Grace and Disaster von Hypsilon (Haikyuu!! on Ice!!!) ================================================================================ Kapitel 9: To be Continued -------------------------- Die beiden trainierten auch nach der Japanischen Meisterschaft weiter miteinander. Sie wollten noch viel mehr erreichen. Für die Asia Finals für ihr Land zu fahren zum Beispiel und wenn sie alt genug waren, an der Winterolympiade teilzunehmen oder gar zur Weltmeisterschaft der Erwachsenen zu fahren. Seit der Goldmedaille in Japan war die Stimmung zwischen ihnen anders. Yamagata konnte es sich schwer erklären, aber irgendwie war er seitdem noch vorsichtiger und fasste Kenma mehr denn je mit Samthandschuhen an. Übertragen nur, denn die einzigen Handschuhe, die er trug, waren seine Motorradhandschuhe. “Kenma?”, begann er eines Tages am Boden in seinem Kinderzimmer liegend. Er hatte die Füße wieder gegen die Wand gestemmt und machte Situps, während Kenma auf seinen Schienbeinen saß und in den Handheld versunken war. Mit einem knappen “Hm?”, wurde ihm symbolisiert, dass man ihm zuhörte. “Sag… hättest du es bereut, wenn wir weiter gegangen wären? Also, wenn auch Kuroo uns nicht noch erwischt hätte und wenn wir doch in die Kabine wären?” Für Yamagata war es eigentlich nicht schwer, es beim Namen zu nennen. Aber mit Kenma war einfach alles anders. Es war anders, dass er sich für einen Jungen interessierte. Es war anders, dass er zart und sanft war und es war anders, weil seine Gefühle so anders waren. Er blieb in der aufrechten Haltung und legte seine Hände auf Kenmas Knie. Zögerlich strich er weiter nach oben, vorsichtig wie immer, aber mit einer eindeutigen Richtung. So verstand auch Kenma, worauf er hinaus wollte. Er wandte das Gesicht ab und Yamagata löste sofort den zusätzlichen Körperkontakt. “Ich schätze schon”, murmelte Kenma. Yamaga ließ sich wieder sinken und blieb liegen. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in seinem Magen breit, weil er es damals wirklich fast einfach durchgezogen hätte. Er wollte Kenmas Worte, dass man draußen auf ihn wartete, mit einem weiteren Kuss übertönen und an der Klinke drücken, wenn da eben nicht auch noch Kuroo gewesen wäre. Jetzt zu hören, dass Kenma es bereut hätte, ließ ihn wirklich schrecklich fühlen. Aber nicht, weil er sich verraten oder verarscht vorkam. Sondern, weil er einen folgenschweren Fehler gemacht hätte, den er schlussendlich noch viel mehr bereut hätte. “Das ist okay, Kenma. Nur bitte sag mir das. Ich warte”, versicherte er ihm und hievte sich wieder hoch. So konnte er zumindest in sein Gesicht sehen, aber Kenmas Augen trafen seine nicht. Sie wichen weiter aus, wie es die gesamte Körpersprache des Jüngeren tat. Gerade, dass er die Konsole in seinen Händen nicht vors Gesicht hielt. “Und wenn du vergebens wartest?”, fragte Kenma. Yamagata legte ihm die Finger auf die Hände und holte sich so den Blickkontakt. “Ich weiß nicht… aber das ist nicht jetzt, oder? Und jetzt will ich warten”, war seine Antwort. Solange er ihn jetzt bei sich haben durfte, war alles gut für ihn. Was später kam oder nicht kam, war später. Er musste sich jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen. Eine Sache schoss ihm dann doch noch einmal ein. “Aber wehe, du spielst mit mir. Wenn du sowas nämlich noch einmal abziehst und mich dann nicht ranlässt, muss ich mir wohl oder übel mein Ding abhacken und dann haben wir ein Problem, wenn du bereit bist”, sagte er und ließ seine Beine mit Kenma sinken. Er setzte sich auf und ging ihm mit den Fingern sanft durchs Haar. Dabei achtete er darauf, dass er Kenmas Sicht nicht zu sehr öffnete, aber sein Fokus lag wieder auf dem Display. So sehr er dieses Gerät am Anfang liebte, weil er Kenma damit abstellen konnte und somit nicht für Unterhaltung sorgen musste, so sehr hasste Yamagata es in der Zwischenzeit. Er hasste auch die Schulbücher und Aufgabenzettel, die oft für eine Kluft zwischen ihnen sorgten. Aber so war das für Sportler in der Highschool. Die Schule nahm einen enorm großen Platz ein. “Willst du mit mir spazieren gehen?”, fragte er und Kenma hob den Kopf wieder. “Jetzt noch? Es ist spät?” War es. Es war schon dunkel und eigentlich sollten sie langsam (abwechselnd) das Badezimmer aufsuchen und sich bereit zum Schlafen machen. Kenma wollte noch unter der Decke weiterspielen, wie er es oft tat und Yamagata hätte versucht, einzuschlafen, was schon lange nicht mehr so einfach war. An den Wochenenden. Weil immer Kenma da war und ihn allein der Gedanke, dass er in der Nähe war, wach hielt . “Du wirst eh noch nicht schlafen und ich bin noch nicht müde. Also?”, versuchte er es noch einmal und stand auf. Yamagata zupfte sich die Lederjacke vom Schreibtischstuhl und hielt Kenma die Hand hin, weil dieser immer noch am Boden saß. ❄️ Draußen hielt Yamagata Kenmas Hand in seiner. Das war in den letzten Tagen öfter einfach so passiert und er wollte nicht, dass es sich änderte. Auch Kenma machte keine Anstalten, sich dieser Geste zu verwehren. “Kennst du das, wenn man ein Lied das erste Mal hört und man merkt sofort, das ist mein Lieblingssong? Für immer und ewig?”, fragte Yamagata, aber Kenma schüttelte den Kopf. “Ich kann doch jetzt nicht wissen, was für immer und ewig ist”, erwiderte er. Das war absolut korrekt. Aber Yamagata wollte auf etwas anderes hinaus. Etwas, das man aber wohl trotzdem mit derselben Antwort abspeisen konnte. “Naja… es ist nicht wissen… es ist mehr so ein Gefühl”, sagte er. Aber Kenma schwieg. Yamagata hob den Kopf und sah hoch zu den Sternen und dem Mond. “Und Schicksal? Glaubst du, dass es das gibt?”, fragte er weiter. Kenma hob den Blick und sah zuerst zu Yamagata und dann in den Nachthimmel. “Das wäre ziemlich lahm”, sagte er. Yamagata riss sich sofort von den Sternbildern los und suchte Blickkontakt. Er bekam ihn auch. “Warum lahm?”, wollte er wissen. Kenma zuckte mit den Schultern. “Ich bin gern selbst für mein Leben verantwortlich. Schicksal nimmt den Erfolg raus. Davon hab ich genug in den Videospielen, die haben immer eine Story und man kann nicht viel anders machen. Klar, gibt es mal Spiele mit alternativen Enden und auch open World Games, aber es gibt immer eine Bestimmung. Im echten Leben ist das anders und ein Achievement ist viel mehr wert”, erklärte er seinen Standpunkt und Yamagata musste zugeben, dass das gar nicht so doof klang. “Ich glaub trotzdem, dass es Schicksal war, dass wir uns getroffen haben. Was wir daraus machen, ist aber ganz unser Ding.” So würde er sich zumindest mit der romantischen Vorstellung von Schicksal und Bestimmung auf einen Kompromiss einigen. Denn anders als Kenma fand er es beängstigend, dass wirklich alles auf Zufall basierte. Da gab es für ihn zu viele Variablen, die ihn daran gehindert hätten, nun Kenmas Hand halten zu dürfen. Kenma schwieg, aber seine Finger drückten kaum merklich etwas fester zu. Yamagata schmunzelte. Er hat in den Wochen und Monaten gelernt, dass er bei Kenma auf die kleinsten Gesten achten musste und diese war viel größer als es schien. Für ein paar Schritte ließ er die Stille walten. Sie sahen beide wieder geradeaus und dann kamen sie an einem Kinderspielplatz vorbei. Yamagata schlug vor, sich auf die Schaukeln zu setzen. Es war ja niemand hier, der es ihnen hätte verbieten können. “Weißt du… ich wollte immer schon mit dir fahren. Seit ich dich das erste Mal gesehen hab”, sagte Yamagata mit ungewohnt nervöser Stimme. Das Quietschen der Seilhalterung erfüllte den Hintergrund. Kenma wandte seinen Blick zu ihm um und hob die Augenbraue. “Du meinst vor drei Jahren? Bei den Asia-Finals?”, fragte er, aber Yamagata schüttelte den Kopf. “Vor sieben Jahren. Ich war mit meinen Eltern in Tokio und da sind wir am großen Eislaufplatz gewesen und du warst auch dort. Mit Kuroo. Ihr habt Einzelfiguren gemacht und du warst wunderschön. Als Kind hab ich nicht verstanden, dass ich mich damals voll verknallt hab, so kindisch oder? Voll peinlich, aber ich hab zu meiner Mom gesagt, dass ich mal Paarlaufen will. Mit dir”, lachte Yamagata, aber in seiner Stimme lag Unsicherheit, weil er dieses lange Geheimnis nun lüftete. “Wirklich? Ich kann mich nicht an dich erinnern und ich mochte dich bis vor einem Jahr gar nicht”, sagte Kenma etwas betroffen, aber Yamagata schüttelte den Kopf. “Das ist egal, das hier und jetzt zählt”, sagte er, weil er weiterhin unsicher war. “Warum hast du früher nie was gesagt?”, fragte Kenma. Seine Finger weilten auf den Seilen der Schaukel. “Das sagt sich so einfach. Weißt du, wie schwer es ist, mal an dich ranzukommen, ohne dass dieser schneidige Kuroo um dich herum wuselt?" Yamagata wurde etwas lauter, aber nicht ungut. Dennoch sah ihn Kenma überrascht an. “Kuroo? Schneidig? Warum hat dich das aufgehalten?”, fragte er. Yamagata seufzte. “Gott, Kenma! Du stellst Fragen. Ich war eingeschüchtert” - “Du?” - “Ja Mann, Gefühle machen einen ganz komisch, okay?”, schnappte er fast schon aus, weil ihm das gerade so peinlich war. “Oh… ja, das versteh ich irgendwie”, murmelte Kenma mit einem verlegenen Lächeln und dann trat wieder Stille zwischen ihnen ein. Yamagata musste erst einmal verarbeiten, was Kenma da gesagt hat. Dass er das mit den Gefühlen verstand. Aber warum verstand er es? Ja klar, er hatte sie wohl. Aber hatte er sie für ihn? Er dachte, dass es anzunehmen war, weil sie sich geküsst hatten. Nicht nur einmal und weil sie sich berührten. Unschuldig gar, aber zuneigend. “Und jetzt? Bist du immer noch in mich verknallt?”, brach Kenma die Stille und Yamagatas Gedankenkarussell. “Nein… jetzt bin ich richtig verliebt” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)