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Schwere Beute

von

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Der Plan

Der kleine Bub war ein kleines, gemütliches Lokal im Hafen von Domino City. Tagsüber war es geschlossen, weil es sich einfach nicht lohnte, aber gegen Abend fehlte es dann nie an Gästen. Hier traf man sich nach getaner Arbeit, trank ein zwei Bier und bequatschte die Geschehnisse des Tages.

Niemand sah auch nur auf, als sich die Tür öffnete und ein junger Mann eintrat. Er schloss die Tür wieder hinter sich und sah sich um. Nachdem er gefunden zu haben schien, was er suchte, ging er los. Er kämpfte sich mühsam durch die Menge bis zur anderen Seite des Raumes. Dort an einem eher abgelegeneren Tisch saß ein Mann. Er schien auf jemanden zu warten.

Bakura ging genau auf diesen Tisch zu und ließ sich neben seinem Freund nieder. Dieser sah auf und seine Miene hellte sich augenblicklich auf, als er Bakura entdeckte.

"Na endlich. Wieso lässt du mich immer so lange warten!?" Fragte er verärgert.

"Ich hatte noch etwas zu erledigen. Du kennst das doch." Murrte Bakura und befahl mit einer Handbewegung eine Kellnerin zu sich. Fred grinste. Er wusste, was Bakura unter einer Erledigung verstand. Jeder in dieser Gegend wusste das.

Nachdem Bakura seine Bestellung aufgegeben hatte, wandte er sich wieder dem anderen Mann zu. "Also was ist jetzt? Du hast was für mich?"

Fred grinste nun noch breiter. Bakura redete nie lang um den heißen Brei herum und er konnte es auch nicht leiden, wenn sein Gegenüber das tat. Fred sah sich noch einmal prüfend um, aber er konnte niemanden entdecken, der sich für ihr Gespräch zu interessieren schien. Dann beugte er sich vor und begann schon fast im Flüsterton zu sprechen.

"Ich habe mich heute mal wieder ein wenig umgeschaut." Begann er. Bakura musterte ihn aufmerksam. "Das Villenviertel ist wie ausgestorben. Die ganzen reichen Stinker sind zu dieser Jahreszeit (es ist Sommer) irgendwo im Süden, wo sie ihre fetten Prachtvillen haben, und erfreuen sich an ihrem Luxus. Und während die dort irgendwo ahnungslos in der Sonne rum liegen und sich von ihren Dienern verwöhnen lassen, steht dir dort bei ihnen daheim alles offen. Du könntest dort in aller Ruhe alles ausräumen und niemand würde dich sehen."

Fred sah ihn begeistert an. Bakura starrte nachdenklich auf sein Glas. "Und dort ist wirklich niemand?" Fragte er skeptisch.

Fred schüttelte bedächtig den Kopf. "Natürlich nicht überall." Er angelte einen Umschlag aus seiner Tasche und zog ein Blatt daraus hervor. Er hielt es Bakura vor die Nase.

Es war eine Übersicht von dem Viertel, von dem die Rede war. Überall war sie mit Bemerkungen in einer fast unlesbaren (nämlich Freds) Schrift versehen.

Bakura jedoch konnte sie anscheinend lesen. Er überflog den Text und schließlich blieb sein Blick an einer Stelle hängen. Fred tippte nun genau auf diese Stelle.

"Ganz genau. Hier solltest du es versuchen. Die Besitzer sind weg und auch überall rundum ist niemand da, der dich sehen könnte. Ehrlich, so leicht Beute machen kannst du wirklich nicht oft." Sagte er fast vorwurfsvoll.

Bakura nickte. Auf Freds Gesicht zeigte sich ein verschmitztes Grinsen, während er sein Gegenüber aufmerksam betrachtete. Er kannte seinen Freund gut. Bakura nutzte jede Gelegenheit, um sich etwas unter den Nagel zu reißen und er würde sich auch diese nicht entgehen lassen.

Er war nun mal ein Dieb. Ein Dieb mit Leib und Seele. Nichts war vor ihm sicher und wenn er etwas wollte, dann holte er es sich auch. Und Fred konnte ihm ansehen, dass er Interesse an diesem Fall hatte.

"Also." Fred nahm wieder den Umschlag zur Hand und schob ihn zu Bakura. "Hier drin steht alles, was du wissen musst. Ich habe mir die Villa angesehen. Es ist ziemlich leicht da rein zu kommen. Die Alarmanlage dürfte für dich kein Problem darstellen. Wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, ist es ganz einfach. Und wenn du die überwunden hast, steht dir das Haus offen. Die ganze Villa ist zugestopft mit Schätzen, die unsereins begehrt. Dort lohnt es sich wirklich für uns. Aber das steht hier alles drin. Nun bist du dran."

Bakura nahm den Umschlag und steckte ihn ein. Er sah seinen Freund an. "Gut, ich werde es mir ansehen. Halt dich schon mal bereit. Ich benachrichtige dich, sobald alles fest steht. Und dann geht es sofort los."

Fred nickte. Er hob sein Glas. "Also auf gutes Gelingen." Die beiden Gläser stießen aneinander. "Hoffentlich. Ich hatte in letzter Zeit schon genug Misserfolge." Murrte Bakura.

Er setzte das Glas an den Mund und leerte es in wenigen Zügen. Dann erhob er sich.

"Du gehst schon wieder?" Fragte Fred verwundert.

"Ich hab heute eine Menge zu tun. Wir können ein andern Mal quatschen, okay?"

Fred seufzte. Die beiden Männer nickten sich noch einmal zu und ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, wandte sich Bakura um und verschwand wieder in der Menge.

Der andere leerte sein Glas, hinterließ ein paar Münzen auf dem Tisch (er musste wie üblich für Bakura mitbezahlen) und verließ dann ebenfalls das Lokal.

Ertappt

Line eilte die Straße entlang. Ein Freund hatte eine Party gegeben und da ihre Eltern nicht da waren, konnte sie länger als sonst bleiben, ohne dass sie, wenn sie nach Hause kam, wieder riesigen Ärger bekam. Und diese Gelegenheit wurde natürlich richtig ausgeschöpft.

Trotzdem war sie noch eine der ersten, die die Party verließen. Der Rest würde wohl die ganze Nacht durchmachen.

Dennoch war es spät genug. Sie wusste, dass man in ihrem Alter zu dieser Uhrzeit gar nicht mehr auf der Straße sein sollte und sie wusste ja auch, warum. Daher beeilte sie sich, möglichst schnell nach Hause zu kommen.

Line wohnte in dem wohlhabenderen Teil der Stadt. In diesem Viertel lebten nur Leute mit sehr viel Geld. Lines Eltern gehörten zu diesen Leuten.

Das Mädchen war froh, als sie endlich vor der Haustür stand. Nachts in Domino City rum zu laufen war nicht besonders angenehm, aber sie hatte nicht mehr genügend Geld für ein Taxi dabei und somit keine andere Wahl gehabt.

Jetzt wollte sie nur noch ins Bett. Und dann würde sie den nächsten Tag wahrscheinlich erstmal durchschlafen. Solche Feiern hinterließen immer einen gewissen Nachdruck. Während man feiert, merkt man gar nicht, wie sehr man sich verausgabt, danach dann aber umso deutlicher. Line war völlig fertig und wenn sie sich nicht sofort hinlegen könnte, würde sie hier auf der Stelle einfach umkippen.

Sie kramte den Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Aber sie hatte die Tür erst Millimeter weit geöffnet, da hielt sie plötzlich inne. Sie hatte etwas gehört. Gedämpftes Rumpeln drang aus der ersten Etage nach unten!

Line war plötzlich wieder hellwach. Ihre Eltern waren verreist. Eigentlich durfte da niemand sein.

Aber da war jemand. Ein Einbrecher? Hier waren Einbrecher nicht unüblich. In dieser Gegend lohnte es sich halt.

Aber umso besser waren eigentlich die Sicherheitseinrichtungen. Ihr Vater hatte Unmengen für eine solche Einrichtung hin geblättert und dann sollte sie eigentlich auch perfekt funktionieren. Nun, der Typ hier drin schien sie überwunden zu haben.

Ein Profi? Selbst wenn, die Alarmanlage hätte eigentlich jeden Einbrecher abhalten sollen. Blödes Teil.

Line stand unentschlossen da. Sie wusste nicht recht, was sie machen sollte. Einbrecher gehörten nun nicht gerade zu ihrem Alltag.

Was macht man denn in einer solchen Situation? Sie musste die Polizei rufen, nur blöd dass der Akku ihres Handys alle war. Also womit?

Hektisch sah sie sich um. Hier war niemand. Es waren Sommerferien und alle rundum waren verreist. Es hätte keinen Sinn, bei einem der Nachbarn zu klingeln. Sie musste ins Haus. Von dort konnte sie die Polizei rufen.

Der Gedanke, da rein zu müssen, gefiel ihr überhaupt nicht. Sie wollte nicht zu dem Einbrecher ins Haus. Aber was blieb ihr anderes übrig? Die nächste Telefonzelle lag Meilen entfernt. Wenn sie den Verbrecher nicht entkommen lassen wollte, dann musste sie an ein Telefon kommen. Und zwar demnächst.

Sie holte tief Luft und trat ein. Leise schloss sie die Tür wieder hinter sich. Um sie herum war es dunkel. Durch die Fenster fiel nur spärliches Licht. Vorsichtig tastete sie sich vorwärts.

Der Einbrecher räumte weiter die obere Etage aus, das hörte Line. Zitternd nahm sie den Hörer und wählte die Nummer der Polizei. Jedes mal wenn sie einen Knopf drückte, ertönte ein Piepen, das ihr sonst nie aufgefallen war. Nun kam es ihr unglaublich laut vor.
 

Genau dieses Geräusch war es, das Bakura in der oberen Etage aufhorchen ließ.
 

Line versuchte ruhig zu atmen, während sie wartete, doch es gelang ihr nicht. Durch den Hörer drangen kurz aufeinander folgende Pieptöne.

Besetzt.

Sie legte den Hörer zurück auf die Gabel und wählte erneut. Sie wartete.

Und dann erstarrte sie. Sie spürte deutlich das kalte Metall einer scharfen Messerklinge direkt an ihrer Kehle. Der Einbrecher hatte sie bemerkt. Er stand genau hinter ihr. Sie konnte den Atem im Nacken spüren.

„Ablegen.“ Sagte er kalt. Ihre Hand mit dem Hörer sank langsam. Der Hörer rutschte ihr schließlich aus der Hand und landete neben der Gabel. Und nun erklang auch endlich eine Stimme aus dem Hörer.

Zu spät.

Der Mann nahm den Hörer und legte ihn zurück auf die Gabel. Er stand immer noch hinter ihr und sie konnte den bohrenden Blick im Nacken fast spüren.

„Was machst du hier? Ich habe nicht damit gerechnet, hier jemanden anzutreffen.“

Line hätte am liebsten laut aufgelacht. Was sie hier machte?

„Wenn hier jemand berechtigt ist, diese Frage zu stellen, dann doch wohl eher ich, oder?“ Gab sie spöttisch zu bedenken.

Die Klinge drückte sich sogleich stärker an ihre Kehle. Line schnappte nach Luft. „Du bist überhaupt nicht berechtigt, irgendwas zu fragen.“ Schnauzte der Einbrecher sie an. „Man hat mir erzählt, hier sei niemand. Die Besitzer seien weggefahren. Was machst du also hier?“ Fragte er noch einmal und schon deutlich bedrohlicher.

Line schien das nicht zu bemerken. Sie holte tief Luft und setzte zu einer Antwort an: „Tja, dann hat man wohl nicht beachtet, dass die Besitzer auch eine Tochter haben könnten. Und was soll ich denn meine Eltern bei ihrem schönen Urlaub stören? Nee. Ich bin hier auch ganz zufrieden. Ich würde mich total langweilen, wenn ich mitgekommen wäre. Meine Freunde sind ja hier. Und ich komm auch allein klar. Ich bin ja kein Kleinkind mehr.“

„Ist schon gut.“ Knurrte Bakura genervt. Das Mädchen redete eindeutig zu viel. „Deine Lebensgeschichte interessiert mich nicht. Beantworte einfach meine Fragen, und mehr nicht, okay?!“

Die Klinge, die sich immer tiefer in ihren Hals bohrte, ließ Line nun doch schweigen. „Okay.“ Murmelte sie nur. Und nun sagte auch er erstmal nichts. Er schien nachzudenken.

Line grinste in sich hinein. War ja sehr gut geplant dieser Einbruch. Ganz anscheinend hatte er wirklich nicht an eine Möglichkeit wie diese gedacht. Also doch kein Profi.
 

...
 

Inzwischen war einige Zeit vergangen. Bakura hatte sich wieder an die Arbeit gemacht. Das Mädchen hatte er gefesselt und allein in dem dunklen Zimmer zurückgelassen. Sie saß steif da und mühte sich ab, die Fesseln irgendwie ab zu bekommen. Es missfiel ihr heftig, einfach tatenlos rum zu sitzen, während ein Dieb sich hier herumtrieb und das ganze Haus leer räumte. Sie wollte ihre Sachen eigentlich ganz gern behalten.

Aber die Fesseln bekam sie nicht ab. Zumindest das schien er wirklich zu können. Sie saßen so fest, sie konnte rütteln so viel sie wollte, es tat sich rein gar nichts. So ging es also nicht.

Sie sah sich um. Sie brauchte unbedingt Hilfe, aber außer dem Telefon fiel ihr nichts ein, wo sie die herbekommen konnte. Also musste sie da hin. Stück für Stück rutschte sie vorwärts.

Irgendwann kam sie endlich bei dem Tischchen an, auf dem sich das Telefon befand. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Die Anstrengung machte ihr zu schaffen. Aber noch war es nicht geschafft. Wie sollte sie ans Telefon rankommen?

Trotzdem gönnte sie sich erstmal eine Verschnaufpause. Oben konnte sie den Dieb seine Arbeit verrichten hören. Wie lange brauchte der eigentlich? So viel gab es hier doch nun auch wieder nicht zu holen.

Dennoch… Sie musste sich beeilen. Er konnte schließlich jeden Moment zurückkommen. Krampfhaft versuchte sie sich hoch zu hieven. Aber sie kam einfach nicht auf die Beine.

Sicher eine Viertelstunde brauchte sie, dann stand sie endlich recht wackelig vor dem Tischchen. Das Telefon lag vor ihr. Nun folgte das nächste Problem: Die Hände waren ihr auf dem Rücken zusammengebunden. Wie hätte sie also den Hörer abnehmen und eine Nummer wählen sollen?

Line hüpfte soweit wie möglich an den Tisch heran, beugte sich dann vor und schnappte sich mit dem Mund den Hörer. Dann angelte sie sich einen Stift, ebenfalls mit dem Mund, und wählte damit. Die ersten paar Male misslang es. Aber schließlich hatte sie die eigentlich doch recht simple Nummer der Polizei richtig eingegeben. Als letztes stellte sie noch auf Freisprechanlage und sofort erklang ein lautes lang gezogenes Piepen. Das Telefon wählte.

Während sie wartete, lauschte Line ängstlich, ob der Dieb das Piepen vielleicht hörte, aber das Rumpeln und Poltern in der ersten Etage ging munter weiter. Er schien nichts von ihrer Aktion hier unten mitzubekommen. Der Typ war viel zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, als dass er sich mal um seine Gefangene hier unten kümmern würde. Tja. Das war dann wohl ein Fehler. Und er würde definitiv noch Probleme deshalb bekommen.

Plötzlich meldete sich jemand auf der anderen Seite. Line atmete erleichtert auf.

Sie war gerettet.

Die Flucht

Als Bakura ins Zimmer gestürzt kam, saß Line wieder an der Stelle, an der er sie zurückgelassen hatte. Bakura kam schnell auf sie zu. „Wann hast du die Polizei gerufen?!“ Er war wirklich wütend. Sie sah ihn unschuldig an. „Hab ich das?“

„JA!“ Fuhr er sie an. „Das hast du! Wenn du dich selbst davon überzeugen willst-“ Er packte sie am Arm und schleifte sie zum Fenster. Als er die Vorhänge ein wenig zur Seite schob, konnte Line nach draußen spähen. In der Einfahrt standen zwei Wagen, die eindeutig zur Polizei gehörten. Line sah Bakura frech an. „Na glaubst du, ich bleibe hier einfach tatenlos sitzen und lasse dich in Ruhe alles mitnehmen, was dir gefällt!? Du bist ein Dieb und Diebe gehören in den Knast!“ Bakura sah sie fassungslos an. Die kleine Göre tat echt alles, um ihm Schwierigkeiten zu machen! Und jetzt?

„Willst du nicht langsam abhauen?“ Fragte Line grinsend. Bakura warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Was denn?! Willst du dich einfach schnappen lassen?! Doch wohl eher nicht, oder?“ Bakura betrachtete sie verärgert. „Dir scheint nicht klar zu sein, dass ich nicht einfach abhauen kann.“ Sagte er finster. Line verstand nicht.

„Es gibt da ein kleines Problem und dieses kleine Problem bist nunmal du! Diebe bevorzugen es, ungesehen ihrer Tätigkeit nachzugehen. Zeugen sind dabei höchst unpraktisch! Ich kann dich nicht einfach so hier lassen, verstehst du?“

Line starrte ihn an. Das hatte sie tatsächlich nicht erwartet. Befand sie sich etwa in Gefahr?!

Klar, da war ein Dieb in ihrem Haus. Aber Diebe klauen normalerweise nur. Wohlgemerkt normalerweise.

Geschockt betrachtete sie ihr Gegenüber. In diesem Moment erklang ein Krachen an der Haustür. Die Polizei begann damit, sie zu durchbrechen. Und dafür würde sie sicher nicht lange brauchen! Bakura fuhr auf. Er sah sich hastig um. „Gibt es einen zweiten Ausgang?“ Sie schwieg. „Gibt es einen oder nicht?!“ Flehte er schon fast. Line sah ihn nachdenklich an. „Die Terrassentür?“

Bakura schaute sich um und entdeckte besagte Tür. Sie schien tatsächlich der einzige Ausweg zu sein. Dann wandte er sich wieder Line zu. Er stand unentschlossen da und starrte sie an. Und sie sah ängstlich zurück. Was war jetzt mit ihr? Diese Frage ging ihnen beiden durch den Kopf.

Das Krachen an der Tür ging munter weiter. Bakura fluchte. Er hatte keine Zeit mehr. Er musste jetzt weg hier. Plötzlich kniete er vor ihr nieder und löste ihre Fesseln. Line sah ihn überrascht an. „Was wird das!?“ Fragte sie misstrauisch. Eine Antwort bekam sie vorläufig nicht.

Als er fertig war, richtete sich Bakura wieder auf und sah kurz in ihr verwirrtes Gesicht. Dann wandte er sich um.
 

„Komm mit!“
 

Line starrte ihn fassungslos an. „Bitte was?!“ Er drehte sich um und schaute in ihr entsetztes Gesicht. „Jetzt komm!“ Drängte er. Sie rührte sich nicht vom Fleck. Bakura stöhnte. Er packte sie am Arm und schleifte sie zur Terrassentür.

„Ne~in! Das kannst du nicht machen! Du kannst mich nicht einfach mitnehmen!“ Rief sie verzweifelt. Bakura drehte sich noch ein letztes Mal zu ihr um. Er grinste. „Klar kann ich das! Ich bin ein Dieb!“ - -

Line starrte ihn einfach nur fassungslos an. Aber da wurde sie auch schon weiter gezogen. Bakura öffnete hastig die Terrassentür und schubste sie vorwärts. Dann stieg er selbst hindurch und zog die Tür wieder ran. Keinen Augenblick zu spät.

Sie vernahmen von innen ein lautes Krachen. Die Tür hatte nachgeben. Und die Polizei stürmte ins Haus.

Bakura fluchte leise. Seine schöne Beute war noch da drin. Aber das war jetzt eh nicht mehr zu ändern. Sie mussten weg, und zwar bevor die Polizei ihre Flucht bemerkte.

Bakura wandte sich vom Haus ab und rannte los, quer durch die riesige Gartenanlage. Line zog er einfach hinter sich her.

Nach Ewigkeiten kamen sie am Rande des Grundstücks an und standen schließlich vor einer recht hohen Mauer. Line kam keuchend zum Stehen. So gerannt war sie garantiert noch nie. Diebe schienen eine beachtliche Ausdauer zu besitzen...

Aber die Eile war berechtigt. Hinter ihnen konnte man die Beamten Anweisungen brüllen hören. Sie schienen bereits gemerkt zu haben, dass im Haus niemand war und natürlich bedeutete das, dass die beiden irgendwo hier im Garten waren. Und sie mussten im Garten sein. Denn über die Mauer kam man nicht so einfach. Sie saßen hier drin in der Falle.

Line grinste. Sie hatte natürlcih auch vorher schon gewusst, wie hoch diese Mauer war. Aber sie wär ja schön blöd gewesen, dass ihrem Entführer zu erzählen, bevor er es nicht selbst bemerken musste.

Line sah auf und wollte ihn nicht ohne Genugtuung darauf hinweisen, aber das Lachen blieb ihr im Hals stecken. Denn Besagter war gerade damit beschäftigt, an der doch eigentlich unüberwindbaren Mauer hochzuklettern. . .

Seine Hände klammerten sich an die obere Kante der Mauer und mit einer geschickten Bewegung schwang er sich nach oben. Line starrte ihn an. Sie konnte es nicht fassen. „Wie…?“

„Komm endlich! Ich hab nicht ewig Zeit!“ Unterbrach er sie. Vollkommen perplex ging sie langsam vorwärts. Als sie nah genug an der Mauer stand, dass Bakura sie erreichen konnte, beugte er sich vornüber, packte sie an den Händen und im nächsten Moment stand sie ebenfalls auf der Mauer. Schnell sank sie auf die Knie. Erst wenn du auf ihr standest, wusstest du wirklich, wie hoch diese Mauer war! Line wagte gar nicht erst nach unten zu schauen. Das war ihr eindeutig zu hoch! Sie sah zu Bakura. „Und jetzt?! Wie hast du vor, da wieder runter zu kommen?“ Fragte sie, obwohl sie es eigentlich gar nicht wissen wollte. Bakura schien irgendwie zu bemerken, dass sie nicht ganz einverstanden mit ihrer Situation war. Er stand vor ihr und betrachtete sie belustigt. „Höhenangst?“

Line warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Aber er grinste nur noch mehr. Er sah flüchtig zurück und sofort verfinsterte sich sein Blick wieder. „Du musst da jetzt aber trotzdem runter.“ Murmelte er. Line sah überrascht auf und schaute sich um. Weiter hinten im Garten konnte sie die Polizisten sehen, die sehr schnell immer weiter zu ihnen vordrangen. Noch hatten sie sie nicht entdeckt, aber das war nur eine Frage der Zeit, wenn sie hier blieben. Line sah zu Bakura und schrak zusammen, als sie diesen direkt vor sich wieder fand. Seine starken Arme packten sie und zogen sie auf die Beine. Er drückte sie fest an sich und machte einen Schritt. Im nächsten Moment stürzten sie unaufhaltsam in die Tiefe.

Ein gellender Schrei durchbrach die Stille. Und sofort stürzten die ersten Polizisten in die Richtung, aus der sie den Schrei vernahmen.

Verfolgt

Einer der Beamten stand an der Mauer und sah sich suchend um.

„Chef, hier ist nichts!“

Er wandte sich den anderen zu. Sein Vorgesetzter trat hinzu. „Hier muss etwas sein! Wir haben doch alle den Schrei gehört, oder etwa nicht?!“ Er sah seine Männer an. Sie nickten artig. Das war ja nun auch echt nicht zu überhören gewesen. Auch er ging nun die Mauer ein Stück ab und suchte nach dem Ursprung des Schreis. Aber sein Gehilfe behielt Recht. Hier war wirklich nichts! Er schüttelte ungläubig den Kopf. Wie sollte das gehen? Er sah an der Mauer hoch. Dort rüber kam niemand. Der Einbrecher musste einfach noch im Garten sein. Und was war mit dem Mädchen, das sie informiert hatte? Sollte es nicht auch eigentlich hier sein? Also wo steckten sie? Seine Männer sahen ihn erwartungsvoll an, als er zurückkam. „Weitersuchen! Die können sich ja nicht in Luft auflösen! Irgendwo hier sind sie noch. Also findet sie!“ Seine Leute nickten und alle rannten in verschiedene Richtungen davon. Noch einmal ließ er den Blick rundum schweifen, dann entfernte sich auch er.

Bakura hörte die Schritte, die immer leiser wurden und schließlich verstummten. Er und Line verharrten bewegungslos auf der anderen Seite der Mauer und hatten die letzten Minuten stillschweigend dem Gespräch der Polizisten gelauscht. Line blieb sowieso nichts anderes übrig, da Bakura seine Hand auf ihren Mund gedrückt hielt. Sie sollte ja nicht gleich wieder los schreien.

Erst jetzt ließ er Line wieder los. Sie keuchte. Bakura wandte sich ab und sah sich aufmerksam um. Die Straße war leer.

Line schnappte heftig nach Luft. Sie brauchte einige Zeit um sich wieder zu beruhigen, aber sobald sie ihre Sprache wieder gefunden hatte, wetterte sie auch schon los: „Sag mal, spinnst du eigentlich?! Du kannst mich da doch nicht einfach so runterwerfen! Weißt du, was ich für eine Angst hatte!?“ Bakura drehte sich zu ihr um. „Ja! Inzwischen weiß ich es! Hätte ich gewusst, dass du so einen Aufstand machst, hätte ich mir auch was anderes überlegt!“ „Aufstand?!“ Line richtete sich empört auf. „Doch wohl nicht ohne Grund! Bist du irgendwie lebensmüde?! Ich hätte tot sein können!“ „Dann hätte ich ein Problem weniger.“ Murmelte Bakura. Er wandte sich wieder um und sah erneut die Straße entlang. Line starrte ihn an. „Sowas wie Rücksicht kennst du wohl nicht, was?“ Zischte sie. Bakura drehte sich urplötzlich wieder zu ihr um. „Rücksicht?“ Fragte er lachend. Line sah ihn unsicher an. Was war denn daran so lustig? Tatsächlich war es aber schon sehr komisch. Ein Bakura und Rücksicht? Die einzige Entschuldigung, die es für diese Frage gab, war, dass Line Bakura noch nicht so lange kannte.

Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Denkst du im Ernst, es kümmert mich, ob du mit meinen Entscheidungen ein Problem hast oder nicht?! Du hast anscheinend vergessen, wen du vor dir hast! Wenn ich vorhin ein bisschen mehr Zeit gehabt hätte, wärst du wahrscheinlich schon tot.“

Bakura wandte seinen Blick missmutig wieder der Straße zu. „Sowieso war es ein Fehler das nicht gleich zu machen. Bis jetzt hast du mir nichts als Ärger gemacht und das ist das, was ich jetzt am wenigsten brauchen kann.“ Er warf ihr einen ernsten Blick zu. „Wenn du mir weiter nur im Weg stehst, ich schwöre dir, dann leg ich dich noch innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden um. Also überleg dir gut, was du tust.“

Line schwieg und nahm die Warnung ausnahmsweise mal ohne Widerspruch in sich auf. Vielleicht sollte sie wirklich mehr aufpassen, was sie sagte.

Plötzlich ertönten hinter ihnen Schritte. Beide schraken zusammen. Sie hatten gar nicht bemerkt, wie laut sie gesprochen hatten. Nun, als sie sich umdrehten, sahen sie zwei Polizisten auf sich zu kommen, die nach dem Rechten schauen wollten.

Bakura stöhnte. Heute ging echt alles schief, was überhaupt schief gehen konnte. Vorsichtshalber packte er sogleich Lines Arm, sodass sie ihm nicht doch noch abhauen konnte. Aber sie machte auch keine Anstalten, sich dagegen zu wehren. Sie starrte einfach die beiden Polizisten an, die nun schnell auf sie zugeschritten kamen. Bakura sah sich hastig um. Dann rüttelte er an Lines Arm um sie aus ihrer Starre zu befreien. Es funktionierte. Erschrocken starrte sie nun ihn an.

„Los, komm!“ Und schon rannte er los und zog Line hinter sich her.

Die Polizisten blieben überrascht stehen. Sie sahen sich ratlos an. Damit hatten sie nicht gerechnet. Konnte das der Einbrecher sein, den sie suchten?! Beide starrten auf die zwei flüchtenden Personen. Und erst jetzt nahmen sie mit lautstarkem Gebrüll die Verfolgung auf.
 

Bakura und Line kamen völlig außer Atem an der nächsten Straßenecke zum Stehen. Die letzten paar Minuten waren sie ununterbrochen vor der Polizei davon gelaufen. Nun waren beide ziemlich fertig! Vollkommen erschöpft ließ sich Line auf der Bordsteinkante nieder. Bakura ließ es zu.

Die Polizisten waren inzwischen nicht mehr zu sehen. Sie hatten sie weitestgehend abgehängt. „Und jetzt?“ Keuchte Line. „Wie lange willst du noch vor denen weg rennen?! Das kann doch auf die Dauer gar nicht gut gehen!“ Bakura antwortete nicht. Kurz warf er einen Blick auf seine Uhr. Wo blieb Fred schon wieder?! Sie hatten vereinbart, dass er Bakura hier abholen würde. Hier hatte er ihn auch abgesetzt. Aber hier war niemand. Wie so oft kam Fred anscheinend zu spät! Nur war das heute nicht so gut. Wenn Fred nicht bald kommen würde, dann war er definitiv verloren. Die Polizei brauchte garantiert nicht lang, um sie wieder aufzuspüren. Und dann würden sie sie sehr schnell geschnappt haben.

Aber gerade in diesem Moment kam ein alter Transporter um die Ecke gepoltert. Die Reifen quietschten gefährlich, als er eine scharfe Rechtskurve vollzog und in die Straße einbog, in der Bakura und Line sich befanden. Als er dieses Kunststück schließlich vollbracht hatte ohne gegen die nahe Hauswand zu krachen, gab er noch mal kräftig Gas und kam auf die beiden zugerast. Line sprang auf und sah Bakura erwartungsvoll an. Dieser blieb ganz ruhig auf der Straße stehen und betrachtete den näher kommenden Wagen. Er hatte ihn sofort erkannt. Leise seufzte er: „Wie immer total unauffällig...“

Line starrte ihn an. „Du kennst den Irren da?!“ Sie deutete nach vorn. Eine Antwort bekam sie nicht, aber die brauchte sie auch nicht. Bakura setzte sich nun in Bewegung und rannte dem Wagen entgegen. Line folgte ihm nicht ganz so eilig. Abrupt bremste der Transporter, rutschte noch ein paar Meter weiter und kam schließlich zum Stehen. Bakura legte die letzten Meter im Sprint zurück und erreichte schließlich den Wagen. Mit einem kräftigen Ruck zog er die Fahrertür auf.

Fred saß da vor ihm, aber gerade war er von etwas anderem abgelenkt. Verwirrt starrte er zu Line. Und diese starrte zurück. „Wer…?“ Seine Frage konnte er nicht beenden, denn sofort wurde er von seinem Freund unterbrochen.

„Niemand da, ja??!!“ Fuhr ihn Bakura wütend an. Fred schaute erschrocken zurück.

„Das hast du gesagt, nicht wahr?! Kannst du mir dann mal das hier erklären?! (seine Hand wies anklagend auf Line) Wie kommt es, dass ich in einem Haus, dass doch eigentlich völlig leer stehen sollte, auf dieses Mädchen treffe? Ganz leer stand das Haus ganz anscheinend ja wohl doch nicht, oder? Wieso wusste ich davon nichts, verdammt?!“ Schrie Bakura. Fred sah ihn nur ziemlich ratlos an.

Line tippte Bakura von hinten an. „Was ist?!“ Aufgebracht fuhr er herum und funkelte Line böse an. Aber diese deutete nur stumm nach hinten und Bakura begriff sofort: Die Polizei war im Anmarsch. Und wenn sie nicht doch noch geschnappt werden wollten, dann müssten sie sich langsam vom Acker machen.

Bakura packte Lines Arm und zog sie zur Hintertür. Mit der noch freien Hand stieß er diese auf und drückte sie ins Innere des Wagens. Knallend fiel die Tür wieder zu. Bakura rannte ums Auto rum und Fred startete schon den Motor. Die Beifahrertür wurde aufgerissen und noch während Bakura sich auf den Nebensitz schmiss, fuhr der Wagen an. Die Polizisten hatten sie fast erreicht. Nun blieben sie geschockt stehen, als sie den Transporter direkt auf sich zukommen sahen. Fred riss das Steuer herum und der Wagen fuhr eine weite Kurve knapp an der angrenzenden Mauer vorbeischleifend! Innen war das Quietschen der Reifen noch viel unerträglicher. Alle waren froh als es endlich vorbei war.

Eine dicke Staubwolke blieb zurück. Und als sie sich endlich verzogen hatte, konnten die Beamten keine Spur mehr von dem Transporter finden…

In der Räuberhöhle

In dem Transporter herrschte seit einiger Zeit, genauer gesagt, seit sie losgefahren waren, Schweigen. Fred war inzwischen in ein normales Tempo übergegangen. Sie waren bereits weit entfernt von dem Ort, an dem er die beiden abgeholt hatte, und brauchten vor der Polizei nun keine Angst mehr zu haben. Für heute waren sie in Sicherheit…

Fred warf kurz einen Blick zu Bakura neben ihm. Dieser starrte missmutig aus dem Fenster. „Tut mir Leid.“ Nuschelte Fred leise. „Aber ich hatte wirklich keine Ahnung!“

Bakura schaute weiter hinaus. „Das habe ich gemerkt.“ Knurrte er. „Noch einmal verlasse ich mich bestimmt nicht auf deine Ratschläge!“ Fred lächelte leicht. Diese Aussage brauchte er nicht allzu ernst zu nehmen. Er kannte seinen Freund gut und er wusste, Bakuras Wut würde nicht lang anhalten. Schon bald wäre alles wieder beim Alten.

Nun schwiegen sie erstmal wieder…

„Und was ist jetzt?“ Fred warf einen Blick in den Rückspiegel. Line saß steif da und starrte die beiden an. Sie versuchte gerade zu verarbeiten, was in kürzester Zeit alles passiert war. Und das war genug, um sich einige Zeit zu beschäftigen.

Bakura folgte seinem Blick. „Du nimmst sie erst mal zu dir.“ Erklärte er. Fred starrte ihn geschockt an. „WIE?!“

„Na, was hast du gedacht?! Du hast den Mist gebaut, du darfst ihn jetzt auch ausbaden! Glaubst du, ich nehme dir das ab?!“ Fragte Bakura verächtlich. Fred schüttelte energisch den Kopf. „Aber das geht nicht!“ Bakura schaute ihn aufmerksam an. „Wohnt er etwa immer noch bei dir?!“ Fragte er grimmig. Fred hatte seit einiger Zeit einen Untermieter. Ein alter Kumpel war vor ein paar Wochen eines Nachts vollkommen unerwartet vor seiner Tür aufgetaucht und hatte um Unterschlupf gebeten. Er war gerade auf der Flucht vor der Polizei. Was er verbrochen hatte, wusste noch nicht einmal Fred so genau.

Nun warf Fred seinem Freund einen verärgerten Blick zu. „Soll ich ihn vielleicht einfach auf die Straße setzen?!“ Bakura murrte etwas, aber Fred wollte es lieber gar nicht erst verstehen.

„Du weißt, er redet gern.“ Erklärte er weiterhin. „Wenn er das mitkriegt, ist sie bei mir nicht mehr sicher. Und bevor ich sie irgendwo anders hinbringen kann, steht die Polizei schon längst vor meiner Tür. Das geht nicht, verstehst du?“ „Ja, ja, schon gut!“ Stöhnte Bakura genervt. „Dann kommt sie halt zu mir!“

Schweigen folgte…

„Und dann?“ Beide fuhren zusammen. Line hatte sich vorgebeugt und schaute nun zwischen den beiden Sitzen hindurch die beiden fragend an. Bakura stöhnte. „Halt dich da raus!“

Line machte ein empörtes Gesicht. „Na hör mal! Vielleicht interessiert mich einfach, was mit mir in nächster Zukunft geschehen wird!“ „Wenn du mir weiter auf die Nerven gehst, kann ich dir das ganz genau sagen!“ Fuhr sie Bakura an. Line wirkte nicht beeindruckt. „Das machst du eh nicht!“ Bakura starrte sie an. „Natürlich mache ich das!“ Rief er fassungslos.

„Nein, tust du nicht.“ „Aber sicher doch!“ „Nein!“ „Und woher willst du das wissen?!“ Fragte Bakura wütend. Line sah ihn unbewegt an. „Ich weiß es halt!“ Fred musste grinsen. Bakura warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Wütend wandte er sich wieder nach vorn und begann in dem Fach in der Autotür zu kramen. „Wenn du mich umbringen wolltest, hättest du das schon längst tun können!“ Rief Line. Bakura schnaubte leise, fuhr aber in seiner Tätigkeit fort. „Und da du das nicht getan hast…“ „Ich hatte keine Zeit!“ Warf Bakura ein. Line lachte. „Um jemandem die Kehle durchzuschneiden braucht es keine zwei Sekunden! Das hättest du schon noch geschafft!“ Bakura richtete sich auf. Langsam drehte er sich um und sah Line verärgert an. Diese grinste. „Du hättest mich umbringen können. Aber das hast du nicht. Warum wohl nicht? Das ist eine sehr interessante Frage, oder?“ Weiter kam sie nicht. Denn in diesem Moment bekam sie einen großen Fetzen Klebestreifen auf den Mund geklatscht.

Bakura betrachtete zufrieden sein Werk. Line wollte empört den Mund aufreißen, aber logischerweise ging das nicht. Nun war es Bakura, der am Grinsen war!

Schon bald gab Line auf. Zähneknirschend ließ sie sich nach hinten sinken. Bakura drehte sich wieder um und ließ sich entspannt in seinen Sitz zurücksinken. Endlich Ruhe...

Fred grinste ihn von der Seite an. „Das würde mich aber eigentlich auch interessieren! Ich meine, du hättest uns damit doch den ganzen Ärger, den wir jetzt mit ihr haben, erspart! Wieso hast du sie mitgenommen?!“

Bakura hielt ihm die Klebestreifenrolle vor die Nase. „Willst du auch?!“ Aber Fred wollte nicht. Daher sparte er sich jeden weiteren Kommentar und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Den Rest der Fahrt schwiegen sie…
 

Schließlich kam Fred vor einem mehrstöckigen Mietshaus zum Stehen. Er warf kurz einen Blick nach hinten und stockte. „Die pennt ja!“ Bakura drehte sich ebenfalls nach hinten. Line lag zusammengerollt auf der Rückbank und schlief tief und fest.

„Kein Wunder. Du glaubst nicht, wann die nach Hause gekommen ist.“ Murrte Bakura. Fred sah ihn an. „Trag sie doch hoch!“ Schlug er vor. Zur Belohnung fing er sich einen echt gefährlichen Blick ein.

Bakura knurrte etwas. Er stieß die Tür auf und stieg aus. Dann zog er die Hintertür auf und beugte sich ins Wageninnere. Er rüttelte an Lines Schultern. Fred seufzte leise. Er wandte sich wieder nach vorn und starrte auf die Straße.

„He! Wach endlich auf!“ Brüllte Bakura. Line rührte sich. Langsam öffnete sie die Augen und starrte ihn dann groß an. Sie wollte etwas sagen, aber der Klebestreifen verhinderte das. Sie verzog das Gesicht. Nur langsam erinnerte sie sich, was passiert war. Stöhnend ließ sie sich wieder zurücksinken.

„Komm raus da! Ich hab nicht ewig Zeit!“ Rief Bakura ungeduldig. Verwirrt richtete sie sich wieder auf. Waren sie etwa schon da? Aber nun zog Bakura sie einfach selbst aus dem Auto. Line stolperte auf die Straße und ließ den Blick rundum schweifen. Dieser Teil Tokios war ihr überhaupt nicht bekannt. Wo war sie hier?

„Ich komm morgen mal vorbei, okay?“ Schlug Fred vor. Bakura nickte und knallte die Autotür zu. Er trat einen Schritt zurück. Fred warf den Motor an und der Wagen brauste davon…

Line starrte ihm nach. Bakura trat auf die Haustür zu. „Komm mit!“ Line folgte ihm wankend. Sie war todmüde. Bakura kramte seinen Schlüsselbund heraus und schloss auf. Dann stapfte er die Treppe hoch. Line latschte hinterher. Alles um sie drehte sich und sobald er die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, ließ sie sich auf das nächste Sofa fallen. Sie hörte noch die Schritte, die an ihr vorbei durchs Zimmer gingen und dieses anscheinend auch verließen, dann schlief sie ein…

Ein neuer Tag

Line wachte am nächsten Morgen erst sehr spät auf. Sie war anscheinend wirklich viel zu lange auf dieser Party gewesen.

Aber selbst jetzt, wo sie langsam aus ihrem Schlaf erwachte, hielt sie die Augen fest geschlossen. Sie wollte weiterschlafen. Sie hatte etwas sehr interessantes geträumt. Und sie wollte es weiterträumen.

Das Mädchen warf sich auf die andere Seite. Noch im selben Moment merkte sie, dass das ein Fehler war. Bevor sie irgendwie reagieren konnte, spürte sie, wie ihr Körper das Bett verließ, und mit lautem Krachen landete sie schließlich auf dem Boden.

Line stöhnte. Nun blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als auf zu stehen. Mühsam zog sie sich an dem Sofa hoch. Und hielt dann mitten in der Bewegung inne.

Was machte sie eigentlich auf einem Sofa? Sie starrte das Möbelstück unter sich an. Und was war das überhaupt für ein Sofa?! Es kam ihr überhaupt nicht bekannt vor.

Es dauerte schließlich eine Weile bis sich ihr Hirn endlich einschaltete und eine Lösung präsentierte. Kein Traum also. Sie war wirklich hier. Hier, in der Wohnung, in die sie gestern ihr Entführer gebracht hatte. Das alles, was gestern passiert war, war wirklich echt passiert?! Das wollte sie irgendwie nicht so richtig glauben! Doch ein Blick rundum bestätigte es. Das hier war definitiv nicht ihr zu Hause.

Line wusste in diesem Moment nicht so richtig, ob sie nun eigentlich lachen oder heulen sollte. Sie sprang auf und sah sich um. Sie war allein in dem Zimmer. Angestrengt dachte sie nach. Wo war der Typ? Gut, eigentlich konnte ihr das auch egal sein. Hier war er jedenfalls nicht und Line wusste, das sollte sie vielleicht besser nutzen um abzuhauen. Wer weiß, wann er wieder kam.

Also los!

Sie stürzte sich auf die Tür und riss sie auf. Vor ihr lag ein Flur. Auch diesen rannte sie entlang. Sie gelangte zur Wohnungstür, drückte die Klinke und...

Abgeschlossen.

Line gab einen verzweifelten Laut von sich. Was hatte sie auch erwartet?! Das wäre zu schön gewesen! Enttäuscht rutschte sie an der Tür herunter und ließ entmutigt den Kopf hängen. Wie sollte sie hier rauskommen? War ja klar, dass der Einbrecher sie nicht einfach so laufen ließ.

„Guten Morgen!“ Line fuhr auf. Bakura lehnte mit verschränkten Armen in der Küchentür und schaute sie belustigt an. „Dachtest du im Ernst, du kommst hier so leicht wieder raus?!“ Line knirschte mit den Zähnen, aber sie sparte sich jeglichen Kommentar. Sie hätte auch gar nichts sagen können, selbst, wenn sie gewollt hätte, da noch immer dieser gemeine Klebestreifen auf ihren Lippen klebte...

Wütend starrte Line ihr Gegenüber an. Dass sie das tatsächlich geglaubt hatte, ärgerte sie selbst total. Bakura grinste nur noch breiter. Er kam auf sie zu und kniete vor ihr nieder. Line sah ihn fragend an. Im nächsten Moment wusste sie, was er wollte. Sie gab ein überraschtes Quietschen von sich, als Bakura den Klebestreifen von ihren Lippen riss. Es brannte wie Feuer.

Line fuhr mit der Hand über ihren Mund. „Wäre das nicht auch vorsichtiger gegangen?!“ Fauchte sie. Bakura beachtete ihr Gejammer gar nicht. Er richtete sich wieder auf. „Wenn du was essen willst, komm in die Küche!“ Und schon war er verschwunden.
 

Als Line ins Zimmer trat, saß Bakura an einen kleinem Tisch und verspeiste gerade ein Toast. Mit dem Kopf nickte er zum Toaster, wo bereits die nächsten warteten. Line nahm sie heraus und setzte sich. Sie ließ ihren Blick über den Tisch schweifen. Viel Auswahl gab es nicht. Sie nahm sich nach kurzem Überlegen die Marmelade. Das Glas sah so aus, als wäre es noch nie im Leben angerührt worden. Line bestrich sorgfältig ihr Toast.

„Wie heißt du jetzt eigentlich?“ Sie schaute überrascht auf. Immerhin ein Fortschritt, dass er nach ihrem Namen fragte. Sie strahlte ihn an. „Line!“

Bakura, den ihr plötzlicher Stimmungsumschwung nur verwirrte, wandte sich schleunigst wieder seinem Toast zu!

„Und du?“ Fragte sie.

„Musst du nicht wissen!“

„Ich hab dir meinen Namen doch auch gesagt!“ Rief sie empört.

„Ich habe ja auch gefragt!“

„Aber das ist ungerecht!“

„Hör zu, ich bin nicht verpflichtet dir eine Antwort zu geben, okay?!“ Fauchte er.

Line starrte ihn nur erschrocken an. Wieso war er immer so gereizt? Sie hatte doch eine ganz normale Frage gestellt! Durfte sie vielleicht nichts fragen?! Anscheinend nicht…>_<

Den Rest der Zeit aßen sie schweigend. Als Line endlich fertig war, lehnte sie sich zurück und betrachtete ihr Gegenüber nachdenklich. „Und was ist jetzt? Was passiert mit mir?!“

Bakura stöhnte. Warum hatte er nicht schon geahnt, dass diese Frage gleich wieder kommen würde?!

„Du wirst es noch früh genug erfahren!“ Knurrte er. Line verzog das Gesicht. „Du weißt es doch selbst noch nicht! Ihr habt keinen Plan, wie das weitergehen soll, nicht wahr?!“

Bakuras Tasse knallte auf den Tisch. „Na und?! Wie sollte ich auch!? Ich hatte ja gedacht, dass ich dort niemanden treffen würde! Das alles war so nicht geplant, okay??!!“

Erst jetzt wurde ihm seine Tat mit der Tasse bewusst. Besorgt betrachtete er das gute Stück, doch es schien keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben.

Line sah ihn unbewegt an. „Dann solltet ihr euch vielleicht langsam mal was ausdenken.“ Erklärte sie ruhig. „Sobald meine Eltern von meinem Verschwinden erfahren, ist hier die Hölle los! Ihr habt es vielleicht nicht bemerkt, aber ihr habt gerade eine Millionärstochter entführt! Sie werden alles Erdenkliche unternehmen, um mich aufzuspüren. Und wenn man mich dann hier findet, kann euch wirklich nur noch ein Wunder retten!“

„Das weiß ich selbst!“ Entgegnete Bakura bissig. Er stand auf. „Hör endlich auf, mich zu nerven, okay?!“ Und mit schnellen Schritten verließ er das Zimmer. Line blieb zurück.

Bakura war ins Wohnzimmer geflüchtet. Er stand an der Balkontür und starrte mit finstrem Blick nach draußen. Das Schlimmste war ja, dass sie Recht hatte. Er konnte sie nicht ewig hier verstecken. Früher oder später würde man ihnen garantiert auf die Spur kommen. Aber was sollte er tun?! Was zum Teufel sollte er machen?

Geschirr klapperte in der Küche. Ganz anscheinend räumte sie den Tisch ab. Immerhin etwas…

Es klingelte an der Tür. Bakura zuckte zusammen. Er stürzte in den Flur. Line spähte gerade aus der Küchentür heraus und sah ihn nun fragend an.

„Du bleibst da!“ Befahl er. Er schlug ihr die Tür vor der Nase zu und ging zur Wohnungstür. Bemüht ruhig öffnete er sie.

Fred stand vor ihm und starrte in sein käsebleiches Gesicht. Verwundert hob er die Augenbrauen. „Was ist denn los?“ Bakura gab keine Antwort. Erleichtert atmete er auf.

„Schon okay! Du kannst raus kommen!“ Rief er über die Schulter. Line kam aus der Küche gestolpert. „Du Idiot! Du hast mir das Ding (sie meint die Tür) genau an den Kopf gedonnert!“ Sie deutete zum Beweis auf ihre Stirn. Bakura drehte sich genervt zu ihr um. „Wozu hast du Beine?! Du hättest ganz einfach einen Schritt zurück machen können!“

„Wieso bin ich jetzt wieder Schuld?! Wie hätte ich das denn ahnen sollen? Bin ich vielleicht Hellseher?!“ Bakura wandte sich einfach wieder Fred zu. „Komm rein!“ Fred grinste breit. Schien hier ja richtig lustig zuzugehen!

„Was ist jetzt mir?!“ Rief Line beleidigt. Bakura missachtete sie einfach. Fred lächelte schwach. „Jetzt gib ihr wenigstens was zum Kühlen!“ Verlangte er. Bakura warf ihm einen genervten Blick zu. Er stapfte in die Küche. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, mit einem Kühlbeutel in der Hand, hatten sich die andren beiden schon auf dem Sofa breit gemacht. Bakura betrachtete sie argwöhnisch. Wortlos ließ er den Kühlbeutel über Line fallen. Sie fing ihn auf und drückte ihn gegen ihre Stirn. Neugierig sah sie vom einen zum andren.

„Ist alles gut gegangen?“ Fred machte den kläglichen Versuch ein Gespräch zu beginnen. Er strahlte seinen Freund an.

Bakura strahlte überhaupt nicht. Sowieso war es ein Wunder das Fred sich noch traute eine solche Frage zu stellen. Aber unser Fred ist nunmal ein mutiger Kerl. Und vor allem merkt er meist gar nicht, in welche Gefahren er sich begibt. „Was ist denn?“ Fragte er verständnislos. „Hat sie etwas angestellt?“ Bakura starrte ihn unbewegt an. „Nein. Bis jetzt noch nicht.“

Fred grinste. „Na also. Freu dich so lange du kannst.“

Bakura stand plötzlich auf und verschwand aus dem Zimmer.

„Sag mal, du hast doch sicherlich Zeit oder?“ Rief er von draußen. Fred sprang auf. „Wieso? Was liegt an?!“ Fragte er voller Tatenlust. Bakuras grinsendes Gesicht erschien in der Tür. Somit erstarb Fred seines sofort. Wenn Bakura grinste, bedeutete das niemals etwas Gutes. Und Fred kombinierte schnell.

„Nö oder?!“ Fragte er wenig begeistert. Bakuras Grinsen wurde nur noch breiter. „Doch.“ Er drückte Fred wieder aufs Sofa. „Du bleibst hier und passt auf sie (er nickte einmal in Richtung Line) auf!“

Fred verschränkte die Arme vor der Brust, was so etwas wie beleidigt sein ausdrücken sollte. Ihm war klar, dass er eh nicht widersprechen durfte, wenn er weiterhin die Freundschaft Bakuras genießen wollte.

Sein netter Freund grinste noch immer. „Ich bin erst relativ spät wieder da. Also überleg dir, wie du sie die Zeit über beschäftigen kannst.“

Fred schwieg unüblicherweise mal zu diesem Kommentar. Line glotzte Bakura fassungslos an. Wollte er sie jetzt wirklich hier allein lassen?!

Anscheinend ja. Er lächelte noch einmal zufrieden in die Runde. Der Anblick der beiden dort auf dem Sofa, wie sie sich gerade mit der Tatsache abzufinden versuchten, einen ganzen Tag hier beisammen in der Wohnung hocken zu dürfen, gefiel ihm sehr gut.

Er grinste. „Also dann bis später!“ Und er drehte sich um und verließ den Raum.

Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er erstmal erleichtert auf. Zumindest für einige Zeit war er die kleine Göre los...

Pokerrunde

Fred starrte fassungslos auf die Tür, hinter der Bakura gerade verschwunden war. Er hatte das doch nicht wirklich gemacht, oder?

Er war nicht einfach abgehauen?!

Wieso verdammt noch mal musste er, Fred, immer allen Scheiß erledigen?! Warum musste sich Bakura in solchen Situationen immer gleich verdrücken?!

„Bakura, du Arsch!“ Schimpfte er leise. Nicht leise genug anscheinend.

„Bakura?“ Line hob interessiert den Kopf. Freds Blick richtete sich auf sie. „Ja und?!“ Knurrte er verärgert. Line wandte den Blick ab. Sie grinste. „Hm.“

Fred betrachtete sie misstrauisch. Seine Laune sank stetig. Hatte er vielleicht was Falsches gesagt?

Es herrschte betretenes Schweigen. „Und was machen wir jetzt?“ Fragte Line schließlich vorsichtig. Fred schnaubte. „Woher soll ich das wissen?“

Er war echt sauer. Irgendweshalb fühlte er sich ziemlich ausgenutzt. Nur weil er Bakuras Freund war, hieß das doch noch nicht, dass er allen Scheiß für ihn erledigte! Obwohl, irgendwie bedeutete es das schon. >_<

„Wir könnten was spielen.“ Schlug Line kleinlaut vor. Fred gab keine Antwort.

„Fred?“

Er zuckte zusammen. „Was?“

Line schaute ihn böse an. „Wir könnten was spielen.“ Wiederholte sie.

Er starrte sie an. „Gut, spielen wir halt was.“

...
 

Bakura schlenderte gut gelaunt durch die Straßen Tokios. Es tat richtig gut, die kleine Göre mal nicht an seiner Seite zu wissen, wo sie eh nur Mist anstellte. Zumindest für einige Zeit hatte er seine Ruhe und konnte sich mal von dem ganzen Stress erholen.

Er fragte sich ernsthaft, was Fred wohl anstellen würde, um Line bei Laune zu halten. Bakura stellte sich das nicht so einfach vor.

Plötzlich hielt er inne. Er wich ein Stück zurück in den Schatten eines Baumes, wie sie in solcher Gegend viele am Straßenrand zu finden sind. Er war im Villenviertel.

Und direkt vor ihm lag die Villa, der er gerade gestern einen Besuch abgestattet hatte.

Wenn er nur daran zurückdachte, wurde ihm schlecht.

Heute standen zwei Wagen, die eindeutig zur Polizei gehörten, vor dem Haus. Zwei Polizisten standen dabei, mit Funkgeräten bewaffnet und warteten geduldig auf Anweisungen.

Ansonsten war niemand zu sehen. Bakura trat wieder hervor und ging scheinbar völlig ruhig weiter. Als er schon fast vorbei an den beiden Beamten war, bemerkte ihn der eine. Er sprang auf.

„Warten Sie!“

Bakura blieb stehen. Gespielt neugierig betrachtete er den angelaufen kommenden Polizisten. Dass er ein kleines bisschen nervös wurde, musste er sich trotzdem zugestehen.

Der Polizist erreichte ihn keuchend. „Wohnen sie hier in der Nähe?“ Aber er wartete nicht mal auf eine Antwort. „Haben sie gestern vielleicht etwas Verdächtiges beobachten können? Hier ist letzte Nacht ein Einbruch passiert. Vielleicht haben sie jemanden gesehen. Oder etwas gehört? Können sie mir irgendetwas sagen, was uns bei unseren Ermittlungen vielleicht behilflich sein könnte?“

Bakura sah ihn überrascht an. „Es tut mir Leid, mein Herr, aber ich wohne nicht hier. Mein Weg führt heute nur rein zufällig durch diese Straße.“

Der Beamte wirkte enttäuscht. „Ach so! Naja dann... es tut mir Leid, dass ich sie aufgehalten habe.“ Murmelte er schon nicht mehr ganz so eifrig.

„Was genau ist denn hier passiert?“ Fragte nun ein neugieriger Bakura und versuchte noch einen Blick auf das Grundstück zu erhaschen.

Der Polizist hob abwehrend die Hände. Er lächelte unschuldig. „Tut mir wirklich Leid, aber ich darf ihnen nichts Genaueres darüber sagen!“

Das schien er tatsächlich sichtlich zu bedauern. Er unterhielt sich gerne mit den Leuten. Bakura nickte verständnisvoll. „Schon klar. Also dann…“

„Ja!“ Der Beamte grinste ihn naiv an. „Einen schönen Tag noch!“

Bakura nickte ihm noch einmal freundlich zu. Dann ging er weiter. Als er um die nächste Ecke war, atmete er erleichtert auf. Polizisten waren echt zu dämlich.

Er sah sich seufzend um. Heute musste eine ganze Menge erledigt werden. Vielmehr als er eigentlich schaffen konnte. Entführungen machten echt zu viel Ärger...
 

Fred kramte umständlich die Karten aus der Schachtel. „Kannst du denn überhaupt pokern?!“ Fragte er fast belustigt. Line zuckte die Schultern. „Ich hab schon mal zugesehen.“

Fred schaute sie neugierig an. „Wo?“ Line grinste breit. „Inner Kneipe!“

Auf Freds überraschten Blick, erklärte sie lächelnd. „Ich habe dort gekellnert, weil ich dringend Geld brauchte.“

Fred sah sie mit Staunen an. Man merkte Line echt kein Stück an, aus was für einer Familie sie eigentlich kam. Fred bezweifelte stark, dass ihre Eltern von dieser Aktion etwas gewusst hatten.

„Na gut!“ Er richtete sich auf. „Und um was spielen wir?“

Line sah ihn verständnislos an. „Na, um Geld!“

Fred schaute leicht verwirrt. „Aber du hast doch keins!“

Line grinste wieder. „Na und?!“


 

Bakura stöhnte laut auf bei dem Versuch die schweren Tüten noch einen Meter weiter zu schleppen. Er hatte gerade seinen allwöchentlichen Großeinkauf erledigt und nun musste er das ganze Zeug noch nach Hause bekommen. Schnaufend setzte er die Tüten ab und wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Er stand direkt neben dem großen Fenster eines sehr gemütlich wirkenden Cafés. Vielleicht konnte er sich mal eine kleine Pause gönnen? Sein Blick schweifte durch den Raum, den er hinter dem Glas erblicken konnte und plötzlich stockte er. Sofort marschierte er entschlossen auf die Tür zu. Die Tüten zog er nun plötzlich mit Leichtigkeit hinter sich her.

Er riss die Tür auf und trat ein. Drinnen war es angenehm kühl. Nur wenige Gäste waren in dem Café und unterhielten sich leise.

Mit eiligen Schritten ging Bakura auf den Mann an der Theke zu.

„He!“

Erschrocken wandte sich dieser um. Aber sofort als er Bakura erblickte, zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht.

„Bakura!“

Besagter zuckte zusammen und sah sich hastig um. „Geht’s noch lauter?!“ Knurrte er, während er sich auf einem Stuhl neben dem Typen fallen ließ. Dieser verzog das Gesicht. „Ach komm! Du bist zu ängstlich!“ Er nippte an seinem Glas. „Nicht ohne Grund!“ Behauptete Bakura und betrachtete sein Gegenüber. „Sag mal, hast du von dem Einbruch gestern Nacht gehört?“ Der Mann verschluckte sich glatt an seinem Getränk. Keuchend sah er zu Bakura auf. „Das warst du?! Mein Gott! Die ganze Stadt redet davon!“

„Das habe ich auch bemerkt.“ Murrte Bakura. Er hatte sich über den Tag schon die verschiedensten total schwachsinnigen Behauptungen über seine Tat anhören müssen...

„Bakura! Was hast du bloß gemacht?! Ein Mädchen soll verschwunden sein! Seit wann nimmst du denn Geiseln?!“ Bakura murrte. „Das war nichte meine Absicht.“

Der Mann betrachtete ihn belustigt. „Wie darf ich das denn verstehen?“

„Gar nicht.“ Knurrte Bakura.

Der Mann seufzte und wandte sich wieder seinem Glas zu. „Und was willst du dann von mir?!“ Fragte er scheinbar desinteressiert.

„Was wohl?! Informationen natürlich! Was weißt du alles über den Einbruch?“

Der Mann zuckte die Schultern. „Nicht viel. Du weißt, ich bin nicht für diesen Bereich zuständig.“ Er betrachtete Bakura aufmerksam. „Der Einbrecher hat anscheinend nichts mitgenommen. Es wird angenommen, dass er von der Polizei überrascht wurde. Das Mädchen, das mit ihren Eltern in dieser Villa wohnt, hat die Beamten benachrichtigt. Seitdem ist sie verschwunden. Mein Gott, Bakura! Was hast du mit der Kleinen gemacht?!“

Bakura winkte ab. „Weiter!“ Der Mann seufzte tief. Jeder wusste, dass Bakura nie mehr preis gab, als für ihn gut sein konnte. Man brauchte es eigentlich gar nicht erst versuchen.

„Die Polizei tappt noch im Dunkeln. Sie haben zwar zwei verdächtige Personen ganz in der Nähe der Villa gesehen, aber die sind geflüchtet, bevor man sie überprüfen konnte.“

„Was genau haben sie gesehen?“ Fragte Bakura schnell.

„Meines Wissens nichts Verwertbares. Sie sind sich ja noch nicht mal sicher, ob es wirklich der Einbrecher war. In Tokio gibt es ja nun weiß Gott noch mehr Burschen die Grund hätten vor der Polizei weg zu laufen...“

Bakura seufzte erleichtert auf. „Und weiter?“ Fragte er. „Nichts weiter. Mehr weiß ich nicht.“ Bakura nickte. „Gut.“ Er stand auf. „Sagst du mir Bescheid?“ Der Mann nickte und Bakura wollte schon gehen.

„Bakura!“

Der Mann streckte fordernd die Hand aus. Bakura knurrte. Widerwillig überreichte er dem Mann einen Schein. Dann machte er sich davon.
 

Fred mischte die Karten neu. Line sah ihm schweigend dabei zu.

„Wie heißt du jetzt eigentlich?“

Überrascht hob Fred den Kopf. Was sollte er sagen? Es könnte sich als Fehler erweisen, sie den richtigen Namen wissen zu lassen, nicht wahr?

Automatisch sagte er ihn dann aber doch.

„Fred.“

„Fred?“

„Ja Fred!“

Sie nickte. „Gut! Mich kannst du Line nennen!“ Sie strahlte ihn an. Fred grinste breit. „Also Line! Diesmal gewinnst du nicht!“ Sie lachte. „Ja klar! Das glaubst du doch selbst nicht!“ Fred überging diesen Kommentar. „Dein Einsatz?“ Line schob ihm den Geldhaufen zu.

„Oh ho! Du scheinst dir ja wieder mächtig was vor zu nehmen!“ Stellte Fred belustigt fest. „Ich gewinne eh.“ Erklärte sie grinsend. Fred murrte. „Davon solltest du nie ausgehen. Auch wenn du zurzeit echt unnormales Glück hast.“ Line zuckte die Schultern. „Ich habe eh nichts zu verlieren.“ Fred musste grinsen. Da hatte sie nun Recht.

Das Spiel war sehr schnell wieder zu Ende und natürlich hatte Line Recht mit dem was sie sagte. Sie gewann sowieso immer.

Glücklich zog sie den doch recht beachtlichen Haufen Geld zu sich. „Was habe ich gesagt? Es stimmt wirklich! Ich verliere einfach nicht!“

Fred starrte fassungslos auf ihr Blatt, das nun vor seiner Nase auf dem Tisch platziert war. Schummelte sie? Eigentlich hätte er das merken müssen. Fred selbst war ja auch nicht schlecht in solchen Sachen. Aber wie machte sie das? Wie konnte ein Mensch so viel Glück auf einmal haben? Egal, was er für ein Blatt vor zu zeigen hatte, ihres war besser. Das machte ja echt keinen Spaß mehr. Wenn Fred an das ganze Geld dachte, dass er bereits verloren hatte, wurde ihm ganz übel...

Line grinste ihn an. „Na was ist? Noch mal?“ Fred murrte. „Mir bleibt gar nichts andres übrig! Ich brauche mein Geld zurück! Sonst kann ich auch gleich unter die Penner gehen!“ Line lachte. „Du verlierst nur noch mehr!“ Fred griff nach den Karten. „Warts ab! Irgendwann hat auch dein Glück ein Ende!“ Line lachte. Sie glaubte ihm nicht.

In diesem Moment hörten sie, wie der Schlüssel im Türschloss herumgedreht wurde. Die beiden tauschten einen Blick. Man konnte jemanden in der Diele schnaufen hören.

„Hallo Bakura!“ Flötete Line gut gelaunt. In diesem Moment ertönte ein lautes Krachen. Bakura hatte die Tüten fallen gelassen. Nun erschien sein entsetztes Gesicht in der Tür.

„Woher weißt du…?“

Sofort richtete sich sein Blick auf seinen Freund. „Fred?! Woher kennt sie meinen Namen?!“ Fred fluchte innerlich. Also war es doch falsch, ihn ihr zu sagen. Schuldbewusst schaute er zu seinem Freund hoch. „Ich... ähm...“

Bakura stöhnte. „Verdammt Fred! Du Idiot! Wieso machst du eigentlich immer nur Mist?! Ist dir klar, was das bedeutet?!“

Fred schaute seinen Freund unsicher an. „Ich dachte nicht…“

„Nein Kumpel!“ Unterbrach ihn Bakura wütend. „Du hast überhaupt nicht gedacht! Sonst wäre dir nämlich klar gewesen, dass das Scheiße ist! Weiß sie nicht schon so genug?! Wie sollen wir da bitteschön wieder rauskommen, hä?! Hast du da vielleicht mal ne Idee?!“

Man sah dem armen Fred an, dass er keine hatte.

Bakura schnaufte verärgert. Line sah ihn unsicher an. „Ach komm! Das macht doch jetzt auch keinen Unterschied mehr! Ich weiß eh, wie ihr ausseht! Und die Namen hätten die bei der Polizei auch so schnell raus gefunden.“

Bakura beachtete Line gar nicht. Fluchend wandte er sich um und verschwand wieder im Flur. Sie konnten ihn die Tüten in die Küche schleifen hören.

Kurz darauf kam er mit einer bereits halbleeren Flasche wieder zurück ins Wohnzimmer und ließ sich auf dem Sessel fallen. Er warf den Kopf zurück und schüttete sich das Gesöff in den Rachen.

Fred schaute ihm zu. „Gibst mir eins ab?“ Fragte er vorsichtig. Bakura nickte stumm. Sofort stürzte Fred in die Küche.

Bakura ließ kurz von seiner Flasche ab und sein Blick fiel auf den Tisch mit den Karten. „Ihr habt gepokert?“ Fragte er erstaunt. Fred kam wieder ins Zimmer. Er lachte. „Und wie! Du hättest sie mal sehen sollen!“

Aber Bakura schien das gerade überhaupt nicht zu interessieren.

„Woher hat sie das Geld?!“ Fragte er plötzlich. Sein Blick ruhte auf dem riesigen Geldhaufen auf dem Tisch. Fred verstummte sofort. Bakuras Blick schnellte zu Line hinüber.

Diese grinste ihn frech an. „Na von dir!“

Stille. Fred trat schon mal ein paar Schritte zurück. Bakuras Blick verharrte auf Line. Die Ruhe, die er dabei bewahrte, war absolut kein gutes Zeichen.

„Bitte?“ Seine Stimme klang ein kleines bisschen mordlustig. Nur komisch, dass Line das nicht merkte.

Sie lächelte ihn an. „Es war in der Jackentasche.“ Erklärte sie völlig unberührt.

Bakuras Blick fiel auf Fred. Diesem war weitaus mehr bewusst, was Bakuras momentane Stimmung für Folgen haben könnte. Er wurde zusehends nervös. „Sie hat nur Gewinn gemacht.“ Erklärte er leise.

Und nun hatten sie eindeutig die Stelle erreicht, wo sie dem armen Dieb zu viel angetan hatten. „Hä?!“ Seine Stimme klang nur noch verzweifelt.

„Ich habe gewonnen.“ Erklärte Line. Bakura starrte sie an. „Immer wieder. Schau! Das ist alles mein Geld!“ Glücklich hielt sie es ihm vor die Nase. Bakura konnte es nicht fassen.

„Wieso kann sie pokern?“ Fragte er finster. Line grinste. „Wieso nicht?!“

Bakura schaute zu Fred. Dieser trat unruhig von einem Bein aufs andere. „Ehrlich, ich weiß es nicht. Sie hat verdammtes Glück.“

Bakura schüttelte ungläubig den Kopf. Fred war ein verdammt guter Spieler. In ihren Kreisen sogar schon ziemlich bekannt für sein Kartenspiel. Also was sollte das jetzt? Diese Mädel konnte ihn unmöglich so oft geschlagen haben.

Die beiden anderen wechselten einen ratlosen Blick. Schließlich richtete sich Bakura plötzlich auf. Er rieb sich die Hände. „Also gut! Soll sie zeigen, was sie kann!“

Line strahlte. „Heißt das, du spielst mit?“

Bakura sah sie verärgert an. „Was soll es denn sonst heißen?!“

Line ließ sich nicht stören. Sie grapschte fröhlich nach den Karten und begann sie zu mischen. „Du auch Fred?“ Flötete sie. Er nickte schwach und ließ sich wieder auf seinem Platz fallen. Jeder gab seinen Einsatz in den Topf und Line teilte die Karten aus.

Sie nahmen sie auf. Fred stöhnte laut auf. „Das gibt es wirklich nicht. Ihr spielt wohl besser ohne mich.“ Er warf sein Blatt hin. Line lachte. „Siehst du! Du wirst es nie schaffen!“ Fred schüttelte ungläubig den Kopf. Bakuras Blick war immerfort auf Line gerichtet.

„Also los!“ Freute sich Line. Bakura gab seinen Einsatz vor und Line begann sofort damit, ihn zu erhöhen.

Fred machte große Augen beim Zusehen. Der Geldhaufen wuchs und wuchs und keiner von beiden schien in nächster Zukunft nachgeben zu wollen. Waren sie sich so sicher mit ihrem Blatt?

Als sie sich dann endlich einig waren, war der Betrag nun schon wirklich beachtlich. Alle drei lehnten sich weit vor.

Line legte ihr Blatt auf den Tisch. Die Blicke richteten sich auf Bakura.

„Ach Scheiße!“ Er schmiss sein Blatt daneben.

Line strahlte. „Ha! Seht ihr? Ich bin unbesiegbar!“

Fred grinste leicht. Bakura ließ sich nach hinten fallen und starrte an die Decke. Das war echt nicht zu fassen...

Line währenddessen wollte sich gar nicht wieder einkriegen. „Seht mal, was ich alles gewonnen habe!“ Sie knuddelte ihr Geld. Soviel hatte sie selbst zu Hause noch nie besessen.

„Dir ist aber klar, dass das Geld noch immer mir gehört, oder?“ Fragte Bakura plötzlich. Line sah auf. „Was?!“ Ihre Stimme zitterte. Bakura grinste sie an. „Na was hast du gedacht?! Du hast mit meinem Geld gespielt und das möchte ich natürlich auch zurückhaben.“ Line verzog verärgert das Gesicht. „Aber ich habe es doch gewonnen!“ Empörte sie sich.

„Na und?! Das solltest du dir überlegen, bevor du in das Geld anderer investierst!“ Lachte Bakura. Line zog einen Schmollmund. Wozu hatte sie dann jetzt überhaupt gespielt?

Sie musste einmal herzhaft gähnen. Kartenspielen konnte sehr anstrengend sein. Und hatte sie heute überhaupt etwas anderes gemacht?

Sie ließ sich zurücksinken. Und es dauerte nicht lange, da war sie eingeschlafen. Es herrschte eine Weile Schweigen.

Bakura nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. „Ich habe mich in der Stadt ein bisschen umgehört. Die scheinen noch überhaupt keine Ahnung zu haben, wie sie überhaupt anfangen sollen. Alle reden nur Schrott.“

Fred sah ihn ernst an. „Was ist mit den Eltern?“

Bakura lachte. „Die haben noch keine Ahnung. Sie wollten irgendwo ungestört Urlaub machen. Jetzt kann sie keiner erreichen.“

Sein Freund nickte. „Ist auch besser so. Findest du nicht, wir sollten uns langsam was ausdenken?“

Bakuras maß ihn mit einem strafenden Blick. „Wenn du einen Vorschlag hast, nur her damit!“

...

Shopping Tour

Ein unnatürliches Schrillen durchbrach die Stille. Bakura gab ein böses Knurren von sich und drosch auf den Wecker ein. Sofort verstummte das Teil.

Fred blinzelte verschlafen. „Wie spät?“

„Acht.“ Murmelte Bakura.

Fred riss die Augen auf. „Was?!“ Er schrie vor Entsetzen laut auf.

Nun war auch Line wach. Erschrocken sah sie sich um. Als sie die beiden erblickte, ließ sie sich stöhnend zurücksinken und beschloss weiter zu schlafen!

Fred sprang auf. „Ich muss los!“ Fluchend suchte er seine Jacke in dem Durcheinander von schlafenden oder eben nicht schlafenden Personen und fand sie schließlich auch.

Er sah zu Bakura. „Ich komme später noch mal vorbei, okay?“ Bakura nickte ihm nur kurz zu und ließ sich zurück sinken. Fred machte sich davon. Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss.

Bakura besah sich noch mal die Uhr. War es echt schon so spät?

Aber diese blieb erbarmungslos. Mit einem Seufzen hievte sich auch Bakura aus dem Sofa.

Sie waren wohl gestern alle an Ort und Stelle eingeschlafen…

Line gähnte herzhaft. Es hatte anscheinend keinen Sinn mehr weiter schlafen zu wollen. Sie setzte sich auf und schaute Bakura zu, wie er irgendetwas in den Tiefen seiner Manteltaschen zu suchen schien.

„Willst du wieder weg?“ Sie bekam keine Antwort.

Line seufzte tief. „Kann ich mitkommen?“ Bakura sah kurz auf.

„Nein.“ Sagte er entschieden. Line verzog das Gesicht. „Soll ich hier den ganzen Tag allein rumhocken?!“ Maulte sie. Bakura reagierte nicht. Anscheinend sollte sie.

Line schnaufte verärgert. Na toll.

Bakura schien gefunden zu haben, was er suchte. Ohne Line eines Blickes zu würdigen, ging er an ihr vorbei zu den Fenstern hin. Mit einem Knurren nahm sie zur Kenntnis, dass er diese verriegelte. Wieso konnte man hier eigentlich auch alles abschließen?

„Und stell ja keinen Mist an!“ Knurrte er, während er sich den Mantel über die Schultern warf. Line lächelte schwach. Fand er nicht, dass er ein bisschen zu viel verlangte? Was sollte sie tun, wenn ihr langweilig war?

Bakura gefiel ihr Gesichtsausdruck überhaupt nicht. Aber gut. Vielleicht sollte er sich wirklich schon mal im Voraus auf das Schlimmste vorbereiten, damit er nachher nicht noch in Ohnmacht fiel.

Line betrachtete ihn nachdenklich. „Du~?“ Begann sie. Bakura warf ihr kurz einen desinteressierten Blick zu. „Ich bräuchte eigentlich mal neue Klamotten.“ Stellte sie leise fest.

Er hielt mitten in der Bewegung inne. „Was?!“ Fragte er verständnislos.

Sie lächelte gequält. „Ich habe schon die ganze Zeit dasselbe Zeug an! Soll ich das vielleicht den Rest meines Lebens tragen?!“

Bakura zuckte die Schultern. „Ist mir egal!“ Knurrte er. Line verzog wütend das Gesicht. „Mir aber nicht! Ich will was zum Anziehen haben! Darauf bestehe ich einfach!“

Bakura stöhnte. „Und was soll ich deiner Meinung nach machen?!“ Fragte er genervt.

„Na was besorgen!“ Erklärte Line ruhig. Bakura sah sie belustigt an. „Besorgen?“

„Ja. Ist mir egal, wie du es machst. Du bist doch sonst so ein toller Dieb!“

Bakura schüttelte energisch den Kopf. „Ich klau aber keine Kleidung!“ Erklärte er.

Line ließ nicht locker. „Bis jetzt vielleicht nicht. Aber da hattest du es wohl auch noch nicht nötig.“

Bakura richtete sich auf. „Falsch! Ich habe es auch jetzt noch nicht nötig! Wenn du lieber was anderes anziehen willst, ist das nicht mein Problem. Ich hab andere Sorgen, als dass ich mich auch noch ständig um deine Wünsche sorgen kann, okay?!“ Er drehte sich um und begab sich in den Flur. Line schaute ihm nach. Hieß das jetzt etwa nein?

„Ich weiß noch nicht genau, wann ich wieder da bin.“ Rief er laut von draußen.

Die Tür fiel ins Schloss. Der Schlüssel wurde zweimal herumgedreht. Dann war es still.

Line lehnte sich zurück. Sie ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Na toll. Das war ein echt toller Tagesbeginn.
 

...
 

Inzwischen war einige Zeit vergangen. Plötzlich ein lautes Knacksen. Kurz darauf wurde der Schlüssel im Schlüsselloch herum gedreht.

Line schrak heftig zusammen und riss dabei gleich noch die ganze Schublade mit heraus. Lautes Scheppern erklang, als sie auf den Boden krachte.

„Hallo?“ Das war Freds Stimme. Lines Herz begann zu rasen. Sie hörte seine Schritte im Flur.

„Bakura?“

Und schon lugte er ins Zimmer. Line brachte nur ein schwaches Lächeln über die Lippen. Fred starrte sie fassungslos an. „Was machst du da?!“ Rief er entsetzt und kam hastig auf sie zu. Es war eigentlich eindeutig. Sämtliche Schreibtischschubladen waren herausgezogen. Überall lag der Inhalt verstreut, ganz zu Schweigen von dem Kram aus der Schublade, die sie vorhin noch fallen gelassen hatte: Überall auf dem Boden lagen die unzähligen Blätter verteilt. Line schien unübertrieben den ganzen Schreibtisch auseinander genommen zu haben.

Nun schaute sie verlegen in Richtung Fred. Dieser musterte sie argwöhnisch. „Ganz schön neugierig, was?!“ Line lächelte nervös. Was besseres fiel ihr nicht ein.

Fred hievte nun die herausgerissene Schublade wieder auf den Schreibtisch und begann, die verstreuten Blätter wieder rein zu packen. Line sah ihm noch immer zitternd dabei zu. Das nasse Haar hing ihr ins Gesicht. Sie hatte vorhin erst geduscht.

„Wie bist du überhaupt rein gekommen?!“ Fragte sie plötzlich. Fred sah überrascht auf. „Mit dem Schlüssel vielleicht?!“ Er lachte.

„Aber warum hast du den Schlüssel?“ Fragte sie.

„Warum nicht?!“ Erwiderte er verärgert. „Als Bakuras Kumpel habe ich oft genug den Job, ihn zu wecken, weil er nämlich allein nicht aus den Federn kommt. Und da brauche ich nun mal den Zugang zu seiner Wohnung.“ Line schwieg wieder. War wohl ne blöde Frage gewesen.

Niemand sagte eine Zeit lang etwas. Schließlich war es Fred, der sich wieder zu Wort meldete. „Hast du wenigstens was Interessantes gefunden?“ Grinste er.

Line starrte ihn entgeistert an. „Hä?!“

Fred winkte ab. „Schon gut! Jetzt hilf endlich! Wenn Bakura das mitkriegt, kannst du dein Testament machen!“

Line war erstaunt. „Du sagst es ihm nicht?“ Fred lachte. „Quatsch! In der Regel bin ich derjenige, der seine schlechte Laune dann ertragen darf! Warum ihm noch mehr Anlass geben?“

Er räumte weiter Blätter in die Schublade. Line kniete nun nieder und begann ebenfalls, die ganzen Papiere vom Boden auf zu sammeln. Es dauerte nicht lange, da war wieder alles in die Schublade gestopft und diese wieder ordnungsgemäß an ihrem Platz.

Fred wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Scheinst dich jedenfalls ziemlich gelangweilt zu haben.“ Stellte er belustigt fest. Line nickte heftig. „Was soll man auch hier den ganzen Tag machen?“ Fragte sie, in Gedanken wieder bei dem Arschloch, das sie hier allein gelassen hatte. Und ihr fiel plötzlich etwas ein.

„Fred?“ Fragte sie freundlich. „Sag mal, hast du eine Idee, was ich anziehen kann?“

Er starrte sie an. „Hä?!“

Line lächelte unschuldig. „Na, ich hab doch nichts mehr! Meine ganze Kleidung liegt zu Hause. Ich hab nur noch das, was ich anhabe. Und das kann ich nicht ewgig tragen, oder?“

Fred kratzte sich verlegen am Kopf. Da es nicht so schien, als wenn er noch vorhatte, eine Antwort zu geben, fuhr sie fort: „An sowas denkt ihr immer gar nicht, was? Also was machen wir jetzt? Wir müssten doch eigentlich was kaufen.“

Fred wirkte erschrocken „Und mit welchem Geld? Ich hab doch gar nichts mehr!“ Das hatte er schließlich alles gestern verspielt. Fred wurde eigentlich nicht so gern daran erinnert.

Line grinste ihn breit an. „Ich bezahle!“

Einige Sekunden herrschte Stille. Fred dachte nach. „Willst du wieder Bakuras Geld nehmen?“ Fragte misstrauisch.

Line lachte. „Nein. Ich bezahle mit meinem Geld.“

„Welches Geld?!“ Fragte Fred verwirrt. Wenn sie wirklich Geld hatte, konnte Bakura davon nichts wissen. Sonst hätte er es ihr schon längst abgenommen.

Lines Grinsen wurde immer breiter. „Noch habe ich natürlich keins, aber wozu gibt es schließlich Banken?“

Stimmt. Daran hatte Fred natürlich nicht gedacht. Was vielleicht daran lag, dass er diese Einrichtung nun mal nicht allzu oft nutzte. Besonders viel Geld besaß er nie.

„Hast du denn deine Karte?“ Fragte er. Line wies strahlend auf ihre Handtasche. Sie war das einzige, was sie in der ganzen Hektik an jenem Abend noch an sich reißen konnte, bevor Bakura sie aus dem Haus gezerrt hatte.

Line sah ihn fordernd an. „Also was ist? Gehen wir?“

Er betrachtete sie skeptisch. „Und wenn du mir dann einfach abhaust?! Was soll ich dann Bakura erzählen, damit er mich nicht auf der Stelle umlegt?!“

Line lächelte schwach. „Wenn ich dir verspreche, artig zu sein, glaubst du mir eh nicht.“

Fred überlegte. „Stimmt.“ Stellte er fest.

Line stand auf. „Na los! Du kannst mich auch an die Leine nehmen, wenn dir das besser gefällt und du auffallen willst! Aber komm jetzt endlich!“

Sie drehte sich um und stapfte aus dem Zimmer. Fred seufzte tief. Wieso hatte er eigentlich immer das Gefühl, dass er eh nichts zu sagen hatte?

Line wartete schon ungeduldig an der Tür. Fred trat neben sie und sah sie an. „Wie soll ich denn nun verhindern, dass du abhaust?!“ Fragte er beunruhigt. An die Leine nehmen wollte er sie nämlich nicht.

Line stöhnte genervt auf. „Gott, ist das so schwer?!“ Fragte sie aufgebracht. „Nimm mich halt an die Hand.“

Fred glotzte sie an. „Sag mal, wie alt bist du?!“

„15.“

„Und dann soll ich dich noch an die Hand nehmen wie ein Kleinkind?!“ Fragte Fred empört.

Line grinste breit. „Man kann auch aus andren Gründen Händchen halten.“ Stellte sie fest.

Fred schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ist dir schon mal aufgefallen, dass ich aus dem Teenageralter bereits raus bin?!“

Line zuckte nur die Schultern. „Viele Mädchen suchen sich lieber einen älteren Freund.“ Erklärte sie. Sie kannte sich da schließlich aus.

Fred gab eine Art Grunzen von sich. Line lächelte leicht. „Jetzt komm schon! Wenn wir hier noch ewig warten, ist Bakura eher da!“

Fred schreckte auf. Er hatte noch gar nicht daran gedacht, was Bakura überhaupt von der Sache halten würde. Würde er es für gut heißen? Immerhin brauchte sie nun mal wirklich Klamotten. Und es war ihr eigenes Geld. Eigentlich ok, oder?

„Los jetzt!“ Drängelte sie. Ihre Hand wanderte zur Klinke. Mit einem Ruck riss sie die Tür auf und stürmte nach draußen.

Nun blieb Fred irgendwie gar nichts anderes mehr übrig, als ihr zu folgen. Mit einem letzten Seufzen trat er ebenfalls durch die Tür. Line stand im Treppenhaus und schien auf ihn zu warten. Nun grinste sie zufrieden. Sie wandte sich um und sprang, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter. Sie war so unglaublich froh, mal wieder draußen zu sein.

Fred keuchte hinterher. Wenn sie jetzt abhauen würde, hätte er eh keine Chance. Schnaufend kam er unten bei Line an. Sie grinste breit.

„Also was ist?!“ Sie bot ihm ihre Hand an. Fred schaute nur missmutig drein. Ein Stöhnen von Line. Dann packte sie seine Hand und öffnete die Tür. Ein Jauchzen entwich ihrer Kehle. Es war so herrlich draußen. Und schon stürmte sie los. Fred zerrte sie erbarmungslos hinter sich her.

Zu Hause?

Fred gab ein lang gezogenes Stöhnen von sich. Wie lange wartete er jetzt schon hier?! Er wagte den Blick auf die Uhr erst gar nicht!

Andauernd rannten gackernde Mädchen an ihm vorbei und verschwanden in den Umkleidekabinen. Dort saß er. Irgendein netter Mensch hatte einen Stuhl vor den Kabinen aufgestellt und diesen hatte Fred sofort dankbar besetzt.

Ein weiteres Stöhnen. Gelangweilt glitt sein Blick über die Massen an Klamotten, die sich vor ihm ausbreiteten. Wie lange brauchte sie?! Konnte doch nicht so schwer sein, sich ganz einfach ein Kleid an zu ziehen! Oder war es ein Rock? Fred interessierte es eigentlich schon gar nicht mehr, was sie da schon wieder erspäht hatte.

In diesem Moment ging der Vorhang zur Seite. Line lugte heraus und grinste ihn schuldbewusst an. „Fred?“ Er gab nur ein Murren von sich. Sie trat aus der Kabine und strahlte ihn an. „Wie ist das?“

Fred seufzte tief. „Lass es uns bezahlen und komm endlich weiter.“

Line zog eine Schnute. „Du hast ja nicht mal hin gesehen!“

Fred warf ihr einen genervten Blick zu. „Es ist schön.“ Kam es tonlos.

„Jetzt schau es dir doch erstmal richtig an!“

Fred stöhnte. Gleichgültig betrachtete er das junge Mädchen samt ihrer Bekleidung. „Sehr schön! Und jetzt zieh es endlich wieder aus!“

Line schaute an sich herunter. „Ehrlich? Findest du nicht, dass es ein bisschen zu weit ist?!“ Fred sah sie irritiert an. „Was?! Noch kürzer?!“ Line lachte bei seinem Anblick. Sie stolzierte zurück in die Umkleidekabine und zog den Vorhang wieder zu.

Noch ein Stöhnen. Wieder durfte er warten.

„Fred?“ Sie schaute aus der Kabine heraus. „Du könntest das schon mal wegbringen!“

Fred sah sie nicht einmal an. Sein Blick ruhte irgendwo auf den Einkaufstaschen direkt vor ihm. „Bring es selbst weg. Ich bin heute genug durch die Gegend gerannt.“

Line schaute ihn mit Hundeaugen an. „Fred~?“

Er rührte sich nicht. Line fluchte und verschwand wieder. Fred schloss genüsslich die Augen. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht.

Kurz darauf kam sie wieder heraus. Seufzend erhob sich Fred und sie begaben sich zur Kasse, wo Line alles aufstapelte.

Wieder warten. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Kassiererin sich durch die Massen gekämpft hatte. Mit einem Lächeln nahm sie schließlich Lines Karte entgegen. Kurz darauf waren sie endlich aus dem Laden raus.

Line sah sich um. Ihre Augen sprühten vor Tatenlust. „Und wo jetzt hin?!“

Fred stellte mit einem Keuchen die ganzen Einkaufstüten ab. Er konnte Line schon lange nicht mehr an die Hand nehmen. Aber jetzt würde sie auch nicht mehr einfach wegrennen. Sie konnte ja ihre ganzen Neuerwerbungen nicht im Stich lassen!

„Ich schlage vor nach Hause.“ Fred schnappte nach Luft.

Line schien die Idee nicht gefallen zu wollen. Sie sah ihn skeptisch an. „Hattest du schon mal ne Freundin? Wenn du beim Schoppen immer so schnell schlapp machst, kriegst du echt nie eine!“

Fred schnaufte. „Na danke!“

Dann musste er wohl ohne eine feste Beziehung überleben. Er wollte jetzt nämlich nach Hause.

Er drückte Line trotz Protests einen Teil des Einkaufs in die Hände und zog sie dann vorwärts. Lines Gemecker kümmerte ihn überhaupt nicht mehr.
 

„Verdammt, lass mich endlich los!“ Knurrte sie. Ihr Handgelenk schmerzte. Sie waren vor Bakuras Haus angekommen. Fred ließ sie los. Wortlos angelte er den Schlüssel aus seiner Tasche und schloss auf. Mit einem Stöhnen nahm er die Taschen wieder auf und stapfte die Treppe hoch. Line kam hinterher. Sie erreichten den zweiten Stock und somit endlich die Wohnung.

Erschöpft krachte Fred auf das Sofa. Wie konnte Einkaufen doch anstrengend sein! Noch einmal würde er sich sicher nicht zu so was überreden lassen!

Line nahm sich die Taschen vor. „Was soll ich denn als erstes anziehen?“

Fred ließ die Augen geschlossen. „Was fragst du mich das immer?! Du musst es doch wissen!“

Line seufzte. „Ach komm! Du kannst doch auch mal was sagen! Was fandest du denn am besten?“ Fred konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Er hatte keinen Schimmer, was sie da alles eingekauft hatte.

„Fred?“ Keine Reaktion.

„Och mann!“ Rief Line ungeduldig. „Jetzt schau endlich her!“

Er stöhnte und öffnete die Augen. Sie hielt ihm zwei Kleider vor die Nase.

„Welches?!“

Fred betrachtete beide. Dann schloss er die Augen wieder. „Das rote.“

Line besah sich das Kleid. „Rot, hm?“ Fred stöhnte laut. „Das ist der Grund, weshalb ich lieber die Klappe gehalten hätte! Tu mir einen Gefallen und interpretier da jetzt nicht gleich etwas hinein, ja!?“

Line schaute ihn erstaunt an. „Na gut.“

Fred öffnete die Augen wieder. „Ich mache dann erst mal was zu essen.“

Line strahlte. „Keine schlechte Idee.“

Fred grinste. Er hievte sich aus dem Sofa und schwankte in Richtung Küche.

Sofort verschwand das Lächeln von Lines Gesicht. Er hatte nicht abgeschlossen.

Hastig zog sie sich das Kleid an und schnappte sich die restlichen Tüten und ihre Tasche.

Sie konnte Fred in der Küche summen hören, während sie den Flur entlang schlich. Sie erreichte die Tür. Ganz vorsichtig, um ja keinen Krach zu machen, drückte sie die Klinke.

Die Tür gab nach. Lines Herz machte einen Satz. Es klappte doch tatsächlich mal.

Sie zog die Tür endgültig auf und stürzte nach draußen. Vor ihr lag das Treppenhaus. Sie hatte es wirklich geschafft. Sie war draußen. Sie sprintete die Treppe hinunter. Schon war sie im ersten Stockwerk.

In diesem Moment, wie hätte es anders sein können, krachte sie mit jemandem zusammen und beide gingen zu Boden.

Line gab einen verzweifelten Laut von sich. Das war nicht gerecht. So viel Pech hatte sie nie und nimmer verdient.

Bakura stöhnte vor Schmerz. Er richtete sich auf und befreite sich so gut es ging aus Lines Umklammerung. „Was machst du hier?!“ Schnaubte er. Line lächelte ihn schuldbewusst an. „Sieht man das nicht?“

Bakura schaute sehr finster drein. Er stand auf und zog sie brutal wieder auf die Beine.

Erst dann bemerkte er Lines Kleid. „Was hast du überhaupt an?!“ Fragte er entsetzt. Sein Blick fiel auf die Taschen. Er stockte. „Und was ist das?“

Er griff blitzschnell nach den Tüten. Ein Blick hinein und er schaute geschockt wieder zu Line. Sie lächelte nur. „Ich habe dir gesagt, dass ich Kleidung brauche!“ Mit einem siegessicheren Grinsen riss sie ihm die Tüten aus der Hand und stolzierte die Treppe wieder hoch. Bakura starrte ihr nach.

„Woher hast du das alles?!“ Als er in die Wohnung gestürzt kam, saß Line wieder gemütlich auf dem Sofa. Sie lächelte ihn überlegen an. Bakura war kurz davor ihr einfach an die Gurgel zu springen.

„Bakura?“ Fred tauchte in der Küchentür auf. Somit hatte er seinen Freund perfekt abgelenkt.

Er fuhr herum. „Kannst du nicht einmal aufpassen., du Idiot?! Weißt du, wo ich sie eben vorgefunden habe?! Auf der Treppe! Kurz davor das Haus zu verlassen! Ist dir klar, was passiert wäre, wenn ich nicht in diesem Moment da gewesen wäre?!“

Fred starrte ihn an. „Hä?!“

Bakura schnaubte. „Woher hat sie die Klamotten?!“

Fred sah ihn unsicher an. „Die haben wir gekauft.“

„Gekauft?!“ Bakuras Hand glitt automatisch an seinem Mantel entlang. Sein Geld war noch da. „Womit?!“ Fragte er misstrauisch.

„Schon mal daran gedacht, dass ich selbst auch Geld habe?!“ Line betrachtete ihn amüsiert. Bakura spürte die Wut in sich aufsteigen. „Wieso hast du Geld?!“ Knurrte er.

Line lachte. „Wieso nicht?! Meine Eltern sind reich! Ein Besuch bei der Bank und ich hab die Kohle in der Tasche!“ Bakura sah sie aufmerksam an. Er sagte nichts mehr.

Fred lachte verlegen. „Ich habe gerade Essen gemacht.“ Bakura schwieg auch zu dieser Verkündung. Er steuerte ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Sessel an und ließ sich fallen. Er stöhnte und schloss die Augen. Wieso wollten ihn eigentlich alle fertig machen?

Fred räusperte sich. „Gut. Ich hol das dann mal.“ Er tauschte einen Blick mit Line und sie stand auf, um ihm zu helfen. Kurz darauf saßen sie alle am Wohnzimmertisch und aßen.

„Aber sind die Sachen nicht toll?“ Schmatzte Line fröhlich. Bakura warf einen kurzen Blick auf ihr Kleid und wandte sich dann ohne weiteren Kommentar wieder seinem Essen zu.

„He!“ Rief Line empört. „Sind sie etwa nicht gut?!“

Bakura sah sie ernst an. „Sie sind zu auffällig!“ Erklärte er.

Line schien sprachlos. Na logisch. Das war ja auch der Sinn der Sache, nicht?

„Magst du es nicht?“ Fragte sie enttäuscht. Fred grinste breit. Er schielte zu Bakura. Dieser starrte irgendwo in seine Suppe.

„Ich falle nicht gern auf.“ Knurrte er.

Line verdrehte die Augen. „Aber magst du es trotzdem?“

„Hm.“

„Was?!“

Bakura stöhnte. „Ja verdammt!“

Sie wirkte überrascht. „Ja?“ Fragte sie glücklich.

„Das sagte ich doch!“ Er stand auf und verschwand mit seinem Teller aus dem Raum. Line grinste zufrieden. Fred versuchte gerade mühevoll sich das Lachen zu verkneifen.

Kurz darauf kam Bakura wieder. Er sah zu Fred und sein Blick verfinsterte sich. „Räum ab!“

Fred lachte und tat, wie ihm geheißen. Bakura ließ sich wieder in den Sessel sinken. Sein Blick richtete sich nach einer Weile auf Line.

Diese schaute unsicher zurück. „Deine Eltern sind auf dem Heimweg.“ Sagte er ruhig. Line erstarrte. Damit hatte sie nicht gerechnet.

„Man hat sie nun doch erreichen können und sie haben sofort beschlossen, zurück zu kommen.“ Er seufzte tief. Line sah ihn aufmerksam an.

„Und jetzt?“ Fragte sie leise. Er betrachtete sie nachdenklich. „Das wüsste ich selbst gern.“

Fred kam wieder herein. Die ernsten Gesichter überraschten ihn. „Was ist los?“

Keiner schien es für nötig zu halten, ihm eine Antwort zu geben. Bakura und Line starrten sich nur weiter gegenseitig an.

Fred gab ein Glucksen von sich. Er setzte sich neben Line aufs Sofa und schaute verwirrt vom einen zum andren. Bakura wandte nun endlich seinen Blick ab. „Wir kriegen Probleme.“ Erklärte er. Fred sah ihn fragend an.

„Ihre Eltern kommen wieder.“ Erschöpft ließ sich Bakura nach hinten sinken. Fred riss die Augen auf. „Wann?!“

„Heute Abend noch.“ Beim Gedanken daran stöhnte Bakura leise. Fred riskierte einen Blick auf die Uhr. Es war ja schon Abend.

Alle schwiegen. „Ja und was machen wir?“ Fragte Fred vorsichtig.

„Noch brauchen wir uns keine Sorgen machen. Sie haben keine Anhaltspunkte, soweit ich weiß. Solange sie die nicht haben, können sie auch nichts unternehmen.“ Fred nickte. „Aber das kann nicht mehr lange dauern. Wir müssen uns schon was überlegen.“

Bakura starrte irgendwo vor sich auf den Tisch. Line schaute vom einen zum anderen. „Also?“

Bakura hob den Blick. „Wir reden später drüber.“ Sagte er zu Fred. Dieser nickte. „Gut.“

Er warf Line kurz einen Blick zu. Das Mädchen starrte die beiden Männer an. Was sollte das jetzt?

„Soll ich nicht dabei sein, oder was?!“ Fragte sie mit bebender Stimme. Sie bekam keine Antwort. Bakura stand auf und verschwand in der Küche.

Line sah Fred fragend an. Dieser griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Sein Blick heftete sich auf den Bildschirm.

Line gefiel das überhaupt nicht. Warum sollte sie es nicht gleich erfahren?! Früher oder später mussten sie eh über ihr Schicksal entscheiden.

Es dauerte eine ganze Weile bis Bakura wieder im Zimmer auftauchte. Er stöhnte. Die Sonne hatte den ganzen Tag über durch die Fenster geschienen. Vorhänge, die das hätten verhindern können, gab es nicht. Dementsprechend stickig war es nun hier drin.

Bakura trat zum Fenster und schloss auf. „Das euch das nicht zu stören scheint.“ Meinte er kopfschüttelnd. Er riss das Fenster auf. Dann ließ er sich in den Sessel fallen.

„Hast du Hockney heute getroffen?“ Fragte er an Fred gewandt. Dieser schüttelte den Kopf.

Er grinste. „Willst ihn mal wieder ausnehmen?!“ Feixte er.

Bakura lachte. „Nein! Ich muss ihm was Wichtiges sagen, aber er scheint derzeit nicht in der Stadt zu sein.“

Fred nickte. „Das kann schon sein. Ich glaube, er hat wieder was gefunden.“

Bakura gab ein Seufzen von sich.

Line versuchte, einfach nicht zuzuhören. Sie verstand eh nicht, was die beiden Männer da sprachen. Zum ersten Mal, seit sie hier war, fühlte sie sich allein. Diese Leute waren eben doch ganz anders. Sie hatte doch tatsächlich geglaubt, sie könnte vielleicht hier bleiben.

Wenn man sie näher kannte, waren diese Typen gar nicht so schlimm.

Aber sie gehörte hier nun mal nicht hin. Ihre Eltern waren nun wieder da und sie machten sich garantiert Sorgen. Line wusste, wie sehr ihre Mutter immer Angst um sie hatte. Nur warum wollte sie nicht zurück? Was hielt sie denn an einem Ort, wie diesem?

Als Line am nächsten Morgen aufwachte, waren die beiden schon wieder weg und die Tür abgeschlossen. Doch hatte sie einen Entschluss gefasst.

Abgehauen

Bakura kam die Straße entlang. Sein Blick war auf den Boden zu seinen Füßen gerichtet. Wieso musste eigentlich auch alles immer so kompliziert sein? Davor hatte er nie Probleme gehabt! Noch nie hatte man ihn beim Stehlen erwischt und dieses eine Mal sollte jetzt so verhängnisvoll sein? Was sollten sie jetzt tun?

Er wäre beinahe in die Tür rein gerannt, wäre ihm nicht im letzten Augenblick aufgefallen, dass er angekommen war. Seufzend begann er mit der Suche des Haustürschlüssels und konnte sie nach einer halben Ewigkeit endlich beenden. Er schloss auf und stieg die Treppen zu seiner Wohnung hoch. Noch eine Tür war auf zu schließen und er hatte endlich das rettende Sofa erreicht. Er ließ sich fallen. Ein erleichtertes Stöhnen. Zufrieden schloss er die Augen. Die Hektik auf der Straße konnte doch sehr an den Nerven zerren. Hier war es wunderbar still.

Und erst jetzt wurde ihm bewusst, was ihm schon lange hätte auffallen müssen.

Sofort war er wieder auf den Beinen. „Line!?“

Keine Reaktion. Panisch sah er sich um und sofort fiel sein Blick auf das Fenster. Es war offen und die Konstruktion, die zur Rettung verholfen hatte, war nicht zu übersehen.

Er stürzte darauf zu. Die meterlange Kette aus zusammengebundenen Tüchern reichte bis zum Boden. Ein Blick über die Schulter zur Schlafzimmertür und er wusste auch, woher sie die Massen an Laken hatte.

Draußen hatten sich schon ein paar Menschen zusammen gefunden, um dass Werk zu begutachten. Bakura verscheuchte sie mit einem einzigen Blick und hastig zog er die ellenlange Lakenkette wieder hoch. Glücklicherweise war das Fenster zum Hinterhof ausgerichtet. Sonst wäre er allein schon wegen dieser doch recht auffälligen Konstruktion an seinem Fenster geliefert gewesen.

Die Scheiben klirrten, als er das Fenster wieder schloss. Wieso war er so blöd gewesen und hatte das vergessen?! Er hatte es gestern nicht wieder abgeschlossen und somit Line wunderbar die Flucht ermöglicht.

Aber was noch wichtiger war, was sollte er jetzt tun?! Sein Blick raste durch das Zimmer in der Hoffnung, eine Antwort zu finden. Und er fand eine.

Während er die Nummer eingab konnte er deutlich seinen schnellen Atem hören. Er bekam Angst. Ein Knacken war auf der anderen Seite zu hören. Bakura fuhr auf. „Fred?!“

Man hörte Besagten fluchen. Ein Rumpeln war zu hören. „Scheiße verdammt! Bakura? Bist du das?!“

„Fred! Line ist weg!“ Brüllte Bakura aufgeregt. Kurzes Schweigen.

„Hä?!“ Fred wirkte ernsthaft verwirrt.

Bakura gab ein verzweifeltes Heulen von sich. Manchmal wollte er seinem Freund echt gern den Hals umdrehen! Warum verstand er nie?!

„Fred! Schläfst du noch?!“ Schrie er. Ein Knurren. „Ja verdammt! Du hast mich gerade geweckt! Also was war jetzt los?!“ Fragte er durcheinander.

Die Antwort fiel aus. Bakura hatte aufgelegt.

Der Typ war echt nie zu gebrauchen! Verzweifelt raufte er sich die Haare. Er wusste ja nicht einmal, wie lange sie schon weg war! Hatte sie die Polizei schon informiert? Waren sie vielleicht schon auf dem Weg hierher!?

Immerhin wusste er jetzt, was zu tun war. Er musste abhauen! Jeden Moment konnten vor seiner Tür die Beamten aufkreuzen und dann war es zu spät!

In Sekundenschnelle hatte er alles, was nicht hier bleiben konnte, in seine Manteltaschen gestopft und war auf dem Weg zur Tür.

Er riss sie auf. Und was er dann sah, brachte ihn der Ohnmacht gefährlich nahe. Das war ganz einfach zu viel für einen Bakura.

„Was machst du hier?!“ Schrie er außer sich. Die Erleichterung in seiner Stimme war trotzdem nicht zu überhören.

Line stand vor ihm. Sie schaute ihn unsicher an. „Hm.“ Mit der Hand fuhr sich durchs Haar.

Bakura starrte sie an. Er wartete noch immer auf eine Erklärung. Denn sonst würde sein Kopf jeden Moment in die Luft gehen.

Plötzlich trat sie vor. Bevor er irgendwie reagieren konnte, hatte sie sich schon ganz fest an ihn geklammert.

„...?!“

Bakura schaute geschockt zu ihr hinunter.

Er wusste nicht, was er tun sollte. Sie heulte. Eher aus Freude, wie ihm schien.

Krampfhaft versuchte Bakura sie ein wenig von sich weg zu schieben, aber Line drückte ihn nur noch fester. „Ich möchte doch bei euch bleiben.“ Flüsterte sie. Bakura starrte sie an.

Mit einem Ruck befreite er sich aus ihrer Umklammerung. Er hielt sie an den Schultern fest und beugte sich ein Stück herunter, um ihr in die Augen schauen zu können. „Was redest du da!? Wieso bist du hier?“ Rief er aufgeregt.

Line lächelte nur schwach. „Ich habe es mir anders überlegt. Ich will nicht weg. Solange ich nicht muss.“

Bakura schaute nur fassungslos. Er richtete sich auf. Ratlos starrte er über ihren Kopf hinweg. Was war hier bloß los? War sowas normal!?

Erst jetzt wurde ihm klar, dass sie noch immer im Treppenhaus standen. Mit einem Blick rundum versicherte er sich, dass kein neugieriger Nachbar die Wiedersehensorgie mit an gesehen hatte und zog Line dann schnell in die Wohnung. Er schob sie ins Wohnzimmer und drückte sie dort in den Sessel. Erwartungsvoll schaute sie zu ihm hoch. Bakura stand vor ihr und starrte noch immer fassungslos auf sie herab. Das war doch verrückt! Wieso war sie zurückgekommen?!

An der Tür läutete es. Bakura fuhr zusammen. Misstrauisch sah er zu Line. „Wer ist das?!“

Sie schaute ihn verständnislos an. „Woher soll ich das wissen?“ Fragte sie erstaunt.

Jemand hämmerte gegen das Holz. „Verdammt Bakura! Bist du da!? Ich bin es doch!“

Ein erleichtertes Seufzen von Bakura. Er schlurfte in den Flur und öffnete die Tür. Fred stürzte herein. Er sah sich suchend um. „Hast du sie gefunden?!“

Bakura sah ihn fragend an. „Line! Ich denk, sie ist weg!“ Rief Fred außer Atem.

Bakuras Blick verfinsterte sich. „Du hast also doch verstanden, was ich gesagt habe!“

Fred grinste unsicher. „Ich brauche halt immer so meine Zeit, das weiß du!“ Sofort wurde er wieder ernst. „Also was ist!? Wo ist sie?“

Bakura deutete ins Wohnzimmer. Fred schaute überrascht, folgte aber dann seinem Wink. Er fand Line im Sessel vor. Verwirrt sah er wieder zu Bakura, der hinter ihm eintrat.

„Aber du hast doch gesagt, sie ist weg!“ Stellte er beleidigt fest.

Bakura lachte trocken. „Ich habe dich nicht angelogen! Sie ist wieder zurückgekommen.“

Fred sah ihn ungläubig an. Gleichzeitig erschien ein panischer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Und wenn sie nur die Bullen hierher lockt?!“ Rief er aufgeregt.

Bakura wandte sich an Line. Sein Blick flehte fast nach der richtigen Antwort. Line sah ihn unsicher an. „Ich bin nicht zur Polizei gegangen.“ Beteuerte sie.

Bakura schaute wieder zu Fred. Für ihn schien damit alles geklärt.

Fred hob die Augenbrauen. Das allein reichte also, um Bakura zu überzeugen?

„Wir wissen nicht, ob sie mit jemandem geredet hat.“ Stellte er fest. Bakura schüttelte entschieden den Kopf. „Sie hat mit niemandem gesprochen.“ Erklärte er. Seine Augen ruhten weiterhin auf Line, die sich in ihrem Sessel zusehends unwohler fühlte.

Fred sah ihn zweifelnd an. „Woher willst du das wissen? Weil sie es dir gesagt hat?!“

Bakura sah seinen Freund finster an. „Ja.“ Knurrte er.

Fred wirkte leicht verzweifelt. Er schüttelte den Kopf. „Das reicht nicht. Sie kann uns auch anlügen.“

Er betrachtete Line. Das Mädchen kauerte in ihrem Sessel und folgte nervös der Diskussion der beiden Männer. Sie selbst verstand auch nicht so richtig, warum Bakura sich so sicher war, dass sie nicht vielleicht doch log, aber sie war froh darüber.

„Und selbst wenn sie die Wahrheit sagt, dann kann sie doch trotzdem jemand gesehen haben.“ Fuhr Fred fort. „Sie wird doch überall gesucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie niemand auf der Straße erkannt hat, ist doch wohl sehr gering! Was, wenn jemand ihr gefolgt ist!?“

„Dann stände dieser jemand doch schon lange vor unserer Tür.“ Sagte Bakura ruhig.

Fred starrte seinen Freund fassungslos an. „Wenn er jetzt die Polizei verständigt, dann steht die in der Tat in wenigen Minuten vor der Tür!“ Rief er verzweifelt. Wieso machte sich Bakura eigentlich keine Sorgen!? Sonst war er es doch, der immer so überaus vorsichtig bei allem war! Wieso hatte er keine Angst?

Bakura betrachtete seinen Freund ernst. „Hör zu, wir können es doch eh nicht ändern. Hättest du es lieber, sie wäre nicht zurückgekommen und hätte wirklich die Polizei gerufen? Würdest du jetzt lieber schon im Knast sitzen!? Natürlich war es gefährlich draußen rum zu laufen. Und natürlich kann sie jemand gesehen haben. Aber immerhin haben wir jetzt noch eine Chance. Sei doch einfach froh, dass bis jetzt noch niemand vor der Tür stand. Vielleicht müssen wir jetzt noch mehr aufpassen, aber noch sind wir frei, okay?“

Die beiden Männer schauten sich eine Weile nur an. Bis Fred sich schließlich unter Stöhnen aufs Sofa fallen ließ. „Okay.“ Murmelte er.

Line und Bakura wechselten einen Blick. „Ich könnte ja Mittag machen.“ Schlug sie leise vor. Bakura nickte ihr zu und sie erhob sich und verschwand aus dem Zimmer.

Bakura schaute auf seinen Freund herab. „Ist wirklich alles okay?“

Fred schaute erschrocken auf. „Ja ja.“ Er richtete sich auf. Seufzend ließ er seinen Blick durchs Zimmer gleiten. „Die ganze Geschichte macht mich echt wahnsinnig.“

Bakura lächelte schwach. Immerhin schien es ihnen beiden so zu gehen.
 

Als Line schließlich mit dem fertigen Essen eintrat, fand sie die beiden auf der Couch vor, die Blicke auf den Fernseher vor ihnen gerichtet. In diesem Moment aber sprang Fred freudig auf. „Endlich! Ich habe den ganzen Tag noch nichts Vernünftiges zu mir genommen!“

Bakura lachte trocken. Fred hatte immer Hunger, egal wie viel er bereits gegessen hatte. Aber auch er hievte sich hoch und begab sich zu Tisch. Line stellte mit einem erleichterten Stöhnen den schweren Topf ab und setzte sich ebenfalls. Dann füllte sie auf und alle begannen zu essen.

„Wieso kannst eigentlich kochen? Bei dir zu Hause hast du doch bestimmt Angestellte dafür!“ Stellte Fred schmatzend fest. Line sah ihn finster an. „Sicher, aber trotzdem weiß ich, wie man ne Dose Eintopf aufwärmt!“ Erklärte sie leicht beleidigt. Fred schaute überrascht auf seinen Teller. Seit wann schmeckte Dosenfutter gut?!

Bakura schrie plötzlich auf und Line und Fred zuckten zusammen. Erschrocken sahen sie ihn an. Aber ihr Blick wurde sogleich weiter geleitet zum Fernseher und nun stockte auch ihnen der Atem. Fred stürzte zur Fernbedienung und stellte lauter.

Dort war ein Bild zu sehen. Abgebildet ein junges Mädchen. Line starrte ihr Gegenüber fassungslos an. „Soll ich das sein!?“ Sie lachte laut auf. „Kein Wunder, dass mich niemand erkennt! Das Bild ist steinalt!“ Die anderen beiden versuchten angestrengt dem Sprecher zu folgen. Er erzählte, dass es noch immer keine Anhaltspunkte gäbe und dass die Polizei noch einmal dazu auffordere, sich mit Hinweisen an sie zu wenden. Es wurde ein Bild gezeigt mit einem scheinbar sehr reichen Ehepaar. Sie stiegen aus dem Flugzeug und wurden dort sofort von unzähligen Beamten empfangen und weitergeführt. Es wurde von einem Geldbetrag gesprochen, den die Eltern dem versprachen, der ihnen ihre Tochter bringe.

Freds Augen hingen gebannt am Bildschirm, während Bakuras eher auf Line gerichtet waren. Sie sah auf ihre Eltern dort im Fernsehen. Aber aus ihrer Miene war nichts zu lesen. Keine Gefühle.

Man sah die beiden an der Kamera entlang laufen. Eine Aussage gegenüber den Reportern wollten sie nicht machen.

Man erzählte von der Verwirrung der Polizei, weil keine Forderungen von den Entführern kamen. Sie hätten bisher keinerlei Hinweise bekommen und ein Beamter meinte, dass es wohl unwahrscheinlich sei, dass das Kind noch einmal wieder lebendig auftauchen würde. Die Ermittlungen würden aber auf Wunsch der Eltern fortgesetzt.

Das Bild kehrte zum Nachrichtensprecher zurück und dieser begann über das nächste Thema zu reden.

Sie saßen alle ein wenig steif da, bis Fred sie aufrüttelte, indem er sich wieder an seinem Teller zu schaffen machte. Auch die anderen aßen schnell auf. Das Essen war bereits kalt.

Sommerhitze

Es war so heiß! Fred glaubte jeden Moment ohnmächtig zu werden und wünschte es sich insgeheim auch, damit er dieser Hitze entfliehen könnte.

Das Mittagessen war inzwischen schon Stunden her. Er lag neben Bakura auf dem Sofa. Jener gab hin und wieder ein gequältes Stöhnen von sich und zeigte damit, dass er anscheinend noch am Leben war. Niemand im Zimmer rührte sich. Jegliche Bewegung würde den Schweiß nur noch mehr antreiben.

Nur Line saß für die derzeitigen Umstände unverständlich gemütlich am Schreibtischstuhl und werkelte an irgendetwas rum. Wenn Fred und Bakura normalerweise aufgesprungen wären, um nach zu schauen, was sie da schon wieder anstelle, so war es ihnen heute ziemlich egal! Um das zu bewerkstelligen, hätten sie aufstehen müssen.

Aber sie sollten es nun eh erfahren.

„Seht mal!“, ihre laute Stimme durchbrach die angenehme Ruhe im Zimmer. Die beiden bewegten nicht einmal den Kopf in ihre Richtung.

Man hörte Line schnaufen. Ein Stuhl wurde verrückt. Dann Schritte. Bakura schnaubte laut. „Lass den Quatsch!“

„Wieso Quatsch?!“, empörte sich Line. Fred hob den Kopf. Sie stand vor Bakura, einen aus Papier gefalteten Fächer in der Hand. Nun wirkte sie leicht beleidigt.

Fred lachte. „Ich finde die Idee gut!“ Bakura verdrehte die Augen und warf sich auf die andere Seite. Line lächelte und gab den Fächer an Fred weiter. „Hier!“ Er nahm ihn grinsend entgegen und sofort trat das Stück in Funktion. Die kalte Luft tat verdammt gut.

„Was machen wir heute noch?“, fragte Fred an Bakura gewandt. Dieser rührte sich nicht. „Solange es so warm ist, gar nichts!“, knurrte er ins Kissen. „Und heute Abend?“, hakte Fred nach. Bakura schwieg.

Line kam wieder ins Zimmer. Keiner von beiden hatte bemerkt, dass sie überhaupt weg war. „Wer will was zu trinken?“, fragte sie fröhlich. Nun richtete sich sogar Bakura auf.

Übers ganze Gesicht strahlend überreichte sie jedem ein Glas und erfreute sich dann an ihrem eigenen. Sie hielt es an ihren Hals und quietschte daraufhin erschrocken über die Kälte. Die beiden Männer tranken ihrs sofort aus.

Bakura ließ sich stöhnend zurück sinken. Er hasste solch heißes Wetter. Wenn es so weiter ging, und danach sah es aus, würde er wohl den ganzen Tag hier liegen bleiben.

Auch Fred lehnte sich wieder zurück. Verständnislos folgte sein Blick dem jungen Mädchen. Wie konnte man bei diesem Wetter so durch die Gegend hüpfen!?

Line nahm die Gläser wieder auf und hopste in der Tat mit ihnen aus dem Zimmer. Kurz darauf war sie auch schon wieder da. Sie ließ sich in den Sessel fallen und sah Fred fragend an.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie noch immer anstarrte und er ließ wieder von ihr ab. Mit einem Seufzen schloss er die Augen.

So verbrachten sie den gesamten Vormittag. Immer wieder zwischendurch wurden sie durch ein Getränk, das Line aus der Küche holte, zum Leben erweckt. Wieder richtig munter wurden sie aber erst, als die Sonne endlich unterging. Zwar war es immer noch warm, aber diese Temperaturen waren zu ertragen.

Bakura erhob sich plötzlich mit einem Ruck. Er verließ das Zimmer und verschwand im Bad.

Line seufzte: „Und? Habt ihr heute noch was vor?“

Fred zuckte hilflos die Schultern. „Das musst du den Chef fragen!“

Line hob die Augenbrauen. „Wieso ist er der Chef?“

„Ist halt so.“, murmelte Fred.

Und sie schwiegen wieder.

Als Bakura endlich wieder ins Zimmer trat, sahen ihn beide erwartungsvoll an.

„Ist was?“, knurrte er. Er streifte ein letztes Mal mit dem Handtuch über sein nasses Haar, bevor er es über die Sessellehne warf.

„Wollt ihr wieder weg?“, fragte Line leise.

„Ja.“

Ihr Gesicht verzog sich. Na toll.

Fred sah seinen Freund erwartungsvoll an. „Ich will Bill treffen. Ich hoffe nur, er ist da, wo ich ihn vermute.“, erklärte Bakura. Fred nickte. Auf Bakuras auffordernden Blick hin erhob er sich mit einem Seufzen und trat auf die Tür zu. Bakura wandte sich um. „Na komm!“

Line starrte ihn an. „Hä?!“

Fred wirkte genauso fassungslos. „Sie kommt doch nicht mit, oder?“, rief er überrascht.

Auf Bakuras bösen Blick fügte er hastig hinzu: „Ich habe nichts dagegen! Ganz und gar nicht!“ Er lachte nervös. „Aber ich bin auch nicht derjenige von uns beiden, der ständig solche Angst hat, entdeckt zu werden! Hältst du das wirklich für klug!?“

Bakura kramte den Schlüssel aus seiner Tasche. „Sie muss ja auch mal raus.“, murmelte er.

Fred überlegte, ob er es wagen konnte zu widersprechen. Immerhin war es Bakura, dem es bis jetzt herzlich egal gewesen war, ob Line nun gern allein zu Hause hockte oder nicht.

Aber als sich dieser jetzt umwandte und ihn mit einem seiner bösen Blicke bestrafte, ließ Fred diesen Gedanken sehr schnell wieder sein.

Bakura fasste Lines Hand und zog sie hoch. Sie hatte kaum Zeit sich dessen bewusst zu werden, da wurde sie auch schon zur Tür gezerrt.

Fred hielt schweigend die Tür auf und das Trio machte sich auf den Weg.
 


 


 


 

„Wo wollen wir eigentlich hin?“, fragte Line gelangweilt. Eine halbe Ewigkeit latschten sie jetzt schon durch die Stadt. Inzwischen war es schon fast ganz dunkel.

„Du wirst es früh genug erfahren.“, kam Bakuras Antwort schlecht gelaunt wie immer.

Line war nicht zufrieden. „Und wann sind wir endlich da?!“, fragte sie ungeduldig.

Bakura stöhnte. Schon jetzt bereute er, sie mitgenommen zu haben. „Du wirst es doch sehen!“

Line schrie wütend auf. „Fred~!“

Besagter war ein paar Schritte vorgegangen, wandte sich nun aber erschrocken zu Line um. „Was ist?“, fragte er besorgt. Sie wies anklagend auf Bakura. „Er ärgert mich!“

Fred lachte schallend. „Und? Was soll ich jetzt machen!? Mich ärgert er doch auch immer!“

Die beiden Männer grinsten sich zu und als wäre die Sache damit erledigt, wandte Fred sich wieder zum Gehen um.

Line schnaufte. Noch einmal versuchte sie sich von Bakuras Griff zu befreien. Ihr Handgelenk tat ihr weh, weil er so fest drückte.

Bakura ging schneller als sie und zog sie also die ganze Zeit hinter sich her, jetzt allerdings wandte er sich wütend um. „Lass das endlich sein. Wir fallen nur auf.“, zischte er.

Line funkelte ihn böse an. „Ich schreie gleich, das fällt noch viel mehr auf.", keifte sie ihm entgegen.

Bakura warf ihr einen leicht verunsicherten Blick zu. Anscheinend überlegte er gerade, ob sie das wirklich wagen würde. Dann allerdings wandte er sich wieder um und zerrte Line weiter. Er glaubte ihr wohl nicht.

„Ich meine das ernst!“, rief Line empört hinter ihm. Doch er tat nichts, außer sie noch energischer weiter zu ziehen.

Line jaulte auf. „Hör endlich auf mich so zu zerren! Ich kann nicht mehr!“, jammerte sie.

Bakura stöhnte nur. „Ich wollte eigentlich heute noch ankommen!“, erklärte er genervt.

Und Line schrie plötzlich wirklich.
 

„Lass mich los!“
 

Sofort wandten die ersten die Köpfe nach ihnen. Bakura blieb wie angewurzelt stehen. Als er sich umdrehte, konnte Line einen Anflug von Panik in seinem Gesicht erkennen.

Ein Grinsen konnte sie nicht verhindern. Genau das hatte sie sehen wollen.

„Ich warne dich, lass es sein.“, zischte er leise. Line bekam ihren Gesichtsausdruck sehr schnell wieder in Griff.

„Du sollst mich loslassen!“, sagte sie kalt. Sie sprach noch immer sehr laut.

Ein Mann blieb neben ihnen stehen um im Notfall eingreifen zu können. Er sah Bakura auffordernd an.

Immer weiter Line anstarrend lockerte Bakura seinen Griff.

Ihm fielen plötzlich die unterschiedlichsten Mordmöglichkeiten ein.

Line zog ihre Hand blitzschnell zu sich, als hätte sie Angst, er könnte sie noch einmal fassen. Dann lächelte sie ihn überlegen an.

„Was soll das werden?!“, fragte Bakura finster. Sofort wurde Lines Gesicht wieder ernst. „Du hättest mir auch gleich zuhören können! Mir hat die Hand wehgetan!“

Entschuldigend wandte sie sich an den Mann neben ihnen und wollte mit dieser Erklärung zeigen, dass nun wieder alles in Ordnung sei. Dieser verstand auch sehr wohl, nickte ihnen noch einmal zu und ging weiter. Auch die anderen wandten sich sichtlich beruhigt wieder ab. Line grinste noch immer.

„Mach das nie wieder.“, sagte Bakura kalt. Line aber zeigte keine Reue. „Wenn du meine Drohung ernst genommen hättest, wäre das nicht passiert.“, erklärte sie unbeeindruckt.

Bakura packte nun beide ihre Hände. „Du hast kein Recht mir zu drohen! Entweder du tust, was ich sage, oder du bist tot, das weißt du!“

„Hast du mir überhaupt zugehört?!“ Sie schrie schon wieder. „Was habe ich gesagt, du Idiot?! Fang endlich an mich ernst zu nehmen! Wenn ich sage, ich schreie, dann doch nicht ohne Grund!“

Bakura registrierte nervös, wie sie schon wieder zusehends die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zogen. Flehend schaute er Line an, doch die war nun nicht mehr zu stoppen.

Sie war wütend, weil er ihr nicht zuhörte. Und sie wollte, dass er kapierte, dass sie nicht alles mit sich machen ließ.

Zumindest letzteres hatte Bakura inzwischen wohl gemerkt. Er schaute Line an, wie sie da vor ihm stand und ihn anschrie. Ihre Augen tränten schon von dem ganzen Gezeter.

Er schüttelte den Kopf. „Ist schon gut.“, seufzte er leise und er zog sie plötzlich zu sich.

Lines Geschrei verstummte auf der Stelle. Sie war viel zu überrascht um irgendwie zu reagieren. Sie stand also einfach nur da und versuchte sich mit dem Gedanken bekannt zu machen, in was für einer Situation sie sich da gerade befand.

Ihr wurde schwindlig. Bakura war ihr ziemlich nah. Sehr viel näher als normalerweise. Und er ließ sie schließlich so plötzlich wieder los, dass sie es kaum hinbekam auf ihren zwei Beinen stehen zu bleiben. Ohne ein einziges Wort wandte er sich einfach wieder um und setzte ihren Weg fort. Line verfluchte ihn dafür. Sie hatte sein Gesicht sehen wollen.

Es ging eilig weiter. Die Menschen rundherum kümmerten sich nicht mehr um sie. Eine Umarmung, so stellte Line betrübt fest, erklärte anscheinend die Situation vollkommen. Und wenn das der Grund war?

Bakura hatte die Führung übernommen. Statt ihm ging nun Fred neben ihr, aber auch der sagte nichts. Er hatte sie nur schnell an der Hand gefasst und zog sie weiter. Sie fühlte sich wie betäubt. Das passte zu diesen Idioten. Was sollte sie denn jetzt denken?

Der kleine Bub

Sie waren endlich angekommen. Line stand etwas abseits, sie betrachtete die Kneipe vor sich. Der Gedanke da gleich rein zu müssen, gefiel ihr überhaupt nicht. Es schien ziemlich voll zu sein.

Bakura und Fred hatten anscheinend etwas zu besprechen. Sie standen da und diskutierten wild. Line ließ den Blick die Straße entlang gleiten. Keine Menschenseele war zu sehen.

Es schien insgesamt eine sehr seltsame Gegend zu sein. Jeder blieb in seiner Wohnung. Man sah keine spielenden Kinder, keine Frau auf dem Balkon die Wäsche aufhängen, nicht einmal Jugendliche, die man doch sonst immer überall auf der Straße finden konnte. Es war, als wenn sich jeder hier versteckten musste. Und wahrscheinlich war genau das der Fall.

Plötzlich wandte Bakura sich um. Er warf Line noch einen Blick letzten Blick von der Seite zu, der aber nichts weiter zu bedeuten schien, und betrat durch die alte Holztür den Pub.

Fred drehte sich zu Line. „Komm.“ Er seufzte. „Wir werden uns irgendwo hinsetzen und auf Bakura warten.“

Line sah ihn aufmerksam an. „Ich dachte, ihr arbeitet zusammen. Wieso bist du dann bei der Besprechung nicht dabei?“

Fred zuckte die Schultern. „Er macht alles allein. Das ist so!“

Drinnen war es tatsächlich zum Zerbersten voll. Die Luft war stickig und es roch grässlich nach Alkohol. Es schien, als würde hier gerade der gesamte Vorrat der Stadt versoffen.

Was Line sah, überzeugte sie auch nicht gerade vom Gegenteil.

Es war unglaublich laut. Um jeden Tisch drängten sich mindestens fünf Männer, wo auch auffiel, dass die Gattung Frau gänzlich ausgestorben schien, wenn man mal von den Kellnerinnen absah, die sich mit aller Kraft durch die Menge zu kämpfen suchten, ohne sofort auf dem nächsten Schoß zu landen. Niemand schien noch nüchtern. Die Menschen schrieen sich durch die ganze Kneipe Bemerkungen zu, selten waren sie freundlich.

An fast jedem Tisch wurde Karten gespielt. Sie steckten die Köpfe zusammen und stießen immer hin und wieder mit lautem Gelächter wieder auseinander. An anderen Tischen schwiegen sie während sie ihre Karten legten. Jeder beobachtete den anderen mit großem Misstrauen. Manchmal hörte man einen lauten Aufschrei, wenn sich jemand mit lautstarken Beschimpfungen auf sein Gegenüber stürzte.

An der Theke schienen die Leute sich nur noch mit größter Mühe auf ihren Stühlen halten zu können. Der Wirt unterhielt sich leise mit einem Gast.

Niemand wirkte hier besonders vertrauenserweckend, aber am meisten bestürzte Line die Tatsache, dass Fred die ganzen Typen auch noch zu kennen schien!

Auf der Suche nach einem freien Platz machten sie immer wieder Halt. Fred schüttelte überall Hände. Es wurden ein paar Worte gewechselt, die sie nicht verstand.

Line hielt sich die ganze Zeit dicht hinter Fred. Sie fühlte sich nicht wohl hier.

Plötzlich packte sie jemand am Arm. Als sie sich erschrocken umwand, sah sie direkt in die tiefen grauen Augen eines alten Mannes.

„Was machst du hier, Mädchen?“ Seine Stimme war rau und unfreundlich. Line bekam kein Wort heraus.

„Bill!“ Fred war aufmerksam geworden und hatte den Mann hinter Line entdeckt. Dieser richtete sich ein wenig auf um Fred ins Gesicht zu schauen. „Fred.“, murmelte er nur. „Die Kleine gehört zu dir?“

Fred nickte eifrig. Line zitterte. Diese grauen Augen starrten sie immer noch an.

„Ist Bakura auch da?“, fragte er ohne den Blick ab zu wenden. Fred nickte wieder. „Ja, er wollte zu dir. Ich weiß auch nicht, wo er jetzt abgeblieben ist…“ Er sah sich suchend um. Aber wie hätte er ihn in den Massen entdecken sollen?

„Dann setz dich doch hier zu mir. Bakura muss ja irgendwann hier aufkreuzen.“, schlug der Alte vor. Fred gab sich einverstanden. Er schob Line, die sich kein Stück mehr rühren wollte, vorwärts, und ließ sich schließlich neben dem Mann nieder. Line saß daneben eng in eine Ecke gequetscht. Sie spürte die Blicke der anderen Männer am Tisch auf sich ruhen. Sie waren deutlich jünger und scheinbar bei einem Spiel.

„Fred?“ Er war schon völlig in ein Gespräch vertieft; wandte sich nun nur widerwillig zu Line um. „Ich könnte doch mitspielen.” Sie sah ihn erwartungsvoll an.

Fred schüttelte den Kopf. „Nein, das ist keine gute Idee.“

Line sah ihn verärgert an. „Warum nicht? Du weißt, dass ich gut bin.“

Fred nickte. „Eben. Aber hier ist es besser, nicht immer zu gewinnen. Weißt du, nicht jeder in diesem Geschäft nimmt einen Verlust so leicht hin, wie ich es getan habe.“

Line sah ihn verwundert an. „Glaubst du, sie verprügeln mich, wenn ich gewinne?“, fragte sie belustigt.

„Zum Beispiel.“, murmelte er. Damit war für ihn das Thema erledigt und er wandte sich wieder seinem eigentlichen Gesprächspartner zu.

Line lehnte sich zurück. Schweigend beobachtete sie das Kartenspiel der Männer. Neben ihr redete Fred angeregt auf den älteren Mann ein. Es schien um etwas Geschäftliches zu gehen. Line fühlte sich schläfrig. Sie schloss für einen Moment die brennenden Augen und war im nächsten eingeschlafen.
 

...
 

...
 

...
 

„Hallo Karoline.“, säuselte ihr jemand ins Ohr.
 

Sie fuhr auf.
 

Ihr Name.
 

Als sie die Augen aufriss, hatte sie das Gesicht von einem der jungen Männer direkt vor sich. Sie schreckte zurück und spürte daraufhin ein starkes Stechen im Rücken, als sie gegen die harte Wand hinter sich prallte. Sie schaute sich um.

„Wo ist Fred?“ Fragte sie misstrauisch. Der Mann grinste. „Der hat ein kleines Geschäft zu verrichten.“ Und belustigt fügte er hinzu. „Wir sollen auf dich aufpassen.“

Er warf einen Blick zu seinen Freunden. Sie grinsten ihm zu.

„Du bist also die kleine Geisel vom Bakura.“ Fuhr er fort, während er sie ausgiebig betrachtete. Lines Mundwinkel zogen sich nach unten. Das hörte sich ja wieder toll an.

„Na und?“ Fragte sie beleidigt. Er beachtete den pampigen Ton in ihrer Stimme gar nicht.

„Warum läufst du eigentlich nicht weg?“ Fragte er grinsend. „Du kannst weiß Gott nicht behaupten, du hättest nicht die Chance dazu!“ Line schwieg. Ihr gefiel das hier überhaupt nicht. Wo blieb Fred?!

Die anderen Männer begannen erneut ein Spiel. Der eine aber blieb neben ihr. Und er hatte den Versuch, mit ihr ein Gespräch aufzubauen auch noch nicht aufgegeben.

„Hör mal, ich kenne Bakura. Er lässt normalerweise keine Überlebenden zurück und erst recht nicht, nimmt er welche mit. Was also ist passiert?“ Fragte er wissgierig. Line starrte ihn an, ohne den Mund auch nur einen Millimeter zu öffnen. Was wollte er eigentlich?

Der Typ rückte ihr immer näher auf die Pelle. „Du weißt es nicht?“ Fragte er triumphierend. „Ich kann natürlich auch nur raten.“ Und sein Gesicht näherte sich langsam dem ihren. „Aber vielleicht hat er noch was vor mit dir.“

Sein Grinsen war widerlich. Line starrte ihn an. Sie war nicht fähig eine Antwort zu geben, nicht einmal in der Lage zu reagieren, als seine raue Hand ihren Nacken berührte. Sie fuhr ihren Hals entlang, schlich sich tief ihren Rücken hinunter.

Line war wie betäubt.
 

Und umso schneller wieder bei Bewusstsein, als ein plötzlicher Aufschrei sie zurückholte. Mit einem Ruck war alles zusätzliche Gewicht auf ihrem Körper verschwunden.

„Bakura! Ich hab ihr nichts getan!“ Der Mann lag auf dem Boden. Seine Hand fuhr über die Nase, die zu bluten begann. Bakura schaute aus kalten Augen zu ihm herab. „Das sehe ich anders. Und jetzt mach, dass du hier weg kommst.“

Der junge Mann richtete sich auf. Er lächelte schon wieder. Dieses grausame Lächeln.

„Du solltest mich nicht einfach fortschicken. Ich hab noch was für dich.“ Sagte er ruhig.

Bakura schüttelte entschieden die weiße Mähne. „Darüber reden wir morgen.“

Der Mann schaute ihn ernst an. „Morgen ist es zu spät.“

Bakuras Miene verfinsterte sich. „Verschwinde.“

Einen Moment lang herrschte Schweigen.

„Gut.“ Der junge Typ grinste hässlich. „Ich gehe. Morgen wirst du sehen, was du davon hast.“ Er lachte. Im nächsten Moment war er verschwunden.

Bakura starrte einige Minuten lang auf das Getümmel, in dem er eingetaucht war. Die Leute wandten sich wieder ab. Er ließ sich neben Line fallen. „Wo ist Fred?“ Fragte er wütend.

Line schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht.“ Sprach sie leise. Sie zitterte.

Bakura warf ihr kurz einen Blick zu. „Alles in Ordnung?“ Fragte er ohne sie anzuschauen. Line nickte schwach. Sie betrachtete ihren Entführer. Sein Blick ging war schon wieder auf die Menschenmassen ringsum gerichtet. So als wäre nichts gewesen. Einige Sekunden verstrichen.

Line sah ihn noch immer an. Dann, ganz vorsichtig, legte sie ihren Kopf auf seiner Schulter ab und wartete gespannt. Keine Reaktion. Lächelnd schloss sie schließlich die Augen.

Tokio bei Nacht

„Wo warst du?!“, knurrte Bakura plötzlich. Line öffnete die Augen und erblickte Fred.

Er sah seinen Freund unsicher an. „Hockney sollte auf sie aufpassen. Ist er nicht mehr da?“

Bakuras Miene verfinsterte sich deutlich. Fred trat sogar einen Schritt zurück. Irgendwas war geschehen, während er weg war, das war eindeutig. Nur wusste Fred nicht, was.

Bakura musterte ihn mit bösem Blick. Schließlich schien er sich dann aber doch gegen eine Strafpredigt zu entscheiden. Er lehnte sich zurück und schaute Fred aus ernsten Augen an. „Hast du Bill gesehen?“

Fred nickte erleichtert. „Er hat hier auf dich gewartet. Aber als du nicht gekommen bist, ist er zum Schluss dann doch gegangen. Er hatte heute anscheinend noch was Wichtiges vor. Wo warst du eigentlich?“, fragte Fred.

„Ich hatte ein kleines Problem.“, murrte Bakura zur Antwort. Was dieses kleine Problem war, erfuhren Line und Fred natürlich nicht.

Sie blieben noch eine ganze Weile in dem Pub. Die, jetzt nur noch drei, Männer neben ihnen spielten noch immer und Line bettelte so lange, bis sie doch mitmachen durfte.

Die jungen Leute musterten sie aufmerksam während des Spiels, doch von ihrem Gesicht konnte niemand etwas ablesen. Bakura und Fred schauten ihr über die Schulter. Beide Gesichter waren angespannt, doch auch sie zeigten keine Reaktion, die etwas über das Blatt aussagen könnte. Schweigend schauten sie zu, wenn Line ihren Einsatz noch mehr erhöhte. Dennoch war die Nervosität in ihr beider Blick nicht zu übersehen.

Ihre Angst war unbegründet, denn, wie schon damals bei Bakura zu Hause, hatte Line verteufeltes Glück. Die drei Männer wirkten schon fast empört, wenn sie ihr Blatt hinlegte und den Geldhaufen in der Mitte des Tisches einsackte.

Es dauerte nicht lange, bis weitaus mehr als drei Männer um den Tisch saßen. Die meisten zwar nicht zum Spielen, aber Lines Erfolg beim Poker hatte Aufmerksamkeit erregt.

Die Leute saßen dicht an dicht und verfolgten gespannt das Spiel. Wenn Line dann mal wieder ihr Blatt auf den Tisch gleiten ließ, und wie üblich gewonnen hatte, ging ein lautes Lachen durch die Menge. Niemand konnte sich ihr Glück so richtig erklären.

Als sich schon bald kein Spieler fand, ließen sie die Karten liegen. Die Männer redeten, lachten laut.

Line fühlte sich schon bald von ihrer wiederkehrenden Müdigkeit übermannt. Mit einem Gähnen ließ sie sich an Bakuras Schulter sinken. Das war sicherlich nicht der gemütlichste Platz, denn immer wieder, wenn er sich aufrichtete, um seine Meinung den anderen laut entgegen zu brüllen, rutschte ihr Kopf tiefer, aber sie sollte es schließlich auch nicht stören, wenn er dann irgendwann auf seinem Schoß landete.

Um sie herum redeten alle durcheinander. Man verstand überhaupt nicht mehr, was eigentlich gesprochen wurde. Noch immer war es sehr voll. Die Luft war stickig. Über den Tischen stand der Rauch der Zigaretten wie Nebel. Es dauerte nicht lange, bis Line wieder eingeschlafen war.
 

….
 

„Was habt ihr eigentlich letzte Woche in Chiba angestellt? Die Polizei war ja richtig wütend auf euch!“ Fred nickte wissend. „Nicht ohne Grund. Aber das ist nicht dein Problem. Was kümmerst du dich immer um den Dreck anderer Leute!?“ Der Mann ihm gegenüber zuckte die Schultern. „Man will halt über alles Bescheid wissen.“, brummte er. Fred zündete sich eine Zigarette an.

„Glaub mir, das brauchst du nicht. Du hast weiß Gott genug Mist in deinem eigenen Stall zu kehren. Kümmere dich lieber um den.“

Inzwischen war es viel ruhiger geworden im Raum. Die Leute, die überhaupt noch bei Bewusstsein waren, redeten leise miteinander. Heute würde hier nichts Dramatisches mehr geschehen. An den Tischen hingen nur noch vereinzelt Gestalten rum. Wer noch gehen konnte, hatte den Pub inzwischen verlassen.

Fred spürte einen Stoß im Rücken. „Wir hauen ab.“, murmelte Bakura leise. Fred wandte sich nicht einmal um. Er nickte nur. „Gut. Wir sehn uns morgen.“, murmelte er und nahm einen weiteren Zug. Bakura drehte sich wieder um. Er wollte Line wach rütteln, überlegte es sich dann aber doch anders und hob sie auf seine Arme. Einige Männer sahen auf. „Du willst weg?“

Bakura brachte vorerst nur ein Nicken zu Stande. Er keuchte unter Lines Gewicht. Sie war entschieden schwerer, als er gedacht hatte.

„Für heute reicht es. Und bis morgen werdet ihr das jawohl auch ohne mich aushalten, oder?“ Ein bestätigendes Lachen ging durch die Reihen. Schon war Bakura durch die Tür verschwunden.

Er stöhnte laut, als er vor der Kneipe stand. „Schläfst du überhaupt wirklich?“, knurrte er.

Das breite Grinsen, das plötzlich über ihr Gesicht schoss, war Antwort genug.

Im nächsten Moment stand sie auf ihren eigenen Beinen. „Och!“, grummelte Line enttäuscht, aber Bakura hatte sich schon umgedreht und war losgegangen. Eilig folgte sie ihm. Sie gingen schweigend.

Der Himmel breitete sich dunkel über ihnen aus. Nur in wenigen vereinzelten Fenstern der kleinen Mietwohnungen brannte noch Licht. Die meisten schliefen schon seit Stunden.

Auf der Straße war außer ihnen auch niemand zu sehen. Die Autos lagen still da. Das einzige Geräusch stammte von den Blättern in den Bäumen. Line gähnte. Sie fühlte sich schwer. Am liebsten wäre sie einfach stehen geblieben, aber sie ging tapfer weiter.

Als sie endlich ankamen, ließ sie sich gegen die Tür fallen, während Bakura den Schlüssel suchte. Sie war erschöpft. Der Tag war mehr als anstrengend gewesen.

Bakura fand den Schlüssel. Er schloss auf. Line lachte plötzlich laut auf, als er sie hochhob. Er trug sie die Treppe hinauf, mühte sich ab, mit einer Hand die Haustür zu öffnen und setzte sie schließlich auf dem Bett wieder ab. Sie zog sich rasch aus und ließ sich zurücksinken. Sie schloss die Augen.

Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie spürte noch wie Bakura sich neben ihr aufs Bett schmiss, dann schlief sie ein.

Plötzlicher Aufbruch

Der plötzliche Lärm in dem bis dahin so ruhigem Zimmer ließ Bakura augenblicklich aus dem Schlaf fahren. Er knurrte. Seine Hand traf mit geübter Sicherheit den Wecker.

Aber das Klingeln blieb.

Bakura richtete sich auf. Mit einem Stöhnen erkannte er das Telefon. Er hievte sich aus dem Bett, bemüht Line nicht zu wecken, und stolperte zu dem Gerät.

„Was?!“, fauchte er in den Hörer.

„Bakura?!“ Freds Stimme klang gehetzt. „Du musst abhauen. Sofort! Kümmere dich nicht um mich. Verschwinde solange du noch Zeit dazu hast. Linsley wartet am Bahnhof auf dich.“

Er hatte abgelegt. Bakura starrte den Hörer an.

„Line!“ Er fuhr herum. „Line, wach auf!“ Er schüttelte sie, bis sie die Augen öffnete. Sie erschrak als sie aufwachte und seinen hektischen Blick sah. „Wir müssen weg. Zieh dich an und such alles zusammen, was du brauchst. Aber beeil dich!“ Schon stürzte Bakura aus dem Zimmer. Line schaute verwirrt. Sie rappelte sich auf und folgte ihm.

„Was ist los?“, fragte sie erstaunt. Bakura fuhr sie an. „Mach! Ich habe doch gesagt, du sollst dich beeilen.“ Er war gerade damit beschäftigt in eiliger Hast die Kacheln des kleinen Ofens in der Wohnstube abzuklopfen. Line drehte sich um. Sie ging zurück in das Zimmer. Sie zog sich an. Dann sah sie sich unschlüssig um. Schließlich packte sie eine Tasche, die irgendwo auf dem Boden lag und stopfte alles hinein, was ihr in den Weg kam.

Kaum zwei Minuten später saß sie unten im Wagen, die Tasche auf dem Schoß. „Was ist passiert?“, fragte sie erschöpft. Bakura startete den Motor. „Keine Ahnung. Fred hat vorhin angerufen und uns gewarnt.“ Und nach kurzem Sinnen fügte er hinzu: „Wahrscheinlich hat Hockney geredet.“ Sein Blick verriet alles, was gerade in ihm vorging.

„Und was ist mit Fred? Wo ist er?“, fragte Line besorgt.

Das kurze Schweigen machte die Situation noch ungemütlicher. Line sah Bakura erwartungsvoll an. „Für ihn ist es wahrscheinlich schon zu spät gewesen.“, gab dieser schließlich zu.

„Und wir hauen ohne ihn ab.“, stellte Line bitter fest. Bakura warf ihr einen Blick von der Seite zu. „Was willst du denn tun, hm? Fred sitzt höchst wahrscheinlich schon im nächsten Polizeibüro. Was soll ich machen? Um da rein zu kommen, müsste ich mich schon selbst festnehmen lassen!“ Line schwieg.

„Und wo fahren wir jetzt hin?“, fragte sie schließlich.

„Zum Bahnhof.“, murrte Bakura.

„Und dann?“ Line sah ihn neugierig an.

„Werden wir sehen. Ich weiß es selbst noch nicht so genau.“
 

Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Schließlich mit quietschenden Reifen kamen sie zum Stehen. Bakura stieg aus. Er hievte seinen Koffer aus dem Wagen. Line stand inzwischen ebenfalls auf dem Bürgersteig, hatte ihre Tasche in der Hand. Bakura schloss ab und im Laufschritt machten sie sich auf den Weg. Line verstand nicht, wieso sie sich so beeilen mussten.

Sie befanden sich vor dem Bahnhofsgebäude. Hatte Bakura nicht eigentlich gesagt, er wüsste noch nicht, wohin? Aber wenn man zu einem Bahnhof fährt, weiß man doch in der Regel das Ziel!

„Was suchst du eigentlich?“, keuchte Line. Ihre Tasche wurde ihr mit der Zeit zu schwer. Inzwischen befanden sie sich schon im Gebäude. Es war ein sehr beschwerlicher Weg, wenn man von einer Seite auf die andere wollte. Auf der Straße hatten sie niemanden gesehen. Wie auch? Es war noch reichlich früh.

Hier aber wimmelte es nur so von Menschen und alle wollten in verschiedene Richtungen. Line befürchtete mehr als einmal Bakura verloren zu haben. Er ging ziemlich schnell und nahm kaum Rücksicht auf Line hinter sich. Jetzt blieb er stehen. Line erwartete eine Antwort auf ihre Frage, doch die blieb aus. Mit aufmerksamem Blick sah er sich um.

„Was suchst du?!“, wiederholte Line. Bakura schüttelte nervös den Kopf. „Lass uns irgendwo an den Rand setzen.“, murmelte er und schon setzte er sich in Bewegung. Line folgte ihm widerwillig.

Sie fanden nach einiger Zeit einen leeren Sitzplatz und Line ließ sich erleichtert darauf nieder. Bakura blieb stehen.

„Was machen wir hier?“, fragte Line verärgert. Ihr gefiel die Geheimnistuerei überhaupt nicht. Bakura sah sie an. Er war nicht sofort bereit eine Antwort zu geben. Und im nächsten Moment brauchte er keine mehr.

„Bakura?“ Er wandte sich um und sein Blick hellte sich augenblicklich auf. Line starrte ihr Gegenüber an. Eine junge Frau stand vor ihnen. Das lange, dunkle Haar fiel ihr über die Schultern. Sie hatte tiefschwarze Augen und ein helles, fast blasses Gesicht. Sie trug einen kurzen, schwarzen Rock und ein schwarzes Jackett. Sie sah sehr edel aus. Sie war hübsch.

Ziemlich hübsch sogar.

Lines Miene verfinsterte sich zusehends. Wer war diese Frau und was wollte sie von ihnen?

Ihre schönen dunklen Augen ruhten auf dem jungen Mädchen. Line fühlte sich wie durchbohrt von dem strengen Blick. Dann wandte sich die Frau plötzlich Bakura zu.

„Ihr müsst so schnell wie möglich aus dem Land. Ich habe euch Karten besorgt. Ihr fahrt nach Nagoya. Von da aus fliegt ihr mit dem Flugzeug weiter.“

Bakura unterbrach sie. „Was ist mit Fred?“

Sie sah ihn durchdringend an. „Er sitzt in Untersuchungshaft. Und ich bin auf seinen Wunsch hier. Weil er will, dass ihr euch in Sicherheit bringt. Also hör mir bitte genau zu!“

Bakura schüttelte den Kopf. „Und wann kommt er wieder frei?“

Ihr Blick wurde fast mordlustig.

„Das ist jetzt nicht wichtig.“, erklärte sie verärgert. Bakura wollte widersprechen, aber sie ließ ihm keine Zeit dazu. „Euer Flug geht erst am nächsten Tag. Besorgt euch in der Nähe vom Flughafen ein Hotel und übernachtet dort. Bleibt im Hotel! Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft. Ich habe euch Pässe besorgt, aber ihr müsst trotzdem aufpassen.“

Nach einer kurzen Pause bemerkte sie fast beiläufig. „Vielleicht solltest du mich erst einmal vorstellen. Ich glaube dein Mädchen ist eifersüchtig.“

Bakura drehte sich verblüfft um. Line schaute leicht erschrocken.

„Das ist Linsley.“, erklärte er und Lines Anblick ließ ihn beinah grinsen. „Sie ist Freds Schwester.“

Line starrte sie an. Ihr Gegenüber beobachtete ihre Reaktion belustigt. Die sollte mit Fred verwandt sein!? Line sah keine Ähnlichkeit! Überhaupt keine!

Bakura drehte sich hastig wieder um. „Warum haben sie Fred überhaupt gefunden? Ist das Hockneys Werk?“ Linsley richtete ihre Augen wieder auf ihn. Ihre Miene so ernst, wie zuvor. „Ich weiß nicht, was für Probleme du schon wieder mit Hockney hattest, aber dass Fred nun sitzt, hat definitiv einen anderen Grund.“

Plötzlich traf ihr Blick wieder Line. Das Mädchen hatte fast Angst vor den stechenden Augen. „Sie haben Videoaufnahmen gefunden.“ Erklärte Linsley ruhig und betrachtete Line aufmerksam. „Letzten Samstag war Fred mit dem Mädchen anscheinend in der Bank. Sie haben Geld abgehoben. Eigentlich wisst ihr beide sehr gut, dass die Filialen Kameraüberwacht sind!“ Sie sah Bakura vorwurfsvoll an. Dieser schien für einen Moment fassungslos. Er fuhr sich durchs Haar und schwieg. Line starrte die Frau an. Also war es irgendwie ihre Schuld, dass Fred jetzt saß.

Linsley warf einen Blick auf die Uhr über ihren Köpfen. „Um Fred brauchst du dich nicht zu kümmern.“, fuhr sie eilig fort. Sie betrachtete Bakura fast mitleidig. „Du weißt, ich habe ihn schon mehr als einmal wieder rausgepaukt. Ich sehe keinen Grund sich Sorgen zu machen, warum es dieses Mal nicht klappen sollte.“ Sie wartete auf Zustimmung, die allerdings aus fehlendem Optimismus ausblieb. Sie seufzte: „Geh endlich. Du schaffst deinen Zug nicht.“

Bakura sah sie unentschlossen an. Linsley schaute sehr ernst. „Du weißt, dass Fred mich schickt. Soll er das umsonst gemacht haben?“ Kurzes Schweigen. Bakura hob ohne noch etwas zu sagen seine Tasche auf die Schulter. Er nahm sie kurz in die Arme, drehte sich dann um und marschierte los.

Line schaute ihr Gegenüber erwartungsvoll an. Die Frau richtete ihren Blick ein letztes Mal auf das junge Mädchen. Sie seufzte leise. „Ich weiß nicht, was die beiden an dir finden, dass sie dich so lange freiwillig mit sich rumschleppen, ich hoffe nur, dass sie es sich nicht genau dadurch versauen. Ich würde Bakura nur ungern auch noch im Knast sehen.“ Line sah sie aufmerksam an. „Was willst du hören? Dass ich brav sein werde?“ Line lachte leise. Die Frau schwieg.

„Line?!“ Sie drehte sich um. Bakura stand ein paar Meter entfernt. Er wartete ungeduldig. Line nahm ebenfalls ihre Tasche auf. Sie warf ihrem Gegenüber einen letzten Blick zu. „Fred soll wieder freikommen. Es ist nicht fair, dass er sitzt und wir sonst wohin fliegen.“ Sagte sie. Die Frau schaute sie ausdruckslos an. Trotzdem glaubte Line so etwas wie Trauer in ihren Augen zu sehen.

Dann drehte sie sich um, um ihrem Meisterdieb hinterher zu hasten.

Die Zugfahrt

Line und Bakura saßen inzwischen im Zug auf dem Weg nach Nagoya. Vor etwa einer Stunde war er aus dem Bahnhof abgefahren. Zu der Zeit waren sie noch allein im Abteil gewesen. Inzwischen aber hatte ein älterer Herr den Platz neben Line besetzt. Er hatte ohne ein Wort seine Zeitung aufgeschlagen und las seitdem.

Line und Bakura schwiegen sich an. Line saß auf der einen Seite. Die Arme verschränkt starrte sie irgendwo vor sich auf den Boden. Es sah so aus, als wenn sie angestrengt nachdenken würde.

Bakura saß ihr gegenüber. Er sah aus dem Fenster.

Die Zeit verging nur sehr langsam.

Bakura war gerade dabei, sich den Kopf über die nächsten Schritte zu zerbrechen, als Lines Stimme ihn ziemlich plötzlich aus seinen Gedanken riss.

„Bin ich hübsch?“, fragte sie.

Bakura warf erst dem Mann, der es doch tatsächlich gewagt hatte, über den Rand der Zeitung hinweg zu ihm rüber zu spähen, einen finsteren Blick zu und wandte sich dann nachdenklich an Line. „Warum solltest du es nicht sein?“, fragte er fast verärgert.

Sie schaute ihn ernst an. „Weil ich keinen Freund finde.“

Bakura starrte sie einen Moment lang an. Dann wandte er den Blick wieder aus dem Fenster. Er musste grinsen. „Vielleicht kann dich keiner ertragen.“, erklärte er belustigt. Line sah ihn mit unbewegter Miene an. „Ist das dein Ernst?“

Als Bakura seinen Blick wieder auf das Mädchen richtete, war er überrascht, wie ernst sie dreinschaute. Er stöhnte: „Ich kann mir halt vorstellen, dass viele Leute nicht wissen, wie sie mit dir umgehen sollen. Nicht jeder kommt mit einem Energiebündel wie dir klar!“, erklärte er in Erinnerungen schwelgend. Line schwieg verdutzt. Der Mann neben ihr beäugte die beiden neugierig.

Ein wenig Zeit verging. Dann ertönte Lines Stimme wieder.

„Was ist mit dir? Kommst du mit mir klar?“ Bakura schaute inzwischen schon lange wieder aus dem Fenster. Er wandte auch jetzt den Blick nicht ab.

„Ich denke schon.“ Sagte er ernst. Er sah Line nicht an. Stattdessen warf er dem neugierigen Mann neben ihr erneut einen strafenden Blick zu, der sich daraufhin auch eilig wieder in seine Zeitung vertiefte.

Danach gab es allerdings auch nichts Spannendes weiter zu belauschen. Die beiden jungen Leute schwiegen sich wieder einmal an.
 

Die Fahrt dauerte noch sehr lange an. Line überlegte, ob sie ein bisschen den Gang entlang laufen sollte. Sie konnte hier nicht noch zwei Stunden lang bewegungslos rum sitzen.

Bakura ihr gegenüber hatte die Augen geschlossen. Ob er schlief, dessen war sie sich trotzdem nicht so sicher. Spätestens als sie sich aufrichtete und er sofort seine Augen wieder öffnete, fand sie ihren Verdacht bestätigt.

„Wo willst du hin?“, fragte Bakura misstrauisch.

Sie legte den Kopf schief. „Hast du Angst, ich haue ab?“, fragte sie belustigt. Der Mann, der vorhin noch neben ihr gesessen hatte, war inzwischen längst ausgestiegen. Jetzt hatten sie ein Abteil für sich.

Auf Lines Bemerkung reagierte Bakura nicht. Sie gluckste. „Wenn du mir nicht traust, komm mit. Du kannst mich gerne auf die Damentoilette begleiten und hoffen, dass wir keinem weiblichen Wesen begegnen, wobei ich bemerken will, dass das eher unwahrscheinlich ist!“ Bakura hatte die Augen inzwischen wieder geschlossen. Auf Line wirkte er fast beleidigt.

Grinsend wandte sie sich um. Sie trat auf den Gang und sah sich erst mal zu beiden Seiten hin um. Auf Toilette musste sie natürlich nicht. Aber wo sollte sie sonst hingehen?

Plötzlich wurde die Tür zum Abteil links neben dem ihren geöffnet und ein junger Mann trat heraus. Er schloss die Tür ab. Erst als er dann aufblickte, bemerkte er Line. „Guten Tag.“ Er lächelte sie an. „Was macht eine so hübsche, junge Dame wie Sie hier ganz allein im Zug?“ Line starrte ihn sprachlos an. Dann musste sie grinsen. Gut. Dann war sie eben doch hübsch.

„Ich bin nicht allein.“, erklärte sie freundlich. „Ich will mir nur ein bisschen die Beine vertreten. Die Fahrt ist doch sehr lang.“ Der Mann nickte. Anscheinend hielt er sich auch schon eine ganze Weile im Zug auf.

Irgendwie passierte es, dass sie dann nebeneinander den Gang entlang gingen. Der junge Mann betrachtete sie von der Seite. „Darf man fragen, wohin Sie fahren?“, fragte er plötzlich. Line gab sich Mühe ihre Überraschung über diese Frage zu verbergen. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, was Linsley gesagt hatte. Wo sollten sie hinfahren?

„Ich habe keine Ahnung.“, erklärte Line und lächelte unschuldig. „Mein Freund hat diese Reise ausgesucht. Er hat mir noch nicht verraten, wo es hingeht.“

„Ach so ist das.“ Der Mann lachte. „Er hat Sie also völlig unwissend entführt.“

Lines Lächeln verzog sich zu einer Grimasse. Damit hatte er die Tatsachen ohne es zu ahnen ziemlich gut getroffen.

Danach ging alles irgendwie sehr schnell. Er blieb plötzlich stehen, verabschiedete sich so höflich, und im nächsten Moment stand sie wieder allein auf dem Gang. Er war in irgendeinem der Abteile verschwunden. Sie wusste noch nicht einmal so genau in welchem.

Schulter zuckend setzte sie ihren Weg fort. Und wenige Zeit später betrat sie wieder ihr eigenes Abteil. Sie wurde von einem äußerst ungeduldigen Bakura erwartet.

„Du warst ziemlich lange weg.“, erklärte er fast vorwurfsvoll. Sie grinste ihn überlegen an. Sie setzte sich ihm gegenüber und richtete ihren Blick auf die interessante Landschaft, die draußen am Zug vorbei flog. Resigniert wandte auch er sich wieder der ach so interessanten Landschaft zu.
 

...
 

„Line.“ Sie schaute auf. Bakura war aufgestanden. „Wir müssen raus.“

Er packte seine Tasche und machte ihr klar, dass sie sich nun auch erheben müsse. Line stöhnte gequält auf, als sie die ersten Gliedmaßen ihres Körpers wieder in Bewegung zu bringen versuchte. Sie hatte zu lange einfach nur da gesessen. Ihr ganzer Körper war schwer wie Blei. Jede Bewegung kostete Anstrengung. Sie packte ihre Tasche und schlurfte hinter Bakura hinterher.

Auf dem Gang drängten sich die Leute. Es wollten anscheinend sehr viele Leute an derselben Haltestelle aussteigen wie sie beide. Line versuchte immer noch verzweifelt sich an den Namen der Stadt zu erinnern. Als sie dann schließlich in der großen Eingangshalle des fremden Bahnhofs standen, las sie ihn auf einer Karte. Nagoya also.

Bakura war irgendwohin verschwunden und hatte sie mitten zwischen den tausenden Menschen, die hier hin und her liefen, stehen gelassen. Seufzend ließ sie sich auf ihre Tasche fallen. Alles hier war fremd. Es war ein komisches Gefühl. Sie war ja selbst schon viel gereist. Aber normalerweise wusste sie wenigstens, wo sie hin wollte. Wie würde das hier jetzt wohl weiter gehen? Und würde es gut ausgehen? An dieser Stelle musste sie sich erstmal fragen, was in ihren Augen denn überhaupt gut wäre. Gar keine schlechte Frage.

Sie vernahm ein Keuchen und wusste, dass Bakura wieder angekommen war. Er beugte sich herunter, um seine Tasche aufzunehmen und hievte sie auf seine Schulter. „Ich weiß jetzt, wo der Ausgang ist.“

Line starrte ihn an. „Klasse.“, bemerkte sie trocken. Sie stand auf. Wie immer ließ er ihr nicht viel Zeit. Er drehte sich um und sie musste sich beeilen ihm zu folgen, um ihn nicht in den Menschenmassen zu verlieren. Erleichtert seufzte sie auf, als sie endlich vor dem Gebäude stand. Sie ließ ihr Gepäck sofort wieder fallen. Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass es immer schwerer würde. Aber wahrscheinlich war sie es wohl, bei der die Kraft inzwischen ein wenig nachließ.

Bakura sah die Straße entlang. „Hör zu. Du musst noch mal kurz warten. Ich muss telefonieren.“ Und er wies auf eine Telefonzelle auf der anderen Straßenseite. Line nickte schwach. So lange sie sich nicht bewegen musste, war ihr inzwischen sowieso egal, was er machte. Bakura maß sie mit einem kritischen Blick. „Und dann können wir sehen, ob wir einen Weg finden, dich weiter zu transportieren.“ Line lächelte unschuldig. Wieder ließ sie sich auf die Tasche plumpsen. Bakura grinste leicht bei diesem Anblick. Dann wandte er sich um und stürzte sich ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren in das Stadtgeschehen.

Das Telefongespräch

Auf die andere Straßenseite kommen zu wollen stellte sich als eine gar nicht so einfach zu bewältigende Aufgabe heraus. Die nächsten Ampeln standen erst an der etwas weiter entfernten Kreuzung. Und ein Bakura hielt es natürlich für schwachsinnig sich einen längeren Weg zu machen als nötig.

Nun hörte man überall lautstark die Autofahrer protestieren. Bakura war nicht der einzige, der lieber den direkten Weg über die Straße nehmen wollte und somit war der Verkehr hier vor dem Bahnhof, aus dem immer wieder neue Menschenmassen hervorstießen, beträchtlich ins Stocken geraten.

Bakura flitzte über die Straße ohne die wütenden Kommentare der Fahrer zu beachten und nachdem ihn einer, der anscheinend so allmählich die Geduld mit den rücksichtslosen Fußgängern verlor, beinahe übern Haufen gefahren hatte, erreichte er trotz allem glücklicherweise unbeschädigt die andere Seite.

Seufzend erkannte er, dass die Telefonzelle gerade besetzt war. Er ließ den Blick über die belebte Straße schweifen. Line saß noch immer auf ihrer Tasche. Verträumt schaute sie den Leuten zu, die ihr Gepäck aus dem Bahnhof schleppten um sich dann das nächste Taxi zu besorgen und damit weiter zu kommen. Mütter zerrten ihre Kinder hinter sich her, die laut protestierten und sich losreißen wollten. Männer versuchten verzweifelt ein Taxi zu besorgen, während ihre Sprösslinge immer ungeduldiger wurden. Junge Leute kamen aus dem Gebäude stolziert oder lagen sich, wieder glücklich vereint, in den Armen. Geschäftsleute hasteten an ihnen vorbei und warfen immer wieder einen flüchtigen Blick auf die große Uhr, die über dem Eingangsportal hing.

Genauso viele, wie aus dem Gebäude herauskamen, wollten natürlich auch herein. Line hatte sich, kurz nachdem Bakura verschwunden war, noch ein wenig weiter an den Rand der Treppe umquartiert. Es war eine unerwartet schwierige Aufgabe gewesen, ihr Gepäck auch nur die paar Meter zu bewegen. Line fragte sich, wie Bakura seine Tasche so problemlos hatte tragen können. Als sie nun einen Blick quer über die Straße riskierte, bemerkte sie, dass er sie gerade aufmerksam beobachtete. Er stand vor der Telefonzelle. Anscheinend war sie gerade besetzt. Genau in diesem Moment wurde er allerdings aufgescheucht.

Bakura spürte plötzlich einen schmerzhaften Stoß im Rücken. Derjenige, wer auch immer es war, der dort gerade telefoniert hatte, kam nun anscheinend endlich aus der Zelle. Und er hatte Bakura dabei äußerst brutal die Tür in den Rücken gerammt. Bakura wandte sich wütend um.

Der Mann bemühte sich eilig, aus der mickrigen Telefonzelle herauszukommen. Er war nicht ganz so schmal, wie es anscheinend notwendig war, um in dieser Stadt eine Telefonzelle zu betreten. „Verzeihung.“, knurrte er ohne aufzuschauen. Dann wandte sich sofort ab und verschwand in der Menschenmasse um sich herum. Bakura starrte ihm fassungslos nach.

Dann stürzte er in die Telefonzelle. Er wählte nun eine andere Nummer als eigentlich vorgesehen.

Als er hörte, wie auf der anderen Seite abgenommen wurde, begann er sofort zu reden, ohne sich darüber Sorgen zu machen, wer wohl am anderen Ende der Leitung sei.

„Linsley, du hast mir was verschwiegen.“ Er klang verbittert.

Auf der anderen Seite herrschte Schweigen. Bakura konnte nur seinen eigenen ungewöhnlich lauten Atem hören.

„Du sollst mich nicht anrufen.“, stellte sie schließlich völlig ruhig fest. „Du weißt doch, dass mein Telefon überwacht werden könnte.“

Bakura schnaufte. „Du hättest mir ja auch gleich die Wahrheit sagen können. Dann wäre dieser Anruf nicht nötig gewesen.“

„Wovon redest du?“, fragte sie kalt.

Bakura lachte. „Du weißt, wovon ich rede. Warum hast du mir nicht gesagt, dass er hier ist? Du wusstest es doch, nicht wahr?“

Man hörte Linsley stöhnen. „Bakura, du hast zurzeit andere Sorgen. Deshalb habe ich nichts gesagt. Ich wusste, dass du dich sofort wieder an ihn dran hängen würdest. Woher weißt du überhaupt, dass er in Nagoya ist?“

Bakuras Finger spielten mit einer Ecke der aufgeschlagenen Telefonbuches, die langsam zu reißen drohte. „Ich habe einen seiner Männer, mit dem ich zufällig schon einmal eine eher unangenehme Begegnung hatte, eben getroffen. Und wenn das nicht der Fall gewesen wäre und ich hätte später erfahren, dass mir mein Lieblingsgauner mal direkt vor der Nase herumgelaufen ist, ohne dass ich es gemerkt habe, dann hättest du sehr schnell dein Testament machen sollen. Du weißt, dass du mir so etwas hättest sagen müssen.“

Linsley schien gar nicht beeindruckt. „Du hast jetzt keine Zeit für so etwas. Du musst so schnell wie möglich verschwinden. Du bist dem Knast wahrscheinlich schon weitaus näher, als du glaubst, weißt du.“

Bakura lachte nur. Es war offensichtlich, dass er diese Ansicht nicht teilte.

„Sag mir den Namen des Hotels.“, sagte er lächelnd.

Einen Moment lang herrschte Stille.

„Nein.“, knurrte Linsley. Dieses eine Mal wollte sie sich nicht überreden lassen.

Bakura grinste, was sie natürlich nicht sehen konnte. „Doch.“, sagte er bestimmt.

Inzwischen hatte sich der Papierfetzen ganz von der Buchseite gelöst. Er hielt ihn zwischen den Fingern und betrachtete ihn gelangweilt. Ein paar Ziffern standen darauf, völlig zusammenhangslos.

Die junge Frau wirkte ein wenig verzweifelt. „Du kannst dich darum jetzt nicht kümmern. Du bist in Gefahr, das weißt du. Und das Mädchen auch.“

Anscheinend hatte sie gedacht, das würde Bakura umstimmen. Damit lag sie allerdings im Irrtum.

„Sie ist nicht in Gefahr.“, erwiderte Bakura kalt. „Wenn man uns findet, wird sie sicherer sein, als sie es wohl jemals in ihrem Leben gewesen ist. Solange sie bei mir ist, ist sie in Gefahr.“

Linsley klang als würde sie heulen. „Aber du bist in Gefahr.“, rief sie wütend.

Bakura lehnte sich an eine der Seitenwände der Telefonzelle. „Jetzt hilf mir schon. Sag mir den Namen.“

Er sah, wie ein Mann ihm mit Gesten versuchte mitzuteilen, dass er warte. Bakura beachtete ihn nicht.

Linsley atmete laut. Eine Weile rührte sich gar nichts. „Ich will das nicht.“, sagte sie leise.

Bakura richtete sich ungeduldig auf. Er warf einen Blick nach draußen, wo er Line hoffte zu erblicken, aber der Verkehr war inzwischen so dicht geworden, dass man die andere Straßenseite kaum noch erkennen konnte.

„Hör zu, ich hab nicht ewig Zeit. Und du weißt genau, egal, ob du mir die Adresse gibst oder nicht, ich werde zu ihm gehen. Wenn du mir nicht hilfst, muss ich mir meine Informationen eben selber suchen. Und das dauert garantiert länger. Also tu mir den Gefallen und gib mir die Adresse.“

Einen Moment herrschte Schweigen. Dann fragte Linsley leise: „Hast du einen Zettel?“

Bakura stürzte sich förmlich auf das Telefonbuch und riss ein weiteres im Unterschied zu dem anderen aber größeres Stück heraus. „Okay.“

Linsley gab ihm die Adresse. Als er sie notiert hatte, verstaute er den Kugelschreiber hastig wieder in seiner Tasche. Nervös schaute er sich nach dem kleinen Mann um, der inzwischen wütend auf das Glas einschlug.

„Bakura, pass bitte auf dich auf.“, murmelte Linsley betrübt.

Bakura machte eine unfreundliche Geste in Richtung des temperamentvollen Mannes draußen vor der Telefonzelle.

„Mach dir keine Sorgen. Kümmer dich lieber um Fred.“

Und er legte ab. Als er aus der Telefonzelle trat, wurde er von dem kleinen Zwerg bereits mit lautem Schimpfen empfangen. Bakura hörte nicht darauf, was er ihm entgegen schrie. Er hatte nun allerlei wichtigere Dinge, die er erledigen musste. Dazu gehörte erst einmal über die Straße zu kommen. Und das war nun bei weitem nicht mehr so einfach, wie es vorhin gewesen war. Seufzend entschied er sich für den sicheren Weg über die Ampel. Bevor er noch bei so etwas simplen wie einem Verkehrsunfall ums Leben kam, nahm er lieber ein paar Meter mehr in Kauf, die er zurücklegen musste, um zu Line zu gelangen.

„Du hast lange gebraucht.“, stellte das junge Mädchen vorwurfsvoll fest, als Bakura schließlich endlich wieder vor ihr stand. Sie hievte sich hoch und reckte sich. Bakura nahm ohne etwas zu erwidern die Taschen auf und forderte sie auf, ihre eigene zu nehmen. Seufzend tat Line, was er sagte.

Er wandte sich sogleich um und es dauerte nicht lange, da hatte er ein Taxi besorgt. Begeistert ließ Line sich ihre schrecklich schwere Tasche sofort wieder von dem Fahrer abnehmen und nahm eilig auf dem Rücksitz Platz. Wenig später saß Bakura dann neben ihr. Er hatte kurz ein paar Worte mit dem jungen Mann gewechselt, bevor er in den Wagen gestiegen war. Jetzt waren sie endlich unterwegs zu ihrem Hotel, vermutete Line.

Getrennte Wege

„Hier.“ Als Bakura plötzlich sprach, sah Line überrascht auf. Sie waren noch gar nicht so lange unterwegs. Und eigentlich sah Line auch kein Hotel in der Nähe.

Der Fahrer nickte zum Zeichen, dass er den Wink verstanden hatte. Kurz darauf reihte er sich auch schon in die Reihe von Autos, die am Straßenrand platziert waren, ein und der Wagen kam zum Stehen.

Bakura stieß die Tür auf und hievte sich aus dem Auto. Als Line ihm folgen wollte, hielt er sie zurück. „Du fährst zum Hotel. Ich habe noch etwas zu erledigen.“

Line starrte ihn an. Sie dachte gerade daran, wie wenig sie erst von dieser Stadt gesehen hatte und wie genau sie dennoch wusste, dass sie hier niemals durchsehen würde.

„Ich soll alleine dieses Hotel finden, ja?“, fragte sie deshalb vorsichtig und stellte sich bereits vor, wie sie bis an ihr Lebensende hier durch die Gegend irren würde.

Bakura lächelte leicht beim Anblick ihres entsetzten Gesichtsausdrucks. Er hatte natürlich nicht mit Begeisterung von ihrer Seite gerechnet. Er wies auf den Fahrer. „Er bringt dich hin. Ich hab mit ihm gesprochen. Er wird dich bis vor die Hotelzimmertür begleiten und erst gehen, wenn du hinter ihr verschwunden bist. Und ich warne dich, da bleibst du! Ich werde wahrscheinlich nicht lange brauchen, aber wenn doch, dann wartest du trotzdem dort auf mich. Ich will dich auf keinen Fall außerhalb des Hotels sehen, klar!?“

Line starrte ihn unbewegt an. Sie schien ganz und gar nicht bereit so etwas wie Zustimmung zu zeigen. Sie schüttelte den Kopf. „Ich will mitkommen.“

Bakura sah sie an. Diese Diskussion hatte er bereits vorausgesehen. Und er wollte sie so schnell wie möglich beenden.

„Du kannst nicht mitkommen.“, erklärte er ruhig. Und als er sah, dass sie bereits wieder im Begriff war etwas zu erwidern, setzte er noch hinzu: „Ich will dir das jetzt auch nicht begründen.“

Line hatte den Mund schon wieder geöffnet, sah sich nun gezwungen noch einmal zu überlegen, was sie sagen wollte. Sie schaute ihren Entführer trotzig an.

„Du wirst es mir schon erklären müssen. Ich verstehe nicht, was so schlimm daran wäre, wenn ich mitkäme. Ich stelle ja keinen Unsinn an.“

Bakura schaffte es nur ganz knapp nicht laut los zu lachen und wollte nun umso schneller mit dem Gespräch fertig sein. Es war offensichtlich, dass sie hier zu keinem vernünftigen und vor allem für Bakura günstigem Ergebnis kommen würden. Und überhaupt, seit wann war es eigentlich gestattet mit ihm zu diskutieren?

Bakura schüttelte noch einmal ausgiebig den Kopf, um klar zu stellen, dass sich seine Meinung nicht ändern würde.

„Ich habe jetzt keine Zeit, um stundenlang mit dir zu streiten. Du tust, was ich sage oder du machst so weiter wie jetzt und landest in wenigen Sekunden auf der Straße. Dann kannst du allein versuchen dich hier zu Recht zu finden.“

Er wandte sich schnell dem Fahrer zu und begann auf ihn ein zu reden. Line schaute ihn wütend an. Sie schien nicht bereit das Gespräch schon als beendet zu erklären.

„Du glaubst, dass ich Ärger machen würde, aber das brauchst du nicht. Ich höre ja jetzt auf dich.“

Bakura wandte unwillig noch einmal den Kopf in ihre Richtung. Er musterte sie aufmerksam.

„Seit wann tust du das?“, fragte er belustigt.

Line starrte ihn bitterböse an. „Schon seit einer ganzen Weile. Aber wie konnte ich bloß denken, dass dir das auch mal auffällt.“ Sie schüttelte über ihre eigene Blödheit fassungslos den Kopf. Ihre Augen blieben immerfort auf den Meisterdieb gerichtet.

Einen kurzen Moment starrten sie sich an. Bakura hatte mal wieder das beschissene Gefühl, dass sie etwas sehr viel ernster nahm, als er es erwartet hatte.

Er hasste es, wenn sie ihn so ansah, wie sie es gerade tat. Und doch hatte er jetzt keine Zeit, um sich damit weiter zu beschäftigen. Sie hatten schon genug getrödelt.

Er richtete sich, ohne sie weiter zu beachten, einfach wieder an den Fahrer und nahm das Gespräch wieder auf. Er reichte ihm Geld, welches dieser begeistert in Empfang nahm. Der junge Mann begann sofort damit es zu zählen und zu jedem von Bakuras folgenden Sätzen eifrig zu nicken.

Bakura erklärte er ihm noch irgendetwas, aber Line hörte nicht mehr zu. Sie hatte sich zurück gelehnt und starrte, ganz eindeutig schwer beleidigt, aus dem Fenster.

Bakura warf ihr noch einmal einen kurzen Blick zu. Nachdem er die Tür zugeschlagen hatte, gab er ein tiefes Seufzen von sich. Der Wagen wurde gestartet und fuhr an. Bakura schaute ihm hinterher, bis er wenige Augenblicke später um die nächste Straßenecke verschwunden war.

In diesem Moment hörte er ein Telefon hinter sich klingeln. Er wandte sich um und sein Blick fiel auf eine Telefonzelle. Sie war leer.
 

Line saß mit verschränkten Armen auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster. Den Fahrer, der ihr immer wieder einen prüfenden Blick zuwarf, beachtete sie nicht.

Wer weiß, was Bakura dem erzählt hatte. Aber eigentlich war es auch egal. Es sah jedenfalls erst einmal nicht so aus, als wenn sie diesem jungen Mann irgendwie entkommen könnte, bevor sie am Hotel ankamen. Für Line stand fest, dass sie nicht in diesem Zimmer hocken bleiben würde.

Bakura hätte eigentlich wissen müssen, dass er so was nicht mit ihr machen konnte. Er hatte es nicht einmal für nötig gehalten, ihr etwas zu erklären. Aber sie war kein kleines Kind mehr. Das konnte er nicht mit ihr machen.

Der Wagen blieb plötzlich stehen. Als Line aufschaute, sah sie, dass sie am Straßenrand angehalten hatten. Der junge Mann sprang aus dem Wagen. Sie wollte gerade die Tür öffnen, da stand er auch schon vor ihr. Er schien wirklich sehr bemüht ihr keine Möglichkeit zur Flucht zu geben.

Er öffnete die Tür und reichte ihr seine Hand. Line warf ihm einen verächtlichen Blick zu, nahm dann aber seine Hand und wurde aus dem Wagen gezogen.

Der Mann erklärte, dass er das Gepäck holen würde, wenn sie auf ihrem Zimmer sei und schritt zielstrebig auf ein großes Gebäude zu. Die Tür öffnete sich, ohne dass er sie berührt hatte, und sie standen in der großen Eingangshalle. Line wunderte sich, denn sie konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass Bakura eine so teure Unterkunft gewählt hätte.

Ihr Begleiter bedeutete ihr ihm zu folgen. Sie gingen an der Rezeption vorbei, ohne dass er auch nur ein Wort mit einer der Empfangsdamen gewechselt hätte. Line schaute ihn verwirrt an. Er musste sich doch erst bei ihnen melden, um den Schlüssel zu bekommen. Er selbst konnte ihn schließlich nicht haben.

Line schaute sich unsicher in der Halle um. Der Mann neben ihr beobachtete sie genau. Anscheinend rechnete er jeden Moment damit, dass sie versuchen würde abzuhauen. Line schüttelte entmutigt den Kopf. Solange er so aufmerksam blieb, wie er es jetzt war, hatte es keinen Zweck.

Sie waren am Fahrstuhl angekommen. Er drückte einen Knopf und sofort ertönte ein Geräusch, das klarmachte, dass sich im Innern etwas in Bewegung gesetzt hatte.

Ein helles Piepen ertönte, als die Türen sich öffneten und ein alter Mann im Rollstuhl kam zum Vorschein. Neben ihm stand ein junges Mädchen, das nun damit begann, ihn aus dem Fahrstuhl zu hieven. Lines Begleiter trat hastig zur Seite, damit er nicht Gefahr lief, überrollt zu werden.

In diesem Moment rannte Line los. Eine bessere Chance würde sie nicht mehr bekommen.

Sie drehte sich einfach um und rannte so schnell sie konnte auf den Ausgang zu. Niemand hielt sie auf. Einige Menschen schauten ihr verblüfft nach und versuchten, in dem sie ihre Köpfe in alle Richtungen wendeten, herauszufinden, welchen Grund es geben konnte, wegzulaufen.

Der junge Mann, der eigentlich auf sie aufpassen sollte, war in diesem Moment zwischen Rollstuhl und Wand eingeklemmt. Er reagierte schnell, aber er bemerkte auch fast genauso schnell, dass es aussichtslos war. Er schrie das junge Mädchen neben sich an, es solle endlich den Rollstuhl vorwärts bewegen. Gleichzeitig versuchte er, sich selbst aus seiner Lage zu befreien.

Währenddessen war Line schon fast am Ausgang. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass er ihr hinter her schreien würde, dass dadurch das Personal aufmerksam werden würde und dass sich ihr Menschen in den Weg stellen würden.

Aber der Mann tat nichts dergleichen. Und Line hatte auch gerade nicht die Zeit, sich zu fragen, warum er es nicht tat.

Sie hatte die Türen erreicht, stürmte aus dem Haus und fand sich auf der Straße wieder. Hektisch drehte sie sich einmal um und schaute zurück. Der Mann hatte es geschafft, sich zu befreien, sah sich nun ebenfalls um und erkannte sie hinter dem Glas.

Line wandte sich ab und rannte los, die Straße entlang. Sie bog, ohne darauf zu achten, in welchen, in einen der Läden zu ihrer Linken ein und ließ sich hinter einigen Regalen fallen.

Sie hockte eine ganze Weile dort und lauschte auf ihren eigenen ungewöhnlich schnellen Atem. Aber es kam niemand. Sie hatte es scheinbar geschafft. Sie war entkommen.

Während ihr Herz allmählich wieder in dem ganz normalen Tempo zu schlagen begann, dachte Line angestrengt nach. Eigentlich war es doch komisch gewesen. Der Mann, vor dem sie vor wenigen Augenblicken geflohen war, konnte kein ganz normaler Taxifahrer gewesen sein. Er hatte einen Schlüssel zu der Wohnung gehabt und den konnte er nicht von Bakura haben, denn Bakura selbst war ja auch noch nie in dem Hotel gewesen. Wahrscheinlich war es gar nicht so dumm gewesen abzuhauen.
 

Bakura stand am Straßenrand und rührte sich nicht. Die Menschen liefen an ihm vorbei und schauten ihn fragend an, aber er beachtete keinen von ihnen. Er dachte ebenfalls gerade angestrengt nach.

Gerade, als der Wagen um die Ecke verschwunden war, hatte das Telefon in der Zelle hinter ihm geklingelt und da weit und breit außer ihm niemand in der Nähe gewesen war, war Bakura ran gegangen. Einen Augenblick später hatte man ihm erzählt, dass er gerade einen großen Fehler gemacht habe.

Inzwischen wusste Bakura sehr genau, worin dieser Fehler lag. Inzwischen wusste er sogar noch sehr viel mehr. Denn nachdem der Anrufer abgelegt hatte, gab er ihm nur sehr wenig Zeit um sich dessen klar zu werden, dass er gerade Line verloren hatte.

Kurz danach rief er wieder an. Und diesmal erfuhr Bakura den Namen des Anrufers. Er hatte anfänglich kaum etwas verstanden von dem Gebrabbel seines Gegenübers. Es handelte sich hierbei um einen alten Bekannten, mit dem Bakura vor einer Ewigkeit einmal zusammengearbeitet hatte. Bakura hatte noch nicht einmal den Namen dieses Menschen behalten.

Wie dieser Jemand nun aber erzählte, hatte er Bakura auf der Straße sofort wieder erkannt. Und er wollte sich nun einen Spaß machen, in dem er einem Taxifahrer Geld zuschob und ihn beauftragte, seinen Freund direkt zu ihm ins Hotel zu bringen. Er konnte ja nicht ahnen, das Bakura andere Pläne hatte und dass er deshalb nur das Mädchen, das er ja noch nicht einmal kannte, vor die Tür chauffiert bekam. Und erst recht konnte er natürlich nicht ahnen, was das Mädchen machen würde.

Bakura verlor alles was er an Farbe im Gesicht hatte und das war sowieso schon nicht viel. Kreidebleich hörte er weiter diesem Vollidioten zu, der gerade aus Spaß seine kleine Line in einer ihr völlig unbekannten Stadt ausgesetzt hatte. Die Frage, wie er sie jetzt bitte schön wieder finden sollte, konnte dieser Trottel ihm natürlich auch nicht beantworten.

Plötzlich ertönte ein lautes Hupen. Bakura fuhr zusammen. Es war erstaunlich dicht hinter ihm gewesen. Und der Wagen, den er dann erblickte, war auch tatsächlich erstaunlich dicht hinter ihm geparkt.

Bakura raffte sich auf und stampfte zur Beifahrertür. Er öffnete sie ohne zu zögern und stieg ein.

„Bring mich sofort zu diesem Hotel.“, schnauzte er sein Gegenüber anschließend an. Er würdigte ihn währenddessen keines Blickes.

Der Mann schaute ihn erschrocken an. Da Bakura ihm nun einen kurzen ungeduldigen Blick zuwarf, startete er hastig den Motor.

„Hallo.“, murmelte er kleinlaut. Bakura antwortete nicht und so kam vorerst kein Gespräch zustande.

Der Wagen setzte sich in Bewegung. Bakura sah mit finsterem Blick auf die Straße vor seiner Nase, als wäre sie Schuld an seinem Unglück. Er war sehr darauf bedacht, diesem Menschen an seiner Seite gar keine Beachtung zu schenken.

Dieser allerdings ertrug das unangenehme Schweigen nicht sehr lange. Er schaute ihn unsicher an. „Hör mal, ich dachte nicht, dass sie wegrennen würde. Wäre das nicht passiert, es wäre doch eine schöne Überraschung gewesen, oder nicht?“

Bakura schnaubte. „Wenn dich das befriedigt, ich bin wirklich sehr überrascht, dass du dich so etwas traust, ja tatsächlich! Wenn wir sie nicht bald finden, war das nämlich mit Sicherheit der letzte Scherz, den du dir zu Lebzeiten erlauben konntest.“

Sein Gegenüber überlegte anscheinend erst einmal, wie ernst diese Drohung gemeint war, schien sich aber noch nicht allzu große Sorgen zu machen.

„Was hast du überhaupt mit so einem Mädchen zu tun.“ Er starrte gedankenverloren auf den Verkehr, der sich vor seinem Wagen aufbaute.

Bakura war sich nicht sicher, ob das jetzt als Frage gemeint war, aber er hatte sowieso keine Lust sie zu beantworten.

Der Mann warf Bakura einen vorsichtigen Blick zu. „Sie war ziemlich jung, fand ich.“

Bakura lehnte sich in seinem Sitz zurück und betrachtete belustigt sein Gegenüber. In seinen Augen spiegelte sich eine allzu deutliche Mordlust wieder. Tatsächlich fragte er sich gerade, wie viele Worte dieser Mensch noch bis zu seinem Lebensende reden würde.

Aber den kümmerte das alles gar nicht. Er sah Bakura aus naiven Augen fragend an und wartete scheinbar immer noch auf eine Antwort. Bakura schüttelte entnervt den Kopf. „Halt die Klappe und fahr. Ich will heute noch ankommen.“

Der Mann wirkte erschrocken. Jetzt interessierte es ihn erst recht, wer dieses Mädchen war. Sie schien nicht unwichtig zu sein. Und es stimmte dennoch, dass sie noch sehr jung gewesen war.

Sie kamen schließlich an und zu Bakuras großem Erstaunen hatte der Typ es tatsächlich bis dahin geschafft, keine weiteren unnötigen Bemerkungen abzugeben. Jetzt stiegen sie aus dem Wagen. Bakura sah die Straße entlang. Es war inzwischen Abend geworden. Und in der Stadt waren schon deutlich weniger Leute unterwegs.

Das beruhigte Bakura nicht gerade, denn soweit er die Straße entlang schauen konnte, war keine Line zu sehen. Sie konnte inzwischen schon in einem ganz anderem Stadtteil sein.

Bakura sank an die Wagentür hinter sich. Das war die berühmte Nadel im Heuhaufen, die er da gerade finden wollte.

Der Mann neben ihm beobachtete ihn aufmerksam, bis ihm diese Beschäftigung zu langweilig wurde. Er erklärte, er würde nur mal kurz etwas besorgen wollen und verschwand von Bakuras Seite.

Er ging auf einen Laden zu. Bakura schaute an ihm vorbei den Gehweg entlang. Seine Augen brannten, weil er sich gegen alles, was auch nur im Entferntesten an Tränen erinnern würde, mit aller Kraft wehrte. Es war so gut wie unmöglich Line hier wieder zu finden.

Das Mädchen hatte doch keine Ahnung, wo sie hin sollte. Sie konnte ihn nicht finden und er wusste nicht, wo er sie suchen sollte.

Und es würde nicht lange dauern, bis sie einem Polizisten über den Weg würde. Immerhin rannte sie jetzt wahrscheinlich völlig ziellos durch die Straßen. Und inzwischen war es Nacht.

Bakura fuhr sich mit der Hand durch sein reichlich zerzaustes Haar. Er hatte jetzt eigentlich ganz woanders sein wollen. Es hätte alles so gut klappen können, wenn dieser Idiot nicht aufgetaucht wäre. Wenn er Line sicher in einem Hotelzimmer wüsste, könnte er in aller Ruhe sein eigentliches Vorhaben in die Tat umsetzen.

Jetzt stand er hier und kam fast um, wenn er daran dachte, was alles passieren könnte und dass er so gut wie gar nichts tun konnte. Und dieser Idiot brauchte auch noch Stunden, um sich eine Schachtel Zigaretten zu besorgen, wo sie doch keine Zeit zu verlieren hatten.

Wahrscheinlich hatte er jetzt doch Angst bekommen, Bakura würde ihm etwas antun wollen. Grund zur Sorge hätte er ja, dachte der Meisterdieb zerknirscht.

In diesem Moment vernahm er einen lauten Schrei und schaute auf. Er erstarrte.

Was er sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln. Es war ein kleines vergnügtes Mädchen, das auf ihn zu gerannt kam. Und er kannte dieses Mädchen gut.

„Line.“, keuchte er. Sie riss ihn beinah zu Boden in ihrer stürmischen Begrüßung. Ihm wurde schwindelig.

In seinem Kopf überschlugen sich Fragen und Gefühle und wollten sich nicht einigen, wer als erstes das Recht hatte sich zu äußern. Das Ergebnis war ein völlig steif dastehender Bakura, der gar nicht fähig war überhaupt irgendetwas zu machen.

Line ließ ihn für einen Moment los, um sich sein entsetztes Gesicht anzuschauen. Es gefiel ihr sehr gut. „Da hat mich aber einer vermisst.“, stellte sie grinsend fest.

Bakura war noch nicht einmal fähig eine Antwort hervorzubringen, was ja eigentlich für die Wahrung seines Images gerade mehr als nötig gewesen wäre.

Der Mann stand hinter Line und grinste fast genauso breit wie sie selbst. Da er sich aber dennoch Sorgen um Bakuras derzeitige Verfassung zu machen schien, hielt er es für besser, Bakura zu erklären, was passiert war.

„Sie war die ganze Zeit in dem Laden. Die Kassiererin hat so eine Bemerkung gemacht über einen ungewöhnlich treuen Gast und da habe ich das Mädchen gesehen. Ich habe mir gleich gedacht, dass es die ist, die wir suchen.“

Bakura hörte ihm gar nicht zu. Er sah auf das junge Mädchen, wie es da vor ihm stand und ihn zufrieden anlächelte. „Ich wusste nicht, wo ich hingehen sollte. Also bin ich einfach erst einmal dageblieben.“

Sie erklärte das mit so unschuldig dreinschauenden Augen, dass Bakura ganz vergaß, dass sie sich trotz allem nicht an seine Anweisungen gehalten hatte. Für einen kurzen Moment huschte eine Art Lächeln über sein Gesicht, dann war es auch schon wieder verschwunden.

Sein Blick fiel auf den Mann, der sich immer noch köstlich amüsierte. Die beiden mussten für ihn ein sehr witziges Bild abgeben und er brauchte nun auch nicht mehr um sein eigenes Wohlbefinden zu fürchten, denn sie hatten das Mädchen gefunden. Sein Freund musste sich wirklich große Sorgen gemacht haben, denn sonst hätte er diesen kleinen Spaß sicher selbst lustig gefunden.

Bakura richtete sich auf. „Ich leih mir deinen Wagen.“, erklärte er schlicht.

Das Grinsen verschwand sofort von dem Gesicht seines Gegenübers. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sich ihre beiden Blicke trafen.

„Für dieses Unglück schuldest du mir doch wohl etwas.“, sagte Bakura ernst. „Wenn du nicht willst, dass ich mich doch noch daran erinnere, wie viel Zeit ich wegen dir verloren habe und wie wütend ich eigentlich auf dich sein müsste, dann gibst du mir jetzt die Schlüssel und wartest, dass du den Wagen irgendwo wieder abholen darfst.“

Der Mann starrte ihn aus überdimensional großen Augen an. Line gluckste. Sie warf ihrem Meisterdieb einen amüsierten Blick zu. Aber dieser meinte das ganz anscheinend tatsächlich ernst.

Er sah sie kurz an und bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, dass sie einsteigen sollte. Nach kurzem Zögern folgte Line dieser Anweisung.

Sie öffnete die Wagentür und ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. Nachdem sie Tür hinter sich geschlossen hatte, beobachtete sie im Rückspiegel, wie die beiden Männer noch eine sehr kurz ausfallende Diskussion führten. Sie grinste bei dem Anblick des Mannes neben Bakura, der schließlich gar nicht begeistert seine Autoschlüssel übergab. Line fragte sich, was Bakura getan hätte, wenn sein Freund nicht so folgsam gewesen wäre.

Schließlich öffnete sich die Tür und Bakura kam zum Vorschein. Line schaute ihn erwartungsvoll an. Bakura seufzte tief. Er warf ihr einen Blick zu.

„Jetzt muss ich dich ja doch mitnehmen. Die Zeit, um dich jetzt noch ins Hotel zu bringen, habe ich nicht.“

Line grinste breit und Bakura ließ den Motor an. Der Wagen setzte sich in Bewegung und hinter sich ließen sie den Mann, der nun ziemlich verzweifelt seinem eigenen Auto nachschaute und sich fragte, ob er es je wieder sehen würde.

Rot

„Wo wollen wir eigentlich hin?“ Line gähnte herzhaft.

Bakura warf einen Blick zu ihr. Das Mädchen machte es sich gerade noch ein wenig bequemer auf ihrem Sitz, indem sie die Lehne zurückstellte. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.

Bakura schüttelte den Kopf. „Das lohnt sich nicht mehr. Wir sind gleich da.“

Line öffnete die Augen wieder und richtete sich auf. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, dann schaute sie Bakura an. „Gehen wir etwa baden?“, lachte sie.

Sie waren im Hafen angekommen. Es war inzwischen tiefe Nacht.

Bakura schüttelte wieder den Kopf. „Nein. Wir besuchen eine Party.“

Line lachte. Dann verstummte sie und schaute ihn aufmerksam an. „Du meinst das ernst, was?“

Sie schaute an sich herunter. „Eine Party. Hm.“

Sie trug Turnschuhe, ihre alten Jeans und ein ganz gewöhnliches T-Shirt.

„Was ist das für ne Party?“, fragte sie stirnrunzelnd.

Bakura grinste. „Deine Sachen sind im Kofferraum. Ich hoffe, du hast noch etwas Feierlicheres?“

Line schaute ihn an. „Wie feierlich denn?“

Er zuckte die Schultern. „Sehr feierlich. Nehmen wir mal an, du gehst auf eine Hochzeit.“

Line lachte schallend. „Da muss ich dich enttäuschen. Ein Hochzeitskleid besitze ich nicht.“

Bakura seufzte tief. „Du solltest besser zuhören. Ich sagte nicht, dass es deine eigene Hochzeit ist.“

„Okay, also etwas sehr teures, ja?“ Line überlegte.

Bakura wartete auf eine Antwort, aber die blieb aus. Er schaute das Mädchen von der Seite an. „Und?“

Sie grinste breit. „Hm.“

Bakura gefiel das ganz und gar nicht. „Es sollte dennoch nicht allzu auffällig sein.“, bemerkte er mürrisch.

Line schaute ihn belustigt an. „Nicht? Dann müssen wir die Party wohl absagen. Etwas Unauffälliges besitze ich nicht.“
 

„Ich hab es.“ Inzwischen waren sie angekommen. Das heißt, so konnte man es eigentlich nicht sagen, denn wie Line meinte, standen sie mitten im Nichts. Sie hatten irgendwo am Straßenrand angehalten, aber weit und breit war nichts zu sehen, das an eine Party erinnerte.

Sie war aus dem Wagen gesprungen und hatte eine halbe Ewigkeit damit verbracht, ein passendes Kleidungsstück zu finden. Wenn Bakura nicht selbst viel zu nervös gewesen wäre, wäre er inzwischen garantiert schon eingeschlafen.

Sie tauchte plötzlich an seinem Fenster auf und hielt ihm ihren Besitz vor die Nase. Er konnte nicht viel erkennen, es war schließlich schon dunkel und die nächste Straßenlaterne ein Stück weit entfernt, aber es schien entgegen seiner Erwartungen kein Minirock zu sein. Bakura hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt noch etwas anderes besäße und erst recht nicht, dass sie es auch tragen würde.

Es war ein Kleid und soweit er das beurteilen konnte, würde es ihr wahrscheinlich etwa zu den Knien gehen, wenn sie es trüge. Es war einfarbig, er konnte nur nicht erkennen, welche Farbe.

Bakura nickte erleichtert. Er stieg aus dem Wagen. „Dann zieh es an.“ Er schlug die Wagentür hinter sich zu.

Line schaute ihn verwirrt an. „Hier?“

Bakura ging zum Kofferraum und begann damit, in seinen eigenen Taschen etwas zu suchen. „Wenn du nicht willst, dass dir zig Leute dabei zusehen, ja.“

Line bewegte sich nicht vom Fleck. Bakura schob den Inhalt des Kofferraums von einer Seite in die andere. „Hier ist doch niemand.“, erklärte er genervt.

Line schnaubte. „Hier ist schon jemand.“

Bakura hielt mitten in der Bewegung inne und sah sie durchdringend an.

Line schaute zurück. „Okay, schon gut.“ Und sie verkrümelte sich in die Dunkelheit.

Bakura schüttelte genervt den Kopf und machte sich weiter daran, irgendetwas zu suchen, was er gar nicht suchte. Er gab diesen unnützen Zeitvertreib schließlich auf und schloss den Kofferraum. Mit einem Seufzen lehnte er sich an den Wagen und lauschte in die Dunkelheit. Irgendwo hörte er Line sich bewegen. Ansonsten war es still.

Sie erschien schließlich fluchend neben ihm und nachdem sie noch ein paar Schuhe aus dem Wagen gekramt hatte, war sie dann auch schließlich fertig.

Sie konnten sich endlich auf den Weg machen. Sie gingen eine Weile die Straße entlang. Sie stiegen dann eine Treppe hinab und gelangten so näher ans Wasser. Mit jedem Schritt wurde es heller.

Sie gelangten an einen Steg, an dessen Ende eine riesige Jacht im Wasser lag. Sie war rundum hell beleuchtet und auf ihr tummelten sich Menschen wie Ameisen.

Je näher sie kamen, desto lauter wurde es auch. Man konnte Musik hören, die ganz anscheinend von einer Band live gespielt wurde. Hin und wieder konnte man ein lautes Lachen vernehmen. Die Menschen unterhielten sich lautstark. Es schien eine recht gute Stimmung an Bord zu sein.

In unseren beiden Helden allerdings machte sich zunehmend ein Gefühl von Unruhe breit, von dem zumindest Line nicht sagen konnte, woher es kam. Obwohl sie doch Partys eigentlich über alles liebte und sich auch gerne auf einer befand, machten ihr die Leute hier Angst. Ihr gefiel der Gedanke, sich bald unter ihnen zu befinden, überhaupt nicht.

Bakura neben ihr wirkte sehr ernst. Er schien mit aufmerksamen Augen jedes einzelne Detail der Umgebung in sich aufzunehmen. Sein Blick suchte begierig einen unauffälligen Weg an Bord.

Das war überhaupt das wichtigster bei dieser Aktion, dass sie unauffällig blieben. Und umso härter traf ihn nun, was er sah, als er sich für einen Moment abwandte und sein Blick auf Line fiel.

Er gab einen Laut von sich, den man einem außergewöhnlich lautem Stöhnen gleichsetzen konnte. Line, völlig in Gedanken versunken, schreckte auf.

„Was ist?“, flüsterte sie.

Er sah aus, als wenn er gleich heulen würde. Sein Blick war immer noch auf das Mädchen gerichtet, oder eher auf das, was sie anhatte. Denn jetzt im Licht konnte er erkennen, was ihm vorher nicht aufgefallen war.

„Es ist rot.“, krächzte er.

Line sah an sich herunter. Dann lächelte sie unschuldig. „Ja.“

-Abbruch!?-

Ja, Abbruch. Dies hier ist kein weiteres Kapitel von meiner Fanfic. Es wird auch kein weiteres geben.

Ich habe lange nicht mehr geschrieben und ich habe mich in letzter Zeit nicht wenig verändert. Es wäre unehrlich, wenn ich jetzt versuchen würde weiter zu schreiben, weil ich heute nicht mehr so schreiben könnte, wie ich es vielleicht damals noch getan habe. Ich werde meine Geschichte deshalb an dieser Stelle abbrechen.

Ich habe selbst schon erlebt, wenn Leute ihre Fanfics einfach kommentarlos abgebrochen haben und ich habe das gehasst. Natürlich können meine Worte an dieser Stelle nicht das Ende der Story ersetzen, aber sie sind die einzige Entschädigung, die ich überhaupt geben kann.

Ich habe immer wieder versucht doch noch weiter zu schreiben, weil ich die Geschichte schon ganz gern zu Ende bringen wollte, aber ich habe eben feststellen müssen, dass mir das Ganze langsam entgleitet, dass die Zeitabstände zu groß wurden und ich mich deshalb immer weniger in meinen Text hineinversetzen konnte. Ich habe nun hintereinanderweg die letzten Kapitel hoch geladen, die ich noch auf meinem Computer finden konnte. Mehr schreiben tu ich definitiv nicht.

Ich weiß, dass meine Fanfic nicht so wahnsinnig viele Leute gelesen haben, aber zumindest denen, die sie mitverfolgt und das gern getan haben, sollen meine letzten Worte gewidmet sein. Ich bedanke mich außerdem für die lieben Kommentare, über die ich mich oft sehr gefreut habe und die mich angetrieben haben, weiter zu machen. Dass ich es im Endeffekt dennoch nicht bis zum Ende gebracht habe, liegt zugegeben an eigener Faulheit.

Im weiteren Verlauf der Geschichte sollten unsere beiden Helden schließlich auf den alten Bekannten von Bakura treffen, der, wie sich herausstellen sollte, ihn vor ein paar Jahren bei einem gemeinsamen Coup betrogen hatte und an dem sich der Meisterdieb jetzt rächen wollte. Er wird aber ein weiteres Mal überlistet und von dem Typen an die Polizei verraten.

Es folgt der Prozess, in dem Line verzweifelt versucht, Bakura und Fred als unschuldig zu erklären, in dem sie behauptet, sie wäre freiwillig mitgegangen. Man glaubt ihr nicht, weil man annimmt, sie würde nur aus Angst vor den beiden Gaunern lügen.

Linsley, die von Beruf her, wie der Leser erfahren würde, Anwältin ist, sollte auch noch einmal auftauchen und die beiden vor Gericht vertreten- allerdings ebenfalls ohne Erfolg damit zu haben. Fred und Bakura werden verurteilt und verbringen so einige Jahre hinter Gittern.

Im letzten Kapitel sollten sich Line und Bakura, ironischerweise im Kleinen Bub, wieder treffen, wo unsere Geschichte ja auch begonnen hat und wo Line inzwischen als Kellnerin arbeitet.

Ich habe meine Charaktere mit der Zeit alle sehr lieb gewonnen und ich fände es schade, wenn ich sie jetzt bei dem krampfhaften Versuch etwas zu Ende zu bringen, womit ich für mich selbst bereits abgeschlossen habe, versauen würde. Ich hoffe, dass man mithilfe meiner Vorausschau sich halbwegs den weiteren Verlauf vorstellen kann, auch ohne dass ich ihn wortwörtlich schreibe. Wenn ihr noch Fragen habt, stellt sie mir.
 

Alles Liebe,
 

euer Tini-chan



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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Von: abgemeldet
2007-06-06T07:50:09+00:00 06.06.2007 09:50
Liebe Tini,

es ist sehr, sehr schön, was du geschrieben hast. Ich hätte es um nichts in der Welt erwartet, aber es ist wohl besser so. Ich habe die Kapitel geliebt und tu es immernoch.

Alles Liebe, me
Von: abgemeldet
2005-09-26T19:47:41+00:00 26.09.2005 21:47
Hallo!

Tja, das TC hat es doch tatsächlich mal geschafft dir einen Kommi zu hinterlassen^^ö
Hat sich alles wieder einigermaßen eingerenkt, also hier bin ich, let´s go!
Und falls ich hier zwischendrin irgendwelchen Müll rede, liegt am Eiskaffeeenzug ;P

Erstmal dermaßen großes Lob für das Chap!!! Wie immer super Schreibstil, lies sich unheimlich gut lesen und eine klasse Wortwahl hattest du auch.
Okay, du hast warscheinlich nichts anderes erwartet und fragst dich wo mein Kreischanfall bleibt, aber den unterdrück ich noch ein bisschen.

Nein, mal ganz im Ernst.
Der Schreibstil, die Story, die ganze Stimmung!!!
Ich erinnere mich ja noch so ziemlich an alle Chaps und das hier gehört eindeutig zu meinen absoluten Favoriten, fast noch besser als das letzte.
Und nein, nicht nur wegen D-E-R Szene, aber eins nach dem anderen...

*Fingerknacks*

Es hat ja schon so spannend angefangen!
Irgendwo hab ichs mir ja schon fast gedacht, aber als Bakura dann gemerkt hat, dass Line weg war...
Mir ist fast das Herz stehen geblieben, ganz ehrlich!
Ich hätte sie ja wirklich gerne bei ihrer kleinen Turneinlage gesehen, aber lassen wir das...

Dann natürlich die Szene der Szenen!
Als sie so weinend vor ihm stand und sich auf ihn geworfen hat...
Ich glaub ich war im ersten Moment genauso sprachlos wie Baku, aber dann?

*großes Kreischanfall*

Meine Mutter hält mich jetzt zwar warscheinlich für verdammt psychopatisch, aber wen interessierts?
Immerhin haben wir hier Andeutungen!!!

*fanatischen Glanz in Augen hat*

Bin ich froh, dass sie wieder gekommen ist...
Jetzt dürfte die Sache wohl noch etwas interessanter werden, kommt eigentlich auch noch etwas mit ihren Eltern?
So wies aussieht hält sie ja nicht sonderlich viel von ihnen...
Arme Line, da kann sie einem fast Leid tun...
Aber sie hat ja ein süßes kleines Bakulein, das sie in Schutz nimmt *schmacht*
Das tut er doch, nicht war?

*zoooooooooooooooom*

Und er tut es bald, oder?

*zooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooom*

In diesem Sinne, schreib bald weiter!!!

*megadollefreu*

Mit viel Glück und gutem Willen schaff ichs am Wochenende sogar die ENS zu beantworten^^

*knuddelwuschel*

Dein dich dolle liebhabendes Sil, dem du dermaßen viel bedeutest und das Mexx wegen seiner *zensiert* Serverprobleme was ENS angeht verflucht^^ö
Von:  Rockfairy
2005-08-27T22:58:52+00:00 28.08.2005 00:58
Ojeoje
Ich schmeiss mal lieber ne Runde Asperin für alle!^^
*asperin verteil*
Bakura stirbt noch ma an nem Herzinfakt!!!
Aber warum is Line den wieder zuräck gekommen???
Hat se geschnallt das se Bakura M~~AG!?^^
Von:  Hotepneith
2005-08-26T18:21:06+00:00 26.08.2005 20:21
Danke für den Tipp..

ich hätte es wohl übersehen.
Das ganze wird langsam sehr....nun,out of kidnapping? wenn das opfer freiwillig zurückkehrt?

Mal sehen, wie du das jetzt weiterentwickelst.
Echt, ich bin sehr neugierig.
*g*

Also solltst du dich beeilen.

bye

hotep


PS...

Wie immer sehr gut geschrieben..
Von: abgemeldet
2005-07-28T21:49:31+00:00 28.07.2005 23:49
Juhu mein liebes Tini_chan!
*winkz*
Ich habs geschafft, schon nach 3 Tagen XD
Bin ich gut?
(Kai: Es gibt Leute, die sollten ab einer gewissen Uhrzeit kein Koffein mehr zu sich nehmen...)

Wie auch immer, stürzen wir uns mal^^

Das ganze von wegen wie toll du doch schreibst und wie klasse dein Stil ist muss nicht mehr extra erwähnt werden, oder?
Ich hoffe mal das weißt du inzwischen^^

Aber dieses Chapter...
Ich muss mich wirklich zwingen eins nach dem anderen zu kommentieren und nicht mit DER Stelle anzufangen^^

Das war mal wieder ein derma0en geniales Chapi, gefällt mir fast noch besser als das vorherige.
Aber was hei0t fast?
Es gefällt mir besser, gehört bisher eindeutig zu meinen Favs!
*begeistertguck*

Allein die Shoppingtour!
Der arme Fred, der kann einem in dieser ganzen FF wirklich am meisten Leid tun...
Mit Line einkaufen zu müssen, das ist wirklich ein SEHR hartes Los...
Aber unsereins freuts, da hat man 100% etwas zu lachen.
*sichFredundLineModeschaumäßigvorstell*
*prust*
Das warscheinlich einzige mal in dieser Geschichte, dass Fred Line zum Fluchen bringt und nicht umgekehrt^^
Hm, aber ich muss Anbu zustimmen, hat die Polizei jetzt nicht einen Hinweis?
Wenn man Berge von Kleidern als Hinweis nimmt...

Aber lassen wir die Shoppingtour Shoppingtour sein und kommen wir lieber zu Lines äußerst durchdachtem Fluchtversuch ;P
(Kai: Tz, einfach drauf los rennen *Kopfschüttel*)

Wie gesagt, wirklich sehr gut...
Geplant...
Aber was wäre der Welt enthalten geblieben, hätte sie es nicht versucht?
DIE ERSTE WINZIG KLEINE ANDEUTUNG!
Yeah!
Allein schon die Tatsache, die kommen musste...
War es uns nicht klar in wen sie reinrennen würde?
Supersüße Szene, nebenbei erwähnt.
Aber dann, dann kam es!
*jubel*
*kreisch*
Er hat gesagt ihr Kleid wäre schön!
*rumtanz*
Okay, sie hat ihn eeeeeetwas genervt, aber er hat es gesagt^^
*sing*
Find ich total süß^^
(Kai: Eine BakuraxLine Verrückte, Himmel hilf uns!)

...

Okay, ich hab mich wieder gefasst^^
Die Szene war aber auch ZU schön...
Wie auch immer, sie war NICHTS, wirklich NICHTS gegen das, was danach kam.

Das, das war einfach...

WOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO​OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOW!

Das hatte echt Dramatik, die ganze Stimmung war so...
So...
Unbeschreiblich.
Ernst.
Ich musste echt die Luft anhalten, so knisternd war das alles!
Als Bakura und Line sich angeschaut haben...
(Ganz nebenbei: YEAH!)
Dass ihre Eltern wiederkommen...
Langsam aber sicher kommt Spannung in die Geschichte.
Dürfte interessant werden, was sie mit ihr machen.
Töten werden sie sie wohl kaum und zurück möchte sie ja anscheinend auch nicht...

Okay, bevor ich hier anfange zu spekulieren...
WIE KANNST DU NUR?
Was fängst du jetzt auch noch mit diesen gemeinsz spannenden Enden an?
was hat sie um alles für einen Entschluss gefasst?
*snif*
Das ist SO fies!
Böses, böses Mädchen!

Aber trotzdem, Gesamtwertung ist eindeutig beide Daumen nach oben!
Ein spannendes Chapi mit einer genialen Stimmung, klasse Handlung und ANDEUTUNGEN, was will man mehr?
Und überhaupt wird Line von Chapter zu Chapter liebenswerter, hier vor allem am Ende.
Da hat man, zumindest ansatzweise, ihre andere Seite kennengelernt.
Nicht so verrückt und bakuratödlich, sondern still und traurig.
Hach, ich liebe dieses Mädchen...
Mega dolles Lob, hast du wirklich super hingekriegt^^

Ich wart schon sehnsüchtig aufs Nächste ;P

*knuddelwuschel*

Dein TC
Von:  Rockfairy
2005-07-28T18:34:28+00:00 28.07.2005 20:34
Huhu!
Dann bin ich!
Sorry das ich mich erst jetzt melde aber bei über 800 FF's verliert man schon mal den überblick......^^°

Balu tut mir echt Leid!
Sitz total in der patsche und weis nicht was er machen soll........
Aber wenn Line einkaufen war haben die Bullen ja jetzt nen anhalts Punkt..........
Wegen der Bank.........
mata ne, Anbu
Von:  Hotepneith
2005-07-27T06:06:43+00:00 27.07.2005 08:06
Langsam..nein, immer schneller tun mir die Entführer leid. Was sie mit ihr anangen wollen, dürfte ein ziemliches Problem sein, wenn sie sie nicht töen wollen. Und zumin dest das scheinen sie nicht.

Ob der Fluchtversuch sooo sinnvoll ist?
Ich bin neugierig, was ds unfreiwillig Trio noch erwartet.



bye

hotep
Von: abgemeldet
2005-06-19T22:12:15+00:00 20.06.2005 00:12
WOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOW​WOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWWOW​WOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWW​OWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWW​OWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWO​WWOWWOWWOWWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWO​WWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOW

Ich hoffe, das war deutlich genug ;)
Ich LIEBE diese FF und dieses Chapi und diese Charas!
*seufz*
Einfach alles!
Das Chapi war - what a wonder - mal wieder absolut genial!

Ich denke zu deinem Schreibstil hab ich schon oft genung etwas gesagt, aber ich wiederhole mich so gerne...
SUPER!
Einfach überwältigend!
Ehrlich, ich kenne nicht viele Mary Sues, die sich so leicht lesen lassen!
Die Story ist kein Bisschen langweilig oder zäh.
Echt beneidenswert...
*seufz*

Naja, jetzt aber zum Chapi.
Ich finde die Idee mit dem Shoppen zwar etwas unlogisch, aber EGAL!
(Ich denk zu logisch -.-)
Auf jeden Fall ist sie genial, da darf man schwerst gespannt sein!
Der arme Fred kann einem wirklich Leid tun...
Ich geh jetzt einfach mal davon aus, das Bakura - wie sollte es auch anders sein (?) - davon erfährt, und wieder wären wir bei etwas auf das man sich freuen kann.
Meine Lieblingsszene war dieses Mal ganz eindeutig die ich-bin-aus-dem-Teenageralter-raus-Szene, total klasse!
Sich Line und Fred als Pärchen vorzustellen *evilgrins*

ABER!
Hier wären wir bei dem einzigen Punkt, den ich als Kritik habe.
Wieder nicht!
Keine Andeutung, nicht ein mal ein ganz klein wenig Romantik!
*seufz*
Ich weiß, ich weiß...
Geht ja auch nicht darum, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf *lg*

Ein weiterer Grund weiter zulesen...
Einer von wirklich vielen also schreib mir bald weiter, ja?

Bye TC

*knuddel*
Von: abgemeldet
2005-06-19T22:11:44+00:00 20.06.2005 00:11
WOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOW​WOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWWOW​WOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWW​OWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWW​OWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWO​WWOWWOWWOWWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWO​WWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOWWOW

Ich hoffe, das war deutlich genug ;)
Ich LIEBE diese FF und dieses Chapi und diese Charas!
*seufz*
Einfach alles!
Das Chapi war - what a wonder - mal wieder absolut genial!

Ich denke zu deinem Schreibstil hab ich schon oft genung etwas gesagt, aber ich wiederhole mich so gerne...
SUPER!
Einfach überwältigend!
Ehrlich, ich kenne nicht viele Mary Sues, die sich so leicht lesen lassen!
Die Story ist kein Bisschen langweilig oder zäh.
Echt beneidenswert...
*seufz*

Naja, jetzt aber zum Chapi.
Ich finde die Idee mit dem Shoppen zwar etwas unlogisch, aber EGAL!
(Ich denk zu logisch -.-)
Auf jeden Fall ist sie genial, da darf man schwerst gespannt sein!
Der arme Fred kann einem wirklich Leid tun...
Ich geh jetzt einfach mal davon aus, das Bakura - wie sollte es auch anders sein (?) - davon erfährt, und wieder wären wir bei etwas auf das man sich freuen kann.
Meine Lieblingsszene war dieses Mal ganz eindeutig die ich-bin-aus-dem-Teenageralter-raus-Szene, total klasse!
Sich Line und Fred als Pärchen vorzustellen *evilgrins*

ABER!
Hier wären wir bei dem einzigen Punkt, den ich als Kritik habe.
Wieder nicht!
Keine Andeutung, nicht ein mal ein ganz klein wenig Romantik!
*seufz*
Ich weiß, ich weiß...
Geht ja auch nicht darum, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf *lg*

Ein weiterer Grund weiter zulesen...
Einer von wirklich vielen also schreib mir bald weiter, ja?

Bye TC

*knuddel*
Von:  Hotepneith
2005-06-17T14:58:27+00:00 17.06.2005 16:58
Die armen Entführer!!!

Langsam kann einem zumindest Fred echt leid tun. Eine shoppingtour mit einer geisel? Und abheben bei einer Bank? Das gibt ischer ärger- zu was gibt es dort überall kaeras.

Eine wirklich reizende Geschichte.

bye

hotep


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