Der Kreis schließt sich von fastcaranbethrem ================================================================================ Kapitel 14: Hochzeit -------------------- Sie saß einsam da, obwohl ein ganzes Palais um sie herum in Aufregung war. Eine Zofe tupfte Puder auf ihr regloses Gesicht. Sie hob die Augen und blickte in den Spiegel. Das Mädchen im Spiegel blickte zurück. Die schlaflose Nacht sah sie nicht mehr. Sie war überschminkt mit Puder, Kohlestift und Wangenrot. Der kleine Busen drückte sich kokett aus dem zu eng geschnürten Mieder. Um sie herum herrschte eine Lautstärke wie im Taubenschlag. Ein Tumult aus Unterröcke, Puderdosen und Banalitäten. Eine Fächerspitze tippte auf ihre linke Schulter. „Hörst du mir zu?“ Nein tat sie nicht. Sie nickte vorsorglich und mechanisch. Eine andere Fächerspitze begehrte ihre Aufmerksamkeit und stach von rechts auf sie ein. „Hast du Angst, Kind?“ Hatte sie Angst? Sie lachte kurz und hysterisch auf, dann schwieg sie. Diana saß, die Beine übereinander geschlagen, zurückgelehnt in einem Sessel und betrachtete unbeteiligt ihre Base, umringt von einem dichten Geschwader aus weiblichen Verwandten und alten Ratschlägen. »Natürlich. wird es wehtun. Nein, schön ist es nicht. Ja, meist riechen sie etwas strenger, wenn sie schon älter sind.« Ihre Base schluchzte auf und der junge Körper sackte von unsichtbarer Last getragen noch mehr zusammen. Ihr zukünftiger Mann war ein alter Mann und sie würde seine dritte Frau werden. Nein, gut rochen sie in dem Alter wirklich nicht mehr und selbst das dunkle Schlafzimmer konnte diese alten schweißigen schweren Körper und das schwerfällige Grunzenden, wenn sie sich abrackerten nicht ausblenden. Das war der Preis für die gewonnen Stellung. Er wurde blutig und mit dem Ende von Träumen bezahlt. Diana wippte mit dem Fuß und balancierte den schmalen Pantoffel in der Luft, die langen Finger trommelten auf der Sessellehne. Auch sie spürte die Aufregung. Doch sie war schon zu lange im Geschäft der bigotten Aristokratie, dass ihr Gesicht gewohnheitsmäßig den Ausdruck lässiger Langweile trug. »Bist du erst einmal schwanger, dann lässt er dich in Ruhe.« Wieder schüttelten kurze Schluchzsalven das Mädchen. Diana beobachtete sie träge, wie ein schlafender Löwe seine Beute, durch halb gesenkte Lider. Noch selbst ein Mädchen, wurde sie an einen dreifach so alten Mann verkauft, übelriechend, herrisch und grob. Doch sie hatte die Beine brav geöffnet und vor Frust still in die Kissen gebissen. In den folgenden Jahren ihrer Witwenschaft sonnte sie sich in Worten und Blicken, aber nie gab sie der Versuchung nach, das Bett mit einen ihrer Verehrer zu teilen. Brav hielt sie die Beine geschlossen und biss vor Frust still in die Kissen. Ab heute würde dies das Schicksal des kleinen geschminkten Mädchens sein. Heute nach 10 Ehejahren als Frau eines Vierundvierzigjährigen, seit sie fünfzehn war, dachte sie an ihre folgende Hochzeitsnacht und ein Schnurren rollte über ihre Kehle. Es war soweit. Man hatte sich auf eine Trauung im Stadtpalais der D´Estauville geeinigt. War die Transaktion der dreizehnjährigen Madeleine de Sillégue mit dem Baron Falk erfolgreich verlaufen, würde die Vermählung von Diana de Clavice und Oliva de la Fere folgen. In der Familienkapelle und im Park war alles vorbereitet. Der Chevalier D`Estauville hatte keine Kosten und Mühen gescheut, die Hochzeit seiner Cousinen auszurichten. Galt es hier doch im Grunde darum, in die Aufmerksamkeit des Adels zu rutschen. Dressierte Pfaue liefen frei durch den Schlosspark. »Er hat wie immer übertrieben«, dachte Diana und schenkte den Gästen ein gemäßigtes Lächeln. Fein und wohl platziert. Ein Wirbel von hin und her gleitenden Fächern antwortete ihr. Ein Wippen unter den zarten Sonnenschirmchen. Der König bot nur eine begrenzte Anzahl an Festen und Lustbarkeiten. Letztendlich waren diese Ereignisse immer gleich und gehaltlos. Aber gesehen und gesehen werden. Man nahm was man kriegen konnte. Sie standen in kleinen Gruppen beisammen und tauschten Frivolitäten aus. Langweilten sich, trugen die Nasen hoch und schmolzen in der hellen Herbstsonne unter ihren Korsagen und schweren Samtjacken dahin. Diener reichten Wein und kandierte Früchte. Athos stand in einer Gruppe von Männern auf der Terrasse. Sie sah ihn dort stehen, den Rücken halb zu ihr umgewandt und plötzlich stahlen sich Gefühle in dem aufgesetzten Lächeln der Höflichkeit. Ihre Augen suchten ihn, als wollte sie ihn wortlos zwingen, sich zu ihr umzudrehen. Diana wusste, dass sie schön war. Sie stand in der Blüte ihrer Schönheit, mit dem Gebärden einer sinnlichen reifen Frau ohne Anzeichen des Alterns. Für den Rest halfen die sorgsamen Hände ihrer Zofe und eine teure Garderobe nach. Noch war ihre Taille so schmal, dass Männerhände sie umfassen konnten und ihre Haut faltenlos. Endlich sah er sie. Ein breites Lächeln zeichnete sich über seine Züge. Die anderen Männer drehten sich ihr entgegen und Dianas Lächeln erlosch. Da stand er, neben seinem dicken Freund und dem jungen Musketier. Diana war so entsetzt, dass ihr für einen Moment die Sprache fehlte. Sie fühlte den kalten Schweiß, der ihren Rücken herunter rann. Der Atem fehlte ihr plötzlich im engen Mieder. Oh, wie konnte Aramis es wagen? Nachdem nur Olivers Zuspruch und der Kniefall vor König und Kardinal Aramis aus dem Kerker geholt hatten, tauchte er in ihrem Kreis auf. Auch der Chevalier verzog säuerlich das Gesicht. Athos trat aus dem Kreis auf sie zu und nahm ihre Hand, um sie zu küssen. „Du siehst wunderschön aus, mein Liebes“, begrüßte er sie und seine Augen glühten, als sein Blick über sie wanderte. Der Daumen strich liebkosend über ihre Handinnenfläche, dass sich Schmetterlinge in ihrem Inneren erhoben. Diana atmete heftig ein, das die Pracht ihres Busens aus dem Spitzenabsatz auszubrechen drohte. „Nicht wahr, Monsieurs?“ Und die Monsieurs nickten und versanken synchron in ihrem Ausschnitt. Diana verneigte sich grazil und errötend, weil es ihr gut stand. Sie hob den Kopf und sah über das Begehren in Athos Augen, in ein helles Augenpaar. Doch hinter der scheinbaren Ruhe brodelte ein gefährliches Feuer. Aramis Gesichtsausdruck verriet nichts, die Augen sagten jedoch alles. Diana nahm wortlos die Herausforderung an. Die Öffentlichkeit verbot es Athos, Diana in den Arm zu nehmen, doch er hob die Hand und strich über ihren Hals, eine der langen Haarsträhnen zurück. Eine ungemein intime Geste. „Ich bin am Ziel meiner Wünsche“, sagte er rau und ließ die Hand auf der weichen Haut liegen. Sie sah den Blick, mit dem Aramis Athos ansah. Den Hunger in den Augen. „Nur noch ein wenig Geduld, mein Geliebter“, erwiderte sie und sah doch weiterhin in Aramis Augen. Sie gingen zur Kapelle. Athos führte Diana am Arm, der Rest folgt ihnen, wie brave Schoßhündchen. „Ich bat Aramis, mein Trauzeuge zu sein.“ „So“, Diana hob den Blick, drehte sich zum folgsam folgenden Aramis um und versenkte ihn triumphierend in Aramis Augen, ein feines Lächeln auf den Lippen. Der Musketier zuckt unmerklich zusammen. Sie lächelte süffig. „Wie schön.“ Wieder kam ihr der Blick in den Sinn, mit dem Aramis Athos angesehen hatte. Hinter dem Ausdruck vollständiger Gelassenheit, verbarg sich viel Schmerz, doch Aramis würde nichts tun oder sagen, um seine Freundschaft mit Athos zu gefährden, weil es die einzigen Ansprüche waren die er erheben konnte. Darum war er hier. Die Randfiguren hatten vor der Kapelle Aufstellung genommen. Die Sonne kitzelte im Nacken. Der Himmel wölbte sich endlos blau über die Parkanlage und seine Gäste. Die Trauung begann. Der Bischoff verlas die Traupredigt im monotonen Latein. Die Gäste fächerten um die Wette, unterhielten und kommentierten. Die kleine Braut, erdrückt in Rüschen und Perlen, unterschrieb unter den strengen Augen ihrer Verwandten und der Baron nickte selbstgefällig. Zwei Frauen hatten ihm kein Erbe schenken können. An seiner Manneskraft lag es nicht, liefen doch genügend Bastarde von ihm auf Erden. Diese hier würde den langersehnten Sohn gebären. Transaktion war abgeschlossen. Diana und Athos erhoben sich und schritten auf den Bischof zu. Ihre Schwester folgte ihr. Aramis blieb an Athos Seite. Die Trauung begann. Der Rest der Zeremonie zog unwirklich an Diana vorbei. Sie war nicht mehr das eingeschüchterte Mädchen das damals vor den Priester getreten war. Sie zwang sich geduldig und äußerlich interessiert der schier endlosen Liturgie zu folgen. Sie fühlte die Sonne auf ihrer weißen Haut brennen und die endlos tuschelnden Gäste im Nacken, - sie fühlte den Mann an ihrer Seite und wollte endlich verheiratet sein, den Titel der Gräfin de la Fere schon auf der Zunge schmeckend. Endlich wurde die Vertragsurkunde vorgelegt. Ihre Hand zitterte vor Ungeduld und fast verhackt sich die Feder bei am Papier. Dann stand ihr zierlicher Schriftzug neben dem schwungvollen Namen Athos. Kein Erwachen, keine böse Überraschung. Selbst Aramis trat wortlos vor und unterzeichnete, ruhig und vollkommen beherrscht. Ein langer Schriftzug, den sie nicht richtig lesen konnte, aber sie ahnte, dass es kein Name eines Bauern ist. Der rundliche Bischoff trat wieder vor und strich sich zufrieden die Ornate glatt. Das Festtagsbüfett wartete. Er sah schon wie es durch eine endlose Kolonne von Bediensteten aufgebaut wurde. Nun knurrte sein Bauch und er wusste, dass es dem Koloss im grünen Wams genauso ging. Er stutzte, als zwischen den langen Reihen der Gäste eine dunkel bemäntelte Gestalt mit aufgesetzter Kapuze erschien. Sie war plötzlich aufgetaucht. Noch hatte sie keiner bemerkt. Er war der Einzige, der sie sah, da nur er über die Köpfe hinweg nach vorn in den Park blickte. Ihr Gesicht war nicht zu sehen. Der dunkle Umhang hob sich gegen die helle Festkleidung der Anwesenden ab. Die Gestalt blieb stehen und hob herausfordernd die Stimme. „Wieso fragt Ihr denn nicht, ob jemand was gegen diese Ehe einzuwenden hat?“ Und plötzlich wurde es still. Alle Augen richteten sich auf die Gestalt im dunklen Umhang. Ein Flüsternd erhob sich und breitete sich wellenartig von Reihe zu Reihe aus. Ein Skandal bahnte sich an. Ein gefundenes Fressen für die eleganten Salons. Es war die Stimme einer Frau. „Warum bin ich nicht geladen worden, Athos?“, fragte sie herausfordernd und zog die Kapuze vom Kopf. Sie trug eine Maske, die ihr ganzes Gesicht verbarg. Diana war erstarrt und gleichzeitig empört. Sie erkannte die Stimme, doch ihr wollte nicht einfallen woher. Was hatte das zu bedeuten? Warum tat keiner irgendetwas? Sie hörte Oliver aufkeuchen und einen Namen sagen. Er war zur Salzsäule erstarrt. Sie sah die Bestürzung auf seinem Gesicht. Die Unbekannte nahm aus ihrer Tasche die kleine Flöte und spielte auf ihr. Die vorher so sorgsam dressierten Pfaue fingen an wild zu werden und stürzen sich auf die Gäste. Diese begannen zu schreien. Diana war den Tränen nah. Was war aus ihrer Hochzeit geworden? „Erkennt ihr mich, Athos, Aramis, Porthos und D`Artagnan?“, rieft die Frau. Die Unbekannte lachte. Sie wusste, dass ihr Auftritt gelungen war und plötzlich erkannte Diana die Unbekannte mit dem geheimnisvollen Kästchen. Wut keimte in Diana. Die Fremde zückte eine Waffe und richtete sie nach vorn. Der schwarze Schlund der Waffe hypnotisierte sie. Der Bischoff raffte seine Robe und rannte davon. Ihre Schwester fiel in Ohnmacht. Jetzt standen nur noch das Brautpaar und Aramis dort. „Für sein Glück muss man teuer bezahlen. Seid ihr bereit den Preis aufzubringen?“ Endlich erwachten alle aus ihrer Erstarrung. Die vier Musketiere bewegten sich vorsichtig und fächerförmig auf sie zu. Für einen Moment wurde sie unsicher, auf wen sie die Waffen richten sollte. Auch andere Männer versuchen sich ihr zu nähern. Die Frau streifte mit der freien Hand ihre Maske ab. Ein Raunen ging durch die Reihen und der Halbkreis aus Männern wich zurück. Die Frau war entstellt. Ihr Gesicht war ein Schlachtfeld. ”Aussatz”, schrie jemand und wirklich die Beulen, schlaffen Hautlappen und Narben im Gesicht, zeugten von der ansteckenden, gefährlichen, lebenszerrende Krankheit. Die Gäste versuchten davon zu stürzen. Einige begannen zu rennen, doch sie waren es nicht gewohnt und stolperten über Anderen, die wildgewordenen Pfaue zwischen ihren Beinen. Es herrschte ein unbeschreiblicher Tumult, während die Aussätzige in ihrer Mitte stand und mit dem Echo einer Wahnsinnigen lachte. „Dies seit ihr mir schuldig“, schrie sie und deutet auf ihr Gesicht. Das Lachen war vergessen. Ihre Stimme kreischte schrill und anklagend. „Und ihr zahlt es mir zurück!“ Plötzlich verstand Diana was es mit dem Tuch in der Kiste auf sich hatte und Erleichterung durchflutete sie. Sie sollte sich mit der Krankheit infizieren, aber sie hatte es verbrennen lassen. Aus der Erleichterung wurde Empörung, aus der Empörung Übermut. Die eingeimpfte Stimme ihres Geburtsrechtes und Erziehung, welche die Diener an das untere Tischende setzte, um mit Demut, die Verachtung ihrer Herrn ertragen, ließ sie alle Vorsicht vergessen. Sie raffte ihre Röcke und trat ihr vermessen entgegen. Sie hörte nicht, wie Aramis erschrocken aufkeuchte und sie zurückrief. Diana trat vor, stapfte mit ihrem kleinen Fuß auf, reckte das stolze Kinn vor und rief mit Verachtung in der Stimme: „Verschwindet Madam. Verlasst sofort diese Feierlichkeit.“ Ihre Unterlippe zitterte vor Empörung, ihre Nase war himmelwärts gerichtet. „Wie könnt Ihr es wagen? Ihr seid eine Abscheulichkeit. In den Straßendreck hätte ich Euch jagen sollen!“ Sie meinte eigentlich die Tatsache, nicht das entstellte Gesicht der Unbekannten. „Ach so“, erwiderte die Unbekannte, ganz und gar nicht unterwürfig und musterte sie, eine todbringende Wut in den grünen Augen. Diana hatte die Waffe in den Händen der Fremden vergessen. Sie richtete die Waffe auf die neue Gräfin de la Fere. „Ihr seid schön, Gräfin“, sagte sie verachtend und fixiert sie mit stechendem Blick. „Ich war es auch einmal!“ Diana hörte Aramis schreien, aber sie sah nur die Waffe. Sie wusste, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte. Die Unbekannte drückte ab. Ein Schuss fiel. Diana trat nicht beiseite. Ihre einzige Reaktion war es, die Hände zu heben, um ihr Gesicht zu schützen. Jemand anderes stieß sie beiseite. Diana fiel hart. Sie lag plötzlich am Boden und wusste nicht, was sie zu erst machen sollte, sterben oder kreischen. Noch nie hatte sie so schrecklich Angst in ihrem Leben. Panik übermannte sie. Die Luft zum Atmen fehlte. Wieder wurde ein Schuss abgefeuert. Die Kugel schlug in den Boden, direkt vor ihrem Gesicht ein, der Stein splittert und Steinchen trafen ihre Haut. Diana schrie auf. Sie presste die Hände auf ihre Ohren, verschloss ihre Augen und kreischte um ihr Leben. Gleich würde sie sterben, gleich würde sie sterben … aber sie wollte nicht sterben. Sie hatte doch gerade erst geheiratet. Dann ereilte sie die Ohnmacht und erlöste sie von allen Schrecken. Als sie erwachte, war es still. Zu still. Diana fühlte ihren Körper. Es hatte sie keine Kugel getroffen. Ihr Körper schmerzt, aber sie lebte. Es waren nur die engen Miederstäbe und die Panik, die ihr die Luft weggeschnürt hatten. Ihr Stolz war verletzt, aber nicht mehr. Sie hob vorsichtig die Augen. Ihr Kopfputz aus Blumen und Haaren sind ihr in das Gesicht gerutscht. Sie sah in den Park. Er lag verlassen da. Ihre Gäste waren weg. Sie hatten ein Schlachtfeld aus umgekippten Stühlen, zerfetzen Kleiderstücken und zertretenden Blumenrabatten übrig gelassen. Die Leiche der Unbekannten mit dem entstellten Gesicht lag inmitten der umgekippten Stühle. Ein Dolch steckte senkrecht in ihrer Brust. Niemand beachtete sie. Wo ist Oliver? Sie erinnerte sich, dass Aramis im Augenblick des Schusses, sich gegen sie umgeworfen hatte. Hatte die Kugel Aramis getroffen? Sie suchte Athos und sah ihn hinter sich knien. Er beachtete sie nicht und hatte ihr den Rücken zugewandt. Er beugte sich über jemanden der am Boden lag. Ächzend schob sie sich nach vorn, um mehr sehen zu können. Ihre Beine zitterten zu sehr, um aufzustehen. Es war Aramis, den Athos in seinen Armen hielt. Aramis Augen waren geschlossen, das Gesicht war weiß und schmerzverzerrt. Der schwarze Fleck auf dem dunkelblauen Seidenwams wurde größer. Diana quiekte, weil ihr die Worte zum Sprechen fehlen. Athos hob den Blick. Sein Gesicht war grau, die Augen blutunterlaufen. Gram zeichnete sich in harten Linien, um seinen Mund. Er sah sie wortlos an, die Vogelscheuche im Silbergewand, mit Blütenfetzen im zerzausten Haar. Er sah, dass sie unverletzt war und senkte er die Augen wieder auf Aramis und es lag dasselbe darin, wie in Aramis Blick. Aramis stöhnte leise und Athos strich ihm vorsichtig über den Arm. Etwas in Diana resignierte. Sie begriff, dass in einer kurzen, fast nebensächlichen Berührung mehr Zuneigung sein konnte, als in einer opulenten Hochzeitsfeier. Porthos kam und hob Aramis in seine starke Arme. Er trug ihn fort. Athos stand auf und warf einen Blick auf Diana. Diana streckte den Arm nach ihm aus und er zog sie hoch. Doch anstatt sie in den Arm zu nehmen, winkte er einen der Bediensteten heran und übergab sie ihm. Er folgte Porthos ins Schloss. Diana klappte ihren Mund auf und wortlos wieder zu. Sie waren noch Kinder gewesen und es war die erste Liebe ihres jungen Lebens. Es hätte eine große Liebe werden können. Sie passte nur nicht zu den Rollen, die das Leben ihnen zugedacht hatte. So war jeder seinen Weg gegangen. Nun wusste Diana nicht mehr, wie viel von dieser Liebe noch übrig war. Jetzt war sie überschattet von der Suche nach Ansehen und Stellenwert. Sie hatte verlernt einen Menschen mehr lieben als sich selbst. Sie begriff nicht was notwenig war, um wirkliche Liebe zu empfinden und zu schenken. Diana hatte geglaubt zu wissen, was Athos wollte. Aber eigentlich waren seine Gefühle eine Irrfahrt im Nebel für sie. Die Jahre als Musketier hatten ihn von dem Jüngling der er war so weit entfernt, wie sie von dem unbedarften Mädchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)