Amnesie - the other part 1 von MacRally ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Amnesie - the other part 1 [Ein kleines Vorwort an die Amnesie-Leser: Amnesie ist leider vollständig abgeschlossen und selbst wen ich will, kann ich es nicht weiterführen. Yuki kann sich nun mal an so ziemlich alles erinnern (vor allem an die Dinge mit Shuichi) und er ist am Ende glücklich und zufrieden. Als kleinen Ersatz will ich dann aber eine neue Fanfiction zu Gravitation schreiben. Ich weiß nur gerade noch nicht, worum es gehen soll. Vielleicht mal was anderes als meine vorherigen Fanfics zu Gravi. Oh, ich habe gerade eine schöne Idee. Ich könnte Amnesie ja einfach umdrehen, so dass Shuichi sein Gedächtnis verliert Das wäre zwar keine Fortsetzung, aber auch nicht etwas ganz neues...] Ich liege in einem warmen Bett und träume vor mich hin. Alles ist so dunkel in dem Traum und ich erkenne fast nichts. Dort sind Personen im Schatten... Geflüster um mich herum weckt mich endgültig auf und ich öffne meine Augen. Vier Köpfe beugen sich über mich. "Shuichi, na endlich." "Kumagoru hat sich Sorgen um Shuichi gemacht." "Wir hatten echt Angst um dich und Bad Luck." "Aufstehen, wir gehen wieder ins Studio." Der Rothaarige schaut den Blonden mit Waffe, die auch noch auf mich gerichtet ist, missbilligen an: "K, das geht nicht! Shuichi bleibt im Krankenhaus." "Wird er wieder gesund?", fragt ein Grünhaariger und spielt mit einem pinken Kuscheltier. "No problem!", lacht der Typ namens K. Mir wird das alles zu viel und ich brülle: "Verschwindet! Ich kenne euch nicht! Lasst mich in Ruhe!" Der Grünhaarige rennt heulend aus dem Zimmer. Ein anderer mit dunklen, kurzen Haaren läuft hinter ihm her: "Ryuichi, warte doch mal!" "Shuichi, ich...", beginnt der Rothaarige. Ich unterbreche ihn: "Geht raus!" Als sie trotzdem stehen bleiben, schlage ich die Decke beiseite, stehe auf und renne auf den Flur. Mein Körper tut weh und ich fühle mich schwach, dennoch renne ich weiter auf den Aufzug zu. Ich stolpere hinein und drücke "E". Meine Beine wollen mich kaum halten, also lehne ich mich gegen die Wand. Endlich geht die Tür wieder auf und mit schweren Schritten laufe ich zum Ausgang. Draußen schlagen mir die kalte Luft und der Regen entgegen. Obwohl ich verschwommen sehe, laufe ich weiter. Autos hupen und quietschen. Eine Tür wird zugeschlagen und eine Person beugt sich zu mir herunter. Ich liege mitten auf der Straße in der Pfütze und es regnet. "Du Idiot, nicht schon wieder!", brüllt der Mann mich an. "Ich bringe dich wieder ins Krankenhaus", sagt er und will mich auf die Beine ziehen. "Nein", heule ich, "ich will da nicht wieder hin. Ich will nach Hause." Er hebt mich auf und schiebt mich dann vorsichtig auf die Rückbank des Autos. Dann setzt er sich ans Steuer und fährt los. "Kennen wir uns?", frage ich als mir bewusst wird, dass der Fremde mich gar nicht gefragt hat, wo ich wohne. Der Mann lacht nur. "Wie heißt du?", frage ich unsicher weiter. "Shuichi hör auf mit dem Unsinn!", knurrt er und ich halte erst mal betreten den Mund. Schweigend fahren wir, mir kommt es ewig vor. Wir halten in einem Parkhaus und ich steige erst aus, als mir die Tür geöffnet wird. "Willst du im Auto übernachten oder warum bleibst du sitzen?" Tonlos gehe ich hinter ihm her, doch schon nach einigen Schritten versagen mir die Beine. "Zu blöd", meint der Mann und hilft mir beim Aufstehen. Von ihm gestützt schaffen wir es zum Aufzug, in dem ich mich erschöpft in eine Ecke niederlasse. "Du bist heute aber schweigsam", sagt der Blonde. Ich schaue zu ihm hoch und lächle ihn verträumt an. Die Tür öffnet sich wieder, doch ich fühle mich nicht in der Lage auszustehen. Er seufzt und trägt mich schließlich in seine Wohnung. Lautlos rollen mir die Tränen die Wange entlang und tropfen auf das Shirt des Anderen. "Ich hoffe für dich, du sabberst nicht gerade meine Klamotten an", murrt der Blonde. Ich schluchze laut auf. Mit den Worten "Hör auf zu heulen" setzt er mich auf dem Sofa ab. Er dreht sich um und steht auf. "Ich weiß nicht wer du bist", heule ich. Einen Moment bleibt er reglos stehen. Dann greift er in seine Tasche und zündet sich eine Zigarette an. Erst dann dreht er sich um und bläst den Rauch in die Luft. "Fast ganz Japan und viele in Amerika kennen. Nur du weißt es natürlich mal wieder nicht", sagt er mit einem Grinsen. "Hör auf damit! Ich weiß nicht einmal, wer ich bin", schluchze ich verzweifelt. "Hmm", er nimmt einen tiefen Zug Zigarettenrauch. "Heute Nacht kannst du noch hier schlafen, aber morgen ziehst du wieder aus", erklärt er mir. "WAS?", brülle ich. "Das kannst du doch nicht machen. Wo soll ich denn hin?" Weitere Tränen rollen über mein Gesicht. Ich hätte im Krankenhaus bleiben sollen. Lieber die vier komischen Leuten dort als dieser gemeine Typ. "Ich bringe dich zu deiner Familie. Die werden sich schon um dich kümmern." Ich habe einen Knoten im Hals. Ich will ihm sagen, was für ein Arsch er ist, dass er mich einfach so abschiebt. Erst sammelt er mich auf und dann schmeißt er mich wieder weg. Doch ich bekomme keinen Ton heraus und so schluchze ich wütend und verzweifelt. "Essen steht im Kühlschrank", dann verzieht sich der Blonde, dessen Namen ich immer noch nicht weiß. Ich habe Hunger, aber ich bin zu schwach zum Aufstehen und so schlafe ich auf der Couch ein. Lärm weckt mich auf. Ich habe schlecht geschlafen und bin noch müde. Als ich meine Augen öffne, sehe ich den Blonden, wie er Sachen in einen Karton packt. "Wie heißt du eigentlich?", frage ich. "Meinen Namen brauchst du nicht mehr zu wissen, denn wir werden uns nicht mehr sehen", begegnet er mir kühl und schmeißt ein pinkes Plüschtier in die Kiste. "Können wir fahren?", will er von mir wissen und dreht sich zu mir um. Ich nicke nur. Er trägt den Karton, in dem anscheinend meine Sachen drin sind und ich schleppe mich selbst hinterher, noch kaputter als am Tag davor. Ich setze mich auf die Rückbank des Autos gleich neben den Karton. Warum schmeißt er mich einfach so raus? Ich verstehe das nicht. Darüber Nachdenkend werde ich nach Hause gefahren. Ein Mädchen öffnet mir die Tür und fällt mir sofort um den Hals: "Shuichi, da bist du ja." "Seine Sachen", kommentiert der Blonde und drückt sie ihr in die Arme. Ohne weitere Worte dreht er sich um und geht. Ich folge dem Mädchen in ein Zimmer, in dem sie den Karton abstellt. Dann rennt sie zurück zur Tür, flucht vor sich hin und schließt diese wieder. "Das eben war doch nicht etwa Yuki Eiri???", fragt sie aufgeregt. "Weiß ich nicht...", gebe ich murmelnd zu. "Was? Das weißt du nicht? Du hast du bei ihm gewohnt..." Ich zucke nur mit den Schultern und füge dann hinzu: "Ich weiß gar nicht." "Bruderherz, du bist echt seltsam. Was ist denn los?", besorgt nimmt sie mich in den Arm. "Ich weiß nicht warum ich im Krankenhaus war, ich weiß nicht wer das war, ich weiß nicht, wer du bist... Ich weiß nicht einmal, wer ich bin.", erkläre ich und spüre wie beim Herz schwer wird. "Ich bin deine Schwester Maiko." Sie streckt mir ihre Hand entgegen und ich schüttle sie. "Shuichi...glaube ich zumindest", presse ich hervor. "Wow, eine echte Amnesie! Hiro hat auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass du dich melden sollst. Mehr hat er nicht gesagt. Ich weiß praktisch von nichts." "Hiro?" "Dein bester Freund. Soll ich ihn für dich anrufen?" Ich nicke. Mein Magen macht lautstark deutlich, dass ich Hunger habe. Maiko zeigt mir die Küche und sagt, ich könne mich bedienen, während sie Hiro anriefe. Als dieser dann kam, hatte ich mein Brot gerade aufgegessen. "Hei, Shuichi", begrüßt er mich. "Hallo", murmle ich betreten. "Warum war Shuichi eigentlich im Krankenhaus?", fragt meine Schwester neugierig. "Er wurde von einem Auto angefahren, als er vom Studio zu Yuki wollte", erklärt Hiro. "Also war das eben doch Yuki Eiri!", knurrt Maiko enttäuscht und haut mit der Faust auf den Tisch. "Du wusstest wo der Kerl wohnt? Im Krankenhaus wirktest du etwas verstört...", meint mein Freund verwirrt. "Ich bin nicht verstört, ich habe mein Gedächtnis verloren. Yuki hat mich außerdem auf der Straße aufgesammelt", meine ich trotzig und setze eine Miene auf. "Und warum bist du jetzt hier?", will Hiro wissen und ist sichtlich verwirrt. "Er hat Shuichi hier abgeliefert und ist dann sofort wieder gegangen", erzählt Maiko und macht einen enttäuschtes Gesicht. "Das verstehe ich nicht. Warum bist du nicht bei Yuki geblieben?" "Er hat mich rausgeworfen", gebe ich zu. "So ein Arsch!", kommentiert mein Freund wütend. "Nenn ihn nicht so", murmle ich ohne zu wissen warum ich ihn überhaupt verteidige. Hiro zuckt nur mit den Schultern und lässt das Thema somit ruhen. "Warum bist du eigentlich aus dem Krankenhaus abgehauen?", fragte er nun. "Was würdest du tun, wenn vier Leute, die du nicht kennst, an deinem Bett stehen und einer davon auch noch eine Waffe hat? Ich hatte ganz schön Panik bekommen in der Situation, vor allem weil ich nicht einmal wusste, wer ich bin." Ich spüre wie mir erneut die Tränen aufsteigen zu drohen. "Das wird schon wieder", Maiko legt tröstend die Arme um mich und Hiro ergreift meine Hand: "Was machen eigentlich deine Verletzungen?" Ich bin die ganze Zeit so fertig gewesen, dass ich erst jetzt den Verband um meinen Oberkörper merke. Außerdem habe ich Schrammen auf den Oberarmen und auch meine Beine fühlen sich schwach an. "Es geht, aber ich fühle mich trotzdem nicht sonderlich gut", gebe ich zu. "Willst du nicht lieber wieder ins Krankenhaus? Das wäre wirklich besser in deinem Zustand." Heftig schüttle ich den Kopf. Was sind schon körperliche Schmerzen im Gegensatz zu den psychischen? Mein Kopf dreht sich so sehr, dass ich meinen Körper kaum wahrnehme. Yuki, was habe ich nur getan, dass du mich so behandelst? Warum hast du das nur getan, hasst du mich denn so sehr? Ich spüre, wie meine Augen brennen und heiße Tränen in mir aufsteigen, die ich einfach laufen lasse. Außer den Schmerzen spüre ich gar nichts mehr. Als ich aufwache, liege ich in einem Bett und bin warm zugedeckt. Nur meine Stirn fühlt sich kalt an. Jemand hat mir ein nasses Tuch darauf gelegt. Als ich die Augen öffnen, schleicht Hiro auf Samtpfoten in das Zimmer und stellt ein Glas Wasser auf ein Tisch neben das Bett. "Du solltest was trinken, du hast Fieber", sagt Hiro in einem sanften Ton. Ich setze mich auf und folge seinem Rat, nachdem ich "Danke" gemurmelt habe. Mein Freund seufzt tief: "Ich muss leider nach Hause... aber Maiko ist ja noch da und deine Mom wird auch bald kommen." Ich nicke. "Also dann, eine gute Besserung." Dann verlässt er das Zimmer, steckt aber noch mal den Kopf herein und fügt hinzu: "Ich komme morgen wieder, mach bis dahin also keinen Unsinn." Ich grinse verlegen und sehe zu, wie sich die Tür schließt. Hiro ist das totale Gegenteil zu Yuki. Ein echter Freund, der sich um einen kümmert, wenn es einem schlecht geht. Auch wenn ich ihn nicht mehr kenne, fühle ich mich geborgen in seiner Nähe. Yuki dagegen war mir gegenüber abweisend und kühl. Ich hatte fast das Gefühl, er sei froh mich wieder loszuwerden. Aber immerhin hat er mich von der Straße aufgelesen. Er hätte mich ja auch einfach liegen lassen können. Die Tür geht auf und Maiko kommt herein. "Ich muss noch kurz einkaufen gehen. Ma kommt sicher gleich, aber ich lasse dir trotzdem meine Handy-Nummer da, falls was sein sollte." Sie legt einen Zettel und ein Telefon auf den Nachttisch. Meine Schwester drückt mein Kuss auf die Stirn und verlässt das Zimmer wieder. Yuki, warum sorgst du dich nicht um mich? Fragen quälen mich und deswegen stehe ich auf und ziehe mir etwas ordentliches aus dem Schrank an. Ich schlüpfe in ein paar Schuhe, die in dem Zimmer stehen und verlasse dann das Haus. Die Luft ist frisch und kühl, aber es regnet nicht mehr. Ich halte ein Taxi an und sage ihm, wo es hin soll. Die Adresse habe ich mir glücklicherweise gemerkt. Ich klingle und nach kurzer Zeit tönt aus dem Lautsprecher: "Wer ist da?" "Lass mich rein!", verlange ich und tatsächlich öffnet sich die Tür. Ich steige in den Aufzug und drücke die Taste für das entsprechende Stockwerk. Oben angekommen klopfe ich an die Tür und der Blonde öffnet mir. "Warum?", frage ich Yuki. Er dreht sich um und geht in das Wohnzimmer. Ich schließe die Tür hinter mir und folge ihm. Kapitel 2: 2 ------------ Amnesie - the other part 2 [Vor den Ferien schreibe ich noch schnell den zweiten Teil von Amnesie - top, denn dann habe ich erstmal keine Gelegenheit weiterzuschreiben, sondern arbeite an meinem Dou Muddy Euphemism. Ich wünsche euch schöne Ferien und viel Spaß beim Lesen.] "Warum? Diese Frage hast du mir schon so oft gestellt. Du änderst dich wohl nie.", Yuki sitzt neben mir auf dem Sofa und raucht, "Warum was?" "Warum hast du mich erst mit hier her genommen und dann doch wieder weggeschickt?", frage ich und drücke meine linke Hand so sehr, dass sie bereits anfängt zu schmerzen. "Warum sollte ich dir darauf antworten?", mit seinen kalten Augen starrt er mich an. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Mein Herz schlägt schneller. "Weil... weil es mich verletzt hat. Ich weiß gar nichts. Du nimmst mich mit hier her und ich halte dich für einen Freund, schließlich scheine ich hier mal gewohnt zu haben. Dann stößt du mich einfach zurück und ich weiß nicht warum. Hasst du mich? Habe ich was falsch gemacht? Warum behandelst du mich so?" "Es ist besser so, für uns beide, glaube mir." "Wie kann ich dir glauben, wenn du mir nicht sagst, was zwischen uns war? Ich glaube dir einfach nicht, dass es besser sein soll, wenn ich nicht weiß, wie es ist, mit dir zu wohnen." Yuki sieht mich an und versetzt mir mit seinen Worten einen Schlag: "Warum willst du denn bei mir wohnen, wenn du mich nicht kennst und ich dich verletze? Das ist doch absurd. Geh lieber nach Hause und heul dich bei deiner Schwester aus!" "Du hast mir noch immer nicht meine Frage beantwortet", brause ich auf, "Warum hast du mich so behandelt?" "Weil ich endlich eine Chance gesehen habe dich loszuwerden", brüllt er mich an "Aber eine Klette wie dich wird mal wohl nie los!" "Warum willst du mich denn unbedingt loswerden?", heule ich, aber sehe ihm dabei weiterhin in die Augen. "Du heulst ständig, du bist laut, stellst dauernd unsinnige Fragen, belästigst mich mit deinen Problemen. Du machst mich krank!" Und das alles sagt er mir ganz kühl ohne seinen Blick abzuwenden. Mein Herz schlägt rasend schnell und das Blut steigt mir in den Kopf. Ohne zu wissen, warum, hänge ich an seinen Lippen und küsse ihn. Er lässt es geschehen, doch dann schiebt er mich unsanft weg und steht auf, wobei er sich eine neue Zigarette anzündet. "Was mache ich bloß falsch, dass du immer wieder bei mir ankommst? Dabei behandle ich dich so schlecht...", murrt Yuki. Ich verstehe das einfach nicht: "Bin ich denn so schrecklich?" Yuki hat mir den Rücken zugedreht und zuckt jetzt nur mit den Schultern, während er vor sich hin raucht. "Kommt mir fast vor wie die Gravitation. Verstehst du was von Physik, Shuichi?", fragt er mich nach einer kurzen Pause. Er dreht sich zu mir um und ich schüttle stumm den Kopf. "Zwischen allen Körpern beziehungsweise Gegenständen herrscht eine Anziehungskraft, die Gravitation. Aber diese geringen Kräfte werden von größeren Kräften wie der Reibung überlagert, sodass man die Gravitation im täglichen Leben kaum wahrnimmt. Oder hast du schon mal gesehen, dass Stühle und Tische aufeinander zu gefallen sind?" Wieder schüttle ich den Kopf und er fährt mit seiner Erklärung fort. "Ein Physiker im 18. Jahrhundert hat den Nachweis mit einer Gravitationswaage gebracht, dass diese Anziehung wirklich vorhanden ist." [Ein Lehrer hat uns allerdings mal erzählt, dass die Theorie von der Gravitation momentan ziemlich am kippen sei, weil ein paar Leute etwas beobachtet hätten, das gegen diese Theorie spreche. Selbst wenn man rausfinden würde, dass mit den Anziehungskräften etwas nicht stimmt, ich glaube weiterhin an die Gravitation ^___^] Ich glaube, ich verstehe was er damit sagen will: "Zwischen uns herrscht also auch eine Gravitation?" "Ja, genau." "Es ist also Schicksal, dass ich zu dir komme?" "Wenn du es so bezeichnen willst..." Die Gravitation bestimmt in gewisser Weise unser Schicksal. Es ist alles vorherbestimmt. Wie ich bin, was ich sage, was ich tue. "Ich glaube nicht an Schicksal", platzt es aus mir heraus, denn mir gefällt der Gedanke nicht, dass alles was ich tue Teil eines Plans sein soll. Bin ich denn kein freier Mensch? Um mich herum beginnt sich alles zu drehen, mir ist schwindelig. Es wird schwarz um mich herum und ich spüre wie mein Körper schwer zu Boden fällt. Ich liege auf einem weichen Untergrund und ich bin in eine Decke gehüllt. Als ich die Augen öffne, ist es dennoch dunkel um mich. Nur eine Laterne von der Straße erleuchtet das Zimmer ein wenig. Ich liege auf dem Sofa, von Yuki keine Spur. Vielleicht sollte ich einfach nach Hause fahren, schließlich wohne ich hier nicht und meine Familie macht sich sicher Sorgen, wenn sie rausfindet, dass ich nicht da bin. Andererseits ist es schon ziemlich spät und sie schlafen vielleicht bereits ohne mein Fehlen bemerkt zu haben. In meinem Kopf dreht sich wieder ein Karussell und deshalb beschließe ich, weiterzuschlafen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich noch schlafe oder bereits wach bin. Ich nehme Geräusche wahr, die mir sehr fern scheinen. Warme Sonnenstrahlen kitzeln mich auf der Nase. Die Geräusche nehme ich jetzt deutlicher wahr, sie sind ganz in der Nähe. Meine Nase kribbeln und das macht mich vollends wach. Ich öffne die Augen und blinzle, weil sie nicht an die Helligkeit gewöhnt sind. Dann reibe ich mir kräftig Nase und Augen um auch den restlichen Schlaf abzuschütteln, einen traumlosen Schlaf. Yuki deckt gerade den Tisch, daher der ganze Lärm. Ich stehe auf und murmle "Guten Morgen" als Yuki zu mir aufsieht. Er erwidert es in einem grummligen Ton. "Ich habe Frühstück gemacht", erklärt er und setzt sich hin. Ich tue es ihm gleich. Er reicht mir die Brötchen und ich lange zu. Als ich es mir müde schmiere, frage ich: "Wie haben wir uns eigentlich kennengelernt? Bei der Arbeit?" Yuki ist gerade am Kauen und hustet jetzt los. Schließlich schluckt er den Rest herunter und lacht. "Bei der Arbeit weniger. Wäre ja noch schrecklicher, wenn du Schriftsteller würdest", wieder lacht er. Es ist ein tiefes Lachen, es hat etwas sadistisches, aber auch etwas ehrliches. Es ist ein gutes Lachen. "Ich habe dir bei unserem ersten zufälligen Treffen mitten in der Nacht gesagt, dass du kein Talent hast zum Schreiben wegen einer deiner kitschigen Lyriken. Du warst total getroffen von diesem kritischen Urteil." Verlegen schaue ich auf mein angeknabbertes Brötchen auf meinem Teller. Ich will gerne wissen, wie es weiterging, aber ich möchte Yuki nicht mit meinen Fragen nerven. Doch das brauche ich auch nicht, denn er erzählt von selber weiter. "Beim zweiten Treffen bist du mir vor das Auto gesprungen. Von denen solltest du dich wirklich fernhalten!" Ich sehe auf du strahle ihn an. "Ja, mache ich", heftig nicke ich mit dem Kopf. Yuki huscht ein Grinsen über die Lippen, dann murmelt er: "Schon komisch. Da will man dich loswerden und gibt dir auch noch Tips zum Überleben. Verstehst du das?" "Nein, wie sollte ich, ich habe dich doch erst gestern kennengelernt", gebe ich zu und beiße in mein Brötchen. Überrascht sieht er auf. Mit leerem Blick, der irgendwie etwas sanftes an sich hat, sieht er in meine Richtung. "Gestern... Da hätte ich dich fast schon wieder überfahren." Er seufzt: "Und dein Gedächtnis hast du auch wegen eines Autounfalls verloren." Ich schrecke auf, als es plötzlich an der Tür klingelt. Yuki öffnet die Tür und ich höre eindeutig Hiros Stimme, die ruft: "Ist Shuichi hier?" "Ich würde dich ja rein bitten, aber du bist schon drinnen!", knurrt Yuki und lässt die Tür laut ins Schloß fallen. Hiro steht bereits in der Küche und durchdringt mich mit seinen vielsagenden Blicken. Ein schlechtgelaunter Yuki steht dahinter. "Tut mir leid", murmle ich, "Ich mache euch wohl nur Ärger!" "Das kannst du laut sagen. Haust einfach so ab! Deine Schwester ist fertig mit den Nerven!", blafft mein Freund mich an und seufzt dann tief. "Lass den Kleinen in Frieden!", knurrt Yuki. "Schon gut, ich gehe lieber wieder", murmle ich. Ich stehe auf und lasse den Rest meines Essens auf dem Teller liegen. Hiro legt seine Hand auf den Türgriff, doch Yuki hindert ihn daran, die Wohnung zu verlassen. "Was soll das?", will der Rothaarige wissen. "Ich denke nicht, dass Shuichi in seinem Zustand auf einem Motorrad fahren sollte", Yuki öffnet die Tür, "Ich fahre ihn nach Hause nachdem wir aufgegessen haben." Hiro nickt, während er durch die Tür schlüpft. Dann schließt Yuki die Tür. Nachdem wir das Frühstück schweigend beendet haben, fährt Yuki mich nach Hause. Auf der Fahrt wechseln wir ebenfalls kein Wort miteinander. Als ich aussteige, verabschieden wir uns. Mit hängendem Kopf steige ich die Treppe zu unserer Wohnung hoch. Als ich klopfe wird mir die Tür geöffnet und gleich danach bekomme ich eine Ohrfeige. "Shuichi, ich bin fast gestorben vor Sorge!" Ich halte mein schmerzende Wange und sehe meiner Schwester in die rot unterlaufenen Augen. Sie hat wohl kein Auge zugetan oder gar geheult. Eine ältere Dame schiebt sie beiseite und nimmt mich in den Arm: "Ich bin's, deine Mama!" Ich lächle sie zaghaft an. Maiko greift nach meinem Arm und schleppt mich in die Wohnung. "Hiro wartet in deinem Zimmer." Leise Töne einer Gitarre tönen aus meinem Zimmer. Tief in meinem Herzen weiß ich, dass ich diese Melodie kenne, aber ich weiß nicht woher. Ich öffne die Tür und summe zu dem Lied. Dann stimme ich leise mit ein: "Toozakaru kumo ni nosete Boku no kimochi tachidomaru kaerimichi" Die Wörter verlassen meinen Mund als hätte ich nie etwas anderes gemacht. "Kimi wa mou yume no tsuzuki Todoku hazu mo nai koto datto wakatteiru" Als hätte ich niemals mein Gedächtnis verloren. "Nandaka koboreteru egao ga chotto hoshiku naru Kimi no soba ni ireru dakede boku wa whoa whoa" Obwohl ich mich nicht an den Text erinnere, singe ich mühelos, ohne die Worte zu erinnern, nachdem ich sie ausgesprochen habe. Meine Stimme wird sicherer, als ich mein Zimmer betrete und die Tür hinter mir schließe. "Dareka ga tooi kakeru ikutsu ga motto hoshiku naru" Die Gitarre hört auf zu spielen, doch mein Gesang hält noch einen Moment an. "Kieru kage ni mabushisa sugiru hibi wo utsushiteru" Dann verstumme auch ich. Hiros fragender Blick liegt fest auf mir. [Textauszug aus dem Lied "Anti Nostalgic" von Kotani Kinya alias Bad Luck. Ich habe leider keine Übersetzung, aber wer was hat (auch andere Songtexte zu Gravitation), bitte an mich schicken. Soweit also geht Amnesie - top 2, etwas kurz, aber mehr habe ich einfach nicht geschafft. Ich werde mich bemühen den dritten Teil länger zu machen. Ich hoffe, ihr bleibt mir bis dahin treu.*verbeug*] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)