Die Welt ist ungerecht von Majin (.. is doch alles ganz normal - CHAP 2 freigeschaltet) ================================================================================ Kapitel 2: ...in motion ----------------------- ...in motion Gelangweilt und auch etwas ungeduldig schlenderte ich an jenem Tag durch die Strassen, in meinen Händen ein zusammen geknittertes Notizblatt, wo Kaoru mir die Adresse des Musikgeschäftes aufgeschrieben hatte. Er hatte schon sehr verwundert drein gesehen, als ich ihm gebeichtet hatte, dass ich seit einigen Jahren Gitarre spielte. Und irgendwie hatte ich ein Leuchten in seinen Augen gesehen, welches mich auf eine geheimnisvolle Art und Weise verwundert hatte, er wollte mir jedoch nicht mitteilen, was er im Schilde führte. Das war typisch für ihn, jedenfalls soweit ich ihn bereits kennen gelernt hatte. Wenn er etwas ausheckte, dann verplapperte er sich auch nicht. Und wenn er etwas wollte, dann erreichte er es auch. Ich bewunderte ihn schon jetzt dafür. Ich war gespannt darauf, welche Facetten an seinem Charakter sich mir noch offenbaren würden, doch jetzt in diesem Moment stand ich vor einer großen Mission. "Wo zum Teufel..." Die Häuser rings um mich herum schossen meterweit in die Höhe, der Boden war bedeckt von Staub und Müll... wo zum Teufel war ich gelandet? Hatte ich mich verlaufen? So uneindeutig konnte der Lageplan von Kaoru doch nicht gezeichnet gewesen sein... Noch einmal betrachtete ich das vollgekritzelte Papier. Ich drehte es mehrmals nach links und nach rechts bis mir schließlich eine kleine Anmerkung am unteren Bildrand auffiel. Unteren Bildrand...? Ich drehte das Blatt noch einmal herum und musste feststellen, dass ich das Blatt die ganze Zeit falsch herum gelesen hatte. Und dort oben stand ja noch ... ,so rum musst du das lesen' .... Ich fuhr mir angestrengt durch das Haar und sah mich noch einmal genaustens um. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, woher ich kam und wo ich hin musste. Ich kannte mich hier doch gar nicht aus! Nach weiteren Überlegungen wurde mir bewusst, dass ich mein Handy ebenfalls auf dem Schreibtisch liegen lassen hatte und niemanden anrufen konnte. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Auf die Idee den Plan noch mal herumzudrehen und ihn falsch herum rückwärts zu lesen kam ich natürlich zu dem Zeitpunkt nicht. Wie auch? Die war ja kein allzu logisch denkender Mensch. Jedenfalls nicht, wenn ich mich so wirklich hoffnungslos verlaufen hatte... Grübelnd inspizierte ich die Gegend. Alte Häuser, zerstörte Fenster, wohnte hier überhaupt jemand? Ich war in einem wirklich armen Viertel gelandet. Also hier, wollte ich nicht im Dunkeln herum streunen. Wo ich gerade dabei war... Der Blick auf meine Uhr sagte mir, dass es bereits nach 17.00 Uhr war. Schon bald würde es dämmern. Ein kühler Wind streifte mein langes Haar und den Pony, der mir wirr ins Gesicht hing. "Oh Die.. wo hast du dich hier nur wieder herein geritten." "In eine Gegend, in der Typen wie du nicht einen Tag lang überleben würden." Erschrocken drehte ich mich auf dem Absatz herum. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sich jemand von hinten heran geschlichen hatte. So vertieft war ich gewesen... das sollte ich mir vielleicht abgewöhnen... "Kyo? Was.." "Stell keine Fragen Redhead, in diese Richtung geht's raus aus diesem Viertel. Und sieh zu, dass du dich nicht wieder her verirrst, du gehörst hier nicht hin." Kyo, der einen ganzen Kopf kleiner als ich war, sah mich aus verengten Augen an und ließ meine Nackenhaare hochschnellen. Sein Blick war beinahe richtig bösartig, hasste er mich sosehr? Jetzt schon? Ich wurde aus diesem Menschen einfach nicht schlau. "Ist ja schon gut, ich wollte hier gar nicht hin." Wäre ich einer dieser netten Vierbeiner gewesen, hätte ich meinen Schwanz eingezogen, da ich mich aber nur auf zwei Beinen fort bewegte und mein Schwanz... aber das war eine vollkommen andere Geschichte. Kyo vermochte es wirklich mich einzuschüchtern und das allein mit seiner Art. Wenn ich Kaoru Glauben schenken konnte, meinte der Kleine es nur halb so böse wie es rüberkam. Schliesslich kannte ich ihn ja auch noch immer nicht besonders gut und... er schien auch nicht der Typ zu sein, der sich schnell und gerne Freunde machte. Mit den Händen in den Taschen vergraben wandte ich mich langsam ab und schlurfte in die Richtung, in die der Blonde gedeutet hatte. Ich wollte mich in jener Ecke sowieso nicht lange aufhalten... aber was hatte Kyo denn dort verloren? Eigentlich.. ging es mich ja nichts an. Aber es ging mir ebenso wenig aus dem Kopf, als ich langsam die Slums der Stadt verließ und wieder in lichtere, von Fußgängern bevölkerte Bereiche der Stadt vordrang. Aus Mangel an Geduld beschloss ich dann einfach den nächstbesten Passanten nach dem Musikgeschäft zu fragen, da ich nun vom Pläne lesen gestrichen die Schnauze voll hatte. Schnell bekam ich dann auch Auskunft und war zu meiner Erleichterung nur einen etwa fünfminütigen Fußmarsch entfernt vom Standort meines Zieles. Geschafft und auch erleichtert besah ich den Laden bevor ich letztendlich eintreten wollte. Er hatte große Schaufenster und einige, wunderschöne Stücke waren dort ausgelegt. Sehnsüchtig streifte mein Blick die blutrote ESP, die ich schon einmal im Katalog gesehen hatte, die ich mir aber wohl niemals würde leisten können. Irgendwie machte mich das schon melancholisch. Niedergeschlagen trat ich auf die Tür zu, den Kopf gesenkt und bemerkte dadurch auch nicht den Fehler den ich gerade beging, doch da war es schon zu spät. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde mir schwarz vor Augen, dann machte mein Hinterteil freundlichste Bekanntschaft mit dem Bürgersteig vor der Eingangstür. Die Eingangstür, die hatte ich gerade mitten vor den Kopf gekriegt, war verdammt hart. Fluchend rieb ich mir den pochenden Schädel und versuchte erst einmal wieder richtig zu Sinnen zu kommen, als ich merkte, wie sie eine dunkelhaarige Gestalt besorgt zu mir herunter beugte und versuchte meine Aufmerksamkeit zu erregen. Nach einigen Sekunden war ich auch endlich gewillt ihm eben diese zukommen zu lassen. Erst da merkte ich, wer mich da gerade eigentlich unabsichtlich über den Haufen geschlagen hatte. Ich blinzelte, um noch einmal zu überprüfen ob es auch keine Erscheinung war, die vor mir hockte und mich sorgenvoll betrachtete. "Oh Die, das tut mir so leid, ich hab dich nicht gesehen und ich hatte es so eilig, ich wollte dir ehrlich nicht die Tür vor den Kopf schlagen!" Der Dunkelhaarige versuchte irgendwie meine Haare aus meinem Gesicht zu wischen, um sich das Unglück, was er verursacht hatte genau zu betrachten. So sehr wie mein Kopf pochte und schmerzte (und es war nicht das einzige Körperteil, was sich in jenem Moment derartig verhielt), hätte ich Schadensersatz verlangen sollen. Aber mir fiel nicht ein was ich von Toto hätte verlangen sollen, beziehungsweise ich wusste schon was, aber das war eine etwas kompliziertere Angelegenheit. "Die? Hörst du mich?" Langsam hob ich meinen schmerzenden Kopf und blickte den Jüngeren aus verstohlenen Augen an. Ich glaubte, mein Blick war vielleicht etwas zu heftig gewählt, denn blitzartig breitete sich ein solches Unbehagen auf dem Gesicht des Dunkelhaarigen aus, dass man ihn am liebsten in den Arm genommen hätte um ihn zu trösten und ihm zu sagen, dass er doch überhaupt nichts schlimmes gemacht habe. Ich verdrängte diesen Gedanken und schüttelte noch einmal meine wilde Mähne um wieder zu klarem Verstand zu kommen. Dass Männer keinen Schmerz fühlen und dass ich einen Dickschädel hatte, stempelte ich nun vollends mit einem dicken fetten FALSCH ab und speicherte es irgendwo hinten in meinem Unterbewusstsein. Für schlechte Zeiten. Wäre ich nicht so verdammt benommen gewesen und wäre es nicht Toshiya gewesen, der dort vor mir sass, dann hätte es damals mit hundertprozentiger Sicherheit eine Schlägerei gegeben, aber so zwang ich mich bloß zu einem schiefen Lächeln und fuhr mir angestrengt durchs Haar. "Mein Gott, Toshiya, du hast aber eine Kraft in den Armen, dass du derartig heftig die Tür aufschlagen kannst." Der Andere grinste schief und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Sorry, war keine Absicht!" Er stand auf und hielt mir seine Hand hin. Ich winkte ab und rappelte mich von selbst hoch. Wenigstens ein ganz kleines bisschen Stolz durfte ein Daisuke Andou doch wohl noch für sich beanspruchen, oder etwa nicht? Toshiya vergrub seine Hände in den Taschen und fing an nervös herumzudrucksen. Er schien wirklich betroffen und scheinbar wusste er nicht was er sagen sollte, konnte sich aber dennoch nicht wirklich dazu entscheiden zu gehen und mich einfach stehen zu lassen. (Wie ich es wahrscheinlich jederzeit gemacht hätte bei jedem außer Toto versteht sich...) "Schon ok, kein Problem. Man sagt mir nach, ich habe einen Dickschädel." Falsch Die! Es tat trotzdem weh wie sonst was! Mein Kopf war immerhin eine meiner empfindlichsten Stellen, nach meinem... das ist eine andere Geschichte. Toshiya lächelte schüchtern und blickte mir ins Gesicht, er wollte gerade etwas sagen, als sich erneut ein schockierter Ausdruck in seinen Augen aufbaute. Was war denn nun wieder? Sass da ein Ungeheuer auf meinem Kopf, oder was hatte der Kleine da gesehen? Naja so klein war Toshiya ja gar nicht. Er war sogar ein paar halbe Zentimeter größer als ich. Aber diese Tatsache hab ich immer gern übersehen. "Die! Deine Stirn!" Und wieder wischte er mein Haar zur Seite und begann nun fachmännisch meinen Schädel zu untersuchen, bis er eine gewisse Stelle traf. "Autsch! Toshiya!" Blitzschnell ließ der Jüngere von mir ab und blickte mich erneut mit diesem beunruhigten und vor allem reuevollen Ausdruck an. "Was ist denn los? Sehe ich so schlimm aus?" "Deine Stirn... ist ganz blau, du hast ein riesiges Horn auf der Stirn und aufgeplatzt ist es auch ein wenig. Sicher, dass du auch keine Gehirnerschütterung hast?" Ich hob eine Augenbraue. "Würde ich das denn überhaupt merken?" Doch Toshiya ließ mich kaum ausreden. "Wie ist dein voller Name, dein Geburtsdatum und wie sind die Geburtsnamen deiner Eltern?" "Toshiya!! Mit geht es gut, jetzt hör schon auf." "Ich mache mir doch nur Sorgen! Und schließlich ist es ja meine Schuld, dass du..." "Ach jetzt bleib mal ganz ruhig. Mir geht's gut und es ist alles in Ordnung und außerdem, muss ich sowieso jetzt langsam heim." Mir fiel ein, dass ich ja noch den ganzen Weg zurücklaufen musste und ich irgendwie keine Ahnung hatte wo ich überhaupt lang musste, da ich Experte mir ja nicht einmal den Hinweg gemerkt hatte. Die Tatsache, dass ich eigentlich noch zwei Ersatzplektren kaufen wollte war mir zu dem Zeitpunkt schon längst entfallen. "Komm mit zu mir! Ich wohne direkt um die Ecke! Du solltest das kühlen bevor du eine längere Strecke in Anlauf nimmst, außerdem müssen wir beobachten, ob du nicht vielleicht plötzlich kotzen musst, dann müssen wir ins Krankenha..." "Toshiya! Ich bin hart im Nehmen, ich geh doch wegen sowas nicht ins Krankenhaus!" Der Jüngere verstummte schlagartig. "Sorry." Seine Stimme war merklich leiser geworden. Hatte ich ihn verletzt? War ich vielleicht zu grob gewesen? Toshiya traurig machen, das war das letzte was ich erreichen wollte. "Hey, gomen, ich wollte dich nicht anschreien. Wir können gerne erst zu dir gehen, wenn dich das beruhigt." Ich habe noch nie einen Menschen so schnell die Stimmungen wechseln sehen. Mit einem Mal lächelte er mich wieder an und packte in einer aufkommenden Welle von Übermut meine Hand und zog mich hinter sich her um die nächste Staßenbiegung. *** "Wie, du hast ein eigene Wohnung?" Ich staunte nicht schlecht, als ich mit Toshiya zusammen sein kleines, trautes Heim, bestehend aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad, betrat. Zugegeben, ich hatte nie in meinem Leben ein solches Chaos gesehen, aber hey, wer hatte schon mit 16 eine eigene Wohnung? "Sorry für die Unordnung. Aber es sah schon mal schlimmer aus." Er räumte ein paar Kisten und Klamotten beiseite, die auf dem Flurboden verteilt waren und bahnte uns einen Weg zur Küche. "Setz dich, ich mach dir Tee." Gehorsam ließ ich mich auf einen der wenigen Stühle sinken, die nicht bis oben hin mit irgendwelchen Kleidungsstücken zugestapelt waren. Aber Toshiya schien das nicht zu stören. Er fand ich in seinem Chaos zurecht, wie ich in meiner geliebten halben Ordnung. Nur wenige Minuten später saßen wir uns am Tisch gegenüber und tranken schweigend unseren Tee. "Tut es noch weh?" Gedankenverloren schlürfte ich meinen Tee und registrierte demnach auch erst einige auffällige Sekunden später, dass ich angesprochen wurde. Nicht ganz wahrheitsgemäß schüttelte ich meinen Kopf. Wozu den Jüngeren unnötig belasten, es tat ja nur noch ganz leicht weh. Dennoch schien meine Aktion ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn sichtlich erleichtert, leerte der Jüngere seine Tasse und begann nun darauf wartend, dass ich wieder fähig war mit ihm zu reden, Löcher in die Luft zu starren. Gnädig mit seiner Nervosität (die ich unglaublich süß an ihm fand....) stellte ich die Frage, die mir sowieso schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. "Hey Toshiya?" "Mhm?" Sofort galt mir seine volle Aufmerksamkeit. War das bei jedem so? Ich befürchtete, dass sich Toshiya wohl um jeden seiner Freunde gleichviele Sorgen machen würde. Ich sollte mir nichts darauf einbilden, dass er mir die Tür vor den Kopf geschlagen hatte und ich jetzt bei ihm zuhause in der Küche sass und Tee trank. Toshiya war einfach ein von natur aus freundlicher und liebenswürdiger Mensch. Andererseits... wir kannten uns ja nun wirklich noch nicht lange, also warum die Aufregung? Ja, Toshiya war wohl wirklich ein viel zu gutherziger Typ. "Wie kommt es, dass du ne eigene Wohnung hast?" Der Dunkelhaarige schien mit dieser Frage gerechnet zu haben, dennoch wurde er leicht rot im Gesicht, als wäre es ihm unendlich peinlich. Was konnte an der Wohnungsgeschichte denn so Schlimmes dran sein? Ich befürchtete schon, dass er es mir nicht sagen wollte, schließlich gehörte ich ja nicht unbedingt zu seinem engsten Freundeskreis. (Hatte ich schon mal erwähnt, wie wunderschön Toshiya aussieht, wenn er rot wird?... ) Beinahe verlor ich mich in seinen leuchtenden Augen und vergaß fast die Antwort, auf die ich immer noch wartete. Der Jüngere fing sich nun schnell und kratzte sich hinterm Ohr. Er war ja sowas von niedlich, wenn er begann herumzudrucksen! "Nun ja, ganz einfache Geschichte. Meine Eltern können Stress nicht so gut ab. Und ich war ihnen zu unordentlich und zu laut. Also haben sie mich rausgeschmissen." "Bitte... was?!? Rausgeschmissen??" Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, doch bevor ich weiteren negativen Gedanken nachhängen konnte, redete der Jüngere bereits weiter. "Nein, also... sie haben mich nicht auf die Straße gesetzt oder so. Sie haben mir diese Wohnung gekauft, ich besuche sie oft, bekomme Geld von ihnen, ich wohne nur nicht mehr zuhause und mache dort also kein Chaos mehr. Und eigentlich.. ist es ja ganz cool so ne eigene Wohnung zu haben, ich fühle mich seitdem richtig frei. Auch wenn es hier gewiss nicht so aussieht.. ich kann mir nicht helfen, ich brauche mein Chaos einfach!" Er kicherte leicht und stand auf um sich noch etwas Tee einzuschütten. "Willst du auch noch eine Tasse, Die?" *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)