Sühnen nach Rache von Tio (Tanz der Empfindungen) ================================================================================ Kapitel 1: Ort der Ruhe ----------------------- Die Dämmerung hatte bereits ihre Pflicht getan und den Himmel in völlige Dunkelheit getaucht. Es war eine Klare Nacht und der Vollmond stand hoch am Horizont. Der Himmel war überzogen mit einem roten Schimmer, obwohl er hätte tief Schwarz sein müssen. Niemand war in so einer Nacht draußen und die meisten Leute überkam ein Schauer, wenn sie durch ihre Fenster nach draußen sahen. Aber nicht sie. Sie fand, dass es eine schöne Nacht war. Sie trampte zur Zeit mit ihrem Liebsten durch das Land. Sie waren froh für heute ihr Ziel erreicht zu haben. Jedoch war dieses Dorf so klein, dass es nicht einmal einen Rasthof hatte. Und so kam es, dass sie sich entschlossen in der kleinen Kirche am Rande des Dorfes zu übernachten. Sie sahen schon von weitem, dass Licht in der Kirche brannte. Sie klopfte an die Tür und Arm in Arm warteten die beiden auf Antwort. Als diese nicht kam, öffnete sie, gegen seinen Willen, die Tür und trat ein. Das Licht kam von einigen Kerzen, die rund um den Altar verteilt waren. Sie ging schnellen Schrittes zur ersten Sitzreihe, legte ihre Sachen ab und kniete sich vor den Altar um zu beten. Er war an der Tür stehen geblieben und hatte sich unsicher umgesehen. Dann schlich er vorsichtig in ihre Richtung. Als sie ihn ansah, konnte sie deutlich die Unbehaglichkeit, die er verspürte, in seinen Augen sehen. "Hey, keine Angst! Was soll in einer Kirche schon passieren?", versuchte sie ihn zu beruhigen. Er wollte gerade etwas sagen als Schritte zu hören waren. Der Pfarrer erschien, aus einem Raum hinter dem Altar kommend. Er hatte blasse Haut und seine Augen waren von Schatten verdeckt. Alles in allem war er doch eine recht furchterregende Gestalt. Er kam auf die beiden zu, langsam und bedrohlich, so dass sie beide einen Schritt zurückwichen. "Na nu? Zwei Besucher? Zu so später Stunde?", fragte er mit einer hohen kreischenden Stimme. "Www... wir suchen eine Übernachtungsmöglichkeit. Sind nur auf der Durchreise.", stotterte sie, jetzt auch leicht nervös. Sie spürte genau, dass mit diesem Typen etwas nicht stimmte. Der war garantiert kein Pfarrer. "oh, hier ist ein wunderbarer Ort um auszuruhen.", sagte er. Und während dessen hob er den Kopf aus dem Schatten, so dass man seine rotleuchtenden, blutunterlaufenen Augen sah. "Ein wunderbarer Ort um ewig zu ruhen!", ergänzte er mit Wahnwitz in der Stimme. Sein gehässiges Grinsen ließ nun auch zwei spitze große Eckzähne erkennen. Kapitel 2: Die Macht der Ohnmacht --------------------------------- Ihr stockte der Atem und ihr war klar, dass sie flüchten mussten. Doch zu spät. Als sie sich umdrehte, hatte bereits eine Horde Ghouls ihren Liebsten in den Klauen und begannen ihn zu fressen. Sie musste mit ansehen, wie er, unter lauten Schreien, langsam vertilgt wurde. Tränen traten in ihre Augen und ihre Gedanken schwanden dahin. Sie war wie eine leere Hülle und hatte jeglichen Bezug zur Umwelt verloren. Sie sah nur noch, dass der einzige Mensch, den sie liebte und der sie liebte, dahin schied, ohne das auch nur ein Tropfen Blut von ihm auf dem Boden zurückblieb. "Schön wie sich meine Diener an ihm laben, nicht wahr?", drang die Stimme des Pfarrers aus dem Hintergrund an ihr Ohr. Hass und Verzweiflung stiegen in ihr auf. Doch die Bilder, die sie vor Augen hatte, lähmten sie. Der Pfarrer stand jetzt dicht hinter ihr, während sich die Ghoul-Armee vor ihr aufbaute. Ihre Gesichter waren grau und faltig, als ob ihnen jegliches leben aus den Adern gesaugt wurde. in ihren Mündern hingen die Zähne schief und zur Hälfte ausgefallen. Und dort, wo ihre Augen hätten sein müssen, waren tiefe, schwarze Löcher in ihren Köpfen. Auch ihre Körper schienen halb zerfallen. Und unter ihren zerrissenen Kleidern konnte man die graue Haut sehen. Sie gaben qualvolles, aber nach Fleisch lechzendes, Gestöhne von sich. Während sie, traumatisiert von der ganzen Situation, unbeweglich dastand, begann der Pfarrer ihren Hals von ihrer Kleidung und ihren langen Haaren zu befreien. Langsam senkte er seinen Kopf in die Richtung ihres Halses. Er öffnete den Mund ein wenig und strich sich mit der Zunge über die Lippen. Dann wollte er zum Biss ansetzten. Der Lärm zweier Schüsse durchdrang die Stille der Kirche, woraufhin eine Hand voll Ghouls zu Staub zerfiel. Sie konnte die Kirchentür sehen, in der zwei große Löcher klafften, so dass man eine düstere Gestalt davor erkennen konnte. Der Pfarrer ließ ängstlich von ihr ab und als ob er ahnen würde, was dort vor der Tür lauerte, begann er den Rückzug. Die Schüsse hatten sie aus ihrer Trance geweckt, so dass sie beobachten konnte, wie sich die Tür der Kirche langsam öffnete. Eine imposante Gestalt betrat die Heiligen Gemäuer. Ein gigantischer Hut verdeckte zur Hälfte das Gesicht des Fremden. Sein langer, roter Mantel wehte leicht in dem nun entstandenen Windzug. In seiner rechten Hand hielt er eine silbern glänzende, überdimensionale Pistole. Nachdem er die Kirche betreten hatte, hob er seinen Kopf und durch eine gelbliche Brille schienen rote, von Begeisterung geweitete Augen. "Wer bist du? Was willst du hier?", kreischte der Pfarrer. "Mein Name ist Alucard, Mitglied der Hellsing-Organisation, zuständig für die Müllentsorgung.", sagte der Fremde langsam und eindringlich. Seine Stimme rauchig und tief und sie strahlte trotz des wirren Untertons eine wunderbare Wärme aus. Er feuerte erneut zwei Schüsse in die Ghoulmenge, woraufhin der Pfarrer zu lachen begann. Er schnippte mit den Fingern und wie auf Kommando, zückten die Ghouls Waffen und begannen den Fremden mit einem Kugelhagel zu zerfetzten. Sein Körper fiel leblos zu Boden. Der Pfarrer kam ihr erneut näher, sich seines Triumphes vollends sicher. Aber sie war fest entschlossen ihren Liebsten zu rächen. Sie rannte los, stürmte durch die Ghoulmenge und mit einem Hechtsprung ergriff sie die Waffe des Fremden. Mit großer Mühe hob sie die schwere Schusswaffe in die Höhe und richtete sie auf den Pfarrer. Doch bevor sie abdrücken konnte, versperrten ihr die Ghouls die Sicht. Sie feuerte einen Schuss in die Menge und schaffte es damit den Pfarrer am Arm zu streifen. Doch als dieser erneut den Befehl zum Angriff geben wollte, ertönte eine schrille Lache. Das Grinsen in des Pfarrers Gesicht verschwand, doch ihr Blick wurde nur noch entschlossener. Denn hinter ihr manifestierten sich die Reste des Fremden. Mit weit aufgerissenen Augen und einem wirren Grinsen, zog er eine zweite Waffe. Doch ohne auf die Unterstützung des Fremden zu warten, stürmte sie erneut durch die Ghoulmenge. Doch diesmal hatte sie es nicht so leicht. Die Ghouls versuchten sie, auf Befehl des Pfarrers, aufzuhalten. Mit vielen Kratzern, zerrissener Kleidung und einigen schwerwiegenden Verletzungen in der Bauchgegend, kam sie vor dem Pfarrer an. Mehrere Schüsse fielen und mit ihnen verschwand ein großer Teil der Ghoulmenge. "Drück ab Kleine, aber sei gewiss, ich bin nicht der Drahtzieher. Es werden andere kommen.", kreischte der Pfarrer. "Das ist mir egal. Ich werde alle umbringen, die Schuld an SEINEM Tod sind.", sagte sie ruhig und eindringlich, bevor sie abdrückte und dem Pfarrer mit einer Kugel den Kopf zerriß. Der Staub des zerfallenden Vampires fiel zu Boden und vermischte sich mit ihrem, ebenfalls zu Boden tropfendem Blut. Sie ging langsam und schwankend auf den fremden Helfer zu. Sie gab ihm die Waffe zurück, jedoch schaffte sie es nicht, sich zu bedanken. Sie war so schwer verletzt, dass sie auf die Knie ging. Sie sah den mächtigen Nosveratu mit Hilfe suchendem Blick an. Kapitel 3: Rettung oder Schmerz? -------------------------------- Er nickte und auf beiden Gesichtern zeichnete sich ein Lächeln ab. "Ich hoffe du bist noch Jungfrau.", sagte er schelmisch. Sie nickt nur, denn zum sprechen, war sie zu schwach. Er kniete sich ebenfalls nieder, um sie in den arm zu nehmen. Während er seinen Kopf in die Richtung ihres Halses senkte, schloss sie langsam die Augen. Sie spürte, wie sich seine warmen Lippen sanft auf ihren Hals legten. Sie verspürte ein brennendes stechen, als sich seine Zähne in ihren Hals bohrten. Danach floss eine wohlige Wärme durch ihren Körper, der von einem Kribbeln aufgewühlt wurde. Schließlich benebelte ein dumpfer, aber angenehmer Schmerz ihr Sinne. Erst die frische Luft, der, noch jungen Nacht ließ sie realisieren, was passiert war. Nun trug sie der Fremde durch die Nacht und obwohl sie in seinem Arm lag, wusste sie, nun war sie endgültig allein. Sie hatte alles verloren. Sowohl ihr Leben, als auch den Sinn des Selbigen. Sie sah dem Fremden in die Augen. Sie schienen abwesend, aber auf irgend eine Weise faszinierten sie sie. Rotorange schimmerten sie zwischen den schwarzen Strähnen seines Haares hervor. Er begann zu lächeln, dann sah er sie an. "Ist das nicht eine schöne Nacht, mein Fräulein?", fragte er mit sanfter Stimme und entlockte ihrem traurigen Gesicht ein Lächeln. Wenige Stunden später, trug er sie durch eine große, Portal ähnliche Tür, hinein in ein großes vornehmes Anwesen. Doch noch bevor sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, hallte eine bissige Frauenstimme durch die Eingangshalle. "Alucard! Wen, oder was bringst du da mit? Du hattest einen Befehl: Search and Destroy!" er lächelte erneut, während sie benommen zu der blonden, mittelgroßen Frau hinüberblickte. "Guten Abend, Lady Integra. Dieses junge Fräulein ist das neuste Mitglied der Hellsing-Armee." Der Blick, der in Anzug gekleideten Frau, verfinsterte sich. "Seit wann ist es deine Aufgabe neue Mitglieder zu rekrutieren?", fragte sie wütend. Doch trotz ihres befehlenden Untertons, erlosch sein Lächeln nicht. "Sie ist aus freien Stücken hier.", antwortete er leicht amüsiert. Darauf hin warf ihm die Dame noch einen erzürnten Blick entgegen, bevor sie sich umdrehte, um den Raum zu verlassen. Bevor sie jedoch durch die Tür schritt, befahl sie noch, dass Walter sich des jungen Fräuleins annehmen sollte. Wenige Minuten später betrat ein älterer, sympathischer Herr die Eingangshalle und geleitete Alucard, der sie noch immer im Arm hielt, in das Kellergewölbe. Von alle dem bekam sie allerdings nicht viel mit, da die Trance noch immer anhielt. In einem Raum im Keller angekommen, bettete Alucard sie in einen Sarg. "Ruh dich aus, junges Fräulein!", sagte er mit warmer Stimme. Der Sargdeckel schloss sich und bevor sie einschlief, hörte sie noch, wie sich die beiden Männer unterhielten. "Lieber Walter, hätten sie die Güte ihr alles zu erklären?" - "Jawohl, sehr gern." - "Das ist schön, danke Walter." - "Kein Problem. Sie wird frischen Wind in unser Haus bringen. Ich freu mich schon." Dann wurden die Stimmen leiser, bis sie gänzlich verstummten. Geweckt wurde sie von dem Schlag einer Standuhr. Sie öffnete den Sargdeckel, setzte sich auf und sah sich verschlafen um. Trotz der Dunkelheit konnte sie alles im Raum erkennen. In der Mitte stand ein Tisch, um ihn herum zwei Stühle. Außer ihrem Sarg stand sonst nichts weiter in dem kleinen Raum. Lediglich in den Wänden waren Nischen, in denen hätten Fenster sein können. Sie fuhr mit ihrer Zunge über ihre Lippen und dann über ihre Eckzähne. Sie waren groß und unheimlich spitz, so dass es sie schüttelte. Sie wickelte sich aus der Decke, in die sie ihr Retter noch in der Kirche eingewickelt hatte. Dann stand sie auf, obgleich sie keine Ahnung hatte wohin sie gehen sollte. Sie schlich am Tisch vorbei. Auf diesem stand ein Glas und neben diesem, ein Behälter mit Eis und einer Tüte mit der Aufschrift "medical blood". Sie verließ den Raum ohne sich weiter darum zu kümmern. Sie lief einen Korridor entlang und eine Treppe hoch. Sie irrte durch das riesige, verlassene Haus und blieb vor einer Tür stehen, hinter der jemand mit Geschirr hantierte. Kapitel 4: Unsicherheit ----------------------- Sie klopfte an und öffnete, auf en "Herein" reagierend, die Tür. Als sie den Raum betrat, blickte ihr Walter entgegen. "Guten Abend, gnädiges Fräulein.", sagte er lächelnd. Sie verbeugte sich zur Begrüßung. "Haben sie auch einen Namen?", fragte er höflich. Sie nickte. "Leone.", antwortete sie freundlich, aber zurückhaltend. "Gut, meine Name ist Walter. Ich werde mich ihrer annehmen." Sie nickte und verbeugte sich erneut, dankbar über die ihr gebotene Hilfe. "Wenn sie einen Moment warten, Fräulein Leone, werde ich sie umher führen.", sagte er mit freundlicher Stimme. Ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie erneut nickte. Wie versprochen führte Walter sie durch das riesige Anwesen. Als sie erneut im Kellergewölbe ankamen, blieb er vor dem Zimmer stehen, aus dem sie gekommen war. "Es wird glaube ich Zeit für einige Erklärungen. Erstens: Sie sind jetzt kein Mensch mehr." Sie nickte betrübt, aber zustimmend. "Sie sollten direktes Sonnenlicht und Silber jeglicher Art vermeiden. Ebenso wäre es besser, wenn sie von nun an ihren Schlaf , der natürlich auf den Tag verlegt ist, in diesem Sarg tätigen." Er deutete auf den offenen Kasten, in dem noch immer die zerknüllte Decke lag. "Ich weiß. Außerdem werde ich mich nur noch von Blut ernähren, richtig?", sagte sie leise. "Genau. Kommen wir zu Zweitens. Sie sind nun ein vollwertiges Mitglied der Hellsing-Organisation." Sie senkte betrübt ihren Kopf. "Bedeutet das für mich, dass ich mit Schusswaffen kämpfen muss?" Das Lächeln verschwand aus Walters Gesicht. "Ich fürchte ja...", sagte er mit einem bedrückendem Unterton in der Stimme. "... obwohl, es gibt da eine Möglichkeit... Welche Art von Waffen wäre ihnen denn angenehmer?", fragte er, jetzt wieder lächelnd. Sie überlegte kurz. "ich finde es wirkt immer sehr elegant, wenn Ninjas mit ihren langen Katanen kämpfen. Es war immer schon ein Traum von mir, damit umgehen zu können." Walter drehte sich etwas von ihr ab. Es schien, als würde er etwas kalkulieren. "Wie viele sollten es denn sein, Fräulein Leone, Schwerter meine ich." - "Drei wären toll.", antwortete sie zögernd. Er dachte kurz nach, nickte dann und sagte, dass sie sich noch einen Monat gedulden sollte. "Das wird ein Spaß, wenn sie das so hin bekommen, lieber Walter. Das werden Kämpfe. Bitte beeilen sie sich.", ertönte eine erfreute Stimme aus der Dunkelheit. "War das... ?", fragte sie unsicher. "Ja, das war er.", antwortete Walter mit einem amüsierten Lächeln. "Mein Master, Alucard.", sagte sie leise, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Pünktlich einen Monat später klopfte Walter an Leobens Tür. Als er herein kam, sah er sie vor ihrem Laptop sitzen. "Fräulein Leone, würden sie bitte nach oben in den großen Trainingsraum kommen?" Sie nickte, schaltete das Gerät aus und erhob sich. Walter wollte den Raum gerade verlassen, als er sich noch einmal umdrehte. "Können sie bitte auch Alucard Bescheid geben? Er wird ebenfalls sehr erfreut sein.", sagte er mit einem seltsam ungewöhnlichen Grinsen. Als er aus dem Raum war, schluckte sie schwer. Sie hatte es seit drei Wochen vermieden ihrem Master gegenüber zu treten. Sie hatte nämlich am vierten Tag nach ihrer Ankunft ich und seine Herrin belauscht. Aber natürlich nicht mit Absicht. Sie war mal wieder durch das riesige Gebäude geirrt und als sie Stimmen vernahm, war sie stehen geblieben. So musste sie mit anhören, wie Lady Hellsing Alucards "unverantwortliches Verhalten" verurteilte. Nicht nur dass Leone dadurch ein schlechtes Gewissen bekommen hatte, ihr Master hatte ihre Anwesenheit auch noch gespürt und sie herein gebeten, damit sie ihr Anliegen vortragen konnte. Diese, ihm durch Lady Hellsing zugefügte Demütigung tat Leone so sehr Leid, dass sie ihrem Master vor Scham aus dem Weg gegangen war. Bedrückt schlich sie nun durch den Gang des Kellergewölbes. Je näher sie dem Raum ihres Masters kam, um so langsamer wurde sie. Als sie gerade anklopfen wollte, erklang dieselbe rauchige Stimme, die bereits ihre Freude über Walters Vorhaben verkündet hatte. Die Stimme Alucards. "Komm herein Fräulein Leone!" Sie atmete tief durch, öffnete die Tür und trat ein. Kapitel 5: Neues Heim, neue Leute --------------------------------- Mit einer Verbeugung begrüßte sie ihren Master. "Guten Abend.", sagte sie, ohne auf zu blicken. "Walter bat mich sie zu holen. Er meinte, dass sie auch hoch erfreut währen über seine Neuigkeiten. Wer wollte, dass ich sie zum großen Trainingsraum bringe." setzte sie, mit Blick auf den Boden fort. Alucard erhob sich und machte einige Schritte auf sie zu, so dass sie nun direkt auf seine Stiefel blickte. "Um was geht es denn?", fragte Alucard leicht amüsiert, während er sie mit einer Hand dazu zwang ihm ins Gesicht zu schauen. Sie schüttelte langsam den Kopf, vermied es jedoch im direkt in die Augen zu schauen. "Ich weiß nicht.", antwortete sie leise, denn sie hatte wohl verstanden, dass er ihr keine Schuld gab. "Na dann lass uns gehen! Wir wollen doch Walter nicht warten lassen. Oder, Fräulein Leone?", sagte er nachdenklich während er an ihr vorbei schritt. Still schweigend folgte Leone ihrem Master hinauf, bis zu dem besagten Trainingsraum, vor dem Walter bereits wartete. Höflich deutete er ihnen an, einzutreten. Es war ein sehr großer Raum, obgleich die Decke doch sehr tief hing. Aufgrund mangelnder Fenster wurde auch dieser Raum von wenigen Lampen erhellt. Gegenüber der Tür stand ein kleiner Tisch, auf dem eine große Kiste stand. Walter schloss die Tür hinter den Beiden und ging lautlos aber zügig zum Tisch, um den Beiden zu präsentieren, was in der Kiste war. Als er sie öffnete, strahlten drei schmale Schwerter ihre gesamte Schönheit nach außen. Walter blickte erwartungsvoll in die Runde und erblickte ein Grinsen in Alucards Gesicht. Leone dagegen starrte mit offenem Mund auf die edlen Waffen. "Sind sie zufrieden mit dieser Spezialanfertigung, Fräulein Leone?", fragte Walter ruhig, aber mit einem erfreuten Grinsen im Gesicht. "Diese drei Schwerter sind aus geweihtem Silber vom Kreuz der "St. Michael's Cathedral". Das Silber wurde mehrfach gefaltet und von Meisterhand geschliffen. Spaltet garantiert jedes Haar." sie öffnete den Mund um Walter zu antworten, doch ihr fehlten die Worte. Langsam streckte sie eine Hand nach einem der Schwerter aus, aber Walter hielt sie zurück. Er gab ihr ein Paar schwarze Handschuhe und wies sie an, die Klinge nur mit diesen Handschuhen zu berühren. "Haben sie schon vergessen? Sie vertragen kein Silber.", fuhr er schelmisch fort. Sie tat, wie ihr gesagt wurde, zog die Handschuhe über und nahm eines der Schwerter aus der Kiste. Langsam und ehrfürchtig schwang sie es durch die Luft. "Zeig uns doch mal, wie du mit allen dreien Schwertern umgehst, Fräulein Leone!", kam es belustigt aus der Ecke, in der Alucard stand. "Es tut mir Leid sie enttäuschen zu müssen, Master. Aber ich fürchte, ich muss erst einmal lernen mit einem umzugehen.", sagte sie verlegen. "Mit Verlaub...", meldete sich Walter. "... damit habe ich gerechnet. Deshalb habe ich einen guten Freund des Herren Alucard eingeladen. Er wird sie trainieren, Fräulein Leone." Als er den Satz beendet hatte, deutete er mit einer Bewegung in den Raum. Weitere Lampen ließen ihr Licht durch den Raum dringen und in einer der hinteren Ecken war eine dunkle Gestalt zu erkennen. Dort hinten stand, an die Wand gelehnt, ein sehr großer Herr mit Brille und einer Narbe über der linken Wange. Er stieß sich von der Wand ab und kam, hämisch grinsend, auf die drei zu. "Ach nein was für eine Freude dich hier zu sehen, Judaspriester.", zischte Alucards Stimme belustigt durch den Raum. "Na na na. Mal nicht so übermütig, räudiger Köter.", antwortete der Fremde, ohne dass sein Grinsen erlosch. Die beiden Männer gaben sich die Hand und in ihren Augen blitzte Kampfeslust. "Meine Herren, ich bitte sie, sich zusammen zu reißen.", sagte Walter leicht nervös, als befürchte er, dass die beiden gleich aufeinander losgehen könnten. Der übergroße Besucher ließ von Alucard ab und wandte sich dem jungen Fräulein zu. "Guten Abend meine Gnädigste.", sagte er mit einer Verbeugung. "Wenn ich mich vorstellen darf. Paladin Alexander Anderson. Abgeordneter der 13. Kongregation des Vatikan, der Abteilung Iscaroit." Sie blickte ihm entsetzt ins Gesicht. "Aber keine Sorge. Heute bin ich außer Dienst hier.", sagte er mit einem gutmütigen Lächeln, so dass Alucard begann laut zu lachen. "Ähä. Mmmm..." Sie atmete tief durch. "Mein Name ist Leone." - "Ah, ja. Und du möchtest Unterricht in der Kampfkunst des Schwertes haben?" Sie nickte verlegen. "Na dann lass uns gleich anfangen!", sagte der Priester, unterstützt von einem erfreuten Lachen Alucards. "Dann wünsche ich ihnen allen viel Spaß.", sagte Walter und machte sich auf den Weg zur Tür. "Aber... Sie können mich doch jetzt nicht alleine lassen!", flehte Leone Walter an. "Es tut mir Leid, aber auch ich habe Verpflichtungen.", sagte er, verlegen lächelnd und verließ den Raum. Nun stand Leone zwischen den beiden Herren, das Schwert hing auf dem Boden und sie fühlte sich sichtlich unwohl. Kapitel 6: Training I --------------------- "Das könnte lustig werden. Ich werde mich köstlich amüsieren.", hauchte Alucard. Anderson grinste nur, während sich Alucard in das Dunkel einer Ecke begab, um das Schauspiel zu beobachten. "Dann wollen wir doch mal sehen, was du so alles kannst.", sagte Paladin Anderson grinsend, während er selbst eine schwertähnliche Waffe zog. "Aber...ich...ich." - "Na los, heb deine Waffe und greif mich an!", unterbrach er sie amüsiert. Sie nahm sich zusammen, umfasste das Schwert mit unsicherem Blick und machte einige Schritte auf ihn zu. Sie hatte nicht nur Angst, dass sie grottenschlecht war, sie hatte auch Angst, sich vor ihrem Master zu blamieren. Nachdem sie noch einmal durchgeatmet hatte, griff sie mit einem kräftigen Schlag an. ... Diesen wehrte der Priester jedoch mit Leichtigkeit ab. Sie lächelte verlegen, während er sie geschockt ansah. "Das wird ein hartes Stück Arbeit für dich.", scherzte Alucard und verließ den Raum durch die Wand. Sowohl Leone, als auch Pater Anderson ließen den Kopf hängen. "Na gut. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig.", sagte Anderson, den Kopf hebend. "Wir fangen wohl am besten mit den Grundlagen an. ..." Se nickt betrübt. Der große katholische Priester machte ihr Angst. "Zu aller erst: Das ..." Er deutete auf das Schwert in ihrer Hand. "Das ist ein Katana! Das bedeutet, es ist ein leichtes Schwert, also führst du es mit einer Hand.", sagte er in einem überlegenem Ton, so dass Leone ihn mit großen Augen ansah. Sie nahm das Schwert in die rechte Hand und richtete es auf Anderson. "Umfasse es richtig!", befahl er. "Wie?", fragte sie leise und verzweifelt. Von ihrer Unwissenheit überrumpelt, sah er sie erstaunt an. Dann hielt er ihr seine Waffe unter die Nase. "... So!" So verging Woche um Woche. Jeden Mittwoch, in der Nacht, hatte sie Training. In jeder dieser Nächte trainierte sie um ihr "Leben". Und um das ihres Geliebten zu rächen. Je besser sie wurde, umso öfter wurde sie mit auf Mission geschickt. Und auch wenn sie es bereits besser konnte, kämpfte sie nur mit einem Schwert. Und trotzdem, sie war diejenige, die einen Großteil der Gegner besiegte. Mission für Mission wartete sie darauf Rache üben zu können, doch vergebens. Jede Nacht wurde sie von Alpträumen heimgesucht. Jede Nacht musste sie erneut mit ansehen, wie ihr Liebster von den Ghouls zerrissen wurde. und jede Nacht vergaß sie etwas mehr, wie sein Gesicht sie einst anlächelte. Doch der Schmerz blieb. Mit diesem Antrieb trainierte sie. Nicht nur Mittwochs verbrachte sie die Nacht im Trainingsraum, sie war dort immer zu finden, wenn sie nicht auf Mission, im Namen ihrer Majestät der Königin, unterwegs war. Ohne dass sie irgendwelche Anweisungen von Anderson hatte, begann sie alle drei Schwerter im Training zu benutzen. Jedoch jeden Mittwoch ließ sie das dritte Schwert in der Scheide, und Anderson in dem Glauben, dass sie dafür noch nicht bereit sei. "Du wirst immer besser!" Diesen und andere Sätze konnte sich Anderson immer weniger verkneifen. Immer öfter trieb sie ihn mit ihren Angriffen in die Enge, so dass er langsam anfangen musste mit Angriffen zu kontern. So auch in dieser Nacht, nach gut einem halben Jahr. "Na gut. Dann lass uns gleich anfangen.", sagte Leone, als sie Andersons Grinsen sah. An ihrem Gürtel hingen alle drei Schwerter, jedoch zog sie nur zwei, als ihr Anderson in Kampfhaltung gegenüber trat. "Na dann greif mich an, kleine Leone!", begann Anderson, wie immer sie zu veralbern. Nur diesmal war sie kurz vor dem Training aus einem Alptraum hoch geschreckt. Dementsprechend war sie jetzt sehr gereizt und Wut geladen. Ihr Blick verfinsterte sich, so dass Anderson zwei Schritte zurück wich. Sie ging leicht in die Knie, erhob die Schwerter und kreuzte sie im rechten Winkel. Finster blitzte sie Anderson an und wartete auf einen Fehler, der ihr zu gute kommen würde. Wieder wich Anderson einige Schritte zurück. Darauf hatte sie gewartet. Blitzschnell stürmte sie los und bombardierte ihn mit Schwerthieben, so dass er Mühe hatte sich zu verteidigen. Als er schließlich mit dem Rücken zur Wand stand, schaffte er es sie zurück zu stoßen. Sie nutzte jedoch seinen Angriff, um zu kontern. Sie wich ihm aus, indem sie sich weg duckte. Dann griff sie ihn von unten an, so dass sie ihm eines der ,Schwerter quer durchs Gesicht zog. Stille. Kapitel 7: Training II ---------------------- Mit einem Grinsen verschwand der tiefe Schnitt aus dem Gesicht des Priesters, während Alucards schallendes Gelächter durch den Raum drang. "AHHH! Master! Seit wann wohnen sie wieder unserem Training bei?", sagte sie verwirrt. "Bemüh dich nicht, Kleine. Er hat den Raum bereits wieder verlassen.", amüsierte sich Anderson. "Schade.", grinste Leone, während sie eines der Schwerter auf ihrem rechten Zeigefinger balancierte. "Machen wir weiter?" - "Wie du willst.", erwiderte Anderson und zog eine zweite schwertähnliche Waffe. "Meinen sie, mit diesen Schaufel können sie gegen mich ankommen?", scherzte Leone. Sie war in letzter Zeit lockerer geworden. Sie kam mit den meisten Hellsingmitgliedern super aus. Nur Lady Hellsing schien ihr immer noch nicht wohl gesonnen zu sein. Das war auch der Grund, warum sich Leone vor ihr fürchtete. Beide gingen wieder in Kampfhaltung und beobachteten sich argwöhnisch. Dann stürmten sie beide gleichzeitig aufeinander zu. Ein wildes Gefecht begann, in dem die Schwerter durch die Luft wirbelten. Nach einem harten und langen Kampf sprangen beide auseinander, nach dem sie sich gegenseitig einige Verletzungen zugefügt hatten. Beide standen sich grinsend gegenüber, während die zahlreichen Schnittwunden von selbst verheilten. "Ich glaube es reicht für heute.", sagte Anderson als er seine Waffen wegsteckte. "Wir sehen uns in zwei Wochen wieder." - "Nicht in der nächsten?", fragte sie halb betrübt. "Ich mach Urlaub!", erwiderte Anderson grinsend und verließ den Raum. Auch sie steckte die Schwerter zurück in die Schwertscheide und machte sich auf den Weg zu ihrem Kellergemach. Auf dem Flur vor ihrem Zimmer stand Alucard, der bereits auf sie wartete. "Guten Abend, Master.", grüßte sie ihn fröhlich. "Haben sie sich an unserem Kampf erfreut?" Er sah sie bitter an. "Folge mir in mein Zimmer!", sagte er, ohne dass sein Gesicht weich wurde. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und folgte ihm. Er weiß sie an das Zimmer zu betreten und schloß die Tür hinter ihr. sie blickte auf den Tisch, der mit zwei vollen Gläsern gedeckt war. Alucard stand hinter ihr, auf seinem Gesicht zeichnete sich langsam ein Lächeln ab, das er mühevoll zurückzuhalten versuchte. Er begann ihr kurz zu applaudieren. "Also ich finde, wer Anderson so blamiert, der hat sich eine Belohnung verdient! Lass uns anstoßen!", sagte er zu Leones Überraschung. Dann legte er den Arm um sie und geleitete sie zum Tisch. Sie erhoben die, mit Blut gefüllten Gläser und stießen an. Den Rest der Nacht verbrachten sie damit, sich zu unterhalten, zu lachen und Blut zu trinken. An diesem Morgen ging Leone sehr fröhlich zu Bett, sei es, weil sie zu viel getrunken hatte, oder weil sie sich seit langem mal wieder unbeschwert unterhalten hatte. Die Woche verging und wie sie befürchtet hatte, wurde sie nun mit Alucard gemeinsam auf Mission geschickt. Und natürlich erwartete dieser, dass sie zwei Schwerter verwendete. Am Mittwoch verließ sie wie immer ihr Gemach, um trainieren zu gehen, wenn auch diesmal allein. Auf dem Gang fing sie Alucard ab. "Hallo Fräulein Leone. Grüß bitte den Judaspriester von mir.", sagte er grinsend. "Es tut mir leid, Master Alucard, aber ich trainiere heut allein. Er hat Urlaub." Mit einer Verbeugung verabschiedete sie sich und ging weiter. Nach kurzem Überlegen folgte Alucard ihr. vor dem Trainingsraum angekommen. Bleiben beide stehen. "Ich werde heute dein Gegner sein!", verkündete Alucard erfreut. Sie reagierte nicht, sondern öffnete nur, mit einem erfreutem Lächeln die Tür. Im Raum angekommen, zog sie ihre Handschuhe über und zog eines der Schwerter. "Nun tu nicht so, ....", wollte Alucard sich beschweren, aber Leone fiel ihm frech ins Wort. "Abwarten!" Sie nahm den Griff des Schwertes in den Mund, so dass es seitlich von ihrem Kopf abstand. Dann zog sie die beiden anderen Schwerter und ging in Angriffs Position. Mit einem zufriedenen Grinsen zog Alucard seine "Jackal" und stellte sich ihr gegenüber. Gelassen sah er ihr in die Augen, welche wie die seinen voller Kampfeslust waren. Dann stürmten beide wie aus heiterem Himmel aufeinander zu. Leone setzte zum Angriff an und Alucard zum Block. Doch kurz vor ihm blieb sie stehen, machte eine Drehung und versuchte so ihn in kürzester Zeit mit allen drei Schwertern zu treffen. Das erste wehrte er mit seiner "Jackal" und viel Mühe ab. Die Überraschung war aber zu groß und so verpasste ihm das zweite Schwert einen Schnitt quer über die Nase, während sich das dritte durch seine Eingeweide zog. Ein kleiner Schwall von Blut verteilte sich über dem Boden, bevor sich die Wunden sofort wieder Schlossen. Sie machte zwei Sprünge nach hinten, entfernte sich von ihm und wich so seinen zwei Schüssen aus. Kurz danach war sie mit einem Satz hinter Alucard und griff abwechselnd drei mal mit links und drei mal mit rechts an. Alucard wich diesen blitzschnellen Angriffen aus und feuerte einen Schuss nach hinten ab, welcher Leone am Arm striff. Ohne sich darum zu kümmern, wich sie den Schlägen aus, die ihr Alucard beim Umdrehen entgegen schleuderte. Er richtete seine Waffe auf sie und wollte abdrücken, doch ein gezielter Schwerthieb trennte seine Hand sauber vom Arm. Das alles geschah innerhalb von wenigen Sekunden, doch beide hatten es vollends genossen. Beide standen sich nun wieder gegenüber und während sie grinste, begann er zu lachen. "Bannsiegel Kategorie drei und fünf aufheben!", befahl er, während sich seine Hand mitsamt Waffe wieder zu dem Rest seines Körpers gesellte. Dann legte er seinen gigantischen, roten Hut auf den Tisch und entfernte die beschädigte Brille von seiner Nase. Mit einem Nicken griffen sich beide wieder an und als nach zehn Sekunden ein heftiges Gefecht sein Ende fand, brauchten beide einen kurzen Moment, um ihre Wunden zu heilen. Woraufhin sie abermals aufeinander los stürmten. Nur bedrängte Leone ihren Master diesmal so, dass er zu ihrer Überraschung die "Causall 454" zog. Dadurch gewann er nun die Oberhand. Und obwohl sie ihn auch noch traf, trug sie schwerere Verletzungen fort. Zwei Kugeln trafen sie direkt in den Bauch. Trotzdem führte sie den Kampf fort, bevor sie in einer erneuten Pause auf die Knie ging. Alucard sah sie besorgt an, denn während sich die kleineren Wunden längst geschlossen hatten, klafften immer noch zwei große Einschusslöcher in ihrem Bauch und tränkten ihre Gewänder in dunkles Rot. "Konzentriere dich!", befahl er besorgt. "Ich versuche es, Master, aber ich fürchte ich habe mich im Kampf etwas verausgabt. Gebt mir einige Minuten, dann geht es bestimmt wieder.", erwiderte sie mit einem mühevollen Lächeln, bevor sie mit einem Husten den Boden vor sich mit Blut bedeckte. Alucard sah sie weiter besorgt an. Er spürte wie ihre Kräfte schwanden. Dann kniete er sich neben sie und nahm ihr eines der Schwerter aus der Hand. Er krempelte einen Ärmel hoch und schnitt mit dem Schwert tief in seinen Arm. Sie sah ihm entsetzt zu, wie er ihr seinen Arm entgegenstreckte. "Trink! Dann bist du ein vollwertiger, selbstständig denkender und handelnder Vampir, nicht mehr meine Sklavin.", sagte er betrübt. Kapitel 8: Hass gegen Zeit -------------------------- "Ihr werdet immer mein Master bleiben!", flüsterte sie, bevor sie sanft mit der Zunge über die Schnittstelle an seinem Arm fuhr. Sie spürte, wie einen angenehme Wärme und innere Kraft durch ihre Adern floß. Innerhalb von wenigen Sekunden schloss sie selbstständig die Wunden in ihrem Bauch. Dann sah sie Alucard in die Augen. Alucard lächelte, doch in seinen Augen war eine Trauer zu sehen. "Danke Master, du hast mir erneut das Leben gerettet.", sagte sie sanft. Die Trauer begann aus seinen Augen zu weichen und sein Lächeln wurde ehrlich. "Das bleibt aber unter uns.", sagte Leone mit einem Zwinkern. Dann sah Alucard zu, wie Leone erneut auf die Knie ging und das Bewusstsein verlor. Er nahm sie auf den Arm und sah sie noch eine Weile lächelnd an, bevor er sie sanft auf den Mund küsste. Er trug sie in sein Gemach, bettete sie in seinen Sarg und wartete bis sie erwachte. Als sie die Augen öffnete, hielt er ihr bereits ein Glas voller Blut hin, um anzustoßen. Sie nahm das Glas entgegen und blickte ihn fragend an. "Es ist wohl nicht gerade leicht verträglich in den Rang einer Nosveratu aufzusteigen.", beantwortete er ihr ungestellte Frage. Sie blickte nachdenklich auf ihr Glas und dann in sein Gesicht. Als sie sah, dass jegliche Trauer aus seinem Gesicht verschwunden war, lächelte auch sie und beide verbrachten den Rest der Nacht damit, gemeinsam mit Blut anzustoßen. Im nächsten Training verriet Alucard natürlich, dass Leone Bereits alle drei Schwerter verwendete. Anderson war etwas eingeschnappt, dennoch schien er nicht überrascht. Und schon nach dem ersten Kampf konnte er seine Begeisterung nicht zurückhalten. Jedoch verkündete er noch in der selben Nacht, dass das Training beendet sei, da er ihr nichts mehr lehren könne. "Aber gib acht, wenn wir uns das nächste mal sehen, sind wir vielleicht Feinde.", verabschiedete sich Anderson mit einem Lächeln. Jahre vergingen. Ghouls zerfielen zu Staub. Leone und Alucard kämpften Seite an Seite und wurden gemeinsam stärker. Nächte wurden damit verbracht, gemeinsam Blut zu trinken und über vergangene Kämpfe zu plaudern. Und obwohl Leone ihr Ziel nicht aus den Augen verlor, begann sie zu vergessen. Sie wusste zwar mittlerweile, wer ihr Gegner war, aber sie begann zu vergessen, warum sie ihn haßte. Sie genoß mehr und mehr den Kampf und die Gesellschaft Alucards. Auch Lady Integra war ihr mittlerweile wohl gesonnen, da Leone ein Ergebnis bringendes Mitglied der Hellsing-Organisation geworden war. Und Walter war mittlerweile zu einem sehr guten Freund geworden. Ab und zu in Nächten des Mittwoch trainierte er ein wenig mit ihr. Sie hatte sich an ihre Existenz gewöhnt, hatte einen neuen Lebensrhythmus gefunden und eine neue Familie. Denn das war die Hellsing-Organisation inzwischen für sie geworden. Mission für Mission überlebte sie. Gemeinsam mit Alucard, der noch immer bei allen als ihr Master galt, kam sie ihrem Ziel näher. Bis, eines Tages Alucard dem wahren Drahtzieher gegenüber stand. Erfreut und wie immer ohne an andere zu denken, ging Alucard auf seinen Gegner los. Doch selbst Alucard hatte es nicht ganz leicht mit diesem Gegner, einem hochrangigen Vampir, der sich zusätzlich noch von Menschen hatte manipulieren lassen und nun für eine Terroristengruppe kämpfte. Doch das verhalf Alucard nur zu noch mehr Abscheu und Freude im Kampf. Als Leone in den Kampf gestürmt kam und die beiden störte, blickten sie die Kontrahenten böse an. "Bannsiegel aller Kategorien aufheben!", schrie sie, während sie sich zwischen den beiden positionierte. "Geh weg da, Alucard! Der gehört mir!" Sie zog ihre Schwerter und stürmte auf ihren Gegner zu. Dieser war etwas verwirrt, akzeptierte den Gegnerwechsel aber schnell. Alucard, leicht enttäusch über die verpasste Chance des Kampfes, zog sich dann doch aus dem Kampf zurück, während Leone ihren Gegner bereits in eine Ecke gedrängt hatte. "Schade eigentlich. Aber er ist für sie kein Gegner und ich hätte wohl nur halb so viel Spaß wie sie.", gestand sich Alucard ein während er sich in eine gute Beobachtungsposition begab. In diesem Moment tobte der Kampf bereits auf höchstem Niveau. Kapitel 9: Inhalt der Leere --------------------------- < Ihr stockte der Atem und ihr war klar, dass sie flüchten mussten. Doch zu spät. Als sie sich umdrehte, hatte bereits eine Horde Ghouls ihren Liebsten in den Klauen und begannen ihn zu fressen. Sie musste mit ansehen, wie er, unter lauten Schreien, langsam vertilgt wurde.> Alle Gefühle diese Abends keimten erneut in ihr auf. Wut. Hass. Trauer. Aber auch Hilflosigkeit. Und dennoch. Der Wahre Grund ihrer diffusen Gefühle schien ihr vernebelt und unklar. Sie stürzte sich, von blinder Wut getrieben, in den Kampf. Sie schwang die Schwerter durch die Luft als hätte sie nie etwas anderes getan. Doch im Herzen spürte sie eine seltsame Leere, ein Gefühl, das sie so noch nie im Kampf empfunden hatte. Es war, als würde sie kämpfen, ohne dass sie etwas erreichen wollte. Ihr war, als kämpfte sie nicht einmal um des Kampfes Willen. Trotzdem kämpfte sie hart und ohne Erbarmen. Ihr Gegner, der männlich zu sein schien, hatte versucht sie ohne Waffen zu schlagen. War dann jedoch nach einigen verlorenen Gliedmassen dazu übergegangen, ihr mit einem Schwert aus schwarzem Licht entgegen zu treten. Funken sprühten bei jedem Aufeinandertreffen der Waffen. Blut spritzte, wenn scharfes Metall, oder gleißendes Licht durch Körper drangen. Ab und zu erhitzte Alucards Lachen das Gefecht. Doch je länger der Kampf dauerte um so mehr übernahm Leone die Oberhand. Bis sie ihre Chance gekommen sah. "Bannsiegel der Zusatzkategorie aufheben!" Wind kam in den alten Gemäuern des, vom Kampf geschundenen Gebäudes auf. Das Band, welches Leones Haare zusammenhielt riß. Aus ihren Augen verschwand jeglicher Glanz und dennoch begannen sie rot zu glühen. "Wer oder was bist du???", kreischte ihr Gegner, als er von einer Welle ihrer freigesetzten Kraft überflutet und gegen die Wand geschleudert wurde. Auch Alucard blickte mit erstaunen auf seine Gefährtin. Damit, dass sie die selben Kräfte in sich wecken konnte, die er besaß, hatte er nicht gerechnet. Immerhin war er der einzig wahre Nosveratu, der wahre Unsterbliche. Hatte er nun endlich jemanden gefunden, der seiner würdig war? Leone beantwortete diese Frage, indem sie mit einem spektakulärem Angriff ihrem Gegner den Todes Stoß versetzte. Doch war ihr erst beim durchbohren ihres Gegners wieder eingefallen, warum sie diesen so hasste. Das sie ihren Liebsten verloren hatte. Das sie unendliche Qualen erlitten hatte. Doch auch die Tatsache, dass der Drahtzieher vernichtet war, brachte ihr keine Freude. Auch wenn es den Menschen half, brachte sein Tod ihren Geliebten nicht zurück. Im Gegen Teil, all der Schmerz wurde nur erneut aufgewühlt. Dabei war sie durch die Zuneigung zu Alucard doch längst darüber hinweg gewesen. Als ihr Gegner zu Staub zerfiel, schwand all die Kraft aus ihrem Körper und sie ging in die Knie. Tränen liefen über ihre Wangen, doch noch immer spürte sie eine tiefe Leere in sich. Langsam schritt Alucard auf sie zu. Er half ihr auf und nahm sie in den Arm, ohne ihr auch nur einen winzigen Augenblick ins Gesicht zu sehen. Erst in seinem Arm füllte sich ihr Inneres mit Wärme. Sie wusste, dass sich ihr Leben längst geändert hatte und dass es das jetzt erneut tun würde. Sie schmiegte sich an Alucard, wissend dass es das letzte Mal sein würde. "Ich werde Hellsing verlassen!", flüsterte sie betrübt. Sie erwartete keine Antwort und so gingen beide schweigend zurück ins Hauptquartier. Dort kniete sie vor Lady Integra nieder und erklärte, dass sie ihren Dienst quittieren wolle, da sie des Kampfes gegen niedere Kreaturen müde war. "Es ist deine Entscheidung, Fräulein Leone, doch wo willst du bleiben?" - "Ich habe ein kleines Anwesen geerbt, welches in einem kleinen Wald liegt, abgeschieden von jeglicher Zivilisation." - "Aber gib acht, dass du keine Unschuldigen tötest um dich zu sättigen, sonst hast du uns bald zum Feind.", sagte Integra mit einem Lächeln im Gesicht. Nachdem Leone zugesichert wurde, dass ihr in regelmäßigen abständen Konserven geschickt werden, begann man ein Fest vorzubereiten. Da sie ein gerngesehenes Mitglied gewesen war, fiel der Abschied allen sehr schwer. Und so kam es, das Alucard nicht an den Feierlichkeiten teil nahm. Und auch Leone wäre dem Trubel lieber fern geblieben, denn so fiel ihr der Abschied noch schwerer. Aber sie konnte nicht mehr. Immer wenn sie gegen niedere Wesen kämpfte trat wieder diese Leere in ihr Herz und sie wurde an schreckliche Dinge erinnert. Daran, dass sie rein aus Rachegefühl gekämpft hatte. Wehmütig verließ sie das Hellsinganwesen. Vor der großen Portal ähnlichen Tür standen alle, die ihr lieb geworden wahren. Walter. Kommandant Furgasen. Ja sogar Lady Integra. Alle bis auf einen. Alucard fehlte. Dabei hätte sie gerade von ihm sich verabschieden wollen. Hatte sie ihn am Anfang schätzen gelernt, so wusste sie, dass sie für ihn mehr als nur Respekt empfand. Er hatte die aufgekommene Leere in ihrem Herzen gefüllt. Obwohl sie sich geschworen hatte nicht zurückzublicken, konnte sie es nicht lassen. Die Sehnsucht war schon jetzt zu groß. Ihr Abschiedskommitee hatte sich bereits wieder in das Anwesen begeben. Als sie sich umdrehte, fiel ihr jedoch etwas auf. Etwas, dass sie nur aus dem Augenwinkel war genommen hatte. Auf dem Dach des Gebäudes stand jemand. "Master Alucard.", flüsterte sie mit einem Lächeln. Sie konnte von ihrer Position aus nur schwer sein Gesicht sehen und so warf sie ihm noch einen Gruß entgegen und machte sich auf den Weg in ein neues Leben. Was sie so nicht mehr sah, war ein winziger Lichtschimmer, der langsam durch Alucards Gesicht floß. Ein Lichtschimmer, der sich seinen Weg bahnte, von seinem Auge aus über seine Wange bis hin zu seinem Mund, wo er schließlich erlosch. Und ab und zu Mittwochs in der Nacht, wenn er nicht auf Mission musste, hörte man, aus dem Trainingsraum, den Klang von Metall, welches aufeinander schlug. In solchen Nächten bestellte Alucard bei Walter immer eine doppelte Portion Blut, um doppelten Hunger zu stillen. Ende Ich hoffe das Ende hat euch gefallen. Es kam nun auch für mich etwas überraschend. Ich hätt wirklich nicht damit gerechnet, dass die Story so endet. Nun bin ich gespannt auf eure Reaktion und vor allem Kritik zu Story und vielleicht ja sogar zum Schreibstil. Ich danke euch für die Aufmerksamkeit und die vielnen Kommis! ^^ Bis zur nächsten Hellsingstory, wenn sie denn kommt. ^^ *knuddelall* eure Tio Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)