin und Kapitänin an, deren Wangen noch dunkler werden. “Kann ich dir bei etwas helfen, Michimiya?”, fragt Daichi in dem Moment. Sofort erstarrt das Mädchen und starrt ihn mit großen Augen an. Auf Sugas Zügen breitet sich ein Grinsen aus, als er feststellt, wie sie sich regelrecht windet und kaum ein Wort hervor bekommt. Gott, sie ist ja sowas von offensichtlich in seinen besten Freund verknallt. Und der steht seelenruhig da, hat den Kopf etwas schräg gelegt und lauscht geduldig dem Stottern der vor ihm Stehenden. Wo es bei Michimiya mehr als offensichtlich ist, was sie für ihren Kumpel seit der Mittelschule empfindet, ist es Daichi ganz klar anzumerken, dass der nicht bemerkt, was in dem Mädchen vor ihm vorgeht. Oder er weiß es, lässt es sich aber nicht anmerken. Und das bezweifelt Suga stark. Sehr stark. Ob er ihm vielleicht mal einen Hinweis geben sollte? Optisch passen die beiden sehr gut zusammen. Sie sind beide Kapitäne der Volleyballmannschaften – und zudem kennen sie sich schon ein paar Jahre, wodurch man sie sicherlich als Freunde bezeichnen könnte. Warum spielt er also nicht Amor? Kapitel 2: Kapitel 1 -------------------- Es sind ein paar Tage vergangen. Tage, in denen Suga einen besonderen Augenmerk auf seinen besten Freund und dessen eigentlich gar nicht so heimliche Verehrerin hat. Wie kann es sein, dass Daichi das nicht merkt? Das merkt doch jeder! Er kann sich ein Grinsen nicht verheben, als Daichi in der kurzen Pause zwischen zwei Stunden das Klassenzimmer verlässt und Michimiya ein Seufzen entkommt, während sie ihm hinterher sieht. “Warum sagst du ihm eigentlich nicht, dass du ihn magst?” Kaum dass die Frage aus ihm herausgeplatzt ist, schlägt sich Suga die Hand auf den Mund. Doch er kann es nicht mehr zurücknehmen. Die vor ihm Sitzende dreht sich zu ihm herum und sieht ihn mit weit aufgerissenen Augen schockiert an, während ihr Gesicht hochrot anläuft. “W-was?”, stottert sie. Suga lässt seine Hand wieder sinken. Jetzt ist es ohnehin gesagt, dann muss er sich jetzt auch nicht mehr zurücknehmen. Er deutet in Richtung der Tür, durch die sein bester Freund erst vor wenigen Minuten verschwunden ist. “Du magst ihn, das ist ziemlich offensichtlich.” “W-wirklich?” Verunsichert zieht Michimiya ihren Kopf ein. “Ja, irgendwie schon. Außer eben für denjenigen, um den es geht.” Man kann erkennen, dass die vor ihm Sitzende schluckt, ehe sie ihren Kopf enttäuscht sinken lässt. “Warum sagst du es ihm nicht? Dann weiß er es doch.” Schon reißt sie ihren Kopf wieder herum. “I-ich kann doch nicht … einfach so … ich meine …” Suga legt seinen Kopf leicht schräg. “Natürlich kannst du es.” Da Michimiya immer noch so verunsichert wirkt, grinst er breit. “Weißt du was, ich helfe dir.” “Wirklich?” Man kann die Hoffnung erkennen, die sich in ihr ausbreitet, auch ihre Augen einnimmt. “Natürlich. Daichi ist mein bester Freund und dich mag ich auch. Zudem habe ich mir schon öfter gedacht, dass ihr beide ein hübsches Paar abgeben würdet. Und nur, weil der alte Sack so doof ist, und noch dazu blind auf beiden Augen, nicht zu bemerken, wie toll du bist, musst ja nicht du dafür gestraft werden.” Erneut blinzelt Michimiya ungläubig, ehe sie ihre Stirn runzelt. “Bist nicht du der Ältere von euch beiden?” Sofort winkt Suga ab. “Nur laut Personalausweis. Daichi ist in Wahrheit schon Tausende von Jahren alt. Das muss dir doch schon längst aufgefallen sein!” “Ich finde nicht, dass er alt wirkt. Viel mehr ist er einfach so unglaublich verantwortungsbewusst. Das lässt ihn nur noch toller sein.” Mit leuchtenden Augen seufzt Michimiya auf. Suga lacht, ehe er breit grinst. “Wenn du das so siehst, werde ich dir natürlich nicht erzählen, was seine negativen Seiten sind.” “Hat er etwa welche?” Auf den ungläubigen Tonfall unterdrückt Suga ein weiteres Lachen. “Die hat er, ja. Dir ist doch bewusst, dass alle im Club Angst vor ihm haben, oder?” “Ach, was heißt da Angst? Die respektieren ihn alle und sehen zu ihm auf. Das ist doch etwas Großartiges.” “Hmm …” “Findest du nicht? Ich finde, er führt euren Club wirklich toll. Er macht das gut. Zudem hat er mir schon so oft gute Ratschläge gegeben.” “Hmm … na gut, ich gebe zu, ganz schlecht macht er seine Sache wirklich nicht.” “Wie? Also ich finde, er ist einfach toll.” “Wen findest du einfach toll?” Auf die Stimme hinter sich zuckt Michimiya zusammen. Ihr bisher eher rotes Gesicht wird blass, sie verliert sämtliche Farbe. Panisch dreht sie sich herum, ihre Augen riesige dunkle Flächen in ihrem Gesicht. “Dich”, antwortet Suga da schon auf die Frage seines besten Freundes, der erstaunt aufsieht, ehe er zu Michimiya zurückblickt. Sie wirkt, als wäre sie überall lieber als hier. “Ähm, Suga, sei nicht so fies und ärgere Michimiya nicht. Es tut mir leid, dass er dich so aufzieht”, richtet Daichi erst an seinen besten Freund, ehe er sich dem Mädchen zuwendet. Sie nickt nur und hält ihren Blick gesenkt. Suga seufzt. Ernsthaft? Das war so eine schöne Steilvorlage. Kaum dass Daichi sich auf seinen Platz vor Michimiya gesetzt hat, dreht sie sich zu Suga um und blickt ihn schon fast vorwurfsvoll an. Er zuckt mit den Schultern. “Entschuldige”, flüstert er. “Ich hatte einfach gehofft, er kapiert endlich mal was. Aber wie du siehst, ist er einfach nur dumm.” Schon schüttelt sie ihren Kopf. “Ist er nicht! Er ist nicht dumm!” Anscheinend war sie laut genug, dass Daichi sich herumdreht. “Wer ist dumm?”, fragt er verwundert. Mit einem Augenverdrehen stöhnt Suga auf. “Du, Daichi. Einfach nur du!” Und damit schlägt er demonstrativ sein Mathebuch auf, um seinem besten Freund klarzumachen, dass er das nicht diskutieren wird. Kapitel 3: Kapitel 2 -------------------- “Koushi, wir beide haben etwas miteinander zu klären!” Sein Vorname. Das bedeutet wohl, dass es ernst ist. Suga greift nach seiner Tasche und steht auf, ehe er Daichi anblickt. “Und was?” “Was sollte das vorher denn? Erst bringst du Michimiya in Verlegenheit und dann bezeichnest du mich noch als dumm?” Daher weht also der Wind. Daichi kommt wohl nicht damit zurecht, dass er keine Antwort auf seine Frage bekommen hat. “Ersteres habe ich nicht beabsichtigt und zweiteres stimmt leider eindeutig.” “Wie bitte? Ich tret’ dir gleich in den Hintern!” “Klar, natürlich. Und wir sollen dich respektieren? Bitte.” “Was soll das denn jetzt wieder heißen?” Suga ist sich bewusst, dass Daichi ihm hinterher sieht, als er aus dem Clubraum tritt. Sein bester Freund folgt ihm und schließt hinter ihm die Tür ab. “Daichi, du bist dumm. Eindeutig.” “Gott, du kassierst gleich eine.” Zwar wird er mit einem wütenden Blick bedacht, doch den winkt Suga einfach ab. Er lässt sich von Daichi nicht einschüchtern. Er ist nicht der Schisshase Asahi. Und ihm ist klar, dass er das hier anders angehen muss. “Daichi, ich würde gerne etwas von dir wissen.” “Und ich soll dir antworten?” “Klar.” “Du beleidigst mich und machst mich dumm von der Seite an. Warum sollte ich dir eine einzige Frage beantworten?” “Weil du mein bester Freund bist. Und jetzt hör mir zu. Was würdest du machen, Dai, wenn es ein Mädchen gibt, das dich mag?” Erstaunt bleibt Daichi stehen, sieht Suga überrascht an. “Ach, deshalb bist du so komisch drauf? Wer ist es? Welches Mädchen macht dich so fertig?” “Mich?” Überrascht bleibt auch Suga stehen und schüttelt seinen Kopf. “Du machst mich fertig, Daichi. Echt! Und nicht nur mich.” Der letzte Teil ist eher ein Grummeln, doch dann verschränkt er seine Arme vor dem Oberkörper und seufzt. “Gut, neuer Versuch. Sawamura, Daichi, wenn es ein Mädchen gibt, das dich mag, was machst du dann?” Zwar runzelt der vor ihm Stehende die Stirn, zuckt dann jedoch mit den Schultern. “Weiß nicht. Wenn ich sie auch mag, sie um ein Date bitten? Keine Ahnung. Bei mir gab es das bisher nicht.” “Schwachsinn.” “Was heißt hier Schwachsinn? Ich wüsste es, wenn es ein Mädchen geben würde, das auf mich steht.” “Ich sagte ja, du bist dumm. Und du beweist es wieder eindrucksvoll.” “Bitte?” “Daichi, hör auf, mich so wütend anzustarren. Du machst mir keine Angst, hast du noch nie.” “Schade aber auch.” Zwar nur ein Grummeln, doch wieder winkt Suga es ab, ignoriert den Einwurf einfach. “Es gibt da sehr wohl ein Mädchen, das dich mag, Daichi. Und ich will wissen, was du nun zu tun gedenkst.” “Äh …” Daichis Augen weiten sich fassungslos. Sein Mund steht auch ein wenig offen. Das war ihm offensichtlich wirklich nicht bewusst. “Es … gibt ein Mädchen … das … mich mag?” “Für den Fall mich zu wiederholen - und das tue ich! -, ja, das gibt es. Und jetzt? Was machst du?” “Ähm … also …” Daichi ist überfordert. “Ich weiß nicht. Mag ich sie denn auch?” “Ja, würde ich schon sagen.” “Häh?” Auf Sugas Aussage wirft dessen bester Freund beide Hände in die Luft. “Woher bitte weißt du, dass ich sie mag?” “Weil ich davon ausgehe. Wobei, ich behaupte, ich weiß es. Mit mag meine ich übrigens nicht, dass du voll in sie verknallt bist.” “Okay.” Daichi schweigt und man kann ihm ansehen, dass es in seinem Oberstübchen arbeitet. Er runzelt die Stirn. “Und wer ist es?” “Weißt du das wirklich nicht?” Suga beugt sich nach vorn, um seinem Gesprächspartner ganz genau in die Augen sehen zu können. “Offen gesagt … nein?” “Oh Daichi …” “Wehe, du sagst jetzt noch einmal, dass ich dumm bin!” “Keine Sorge, sage ich nicht. Auch wenn du es bist.” “Du …!” “Michimiya.” “Du bist so ein … … Was?” “Es ist Michimiya. Sie ist mehr als offensichtlich in dich verknallt. Also offensichtlich für alle außer dir.” “Was?” “Muss ich es dir aufschreiben?” Mit gerunzelter Stirn mustert Suga seinen besten Freund. Der wirkt überfordert. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Warum eigentlich nicht? “Was ist mit dir? Hab ich recht?” “Recht … womit?” “Mit Michimiya?” “Woher soll ich das wissen? Anscheinend weißt du es ja besser, was sie fühlt!” “Gott, du Dummkopf. Ich will wissen, ob du sie magst. Dass sie dich mag, weiß ich. Aber magst du sie?” “Oh … ähm …” Daichi erstarrt, sein Blick geht ins Leere. “Ja, schon … Aber … ich hab sie nie so angesehen … Sie war halt immer eine Freundin. Eine gute Freundin. Das bedeutet ja irgendwie, dass ich sie mag, oder?” “Doch, würde ich mal behaupten.” Suga zuckt mit den Schultern. “Und was machst du jetzt?” “Was soll ich jetzt machen?” “Fragst du sie nach einem Date?” “Soll … ich sie nach einem Date fragen?” “Das musst du wissen, Daichi! Nicht ich!” “Äh … was … würdest du machen?” “Gott, Daichi!” Suga verdreht die Augen. Warum ist sein bester Freund in der Hinsicht nur so schwer in Begriff? “Ich würde sie fragen, natürlich! Ich meine, da ist ein Mädchen, das mich mag und das auch ich mag. Und ob was daraus wird, kann man ja nach dem Date entscheiden.” “Hmm …” Suga klopft seinem immer noch überfordert wirkendem Freund auf die Schulter. “Überleg es dir einfach, Dai. Schlaf eine Nacht drüber. Und wenn du dir das mit Michimiya vorstellen kannst, dann frag sie. Sie wird sich auf jeden Fall freuen, das weiß ich.” “Hmm …” Erneut nur ein nachdenklicher Ton. Daraufhin greift Suga nach dem Arm seines besten Freundes und zieht ihn mit sich. “Lass uns nach Hause gehen. Das ist hier ja ein Trauerspiel mit dir.” “Ich geb dir gleich Trauerspiel.” “Ich hab immer noch keine Angst vor dir.” “Das ist mehr als schade. Sehr schade sogar.” “Für dich auf jeden Fall.” “Depp.” “Selbst, Daichi. Oh, und eines noch.” “Und das wäre?” “Frag sie.” Kapitel 4: Kapitel 3 -------------------- Sugas Kopf dröhnt, als er am nächsten Tag wieder in die Schule kommt. Er hatte genügend Zeit, um sich noch einmal über alles Gedanken zu machen. Vielleicht hätte er Daichi nicht so drängen soll, mit Michimiya auszugehen. Der sollte sich lieber noch ein wenig Zeit nehmen und über alles nachdenken. Vor allem darüber, was er überhaupt selbst empfindet. Vielleicht mag Daichi sie auch nur als Freundin, und dann schickt er ihn mit ihr auf ein Date. Da ist es ja quasi vorgesehen, dass ein Herz gebrochen wird. Und dann ist er schuld daran, dass Michimiya leidet. Das kann er nicht verantworten. Suga ballt seine Hände zu Fäusten, steckt sie schnell in die Hosentaschen. Zumindest sagt er sich das die ganze Zeit über. Das muss einfach der Grund, vielleicht auch die Gründe, sein, weshalb er die halbe Nacht wach lag - vielleicht auch länger. Zuerst war er sehr zufrieden damit, dass er Daichi diesen Tipp mit auf den Weg gegeben hat - und auch Michimiya dadurch unterstützt. Doch dann hat ihn ein eigenartiges Gefühl übermannt. Das Gefühl, dass etwas nicht richtig ist, dass er einen Fehler gemacht hat. Daher sollte er noch mal mit Daichi reden und ihm sagen, dass er sich ruhig noch Gedanken machen und sich erst klar werden soll, was er selbst will. Hoffentlich kann er gleich noch mit ihm reden, ehe sein bester Freund dem vermutlich unsinnvollen Tipp folgt. Jedoch macht er sich darüber weniger Sorgen - denn Daichi muss über alles immer dreimal nachdenken, ehe er so einen wichtigen Schritt macht. Und es ist ja ein großer Schritt, ein Mädchen um ein Date zu bitten. Daher hat er noch genügend Zeit, noch einmal mit seinem besten Freund zu reden. Bei dem Gedanken nickt Suga zufrieden und zieht seine Hände wieder aus den Hosentaschen, ehe er weiter auf die Schule zuläuft. Doch kaum, dass er durch das Tor auf den Schulhof gelaufen ist, bleibt er wie erstarrt stehen. Er kann nicht glauben, was er dort sieht. Daichi - und Michimiya. Die beiden stehen voreinander, lächeln sich strahlend an. Erst als Sugas Lunge sticht, wird ihm bewusst, dass er die Luft angehalten hat. So hat er seinen besten Freund ihre Klassenkameradin noch nie anblicken gesehen. Da bemerken die beiden ihn. Michimiya hebt ihre Hand und winkt ihm eifrig zu, während Daichi schmunzelt. Langsam setzt Suga einen Fuß vor den anderen, bis er bei ihnen ankommt. Das seltsame Gefühl in ihm nimmt zu. Alles zieht sich unangenehm zusammen und sein Magen verknotet sich. Er bemerkt richtig, wie er sich zu einem Lächeln zwingen muss, als er bei den beiden ankommt. Was bedeutet es, dass sie hier so zusammenstehen? Er weiß, dass sie Freunde sind - oder so was. Er weiß, dass Michimiya in Daichi verknallt ist. Und er weiß, dass dem das bis gestern doch noch gar nicht klar gewesen ist. Also warum grinst Daichi so? “Guten Morgen”, zwingt er sich mit einem schiefen Lächeln von sich zu geben. “Guten Morgen”, erwidern alle beide. Michimiya macht einen Schritt nach vorn und greift nach Sugas Händen, drückt sie, während sie ihn mit leuchtenden Augen ansieht. “Ich danke dir, Sugawara”, richtet sie an ihn. Als sie seine Hände wieder loslässt, wendet sie sich Daichi zu. Dabei röten sich ihre Wangen, doch das Lächeln wird wieder breiter. “Wir sehen uns gleich in der Klasse.” “Das tun wir. Bis gleich, Yui.” Yui? Seit wann spricht Daichi sie mit ihrem Vornamen an? Mit gerunzelter Stirn betrachtet Suga seinen besten Freund. Als der das wahrnimmt, runzelt er auch die Stirn. “Ist was, Suga?” Der zuckt zusammen, sieht noch einmal in die Richtung, in die Michimiya gelaufen ist, ehe er sich wieder Daichi zuwendet. “Äh … Ich … frage mich nur … Du und Michimiya … Seit wann …?” Er muss den Satz noch nicht einmal zu Ende bringen, da streicht sich Daichi mit einer Hand durch die kurzen Haare und das Grinsen wird noch schiefer. “Na ja, weißt du … als du das gestern Abend zu mir gesagt hast … da hab ich halt drüber nachgedacht. Über Yui, ähm, Michimiya. Und du hattest ja nicht unrecht. Ich kenne sie schon lange und wir verstehen uns gut. Wir haben ja auch viele Gemeinsamkeiten, spielen beide Volleyball. Und daher hab ich sie gleich gestern Abend noch um ein Date gebeten. Und … ich glaube, das könnte wirklich gut passen, mit ihr und mir.” “Ich … hab aber auch gesagt, dass du noch eine Nacht drüber schlafen sollst …” Warum ist seine Stimme so merkwürdig belegt? “Ja, das hast du, das stimmt schon.” Daichi dreht sich herum und geht auf die Schule zu, langsam genug, dass Suga aufschließen kann. “Aber auf der anderen Seite - warum warten, wenn es doch passen kann? Und ich dachte, wenn ich es nicht jetzt mache, trau ich mich nachher vielleicht nicht mehr. Also hab ich ihr einfach geschrieben.” “Hmm …” Ein Grummeln. “Meinst du …” Unsicher bleibt Daichi stehen. “War es vielleicht doch doof?” Etwas in Suga schreit `Ja´ und er versteht nicht, warum. Eigentlich hat sein bester Freund doch ganz richtig gehandelt. “Ne, denke, das passt schon.” Was soll er auch sonst sagen? Die Erleichterung ist Daichi anzusehen. Zufrieden schlägt er Suga auf die Schulter. Danke dir, Suga. Echt.” “Für was bedankt er sich bei dir?” Beide Köpfe drehen sich zur Seite. Dort steht Asahi und sieht seine Kumpel fragend an. Daneben Noya, dem die Neugierde mehr als anzusehen ist. Bevor Daichi antwortet, deutet Suga mit dem Daumen auf ihn. “Der da hat es geschafft, Michimiya um ein Date zu bitten.” “Ernsthaft?” Asahi ist überrascht, während Noya breit grinst, zu seinem Kapitän geht und ihm auf die Schulter klopft. “Sehr gut, Daichi. Hast ja lang genug nicht bemerkt, dass sie voll auf dich steht!” Sofort bekommen die Wangen des Angesprochenen einen roten Schimmer. “Tja, ohne mich wäre ihm das auch immer noch nicht klar.” Suga grinst den Jüngeren breit an, schlägt Daichi auf die andere Schulter, und dann ist er es, der sich in Bewegung setzt. Kaum, dass er seinen Freunden den Rücken zugewandt hat, verschwindet das Grinsen wieder von seinem Gesicht. Er weiß nicht, warum er sich so seltsam fühlt, doch er wird sich davon jetzt nicht runterziehen lassen. Er wird einfach weitermachen, wie immer. Vielleicht hat er einfach etwas Falsches gegessen, wer weiß … Kapitel 5: Kapitel 4 -------------------- Wieder einmal macht sich dieses eigenartige Gefühl in ihm breit, das bereits seit fast zwei Monaten immer wieder über ihn kommt, ihn einnimmt, alles in ihm zusammenpresst. Dafür sorgt, dass ihm schlecht wird. Und immer noch kann Suga es nicht einordnen, weshalb das so ist. Doch er weiß, dass es mit einer Sache in Verbindung steht. Er hebt seinen Kopf und als er das vor sich Geschehende wahrnimmt, verzieht er sein Gesicht und blickt schnell wieder auf seinen Pult vor sich. Als ein Kichern an sein Ohr dringt, steht er abrupt auf und eilt, ohne einen weiteren Blick zur Seite zu verschwenden, aus dem Klassenzimmer. Er kann das verliebte Getue von Daichi und Michimiya nicht mit ansehen. Seit die beiden ein Paar geworden sind, hängen sie nur noch aufeinander. Einfach nur nervig. Und jedes Mal versetzt es ihm einen Stich und ihm wird so komisch. “Oh hey Suga.” Der Angesprochene bleibt stehen und dreht seinen Kopf. Ein paar Meter weiter steht Asahi im Flur und lächelt ihn an. Für einen Moment, dann wirkt er eher verwundert. “Alles okay, Suga?” Asahi kommt auf ihn zu und bleibt direkt vor ihm stehen. Zwar versucht Suga, seine Mundwinkel zu heben, aber nur eine schiefe Grimasse erscheint auf seinem Gesicht. “Klar, warum auch nicht.” “Vielleicht, weil du aussiehst, als würde es dir nicht gut gehen?” Asahi mustert ihn fragend, Suga winkt jedoch nur ab. “Ne, alles okay, passt schon. Wollte nur aufs Klo. Das da drinnen hält ja keiner aus.” Über seine Schulter deutet er mit dem Daumen in Richtung seines Klassenzimmers. “Daichi?” Ein Kopfnicken ist die Antwort und schon seufzt Asahi. “Ja, manchmal finde ich es auch zu viel. Schön, dass die beiden verliebt sind. Aber das müssen sie ja nicht jedem auf die Schulter binden.” “Ganz genau das. Und dann auch noch direkt vor mir. Ich kann dem gar nicht aus dem Weg gehen, selbst wenn ich es wollte. Ich bekomm immer alles mit.” Die Aussage wird von einem Augenverdrehen begleitet. Asahi legt seine große Hand auf Sugas Schulter, drückt sie. “Du bekommst das hin. Na gut, wir sehen uns nachher.” “Machen wir. Um falls Daichi mich noch mehr nervt, werf ich ihm einen Volleyball gegen den Kopf. Ich kann dir auch zuspielen, dann kannst du draufhauen. Versuch halt, ihn zu treffen.” Schon zieht Asahi seinen Kopf zwischen die Schultern. “Das können wir doch nicht machen. Nachher verletzt sich Daichi noch.” Suga will gerade sagen, dass das dem sicherlich nicht schaden wird, als ihm klar wird, dass Michimiya dann noch viel mehr um seinen besten Freund herumturnen wird, um ihn zu verarzten, zu pflegen und zu bemitleiden. Nein, lieber nicht, darauf verzichtet er gerne. “Na gut, dann eben nicht.” Doch vielleicht wirft er Daichi trotzdem noch einen Ball gegen den Kopf. Allein die Vorstellung fühlt sich nämlich schon gut an. ~~~ “Dann bis nachher, Yui.” “Bis nachher, Daichi.” Suga unterdrückt ein würgendes Geräusch, als er dabei zusieht, wie Daichi sich zu Yui beugt, sie sich zu ihm streckt und das Paar einen Kuss teilt. “Müssen die das ausgerechnet hier machen?”, knurrt er. “Oh, bist du etwa neidisch, Suga?” Mit einem breiten Grinsen erscheint Noya plötzlich neben ihm. “Natürlich nicht”, knurrt der Ältere und wendet sich demonstrativ ab, um in ihren Clubraum einzutreten. Außerdem will er das wirklich nicht länger mitansehen. “Also ich bin neidisch”, seufzt Ryu hinter ihm. Ist ja klar. Wo Noya ist, ist der auch nicht weit. Suga verdreht seine Augen und zieht sich sein Hemd aus, um gleich darauf nach seinem Shirt zu greifen, das er überzieht. “Ich hätte auch zu gern ein Mädchen, das ich küssen könnte. Nein, ich würde gern Kiyoko küssen. Unsere wunderschöne Kiyoko.” Bei dem Seufzen kann Suga es nicht lassen, seine Augen erneut zu verdrehen. Dass Ryu nicht einfach aufgibt - zumindest hatte er bisher keine Chance bei ihrer Managerin. Da legt sich ihm eine Hand auf die Schulter. Als er den Kopf dreht, blickt Noya ihn grinsend an. “Du musst nicht eifersüchtig sein, Suga. Eines Tages bekommst du auch wieder etwas von Daichi ab. Der und seine Holde werden sich ja nicht 24 Stunden am Tag abknutschen.” Ein Augenzwinkern, begleitet von einem breiten Grinsen, folgt noch auf die Aussage, dann wendet sich der Libero auch schon wieder ab. Suga sieht ihm überrascht hinterher, als eine weitere Bewegung an seiner Seite seine Aufmerksamkeit wieder dorthin lenkt - und er sich wünscht, dass das nicht der Fall gewesen wäre. Dort steht nämlich jetzt ein ebenfalls breit grinsender und sehr zufrieden wirkender Daichi. Und als der sich sein Hemd aussieht, fällt Suga etwas ins Auge. Verwundert runzelt er seine Stirn und kneift seine Augen etwas zusammen, um den seltsamen Fleck am Hals seines besten Freundes zuordnen zu können. Das bemerkt der und im nächsten Moment landen Finger auf der Stelle und verdecken sie. “Ähm, Yui … sie ist manchmal … etwas stürmisch”, erklärt Daichi peinlich berührt. Da wird Suga klar, was genau sein bester Freund da verdeckt. Einen Knutschfleck. “Gott, könnt ihr euch nicht zusammenreißen?”, knurrt er und schlägt seine Spindtür fester zu als beabsichtigt. “Häh? Was ist denn los, Suga?” “Nichts! Das Training beginnt gleich. Und das wäre dir ziemlich sicher auch klar, wenn du nicht so aufs Herumknutschen konzentriert wärst.” Und damit verlässt Suga den Clubraum. Er ist noch nicht lange in der Turnhalle, als Daichi neben ihm erscheint. “Hey, ist alles okay?”, fragt sein bester Freund, wirkt verunsichert. “Klar. Sollte es das etwa nicht sein?” Suga eilt in den Geräteraum, um den Wagen mit den Volleybällen hinauszuschieben - und wichtiger: um von Daichi wegzukommen. Doch das ist dem offenkundig nicht klar - denn er folgt ihm. “Na ja, so wie du drauf bist … Da mach ich mir doch Gedanken.” “Wie bin ich drauf? Ich bin doch wie immer.” “Finde ich nicht. Du bist so … weiß nicht … komisch drauf.” “Komisch?” Der Gedanke, Daichi einen Ball gegen den Kopf zu werfen, fühlt sich immer besser an. Jetzt gleich vielleicht? Zumindest hätte er gerade genug Volleybälle zur Auswahl. Er könnte also auch mehr als nur einen werfen. “Na ja, vielleicht passt komisch nicht so ganz. Suga … ist es, weil ich mit Yui zusammen bin?” Suga erstarrt. Die Frage trifft. Es wäre nicht gelogen, wenn er jetzt zugeben würde, dass es nervt, wenn die beiden so aufeinanderhängen - tut es ihn ja auch. Aber das kann er seinem besten Freund nicht sagen. “Ne. Hab dir ja gesagt, dass du sie um ein Date bitten sollst”, wiegelt er ab. “Das schon … aber … bist du vielleicht eifersüchtig, weil ich mit ihr so viel Zeit verbringe? Es tut mir wirklich leid, denn ich hab dich ja schon irgendwie vernachlässigt. Aber du verstehst es doch sicher, oder? Ich meine, Yui und ich sind erst seit knapp zwei Monaten zusammen … Aber ich werde mir mehr Zeit für dich nehmen, versprochen.” Eifersüchtig? Suga runzelt die Stirn, schüttelt seinen Kopf und umfasst die Griffe des Ballwagens fester. “Ich bin nicht eifersüchtig”, presst er hervor. “Ich werde mir trotzdem mehr Zeit nehmen, dass wir beide auch mal wieder was zusammen unternehmen können. Ich will unsere Freundschaft ja nicht vernachlässigen.” “Wie du meinst.” Und damit schiebt Suga den Wagen an und an Daichi vorbei, ohne ihm einen Blick zu schenken. Das kann er auch gar nicht. Denn dann würde der etwas in seinem Blick erkennen. Etwas, das ihm selbst noch gar nicht bewusst war. Und etwas, über das nicht nachdenken möchte. Kapitel 6: Kapitel 5 -------------------- Eifersüchtig. Daichi hat ihn gefragt, ob er eifersüchtig ist. Auf seinem Bett liegend, starrt Suga im Dunkeln gegen die Decke. Er kann nicht schlafen. Wie auch? Heute beim Training hat sein bester Freund ihm diese Frage gestellt. Und auch, wenn er es abgestritten hat … ist es eine Lüge, wenn er behaupten würde, es nicht zu sein. Er ist tatsächlich eifersüchtig auf Yui. Aber nicht darauf, dass sie so viel Zeit mit Daichi verbringt. Und das ist es, was Suga etwas Angst macht. Er ist nicht auf die Zeit, die die beiden gemeinsam haben, eifersüchtig. Auch nicht darauf, dass Daichi eine Freundin hat. Doch er ist es, das kann er nicht verleugnen. Ein hartes Schlucken. Er ist eifersüchtig darauf, dass Yui ihm so nahe sein darf. Dass sie mit Daichi glücklich ist. Dass sie ihn in den Arm nehmen darf. Und dass sie ihn küssen kann. Und die Gedanken machen ihm Angst. Daichi ist sein bester Freund. Er hat ihn noch nie als etwas anderes gesehen. Bisher hat er doch gedacht, dass auch er eines Tages mit einem Mädchen glücklich sein wird. Warum also will er es jetzt selbst sein, der in Daichis Armen liegt – und ihn küsst? “Oh Gott”, murmelt Suga. Woher kommen diese Gedanken plötzlich? Warum denkt er plötzlich so über seinen besten Freund? Warum will er selbst mit Daichi zusammen sein? Er ist doch nicht schwul. Oder doch? Zumindest … er würde doch nicht so etwas fühlen und wollen, wenn er es nicht wäre, oder? Immerhin ist Daichi ein Junge – und er hat ganz offensichtlich eine Freundin – und das bedeutet, dass er auf Mädchen steht - und damit wird er das niemals auf ihn tun, immerhin ist er selbst, Suga, ebenfalls ein Junge. Ein weiteres “Oh Gott” kommt erneut gepresst aus seinem Mund und er schlägt sich beide Hände vors Gesicht. Wie konnte das passieren? Warum geht es ihm so? Und warum will er das von Daichi? Warum kann er sich nicht einfach für seinen besten Freund freuen, dass der ein Mädchen gefunden hat, das ihn liebt - und das der offensichtlich auch liebt? Die Antwort wird ihm augenblicklich klar - weil er selbst ihn ebenfalls liebt. Suga schluckt ein weiteres Mal, versucht den Kloß in seinem Hals zu vertreiben, der sich dort breit macht und der ein Brennen in seinen Augen verursacht. Er will nicht länger darüber nachdenken. Denn selbst wenn er plötzlich selbst auf einmal schwul ist, dann ist es derjenige, in den er sich verliebt hat, nicht. Und das bedeutet, dass alles kaputtgehen wird … Suga presst seine Zähne aufeinander und dreht sich herum, vergräbt sein Gesicht in sein Kopfkissen. Er möchte nicht weiter darüber nachdenken. Er will einfach nur schlafen und vergessen. Alles. Daichi. Yui. Seine unangemessenen Gefühle. Aber vor allem … Daichi. ~~~ Es sind keine zwei Wochen vergangen, seitdem Suga sich darüber klar geworden ist, was in ihm aktuell vorgeht. Warum es sich immer so seltsam anfühlt, wenn er Daichi und Michimiya zusammen sieht. Und er versucht, es sich selbst leichter zu machen - in dem er den beiden nach Möglichkeit aus dem Weg geht - zumindest so gut, wie er es eben kann. Sie sitzen direkt von ihm in der Klasse, aber in den Pausen verlässt er häufiger sein Klassenzimmer, oder redet mit seinen Klassenkameraden. Den Heimweg treten sie auch getrennt an. Da sich Daichi jedoch immer mit Michimiya trifft, fällt dem das anscheinend gar nicht auf. Und es ist besser so. Suga vermisst ihn, natürlich. Er vermisst seinen besten Freund. Und noch mehr vermisst er den Menschen, der dahintersteckt. Den Menschen, in den er sich verliebt hat. Den Menschen, nein, den Jungen, für den er solche Gefühle auf gar keinen Fall haben darf. Und deshalb ist es gut, wie es ist. Zumindest redet sich Suga das jeden Tag aufs Neue ein. Jedes Mal, wenn sein Herz sticht. Und das tut es oft. Wie konnte es passieren, dass er für Daichi solche Gefühle entwickelt hat? Hoffentlich verliert er sie auch wieder so schnell, wie sie plötzlich da waren. Er will Daichi nicht verlieren … doch das wird unweigerlich passieren, wenn er das alles nicht unter Kontrolle bekommt. Vermutlich muss er lernen, seinen besten Freund zusammen mit Michimiya zu sehen. Sich an die beiden gewöhnen, damit es ihn eben nicht mehr so trifft. Sollte er die beiden fragen, ob sie Lust hätten, etwas mit ihm gemeinsam zu machen? Aber nur sie drei wäre seltsam. Er sollte auch Asahi fragen. Aber dann wäre Michimiya das einzige Mädchen. Hmm … dann noch Shimizu? Das wäre doch in Ordnung, oder? Doch, klingt gut - zumindest für ihn. Oder vielleicht auch Aihara und Sasaki? In dem Moment schiebt sich jemand neben ihn. Noch ehe er sich herumdreht und die Person in Augenschein nimmt, ist ihm bewusst, wer es ist. “Hey Suga.” Er zwingt sich zu einem entspannten Gesichtsausdruck, darf sich nichts anmerken lassen. “Hey Daichi”, erwidert er daher mit einem aufgesetzten Grinsen. Er sieht seinen besten Freund an und runzelt gleich darauf seine Stirn. “Was ist denn mit dir los?” Auf die überraschte Frage grinst Daichi noch breiter, als er es gerade getan hat. Der Jüngere hat unglaublich gute Laune. Das Grinsen, das Strahlen in den dunkelbraunen Augen. Was ist vorgefallen? Und die Frage bricht ebenfalls laut aus Suga heraus. Sofort sieht sich Daichi sich um und beugt sich dann verschwörerisch zu ihm vor. “Ich hab mit Yui geschlafen.” Der bisherige Stich im Herzen wird ersetzt. Von dem Gefühl, dass nicht nur ein Messer hineingerammt, sondern auch herumgedreht wird. Suga wird es anders. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, öffnen sich wieder, um sich erneut zu ballen. Und das wiederholt sich. Mehrmals. “Du … du … was?” Ungläubig und gleichzeitig schockiert reißt er die Augen auf. Daichi lacht auf und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. Er wirkt abwesend und das Lächeln wird noch tiefer. “Wir haben es nicht geplant. Es ist gestern einfach so passiert. Und es war … es war echt unbeschreiblich, Suga. Es war toll.” Der Angesprochene schluckt. Er will das nicht. Weder will er hören, dass Daichi mit Michimiya geschlafen hat, noch, dass es ihm gefallen hat. Er soll so was für sich behalten. “Na dann hoffe ich doch stark, dass ihr wenigstens verhütet habt!”, knurrt er, ehe er sich herumdreht und einfach losläuft, ohne auf seinen Gesprächspartner zu warten. “Was? Suga, was ist denn jetzt los? Warte!” Doch das tut er nicht. Ganz im Gegenteil, Suga beschleunigt seine Schritte. Wenn er bleiben würde, könnte er für nichts garantieren. Entweder würde er in Tränen ausbrechen, falls er es nicht schafft, den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken, oder er würde wütend werden. Und er will keines von beiden. Doch er befürchtet stark, dass er nichts davon verhindern kann. Kapitel 7: Kapitel 6 -------------------- Daichi hat mit Michimiya geschlafen. Nach gerade einmal knapp zweieinhalb Monaten Beziehung. Und dass er darüber so glücklich scheint, sagt doch auch alles aus, oder? Er ist glücklich mit einer Frau. Warum also trifft es ihn so sehr? Suga knirscht mit den Zähnen. Daichi steht auf Frauen. Und er ist keine Frau. Damit ist klar, dass Daichi ihn niemals anders als seinen besten Freund sehen wird. Es ist schwachsinnig - mehr als schwachsinnig - auf mehr zu hoffen. Und was heißt hier hoffen? Diese dummen Gefühle müssen einfach verschwinden! Sie müssen weg, denn so reißen sie ihn nur in ein Loch, aus dem ihn niemand herausholen kann. Und er ist wütend. Wütend auf sich selbst. Und wütend auf Daichi, weil er für ihn Gefühle hat, die niemals erwidert werden würden. Und er ist wütend auf seinen besten Freund, weil der Sex gehabt hat. Das trifft ihn mehr, als er gedacht hätte. Suga knirscht mit den Zähnen. Er ballt seine Hände zu Fäusten und geht etwas tiefer in die Knie. Sein Blick fixiert den Volleyball. Hierauf muss er sich konzentrieren. Sie haben sich aufgeteilt. Auf der einen Seite des Netzes steht er, auf der anderen Kageyama. Trainer Ukai und Yachi werfen ihnen die Bälle zu, die sie den anderen, die in zwei Reihen stehen, zuspielen. Es ist gut, eine Aufgabe zu haben, denn irgendwie muss er es hinbekommen, die brodelnde Wut in ihm zu unterdrücken. Das geht auch einigermaßen gut, zumindest so lange, bis: “Sawamura, was ist los?” Trainer Ukai sieht den Kapitän seiner Volleyballmannschaft an, der den Ball gar nicht kommen sehen hat. Daichi wirkt für einen Moment noch benommen, ehe er seinen Kopf zum Trainer dreht, eine Hand hebt und grinst. “Entschuldigung, ich war etwas abwesend. Aber jetzt bin ich wieder voll da.” “Vielleicht versuchst du eher mal deinen Kopf, als den Inhalt deiner Hose einzusetzen. Auch wenn dir das vielleicht gerade nicht klar ist, es gibt Wichtigeres als Sex! Und nur weil du das jetzt einmal hattest, kannst den Rest deines Lebens nicht hinten anstellen”, knurrt Suga noch ehe er es verhindern kann. Auf die Aussage herrscht Stille. Zumindest für einen Moment, bis: “Was?” Ukai sieht seinen zweiten Zuspieler überrascht an. “Das hat er nicht wirklich gesagt!” Noyas Stimme hallt durch den Raum, ebenso das Raunen der anderen Anwesenden. Doch bei Suga kommt nur eine einzige Stimme wirklich an. “Suga?” Langsam hebt er seinen Kopf, sieht seinen besten Freund an. In Daichis Augen spiegelt sich Verwirrung. Aber auch Enttäuschung. Sofort presst Suga seine Lippen fest aufeinander. “Was ist los?”, fragt Daichi. Ein sanftes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, verdrängt die Emotionen in seinen Augen jedoch nur minimal. Und das ist es, was Suga einen Schritt nach hinten machen lässt. Er schüttelt seinen Kopf. Er will auf keinen Fall mit demjenigen reden, der dafür sorgt, dass es ihm so seltsam geht. Der die verwirrenden und durcheinanderbringenden Gefühle in ihm auslöst. Er möchte sich damit nicht auseinandersetzen. Nicht mit den Gefühlen, nicht mit der Person. Abrupt dreht er sich herum und verneigt seinen Oberkörper vor Takeda, der neben den Trainer getreten ist und ihn ebenfalls überrascht mustert. Einen solchen Ausbruch hat wohl keiner von ihm erwartet. Das hat er ja auch selbst nicht. “Herr Takeda, entschuldigen Sie bitte. Mir geht es nicht gut und daher werde ich mich nun auf den Weg nach Hause machen.” Und ehe jemand etwas sagen oder erwidern kann, hat sich Suga bereits herumgedreht und ist aus der Turnhalle gestürmt. ~~~ Was ist da nur in ihn gefahren? Wieso ist ihm das rausgerutscht? Warum hat er nicht versucht, das Ganze noch herumzureißen, es als Witz darzustellen? Aber … Seine Hände krallen sich in seine Bettdecke, auf der er liegt. Er bezweifelt stark, dass einer der anderen ihm das abkaufen würde. Sein Tonfall. Die Wut, die nicht nur aus ihm herausgebrochen ist, sondern ihm auch anzuhören war. Ihm selbst ist die Wut, die in ihm gebrodelt hat, von Anfang an bewusst gewesen. Und was er da gesagt hat … Daichi hat ihm das im Vertrauen erzählt. Ihm, seinem besten Freund. Und er posaunt das so laut hinaus, lässt ihn nicht nur vor ihrer Volleyballmannschaft - ihren Freunden -, sondern auch vor den Managerinnen, ihrem Trainer und dem Lehrer so dastehen. Und dann, Suga schluckt hart, war da noch der Blick. Der Ausdruck, mit dem Daichi ihn angesehen hat. Nicht nur das Entsetzen darüber, dass er das laut gesagt hat, nein, die Enttäuschung. Daichi ist enttäuscht, von ihm. Und das macht alles nur noch schlimmer. Doch … was soll er machen? Vorgeben, alles wäre für ihn okay? Das würde er wirklich gern, doch er kann es nicht. Es stört ihn nun einmal, dass Daichi mit Michimiya zusammen ist. Er wünscht, dass es ihn nicht stören würde, es für ihn passen sollte. Doch dann sind die seltsamen Gefühle aufgetaucht, von denen er bisher nichts gewusst hat. Und die sind nicht langsam aufgetaucht, sie haben ihn komplett überrannt. Verliebtsein ist an sich ja auch etwas Schönes, er wäre es gern. Aber nicht in die falsche Person. Und Daichi ist die falsche Person. Aus vielerlei Gründen. Er ist sein bester Freund. Er ist ein Junge. Und er ist in einer Beziehung. Mal abgesehen, dass er in einer Beziehung mit einem Mädchen ist und damit ohnehin kein Interesse an ihm haben wird. Warum also kann er die dummen Gefühle nicht einfach abstellen? Sie machen ihn doch nur unglücklich. Und zudem belasten sie die Freundschaft zwischen Daichi und ihm. Kann er überhaupt noch mit Daichi befreundet sein? Wird das nicht einen Keil zwischen sie treiben? Wobei, hat er nicht selbst mit seiner dämlichen Aktion vorher einen Keil hineingetrieben? Ein eigenartiges Geräusch kommt über Sugas Lippen. Eine Mischung zwischen Seufzen und Schluchzen. Sicherlich hat er alles zerstört. Und er muss zukünftig damit leben, dass er die eine Person verloren hat. Die Person, die für ihn die wichtigste seines Lebens ist. Er hat es total verkackt! Ein Klopfen an seiner Zimmertür lässt Suga die Augen wieder öffnen. Verwirrt dreht er seinen Kopf und erkennt, dass sich die Türklinke nach unten bewegt. Und dann kommt ausgerechnet derjenige in sein Zimmer, mit dem er als allerletztes gerechnet hätte. Kapitel 8: Kapitel 7 -------------------- Suga richtet sich auf seinem Bett etwas auf und starrt ungläubig zu der Person, die sein Zimmer betreten und die Tür hinter sich geschlossen hat. Daichis Blick huscht durch den Raum, ehe er schließlich auf Suga zu liegen kommt. “Was machst du hier? Habt ihr nicht noch Training?”, platzt es aus ihm heraus und er setzt sich ganz auf, schwingt die Beine über die Bettkante. “Na ja”, Daichi hebt eine Hand und fährt sich damit durch die Haare, “nach dem, was vorher los war, hab ich mich auch nicht mehr so richtig konzentrieren können. Daher hat mich unser Trainer weggeschickt und gesagt, dass ich nach dir sehen soll. Deshalb bin ich hier. Deine Mom hat mich reingelassen. Sie ist gerade mit Kenji einkaufen gefahren.” Stimmt, da war was. Die beiden wollten neue Kleidung für seinen jüngeren Bruder besorgen. Sugas Finger krallen sich in die Bettdecke. Er ist also mit Daichi allein hier im Haus? Vermutlich nicht lange, denn der wird sicherlich in wenigen Minuten wieder auf und davon sein. Vermutlich ist er hier, um zu sagen, dass er nicht mehr mit ihm befreundet sein kann, weil er, Suga, sein, Daichis, Vertrauen missbraucht und gebrochen hat. Vielleicht ist es ja so besser. Das ist ein besser zu verstehender Grund, als dass er sich in ihn verliebt hat. “Was ist los, Suga?”, fragt Daichi und seine sanfte Stimme lässt einen weiteren Kloß in Sugas Kehle auftauchen. Er schluckt ein weiteres Mal. Von der Tür aus, an die sein Besucher sich gelehnt hat, sieht der ihn abwartend an. Und mit so einem liebevollen Blick, dass Suga nicht weiß, was er tun soll. “Nichts ist”, brummt er schließlich und dreht seinen Kopf zur Seite. “Alles gut. Du hättest meinetwegen nicht extra herkommen müssen.” “Doch, natürlich.” “Wie meinst du das?” Erstaunt sieht Suga ihn doch erneut an. Daichi grinst schief und zuckt mit den Schultern. “Du bist doch mein bester Freund. Natürlich mach ich mir da Sorgen um dich, und natürlich komme ich deswegen bei dir vorbei. Hat für mich nichts mit extra zu tun. Und nun auf die Frage zurückzukommen: Was ist los, Suga? Etwas stimmt nicht mit dir. Du bist seit Wochen komisch drauf, ziehst dich zurück, gehst mir aus dem Weg, und wenn du mal mit mir redest, bist du schlecht gelaunt. Um es zusammenfassend zu sagen, das alles ist nicht nichts. Und ich will wissen, was es ist. Und warum.” Der Jüngere der beiden stößt sich von der Tür ab und schiebt seine Hände in die Hosentaschen, ehe er auf das Bett zuläuft. Einen Meter von seinem besten Freund entfernt bleibt er stehen. Der sieht ihn mit geweiteten Augen und blassem Gesicht ungläubig an. “Jetzt sag schon was.” Suga schluckt erneut. “Es … ist dir aufgefallen …” “Natürlich ist es das. Ich weiß, ich war die letzten Monate abgelenkt, das gebe ich zu. Ist vielleicht auch nicht die feine Art und dafür möchte ich mich entschuldigen. Das mit Yui”, und schon huscht ein Lächeln über Daichis Gesicht, “ist einfach noch neu und aufregend. Und das alles nimmt viel Zeit in Anspruch.” Bei der Erwähnung von Michimiya verdunkelt sich augenblicklich Sugas Blick. Er presst seine Lippen fest aufeinander und seine Finger verkrampfen sich um die Bettdecke. Das scheint sein Gesprächspartner zu bemerken. “Hast du … ein Problem mit Yui?” Nun erstarrt Suga, sieht seinen besten Freund für einen Augenblick verunsichert an, ehe er dem Blick wieder ausweicht. “Nö. Sie ist doch okay.” Er hat per se ja auch kein Problem mit Michimiya. Nur mit der Tatsache, dass sie mit Daichi zusammen ist. An dessen Seite. Ihn umarmen darf. Ihn küssen. Mit ihm schlafen. “Nicht dein Ernst, oder? Dir passt das mit Yui nicht? Bist du eifersüchtig? Auf mich? Weil ich mit ihr zusammen bin? Willst du etwas von ihr?” Bei den ersten Worten hat er seinen Kopf noch eingezogen, doch bei der letzten Vermutung springt Suga auf und schüttelt seinen Kopf. “Schwachsinn! Wie kommst du denn auf so eine dumme Idee?” “Wie wohl? Wenn ich überlege, bist du so beschissen drauf, seit ich mit ihr zusammen bin. Und das gibt nur einen Schluss übrig: Du bist eifersüchtig.” Okay, Treffer ins Schwarze: Daichi ist eben nicht dumm. Sugas Gesicht verdüstert sich weiter. “Warum hast du nie etwas darüber gesagt, dass du auch was von Yui willst?” Warum hält Daichi an der dämlichen Idee fest? “Ich will nichts von ihr!” Das Knurren wirkt bei Daichi nicht. Eindeutig. “Bitte? Dein ganzes Verhalten lässt doch ganz klar auf Eifersucht schließen. Deine schlechte Laune, dass du uns aus dem Weg gehst.” “Ach, wirklich? Deine Überlegung ist einfach nur dumm.” Das Knurren wird tiefer, während Suga sich vor Daichi aufbaut. “Bitte. Wie als ob es nicht Eifersucht auf mich wäre.” “Ich bin nicht auf dich eifersüchtig!” Oh, verdammtes Hirn, warum ist ihm das jetzt rausgerutscht? “Gott, es nervt mich einfach nur! Alles! Euer verliebtes Getue”, versucht er schnell abzulenken, fuchtelt wild mit seinen Händen herum. “Das würde jeden nerven!” “Tut es aber nicht. Du bist der Einzige, der so reagiert. So … seltsam. Schon fast dämlich. Und das vorher … Was sollte das, Suga? Ich erzähl dir etwas und du haust es so raus? Nutzt es in so einem Moment?” Gut, Ablenken ist gut. Ablenken von der dummen Aussage, die Daichi auf die richtige Spur bringen könnte. “Du bist der, der immer predigt, dass man seine Ablenkungen außen vor lassen soll, wenn es ums Volleyballspielen geht. Dass man seine Aufmerksamkeit ganz darauf setzen soll. Stattdessen bist du es jetzt, der genau das nicht tut!” Bei jedem Wort pikst Suga seinem Gegenüber den Fingernagel in die Brust. “Bitte?” Daichi schlägt die Hand weg. “Du bist es doch, der seit Wochen seine schlechte Laune an allem und jedem auslässt!” “Und wegen wem ist das wohl so?”, brüllt Suga plötzlich, kann sich selbst nicht erklären, wo das jetzt hergekommen ist. “Gerade hast du noch erklärt, dass du nicht meinetwegen eifersüchtig bist!” Auch Daichis Stimme gleicht einem Knurren. Man sieht ihm an, dass auch er schlecht gelaunt ist. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und er sieht Suga aus zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen an. “Bin ich ja auch nicht!” “Du bist sehr wohl eifersüchtig!” “Aber nicht auf dich, du Hohlkopf!” Sugas Stimme hallt laut durch sein Zimmer. Füllt die plötzliche Stille auch noch, als schon wieder Ruhe herrscht. Daichi sieht ihn verunsichert an. Er blinzelt immer wieder. Sein Mund geht auf und zu, ohne dass ein Wort ihn verlassen hat. Suga schluckt. Daichi weiß Bescheid. “Du … du willst sagen, dass du …” Der blinzelt erneut, schüttelt seinen Kopf. “Du willst sagen, dass du … dass du auf Yui eifersüchtig bist, weil die …” Plötzlich ändert sich der Ausdruck in Daichis Augen und er lacht auf. “Mensch Suga, mach dir keinen Kopf, wirklich nicht. Du bist mein bester Freund und das wirst du immer bleiben, auch wenn ich eine Freundin hab und -” Er kann nicht aussprechen, da durchschneidet Sugas Stimme bereits den Satz. “Das ist es nicht, du Vollidiot. Es ist vielmehr …” Und in Anbetracht dessen, dass ihm nicht einfällt, was er sagen sollte, greift er nach Daichis schwarzer Trainingsjacke, krallt seine Finger hinein und zieht den Jüngeren an sich. Kapitel 9: Kapitel 8 -------------------- Es geht schnell. Ohne dass er es selbst noch aufhalten könnte, streckt Suga seinen Kopf nach vorn und legt seine Lippen auf Daichis. Ein leises Seufzen entkommt ihm, als er die weichen seines besten Freundes spürt. Das samtige, gute und schöne Gefühl. Die Wärme, die von seinem besten Freund ausgeht, den er gerade küsst und … Den er gerade küsst! Sofort reißt Suga seinen Kopf wieder zurück. Seine Wangen glühen und die Augen sind weit aufgerissen. “Das … das war … ver-vergiss es einfach und -” Doch Sugas Satz wird unterbrochen. Kaum, dass er sich von Daichi getrennt hat, starrt der ihn ebenfalls ungläubig aus weit aufgerissenen Augen an. Und dann sind es Daichis Finger, die sich um seine Wangen legen und ihn wieder an sich ziehen, seine Lippen fest auf Sugas drückt. Es dauert einen Moment, ehe der wieder reagieren kann. Er schließt seine Augen und genießt das Gefühl, das Daichi in ihm auslöst, während sein Herz so stark und laut in seinem Brustkorb schlägt, dass es zu hören sein muss. Die Finger ein weiteres Mal in Daichis Jacke krallend, zieht Suga ihn näher an sich und legt seinen Kopf seitlich, sodass der Kuss intensiviert werden kann. Das hier, das fühlt sich unglaublich gut an. Und es darf nie wieder aufhören. Die Gefühle werden sogar noch verstärkt. Daichis Finger streichen über seine Wangen hinab, die Schultern entlang und die Arme hinunter, ehe sie sich um seine Taille legen und ihn enger an ihn ziehen. Ein stöhnendes Geräusch kommt über Sugas Lippen, als sich dazu auch noch eine Zunge an seine schmiegt, sie berührt, abtastet. Er erstarrt für einen kurzen Augenblick, denn das Geräusch … wie kann er nur … Als das gleiche Geräusch auch Daichi entkommt, entspannt er sich wieder. Seine eigenen Hände wandern ebenfalls, streichen unter die Jacke und über Daichis Brust. Sie fühlt sich so hart an. Einfach perfekt. Auch die Hände seines Kusspartners bewegen sich und als die Finger sich plötzlich unter den Saum des Pullovers bewegen, entkommt Suga ein weiteres Geräusch. Ein Keuchen, das direkt in Daichis Mund landet. Es scheint ihn anzustacheln, denn seine Finger streifen die Bauchmuskeln hinauf, bis zu Brust, greifen erneut zu, entlocken Suga ein weiteres Stöhnen. Er kommt ebenfalls in Bewegung, zieht seine Finger hinunter und schiebt sie ebenso unter Daichis Oberteil. Auch der kann sich nicht mehr zurückhalten, das leise Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Oh, dieses Gefühl. Zwar ist sich Suga selbst noch nicht so extrem lang bewusst, was er tatsächlich für seinen besten Freund empfindet, doch seitdem wünscht er sich das hier. Daichi zu berühren. Dessen Haut unter seinen Fingerspitzen zu spüren. Die Muskeln nachzufahren. Das alles. Er kann nicht sagen, wer der Erste war, der dem anderen das Oberteil abgestreift beziehungsweise über den Kopf gezogen hat. Das Keuchen in Sugas Zimmer wird lauter, als sie mit ihren nackten Oberkörpern aufeinanderprallen. Die heiße Haut sich aneinanderschmiegt, die Finger über den Rücken streichen, sich hineindrücken, und sie sich aneinander pressen. Dass sie mehr oder weniger durch den Raum gestolpert sind, wird Suga erst bewusst, als sich plötzlich die Kante seines Bettes in seine Kniekehlen drückt. Er verliert das Gleichgewicht und kippt nach hinten. Da seine Arme um Daichi geschlungen sind und er ihn auch nicht loslässt, zieht er ihn mit sich. Ihre Lippen lösen sich voneinander. Ihre Blicke liegen aufeinander. Beide Augenpaare vor Lust verhangen. Ihr Atem kommt schwer über ihre Lippen, keuchend. Was tun sie hier?, schießt es Suga für einen Moment durch den Kopf. Aber er schiebt die Frage sofort aus seinem Kopf. Das hier ist mehr, als er es sich je hat vorstellen können, und er wird es nicht zulassen, den Moment zu zerdenken. Er wird jeden Augenblick voll auskosten. Und daher hebt er nur seinen Kopf, legt eine Hand in Daichis Nacken und zieht ihn zu sich herunter, um ihre Lippen wieder miteinander zu vereinen. Jetzt gerade zählen nur sie beide - zusammen. ~~~ Suga liegt auf dem Bauch, seine Bettdecke bedeckt nur die untere Hälfte seines Körpers. Er hebt den Kopf, dreht ihn und legt ihn auf seinen Oberarmen ab. Seinen linken Arm streckt er gleich darauf aus, lässt die Fingerspitzen über den Körper gleiten, der neben ihm liegt. Ebenso nackt wie seiner. Doch kaum, dass er ihn berührt, nur flüchtig streift, bewegt sich dieser. Daichi setzt sich auf, schwingt seine Beine über den Bettrand, schafft so einen Abstand zwischen ihnen. Langsam richtet sich auch Suga auf, rutscht etwas näher. Zu gern würde er seinen besten Freund richtig berühren. Vielleicht auch noch einmal einen Nachhall von dem verspüren, was sie gerade erlebt haben. Doch etwas lässt ihn innehalten, die Bewegung nicht ausführen. Stattdessen schielt er über Daichis Schulter. Er erkennt, dass der seine Hände vor sich zusammenführt. Die Finger zittern. So sehr, dass er sie schließlich miteinander verschränkt. Den weißer werdenden Fingerknöcheln kann man ansehen, dass er sie fest aneinander drückt. Vermutlich ist er überfordert. Mit dem, was zwischen ihnen passiert ist. “Daichi?” Sugas Stimme ist sanft. Er hebt er eine Hand, legt sie sanft auf den Rücken seines besten Freundes, woraufhin der zusammenzuckt und gleich darauf aufspringt. Hektisch sammelt er seine Kleidung zusammen, in die er auch schlüpft. “Was … was war das?”, fragt er und die Überforderung ist ihm anzuhören. “Wir … haben miteinander geschlafen”, antwortet Suga, während auch er seine Beine über die Bettkante schiebt. “Das … das weiß ich! Aber … warum … du und ich … Wir …” Daichi bringt keinen ganzen Satz zustande. “Vielleicht … ist es ja das, was eigentlich sein soll”, erwidert Suga, ebenfalls unsicher. “Aber … ich …” Daichi hält inne und führt eine Hand zu seinem Gesicht, mit der er sich darüber wischt. “Ich bin mit Yui zusammen”, murmelt er. Urplötzlich dreht er sich zu Suga um. “Was sollte das hier? Du warst es, der darauf gedrängt hat, dass ich mit Yui zusammen sein soll. Und jetzt, wo ich es bin, machst du so etwas?” Sugas runzelt seine Stirn, als er die Wut in Daichis Blick erkennt. Wo kommt die jetzt her? Auch in ihm kommt das Gefühl zurück. Er hat seinen besten Freund ziemlich sicher nicht dazu gezwungen, mit ihm zu schlafen. “Es tut mir leid”, zischt er zurück. “Als ich das zu dir gesagt hab, war es mir noch nicht klar. Als ich es wusste, war es zu spät.” “Als du was wusstest?” “Dass ich dich liebe.” Stille herrscht auf das Bekenntnis. Daichis Augen stehen weit offen. Sugas Herz hingegen hämmert in seinem Brustkorb. Das Geständnis verändert alles. Ihre Freundschaft. Ihr Verhältnis. Alles. Vielleicht sogar noch mehr als der Sex. Daichi schluckt. Er öffnet seinen Mund, scheint etwas sagen zu wollen, ehe er ihn unverrichteter Dinge wieder schließt. Stattdessen geht er zu seiner schwarzen Jacke, die noch am Boden liegt. “Ich … ich kann gerade nicht, Suga”, bringt er mit einer Stimme hervor, die gebrochen klingt. “Ich brauche Zeit.” Ein paar Sekunden später erklingt ein Geräusch, das Suga auf den Boden der Tatsachen reißt. Das Geräusch einer sich schließenden Tür. Kapitel 10: Kapitel 9 --------------------- “Weißt du, was mit ihm ist, Sugawara?” Als er von der hellen Stimme angesprochen wird, zuckt Suga zusammen. Vorsichtig sieht er die vor ihm Sitzende an, ehe er seinen Kopf schüttelt. “Nein, weiß ich nicht”, murmelt er und senkt seinen Blick wieder vor sich auf das Pult. Doch nur einen Moment, ehe er nach vorn schielt, an Michimiya vorbei, und den leeren Platz mustert. Das ist nicht üblich für Daichi. Warum ist er nicht da? Auch im Training hat er heute Morgen gefehlt. Vermutlich hat ihn das, was gestern vorgefallen ist, doch mehr mitgenommen, als gedacht. Suga schluckt und ballt seine Hände zusammen. Er kann es ja verstehen. Am liebsten wäre er auch zu Hause geblieben, doch es geht nicht. Seine Mutter hätte ihm sonst noch was erzählt. “Vielleicht ist er ja krank”, murmelt Michimiya in dem Augenblick, zieht seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. “Mhm.” Vielleicht. Wobei das unwahrscheinlich ist. Daichi ist nicht krank. Sicher nicht. Oder? Vielleicht doch? Da kommt der Lehrer herein. Dass er den Unterricht beginnt, ohne nach Daichi zu fragen, macht dessen besten Freund klar, dass der offiziell abgemeldet wurde. Alles andere ergibt keinen Sinn. ~~~ Suga hält sein Handy in der Hand, der Daumen schwebt über der Taste, mit der er die Nummer wählen würde, die auf dem Display steht. Doch er kann sich nicht überwinden. Aus einem bestimmten Grund. Daichi hat gemeint, dass er Zeit benötigt. Und die wird er ihm geben. Kurzentschlossen räumt er sein Handy weg. Er muss das einfach tun. Ihm zeigen, dass er seine Wünsche berücksichtigt. Dass er Daichis Gefühle ernst nimmt. Daichi braucht Zeit, er bekommt die Zeit. “Was hat Daichi denn?”, wird Suga empfangen, kaum dass er den Clubraum betritt. Hinata sieht ihn fragend an. “Ähm … ich weiß nicht”, antwortet er ihm. “Echt nicht? Du weißt doch sonst immer alles von ihm.” Noya schiebt sich in sein Sichtfeld. “Ja … aber … Er ist … wohl krank.” Verunsichert greift Suga nach dem Band seiner Tasche. Wenigstens etwas, an dem er sich festhalten kann. “Ihr kennt Daichi. Er wäre hier, wenn es ihm gut gehen würde”, erklärt Asahi da und schiebt sich ebenfalls in den Clubraum, geht an seinen Spind, um sich umzuziehen. “Ja, das schon. Aber … ich habe noch nie erlebt, dass Daichi krank ist. Der ist doch immer da.” Wieder weiß Suga nicht, was er auf die Aussage, dieses Mal von Kinoshita, erwidern soll. Doch glücklicherweise ist es erneut Asahi, der reagiert. “Das stimmt. Aber das bedeutet wohl, dass es Daichi richtig erwischt hat. Dass er sich in dem Fall auch noch nicht bei Suga gemeldet hat, muss euch nicht wundern. Vielleicht liegt er im Bett und schläft.” “Hmm, das könnte natürlich gut sein”, murmelt Narita. “Dann sollten wir ihm einen Krankenbesuch abstatten!” “Oh ja, das sollten wir wirklich machen!” Noya stimmt Tanaka sofort zu. Die beiden Zweitklässler sehen sich begeistert an. “Bringt man da nicht was mit? Suppe oder so?” “Stimmt. Dann gehen wir nachher noch im Konbini vom Trainer vorbei und holen da was.” “Lasst das lieber bleiben”, richtet Suga an die beiden. Um die wenigen Worte auszusprechen, musste er wirklich Mut zusammennehmen - weshalb eigentlich? “Warum denn?”, erwidert Noya sofort und stemmt die Hände in die Seiten. “Daichi wird sich sicherlich freuen, dass wir an ihn gedacht haben!” “Wenn es ihm einigermaßen gehen würde, dann wäre er hier. Dass er es nicht ist, zeigt, dass es ihm wirklich nicht gut geht. Also wird er sicherlich keinen Besuch empfangen können.” Und immer noch glaubt Suga nicht, dass Daichi wirklich krank ist, sondern dass es an dem liegt, was zwischen ihnen beiden gestern vorgefallen ist. Sicherlich will Daichi gerade niemanden sehen. Auch ihn nicht. Bei seinem letzten Gedanken sticht es Suga im Herzen. Doch er reißt sich zusammen, will sich nicht anmerken lassen, wie aufgewühlt er ist. “Suga hat recht. Lasst Daichi Zeit, um wieder gesund zu werden.” Daichi Zeit geben … Das wird er tun, genauso, wie es Asahi gerade gesagt hat. Nur will Daichi die Zeit für etwas anderes. Und Suga hofft stark, dass Daichi sich für ihn entscheidet. Sie hätten doch nicht miteinander geschlafen, wenn da nicht mehr wäre, oder? Natürlich war er es, der Daichi zuerst geküsst hat - doch der war es, der ihn anschließend geküsst hat - und das sehr viel intensiver. Es muss mehr gewesen sein. Oder … Suga steht inzwischen vor seinem Spind. Mit einer Hand hält er die Tür fest, während sein Blick hinein gerichtet ist - ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Es gibt einen anderen Gedanken, der ihm immer und immer wieder durch den Kopf schießt. Kann man es Gedanken nennen? Oder eher … Sehnsucht? Vielleicht auch Lust? Er hatte nun einmal Sex. Das erste Mal in seinem Leben. Und er will es wieder erleben. Ein weiteres Mal. Er will diese Empfindungen noch einmal empfinden. Die Nähe, die er zu Daichi gefühlt hat. Das Eins-sein. Das will er. Auch wenn es immer wieder von allem anderen überschrieben wird. Davon, dass Daichi gegangen ist. Nachdem sie das miteinander erlebt haben. Davon, dass Daichi immer noch - oder? - mit Michimiya zusammen ist. Sie hätte anders gewirkt, wenn er sich von ihr getrennt hätte, da ist sich Suga ganz sicher. Und er hat Angst. Davor, dass Daichi sagt, dass das mit ihnen ein Fehler war. Dass dieser weiterhin in seiner aktuellen Beziehung bleiben will. Dass alles zwischen ihnen zerstört ist. Zuvor hatte er noch Angst, dass ihre Freundschaft kaputtgeht. Doch inzwischen ist sich Suga sicher, dass das schon der Fall ist. Denn wie sollen sie weiterhin nur Freunde bleiben, wenn er so für seinen besten Freund empfindet? Nach dem gestrigen Nachmittag ist ihm klar, dass er nicht mehr zurückkann. Er liebt Daichi. Und die Gefühle werden nicht mehr verschwinden. Zumindest kann er nicht mehr so weitermachen wie früher. “Suga.” “Suga?” “Hey, Suga!” Erst eine Hand, die sich an seine Schulter legt und ihn rüttelt, bringt den Angesprochenen ins Hier und Jetzt zurück. Asahi mustert ihn besorgt. “Alles in Ordnung, Suga?” Der blinzelt, ehe er schief grinst. “Klar.” “Echt? Scheint mir nicht so. Hast du dich bei Daichi angesteckt?” Schnell schüttelt der Gefragte den Kopf, während sein Freund den Kopf schräg legt. “Hmm … Suga, was ist los? Du und Daichi … irgendwas ist doch mit euch beiden. Das war gestern auch schon so, als du ihm den Spruch wegen …” Sofort wird das Ass rot und man sieht ihm an, dass er nach passenden Worten sucht. “... als du ihm das mit Michimiya an den Kopf geworfen hast. Er ist doch dann noch zu dir gegangen. Der Trainer hat ihn extra geschickt. Konntet ihr nicht miteinander sprechen?” Suga ist wie erstarrt, ehe er seinen Kopf senkt. Er weiß nicht, was er antworten soll. Haben Daichi und er miteinander gesprochen? Eher gestritten. Und dann miteinander geschlafen. Geklärt haben sie zumindest nichts. Stattdessen haben sie alles nur noch komplizierter gemacht. Der Handdruck an seiner Schulter festigt sich plötzlich. “Du musst mir nicht antworten, Suga. Ich hoffe einfach nur, dass ihr beide das klären könnt. Ich gehe schon mal in die Sporthalle. Alle anderen sind auch schon dort.” Auf die Aussage hin hebt Suga verwundert seinen Kopf erneut und sieht sich um. Tatsächlich. Asahi und er sind die letzten im Clubraum. “Brauch nicht mehr zu lange.” Noch einmal drückt Asahi die Schulter seines Freundes und sieht ihn aufmunternd an, ehe er sich herumdreht. Ein weiteres Mal das Geräusch einer sich schließenden Tür. Und ein weiteres Mal ist Suga allein. Allein mit seinen Gedanken, die ihn runterziehen. Und ihm auch ein wenig Angst machen. Angst davor, alles zu verlieren, was ihm wichtig ist. Ihn bereits verloren zu haben. Daichi. Kapitel 11: Kapitel 10 ---------------------- Das ganze Wochenende ist vergangen, ohne dass Suga etwas von seinem besten Freund gehört, geschweige denn eine Nachricht bekommen hat. Kann beziehungsweise darf er überhaupt noch bester Freund sagen? Sind sie überhaupt noch so etwas wie Freunde? Er weiß es nicht. Mit den Gedanken woanders, betritt Suga den Clubraum, der bereits aufgeschlossen ist. Er ist früh dran, konnte nicht wirklich schlafen, doch offenbar ist jemand noch früher unterwegs. Er hat gerade einen Fuß über die Türschwelle gesetzt, als er wie angewurzelt stehen bleibt. Dort steht derjenige, der seine Gedanken beherrscht und das schon seit einiger Zeit. Das noch dazu Oberkörperfrei. Suga schluckt, weiß nicht, wie er reagieren soll. Seine Augen huschen über die nackte Haut. Er erinnert sich daran, was geschehen ist, wie er ihn berührt hat. Seine Hände schließen sich um das Band seiner Tasche, suchen dort wieder einmal Halt. Die Fingerknöchel treten weiß unter der Haut hervor. “Morgen”, murmelt Daichi nach einer Weile, in der sie sich nur angesehen haben. Er dreht sich zu seinem Spind und mit einer hastigen Bewegung zieht er sein Shirt über den Kopf, bedeckt sich so. Ob er auch daran gedacht hat? “Morgen”, erwidert auch Suga mit einem Murmeln und tritt zu seinem eigenen Spind, um sich ebenfalls umzuziehen. Noch ehe sie beide weiterhin in der Verlegenheit sind, allein hier zu stehen und sich anzuschweigen, schlägt die Tür des Clubraums auf. “Hah, du hast verloren, Trödelyama!” “Nur weil du geschummelt hast, Hinata-Boke!” Während Suga ein Seufzen entkommt, stöhnt Daichi auf. Sie wechseln einen Blick und für einen Moment ist es wie früher, vor all den seltsamen Gefühlen und vor dem, was sie getan haben. Das scheint zumindest Daichi augenblicklich wieder klarzuwerden, denn er dreht sich abrupt herum, ein roter Schimmer auf den Wangen. “Was soll der Mist?”, knurrt er die beiden Jüngeren an. “Äh … das ist …” “Du bist wieder da, Käpt´n! Wie schön!” Suga presst seine Lippen zusammen. Eigentlich ist es doch genauso, wie Hinata sagt, schon fast schreit. Es ist schön, dass Daichi wieder da ist. Und doch … “Ich geh schon mal in die Halle und beginne mit dem Aufbau”, gibt er mit einem gezwungenen Lächeln von sich, kaum dass er sich umgezogen hat. Und dieses Mal ist es Suga, hinter dem sich die Tür schließt. ~~~ Die nächsten Tage ist es wie ein Lauf auf rohen Eier, den sie beide fabrizieren. Zwar bemühen sie sich, so zu tun, als wäre alles normal, sodass keiner ihnen anmerkt, dass etwas anders ist, etwas nicht stimmt. Doch das tun sie beide mehr schlecht als recht. Wie auch? Jedes Mal, wenn Daichis Blick Suga auch nur streift, kommen zahlreiche Gefühle in ihm auf. Der Wunsch, sich in seine Arme zu werfen. Ihn zu küssen und ihm wieder nahe zu sein. Einfach nur mit ihm reden und lachen zu wollen, so wie früher. Aber da ist auch die Angst. Davor, dass das alles nie wieder möglich sein wird. Das schlechte Gewissen, für alles verantwortlich zu sein. Die Schuld, ihre Freundschaft zerstört zu haben. Und manchmal, wenn Daichi ihn ein paar Sekunden länger ansieht, ist sich Suga sicher, auch zahlreiche Emotionen in dessen Augen zu erkennen. Ob er auch so empfindet wie er? Doch immer dann, wenn ein Funke Hoffnung in ihm aufsteigt, wendet Daichi seinen Blick ab und der Funke erlischt wieder. Das Gefühl, dass sie beide nie wieder miteinander reden können, bricht Sugas Herz jedes Mal nur noch mehr. ~~~ “Sugawara, hättest du einen Moment?” Bei der Stimme, die neben ihm erklingt, erstarrt Suga. Langsam dreht er seinen Kopf zur Seite. Dort steht Michimiya, die ihn bittend ansieht. Bittend, nicht böse. Das ist doch gut, oder? “Ähm, ja. Was kann ich für dich tun?”, bringt er zögernd hervor. Sie windet sich ein wenig, kaut auf ihrer Unterlippe und spielt nervös vor dem Oberkörper mit ihren Fingern. Da wird Suga auch bewusst, wie blass sie ist und dass ihre Augen in den Augenhöhlen liegen. Sein Herz zieht sich zusammen. Weiß sie es? Hat Daichi es ihr gesagt? Dass sie beide miteinander geschlafen haben? Obwohl Daichi eigentlich mit ihr in einer Beziehung ist? “Es geht um Daichi”, bringt sie schließlich hervor und lässt Sugas schlechtes Gewissen ansteigen. Trotz allem kann er es nicht wegschieben. Sie ist nun einmal mit Daichi zusammen. “Michimiya, ich … Es tut mir leid, ich …” “Was tut dir leid?”, unterbricht sie ihn verwirrt. “Äh …” Augenblicklich ist er wie erstarrt. Würde sie nicht anders reagieren, wenn sie es wüsste? “Ähm … das … Wie kann ich dir helfen?”, schafft er es zu fragen, ihre eigene Frage wegschiebend. Und scheinbar ist ihr das nicht einmal bewusst, so nervös wie sie scheint. Wieder beginnt das von einem auf den anderen Fuß treten. “Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht weißt, was mit Daichi los ist.” “Mit Daichi?” “Ja. Er … ich weiß nicht, aber er ist mir seit letzter Woche gegenüber so abweisend. Er und ich, wir haben …” Ihr Gesicht läuft rot an und sofort ist Suga bewusst, was sie damit meint, auch wenn sie es nicht ausspricht. Sie und Daichi haben miteinander geschlafen. Das erste Mal. Ihr beider erstes Mal. Vermutlich. “Auf jeden Fall weiß ich nicht, was los ist. Ob ich etwas falsch gemacht habe.” Tränen treten in Michimiyas Augen, laufen gleich darauf über ihre Wangen. Suga schluckt. Er weiß sehr wohl, was los ist, dass Daichi Abstand zu ihr einnimmt. Doch sie hat nichts falsch gemacht, ganz im Gegenteil. Er war es, der etwas falsch gemacht hat. Und Daichi. Sie beide haben etwas gemacht, das falsch war. Auch wenn es sich nicht so angefühlt hat. Und zu hören, dass Daichi sich von seiner Freundin zurückzieht, macht Suga klar, dass nicht nur ein Keil zwischen der Freundschaft von ihm und seinem besten Freund steckt, sondern auch zwischen der Beziehung von ihm und Michimiya. Das ist auch sein Fehler. Er hat sich in Daichi verliebt, ist in ihn verliebt. Doch der liebt Michimiya. Und das macht ihm ebenso klar, dass er es ist, der die Sache klären muss. Der eine Entscheidung treffen muss. Und die Entscheidung ist klar. “Michimiya, ich rede mit Daichi”, richtet er an das Mädchen vor sich, das sich die Tränen von den Wangen wischt. “Wirklich?” “Ja. Mach dir keine Sorgen, es wird sicher alles wieder gut werden.” Zumindest für die beiden. Vielleicht nicht für ihn, nein, ziemlich wahrscheinlich nicht für ihn. “Oh Sugawara, vielen Dank!” Und als sie ihn mit leuchtenden Augen ansieht, bricht Sugas Herz noch mehr als bisher. Er verliert. Er verliert alles. Seine Liebe und seinen besten Freund. Doch es ist wichtig, dass der gewinnt. Und das macht Liebe schließlich auch aus - man will, dass der andere glücklich ist. Kapitel 12: Kapitel 11 ---------------------- Keine Ahnung, ob es eine gute Idee ist. Verunsichert steht Suga vor dem Tor des Hauses, in dem Daichi wohnt. Einerseits will er ihm ja alle Zeit geben, die der braucht. Zudem hält er sich immer noch an dem Gedanken fest, dass es Daichi etwas bedeutet haben muss, als er mit ihm geschlafen hat. Und wie immer huscht ein weiterer Gedanke durch seinen Kopf. Vielleicht hatte Daichi auch einfach nur Sex wollen, egal mit wem. Und er war eben da. Doch, Suga schluckt, er hat es Michimiya versprochen. Und er hat gesehen, wie sehr sie darunter leidet, dass Daichi Abstand zu ihr nimmt. Er war es, der ihn überhaupt dazu gebracht hat, eine Beziehung mit ihr einzugehen. Er kann es jetzt nicht sein, der die Beziehung wieder zerstört. Daher hat er eine Entscheidung getroffen. Deshalb ist er nun hier. Und ehe er weiter zögert und im schlimmsten Fall einen Rückzieher macht, streckt Suga seine Hand aus und betätigt die Klingel. “Ja?”, erklingt kurz darauf durch die Sprechanlage. Und auch, wenn diese die Stimme verzerrt, erkennt Suga sie doch. Er würde sie immer erkennen. Er atmet tief ein und aus, ehe: “Hey. Ich bins.” Es dauert noch einen Moment, in dem sich Suga schon fragt, ob Daichi ihn tatsächlich draußen stehen lässt. Doch dann ertönt der Summer, der anzeigt, dass die Tür geöffnet wird. Suga schiebt das Tor auf und tritt auf die Haustür zu, in deren Rahmen derjenige steht, zu dem er will, und ihn mit einem undefinierbaren Blick erwartet. “Ähm, hey”, murmelt Suga und schiebt seine Hände tief in die Hosentaschen. “Hey.” Abwartend mustert Daichi ihn. “Ich … müsste mal mit dir reden”, murmelt der Besucher und schafft es, ruhig zu bleiben, wobei er am liebsten umdrehen und weglaufen würde. Man sieht Daichi an, dass auch er mit sich selbst kämpft. “Okay”, murmelt er schließlich. “Können wir vielleicht …” Mit einer unsicheren Handbewegung deutet Suga in den Hausflur. Natürlich können sie auch hier miteinander reden, aber das fühlt sich falsch an. Vor allem, was, wenn Daichis Geschwister oder seine Eltern in der Nähe sind? Das scheint auch seinem besten Freund (?) klarzuwerden, denn er hält für einen Moment inne, ehe er nickt. “Ähm, ja … Komm mit.” Schnellen Schrittes folgt Suga Daichi in das Haus und die Treppe hinauf in das letzte Zimmer. Sorgsam schließt er die Tür hinter sich, ehe er sich herumdreht. Der Zimmerbewohner hat sich an den Schreibtisch gelehnt, mustert ihn nachdenklich, ehe er den Kopf senkt. “Was gibt es?”, murmelt er. “Weißt du”, Suga schiebt die Hände hinter seinen Rücken und verschränkt sie dort, drückt sie schon fast schmerzhaft zusammen, “Michimiya war gestern bei mir.” “Sie … Was?” Daichi springt auf, sieht Suga panisch an, was ihm einen Stich im Herzen versetzt. “Ich weiß, dass du ihr anscheinend nichts gesagt hast, dass wir beide … also was vorgefallen ist und …” “Du hoffentlich auch nicht!” Auf die herausgeplatzten Worte hebt Suga seinen Kopf erstaunt. Daichi ist blass geworden. “Nein, hab ich nicht”, antwortet er kopfschüttelnd. “Darum ging es auch nicht. Nicht wirklich.” “Was wollte sie dann von dir?” Während seiner Worte ist Daichi auf ihn zu getreten, steht nur noch ein kleines Stück von ihm entfernt. “Sie …”, Suga hebt seinen Kopf, sieht seinen Gegenüber ernst an, “sie macht sich Sorgen. Sie fragt sich, was sie falsch gemacht hat, dass du sie auf Abstand hältst.” “Sie hat nichts falsch gemacht …”, murmelt Daichi und senkt seinen Kopf. “Es ist nur … ich … ich weiß nicht, was …” “Ich weiß, ich verstehe dich.” Auf Sugas Worte hebt Daichi seinen Kopf wieder, sieht ihn erstaunt an. “Und deshalb hab ich eine Entscheidung getroffen. Was wir getan haben, das …” Er schluckt. “Es war ein Fehler. Ein großer Fehler und sie, Michimiya, hat das nicht verdient. Du ebenso wenig. Daher vergiss es einfach. Vergiss, was passiert ist und kümmere dich um deine Freundin. Geh zu ihr und konzentriere dich auf eure Beziehung. Und das mit uns, das sag ihr am besten nicht. Du würdest sie nur verletzen. Wie ich gesagt habe, Michimiya hat es nicht verdient. So verletzt zu werden. Und wir beide … wir haben noch die nächsten Monate vor uns, danach trennen sich unsere Wege sowieso. Das bekommen wir sicherlich hin. Und es tut mir wirklich leid, Dai, dass ich dich in die Situation gebracht habe. Ich wünschte, es wäre nicht passiert.” Gerade, als Suga sich umdreht und nach der Türklinke greift, um zu gehen, denn es ist alles gesagt, was er sagen wollte, legt sich eine Hand um sein anderes Handgelenk, hält ihn auf. “Aber ich wünsche es mir nicht!” Mit weit aufgerissenen Augen reißt Suga seinen Kopf herum. Daichi steht hinter ihm, die Lippen fest aufeinander gepresst und betrachtet ihn ernst. “Wie soll ich es vergessen, Koushi? Wie soll ich es vergessen, wenn du doch Gefühle in mir aufgewirbelt hast, die ich so zuvor noch nie empfunden habe?” Er kommt näher. “Wie soll ich es vergessen, wie es sich zwischen uns angefühlt habe? Wie soll ich es vergessen, dass es sich einfach nur richtig angefühlt hat? Du und ich, wir beide.” Bei jedem Atemzug streift Daichis Atem Sugas Lippen, so nahe ist er ihm inzwischen. Immer noch steht er stocksteif da, traut sich nicht, sich zu regen. Was, wenn sich dann herausstellt, dass das alles nur ein Traum ist? Sie halten beide still, keiner von ihnen scheint sich auch nur zu trauen, sich zu bewegen. “Koushi … Ich … ich will nicht … Ich will … ich will dich.” Der schluckt und sein Herz trommelt hart in seinem Brustkorb. “Ich … dich auch”, bringt er über seine trockenen Lippen hervor. Und noch ehe er sie befeuchten kann, liegen Daichis bereits darauf. Ein leises, sehnsüchtiges Seufzen entkommt Suga, während Daichi ihn küsst. Sanft, liebevoll. Doch nicht für lange, denn dann vertieft sich ihr Kuss, wird intensiver. Ihre Hände berühren sich, ziehen sich zueinander und pressen sich fest aneinander. Und dann ist jede Zurückhaltung verloren, als die Finger fieberhaft über den Gegenüber gleiten und ein Kleidungsstück, nach dem anderen auf dem Boden landet, ehe sie gemeinsam zum Bett taumeln. ~~~ “Was bedeutet das jetzt?”, fragt Suga den neben ihm Liegenden. Er gibt seinem Wunsch nach, den er bereits empfunden hat, als er das erste Mal nackt neben Daichi gelegen hat. Er lässt seine Finger über dessen ebenso nackte Haut gleiten. Die dunklen Augen liegen auf ihm, mustern ihn. “Was willst du, was es bedeutet?”, fragt der Angesprochene zurück. “Ich habe es dir schon gesagt, Daichi. Ich liebe dich. Aber … du bist in einer Beziehung.” Da wird es Suga bewusst. So schön es zwischen ihnen beiden auch war, sie haben Michimiya ein weiteres Mal betrogen. Das Schuldbewusstsein trifft ihn mit voller Wucht und er setzt sich abrupt auf. “Und wieder sind wir deiner Freundin gegenüber nicht fair.” Als er das Wort `Beziehung´ verwendet hat, hat sich Daichi bereits verkrampft, doch als Suga nun `Freundin´ erwähnt, verdüstert sich sein Gesicht. “Ich werde das klären.” Er setzt sich ebenfalls auf. “Und wie?” “Ich will mit dir zusammen sein, Suga. Denn”, Daichis Gesicht wird rot, “ich liebe dich auch.” “Wirklich?” Die Frage hallt ungläubig durch den Raum. “Gott, du bist doch ein Idiot”, knurrt Daichi und lässt sich nach hinten auf seinen Rücken fallen. “Pfft.” Suga verschränkt die Arme vor dem Oberkörper. “Bitte?” Ein Seufzen erklingt. “Vielleicht schaffen wir es auch zusammen zu sein, ohne uns zu streiten. Was meinst du?” “Du hast ja recht … Aber eines musst du machen, ehe wir wirklich zusammen sein können.” “Und das wäre?” Daichi stützt sich auf seinen Unterarmen auf, mustert den Jungen neben sich. “Rede mit Michimiya. Klär dein Verhältnis mit ihr. Und wenn du das gemacht hast, dann können wir gerne darüber reden, wie wir beide weitermachen. Zusammen.” Für einen Moment herrscht Stille. “In Ordnung, ich rede mit ihr.” Kapitel 13: Kapitel 12 ---------------------- “Sugawara Koushi!” Die Stimme hallt laut durch die Turnhalle, sorgt dafür, dass alle erstarren und ihre Aufmerksamkeit auf die Tür der Sporthalle richten. Es ist Michimiya, die dort steht. Sie sieht, gelinde gesagt, nicht gut aus. Sie ist blass, die Augen sind angeschwollen und rot unterlaufen. Die Haare wirken strähnig. Nichts von dem sonst so strahlenden und gut gelaunten Mädchen ist zu erkennen. “Yui, warte bitte.” Es ist Daichi, der sich ihr in den Weg stellt, sie - flehend? - ansieht. Verwundert mustert Suga ihn, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf dessen Freundin richtet. Noch-Freundin. Die Lippen fest aufeinander gepresst, mustert er Michimiya und runzelt seine Stirn. Sie schubst Daichi zur Seite, der so verblüfft ist, dass er tatsächlich zur Seite taumelt. Und dann steht Michimiya auch schon vor Suga und sieht ihn wütend an. “Und? Hat es dir Spaß gemacht, meinen Freund zu vögeln?” Suga wird blass. Ein schneller, panischer Blick zu Daichi zeigt, dass auch der jede Gesichtsfarbe verloren hat. “Gevögelt?” “Häh? Sagt sie damit etwa …” “Behauptet sie gerade ernsthaft, dass Suga und Daichi …” “Was? Die beiden hatten Sex? Und das miteinander?” Die Stimmen um sie herum sind ungläubig und Suga kann jeden von ihnen verstehen. Er hätte es auch nicht für möglich gehalten, wenn ihm das jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte. Sein Blick sucht Daichis, der ihn entschuldigend erwidert. Dann kommt Bewegung in ihn und er tritt zu Michimiya, legt ihr eine Hand auf die Schulter, zieht sie von Suga weg. “Yui, bitte. Nicht hier.” Sie wirbelt zu Daichi herum. “Nicht hier? Wo dann? In unserem Klassenzimmer? Auf dem Flur? Da, wo ihr beide es miteinander getrieben habt? Wo hättest du es gern, Daichi? Denkst du wirklich, ich behalte es stillschweigend für mich, dass du mich wegen eines Typen verlässt, mit dem du mich noch dazu betrogen hast? Du weißt, was ich für dich empfinde und dann tust du mir das an? Du bist ein verlogenes Schwein, Sawamura Daichi.” Es ist Sugas Herz, das auf einmal in seiner Brust rast und alles andere in den Hintergrund geraten lässt. Ungläubig blickt er Daichi an. “Du … hast dich von ihr getrennt?” Daichis Gesicht gewinnt wieder Farbe. Seine Wangen werden rot, während er ihn an Michimiya vorbei ansieht. “Ja. Es war das Richtige.” Das Richtige. Das bedeutet doch … Suga will einen Schritt nach vorn machen, auf Daichi zu, hat vor lauter Aufregung und stark schlagendem Herzen die immer noch zwischen ihnen Stehende vergessen. Doch sie holt ihn wieder ins Hier und Jetzt zurück. Mit einem lauten, klatschendes Geräusch, gefolgt von einem stechenden Schmerz an seiner Wange. Seine Hand landet augenblicklich dort. “Yui!” Daichis Hand schließt sich um ihr Handgelenk, drückt es nach unten, während er sie fassungslos anblickt. “Warum schlägst du Suga?” “Weil er schuld ist! Er ist der Grund, dass du dich von mir getrennt hast!”, ruft sie und die Verzweiflung ist ihr anzuhören. “Nein, das …” Daichi stockt, hebt seinen Kopf und mustert ein weiteres Mal denjenigen, über den sie gerade sprechen, ehe er erneut Michimiya ansieht “Nein, das ist er nicht. Ich bin es gewesen, der dir das alles angetan hat, nicht Suga. Und es tut mir leid, wirklich. Ich wünschte, es hätte anders laufen können. Ich wünschte, dass ich dich hätte glücklich machen können. Doch ich kann es nicht.” “Du Arschloch!” Michimiya zerrt ihre Hand aus Daichis Griff, legt sie gemeinsam mit der anderen gegen seine Brust und stößt ihn ein weiteres Mal zurück. “Du bist ein verlogenes und betrügerisches Arschloch”, heult sie auf. Die Verzweiflung wird wieder durch Wut ersetzt. “Okay, ich denke, es reicht. Michimiya, wir haben gerade Training und das wirst du nicht länger stören.” Es ist Ukai, der zu ihnen tritt. “Klärt das ein anderes Mal und besser in privater Umgebung.” Zwar will Michimiya noch etwas sagen, doch im nächsten Moment blinzelt sie überrascht. Es ist Suga, der sich tief vor ihr verbeugt. “Es tut mir leid, Michimiya.” Er richtet sich wieder auf. “Ich wünschte ebenfalls, dass es anders gelaufen wäre. Ich war mir nicht bewusst, dass …” Sein Blick streift für einen Moment Daichis, ehe er sich wieder der vor ihm Stehenden zuwendet. “Es tut mir leid.” Michimiya knirscht mit den Zähnen und man kann ihr ansehen, dass sie gegen die Tränen ankämpft, die erneut in ihren Augen erscheinen. “Spar es dir”, zischt sie schließlich. “Du bist ebenso ein verlogenes Arschloch wie Daichi und ich will mit euch beiden nichts mehr zu tun haben!” Und damit dreht sie sich schließlich herum und stürmt genauso schnell, wie sie hereingekommen ist, wieder aus der Turnhalle heraus. Zurück lässt sie ein Volleyballteam sowie Trainer und Managerinnen, die immer noch nicht glauben können, was sie gerade gehört haben. Ukai ist der Erste, der sich wieder fassen kann. “Los, weiter mit dem Training. Und vergesst alles, was ihr gerade gehört habt. Das geht keinen von euch etwas an. Die Beteiligten werden euch mehr erzählen, wenn sie dazu bereit sind. Und bis dahin lasst sie in Ruhe.” Sein Blick streift Suga und Daichi, die ihn erstaunt mustern, ehe sie beide dankbar nicken. Gerade als auch Suga zum Training zurückkehren will, streift Daichis Hand seine. “Lass uns nach der Schule reden, ja?”, bittet er ihn. Sofort dreht Suga den Kopf zur Seite und ein Lächeln hebt seine Mundwinkel. “Sehr gern.” ~~~ “Daichi. Suga.” Die beiden Angesprochenen erstarren, als ihre Namen erwähnt werden. Sie tauschen einen kurzen und unsicheren Blick aus, ehe sie ihren Rücken durchstrecken und sich denjenigen zuwenden, die gerade auf sie zukommen. “Ja?”, fragt Daichi. Seine Stimme hallt laut und fest durch die Turnhalle. Suga presst die Lippen aufeinander. Seine Hände finden sich hinter seinem Rücken, krallen sich regelrecht ineinander. Er sucht Halt – an sich selbst. Noya, der sie beide angesprochen hat, tritt einen Schritt nach vorn. “Wir wollten euch nur sagen, dass es für uns alle okay ist, wenn zwischen euch beiden mehr ist. Also wenn ihr zusammen sein wollt, dann seid das halt. Ist für uns gar kein Problem.” Grinsend reckt er einen Daumen in die Höhe. Sugas Mund öffnet sich ungläubig. Wirklich? Schnell presst er die Lippen aufeinander. Das nimmt ihn mehr mit, als er gedacht hat. Berührt ihn, lässt ihn dankbar sein. Es wird nicht unbedingt gut angesehen, schwul zu sein. Erst recht nicht in einem Land wie Japan. Doch dass ihre Freunde, ihr ganzes Volleyballteam, so darauf reagiert, dass zwischen Daichi und ihm mehr ist, das bedeutet ihm sehr viel. “Wirklich?”, fragt Daichi leise. Nun hat sich doch ein unsicherer Tonfall in seine Worte geschlichen. “Klar doch”, tönt Tanaka und hebt die Hände, zuckt gleichzeitig mit den Schultern. “Liebe ist etwas ganz Besonderes. Wenn sie einen trifft, so volle Pulle, dann tut sie das allen Widrigkeiten zum Trotz. Liebe ist das schönste Gefühl der Welt und die Person, für die man sie empfindet, die wichtigste. Man will alles für sie tun. Und wenn die Liebe echt ist, dann kann man nichts dagegen machen, egal, was andere Leute sagen. Wenn es nur oberflächliche Schwärmereien wären, dann würde man das vielleicht ne Weile mitmachen, abgelehnt zu werden, aber irgendwann gibt man auf. Ist die Liebe echt, dann nicht. Dann gibt man niemals auf.” Es herrscht Stille im Raum, alle starren Tanaka ungläubig an. Solche sinnvollen und logischen Worte aus dessen Mund? Sugas Blick huscht zu Shimizu. Die starrt Tanaka ebenfalls ungläubig an, ein roter Schimmer auf den Wangen. Suga senkt den Blick wieder, seine Mundwinkel heben sich, noch ehe er es vermeiden kann. Wer weiß, wie lange sie ihm tatsächlich noch widerstehen kann. Doch dann tritt er näher zu Daichi und ergreift kurzerhand dessen Hand, nimmt sie fest in seine. Sein bester Freund sieht ihn verwundert an, doch Suga ignoriert es. Er wendet sich den anderen zu. “Danke. Wirklich, vielen Dank euch. Ich weiß, dass es nicht gerne gesehen wird, in Japan. Auch im Sportbereich. Noch dazu, das mit uns stand nicht von Anfang an unter einem guten Stern. Was wir Michimiya angetan haben … ihr habt es ja gehört. Und es tut mir, uns beiden”, ein kurzer Blick zu Daichi, der zustimmend nickt, “wirklich sehr leid. Tatsächlich wurde mir erst bewusst, was ich für Daichi empfinde, als er mit ihr zusammengekommen ist. Und ich habe es versucht zu unterdrücken, ihm aus dem Weg zu gehen.” “Deshalb also die schreckliche Stimmung zwischen euch”, stellt Asahi fest. “Ah, und der Satz mit Sex, den Suga Daichi reingedrückt hat. Da war wohl jemand eifersüchtig.” Kaum dass Noya das, korrekterweise, ausgesprochen hat, laufen Sugas Wangen hochrot an. “Das … hat sicher mit beigetragen”, murmelt er und weicht jedem Blick aus. “Doch schlussendlich hat es uns ja auch irgendwie zusammengeführt”, übernimmt Daichi das Wort. “Wir wissen noch nicht genau, wo es hinführt, wir haben noch nichts miteinander besprochen, aber es ist gut zu wissen, dass ihr hinter uns steht.” “Das werden wir immer. Wir sind Freunde.” Shimizus Worte sind zwar ruhig, leise, aber dennoch fest. Und sie erreichen jeden in der Turnhalle. Es bedeutet Suga noch einmal mehr, diese Worte von ihr zu hören. Als seine Hand sanft gedrückt wird, ist ihm bewusst, dass es nicht nur ihm so geht. Und daher erwidert er den Druck der Hand in seiner. Und er weiß, dass er sie nicht mehr hergeben wird. Niemals. Kapitel 14: Kapitel 13 ---------------------- “Und jetzt?” Sugas Blick folgt seinen Freunden, ehe er sich dem letzten noch Anwesenden zuwendet. Daichi hebt seine Schultern. “Ich weiß auch nicht ganz. Sollen wir noch irgendwohin gehen?” “Was schlägst du vor?” “Na ja, irgendwohin halt, wo wir beide ungestört miteinander reden können.” “Hier? Im Clubhaus? Wir sind jetzt ungestört, die anderen sind alle weg.” Suga legt seinen Kopf schräg, während Daichis Wangen einen roten Schimmer annehmen. “Wir könnten auch wohin, wo es etwas romantischer ist. Zumindest … hab ich das gedacht.” Sofort schläft Sugas Herz schneller. Daichi will es romantischer? Mit ihm zusammen. Er nimmt wahr, dass seine Wangen wärmer werden - vermutlich sind die nun genauso rot wie Daichis. “Klar”, nuschelt er. “Was meinst, wohin?” “Weiß auch nicht so ganz … Vielleicht im Park spazieren gehen?” Das Lächeln, das sich auf Sugas Gesicht ausbreitet, während er nickt, erscheint auch auf dem seines Gegenübers. “Dann komm, lass uns gehen.” ~~~ Fast zehn Minuten später laufen die beiden jungen Männer nebeneinander durch den Park. Beide haben ihre Hände tief in ihre Hosentaschen geschoben, geben kaum ein Wort von sich. Immer wieder blickt Suga neben sich, um seinen Kopf so schnell wie möglich wieder nach vorn zu drehen, wenn er bemerkt, dass auch Daichi zu ihm sehen will. Was soll er jetzt nur sagen? Schließlich entkommt ihm ein Lachen, das einen frustrierten Unterton hat. “Eigentlich wissen wir doch, worüber wir sprechen wollen, oder? Warum reden wir also nicht einfach?” Als er seine Aufmerksamkeit erneut auf Daichi lenkt, erkennt er, dass der schmunzelt. “Da hast du recht, Koushi.” Das Lächeln, das sich auf die Aussage auf Sugas Gesicht ausbreitet, kommt nicht davon, dass Daichi ihm recht gegeben hat. “Wirst du das jetzt immer so machen?”, fragt er mit gleichzeitig leuchtenden Augen. “Was meinst du?” Verwundert mustert Daichi ihn, während sie gemütlich nebeneinander weiterlaufen. “Mich mit meinem Vornamen ansprechen.” Nun bleibt Daichi doch stehen. “Oh. Ähm … soll ich das lieber nicht machen? Ich weiß halt nicht … ich dachte, dass es in Ordnung wäre, wenn ich das jetzt mache. Jetzt, da wir …” Er bricht mitten im Satz ab. Verständlich für seinen Gesprächspartner. Sie haben noch nicht besprochen, was mit ihnen nun ist. Sanft legt Suga seine Hand an Daichis Unterarm. “Ich höre es gern, wenn du mich so ansprichst. Ich hab auch nichts gegen Suga, so wie immer. Daher mach es so, wie du es magst.” Das Lächeln erscheint auch auf Daichis Zügen. “Dann mache ich es situationsabhängig. Wenn wir beide allein sind, nenne ich dich auf jeden Fall Koushi.” “Das ist gut. Und … wie soll ich dich nennen?” “Äh … Daichi?” Sofort winkt Suga ab. “Klar. Ist doch total langweilig. Da ich dich ja schon bei deinem Vornamen nenne und es seltsam wäre, dich jetzt in so Situationen mit Sawamura anzusprechen, muss ich mir etwas überlegen. Was hältst du von Spatz?” “Was?” Daichi verzieht sein Gesicht. “Nicht? Hmm … ich dachte halt daran, dass wir Krähen sind. Also irgendwie Vögel. Warum also nicht Spatz. Aber gut. Schatz, was ist mit Schatz?” Daraufhin laufen Daichis Wangen rot an, was Suga mit einem Lachen quittiert. Er beugt sich nach vorn, sodass er seine Lippen an das Ohr seines besten Freundes legen kann. “Oder wie wäre es mit Babe?” Er hört das Schlucken, dann ein leises “Okay”. Mit einem Lächeln dreht sich Suga herum und greift nach der Hand des nun hinter ihm Stehenden. “Dann los, komm mit, Babe.” Ein schneller Blick über die Schulter zeigt, dass Daichis Wangen förmlich glühen. “Ist es doch nicht okay? Ich dachte halt, dass wir beide ja gerade allein sind. Und daher …” “Doch, doch.” Schon dreht Daichi seinen Kopf zur Seite und weicht dem Blick aus. “Ich mag es ja auch.” Das Grinsen auf Sugas Gesicht wird breiter. “Na dann, weiter, Babe.” Beflügelt zieht er seinen Begleiter mit sich. Doch schließlich löst er seine Hand wieder aus dessen. Er weiß nicht, wie die Reaktionen ausfallen, wenn man sie beide, zwei männliche Personen, Händchen haltend im Park spazieren gehen sieht. “Warum hast du es Michimiya gesagt?”, rutscht ihm nach einer Weile die Frage heraus, die ihn schon den ganzen Tag über beschäftigt. Daichi stockt für einen Moment, und aus den Augenwinkeln erkennt Suga, dass er sich mit der Hand durch die Haare fährt. “Es ist mir … irgendwie rausgerutscht. Ich wollte es gar nicht sagen, dich komplett raushalten. Ich war gestern Abend noch bei ihr und hab mit ihr gesprochen. Ihr gesagt, dass ich unsere Beziehung beenden will. Sie hat es erst nicht verstanden”, er stockt und schluckt, ehe er weiterspricht, “und geweint. Sie wollte einen Grund wissen, da hab ich halt gesagt, dass es sich für mich nicht richtig anfühlt.” “Und woher weiß sie dann von … uns beiden … und dem, was zwischen uns war?” “Ähm …” Daichi schluckt und schaut zur Seite, weicht jedem Blick aus. “Sie war die Erste, die dich erwähnt hat. Und deshalb …”, nuschelt er. Augenblicklich stellt sich Suga in den Weg des Größeren, hält ihn so auf. “Was? Wie meinst du, dass Michimiya mich als Erstes erwähnt hat?” Die dunklen Augen richten sich auf goldbraune. “Sie hat dich halt erwähnt. Dass du was gesagt hast.” “Okay, und deshalb weiß sie, dass wir miteinander geschlafen haben. Ergibt total Sinn für mich.” Und schon verdrehen sich die dunklen Augen. “Ich habs halt missverstanden.” “Bitte genauere Erklärung. Erneut findet sich Daichis Hand in dessen Haaren, zeigen so etwas der Unsicherheit, die er empfindet. “Ich habe gedacht, sie weiß etwas und wollte dich verteidigen. Also habe ich augenblicklich gesagt, dass du nichts dafür kannst, dass …” Der Rest des Satzes geht in unverständlichem Genuschel unter. “Was? Ich hab den letzten Teil nicht verstanden. Wofür kann ich nichts?”, fragt Suga augenblicklich nach. Das will er jetzt wissen, und er wird Daichi nicht in Ruhe lassen, bis er es ihm gesagt hat. Schon laufen dessen Wangen rot an. “Dass du nichts dafür kannst, dass ich so für dich empfinde.” “Oh wow.” Suga hält in allem inne, starrt ins Leere, ehe er den Kopf schüttelt. “Damit … hast du eindeutig klargemacht, was Sache ist. Obwohl, nein. Du hast nicht klargemacht, dass wir miteinander geschlafen haben. Nur eben, dass du Gefühle für mich hast.” Sein Herz macht einen Satz. Das auszusprechen fühlt sich so schön an. Doch eine Frage bleibt noch. “Das hast du ihr dann halt auch noch auf die Nase gebunden?” “Nicht so richtig. Als sie gefragt hat, ob ich ernsthaft deinetwegen mit ihr Schluss mache und ich da nicht sofort drauf geantwortet habe, hat sie mir unterstellt, mit dir geschlafen zu haben. Und darauf konnte ich nicht direkt Nein antworten. Es wäre ja gelogen gewesen …” “Hach, wenn du dann so schuldbewusst drein geschaut hast, wie du es gerade machst, dann wundert es mich nicht, dass ihr das augenblicklich klar gewesen ist.” “Jap, genau das.” “Ach, es hat auch etwas Gutes.” Suga dreht sich wieder herum, nimmt seinen Gang erneut auf. “Und das wäre?” Daichi klingt verwundert, folgt ihm aber sogleich. “Damit wissen es unsere Freunde und wir müssen ihnen nicht mehr sagen, dass wir ein Paar sind.” Kaum, dass er das ausgesprochen hat, bleibt Suga abrupt stehen, sodass Daichi nicht mehr rechtzeitig reagieren kann und gegen ihn prallt. Sofort legt er seine Hände links und rechts an Sugas Oberarme. “Alles okay?”, fragt er erschrocken nach. “Klar, so schwer bist du jetzt auch wieder nicht.” Suga grinst für einen Moment, ehe er erneut ernst wird. “Okay, hab ich da gerade was Falsches gesagt? Oder war das richtig?” “Was genau … meinst du?” Erneut klingt Daichi eher unsicher, während seine Finger den Griff an Sugas Schultern festigt. “Dass die anderen wissen, dass wir ein Paar sind, denn … ich meine … wir haben es noch nicht abschließend besprochen.” “Haben wir das nicht?” “Nein. Wir haben gesagt, dass wir darüber reden, wie wir weitermachen, wenn du die Sache mit Michimiya geklärt hast. Man könnte sagen, das hast du jetzt.” Auf Sugas Schulterzucken lacht Daichi leise. “So könnte man das wohl sagen, ja. Und zu dem anderen”, erneut festigt sich Daichis Griff, “ich weiß nicht, was noch auf uns zukommt und was geschehen wird, aber ich bin mir meiner Gefühle zu dir sehr sicher. Also … ja.” “Ja?” “Ja.” Mit einem breiten Lächeln dreht sich Suga herum. “Dann heißt das, wir sind wirklich ein Paar.” “Anscheinend. Uff!” Eine Faust landet in Daichis Magen. “Hey! Du hast Ja gesagt. Also sind wir ein Paar und das nicht nur anscheinend!” “Okay, okay. Habs schon verstanden. Wir beide sind jetzt ein Paar.” “Na also, geht ja.” Mit einer Hand tätschelt Suga seinem Freund auf den Kopf, der den daraufhin seufzend schüttelt. “Ich weiß nicht, ob ich mir das gut überlegt habe …” “Hast du, Babe, hast du.” Bei dem Wort färben sich Daichis Wangen erneut rot, was Suga zufrieden zur Kenntnis nimmt. “Und was machen wir jetzt?” “Was du willst.” “Wirklich?” “Klar.” Sugas Mundwinkel heben sich und ein freches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er sich zu Daichi schiebt, ihm ins Ohr flüstert. “Ich weiß schon, worauf ich wirklich Lust hätte, Babe …” ~~~ “Boah, Suga! Das ist so heiß. Zu heiß!” Mit hochrotem Gesicht und leichten Schweißtropfen auf der Stirn, stöhnt Daichi auf. “Was? Du magst es doch auch so.” “Was heißt hier so? Du magst Mapo Tofu vielleicht super spicy. Ich aber nicht!” “Echt? Dabei finde ich dich auch super spicy.” Und kaum dass Suga die Worte ausgesprochen hat, verschluckt sich Daichi, ehe er sich mit einem Hustenanfall zur Seite beugt. Ersterer grinst. Endlich darf er so etwas tatsächlich laut sagen. Epilog: Epilog -------------- “Hmm …” “Was ist denn bei dir los?” Kageyama bleibt neben Hinata stehen, der zu den beiden Kapitänen, die an der Seite der Turnhalle stehen und sich unterhalten, hinüber starrt. “Na ja, weißt du, ich frag mich, ob die eigentlich wirklich ein Paar sind.” “Wie kommst du denn da drauf?” Yamaguchi erscheint neben seinen Teamkameraden und sieht ebenfalls zu Daichi und Suga hinüber. “Sie sind wie immer. Wie früher halt.” “Stimmt, das hab ich mich auch schon gefragt.” Kinoshita legt die Hand ans Kinn. Narita neben ihm bewegt den Kopf nachdenklich auf die Seite. “Ich mich ebenso. Ich meine, Michimiya kommt hier reingeplatzt und knallt ihm so Sachen an den Kopf. Ich hätte mehr erwartet …” “Hmm … spätestens, nachdem wir ihnen gesagt haben, dass wir damit kein Problem hätten, hätte ich auch gedacht, es wird anders”, stimmt auch Ennoshita zu. “Sie sind ein Paar, das kann ich euch sagen.” In Asahis Stimme schwingt das Lächeln mit, mit dem er seine besten Freunde betrachtet. “Ach ja? Warum zeigen sie es dann nicht offen? Wir haben ihnen doch klargemacht, dass sie sich bei uns keinen Kopf machen müssen!” Tanaka wirkt aufgebracht. “Aber echt! Ryu hat vollkommen recht. Hier müssen sie sich nicht zusammenreißen!”, stimmt Noya ihm ebenso laut zu. “Schon mal daran gedacht, dass die das vielleicht auch gar nicht so offen zeigen wollen?”, murrt Tsukki, der sich sofort wieder abwenden will. “Meinst du wirklich?”, fragt Yachi schüchtern nach. “Sonst würden sie doch anders sein”, erwidert er schulterzuckend. Ein leises Kichern erklingt und sofort blicken alle Kiyoko an, die schmunzelt. “Vielleicht gehen die beiden miteinander um, wie sie es immer machen. Und trotzdem ist etwas anders geworden. Ihre Blicke, mit denen sie sich ansehen, sind anders geworden. Und sie lächeln immer, wenn sie sich anblicken. Beobachtet das einfach mal, dann werdet es auch ihr sehen.” Damit dreht sie sich herum, um weiterzugehen. Doch sie bleibt noch einmal stehen, dreht ihren Kopf über ihre Schultern und sucht Tanakas Blick, um ihm ein Lächeln zu schenken, ehe sie doch weiterläuft. ~~Ende~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)