Kamui kehrt zurück von Nea-chan (...und Fragen werden beantwortet) ================================================================================ Kapitel 3: Reanimation ---------------------- 03. Reanimation Nachdem Kamui schon beinahe einen Krampf vom einzelnen Auflesen der Blätter bekommen hatte, hatte Subaru direkt zu einem Staubsauger gegriffen. Kamui war das schrecklich peinlich gewesen, hatte er es sich doch wieder schwer machen müssen, doch Subaru belächelte es nur verschmitzt. Nach einer kleinen Weile war das Zimmer von sämtlichen Farbpunkten befreit und wieder in seinen gewohnt geordneten Zustand zurückgekehrt. "Schade eigentlich, die Blätter waren eine angenehme Abwechslung in diesem steifen Raum." "Mag sein, doch irgendwann wären auch sie verwelkt und hätten ihre Farbe und Frische verloren. Dann wäre die Atmosphäre noch trauriger.", antwortete Subaru dem Jüngeren. Kamui nickte, blieb aber der Ansicht, dass der Campus seine Räume zu eintönig gestaltete. Die kahlen, weißen Wände und die wenigen, dunklen Möbel erschienen doch recht leblos. "Bleibst du so, wie du bist?", fragte ihn Subaru. "Hm? Was meinst du?" Der Ältere deutete mit dem Finger auf das wesentlich zu große T-Shirt, was etwas improvisiert in seiner Hose steckte. "Was soll ich machen, ich muss ja wohl damit raus." Subaru trug wie üblich seine schwarze Hose und sein ärmelloses, ebenfalls schwarzes Shirt. "Na ja, vielleicht sollten wir wirklich noch einen Abstecher in ein Klamottengeschäft machen." Aufgebracht schüttelte Kamui den Kopf. "Nein, bitte nicht, ich mache dir schon genug Umstände!" "Na los komm, ich habe Hunger." Er schob Kamui aus der Tür und wollte dann zum Kleiderständer greifen. Er sah seinen vertrauten Mantel an, zog aber seine Hand wieder zurück. >>Nein, heute nicht.<< Ohne zurückzuschauen schloss er die Tür hinter sich. Vor ihm stand Kamui mit leicht fragendem Gesichtsausdruck. "Was denn?", fragte Subaru verwundert. "Heute mal ohne Mantel?" "Darf ich nicht?", meinte er entrüstet. "Doch, sicherlich... es ist nur etwas ungewohnt. Er ist so etwas wie eine zweite Haut von dir, deshalb." Sie sahen sich stillschweigend an, doch schließlich fanden sie doch noch den Weg raus aus dem Gelände des Campus. Wie, als wäre er erleichtert, atmete Subaru in dem Moment aus, wo sie die Türschwelle des Campus überschritten. Kamui bereitete sich auf die Frage vor, die Subaru ihm wahrscheinlich und unwiderruflich in den nächsten Augenblicken stellen würde. "Fang einfach an, ich dränge dich nicht zu erzählen, was du lieber für dich behalten willst, sag mir einfach die Wahrheit. Wo warst du, was ist passiert und wie geht es nun weiter?" Er hatte es gewusst, da war sie nun, die Frage, der er sich stellen musste. Sofort überkam ihn ein Gefühl von Angst, sein Blick wanderte den Boden zu seinen Füßen ab, jedoch ohne ihn wirklich anzusehen. Subaru, der neben ihm her schritt, blieb stumm, dass Kamui seine Hände geballt hatte und dass sie fürchterlich zitterten, blieb ihm nicht verborgen. Wie er ihn so zerbrechlich und angegriffen neben sich laufen sah, hätte er ihm am liebsten gesagt, er bräuchte nichts zu erzählen, doch die Angst, er könnte einfach unangemeldet wieder aus seinem Leben entweichen, machte ihn wahnsinnig. Er musste standhaft bleiben, auch wenn Kamui anscheinend litt. >>Wie soll ich es ihm erklären? Er wird es, nein, er wird mich vielleicht für unnormal halten, mich abstoßen...<< Subaru starrte nach vorne, es war schlimm für ihn, Kamui die Last nicht nehmen zu können. Gleichzeitig verletzte es ihn, dass es dem Kleineren so schwer fiel, ihm, seinem Schicksalsverwandten, alles anzuvertrauen. >>Warum schaust du mich nicht an?<< Kamui hatte zu ihm aufgesehen, dass Subaru seinen Blick abgewendet hatte, machte ihm schwer zu schaffen. So verletzte jeder der Beiden den anderen, ohne es jedoch zu wollen. Ein Fluss aus Menschen lief an ihnen vorbei, wieder überkam Subaru das Gefühl, er würde wie eine Forelle gegen den Strom schwimmen, doch Kamui war an seiner Seite, er war also nicht mehr alleine in dieser unaufhaltsamen Strömung. Kamui schwieg noch immer, immer wieder rempelten ihn entgegenkommende Menschen an. Sein schmächtiger Körper gab den wuchtigen Stößen freiwillig nach. "Ey! Pass doch auf du Heini!", fuhr ihn ein Muskelbepackter Raucher mit Sonnenbrille und Glatze an. Mit einem groben Stoß gegen den Rumpf, beförderte er Kamui aus seinem Weg und direkt auf den Bürgersteig. "Findest du das etwa in Ordnung?", tauchte Subaru's ruhige Stimme aus dem Hintergrund auf. Kamui sah ihn überrascht von unten an, der komische Kerl drehte sich mit einem hässlichen Grinsen zu Subaru um. "Was willst du schmächtige Witzfigur denn von mir?" Subaru ließ seine Hände in seinen Hosentaschen ruhen, eine Kopfbewegung gebot Kamui aufzustehen. Sein kalter Gesichtsausdruck widmete sich schließlich wieder dem, doch um einiges größeren, Typen. "Du hast meinen Freund umgeschubst, findest du das in Ordnung?", fragte er wieder in melancholischen Tonfall. Die krumme Kippe des Kerls wanderte von einem Mundwinkel in den anderen. Kamui war nichts passiert, er hatte sich nicht wehgetan, er hatte es doch mit sich machen lassen, dass Subaru sich nun für in einsetzte, gefiel ihm nicht, er hielt es für unnötig. "Von euch Japsen laufen mir hier einfach zu viele rum, er war mir im Weg.", wertete er die Sache achselzuckend ab. "Ah, weil du ein Amerikaner bist, gehört dir also auch gleich jeder Gehweg in Japan. Nimm deine Sonnenbrille ab und entschuldige dich bei ihm." Kamui schüttelte im Verborgenen den Kopf. >>Hör auf Subaru!<< Subaru blieb ungerührt, auch wenn sich inzwischen einige Schaulustige um sie herum gesammelt hatten. "Ich sag dir was, wenn du dich nicht sofort aus meinem Blickfeld scherst, liegst du ebenfalls demnächst am Boden. Allerdings bezweifle ich, dass du dann jemals wieder aufstehen wirst.", drohte im der Ami. Subaru zuckte nicht mal mit der Wimper, das brachte sein Gegenüber zur Weißglut. Innerlich zerfraß Subaru der Gedanke, dass Kamui sich geopfert hatte, um die Welt, auf der Menschen, wie dieser hier, lebten, zu retten. "Entschuldige dich." Die geballte Rechte des Mannes schnellte auf sein Gesicht zu. Ohne eine Miene zu verziehen neigte Subaru seinen Kopf rechtzeitig zur Seite, der Schlag ging haarscharf daneben. Im Augenblick der Überraschung packte Subaru sein Handgelenk und fixierte es in seinem Griff. "Lass es Subaru, lass ihn einfach.", bettelte Kamui. Die Menschen um sie herum fingen an zu Tuscheln. Subaru ignorierte Kamui, er hatte kein Gehör für seine Bitte. "Lass mich los du Ratte!" Subaru's Blick blieb eiskalt und starr, doch die Miene seines Angreifers verzerrte sich immer mehr. Die schlanken Finger seines Peinigers zogen sich immer fester um das inzwischen leicht knirschende Gelenk. "Hör auf endlich auf damit!", flehte Kamui ihn lautstark an. Subaru's Augen wendeten sich ihm zu, sein Griff lockerte sich. Plötzlich ging ein lautes Raunen und vereinzelte Aufschreie hier und da durch die Schaulustigen. Der grobe Kerl hatte den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit schamlos ausgenutzt, um Subaru einen gewaltigen Schlag in den Magen zu versetzen. Dieser ging keuchend auf die Knie. "Dir werd' ich's zeigen! Elender Japaner!" Seine kräftigen Finger schlangen sich um seinen Hals und hoben ihn zu sich hoch. Bedächtig begann er Druck auf seinen Hals auszuüben, Subaru stöhnte. "Lass ihn auf der Stelle los...", raunte eine gefährlich drohende Stimme neben ihm. Der Kerl sah Kamui, der seinen Kopf gesenkt und seine Hände geballt hatte, verwundert und hämisch zugleich an. "Was willst du noch Kleiner? Gefällt es dir etwa nicht, was ich hier mache?", zog er ihn zynisch auf und drückte noch fester zu. "Ich warne dich, lass ihn auf der Stelle los!", befahl er ihm eindringlicher. Subaru nahm aufkommende Windsphären um ihn herum wahr. "Einen Scheißdreck werde ich tun! Verpiss dich lieber, du Wurm!", fuhr der andere ihn an. "LASS IHN RUNTER!!!", schrie Kamui mit aller Kraft. Nun blickte er auf, sein Gesicht war Wutentbrannt, seine Augen golden gefärbt. Tobende Winde umkreisten ihn, seine Haare zuckten wie aufflackerndes Feuer, auch sein Shirt wallte mit dem Wind. Verängstigt starrte ihn der Ami bewegungslos an. Subaru machte sich los und stolperte rücklings zu Boden, seine Augen weit aufgerissen und nach Luft schnappend. Der Boden unter Kamui's Füßen bekam Risse und wurde schließlich unter dem Druck seiner Kraft zu einem Einschlagsloch. "Ey, sachte Kleiner! Das war doch nur Spaß! Nimm doch nicht gleich alles so ernst!", versuchte ihn der zu Tode geängstigte Mann zu beruhigen. "Mit dem Leben anderer macht man keine Scherze!", fauchte Kamui. "Beruhige dich Kamui!", bat Subaru. Kamui sah ihn zornig an. "Warum sollte ich?! Hast du aufgehört, als ich dich darum gebeten hatte?" Subaru blieben seine Worte eiskalt im Halse stecken. Die Menschen um sie herum flüchteten wie in Panik, der Kerl vor ihnen kauerte sich zitternd an die Hauswand. "Verschwinde, bevor ich mich vergesse!", drohte Kamui ihm an. Über seine eigenen Füße stolpernd, ergriff Dieser, ohne zu zögern, die Flucht und war nach wenigen Augenblicken verschwunden. Die Autos auf der Straße fuhren ungerührt weiter, nur der Gehweg war wie leergefegt. Die Sphären um Kamui ließen nach, das Gold in seinen Augen verblasste. Stille überkam die Beiden. Kamui sackte auf die Knie, die Arme bis zum Ellenbogen aufgelegt. "Ich hasse es so... ich hasse es abgrundtief! Warum besitze ich sie noch? Warum sind diese Kräfte noch immer da?" Kamui zitterte am ganzen Körper, Subaru war außer Stande sich zu rühren. "Im Augenblick des Todes... Da wurde ich zu einem wahren Himmelsdrachen, da bin ich erwacht..." Subaru lauschte ihm aufmerksam, richtete sich dabei auf und legte seine Hände auf Kamui's angezogene Schultern. Er erschien ihm so hilflos, so gequält und zerbrechlich, wie er so am Boden kauerte. "Weißt du, warum ich keinen Bannkreis spannen konnte? Es ist zum Totlachen... Die Antwort lag die ganze Zeit direkt in mir." Mit einem gekünsteltem Auflachen versuchte er vergeblich seine aufkommende Verzweiflung zu überspielen. "Steh erstmal auf, beruhige dich und erzähl mir alles in Ruhe.", sprach ihm Subaru friedlich zu. Er zog ihn von hinten sachte an den Schultern hoch, sein Kopf und seine Arme hingen leblos an ihm herunter. "Steh auf Kamui.", wiederholte er sich. Als Kamui seinen Kopf anhob und ihn zu dem Älteren drehte, hielt dieser verstummt inne. Rinnsäle von klaren Tränen purer Verzweiflung rannen Kamui über die Wangen. >>Sieh mich nicht an! Bitte sieh mich nicht an! Ich will nicht, dass du mich so siehst!<<, schrie er innerlich. Subaru schlang seine Arme um Kamui's Rumpf und hob ihn mit sich auf die Beine, dann wischte er ihm grob die Tränen aus dem Gesicht, was Diesen wiederum verwunderte. "Hör auf zu weinen. Tränen haben eine heilende Wirkung, aber jede von ihnen ist heilig und wird aus einem bestimmten Grund verschwendet. Vergeude sie nicht für Selbstmitleid." So hart Subaru's Worte auch irgendwie klangen, er hatte Recht. So nickte er, um an Stolz zurück zu gewinnen. Langsam füllte sich der Gehweg wieder mit Leuten, um nicht weiter aufzufallen, liefen sie weiter. "Wir sind da, für Frühstück ist es zwar inzwischen zu spät, aber na ja.", meinte Subaru als sie vor einem abgelegenen Café standen. Die Beiden wurden relativ skeptisch von den anderen Gästen angesehen. Kamui war ja nicht nur 17 Jahre alt, zierlich und für einen Jungen außergewöhnlich hübsch, sondern auch noch verheult und schmutzig. Das da ausgerechnet ein sieben Jahre älterer und gut aussehender Mann in seiner Begleitung war, ließ die Blicke der Leute eindeutig werden. Dem Männerpärchen fiel das bereits im Türrahmen der Einrichtung auf. "Moment, kleine Planänderung", flüsterte Subaru Kamui heimlich zu. Schon verließen sie das Café im Rückwärtsgang. "Zuerst tun wir was für deine Ausstattung." Zielsicher überquerte Subaru die Straße, Kamui im Schlepptau. "Mach dir bitte nicht so viele Umstände." "Tu ich nicht. Ich ertrage es nur nicht, dich weiterhin in diesem Shirt zu sehen, außerdem brauchst du ja so oder so mal wieder Kleidung." Widerwillig seufzend willigte Kamui ein. Zielstrebig steuerten sie in dem Kaufhaus die Männerabteilung an. >>Das passt gar nicht zu mir. Ich betrete nie freiwillig ein Kaufhaus um Bummeln zu gehen.<< Kamui gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf, aber momentan schämte er sich mehr für seinen Auftritt auf dem Gehweg. >>Was er jetzt wohl über mich denkt? Ob meine Nähe unangenehm für ihn ist?<< Als Subaru auf einmal stoppte, lief Kamui in ihn hinein. Doch der Größere drehte sich ungestört zu ihm um. "Schaust du dich alleine um? Ich bin nicht für so was." Toll, dachte sich der Jüngere. Als wäre es ausgerechnet seine Stärke gewesen. "Kann ich den Herren vielleicht helfen?", fragte eine freundliche Frauenstimme. Eine Beraterin hatte die offensichtliche Hilflosigkeit der beiden Männer wohl sofort wahrgenommen und sich nun zu ihnen gesellt. Erleichtert wurde sie von ihnen angesehen. "Mein Freund hier braucht dringend was anderes zum Anziehen.", brachte Subaru hervor. "Haben sie irgendwelche genaueren Vorstellungen?", fragte sie höflich zurück. "Hauptsache, es ist nicht quietschbunt.", antwortete ihr Kamui verhalten. "Ah, ich sehe schon. Sie sind so genannte Analphabeten was das Shopping angeht. Dann folgen sie mir doch bitte. Möchten sie hier vielleicht solange warten?" Subaru nickte nach kurzem Zögern und blieb schließlich allein zurück. Er hatte die Minuten nicht gezählt, aber es musste eine Ewigkeit gedauert haben, ehe sich Beraterin und Kamui wieder bei ihm eingefunden hatten. "So, da wären wir. Es war gar nicht so einfach, ihren Begleiter zu etwas Frühlingsfreundlicherem zu bewegen." Sie zwinkerte Subaru zu und trat dann zur Seite. Etwas schemenhaft versuchte Kamui Subaru's Musterungen auszuweichen. Er trug nun eine ähnliche Hose wie Subaru, das legere T-Shirt hatte er gegen ein anliegendes, ärmelloses Shirt mit Rundkragen eingetauscht. Ein schwarzer Drache auf der linken Seite fiel auf dem sandfarbenen Stoff besonders ins Auge. "Ich habe ihnen noch ein paar andere Sachen eingepackt, ich gebe ihnen selbstverständlich Rabatt. Da ihr Freund ja so zierlich und klein ist kommen sie sowieso gut weg." Kamui wäre am liebsten im Boden versunken. Subaru gefiel das neue Outfit des Jüngeren sehr gut, auch wenn es ungewohnt war. Seiner Begeisterung jedoch gebot er Einhalt. "Ich hätte da noch ein paar passende Accessoires anzubieten, wenn sie vielleicht..." "Nein danke, wir haben gefunden, was wir wollten.", unterbrach sie Subaru. Er schnappte nach dem Beutel und ging zur Kasse. Kamui und die Beraterin sahen ihm hinterher. "Haben sie irgendwelche Probleme?", wurde er überraschender Weise von der Frau gefragt. "Hm? Wie kommen sie darauf?", gab er fragend zurück. "Nun ja, er macht einen ziemlich bedrückten Eindruck auf mich, auch sie sind nicht sonderlich offenherzig." Kamui zuckte ein wenig zusammen. "Haben sie vielleicht Beziehungsprobleme?" Ein kräftiges Purpur legte sich auf sein Gesicht. "WAS?!", rief er laut. Verlegen schlug er die Hände vor den Mund. Sämtliche Menschen drehten sich zu ihm um, darunter auch Subaru und sahen ihn fragend an. Die Beraterin lächelte über das Desaster, das sie da gerade angerichtet hatte. "Bitte entschuldigen sie meinen kleinen Irrtum." Kamui drehte sich von ihr weg und gesellte sich zu Subaru. "Was war denn los?", fragte ihn dieser. "N- Nichts weiter...", stotterte er, ohne ihm ins Gesicht sehen zu können. Schließlich traten sie wieder nach draußen an die warme Sonne. Sogleich wurden sie wieder von dem altbekannten Menschenstrom eingeschlossen. Trotz der äußerlichen Veränderung Kamui's, zogen sie im Café erneut alle Blicke auf sich. Die Beiden hatten das Gefühl, dass sie sogar noch eindringlicher durchbohrt wurden, als zuvor. Sie setzten sich in die hinterste Ecke direkt ans Fenster. Als beide ihre Bestellungen abgegeben hatten, blickte Kamui verträumt aus dem Fenster, doch er schien weder die Menschen zu beobachten, noch sich auf irgendwas anderes zu konzentrieren. "Ich konnte keine Bannkreise erschaffen, weil ich der Bannkreis bin." Subaru zuckte mit den Augenbrauen und lauschte nun aufmerksam. Kamui blickte weiterhin hinaus, sein Tonfall war ruhig, fast schon teilnahmslos. "Wenn man erwacht, dann wird die verborgene Kraft geweckt, bei mir war das im Moment des Todes..." Er drehte sein Gesicht zu Subaru, welcher ihm direkt in die Augen sah. "Aber du lebst wieder.", sprach Subaru. "Hm... Ich bin nie wirklich gestorben, der Bannkreis ist meine zweite, wahre Natur." Sein Gegenüber verschränkte die Arme, hatte doch diese Erzählung tatsächlich einen makaberen Stil. "Ich habe mich nie gefragt warum, doch es ist schon seltsam, dass ich keinen Vater habe." Für Subaru war in diesem Satz ein Unterton Dramatik und Selbstverachtung zu vernehmen. "Ich bin weder das Eine, noch das andere... Weder Mensch noch übermenschliche Macht!" Kamui war aufgebracht und wurde mit jedem Wort lauter. Er fuhr mit seinen Händen zuerst über sein Gesicht, dann durch seine Haare, die im Sonnenlicht leicht bläulich schimmerten. In diesem Moment kam das Essen der Zwei. "Verschieben wir unser Gespräch auf nach dem Essen?" "Nein.", antwortete ihm Kamui mit ernster Stimme. Subaru war ein wenig überrascht. "Vor ein paar Tagen habe ich gespürt, wie sich mein Körper wieder zusammensetzte, ich fand mich schließlich auf dem Tokyo Tower wieder. Verstehst du, was ich meine?" Subaru schwieg, die ankommende Verzweiflung in Kamui's Gesicht ließ sein Herz lauter schlagen. "Ich bin eine Reanimation. Ich bin halb Mensch, halb Medium. Ich weiß selber nicht, wie ich damit umgehen soll... Weißt du was das für ein Gefühl ist, nicht zu wissen, was man wirklich ist? Nicht zu wissen, warum man wieder hier ist und nicht weiß, wie lange man hier bleiben wird?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)