Runaway von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Verschwunden ----------------------- Eilig setzte er einen Schritt vor dem anderen, als sein Weg ihn in den Jedi-Tempel zurückführte. Es war lange her, dass er mehr als einen Tag an diesem Ort verbracht hatte, viel zu oft hatten ihn die Missionen, der Krieg in Anspruch genommen. Jetzt verbrachte er bereits seinen dritten Tag auf Coruscant, eine kurze Verschnaufpause in dem hektischen Alltag des galaktischen Krieges. Eines Krieges, in welchem Jedi und unzählige Klonkrieger Tag für Tag ihr Leben einsetzten, um zu kämpfen. Für die Republik, für die Demokratie, für die Gerechtigkeit. So lange nicht in seine Pflichten eingebunden zu sein, fühlte sich nicht gerecht an und doch so, so notwendig. Der Krieg gegen die Separatisten dauerte bereits viel zu lange und hatte auch genauso viele Opfer gefordert. Sie alle wurden des Krieges müde, die ständigen Schlachten, die regelmäßigen Jagden, das tägliche Auf und Ab – es musste ein Ende haben. Doch solange sie den Drahtzieher, diese eine Person, die alle Fäden in den Händen hielt, nicht zu fassen bekamen, würde sich dieser sinnlose Krieg weiterhin in die Länge ziehen. Was waren da ein paar einzelne Tage, in denen sich die Soldaten für einen ganz kurzen Wimpernschlag erholen konnten? In denen Obi-Wan sich erholen konnte? Und dennoch, nicht einmal die vielen Meditationen brachten Obi-Wan hundertprozentigen inneren Frieden. Es war vielmehr die Sorge um Cody, Rex und ihre vielen Brüder, die ihm zu dieser Entscheidung geholfen haben. Zumal er nach wie vor ihr Gesicht sah, sobald er die Augen schloss. Es war immer nur ein kurzes Aufblitzen, ein spontaner Gedanke … nein. Energisch beschleunigte Obi-Wan seine Schritte um einen Takt, während er die Umgebung aufmerksam in Auge behielt. Er sah mehrere Jedimeister, vertraute wie auch unbekannte Gesichter, die in verschiedene Gespräche verwickelt waren. Er sah Jünglinge, die herzlich miteinander spielten und von ihren Abenteuern auf fremden Planeten berichteten. Der eine oder andere Droide fuhr gemächlich vor sich hin, immer mit einer ganz besonderen Aufgabe, der sie nachgehen mussten. Der Jeditempel steckte wie stets voller Leben, und auch wenn es seit dem Beginn des Krieges ein wenig ernster zuging, so hatte dieser Ort nichts von seiner magischen, positiven Lebensenergie verloren. Die Macht war mit ihnen und erfüllte den gesamten Tempel mit so viel Leben, dass man den Krieg für einen kurzen Augenblick vergessen könnte. Als Obi-Wan sich vom Hauptflur entfernte und einen Seitengang zu einem Teil der Gemächer entlangschritt, wurden die Geräusche im Hintergrund leiser, immer leiser, bis er irgendwann nichts weiter hören konnte. Nichts weiter als seine eigenen Schritte und seine Gedanken. Gedanklich ging er kurz durch, was er zusammen mit Cody und Rex besprochen hatte. In einem Treffen, welches Anakin ebenfalls hätte beiwohnen müssen, dazu war er mehr als rechtzeitig informiert worden. Doch im Gegensatz zu manch anderen Malen, hatte er sich nicht nur ein wenig verspätet, sondern war gar nicht erschienen. Kopfschüttelnd näherte er sich Anakins Quartier. Vermutlich saß er wieder über einer seiner üblichen Technikspielereien und hatte darüber hinaus die Zeit vergessen. Dabei war das nicht der richtige Moment dafür, solch wichtige Angelegenheiten sausen zu lassen. Immerhin wurde General Grievous ungefährer Aufenthaltsort ausgemacht und er wollte den Cyborg nicht noch einmal entkommen lassen. Zusammen mit Cody und Rex hatten sie sich eine Strategie überlegt, wie sie den doch recht großen Dominus-Sektor systematisch nach ihrem Feind durchkämmen könnten. Um diese Strategie jedoch lückenlos verfolgen zu können, war Anakins Mitarbeit, und vorrangig seine Anwesenheit die höchste Priorität. Zwar könnte Obi-Wan zur Not auch versuchen, einen der anderen Jedimeister zu erreichen, dennoch: Ihr Zusammenspiel war ideal dafür. Sich spontan auf eine andere Gruppe, eine umgeänderte Strategie anpassen zu müssen wäre nicht schwer, aber unnötige Zeitverschwendung. Obi-Wan fuhr sich mit der Hand über den Bart, kratzte sich mit den Fingern am Kinn. Anakin war schon lange kein Jüngling mehr, er war alt genug, um die Bedeutung der Worte „Verantwortung“ und „Pünktlichkeit“ zu kennen.   Seine Schritte verstummten, als er vor Anakins Tür stehen blieb. Er nahm die Hand vom Kinn, hob sie an die Tür – und stoppte. Es war respektlos von Anakin, nicht zu ihrer Besprechung zu erscheinen und dafür zu sorgen, dass Obi-Wan ihm nachlaufen musste. Besonders, da es nicht zum ersten Mal passierte. Auf der anderen Seite konnte er Anakin verstehen. Möglicherweise war er auch einfach zu beschäftigt gewesen und hatte die Zeit aus den Augen verloren. Dennoch, Anakin würde hier mehr Disziplin beweisen müssen … Sollte er sich gegenwärtig in einem sehr privaten Gespräch mit Senatorin Padmé befinden, konnte Obi-Wan auch nichts mehr daran ändern. Anakins Geheimnis war ihm schon länger bekannt, wenn er nun dafür die Karten offen auf den Tisch legen musste, dann war dies nun mal so. Die Macht ging oft seltsame Wege, aber wer wusste, wozu das noch gut sein konnte. Obi-Wan entschloss, sich nicht näher seinen Überlegungen hinzugeben, und stattdessen sich ein erstes Bild von der Situation zu machen. Wenn Anakin eine ausreichende Entschuldigung für sein Verhalten vorbringen konnte, dann würde Obi-Wan es ihm umgehend verzeihen. Wenn nicht – darüber wollte er lieber noch nicht nachdenken. Zur Not ein paar zusätzliche Stunden im Meditationsraum erschienen ihm für den Anfang angemessen. Durch die Tür hindurch war kein Geräusch zu hören, doch das wunderte Obi-Wan keineswegs, in seinem Zimmer war Anakin noch nie besonders laut gewesen. Und seit er sein kleines Geheimnis hatte, erst recht nicht. Geräusche waren allerdings nicht das Einzige, das er nicht wahrnehmen konnte. Obi-Wan nutzte die Macht, um sich nach Anakins Anwesenheit zu erkundigen, doch er konnte ihn nicht finden. Er konnte keinerlei Präsenz in dem Zimmer spüren, und für einen kurzen Moment begann sich Obi-Wan zu wundern. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, damit hatte er nicht gerechnet. Er war sich mehr als sicher gewesen, seinen ehemaligen Schüler in dessen Zimmer auffinden zu können. Dessen Raum nun verlassen vorzufinden, brachte ihn aus dem Konzept. Gleichzeitig spürte er, dass etwas nicht stimmen konnte. Wenn er nicht in seinem Zimmer war, wo war Anakin dann? Möglicherweise hatte er eine Spur oder eine Nachricht hinterlassen … Dass die Tür nicht wie üblich von allein aufging, verwundete ihn dagegen sehr. Möglicherweise hatte Anakin die Funktion deaktiviert, damit sich niemand ohne Erlaubnis darin aufhalten würde. Oder jemand anderes war dafür verantwortlich … Obi-Wan blickte zur Seite, erst zu einen, dann zur anderen, doch es war niemand zu sehen. Tausend Möglichkeiten, was passiert sein könnte, schossen ihm durch den Kopf. Doch er erlaubte sich selbst nicht, voreiligen Schlüssen nachzugeben. Er war schon öfters in Anakins Zimmer eingetreten, ohne dessen Antwort abzuwarten.   Kaum hatte Obi-Wan mithilfe der Macht die Tür nach oben fahren lassen, blickte er sich in den kleinen, kreisrunden Raum um. Er brauchte nur Bruchteile einer Sekunde, um zu sehen, dass der Raum tatsächlich verlassen war. Überrascht blinzelte Obi-Wan in die Leere. Ihm lag die eine oder andere belehrende Bemerkung auf der Zunge, die er nun allesamt unausgesprochen wieder herunterschlucken musste. Anakin war nicht hier, und er war auch nicht an Bord des Schiffes mit ihnen gewesen? Wo zum Henker war er? Befand er sich überhaupt noch auf Coruscant? Hatte er sich auf die Suche nach Ahsoka gemacht, obwohl Obi-Wan ihm davon abgeraten hatte? Sofort griff er an seinen Comlink, versuchte Anakin auf diesen Weg zu erreichen, doch er hatte keinen Erfolg. Die Entfernung zwischen ihnen war zu groß, etwas, was er im Moment gar nicht gebrauchen konnte. Mit langsamen Schritten durchquerte Obi-Wan den kleinen Raum, seine Augen betrachteten alles, was sich darin befand. Das Tageslicht fiel durch die Fenster und gab dem Zimmer eine beschränkte Helligkeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Jedi, die sich für ein asketisches Leben entschieden hatte, fand Anakin seine Freude darin, gewisse Gegenstände zu sammeln. Er konnte die Festplatte eines Astrotechdroidens erkennen, an welcher Anakin bis vor kurzem gearbeitet haben musste. Er sah die Poster, den vielen mechanischen Kleinkram – und etwas anderes, das ihm ins Auge stach. Obi-Wan streckte die Hände nach dem Helm aus, der auf Anakins Bett lag und dessen Träger wie unzählige seiner Brüder bereits mehr als genug vom Krieg gesehen hatte. Ein weißer Helm eines Klonkriegers, mit blauen und wenigen roten Verzierungen, einer kleinen Finne und einem Entfernungsmesser. Obi-Wan kann diesen Helm zu gut, und hätte nie damit gerechnet, ihn eines Tages im Zimmer seines Schülers zu finden. „Fives“, murmelte Obi-Wan vor sich hin, während er den Helm betrachtete. Die Tragödie rund um den Klonkrieger war ihm bekannt, wenn auch nicht im genauen Detail. Hatte Anakin nicht etwas davon erwähnt, dass er bis zum Schluss von seinen Wahnvorstellungen überzeugt gewesen war? Wollte Anakin mehr über das Virus herausfinden, dass Fives und Tup befallen hatte? Konnte es sein, dass sein Schüler diesbezüglich nun doch noch mehr versuchen wollte herauszufinden? Komplett war Obi-Wan nicht von seiner eigenen Theorie überzeugt. Aber was, wenn doch? Immerhin hing Anakin genauso stark an den Klonen wie er selbst.   Sachte legte Obi-Wan den Helm wieder an der Stelle ab, an welcher er ihn gefunden hatte. Dann beschloss er, nach weiteren Hinweisen zu suchen, auch wenn er sich keinen großen Hoffnungen hingeben wollte. Wer wusste, was er noch alles finden würde, wenn überhaupt? Dieses Mal ging er in die Hocke, damit ihm ja nichts entgehen konnte. Allerdings war es für Details doch zu dunkel, das Tageslicht reichte dafür nicht aus. Mit einem kurzen Schwenker seiner Finger aktivierte er den Lichtschalter an der Wand. Kaum konnte er seine Umgebung besser erkennen, fielen ihm die vielen kleinen Details auf Anakins Arbeitstisch auf. Dutzende Instrumente, deren Sinn oder Nutzen Obi-Wan oft nicht hätte erraten können. Dazu verschiedene Kabel in kunterbunten Farben, ein Arm sowie ein Kopf eines Protokolldroiden, an welchem sein Schüler offensichtlich seine technischen Studien durchführte. Während sich Obi-Wan zu fragen begann, wie Anakin in dem ganzen Durcheinander noch etwas finden konnte, bemerkte er eine verdächtige Scheibe, die am Rande des Tisches lag. Als er sie in die Hand nahm, und das kalte Metall spürte, erkannte er, dass es ein mobiler Holoprojektor war. Unzählige Kratzer, kleine wie auch große, zogen sich über das gesamte Gerät. Ob es das Gerät war, mit dem Anakin regelmäßig Kontakt mit Padmé aufnahm? Ob er es testen sollte? Oder wäre dies ein Eingriff in seine Privatsphäre? Wenn dieser Projektor wirklich eine Direktverbindung zu ihr war, dann würde Obi-Wan bestimmt seine Antworten bekommen. Obwohl es ihm schwerfiel, schob er sein schlechtes Gewissen zur Seite und drückte den Knopf, um die Kommunikation zu starten. Das Gerät jedoch blieb deaktiviert. Verwundert drückte Obi-Wan ein zweites Mal den Knopf, ein drittes und viertes Mal. Es verweigerte ihm weiterhin die Dienste. Seufzend legte Obi-Wan den Projektor weg. Möglicherweise war er durch den Kampf beschädigt worden und nun hatte Anakin die Idee, Padmé einfach mal eben spontan in realer Person zu besuchen. Obi-Wan schüttelte den Kopf, sein Herz jedoch konnte nachvollziehen, wie sich der junge Jedi fühlen musste. Sollte er nach einem weiteren Projektor suchen, um damit sein Glück zu versuchen? Obi-Wan entschied sich dagegen, legte den beschädigten Projektor wieder auf den Tisch zurück und drehte sich auf der Stelle um. Bisher war er kein Stück schlauer geworden und nach wie vor gab es keine eindeutigen Hinweise über den Aufenthaltsort seines Schülers. Während er weiter seinen Gedanken nachhing, schritt er durch den kleinen Raum, auf der Suche nach Spuren, die er in der Dunkelheit übersehen hatte. Doch auch das Licht ließ ihn nicht mehr sehen.   Gerade, als er sich wieder wegdrehen und aus dem Zimmer gehen wollte, bemerkte er etwas auf dem Boden. Einzelne, unregelmäßige Flecken, und ein Anblick, der Obi-Wan Grund zur Sorge gab. Ohne Verzögerung ging Obi-Wan auf die Knie und inspizierte die Flecken, der größte von ihnen war so groß wie sein eigener Handteller. Wem gehörte das Blut? War es das von Anakin? Hatte er sich beim Basteln verletzt? Nein, dazu war das Blut viel zu weit vom Arbeitstisch entfernt. Hatte es einen Kampf gegeben? Auch dies musste Obi-Wan in seinen Gedanken verneinen. Immerhin gab es keinerlei Spuren eines Kampfes. Dazu sah das Zimmer viel zu ordentlich aus, zumindest für die Verhältnisse seines ehemaligen Schülers. Vorsichtig tippte er mit den Fingerspitzen das dunkelrote Blut an, es war schon längst auf dem Boden festgetrocknet und hatte auch bereits zu oxidieren begonnen. Nachdenklich wischte sich Obi-Wan seine Finger an der Robe ab und rieb sich nachdenklich das Kinn. Was war hier passiert? Oder gab es keinen Zusammenhang? Seine ersten Gedanken gingen zurück zum Holoprojektor. Sofort eilte Obi-Wan zum Arbeitstisch zurück und nahm den Projektor ein weiteres Mal in die Hand. Möglicherweise war sein Schüler verletzt und musste versorgt werden. Oder war das Opfer eines Angriffs und nun hinter dem Täter her? Allerdings bestand auch die Möglichkeit, dass das Blut keinerlei Bedeutung hatte und Anakin klammheimlich zu seiner Freundin gegangen war.  Oder dass er mehr über den Virus in Erfahrung bringen wollte… Seiner Meinung nach waren das viel zu viele Möglichkeiten und für keine von ihnen hatte er handfeste Beweise. Nachdenklich setzte er sich auf Anakins Bett und ging seine Optionen durch. Wen könnte er fragen, wer würde wissen, wo sich sein Schüler aufhält? Sollte er tatsächlich zu Besuch bei Padmé sein, wer würde das dann wissen? Captain Rex? Für einen Moment überlegte Obi-Wan, ob er mit dem Captain Kontakt aufnehmen sollte, ließ es jedoch bleiben. Die überraschte Reaktion, als nur Cody zu ihnen an den Holotisch gekommen war, ohne Anakin, war aufrichtig und nicht gespielt. Er wusste zwar, dass Rex Anakin gerne deckte, mit mäßigem Erfolg, was die beiden Männer allerdings nicht aufzuhalten schien. Rex hätte sicherlich eine Andeutung fallen lassen, wenn er Anakins Aufenthaltsort wissen sollte. Beim Schiff war er jedenfalls nicht, sonst hätten sie ihn bemerkt. Dann hätten sie ihn gesehen. Auch hatte er die Überraschung in Rex’s Seele durch die Macht spüren können.   Plötzlich kam Obi-Wan ein Gedanke. Sofort aktivierte er den Comlink an seinem Arm und baute eine Verbindung zu seinem Astrotechdroiden auf. Er hörte das binäre Piepsen, mit denen der Droide ihn begrüßte. „Hallo R4. Bist du noch im Jedi-Hangar unterwegs?“ Weiteres binäres Piepsen, ein recht kurzes. Obi-Wan wusste, dass es nur eins bedeuten konnte: Ja. „Gut, dann schau doch bitte nach, ob Anakins Abfangjäger noch da  ist oder nicht?“ Er konnte das leise Rollen hören, mit denen R4-P17 über den Boden glitt, mit einer Eleganz, wie sie nur Astrotechdroiden in sich hatten. Gleichzeitig blickte er gebannt zu Boden und hoffte, eine weitere positive Nachricht zu erhalten. Es dauerte mehrere Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, bis sich R4 mit einer Antwort meldete. „Der Jäger ist also nicht mehr da? Im gesamten Hangar nicht? Kannst du nachsehen, ob protokolliert wurde, wann er den Hangar verlassen hat?“ Wieder kam die binäre Antwort, wenige Sekunden später der Rest. Obi-Wan schluckte. Wenn sich R4 nicht irrte, und er war sich sicher, dass sie es nicht tat, dann gab es diesbezüglich keinen Irrtum. Anakins Abfangjäger hatte den Hangar, wenn nicht sogar den Planeten verlassen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. „Danke, R4, ich melde mich später nochmal“, sagte Obi-Wan und beendete die Comlink-Verbindung. Zwar hatte er jetzt ein Puzzlestück mehr, aber ein Bild ergab das Ganze noch nicht. Wen könnte er noch kontaktieren? R2? Nein, wenn Anakin den Planeten verlassen hatte, dann hatte er R2-D2 sicherlich auch mitgenommen. Er war also auch keine Option. Also sollte er es nochmal mit Padmé versuchen? Weitere Ideen hatte Obi-Wan nicht und er wusste auch nicht, wie viel Zeit ihm bleiben würde. Zumal noch eine Mission auf ihn, Anakin und ihre Männer wartete. Die Seelenlose war gesichtet worden und sie konnten es sich nicht leisten, dass sie sowie Grievous ihnen noch ein weiteres Mal durch die Lappen ging. Entschlossen stand Obi-Wan auf. Er durfte keine Zeit verlieren, wenn er Anakin finden wollte, musste er sich auf die Suche machen. Und sein erster Weg führte über dessen Freundin. Möglicherweise war sie der Schlüssel zu dem Ganzen und würde damit alles wieder viel einfacher machen. Kopfschüttelnd schaltete Obi-Wan mit Hilfe der Macht das Licht wieder aus und verließ den Raum, um sich auf den Weg zu machen. Ob er sie mit einem eigenen Holoprojektor kontaktieren oder sie direkt besuchen sollte, das musste er noch entscheiden. Und das möglichst schnell. Kapitel 2: Zu viele Spuren -------------------------- Schließlich war die Entscheidung gefallen, er musste persönlich, nicht über ein Holodiagramm mit Padmé sprechen. Mit dem defekten Projektor in einer seiner Robentaschen war Obi-Wan sofort zu Padmés Büro aufgebrochen, welches er auch zügig erreichte. Die zwei Klone, die ihre Tür bewachten, musterten ihn für einen kurzen Augenblick. Dann ließen sie ihn mit einem kurzen Nicken passieren. Aufmerksam hob Padmé ihren Kopf und sah ihn neugierig an. „Verzeihung, dass ich so unangemeldet hereinplatze, aber ich habe ein dringendes Anliegen. Um genau zu sein, ein sehr dringendes Anliegen“, kündigte sich Obi-Wan höflich an, kaum, dass er Padmés Büro betreten hatte. Anakins Anwesenheit hatte Obi-Wan auch bereits durch die Bürotür hindurch nicht spüren können, doch die junge Senatorin war ihm mehr als genug. Er hoffte, sie würde es schaffen Licht ins Dunkel zu bringen. „Obi-Wan, was verschafft mir die Ehre?“, begrüßte ihn Padmé so unverfänglich wie möglich. Ein freundliches Lächeln lag auf ihren Lippen und Obi-Wan konnte spüren, wie ehrlich es war. Gleichzeitig spürte er ihre Verunsicherung, ihre Verwirrung und auch ein wenig Reue. Hatte dies mit Anakins Verschwinden zu tun? Wusste sie tatsächlich etwas? Sie beide würden nun ihren Tanz beginnen, den Tanz um die Wahrheit, bis sie dieser immer näherkommen würden. Padmé deutete mit der offenen Hand auf einen der Sessel, der sich am anderen Ende ihres Schreibtisches befand. Obi-Wan nickte dankbar, bevor er sich darauf niederließ. „Leider kein erfreuliches Anliegen, Padmé“, sagte er, ohne die junge Dame aus den Augen zu lassen. Diese begann auf ihrem Bildschirm Befehle einzutippen, bevor sie den Blick erwiderte. „Und ich hoffe, dass du mir dabei helfen kannst. Es ist wichtig, davon hängt der Erfolg unserer nächsten Mission ab. Möglicherweise sogar der weitere Verlauf des Krieges.“ Die Tür hinter Obi-Wan öffnete sich und ein Droid erschien, brachte ihnen beiden ein frisches, gekühltes Getränk, bevor er sich an die nächstbeste Zimmerwand stellte. Aufmerksam musterte Obi-Wan sie, während er seinen ersten Schluck aus dem Becher nahm. „Natürlich helfe ich den Jedi gerne dabei, besonders, wenn es der Sicherheit und dem Frieden der Republik dienlich ist.“ Dieses Mal schüttelte Obi-Wan den Kopf. „Nein, das ist kein Anliegen des Jedi-Rates, sondern von mir ganz allein. Je weniger Leute darüber Bescheid wissen, desto besser.“ Er stellte den Becher ab und rückte den Sessel ein Stück näher an den Tisch heran. Dies schien Padmés Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, mit neugierigen Blicken beobachtete sie jede ihrer Bewegungen. Das Lächeln war ihr dabei größtenteils aus dem Gesicht verschwunden. „Geht es um Anakin? Ist etwas mit ihm?“ Nachdenklich fasste sich Obi-Wan ans Kinn, überlegte sich seine nächsten Worte mehr als gut. Gleichzeitig wusste er, dass er sich nicht zu viel Zeit lassen durfte. Er entschied, das eine oder andere Detail wegzulassen und auf ihre direkte Frage eine direkte Antwort zu geben. „Diplomatisch und zugleich präzise, wie man es von Naboos Senatorin erwarten dürfte.“ Darauf schenkte sie ihm ein kurzes Zucken mit dem Mundwinkel. „Du hast recht, es geht um Anakin. Wir würden ihn und seine Legion in einer Mission brauchen, allerdings kann ich ihn weder finden, noch kontaktieren. Daher habe ich die vage Hoffnung, dass du mir weiterhelfen könntest. Ihr steht doch hin und wieder in Kontakt, als … enge Freunde. Wann habt ihr das letzte Mal miteinander gesprochen?“ Padmé zuckte zusammen, kaum merklich und doch entging es Obi-Wans scharfem Blick nicht. Er versuchte ihre Reaktionen, ihre Körpersprache für die unausgesprochenen Dinge im Auge zu behalten. Sie begann auf ihrem Stuhl herumzurutschen, bevor sie diesen zu dem großen Fenster drehte, das ihr eine großzügige Aussicht auf die Hochhäuser des Stadtplaneten schenkte. „Ja, wir sind Freunde, aber selbst ich weiß nicht immer, wo sich Anakin zu jeder Zeit aufhält. So gute Freunde sind wir nun doch nicht. Und ja, wir haben heute Vormittag kurz miteinander gesprochen, aber nicht sehr lange. Höchstens fünfzehn Minuten und die meiste Zeit ging es um belangloses. Einsatzbesprechungen, Insiderwitze seiner Soldaten, solche Dinge.“ Sie drehte sich mit ihrem Stuhl um und als sich ihre Blicke wieder trafen, stand ihr das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben. „Tut mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen kann.“ Obi-Wan leerte seinen Becher und stellte ihn zurück auf den Tisch. Er spürte, dass Padmé ihm nicht komplett die Wahrheit gesagt hatte, und ihm war auch bewusst, wie vorsichtig er mit diesem Wissen umgehen musste. Irgendwie musste er es schaffen, dass Padmé sich ihm doch noch vollständig anvertrauen würde. Oder wusste sie am Ende doch nichts? Dass sie beide nur normale Freunde sein sollten, diese Lüge kaufte er den beiden schon lange nicht mehr ab. Dennoch ließ er dies erstmal auf sich beruhen. „Danke dir trotzdem für deine Gastfreundschaft, ich werde mich dann weiterhin auf die Suche machen.“ Ein weiteres Mal erforschte Obi-Wan die Gefühlswelt der jungen Frau, ganz sachte und vorsichtig. Er spürte Schmerz und Enttäuschung, aber auch ein wenig Angst. Viele zusätzliche Emotionen, die für die junge Frau eine Belastung darstellten. Als schließlich ihr Blick fester wurde, begann ihn das ein wenig zu irritieren. „Also, ich bin mir nicht sicher, ob er da noch ist, deshalb habe ich erstmal nichts gesagt. Anakin hat vorhin eine kurze Andeutung gemacht, dass er noch an einen besonderen Ort gehen möchte, zum Meditieren.“ Obi-Wan erhob sich, ging mit wenigen großen Schritten um den Tisch herum und blieb vor Padmés Stuhl stehen. „Das ist egal, jeder Hinweis kann wertvoll sein. Padmé, was hat er zu dir gesagt?“ Padmé biss sich auf die Unterlippe, und ihr Blick wirkte zum ersten Mal, seit Obi-Wan den Raum betreten hatte, mehr als unsicher. Jetzt tat sie ihm noch mehr leid als vorher. „Anakin sagte, er würde in die Gärten der Meditation gehen, da er über etwas nachdenken und meditieren müsste. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob er dort immer noch ist…“ Obi-Wan legte sanft die Hand auf ihre Schulter und klopfte diese aufmunternd. „Danke, Padmé, das ist schon viel mehr, als ich bisher in Erfahrung gebracht habe. Dann werde ich mich zu den Gärten begeben. Möglicherweise ist er dort nur eingeschlafen und reagiert deshalb nicht auf seinen Comlink.“ Höflich deutete er eine Verbeugung an, bevor er sich zur Tür umdrehte. Nach nur wenigen Schritten blieb er stehen, denn zu den vielen Emotionen, die Padmé umnachteten, hatte sich eine weitere hinzugesellt: Entschlossenheit. „Ist es in Ordnung, wenn ich mitkomme? Nur, um sicher zu gehen, dass meine Angabe stimmt?“ Obi-Wan schenkte ihr seinen wärmsten Blick, zu welchem er in der Lage war. „Natürlich ist das in Ordnung. Lass uns gemeinsam nach ihm sehen.“   ~   Schweigen herrschte zwischen ihnen, als sie gemeinsam die vielen Flure des Jedi-Tempels entlang gingen. Dutzende Jedi kamen ihnen entgegen, doch keiner von ihnen schenkte den Beiden Beachtung. Seit dem Beginn des Krieges waren Senatoren kein ungewohnter Anblick im Tempel mehr, oder anderweitige Besucher. Vor seinem geistigen Auge versuchte sich Obi-Wan seinen ehemaligen Schüler vorzustellen, wie er an seinem Lieblingsort saß und beim Meditieren eingeschlafen war. Etwas, dass er selbst das letzte Mal als junger Padawan getan hatte. Anakin jedoch nie, was seine Vorstellung nur absurder machte. Gleichzeitig scannte Obi-Wan mit der Macht die nähere Umgebung ab, für die Möglichkeit, dass Anakin sich ihnen doch nähern sollte. Es war jedoch nicht Anakins Gedanken oder Gefühle, die sein innerer Radar aufzuschnappen schien. Nein, er hatte unbeabsichtigt jemand anderen gefunden, eine Person, die ihnen in einem sicheren Abstand zu folgen schien. Obi-Wans Konzentration verlagerte sich ein Stück mehr auf den Verfolger, während er Padmé weiterhin durch die Gänge lotste. Da sich diese in den Tempel-Anlagen absolut nicht auskannte, war Obi-Wan überzeugt davon, dass ihr der kleine Umweg gar nicht auffallen würde. Bilder von Anakin, einem kleinen Gespräch irgendwo im Geheimen und eine angespannte Grundstimmung waren die Dinge, die er durch die Macht erspüren konnte. Zumindest ging von der Person keine Gefahr aus – doch wer konnte das sein? Obi-Wan beschloss, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Kaum war er mit Padmé um die nächste Kurve gegangen, blieben er abrupt stehen. Sofort deutete er Padmé mit einem Handzeichen, sich ruhig zu verhalten. „Wir werden verfolgt“, erklärte Obi-Wan mit wenigen Worten, bevor er Padmé hinter eine offene Tür zog. Neugierig folgte sie seinem Blick, als sie sich von innen an die Wand drückten. Es dauerte nicht lange, bis sie sahen, dass sich ein Schatten ihrem Gang zu nähern schien. Der Schatten wurde immer größer und größer, bis er fast an der Tür zu sehen war. Dies war für Obi-Wan das Zeichen, sich ihrem Verfolger zu stellen. Kaum bekam er diesen zu sehen, trat er aus dem Raum hinaus und verschränkte seine Arme vor der Brust. So wirklich überraschte ihn der Anblick nicht. „Captain Rex, es freut mich, dich hier zu sehen. Jetzt verrate mir nur bitte, was du hier im Jedi-Tempel zu suchen hast. Es sei denn, dir hat Anakin auch erzählt, dass er in den Gärten meditieren möchte.“ Mit einer schnellen Bewegung nahm Rex seinen Helm ab, seine Augen wirkten groß und offen. Tief im Inneren des Klons schien eine kleine Unruhe zu herrschen und seine Stimme klang auch nicht so gefestigt, wie Obi-Wan es von ihm gewohnt war. „Nun, nein, also ja, Commander“, fing Rex zu reden an. Dass sich dabei sein Blick in Obi-Wans Augen hineinbohrten, schien dem Captain gar nicht aufzufallen. Obi-Wan beschloss, vorsichtig, aber bestimmt nachzufragen. „Was denn nun, hat er es dir denn nun gesagt oder nicht?“ Rex‘ Augen blickten zur Seite, blieben kurz an Padmé haften, bevor er wieder zu seinem indirekten Vorgesetzten sprach. „Nun, Sir, es ist in der Tat so, dass Commander Skywalker gesagt hatte, dass er hierher geht, aber er hat mir nicht genau gesagt warum.“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und für die Dauer von wenigen Sekunden betrachtete er die Decke, als müsste Rex sie nach Fallen kontrollieren. „Commander Skywalker meinte, er möchte hierhergehen, um irgendwas zu machen, so eine Art Jedi-Sache … oder so … Sir. Und ich war mir nicht sicher, ob er dabei nicht vielleicht eingeschlafen ist. Dass er deshalb vorhin nicht zu der Besprechung gekommen ist. Vielleicht wollte er hier schon die ganze Zeit über ein Nickerchen halten. Jedenfalls bin ich hier, um ihn vielleicht zu wecken. Er war da sehr ungenau in seinen Angaben, vielleicht habe ich ihn auch einfach nur falsch verstanden.“ Obi-Wan hatte jedes einzelne Wort davon gehört und kam aus dem inneren Kopfschütteln nicht mehr hinaus. Gleichzeitig lobte er den Klon-Captain für seine Treue und die Hingabe, mit welcher er seinen Commander zu decken schien. „Interessant, dabei war beim Meditieren einzuschlafen früher meine Aufgabe, als ich selbst noch ein junger Padawan war. Mir muss wohl offensichtlich entgangen sein, dass es meinem ehemaligen Schüler wohl genauso ergeht. Dennoch verstehe ich nicht, wieso du uns dabei verfolgen musst.“ Wieder vermied es Captain Rex, Obi-Wan ins Gesicht zu sehen, als er seine Antwort darauf gab: „Nun, Sir, ich kenne mich hier drinnen nicht aus und da ich mir sicher war, dass Sie beide auf dem Weg zu Commander Skywalker seid, dachte ich, ich verfolge euch einfach. Vielleicht finde ich ja sogar eine Abkürzung, ja, genau und dann könnte ich ihn noch schnell wecken. Bevor er in Schwierigkeiten kommt, Sir.“ Dabei sah er Padmé mehrere Male schuldbewusst an, bevor Rex mit einem Schlag beschloss, die bloße Existenz der jungen Frau zu ignorieren. Noch immer konnte Obi-Wan den inneren Konflikt in Rex‘ Geist spüren, die leichte Zerrissenheit. Auf der einen Seite das Bedürfnis, ihm gegenüber ehrlich zu sein und auf der anderen Seite die Loyalität zu Anakin. Doch selbst ohne die Macht konnte Obi-Wan die Lügen des jungen Mannes kilometerweit erkennen. Sie leuchteten heller als ein Lichtschwert in einem abgedunkelten Raum. Die Wahrheit dagegen war so offensichtlich, allein Rex‘ Augen erzählten sie in den größten Tönen … Ein Lächeln lag auf Obi-Wans Lippen. Das hier war viel leichter, als er es sich vorgestellt hatte. „Interessant, Captain. Nun, möglicherweise war Anakin ein wenig … schwer zu verstehen. Aber hatte er gesagt, warum er hierherkommen muss oder diese Jedi-Sache erledigen möchte?“ Rex‘ Helm wanderte von einem Arm zum anderen, wieder erschien diese kleine Falte zwischen seinen Augen. „Genau kann ich es nicht sagen, Sir, aber ich denke mal, er wollte sich mal kurz erholen? Er meinte, das wäre ziemlich wichtig und die beste Methode für ihn, um auf andere Gedanken zu kommen? Ich habe natürlich nicht genauer nachgefragt, weil mich geht das ja auch nichts an … ja, da wird er sicherlich ein Nickerchen damit gemeint haben.“   Obi-Wan hatte genug. Ein leichtes Gefühl von Enttäuschung kletterte seine Kehle hinauf, aber nicht wegen Rex. Er gab sein Bestes und das rechnete er dem Klon hoch an. Nein, es war Anakin, der dieses Gefühl bei ihm erneut verursachte. Wann würde er ihm nur die Wahrheit anvertrauen? So kam er nicht weiter. Er hatte es auf die indirekte, diskrete Art versucht, doch diese ist nicht aufgegangen. Nun musste das Gegenteil ran. Gleichzeitig hoffte er, dass Rex auch in solchen Dingen härter im Nehmen sein würde als er im Augenblick den Anschein machte. „Verstehe. Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass du Senatorin Amidala dabei die ganze Zeit immer mal wieder ansiehst, oder muss ich nun doch anfangen an Zufälle zu glauben?“ Daraufhin fiel Rex erstmal nichts ein, es kostete ihn viel Überwindung, die nächsten Worte auszusprechen. „Das ist nur Zufall, Sir.“ Obi-Wan nickte ganz langsam vor sich hin. „Was für ein interessanter Zufall, das muss ich schon sagen. Und ich dachte schon, es gäbe vielleicht einen Zusammenhang zwischen dir, Padmés ganz kurzem Gespräch mit Anakin und diesem kaputten Gerät hier. Aber offensichtlich gibt es hier absolut keinen Zusammenhang.“ Mit diesen Worten holte er den kaputten Projektor heraus, hielt ihn so in der Hand, dass die beiden ihn mehr als perfekt zu sehen bekamen. Während sich Rex‘ Augen mit ehrlicher Verwunderung weiteten, erschienen auf Padmés Gesicht zwei große, rote Flecken. „Gut, möglicherweise haben wir länger als nur fünfzehn Minuten geredet und ja, wir haben vielleicht nicht nur über belangloses geredet, sondern auch über vergangene Missionen. Vielleicht hatten wir eine kleine Meinungsverschiedenheit am Ende, als es kurz um Rush Clovis ging. Das würde zumindest erklären, warum die Übertragung so abrupt geendet ist.“ Ihr Augen glänzten voller Scham, aber auch Überzeugung. Obi-Wan konnte das auch in ihrer Seele spüren, ebenso die Tatsache, dass sie sich nun endlich näher an der Wahrheit bewegen zu schien. Dass sich Anakin über Rush Clovis selbst nach dessen Ableben noch aufregen würde, klang mehr als realistisch. „Dass er hierhergehen wollte, war keine Lüge! Er hat es mir selbst gesagt, das verspreche ich. Darauf gebe ich mein Ehrenwort als Senatorin!“ In diesem Punkt schien sie nach wie vor die Wahrheit zu sagen, und Obi-Wan wusste nicht, ob ihm das gefiel oder nicht. In ihm wuchs das Gefühl an, dass ihm immer mehr die Zeit aus den Händen floss. „Gut, dann lasst uns beeilen, ich bekomme langsam ein ungutes Gefühl“, sagte er und eilte mit schnellen Schritten die restlichen Gänge entlang, mit Rex und Padmé im Schlepptau.   ~   Ein Wasserfall zierte die Ecke, welche Anakin gerne nutzte, um in der Macht meditieren zu können, ohne dabei von anderen gestört zu werden. Viele dichte Hecken wie auch mehrere Bäume versperrten die Sicht auf die Stelle am Fluss und dutzende Fische schwammen in einem ihm unbekannten Muster. Anakins Lieblingssitzplatz, an einer schönen Stellen wie diese, wirkte vollkommen verlassen, als das Trio ihn erreichte. Selbst die kleine Bank, die er sich selbst aus Bambus und einer anderen Holzart zusammengezimmert hatte, war leer und unbenutzt. Erneut befand sich Obi-Wan an einer Sackgasse und stand mit seinen Erkenntnissen ganz am Anfang. Er musste auch gar nicht die Macht befragen, um die Gedanken oder Empfindungen seiner Begleiter zu erforschen. Ihre verdutzten und leicht überforderten Mienen sprachen bereits Bände. Und damit die Beiden in Obi-Wans Augen frei. Sie kannten nur einzelne Teilchen, aber das Gesamtbild? Das kannte niemand. Zumal so einiges nichts ins Bild passen wollte. Was hatte es mit dem Blut in Anakins Zimmer auf sich? Warum hatte Anakin den Helm des verstorbenen Klon Fives in seinem Zimmer? Wo war er jetzt? Wie lange hatte er sich hier aufgehalten und hatte meditiert? Obi-Wan näherte sich der Sitzbank, kniete sich nieder und legte die Fingerspitzen auf die kalten Holzplanken. Als könnte das kleine Möbelstück ihm all seine offenen Fragen beantworten. Wozu es realistisch betrachtet nicht in der Lage war. Obi-Wan wollte sich gerade erheben, als er etwas bemerkte. Zwei Dinge, die absolut nicht in das Gesamtbild dieses friedlichen und erfüllenden Ortes passen wollten. Zwei Dinge, die dort absolut nichts zu suchen hatten. Zwei Dinge, bei welchen sich Obi-Wan nicht erklären konnte, warum sie sich dort befanden. „Sir? Was ist los?“, konnte er Rex‘ besorgten Ton hören, doch Obi-Wan war nicht nach Reden. Zumindest für die nächsten paar Sekunden nicht. Er nahm die beiden Gegenstände an sich, erhob sich endlich und drehte sich mit ihnen zu seinen Begleitern um. Ein ungutes Gefühl baute sich in seinem Bauch auf, auch wenn Obi-Wan nicht den Finger darauflegen konnte, warum genau. Die bestürzten Gesichter der beiden machten es ihm nicht gerade leichter. „Ich befürchte, hier steckt viel mehr dahinter, als wir alle drei uns ausgemalt haben“, sagte Obi-Wan und begann sich zu überlegen, wohin er als nächstes gehen sollte. Wo er Anakin noch suchen sollte, so ganz ohne weitere Spur. Alles, was er hatte, waren Padmés Liebe und Rex‘ Loyalität zu seinem ehemaligen Schüler. Und die beiden Fundstücke, die ihm die meisten Bauchschmerzen verursachten: Der abgetrennte Kopf eines B1-Kampfdroiden der Separatisten in der einen Hand, sowie der Griff von Anakins Lichtschwert in seiner anderen. Zusammen mit den anderen Hinweisen, mit denen sich Obi-Wan nach wie vor keinen Reim machen konnte. Besorgt steckte er den Lichtschwert-Griff in die Tasche seiner Robe. Wo konnte sein Schüler nur sein? Er musste es herausfinden, unbedingt! Kapitel 3: Wohin das Herz führt ------------------------------- „Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.“ Meister Yodas Worte, Weisheiten aus längst vergangenen Zeiten, kamen ihm in den Sinn, und doch konnte Obi-Wan die Sorge um seinen ehemaligen Schüler nicht abschütteln. Er wollte sich seinen Ängsten, seinen Befürchtungen nicht hingeben und dennoch: Anakin war ihm wichtig. Sehr wichtig. Und Obi-Wan hatte keine Ahnung, was mit ihm passiert sein könnte. War er freiwillig gegangen? Hatte ihn jemand dazu gezwungen? Doch wie sollte jemand mitten am Tag aus dem Jedi-Tempel entführt werden, ohne, dass es einer der anderen Anwesenden bemerkt? Nein, dies war unmöglich. Obi-Wan begann sich an den Schläfen zu massieren. Versuchte sich auf seinen Atem, seinen Herzschlag, seine Gedanken zu konzentrieren. Die Augen verschlossen, versuchte er die Wahrheit in all dem zu finden, in diesem Dickicht an Hinweisen und Indizien. Die ihm immer noch nicht genug waren. Als er sich sicher war, alles unter Kontrolle zu haben, öffnete Obi-Wan seine Augen und blickte seine beiden Begleiter abwechselnd an. „Padmé, Rex, ich denke, es ist an der Zeit, dass wir mit offenen Karten spielen, dazu steht mittlerweile doch zu viel auf dem Spiel. Und damit meine ich alle drei von uns“, sagte Obi-Wan und zog seine Augenbrauen zusammen. Während Rex‘ Reaktion sehr gering war, fiel ein Schatten der Sorge auf Padmés Gesicht. „Ist etwas mit Anakin? Bitte, Obi-Wan, ich muss das wissen“, sagte sie und ließ jegliche Maske, hinter der sie sich bisher versteckt hatte, von sich fallen. Obi-Wan entging dies nicht, dennoch wählte er seine nächsten Worte sorgfältig ab, bevor er sie aussprach. „In der Tat habe ich etwas gefunden, dass mir Grund zur Sorge gibt. Als ich vorhin in Anakins Zimmer war, habe ich nicht nur den defekten Projektor gefunden. Zum einen den Helm von Fives, zum anderen … mehrere Blutsflecken auf dem Boden. Sie scheinen zwar nicht mehr so frisch zu sein, aber ich kann auch nicht ausschließen, dass sie von Anakin selbst stammen.“ Rex gab ein erstauntes Geräusch von sich, welches aufrichtiger nicht hätte sein können. Padmé verlor dagegen sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht und es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich wieder im Griff hatte. Obi-Wans Blick fiel an seinen Gürtel, an welchem der Griff seines eigenen Lichtschwertes baumelte. Für ein paar wenige Sekunden dachte er an den abgetrennten Kopf des B1-Kampfdroiden, den Anakin ebenfalls zurückgelassen hatte. „Ich habe keine Ahnung, was mit Anakin passiert ist, und wo er sich nun befinden könnte. Dennoch werde ich versuchen, den bisherigen Tag zu rekonstruieren. Rex, verrate mir doch mal, was Anakin dir genau gesagt hat. Lass dabei keine Details aus, es könnte wichtig sein! Sehr wichtig!“ Obi-Wan versuchte, aus dem Blick des Commanders schlau zu werden, während er dessen Seele mit der Macht abtastete. Sie verriet ihm, dass Rex eindeutig an Anakin dachte. Eine Mischung aus Loyalität und Pflichtgefühl schien in dem jungen Mann um die Vorherrschaft zu kämpfen, bis letzteres immer lauter wurde. „Sir, was ich vorhin ausgesagt habe, entspricht nicht ganz der Wahrheit. General Skywalker hatte mich kontaktiert, allerdings nicht, um anschließend in diese Gärten hier zu gehen.“ Rex sah sich mit schnellen Blicken um und Obi-Wan konnte spüren, wie sehr sich der Soldat fehl am Platz fühlte. „Was wollte er dann?“, fragte Obi-Wan geduldig nach. Sofort warf Rex einen kurzen Blick auf Padmé, nur für einen kurzen Augenblick. Es war jedoch lang genug, dass Obi-Wan sich seinen Teil bereits denken konnte. „Commander Skywalker wollte sich eine kurze Auszeit nehmen, um mit Senatorin Amidala ein, nun, persönliches Gespräch zu führen. Er meinte, es könnte ein wenig dauern, er wäre aber sofort da, sollte es zu einer Besprechung kommen. Was den Rest angeht, das entspricht der Wahrheit. Ich dachte, die Senatorin könnte mich zum Commander führen und dass ich ihn vielleicht vor euch erreichen kann, um ihn zu warnen. Warum er nicht zur Besprechung erschienen ist, kann ich Ihnen nach wie vor nicht sagen.“ Rex sagte die Wahrheit, das konnte Obi-Wan dank der Macht spüren. Langsam fügte sich das Ganze zu einem Bild zusammen. Nachdenklich wandte er sich an Padmé. „Gut, dann fassen wir mal kurz zusammen. Anakin hat sich von Rex decken lassen, um mit dir dieses persönliche Gespräch führen zu können. Dabei kam es am Ende zum Streit, weil ihr euch wegen Rush Clovis nach wie vor nicht einig seid, nicht wahr?“ Padmé sah ihn mit offenen Augen an, bevor sie mit dem Kopf nickte. „Das ist richtig. Wir haben uns erst über… alltägliche Dinge unterhalten, bevor wir irgendwie vom Thema weggedriftet sind. Am Ende ging es um Rush Clovis und das hat sich hochgeschaukelt. Er hatte sich auch Vorwürfe gemacht, weil er ihn nicht retten konnte. Bevor die Verbindung abrupt getrennt wurde, sagte er zu mir, er würde sich nun in die Gärten zurückziehen, um ein wenig zu meditieren. Vermutlich hat er das auch“, sagte sie und blickte traurig auf die Bank, auf welcher sich Anakin üblicherweise setzte. „Verstehe, verstehe“, sagte Obi-Wan und hob die Hand an sein Kinn. Sein Bart kitzelte ihn an den Fingern. „Offensichtlich hat er über etwas nachgedacht, und der Streit mit Padmé hat ihn wohl aus dem Konzept gebracht. Sonst hätte er nicht aus Wut den Projektor vernichtet.“ Obi-Wan wartete auf eine kurze Erwiderung, doch Padmé blieb still. „Vielleicht hat er mehrere Wege ausprobiert, um sich wieder beruhigen zu können. Dass er versucht hat zu meditieren, schließe ich nicht aus. Vielleicht hat er auch den Droiden studiert oder wollte ihn für sein nächstes Projekt modifizieren. Anders kann ich es mir nicht erklären, wie das hierhergekommen sein könnte.“ Mit einer langsamen Handbewegung holte er Anakins Schwertgriff aus der Robentasche hervor und sah ihn an, als könnte ihm der Griff jede weitere Frage beantworten. „Wie es aussieht, ist es ihm nicht gelungen. Normal findet er immer seinen inneren Frieden, hier draußen in den Gärten, aber heute war es ihm verwehrt geblieben. Diesen schien er danach an einem anderen Ort gesucht zu haben, nur an welchem? Und warum hat er das hier zurückgelassen? Das Lichtschwert ist das Leben eines jeden Jedis, nicht nur eine Waffe.“ Rex sah ihn an und zuckte mit den Schultern, während es in Padmés Gehirn zu arbeiten schien. Sie dachte über etwas nach, gleichzeitig schien sie mit sich zu ringen. Obi-Wan musste sich kaum der Macht bedienen, um den inneren Konflikt der jungen Frau zu spüren. Er musste ihr dafür in die Augen sehen, welche unruhig die Umgebung betrachteten. „Ich habe eine Idee, wo er hingeflogen sein könnte. Das würde für mich zumindest alles erklären. Wenn er aber nicht dort sein sollte, dann … weiß ich leider auch nicht weiter.“ Sanft und so verständnisvoll wie möglich legte Obi-Wan seine Hand auf Padmés Schulter. Zwar hatte sie sich ihm gegenüber noch immer nicht komplett geöffnet, aber das war auch nicht nötig. Es war bereits mehr als genug. „Padmé, wir müssen jedem kleinen Verdacht nachgehen, so schwach er uns auch erscheinen mag. Sag uns, wohin könnte Anakin verschwunden sein.“ Als sich ihre Blicke wieder trafen, konnte Obi-Wan den Sturm an Emotionen, die die Frau beschäftigten, ihr sehr deutlich ablesen. Das hätte auch ein Nicht-Jedi geschafft. „Es ist wie gesagt nur eine Vermutung, aber er könnte sich in der Varykino Villa befinden, zuhause auf Naboo. Es ist ein sehr schöner Ort, den ich Anakin bei einem seiner … seltenen Besuche gezeigt habe.“ Schließlich verstummte sie wieder, drehte den Kopf weg, als hätte sie ihm viel mehr verraten als ihr lieb war. Obi-Wan beschloss, es für das Glück der Beiden zu respektieren. Stattdessen sagte er mit fester Miene: „In Ordnung, dann gehen wir ihn dort suchen.“   ~     Erleichterung breitete sich in Obi-Wans Brust aus, als er bei der Landung ihrer kleinen Corvette Anakins Abfangjäger auf der Landefläche sehen konnte. Sowohl in der Ferne als auch bei einer näheren Betrachtung konnte Obi-Wan erkennen, dass das Schiff intakt war, es hatte keine einzige größere Beschädigung oder nicht mehr als die üblichen, harmlosen Kratzer. Padmé hatte recht mit ihrer Vermutung, auch wenn Obi-Wan noch nicht ganz genau sagen konnte, was das zu bedeuten hatte. Er konnte es sich denken – und gleichzeitig wiederrum auch nicht. Obwohl sie sich schon so lange kannten, war Anakin gerne mal ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. Allein schon die vielen spontanen und halsbrecherischen Strategien, gepaart dem teils unverschämten Glück, mit welchem der junge Jedi ein ums andere Mal durchzukommen schien… Ein Anflug von Stolz erfüllte Obi-Wan für die Länge von zwei Herzschlägen, bevor er das Gefühl von sich abschüttelte. Stattdessen drehte er sich in Padmés Richtung, in der Hoffnung, dass diese ihn und Rex zu Anakin führen würde. Diese dagegen schien das Schiff zu betrachten und als Obi-Wan ihrem Blick folgte, bemerkte er den kleinen Schriftzug, welcher vor langer Zeit auf dem Schiff angebracht worden war. Gleichzeitig bemerkte er R2D2, welcher vermutlich deaktiviert worden war. „Elbert Maria“, las Padmé den Schriftzug mit schwacher Stimme, bevor sie ihre Augen vom Schiff abwand. Als würde sie der Anblick zu sehr schmerzen. „Das ist der Spitzname, den ich Anakin damals für das Schiff vorgeschlagen hatte. In der Hoffnung, dass ihm dieser Name in all seinen Kämpfen Glück bringen möge.“ Obi-Wan ließ sie nicht aus den Augen, überlegte, ob er versuchen sollte ihr Mut zu machen, doch er fand die richtigen Worte nicht. Was sollte er der jungen Frau auch sagen, wenn er selbst nicht wusste, was ihn erwarten würde. Zumindest hatte er eine Erklärung dafür gefunden, warum Anakin so sehr an seinem Abfangjäger hing – oder was der Schriftzug bedeutete. Obi-Wan bekam ein ganz schlechtes Gefühl. Er musste Anakin finden, noch dringender als jemals zuvor. Als hätten sie sich telepathisch ausgetauscht, ging die junge Frau ein paar Schritte in eine bestimmte Richtung, bevor sie sich wieder zu den beiden umdrehte. „Folgt mir einfach. Da er tatsächlich hier auf Naboo ist, kann er sich hier nur an einem Ort befinden.“ Obi-Wan hatte so, so viele Fragen in seinem Kopf, doch er wusste, dass jetzt nicht die Zeit dafür war. Ob sie wohl jemals kommen würde? Obi-Wan musste seine Neugierde zur Seite schieben. Stattdessen musste er sich auf das Wesentliche konzentrieren: Das Auffinden seines ehemaligen Schülers. Mithilfe der Macht streckte er seine Fühler in alle Richtungen aus, gleichzeitig ermahnte er sich unablässig dazu, ruhig zu bleiben. Nicht in eine Unruhe zu verfallen, die ihm den sicheren Umgang mit der Macht verhindern würde. Er konnte mehrere Menschen wahrnehmen, die sich in dem Gebäude aufhielten. Unbescholtene Bürger Naboos, die nichts weiter taten als ihren Pflichten und Arbeiten nachzugehen. Andere Personen bekamen die drei, während sie durch die Gänge schritten, nicht zu sehen. Bis er seine Anwesenheit spüren konnte. Ganz klar und unverwechselbar konnte er Anakins Seele, seine Unruhen, seine Sorgen spüren. Und sie wurden immer lauter, je näher sie ihm kamen.   Anakin saß mit dem Rücken zu ihnen, sie konnten ihn deutlich erkennen, nachdem Padmé ihre beiden Begleiter zu einer Terrasse gebracht hatte. Seine Haare schimmerten goldgelb im warmen Licht der Sonne, und er rührte sich nicht, als sie sich ihm näherten. Er schien sich in einer tiefen Meditation zu befinden, im Schneidersitz und mit geschlossenen Augen. Obi-Wan hatte begonnen, den jungen Mann in Augenschein zu nehmen, konnte jedoch keine Verletzungen finden. Auch keine Verbände oder andere Zeichen auf eine Wunde. Verwirrt setzte er sich vor Anakin auf den Boden, ebenfalls im Schneidersitz und mit einer nachdenklichen Miene im Gesicht. Die erstbesten Worte lagen auf Obi-Wans Zunge, sie mussten nur noch ausgesprochen werden. Die Zeit dafür gab ihm sein ehemaliger Schüler allerdings nicht. „Ich muss ehrlich sein, so früh hatte ich mit Euch nicht gerechnet, Meister“, sagte Anakin mit einem starken, missmutigen Unterton in der Stimme. „Nun, es ist schön zu sehen und auch zu hören, dass es dir gut geht, Anakin.“ Obi-Wan verschränkte die Arme und sah seinen ehemaligen Schüler nochmal genauer an. Musterte dessen Kleidung, dessen Körperhaltung, dessen Gesichtsausdruck. Padmé, wie auch Rex hielten respektvoll Abstand von ihnen, sie mussten auch nichts sagen. Dank der Macht wusste Anakin schon längst über ihre Anwesenheit Bescheid. Der Ausdruck in Padmés Augen war voller Sorge und Trauer, während Captain Rex‘ Helm jegliche Emotion verbarg. Seine Körperhaltung verriet mehr als genug. „Ich hoffe, du hast hier den inneren Frieden finden können, den du in den Gärten der Meditation vergeblich gesucht hattest. Du weißt, das würde ich dir von Herzen wünschen.“ Er blickte Anakin tief in die Augen, bis diesem der Blickkontakt zu viel wurde. Doch eine Antwort blieb er seinem ehemaligen Lehrmeister schuldig. „Gut, dann frage ich mal was anderes. Was hatte das alles zu bedeuten? Wessen Blut habe ich in deinem Zimmer gefunden und warum hast du dein Lichtschwert zurückgelassen? Was hattest du mit Fives‘ Helm vor? Ich dachte, in der Angelegenheit wäre bereits alles geklärt?“ Im Augenwinkel konnte Obi-Wan erkennen, wie Rex seinen Helm abnahm und unter seinen rechten Arm klemmte. Wie dessen vielsagender Blick Anakins Hinterkopf fixierte. Anakins Miene veränderte sich nicht. Selbst dann nicht, als Obi-Wan die gleiche Schlussfolgerung mit ihm teilte, die er bereits seinen beiden Begleitern erzählt hatte. Im Gegenteil, Anakin hörte ruhig zu und wartete geduldig, bis Obi-Wan mit seiner Erzählung fertig war. Ein kleines Detail und doch ein weiterer Grund zur Sorge. „Ich muss zugeben, ich habe Euch unterschätzt. Das Blut auf dem Boden ist zwar von mir, allerdings hat es keine besondere Bedeutung. Ich habe mich nur lediglich daran geschnitten, als ich die Festplatte eines Astrotechdroidens gearbeitet habe. Fives Helm … sein Verlust gibt mir zu denken, er war am Ende sehr verzweifelt. Keine Ahnung, was er glaubte, gefunden zu haben. Ich wünschte nur, wir hätten diesen Ausgang verhindern können.“ Rex‘ Blick fiel auf den Boden und er drückte seinen Helm noch fester an seine Rüstung. Obi-Wan beobachtete den Klon kurz, bevor er wieder zu Anakin sah. „Aber warum lässt du dein Lichtschwert zurück? Du weißt, es ist…“ „Ja, es ist mein Leben, ich weiß“, unterbrach Anakin ihn ungeduldig. „Das müsst Ihr nicht wiederholen, nicht nochmal. Es ist nur, Ihr würdet das nicht verstehen.“ Obi-Wan rutschte ein kleines Stück näher an Anakin heran, versuchte durch die Macht die Gefühle des jungen Manns zu ergründen, zu verstehen. Er spürte Schmerz, Angst, Wut, Verzweiflung, aber auch Verwirrung, Erschöpfung und ein kleines bisschen Hoffnung. Gefühle, Emotionen und Gedanken, von denen sich ein Jedi fernhalten sollte. Obi-Wan konnte sich denken, welche Sorgen Anakin umtrieben und doch wollte er es lieber von ihm selbst hören. „Dann erkläre es mir. Selbst, wenn ich es im ersten Moment nicht verstehe – ich kann es zumindest versuchen.“ Anakin presste seine Augenlider zusammen, ein schwerer Seufzer kam ihm über die Lippen und als sich ihre Blicke ein weiteres Mal trafen, lag ein trauriger Glanz darin. „Ihr würdet das nie verstehen, immerhin lebt Ihr schon euer ganzes Leben lang im Tempel. Ihr wisst nicht, wie es ist, ein Leben davor gehabt zu haben, und wie es ist, wenn man jemanden verliert, der einem wichtig ist.“ Für einen Moment konnte Obi-Wan das Gesicht seines verstorbenen Meisters vor seinem inneren Auge sehen. Dann der friedliche wie auch leblose Anblick Satines. Doch Obi-Wan sagte nichts. Selbst Anakin schien das zu bemerken und ruderte zurück. „Verzeiht, das war unsensibel von mir. Auch Ihr kennt den Schmerz des Verlusts. Doch sonst habt Ihr niemanden mehr zu verlieren. Nicht auf diese Art.“ Anakin richtete seinen Blick gen Himmel. Wie ein Kind, das sich erhoffte, ein Wunder von außen könnte all seine Probleme lösen. „Dieser Krieg, diese Kämpfe, diese Verluste, all das geht viel zu lange. Und ich weiß nicht, wie ich das beenden soll. Es sind schon zu viele dafür gestorben … und mir gehen die Ideen aus. Besonders, dass ich so manchen nicht retten konnte, zeigt mir wie schwach ich bin. Wie machtlos ich bin. Fives, seine unzähligen Brüder, selbst den Tod von Rush Clovis bedauere ich.“ Obi-Wan sah ihn gedankenversunken an. Er konnte sich den Schmerz des jungen Mannes nur zu gut vorstellen. Im Grunde hatte er recht und trotzdem – gerade deshalb sollte Anakin sich ihm öffnen können. Obi-Wan wusste, dass es Anakin mehr als schwerfiel, denn ihm ging es gleich. Eines Tages würde er es ansprechen müssen, zugeben, dass er wusste, dass Anakin und Padmé mehr als nur enge Freunde waren. Doch dieser Tag war nicht heute. Obi-Wan hoffte, er würde bald kommen.   Stattdessen legte er eine Hand auf Anakins Schulter, und als er zu Anakin sprach, tat er es nicht als sein Meister. Er tat es auch nicht als Jedi. Stattdessen sprach ein Mann zu einem anderen, in der Hoffnung, ihm den gleichen Schmerz ersparen zu können, der ihm einst das Herz gebrochen hatte. „Für den Moment mag es dir nicht glaubhaft erscheinen, aber ich weiß ganz genau, welche Sorgen dich umgeben. Welche Gedanken deinen Kopf vernebeln und wie stark die Reue den Geist vernebeln kann. Vergiss nicht, du bist nicht allein. Du hast immer noch mich auf deiner Seite und zusammen werden wir das alles durchstehen. Eines Tages werden wir auf all das zurückblicken, während wir in friedvollen Zeiten leben. Mit dem einen oder anderen Menschen, der uns wichtig ist.“ Obi-Wan hielt Anakin den Griff seines Lichtschwerts hin und dieser starrte darauf, als würde jegliche Antwort darauf geschrieben stehen. Als könnte der Griff ihm seine Zukunft offenbaren. „Meine Brüder und ich werden immer an Euer Seite kämpfen, bis zum bitten Ende. Oder bis wir den Krieg endlich gewonnen haben“, konnten sie Rex‘ kräftige Stimme hören, auch er hatte seine Hand auf Anakins Schulter gelegt. „Anakin, komm mit uns nach Hause. Du hast schon so viele unmögliche Dinge geschafft und so viele Menschenleben gerettet – lass es uns zu Ende bringen. Damit diejenigen, die im Laufe des Krieges gefallen sind, nicht umsonst ihr Leben gelassen haben.“ Anakin verschloss langsam seine Augen, und eine einzelne Träne rann ihm über das Gesicht. Dann nahm er sein Lichtschwert entgegen. Die Macht verriet Obi-Wan den Frieden, der wieder in Anakins Seele herrschte und so zog er sich zurück. Es war genug. „Lass uns nach Hause fliegen, und dem Ganzen ein für alle Mal ein Ende bereiten“, sagte Anakin und wirkte so entschlossen wie noch niemals zuvor. Entschlossen, aber auch zufrieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)