Destiny von Siatha (1. Platz des Frühlingswettbewerbs 2004) ================================================================================ Interlude - Proclamation | Act 2 - Part 1: Living in war -------------------------------------------------------- Zwischenwort: So, nachdem der erste Akt nun vorbei ist, möchte ich kurz die Gelegenheit nutzen mich für all die vielen lieben Kommentare zu bedanken ^___^ *alle Kommischreiber knuffelt* Ich hoffe stark, dass ihr weiterlest, auch wenn - wie man sich ja schon denken kann - die Story jetzt andere Formen annehmen wird. Eigentlich wollte ich mich erst am Ende wieder melden, aber dann ist mir eingefallen, dass es verwirren könnte, wenn die Story jetzt plötzlich wo ganz anders einsetzt. Bedingung beim Wettbewerb war, dass die Story aus zwei Teilen besteht, die einen Zeitunterschied von mindestens 5 Jahren haben müssen. Also wundert euch nicht, dass es jetzt ein paar Jahre in der Zukunft weitergeht^^ Gut, das war's schon wieder^^ Noch einmal vielen Dank für euer Feedback^^ *sich darüber immer wieder freut* Und nun geht's weiter!^^ PS: Ganz kurz noch^^', Setho ist aus 'Hellsing' entliehen, hat also nichts zu tun mit Seto aus 'Yu Gi Oh' oder dem ägyptischen Gott Seth. Ich habe nur eine alte Legende gebraucht und da gerade die letzte Folge Hellsing noch mal lief, als ich die Szene geschrieben habe, hab' ich mir Setho ausgeliehen. Ich hoffe, man verzeiht^^' (obwohl nur der Name geliehen ist, seine Geschichte stammt von mir!) Jetzt aber wirklich: Viel Spaß beim Weiterlesen^^ ~ ~ ~ Interlude - Proclamation Preiset ihn, den Großen Lord! Ihr alle, die ihr Ihm immer treu gedient habt! Liebet Ihn, den Großen Lord, der euch das Heil schenken wird! Und ihr, fürchtet Ihn! Ihr, die ihr euch Ihm verwehrt habt! Fürchtet Ihn! Denn Er wird kommen euch zu richten und eure letzte Hoffnung zu zerstören. Höret: Wenn sich der sechste Monat des Jahres seinem Ende nähert, wird sich der letzte Kampf um das Schicksal dieser Welt entscheiden! Act Two - Hope Part 1 - Living in war Das Herz kriegt Narben, und die Seele Flecken, bis wir am Schluss unter Schmerzen verrecken. Was für ein grausames Leben! Was für eine seltsame Welt! Wozu wird uns Hoffnung gegeben, wenn man doch in ein Meer voller Dunkelheit fällt? (Mozart - Was für ein grausames Leben) Gierig reckten sich die grünen Grashalme nach oben, streckten sich mit all ihrer Kraft der Sonne entgegen, auf dass sie so viel von ihrem wertvollen Licht ergattern konnten wie möglich. Der Wind half ihnen beim Aufstehen, fuhr unter sie und hob sie hoch, weiter ihrem Ziel entgegen. Freudig ließen sie sich wiegen, hin und her, immer wieder aufs Neue. Es war so schön wieder stehen zu können, nicht gebeugt zu sein unter weißer Last, die zwar schützte doch gleichzeitig so kalt war. Die Tiere krochen langsam aus ihren Behausungen, streckten sich ebenfalls der Sonne entgegen, die sie seit Wochen nicht mehr gesehen hatten hinter den grauen Wolken, die sie so lange bekämpft hatten. Doch sie waren schwächer geworden, so wie immer, und hatten schließlich aufgeben müssen. Gerade an dem Tag, an dem die Zeit der Sonne von Neuem eingeleitet wurde. Hoch oben auf dem Berg über dem Schloss blies der Wind immer noch kalt. So war es jedes Jahr und so würde es jedes Jahr sein. Eines, das sich durch nichts ändern würde, egal was passierte. Hier oben war er frei, ungebunden von allem, konnte seine Kraft entfalten. Nichts stellte sich ihm entgegen außer dem hohen Nordturm des Schlosses. Doch in all den Jahren, in denen er gegen diesen Turm geweht hatte, hatte auch er seine Spuren an ihm hinterlassen. Die Steine waren schon lange nicht mehr so, wie sie es bei Erbauung des Schlosses gewesen waren. Sie waren rundlicher, abgenutzter. Selbst Hogwarts war nicht unvergänglich... auch wenn es die Hoffnung so vieler Menschen war. Wieder blies der Wind um den Turm, durch die Zinnen hindurch, wo sich sonst nie ein Hindernis auftat. Doch an diesem Tag war es nicht so einfach durch eine der Zinnen zu kommen, an diesem Tag war dort etwas, das lange nicht mehr dort gestanden hatte. Er erinnerte sich nicht, denn wenn man seit Anbeginn der Zeit lebte, dann vergas man sobald man sah, konnte man sich doch nicht alles behalten. Und doch kam dem Wind diese Gestalt seltsam vertraut vor, fast so, als ob er sie vor Jahren schon einmal dort oben, auf genau jenem Platz, in genau jener Pose gesehen hatte. Der schwarze Umhang des jungen Mannes wurde mit einem Windstoß um seinen Körper geblasen. Die luftigen Finger zerrten daran, doch nur für Sekunden, bevor sie den Stoff wieder losließen und ihren Weg fortsetzten. Mit einem leisen Knistern fiel der Umhang wieder zurück. Es war Mittag, doch keine Glocke läutete. Schon seit Jahren war sie nicht mehr in Betrieb. Hogwarts, magische Schule für Zauberei und Magie war Vergangenheit, wie so vieles andere auch in diesen Zeiten. Hogwarts, Hauptquartier für den Orden des Phönix war Realität. Eine bittere, traurige Realität. Grüne Augen wanderten langsam vom Horizont hinab auf den Boden. Ein einziger Schritt... "Whow! Ne! Das mach ich nicht noch einmal mit, das sag ich dir gleich!!" Überrascht wandte Harry den Kopf und blinzelte in das wütende Gesicht des anderen. Ein Paar grauer Augen funkelte ihn trotzig an und der lange Zeigefinger der rechten Hand war auf ihn gerichtet. "Hab' ich einen Grund zu springen?", fragte er erwartend zurück. "Woher soll ich das wissen?! Was weiß ich, was in deinem komischen Kopf vorgeht, überhaupt könntest du dir mal wieder die Haare schneiden lassen..." Harry blinzelte. Was bitte hatte das alles für einen Zusammenhang? Er seufzte. Was fragte er bei Draco Malfoy nach einem Zusammenhang? Dieser Mann konnte in einem Moment ernst über ein Thema reden und in der nächsten vor Freude quietschen wegen einem Stück Schokolade. Dann befühlte Harry seine Haare. So lang waren sie doch gar nicht und außerdem- "Deine sind doch viel länger..." "Meine sind dafür aber auch ordentlich gepflegt nach hinten gekämmt und hängen nicht kreuz und quer in der Gegend rum..." Wieder ein Seufzen. "Mir egal..." "Schön, mir aber nicht, jetzt komm darunter!" Mit einem belustigten Grinsen streckte Harry den Arm aus und fühlte im nächsten Augenblick, wie der andere ihm von den Zinnen herunter half. Dann blieben sie wie angewurzelt stehen. Kurz blinzelten sie beide, während sie sich ansahen. "Hatten wir das nicht vor sieben Jahren schon mal?", fragte Draco zweifelnd. "Jupp, vor genau sieben Jahren, ebenfalls am Frühlingsanfang." "... glaubst du, das hat was zu bedeuten?!" Harry zog eine Augenbraue hoch. "Seit wann glaubst du denn an so was?" Es schien, als sei diese Tatsache dem anderen erst jetzt wieder eingefallen. "Ach ja, stimmt ja, ich bin ja gar nicht abergläubig." Der Schwarzhaarige seufzte und folgte dann seinem lachenden Freund hinunter ins Schloss. ~ ~ ~ Sieben Jahre waren nun vergangen seit Harry und Draco Freundschaft geschlossen hatten. Sieben Jahre seit sie sich das Zimmer unten in den Gewölben von Slytherin teilten. Sieben Jahre seit dem schicksalhaften Frühling, der für sie beide Wendungen gebracht hatte, die sich niemals hätten träumen lassen. Sie waren wie Brüder seit der Zeit, hatten soviel miteinander erlebt und gelitten. Sie kannten manchmal den anderen besser als sich selbst, wussten was er dachte, was er fühlte. Es war seltsam so jemanden zu haben, so etwas wie eine Seelenverwandtschaft. Aber es tat gut, vor allem in den Zeiten, in denen sie lebten. Sieben Jahre waren es auch, in der London nichts weiter als ein Trümmerfeld war. Sieben Jahre seit so viele unschuldige Menschen während so kurzer Zeit hatten sterben müssen. Sieben Jahre seit Voldemort nicht nur das Land, sondern den ganzen Kontinent mit eiserner Hand beherrschte. Selbst für den Orden war es damals überraschend gewesen. Snape hatte zwar gewusst, dass irgendetwas anstand, aber er hatte nicht herausfinden können was. Der Dunkle Lord hatte nur diejenigen eingeweiht, die unmittelbar beteiligt gewesen waren. Und auch nur jene wussten, wie die gewaltige Explosion zustande gekommen war, die die einstmals blühende Großmetropole innerhalb weniger Sekunden zu einem Ort des Todes gemacht hatte. Die Zahl der Opfer war nie ganz geklärt worden, zehn Millionen... vielleicht sogar elf... Es war nicht nur der innere Kern Londons gewesen, auch seine Peripherie, all die vielen Vororte. Andere Großstädte folgten in den folgenden Tagen, wurden von lebhaften Städten zu toten Schuttwüsten, in der nicht einmal mehr eine Pflanze überleben konnte. In den restlichen Ländern Europa passierte dasselbe. Selbst wenn die Zauberministerien gewarnt waren, so konnten sie doch nichts tun, denn Voldemort agierte nicht nur von außen, sondern auch von innen. Wochen und Monate vergingen und immer mehr Länder wurden besetzt. Japan, China, Russland. Selbst die USA stand mittlerweile unter der Kontrolle des Dunklen Lords und noch immer setzte er seine Eroberungen fort. Nicht mehr so schnell wie zuvor, da er nun in die weniger entwickelten Länder vordringen musste. Afrika, das Amazonasgebiet, Indonesien. Dort gab es wenig Muggelwirtschaft, doch noch viel Naturmagie. Naturmagie war anders als jene, die einst in Hogwarts gelehrt wurde. Sie befasste sich mit den Elementen, rief diese um Hilfe an. Man brauchte nicht unbedingt einen Zauberstab, aber einen starken Willen und einen mächtigen Geist. Voldemort besaß dies und so lernte er nach und nach alles, was er brauchte. Die Weltherrschaft lag nicht mehr so weit entfernt, wie es vor einigen Jahren der Fall gewesen war. Natürlich gab es noch Widerstände, nicht nur in Großbritannien. Aber sie waren klein, schwach und konnten nicht bestehen zwischen der riesigen Armee, die unter Voldemorts Kontrolle stand. Er hatte so viele Anhänger, nicht nur Menschen, auch magische Geschöpfe, Vampire, Werwölfe, Kreaturen, die man in der zivilisierten Welt noch nie gesehen hatte. Hoffnung war der Schlüsselbegriff in Percys Ansprache gewesen, damals nach dem verheerenden Anschlag. Doch nun, nach bald sieben Jahren, da sah sie so gut wie niemand mehr. Sie war zu einer schwachen Erinnerung geworden angesichts der unaufhaltsamen Zerstörungswut und keiner war in der Lage sie wieder in die Gedächtnisse der Menschen zu rufen. Nicht einmal der Junge, der seiner Zeit Voldemort einmal gestürzt hatte. Harry wäre den Menschen gern ein Hoffnungsschimmer gewesen, hätte ihnen gerne mit Zuversicht und Ehrlichkeit sagen können, dass sie sich keine Sorgen machen müssten und er den Dunklen Lord eines Tages besiegen würde. Doch das konnte er nicht, denn er wusste nicht, ob er dazu in der Lage war. Natürlich hatte er nicht aufgegeben, hatte nicht resigniert, sondern jeden Tag trainiert um stärker zu werden. Doch auch Voldemort saß nicht untätig herum und immer wenn Harry glaubte einen Schritt weitergekommen zu sein, vollzog der Lord einen weiteren seiner Anschläge und Harry spürte, dass es noch lange nicht genug war. Hogwarts war der einzige Ort in Großbritannien, der noch nicht unter Voldemorts Kontrolle stand. Er hatte es versucht, natürlich, unzählige Male hatte er die Mauern durchbrechen wollen, doch es war ihm nie gelungen. Die alten Sprüche und Bannungen waren stark, konnten nicht einfach gebrochen werden, bedurften einer weit größeren, mächtigeren Magie, als die, welche der Lord in den ersten Jahren seiner Diktatur hatte. Aber er hatte gelernt und geübt und nach fünf Jahren war er fähig gewesen selbst die alte Magie der Gründer zu durchdringen. Siegessicher war er damals aufmarschiert mit seinem sämtlichen Heer, das im Land gewesen war. Umringt war das alte Schloss gewesen von Menschen, Vampiren, Riesen, Werwölfen, Drachen und noch ganz anderen Kreaturen. Doch er hatte nicht mit der Macht des alten Zauberers gerechnet, den er sein Leben lang gehasst und gleichzeitig gefürchtet hatte. Und so kam es, dass Albus Dumbledore sich in Anberufung all seiner Kraft für das Schloss und deren Bewohner opferte, einen Bann darüber legte, den selbst der mächtige Lord Voldemort bis heute nicht brechen konnte. Von diesem Tag an lag das Schicksal der Welt in Harrys Händen, denn von nun an hatte er niemanden mehr, der ihn führen konnte. Mit 21 Jahren war Harry Potter der Anführer des Weltwiderstandes geworden. ~ ~ ~ Ihre Schritte hallten dumpf auf den alten Steinen des Schloss, während die beiden jungen Männer nach unten gingen. Sie schritten durch lange, verlassene Korridore, Gänge, in denen einst das Lachen von Schülern und das Geschrei von Lehrern geklungen hatte. Nach dem Anschlag auf London hatte Dumbledore die Schüler gehen lassen. Nach Hause zu ihren Familien - jedenfalls jene, die noch welche hatten. Auch wenn er wusste, dass er manche von ihnen so in den sicheren Tod schicken würde, er konnte es nicht verhindern. Nicht viele waren dageblieben, ein paar dazu gekommen, doch viel zu wenige um das große Schloss zum Leben zu erwecken. Hermine hatte ihre Eltern geholt, Dean und Seamus waren gegangen. Keiner wusste, was mit ihnen passiert war. Neville hatte seine Großmutter angefleht zu kommen, doch sie wollte sich nicht von einem Haufen feiger Maskenträger, wie sie sie nannte, aus ihrem Haus vertreiben lassen. Also war auch er gegangen und ein paar Tage später waren sie vom ersten Exekutionscorps getötet worden. Bellatrix und Rodolphus Lestrange hatten das beendet, was sie Jahre zuvor begonnen hatten. Hagrid und Grawp waren ebenfalls verschwunden, keiner wusste wohin. Wahrscheinlich waren sie auch tot. Von den Lehrern waren nur noch Professor McGonagall, Professor Trelawny und Firenze anwesend. Was aus den anderen geworden war, wusste niemand so genau. Remus war gleich nach der Explosion gekommen, glücklicherweise hatte er sich nicht im Hauptquartier des Ordens aufgehalten, so wie Moody, Mundungus, Arabella Figg und Kingsley Shaklebot. Tonks und ihre Familie waren ebenfalls getötet worden. Lucius Malfoy hatte das Erbe seiner Frau reingewaschen. Die Weasleys waren noch vollständig... fast. Percy hatte nach dem Tod Fudges die Nerven behalten und die Regierungstruppen versammelt, an einem anderen geheimen Ort, von dem sie agierten. Er hatte Dumbledore eine Zusammenarbeit angeboten, jedoch wollte er seinen Standort nicht preisgeben. Es war zu gefährlich hatte er gemeint und der alte Mann stimmte ihm zu. Drei Jahre glückte es, drei Jahre baute Percy im Geheimen eine Armee auf, mit deren Hilfe der Orden Voldemort stürzen sollte. Doch wie so oft schlich sich auch dort ein Verräter ein und kurz vor der Jahrtausendwende, wurde das geheime Hauptquartier der Regierungsarmee gestürmt und vernichtet. Percy wurde öffentlich hingerichtet und Voldemort veröffentlichte ein Foto seines abgetrennten Kopfes mit Flugblättern über ganz England. Molly Weasley war seit diesem Tag nie mehr dieselbe gewesen. Harry wusste noch, wie diese Frau einmal fröhlich gelacht hatte. Wie sie ihre Kinder mit strenger, aber liebevoller Hand erzogen hatte. Heute war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Seit Jahren hatte sie nicht mehr gesprochen, aß kaum noch etwas und saß immer nur am Fenster und sah hinaus. Niemand konnte sie aufmuntern, nicht nur, weil sie es nicht wollte, sondern auch, weil niemand mehr die Kraft dafür hatte. Auch der Rest der Familie hatte sich verändert. Fred und George waren ernst geworden, scherzten kaum noch und wenn, dann nur halbherzig, ohne Freude daran. Arthur Weasley hatte nach dem grausamen Tod seines Sohnes einen Alleingang durchgezogen. Blind vor Hass und Trauer war er in die Reihen des Feindes gestürmt, ohne dass jemand ihn hatte aufhalten können. Sie hatten ihn bereits für tot gehalten, als er eines Tages - Monate später - auf ihrer Schwelle lag, mehr tot als lebendig, stark gealtert und geistig vollkommen zerrüttet. Er erinnerte sich nicht einmal mehr an die Namen seiner Kinder. Nur Percy kannte er noch und flüsterte immer und immer wieder seinen Namen. Bill versuchte in der Folgezeit für alles zu sorgen, sich um jeden einzelnen zu kümmern, während er sich selbst vernachlässigte und somit immer mehr in Depressionen versank. Seine einstigen strahlenden Augen blickten nur noch stumpf, er konnte weder lachen noch weinen und sagte fast nie etwas. Er hatte alle Hoffnung verloren und sehnte sich nach dem Tod. Sie flößten ihm Beruhigungsmittel ein, damit er sich nichts antat. Charlie, Ginny und Ron waren die einzigen, die einigermaßen normal geblieben waren. Natürlich rüttete das Leid, das über ihre Familie gekommen war, auch an ihnen, doch sie konnten noch lachen. Auch wenn es selten war, sie hatten es noch nicht verlernt. Hermines Eltern kümmerten sich um die Schwiegereltern ihrer Tochter, da sie im Kampf gegen den Dunklen Magier nicht mithelfen konnten. Hermine selbst vergrub sich in Büchern, suchte nach Zaubern, Beschwörungen und Tränken, die Harry irgendwie zum Sieg führen konnten. Lange Zeit hatte auch sie nicht gelacht, doch seit ein paar Monaten hatte sie es langsam wieder gelernt. Seit dem Tag, an dem das neue Leben in ihr reifte. ~ ~ ~ Harry und Draco steuerten auf das Lehrerzimmer zu, wo die Versammlungen immer stattfanden. Dumbledores Büro wollte er nicht benutzen, er wollte es in Ehren halten. "Was hast du da oben eigentlich gemacht?", fragte der Blonde plötzlich. Er war noch ein Stückchen größer geworden, immer noch nicht dicker, dafür aber ein wenig kräftiger. Wenn man genau hinsah konnte man die breiten Schultern unter den Roben erkennen. Sein Haar war länger geworden, reichte nun bis kurz unter die Schultern. Aber das war auch alles, was sich an ihm geändert hatte. "Nachgedacht...", antwortete Harry. Er hatte sich äußerlich nur wenig verändert. Ein bisschen längere Haare, ein paar Zentimeter mehr an Größe - trotzdem war er immer noch einen ganzen Kopf kleiner als Draco - sein Körper war noch schmal, manchmal konnte man ihn mit seinen immerhin 23 Jahren noch für 15 halten. Aber innerlich war er gewachsen, im Geist älter als all die Erwachsenen. Er hatte eine Armee zu führen, einen Widerstand zu organisieren... eine Welt zu retten, wie ihm Morgen für Morgen bitter klar wurde, wenn er aus dem Fenster auf die trügerisch friedliche Landschaft sah. Er war reif geworden, wusste wie man kämpfte, wie man sich duellierte. Er konnte planen, taktieren, Dinge einschätzen und Entscheidungen treffen. Doch trotz allem hatte er sich einen Teil der kindlichen Unbeschwerde erhalten, die er damals vor sieben Jahren durch Draco gewonnen hatte. Denn er hatte gelernt, dass es nichts brachte sich in sich zurückzuziehen, immer nur das Schlechte zu sehen. Was war ein Leben ohne Spaß, ohne Freude? Nichts, genau. Und deshalb bewahrte er sein Lachen und er war froh darüber, dass Draco ihm dabei half. "Ich frage jetzt nicht über was, weil ich dann sowieso wieder diese aussagekräftige Antwort erhalte: Weiß nicht..." "Musst du mich immer verarschen?" "Jupp." Harry lachte kopfschüttelnd und betrat dann das ehemalige Lehrerzimmer, dicht gefolgt von Draco. ~ ~ ~ Hermine Granger. Luna Lovegood. Ginny, Ron, Charlie, Fred und George Weasley. Minerva McGonagall. Remus Lupin. Draco Malfoy. Severus Snape. Sein Innerer Kreis. Harry setzte sich an das Kopfende des langen Tisches und lächelte ihnen zu. Nur Luna und Remus erwiderten es schwach. Draco stürzte sich auf Severus, der sich mit schreckensbleichem Gesicht vor einer Umarmung zu retten versuchte, was ihm aber nicht gelang. Seit der Machtübernahme war er nur noch selten in Hogwarts, die meiste Zeit verbrachte er irgendwo im Norden Schottlands um irgendwelche Tränke zu brauen. Er wusste selbst nicht, wofür diese gut sein sollten, bekam nur Rezepte und Zutaten vorgelegt, die er dann verarbeiten musste. Hin und wieder erfuhr er etwas auf den Versammlungen, aber nie genug, damit sie einen entscheidenden Schlag der dunklen Armee verhindern konnten. Wenn ihm die Tränke gefährlich vorkamen, versuchte er sie zu manipulieren, ein paar kannte er auch anhand des Rezeptes und schwächte ihre Wirkung ab. Aber er konnte das nicht oft tun, nur manchmal, ansonsten wäre es zu auffällig, das wussten sie alle. Es war sowieso ein Wunder, dass er nicht schon aufgeflogen war. Aber er war nicht oft beim Lord, vielleicht lag es daran. Dieser hatte seine Burg auf den Trümmern Londons erbauen lassen. Ein riesiges Schloss aus dem man Tag und Nacht die verzweifelten Schreie Gefangener hören konnte. Es war Regierungssitz und Gefängnis zugleich. Vor dem Schloss war ein riesiger Platz aufgebaut worden. Er diente für die öffentlichen Hinrichtungen, die in regelmäßigen Abständen abgehalten wurden um das Volk einzuschüchtern. Ja, es gab noch ein Volk. Zauberer sowie Muggel, alle gleichermaßen unterdrückt durch die Grausamkeit der Death Eater. Doch während sie Zauberer zur Bestrafung nur mit dem Cruciatusfluch belegten, wurden Muggel beim geringsten Regelverstoß getötet. Sie waren ersetzbar, der Lord hatte ganze Gefangenenlager von ihnen. Muggel kümmerten sich um das Essen, bestellten das Land, verarbeiteten die Ernte. Das Zauberervolk verrichtete die kleinen Dinge, Arbeiten, mit denen sich die Death Eater nicht die Hände schmutzig machen wollten. Diese hatten die Zügel in der Hand und sie scheuten sich nicht davor dies auch zu zeigen. Harry wusste nicht, ob die Muggel jemals wirklich verstanden hatte, was geschehen war. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Im Endeffekt machte es keinen Unterschied, sie konnten sowieso nichts dagegen tun. Mit einem Knurren stieß Severus Draco von sich und setzte sich wieder auf seinen Platz. Der Blonde setzte sich grinsend neben ihn und rechts von Harry. Dieser eröffnete die Versammlung schließlich: "Also, irgendwelche Neuigkeiten? Hermine?" Sie schüttelte traurig den Kopf. Sie hatte so viele Bücher durchgewälzt, aber in keinem etwas Brauchbares gefunden. Dann sah er Remus und die Weasleys der Reihe nach an, die dafür verantwortlich waren nach neuen Verbündeten zu suchen, aber auch diese hatten keine erfreulichen Neuigkeiten. "Minerva?" "Neuseeland hat geschrieben, dass sie eine große Armee besitzen, allerdings wollen sie uns nicht helfen, sondern von uns Hilfe um ihr Land zu befreien..." Die alte Professorin war für den Austausch mit anderen Ländern, Widerständen verantwortlich. Doch bisher war die Forderung immer nur diegleiche gewesen. "Das geht nicht. Geben Sie Ihnen dieselbe Antwort wie immer." Sie nickte leicht. "Die Verletzten?" Harrys Blick wanderte zu Luna. Sie hatte Poppys Rolle übernommen und kümmerte sich um jene, die in Kämpfen mit den Death Eatern verwundet wurden. "Die meisten scheinen wieder gesund zu werden. Ein, zwei kritische Fälle. Aber ich bin zuversichtlich, sie könnten es schaffen." "Gut, wenigstens eine einigermaßen gute Nachricht heute..." Er seufzte, wandte sich zum Schluss dann Severus zu. "Was gibt's neues im Hause Voldemort?" "Ich glaube, er kommt in die Midlifecrisis..." Stille. Normalerweise hörten sie etwas von komischen Tränken, von neuen Eroberungsaktivitäten, Hinrichtungen, manchmal auch nichts, aber... das war wohl das letzte, was sie alle erwarteten. "Bitte?", hakte Harry nach. Der Mann zuckte mit den Schultern. "Ich sollte einen Haarwachstumstrank brauen auf ausdrücklichen Befehl des Lords..." Wieder Stille. Die meisten verblieben geschockt, Harry grinste leicht - und Draco brach in einen Lachanfall aus. "Kann man damit noch etwas anderes machen, als seine Glatze zu retuschieren?" Severus schwieg und meinte dann in diesem trockenen Ton, der typisch für ihn war. "Man kann damit nicht nur Kopfhaare wachsen lassen..." Draco erstickte bald vor Lachen. ~ ~ ~ Mit einem Räuspern brachte der Blonde sich nach einiger Zeit wieder unter Kontrolle, konnte das Grinsen aber nicht aus seinem Gesicht wischen. Harry seufzte mit einem belustigten Gesicht. "Okay, sonst noch was?" "Morgen wird wieder jemand hingerichtet, Susan Bones falls Lucius mir das richtig erklärt hat." Harry schüttelte traurig den Kopf. Sie war nicht wichtig, er konnte sie nicht retten. "Lucius war bei dir?" "Ja, er hat den Trank geholt. Außerdem scheint in nächster Zeit ein weiterer Übergriff geplant zu sein. Irgendwo in Südamerika, aber nicht mal Lucius selbst schien zu wissen wo... Ach, und irgendwas ist bei Stonehenge im Gange." Der junge Anführer sah überrascht auf, genauso wie der Rest der Versammlung. "Was meinst du damit?" "Ich hab' nicht viel erfahren können. Lucius meinte nur, dass er schon wieder dahin müsste und irgendwelche Steine ausgraben." "Steine ausgraben?" Severus schwieg und sah Hermine an, die schien davon aber auch noch nichts gehört zu haben. Ein wenig verwundert zog der ehemalige Tränkeprofessor die Augenbrauen hoch. Dann schüttelte er schwach den Kopf und begann zu erklären: "Der Legende nach befindet sich irgendwo in oder um Stonehenge eine Steinformation, auf der eine alte Beschwörungsformel für den Schlangengott Setho eingraviert sein soll. Setho soll die Macht gehabt haben sich durch alle Beschwörungen und Bannkreise hindurch zu bewegen, da in ihm die alte Magie der Erde schlummert. Ich nehme an, er will ihn erwecken um einerseits Hogwarts zu erobern und dann seinen Eroberungszug in Afrika fortsetzen." "Schlangengott Setho?" "Eine alte Legende, die nur in alten reinblütigen Zaubererfamilien bekannt ist. Vor Jahrtausenden wütete er in England, zerstörte alles was ihm in die Quere kam und fraß alle Menschen, die er fand. Die alten Druiden haben in mit dem einzigen Bannspruch versiegelt, der ihn schwächen konnte, und bauten auf sein Gefängnis die Steine Stonehenges, die somit als Bannkreis dienen. Aber einer der Druiden tanzte aus der Reihe und meißelte den Spruch, mit dem man das Siegel lösen konnte, in verschiedene Steine, die er in der Gegend versteckte." Harry sah ihn ein wenig entsetzt an. Wenn es so einen Schlangengott wirklich gab, dann... "Allerdings bin ich der Meinung, dass das alles nur ein Märchen ist. Aber der Lord schöpft nun mal jede Möglichkeit aus..." Harry seufzte und rieb sich über das Nasenbein. "Ich werde überlegen, was wir tun. Ich gebe euch Bescheid." Damit war die Versammlung zu Ende und bis auf Severus, Draco, Remus und Harry verließen alle den Saal. Eine Weile herrschte Schweigen, fast so, als ob sie sicher gehen wollten, dass niemand mehr lauschte. Dann erhob Harry seine Stimme wieder: "Was glaubst du wirklich?" "Dass der Lord entweder senil wird oder wirklich in die Midlifecrisis kommt... Die Legende ist irgendein Ammenmärchen um Kinder ruhig zu stellen und ihnen Angst zu machen, mehr nicht. Setho gab es nie und wird es nie geben." Severus' Stimme war abschätzig gewesen. Er hielt nicht viel von diesen alten Märchen, genauso wenig wie Draco. Harry jedoch sah zweifelnd aus: "Ich habe gelernt, dass in jeder Legende ein Körnchen Wahrheit steckt..." "In euren komisch verdrehten Muggelmärchen vielleicht, aber das ist eine Legende, die nur in Zaubererkreisen erzählt wird. Und wie du siehst, kennt sie nicht einmal dort jeder. Es ist eine Farce, nicht mehr und nicht weniger." "Aber Voldemort glaubt daran..." "Der Lord glaubt auch daran, dass ich ihm treu ergeben bin... Es ist nichts Bedrohliches, glaub' mir..." Harry nickte schließlich. "Okay, aber wir sollten trotzdem einmal nachschauen... weißt du, ob der Ort sehr bewacht ist?" Severus überlegte kurz. "Nein, aber ich nehme an, dass man nicht allzu viele Probleme haben wird dort hinzukommen. Ein paar Death Eater zur Aufsicht und wenn, dann auch nur irgendwelche Idioten. Lucius meinte, er müsse nur einmal pro Tag hin um nachzuschauen, ob schon was gefunden wurde... Soweit ich das mitbekommen habe, graben Muggel aus. Die magischen Kräfte, die dort wirken, erlauben keinen Zaubereieinsatz..." "Gut, ich werde sehen, wen ich schicke." Damit wandten sie sich anderen Themen zu. "Wie lange bleibst du noch?" "Nicht lange, ich habe gesagt, dass ich ein paar seltene Zutaten zusammensuchen muss, aber das dauert auch nicht Jahre und wenn ich vor Einbruch der Dunkelheit nicht zurück bin, fällt es auf." Draco sah beleidigt aus. Auch wenn er es natürlich verstehen konnte, er hätte gerne mal wieder etwas mehr Zeit mit seinem Paten verbracht. "Soll ich noch ein paar Heilungstränke brauen?", fragte Severus. Als Harry bejahte erhoben sich die vier Männer und verließen nun auch das Lehrerzimmer. ~ ~ ~ Auf dem Weg nach unten kamen sie an einigen der Kämpfern vorbei. Sie grüßten Harry ehrfurchtsvoll, der dies jedoch mit einem Lächeln erwiderte. Es wäre ihm lieber gewesen, man hätte alles auf freundschaftlicher Basis organisieren können, aber Kämpfer brauchten Autorität, das hatte er mittlerweile gelernt. Trotzdem hieß Autorität nicht, dass man unfreundlich sein musste. Die Kämpfer waren aus ganz Großbritannien zusammengewürfelt. Es waren teilweise jene, die Dumbledore vor der Machtübernahme hatte rekrutieren können. Andere waren von zuhause geflohen, hatten in Hogwarts Zuflucht gefunden und sich dann der Widerstandsarmee angeschlossen. Es gab so viele verschiedene Geschichten, so viele verschiedene Schicksale, aber sie alle hatten den gleichen Ursprung ihres Leids: Voldemort. Harry war darüber hinaus, bei dem Gedanken an den Dunklen Lord in unbändigen Zorn zu verfallen. Anfangs hatte er es getan, hatte geschrieen, gebrüllt und geweint, angesichts der Tatsache, dass er nichts tun konnte für den Rest der Menschheit. Aber Draco und Severus hatten ihn zur Vernunft gebracht, ihn so lange geschüttelt, angeschrieen und mit irgendwelchen ekligen Flüssigkeiten beschmissen, bis er zur Ruhe gekommen war und ihnen zugehört hatte. Harry konnte sich noch daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, wie sie in Severus' Kerker standen, alle drei von oben bis unten mit Unkenschleim besudelt, er auf dem Boden, Draco auf dem Tisch sitzend und der Tränkemeister stehend. Harry war vollkommen verwirrt gewesen, hatte nicht begriffen was das sollte. Die anderen beiden hatten jedoch nur etwas von Beruhigungstechnik' gemeint und ihn dann solange bearbeitet, bis er eingestehen musste, dass es ihm nichts brachte sich sinnlos aufzuregen. Es stimmte ja. Er war noch nicht stark genug gewesen gegen Voldemort, er hätte nichts ausrichten können und sich nur selbst in den Tod geschickt. Aber das war nicht alles gewesen, was er an diesem Tag gelernt hatte. Nein, er hatte auch erfahren, dass Slytherins recht seltsame Ausdrucksweisen von Gefühlen und Meinungen hatte. Jedenfalls konnte er zur Strafe den ganzen Kerker auswischen... Trotzdem war er an diesem Tag dem einstmals so verhassten Tränkeprofessor näher gekommen und mit der Zeit hatte sich zwischen ihnen eine immer stärkere Verbindung hergestellt. Harry sah ihn mittlerweile neben Remus als einen weiteren Vater an, Draco war sein Bruder. Diese drei waren die wichtigsten Personen in seinem Leben gewesen, diese drei waren seine kleine Familie. Und er würde alles daran setzen, dass er nicht einen von ihnen verlieren würde. ~ ~ ~ Im Kerker angekommen suchten Severus und Draco gleich alle nötigen Zutaten zusammen und begannen mit der Zubereitung der Tränke. Während der Abwesenheit des Tränkemeisters, übernahm der Blonde das Brauen. Immerhin war er praktisch bei Severus aufgewachsen und hatte viele der Handkniffe gelernt, mit denen man schneller brauen konnte. Harry war froh darum, ansonsten hatten sie nämlich nicht wirklich jemanden, der diese Aufgabe übernehmen konnte. Der Schwarzhaarige setzte sich mit Remus auf einen der Tische. Anfangs hatten sie noch bei den Tränken geholfen... sie wollten es jedenfalls. Aber da weder Harry noch der Werwolf je sonderlich erfolgreich in Zaubertränke gewesen waren, hatten sie sich irgendwann nur noch dazu gesetzt. Nicht zuletzt dadurch, dass Severus sie einmal ziemlich angeschnauzt hatte. "Sag mal...", fing Draco dann an, während er irgendwelche Kräuter klein schnitt. "Wo wohnst du da oben eigentlich?" Severus sah nicht von dem Kessel auf. "Im Gebirge, das weißt du doch." "Ja, schon, aber wo? In 'nem Haus oder in 'ner Höhle?" "Höhle." Der Blonde tauschte Blicke mit den anderen beiden. "Du machst auf Höhlenmensch?!", fragte er schließlich zweifelnd. Ein wenig genervt sah der Tränkemeister auf. "Nein, es ist nur von außen eine Höhle. Innendrin ist es wie ein normales Haus. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, Küche... naja, und ein Riesenraum zum Brauen. Nicht so ein kleiner, verseuchter Kerker wie hier..." Er sah sich missbilligend um, bevor er sich wieder seinem Kessel zuwandte. Draco meinte mit einem Grinsen zu Harry: "Pass auf! Du verschaffst ihm besser einen größeren Kerker, sonst läuft er wieder über..." Harry und Remus kicherten, Severus betrachtete sein Patenkind nur mit einem warnenden Blick. Dann wurde sein Blick jedoch nachdenklich. "Hm... wenn ich es mir recht überlege... ich kriege da alles, was ich will... sogar Nunduniere..." Die drei anderen sahen ihn kurz blinzelnd an, bevor der Blonde trocken meinte: "Das hat dich gefreut, oder?" "Ja... Das war mit Abstand das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe..." Stille. Wieder Draco, der sie brach und empört meinte: "Und ich dachte, du hast dich über das Drachenherz gefreut, das ich dir mal mitgebracht hab!!" Severus warf ihm wieder einen vorwurfsvollen Blick zu. "Das hab' ich nur gesagt, weil du sonst wieder beleidigt gewesen wärst und ich hatte keine Lust mich mit einem flennenden Balg rumzuschlagen..." Der junge Mann wollte etwas erwidern, war aber zu empört um etwas zu sagen. Auf die Blicke der beiden anderen Männer konnte er jedoch sagen: "Da war ich noch klein... da darf man weinen..." Aber er hätte Severus besser kennen sollen: "Du warst damals zehn und kurze Zeit später vollkommen aufgelöst, weil ich einen toten Niffler in meiner Brauerei rumliegen hatte..." Remus und Harry brachen in Lachanfälle aus, Draco sah beleidigt auf den Boden und murmelte: "Ich mag Niffler halt..." ~ ~ ~ Die Tränke waren schnell gemacht und Harry fragte, ob Severus noch einen weiteren, speziellen für einen der Verwundeten machen könnte. Der Tränkemeister inspizierte den Zutatenschrank und schüttelte dann den Kopf. "Dafür ist nicht alles hier." Harry fluchte leise. "Aber ich kann einen in der Höhle brauen." "Fällt das nicht auf?" "Ach was. Es kommt sowieso immer jemand anderes, der mir die Aufträge bringt und die Tränke dann holt. Wenn ich einen mehr mache, merkt das keiner. Allerdings werde ich nicht die Zeit haben hier her zu kommen..." "Ich könnte ihn holen, ich muss diese Woche sowieso nochmal in den Norden wegen ein paar Verbündeter", warf Remus ein, aber der ehemalige Professor schüttelte erneut den Kopf. "Das ist zu gefährlich, dich könnte man sehen... Draco wäre besser..." Angesprochener hob bei seinem Namen den Kopf und schaute chipskauend und fragend in die Runde, da er bis dato nicht zugehört hatte. Für ein paar Sekunden herrschte Stille. Dann blinzelte Remus verwirrt, Harry kicherte und Severus fragte sich verzweifelt, was er bei der Erziehung nur falsch gemacht hatte. "Du sollst den verdammten Trank holen, wenn ich ihn fertig hab!" Draco musste erst schlucken, bevor er antworten konnte. "Okay... wie immer?!" Severus nickte. Es war schon häufiger vorgekommen, dass sie nicht die erforderlichen Zutaten im Schloss hatten und der Tränkemeister im Gebirge braute, dann aber nicht die Zeit hatte den Trank zurück nach Hogwarts zubringen. Da Draco mittlerweile die Kunst des Animagus erlernt hatte, hatten sie sich eines einfaches Tricks bemächtigt. Severus verwandelte den Kessel mit dem Trank in einen Hasen, weiß mit drei schwarzen Punkten auf dem Rücken, und setzte ihn dann auf einer Wiese, in der Nähe seiner Höhle aus. Da dort wichtige Kräuter für die meisten Tränke wuchsen, konnte er auch problemlos dahin gehen ohne irgendeinen Verdacht zu erwecken. Draco stieß dann in Form des großen majestätischen Adlers, der er war - aus welchen Gründen auch immer, Harry war damals der festen Überzeugung gewesen, der Junge würde sich in einen Drachen verwandeln, aber irgendwie war dann ein Adler herausgekommen - vom Himmel hinab und flog mit dem verzauberten Kessel davon. "Gut... dann hätten wir das geklärt. Bleibt noch die Sache mit Stonehenge..." Während Harry überlegte, schwiegen die drei anderen. "Gibt's da nicht so viele Wiesel?!" Remus, Draco und Severus sahen ihn ein wenig verstört an. Doch er zuckte nur mit den Schultern. "Nya, auf jeden Fall wird es dann eines dort geben..." Damit packten die zwei älteren Männer die Heiltränke zusammen und trugen sie in den Krankenflügel. Draco und Harry machten sich auf den Weg zur Bibliothek. ~ ~ ~ "Ron! Nimm deine Hand da weg, ich muss lesen!" Hermine schlug ihrem Ehemann unsanft auf die Hand, die auf ihrem schon stark gewölbten Bauch lag und schlug demonstrativ ein Buch auf. Der Rothaarige grummelte. "Ich will doch nur mal fühlen, ob es sich bewegt..." "Ich glaube, wir stören!" Das Ehepaar sah auf und direkt in das grinsende Gesicht Draco Malfoys, Harry stand augenrollend daneben, den anderen schon wieder in die Seite stoßend. Ron seufzte. "Wär' schön, wenn ihr stören würdet, aber ich darf ja nicht ran..." Hermine seufzte genervt auf, während die beiden anderen Männer sich grinsend setzten. Ron hatte den Kopf auf eine Hand gestützt und blätterte missmutig in einem Buch herum. "Und?", fing der Blonde dann - wieder mit einem für Harry verdächtigen Grinsen - an. "Wie wird es jetzt heißen?" Die Frau sah auf, ein wenig verwirrt. "Du weißt doch, dass wir uns überraschen lassen wollen." "Jaja, ich mein ja auch den Nachnamen." Harry seufzte und hätte am liebsten Reißaus genommen. Das Wort 'Nachname' ließ man in Gegenwart von Hermine und Ron lieber nicht fallen. Es gab da nämlich dieses kleine Problem, dass die Frau ihren Namen nicht hatte ablegen wollen. Ron war zuerst fuchsteufelswild gewesen, hatte sich dann aber gebeugt und einen Doppelnamen angeboten. Als Draco bei dem Gedanken an 'Hermine Granger-Weasley' in einen seiner Lachanfälle ausgebrochen war, war ihr klar geworden, dass sie so nicht heißen wollte. Harry wusste noch, wie dieser ganze Namensstreit die Hochzeit vor einem Jahr beinah hätte platzen lassen. Er hatte alles daran gesetzt eben dies zu verhindern, da er hoffte, dass durch die Hochzeit die Schlossbewohner ein wenig aufgemuntert werden würden, und so hatte er versucht Hermine irgendwie zu überreden doch Rons Nachnamen anzunehmen. Aber sie hatte ihren Sturkopf immer nicht verloren und nur trocken gemeint, dass es den Namen Weasley noch zu genüge gebe, Granger stattdessen würde aussterben, wenn sie einen anderen Namen annähme. Also war Harry zu Ron gegangen und mit viel Überzeugungskraft, schlaflosen Nächten und einem mehr störenden als helfenden Draco hatte er es schließlich geschafft den anderen davon zu überzeugen, dass Hermine ihren Nachnamen behielt. Die Hochzeit hatte schließlich doch noch stattgefunden, zwar nicht so prunkvoll wie sie hätte ausfallen können, wenn kein Krieg geherrscht hätte, aber trotzdem schön und aufmunternd, so wie Harry es gehofft hatte. Er selbst war Trauzeuge gewesen, Ginny die Brautjungfer, Remus hatte die Trauung vollzogen. Und in der anschließenden Party hatten sie fast ihre Sorgen vergessen können. In der Folgezeit war auch alles wieder seinen normalen Weg gegangen, Ron schien die Sache mit dem Nachnamen schon wieder vergessen zu haben. Dann wurde Hermine schwanger. Anfangs hatten sie sich natürlich gefreut, so wie der ganze Rest des Schlosses. Doch irgendwann war die Frage nach dem Namen des Kindes aufgekommen... und somit auch des Nachnamens. "Ich werde nicht zulassen, dass mein Kind einen anderen Namen trägt als ich!" Ron war in diesem Punkt entschlossener als in jedem anderen. "Ich auch nicht!" Hermine leider auch... "Weasley!" "Granger!" Harry rollte mit den Augen und murmelte ein leises: "Wie die kleinen Kinder..." Draco aber schien eine ganz andere Idee zu haben: "Nennt es Malfoy!" Stille. Dann sagte das Ehepaar wie aus einem Mund: "Nein!" Draco murrte und meinte dann zu Harry neben sich: "Wenigstens sind sie sich in diesem Punkt einig..." Der Schwarzhaarige kicherte. ~ ~ ~ "Nennt das Kind doch Granger-Weasley!", brach der Blonde schließlich die Stille, die sich einige Zeit über sie gelegt hatte. "Du fandest den Namen damals doch blöd...", meinte Ron daraufhin trocken. Draco zuckte mit den Schultern: "Hey, ich versuche hier nur Kompromisse zu schaffen! Außerdem isses euer Kind, da hab ich mich nicht einzumischen..." Der Rothaarige zog eine Augenbraue hoch. "Das ist ja ganz was neues..." Draco grinste anzüglich. "Ich weiß!" Harry betrachtete die beiden leicht grinsend. Es war kaum zu glauben, aber in den letzten Jahren hatten sie sich immer besser verstanden. Sie waren mittlerweile wirklich zu Freunden geworden. Zwar stichelte Draco immer noch ganz schön, aber Ron schien das beinah dankend hinzunehmen, lenkte es ihn doch von all den Sorgen ab, die er hatte und ließ einen Hauch der alten Zeiten aufkommen. Die Beziehung zwischen Draco und Hermine war immer noch... gespannt... seltsam, Harry wusste nie, wie er es bezeichnen sollte. Es war im Grunde alles wie früher. Hermine sagte etwas, Draco machte sich darüber lustig, die Frau funkelte ihn böse an, was ihn nur zu einem Grinsen brachte. Aber Harry war der Meinung, dass auch sie zu Freunden geworden waren, zwar nicht bewusst, aber doch... irgendwie... "Was ist eigentlich mit der Stonehengesache?", riss die braunhaarige Frau ihn aus den Gedanken. Ron sah ihn nun auch an. "Deshalb sind wir gekommen." "Japp, wir kommen nämlich immer nur, wenn wir was wollen!" Harry stieß Draco wieder in die Seite. "AUA! "Halt die Klappe, Heulsuse..." Ron und Hermine unterdrückten schlecht ein Lachen. Der Blonde sah seinen Nachbar nur böse an, was diesen aber nicht beirrte. Er wandte sich an Ron. "Ich wollte dich bitten, dich da ein wenig umzuschauen..." Er sprach etwas zögernd. Nun wo die Geburt des Kindes immer näher rückte, wagte er es kaum noch Ron auf irgendwelche Missionen zu schicken, aber er war diesmal dafür am geeignesten. "Ja, sicher, kein Problem." Harry seufzte. "Sei aber vorsichtig und fall nicht auf, ja?" Ron verdrehte die Augen. "Jetzt komm schon, Harry! Die werden da wohl kaum jedes umherstreunende Wiesel untersuchen, ob es ein Animagus ist. Dafür gibt es dort viel zu viele... und auch wenn es nicht so viele rote gibt, werden die wohl kaum denken, dass ich es bin." "Außerdem würde ihm sowieso keiner, der ihn kennt, zutrauen, dass er jemals den Animaguszauber beherrschen würde", grinste Draco. Ron trat ihn unter dem Tisch. "AUA! Was ist denn heute mit euch los?! Habt ihr plötzlich sadistische Anwandlungen?!" Harry und Ron grinsten sich an, dann meinten sie gleichzeitig: "Japp!" Draco verdrehte die Augen, Hermine kicherte. ~ ~ ~ Zwei Tage später machten sich Ron und Draco gemeinsam auf den Weg. Der Rothaarige um die Lage bei Stonehenge auszukundschaften, der Blonde um den Trank zu holen. Harry bläute ihnen ein vorsichtig zu sein, die beiden wechselten nur einen Blick und benahmen sich dann wie zwei Schuljungen, denen man etwas tausend Mal verboten hatte und die es trotz aller Warnungen immer wieder tun würden. Aber Harry wusste, dass sie vorsichtig sein würden, sie waren beide mittlerweile Profis. Also ließ er sie mit einem gespielt genervten Seufzer verschwinden. Er stand noch einige Zeit am Tor und sah ihnen nach, hinunter auf die Landschaft, die sich so friedlich vor ihm erstreckte und die schien, als hätte sie das Wort Krieg niemals gehört. Nur ein paar kleine Wolken zogen über den blauen Frühlingshimmel und die Sonne beschien das Land unter sich mit ihrer ganzen Kraft. Dann ging er wieder hinauf in den Nordturm, stellte sich auf die Zinnen. Er wollte nicht springen, nein dazu hatte er keinen Grund. Doch er wollte ein wenig der Freiheit spüren, die er so sehr vermisste. Die Sorgen über seine Freunde, die er immer hinausschicken musste, während er eingekerkert im sicheren Versteck bleiben musste. Er konnte Hogwarts nicht verlassen. Er war mit Voldemort verbunden, ob er wollte oder nicht, und bei der Macht, die der Dunkle Lord mittlerweile erlangt hatte, spürte dieser sofort, wenn Harry das Schloss verließ. Also blieb der junge Mann, solange, bis er endlich stark genug war, dem grausamen Diktator entgegenzutreten und ihn vielleicht auch zu besiegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)