Kamui kehrt zurück von Nea-chan (...und Fragen werden beantwortet) ================================================================================ Kapitel 1: Das Wiedersehen -------------------------- 01. Das Wiedersehen Der Frühling näherte sich langsam, aber deutlich spürbar seinem Ende zu. Die Menschen Tokyo's hatten sich zum größten Teil von den vielen Schäden der Kämpfe, von denen auch niemand auch nur eine Ahnung hatte, erholt. Der Lebensrhythmus lief wieder genauso schnell fort wie vor den Ereignissen, doch zu schnell für eine Person. Subaru schlenderte mit einem ungerührten Gesichtsausdruck durch die vielen, endlos erscheinenden Straßen. Unheimlich viele Menschen liefen ihm entgegen, verfehlten ihn nur knapp oder streiften seine Arme. Er kam sich vor, als würde er gegen den Strom schwimmen, unwichtig, so klein, dass man ihn leicht übersah. Seine sonst so starke Aura war mit dem Tod des Himmelsdrachen Subaru erloschen. Alles was blieb war ein kleines Flämmchen in seinen Herzen. Manchmal versank Subaru so tief in seinem Unterbewusstsein, dass er sich, wenn er plötzlich wieder zu sich kam, in einer vollkommen unbekannten Straße wieder fand. Er war nicht zu seinem Stammhaus zurückgekehrt, ohne seine Kräfte war er wie alle anderen geworden und nicht mehr würdig, das Oberhaupt des Sumeragi-Clan's zu sein. Subaru wohnte seit jenem Tag im CLAMP- Campus. Gerne stellte man "einen von ihnen" ein Zimmer zur Verfügung. Dort würde er sicher im Laufe des Tages ankommen, doch wieder ohne sich damit abgefunden zu haben, dass er jetzt wieder lächeln konnte. Getrieben von diesem Gedanken fand Subaru sich mitten in der Nacht in der Straße wieder, wo Kamui einst gelebt hatte. Seine Augen brauchten nicht lange zu suchen, das Grundstück war abgesperrt und am Eingang steckte ein Schild in der Erde; Not for Sale. Kamui hatte zwar nach seiner Rückkehr nach Tokyo in einer Mietwohnung gelebt, doch hier war er zuvor daheim gewesen. Auf dem Nachbargrundstück brannte noch Licht im Schrein. Fuma wohnte dort wieder. >>Es ist wohl Schicksal, dass ich ausgerechnet hier gelandet bin.<< Ein frischer Wind fuhr durch sein kurzes Haar. >>Ich war dabei und konnte doch nicht viel mehr ausrichten, außer dir Mut zu machen. Am Ende hast du deinen Wunsch erfüllen können, doch gab es wirklich nur diesen Weg?<< Subaru starrte zwar unentwegt in das Licht des Schreines, doch führte sein inneres Auge ihm ganz andere Bilder vor. Er erinnerte sich an den Moment, wo er Kamui's Hand gehalten hatte und ihm von seiner Kraft zu wünschen erzählte. "Guten Abend", drang plötzlich eine tiefe Stimme von weitem an ihn heran. Sein Blick klarte auf, sein noch sehendes Auge blickte direkt in die von Fuma. "Kann ich ihnen helfen?", fragte Dieser nach. Subaru zog seine Hände aus seinem Mantel, verzog aber keine Miene. "Ich kam zufällig hier vorbei, ohne besondere Absichten.", sprach er ruhig, aber eindringlich. Fuma lächelte ihn freundlich an. "Möchten sie hereinkommen?" Ein bitterer Schauer lief Subaru in diesem Moment über den Rücken. Ein ungewolltes Gefühl von Wut brachte seinen Magen zum Krampfen. "Ich nehme an, sie haben noch nichts zu sich genommen. Kommen sie.", gab Fuma wieder von sich. Er hatte bereits die Haustür offen stehen und deutete daraufhin, dass er eintreten könne. Unwillkürlich schritt Subaru zu ihm heran, doch kurz bevor er eintrat, warf er Fuma einen undefinierbaren Blick zu. Fuma's Lächeln wich aus seinem Gesicht, hatte er diesen Blick wirklich so wahrgenommen, wie er dachte? "Eiskalt...", formten seine Lippen, ohne das er es wollte. Subaru blieb im Flur stehen, während Fuma draußen noch die Tür offen hielt. "Wie bitte?", fragte Subaru so, als hätte er es nicht verstanden. "Ich sagte, eiskalt..." Subaru drehte sich ruhig um, auch Fuma suchte Subaru's Augen. Fuma blickte nicht minder ernst wie er, allerdings blieb Subaru immer noch völlig ruhig. Da schloss Fuma die Tür hinter sich und lief an ihm vorbei. "Ich habe Tee gemacht, wenn sie reden wollen, kommen sie." Wenn Fuma sich noch einmal umgedreht hätte, hätte er gesehen, wie Subaru's geballte Fäuste zitterten. Schließlich saßen sie gemeinsam an einem Tisch mit den warmen Teetassen zwischen ihren Händen. Subaru wirkte in seinem schwarzen, ärmellosen Pullover auf Fuma ganz seltsam. Endlich durchbrach er die erdrückende Stille. "Du ähnelst ihm irgendwie. Seltsam, oder?" Wieder lächelte er. Subaru sah von seinem Tee zu ihm hoch. "Vielleicht...", gab er unerwartet für Fuma wieder. "Vielleicht weil wir ähnliches durchgemacht haben, vielleicht weil ich einst in sein Unterbewusstsein eingetaucht bin, vielleicht aber auch, weil ich der Letzte war, der mit ihm sprach, bevor er starb.", fuhr er eisig fort. STILLE Fuma setzte seine Tasse so schnell ab, dass sie klirrte und Tropfen von Tee den Tisch benetzten. "Du machst mir Vorwürfe?", meinte Fuma bitter. Ein kurzes, sarkastisches Auflachen überfiel Subaru kaum hörbar. "Nein, ganz sicher nicht. Du kannst kein schlechter Kerl sein, wenn Kamui dich so sehr beschützen wollte. Ich respektiere seinen Wunsch durchaus, du konntest dich nicht gegen den Erddrachen in dir wehren..." "Drängt sich da ein aber auf?", fragte Fuma im festem Tonfall. Subaru lehnte sich zurück, um Fuma direkt in die Augen sehen zu können. Die einstige Mordlust war aus seinen rotbraunen Augen verschwunden. "Wie kannst du, nachdem du deine eigene Schwester und deinen besten Freund getötet hast, noch glücklich sein? Wie kannst du so gelassen vor das Grab deiner Schwester treten, geschweige denn Kamui, für den noch nicht einmal eines existiert?!", raunte er, immer lauter werdend. Beinahe hätte er die Fassung verloren, doch er wollte es wissen und zwar jetzt. Fuma widmete sich noch einmal seinem Tee und rührte ihn um. "Ich habe es nicht vergessen... Die Schuld, die auf mir lastet, wird mich ewig verfolgen, aber er wollte es so." Subaru's Augenlider zuckten. "Wenn ich in tiefer Trauer weiterlebe, oder mich selber richten würde, wäre Kamui umsonst gestorben. Er hat seinen Wunsch an mich weitergegeben, für mich bedeutet das, dass er mir vergeben hat. Ich werde für ihn weiterleben." Subaru sprang auf und schlug die Hände auf den Tisch. Beide Tassen stürzten dabei um, der Tee der Beiden lief in einer breiten Pfütze über den Tisch und tropfte schließlich auf den glatten Boden. "Ich weiß! Ich weiß!!! Aber gab es keine andere Möglichkeit?! Warum ist es so gekommen? Wieso ist nichts von ihm übrig geblieben?" Es gab anscheinend kein Halten mehr für ihn, Fuma schien nicht überrascht. "Er hätte weiterkämpfen und so sterben können. Die Menschheit wäre ausgestorben und die Erde hätte ihre Reform bekommen. Ich an seiner Stelle hätte genauso gehandelt. Du musst seine Entscheidung respektieren." "Nein... nein ich kann nicht, er war erst 17 Jahre alt... Wenn du nicht das Herz hast, wenigstens ein einziges Mal um deinen Freund zu weinen, musst du eines aus Stein haben!" "Doch, eiskalt. Dein Blick mir gegenüber ist eiskalt, aber... Hattest du zu diesem Zeitpunkt wieder einen neuen Wunsch? Vielleicht den Wunsch, Kamui beschützen zu können?", gab Fuma beunruhigend ruhig zurück. Fuma hatte seine letzte Aussage einfach übergangen. Aufgebracht schritt Subaru an ihm vorbei, griff seinen hellen Mantel und riss die Tür auf. "Er mag vielleicht keine Grabstätte haben, aber es gibt auf dem Weg zu seiner ehemaligen Schule einen großen Baum. Vielleicht findest du dort das, wonach du so verzweifelt suchst, das, was du dir wünschst.", rief Fuma ihm hinterher. Subaru hielt inne. "Nein, das was ich mir gewünscht habe, ist an jenem Tag mit ihm gestorben!" Draußen hatte es angefangen zu regnen. Schnell waren seine Klamotten durchweicht, allerdings steuerte er nicht den CLAMP- Campus an, nein, er verfolgte zielstrebig den Weg, den ihm Fuma genannt hatte. Er brauchte nicht lange, um den genannten Baum zu finden. Er erschien Subaru genauso grau und düster, wie seine Seele. >>Vielleicht war es wirklich so, ich muss mich damit abfinden, auch ich hätte, um meinen alten Wunsch zu erfüllen, einige Menschen um mich herum sehr traurig gemacht. Sie alle haben es verstanden. Arashi, Yuzuriha, Seiichiro... Sie leben mit den Wünschen der anderen weiter.<< "Anscheinend bin ich der Einzige der keinen Wunsch hat, für den es sich lohnt zu leben." Am nächsten Morgen erwachte Subaru in seinem Zimmer. Die Sonne strahlte von draußen herein. Stimmen von Schülern des Campus drangen ebenfall durch das geschlossene Fenster. Er richtete sich auf, griff nach seinen Zigaretten und zündete eine an. Er hatte schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geraucht, es war nicht mehr dasselbe wie früher. Die frisch angesteckte Zigarette drückte er bereits nach dem ersten Zug wieder aus. Plötzlich klopfte es an seiner Tür. "Ja?" Zögerlich öffnete sich die Tür und Yuzuriha's strahlende Augen kamen zum Vorschein. Subaru, der nur in einer Hose auf der Bettkante saß, blickte ziemlich überrascht, denn nach ihr erschienen noch Arashi und Seiichiro im Türrahmen. "Ohayo Subaru- san!", rief Yuzuriha laut und fröhlich. Arashi uns Seiichiro nickten ihm lächelnd zu. "Ich hoffe, wir haben sie nicht geweckt. Wir haben uns alle zufällig getroffen und da dachten wir..." "Das wir sie mal besuchen könnten.", sprach Araschi für Seiichiro weiter. Subaru war noch so perplex, dass er nicht antwortete. "Ihre Wunde ist ja wieder verheilt Subaru-san!" Yuzuriha fuhr mit ihrem Finger über die letzten Spuren seiner Rückenwunde. "Es hat lange genug gedauert." Die beiden anderen sahen sich verdutzt an, dies entging Subaru nicht. "Was?", fragte er. Sie schmunzelten. "Nichts weiter, wir hatten nur befürchtet, dass sie uns gleich wieder wegschicken würden." "Wieso sollte ich das tun?" Die Drei sahen sich an, sie wussten es selber nicht. Subaru stand auf und zog sich seinen Pullover wieder an. "Wollen sie mit uns nach draußen gehen? Es ist so schönes Wetter heute, außerdem will ich mit ihnen und den anderen endlich dieses berühmte Eis essen gehen." Sie ließ ihm gar keine andere Wahl, da sie ihn vom Bett runter zog und zur Tür schleifte. Inuki sprang fröhlich um die beiden herum. "Gut warum nicht, schließlich ist es schon eine Weile her, dass wir uns gesehen haben.", antwortete er schließlich. Wenig später traten sie aus dem gewaltigen Gebäude heraus, die Sonne blendete sie, Yuzuriha und Inuki hüpften fröhlich voraus. Subaru war das Schlusslicht der Gruppe. Wieder ruhten seine Hände in den Taschen seines Mantels. Arashi drehte sich zu ihm um. "Immer noch dieser Mantel." Er sah sie ungerührt an, doch schien sie die Frage hinter seiner Fassade sehr wohl zu erkennen. "Ich habe sie noch nie mit anderer Kleidung gesehen, sie tragen immer noch diesen Mantel.", sagte sie schmunzelnd. "Inzwischen ist er ein Teil von mir geworden, schon als ich noch mit meinen Yin-Yang Kräften hantiert habe, trug ich ihn." Arashi nickte bedeutend und gesellte sich dann wieder zu Seiichiro. Zufällig blickte Subaru zur Seite, dorthin, wo Kotori's Baum stand. Seine Augen wurden größer und er stoppte. Jemand stand in seinem Schatten und sah in seine Baumkrone hinauf. Aufgeregt rieb Subaru sein linkes Auge. >>Weg!?<< "Was ist mit ihnen Subaru- san?", fragte Seiichiro beunruhigt. Zuerst antwortete er nicht, hatten ihm seine Sinne einen Streich gespielt? "Nichts, ich dachte nur...", murmelte er. "Dort haben wir uns alle gegenseitig vorgestellt, das war nach dem Tod seiner kleinen Freundin." Wieder antwortete Subaru nicht, er schloss seine Augen und schritt an Seiichiro vorbei. Dieser sah ihm mitleidig hinterher. Es wurde Nachmittag, als sie alle endlich ihre Eistüten in den Händen hielten. Subaru kam sich ziemlich albern vor, doch ließ er es sich nicht anmerken. In ihrer Nähe war eine Allee mit vielen Kirschbäumen. Ihre weiß und rosa gefärbten Blütenblätter, wurden vom Wind umhergewirbelt. "Subaru-san! Ihr Eis schmilzt!", kreischte Yuzuriha. Tatsächlich, die kalte Masse lief schon über seine Hand. "Ich war abgelenkt, entschuldige." Sie sah ihn verwundert an. "Warum entschuldigen sie sich? Es ist doch ihr Eis." Beide sahen sich für einen kurzen Moment fragend an, der Moment wurde aber von Inuki unterbrochen, da Dieser versuchte, das Eis von Subaru's Hand zu schlecken. Alle Umherstehenden lachten, Subaru und Yuzuriha versuchten vergeblich, Inuki von seiner Handlung abzubringen. Nachdem sie das überstanden hatten kreischte Yuzuriha erneut entsetzt auf. "Oh nein! Ich habe doch noch eine Verabredung mit Kusanagi-san! Bitte verzeiht mir, aber ich muss ganz dringend los!" Eilig drückte sie noch jedem die Hand und stürmte dann los. Arashi und Seiichiro wanden sich an Subaru. "Auch ich muss jetzt leider gehen, ich muss meinen Zug noch bekommen. Man wartet im Ise-Schrein auf mich." "Ich muss heute noch einen Artikel über die Aufbauarbeiten Tokyo's fertig stellen, ich hoffe, sie sind jetzt nicht enttäuscht." Subaru schüttelte den Kopf. "Nein, es ist ein gutes Gefühl, sie mal wieder gesehen zu haben." Arashi nickte und verabschiedete sich dann. Seiichiro sah ihr nach und winkte ab und zu. "Kamui fehlt uns allen, er hat sehr viel geleistet. Aber sie scheinen seinen Tod nicht richtig akzeptieren zu können.", sprach Seiichiro völlig überraschend. Subaru sah weiter starr Arashi nach, ohne sich jedoch auf sie zu konzentrieren. Seiichiro seufzte und legte seine Hand auf Subaru's Schulter. "Ich weiß nicht, was in ihnen vorgeht, aber vielleicht hilft es ihnen... Für uns ist er gestorben, aber der Bannkreis, den er schuf, lebt für ihn weiter, um uns zu beschützen. Er ist das, was es nun gilt, zu beschützen. Er glaubte an die Menschen auf diesem Planeten, vielleicht sollten wir uns wünschen, dass es so bleibt, wie es nun ist." Subaru's linkes Auge wanderte in Seiichiro's Richtung. "Dieser Wunsch erfüllt mich nicht, vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Kamui Erddrache geworden wäre..." "Nein, dann hätten wir ihn nie kennen gelernt.", unterbrach in der hellhaarige Mann. Subaru's Augen flackerten auf. "Seiichiro-san, ich..." Subaru, der sich umgedreht hatte, erblickte nur noch seine Gestalt, welche sich von ihm entfernte und winkte. "Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder Subaru-san." Ein heftiger Windstoß trieb Subaru viele Blütenblätter entgegen. Als die Sicht wieder klar wurde, lief an ihm eine sehr große Gruppe Schüler vorbei. Unter ihnen auch eindeutig welche, von Kamui's Schule. Da fiel ihm eine besondere Person ins Blickfeld, reflexartig stürmte Subaru in das Gewimmel. "Kamui!", drang laut aus seiner Kehle. Er packte einen Jungen an der Schulter und riss ihn zu sich herum. Vollkommen entgeistert starrte ihn ein Junge mit Sommersprossen an. Mehr als enttäuscht ließ Subaru ihn wieder los. "Entschuldige... Ich, ich habe dich für jemand anders gehalten..." >>Ja! Für jemanden der nicht mehr am Leben ist!<< Unsicher und laut atmend stolperte Subaru rückwärts zurück. Liebend gern wäre er einfach blitzartig aus dem Blickfeld der vielen Schaulustigen gesprungen, die ihn jetzt so neugierig und tuschelnd fixierten, doch ihm war bewusst, dass er diese Fähigkeit nicht mehr besaß. So entschied er sich dafür zu laufen, zu rennen, solange, bis er sich wieder sicher fühlen würde... Viele Stunden später lief er immer noch. Pfahles Laternenlicht und der Schein der Sterne erleuchteten seinen Weg, der Schweiß lief ihm nur so über den Rücken. Doch trotz seiner Erschöpfung dachte er nicht daran, anzuhalten. Mehr schlecht als recht schwankte er im mäßigen Tempo Stufen hinauf. Seine Arme hingen schlaff und ungeordnet von seinem Körper hinunter, ein weiteres Zeichen für seine völlige Erschöpfung. So musste das kommen, was nun folgte. Subaru stolperte über seine eigenen Füße und stürzte beinahe nach vorne. Alles drehte sich, sein Verstand hatte ihn längst verlassen. Er taumelte nach rechts direkt auf den Rasen zu. Dort fiel er zuerst auf seine Knie und dann bäuchlings weiter. Er spürte, wie sein Herz gegen den harten Boden hämmerte. Sein Atem war laut und halb röchelnd zu vernehmen. Als Subaru wieder zu sich kam, hatte er das Gefühl, eingenickt zu sein. Langsam und bedächtig drehte er sich um, er blickte durch eine lückenhafte Baumkrone zu den Sternen. Da er keine Nässe mehr an seinem Körper fühlte, war er wohl tatsächlich eingeschlafen. Er war auf sich selber wütend. >>Warum kann ich es nicht akzeptieren? Warum spielt man mir diesen Streich? Ich habe es satt ihn überall zu sehen!<< Subaru legte seine Arme über seine Augen, der Wind säuselte. Konnte Subaru diese Welt lieben? Konnte er sich wirklich wünschen, dass die Menschen, die auf ihr lebten, glücklich leben sollen? Wieso konnte er nicht einfach mit den Wünschen anderer weiterleben? So viele Fragen plagten ihn, doch wer würde sie ihm beantworten? Nach einer weiteren Ewigkeit richtete er sich auf, erst jetzt stellte er fest, dass ihn seine Beine zu dem Baum getragen hatten, vor dem er schon in der vorigen Nacht im Regen gestanden hatte. Er lief ein Stück zurück, um ihn besser betrachten zu können. "Heute siehst du viel lebendiger aus als gestern..." Subaru fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. Der Vollmond ließ den beeindruckenden Baum in einem zarten Silber erstrahlen. Er schritt wieder auf ihn zu, um seine Rinde zu spüren, er lief einmal um ihn herum, die Hand stets aufgelegt. "Menschen, Tiere und Pflanzen wie dieser Baum hier, war es das, was du so sehr beschützen wolltest?", sagte Subaru wie in Trance. Plötzlich kam wieder ein heftiger Wind, nein, ein Sturm auf. Subaru schütze sein Gesicht. Sein Mantel wallte mit dem Winde. Der Wind verging mindestens so schnell, wie er gekommen war. Subaru nahm seine Arme wieder runter und stierte mit verwunderten Blicken gen Himmel. Abertausende Kirschblütenblätter fielen, so schien es, von den Sternen. Er erhob seine Hände, um in ihnen einige Blätter aufzufangen, jedoch ohne den Blick von den Sternen zu nehmen. Dieses zauberhafte Schauspiel endete schon sehr bald. "Es gibt nichts mehr was ich tun möchte...", raunte er im traurigen Tonfall. "Ist das wirklich dein Ernst? Das ist nicht der Subaru, der mich einst zur Durchsetzung meines Traumes ermutigte.", drang eine leise Stimme an Subaru's Ohr. Subaru fuhr zusammen. >>Diese Stimme! Wieder eine Halluzination?<< Aufgewühlt drehte er sich hektisch in die Richtung, aus der er glaubte, die nur allzu vertraute Stimme vernommen zu haben. Noch hatte sein violettes Auge nichts außer dem Baum erspäht. "Es ist sehr lange her, nicht war Subaru?", erklang es erneut. Subaru's Augen suchten, immer wirr umherschnellend, verzweifelt nach dem Ursprung dieser Stimme, endlich schien er ihn auch gefunden zu haben. Auf einem breiten Ast, nahe der Baumkrone, saß eine schmächtige Gestalt. Subaru schluckte, er dachte nicht daran zu zwinkern, er hatte Angst, Angst, das was er da sah, würde dann wieder verschwinden. "Ka- Kamui?", kroch unbeholfen aus seiner Kehle. Tatsächlich! Die auf dem Baum sitzende Person beugte sich in das helle Licht vor, die schmalen Gesichtszüge, diese ausdrucksstarken, rehbraunen Augen, das wirre, schwarze Haar... War das auch kein Traum? Kamui sprang von dem Ast hinunter und blieb unerkennbar im schwarzen Schatten des Baumes stehen, die Hände in den Hosentaschen seiner schwarzen Uniform versteckt. Plötzlich rannte Subaru auf ihn zu, Kamui blieb vor Schreck wie versteinert stehen. Subaru riss ihn mit sich gegen den Baumstamm, Kamui fest an seine Brust gedrückt, kniete er auf dem klammen Gras. "Subaru...?", fragte Kamui besorgt. Doch Subaru schüttelte heftig seinen Kopf, er konnte ihn nicht ansehen, nicht fragen, wie es sein konnte, dass er hier war und nicht, wie alle, darunter auch er, geglaubt hatten, tot war. Doch nach einem kurzen Moment bemerkte Kamui, warum Subaru nicht sprechen konnte. Er spürte, wie eine warme Flüssigkeit seinen Nacken hinunterlief. Mitleidig legte er seine Arme um Subaru's Rücken, um ihn zu beruhigen. Vielmehr aber war er selber beunruhigt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)