Tage des grauens von LoveKills ================================================================================ Kapitel 8: Seltsame Träume II ----------------------------- Soo, da bin ich wieder. Viel spaß. Mehr will ich nicht sagen. -.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.- Seltsame Träume Teil II Alles um ihn herum war dunkel. Er sah keine zehn Meter weit. Wo um alles in der Welt war er? Warum war er hier und wie war er hier hergekommen? Nero wusste keine Antwort auf die Fragen, welcher er sich innerlich gestellt hatte. Er drehte sich einmal um die eigene Achse. Seine Augen konnten nur schwache Umrisse erkennen. Bäume. Überall um ihn herum waren die Silhouetten von Bäumen auszumachen. Was machte er, wie Nero es einschätzte, in einem Wald? Wieder fand er keine Antwort. Nero richtete seinen Blick gen Himmel. Er war schwarz. Ganz und gar dunkel. Nur vereinzelt konnte er Sterne glitzern sehen. Es war wohl bewölkt. Hinter einer großen, grau-schwarzen Wolke funkelte der Vollmond hindurch, und spendete Nero etwas Licht. Da er den Mond und vereinzelt Sterne erblicken konnte, schloss er, dass er sich auf einer Lichtung befinden musste. Er hatte sich nicht geirrt. Jetzt, da Nero sich noch einmal um sich selbst drehte, erkannte er, dass er von Bäumen umringt war. In etwas weiterer Entfernung, genau vor ihm, konnte er einen kleinen, schwachen Lichtpunkt ausmachen. Er kniff die Augen zusammen. In der Hoffnung etwas mehr erkennen zu können. Doch es gelang ihm nicht. Es war einfach zu dunkel. Der Lichtpunkt, so kam es ihm vor, bewegte sich unablässig weiter in seine Richtung. "Sieht aus wie ein Glühwürmchen", dachte er insgeheim, und grinste bei der Vorstellung, dass ein Glühwürmchen in einer irren Geschwindigkeit auf ihn zurasen würde. Ununterbrochen starrte Nero auf den immer näher kommenden Lichtfleck. Und wirklich, er raste mit schneller werdender Geschwindigkeit auf ihn zu. Wie, als würde ein Mensch diesen Lichtpunkt in bloßen Händen tragend auf ihn zu gerannt kommen. "Vielleicht", murmelte er, "vielleicht sind es Leute mit Fackeln. Bestimmt suchen sie jemanden." Den letzten Teil hatte er gedacht. Ja, stimmte er sich in Gedanken zu, auf jeden fall. Sie suchen jemanden. Aber wen? Wem, oder was sind diese Leute auf der Spur? Nero fand wieder keine Antwort. Er war kurz davor gewesen etwas zu denken, was ihm vielleicht weitergeholfen hätte. Doch seine Fähigkeit zu denken war in dem Moment, als er von weitem aufgeregtes Geschrei hörte, wie von unsichtbarer Hand aus seinem Kopf gefegt worden. "Wo ist er?! Wo ist dieser elende Teufelsanbeter und Satanshuldiger?!" Immer wieder schallten die Worte durch die bedrückende Dunkelheit. Teufelsanbeter. Das hatte er schon einmal irgendwo gehört. Bloß wo? Nero wusste, dass ihn jemand so genannt hatte, doch er konnte sich einfach nicht entsinnen, wo das gewesen war. Immer und immer näher kam der Lichtpunkt. Er wurde größer und größer. Dann traf es ihn wie ein Blitzschlag. Nero erinnerte sich plötzlich, wo er diesen Ausruf gehört hatte. Auf diesem merkwürdigen Marktplatz, auf den er gelangt war, nachdem er die komisch, grünen Kartoffel berührt hatte. Nun ging ihm ein Licht auf. Sie suchten ihn! Die Mägde und Bauern hatten ihn damals so gerufen. Aber was hatte er eigentlich getan? Warum wollten sie ihn auf dem Marktplatz hinrichten? War er damals der Sündenbock für die Menschen gewesen, oder hatte er so schlimme, für diese Zeit, unmoralische Sachen angestellt? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Nero hatte das drückende Gefühl wegrennen zu wollen. Aber wohin? Mehr als die Umrisse der Bäume konnte er immer noch nicht erkennen. Was, wenn er direkt auf einen Abgrund zu laufen würde, und kopfüber hinabstürzen würde? Nero wusste einfach nicht was er machen sollte. Sich von den blutdürstenden Menschen gefangen nehmen zu lassen wollte er nicht, aber sich ins Ungewisse zu stürzen, darauf hatte er auch nicht wirklich Lust. Noch immer stand er wie angewurzelt da. Als der Lichtpunkt nicht mehr allzu weit von ihm entfernt war, und er die schemenhaften Gestallten von rachelustigen Menschen erblickte, stieg in ihm langsam Panik empor. Haareraufend drehte er sich um 180° und fing an, wie von einem wilden Eber gejagt, zu rennen. "Shit", nuschelte er sich immer wieder zu. "Shit, Shit, Shit!!" "Wo um alles in der Welt soll ich eigentlich hin?" Nero kannte sich hier genauso wenig aus, wie ein Tourist der nach Cottbus kam. Aber sich in einem stockfinsterem Wald zurechtzufinden, und dann auch noch mit Leuten im Nacken, die einen am liebsten am Galgen hängen sehen würden, da war es nicht sehr einfach, einen freien Kopf zu behalten. "DA! Da drüben! Dahinten läuft der Ketzer! Fang ihn ein!" hörte er eine Frau kreischen. "Ketzer?", keuchte Nero sich zu, "Ich und en Ketzer? Heilige Scheiße, wie kommen die darauf?" Hinter sich hörte er die schnellen Schritte von einer wütenden Menschenhorde. Nero versuchte noch etwas schneller zu laufen. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er rannte kreuz und quer durch den Wald. Seine Augen hatten sich mittlerweile an das Zwielicht gewöhnt und er sah sehr genau wo er hinlief. Im Zickzack sprintete er zwischen Bäumen umher, sprang über umgefallene Baumstämme hinweg und geriet ein paar Mal gefährlich ins trudeln. Zum seinem eigenen Glück fiel er nicht auf die Erde. Sie war etwas feucht, verdorrte Blätter lagen auf dem Boden und ihn stachen Tannzapfen in die Füße. Erst da fiel ihm auf, dass er keine Schuhe anhatte. Als er an sich herab sah, erschrak er. Tatsächlich hatte er genau die gleichen Klamotten wie die Bauern im 15. Jahrhundert an. Ein unangenehmes Stechen hatte sich in seinen Seiten und der Lunge ausgebreitet. Er brauchte eine Pause. Nero konnte sich keine Schwäche erlauben, sonst würden sie ihn gefangen nehmen und ihn dem Schafrichter übergeben, und das wollte er auf keinen Fall. Aber er konnte einfach nicht mehr. Was, verdammt noch mal soll ich jetzt machen? Fragte er sich, und er fing einen Kampf mit sich selbst an. Die eine Seite wollte sich unbedingt ausruhen, die andere dagegen hatte das Bedürfnis weiter zu laufen um nicht gefangen genommen zu werden. Langsam überkam ihn ein Gefühl der Hilflosigkeit. Na gut, dachte er sich. Jetzt werden wir euch mal ein bisschen austricksen. Mich bekommt ihr nicht so leicht. Innerlich lachte er die Menschen aus, welche hinter ihm her waren. Nero konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Er beschleunigte seinen eh schon schnellen Laufschritt, und schlug einen Hacken nach dem anderen. Irgendwann, Nero wusste nicht wie lange er schon so herum lief, verstummten die Schreie und Drohungen. Noch einige Zeit lang lief Nero, so kam es ihm vor, durch die halb Welt. In dem Schatten einer großen Tanne verlangsamte er seine Schritte, und blieb schließlich ganz stehen. Er lauscht in die Dunkelheit hinein. Nichts war zu hören oder zu sehen. Nero atmete schwer, und ließ sich mit einem leisen plumpsen auf den Hosenboden sinken, und lehnte sich an den Baumstamm der Tanne. Mit geschlossenen Augen lauschte er seinem unregelmäßigen Atem. Sein Seitenstechen wurde mit jeder Sekunde etwas schlimmer, und jetzt da er saß, spürte er es noch intensiver. Er war müde. So unglaublich müde und Nero fühlte sich so ausgelaugt wie schon seit langem nicht mehr. Schlafen, dachte er sich, ja das wäre jetzt eine Wohltat. Doch er ermahnte sich selbst. Nero durfte jetzt nicht einschlafen, sonst würde er womöglich mitten in der Nacht gefangen genommen. Denn Nero war nicht sehr erpicht darauf, auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, oder am Galgen herum zu baumeln. Er dachte daran, was Ares machen würde, wenn er bemerkte, dass er, Nero, nicht mehr bei ihm war. Nero malte sich schreckliche Szenerien aus. Wie Ares von einer Brücke springen, oder sich mit einer Überdosis Beruhigungsmittel zupumpen würde. Bei dem Gedanken fiel ihm der große, kathedralenähnliche Raum wieder ein. Der Mann, der ihn aufgefordert hatte etwas zu essen, sah seinem Schatz zum verwechseln ähnlich. Wenn er es nicht sogar wirklich gewesen war. Aber was hatte Ares denn in einem seiner Träume zu suchen? Oder war es vielleicht gar kein Traum?? Nein, das muss einfach ein Traum sein. Wie sollte es auch anders sein? Dass Ares darin vorkam war bestimmt nur ein Zufall, hat nix zu bedeuten. Redete sich Nero immer wieder ein. Wieder und wieder ließ er sich den Gedanken durch den Kopf gehen. Er grübelte auch darüber nach, wie er von dem Marktplatz, und so seinem sicheren Tod entfliehen konnte. Zuerst war er in dieser Kammer gelandet. Plötzlich war er dann auf dem Platz gewesen. Sein Leben hing am seidenen Faden, und als er aufgeschrieen hatte, war er aufgewacht. Also, fuhr er seinen Gedanken zu Ende, musste dieser Traum (oder war es doch die Realität?) eine Fortsetzung von dem sein, was er auf der Fahrt nach Leipzig geträumt hatte. Anders konnte es nicht sein. Nero wurde das ungute Gefühl nicht los, das es eine gewisse Verbindung zu Ares und dem Mann in dem großen Raum gab. Irgendetwas musste einmal dort geschehen sein. Das sagte ihm seine Intuition. Warum auch, sollte er sonst solch Haarsträubende Träume haben? Wie schon so oft, fand er keine Antwort. Wie lange Nero so an den Baumstamm gelehnt dagesessen hatte, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er jetzt nicht mehr müde, sondern hellwach und voller Energie war. Nebelschleier schlichen durch den Wald, und wanden sich an den Bäumen entlang. Es war noch nicht sehr hell. Nero konnte den leicht blass-rosa-lilanen Himmel ausmachen. Die pastellartigen Farben tauchten den Wald in ein Licht, dass einer Märchenwelt glich. Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl, was ihn auf einmal durchflutete. Nero fühlte sich, als könnte er alles Erdenkliche schaffen. Dieses Gefühl hatte er nur dann, wenn Ares bei ihm war. Er konnte es sich nicht erklären, warum er es ausgerechnet jetzt fühlte, wenn sein größter Schatz gar nicht bei ihm war. Noch in den schönsten Erinnerungen schwelgend, merkte Nero nicht, wie hinter ihm ein paar Leute auftauchten. "Ha! Haben wir dich endlich!" hörte er eine Frauenstimme hinter sich kreischen. Total perplex hob er den Kopf, sprang dann ohne etwas zu sagen auf die Beine und wollte davonlaufen. Er schaffte es nicht durch die Menschenmauer. Nero drehte sich einmal ängstlich um die eigene Achse, und wusste, dass er jetzt ziemlich in der Patsche saß. "Packt ihn!!" Kreischte die Stimme wieder. Nero sah sich nach der Frau um, welche die Worte ausgesprochen hatte. Diesmal konnte er sie erkennen. Es war eine alte Frau mit eisgrauen Haaren. Ihre Augen waren stahlblau und funkelten ihn böse an. Der Mund hatte sich zu einem gehässigen Grinsen verformt und zeigte gelbe, ungepflegte Zähne. Es war ein etwas gruseliger Anblick, dachte sich Nero und fügte hinzu, dass sie doch sehr einer Hexe ähneln würde. Doch es gelang ihm nicht, über seinen eben gerissenen Scherz zu lachen. Nachdem die alte Frau 'packt ihn' gerufen hatte, stürmten zwei Männer auf ihn zu. Nero war überhaupt nicht darauf gefasst gewesen, also war es ein Leichtes für die zwei kräftig aussehenden Männer, ihn ohne Probleme zu überwältigen. Er lag auf dem Rücken und Mistgabeln zielten direkt auf seine Kehle. Wieder stieg Panik in ihm auf. Unaufhaltsam kroch sie ihm von den Zehen bis zu den Haarspitzen empor. Es fröstelte ihn und eine unangenehme Gänsehaut überzog seinen in Schweiß gebadeten Körper. Er fasst sich einen kleinen Moment später wieder und würgte und zusammen gepressten Zähnen "Ich bin unschuldig" hervor. Nero wusste selbst dass sie ihm nicht glauben würden. Vor allem glaubte er sich ja selbst nicht, da er ja nicht wusste, warum die Leute ihn überhaupt verfolgten. Allerdings war ihm nichts Besseres eingefallen. Vielleicht würden sie ihn ja verschonen. Doch wusste er, dass sie ihn zu 95 Protzentiger Sicherheit nicht verschonen würden. Da wären sie ja schön blöd. Höchstwahrscheinlich war auf seinen Kopf auch noch ein schönes Kopfgeld ausgesetzt. "Unschuldig?" Höhnte die Frau, "erzähl das dem König! Vielleicht glaubt er dir ja!" Die alte Frau hatte jetzt angefangen zu lachen, sodass ihre Augen vor Erregung anfingen zu glitzern. "Und jetzt, auf mit ihm zu unserem edlen Herrscher. Los, bindet ihm die Hände auf den Rücken und bringt ihn dazu sich in Bewegung zu setzen! Trödelt nicht so herum!" Befahl die immer noch grinsende Frau. Nero sträubte sich. Er wollte nicht zu dem so genannten König. Dann, wie aus dem Nichts spürte er einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, und er sackte, wie ein Sack Kartoffeln in sich zusammen. In ein zerrissenes T-Shirt gehüllt, wachte Nero im 20. Jahrhundert auf. Er lag alle viere von sich gestreckt auf seinem Bett. Sein Atem ging stoßweise, und über seine Stirn perlte kalter Schweiß. Wieder so ein Traum, schoss es Nero durch den Kopf. Er konnte es nicht glauben. Warum träumte er immer von derselben Sache. Immer ist er in lebensbedrohlichen Situationen, und jedes Mal ist er, so kam es Nero vor, in demselben Land. Wieso das alles? Er fand auch diesmal wieder keine Antworten. Langsam setzte Nero sich auf. Ihm schwindelte, schon wieder. Er war froh, dass keiner seiner Freunde anwesend gewesen waren. Vielleicht hatte er ja wieder geschrieen, wie auf dem Weg nach Leipzig? Falls es so gewesen war, hätte er die geschockten Gesichter nicht noch einmal ertragen können. Als sich Nero wieder etwas gesammelt hatte, stand er unbeholfen auf und torkelte ins Bad. Er zuckte zusammen, als der kalte Wasserstrahl seine heiße Haut berührte. Er taumelte etwas, und stütze sich mit den Händen an der Wand ab. Ihm wurde kurz schwarz vor den Augen, doch es ging gleich wieder. Nero musste sich nach diesem schrecklichen Traum erst einmal abkühlen um wieder klar denken zu können. Nero stakste nach dieser wohltuenden Dusche in seine Küche und machte sich, wie immer, einen Kaffee. Während das Kaffeewasser durch den Filter lief, schaltete er seine Stereoanlage an. Er brauchte jetzt irgendetwas, was ihn ablenkte. Nero wollte jetzt nicht über seinen Albtraum nachdenken. Langsam, und mit zittrigen Gliedern ließ er sich mit einer Tasse Kaffee auf die Küchenbank sinken. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Auf dem Arbeitsbrett entdeckte er seine Zigaretten. Mit einem Ruck stand er auf, langte nach den Nikotinstängeln und zündete sich kurzerhand eine an. Ihm fiel ein, dass er seit einer gewissen Zeit keine mehr geraucht hatte. Nero erschauderte und drückte den Glimmstängel nach zwei Zügen aus. Ihm war schlecht und er fror. Schon wieder. Entweder war es augenblicklich Winter geworden, oder seine Wohnung hatte sich in ein Gefrierfach verwandelt. Es war wirklich nur zu komisch. Zurzeit wurde ihm immer und immer wieder eiskalt. Es war meistens dann, wenn er einen seiner Albträume hatte, oder wenn Ares bei ihm war. Aber es war einfach unmöglich, dass Ares etwas damit zutun hatte. Nein! Das wollte er nicht glauben. Das konnte er einfach nicht glauben! Das konnte und durfte nicht wahr sein!!! Nero setzte sich wieder an den Tisch zurück und nippte etwas zögerlich an seinem aufgebrühten Heißgetränk. Er verstrubbelte sich die Haare, glättete sie und verstrubbelte sie sich wieder. Er war ganz in Gedanken verloren und bekam nicht mit wie er sich die Haare raufte. Nero dachte daran was der Grund war, dass er ständig Schüttelfrost bekam. Ares konnte einfach nichts damit zu tun haben. Dafür, dass er immer so liebevoll zu ihm war, würde das nicht zu Ares passen. Da fiel ihm die Sache mit Micha wieder ein. Das muss der Grund sein, dachte Nero. Ja, etwas anderes konnte nicht daran schuld sein. Aber irgendwie beunruhigte es ihn schon, das ihm kalt wurde, wenn Ares in seiner Nähe war. "Aaargh, jetzt vergiss doch mal diesen Scheißdreck!! Es gibt wichtigeres." Ermahnte sich Nero. Trotz des Kaffees war ihm immer noch kalt. Er erhob sich wankend von seinem Platz und torkelte etwas benommen ins Wohnzimmer. Nero ging ans Fenster und schaute auf das Thermometer welches daran befestigt war. Es hatte 32° C. Das konnte nicht sein. Energisch machte er das Fenster auf und hielt einen Arm hinaus um zu prüfen, ob es wirklich so warm war. Er spürte die Wärme nur sehr gering und so streckte er den Kopf auch noch hinaus. Ihm blieb der Atem weg. Die stickige Luft erschwerte ihm das Atmen so sehr, dass er erst einmal husten musste. Er stützte sich mit den Unterarmen auf dem Fensterbrett ab und beobachtete das Treiben unten auf der Straße. Unten herrschte ein unangenehmes Lärmen. Es nervte ihn in gewisser weise, also schloss er das Fenster wieder und machte den Fernseher an. Nero setzte sich auf die Couch und zappte etwas herum. "Is ja echt zum Haareraufen!" nuschelte er. Um diese Uhrzeit kam einfach nichts Vernünftiges. Nur die ollen Talk- und Gerichtsshows. "Zum kotzen", maulte er und stand auf. Nero ging zur Stereoanlage und machte Musik an. Nun dröhnte 'Blutengel - Der Spiegel' durch die Wohnung. Nero fühlte sich total schlapp. Also legte er sich auf die Ledercouch und döste, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, herum. Obwohl er sich zu nichts in der Lage fühlte, war ihm schrecklich langweilig. Jetzt ein Buch lesen, wollte er nicht. In der Glotze kam nichts, und zu aufräumen war auch nichts. Also? Was sollte er machen? Blieb ihm wohl nichts anderes übrig als liegen zu bleiben, und auf bessere Zeiten warten. So faul und müde wie er war, schloss er die Augen und lauschte den dröhnenden Klängen von Metallica. Plötzlich klingelte das Telefon. Nero schrak hoch und verriss sich das Genick. "Verfluchte Scheiße!" Fluchte er laut auf. Er ging zum Apparat und nahm den Hörer von der Gabel. Mit einem gedehnten "Waaas" meldete er sich. "Hoi, Nero. Was denn bei dir los? Wirkst so genervt." Es war Ares, welcher am anderen Ende etwas erstaunt geklungen hatte. "Argh. Hab mir grad des Genick verrissen als ich von der Couch aufgestanden bin." Murrte Nero. "Oh. Sorry. Aber mal was anderes. Was hasch heut noch vor?" "Hm... gar nix. Ich langweil mich hier zu Tode. Bin die ganze Zeit auf der Couch gelegen, hab dabei Musik gehört, und etz hab ich Kopfweh." "Dann bist nich der Einzige der sich langweilt." Eine kleine Pause trat ein. Dann hörte man Ares etwas schüchtern von der anderen Leitung weiter sprechen. " Hasch Lust zu mir zu kommen?" Als Nero diese Schüchternheit bei Ares bemerkt hatte, musste er bis über beide Ohren grinsen. "'kay. Warum eigentlich nicht." "Supi", meinte Ares, und man konnte ihn deutlich aufatmen hören. "Ähm... aber da gibt's ein kleines Problem", sagte Nero. Er grinste immer noch. "Was für ein Problem?" "Ich habe keinen blassen Schimmer wo du wohnst." Antwortete Nero und fing an zu kichern. "Kichererbse. Das is ganz einfach. Wir treffen uns einfach... warte, lass mich überlegen... Kunzestraße Ecke Magnolienallee." Schlug Ares vor. "Kunzestraße Ecke Magnolienallee... ist okay. Und wann?" "Ähm... hmm... sag ma... halb fünf." "'kay. Also inner halben Stunde." "Jo... genau." "Juut... bis denn Süßer." "Bis denn." Stille am anderen Ende. Nero hatte immer noch ein Grinsen auf dem Gesicht. Es belustigtet ihn, dass Ares sich fast nicht getraut hatte ihn zu fragen, ob er zu ihm wolle. Er schüttelte kurz den Kopf, und machte sich dran, sich etwas Anderes anzuziehen. Nero zog wieder seinen langen Poly-Rock mit den Ketten und einen dünnen Pulli an. Dann folgte der normale Ablauf. Zuerst kam seine "Kriegsbemalung", danach schlüpfte er in seine Pikes, und zog kurz darauf seinen Ledermantel an. Nero nahm seinen Schlüssel vom Schlüsselbrett, steckte sich die Walkmanstöpsel in die Ohren, und schob die Sonnenbrille auf die Nase. Da fiel ihm ein, dass er seine Post noch holen musste. Also ging er gemächlich die Treppen hinunter und sperrte seinen Briefkasten auf. Zugleich kamen ihm duzende von Briefen entgegen. Er überflog die meisten nur kurz doch bei einem blieb sein Blick hängen. Er hatte die Aufschrift "Amtsgericht". Nero wusste augenblicklich, was dieser Brief zu bedeuten hatte. Es war der Brief, indem er höchstwahrscheinlich aufgefordert werden würde, wegen der Geschichte von Micha auszusagen. Miesepetrig schob er den ganzen Briefpacken zurück in den Kasten, dann machte er sich auf den Weg. Als er ins Freie trat, schlug ihm die Nachmittagshitze ins Gesicht. Eigentlich war es ja brütend warm, wie er vorher auf seinem Thermometer gelesen hatte. Aber ihm war noch etwas kühl. Mit großen Schritten marschierte er die Straßen entlang. Innerlich lachte er die Leute aus, welche seinen Weg kreuzten. All die Leute schwitzten sich sämtliche Körperteile ab. Obwohl sie sowieso schon helle Farben wie weiß und beige anhatten. Was sollte er dann sagen? So ganz in schwarz gekleidet, mit einem Wintermantel um den Schultern. Na ja, ihm konnte es ja egal sein. Schon von weitem, konnte er Ares an einer Hausmauer lehnen sehen. Er sah verdammt gut aus, fand Nero. Er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Wie er so dastand, mit einer Zigarette im Mund. Man hätte meinen können, dass er irgendein Dealer wäre. Mit einer Zigarette im Mund? Schoss es Nero durch den Kopf. Seit wann raucht der denn? Es stimmte. Nero hatte seinen süßen noch nie mit einem Glimmstängel in der Hand weder im Mund, gesehen. Es verwunderte ihn doch sehr. Nero ging geradewegs auf Ares zu und blieb keinen halben Meter vor ihm stehen. "Seit wann rauchst du?" fragte Nero. Etwas zu scharf, wenn er es sich recht überlegte "Nette Begrüßung. Ich hätte mir da was anderes vorgestellt. Z. b. 'Hey Süßer' oder so was in der Art." Schnarrte er zurück. "Oi... tut mir echt leid. Hat mich nur erschrocken. Sorry, Süßer." Meinte Nero und sah Ares direkt in die Augen. "Hehe... schon gut." Grinste Ares ihn an und fügte dann hinzu "Um auf deine Frage zu antworten... Ich hab vor knapp zwei Tagen wieder angefangen. Teufelszeug!" "Da hast recht." "Nu denn... geh ma, oder?" "Jo... auf geht's. Ich geh immer dir hinterher." So machten sich die Beiden auf den Weg. Es dauerte nicht lange. Nach einer Viertelstunde kamen sie an einem Hochhaus an. Das Gebäude war in warmen Pastelltönen gestrichen. Am Eingang, fiel Nero auf, standen rechts und links jeweils eine Statue aus Stein. Beim weiteren Betrachten sah er, dass es zwei Reiter mit erhobenen Schwertern waren. Sie sahen faszinierend aus. Nero fragte sich, wie jemand so genaue Details in Stein hauen konnte. "Hey! Oben hast'n Bett, da kannst schlafen!" Rief Ares ihm etwas belustigt zu. "Wie? Oh... ja. Tut mir leid." Entgegnete Nero verträumt. Er konnte sich nur schwer vom Anblick der Reiter losreißen. Widerwillig gin er zu Ares die Treppe hinauf. "Ähm... in welchem Stock wohnst du?" Fragte Nero etwas besorgt. Er hob den Kopf und zählte innerlich die Stockwerke. Es waren sieben. Nero hatte nämlich nicht wirklich Lust dazu, ewig viele Stufen nach oben zu steigen. "Ganz oben", antwortete er und fügte dann hinzu, als er den misstrauisch dreinblickenden Nero sah, "Aber keine sorge, Süßer. Es gibt einen Aufzug, der allerdings eine Ewigkeit braucht bis er oben angekommen ist." "Naa... toll, " murmelte Nero. Doch konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. So warteten sie also wie von Ares beschrieben, eine kleine Ewigkeit auf den Aufzug. Mit einem 'ping' kam er Fahrstuhl und sie stiegen ein. Es dauerte mindestens 10 Minuten, bis sie im siebten Stock angelangt waren. Ares schloss die Türe auf und ließ Nero den Vortritt. Viel von der Wohnung konnte Nero noch nicht erkennen, aber es schien so, als sei sie um einiges größer als die seinige. Ares knipste das Licht an. Doch sehr viel heller als vorher war es nicht. Als Nero den Kopf hob wusste er auch warum. Ares hatte an jeder Lampe wärmebeständige dunkelrote Folie geklebt. So wirkte der ganze Gang etwas düster. Nero war so damit beschäftigt, sich in der Düsternis umzusehen und bemerkte nicht, wie Ares ihm seinen ausgestreckten Arm hinhielt. Ein bisschen verwirrt starrte er Ares an. Er hatte mittlerweile angefangen mit seinem Arm vor Neros Nase herum zu wedeln. "Was 'n?" fragte er. "Deinen Mantel, wenn ich bitten darf." Meinte Ares und hielt ihm wieder seinen Arm hin. "Wie? Achso..." Verwirrt drein guckend zog Nero seinen Mantel aus und reichte ihm seinem Freund. "Also..." fing Ares an welcher die schweren Mäntel an einer Metallenen Garderobe aufgehängt hatte, zu sprechen "hier is das Wohnzimmer", er zeigte an eine Türe neben dem Eingang, " dahinten das Bad", eine Tür am Ende des Ganges "dort das Schlafzimmer", er deutete auf die Tür neben dem Bad - " gegenüber is die Küche". Schloss er und zog Nero hinter sich her in den zuletzt genannten Raum. Es war ein recht großes, gemütlich eingerichtetes Zimmer. Die Küche war etwas geräumiger als Neros. Links neben der Türe standen ein großer, hölzerner Tisch und ringsherum wiederum hölzerne Stühle mit dunkelroten Sitzkissen. Auf der anderen Seite des Raumes war eine riesige Kochnische, welche hauptsächlich aus Edelstahl bestand. Nero fiel auf, dass es ungewöhnlich sauber war. Das lag wahrscheinlich daran, dass Ares Koch war und es gewohnt war, dass eine Küche sauber war. Im Gegensatz zu Nero. Bei ihm lagen immer irgendwelche Geräte herum. Ob es jetzt schmutziges Geschirr, oder ein gebrauchter Kochlöffel war. Irgendetwas lag immer herum. Mit den Worten "Willst nen Kaffee" wurde er urplötzlich aus seinen Gedanken gerissen. "Kaffee... ja. Warum eigentlich nicht. Danke" antwortete er. Es dauerte nicht lange bis die Beiden kaffeeschlürfend am Küchentisch saßen und sich anschwiegen. "Nero? Bist schon noch hier, oder?" fragte Ares, und lugte ihn über seine Tasse hinweg an. "Was? Wie kommstda etz drauf? 'türlich bin ich noch da." Meinte Nero etwas verwirrt. "Mein ja nur, weil du zurzeit total oft vor dich hin starrst. Mit kommt's vor als wärst du jedes Mal irgendwo nur nicht da wo du eigentlich sein solltest. Verstehst du?" "Ja... ich weiß was du meinst." "Un vorher am Telefon... ich weiß nicht, du hast dich irgendwie geschockt angehört." "War ich ehrlich gesagt auch. Tut mir leid." "Du warst geschockt, weil ich dich angerufen habe? Krass." "Was? Nein! Warum sollte ich geschockt sein, wenn du mich anrufst??" Fragte Nero etwas gereizter als es nötig gewesen wäre. "Jetz beruhig dich doch mal. Tut mir ja leid, wenn ich mir sorgen um dich mache." Entgegnete Ares mit einem säuerlichen Unterton in der Stimme. Mit einem ruck stand Nero auf und stützte sich auf der Stuhllehne ab. "Scheiße verdammte. Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich ni will dass du dir sorgen machst. Oh man... tut mir leid. Wollt dich nicht so anfahren. Aber du weist, dass ich das einfach nicht mag... Bei mir is echt alles in Ordnung..." meinte Nero und sah Ares direkt in die Augen. Ares war mittlerweile auch aufgestanden. "Aber ich habe dir auch gesagt, dass ich das nicht kann. Un etz komm her." Sagte er und versuchte Nero anzulächeln, was kläglich scheiterte. Schlurfend ging er zu Ares hinüber und ließ seinen Kopf auf dessen Brust sinken. Ares drückte ihn an sich. "Tut mir leid", murmelte Nero mit erstickter Stimme. "Nero? Alles klar?" fragte Ares ihn. "Nee... nichts is klar... Alles voll scheiße." Nuschelte er. "Wieso scheiße?" "Is halt einfach so. Ich hatte schon wieder so nen beschissenen Traum." "In wie fern 'scheiße' hätte dich wieder fast jemand geköpft?" "Geköpft? Ich hatte es dir damals doch gar nicht gesagt, oder?" "Ich dachte es mir halt." "Achso." Nero kam das schon ziemlich komisch vor, aber er machte sich keine größeren Gedanken mehr darüber. "Willst es erzählen?" "Ja, von mir aus. Aber ich will mich irgendwo bequem hinsetzten können." "Des is kein Problem. Geh schon mal ins Wohnzimmer komme gleich nach." "'kay." Etwas bedröppelt ging er ins Wohnzimmer. Als er die Tür öffnete blieb ihm die Luft weg. Es war so, als würde er in ein riesengroßes Waffenlager gehen, welches nur aus Schwertern zu bestehen schien. Und es war wirklich so. Über dem Fenster hingen zwei gekreuzt wie auch über der Couch, welche rechts an der Wand stand. Gegenüber war ein schwarz gestrichenes Regal. Darin waren auf Holzständern zwei Samurai Schwerter aufgebahrt. Doch zwei dieser Waffen vielen ihm sofort ins Auge und fesselten seinen Blick. -.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.- Ciaoi, das wars mit diesem Kapi, die nächsten folgen... gott, das sind sooo viele. Liest die eigentlich jemand?? Das gestresste Werwörmel Cori Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)