Work from last life's ending von Sayoko ("... zurück zum Ursprung...") ================================================================================ An jenem Tag, dem ersten vom Rest eines Lebens, das ich zwischendurch einfach für einen Alptraum hielt, begann eine Geschichte, die eher in einen Fantasyroman gehört hätte, als hier in diese meine Realität. Mein Name ist Detori, ich bin 16 Jahre alt... Es begann wie ein ganz normaler Tag: vormittags Schule und nachmittags eigentlich nichts. Ich hatte keine Freunde, denn ich wurde als Hexe ausgeschlossen und gemieden. Warum? Weil meine Augen vollkommen dunkelblau sind, einschließlich der Pupillen. Damit sieht es aus, als hätte ich nur eine geschlossene, blaue Iris und bin trotzdem nicht blind. Als ich kleiner war, gingen meine Eltern mit mir deswegen oft zum Arzt, aber der hatte auch keine Ahnung. Die Schule verlief wie gewöhnlich, ich meldete mich nicht und die Lehrer nahmen mich nicht dran. Nach der 7. Stunde verließ ich mit als Letzte das Zimmer und schlenderte gemütlich nach Hause - zumindest hatte ich das vor, denn ich kam nicht weit. Schon von weitem sah ich Isamo und seine Freunde zu beiden Seiten der Straße stehen. Es war eine Gang von vielen in der Stadt, allerdings bestand ihr Ziel lediglich darin, mir das Leben so schwer wie möchlich zu machen. Es verging nicht eine Woche, ohne dass ich mir die ewigen Gemeinheiten von ihnen gefallen lassen musste. "Nicht schon wieder dieser Haufen Idioten!", schoss es mir durch den Kopf, wärend ich nach einer Seitenstraße Ausschau hielt, in die ich abbiegen konnte um der Gang zu entgehen. Aber ich hatte kein Glück. Die nächste Abzweigung überhaupt kam erst etwa 5 Meter hinter Isamo. Das hieß dann wohl Augen zu und durch! Ich lief weiter und tat so, als hätte ich sie nicht gesehen. Als ich zwischen ihnen war, stellte sich mir ein schwarzhaariger Typ in den Weg. "Was soll das werden?", fragte ich betont ruhig. Hinter meiner Stirn arbeitete es, aber ich würde ihnen nicht den Gefallen tun, meine Unruhe offen zu zeigen. "Hexenprobe!", kam es von hinten: Isamo: "Nervt es nicht, dauernd als Hexe bezeichnet zu werden?" Der Gangleader wartete einen Moment auf eine Antwort, die er nicht bekam, und fuhr dann fort: "Wir haben uns eine Probe ausgedacht, die ein für alle Mal beweisen wird, dass du keine bist." - "Ausgedacht...", dachte ich resignierend. Außerdem strafte das Grinsen, das auf einigen Gesichtern auftauchte, die Freundlichkeit dieser Worte Lügen und so ergänzte ich ohne mich um zu drehen: "Oder, dass ich eine Hexe bin, nicht wahr?" - "Oder, das du eine bist, natürlich!", bestätigte Isamo sofort und sagte weiter: "Würdest du also die Güte haben, mitzukommen?" - "Nein, aber tut das denn irgendwas zur Sache?", eine dumme Frage, ich weiß. "Nein, nicht wirklich!", kam auch auch wie erwartet zurück. Ich ließ mich also durch eine Seitenstraße nach der anderen 'geleiten'. "Wenigstens sind sie nicht auch noch auf die Idee gekommen, das Ganze der gesammten Schule öffentlich anzukündigen!", dachte ich, wärend ich darauf achtete, wo es lang ging. Die Endstation war ein Brunnen. Ich hatte zwar die Übersicht über den Weg längst verloren, doch waren wir relativ weit am Stadtrand, denn die Häuser standen hier nicht sehr dicht. Ich wusste nicht weshalb, aber mit einem Mal wollte ich weg, einfach weg von diesem Ort, von Isamo und von dem ganzen Mist, der sich schon wieder anbahnte. Dabei hätte man meinen können, dass ich mich langsam an solche Dinge gewöhnt hätte. Wäre ich sofort los gerannt, wie es sich irgendwie jede einzelne Zelle in meinem Körper wünschte, hätten mich diese Idioten von Gang wahrscheinlich nicht mal aufgehalten. Sie hätten viel zu spät reagiert, denn wenn ich etwas in meiner frühen 'Hexenlaufbahn' gelernt habe, dann ist es rennen. Ich blieb. Obwohl sogar mein Verstand sagte, dass es jetzt besser wäre, zu verschwinden, rührte ich keinen Finger, sondern fragte nur: "Ihr wollt aber jetzt nicht ernsthaft, dass ich da drinne ein Bad nehme?" Meine Stimme war ruhig, aber mein Herz schlug schmerzhaft schnell. Und es kam, wie es kommen musste. "Doch, wieso nicht?", antwortete Isamo. Gleichzeitig bildeten die anderen eine Reihe hinter und neben mir, sodass eine schmale Gasse zum Brunnen entstand. Ich kam mir plötzlich vor, wie im Mittelalter. "Vergesst es!", flüsterte ich fast und drehte mich um. Die zwei Typen, die das Ende der Gasse bildeten dachten aber nicht daran, mich durch zu lassen, ganz im Gegenteil: Sie griffen nach meinen Armen und schleiften mich rückwärts zu diesem verfluchten Brunnen. Natürlich wehrte ich mich, allerdings völlig erfolglos. Ich wurde auf den Brunnenrand gesetzt und hinein gekippt. Ich sah noch Isamos Grinsen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihm am liebsten eine reingehauen, aber ich konnte es nicht und hatte auch bis jetzt noch keine Gelegenheit es nach zu holen. Was in den nächsten Sekunden geschah, ist schnell gesagt. Ich fiel ein paar Meter und landete und einer viel zu zähen, dumpfen Masse, die wohl Wasser sein musste. Dann wurde mir schwarz vor Augen. Als ich wieder zu mir kam, öffnete ich meine Augen nicht sofort. Ich spührte einen leichten Druck auf meinem Arm und dachte, dass das wohl ein Verband war und sie mich also schon wieder aus dem Brunnen geholt hatten. Größer hätte der Irtum gar nicht sein können. Niemand hatte mich aus diesem Loch befördert. Ich lag darin, unverstänlicherweise auch noch AUF der Wasseroberfläche und ein Mädchen, dass mir bis auf's Haar glich sah mich nicht mit blauen, sondern roten pupillenlosen Augen an. Ihre Beine wurden von dem Wasser, auf dem ich lag wie auf einer Glasplatte, regelrecht verschluckt und sie stützte sich auf meinen Arm, als wäre es ihr einziger Halt, um nicht ganz darin zu versinken. Es viel mir nicht sofort auf, aber sie war viel zu leicht. Es dauerte keine 5 Sekunden, als ich auch schon aufsprang und ihr meinen Arm wegzog. Tatsächlich sank sie wieder bis zur Hüfte zurück, hielt sich aber noch an meinem Handgelenk fest und wurde durch meinen Schwung gleich wieder aus dem Wasser gezogen. Und wieder war sie genau vor mir und sah mich wortlos an. Diesmal wehrte ich mich nicht; ich wollte sehen, was passiert. Ich hatte nicht mal mehr Angst vor ihr. Als sich ihr Mund allerdings meinem Hals näherten, geriet ich restlos in Panik. Ich schrie und versuchte sie wegzudrücken, doch wie Isamos Leute setzte auch sie sich durch. Ich fühlte einen leisen Schmerz über der rechten Schulter und alle Kraft, die ich vielleicht noch hatte, verschwand aus meinem Körper. Ich verstummte und sank auf die Knie zusammen. Das Wesen, was auch immer sie war, klammerte sich noch immer an mich, die Zähne in meinem Hals. Um mich herum begann das Mauerwerk des Brunnens unreal zu wirken und zu verschwimmen. Als ich das nächste Mal erwachte, glaubte ich nicht wirklich daran. Ich war davon überzeugt, zu träumen, nur dass sich das mit dem Aufwachen nicht so gut machen ließ. Um mich gestaltete sich ein Bild, das mir wirklich nicht mehr nur grotesk vorkam. Ich war von etwa einem Duzend blasser Menschen umringt, Menschen mit den gleichen roten Augen wie dieses Mädchen, das... neben mir Kniete. Schlagartig fiel mir alles wieder ein und ich war sofort auf den Beinen, um in die nächstbeste Richtung zu verschwinden. Leichter gesagt, als getan. Der Raum zwischen den Rotaugen wäre teoretisch groß genug für zwei von mir gewesen, aber er wurde von >Dingen< ausgefüllt, die mein armes Hirn nun gar nicht begreifen wollte. Da waren Flammen und Planzen, die ein Stück über dem Boden einfach aus dem Nichts wuchsen, oder so etwas wie Strudel, die sich aber nur durch ihre Bewegung von ihrer Umgebung unterschieden. Nur an einer Stelle unterbrachn sie den Kreis um mich, aber ich wagte nicht, diesen Weg zu nehmen, denn es war nicht schwer zu erraten, dass sie diese Lücke nicht ohne Grund ließen. Ich hatte Angst vor diesem Grund, was auch immer es sein mochte. Mein Spiegelbild hatte sich ebenfall erhoben und ohne dass ich es wirklich bemerkt hatte wieder einmal an meinen Arm geklammert. Plötzlich war ich froh, dass sie da war. Sie nahm mir etwas das Gefühl, völlig allein zu sein. Des Räzels Lösung ließ nicht lange auf sich warten, glaube ich, denn so ganz sicher war ich mir lange nicht mehr, was die Zeit betraf. Die Lücke schloss sich nicht, indem jemand >kam<, sondern der >>Wächter<<, wie es sich vorstellte, >entstand< im wahrsten Sinne des Wortes. Ich spührte einen leichten Luftzug in Richtung des freien Platzes und sah, wie sich der >>Wächter<< buchstäblich aus Staub zusammensetzte. Seine Gestalt ist schwer zu beschreiben. Es war menschlich, im weitesten Sinn, aber ich kann jetzt auch nicht sagen, ob männlich oder weiblich; vermutlich weder noch. Es hatte eine blasse, leicht silbrige Haut und dunkle, vor allem lebendige Augen. Durch diese ganzen Rotaugen um mich herum fiel das sofort auf. Der >>Wächter<< musterte mich deutlich und ich hatte Mühe, seinem Blick standzuhalten und mich nicht hinter meinem Spiegelbild zu verstecken. Dieser Gedanke kam mir wirklich und ich hätte es auch sicher gemacht, hätte der >>Wächter<< nicht im gleichen Moment begonnen zu lächeln und leise aber versändlich gesagt: "Gebt ihr einen Namen!" Ich glaubte mich verhört zu haben, aber der >>Wächter<< nickte nur: "Sie wird von jetzt an immer bei Euch sein, also musst Ihr sie doch auch ordentlich ansprechen können." Natürlich meinte er mein Spiegelbild, aber ich wollte ihn gar nicht verstehen. Trotzdem tat ich, was mir gesagt wurde: "Shitori" - "Gut", sagte der >>Wächter<<: "Shitori und Detori." Ich sah es entgeistert an. Woher wusste dieses Ding meinen Namen? "Ich kann Gedanken lesen.", bekam ich die Antwort auf meine nicht gestellte Frage, womit bewiesen war, dass es der Wahrheit entsprach. Der Kreis der Rotaugen begann sich zu zerstreuen. Jetzt, wo das mit dem Namen geklärt war, war ich wohl nicht mehr interessant für sie. Nervös strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und fragte: "Und was wird jetzt? Wo bin ich überhaupt?" Der >>Wächter<< lächelte immer noch, und antwortete: "Keine Angst, Ihr sollt alles erfahren, auch wenn Euch das Wissen, dass Ihr eigentlich noch besitzen müsstet nicht sehr viel nützen wird. ,Neuankömmlinge' aufzuklären gehört schließlich zu meiner Pflicht. Komm!" Angst hatte ich keine mehr. Zwar war ich anfangs vor Furcht fast eingegangen, aber die war jetzt wie weggewischt und ich war nur noch verunsichert und ziehmlich neugierig. Shitori und ich folgten dem >>Wächter<< durch einen gemauerten Torbogen in einen anderen Teil des großen Gewölbes, in dem wir uns befanden. Der kleine Raum, der sich vor uns auftat, war nur mit einem steinernen Tisch und dazupassenden Hockern eingerichtet. Wir setzten uns und der >>Wächter<< begann zu erzählen:"Dieser Ort nennt sich das >Brunnengewölbe<. Warum ist wohl klar. Es liegt unter jenem Hexenbrunnen, in dem sie auch Euch wiedermal ertränken wollten." - "Wie?", unterbrach ich ihn: "Erstens wollte mich niemand >ertränken< und zweitens, was heißt >unter< dem Brunnen?!" - "Weshalb haben sie Euch denn dann in den Brunnen gestoßen?" - "Naja, als Hexenprobe - so in die Richtung, es war einfach nur eine Idioterei!" - "Seht Ihr, das meine ich. Allen anderen hier ging es nicht anders.", der >>Wächter<< ließ immer noch nicht locker. "Sie wollten beweisen, dass Ihr Magier seid, ich weiß. Genau aus diesem Grund habt Ihr dieses Gewölbe doch auch erschaffen, erinnert Ihr euch denn nicht mehr?" Jetzt wusste ich überhaupt nicht mehr, was es meinte, sondern protestierte nur noch: "ICH habe gar nichts geschaffen! Ich hab zwar keine Ahnung, was du von mir willst, aber ich wäre dir dankbar, wenn du mir einfach nur den Ausgang zeigst!" Der >>Wächter<< ignorierte mich und fuhr fort: "Viele unschuldige Menschen wurden aus Angst und übler Nachrede als Hexen oder Schwarzmagier der Wasserprobe unterzogen und ertranken dabei." Wieder unterbrach ich es, indem ich einwarf, das die Inquisition doch schon vor über 100 Jahren vorbei war. Doch es erzählte weiter: "Als Schöpfer des Gewölbes habt Ihr Marlik geheißen. In seinem Körper wart Ihr so zu sagen einer der wenigen echten Magier, die aufgegriffen wurden. Noch bevor die Inquisitoren Euren vermeintlichen Tod überprüfen konnten, hattet Ihr dieses kleine, aber räumlich unbegrenzte Reich geschaffen." - "Willst du etwa sagen, ich könnte Zaubern und wir wären hier in einem Brunnen, ohne zu ertrinken?", ich beschloss mich der Probe halber auf dieses absurde Thema einzulassen. "Ja, so ist es.", der >>Wächter<< ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: "Ihr legtet einen Zauber auf die Wasseroberfläche, damit sie schwer zu durchdringen ist und der jeden, der es doch schafft koppiert." Die nächsten Dinge, die es sagte, hörte ich kaum noch; irgendetwas, von einem Gift, das einen auch unter Wasser atmen lässt. So etwas muss ich nicht verstehen. Dass der >>Wächter<< die ganze Zeit von mir als Schöpfer dieses Wunders sprach, verdrengte ich so weit in mein Unterbewusstsein, dass ich es fast vergas. Ich nahm zum ersten mal Shitori unter die Lupe. Sie sah mir sehr ähnlich, aber außer der anderen Augenfarbe war auch ihre Haut blasser als meine, viel blasser. Oder hatte ich mich selbst so verändert und Shitori war tatsächlich so etwas wie mein dreidimensionales Spiegelbild? Sie nickte. Also konnte auch sie Gedanken lesen. Irgendwie kam ich mir vor, wie der einzige Dorftottel, der es nicht kann. "Wenigestens kann ich noch reden!", ging es mir weiter durch den Kopf, doch der Gedanke kam mir gleich lächerlich vor. "Da bin ich sicher nicht die einzge, ihr könnt es doch auch, oder nicht?", wante ich mich an Shitori. Sie schüttelte den Kopf. Ich musste schmunzeln. Da war meinem genialen Vorgänger-Ich, von dessen Schöpfungskraft der >>Wächter<< immernoch erzählte, wohl ein kleiner Programmierfehler unterlaufen. "... besteht aus einer Art verschobenen Dimension ohne jegliche Grenzen, die troztdem nur einen geringen Raum in der Realität der Menschen einnimmt.", drang dessen Stimme zu mir durch und ich widmete mich wieder der Lektüre über meine Unterkunft zu: "Ferner führt Eure hier allgegenwärtige Magie jeden zum Ursprung zurück." Er erklärte diesen Satz nicht und ich fragte auch nicht danach.Ich wollte es nicht wissen, sondern nur, wo der verfluchte Ausgang war, deshalb fragte ich zum zweiten Mal danach. "Es gibt keinen Ausgang für Euch, wenn Ihr ihn nicht selbst findet. Ihr werdet also wohl oder übel vorerst hierbleiben müssen.", antwortete mein Gegenüber, als hätte ich auf diesen Satz gewartet. Ich sagte nichts dazu und tat gleichgültig, aber abfinden würde ich mich ganz sicher nicht so schnell damit, das hatte ich gar nicht vor. Wenn der >>Wächter<< diese Gedanken laß, ließ es sich das nicht anmerken. Die nächste Zeit beschäftigte ich mich demnach mit der Suche nach einem Spiegel und einem Ausweg. Ich fand weder das eine, noch das andere und begegnete auch dem >>Wächter<< nicht mehr. Das ganze endlose Gewölbe hatte keine Türen, oder längere Gänge, die irgendwohin führen konnten und das einzige, was spiegelte, waren vielleicht die roten Augen seiner Bewohner, von denen ich außer Shitori keinen traf. Als ich diese Situation endlich halbwegs als Wirklichkeit anerkannte, kam noch eine weitere Unmöglichkeit dazu, um mich dem Wahnsinn noch ein Stück näher zu bringen: Shitoris Ohren wurden lang und spitz. Ich hielt es zuerst für einen schlechten Witz, aber meine wurden es auch, ob ich es nun glaubte oder nicht. "Zurück zum Ursprung...", Vielen mir die Worte des >>Wächters<< wieder ein. "Das kann nicht sein!!!", beschwerte sich mein Vestand klar und deutlich, aber da war auch noch ein anderer, wenn auch kleinerer Teil, der fragte: "Wieso denn eigentlich nicht?" - "Nein verdammt nochmal!!!", wehrte ich mich laut fluchend gegen den Gedanken, als eines dieser kleinen geflügelten Wesen namens Elfen zu enden und für den Rest meiner Tage zwischen hier nicht vorhandenen Blumen umher zu fliegen. Damit war der Wille, hier raus zufinden wieder da und auf einmal wusste ich sogar wie. Es war eigentlich ganz einfach und ich fragte mich, wieso ich denn Tage lang , einer musste mindestens vergangen sein, nicht darauf gekommen war. Ich war, auch wenn es nicht so aussah, in eimem Brunnen, also unter der Erde. Damit war der einzige Weg nach draußen, der nach oben. Flügel brauchte ich nicht, ich konnte ja schwimmen. Wozu war das denn sonst ein Brunnen? Shitori war dort unten immer bei mir, wie ein Schatten. Sie war zudem das einzige Lebewesen, dem ich seit dem Gespräch mit dem >>Wächter<< überhaupt begegnet war und so hatte ich mich so an ihre Gegenwart gewöhnt, dass ich sie hier nicht zurücklassen wollte. Den Ausgang hatte ich ja gefunden, das war ich mir sicher und ich lag diesmal auch richtig. Außerdem würde der >>Wächter<< ihr sicher Stress machen, wenn ich verschwinden würde. Ich fragte sie und sagte ihr aber auch, dass es sicher Probleme geben würde. In diesem Punkt machte ich mir nichts vor. Meine Eltern reagierten auf Probleme meistens hilfsbereit und ohne viele Fragen. Ich hoffte nur, dass sich daran auch diesmal nichts ändern würde. Shitori nickte. Sie sagte zwar nichts, aber ich wusste, dass sie notfalls auch bis an das Ende der Welt mitkommen würde. Shitoris nicken war der größte Fehler in ihrem so schon kurzem Leben. Aber wer hätte denn ahnen können, dass in den vielleicht drei Tagen, die ich meinem Zeitgeühl nach hier unten zugebracht habe, oben in Wirklichkeit gerade zwei bis drei Stunden vergangen sind und dass Isamo Muffensausen bekommt, weil ich weg bin, und gleich die Polizei alarmiert? Mein genzes Leben war schon nicht grad himmlisch, aber bald wurde es erst recht zur Hölle, für mich und vor allem für Shitori. Aber alles der Reihe nach: Wir schwammen eine Ewigkeit immer nach oben. Auch wenn es nicht schwer war, war es auf die Dauer doch anstrengend. Nach etwa einer halben Stunde, nach meiner Rechnung, sahen wir einen Schatten über uns und Shitori griff nach meinem Arm, wie es ihre Gewohnheit war, wenn sie etwas verunsicherte. Es war der >>Wächter<< und damit war auch klar, warum er so hieß. Er wachte nicht über die, die reinkamen, sondern darüber, dass niemand das Gewölbe verließ. Umgehen konnte man ihn nicht, also mussten wir ihn überreden bzw. überlisten. Irgendwie mussten wir einfach an ihm vorbei, egal wie! Die Gestalt einer Elfe kam mir wieder in den Sinn und ich dachte entschlossen: " Du wirst uns nicht aufhalten, keine Chance!" - "Das habe ich auch nicht vor.", antwortete die Stimme des >>Wächters<< in meinem Kopf und sie klang traurig. Etwas später waren wir auf seiner Höhe angelangt und ich sprach die Frage aus, die auch in Shitoris Augen zu lesen war: "Du willst uns nicht aufhalten?" - "Nein. Das Gewölbe hat seine Aufgabe erfüllt. 10 000 Seelen haben hier Schutz und zu ihrem Ursprung zurüch gefunden. Jetzt müssen auch das Gewölbe und ich dorthin zurückkehren." - "Wohin?", fragte ich leise und eben so leise kam die Antewort: "Zum Ursprung, in das Herz unseres Schöpfers, in die Dunkelheit seiner Erinnerung." Lauter fuhr der >>Wächter<< fort: "Aber das ist egal. Wenn Ihr geht, will ich Euch etwas mitgeben." Er öffnete seine Hand und darin lagen zwei kleine, goldene Mondsicheln, je mit beiden Enden an einer slibernen Kette befestigt. "Dieses kleine Geschenk soll Euch an uns erinnern und den Weg ins Jenseits leichter machen" Shitori schien das nicht zu berühren aber ich fragte erschrocken: "Jenseits? Ich habe noch nicht vor, zu sterben!" - "Natürlich nicht.", lächelte der >>Wächter<<: "Ihr seid sehr menschlich geworden, Shayan. Ihr habt angst vor dem Ende, abe Euer Auftrag ist erfüllt und es wird nicht lange auf sich warten lassen." - "Tolle Aussichten!",murrte ich und der >>Wächter<< versprach mir, dass es nicht schneller kommen würde, als mir lieb ist. Shitori und ich nahmen die Mondamultette und verabschiedeten uns - und schwammen direkt in die Arme der Polizei... Der Polizist sah uns sofort und wir wurden von vielen Armen aus dem Wasser gehoben. In der Nähe hörte ich Isoma, dem Wahnsinn nahe. "Geschieht ihm recht!", dachte ich, aber ein bisschen Mitleid hatte ich trotzdem. Die Poizisten brachten uns nach oben ohne Fragen zu stellen, aber das würde noch kommen und mir fiel absolut keine auch nur halbwegs glaubwürdige Ausrede ein. Shitori klammerte sich an meinen Arm. Die vielen Menschen machten ihr Angst. Ich konnte sie verstehen, aber nichts um uns herum berührte mich, ich war vollkommen ruhig. Die Fragen kamen, doch es war mir egal. Ich war Shayan und interessierte mich nicht im Geringsten für diese Leute. Als erstes fragte der Polizist natürlich, ob mit uns alles in Ordnung sei. Shitori nickte leicht und ich antwortete mit ,ja'. Dann kam die Frage, ob wir erklären könnten, was passiert sei und ich musste leicht grinsen. "Shitori sagt es euch bestimmt nicht.", dachte ich, aber ich sagte: "Nein, tut mir leid." - "Und wieso nicht?", hakte der Polizeibeamte nach. "Weil mir keine glaubwürdige Ausrede einfällt.", antwortete ich wahrheitsgetreu. Der Mann sah mich mit >Wenn-Blicke-töten-könnten<-Augen an, gab aber nicht auf: "Wie wäre es dann mit der Wahrheit?" - "Keine Ahnung." Ich wusste, dass ich ihn zur Weißglut trieb, aber was sollte ich ihm denn erzählen? Er nahm mir das Problem ab. "Du willst also damit sagen, dass du durch eine geschlossene Glasplatte fällst, dort deinen Doppelgänger triffst, dich eine Weile mit ihm unterhältst und dass ihr nach zwei Stunden beide einfach wieder durch eben diese Glasplatte auftaucht, als wäre nichts gewesen?", sagte er ruhig, aber die Wut in seiner Stimme war nicht zu überhören. Trotzdem antwortete ich nochmals mit ,ja', denn es stimmte schließlich im Großen und Ganzen. Der Polizist machte kurzen Prozess. "Bringt - Wie heißt sie? - Detori zu ihren Eltern! Vielleicht ist das andere Mädchen gesprächiger. Und bestellt eine Baufirma, dieser Brunnen wird zugeschüttet!" Zwei andere Polizisten kamen heran und wurden von mir ignoriert. "Ganz sicher nicht!", sagte ich stattdessen: "Shitori ist stumm." Eine Kopfbewegung und die zwei Männer brachten mich doch aus dem Zelt, in dem das Verhör stattfand, wo mir meine Mutter sogleich um den Hals fiel. Wieso interessierte mich auch das nicht? Weil ich wusste, dass wir verloren hatten. Sie würde Shitori wegbringen um sie zu untersuchen, um heraus zu finden, wer oder was sie war. Sie würden sie Quälen und ich war schuld. Ich wartete. Nach fünf Minuten, meine innere Uhr schien wieder zu funktionieren, schob sich auch schon ein Polizeiwagen durch die gaffende Menge heran und sie brachten Shitori zu ihm. Sie werte sich nicht, aber ihre Augen schrien panisch um Hilfe. Ich kam nicht rechtzeitig zu ihr durch. Sie verschwand im Wagen und fuhr davon. Ich rannte hinterher, aber ich verlor das Auto bald aus den Augen. Ich lief weiter und bleib erst im nahen Wald unter den Kiefern wieder stehen. Automatisch hatten meine Beine den Weg hierher gefunden; ich bin oft hier gewesen. Heute wird das letzte Mal sein. Ich weiß, was ich tun muss, um Shitori zu erlösen. Der >>Wächter<< wusste, dass es so kömmen würde und es hat vorgesorgt. >Die Polizei kam nicht dazu, die Identität Shitoris aufzuklären. Noch wärend der Fahrt zur Polizeiwache fiel sie plötzlich leblos in sich zusammen. Der einzige Anhaltspunkt ist ein mondförmiges Amulett um den Hals des spitzohrigen Mädchens, das im gleichen Moment zerbrach. Auch Detori Naore wurde noch am selben Tag ebenfalls tot aufgefunden. In ihren Händen lag ein zerbrochenes Mondamulett...< >Der Erzdaemon Shayan, der schwarze Engel des Ursprungs, hat sein einst im Körper Marliks begonnenes Werk zuende gebracht und kehrt nun zurück zu jener Macht, die ihn aussannte. Die Prophezeiung des >>Wächters<< hat sich erfüllt. Der Keislauf ist geschlossen und beginnt sicher irgendwann am Ende der Zeit sich zu wiederholen.< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)