TRON-Reloaded von Legion ================================================================================ Kapitel 4: Peter's Sight 4 -------------------------- TRON- Reloaded Peter's Sight Part 4 " Okay. Und wo befinde ich mich jetzt? Seltsam. Ich kann Ranma hier gar nicht fühlen. Also bin ich wohl doch nicht in der gleichen Dimension wie er." Der Himmelsdrache seufzte. " Wird wohl doch nicht so einfach." Er sah sich um. " Scheiße, bin ich hier am Nordpol oder was?" Nicht so ganz. Am Südpol. Also passte er sich erst mal der Umgebung an und machte einen auf Schneekrieger. Was bedeutete, dass er sich in komplett weiße Tarnkleidung warf. " Da drüben scheint etwas wie eine Station zu sein. Mal sehen, was da so abgeht." Er machte sich schnell auf den Weg. Plötzlich hielt das Siegel inne. Da war eine Präsenz! Ganz nah. < Wer bist du? Suchst du mich?> < Ich gehöre zum himmlischen Dreigestirn. Und wer bist du?> < ER nannte mich Adam. Ich ruhe hier. Seit langer Zeit. Bitte tue meinen Kindern nichts.> < Adam?.... Bist du der Urvater aller Menschen?> < Ja.> Förster sah zum Himmel hoch. Es war eine sternenklare und windstille Nacht. < Wenn ich mich recht an meine Astronomielektionen erinnere bin ich hier am Südpol...> Er schlug seine Hand auf sein Gesicht und zog sie runter. " War ja klar." Dann war das da vorne höchstwahrscheinlich die Station, wo sie ihn.... Die Station schien großteils aus drei Kuppeln zu bestehen. Und drum herum standen Gebäude, die aussahen, als hätte man Frachtcontainer benutzt. Dazwischen herrschte auf in der Nacht große Betriebsamkeit. " Vielleicht sollte ich...." Das Siegel schüttelte langsam den Kopf. " Das darf ich nicht. Aber helfen kann ich ihnen." < Hilf mir!> Adam's telepatischer Hilferuf erreichte ihn nur Sekundenbruchteile vor dem Lichtblitz. < Dann muss es also geschehen. Aber ich werde mich um euch kümmern, soweit ich darf.> Dies war also der 13. September des Jahres 2000 A.D.. Fünfzehn Jahre später. Ein Junge mit dem Namen Shinji Ikari saß in einem Zug nach Neo-Tokio 3. Er hatte den Kopf gesenkt und schien ziemlich geistesabwesend. In seinen Ohren hingen die Knopflautsprecher seines SDat. Über ihm im Gepäckträger war seine einzige Tasche. Gekleidet war er ordentlich in Sommerhemd und schwarze Hose. Sein Gesichtsausdruck, ja seine ganze Haltung, drückte aus, wie sehr er bedrückt und im Clinch mit sich selbst war. Besonders bemerkte man das, wenn man in seine Augen sah. Doch er sah auf. Seit wann saß jemand ihm gegenüber? Besonders, weil der Zug sonst fast komplett leer war. Der Mann trug einen bräunlichen Trenchcoat, Jeans und Sneakers. Außerdem hatte er das Tischchen ausgeklappt und legte merkwürdige Karten von einem Stapel auf seiner Hand darauf. Er schien total darin vertieft zu sein. < Was tut er da? Was sind das für Karten?> Der Mann sah ihn plötzlich an. " Soll ich dir auch die Karten legen um dir etwas über die Zukunft zu verraten?", fragte der Mann freundlich. Er sammelte die Karten ein und mischte schnell. " Die erste Karte." Er legte sie. " Zeremonienglocke. Das bedeutet, dass etwas Großes eingeläutet wird. Von dem du ein Teil sein wirst." Erneut legte er zwei Finger auf das Deck in seiner Hand. " Karte Nummer 2. Doma, der Engel der Stille. Es geht also um den Tod. Der Sensenmann. Das bedeutet, dass jemand aus deiner Nähe gestorben ist. Deine Mutter vielleicht? Babydrache. Schlummernde Kräfte. Zauberer der Zeit. Diese Kräfte werden geweckt. Das hat etwas mit dieser Karte zu tun. Gearfried, der eiserne Ritter. Der Totenkopfritter ist stark, aber nicht unbesiegbar. Wenn man dies hier nimmt. Auf deiner Seite stehen die Schwerter des Lichts. Hm. Doch jemand, den du kennen lernen wirst, wird seine wahren Absichten vor dir verbergen. Das zeigt die Maske der Finsternis. Du musst dich vor dem Nebelkönig hüten. Er verschleiert alles. Oh, nein. Der Unsterbliche des Donners. Ihm gehört der verwunschene Speer. Das ist verheißt wirklich nichts Gutes. Ich sehe die hohe Priesterin. Sie gehört zum Maschinenkönig. Gefühllos wie eine Maschine mag er erscheinen. Sie könnten den Schlangenzahn benutzen um dich zu schwächen. Doch dagegen steht die freundliche Wohltat. Etwas Gutes wird dir wiederfahren. Oh, der einäugige Schilddrache. Kombiniert mit dem Millenniumsschild. Der einäugige Schilddrache wird dich beschützen. Zu ihm gehört die Hexe des schwarzen Waldes. Schön doch geheimnisvoll. Du wirst auch jemanden treffen, der alles tut um auf dich aufzupassen. Wie der Magier des Glaubens hier. Besonders... vor dem Beauftragten der Dämonen und den Totenkopfdienern. Ich sehe auch noch die böse Drachenkämpferin. Sie muss eine hohe Persönlichkeit sein. Sonst würde sie nicht vom Wächter des Thronsaals geschützt. Aber da ist noch jemand. Die Prinzessin von Tsurugi. Hübsch ist sie. Außerdem mag sie gefährlich sein. Aber innen drin besitzt sie ein gutes Herz. Zu allem kommen noch Dian Kedo, der Meisterheiler, und Wandel des Herzens. Wunden werden also geheilt werden und Leute wenden sich der anderen Seite zu. Reanimation. Das heißt, dass Verlorengeglaubte zurückkehren werden. Und nun die letzte Karte: Bande der Freundschaft. Eine äußerst mächtige Kraft. Du wirst sie brauchen." Shinji Ikari sah von den Karten auf. Dieser fremde, seltsame Mann. Irgendetwas an ihm kam dem Jungen bekannt vor. Trotzdem blieb er still. So war Ikari nun einmal. Das beste Beispiel für das Stachelschwein-Problem. " Das Stachelschwein-Problem. Das erkenne ich sofort. Du wurdest schwer verletzt. Und deshalb igelst du dich ein. So schadest du deiner Meinung nach weder dir selbst noch anderen." Das gab der Mann scheinbar unbekümmert von sich während er die Karten wieder auf den Stapel tat. " Doch so kann der Mensch nicht leben. Oder er vergeht. Seit Anbeginn seiner Existenz kann der Mensch nur in einer Gemeinschaft überleben. Selbst Einsiedler sind Teil einer Gemeinschaft. Auch wenn diese nicht aus Menschen besteht." Er packte die Karten unter seinen Mantel. " Wusstest du, dass der christliche Gott ein Sexist gewesen sein muss? Es steht zwar nicht in der Bibel aber vor Eva scheint er eine Frau erschaffen zu haben, die wie Adam aus roter Erde geformt war. Sie wurde von Gott Lilith genannt." Der Mann sah Shinji kurz an. Dann lächelte er. " Aber sie wollte beim Sex nicht unter Adam liegen und wurde von Gott deshalb aus dem Paradies geworfen. Also musste eine zweite Frau für Adam her. Eva. Diesmal sollte sie aber von Anfang an untergeordnet sein. Scheiß drauf. Ich glaube sowieso nicht an so einen Krempel.", tat der Mann das ganze Thema mit einer Handbewegung ab. Er sah hinaus. " Da kommt Tokio-3 schon.", murmelte er seufzend. " Ach, wie habe ich Tokio geliebt. Die Atombombe war ja schon schlimm genug, aber mit der N2-Bombe hat die Menschheit mit der Zerstörung unserer Welt begonnen. Wusstest du, dass sie die Megapole genau eine Woche nach dem Second Impact ausradiert haben? Alles davon wurde einfach verdampft. Ziemlich krank." Jetzt sah Shinji auch den Rand der Stadt. Moment... < Hat er sie schon früher gesehen? Aber wie ist das möglich? Er sitzt doch mit dem Rücken zur Stadt.> So ähnlich gingen Shinji's Überlegungen weiter. Wenn auch nur relativ kurz. Denn da kam schon der große Bahnhof der Stadt. Wieso war aber kein Mensch zu sehen? Shinji sah wieder zu dem Mann. Aber der war nicht mehr da. Einfach verschwunden. Er musste sowieso aussteigen. " So. Das war interessant.", meinte Förster knapp über dem Bahnhofsgelände. Er sah auf seine Armbanduhr und meinte: " Hm, maximal eine Stunde bis EVA-01 auftaucht. Also, noch genug Zeit, um mir eine Wohnung zu suchen und Suzuhara's kleine Schwester zu beschützen." Damit war er verschwunden. In Katusragi's Wohnhaus tauchte er wieder auf. " Der beste Platz, würde ich sagen, ist direkt neben Katsuragi. Auch wenn ich später wahrscheinlich nicht mehr schlafen kann, wenn erst mal Second Children eingetroffen ist." Er musste lächeln. " Wenn ich bedenke, dass ich beim Legen nicht mal was getan habe..." Inzwischen trug er wieder das Kamui-Outfit. Schien ihm momentan am passendsten. Mit Engeln, Adam, Eva und allem. Das Systema Sephiroticum nicht zu vergessen. Vor der Tür seiner neuen Wohnung blieb Peter kurz noch stehen. < Ich bin eben ein alter Hund. Da wir sowieso in überkosmischen Maßstäben arbeiten, kann ich nicht ganz voraussagen, was kommt. Also bleib ich immer lieber bei spontanen Handlungen.> " Auch, wenn es dadurch leicht schwerer werden könnte." Und schon ging es weiter. Genauer kam er aus der Toilette, die zu dem Schutzbunker gehörte, in dem Megumi Suzuhara mit ihrer Grundschulklasse aufhielt. Der Gang zur Toilette war aus bautechnischen Gründen zum Hauptteil des Bunkers angewinkelt und mit Schotten aus Panzerstahl abgetrennt. Da kam gerade das kleine Mädchen, das Förster erwartete. Der Mann seufzte innerlich. War es überhaupt möglich, dass seine Welt wieder restauriert werden konnte? Langsam zweifelte sogar er. Aber das schüttelte er wieder ab. < Ich darf nicht aufgeben. Celestines Programm muss aufgehalten werden oder alles könnte vorbei sein.> Der Boden bebte. Wie aus der Ferne waren Explosionen zu hören. Und wieder bebte der Boden. " Pass auf!", rief Förster dem Mädchen zu und stach los. Sie sah verschreckt aus. Über ihr brach die Decke auseinander. Doch Förster war da und benutzte seinen Körper als Schild. Das Mädchen hustete wegen dem Staub. " Keine Sorge.", meinte Förster freundlich und warm. Dann war es auch schon vorbei. " Das war knapp." Oh, ja. Nur ein kleiner Kreis um sie herum war von Trümmern frei geblieben. Lag natürlich nur an Förster. " Siehst du? Nichts passiert." Er stand auf. " Sieht ziemlich übel aus. Möchte wissen, was da oben los ist." Damit ging er. Förster lächelte als er wieder auf dem Weg zu seiner neuen Wohnung war. " Jetzt muss ich nur noch kurz warten. Und morgen Abend stelle ich mich meinen neuen Nachbarn vor. Als Kamui Sumeragi." Jetzt grinste er breit. Tatsächlich war am 14. 9. 00 ein Peter Förster mit seiner Familie umgekommen. Und seine Mutter hatte als Mädchen Sumeragi geheißen. Zufall? Möglich. Aber auf jeden Fall war das eine ausgezeichnete Möglichkeit, unbemerkt auf der Bildfläche zu erscheinen. Unnötige Energieverschwendung könnte nur Agenten anlocken. Und das musste hier nun wirklich nicht sein. Also besorgte Mr. Sumeragi sich als erstes Kataloge um sich Einrichtung einzukaufen. Aber etwas hatte er sich gleich bei seiner Ankunft hier beschafft. Das Reloaded- Style- Handy. Und mit dem telefonierte er, sobald es möglich war. Allerdings war er doch etwas daran, seine Position zu verbessern. Deshalb schraubte er zum Spaß unter seinem neuen Wagen als er hörte, dass jemand in die Tiefgarage des Gebäudes fuhr. Dem Motorenheulen und dem Reifenquietschen nach war es Katsuragi. Niemand anderes fuhr so. Jedenfalls nicht hier. Türen gingen. " Glaubst du wirklich an etwas wie Schicksal?" Das war Misato Katsuragi. " Der Mann hat aber doch EVA vorausgesagt. Und anderes...." Ikari klang etwas eingeschüchtert leise. Natürlich. Er hatte ja auch kaum so etwas wie Selbstvertrauen. Was garantiert damit zusammen hing, dass er miterlebt hatte, wie seine Mutter aus dem Leben schied als er ganz klein gewesen war. Und zu allem Überfluss hatte ihn sein Vater dann auch noch abgeschoben. " Frau Misato? Was haben Sie denn?", fragte der Junge jetzt. Das nahm Mr. Sumeragi als Anlass, unter dem Humvee hervorzurollen. " Dann sind Sie also meine neue Nachbarin." Shinji war total überrascht und sprachlos. Misato Katsuragi dagegen ziemlich verwundert und interessiert. Eigentlich sollte sie doch alleine in diesem Gebäudeblock leben. Dieser Mann aber schien plötzlich auch hier zu wohnen. Momentan trug er einen ziemlich verdreckten, blauen Arbeitsoverall. " Mein Name ist Kamui Sumeragi und Sie müssen Fräulein Misato Katsuragi sein." Er verbeugte sich nach alter Sitte. " Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen." Fräulein!? Das haute Misato doch etwas um. Schließlich war sie 29. " Sie kennen meinen Namen? Darf ich fragen, woher?", brachte sie dann endlich raus. Wieso kam ihr der Mann bloß so bekannt vor? Hatte sie ihn schon mal gesehen? Wenn ja, wo? " Nun, an der Nachbarwohnung steht M. Katusragi. Und der Junge hat Sie Misato genannt. Außerdem, wer würde sonst hier noch herein fahren?" " Sumeragi, Sumeragi... irgendwo habe ich den Namen schon einmal gehört...", murmelte Ikari leise. " Die Familie meiner Mutter hat in den letzten 300 Jahren die größten Onmyoji der Welt hervorgebracht. Ich habe sogar Anzeichen dafür gefunden, dass wir direkt von Abe no Seimei abstammen. Dem größten Onmyoji aller Zeiten." Sagte Katusragi und ihrem jungen Begleiter dann doch etwas wenig. " Ich bin gestern erst eingezogen. Direkt neben Sie. Ich hoffe, dass stört Sie nicht.", meinte Sumeragi jetzt höflich. " Aber nein.", tat Misato mit einer schnellen Handbewegung ab. Sie schob Ikari vor. " Und das ist Shinji Ikari. Ich bin neuerdings sein Vormund." Kamui lächelte warm. < Aha. Da hat sich doch gleich was bei ihr gerührt.> " Wir kennen uns schon. Im Zug haben wir gegenüber gesessen. Aber nur kurz." " Tatsächlich?" Katusragi war noch ein bisschen erstaunter. " Was ist mit dir, Ikari? Du siehst so verstört aus." Sumeragi fasst sich an den Hinterkopf und lächelte leicht gezwungen. " Ah, ich verstehe! Entschuldige bitte, aber das mit den Karten war nur ein Spaß. Du hast so traurig ausgesehen, da wollte ich... Das waren einfache Spielkarten und ich hab' einfach was dazu erfunden. Persönlich hab' ich mich nie für Magie oder so was interessiert. Aber eines kann ich dir über das Schicksal sagen." Inzwischen hatten sie sich Richtung Aufzug in Bewegung gesetzt. " Es ist wie eine Mauer. Sie mag groß und unüberwindlich erscheinen. Aber wie jede Mauer hat sie auch Risse und Löcher. Vielleicht auch sogar Türen und Fenster. Und wenn man die nicht findet, nimmt man einen Vorschlaghammer und macht sie sich selbst." Er grinste breit. Da waren sie schon auf ihrem Stockwerk. Natürlich ließ Sumeragi der Dame den Vortritt. Vor Katsuragi's Wohnungstür verbeugte er sich noch einmal. " Ich darf mich nun verabschieden. Bevor ich Morgen meine neue Arbeit antrete, bedarf es noch einiger Vorbereitungen.", meinte er fast schon ehrfürchtig. " Sie haben einen neuen Job?" " Ich habe eine Stelle als Lehrer an der hiesigen Mittelschule erhalten. Morgen werde ich dort anfangen zu unterrichten. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt." Noch einmal verbeugte er sich und ging zu seiner eigenen Wohnungstür. " Siehst du, Shinji? Niemand kann in die Zukunft sehen." Auch Misato Katsuragi öffnete ihre Tür. " Was ist? Komm rein. Das ist jetzt dein Zuhause.", wandte sie sich an den Jungen. Endlich tat er den Schritt über die Schwelle. " Bin zuhause.", gab er leise und leicht unsicher von sich. " Willkommen daheim.", lächelte die Frau ihn aber an. Sie führte den Jungen in die Essküche. " Räumst du das Essen ein? Ich komm' gleich." Äh, ja. < So sieht also ein Single-Haushalt aus.> Überall lag Müll rum. Vor allem Bierdosen und Reste von Fertigmahlzeiten. Und der Kühlschrank sah auch nur wenig besser aus, als Shinji die einzelnen Fächer aufzog. Das erste war voller Eiswürfel. Dann kam die volle Ladung Snaks. Im dritten Fach reihte sich Bierdose an Bierdose. Das ganze Fach voll. < Wie kann man nur so leben?> Erst jetzt bemerkte er, dass er angeguckt wurde. Langsam wandte der Junge den Kopf. Wahrscheinlich war der Pinguin genauso verblüfft, den Jungen in den Wohnung zu sehen, wie andersrum. " Aha, ihr beide habt euch also schon kennen gelernt." Katusragi war wieder im Zimmer. Jetzt bloß mit lässigen Top und extrem kurz abgeschnittenen Jeans bekleidet. " Das ist Pen-Pen. Er ist ein Warmwasser-Pinguin. Eine neue Art. Und das ist Shinji Ikari. Er wird bei uns wohnen." Konnte Pen-Pen bloß recht sein. Vielleicht würde der Menschenjunge ja was kochen, was man auch gefahrlos essen konnte. Er verzog sich auch gleich in seinen Spezial-Habitat-Kühlschrank als er bemerkte, wie Misato anfing Fertiggerichte zuzubereiten. Endlich war das Essen auf dem Tisch. " Guten Appetit.", meinte Ikari höflich bevor er den ersten Bissen nahm. Er verzog nicht mal das Gesicht. Wahrscheinlich, weil er am Nachdenken war. < Ich weiß nicht. Diese Karten haben sie vorausgesagt. Aber Mr. Sumeragi behauptet, er hat nur einen Spaß gemacht. Kann das sein? Wieso wusste er dann vom Tod meiner Mutter? Konnte er das bloß erraten haben? Was soll ich bloß tun?> " Es macht doch Spaß, zu mehreren zu essen, oder?" Misato's Frage schreckte den Jungen aus seinen Gedanken. Sie war weit über den Tisch gebeugt und lächelte ihn breit an. Leicht verängstigt und einigermaßen verstört antwortete Ikari: " Ja." " Dann iss schnell auf und ab mit dir ins Bad." Sie ließ sich in den Stuhl zurück fallen und machte eine lehrhafte Geste. Den bewegten Zeigefinger. " Ein Bad reinigt dich vom Ärger des Tages. Das ist toll!" Diesem Gefühl verlieh sie mit hochgeworfenen Armen Ausdruck. " Ja." Ikari konnte gar nicht schnell genug reagieren, wie Misato auf ihn zupreschte. Sie kniete auf dem Tisch und rückte ihm den Kopf zurecht. " Immer nur , Ja.'. Kannst du auch was anderes sagen? Werd' etwas lockerer!" Das einzige, was Shinji dazu sagen konnte: " Ja." < Wieder eine fremde Decke.> Das Bad schien Ikari nicht zu helfen. Eher machte er sich noch mehr Gedanken. < Mein Vater hat mich hergerufen damit ich EVA steuere. Ich habe es getan. Obwohl ich es nicht wollte. Dieses Mädchen hätte den Roboter aber sonst steuern müssen. Und sie war schwer verletzt. Wie kann mein Vater nur so etwas von jemandem verlangen!? Das ist grausam. Kann dieses Wesen das sie Engel genannt haben wirklich so gefährlich gewesen sein, dass es solche Mittel rechtfertigt? Was ist da nur geschehen?> Er erinnerte sich nicht mehr. Aber letztendlich beruhigte ihn das warme Wasser doch etwas. Und so legte er sich auch in sein neues Bett. < Mir ist hier alles fremd...> Damit schlief er ein, kaum dass er sich auf die Matratze gelegt hatte. Shinji Ikari fand sich dort oben stehend. An dem Aussichtspunkt auf diesem Berg, von dem Misato ihm die Stadt gezeigt hatte. Es war Tag, aber irgendwie schien der Tag dunkler als normal. Lag das an der dichten Wolkendecke über der Stadt? Ikari sah auf die Stadt hinunter. " Ist das ein Traum?", fragte er laut sich selbst. Plötzlich war das diese Flötenmusik. Langsam und sich in kurzen Abständen wiederholend. Mit einer Stimmenbegleitung. Dann änderte es sich und wurde rockiger. Er kannte , Mother Earth' nicht. Und noch weniger kannte er die Stimme, die etwas sagte. " Nach vielen Jahren ist Shinji Ikari nach Neo-Tokio-3 zurückgekehrt. Auf Befehl seines Vaters. An den Ort, an dem seine Mutter gestorben ist. Er muss EVA steuern um die Welt vor den Engeln zu schützen. Noch weiß er nicht, was auf ihn zukommen wird. Aber wenigstens ist er nicht alleine in dieser für ihn so fremd erscheinenden Stadt." Mittlerweile tauchte Abendlicht die Stadt in ein Spiel aus Gold, Orange und Rot. Das Lied klang aus. Dann schlug er die Augen auf. " Shinji, bist du wach? Das Frühstück ist fertig.", hörte der Junge Katsuragi's Stimme vor der Tür. Es war Tag. < Was für ein verrückter Traum...> Da erst realisierte er es. < Meine Mutter ist hier gestorben? Aber wieso... habe ich das vergessen?> Plötzlich zuckten längst verloren geglaubte Erinnerungen an seinem geistigen Auge vorbei. Kein Wunder. Damals war er ja auch knapp drei Jahre alt vergessen. Und bekanntlich vergisst man meistens fast alles, was man in den ersten vier Lebensjahren erlebt hat. Außerdem war das eine zu... beängstigende Erinnerung. " Alles in Ordnung? Du siehst so verstört aus. Hattest du einen Alptraum?" Nur wie nebenher nahm er Misato's Bemühungen wahr, ihm zu helfen. " Ich war schon früher dort...", gab Ikari wie in Trance von sich. So schienen auch seine Augen auszudrücken. " Meine Mutter starb in EVA...", Misato wich erschrocken zurück. " Ich habe es gesehen." Jetzt wurde die Frau neben ihm noch bleicher als sie ohnehin schon war. Sie nahm ihn fest in die Arme und beide weinten. Jene Person, die momentan unter dem Namen Kamui Sumeragi lief, war schwer am Grübeln. In dieser berühmten Denker-Pose auf seinem neuen Esszimmerstuhl. < Das gibt es doch nicht. Ikari hätte diese Traumvision gar nicht haben dürfen. Und wo kam die Musik her? Bis zu meiner Ankunft hier, war das die Original-Version. So schwerwiegend kann meine Anwesenheit doch gar nicht sein.... Ist es vielleicht doch meine Energie? Immerhin sind wir von TRON doch Q-mäßig. Und irgendwie haben wir trotz dem Yggdrassil-Vorfall doch noch nicht unsere ganzen Fähigkeiten erfassen können. Besonders hier und jetzt. Was ist bloß geschehen, als Celestine's Virus aktiviert wurde? Kann es daher kommen? Oh, Mann. Es wird immer krasser...> Er sah mit ziemlich traurigem Blick auf die Bilder vor ihm. Seine Familie. Und eines von seiner Verlobten. < Verdammt. Ich vermisse euch.> Besonders Megumi. Kamui seufzte. " Aber ich werde nicht aufgeben. Irgendwann werde ich euch wiederfinden. Irgendwann werden die drei Teile von TRON wieder vereint sein und dann wird der Schaden durch Celestine's Programm behoben werden. Wir werden alle wieder glücklich sein." Er stand auf. " Jetzt kommt die Schule." Also zog er sich das Kamui-Outfit an und klemmte den Arbeits-Laptop plus Tasche unter den Arm. Kaum war er draußen, da begegnete er auch schon Katsuragi und Ikari. < Oh, oh. Katsuragi ist ja ziemlich sauer. Man sollte sie besser nicht von der Seite anquatschen oder man könnte mehr verlieren als ein paar Zähne.> Er auch ahnte, wem Misato noch sehr bald an die Gurgel springen würde. Deshalb hielt er auch dezenten Abstand und wartete, bis sie im Aufzug verschwunden waren. Unten in der Garage waren ganz deutlich die frischen Reifenspuren zu sehen. Und Kamui nahm den deutlichen Geruch von stark verbranntem Gummi war. Er öffnete die Wagentür und legte den Laptop und die Tasche auf den Beifahrersitz und stieg ein. Die Arbeiten am Wagen hatte er ja noch fertig gebracht und das Werkzeug war verstaut. " Es ist ein schöner Tag.", meinte das Siegel, als er auf der Straße war. Die Leute hatten sich doch recht schnell begonnen sich vom Angriff der 30-stöckigen Monsterkakerlake zu erholen. Jedenfalls waren doch relativ viele Leute auf der Straße. Die Sonne schien und es wehte eine angenehm kühle Brise. Immerhin war es seit dem Second Impact hier ja praktisch immer Sommer. Die Leute von Neo-Tokio 3 kannten normalerweise keine weiße Weihnacht. Dank der Klimaveränderung von damals. Viel war ja nicht vom Südpol übrig geblieben. Nur einige kleinere Eisberge. Der Rest war toter Ozean unter einem düsteren, roten Zwielicht. Das Siegel seufzte bei dem Gedanken daran. Aber dann lächelte er doch wieder. " Die von heute werde ich zurückholen." < Und der Rest befindet sich immer noch im Kreis.> Endlich kam er bei der Schule an. Der Komplex lag an einem Berghang. Genauer auf einer kleinen Ebene am Hang. Sozusagen am Rand der Stadt. < Na, ja. Wieso sollten sich auch mit Platz sparen? Drei Milliarden Menschen sind durch den Second Impact und seine offiziell-direkten Folgen umgekommen.> Kamui zuckte kurz mit den Schultern und betrat das helle Hauptgebäude. Die komplette Verwaltung lag im ersten Stock. Und der neue Lehrer ging schnurstracks rauf. Er klopfte an die Tür. Bevor er sie öffnete und eintrat. " Guten Morgen." " Ah, guten Morgen.", meinte ein älterer Mann mit längerem Bart und halbrunden Gläsern. " Sie müssen Herr Sumeragi sein. Ich heiße Sie hier willkommen." Sumeragi verbeugte sich. " Ich danke Ihnen. In der Tat. Und Sie sind höchstwahrscheinlich Herr Direktor Kobayashi. Eine Ehre unter Ihnen unterrichten zu dürfen." Direktor Kobayashi lächelte den neuen Lehrer an. " Ich habe da schon eine Klasse für Sie. Es ist die 2-A. Der Klassensprecher der Gruppe ist Fräulein Hikari Horaki. Herr Yoshifuza ist vor einigen Tagen in einen Unfall verwickelt gewesen und kann seitdem nicht mehr seiner Tätigkeit als Klassenlehrer nachgehen." " Ich verstehe. Und seit dem Vorfall vorgestern ist es sicher auch schwierig, die Lehrer an dieser Schule zu behalten. Wenn ich richtig informiert bin, dürfte in den nächsten Tagen ein neuer Schüler hier eintreffen. Er heißt Shinji Ikari, 14 Jahre alt." " Er wird Ihrer neuen Klasse zugeteilt.", nickte der Direktor. Sumeragi verbeugte sich noch einmalrelativ tief und begab sich dann in das betreffende Klassenzimmer. Da war natürlich um diese Zeit noch niemand. Eine Stunde vor Unterrichtsbeginn. Der neue Lehrer setzte sich an seinen Platz und knipste den Laptop an. " So, Toji Suzuhara. Du kommst heute. Und Miss Hikari Horaki dürfte dank dem Blumendienst auch als erstes hier erscheinen. Was machen wir denn heute?" Dabei hatte er die Gendo-Position inne. Vorgebeugt, die Ellbogen auf dem Tisch und die Hände gefaltet, wohinter er die Mundpartie verborgen hatte. Jetzt lehnte er sich zurück. " Genau.", lächelte er. " Extrem-Literaturing." Kamui stand auf und ging die Fensterseite entlang. Nebenbei wässerte er die Pflanzen mit der kleinen Gieskanne, die am ersten Fenster gestanden hatte. Da war auch eine kleine Pflanzenschere. " Keine Angst.", gab er leise von sich als er damit begann, die Pflanzen etwas zu schneiden. Aber nur ganz wenig. Danach setzte er sich wieder in Gendo-Positur an sein Pult. " Bald kommen sie." Einige Kilometer weiter unten, im Hauptquartier der geheimen UN-Organisation NERV ließ Misato Katsuragi ihrer Wut freien Lauf. Und zwar in Ritsuko Akagi, der technischen Leiterin des Projekts E. Maya Ibuki, die junge Assistentin Akagi's war etwas zurück gewichen. Hinter Katsuragi stand, mit gesenktem Kopf, Shinji Ikari. Allesamt waren sie in einer der großen Hallen des Komplexes. " Du weißt genau, dass Ikari EVA-01 steuern muss, solange Ayanami nicht ihrer Aufgabe als First Children nachgehen kann. Wir brauchen ihn. Ohne Third Children haben wir keine Chance." Dafür bekam sie eine heftige Ohrfeige. " Ihr seid doch alle krank! Ihr hattet genug Zeit! Und ausgerechnet jetzt hat Marduk Shinji als Third Children erkannt. Unter Millionen von 14jährigen gibt es nur drei, die überhaupt einen EVA steuern können. Und wer muss für EVA-01 herhalten? Grade der Junge, dessen Mutter in EVA starb." Oh, je. Misato musste sich krampfhaft beherrschen, Ritsuko Akagi nicht noch an die Gurgel zu gehen. Shinji hatte immer noch den Kopf gesenkt. Aber seine verkrampften Hände verrieten seinen inneren Kampf. Einerseits wollte er wie üblich weglaufen. Andererseits konnte er es nicht zulassen, dass Ayanami EVA steuern musste. Aber alleine entscheiden? Musste er wohl oder übel. " Ich tue es." Das saß. Total aus der Fassung sahen sie Shinji an. " Ich muss es tun. Sonst muss..." Shinji brachte kein Wort mehr heraus. Seine Zähne knirschten. " Rei EVA steuern und beim nächsten Mal vielleicht sterben?" Ritsuko Akagi klang dabei recht emotionslos. " Du hast in EVA-01 jetzt schon einen höheren Synchron-Wert als Rei. Was folglich auch bedeutet, dass er mit entsprechendem Training auch noch von höherer Effektivität als Rei sein wird." Damit drehte Dr. Akagi sich um und wandte sich an ihre Assistentin. " Gib ihnen bescheid, dass Third Children gleich eintreffen wird." Auch in der Schule trafen jetzt langsam die Mitglieder der Klasse 2-A ein. Die Schüler und Schülerinnen murmelten natürlich leise über den merkwürdigen Mann, der dort am Lehrerpult saß. Irgendwie schien er unheimlich. Hikari Horaki wurde dauernd über ihn befragt, konnte aber verständlicherweise keine konkreten Antworten geben. " Ich vermute, er ist der neue Klassenlehrer.", gab Kensuke Aida, der Militär-Otaku der Klasse, registrierend von sich und rückte seine Brille mit einem Finger zurecht. " Stimmt.", meinte Horaki leise. " Neuer Klassenlehrer?" Toji Suzuhara war also eingetroffen. " Der komische Typ da?" Er schien leicht genervt. Horaki wunderte sich, was Suzuhara so auf die Palme gebracht haben konnte. Normalerweise war er doch sanft und gutmütig und es brauchte einiges, um ihn wütend zu machen. Meistens mit seiner Familie. War vielleicht etwas mit seiner kleinen Schwester? Aida zupfte sie am Ärmel ihrer Sommerbluse. " Der Unterricht fängt gleich an, Klassensprecherin." " Was? Oh, ja." Also setzte sie sich schnell genug, dass ihre Doppelzöpfe nicht gleich nachkamen. Pünktlich zum Läuten stand die Type vorne am Pult auf. Kamui nahm ein Stückchen Kreide von der Ablage und schrieb damit seinen neuen Namen an die Tafel. Danach drehte er sich um. Und prompt stoppte das Gemurmel. " Ihr seid also die Klasse 2-A.", gab er registrierend von sich. < Na dann, gute Nacht.> Er lächelte. " Und ich bin Kamui Sumeragi. Euer neuer Klassenlehrer." Er setzte sich auf das Pult. Das eine Bein über das andere geschlagen. " Ich sehe schon, dass ich euch am besten gleich meine ganze Lebensgeschichte erzähle, bevor ihr mich zu Tode fragt. Also fange ich damit an, wie alt ich bin. 28 Jahre wären das. Ich wurde 1987 in Deutschland geboren. Mein Vater war ein Deutscher mit dem Namen Alexander Förster und meine Mutter war gebürtige Japanerin von der Sippe der Sumeragis. Bei meiner Geburt erhielt ich den Namen Peter Förster. Als der Second Impact geschah, wurde meine gesamte Familie ausradiert. Meine Eltern starben um mich zu beschützen. Ich wusste zwar wenig über meine japanischen Verwandten, aber ich reiste trotzdem hier her. Und in Japan lernte ich viel und nahm den Namen Kamui Sumeragi an. Kamui bedeutet , der die Macht Gottes vertritt' oder , der die Macht Gottes jagt'. Aber knapp eine Woche nach dem Second Impact wurde Tokio von der Landkarte gefegt. Und damit auch meine japanischen Verwandten. Damit war die Linie der Meister- Onmyoji beendet. Die Sumeragis hatten zwar die letzten paar hundert Jahre die größten Meister von Yin und Yang hervorgebracht, aber selbst sie waren nicht stark genug, ihre Sippe zu retten. Auch wenn sie direkt von Abe no Seimei abstammten. Nach dem 20. September habe ich mich um Nachforschungen bemüht. Und jetzt bin ich hier gelandet. Meine Hobbys sind Literatur, Technik und Musik. Außerdem beherrsche ich ein wenig Kampfsport. Persönlich habe ich fast gar nichts mit Magie am Hut. Im Gegensatz zu meiner Sippentradition." Damit war seine kleine Rede definitiv beendet. Die Leute murmelten wieder untereinander. Endlich stand Horaki auf. " Die Klasse 2-A begrüßt Sie." Sofort waren alle auf den Beinen und verbeugten sich artig. Genauso artig setzten sie sich auch wieder. " Ich habe schon bemerkt, dass Fräulein Rei Ayanami nicht anwesend ist.", murmelte Sumeragi als er kurz in die Klassenliste sah. " Fräulein Horaki?" " Rei Ayanami ist schon seit vier Tagen nicht anwesend." " Ich weiß. Sie wurde bei ihrer Arbeit schwer verletzt und lieg auf der ICU ( Intensive Care Unit/ Intensivstation). Soweit ich weiß, arbeitet sie doch für die UN. Ich würde vorschlagen, wir falten ihr ein paar Origami-Kraniche. Damit sie schnell wieder gesund wird und nicht so viel vom Schulstoff verpasst." Einige der Schüler mussten lachen. Und der neue Lehrer stimmte mit ein. " Ich weiß. Euer alter Lehrer hat seit fünfzehn Jahren über nichts anderes als den Second Impact und sein Leben geredet. Aber bei mir wird das anders. Hier wird ausnahmsweise mal etwas gearbeitet." Der Großteil der männlichen Schüler wurde leicht blass um die Nase und schien gleich losstöhnen zu wollen. " Ich hoffe wirklich, ich muss nicht die schweren Geschütze bei euch auffahren. Es wäre unschön, euch von der Wand kratzen zu müssen." Einige der Mädchen zogen erschrocken die Luft ein. Aber Sumeragi lachte. " Macht euch keine Sorgen. Ich habe von arbeiten gesprochen. Aber nicht davon, dass es hart wird. Wer von euch die Klasse wiederholen werden muss, hat das dann mit Absicht verbrochen. Sonst kommt hier jeder durch, wenn man ein bisschen mitarbeitet. Ich verlange bloß halbwegs anständiges Benehmen, Kameradschaft, Mitarbeit und Mitdenken. Das setze ich voraus. Hier werden wir versuchen, das nicht hierarchisch zu regeln, sondern als Team. Und deshalb wird sich auch jeder um jeden kümmern. Und jeder ist für jeden anderen hier mitverantwortlich. Zumindest teilweise. Wenn ihr Probleme habt, über die ihr mit niemandem reden könnt, kommt zu mir. Ich bin 24 Stunden und 7 Tage die Woche auf Zuhören eingestellt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr mich ruhig auch duzen." Er stand vom Pult auf, nahm seine Jacke ab, legte sie über den Stuhl und öffnete noch den obersten Knopf seines Sommerhemds. " Jetzt sollten wir aber schnell mit den Kranichen anfangen. Sonst ist Ayanami schon wieder gesund, bevor wir mit den ersten hundert fertig sind." < Mit dem Anything-Goes-Literature-Discussing warte ich, bis Ayanami und Ikari da sind.> Sumeragi lächelte. Die Schüler waren irgendwie fasziniert von ihrem neuen Klassenlehrer. Und irgendwie wollten sie auch die Kraniche falten. Auch, wenn Ayanami überhaupt keine Freunde hatte und fast so was wie ein Einsiedlerkrebs war. Ein unbeschriebenes Blatt. Bis auf die Tatsache, dass sie anscheinend für die UN arbeitete und schwer verletzt war. Vielleicht bei dieser Sache? Kensuke Aida war voll in Gedanken. Was war mit dem neuen Lehrer? Irgendetwas seltsames hatte der an sich. Kamui Sumeragi... Hatte das doch etwas mit Magie zu tun? Ach, was. Oder doch? Aber er selbst meinte doch, er habe nichts mit Magie am Hut. Was tat er jetzt? Offenbar bereitete er ein Mobile vor..... Die Schüler falteten gewissenhaft die ganze Zeit über Kraniche. Bis... " Okay, Schluss für heute." Endlich hörten die Schüler damit auf. Sie schienen alle ziemlich erstaunt. " Es ist zwei Uhr nachmittags. Also geht jetzt ruhig heim. Ich mach' die Kraniche noch schnell am Mobile fest und geh' dann auch." Sumeragi stand auf und sammelte die Kraniche Tisch für Tisch behutsam ein um sie auf sein Pult zu legen. Kurz sah er auf. < Aha. Interessant.> Da standen Aida, Horaki und Suzuhara. Letzterer wie üblich in seinem dunklen Jogginganzug und mit ungekämmten Haaren. " Habt ihr was auf dem Herzen?", fragte der Klassenlehrer freundlich und warm. " Wissen Sie, wo Ayanami liegt? Oder was genau sie hat?" Horaki fragte das. " Ich weiß bloß, dass sie schwer verletzt wurde. Bei irgendwas, das sie für die UN tut. Aber heute Abend frage ich meine Nachbarin. Die arbeitet auch für die UN. Vielleicht kann sie mir etwas sagen. Also, macht euch keine Sorgen." " Danke." Die Klassensprecherin verbeugte sich, und wich hinter die beiden Jungs zurück. Aber sie verließ den Raum nicht. " Haben Sie auch Informationen über das, was vor drei Tagen passiert ist?", platzte es aus Kensuke Aida raus. " War irgendeine Riesenmonsterkakerlake. 30 Stockwerke groß. Humanoid. Und die UN hat einen violetten Riesenroboter dagegen eingesetzt. Mehr weiß ich auch nicht." Sumeragi sah die Schüler an. " Danke, das reicht uns schon." Aida schob Suzuhara praktisch raus. Und der Lehrer lächelte ihnen hinterher. " So, so." Wieder unten. Shinji Ikari fühlte sich etwas desorientiert und ihm war noch leicht übel, als er sich wieder in dem Umkleideraum anzog. Wie alles hier, war der auch mehr oder weniger überdimensioniert. Und deshalb war es Shinji, als fühlte er sich noch kleiner und unwichtiger als sonst. Er seufzte. < Ich frage mich, wie sie verletzt wurde. Musste sie auch...?> Ein Schauer raste über seinen Rücken. Vielleicht konnte er ja Frau Misato fragen. Ja, das würde er tun. Er öffnete die Tür aus dem Umkleideraum raus. " Fertig? Dann können wir ja gehen." Captain Katsuragi sah Doktor Akagi böse an. < Nur wegen mir.> Ikari ließ den Kopf hängen. Aber dann fragte er doch. " Wieso ist Ayanami eigentlich verletzt?" Beide Frauen sahen ihn leicht verdutzt an. " Ihr EVA ist einen Tag vor dem Angriff bei einem Testlauf Amok gelaufen und die Rettungskapsel hatte eine Fehlfunktion. Dein Vater hat sie dann eigenhändig aus der glühenden Kapsel gerettet." Das schien jetzt sowohl Katsuragi als auch Ikari zu schocken. Dass Kommandant Gendo Ikari so was bringen würde, hätte wahrscheinlich niemand gedacht. " Komm mit.", meinte Dr. Akagi jetzt. " Dann wollen wir dir mal EVA-00, den Prototypen, zeigen." Während sie auf dem Weg waren, erklärte Akagi noch. " Das Labor ist von EVA damals noch einigermaßen zerlegt worden. Der Kommandant will, dass wir EVA-00 bereit haben, wenn Rei wieder auf dem Damm ist. Also wundert euch nicht, wenn gearbeitet wird." Die Türen glitten auf und sie sahen schon den Kommandoposten des Labors. Hier wurde grade Feierabend gemacht, wie es schien. Die Sichtfront war mit Planen verhangen. Die darauf ausgerichteten Computerreihen ebenfalls. Von der Decke hingen Kabel und Schläuche. Und da vorne, in dem großen Laborraum, war EVA-00. Der gelb-weiße Riese. Shinji riss die Augen auf... Seine Lippen bewegten sich lautlos zu seinen Gedanken. < Der einäugige Schilddrache! Aber... das kann doch nicht... Dann ist mit... also Ayanami gemeint.> Er zitterte leicht. " Okay, das reicht. Wir gehen jetzt, Shinji." Misato schleppte ihn hinaus. Der Junge war noch verstörter als zuvor. Kamui Sumeragi aka Peter Förster stand in braver Uniform oben auf dem Dach der Schule. " Sieh einer an. Wollen die Typen mir schon an die Karre fahren." Gemeint war der NERV-Agent da unten der versuchte, sich an dem Humvee zu schaffen zu machen. Ziemlich erfolglos. Der Wagen war ja auch eine Spezialanfertigung. Allround-Panzerung, Dachluke, Spezial-Reifen, Extra-Nebelscheinwerfer und Wassertauglichkeit. Also bräuchte man schon mittelschwere bis schwere Waffen um das Teil ernsthaft anzukratzen. Und keinen kleinen Agenten der versuchte, die Bremsleitung zu durchtrennen. " He! Was tun Sie da an meinem Wagen!?", rief er gespielt verärgert runter. Der Agent fuhr zusammen. Dann rannte er auch schon. Dort hinten stand der Wagen. Gut, dass er nicht zurück sah. Sonst hätte der Agent mitbekommen, wie Kamui den direkten Weg nahm. Ganz cool fuhr das Siegel in die neue Wohnung zurück. " Interessant. Wirklich sehr interessant." Schon bog er in die Tiefgarage ein. Da steigen auch grade Katsuragi und Ikari aus dem Wagen. " Ah, genau die Leute, die ich sprechen wollte. Guten Abend." " Herr Sumeragi. Guten Abend. Wieso wollten Sie uns denn sprechen?", meinte Katsuragi gleich. " Stellen Sie sich vor, ich bin der Lehrer der 2-A Was bedeutet, dass Ikari hier demnächst in meine Klasse kommen wird. Und Rei Ayanami ist auch in der Klasse. Wobei sie momentan krankgeschrieben ist. Es heißt, sie wäre schwer verletzt durch ihre Arbeit bei der UN. Dabei dachte ich, Kinderarbeit sei verboten. Und, dass man sich bei der Arbeit schwer verletzen kann, finde ich besonders für Jugendliche in diesem Alter bedenklich. Es kommt ja auch nicht oft vor, dass man mit 14 Jahren für die UN tätig ist. Mich würde also interessieren, wo Ayanami liegt. Meine Schüler sind dabei, Papierkraniche für sie zu falten. Die wollten eine kleine Gruppe von uns ihr morgen gegen Mittag vorbei bringen." Er lachte. " Ayanami wird ja kaum an einem streng geheimen Projekt der UN arbeiten und bio-mechanische, humanoide Roboter in den Kampf gegen altbiblische Monster steuern." Jetzt machte Sumeragi ein etwas verwundertes Gesicht. " Habe ich etwas Falsches gesagt?" Katsuragi schüttelte langsam den Kopf. " Nun, es ist wirklich streng geheim. Und deshalb dürfen wir auch nicht darüber reden." " Aber Hunger werden Sie doch sicher haben." Kamui hob ihnen eine mittelgroße Plastiktüte mit Abendessen hin. < Ich weiß genau, wie Katsuragi kocht. Armer Shinji. Eigentlich könnte ich ja Wetten ausschreiben, wenn wir fertig sind. Ob Misato schlechter kocht oder Akane.> Er lächelte sie an. " Überredet." Katsuragi zog ihn fast mit. Erst oben dachte sie an die Unordnung in ihrer Wohnung. Sumeragi bemerkte den Blick. " Junggesellenbude? Kenn' ich.", tat er ab. Sein erster Kommentar zu der Schweinerei: " Sauber. Meine Junggesellenbude früher sah nicht so schön aus." " Shinji, bringst du mal Geschirr?", fragte Katsuragi von ihrem Zimmer rüber. " Ja." Natürlich wieder der Junge. < Dir geht's bald viel besser, Shinji. Glaub' mir.> Kamui breitete das Abendessen schon mal grob aus. Da gab's so einiges dabei. Sogar ganz edle Gerichte, die man sonst nur gegen teures Geld bekam. Und Fleisch. Er seufzte leicht, als Katsuragi wieder rein kam. Relativ ordentlich angezogen. Sogar für normale Begriffe. " Das sieht aber gut aus.", meinte die Frau. " Sicher, Fräulein Katsuragi. Ich wollte meinen neuen Nachbarn eine Freude machen." Eigentlich wär's ja anders herum richtiger gewesen. Aber sei's drum. " Ach, hören Sie doch bitte mit dem Fräulein auf! Ich bin immerhin 29 Jahre alt!" Sie war ganz verlegen. " 29? Ich habe Sie für höchstens 24 gehalten." Okay, das reichte um Misato's Gesicht wie eine Tomate aussehen zu lassen. Während des Essens meinte Kamui leise zu Ikari: " Ich beneide dich ein bisschen, glaube ich." " Mich beneiden? Was gibt es an mir schon zu beneiden..." " Du hast etwas an dir, das andere Leute dich mögen lässt. Katsuragi zeigt dir, wie sie wirklich ist. Das macht man nur in der Familie. Und so etwas habe ich schon lange nicht mehr." < Sehr, sehr lange.> Etwas über fünftausend Jahre Lebenszeit. Und er hatte Megumi noch immer an erster Stelle. " Was haben Sie?", fragte Katsuragi plötzlich. Sie schien seinen traurigen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben. " Ich habe mich nur an meine Familie erinnert." Er stand auf und ging mit hinter dem Rücken verschränkten Armen zur Fensterfront des Balkons. " Wie meine Eltern mich beschützt haben, als der Second Impact geschah. Eine sehr mächtige Magie, wie es heißt. Wie ich zusehen musste, als Tokio und der Clan meiner Mutter ausradiert wurde. An meine Verlobte und ihre Familie. Wie sie alle ermordet wurden." Es blieb still, als er geendet hatte. Dann drehte er sich um. " Das war vor langer Zeit." Kamui sah Ikari an. Nur einen Augenblick lang. Doch dieser schien auszureichen, Ikari's Fragen über die Karten zu beantworten. Katsuragi hatte die Hand am Telefon. " Ritsuko." Ikari sah den Mann an, der da immer noch stand. Eine recht imposant und geheimnisvoll wirkende Gestalt. Dieser Mann würde sein Lehrer werden. Möglicherweise.... " Shinji, du gehst morgen doch sicher zur Schule. Es wird am besten sein, wenn du dich so schnell wie möglich einlebst. Außerdem wirst du morgen sicher dabei sein, wenn ihr Ayanami besucht." " Ja." Oh, Mann. Das würde noch ein langer Weg werden. Später war Shinji im Bett und Misato saß noch mit Kamui zusammen. Und Katsuragi war schon etwas angeheitert. " Sie hatten also schon eine Verlobte." "Oh, ja. Megumi Morisato. Ich habe sie während meines Studiums am Nekomi Institute of Technology kennen gelernt. Eigentlich habe ich ihr das Leben gerettet. Man könnte fast sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Aber kurz bevor wir heiraten wollten, zerbrach meine Welt um mich herum. Schon wieder.... Und ich konnte ihnen nicht helfen." " Ich habe auch so etwas erlebt. Mein Vater war Wissenschaftler und lebte für seine Arbeit. Er war so gut wie nie zuhause. Dann starb meine Mutter und ich zog zu ihm. Ich war dort, als der Second Impact geschah. Von wegen Meteorit. Das war ein seltsames Wesen, das die dort gefunden hatten und erforschen wollten." Sie hielt kurz inne. Wurde etwas trauriger. " Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber mein Vater hat mich mit letzter Kraft in eine Rettungskapsel getragen. Nur Sekunden, bevor der Impact eintrat. Er starb dort." Schweigen. " Hier scheint wirklich jeder jemanden wichtiges verloren zu haben....", murmelte Kamui leise doch hörbar. Er hatte bemerkt, wie Shinji lauschte. Früh am nächsten Morgen war Kamui zur Stelle, als die Wohnungstür von Katsuragi's Apartment sich öffnete und Shinji heraus kam. " Wir sehen uns dann nachher vor dem Lehrerzimmer. Keine Sorge, das ist leicht zu finden. Hauptgebäude, erster Stock. Steht ja dran." " Ja.", meinte Ikari nur dazu. " Oh, Mann. Junge, du musst lockerer werden. Leute, die immer alles so steif sehen, haben kein sonderlich gutes Leben. Dann weiß ich schon, was wir mit dir machen werden. Wir peppen dich etwas auf. Vielleicht schaffen wir's ja sogar und knipsen deine Stacheln ab." Kamui schlug dem Jungen freundschaftlich auf die Schulter. Da war schon der Aufzug. Shinji war immer noch still. " Der Zettel dürfte wohl für mich sein." " Was? Zettel? Oh, ja." Darüber lächelte der Mann. < Oh, Shinji. Du bist echt ein Original.> " Damit wissen wir wenigstens, wo Ayanami liegt." Das Erdgeschoss. " Komm bloß nicht zu spät." Tat Shinji nicht. Pünktlich stand er vor der Türe zum Lehrerzimmer. " Gut." Die Glocke läutete. " Jetzt zeig' ich dir deine neuen Klassenkammeraden. Sind nette Leute, wirklich.", meinte Kamui warm, als sie den Gang entlang gingen. Vor der Tür zum Zimmer der 2-A hielten sie. Kamui trat hinein. " Morgen, Leute!", grüßte das Siegel gleich. " Guten Morgen, Herr Sumeragi." Okay, noch etwas angespannt. " Bevor wir heute das Mobile für Ayanami fertig machen, möchte ich euch noch einen neuen Klassenkameraden vorstellen." Er wandte sich an die Tür. " Komm rein, Ikari." Sofort ging das Getuschel und Gemurmel los. Etwas unschlüssig stand Shinji dann vor der Klasse. " Also ich bin Shinji Ikari.", begann der junge dann endlich. " 14 Jahre bin ich alt." Er hielt kurz inne. Dann machte er aber weiter. Zu ziemlichem Erstaunen des Lehrers. " Vor zehn Jahren hat mein Vater mich nach dem Tod meiner Mutter weggeschickt. Jetzt wohne ich wieder hier in der Stadt bei Frau Katsuragi. Sie arbeitet für die UN." Damit schien es beendet. Das Gemurmel und Getuschel ging los. So ließ Sumeragi es auch einige Minuten lang passieren. Dann räusperte er sich. " Okay, Ikari. Neben Suzuhara ist noch ein Platz frei." Also setzte Shinji sich neben den Jungen im Jogginganzug. " Bevor wir die restlichen Kraniche für Ayanami falten, muss ich euch noch sagen, dass wir sie leider nicht alle besuchen können. Nur zu fünft. Das bedeutet, dass ich noch drei Plätze neben Horaki und mir frei habe. Die ersten beiden Hände oben waren Aida und Suzuhara. Bevor noch eine weitere kommen konnte, war auch die von Shinji dran. " Ich verstehe. Okay, sobald wir mit den Kranichen fertig sind, unterschreibt jeder noch auf der , Gute Besserung' - Karte hier und ihr könnt dann heim gehen.", gab Sumeragi erklärend von sich. Cool. " Und Aida, keine Kamera." Sie lachten. Damit begann das Falten der letzten paar hundert Kraniche. Das Papier für den letzten nahm Sumeragi in die Tasche. " Nicht schlecht. Wirklich gar nicht schlecht.", meinte der Lehrer nach einem Blick auf die Uhr. " Damit kommen wir garantiert ins Buch der Rekorde." Die Karte ging noch schnell rum. Es war noch vor Mittag. Und die Leute wollten natürlich zum Mittagessen daheim sein. " So, Leute." Aida rückte seine Brille zurecht. " Ich bin ja wirklich gespannt." Horaki dagegen wirkte mehr angespannt und leicht ängstlich. Fast unmerklich bewegte sie sich näher an Suzuhara und Ikari ran. " Also, benehmt euch wenigstens halbwegs anständig." Kamui ging voraus. " Irre!", platzte es aus Kensuke Aida heraus, als er den Humvee sah. " Und auch noch in Tarnlackierung!" Wie ein kleines Kind vor einem Schaufenster mit Süßigkeiten. " Okay, steigt ein." Shinji setzte sich hinter den Lehrer, daneben saß dann Hikari mit dem Mobile und auf der anderen Seite Toji. Kensuke hatte sich vorne platziert. Der musste unbedingt die Armaturen näher in Augenschein nehmen. " Den haben Sie doch nicht etwa direkt von U.S. - Marines?", fragte er dann platt. " Doch. Ich habe ihn sogar persönlich aufgerüstet.", gab Sumeragi locker als Antwort von sich. " Die Familien hatten teilweise sehr hohe Lebensversicherungen. Außerdem verbindet man einen gewissen Ruf mit dem Namen Sumeragi. Ich habe auch noch am NIT studiert. Verschiedene Gänge. Jetzt ist das Wägelchen besser gesichert als die Airforce One. Man muss nur wissen, wie man an die Teile kommt. Er ist amphibientauglich, mit einer 15mm-Spezialpanzerung aus einer Titan-Adamant-Legierung ausgestattet. Die Reifen sind dreischichtig. Insgesamt können erst Waffen vom Kaliber einer Bazooka einen Kratzer rein machen. Wenn überhaupt. Dank der Legierung ist er auch leichter als vergleichbare Wägen. Ein wahres Meisterwerk. Und das Lenkrad stammt aus einem Profi-Rennsport-Wagen. Multifunktional." Rei Ayanami lag dort in diesem spärlich eingerichteten Zimmer der ICU. Sie war zwar nicht mehr kritisch, aber die Verletzungen waren dennoch sehr ernst. Wenn auch alles spurlos verheilen würde. Regungslos sah sie an die Decke. Inzwischen kamen Rei's Besucher an einer Autoeinfahrt zur Geo-Front an. Selbstverständlich lag an einem so wichtigen Punkt auch ein Wachposten. Genauer ein ganzes Gebäude für mehrere Personen. " Guten Tag.", grüßte Sumeragi gleich. Drei Soldaten kamen heraus. Zwei davon bewaffnet. Das Fahrerfenster glitt herunter. " Guten Tag. Wo wollen Sie bitte hin?", fragte der nicht bewaffnete Soldat. Oder war das sogar ein Offizier? Eher nicht. " Wir möchten gerne jemanden im NERV-Krankenhaus besuchen. Rei Ayanami. Das sind Hikari Horaki, Toji Suzuhara, Kensuke Aida und Shinji Ikari. Sie sind Klassenkameraden von Ayanami. Und ich bin der Klassenlehrer. Kamui Sumeragi. Möglicherweise liegt ihnen bereits eine Erlaubnis vor. Sonst fragen Sie bitte nach. Captain Katsuragi.", erklärte das Siegel recht freundlich. " Moment." Der eine Soldat ging kurz hinein und kam eine knappe Minute später wieder raus. " Sie können passieren." Die Schranke ging hinauf. Kamui fuhr weiter. Durch einen fast ewig langen Tunnel. Schon wieder eine Kontrolle. Diesmal aber gleich für das ganze NERV-Gelände. " Okay, hier müssen wir aus dem Wagen.", registrierte der Lehrer der Kinder. < Mann, das hier ist besser gesichert als NORAD mit AREA 51 kombiniert. Und dann kommt hier so einfach der vorletzte Engel rein.> Jetzt bekamen sie sogar Namensschildchen, die auch als Chipkarten benutzt wurden. " Ikari? So heißt auch der Kommandant von NERV.", meinte der Mann hinter dem Registraturtresen und wollte Shinji eine Besucherkarte geben. Aber dem fiel es im letzten Moment ein, dass er ja seine eigene hatte. " Äh, ich habe da schon eine." Er hielt sie hin und dem Registrateur klappte der Kiefer auf. " Sag' mal, Ikari. Wieso hast du so eine Karte?", wollte Aida natürlich sofort wissen, als sie auf dem Weg zu Ayanamis Krankenzimmer waren. Er sah sich Ikari's Karte natürlich auch noch ganz genau an. " Und was bedeutet , Third Children'?" Es dauerte knapp eine Minute bis Shinji antwortete. " Ich... arbeite auch für die UN." Dafür sahen sie ihn an. Kamui wies insbesondere Kensuke mit einer Handbewegung an, nicht weiter zu bohren. " Ah, wen haben wir denn da?" Da war Katsuragi. Kensuke und Toji waren sofort hin und weg. Wobei Hikari insbesondere Toji leicht böse Blicke zuwarf. " Hallo.", grüßte Ikari leicht scheu. " Darf ich vorstellen? Captain Misato Katsuragi. Die Erziehungsberechtigte von Ikari. Und das sind Hikari Horaki, Kensuke Aida und Toji Suzuhara. Fräulein Horaki ist die Klassensprecherin.", stellte Sumeragi vor. " Guten Tag.", verbeugten die drei Kids sich gleich. " Hallo. Freut mich, euch kennen zu lernen." Toji und Kensuke grinsten leicht dämlich. " Also, Captain Katsuragi. Sind Sie auch gerade auf dem Weg zu Ayanami? Oder wollten Sie eher nach uns sehen?" Kamui lächelte. Voll erwischt. Dann waren sie auch schon vor der Tür zu Ayanamis Krankenzimmer. Die Tür glitt auf und eine Krankenschwester kam heraus. Mit einer leeren Tüte für Infusionen. " Oh, guten Tag. Sie wollen zu Fräulein Ayanami? Sie hat gerade eine neue Infusion bekommen. Der Besuch sollte nicht zu lange dauern. Aber ihr wird es sicher gut tun." Natürlich hatte sie schon das Kranich-Mobile bemerkt. Deshalb lächelte sie wahrscheinlich auch. " Rei, du hast Besuch." Mit diesen Worten trat Katsuragi in den Raum. Rei lag mit dem Oberkörper leicht aufgerichtet in dem Bett. Und daneben hing logischerweise ein Infusionsbeutel mit irgendwas undefinierbarem darin. So, wie sie die Besucher ansah, musste sie einigermaßen darüber erstaunt sein. " Hallo, Ayanami." Hikari trat vor. " Wir haben uns Sorgen um dich gemacht." Kurz Pause. " Und unser neuer Klassenlehrer hat gemeint, es wäre eine gute Idee, nach dir zu sehen und dir das hier vorbei zu bringen." Sie hielt das Mobile hoch. Kamui nahm es ihr ab und hängte es dort unter die Lampe. " Wenn du wieder halbwegs gesund bist, musst du aber auch den Tausendsten falten und befestigen.", meinte er lächelnd zu dem kranken Mädchen. " Kamui Sumeragi. Ich bin der neue Klassenlehrer." " Bleib' bitte liegen.", mahnte Katusragi als Rei versuchte, sich etwas aufzurichten. Suzuhara schüttelte bei verschränkten Armen den Kopf. " So eine Unverschämtheit. Ist ja fast schon krank. Wie kann man nur Jugendliche unseres Alters so etwas Gefährliches arbeiten lassen, dass man fast dabei draufgeht!?", knurrte er. " Eigentlich glaube ich nicht, dass so etwas mit den Menschenrechten und den Gesetzen gegen Kinderarbeit konform geht.", kommentierte Aida, während er mit zwei Fingern seine Brille zurecht schob. " Was nützt es, das Paradies schützen zu wollen, wenn man es dabei zerstört?", zitierte Kamui bei leicht gesenktem Kopf. Er nahm einen der anwesenden Stühle und setzte sich an Ayanamis Bett. " Ich frage mich, was mit dir ist." Kensuke flüsterte leise mit Toji. Ihnen missfiel wahrscheinlich das doch recht trostlose Ambiente hier. Aber wenigstens waren jetzt die Kraniche hier, die es etwas freundlicher gestalteten. " Keine Sorge, dir wird's bald wieder besser gehen. Wir warten mit dem Unterrichtsstoff, bis du wieder da bist. In deiner Klasse machen sich die Leute wirklich Sorgen um dich. Sonst hätten wir wohl kaum in weniger als 24 Stunden die 999 Kraniche gefaltet." Kamui öffnete seine Jacke etwas und holte einen Disc-Man heraus. " Damit dir nicht so langweilig ist, hab' ich dir auch gleich noch eine Long-Play-CD zusammengestellt. Da ist verschiedenes drauf. Ich weiß ja nicht, was für Musik du gerne hörst." Ja, klar. Ayanami und Musikhören. Jetzt sah Rei noch mal erstaunter aus. Und auch ziemlich ratlos. " Danke.", brachte sie dann aber doch heraus. Leise nur und etwas scheu. " Irgendwie kapier' ich Ayanami nicht.", meinte Suzuhara, als sie auf dem Rückweg waren. " Sie scheint irgendwie keine Ahnung zu haben, wie man mit anderen Leuten umgeht." " Das ist mir allerdings auch schon aufgefallen.", kommentierte Aida. " Ich hab' mir ihre Akte angesehen. Die ist fast weiß. Da steht so gut wie nichts drin. Geburtstag, Erziehungsberechtigter, Wohnort und dass sie für die UN arbeitet. Sonst nichts.", warf Sumeragi ein. " Interessant. Möglicherweise hat das etwas mit ihrer Arbeit zu tun. Vielleicht ist sie ja so etwas wie ein Geheimagent.", meinte Kensuke dazu. Die drei Schüler schielten zu ihrem neuen Klassenkameraden rüber. Shinji und Misato lachten etwas gezwungen. " Ich würde es lassen, weiterzubohren. Sonst könnten wir noch , rein zufällig' einige ganz böse , Unfälle' haben." So, wie Kamui das modulierte, wussten sie sofort, was er meinte. Unfälle nach CIA-Art. Kannte man ja zur Genüge. " Ach, Shinji, da fällt mir ein, dass Ristuko für morgen einen Test vorbereitet hat. Also komm' gleich nach der Schule her." Rei sah mit einigem Interesse diesen Disc-Man an. Der Besuch ihrer Klassenkameraden und Third Childrens hatte sie mehr als irritiert. < Sie machen sich... Sorgen um mich? Aber... Und selbst dieser Mann, dieser Lehrer, sagt das... Sumeragi?...> Langsam nahm sie die Kopfhörer. Inzwischen ging es ihr soweit gut, dass sie den linken Arm ohne Schmerzen bewegen konnte. Der war ja auch kaum verletzt gewesen. Der erste Track auf der selbstgebrannten CD war , Mother Earth' von Within Temptation. Danach kam , Never-Ending Story', , A Kind of Magic' und , Who wants to live forever', beides von Queen, aus STAR WARS das , Beginning'-Theme und , Faith of the Heart' von Russel Watson. Danach einige Tracks aus den bekanntesten TV-Serien und Filmen. Mitten in der Nacht wachte sie auf. Sie fühlte sich seltsam. Irgendwie... fremd. Und die Schmerzen waren weg. Plötzlich stand sie auf. Oder war es nicht sie? Es war, als würde jemand ihren Körper steuern. Als hätte jemand anderes die Kontrolle darüber und sie wäre bloß Zuschauer. Der 1000ste Kranich wurde gefaltet und an das Mobile gehängt. Am nächsten Morgen fanden die Schüler der 2-A ihren Klassenlehrer schon an seinem Pult hockend vor. Die Ellbogen auf dem Tisch und die Fingerspitzen aneinander. Die Mundpartie dahinter verborgen. Aber die Augen verrieten schon etwas. Deshalb schluckten auch einige der Schüler, als der Unterricht eingeläutet wurde. " Guten Morgen." Verdammt. Wer schon so klang, der konnte ja bloß einen Hammer haben. " Heute haben wir viel vor." Einige der Schüler schluckten. " Es wird eine große Diskussionsrunde." Jetzt stöhnten sie. " Es wird um Verschwörungstheorien gehen. Zuerst werden wir ein Brainstorming veranstalten. Also fangt an. Fünfzehn Minuten." Besonders Kensuke war arbeitsam. Der kannte garantiert 90% aller Verschwörungstheorien. Kamui jedoch begann etwas zu fühlen. < Das ist seltsam.> Momentan stand er wieder einmal am Fenster und sah hinaus. < Wirklich seltsam. Moment....> Da war er mit den Gedanken schon woanders. Asuka Soryu Langley öffnete die Augen. < Verdammt, was ist hier los? Wo bin ich?> Wo auch immer, hier sah es ziemlich heruntergekommen aus. Sie lag auf einem Bett und war mit nichts weiter bekleidet als einer Krankenhauskutte. Das Zimmer war ramponiert. Fast, als ob hier ein heftiger Kampf getobt hätte. Da war sogar ein riesiges Loch an einer Seite und Trümmer von der Decke lagen herum. " Sehr interessant. Wirklich sehr interessant." Der Rotschopf aus Deutschland fuhr zur Seite. Sie fiel dabei fast aus dem Bett. Auf jeden Fall stand sie gleich darauf da und schien ziemlich sauer. Diese Type dort auf einem der Trümmerstücke kam ihr äußerst verdächtig vor und war garantiert verantwortlich für das hier. Der hatte eine komische, rote Robe an und einen bescheuerten Hut. Außerdem trug er mehrere Kilo Gold um den Hals. Von den Ringen ganz zu schweigen. ( Natürlich sprachen sie in Deutsch.) " Willkommen im Jahr 2017 eurer Zeitrechnung. Du kannst mich Richter Q nennen." Asuka war am Kochen. Der Tag war nicht so gut verlaufen und jetzt auch noch so was. " Was soll der Scheiß?", fuhr sie den Kerl an. " Ts, ts, ts." Der Mann schüttelte den Kopf. " Wie unhöflich. Hätte ich auch wirklich erwarten sollen." Er stand von dem Trümmerstück auf und ging langsam auf sie zu. " Wie es scheint, ist dein Wunsch erfüllt worden, Mädchen. Du bist der letzte Mensch auf diesem Planeten. Ihr würdet das Jahr 2017 schreiben. Der THIRD IMPACT, wie es bei euch genannt wurde, ist schon längst eingetreten. Erinnerst du dich nicht mehr?" Er fing ihre wütende Attacke locker ab. " Der Verfluchte und SIE sind daran schuld. Du hast das Armageddon verschlafen. Wirklich interessant. Nachdem du EVANGELION-02 nicht mehr hattest steuern können, versuchtest du, dich umzubringen. Sieh dir mal die Narben an deinen Handgelenken an, wenn du mir nicht glaubst." Asuka wurde bleich. " Allerdings frage ich mich, weshalb du als einziges Exemplar das Ende der Menschheit überlebt hast. Und dann holst du auch noch jemanden von meiner Sorte hier her." Jetzt besann sich das Mädchen endlich etwas. Und hatte auch gleich ihre typischen Umgangsformen wieder drauf. " Hey, ich soll der letzte Mensch sein? Und was bist dann du?" " Ich? Das hatte ich schon gesagt. Aber vielleicht kann eine so niedere Kreatur kosmische Maßstäbe gar nicht begreifen. Ich bin Q. Meine Art lebt schon seit langer Zeit nicht mehr in körperlicher Gestalt. Darüber sind wir hinaus. Und wir sind allmächtig. Unabhängig von Raum und Zeit. Im Gegensatz zu Witzfiguren wie euch Menschen. Doch finde ich es irgendwie interessant, dass gerade ein Wesen wie du mich an diesen Ort und diese Zeit gelockt hat. Irre ich mich, oder war es nicht dein Wunsch, völlig alleine zu leben? Bitte. Dieser ganze Planet gehört jetzt sozusagen dir. Das da draußen war einmal die Geo-Front unter Neo-Tokio 3. Bis der letzte Engel eingefallen ist und der THIRD IMPACT ausgelöst wurde. Mit einem Schlag hat jedes menschliche Leben hier aufgehört. Nun, bis auf dich. Also komm damit zurecht..." Er schnippte mit der rechten Hand und verschwand in einem Lichtblitz. Das Siegel lächelte. < So, Asuka Soryu Langley. Du glaubst jetzt, du hättest eine zweite Chance bekommen. Aber ist wirklich interessant, dass sie so eine Vision von der Zukunft hat. Und lustig, dass ich mal Q spielen konnte.... Ich muss aufpassen.> Er wandte sich den Schülern zu. " Ich möchte damit anfangen, dass ich euch eine Geschichte erzähle." Darauf drückte er einen Knopf an der Wand und die Jalousien kamen runter. " Spot an." Der Lichtkegel fiel auf eine Schatulle, die aus purem Gold zu bestehen schien. Und alt war sie garantiert auch. Es waren Hieroglyphen darauf. " Vor vielen Jahren, als die Pyramiden erbaut wurden, spielten die Ägypter ein Spiel von schrecklicher Macht. Das Spiel der Schatten. Das Spiel der Schatten mündete in einem Krieg von gewaltigen Ausmaßen, der drohte, die ganze Welt zu vernichten. Doch einem mutigen Pharao gelang es, die Kräfte des Spiels der Schatten zu bannen. Vor fünfzehn Jahren dann löste ein Junge namens Yugi das Millenniums-Puzzle. Die uralten Mächte durchströmten ihn, denn das Universum hatte ihn dazu auserwählt, die Welt vor der Rückkehr des Spiels der Schatten zu beschützen. Wie der mutige Pharao es einst getan hatte. Fünftausend Jahre zuvor." Eine Dramatikpause. " Wie ihr mitbekommen haben dürftet, muss Yugi es wohl geschafft haben. Durch seinen Einsatz wurde bei den meisten Menschen jegliche Erinnerung an diese Schreckliche Zeit genommen. Nur seine Freunde konnten sich noch daran erinnern. Und jene, die direkt beteiligt gewesen waren." Sumeragi seufzte. Er öffnete die Schatulle. " Die alten Ägypter hatten Hexenmeister, die fähig waren, Monster aus einer Dimension, die sie , Reich der Schatten' nannten zu rufen und zu befehligen. Pharao Atemu bannte diese Monster jedoch in magische Steinblöcke und rettete so die Welt zum ersten Mal. Aber den Hexenmeistern gelang es, die Monster aus den Steinen zu befreien. Einer von ihnen wollte die ganze, halbphänomenale und fast kosmische Macht des Pharaos und forderte ihn zu einem Duell. Atemu erschuf die sieben mystischen Millenniums-Gegenstände und bannte in sie die ganze Macht des Spiels der Schatten. Yugi löste das alte Millenniums-Puzzle und dadurch wurde der darin gefangene Geist des alten Pharaos wiedererweckt. Gemeinsam besiegten sie die neue Art der Monster. Ein Mann hatte sie für die Neuzeit als Kartenspiel adaptiert. Nicht ahnend, was er damit heraufbeschwor. Die ganze Welt wurde durch die erweckten Monster fast vernichtet. Aber Yugi und Atemu haben sich geopfert um ihre Freunde und die Welt, die sie so liebten, zu retten. Die Freunde und alle, die daran beteiligt gewesen waren, starben jedoch durch den SECOND IMPACT und seine Nachwirkungen. Ich bin die einzige Person, die noch davon wusste. Und jetzt wisst ihr auch davon. Obwohl das nur die Kurzversion war." " Ja, klar.", meinte einer der Schüler. " Ich dachte, Sie hätten mit Zauberei und Magie nichts am Hut.", kommentierte ein anderer. " Eigentlich versuche ich dem möglichst aus dem Weg zu gehen. Besonders, weil ich nicht immer an solche Sachen erinnert werden möchte. Aber ich habe einen Beweis. Die letzten Karten des Spiels. Genannt: Duel Monsters." Shinji erkannte die Karten sofort wieder. " Und woher haben Sie diese Karten? Wieso wollen gerade Sie darüber so Bescheid wissen, wenn sich nur wenige daran erinnern können?" Kensuke wollte das jetzt genau wissen. " Ich war dort. Ich war einer von Yugis Freunden. Gegen die Kriege der Schatten wirkt der SECOND IMPACT wie ein Mückenfurz. Und glaubt mir, ich weiß wovon ich rede." " Aber... wenn noch Karten existieren, besteht dann nicht die Möglichkeit, dass das Spiel der Schatten zurückkehrt?", fragte jetzt eines der Mädchen leicht verängstigt. Kamui schüttelte den Kopf. " Atemu besaß eine Macht, gegen die höchstens eine Gottheit, wenn überhaupt, eine Chance hatte. Er gab sein Leben damit das Spiel der Schatten wirklich niemals mehr zurückkehren kann." Der Lehrer saß inzwischen auf dem Pult. Er sah noch einmal die Karten an und legte sie dann in die Schatulle zurück. " Aber das ist Vergangenheit." Nun konnten endlich die Schüler anfangen. " Und? Wer von euch will anfangen? Was kennt ihr für Verschwörungstheorien?" Er rief einen Jungen auf. " AREA 51!" Uh, gleich das. " 1947 soll also in Roswell, New Mexico, ein UFO abgestürzt sein. Wir hätten da ein Photo, auf dem ein Offizier mit den Resten eines Wetterballons posiert. Außerdem gibt es Aussagen von Roswell-Bewohnern. Leider lebt von denen heute keiner mehr. Außerdem haben wir Bilder von Wrackteilen, die garantiert nicht zu einem Wetterballon passen. Und Aufnahmen von einem KGM." " KGM? Was soll das bedeuten?", fragte jemand dazwischen. " Kleine, grüne Männchen. Obwohl die ja eigentlich grau sind. Also: Kleine, graue Männchen.", wurde es geantwortet. " Stimmt schon soweit." Kamui ging langsam in der Klasse umher. Er lachte leise. Fast hämisch. " Aber wisst ihr auch, dass das alte AREA 51-Gelände jetzt DEPENDANCE-2 genannt wird? Komischerweise hat gerade dort eine Basis der UN ihren Standort." " Vielleicht will sich ja jemand mit einem Überlichtschiff absetzen, nachdem der Weltuntergang eingeläutet wurde." " Oder jemand plant eine neue Waffe." " Da gab's früher mal eine Werbung mit so einem Slogan. Passt immer. Nichts ist unmöglich, Toyota." Die Schüler lachten. " Ich würde gerne über den SECOND IMPACT sprechen." Kensuke!? " Einen Meteoriten hätte man in Sonnennähe an einem Schweif und dem Leuchten erkennen müssen. Selbst, wenn er direkt auf der Achse seine Bahn gehabt hätte." " Genau. Damals hat man den Weltraum nach allen Seiten abgesucht. Und das nicht nur optisch.", stimmte Kamui zu. " Man konnte damals einen Meteoriten gar nicht verpassen. Selbst, wenn er aus dunkler Materie bestanden hätte. Das Zeug hat die größte bekannte Dichte im Universum, ist extrem selten und scheint sogar alles Licht zu absorbieren. Deshalb auch , dunkle Materie'... Also liegt die Vermutung nahe, dass jemand den Südpol künstlich in die Luft gejagt hat." " Aber wieso sollte jemand drei Milliarden Menschen ermorden wollen?", wurde die Frage eingeworfen. Bevor die Antwort kommen konnte, ertönte der Feueralarm. " Okay, Leute. Ihr kennt die Prozedur. In Zweierreihen geordnet und langsam zum nächsten Sammelpunkt." Tja, die Schule brannte an einer Ecke. Chemielabor. Allerdings war dort niemand mehr. Glücklicherweise. Und mit der Schule war's vorläufig auch aus. Wenigstens für diese Woche. Knapp zwei Tage später hörte Kamui in der Wohnung nebenan ein Geschrei wie noch nie. < Das ist doch Asuka's Stimme. Gibt's das?> Jetzt kapierte er das. Das war das Telefon. Und anscheinend war Shinji das Opfer. < Oh, Mann. Was für ein mieser Akzent.> Second Children fluchte sonst was auf Deutsch. " Der arme Shinji." Kamui musste dabei einfach breit grinsen. Jetzt hob er aber erstaunt die Augenbrauen. < Hä!? Spinn' ich oder was? Was will die denn schon hier drüben? Wir sind noch nicht mal bei Folge vier und die sollte doch erst in Folge acht rüber kommen! Ach, scheiß drauf.> " Sehr interessant. Geradezu..." Dramatikpause. " Faszinierend.", imitierte er Mr. Spock. Das Siegel drehte etwas die Musik mit seinen Lieblingsstücken auf. Fast die gleiche CD wie er sie Ayanami gegeben hatte. Klar, irgendwie war er einfach der Typ dafür. Eines seiner Lieblingslieder war definitiv das Gundam-Wing- Opening , Just Communication'. Misato Katsuragi regte sich an diesem Abend noch ziemlich auf und fand irgendwie keinen Schlaf. Entsprechend müde grüßte sie auch am nächsten Morgen als sie und Kamui sich begegneten. Das Siegel grinste. Er roch deutlich den Kaffee. < Das Nabiki-Aufsteh-Syndrom.> Da kam Shinji raus. " Guten Morgen.", grüßte er. Leicht verstört. Er glotzte auch geradezu den Ausweis in seiner Hand an. " War ja gestern noch ziemlich laut bei euch.", brachte Kamui dann eine kleine Konversation in Gang. " Ja.", meinte der Junge bloß dazu. Misato sah leicht genervt aus. " Wo willst du hin, Ikari? Ich könnte dich fahren.", machte Sumeragi dann weiter. " Oh..." Ikari war erstaunt. " Sie brauchen sich wegen mir wirklich keine Mühe zu machen." " Ach, Quatsch. Ist doch keine Mühe. Wo willst du denn hin?" Auf die Antwort entgegnete das Siegel dann: " Was? In diese Drecksgegend am Industriegebiet?" Messerscharf schloss er dann: " Du willst also Ayanami besuchen." Misato kicherte zu dem Tomatengesicht. Ikari stotterte verlegen: " Das ist... Ich muss... Der Ausweis..." " Also wirklich." Kamui schüttelte jetzt endlich den Kopf. " Wir kann man ein 14jähriges Mädchen alleine in so einer gefährlichen Drecksgegend wohnen lassen? Garantiert haust sie auch bloß in einer 1-Zimmer-Wohnung die nicht mal richtig eingerichtet ist. Da muss irgendwer sich mal drum kümmern. Kann ja nicht angehen..." Den Rest grummelte er. Unten in der Garage stiegen sie dann in die beiden Wagen. Katsuragi musste zu NERV und Shinji würde ja mit Sumeragi Rei besuchen gehen. " Sag' mal, wieso ist Ayanami eigentlich in ihrer Wohnung? Sollte sie nicht im Krankenhaus sein?" Eine wirklich berechtigte Frage. Da das Siegel sich so einkapselte, wusste er auch nicht so viel über die aktuellen Geschehnisse. Andererseits hatte er Asuka schon erlebt. Und solche Sachen gaben ihm mächtig zu denken. " Sie ist wieder gesund.", gab Ikari als kurze Antwort. " Schon seltsam." Sumeragi zuckte mit den Schultern. " Sie aber auch." Das Siegel lachte kurz. " Klar. Hier scheint jeder irgendwie 'ne Macke zu haben." Gerade fuhren sie in diese miese Gegend ein. Merkte man gleich. " Wir sind da." Also stiegen sie aus. " Heilige Scheiße.", entfuhr es Shinji. " Hier würde man eher Verbrecher und Waffenfanatiker oder so was erwarten.", kommentierte Kamui. " Aber doch kein 14jähriges Mädchen. Da muss man wirklich was machen. Ich glaub' ich muss mal mit deinem Alten sprechen." Das war jetzt nahe dran, Ikari umzuhauen. " Schließlich ist Kommandant Ikari Ayanamis Vormund. Vielleicht ist der ja mit dem Faust-Syndrom geschlagen." Jetzt wandte er sich wieder an Shinji. " Pass auf, dass du keine Probleme kriegst. Ich muss weiter." Also stieg Kamui wieder in den Humvee und fuhr weiter. Aber schon um die Ecke hielt er an. Das da oben war die perfekte Observationsposition. Er nahm den Koffer vom Rücksitz und schloss den Wagen ab. " Mann, sieht das hier aus." Auch der Komplex hier war einfach eine Müllhalde von einer Bauruine. Die Tür zum Dach war verrammelt. Kamui trat sie aus den Angeln. Er legte sich genau gegenüber von Ayanamis Wohnung auf die Lauer. In dem Koffer waren Beobachtungsutensilien, für die Militärotakus morden würden. Infrarotscanner, Lauschantenne, Radargeräte und so weiter. Plus seine eingeschränkten Fähigkeiten, soweit er sich traute, sie zu benutzen. " Aha. Ikari klingelt... Moment... Was ist das da?...", fuhr Kamui auf. Zu spät, die Wohnung ging flöten. Er sprang auf. < Verdammt...!> " Rei! Shinji!" Kamui fühlte es schon. Da stimmte noch etwas nicht. Ein Schatten tauchte am Fenster auf. Dem Siegel wollte grade die Kinnlade runterklappen. Das war Shinji mit Rei in den Armen. Und er sprang grade aus dem x-ten Stockwerk. Kamui packte fast blitzartig seinen Krempel zusammen und nahm den direkten Weg. Keine fünf Minuten später kam sein Humvee um die Ecke gebrettert. Sumeragi stieg aus und nahm gleich den Trenchcoat vom Rücksitz, den er da hatte. Man konnte ja nie wissen, wann es wieder regnete. War auch gut, dass er ihn dabei hatte. " Hier." So konnte er ihn auch Rei umlegen. Sie kniete dort neben einem bewusstlosen Shinji. Kamui hatte gesehen, wie sie aufgewacht war, der Junge mit dem Oberkörper auf ihrem. Das warf für den Himmelsdrachen einige Fragen auf. Punkt 1: Wieso war Shinji in die explodierte Wohnung gerannt? Punkt 2: Wie hatte er sich überwunden, ein völlig nacktes Mädchen anzufassen? Punkt 3: Wie hatte er es fertiggebracht, da oben halbwegs unverletzt aus dem Fenster zu springen? Okay, er hatte mittelschwere Brandverletzungen und der Rücken sah auch nicht gut aus. " Was ist hier passiert?", fragte Kamui, als er sich um Shinji kümmerte. Natürlich war er besorgt. " Steig in den Wagen, wir bringen ihn schnell runter." Er packte Shinji und schnallte ihn auf dem Rücksitz gut fest. " Festhalten, bitte." Jetzt trat er das Eisen voll durch. " Verdammt! Ikari geht's wirklich dreckig.", knirschte er keine zwei Minuten später. " Also muss wohl das Nitrox² her." Er öffnete eine kleine Klappe unten am Armaturenbrett. " Halt dich gut fest. Gleich sind wir auf 300." Dann drückte er einen der Knöpfe am Lenkrad. Und da musste man auch schon die Schallmauer reparieren. Die Absperrung zum Fahrbahntunnel ging auch auf Kamuis Kappe. Aber eines musste man ihm lassen. Er konnte einparken. " Wir brauchen schnell einen Arzt! Third Children ist verletzt!" Mit diesen Worten sprang er aus dem Humvee. Und keine Minute später war auch schon eine ganze Crew da. " Wie ist das passiert?", fragte gleich ein Arzt. " Wie es scheint, hat er First Children das Leben gerettet." " Notoperation!", rief der Mediziner und lief schon wieder los. " Kümmert sich auch mal jemand um First Children?" " Ich habe Ikari an Ayanamis Wohnhaus abgesetzt und bin weiter gefahren. Kurz darauf ist da irgendwas explodiert. Als ich zurückgekommen bin, kam Ayanami grade wieder zu sich. Ich glaube, Ikari hat sie aus der explodierten Wohnung gerettet." Dazu nickte der Weißkittel und verschwand im OP. Kamui setzte sich auf einen der vielen Stühle hier in diesem Vorraum. Keine fünf Minuten später kam Katsuragi angerannt. " Was ist passiert?", fragte sie halbwegs außer Atem. " Ich glaube, Shinji hat Ayanami das Leben gerettet." Wenn man vom Teufel spricht... Da kam Ayanami. Mit Ristuko Akagi. " Hat er.", gab Akagi zustimmend von sich. Ayanami hatte ein paar Verbände und Pflaster dran. Nichts gravierendes. Okay, der eine Arm war in einer Schlinge. Aber gebrochen konnte der nicht sein. " Guten Tag. Ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Kamui Sumeragi. Und Sie müssen die berühmte Ritsuko Akagi sein." " Sie kennen mich?", klang die Doktorin mehr oder weniger erstaunt. " Ich habe am NIT studiert. Da muss man jemanden wie Sie doch einfach kennen. Schließlich arbeiten wir teilweise in derselben Branche." Sumeragi lächelte. Das rang Akagi auch ein Lächeln an. " Misato, Rei hat mir alles erzählt." " Und was ist passiert?", wollte Katsuragi jetzt aber doch endlich wissen. " Würde mich allerdings auch interessieren.", kommentierte das Siegel darauf bestehend. Kurz hob Akagi die Augenbraue, machte dann aber doch weiter. " Rei war gerade im Bad als Shinji die Glocke drückte. Das muss etwas wie eine kurze Sequenz aktiviert haben, bevor die Bombe hoch ging. Rei wurde gegen wie Wand geschleudert und war bewusstlos. Nach ihrer Erklärung hat sie nur schemenhaft mitbekommen, wie Shinji sie gefunden hat. Dem Anruf der Feuerwehr nach muss die ganze Wohnung lichterloh in Flammen gestanden haben." " Dann ist der Kleine ein verdammter Held.", meinte Kamui in einer etwas amerikanischen Art. Jetzt öffnete Rei den Mund. Sie wollte etwas fragen. " Weil er es getan hat. Weil er es immer tut. Weil es seine Art ist." " Schicksal.", flüsterte Rei also leise. " Quatsch. Das Schicksal ist wie eine Mauer. Sie mag unüberwindlich scheinen. Doch auch sie hat Türen, Fenster, Löcher, Risse uns Spalten durch die man gelangen kann.", widersprach Katsuragi. Zwei Menschen bekamen mit, dass das nicht gerade ihre eigenen Worte waren. Akagi, die sie seit dem Studium kannte, und natürlich Kamui, dessen Worte es im Original waren. Und Kamui knackte kurz mit den Fingern. " Ich habe gehört, dass Ikari's Vater hier der Boss ist. Mit dem hab' ich ein paar Takte zu reden. Wo kann ich ihn finden?" Misato hatte schon ihr Handy draußen. " Hyuuga, wissen Sie, wo der Kommandant gerade ist?... Aha. Danke." " Ikari ist grade in seinem Büro. Offenbar hat er eine Besprechung mit Vize-Kommandant Fuyuzuki." Kamui lächelte. < Besprechung. Aha. Garantiert spielen die bloß Maahjong und labern nebenher.> " Ich bring' Sie hin." Offenbar hatte Captain Katsuragi auch noch ein Wörtchen mit den beiden Cheffes zu reden. Nur leider nahm Katsuragi den falschen Weg. " Misato, die andere Richtung.", teilte Ritsuko auch gleich mit. " Rei, bringst du sie zu Kommandant Ikari?" " Ja." Und gleich darauf standen sie auch schon vor der Tür zum Büro des Kommandanten. Davor war ein kleiner Empfangsraum mit einer Frau, die wahrscheinlich etwas wie eine Sekretärin darstellen sollte. Sumeragi meinte: " Ich werde mich schon um ihn kümmern." Was bedeuten sollte: " Beleiben Sie lieber draußen. Das könnte unschön werden." Katsuragi nickte. " Sie sind also Gendo Ikari." Ikari saß in der erwarteten Hände-vor-Mundpartie-Haltung an seinem Schreibtisch in diesem krass weiten Raum. Der Alte in der hellbraunen Uniform war definitiv Vizekommandant Fuyuzuki. " Mich würde interessieren, was der Lehrer der Children vom Kommandanten von NERV will." Ikari war ganz ruhig. Könnte möglicherweise an den Agenten liegen, die da im Schatten warteten. Aber Sumeragi juckte das nicht im Geringsten. " Ganz einfach. Mit dem Schweinehund reden, der seinen Sohn verstößt und dann noch als Erziehungsberechtigter eines kleinen Mädchens dieses wie einen Roboter behandelt und in einem Loch in einer selbst für Erwachsene gefährlichen Gegend leben lässt. Kommt mir fast so vor, als wären Sie ein Arschloch höchsten Grades." Er knallte mit den Händen flach auf den Schreibtisch des NERV-Kommandanten. " Dazu kommt noch, dass Sie gerade diese beiden Jugendlichen anscheinend andauernd Lebensgefahren in ihrem rechtlich nicht erlaubten Job aussetzen! Rechtlich deshalb nicht erlaubt, weil sie überhaupt keinen Lohn dafür bekommen und er auch noch unpassend für ihr Alter ist. Mir ist es egal, ob sie Helden sind, wegen dem was sie machen. Und ich sage Ihnen: Wenn sich nicht bald etwas daran ändert, wird sich hier einiges ändern." " Interessante Ansichten haben Sie, Mr. Sumeragi. Aber ich denke nicht, dass NERV sich von Ihnen bedrohen lässt.", gab Kommandant Ikari eiskalt von sich. " Das wird die Zeit zeigen." Er zeigte noch einmal auf Ikari. Mit diesen Worten drehte Sumeragi sich um und ging. " Von mir aus zerstören Sie doch das Paradies um das Paradies zu schützen." " Glücklich das Land, das Helden hat.", kam die Stimme Fuyuzukis. " Arm das Land, das Helden braucht.", erwiderte Kamui dazu. Aber ohne sich noch einmal umzuwenden. Bevor sich die Tür schloss lächelte Kamui noch einmal. " Kommt mir fast so vor, als wären Sie mit dem alten Faust verwandt." Das saß wohl. " Ikari mit Faust verwandt?" Aha, Katsuragi schien Faust auch zu kennen. Klar, in Japan war der ja immer noch DER Hit. " Sie wissen doch, kalt und emotionslos. Da drin ist's kälter als in der Arktis." Misato entschied sich wohl in dem Moment, nicht ins Büro des Chefs zu gehen. " Aber ich glaube, es wird bald etwas besser für Ayanami und Shinji aussehen." Das Siegel ging Richtung Aufzug. Vor seinem Wagen unten am Krankenhaus blieb er stehen. Er sah den Humvee kurz leicht schief an und ging dann in die Hocke. Er griff unter das Fahrzeug, hantierte da kurz und warf dann etwas weg. Ikari saß in diesem Abteil einer S-Bahn. Ihm gegenüber saß auch Ikari. Aber da war noch Kamui Sumeragi. Und er mischte diese Karten. Was sollte das alles? " Interessantes Unterbewusstsein hast du, Shinji. Wirklich sehr interessant." " Was..." Doch Shinji brach ab. " Du fragst dich, wieso du Rei gerettet hast. Es ist das, was du tust, was du immer tust, wie es deine Art ist." Sumeragi setzte sich. " So bist du nun einmal. Jedes lebende Wesen will im Kern dafür sorgen, dass anderes Leben nicht stirbt. Das ist das Grundprinzip des Universums. Aber hier ist es besonders bei den Menschen und ihrem bewussten Sinn für Ethik ausgeprägt. Ihr seid nun einmal so." " Wir sind nun einmal so? Aber, was ist..." " Ich? Vielleicht bin ich wirklich hier, stehe mit dir in geistigem Kontakt. Oder vielleicht bin ich auch nur der Kamui Sumeragi in Shinji Ikari. Wie das hier Shinji Ikari in Shinji Ikari ist. Jedes lebende Wesen hat von sich selbst als auch jedem anderen lebenden Wesen im Universum eine eigene Ansicht. Das ist so, damit wir uns unterbewusst nicht so alleine fühlen." " Alleine fühlen?" Kamui lächelte. " Wir alle sind Teil dieses Universums und allem was darin existiert. Deshalb fühlen wir es auch tief in uns. Die Verbundenheit. Natürlich ist das wirklich nur sehr schwach. Aber das geht auch aktiv. Und was dich betrifft..." Sumeragi stand wieder auf. " Es gibt da drei Arten, wie man über das Schicksal spricht. Man kann ihm nicht entkommen, aber man kann ihm mutig entgegentreten. Oder das Schicksal ist wie eine Mauer..." " ... Es hat Türen, Fenster, Löcher, Risse und Spalten..." " Oder auch, dass man selbst den Weg zu seinem Schicksal wählt." Kamui Sumeragi war am Morgen danach bei einem großen TV-Sender anzutreffen. Mit einem ziemlich dicken Koffer. Genauer war er im Vorraum der zum Sitzungssaal gehörte. " Mr Sumeragi. Treten Sie jetzt bitte ein." Das war die Sekretärin. Irgendwo her kannte Sumeragi diese dunkel-grünlichen Haare mit der grünlichen Kombination. Da vorne, an diesem großen Achteckigen Tisch, saß der Chef der Sendeanstalt. Klar. Und darum schien sich die ganze Leitung versammelt zu haben. " Ich freue mich, dass Sie mich so kurzfristig empfangne haben, Mr. Uzumaki.", verbeugte Kamui sich gleich. Der Mann dort in dem dunkelblauen Anzug stand auf. " Die Produktionsabteilung fand Ihre Ausführungen, welche sie am Telefon gegeben haben, sehr interessant. Nun würden wir gerne näher darauf eingehen, Mr. Sumeragi." " Naturlich. Mr. Oyamada, Miss Kyoyama, Miss Haruno, Mr. Uchiha. Sie werden etwas wirklich Interessantes erfahren. Nicht nur, wird es sehr profitabel sein, es ist auch noch... lehrreich." Das Siegel lächelte leicht hinterhältig. Am Nachmittag dann fuhr Sumeragi aufs Land. Garantiert war Kensuke Aida wieder mit seinen Kriegsspielchen beschäftigt. Kamui lächelte breit, als er sah, wie der Junge in seiner Militärkluft durch den Matsch kroch. " Da gewinnt , Ins Gras beißen' eine ganz neue Bedeutung." Er nahm Kensuke am hinteren Kragen und hob ihn auf die Beine. " Gleich viel besser." " Mr. Sumeragi? Was machen Sie denn hier draußen?" Natürlich war der Junge erstaunt. " Mit dir reden wollen.", gab das Siegel gleich zurück. " Mit mir reden? Und wieso?" " Aus einem ganz einfachen Grund. Am Montag sollst du etwas für mich tun. Während der Mittagspause. Und dazu wirst du das hier brauchen. Ich denke, das wird dir Spaß machen." Er stellte den großen Metallkoffer vor Kensuke hin. " Und was ist da drin?" " Duel Monsters. Die fast komplette Sammlung an Karten, eine Spielmatte und ein Regelbuch. Ich möchte, dass du dich am Montag mit mir auf dem Schulhof duellierst." " Und wieso, wenn ich fragen darf?" Das wurde interessant. " Wegen der Kohle. Konami bringt demnächst das Spiel offiziell wieder raus. Aber sie wissen ja nicht, dass es schon einmal existiert hat. Und du sollst mit mir die Werbemaschine ankurbeln. Außerdem bekommst du 10000 Yen dafür. Das ist doch was. Du darfst natürlich die Karten behalten. Ich hatte sowieso die meisten öfters als wirklich nötig. Mal sehen, wie du dich gegen einen Profi schlägst. Ich denke, du wirst mich nicht enttäuschen." Kamui wollte gehen. " Aber... wenn das Spiel wieder raus kommt..." Natürlich machte Kensuke sich Sorgen. " Ich habe doch gesagt: Niemals mehr wird das Spiel der Schatten zurückkehren." Damit stieg der Himmelsdrache in den Wagen. Kensuke schluckte. Der Gesichtsausdruck des Lehrers gefiel ihm gar nicht. Bis zum Montag verlief dann alles ruhig. Mal ausgenommen der offiziellen NERV-Bekanntgabe über EVA. Aber dann ging's wieder los. Zuerst war es, als wäre nichts passiert. " Ah, Ayanami. Du bist also wieder gesund?", fragte Hikari gleich als sie das blauhaarige Mädchen sah. " Ja." Toji unterdessen bemerkte, dass Ikari etwas neben der Kappe zu sein schien. Er konnte ja nicht wissen, dass Shinji fast die ganze Zeit in einem komaartigen Zustand verbracht hatte. Aber jetzt war der EVA-Pilot wieder da. Nur stellte sich eine Frage, die jeden in der Schule beschäftigte: Was war unter dieser riesigen Plane auf dem Schulhof? Jetzt begrüßten sie erst mal Mr. Sumeragi. " Morgen, Leute." Kensuke gähnte zur Begrüßung. " Scheinst ja wirklich durchgemacht zu haben. Bist du nicht mehr ganz bei Trost?", zischte Toji leise. " Okay, heute hab' ich zwei Dinge für euch." Sie wurden hellhörig. " Erst mal die neuen Telefonlisten." Er ließ das Papier herumgehen. Reihenweise. Als er es sich halbwegs ansah, erkannte Shinji erstaunt, dass sogar seine Handynummer drauf war. Dann hatten endlich alle ihren Zettel und Kamui saß vorne wieder auf seinem Pult. " Und jetzt darf ich euch sagen, dass wir einen waschechten Helden in unserer Mitte haben." Sofort waren sie wieder still. " Ikari hat letzte Woche Ayanami unter Einsatz seines Lebens aus ihrer brennenden Wohnung gerettet." Sofort waren die Schüler auf den Beinen und umringten Shinji und Rei. " Echt?" " Hast du das wirklich geschafft?" " Wie war es?" " Was ist eigentlich passiert?" " Cool!" Irgendwie schienen die beiden Jugendlichen damit überfordert. Das dauerte auch bis zur Mittagspause. Und irgendwo zwischendurch rutschte Shinji raus, dass er und Rei EVA-Piloten waren. Beim Klingeln der Schulglocke ging dann Kamui aus dem Zimmer. " Vielleicht solltet ihr mal raus gehen. Da geht's gleich mächtig ab.", orakelte Kensuke. Er lächelte leicht bösartig. Das Siegel knackte mit den Fingern. Jetzt packte er mit der rechten Hand die Plane und riss sie in einem Zug herunter. Sofort waren Schüler da und bestaunten das Teil. " Cool!" " Was soll denn das sein?" " Wo haben die das her? Kommt irgendwie krass." Kamui lächelte. Sie konnten ja eine Duel Monsters- Arena noch gar nicht kennen. Er bemannte die rote Seite. " He, was macht den Aida da?", hörte das Siegel. " Was hat er vor? Will er etwa..." Da kam Kensuke schon auf der blauen Seite hoch. " Du bist also gekommen. Ich hoffe, vorbereitet. Denn es ist Zeit für ein Duell!", rief Sumeragi. Kensuke begann. Mit einer verdeckten Karte. " Nicht schlecht. Ich setze auch ein Monster und dazu noch diese Karte in zweiter Reihe. Damit beende ich meinen Zug." Immer mehr Schüler hatten sich versammelt um da zuzusehen. Auch einige Lehrer. " Ich rufe den Zauberer der Verdammten!" Bei Kensuke's Zug gingen den Leuten die Augen auf Untertassengröße und etliche Kiefer hatten Bodenkontakt. " Dazu lege ich noch diese beiden Karten. Angriff, mein Zauberer der Verdammten! Lösche sein Monster aus!" " Nicht heute. Ich aktiviere meine Fallenkarte! Waboku! Damit werden deine Angriffspunkte auf 0 gesetzt und mein Muka Muka ist stärker. Damit verlierst du ganze 1500 Lebenspunkte." " Ich beende meinen Zug." " Dann bin ich dran. Raigeki! Damit wird dein verdecktes Monster zerstört. Ich will ja schließlich keinen Menschenfresserkäfer riskieren." Und genau das war's gewesen. " Und jetzt wird mein Muka Muka für ganze 1800 Punkte deine Lebenspunkte direkt angreifen, da du kein Monster mehr auf dem Feld hast!" Kensuke wich zurück. " Verdammt.", knirschte er. Aber jetzt war er schon wieder dran. Nach zwei weiteren Karten seines Lehrers. " Ich setze diese Karte. Und dazu diese. Außerdem spiele ich Dian Keto, den Meisterheiler! Der gibt mir ganze tausend Lebenspunkte zurück! Und dazu noch diese Karte! Wald, erscheine!" " Aha. Ich setze diese Karte. Diese Karte wird noch dazu gehören. Damit beende ich meinen Zug." Kamui lächelte. " Du spielst bis jetzt aber gar nicht schlecht. Immerhin ist es dein erstes Duell Duel Monsters." " Danke. Sie haben mich aber trotzdem grade ganz schön am Wickel. Ich spiele Copykat! Damit werde ich eine Ihrer Fallenkarten zerstören." Treffer und versenkt. " Und jetzt kommt die Ryu-Kishin-Macht! Angriff!" " Aber nicht gegen Aqua Madoor.", war Sumeragi sich sicher. " Nicht? Wie wäre es dann damit? Ich aktiviere meine Zauberkarte!" " Ich bin beeindruckt. Du schlägst dich wirklich wacker. Aber das hört jetzt auf. Ich brauche nur noch eine Karte und dann wirst du einem meiner Lieblingsmonster Hallo sagen." Kamui legte zwei Finger an sein Deck. " Herz der Karten...", flüsterte er. Jetzt grinste er. " Polymerisation! Zauberer der Zeit und Babydrache! Fusioniert zum Tausenddrachen! Außerdem spiele ich diese Feldkarte nachdem ich die andere vernichtet habe! Gebirge! Angriff, mein Tausenddrache!" Kensuke blieb sicher. " Jetzt ziehe ich aber." " Herr der Drachen! Ich schicke dir die Drachenruferflöte und das Schwert der Legende! Also erscheint, zwei meiner Drachen! Drachenfluch und blauäugiger weißer Drache!" " Respekt." Kamui war cool. " Aber das reicht nicht, um jemanden wie mich zu besiegen!" Jetzt hämmerte er eine Riesentrunade auf das Feld. " Und jetzt kommt der Überläufer! Herr der Drachen zu mir! Neo, der magische Schwertkämpfer! Zauberschwert! Hilf ihm! Außerdem lernt er aus dem Buch der geheimen Künste und wandelt in Yami! Damit darf dein Fluch des Drachen dran glauben" " Aber dafür wird mein weißer Drache sich Neo als Vorspeise genehmigen!", war Kensuke sich sehr sicher. " Ach, ja? Du wirst unkonzentriert. Sonst hättest du meine Verstärkungen bemerkt! Damit sind sie gleich! Neo hat mich noch nie im Stich gelassen. Kapiert? Jetzt bin ich wieder dran. Topf der Gier und anmutige Barmherzigkeit! Jetzt geht es ab! Schwarzer Rotaugendrache! Schwert der dunklen Zerstörung und Drachenschatz! Und jetzt zeig es diesem fetten Glitzerdrachen, mein Lieblingsdrache!" Inzwischen wurden schon Wetten abgeschlossen, wer von beiden gewinnen würde. Und die Quoten sahen für Kensuke gar nicht so schlecht aus. Besonders, da Kamui nur noch fünfhundert Punkte hatte. Und Kensuke sich mit dem kopierten Unsterblichen des Donners noch dreitausend Punkte extra verschafft hatte. Aida wollte angreifen. " Aber nicht mit mir. Kuriboh wird mir helfen!" Die Fellkugel wanderte auf den Friedhof. Und jetzt war das Siegel wieder dran. Er hatte nur noch eine Karte in seinem Deck. Entweder jetzt oder nie. " Windsturm von Etaqua! Damit sind alle deine Monster im Verteidigungsmodus! Dian Keto, Rote Medizin! Und jetzt opfere ich zwei meiner Monster um den dunklen Magier aufzurufen! Dazu kommt die gerechte Nachspeiße! Das bedeutet, dass du Zweitausendfünfhundert Punkte weniger hast! Tausend Messer! Wiedergeburt! Neo, kehre zurück! Und damit du keine Dummheiten mehr anstellen kannst, hier noch der antimagische Duft!" Jetzt waren noch gerade genug Lebenspunkte für Kensuke da, dass er den Angriff des dunklen Magiers überstehen könnte. Aber nicht mehr den von Neo. Er legte die Hand auf sein Deck. " Ich will meine letzten Monster nicht sterben sehen." Das hier waren also offenbar Monster, die Kensuke schon lieb gewonnen hatte. " Ich verstehe. Du hast gut gekämpft. Die fehlt es bloß noch an der nötigen Erfahrung. Obwohl du sogar mir ganz gehörig in den Arsch getreten hast. Ein so exquisites Duell hat mir wirklich gefehlt." Sie schüttelten sich auf dem Boden die Hände. " Wann kommen die Karten raus?" " Ab Montag gibt's Starterdecks und die ersten Booster Packs.", antwortete Kamui mit einem Lächeln. " Und was ist mit der Arena?" " Ach, die. Die hab' ich der Schule gestiftet." Damit ging Kamui. Er ignorierte einfach die Fragen der Schüler und verzog sich ins Schulhaus. " Mr. Sumeragi?" Nach der Pause fanden ihn die Schüler im Klassenzimmer am Fenster stehend. Mit einem Arm stürzte er sich etwas am Rahmen ab. So wie er dastand musste ihn etwas sehr bedrücken. " Ich möchte, dass jeder von euch mir einen zwanzigseitigen Aufsatz schreibt, wie ihr euch die Welt in naher Zukunft vorstellt. Detailliert und halbwegs realistisch. Fangt jetzt an. Bis Freitag habt ihr Zeit." Ohne weitere Worte setzte er sich an sein Pult und holte ein Buch heraus. Einige der Schüler stöhnten und andere wunderten sich still. Aber Kensuke bekam seinen Kiefer nicht mehr zusammen. Das Buch, das Sumeragi las, trug den Titel , Stricken mit Superstrings' und in seiner Tasche war eines mit dem Titel , Backspaß mit Quanten'. Kamui derweil wusste ganz genau, dass gerade zwei Personen in diesem Raum Probleme mit ihrer Zukunftsvision hatten. Rei und Shinji. Kurz vor Schulende meinte das Siegel dann: " Schluss für heute." Einfach so ging er. " Was die Zukunft bringt, ist noch nicht entschieden..." Mit diesen Worten schloss er die Tür des Klassenzimmers hinter sich. Shinji ging mit einem großen Gefühl der Peinlichkeit ins Bett. Misato hatte ihm auch ausgerechnet heute das Ding mit der Banane erklären müssen. Das hatte den Grund, dass jemand bei ihnen einziehen würde. Nur hatte Katsuragi das komplett als Geheimnis behalten. Recht schnell dämmerte der Junge in den Schlaf. Er stand an einem Zaun zu einem Spielplatz. Da spielten viele Kinder mit ihren Müttern. Der junge Ikari wandte sich um. Woher kam diese Paukenmusik ( Terminator- Thema)? Dann sah er wieder zu dem Spielplatz. " Sie werden alle sterben.", hörte er und fuhr herum. " Was... wieso sagen Sie so etwas?" , schrie Shinji den Mann an. Er erkannte ihn sofort wieder. An der Stimme. Es war der wie aus diesem abgedrehte Traum als er hier angekommen war. " Der letzte Engel hat schon lange alles vorherbestimmt. Wenn der Engel der Wahl getötet wurde, wird er die gesamte Menschheit vernichten. Und sie werden alle vergehen. Gleich..." Auch dieser Mann stellte sich an den Zaun. Ikari erkannte jetzt Tokio-3 als diese Stadt. " Lauft! Oh, bitte! Lauft! Ihr müsst euch in Sicherheit bringen!" Verzweifelt und unter Tränen riss Shinji immer wieder an diesem Maschendrahtzaun. Dann war es auch schon zu spät. Ein Lichtblitz zuckte über den Himmel und zwischen den Gebäuden der Stadt hindurch. Shinji wurde nach hinten gerissen, obwohl er sich immer noch an dem Zaun festklammerte. Er erlebte die totale Auslöschung hautnah mit. " Es wird eine Zeit kommen, da das Schicksal der Menschheit in den Händen einiger Weniger liegen wird." Total außer Atem und vollgeschwitzt schreckte Shinji aus seinem Traum auf. Zuerst musste er sich zurechtfinden. Dann sah er seine Hände an und betastete sein Gesicht. " Es war nur ein Traum..." < Aber war es nur ein Traum? Wieso ist dann dieser Mann aufgetaucht? Und was sollte das mit dem letzten Engel? Wieso muss ich nur solche Sachen träumen? Wieso immer ich?> Leise fing er an zu weinen. Das ging fast eine halbe Stunde so. Aber dann hatte Ikari sich doch aufgerappelt. Er seufzte als er die Nachricht von Misatos las, die am Kühlschrank klebte. Na, toll. Sie hatte die Frühschicht. Hatte sie ja auch gesagt. So packte er also betrübter als sonst seine Schultasche und wollte gehen. Dabei rannte er fast Kensuke und Toji um. " Aber, was macht ihr denn hier?", fragte er gleich total erstaunt. Toji reichte ihm die Hand und half ihm wieder hoch. " Wir holen dich ab. Was denn sonst?" " Hallo, Ayanami!" Rei wandte sich um. Was wollte die Klassensprecherin? " Wie geht es dir? Hast du dich schon etwas erholt?" " Guten Morgen." Dabei klang Rei nicht gerade überzeugend. Wovon sprach Horaki? " Ich meine, nicht jeder überlebt eine Wohnungsexplosion. Weißt du schon, wie lange du da unten wohnen wirst? Muss doch sehr einsam sein." Einsam? Was bedeutete das? " Hikari! Ayanami!" Da kamen noch zwei Mitschülerinnen an. Hikedo Kaneda und Yuka Sakaiyo. Hikedo hatte lange, dunkelbraune und relativ glatte Haare zu dunkelblauen Augen. Yuka dagegen hatte hellbraune, kurze Haare und graue Augen. Beide sahen alles andere als hässlich aus. " Guten Morgen, ihr beiden." " Guten Morgen." Horaki gab das fröhlich zurück während Ayanami typisch melancholisch war. " Was hast du denn, Ayanami? Ist was passiert?", fragte Kaneda leicht besorgt. " Ach, wir peppeln dich schon wieder auf, Ayanami.", meinte Sakaiyo dazu nur. Sehr enthusiastisch. Gerade kamen sie an einem kleinen Shop vorbei. " Man, ist das heute schon heiß. Die armen Jungs. Bei der Hitze müssen die auch noch auf der Tartanbahn rumrennen.", stöhnte Hikedo. Yuka zog gerade an dem Automaten. Vier Dosen. Eine reichte sie Hikari, eine andere Hikedo und die dritte gab sie an Rei. < Das ist... doch eine Getränkedose. Und wieso tut sie das jetzt?> Dreimal zischten die Dosenverschlüsse. Dann öffnete auch Rei die ihre. Leicht unbeholfen. War ja auch die erste Dose. Sie gingen weiter in Richtung Schule. Leider kamen sie nicht sehr weit. Da war die typische Bikerbande. " Wen haben wir denn da?" So eine schmächtige Type mit Tolle stand da an der Gebäudeecke gelehnt. " Vier knackige, junge Dinger." Ein zweiter, Arnold-mäßiger Typ, hockte da lässig auf seinem Bike. Sogar mit zwei MPs bewaffnet. Ein dritter hatte eine Shotgun, ein vierter eine lange Stahlkette usw.... Insgesamt waren es sieben Mistkerle. Yuka schrie fast schon hysterisch und versteckte sich hinter Hikari. Rei blieb cool und ging langsam aber sicher auf diese Kerle zu. " Sieh einer an, fühlt sich sogar eines von diesen Zuckerpüppchen sich von uns angezogen.", lachte der schmächtige Typ. Anscheinend der Leader diese Biker. Plötzlich blieb das Mädchen aber stehen und riss die Augen auf. " Rei, Vorsicht!" Da wurde sie auch schon zurück gerissen. " Was sollte das?", fuhr Ikari sie an. Waren das Tränen in seinen Augen? Dann waren beide plötzlich wie zu Ölgötzen erstarrt. Offenbar hatte Shinji das selbst nicht mitbekommen. " Hey, ihr mickrigen Rotzbengel!", kam es wütend von den Bikern. " Ihr habt euch hier eingemischt! Und das ist viel zu groß für euch!" Ja, klar. Ikari und Ayanami retten ja bloß ständig die Menschheit. Und dann ist so was wie diese Bikergang zu groß für sie. " Passt mal auf, ihr Fettärsche. Ihr tut unseren Klassenkameradinnen nichts, oder wir verarbeiten euch zu Hackfleisch!", knirschte Toji wütend, die Hand zur Faust geballt. " Oh, ja? Und willst du Schrumpelschwanz uns vielleicht aufhalten?" Er nicht alleine. Da war auch Ikari. Schüsse fielen. Die Mädchen waren wie versteinert, die Augen geschlossen, und die Jungs... Ayanami aber fand das doch auch ziemlich aufregend und fragen-aufwerfend. " Ihr lasst sie gefälligst in Frieden." Jetzt rissen die anderen drei Mädchen ihre Augen wieder auf. Das war doch Mr. Sumeragi's Stimme! Die Jugendlichen standen weit genug von den Bikern entfernt um Kamui selbst gerade so in Reichweite der zwei Meter langen Kette zu haben, wenn er so dicht beschützend vor den Schülern stand. Inzwischen hatten die Biker sich gerade in einem Halbkreis postiert. Kamui ließ die Kugeln fallen. " Und was bist du jetzt schon wieder für ein Arschloch?" " Du hast gerade dein Todesurteil unterschrieben." " Der Lehrer.", gab Kamui cool von sich. Von der Seite kam die Kette angeflogen und wickelte sich um sein rechtes Handgelenk. Von links kam jetzt der Biker mit dem großen Schraubenschlüssel, den er zum Schlag gehoben hatte und schwang. Die Jungs und Mädels sahen mit offenen Mündern zu, wie ihr Lehrer sprang, die Kette um den Laternenpfahl wickelte und daran herunterrannte um dem Biker eine in einem Rückwärtssalto zu treten. Dann hechtete er geradezu zu dem anderen Biker und das Lenkrad des Motorrads mit der Kette Bekanntschaft schloss. Wodurch der Schläger da landete, wo er hingehörte. Auf dem Müll. Da fielen schon wieder Schüsse! Aus dieser halbautomatischen Pistole. ...... Kamui sprang auf den Schützen zu und verbog sich fast wie ein Schlangenmann um sich zwischen den Schüssen hindurchzuwinden. Links rum, die Arme zu einem doppelten Haken. Dann den Bauch durchgedrückt und Arme und Beine weit auseinander. Und so weiter. Dann verpasste er dem Arsch auch schon eine doppelte Breitseite. " Geht jetzt und nehmt eure bekloppten Kumpel mit, bevor ihr auch noch so endet." Der eine im Haufen Mülleimer, der andere hing an seiner Kette da oben am Laternenpfahl gefesselt, der dritte Biker hatte einen unschönen Abdruck in diese Gebäudewand gestanzt. Aber die wollten wohl eher fühlen, anstatt hören. Okay. " So, das hätten wir." Kamui wandte sich damit seinen Schülern um. " Ich weiß schon, was ihr fragen wollt. Das kommt alles von meinen knapp zwanzig Jahren Kampfsporttraining. Ich hab' doch gesagt, ich könnte etwas Kampfsport." Etwas? " Und jetzt ab in die Schule." Als erstes war im Gebäude Unterricht. Aber Sumeragi hatte Deckenventilatoren und Klimaanlagen besorgt. Woher auch immer. " Und jetzt die schlechte Nachricht." Die Schüler stöhnten. " Ich habe hier den regulären Lehrplan. Der Inhalt muss leider abgearbeitet werden. Wir werden also wohl oder übel Klassenarbeiten schreiben müssen." Kamui lächelte. " Aber erst gegen Ende des Schuljahrs. Damit ihr auch das Zeug intus habt. Ich selbst habe mich entschlossen, euch kaum etwas von dem Krempel beizubringen. Jedenfalls nicht hier. Wir fangen vielleicht mit Weltreligionen an. Dazu habe ich hier diese CD-Roms." DVDs waren ja nie wirklich in Mode gekommen. Dank dem SECOND IMPACT. " Und dazu habe ich noch etwas." Das meinte Kamui als er die CD-Roms ausgeteilt hatte. " Das hier. Nennt man Bücher." Sie lachten kurz. " Damit ihr auch was richtiges daraus lernt." , Weisheiten für jeden Tag des Jahres' hieß das Buch. " Fangt ruhig mal etwas an. Hinten aus dem Kühlschrank könnt ihr euch was zu trinken holen, wenn ihr was wollt." WAS!? Kühlschrank!? Oh, ja. Da hinten. Der wurde gestürmt. Irgendwie fast wie beim Schlussverkauf. Kamui stand am Fenster und sah hinaus. Er lächelte. < Langsam aber sicher wird diese Welt besser. Und vielleicht wird die Menschheit hier sogar den Tag des Versprechens überleben.> " Chef, da kam gestern...", hörte er. " Ich weiß. Das mag kindisch erscheinen, aber ich weiß, dass es wirklich hart war." Damit wandte er sich um und ging zu seinem Pult um sich wieder darauf zu setzen. " Auch stimmt es nicht ganz mit dem überein, wie ich es erlebt habe." Er würde natürlich der örtlichen Serie entsprechende Namen benutzen. " Hiroto wurde erschossen als er Katsuya's Schwester beschützen wollte. Und es gab drei alte Tafeln. Die Stadt Domino wurde komplett ausradiert. Katsuya und Mazaki wurde eine Gehirnwäsche verpasst, damit sie ihre Freunde umbringen sollten. Einer ging ins Reich der Schatten und kämpfte um die Seele seiner großen Liebe. Und ein anderer der Freunde tat das gleiche mit dem Jenseits. Die Kraft ihrer Freundschaft, ihrer Liebe und ihrer Hoffnung hat damals sogar Dimensionen überwunden..." Oh, je. Dann kam endlich die Mittagspause. Das nutzten die Schüler der Klasse um einen kleinen Mittagsschlaf zu halten. Aber der war ja leider bloß kurz und die Schulglocke riss sie wieder raus. Kamui wusste ganz genau, dass die Jungs gleich den Geist aufgeben würden, wenn sie jetzt Sport hätten. Also lächelte er und Frage nett: " Ladies, hättet ihr was dagegen, wenn die Herren euch heute beim Pool Gesellschaft leisten würden?" Da kam gleich ein Kommentar. " Die Perversen können ruhig Sport machen, aber gegen Ikari und Sie hätten wir nichts!" " Wer ist hier pervers!?", fuhren sofort einige der Jungs auf. " Immer der, der so blöd fragt.", gaben die Mädels schlagfertig zurück. " Und was macht ihr, wenn wir am Pool sind!?" " Wenn ein Mädchen einen Jungen ansieht, ist das etwas anderes." " Aber, aber. Bitte beruhigt euch. Wir sind hier ja schließlich alle wenigstens halbwegs zivilisiert.", versuchte Kamui die Lage gleich wieder zu entspannen. Betonung auf , halbwegs'. " Wenn die Jungs euch versprechen, sich zurückzuhalten, erlaubt ihr ihnen dann, sich auch abzukühlen?" Na, ja. Okay. Gleichzeitig mit den Jungen kam dann auch Kamui aus seiner Lehrerumkleide. " Eigentlich hätten Sie auf unserer Seite sein müssen.", beklagte sich einer der Jungs. " Wäre ich nicht auf eurer Seite gewesen, würdet ihr jetzt kilometerweise auf der Tartanbahn rumrennen.", antwortete Sumeragi gleich. Auch wahr. " Außerdem werden seit Beginn der menschlichen Zivilisation die Frauen unterdrückt. In Rom hielt man sie nicht mal für intelligent. Selbst als die ersten Demokratien entstanden sind, hatten die Frauen keine offiziellen Rechte. Und auch heute noch werden sie weltweit diskriminiert. Insofern hatten die Mädels schon Recht, dass Männer pervers sind. Mehr oder weniger." Jetzt gafften die Jungen ihren Lehrer an. " Daran sind sie aber auch großteils selbst schuld.", kommentierte Kensuke leicht rechthaberisch. " Aber auch nur, weil die Männer die Welt nach ihrem Bild geprägt haben. Da kann man eben schlecht ausbrechen. Das hängt auch damit zusammen, wie die Mädchen erzogen werden. Familie, Heim. Das sind immer noch die beiden verbreitesten Werte, die ihnen eingetrichtert werden. Gegen die Gesellschaft kann man sich eben unglaublich schlecht durchsetzen. Aber aus einer Lüge wird nie Wahrheit, sei sie auch noch so verbreitet. Wie aus der Wahrheit keine Lüge werden kann, auch wenn sie noch so wenige kennen. Das war von Ghandi. Passt auch ganz toll zu , 1984'." Kamui lachte. Dann gingen sie auch schon die Stufen zum Poolbereich hinauf. Die Mädchen waren scheinbar noch nicht soweit. Man musste sich momentan schon wundern, wer nasser war, der Pool oder die Leute die sich hier noch zu Tode schwitzen konnten. Deshalb sprangen die Jungs auch gleich lauthals jauchzend ins mehr oder weniger kühle Nass. Nur Shinji blieb am Rand stehen. < Klar. Der Bleierpel.> Kamui legte sich auf eine Matte und ließ sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Fünf Minuten später kamen dann auch endlich die Mädchen an. Der Mittag verlief sogar verhältnismäßig ruhig. Wenn man vom pubertären Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit absah. Und dann war die Schule auch schon zu Ende. Ikari wunderte sich, wieso Ayanami neben ihm ging, fragte aber nicht. " Frau Katsuragi?" Sumeragi wunderte sich offenbar, dass Katsuragi um diese Zeit in ihrer Wohnung, wach und auch noch nüchtern war. Ganz zu schweigen von diesen drei Umzugskartons vor ihrer Tür. " Warten Sie, ich helf' Ihnen." Also nahm Kamui locker die beiden schwereren Kartons unter die Arme. " Oh, danke." Die Frau war erstaunt. " Wo sollen die Dinger hin?" " In das Zimmer hier." " Also zieht hier noch jemand ein? Na, ja. Solange es kein ständig brüllender Rotschopf mit einem miesen japanischen Akzent in ihrem Deutsch ist..." Damit stellte das Siegel die Kartons neben dieses Bett. Kurz war Misato noch still, antwortete dann aber mit der Hand lachend abwehrend: " Nein, nein. Es ist bloß Ayanami." " So? Dann ist's ja gut. Aber nicht, dass Ikari aufmüpfig wird." Beide lachten. Natürlich hatte Kamui bemerkt, wie Katsuragi ihn kurz angesehen hatte als er den Rotschopf erwähnt gehabt hatte. < Ich muss wirklich besser aufpassen. Sonst...> " Bin zuhause!" " Ah, da seid ihr ja!" Kamui seufzte innerlich. < Das endet garantiert in einem Gelage.> " Also, Shinji. Jetzt kannst du erst mal unsere neue Mitbewohnerin willkommen heißen." Kurz war Ikari still, schluckte und begrüßte Rei ordentlich. " Willkommen daheim." Misato legte einen Arm um Rei's Schultern und begann ihr die Wohnung zu zeigen. " Sie muss auch ihre letzten Hirnzellen im Bier ertränkt haben. Einen pubertierenden Jungen und ein Mädchen in derselben Wohnung.", kommentierte das Siegel leise stöhnend. Dann lachte er ebenso leise. " Oder sie versucht, euch beide zu verkuppeln." Shinji fuhr entgeistert herum, blieb dann aber sprachlos mit offenem Mund stehen. Der Lehrer grinste ihn breit an. " Jeder normale Junge in deinem Alter würde die Chance nutzen. Rei ist doch 'n wirklich süßes Mädchen. Und nicht mal 'ne brutale Verrückte." Der Junge drehte sich langsam wieder um. " Ich weiß noch, dass ein großer Meister aus dem Sumeragi-Clan einmal gesagt hat: " Jemand, der liebt und jemanden oder etwas beschützen will, der wird erreichen, was sein Ziel ist. Und die Macht haben, es zu beschützen." Vielleicht hast du hier ja schon jemanden gefunden." Sumeragi beugte sich zu Shinji hinunter. " Pass bloß auf Rei auf. Ich wette, sie ist es nicht gewohnt, mit anderen Menschen zusammen zu leben." Damit wandte der Mann sich um. " Du hast echt Schwein. Aber ich würde an deiner Stelle nicht meinen Kragen riskieren und mit Fotografieren oder Filmen anfangen. Dass kann ziemlich unschön enden. Glaub' mir." Ikari schluckte. Aber bleich wurde er erst als Misato zu kochen anfing. Ihr schien zum Glück noch was einzufallen. " Shinji, kümmerst du dich weiter ums Abendessen? Ich muss noch mir Rei reden." Der Junge atmete sichtlich auf und machte sich ans Kochen. Auch tat er das Essen schon auf den Tisch. Wieso kam Ayanami in ihrer Schuluniform an den Tisch? < Stimmt ja. Bei dem Wohnungsbrand sind auch ihre ganzen anderen Sachen mit verbrannt.> " Haut rein!", rief Misato und stürzte sich auf die Nudeln. Shinji versuchte krampfhaft, sich auf das Essen zu konzentrieren. Und trotzdem konnte er es nicht lassen, immer wieder zu Rei rüber zu sehen. < Ich versteh' es einfach nicht. Hat sie etwa nie eine richtige Familie gehabt? War sie auch so alleine?...> Der nächste Morgen. Ikari war wie üblich als erster wach und machte sich gleich daran, das Frühstück vorzubereiten. Er hörte, wie die Tür zum Bad ging. Dann das Gewatschel von Pinguinfüßen. " Guten Morgen, Pen-Pen.", grüßte der Junge gleich. " Kwaa!", gab der Warmwasser-Pinguin zurück. Aber da war noch etwas. Shinji gefror fast zur Salzsäule. " Ikari..." Das war die Stimme von Ayanami. Ikari schluckte hörbar. In seinem Kopf malte er sich sonst was aus. " Wa... was ist... Aya... Ayanami?", stotterte er endlich. Keine Antwort. Also schluckte der Junge und wandte sich ganz langsam um. Niemand da. < Jetzt bilde ich mir schon Sachen ein.> " Morgen, Shinji." Da kam auch schon Misato an. Mit einem leicht genervten Blick hielt der Junge ihr eine Bierdose hin. " Danke." " Kyyyyaaaa! Ah, tut das gut!" " Du solltest baden. Das Essen ist bald fertig." Und heute war sie noch früh wach. " Riecht das gut." Und schon wieder wurde Ikari zur Marmorstatue. Katsuragi hatte sich von hinten über seine Schulter gebeugt und schnüffelte am Frühstück. " Ach, nachher werd' ich Rei zum Einkaufen mitnehmen. Sie braucht unbedingt noch ein paar anständige Klamotten. Aber verrat' ihr bloß nix. Soll eine Überraschung werden." " Ja.", sagte Shinji schnell. Nicht viel später klingelte es. " Morgen, Ikari!" Kensuke und Toji. Als die Tür aufging erstarrten sie zu Salzsäulen. Kein Wunder. Zuerst kamen ja auch Ayanami und Ikari's Vormund raus. Und dann erst Shinji. " Äh, hallo? Was habt ihr?" Der Junge fuhr mit der Hand vor den Gesichtern seiner Klassenkameraden auf und ab. Keine Reaktion. Sekunden später dann aber doch. " IKARI! Wer war diese Superbraut!?" " Wieso wohnst du jetzt mit Ayanami zusammen!?" Oh, Gott. " Noch zwei pubertierende Jungen mehr." Das war das Kommentar von Sumeragi, der grade auch aus seiner Wohnung kam. " Boss!" Kensuke fuhr zuerst herum. " Aber was machen Sie denn hier?" Kamui blieb cool. " Wohnen vielleicht? Meine Wohnung liegt direkt neben der von Ikari's Vormund." Sofort sahen sie wieder Shinji an. Dem war das offensichtlich weniger recht. " Sie heißt Misato Katsuragi und ist Captain bei NERV. Da ist sie auch der Einsatzleiter.", gab er leise von sich. " Also dein Chef. Hart.", kommentierte Toji. Dann hatte er Ikari auch schon im Schwitzkasten. " Mann, Junge! Du hast's echt toll! Mit so einem Rasseweib und dann auch noch Ayanami zusammenwohnen!" " Ich glaube, wir müssen dir eine Kamera besorgen.", meinte Kensuke nur dazu. Kamui räusperte sich. " Das würde ich euch nicht raten, wenn ihr nicht wollt, dass Shinji so endet." Jetzt hielt der Lehrer ihnen einen Zettel mit einem Bild von einem Topf Hackfleisch hin. " Was soll denn das sein?" " Ein Topf mit Hackfleisch natürlich.", registrierte Aida schnell. " Und was hat das damit zu tun?" " Das war mal das arme Schwein, das die Mädels meiner Schule mit , freizügigen' Bildern von sich erwischt haben. Und so ähnlich sah auch der Tropf aus, der rein zufällig in eine voll besetzte Mädchenumkleide geraten ist. Glaubt mir: Frauen sind gefährlich. Ich spreche da aus Erfahrung." Sah ja nicht gerade rosig aus. " Und jetzt kommt. Die Schule wartet." " WAS!?" Die Mädchen reagierten wie es Kamui erwartet hatte. Wieso musste Kensuke das auch so ausposaunen? Shinji fühlte sich so genervt, dass er fast dabei war, seinen Kopf auf sein Pult zu hämmern. " Was hat der arme Tisch dir denn getan, Shinji?", fragte Kamui lässig hinter der Zeitung hervor. Sonst verlief der Tag ruhig. Anscheinend hatten die Schüler die Wichtigkeit des Lernens erkannt. Jedenfalls 90% der Klasse. Und so hatten sie angefangen, den Lehrplan durchzuarbeiten. Nach dem Unterricht gesellten sich neben Hikari auch noch Yuka und Hikedo zu Shinji, Kensuke und Toji. " Ihr wollt eine Party für Ayanami veranstalten? Da machen wir natürlich mit." Hikari sah auf die Uhr. " Wenn wir eine Party veranstalten wollen, sollten wir aber noch schnell dafür einkaufen, bevor die Läden schließen." " Zuerst müssen wir aber heim. Treffen wir uns dann in 45 Minuten auf dem großen Platz?" " Okay, das geht. Danach zur Bank und den Krempel für die Party einkaufen. Was brauchen wir denn alles?" Damit war Kensuke schon draußen. Fast eine Stunde später stand das Siegel auf dem Gebäude gegenüber der Bank. Das hier war in einem der äußeren Viertel und würde bei einem Angriff nicht mehr eingezogen. Merkte man auch gleich an der etwas lockereren Architektur. Und trotzdem waren die Gebäude knappe fünf Stockwerke hoch. " Hm. War ja klar." Da unten kamen grade drei komisch verkleidete Typen aus einem Wagen. Ein vierter blieb in diesem Toyota sitzen. Ein Banküberfall. " Dass solche Typen es nie lernen." Fünf Minuten später kam Kamui um die Ecke. Jetzt im Arnie-Outfit. Er ging kurz an dem Toyota vorbei. Da ging die Fahrerscheibe runter und die Type fragte: " He, Kumpel. Weißt du, wie spät es ist?" " Fünf Sekunden bevor ich dich aus deinem Wagen zerre, dir das Gesicht einschlage und dich den Boden knutschen lasse." Da hatte der Himmelsdrache den Driver am Kragen gepackt. Gesagt, getan. Er stieg in den Wagen und fuhr rückwärts. Nur um volle Kanne damit durch die Front der Bank zu brettern. " Was!?" Als die drei letzten Bankräuber gerade herumfuhren nutzten Aida, Suzuhara und Ikari das, um sie anzuspringen. Hikari und Yuka waren nämlich gerade in ihrer Gewalt. " Du verdammter...!" Kensuke wurde hart gegen eine Stützsäule geschleudert. Dafür biss Yuka zu und Hikari trat ihrem Napper heftig auf den Fuß. Shinji hing derweil in der Luft. Der Kerl hatte ihn fest am Hals gepackt und würgte ihn mit einer Hand! " Ich rate dir, den Jungen runter zu lassen. Oder soll ich dir dein mickriges Rattenhirn über die Halle verteilen?" Der Räuber spürte den Lauf dieser Shotgun an seiner Schläfe. Dazu noch diese eisige Stimme. Also ließ er Ikari fallen. " Gut. Und jetzt runter mit dir auf den Boden und die Hände über den Kopf. Deine beiden anderen Kollegen sind auch schon soweit." Stimmt. So wie die aussahen... Da war noch ein Wachmann. Dem warf Kamui eine Pistole, die er aus dem Wagen hatte, zu. Während er aus dem Kofferraum den Verbandskasten holte. Toji hatte leicht was abbekommen. Aber nix ernstes. Und Kensuke war auch schon wieder auf den Beinen. Sonst war eigentlich recht wenig passiert. " So.", meinte also Sumeragi schon kurz darauf und schloss den Erste-Hilfe-Koffer wieder. " Mann, Leute. Ihr kommt echt in die verrücktesten Situationen." " Herr Sumeragi? Sind sie das?", platzte Hikedo heraus. " Sag mal, Shinji. Solltest du nicht so was, wie eine Leibwache vom NERV-SD haben? Immerhin bist du Third Children.", meinte Aida schon. Genau. " Ja, ja. Nachher heißt's garantiert, sie wären bloß mal kurz auf'm Klo gewesen.", kommentierte Kamui. " Seid ihr hier fertig? Dann kommt. Ich fahr euch." Also gingen sie raus. " Sie sind echt cool, Herr Sumeragi.", brachte Yuka es endlich auf den Punkt. " Oh, wirklich? Hab' ich noch gar nicht bemerkt." Sie lachten. " So, so. Ihr wollt also eine Party schmeißen. Katsuragi's Wohnung ähnelt ja nur einer Müllhalde. Auch wenn Shinji sich massig Mühe gibt, de Bude sauber zu halten. Aber ich warne euch: Keine Dummheiten. Also auch kein Alkohol. Damit das klar ist. Sonst gibt's Ärger." Kensuke und Toji schluckten. Und das sagte schon alles. Vielleicht eine Stunde später kamen sie endlich im Wohngebäude an. " Ich schlage vor, wir feiern die Party bei mir. Sonst schöpft Katsuragi noch Verdacht.", meinte Kamui. Also öffnete er gleich die Tür zu seiner Wohnung. Was natürlich auch sofort der Hit war. Für Kensuke war beispielsweise der Militärkrempel hier interessant. Unter anderem auch Dinge von Spezialeinheiten. Offenbar hatte Mr. Sumeragi ziemlich gute Connections zur Armee. " Herr Sumeragi? Wer ist diese hübsche Junge Frau?" Yuka interessierte sich auch gleich für das größere Foto auf dem Schränkchen. " Das war Belldandy. Sie war die Frau meines Schwagers Keiichi. Und das hier war Megumi. Meine Verlobte." " Oh." Shinji stand dort vor dem an der Wand in einem Kasten aufgehängten Schwert. Ein Katana. Aber der Griff schien aus Elfenbein oder so etwas zu sein. Und da war etwas wie ein Tierkopf als Knauf. " Du interessierst dich also für das Schwert? Guter Geschmack." " Wieso?", fragte Shinji gleich. " Dieses Schwert ist einzigartig.", meinte Kamui nur dazu. " Wieso?", kam es jetzt von Toji. Die Kids versammelten sich. Das würde garantiert eine Sumeragi-Lektion. " Von diesem Schwert heißt es, es besäße eine mächtige Magie. Während wir nur einen Augenblick im Lauf der Zeit existieren, so ist es ein Wanderer. Ein Begleiter jener, die etwas Schützen wollen. Aber setzt euch. Das wird eine längere Geschichte." Okay. Kamui nahm das Schwert heraus und legte es sich auf den Schoß als er auch saß. " Vor zirka dreitausend Jahren war im Land Ägypten ein Mann geboren worden, dem etwas Außergewöhnliches zugedacht war. Er war ein Held. Und doch starb er im Kampf um jemanden zu beschützen. Das seltsame daran war, dass er wieder aufstand. Man wollte ihn gerade beerdigen, da stand er wieder auf. Seine tödliche Wunde war verschwunden. Wegen seiner Gabe fürchteten ihn andere Leute und er wurde aus Ägypten vertrieben. Im Laufe vieler Jahre lernte er, seine Gabe zu verbergen. Seine Unsterblichkeit. Aber wenn er gebraucht wurde half er. In den Jahren der 593 vor Christus heiratete er zum letzten Mal. Eine japanische Prinzessin namens Shakiko. Ihr Vater, Masamune, ließ dieses Schwert fertigen. Zigtausendmal gefaltet und mit seiner mächtigen Magie versehen. Als Shakiko starb, war der Mann gebrochen. Er hatte drei Mal miterlebt, wie seine Liebe alterte und starb. Knapp zweitausend Jahre später gab er das Schwert an einen Mann weiter, der dieselbe Gabe wie er hatte. In den schottischen Highlands. Dieser Mann war aus seinem Dorf und von seinem Clan verstoßen worden. Der Name dieses Mannes war Connor MacLeod." Kamui stand auf und ging ans Balkonfenster. " Von ihm habe ich vor einigen Jahren die Geschichte gehört. Auf einem fernen Planeten soll ein Bürgerkrieg geherrscht haben. Oder herrschen. Seine Bewohner konnten durch die Zeit reisen. Als Strafe. In dem Bürgerkrieg wurden einige Tausende verbannt. Hier auf die Erde. Sie alle waren unsterblich und konnten nur dadurch getötet werden, indem man ihnen den Kopf abschlug. Es gab zwei Parteien. Und immer wieder kamen Leute dazu. Jeder von ihnen verfügte über eine gewisse Spezialkraft ihrer Unsterblichkeit. Viele Jahrtausende lang kämpften sie gegeneinander um den Tag der großen Zusammenkunft zu erreichen. Wenn die wenigen die übrig waren, den Kampf bis zum Ende austrugen. Es konnte nur Einen geben. Der Preis war die Heimkehr auf ihre Welt oder die Sterblichkeit. Connor MacLeod war der Eine. Und er hatte die Wahl öfters. Endlich kehrte er dann auf seine Welt zurück. Sein Schwert jedoch blieb hier." Der Lehrer wandte sich wieder zu seinen Schülern. " Es heißt, seine Magie wäre im Laufe der Zeit noch stärker geworden. Dass die Liebe, die Freundschaft, der Glaube und die Hoffnung jener, die es geführt haben, darauf eingewirkt haben. Man hat versucht, es zu zerbrechen, es zu verbrennen, es mit Strahlung beschossen. Aber es konnte nicht einmal angekratzt werden. So scharf, dass es fast sogar Diamanten schneiden kann. Und es soll ein eigenes Wesen besitzen. Von Zeit zu Zeit soll es sich sogar jemanden suchen, der es führt." Er zeigte es ihnen noch einmal genau. " Seht ihr diese feinen Linien auf der Klinge? Uralte magische Formeln." " Cool.", kommentierte Kensuke. " Diese armen Leute." Das war Hikari. Das Siegel hatte das Schwert wieder in den Kasten und meinte: " Ja, die Unsterblichkeit ist eigentlich nur ein Fluch. Was nützt das lange Leben, wenn alle, die dir lieb und teuer sind, altern und sterben." Zu den Jugendlichen: " Jetzt sollten wir aber endlich mit den Partyvorbereitungen anfangen." Bloß wie weit würden sie gehen? Yuka und Hikedo kümmerten sich um die Zubereitung der Snacks. Kamui schob die Möbel etwas besser hin während Kensuke für die flüssige Verpflegung verantwortlich war. Toji hob die Leiter während Hikari hinauf kletterte. " Pass aber bloß auf, dass du nicht runter fällst." " Werd' ich schon nicht.", wehrte das Mädchen ab. Dabei lächelte sie ihn an. Nett, dass er sich Sorgen machte. Oben wollte sie ein paar Sachen aufhängen. Nichts Großartiges. Suzuhara musste sich zwingen, nicht nach oben zu sehen. Wieso musste sie auch unbedingt einen kurzen Rock tragen!? Aber letztendlich sah er doch hoch. So merkte er auch rechtzeitig, wie Hikari abrutschte. Und er fing sie auch prompt. Vielleicht fünf Sekunden blieben sie dann so. Ziemlich eng aneinander. " Ihr hättet wirklich damit warten können, bis die Party richtig läuft.", kommentierte Kensuke. Yuka und Hikedo kicherten drüben bei der Küchentür. " Shinji, holst du Pen-Pen rüber? Der soll doch schließlich auch seinen Spaß haben." Kamui platzierte schön eine Karaoke-Anlage in der Ecke und schloss sie an die DD-Lautsprecheranlage an. Und zwei Minuten später kam Shinji auch schon mit Pen-Pen zurück. Kaum sahen die Mädels den Pinguin waren sie auch schon hin und weg. Kurz darauf klingelte Sumeragi's Handy. " Sumeragi.... Ah Frau Katsuragi, ja, Shinji ist bei mir.... Klar kann ich das machen.... Kommen Sie nachher doch einfach rüber. Okay...." Er lächelte. " Sie kommt in knapp zehn Minuten vorbei." Und jetzt zog er sich kurz zum Fenster zurück während Kensuke, Toji und die Mädels sich weiter mit Pen-Pen befassten. " Sie mögen dich um deiner selbst willen.", gab er leise von sich. Shinji sah ihn an. Damit war eindeutig er gemeint gewesen. " Kannst du alles erkennen?" Damit ging der Mann langsam auf den Jungen zu. " Nein. So kannst du auch nicht unterscheiden zwischen Glück und Unglück. Und du wirst nicht erkennen, was der Schmerz bringt. Ich ahne, dass du schon viel gelitten hast." Oh, ja. Das verriet auch schon der Blick Ikaris. " Aber du musst verstehen, dass das Leid uns stärker macht und uns alle stärker zusammen schweißt. Jedes Wesen geht stärker aus dem Leid hervor, das es erlebt. Jedes Leben im Universum ist zu Beginn von Herzen gut. Wie das Universum selbst. Denn jedes Leben hat dasselbe Ziel. Sich zu entwickeln. Und damit wird auch das Universum sich entwickeln. In jedem Wesen ist ein guter Kern. Frage dich also, weshalb sie das tun, was sie tun. Frage dich dasselbe. Vielleicht wirst du dann mit ungetrübtem Blick die Wahrheit sehen." Da hob Kamui die Hand an den Türöffner. Total überrascht stand Katsuragi da und hatte die Hand an die Türglocke gehoben. " Sie hatten doch nicht wirklich geglaubt, sich an einen Sumeragi anschleichen zu können, oder?", lachte das Siegel. " Kommen Sie doch rein." Gleich hinter Misato war Rei. Aber diesmal nicht in Schuluniform. Sondern mit einem schulterfreien Sommerkleid. " Steht dir.", meinte Kamui. Jetzt führte er kurz die beiden Neuzugänge ins Wohnzimmer. " Überraschung!!" Katsuragi war platt. " Wir wollten eine Party geben, dass Ayanami jetzt bei Ihnen wohnt.", trat Hikari vor. Hikedo und Yuka waren schon bei Rei und zogen sie zu rüber um etwas zu sprechen. Und Shinji wurde von Toji uns Kensuke eingespannt. " Die Kinder sind wirklich klasse.", gab Misato leise von sich. " Shinji und Rei können froh sein, so gute Freunde gefunden zu haben. Ich glaube, die werden zusammen durch dick und dünn gehen." Sie wandte sich an Kamui. " Ich muss Ihnen wirklich danken, dass Sie sich so um Shinji und Rei kümmern." " Ach, was. War doch selbstverständlich.", wehrte das Siegel mit einem breiten Lächeln ab. " Sagen Sie, Misato... Wären Sie damit einverstanden, wenn ich die Beiden frage, ob ich ihnen Kampfsportunterricht geben kann?" Zuerst war die Frau leicht erstaunt, meinte dann aber: " Kampfsportunterricht? Vielleicht gar keine so schlechte Idee." Inzwischen hatte Yuka sich über die Karaoke-Anlage hergemacht. Sie kommentierte , Dragonfly'. Es schien den anderen Partygästen zu gefallen. Sogar Shinji klatschte. Jetzt kam Kamui. Und er begann mit , Eine Vision'. Danach brachte er gleich noch , Was die Zukunft bringen wird' und , Engel'. Zuerst war es dann ganz still. Bevor der Sturm an Applaus losbrach. " Sie wären ein toller Star-Sänger!", rief Hikedo. Sie machte auch gleich weiter. Während Sumeragi sich zu Katsuragi gesellte. " Und? Wie hätten Sie gerne das Wettsaufen? Bier und Würstchen oder vielleicht den tibetanischen Schluckspecht?" Den Schluckspecht. Also unzählige Gläser mit Whiskey auf dem Tisch und sie kippten abwechselnd nacheinander jeweils eines runter um es ordentlich zur Seite zu stellen. Zum Zählen. Shinji stand am Fenster und sah auf die nächtliche Stadt. Plötzlich sah er neben sich in der Scheibe Rei reflektiert. " Wieso hast du dein Leben für mich riskiert?", fragte sie direkt. Zuerst blieb der Junge vor Überraschung still. Aber dann antwortete er mit leicht gesenktem Kopf: " Weil es das Richtige war vielleicht. Ehrlich gesagt habe ich kaum dabei gedacht. Vielleicht wollte ich nicht, dass... jemand um dich weint." Er brach ab. " Es ist irrelevant ob ich sterbe. Ich habe nichts. Niemanden." Sie klang ganz leicht traurig dabei. Starrte geradezu in die Nacht. Aber jetzt riss sie die Augen auf. Wieso weinte Ikari jetzt? Er lehnte mit einem Arm abgestützt an der Scheibe. " Das... stimmt doch... nicht! Also..." Dieser Blick... Dieser seltsame Blick... mit dem er sie jetzt ansah. " ... stirb bitte nicht." Da wurden beide weggezerrt. Zu einer Runde Flaschendrehen. Misato sah schon leicht beschwippst aus. " Solange sie... nicht mit Strip-Lügen anfangen ist alles... in Ordnung." Eine Stunde und mehrere Liter Whiskey später sägte Katsuragi die Reste der Regenwälder zu Kleinholz. Kamui nahm sie Huckepack und brachte sie in sein Schlafzimmer wo er sie aufs Bett legte und mit einer leichten Decke zudeckte. Zurück im Wohnzimmer stimmte er noch einmal , Just Communication' ein. Ach, das sah richtig süß aus. Jetzt nickte grade auch noch Hikedo ein. Womit alle im Reich der Träume waren. Glücklicherweise hatte der Himmelsdrache an alles gedacht und die beiden Gästezimmer gleich am Anfang hergerichtet. " Also, Pen-Pen. Ich lass' dich gleich rüber. Mach' dir um die Leute keine Sorgen. Ich tu' ihnen nichts.", meinte er zu dem Warmwasserpinguin und öffnete ihm die Tür. " Kawaak." " Ich pass gut auf sie auf, keine Sorge. Schlaf gut." Pen² sah ihn total verblüfft an. Verstand der Mensch ihn etwa? Soll es ja geben. " Vielleicht können wir ja mal über Schrödinger diskutieren.", lachte Kamui. Okay, das reichte. Er brauchte dringend seinen Schlaf. Kamui legte die drei Jungs säuberlich in die Betten im ersten Gästezimmer und die Mädchen in jene im zweiten. Das waren eigentlich bloß Schlafzimmer. Bei vier Betten war ja auch wohl kaum Platz für was anderes. Danach sah er sich die Bude an. " Jetzt weiß ich, wieso ich eigentlich keine Partys schmeiße." Also machte er sich daran, aufzuräumen. Am Morgen wachten die Kids zuerst auf. Hikari erschrak zuerst etwas. Wie auch Yuka und Hikedo. Das war offensichtlich. Aber dann atmete Yuka erleichtert auf. " Nichts passiert wie es scheint." Hikedo lachte leicht gezwungen. " Und ich hatte schon Angst." " Was ist das für ein Geruch?", kam es plötzlich von Rei. " Geruch?" Sie schnüffelten. " Riecht irgendwie nach was zu Essen." Ihre Mägen machten sich deutlich bemerkbar. Also suchten sie die Nahrungsmittelquelle auf. " Na, schon wach? Ist doch erst 6.45. Gut geschlafen? Ich hoffe, es war nicht zu unbequem in den Klamotten." " Öhm... Ja, danke." Natürlich waren die Mädchen jetzt mehr oder weniger leicht rot. " Ihr solltet lieber schnell baden bevor die Jungs ankommen. Wäre sicher nicht gesund für die...", lachte Kamui. " Die Wanne ist groß genug. Und vergesst nicht das , Besetzt'-Schild. Hat schon Katastrophen deshalb gegeben." Er grinste ziemlich breit. Klar, dachte er ja auch an ein Teilzeitmädchen, ein Machoweib und die Sache mit dem Skulpturstein die er kannte. Kurz darauf hörte er die Mädchen auch schon Lachen. Und da kamen die Jungs aus dem Zimmer. " Gute geschlafen?" Toji und Kensuke waren sofort wie festgefroren. " Sieht so aus.", lachte Kamui und stellte erst mal drei Tassen Kakao hin. " Ihr müsst noch etwas warten, bis die Mädchen aus dem Bad wieder raus kommen. Und für heute habt ihr Schulfrei." " Schulfrei? Wieso denn?", fragte Kensuke gleich. " Wegen der Party. Nachdem ihr gebadet habt geb' ich euch heute frei." Damit ging das Siegel wieder an den Herd. " Ich freue mich dann aber wirklich auf eure Aufsätze morgen." Jetzt stellte er das Essen auf den Tisch im Wohnzimmer. Ziemlich großes Menü für ein Frühstück. Und auch wirklich ausgefallene Sachen dabei. Beispielsweise Fleisch. " Sieht so aus als hätte Katsuragi endlich den letzten Baum im Regenwald durchbekommen." Also ging er mit einer Tasse starken Kaffees direkt zum Schlafzimmer rüber und klopfte an. Das was er hörte, konnte man wohl als " Herein." interpretieren. " Sie sind wirklich ein Kampftrinker, Misato. Ich habe noch keinen gesehen, der so viel in so kurzer Zeit runtergekippt und noch am selben Tag wieder aufstehen konnte." Stehen ja. Aber sie wirkte übel davon mitgenommen. Und ihr schönes braunes Kleid schien auch ziemlich hinüber. Die Frau kippte die Tasse in einem Zug hinunter und öffnete dann die Augen mit einem ziemlichen Stöhnen um einen kleinen Spalt. " Machen Sie sich um die Kinder keine Sorgen. Denen geht's prächtig. Nichts passiert." " Und was ist mit Ihnen?" " Ach, mich haut so schnell nichts um. Sie aber sollten heute zuhause bleiben und sich Ruhe gönnen. So können Sie auf keinen Fall arbeiten." Jetzt reichte Kamui Katsuragi eine Packung mit Aspirin. " Bis das Bad frei ist kann es noch etwas dauern. Vielleicht legen Sie sich wieder hin." Misato hatte die Flasche mit Wasser entdeckt und schluckte gleich zwei Aspirin bevor sie sich wirklich wieder hinlegte. " Also Katsuragi schläft noch eine Runde." Sumeragi entdeckte die Mädchen, die gerade aus dem Bad kamen. " Okay, das Bad ist wieder frei. Rein mit euch." Klar waren damit die Jungs gemeint. Und die Mädchen bekamen ihren Kakao. " Heute müsst ihr nicht in die Schule. Also könnt ihr euch mit dem Frühstück auch richtig viel Zeit lassen." Oh, ja. Taten sie. " Wir gehen jetzt, Herr Sumeragi. Danke.", verbeugte sich Hikari stellvertretend für ihre Freunde. " Geht schon klar." Ikari und Ayanami waren die letzten beiden Kids. " Wartet mal bitte kurz, ihr beiden." " Was ist denn?", fragte Shinji verwundert im Umdrehen. " Ich wollte euch fragen, ob ihr vielleicht was dagegen hättet, wenn ich euch etwas Kampfsport beibringe. Bei dem, was ihr macht, könnt ihr etwas davon sicher gebrauchen. Misato hätte auch nichts dagegen." Beide waren sichtlich überrascht. Und beide waren kurz still. " Ja.", sagte Ikari schließlich. " Geben Sie mir Unterricht." Das Mädchen aber nahm ihr Handy raus und wählte eine Nummer. Als sie auflegte meinte sie auch: " Ja." Kamui lächelte sie an. " Hab' ich mir fast gedacht." Schon hatte er zwei Disketten in der Hand. " Hierauf sind die wichtigsten, effektivsten und stärksten Moves aller bekannten Kampfsportarten. Aber ich werde euch im absoluten Stil unterrichten. Am besten fangen wir gleich an. Kommt mit." Okay. Sie ahnten ja nicht im Geringsten, was sie erwartete. Shinji und Rei fuhren also mit Kamui zu einem wirklich großen Lagergebäude am Rand des Industriegebiets. Ganz in der Nähe von Ayanami's alter Wohnung. " Was machen wir hier?", wollte Shinji natürlich wissen. " Kommt rein. Dann wisst ihr es." Innen sah das Gebäude wie ein alt-japanisches Dojo aus. Mit Rundgang außen um eine Tatami-Kampffläche. An zwei der Wände hingen von Hojo-Jutsu-Seilen bis zu den wirklich großen Kampfwaffen alles an Geräten, was der Menschheit bekannt war. Da waren ein halbes Dutzend Übungspuppen. Und die Decke hing voll von herunterlassbaren Sandsäcken und Punchingbällen aller Arten und Größen. Da hinten war eine Tür in einen weiteren Raum. Kamui setzte sich mitten auf die Tatami-Fläche. Und wartete. Shinji tat es Rei gleich und setzte sich vor ihn. Beide auf den Knien während Sumeragi im Lotos-Sitz dasaß. " Ich werde euch in der absoluten Richtung des Kampfsports unterrichten. Dem Anything-goes-Martial-Arts- Stil. Dieser Stil ist so besonders, weil man von Anfang an darauf vorbereitet ist, schlicht alles als Waffe in Betracht zu ziehen. Er wurde vor knapp 300 Jahren von einem Meister Namens Happosai gegründet und nur an zwei Schüler weiter gegeben woraus sich die Tendo und die Saotome Schule bildeten. Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die beiden Schulen vereint." Kamui stand auf. " Das Grundprinzip des Kampfsports ist die Vermeidung der Gewalt. Man benutzt die Kampfkunst nur zur Verteidigung oder um jemanden zu beschützen. Wettkämpfe wie ihr sie kennen mögt sind eigentlich unangemessen. Aber auch ein gutes Training. Ich werde euch die Kunst des Musabetsu Kakuto Ryu beibringen. Daran müsst ihr hart arbeiten. Im Kampfsport werden auch das Denken und die Seele trainiert. Mindestmaß sind tägliche Übungen eurerseits plus zwei Stunden unterricht durch mich. Außerdem werde ich euch in eurer normalen Kleidung ran nehmen. Damit ihr auch gleich damit klar kommt. Wie alles Schwierige wird auch das hier leicht anfangen." Er lächelte sie an. " Kommt mit in den anderen Raum." Huh? Wieso das denn jetzt? Gute Güte! Da standen vier Autos! Und ebensoviel riesige Glaswände über die ganze Fläche der Halle verteilt! Von den Stapeln Farbeimer und Pinsel ganz zu schweigen. Kamui warf ihnen zwei Sack-Überwürfe zu. " Streift die Über. Sonst werden beim Streichen eure guten Sachen dreckig." " Streichen?", meinte Shinji leicht unsicher. Sumeragi demonstrierte es. Rauf und runter. " Diesen ganzen Raum bitte. Dann geht es weiter. Immer schön rauf und runter." Oh, Gott! Und das bis zum Sonnenuntergang. " Okay, für heute war das die erste Lektion in Rhythmusgefühl. Morgen machen wir mit dem Polieren und Einwachsen weiter." Breit grinsend sah der Meister zu den Autos rüber. Shinji stöhnte noch einmal. Aber Kamui half ihm auf. " Ich hätte ja auch fies sein können und euch gleich Bäume ziehen lassen können." " Bäume?", hakte Rei gleich nach. Worauf ihr Sensei eine Papierrolle aus seinem linken Ärmel holte. " So. Mit Gewichten weit über hundert Kilo behängt, auf Zeigefingern balancierend und große Bäume hinter sich her ziehend. Das ist eines der sehr hohen Levels. Kaum ein Kampfsportler ist je so weit gekommen. Aber ich glaube, dass ihr bald in der Lage sein könntet, Kastanien per Hand aus dem Feuer zu holen. Vielleicht bring' ich euch sogar den Hiryuu Shoten Ha bei." Den letzten Satz gab er nur relativ leise von sich. Aber laut genug um die beiden Schüler aufmerksam werden zu lassen. " Und morgen verpass' ich euch auch die ersten Gewichte. Die tragt ihr dann 24 Stunden am Tag. Damit sie auch richtig wirken. Aber für heute eicht es. Fahren wir heim." Da wartete schon Katsuragi. Zu allem Übel hatte sie auch was gekocht. " Wie war es?" " Die beiden haben ein merkbares Talent. Du ich glaube, sie werden sich auch wirklich Mühe damit geben. Und ich werde sie auch hart genug ran nehmen, dass wir schon bald die ersten Resultate sehen werden können.", erwiderte Kamui stolz. Leise fügte er hinzu: " Außerdem glaube ich, dass man ihnen wirklich das Schicksal der Menschheit anvertrauen kann. Beide haben ein gutes Herz." Dazu konnte Misato bloß nicken. " Kommen Sie doch und essen mit uns, Kamui.", lud sie auch gleich ein. " Gerne." Aber Shinji war klug genug gewesen um seine Müdigkeit vorzuschieben, dass er keinen Hunger habe. Nach zwei Bissen meinte Rei, ich gehe es nicht so gut und sie lege sich lieber auch gleich schlafen. Kamui jedoch schlang das Essen geradezu Saiyajin-gleich runter. " Köstlich...... einfach klasse...... geradezu göttlich...", hörte die Köchin aus dem Mampfen und Schmatzen raus. Was sie natürlich nicht nur erfreute, sondern im Gesicht auch rot werden ließ. " Ich freue mich, dass es Ihnen geschmeckt hat.", meinte sie dann, als Kamui endlich fertig war mit den drei Portionen. " Und jetzt helf' ich Ihnen noch aufräumen, Misato." Kurz darauf saßen sie noch etwas zusammen. " Also, Kamui. In welcher Kampfsportrichtung unterrichten Sie Shinji und Rei eigentlich genau?" Natürlich mit einer Dose Bier in der Hand fragte Misato das. " In , Anything-goes'.", antwortete das Siegel lässig. Er hatte ein Glas Cola. " , Anything-goes'? Was soll das sein?" " Musabetsu Kakuto Ryu ist eine unbeschränkte Schule. Von Anfang an geht man davon aus, wirklich alles als Waffe gegen den Gegner benutzen zu können. Es ist auch die anpassungsfähigste und erweiterbarste Schule. Der Meister, den ich kannte, hatte wirklich alles an Kampfarten drauf, gegen die er jemals angetreten ist. Die Schule wurde vor knapp 300 Jahren von einem Mann namens Happosai gegründet und insgesamt gab es in dieser Zeit nur drei Schulen des , Anything-goes'. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurden die beiden neueren durch Heirat zusammengelegt. Die Tendo- Schule und die Saotome- Schule. Mit achtzehn Jahren hatte Ranma Saotome so gut wie alles drauf. In einem Kampf hat er sogar ein ganzes Gebirge zerbröselt. Das war in China. Er ist gegen die abenteuerlichsten Gegner angetreten, ist mit einem Wechsel-Fluch klar gekommen und war so was wie ein Superheld. Aber leider weiß ich nicht, was aus ihm geworden ist." Kurz seufzte Kamui. " Ein Wechsel-Fluch? War er verflucht?" " Ja, in China gab es dieses Gebiet mit dem Namen Jusenkyo. Da waren knapp über hundert verschiedene Quellen. Und jede hatte ihre eigene traurige Legende. Wenn man in eine reingefallen ist, nimmt man die Gestalt davon an, was zuletzt darin ertrunken ist. Es gab Kombo-Flüche, simple Wechsel-Flüche und die Spezial-Flüche. Da gab es eine Quelle wo ein Jeti auf einem Ochsen mit Kranich und All in den Händen ertrunken ist. Oder die Quelle des ertrunkenen Mädchens. Ranma's Fluch. Oder die Quelle des ertrunkenen Zwillings. Da wurde alles verdoppelt, das reingefallen ist. Es hing von der Quellentemperatur ab, ob man sich bei kalten oder warmen Flüssigkeiten in seine normale Form zurückverwandelte. Leider war dann die Fluchform immer wieder möglich. Und Ranma musste erst mal lernen, seinen Frauen-Fluch zu ertragen." Jetzt kicherte Sumeragi leise. " Besonders schlimm, wenn man ein Macho ist, wie es im Buche steht und zehn Jahre lang bloß mit seinem Vater auf Trainingsreise war." " Sie verscheißern mich.", kommentierte Misato leicht böse wirkend. " Verscheißern wird nicht angewendet. Es war wirklich so. Ranma hat sogar mal die Welt gerettet. Und er ist der beste Kämpfer auf der Welt. Man kann sehr stolz darauf sein, ihn als Freund zu haben." Diesmal seufzte das Siegel etwas lauter. " Wenn ich jemanden habe, der mir aus meinem alten Leben geblieben ist, dann ist es Ranma. Wenn er die Auslöschung Tokios überlebt hat." " Das tut mir leid." Ja, ja. " Und was ist Ihre Macke?", fragte Kamui jetzt. " Meine Macke?" Misato sah ihn ziemlich verblüfft an. " Bis jetzt hat jeder in dieser Stadt eine Macke weg. Ich frage mich bloß, was Ihre ist." Die Frau stand auf und ging ans Fenster zum Balkon. " Mein Vater." Da spürte sie die Hände Sumeragi's auf ihren Schultern. " Er hat sich nie um Ihre Mutter und Sie gekümmert. Und dann sollten Sie in die Antarktis kommen. Dort hat er dann sein Leben gegeben um Sie zu retten. Jetzt sind sie bei NERV um ihn zu rächen. Durch den SECOND IMPACT haben Sie gelernt, intensiv zu leben.", flüsterte der Mann. " Dazu kommt noch die Auflehnung gegen die altmodische Erziehung." Kurz schwieg er. " Da gibt es jemanden. Ich kenne das. Obwohl Sie sich dagegen auflehnen, lieben Sie ihn immer noch." " Woher wollen Sie das wissen?" Aha. Da war schon die Auflehnung wieder. " Ich hatte Recht. In diesem Punkt sind Sie wie Shinji. Auch Sie haben Angst, eine feste Beziehung einzugehen. Und diesen Mann hassen und lieben gleichzeitig. Möglicherweise weil er Sie an Ihren Vater erinnert. Im letzten Moment hat Ihr Vater es noch erkannt. Eltern werden immer ihre Kinder lieben wie Kinder immer ihre Eltern lieben werden. Auch, wenn es nur ganz tief in ihnen verborgen ist. Hassen Sie sie nicht mehr. Hass ist ein schlechtes Gefühl und führt bloß in die Dunkelheit." Vielleicht zehn Minuten blieben sie dann so stehen. " Und jetzt schlafen Sie gut, Misato." Pünktlich am nächsten Morgen stand der Himmelsdrache auch schon wieder vor der Tür. Deshalb krachte Shinji auch fast in ihn als er vor dem Frühstück den Müll raus bringen wollte. " Guten Morgen.", brachte der Junge dann überrascht über die Lippen. " Ich hab' hier eure ersten Trainingsgewichte." Und schon war Kamui in der Wohnung. Kurz darauf kam Rei in die Küche. Doch ziemlich erstaunt hob das Siegel eine Augenbraue auf Art von Mr. Spock. Das sah wie ein T-Shirt Größe L oder XL aus. " Guten Morgen.", grüßten Kamui und Shinji gleich. Wobei Shinji sich schnell wieder dem Herd zuwandte. " Heute bekommt ihr eure ersten Trainingsgewichte. Die trägt man am besten direkt auf der Haut. Damit die Muskeln auch richtig stimuliert werden. Arm- und Beinschienen wiegen jeweils ein Kilo und die Weste zwei. Also genug, um damit umzugehen, aber doch so viel, dass ihr nebenbei trainiert werdet. Und vergesst nicht eure Übungen. Das wird auch immer mehr." Damit stand er auch schon wieder auf. " Nachher würde ich gerne eure Aufsätze lesen." " Oh- oh." Niemand sagt oh- oh, wenn er nichts ausgefressen hat. Und bei Shinji war das der Aufsatz. Nämlich weißes Papier. Aber Ikari machte sich umsonst Sorgen. Sumeragi saß lässig wie üblich au seinem Tisch und sah sich die Klasse an. " Das Wohl vieler wiegt schwerer als das Wohl weniger oder eines Einzelnen. Das Wohl eines Einzelnen wiegt schwerer als das Wohl vieler. Dreißig Minuten Bedenkzeit. Dann startet die Diskussion." Tja, was konnte man zu so was wohl schreiben? Schwierig, schwierig. Kensuke aber hatte anscheinend eine Idee. " Es gibt Ereignisse, da viele Menschen betroffen sind und das Leid eines Menschen sie retten kann. Aber andererseits ist manchmal eine Person wichtiger für etwas, da darf ihr nichts geschehen. Beispielsweise gibt es da diese Geschichte über einen jungen Amerikaner im zweiten Weltkrieg, der bereits beide Brüder verloren hatte und nach Hause zurückgeholt werden sollte. Viele Menschen sind deshalb gestorben. Aber der junge Soldat kam zurück." " Man wollte es der Mutter nicht antun, auch noch ihren letzten Sohn zu verlieren. Seither gibt es ein Gesetz, dass das dritte Kind einer Familie nicht mehr ins Militär muss, wenn bereits zwei andere gedient haben." Kamui lächelte. " Private James Ryan. So hieß der Soldat. Ja, das war eine solche Situation. Oder nehmen wir einmal eine Gruppe Freunde, die ein Schiff des Militärs entführen um einen verschollenen Freund zu finden. Auch wenn nur der Funke einer Hoffnung besteht, dass er noch lebt. Da gab es auch die Geschichte, dass ein Mann in einen aktiven Atomreaktor ging damit über zweihundert Leute überlebten. Grundsätzlich jedoch ist jedes Leben gleichwertig. Auch wenn wir Menschen überheblich genug sind und uns für wichtiger halten. Deshalb muss so etwas bei jeder Situation neu entschieden werden." " Soll man deshalb auch nicht töten?", wurde die Frage eingeworfen. " Töten? Das wäre ein Punkt gegen Töten. Schließlich sind wir alle Geschwister auf dem Weg durch Raum und Zeit. Aber vielleicht ist es sogar noch wichtiger, dass alle lebenden Wesen Mitgefühl empfinden können. Deshalb sind sie auch traurig, wenn jemand leidet oder stirbt. Das ist etwas, das wir alle teilen. Ganzgleich ob es jemand ist, den wir kennen oder jemand fremdes. Mensch oder Tier. Das ist bei jedem Wesen im Universum gleich. Es gibt immer jemanden, der traurig ist wenn jemand anderes stirbt. Und da wir Mitgefühl empfinden müssen wir verhindern, dass andere traurig sind. Wir alle müssen jedes lebende Wesen beschützen." Gemurmel. Toji rief: " Und was ist mit diesen 30 Stockwerke großen Kakerlaken?" Engel. " Guter Punkt. Da wir hier nichts über diese Wesen wissen, können wir auch schlecht sagen, wieso sie das tun, was sie tun. Und was sie überhaupt tun. Wenn wir nach Ghandi gehen würden, müssten wir sie passieren lassen und riskieren, dass die ganze Menschheit ausgelöscht wird. Doch nach dem Gebot der Selbsterhaltung müssen wir uns wehren. Wir wissen ja auch, dass diese Wesen Menschen töten. Und deshalb müssen wir sie wenigstens davon abhalten. Ich weiß nicht, ob wir mit ihnen kommunizieren können. Aber irgendetwas muss getan werden. Solange nicht alle Wesen das Mitgefühl erkennen, wird es Leid im Universum geben." Sumeragi schüttelte langsam den Kopf. " Jemand sagte einst, dass die Menschheit gerettet sei, wenn wenigstens ein Mensch Mitgefühl empfinden würde." " Ich hoffe, dass diese Engel vernünftig sind...", kam es leise von Hikari. Wenn man vom Teufel spricht... Der Alarm gellte durch die Stadt und die Schule. " Okay, wir verziehen uns in den nächsten Schutzbunker." " Und ihr beide rettet die Menschheit.", kommentierte Kensuke noch kurz. " Wir verlassen uns auf euch.", gab Toji seinen Senf dazu. Na, toll. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre. Beide Children liefen zur nächsten Bahnstation die sie runter in den Geo-Sektor bringen sollte. Shinji und Rei erreichten schnell den richtigen Aufzug um sie vollends ins Herz von NERV zu bringen. Endlich machte die Frage sich Luft, die den jungen Ikari schon den ganzen Weg gedrückt hatte. " Glaubst du... die Engel haben auch jemanden der um sie weint?" Das hatte Rei jetzt aber wirklich nicht erwartet. Sah man ihr auch deutlich an. Schnell wandte der Junge den Kopf wieder ab. " Ich meine... müssen wir sie unbedingt töten?" Ja, das lag ihm auch auf dem Herzen. Da waren sie schon kurz vor den Umkleiden wo ihre Plugsuits warteten. Und da war auch Misato. " Beeilt euch. Der Engel ist gleich in der Stadt." Irgendwie beunruhigte Shinji die Silhouette Rei's auf der portablen Wand in der Umkleide. Dann stand sein EVA auch schon dem Engel gegenüber. Irgendwie ein rosa-violetter Aal mit zwei t-förmigen Armstümpfen. < Wieso tut ihr das? Wieso tötet ihr Menschen? Was wollt ihr?> Diese Fragen drängten sich ihm auf. Und weitere. < Kann man mit euch reden? Können wir das alles nicht anders regeln?> " Wieso greift er nicht an?", fragte sich Maya Ibuki unten in der Kommandozentrale von NERV laut. " Wüsste ich aber wirklich auch gerne.", kommentierte Akagi mit verschränkten Armen. " Und jetzt senkt er auch noch die Arme!!", rief Shigeru Aoba total perplex. " Hyuuga, Verbindung!", befahl Misato. Und der Brillenträger mit dem Kurzhaarschnitt öffnete einen Kanal. " Shinji, was soll das, verdammt noch mal!? Greif' ihn endlich an!" " Aber... geht das nicht auch anders?", kam die leicht verzweifelte Stimme Ikari's aus den Lautsprechern. " Wie meinst du das, Junge?" Fuyuzuki. " Können wir nicht doch vielleicht... mit ihnen reden?" Das hatte jetzt wirklich niemand erwartet. Gerade wollte der Kommandant Rei befehlen, das zu übernehmen, als einer mit Shinji's klingelndem Handy angelaufen kam. " Was soll das jetzt?", wollte der alte Ikari natürlich wissen. Also nahm Misato den Anruf entgegen. So viele konnte ja nicht die Nummer kennen. " Captain Katsuragi." " Ah, Sie sind dran. Dann hat Shinji sein Handy also nicht dabei." Kurze Pause. " Herr Sumeragi?" Alle wurden noch hellhöriger als sie sowieso schon waren. " Sagen Sie Shinji, er solle es mit seinem Herzen versuchen." Und schon hatte er wieder aufgelegt. Fuyuzuki meinte leise: " Wieso ruft Sumeragi ausgerechnet in so einem Augenblick an?" " Er weiß möglicherweise mehr als er vorgibt zu wissen. Und natürlich ist er ein Sumeragi...", gab Gendo ebenso leise zurück. Kamui konnte ja nicht wissen, dass Shinji mental verseucht werden könnte. Und dann wäre alles für den Jungen aus. Das wiederum wusste Misato. Also konnte sie es dem Piloten unmöglich sagen. Und plötzlich klingelte schon wieder das Handy in ihrer Hand. " Ja?", meinte sie diesmal nur. " Wenn Sie ihm das schon nicht sagen, dann sagen Sie ihm wenigstens, dass es ganz natürlich ist, sich zu verteidigen. Er soll sich klar machen, dass jedes Wesen sich irgendwie verteidigen will. Und manchmal auch mit Gewalt. Wir sind nicht wie die friedlichen Hasen, die weder Klauen noch Reißzähne wollen um sich gegen einen Luchs zu verteidigen. In diesem Fall sind wie vielleicht doch wie Igel. Sie wissen möglicherweise, dass wir Stachel haben. Wenn sie dann doch angreifen, sind sie selbst schuld." Verbindung getrennt. Fassungslos ließ Katsuragi die Hand mit dem Handy sinken. Der Engel griff an. Aber mit was für einer Waffe! Zwei Laser-Tentakel! Erst wurde der Aufzugsturm zerstückelt. Dann das Versorgungskabel EVAs. Jetzt schwebte der Gegner auf den auf diesem Berg liegenden EVA-01 zu. Nur noch knappe vier Minuten würde die Batterie reichen. " Shinji!!" Aber da war EVA-00 hinter dem Engel und sprang ihn an. Der einäugige Riese packte die Armstummel und bog sie nach hinten durch. Die Tentakel des Engels durchbohrten den schlanken Körper des gelben EVAs. " Rei!" " Prog-Messer aktiviert!", rief Hyuuga da. EVA-01 war mit den Füßen zuerst aufgesprungen und stach jetzt fast wie ein Berserker auf den Engel zu. Dieser Riesen-Aal zog seine Tentakel aus EVA-00 und Rei's EVA fiel auf den Boden. Was jetzt kam, hätte wirklich niemand erwartet. Mitten im Lauf packte EVA-01 die beiden Tentakel mit einer Hand und riss sie einfach samt den Armstummeln ab! Dadurch wurde der Engel auf den EVA zu getrieben und dann rammte EVA-01 volle Kanne das Prog-Messer durch das Core des Engels. So stark, dass der ganze Arm auf der Rückseite wieder raus kam. Dann rannte Ikari auch schon zu dem ziemlich lädierten EVA-00 rüber. " Rei!" Das Mädchen wandte langsam den Kopf zu ihm als er da in der Luke des Notausstiegs von Rei's Zugangskapsel hing. Wie erleichtert war Shinji, dass sie noch lebte. Sie versuchte aufzustehen und er reichte ihr die Hand. Schon kamen die ersten Einsatzwagen von NERV. Und wer stieg gleich aus dem ersten? Katsuragi und Akagi. Beide standen zuerst relativ fassungslos vor den beiden Piloten. Während Doktor Akagi sich abwandte um die Absperrmaßnahmen zu überwachen, schloss Misato ihre Hand zur Faust. Fast schon krampfartig. " Wieso hast du ihn verdammt noch mal nicht angegriffen?", schnauzte sie ihn endlich an. Aber eine Antwort wurde von Ritsuko gleich im Keim erstickt als sie sich an Rei wandte. " Du musst dich noch untersuchen lassen." " Ja." Für Shinji sah das wohl gar nicht gut aus. " Wie es scheint, haben sie gewonnen.", meinte Kamui derweil im Schutzbunker. " Der Lärm und das Gebebe haben aufgehört." " Herr Sumeragi, haben Sie Aida und Suzuhara gesehen?", fragte da Hikari. Wieso sie wohl noch die Nachnahmen benutzte? " Wie ich die beiden Typen kenne, haben sie sich raus geschlichen um den Kampf zu filmen. Damit sie nicht dumm sterben." Er seufzte. " Also werde ich sie wohl mal suchen. Und du passt weiter auf die Klasse auf. Wenn der Alarm aufgehoben ist könnt ihr wieder heim." " Ja." Als der Himmelsdrache an den Toiletten vorbei kam, lächelte er ziemlich breit. " Montag früh werden garantiert sämtliche Läden hier in der Stadt von Yu-Gi-Oh!- Fans geplündert werden. Ja immerhin haben die eine ganze Stunde zum Einkaufen Zeit.", gab er ganz leise von sich. Ja, was war denn das? Kensuke und Toji hockten mit leicht mürrischen Gesichtsausdrücken vor einem Trümmerhaufen der den ganzen Gang blockierte. Gerade vor der Türe. " Da hattet ihr wohl ganz viel Schwein." " Ja, der Gang ist doch tatsächlich direkt vor uns eingestürzt.", begann Kensuke mit einer Erklärung. " Grade als wir raus wollten." Tja, Suzuhara dachte nicht grade mit. " Hatte ich also Recht. Ihr wolltet euch den Battle reinziehen. Dem Beben nach zu urteilen dürfte zumindest ein EVA hier rein gekracht sein." Sumeragi wedelte kurz mit der Hand als ob sie schmerzte. " Mann, da hattet ihr wirklich massig Dummenglück." Toji schluckte. Stimmt ja. Jetzt erst schienen die das langsam zu kapieren. " Kommt. Gehen wir zurück." Auf dem Weg dachten alle drei daran, wie die Klassensprecherin Suzuhara und Aida zur Schnecke machen würde. Bingo. Dann endlich war der Alarmzustand aufgehoben. " Ich glaub' ich bin taub." Kensuke bohrte sich im Ohr. " War aber auch wirklich nötig. Solche zwei Vollidioten wie euch gibt's nicht noch mal.", kommentierte Yuka. " Aber echt.", musste Hikedo leise lachend zustimmen. Gemeinsam waren sie auf dem Weg zur Bude von Shinji, Rei und Misato. " Er ist hier der Militär-Otaku! Ich war bloß so blöde und hab' mich mitziehen lassen!", wehrte Toji sich jetzt endlich. " Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.", meinte Kamui dazu. Diesmal war er auch zu Fuß unterwegs. " Ach, kommt. Lass die beiden armen Jungen in Ruhe. Die hatten ja noch Glück, dass sie sich jetzt die Radieschen nicht von unten ansehen. Bei dem, was da anscheinend in den Gang gestürzt ist, hätten sie auch ebenso gut in Amerika rauskommen können." Kensuke unterdrückte ein " Da kommt mir AREA 51 in den Sinn. Würde ich mir ja zu gerne mal ansehen." und nickte nur. " Klar. Können ja auch schlecht schon da sein.", folgerte Aida leise als niemand auf das Klingeln öffnete. Sumeragi lächelte. Die Gewichte Ikari's und Ayanami's hatten ja auch für ziemliches Aufsehen gesorgt. " Soll ich euch die Trainingshalle zeigen? Eigentlich sollten Shinji und Rei bald da auftauchen, wenn sie sich an unsere vereinbarten Trainingszeiten halten." " Au, ja!" " Toll! " Klasse!" So freuten sie sich jetzt schon. Fast wie kleine Kinder. Und ihre Kiefer fielen, als sie die riesige Trainingshalle betraten. Kensuke widmete sich fast gleich dem Bestaunen der Waffensammlung. " Sind die alle echt?" " Echt und alt. 90% davon ist knapp vierhundert Jahre alt. Ich habe mich bemüht, auf Qualität zu achten.", erklärte Kamui als er neben den Jungen trat. " Aber... dann sind das hier ja... Millionen-Werte." " Milliarden, Kensuke. Aber das meiste davon ist vom Sumeragi-Clan geerbt. " Aber sind das wirklich alles Waffen? Ich meine, das sieht eher aus wie ein übergroßer Lutscher." Hikedo meinte die beiden Bonbori. " Ja. Diese , Lutscher' hier heißen Bonbori. Und sie könnten selbst von einem Mädchen geschwungen jemanden zu Mus zermatschen." Obwohl der Mann sich den Mädchen zugewandt hatte, wusste er schon, was Kensuke gleich fragen würde. " Ich könnte natürlich außer Shinji und Rei noch Schüler annehmen. Aber wenn ich jemanden im Kampfsport unterrichte mag ich es überhaupt nicht, wenn man dann meine Anweisungen missachtet oder gar einfach aufhört weil man plötzlich keine Lust mehr hat. Ich hoffe, das ist euch beiden Spaßvögeln klar." Er griff nach hinten und nahm Kensuke das Ninja-Wurfmesser aus der Hand um es locker mit einer kurzen Kreisbewegung der Finger in die Richtung einer der Holzpuppen zu werfen. Die zersplitterte am Auftreffpunkt und das Messer grub sich fast zwei Zentimeter in die Wand. Die beiden Jungs schlossen die Augen. Klar, bei dem Punkt den das Messer zerfetzt hatte. " So was ist alles andere als ein Spielzeug." Dazu konnten sie nur nicken. Kamui wandte sich wieder an die Mädchen. " Und was ist mit euch?" Was war mit den drei Mädchen? Bis jetzt wollten sie nicht. Auch gut. Also wurde für Kensuke und Toji jetzt wieder der gleiche Spaß abgezogen. Und endlich kamen auch Ikari und Ayanami zu ihren Trainingsstunden. " Boah.", war Katsuragi's Kommentar zu der Halle. Sie hatte beide her gebracht. " Da seid ihr ja. Dann kann ich euch auch gleich eure beiden Kollegen vorstellen. Kensuke und Toji wollten auch unbedingt unterwiesen werden." " Ist das so? Dann viel Glück.", urteilte Misato. " Okay, heute werdet ich beiden die Wägen polieren. Fortgeschrittene Konzentrations- und Kombinationsübung. Linke Hand, rechte Hand. Fangt an." " Ja." Und schon waren sie auch auf dem Weg nach hinten. Die Frau unterdessen schien Sumeragi's licht traurigen Blick zu bemerken. " Was haben Sie?" " Es ist nichts. Machen Sie sich darüber keine Gedanken darüber.", wollte Kamui abwehren aber Misato drang weiter auf ihn ein. " Sagen Sie das nicht. Nicht mit so einem Blick." " Gut. Tragen Sie lieber immer eine schusssichere Weste." Jetzt wandte der Mann sich um und ging in den hinteren Trainingsraum. " Ihr beiden!", rief Kamui den beiden Pinselschwingern zu. " Ja!", waren Toji und Kensuke sofort bei Fuß. " Ihr bekommt jetzt eure ersten Gewichte. Sie folgten ihm also in den Nebenraum. Kensuke keuchte leicht, als er wieder raus kam. " Wenn du dich schon so anstellst wundere ich mich, wieso Rei nicht zusammenbricht.", meinte Toji. " Sie hat natürlich leichtere Gewichte. Ist ja schließlich auch ein Mädchen.", antwortete Kensuke leicht schnippisch. " Nein. Sie trägt die gleichen Gewichte wie ihr auch. Ich mache da keinen Unterschied. Und das mit dem , Mädchen'- Zeugs solltest du lieber nicht die Amazonen von Joketsuzoku hören lassen. Sonst könntest du ganz schnell als Katzenfutter enden." " Amazonen? Ach, Quatsch. So was gibt's doch gar nicht. Nicht mehr, jedenfalls." " Doch, gibt es. Ich kenn' sogar ein paar. Sie kommen von einem ziemlich hinterwäldlerischen Stamm mitten in China. Dieser Stamm benennt seine Mitglieder nach Körperpflegeutensilien. Was glaubt ihr eigentlich, wo ich einige der exotischeren Waffen da drüben her habe?" Na, ja. Gekauft? Auf jeden Fall war das ein ziemlich interessanter Tag. Am nächsten Morgen Punkt 10.00 Uhr sollte das Training weiter gehen. Seit sie das westliche Wochenend-System eingeführt hatten, war samstags auch keine Schule mehr. Worüber sich die Schüler natürlich am meisten gefreut hatten. Obwohl Shinji total müde in sein Bett fiel, wollte sich ein richtig erholsamer Schlaf nicht einstellen. Er schloss kurz die Augen. " Okay, Shinji. Lass die Zielmarkierungen einrasten und dann drückst du bloß ab." Jetzt riss er die Augen wieder auf. Das war doch Misato's Stimme! Er war in dem Cockpit von EVA-01! Und das da drüben... musste ein Engel sein! Ein silberner Diamant, der auf einer Ecke dicht über dem Boden schwebte. Mitten in der Stadt. Und vor EVA-01 war ein riesiges Scharfschützengewehr oder so was. " Jetzt! Schieß!" Das war nur eine Reaktion. " Hohe Energie im Ziel!" " Scheiße!" Shinji wurde heftig durchgeschüttelt. " Wir müssen uns mit dem nachladen beeilen!", hörte er. " Dieser gottverdammte Engel hat sich fast durchgebohrt!" " Hohe Energie im Ziel!" Instinktiv warf Ikari die Arme vor die Augen um sich vor diesem gleißenden Licht zu schützen. " Ich beschütze dich.", drang Rei's Stimme zu ihm durch. Langsam senkte er die Arme wieder. Da war EVA-00 vor ihm! Auf den Knien und mit einem riesigen Schutzschild. " Beeile dich." " Nein!" Schweißgebadet schreckte Shinji aus seinem Traum. Im letzten Moment hatte die Rettungsautomatik bei Rei sich aktiviert und versucht, die Zugangskapsel raus zuschießen. Mitten in diesen Energiestrahl hinein. " Nein...", keuchte der Junge leise. Er schlug mit beiden Fäusten auf das Bett. Schluchzend. " Nein!" < Das... das werde ich nicht zulassen!> Rei derweil hatte einen ziemlich ähnlichen Traum. Nur war der Engel bei ihr ein dicker Leuchtwurm der EVA-01 angriff während er EVA-00 und sie selbst zu übernehmen versuchte. Über die Komm-Anlage hörte sie die gequälten Schreie von Third Children. Plötzlich aber war da etwas, das sie sich selbst nicht erklären konnte. Tränen. < Tränen? Ich... weine?> Kurz rasten in ihrem Geist die Gelegenheiten wobei man weint vorbei. Trauer. Traurigkeit. < Aber... wieso bin ich traurig?> < Weil da jemand Schmerzen hat, der dir etwas bedeutet.> Was war das für eine Stimme? < Vielleicht die kleine Stimme, die man Gewissen nennt. Vielleicht dein Unterbewusstsein. Beides? Oder auch keines? Das ist nicht wichtig.> < Wieso ist das nicht wichtig?> Natürlich war First Children Rei Ayanami davon ziemlich überrascht. Und es interessierte sie. < Weil da etwas viel wichtigeres ist.> < Shinji.> Vielleicht war sich Rei selbst nicht bewusst, dass sie den Vornahmen benutzte. < Ja, Shinji. Er, der dich aus dem Flammenmeer gerettet hat. Er, bei dem du das erste Mal ein Gefühl der Geborgenheit hattest, wenn du in seiner Nähe warst. Er, der sich mehr um dich sorgte als um sich selbst. Er, der sein Leben für dich geben würde. Er, von dem alleine Gedanken an ihn dich glücklich machen.> < Was willst du mir damit sagen? Ist es...> < Er, den du liebst. Dieses Gefühl der Wärme, das du nur bei ihm empfindest. Der Mann, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen willst. Den du nie vergessen wirst. Den du immer lieben wirst.> Rei weinte wieder. Diesmal aber stärker. Und sie schluchzte leise. " Rei! Was ist mit dir los?", hörte sie über die Komm. Was mit ihr los war!? " Ich... liebe ihn." " Was ist heute bloß mit euch los?", fragte schon Misato am Frühstückstisch. " Du siehst aus, als hättest du einen höllenmäßigen Alptraum gehabt, Shinji." Volltreffer. Aber Rei sah auch nicht grade gut aus. " Mir geht es gut.", schien sie Katsuragi's Frage zu erahnen. " Dann frage ich mich allerdings, wieso ihr heute schon so früh auf seid.", wandte die Erziehungsberechtigte ein. " Vielleicht ist sie ja auch wegen ihrem Morgentraining wach. Herr Sumeragi hat gemeint, wir sollten alles gut üben.", ging Shinji dazwischen. " Streichen und Polieren?" " Ja." Irgendwie schien Misato von dieser Antwort nicht gerade befriedigt. Als Shinji das , Werkzeug' zusammen suchte, grinste Misato Rei an und hatte schon einen Finger in Position um sie zu tadeln. " Oder habt ihr etwa überhaupt nicht geschlafen und wollt mir jetzt verheimlichen, dass ihr die Nacht zusammen verbracht habt?" Ayanami's Gesicht wurde richtig rosig dabei. " Haben wir nicht." Pünktlich waren sie dann alle vier in der Trainingshalle. Und schon wieder fielen Kiefer. " Guten Morgen." Der Sensei machte einen Handstand mit einer Hand und hatte den anderen Arm zum Balancieren ausgestreckt. Jetzt knickte er leicht mit dem Standarm ein und stieß sich ab. Schon war er direkt vor ihnen. " Gut. Heute fangt ihr alle vier mit den ersten , richtigen' Techniken an. Ihr werdet die Discs benutzen um euch auf das weitere Training vorzubereiten. Also stellt euch jetzt vor mir auf." Taten sie. Wenn auch teilweise mit einem leicht mulmigen Gefühl. " Zusätzlich zu dem Wissen über bestimmte Moves haben Kampfsportler auch eine Art , Instinkt' darüber, was sie wann zu tun haben. Ihr werdet lernen, eure körperliche und mentale Effizienz zu steigern. Jeder Kampfsportler muss außerdem lernen, jeden seiner Sinne zu sensibilisieren um auch nur den kleinsten Luftzug oder die geringste Veränderung der Lichteinstrahlung wahrzunehmen. Kampfsportler lernen auch, die Energien zu fühlen. Sicherlich fragt ihr euch jetzt, was ich damit meine. Das Universum ist erfüllt von einer ganz bestimmten kosmischen und , spirituellen' Energieform. Sie hat viele Namen. Kraft, Macht, Energie. Sie umgibt uns, sie durchdringt uns, sie hält das Universum zusammen. Alles Sein ist davon erfüllt. Und jedes Leben hat von Natur aus die Fähigkeit, diese Kraft für sich nutzbar zu machen. Doch gibt es auch noch die Energie, die von jedem einzelnen Wesen selbst erzeugt wird. Auch sie kann nutzbar gemacht werden. Rein theoretisch könnt ihr lernen, anderes Leben zu , erfühlen'. Aber ich muss euch gleich sagen, dass ihr gegen schwächere Gegner nicht die harten Geschütze auffahren dürft. Der Ethos der Kampfsportler verbietet es auch, seinen Gegner mit Absicht zu töten. Der Gegner ist schließlich auch ein lebendes Wesen. Nur leider gibt es auch solche, die nichts aus ihrer Niederlage lernen. Manche, die so bösartig sind, dass sie sogar das Ende jeglichen Lebens auf einer Welt in Kauf nehmen würden. Gegen solche muss man entscheiden, ob sie..." Er ließ es offen. Aber sie verstanden es auch so. " Ihr werdet fast automatisch lernen, wie der Level des Gegners eingeschätzt werden muss. Entsprechend werdet ihr euer Level anpassen. Lernt aus allem, was um euch herum ist." Kamui ging einige Schritte zurück. " Und jetzt will ich sehen, auf welcher Basis ihr das Training beginnt." Er verband sich die Augen, stöpselte sich die Nase und Ohren zu. " Toji, greif mich an. Und zwar mit ganzem Einsatz." Sollte das ein Witz sein? Nein. Also griff der Junge seinen Lehrer an. DAS war ein Witz. Verständlicherweise. " Okay.", gab Sumeragi dann endlich von sich. " Du hast eine vergleichsweise gute Konstitution, Schnelligkeit und Stärke." Bei Kensuke war dabei relativ mittelmäßig. Shinji eher etwas drunter. Und dann kam Rei. Toji und Kensuke grinsten leicht dämlich. Ayanami trug ja auch einen knielangen Rock und eine etwas luftige Sommerbluse. Aber das Grinsen verging ihnen schnell als das Mädchen anfing. Zuerst schlug sie nur zu, benutzte aber dann plötzlich auch einen Kick. Den fing der Meister ab. Doch irgendwie schien er von dem zweiten Fuß zumindest leicht überrascht zu sein. Er ließ sie los und machte einige schnelle Backflips. Rei sprang auf ihn zu und trat mehrmals nach ihm während sie in eine Vorwärtsrolle überging. Kamui fing sie genau mit einem Fußfeger ab als sie auftraf. Dafür wurde nach ihm getreten und gleichzeitig mit einem Arm gepackt. Aber er zog die Füße ein und sprang so drüber. Kurz darauf stieß er sich mit einem Fuß von einem der Stützpfeiler ab und begann mit einer Kickdrehung. Ayanami packte den unteren Fuß und versuchte ihren Lehrmeister weg- und gegen den Boden zu schleudern. Jedoch landete der Himmelsdrache auf den Füßen. " Gut." Er senkte die Arme. " Ich bin beeindruckt. Du hast einen relativ hohen Level. Und ich denke, deine Schwäche ist nicht de Technik." " Toll.", brachte Shinji nur raus. Jetzt nahm Kamui auch endlich die Augenbinde ab und die Stöpsel aus Ohren und Nase. " Also, wir fangen heute mit ein paar einfachen Moves an. Ich mache sie vor und ihr wiederholt sie immer und immer wieder." " Ja." Sumeragi grinste. " Und heute Abend gibt's vielleicht noch die Vorstufe zu einem Special-Move gratis." Eigentlich hätten Toji und besonders Kensuke genauso gut zu sabbern anfangen können. Aber so schwitzten sie bloß bis zum Abend. " Mann, bin ich fertig.", sank Toji auf den Boden. " Geht das jetzt etwa jeden Tag so?", jammerte Kensuke derweil. Rei schnüffelte in der Luft. " Da brennt etwas.", registrierte sie. Es kam aus der hinteren Halle! " Schnell!" Aber da saß bloß der Sensei ganz locker an einer Art Lagerfeuer. Plötzlich kaute er auf etwas rum. " Ja, gleich sind sie fertig." Er wandte sich an seine Schüler. " Ich hoffe, ihr mögt gebrannte Kastanien." " Kastanien?" " Er holt sie mit der Hand aus dem Feuer.", hatte Rei es beobachtet. " Genau. Die Technik heißt , Kachuu Tenshin Amaguriken'. Und mit den Füßen ausgeführt heißt es , Hien Ren Kyaku'. Allerdings holt man da keine Kastanien aus dem Feuer." Er hatte eine Teeschale in der Hand. " So ist es ja auch viel ungefährlicher, nicht?" Die drei Jungen staunten bloß mit offenen Mündern. " Okay. Schluss für heute. Ich lad' euch noch zu 'nem Glas Saft ein." Okay. " Also, ich finde es echt stark von Ihnen, dass Sie uns im Kampfsport unterrichten.", meinte Kensuke dann bei diesem besagten Glas Saft. " Ist doch kein Problem. Außerdem kann ich euch so etwas über die Wirkung der Gefühle beibringen." Kamui, als Vorbild, hatte ein Glas mit Milch in der Hand. " Die Wirkung der Gefühle?", fragte Toji gleich. " Nun, Gefühle spielen meistens eine sehr wichtige Rolle in dem Leben eines jeden Wesens. Vielleicht sogar immer. Trauer ist eines davon. Oder Mitgefühl. Gefühle können uns einerseits stark machen. Oder aber auch schwach. Sie können uns ein guter Wegweiser sein. Oder sie führen uns in die Irre. Es gibt Gefühle, die uns wirklich stark machen. Und solche, bei denen es nur kurzzeitig so scheint. Aber ich will auf die Wahl des Weges anspielen, bei der Gefühle eine wirklich große Rolle spielen." " Der Weg?", kam es von Rei. " Ja, der Weg, den unsere Seele nimmt. Die Wahl ist immer aktuell und niemals abgeschlossen. Man kann immer noch auf die andere Seite gehen." " Andere Seite?" " Obwohl das Universum von Grund auf gut erscheinen mag, gibt es leider auch die dunkle Seite. Das Böse. Ein großer Meister hat einmal gesagt, Zorn führt zu Wut. Wut führt zu Hass. Hass führt zur dunklen Seite. Es sind böse Gefühle wie Zorn oder starke Angst bestimmter Art die zur dunklen Seite führen. Die dunkle Seite mag einfacher erscheinen und mächtiger und verführerischer sein. Doch die Kraft, die sie verleiht, ist nur eine Illusion. Gute Gefühle hingegen wie Mitgefühl, Liebe, Hoffnung oder Freundschaft, oder auch der Glaube an etwas Gutes führen zur hellen Seite. Die helle Seite ist ungleich kraftvoller. Denn auf ihrer Seite steht auch das Leben und die Freiheit und solche Dinge. Dinge, die alle Wesen letztendlich erstreben eben. Versteht ihr das bis hier her?" Alle vier Jugendlichen antworteten mit: " Ja." " Man kann Angst haben. Jedoch nicht die Art von Angst, die einen selbst und direkt betrifft. Da muss man sich vor nichts fürchten. Nur um andere muss man sich sorgen. Deshalb ist der Kampfsport auch nur zur Verteidigung gedacht. Und auch nur, wenn es wirklich nicht anders geht. Als Beispiel gebe ich euch die Hasenmutter die von einem Luchs gefressen wird. Sie will weder Klauen noch Reißzähne um sich zu verteidigen. Sie weiß, dass ihr Tod nicht umsonst ist. Von ihrem Fleisch leben die Kinder des Luchses. Aber andererseits verteidigen Elefanten sich gegen Raubtiere. Es gibt also solche und solche Situationen. So ist es auch beim Menschen. Aber wir brauchen einander nicht wegen Nahrung zu töten. Deshalb ist Kampf eigentlich auch nicht nötig. Nur leider gibt es immer wieder Situationen, in denen Kampf sich nicht vermeiden lässt. Ich weiß, dass ihr beide vielleicht Probleme habt, gegen die Engel zu kämpfen. Und ihr müsst jedes Mal selbst neu entscheiden, ob ihr euch wehrt. Das kann euch niemand abnehmen. So leid es mir auch tut. Das ist eure ureigene Entscheidung. Ich kann euch nur Tipps geben. Da ihr nicht wisst, wieso sie das tun, was sie tun, könnt ihr auch nicht ihre Beweggründe verstehen. Aber ihr seht die direkten Resultate in eurem Umfeld. Tod, Zerstörung und Leid." " ..." Kensuke sah auf die Uhr. " Ich werd' nicht mehr. Schon nach Zehn!", sprang er auf. " Entschuldigen Sie, aber wir sollten wirklich langsam heim. Sonst bekommen wir irgendwann noch ärger mit unsren Vätern." " Ich fahr euch." Rei und Shinji gingen also nach neben an. Ikari gähnte herzhaft. " Ist euer Training so anstrengend?" Dr. Akagi!? " Ritsuko hatte noch einige wichtige Dinge zu besprechen. Auch mit euch. Also haltet euch noch ein paar Minuten auf den Beinen.", meinte Misato leicht scherzhaft. War ja klar. " Zuerst werden zur Zeit einige neue Waffen für die EVAs entwickelt. Basierend auf der Tatsache, dass ihr Unterricht in Kampfsport nehmt. Was sich nach MAGI als sehr effektiv erweisen könnte. Also solltet ihr extra Trainingssimulationen für diese neuen Waffen einplanen. Beispielsweise hätten wir da Kampfstäbe oder Kamma oder große Schwerter. Und am Montag wird Shinji laut Befehl des Kommandanten morgens Misato begleiten. Ihr sollt der Flotte der UN entgegenfliegen. Sie sind die Eskorte für EVA-02 und Second Children." " Second Children und EVA-02? Heißt das, wir bekommen Verstärkung?" Shinji hatte bis dato nicht gewusst, dass EVA-02 überhaupt existiert. " Second Children wurde in Deutschland ausgebildet. Und EVA-02 wurde dort konstruiert.", erklärte Ritsuko kurz. " Ich frage mich bloß, wo sie untergebracht wird.", murmelte Misato. Shinji hatte schon so ein ganz dummes Gefühl. " Ich habe sie nicht zufällig schon gesprochen?" " Doch. Das war sie. Asuka Langley-Soryu. Second Children und Pilotin von EVA-02." Misato konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Und schon sackte Ikari in sich zusammen. Er verspürte das Bedürfnis, seinen Kopf auf den Tisch zu schlagen. Er erinnerte sich genau an diese Stimme, die ihm fast das Trommelfell rausgedröhnt hätte. " Du hast doch nicht etwa vor, sie auch noch hier wohnen zu lassen?", erahnte Akagi es schon. " Wäre doch eine gute Idee. Alle drei Children unter einem Dach und direkt unter meinen Fittichen." Dazu konnte die Wissenschaftlerin bloß den Kopf schütteln. Aber sie kannte Misato ja seit ihrer Studienzeit und wusste, was für ein Granitschädel sie sein konnte. " Wann kommen wir am Montag ungefähr zurück?", wollte Ikari jetzt wissen. " Ihr solltet gegen 19.00 Uhr eintreffen. Wenn alles nach Plan verläuft." Ja, ja. Nach Plan verlaufen. Tat es ja meistens nicht. Der Morgen des Montags war relativ normal. Jedenfalls bis Kamui an der Schule ankam. Heute trug er das erste Neo-Outfit. Er wusste schon, dass das Idioten-Trio, wie momentan Ikari, Aida und Suzuhara genannt wurden, zu der Zeit schon irgendwo über dem Meer war. Aber die Klasse nicht. Also fragte Hikari, als sie ihm begegnete. Am Eingang zum Schulhof. " Frau Katsuragi hat sie zu einem kleinen , Ausflug' eingeladen. Und Toji und Kensuke konnten da ja wohl schlecht ablehnen." Ja, ja. Wer ist hier pervers? Plötzlich jedoch wandte Kamui sich um und knurrte leise. " Was haben Sie?", fragte Hiakri erstaunt. Was er hatte? Mitbekommen, dass da so ein Arschloch von einem Sempai einigen Kohais ihre brandneuen Duel-Monsters- Karten geklaut hatte. Und so was konnte er absolut nicht durchgehen lassen. " He, du!" Der Arsch da hörte gleich mal auf zu lachen. " Was willst du Penner von mir?" Ganz schön großmäulig einem Lehrer gegenüber. War ja auch relativ alt. Sogar für seine Klassenstufe. " Ich fordere dich zu einem Duel! Heute, Punkt 12.00 Uhr in der schuleigenen Arena! Da werde ich dir eine Lektion über Benehmen und das Spiel erteilen!" Ziemlich schnell wandte Kamui sich um. Die Type hieß Teninawa. Shusako Teninawa. Und war wohl der Bandit Keith hier an der Schule. Beim Duell zwischen Kensuke und Kamui hatte er mal wieder blau gemacht. Die Schüler in der 2-A spürten ganz genau die Laune ihres Chefs. So wütend hatten sie ihn sich gar nicht vorstellen können. Teninawa war wirklich in den Arsch gefickt. Sumeragi würde ihn auseinander nehmen. So, wie der Lehrer sein Deck vorbereitete. Punkt 12.00 Uhr. Das war eine Szene wie aus einem dieser alten Western. So dachte auch einer der Schüler und ließ , The Good, The Bad And The Ugly' laufen. Richtig High-Noon eben. Die Wetten waren 100% auf Kamui ausgerichtet. " Du Wichskopf bist also einer dieser Ärsche von Lehrer.", gab Teninawa großspurig von sich. " Ich weiß auch genau, wer du bist.", blieb Kamui cool. " Ich hoffe, du bist bereit. Denn es ist Zeit für ein Duell!" Die Arena wurde hochgefahren. Die Karten waren gemischt und die Gegner auf ihren Plätzen. " Du beginnst." So meinte Teninawa, er habe einen Vorteil. Weil er ja begann. Eine Monsterkarte verdeckt und drei Karten in zweiter Reihe. Kamui legte eine Zauberkarte verdeckt und spielte Neo, den magischen Schwertkämpfer. " Angriff, Neo! Vernichte sein Monster!" " Aber nicht mit mir. Ich decke meine Fallenkarte auf! Den Bannkreis!" War ja klar. " Du bist fällig, Alter!" " Ach, ja? Du hast diese Karten gestohlen. Ihr Herz und ihre Seele werden dich niemals unterstützen. Du kannst gar nicht gewinnen.", blieb Sumeragi ruhig. " Was laberst du da für einen Müll? Ich mach' dich alle! Und zwar jetzt!" Mit diesem Clown? Wollte dieses Nullhirn etwa Kaiba's Crush-Variante versuchen? Sollte er ruhig. Tat er auch. Die Quoten gerieten langsam aber sicher ins Wanken. Besonders nach der Kartenzerstörung die von Teninawa gespielt worden war. Dabei waren gleich , Schwarzes Loch', , Raigeki' und zwei Teile von Exodia drauf gegangen. Und nicht zu vergessen, dass der Sack jetzt auch noch Polymerisation spielte. " Ich weiß, dass er Teninawa eine Lektion erteilen wird.", meinte Yuka fest. " Ja, schließlich hat er ja die zweiten Schattenkriege überlebt." " Und er war dritter im Königreich der Duellanten und einer von Yugi's besten Freunden." Kamui lächelte. Seine Schüler waren geschlossen auf seiner Seite. " Laut Kierkegaard fragte der Glaube nicht nach dem Wie oder dem Warum. Per Definition ist er Glaube eben weil er so absurd ist. Jenseits jeglicher Vernunft und Logik.", gab er deutlich von sich. " Und jetzt, Herz der Karten, führe mich!" Langsam hob er die Karte zur Seite. " Ich spiele den , Überläufer'!" " Aber Drachen sind immun gegen Zauber- und Fallenkarten solange der Herr der Drachen offen auf dem Feld liegt.", lachte Kamui's Gegner. " Und genau den nehme ich. Und jetzt eröffne ich das Ritual der dunkel Illusion! Der Herr der Drachen ist der Tribut für eines der mächtigsten Monster in diesem Spiel! , Aufgegeben', erscheine!" Scheiße. Das war jetzt das Ende für Teninawa. " Neutronenblitz, mein Monster!" Teninawa schwitzte wie die Niagaras und knirschte mit den Zähnen, dass Kalk rieselte. Plötzlich zückte er ein Butterfly-Messer und sprang auf Kamui zu. Der bleib total unbeweglich stehen. Bis das Messer noch einen knappen Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. Dann hatte er es mit zwei Fingern gepackt. " Das reicht jetzt wirklich. Du nimmst Flugstunden." Und zwar Richtung Boden. Das Messer landete knapp an Teninawa's Nase im Boden. " Du kannst nicht gewinnen, wenn du nicht mit deinem ganzen Wesen dabei bist. Und schon gar nicht, wenn es nicht deine eigenen Sachen sind und du nur mit Wut und Egoismus kämpfst." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)