Kamui kehrt zurück von Nea-chan (...und Fragen werden beantwortet) ================================================================================ Kapitel 6: Schrei des Herzens ----------------------------- Schrei des Herzens Subaru schlug den Kragen seines Mantels nach oben um, um seinen Nacken vor den kalten Regentropfen zu bewahren. Aufgeregt flatterte sein Mantel mit dem Wind. Eigentlich kam Subaru dieses Unwetter ganz gelegen, zum einen war niemand mehr auf den Bürgersteigen der seine Überlegungen stören konnte, zum anderen war der Regen eine willkommene Abkühlung. Warum er so plötzlich sein Apartment verlassen hatte, wurde ihm gerade erst bewusst. >>Vielleicht bin ich zu egoistisch, doch ich will ihn bei mir haben. Ich will ihn weder leiden noch weinen sehen und immer in seiner Nähe sein können.<< Subaru war sich ganz genau im Klaren darüber, was es bedeute solch einen Wunsch zu haben. Von weitem hörte er das schrille Aufheulen einer Krankenwagensirene. Sein noch sehendes Auge wanderte die Straße bis zum Horizont ab, wo schließlich auch die Lichter des besagten Krankenwagens auftauchten. Die Straße war vollkommen leergefegt, das war sehr ungewöhnlich für ein so dicht bevölkertes Land wie Japan und gerade in Tokyo ein eher seltenes Phänomen. >>Wenigstens hat der Betroffene so noch eine reelle Chance rechtzeitig ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.<<, dachte sich Subaru als der Wagen immer näher raste. Aus reinem Interesse nahm er das Auto im Vorbeifahren genauer ab. Sein Gesicht versteinerte, seine Augen flackerten. Immer wieder spulte er das eben Gesehene im Kopf zurück um sich auch ganz sicher zu sein, ehe er sich ruckartig zu dem Krankenwagen umdrehte und ihm ungläubig hinterher sah. >>Der Erddrache? Kamui's Freund?<< Er glaubte gesehen zu haben, wie sich mehrere Sanitäter und Fuma in diesem Wagen zu jemand runtergebeugt hatten. Sein Herz stach und schlug so unregelmäßig, dass es schmerzte. >>Alles, nur das nicht!<< Seine Beine fühlten sich an wie massive Marmorsäulen und wollten ihm einfach nicht nachgeben. Auch seine Stimme war einfach weg, egal wie sehr er sich auch bemühte nach ihm zu rufen. >>Verdammt! Verdammt! VERDAMMT!!!<< "KAMUI!", platze es urplötzlich aus ihm heraus und mit einem Ruck war jegliche Lähmung aus seinen Gliedern verschwunden. Mit aller Kraft die er aufbringen konnte, rannte er dem bereits sehr in die Ferne gerücktem Krankenwagen hinterher. Ihn einzuholen war eher unwahrscheinlich, doch Subaru kannte das nahe liegenste Krankenhaus und genau das war sein Ziel. Piep ~ Piep ~ Piep ~ Piep... Fuma behielt das Gerät, welches Kamui's Herzschläge anzeigte, immerzu im Blickwinkel. Drei Sanitäter standen um den zierlichen Jungen herum und versorgten ihn mit allem was er brauchte. Es war ziemlich eng in dem Krankenwagen für diesen Aufruhr. Mit beiden Händen umschloss Fuma Kamui's linke Hand und hielt diese wie zum Gebet an seine Lippen. Kamui hatte etliche Blessuren erlitten. Blut suppte durch die provisorischen Verbände um Kopf, Arme und Beine. Die vielen Schrammen und Prellungen an seinem Körper machten ihn schon beinahe unkenntlich. Immer wieder befestigte einer der Sanitäter neue Elektronen an Kamui's Brustkorb. "Verdacht auf mehrere Rippenfrakturen, der Laster hat ihn an voller Front erwischt." Fuma kniff die Augen zusammen und betete innerlich. "Hoffen wir mal, dass keine inneren Organe verletzt wurden, innere Blutungen sind nicht auszuschließen. Außerdem liegt eine splitternde Fraktur des rechten Oberarmes vor." Ein weiterer Sanitäter notierte den vorläufigen Befund. Fuma drückte die Hand zwischen seinen fester und hoffte auf irgendeine Reaktion, vergeblich. "Der Blutdruck fällt rapide!" "Die Herzsequenz ist unregelmäßig geworden!" "Gebt ihm eine Adrenalinspritze! Er kippt uns sonst gleich weg! Wissen sie ob er auf irgendwelche Stoffe allergisch reagiert?" Fuma war außerstande klar zu denken, er war unaufhörlich damit beschäftigt sich Selbstvorwürfe zu machen. "Ich... ich weiß es nicht...", stammelte er Gedankenverloren. >>Und ich nenne mich seinen besten Freund? Ich weiß ja noch nicht mal, ob er an irgendwelchen Krankheiten leidet! Ich weiß so Vieles über ihn nicht! Das Einzige was ich wirklich kenne ist sein Herz...<< "Brauchen sie vielleicht eine Beruhigungsspritze?", fragte einer der Männer freundlich nach. Fuma schüttelte den Kopf. "Nein, bitte tun sie alles damit er wieder auf die Beine kommt!", antwortete er flehentlich. "Wir tun was in unserer Macht steht, wir erreichen gleich das Krankenhaus, dort wird er dann sofort in die Hände von Spezialisten gegeben. Mehr können wir im Augenblick leider nicht für sie tun." Besorgt starrte Fuma in das bleiche Gesicht von Kamui, seine Kleidung war zerrissen, von den Sanitätern aufgeschnitten oder teilweise blutdurchtränkt. Er war nicht imstande Kamui's kalte Hand zu erwärmen, auch wenn es wahrscheinlich daran lag, dass sie beide vom Regen völlig ausgekühlt waren. Endlich fuhren sie in die Einfahrt der Intensivstation, alles ging ganz schnell. Wie die Trage mit Kamui's Körper auf einen Rollwagen gehoben wurde, wie mehrere Ärzte sich um eben Diesen scharrten und mit ihm durch die Flure jagten, sich mit den Sanitätern austauschten und ihn selbst immer wieder zum Unfallverlauf ausfragten. "Lastwagen... zu schnell gefahren... Aquaplaning... Kontrolle verloren... frontaler Zusammenstoß...", waren die einzigen Worte die noch bei Fuma ankamen. In der vorbereitenden Intensivstation sah er zu, wie man Kamui erneut auf eine andere Liege hievte und verkabelte. Eine Krankenschwester wischte ihm mit einem Lappen Dreck, Blut und Wasser von der Haut und kümmerte sich um die weniger dramatischen Blessuren. Die Ärzte um ihn herum begannen Röntgenvorbereitungen zu treffen oder tasteten Kamui's Bauch ab. "Doktor, sein Blut an den Wunden gerinnt außergewöhnlich schnell." Fuma horchte auf. >>Genau, seine Regenerationskräfte sind ihm ebenfalls geblieben!<<, begann Fuma zu hoffen. Plötzlich ließ ihn das schrille und hektische Piepen eines der Apparate zusammenfahren. "Sein Blutdruck ist viel zu hoch! Sein Herz rast, er hyperventiliert! Gefahr auf Herzstillstand besteht!" "Unmöglich! Er hat nur ein Minimum Adrenalin bekommen! Der Auslöser muss mentaler Herkunft sein!" "Atmung unregelmäßig, Blutdruck steigt weiter!" "Wir müssen sie bitten draußen zu warten, wir informieren sie dann zu gegebenen Zeitpunkten." Schon war die Schwester dabei Fuma aus dem sterilen Raum heraus zu schieben. Mehr als geschockt starrte Fuma durch die großen, schalldichten Fenster in den Raum hinein. Man hatte Kamui eine Beatmungsmaske aufgesetzt und ihm eine Infusion in die linke Armbeuge gesetzt. Die Impulsanzeige auf dem Ekg überschlug sich regelrecht. Fuma konnte nicht mit ansehen wie die Ärzte hilf- und ratlos um Kamui herumrannten, ihm Spritzen gaben oder sein Herz massierten. Kamui's Gesicht blieb ungerührt wie das einer Puppe, so als würde er schlafen und nichts von alle dem mitbekommen. Wie gebannt fixierte Fuma die unregelmäßige Kurve auf dem Bildschirm. Angstschweiß lief über sein Gesicht, er war verzweifelt. "Kamui... Verdammt! Mach keinen Scheiß...", murmelte er unhörbar vor sich hin. PIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEP~ Fuma war, als würde sein Herz in diesem Moment aussetzen. Die Kurve auf dem Bildschirm veränderte sich schlagartig zu einer geraden Linie, auch ohne den einheitlichen und typischen Ton des Ekgs zu hören, hallte dieser schrill in seinem Kopf wider. Mit Tränen in den Augen legte er seine Fäuste auf die Glasscheiben. >>Nein! Das ist nicht wahr!<< Vergeblich versuchten Ärzte Kamui zu beatmen, ein anderer Versetzte seinem Herzen immer wieder kräftige Stöße mit den Händen. Die Schwester schob bereits einen Defibrillator heran und stellte die angeforderte Voltzahl ein. "Lebe Kamui! Lebe!", flehte Fuma und schlug mit halber Kraft verzweifelnd gegen die Glasscheibe. "HEY! Moment mal! Sie dürfen hier nicht rennen!", rief die Stimme der Rezeptionsleiterin durch die Flure. Fuma sah rechts von sich zum Ursprung des Rufes. Ein vollkommen aufgelöster und durchnässter Subaru rammelte durch den Flur an Patienten, Stationsschwestern und Pflegern vorbei. Fuma trat einen Schritt zurück als er ihn erkannt hatte. Subaru stoppte kurz als er ihn am Ende des Ganges erblickte. Sofort zog er seine Augenbrauen tiefer und stürmte auf ihn zu. "Was hast du mit ihm gemacht?!", fuhr er ihn an. Er hatte Fuma mit beiden Händen am Kragen gepackt und funkelte ihn wutentbrannt an. Fuma's Blick war hingegen einfach nur gebrochen. "Ist dir das jetzt wirklich so wichtig?" Subaru ließ ihn los, sein Blick hatte sich sogleich gelockert. Fuma deutete mit einer Kopfbewegung zu den Fenstern. Mit einer schrecklichen Ahnung im Nacken drehte Subaru sich ganz langsam um. Ihm bot sich ein schrecklicher Anblick. Kamui's zerbrechlicher Körper bäumte sich unter dem Einfluss der Stromstöße an seinem Herzen immer wieder auf. "Was... was zum..." "Herzstillstand, schon seit etwa einer Minute." Fassungslos starrte Subaru in den Raum hinein. "Ich muss da rein!", sagte er entschlossen. Fuma traute seinen Ohren nicht und packte Subaru sofort von hinten an den Unterarmen. "Du kannst da jetzt nicht rein! Wir können nichts für ihn tun!", versuchte Fuma Subaru zu beschwichtigen. "Doch! Wir können bei ihm sein! Lass mich los!" Ruppig versuchte er sich von Fuma loszumachen. Dieser nahm den doch etwas kleineren Subaru in den Schwitzkasten und schränkte so seine Bewegungsfreiheit ein. "Du sollst mich loslassen! LASS MICH!" Mit einem Mal hatte er eine Hand freigemacht und sie auf Fuma losgelassen, doch Dieser war in der Lage gewesen sie abzufangen. "Reiß dich zusammen! Wie sind hier in einem Krankenhaus und wir helfen Kamui nicht ein bisschen wenn wir uns hier prügeln!" Er ließ Subaru los, wieder verfolgten sie das Geschehen aufmerksam. Ihre Blicke wurden immer nervöser, irgendwie schienen die Ärzte keineswegs mehr so aktiv mit Kamui's Wiederbelebung beschäftigt zu sein wie zuvor. "Was verdammt noch mal geht da drinnen vor?" Subaru stieß sich mit seinen flach aufgelegten Händen von der Scheibe ab und warf schon im nächsten Augenblick die Pendeltüren des Raumes beiseite. "Sie dürfen hier nicht einfach hereinplatzen!", wetterte einer der Ärzte. Sie gingen auf Subaru zu und wollten ihn wieder hinausbefördern, doch er wehrte sich strickt dagegen. "Kamui! Hörst du mich?", rief er. Sein Blick ruhte unaufhörlich auf dem bleichen Gesicht Kamui's. Als die so sehnlich herbei gewünschte Reaktion ausblieb stiegen ihm ganz unbewusst Tränen der Verzweiflung in die Augen. Die Ärzte ließen ihn nicht durch und versuchten ihn inzwischen schon mit Gewalt nach draußen zu zerren. Fuma harrte versteinert vor der Glasscheibe aus. "Wach auf Kamui!", bettelte Subaru weiter. "Es tut uns schrecklich leid, aber wir können nichts mehr für ihn tun.", brachte ihm der Chefarzt bestürzt bei. Bei diesem Satz rasten viele Bilder alter Erinnerungen an ihm vorbei. Immer noch versuchte Subaru sich einen Weg durch die Wand aus Menschen zu bahnen. "Kamui! Kamui! Mach die Augen auf Kamui!" Er streckte seine Hand nach ihm aus, der Anblick seines bleichen und leblosen Körpers lies Subaru in hysterische Verzweiflung verfallen. >>Eine Welt ohne ihn brauche ich nicht! Ich will ohne ihn nicht leben!<< "Es ist vorbei! Er ist tot Subaru!", blaffte Fuma hinter ihm. Plötzlich fuhr Subaru unerwartet mit einem Schwung zu ihm herum. WAMM Fuma fand sich im nächsten Moment mit einer stark pochenden Wange am Boden des Flurs wieder. "Das hätte ich schon bei unserem ersten Treffen tun sollen!" Diese überquellenden Emotionen und diese verfluchte Wut trieben die ihm die angesammelten Tränen aus den Augen. "Lassen sie mich jetzt endlich zu ihm!" "Es gibt nichts mehr zu retten! Wir haben alles versucht! Inzwischen ist viel zu wenig Sauerstoff in seinem Blut, sein Herz hat aufgegeben! Er kommt nicht mehr zurück, ausgeschlossen!" Sein Herz hämmerte. "Ich habe ihn einmal verloren, ich werde ihn nicht noch ein zweites Mal verlieren!" Inzwischen war die Polizei angerückt. Zwei Beamte hakten sich grob in seine Arme ein und hievten ihn hinaus. "KAAMUII!!!", brüllte Subaru aus tiefster Seele. Sein herzzerreißender Schrei ließ das gesamte Krankenhaus verstummen, sogar die Polizisten hielten Inne. Verzweifelt sah Subaru zu kamui hinüber, keine Regung. "Es tut uns leid...", flüsterte die Schwester. "Lassen sie ihn los, wir geben ihm eine Beruhigungsspritze.", meinte einer der Ärzte zu den Beamten. Subaru ließ seine Arme schlaff am Körper herunterhängen, er konnte seinen Blick einfach nicht von Kamui nehmen. Unaufhörlich rannen die Rinnsäle von Tränen seine Wangen hinunter, bis plötzlich die Stille im Raum durchbrochen wurde. ...Piep ~ Piep ~ Piep ~... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)