Joey
Ich liege hier und spüre wie alles Leben aus mir weicht, spüre wie mein Leben schwindet.
Und trotzdem kann ich nur an dich denken.
Vorhin als du mir sagtest das ich zurück in meinen Zwinger soll.
Dabei wollte ich dir nur sagen was ich für dich empfinde.
Doch das lies ich dann sein.
Hätte ich gewusst das ich niemals wieder die Möglichkeit dazu hätte, dann hätte ich es dir gesagt.
Ich frage mich immer wieder warum das alles so kommen musste.
Hätte ich weiter abwarten sollen?
Immer wenn ich dich sah musste ich mich zusammenreißen um dir nicht zu sagen was ich für dich fühle.
Was dann in das genaue Gegenteil umgeschlagen ist, ich habe dich beleidigt und bin immer aggressiver geworden.
Warum eigentlich?
Mir fällt keine Antwort ein.
Und jetzt soll ich wirklich sterben?
Vielleicht ist es besser so?
Mein Leben war sowieso nichts mehr Wert.
Du hast mir ja klar und deutlich zu verstehen gegeben das ich es nicht wert bin das du mich liebst.
Du gibst es mir jeden Tag aufs neue zu verstehen.
Du hast immer nur gelacht und mich gefragt ob ich mich wieder geprügelt habe, wenn du mal einen der zahlreichen Striemen an meinen Armen gesehen hast.
Du konntest nicht wissen das mein Vater mich verschlagen hatte.
Ich spüre wie Tränen sich aus meinen Augen lösen.
Ja es ist wirklich besser so.
Nun liege ich hier auf der Straße und klammer mich an mein letztes bisschen Leben.
Warum?
Warum will ich doch leben? Ich finde keine Antwort darauf.
Vielleicht ist es wegen Serenity, meine kleine Schwester.
Sie tut mir so leid.
Ab jetzt muss sie ohne ihren großen Bruder klarkommen.
Ich spüre wie mich jemand in den Arm nimmt.
Dieses Gefühl ich kenne es nicht.
Was ist das?
Bist das du?
Nein das kannst nicht du sein. Niemals würdest du dich neben mich knien und bei mir sein wenn ich sterbe. Dafür hasst du mich viel zu sehr.
Aber ich spüre das dass du sein musst.
Warum verdammt musst du mich so sehen!
Ich spüre deinen Geruch deine Wärme.
Ich höre wie du verzweifelt nach Hilfe rufst.
Und wie eine Träne von dir auf mein zerrissenes T-Shirt fällt.
Ich will etwas sagen, doch ich bring meinen Mund nicht mehr auf.
Du drückst mich ganz eng an dich.
Warum tust du das?
Sagtest du nicht das du mich hassen würdest?
Hör endlich auf zu weinen. Du sollst nicht weinen.
Nicht wegen mir!
Ich spüre deine Verzweiflung.
Hör auf ich kann das nicht ertragen.
Du streichelst meine Hand.
Ich spüre das ich schwächer werde. Ich kann schon kaum mehr klar denken.
Aber wenn ich schon nichts sagen kann warum kann ich dann denken?
Mein Herz fängt an langsamer zu schlagen.
Weißes Licht umspielt mich.
Das letzte was ich höre ist wie du sagst das du mich liebst, und das ich dich nicht verlassen soll.
Du drückst mich an dich.
Ich tu das einzig richtige und gehe in das Licht.
Seto
Ich war gerade in meinem Büro als du reinkamst,
und wusste zuerst nicht was ich sagen soll.
Ich kann dir ja schlecht ins Gesicht sagen das ich dich liebe.
Du standest nur da und hast mich angeglotzt.
Irgendwann ist es mir lästig geworden und ich hab gesagt das du in deinen Zwinger zurück sollst.
Hätte ich gewusst das es die letzten Worte waren die du jemals von mir hörst,
Dann hätte ich etwas absolut anderes gesagt.
Nämlich wie wichtig du mir bist.
Ich habe dich immer nur geärgert damit ich deine Reaktion sehen kann so erfrischend und belebend.
Nicht so wie die der meisten Menschen um mich herum.
Falsch und einschleimend.
Gerade als ich mich wieder dem Fenster zugedreht hatte hörte ich einen dumpfen Aufprall.
Ich sehe geschockt aus dem Fenster und erkenne wie du blutüberströmt am Boden liegst.
Ich spüre Zorn und Hass auf den Typen der dich umgefahren hat,
und gleichzeitig Hoffnung das es nicht so schlimm ist wie es aussieht.
Ich rennte zu dir.
Du kannst nicht mehr sprechen. Dein Hemd ist zerrissen und überall ist dein Blut.
Ich denke mir zerreißt es das Herz.
Tränen fliesen unkontrolliert über mein Gesicht.
Ich kann sie nicht mehr zurückhalten.
Alles was ich will ist dir zu helfen und doch kann ich es nicht.
Ich drücke dich an mich und versuche mit dir zu sprechen.
Vielleicht bekommst du ja doch noch ein Wort heraus.
Nur ein einziges Wort.
Tu mir das nicht an Joey!!
Du kannst nicht einfach sterben!!
Nicht du!
Jede Faser meines Körpers schreit vor Verzweiflung.
Alles wirkt so unreal.
Das alles hier darf nicht wirklich passieren.
Ich weine immer mehr, kann meine Tränen nicht aufhalten.
Du merkst das ich hier bin?
Oder täusche ich mich? Kann ich mich wirklich so täuschen?
Der Geruch von frischem Blut weht mir in die Nase. Ich will es nicht wahrhaben.
Warum musst das du sein?
Wo ist die Kampfgeist geblieben?
Lass mich hier nicht allein.
Ich spüre wie du schwächer wirst.
Ich drücke dich nur noch fester an mich und schreie verzweifelt nach Hilfe.
Doch du hörst mich nicht mehr. Da bin ich mir sicher.
Alles in mir schreit. Warum hilft mir den keiner?
Sind den alle hier taub?
Du atmest langsamer.
Nein Joey bitte nicht, du darfst nicht einfach gehen. Hörst du mich?!
,,Ich liebe dich doch!" schreie ich und drücke dich wieder an mich.
Ich hoffe das du diese Worte gehört hast.
Vielleicht kämpfst du dann.
Du atmest nicht mehr.
Du hast deinen letzten Kampf verloren.
Warum tust du mir das an!!!
Jetzt stehe ich hier an deinem Grab.
Ich komme jeden tag hierher. Ich kann nicht beschreiben wie sehr ich dich vermisse.
Wir werden uns wiedersehen,
Das weiß ich.