Episoden von tough (Aus dem Leben einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 23: Fremdes Terrain - Stille Invasion --------------------------------------------- Disclaimer : Projekt Weiß - und ich Warnung : WK-Charas getarnt Erklärung : ist manchmal nötig - auf fremdem Terrain Widmumg : kitty! Fremdes Terrain – stille Invasion Andy ignoriert meinen longline geschlagenen Ball und lässt seinen Schläger achtlos fallen. Nickt nur knapp rüber. „Sorry, mein Handy.“ Keine zehn Sekunden später steht er neben mir. „Pause, Süße. Hab gerade erfahren, dass der Star des heutigen Tages im Anmarsch ist. Los, komm mit, das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.“ Schläger schnell in die Tasche und schon haste ich mit ihm Richtung Hauptgebäude. Für einen normalerweise stinkfaulen Hund kann der Typ ernorme Geschwindigkeit entwickeln, jedenfalls wenn er einen Vorteil wittert. „Was soll die Panik? Hat Dir eine der Quallen nen Lamborghini versprochen?“ Eine selten dreckige Lache hat der Kerl. „Schön wär’s. Komm, wir gehen ins Foyer. Vor der Rezeption aus hat man den besten Blick, ohne als Gaffer zu gelten.“ Wie ausgewechselt durchquert er das Gebäude. Routiniert täuscht er den Gästen vor, sie hätten seine Aufmerksamkeit. „Ah, da ist er. Mein Informant hat nicht übertrieben.“ Vor dem Haupteingang hält ein cremefarbener Bentley Arnage RL mit goldfarbenen Zierleisten, Radkappen, Scheinwerfern und Türgriffen. Andy lässt ein Keuchen hören. Hoffentlich läuft ihm kein Geifer aus dem Mundwinkel. Die fast Sechsmeterkarosse ist kaum zum Stehen gekommen, da öffnet sich die Fahrertür. Der Mann im dunkelblauen Anzug stoppt den Hoteldiener mit einer einzigen, autoritären Handbewegung. Anscheinend will er seinem Fahrgast persönlich die Tür zum Fond aufhalten. Andy hat sich wieder im Griff. „Ich platze bald vor Neugier. Das Kerlchen dort in dem Bentley ist von Beruf Sohn. Der Papa soll ein Waffenschieber aus Osteuropa sein. Offizielle Version ist, er wäre im Erdgasgeschäft. Und wenn dieser Fahrer nicht mindestens ne Achtunddreißiger unter der linken Achsel hat, fresse ich meinen Tennisschläger.“ Nun, jedenfalls ist der Anzug maßgeschneidert, denn von einer Waffe ist nichts zu sehen. Auch die Sonnenbrille ist ein Designerstück im Pilotenstil. Sie verdeckt einen Teil des extrem gebräunten Gesichts. Tadellose Figur, gute Bewegungsaktion. Wow, wenn der Fahrer schon so aussieht, bin ich auf den Besitzer des Bentleys gespannt. Ein kleiner Rundblick verrät, dass selbst hier, im Beau Rivage, allgemeines Interesse an Bentleys herrscht. Zuerst sehe ich einen Stiefel. Cognacfarbenes Wildleder, halb verhüllt von einem Hosenbein. Eine ausgewaschene Blue Jeans. Na das hat was. Dann wird ein Aktenkoffer herausgehalten. Am Handgelenk ein Meisterstück der Uhrmacherkunst, Schwarzwald oder hier aus der Schweiz. Wieder ein Keuchen von rechts. „Krieg Dich ein, Andy. Wenn der nicht schwul ist, hast Du ja eh keine Chance.“ „Aber wenn, Jenny-Baby, dann habe ich ausgesorgt für den Rest meines Lebens.“ Der Kerl meint das anscheinend ernst. Hoffentlich kippt er jetzt nicht komplett aus den Latschen. Der Fahrer nimmt das Köfferchen und stellt sich neben dem Wagen in Position. Er checkt den Eingangsbereich, während sein Boss ganz sichtbar wird. Die Jeans sitzen perfekt an langen, muskulösen Beinen. Schmale Hüften haben beide Männer. Aber der professionelle Sohn ist größer. Dafür etwas zierlicher im Gesamteindruck. Sein kobaltblaues Hemd steht halb offen. Fein modellierte Brustmuskulatur, nur leicht gebräunte Haut. Ein Gesicht wie eine Statue von Michelangelo. Männlich-schön. Lange, blonde Haare, mit einem Kupferstich. Gelangweilt schaut er sich um. Erst auf ein Nicken des Fahrers hin setzt er sich in Bewegung. Da ist ein eingespieltes Team am Start. Und kommt auf uns zu. „Mr. Romanescu möchte seine Suite beziehen. Ist alles vorbereitet, wie wir es erwarten dürfen?“ Der Chauffeur scheint auch den persönlichen Assistenten zu geben. Den teuren Füller des Angestellten ignoriert er, zieht etwas Goldenes aus der Brusttasche und trägt sich und den Sohn ein. „Darf ich vermuten, dass Sie die Sporttrainer sind?“ Jetzt haben wir die Aufmerksamkeit des Multitalents. Ein paar schwarze Haarsträhnen reichen bis über den Brillenrand, der Rest ist kurz. Andy stellt uns gekonnt vor. „Was können wir für Sie tun?“ „Mr. Romanescu möchte mittags einen Court mit Trainer. Gelegentlich spielt er gerne ein Doppel. Am besten stehen Sie dann beide zur Verfügung. Ich persönlich trainiere gern abends im Kraftraum. Gibt es da ein Problem?“ „Kein Problem. Der Kraftraum ist meine Domäne, Mr. …?“ „Dacascos.“ Sein Englisch klingt flüssig, mit hartem Akzent, wie man hier in Mitteleuropa von einem Osteuropäer erwarten würde. Er nimmt die Brille ab. Vermutlich ist er Kasache, oder aus einer der vielen ehemaligen asiatischen Sowjetrepubliken. Er lächelt charmant, aber seine Augen blicken unpersönlich und hart. „Also acht Uhr. Okay?“ „Okay, Mr. Dacascos.“ „Boris. Nennen Sie mich Boris.“ Inmitten einer Schar von Kofferschleppern entschwinden die Beiden Richtung Lift. „Puh. Das war ja eine glückliche Fügung des Schicksals. Du kannst heute Abend noch dem Bodyguard beim Eisenstemmen zusehen. Versuch rauszukriegen, auf was sein Chef so steht. Und morgen Mittag will ich dann perfektes Aussehen, auch bei Dir. Wäre doch gelacht, wenn nicht wenigstens einer von uns seinen Vorstellungen entspricht. Hey Francis. Mach mir mal nen Friseurtermin klar für morgen früh.“ Randy-Andy ist so aufgeregt, dass er mich einfach stehen lässt. Aber ich bin nicht lange allein. „Miss West, kann ich Sie einen Moment sprechen? Mein Name ist Davenport. Lucius Davenport. Aus Maine. Sie sind auch Amerikanerin? Woher kommen Sie denn, meine Liebe?“ Der groß gewachsene Mann schaut neugierig und kurzsichtig zu mir herab. „Westküste. San Diego. Nennen Sie mich einfach Jenny. Was kann ich für Sie tun, Mr. Davenport?“ Der Mittdreißiger hat schon graue Schläfen und eine denkbar schlechte Haltung. Wie kann ein Mann nur seine Schultern so hängen lassen. Er könnte sonst glatt um Jahre jünger wirken. Und dieses Tweedjackett mit den Lederflicken macht ihn noch blasser. Das soll der Typ sein, der sich einen Verlag gekauft hat, weil sonst kein Mensch seinen Mist drucken wollte? „Nun, eigentlich bin ich ein Mann des Geistes, aber wie heißt es so schön? Gesunder Geist in gesundem Körper. Also habe ich mich entschlossen, etwas Fitnesstraining zu betreiben. Meinen Neffen lasse ich ja schon Tennisstunden nehmen, aber für mich ist die Lauferei nichts. Ich dachte eher an Muskeltraining. Was meinen Sie? Könnten Sie mir ein paar Übungen zeigen?“ „Aber gern. Passt es Ihnen um sechs Uhr? Ich würde vorher gern einen kleinen Fitnesscheck mit Ihnen machen.“ Ja, darauf freue ich mich ganz besonders. Kann mich noch gut erinnern, wie ich getestet wurde. Brutale Tempoläufe wechselten mit Liegestützen, bis ich zusammenbrach. Da kanntest Du keinen Pardon, Crawford. Mal sehen, wie Du Dich auf dem Laufband hälst. Ich glaube, mein Lächeln ist gerade besonders warmherzig. ...tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)