Episoden von tough (Aus dem Leben einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 17: Treue - schädliche Nebenwirkung: Tod ------------------------------------------------ Disclaimer : Projekt Weiß, Autokonstrukteure und Pferdezüchter sollte ich Jemanden vergessen haben - ich bekomme keine Kohle! Warnung : weniger Brutalität als sonst, seid nicht allzu enttäuscht Erklärung : Sai braucht zum Töten - noch immer - einen Grund Widmung : Kitty, die Sai 'coolste Tusse im FF-Urwald' nennt Treue - schädliche Nebenwirkung: Tod Die Tür öffnet sich. Crawford betritt den Korridor und mustert uns kurz. Schläft der Mann denn nie? Bald wird der Morgen dämmern und der ist in seinem Büro. Noch oder schon? Keine Ahnung, denn er ist korrekt gekleidet, wie immer. "Alles glatt gelaufen, Brad." Schuldig ist auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum, stoppt nicht. Die anderen schauen kurz zum Boss rüber. Der hat anscheinend kein Problem damit, dass der 24 Stunden-Nachrichtensender lockt. Ich will mich abdrehen, anderes Ziel, aber seine kühle Stimme nagelt mich fest. "Michiko hat angerufen und wollte Dich sprechen, Sai." Einen Herzschlag lang packt mich Angst. "Was wollte sie? Mr. Cool zeigt keine Mimik, trotzdem klingt er etwas wärmer als sonst. "Nichts Außergewöhnliches. Ihr sind zwei Pferde angeboten worden und sie möchte, dass Du sie Probe reitest. Sie erwartet Dich gegen fünf in den Stallungen." "Okay. Kann ich Ken und Schuldig mitnehmen?" Soviel ich weiß, sind Tom und Jerry zur Zeit bei ihr im Dienst. Die beiden Leibwächter, die ich am Meisten im Verdacht habe, Kyoko blind zu folgen. Deren Gehorsam mich davon abhält, ihre Chefin zu töten. Michiko wäre dann in größter Gefahr. Sie aus Rache umbringen zu lassen, wäre Kyoko zuzutrauen. Selbst aus dem Jenseits. "Du hast das gleiche Recht wie Schuldig, Deine privaten Interessen zu vertreten. Ich begrüße es sehr, wenn meine Leute kämpfen, dass sie ihre Konzentration voll und ganz beim jeweiligen Auftrag haben. Also kläre die Fronten." Unbewegtes Gesicht. Aber seine Augen verraten ihn. Er weiß mehr, als er sagt. Visionen? Wegen Kyoko und mir? Sind wir so wichtig? Egal. Ich stecke meinen Kopf in den Aufenthaltsraum. Aya hängt mit halbgeschlossenen Augen in einem Sessel. Farfarello sitzt leicht vorgebeugt, die Kopfseite mit dem goldglänzenden Auge dem Bildschirm zugewandt. Schuldig lehnt lasziv an der Bar, einen Drink in der Hand, simuliert Gleichmut. Ken fehlt. "Er wollte es sich nicht noch einmal anschauen." Schuldig beantwortet meine stumme Frage sofort. "Was hast Du vor?" "Jetzt? Trainieren. Und morgen gegen fünf erwartet Michiko mich beim Stall. Wenn Du mitkommst, könnten wir anschließend was unternehmen. Ken frage ich auch noch, okay?" Wieder lautlose Kommunikation. Er nickt. Mit den Fingernägeln trommele ich kurz an die Tür. Mache sie dann sofort auf und betrete lautlos sein Zimmer. Er ist schon ausgezogen, bis auf die Shorts. "Duschen oder trainieren?" Dass dieser Job selbst ihm Schlafprobleme macht, war klar. "Erst duschen, dann trainieren." "Guter Plan, Wir treffen uns unten." Wie immer, brauche ich keine fünf Minuten. Habe den eingebildeten Blutgeruch abgewaschen. Jetzt fehlt noch körperliche Erschöpfung, damit ich ein Mindestmaß an Schlaf bekomme. Nach Waffen ist mir nicht. Auch nicht nach ausgefeilter Technik. Werde den Sandsack bearbeiten. Er war wohl ein paar Sekunden schneller und wechselt zwischen Highkicks und Lowkicks. Wortlos geh ich auf die andere Seite, versuche, mich seinem Rhythmus anzupassen. Fast zeitgleich, von der anderen Seite kommende Kicks, stoppen die Pendelbewegungen des Sandsacks. Sidesteps ändern die Lage sofort. Mal geht Ken, mal steppe ich zur Seite. Aber immer bearbeiten wir unseren ,Trainingsgegner' von beiden Seiten, gut eingespielt. Kens Frontkick bringt das Leder näher zu mir. Lasse nur einige Zentimeter zu, treibe es sofort zurück. Hätten wir einen Feind zwischen uns, ihn könnte keine Rüstung retten. Höchstens ein Wunder, vielleicht. Wie Seelenzwillinge legen wir unser Leid, unsere Wut in die Kicks. Wieder ein wuchtiger Tritt von vorn. Verkürze die Distanz und bringe Schlagserie. Gerade, Haken, Gerade, Haken, zum Abschluss eine Rückhand. Viermal Körper, einmal Kopf. Ken grinst kurz, keuchend, schwitzend. Nickt dann. Also gebe ich ihm Futter. Zwei kurze Atemzüge. Dann gebe ich alle Kraft in einen halbhohen Kick, mit dem unteren Schienbein, voll aus der Drehung. Mir reißt es fast das Bein aus der Hüfte, aber den würde auch keiner stehend nehmen. Ken arbeitet sich mit knallharten Fäusten fast durch den Sandsack. Die nächste Aktion beginnt wieder er. Einen eleganten Rückwärtskick beantworte ich mit einem Kniestoß, seitlich hochgezogen. Die Hände fixieren das Leder. Bringe noch ein Knie, versenke einen tiefen Haken. Knapp gedreht, jetzt Ellbogen - Finaltechnik. Wir arbeiten wie besessen. Ohne Zeitgefühl. Plötzlich ist bei mir der Akku leer. Sandsacktraining ist Sau anstrengend. Ich steppe zurück, winke müde ab. Ken stoppt, torkelt ebenfalls unmerklich. Ist dann neben mir. Legt einen Arm um mich. Lehne mich kurz an ihn, ruhe mich ein paar Sekunden lang aus. An dieser breiten, verlässlichen Brust, in der ich das Herz jagen spüre. Er legt seinen anderen Arm um mich und hält mich fest. Ich bleibe entspannt. Ein größeres Maß an Vertrauen ist bei mir nicht zu erwarten. Ken hat mehr geschafft, als jeder Therapeut erreicht hätte. Ich will in seinen Armen schlafen. Wir fahren zu dritt. Der BMW bringt uns zu Michikos Festung. Habe den größten Teil meiner Klamotten noch immer dort, auch die Reitsachen. Schuldig und Ken sind zum ersten Mal mit dort. Ken scheint beeindruckt. Schuldig ist lässig, Luxus gewöhnt. Crawford ist anscheinend erfolgreich bei der Auftragsbeschaffung. Dass mir enge Reithosen mit Stiefeln gut stehen, kriege ich öfter zu hören. Die beiden so unterschiedlichen Männer reagieren wie erwartet. Schuldig schaut sich alles ganz ungeniert an, grinst dann vergnügt. Ken lächelt, irgendwie leicht verlegen, niedlich. Plötzlich schauen sie sich an. Einheitliches Männergrinsen. Da sind sie doch gleich. Mir wird klar, die Beiden habe ich gern an meiner Seite. Gerade weil sie so unterschiedlich sind. Ken, der mich beruhigt und mein Vertrauen gewonnen hat - Schuldig, der mich aufregt, angenehm aufregt. Bei seinem Anblick fallen mir extreme Sachen ein. Die Jägerin könnte ihn mal mitnehmen, auf einen der nächtlichen Streifzüge. Einfach so. Wäre bestimmt spaßig, mit ihm auf die Pirsch zu gehen. Michiko lächelt zur Begrüßung. "Du kennst meine Schwäche, was das Reiten angeht. Also schau mal, Liebes, ob eines der Tiere für mich in Frage kommt. Es wäre mir ein Vergnügen, mit Deinen Freunden solange den Tee zu nehmen. Oder hätten Sie lieber einen Drink?" Perfekte Gastgeberin, lässt sie sich von Ken und Schuldig zur Terrasse der Clubanlage begleiten. Von dort oben haben sie einen guten Blick auf den Abreiteplatz. Und Tom und Jerry am Nebentisch. Also, an die Arbeit. Eine mittelgroße braune Stute aus Hannoveraner Zucht. Hübsches Tier. Ich kontrolliere das Zaumzeug und die Hufe. Mit Schwung aufgesessen, reite ich sie auf den Platz. Mache ihren Schritt länger, sie geht willig. Gurte noch mal nach und trabe sie an. Behutsam stelle ich sie an den Zügel. Auch hier macht sie gut mit. Ihr Galopp ist raumgreifend, aber sie lässt sich sofort versammeln. Das ist für Michiko besonders wichtig. Sie hat nicht genug Kraft. Ihre Pferde müssen sich vor einem Sprung freiwillig zurück nehmen lassen, sonst gehen sie mit ihr durch das Hindernis, statt darüber. Aber das hat ihr verblichener Ehemann nicht verstanden. Hat sie immer wieder auf Böcke gezwungen, die sie gar nicht halten konnte. Dass sie jetzt ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen auch zu Pferde nachkommt, spricht für ihre Disziplin, ihren Schneid. Ist mir eine Ehre, ihr dabei zu helfen. Teste die Dressurausbildung der hübschen Stute. Schenkelweichen, versammelter Galopp mit fliegendem Wechsel, Rückwärtsrichten und Durchparieren zum Stand, perfekt. Dann gehen wir mal über ein paar Stangen. Reite sie absichtlich nicht forsch an, sondern so sanft wie Michiko. Trotzdem geht sie das Hindernis an, ohne Versuch seitlich auszubrechen. Taxiert die Distanz, ohne um Kopffreiheit zu kämpfen wie wild. Leichtes Abdrücken und drüber. Gar kein Problem. Dann mal den mittelgroßen Oxer. Doppelhindernis. Breit wie hoch. Nicht mächtig, aber macht vielen Pferden Angst. Ihr nicht. Dann mal eine halbe Stunde ins Gelände. Da ist eine Straße zu überqueren. Plötzlich auffliegende Vögel, Rascheln im Gebüsch. Sie ist aufmerksam, aber nervenstark. Hätte mehrfach durchdrehen können, aber bleibt sicher. Ich reite sie mit Karacho zurück, überlasse das Trockenreiten einem der Stallburschen. Werden gut bezahlt dafür. "Alles klar, die kannst Du nehmen. Die ist ideal für Dich." Ich setze mich zu Michiko, Ken und Schuldig an den Tisch, lasse mir ein Wasser bringen. Leicht gespannt schaue ich in Schuldigs Augen. Hat er etwas in Erfahrung bringen können? Bevor ich eine Reaktion bemerke, unterbricht Michikos Stimme meine Gedanken. "Würdest Du denn bitte das andere Tier noch reiten? Auch wenn Du es für Zeitverschwendung hältst, Du tätest mir einen großen Gefallen damit. Mir wurde das Tier so überschwänglich angepriesen, dass es unhöflich wirken würde, wenn Du es nicht einmal unter den Sattel nimmst. Du wirst bestimmt einen Grund finden, der es mir möglich macht, es abzulehnen, ohne dass der Verkäufer sein Gesicht verliert." Mit einem Seufzer stehe ich wieder auf, nehme noch einen Schluck Wasser und lächele meiner Stiefmutter beruhigend zu. Für sie tu ich doch Alles. Mit dem größeren, in Japan gezogenen Wallach hätte ich gar keine Probleme, aber das ist ja nicht der Punkt. Mache ihn flott und versuche ihn sacht an den Zügel zu reiten. Er fängt sofort an zu zicken, kämpft um seine Kopffreiheit, hätte bei Michiko damit auch Erfolg. Ich treibe ihn noch weiter an und ärgere ihn absichtlich. Er beginnt mit der Hinterhand auszukeilen. Als er sich beruhigt hat, reite ich ihn ziemlich lasch auf ein Paar Stangen zu. Wie erwartet schüttelt er den Kopf und poltert seitlich am Hindernis vorbei. Michiko hat genug gesehen und winkt mir zu. Ich könnte absteigen, aber ich lasse ein Pferd damit nicht durchkommen. Jetzt nehme ich mir noch die Zeit und reite ihn vernünftig an den Zügel. Er ist kein schlechtes Pferd, aber braucht eine energische Hand. "Bist Du zufrieden?" Ich frage Michiko, aber schaue kurz in Schuldigs Augen. Er nickt unmerklich. Im BMW suche ich wieder Blickkontakt. "Und? Sag schon." Er grinst. Seine Augen funkeln, wie in Vorfreude. "Sie sind ihr treu ergeben. Bis in den Tod." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)