Sonic Saga von Tikal (Sonic mal anders: Weg von platten Charakteren ohne echte Probleme, hin zu...? Lest selbst!) ================================================================================ Kapitel 4: Amy -------------- Sam lief. Er lief immer weiter, weg von Sonic. Er konnte nicht glauben, was Sonic eben zu ihm gesagt hatte. "Ich habe keine Zeit, mich mit alten Freunden herumzuschlagen", hatte er gesagt. Früher, bevor Sonic so mysteriös verschwunden war, war er ganz anders gewesen. Früher waren er und Sonic gut befreundet gewesen, doch dieser Ausdruck in Sonics Augen, als er ihm gegen die Jugendlichen geholfen hatte, und die Kälte in seiner Stimme, als er ihm gesagt hatte, es wäre besser, wenn sie nichts mehr miteinander zu tun hätten, verfolgte ihn auch jetzt noch, während er lief. Er merkte, dass ihm die Tränen über das Gesicht liefen, dass er weinte, aber er achtete nicht darauf und lief weiter, ohne darauf zu achten, wohin er lief. Was hatte Sonic so sehr verändert? Er erkannte Sonic gar nicht wieder. Diese Rücksichtslosigkeit passte nicht zu ihm. Er hätte schwören können, es wäre nicht Sonic, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass der Igel Sonic nicht nur sehr ähnlich - nur eben etwas älter - sah, sondern sich auch noch an ihn erinnert hatte. Er blieb stehen. Er war ganz außer Atem und setzte sich auf eine Bank, die in der Nähe stand. Weinen konnte er nicht mehr, aber er fühlte sich immer noch miserabel. Er musste mit jemandem darüber sprechen. Aber mit wem? Wer außer ihm kannte Sonic noch von früher und würde ihn verstehen können, wenn er von dem Schock erzählte, den Sonics Veränderung in ihm ausgelöst hatte? Seine Eltern? Nein. Sie hatten Sonic nicht so gut gekannt wie er. Sie waren mit Sonics Eltern lose bekannt gewesen, aber Sonic selbst hatten sie kaum gesehen, geschweige denn mit ihm gesprochen. Blieben nur Sonics alte Freunde. Aber Sonic hatte außer ihm und Tails keine richtigen Freunde gehabt, und Tails war, nach dem, was er wusste, auch tot. Die einzige Person, mit er sprechen könnte, war - Amy. Sie war in Sonic verliebt gewesen, und die Nachricht von der Explosion und Sonics Tod hatte sie schwer getroffen. Wenn er mit jemandem reden konnte, dann war es Amy. Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte mit zitternden Fingern Amys Nummer. Zehn Minuten später stand Sam vor Amys Haus. Es lag, wie die Häuser der Familien von Sonic, Tails und ihm selbst, im Neubaugebiet an der Stadtgrenze, nicht weit vom Park entfernt. Wie die meisten Häuser dort hatte es einen kleinen Vorgarten, der durch ein Gartentor von der Straße abgegrenzt wurde. Das Haus selbst stand frei in der Mitte des Grundstücks. Sam ging zur Tür und klingelte. Es dauerte nicht lange, bis Amy ihm öffnete. "Worum geht's denn?", fragte sie Sam neugierig, noch während sie auf dem Weg in ihr Zimmer waren. Sam antwortete nicht. Im Zimmer ließ er sich sofort in den Sessel fallen, der unter dem Fenster, gegenüber vom Fernseher, stand. Amy setzte sich auf das Bett, das in der Ecke schräg gegenüber der Tür stand und wartete ungeduldig auf Sams Antwort. Sam schwieg. Einige Minuten hielt er den Blick gesenkt. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte, wusste nicht, wie er Amy würde verständlich machen können, was geschehen war. "Willst du mir jetzt sagen, was los ist?", fragte Amy schließlich ungeduldig. Sam nickte langsam. "Eben, als ich in der Stadt war... habe ich Sonic getroffen." Amy zuckte bei der Erwähnung des Namens zusammen. "Das... das kann nicht stimmen", brachte sie schließlich mühsam hervor. "Er ist tot." "Das dachte ich auch", antwortete Sam leise. "Bis ich ihn eben getroffen habe. Und ich kann dir sagen... ich wünschte fast, er wäre es." "Warum?", fragte Amy. In ihrer Stimme schwang eine seltsame Erregung mit, die Sam bemerkte. "Ich weiß, dass du in ihn verliebt warst", antwortete Sam. Er sprach immer noch sehr leise. "Und er war mein bester Freund. Ich habe ihn gesehen, als er mir einige Jugendliche vom Hals hielt. Er hat sich äußerlich kaum verändert, er ist nur etwas größer geworden. Aber... seine Art... sein Verhalten... hat sich komplett geändert." "Was meinst du damit?", unterbrach Amy. Sie sprach jetzt sehr schnell, und es klang so, als wollte sie so schnell wie möglich alles wissen. "Du hast ihn erkannt, aber er war ganz anders?" Sam nickte. "Früher hätte er die Jugendlichen abgelenkt, sodass ich hätte abhauen können. Aber eben...", Sams Stimme brach ab, und er fuhr erst nach ein paar quälend langen Sekunden fort, "hat er sich damit nicht zufrieden gegeben. Er hat sie brutal zusammengeschlagen." "Wie bitte?", fragte Amy erschüttert. "Das hätte Sonic nie getan. Du musst dich geirrt haben!" Sam schüttelte den Kopf. "Ich bin mir sicher. In diesem Kampf hat er seine Schnelligkeit als Waffe eingesetzt. Sie hatten keine Chance. Zwei haben jetzt wohl einen gebrochenen Kiefer und einem hat er seine Stacheln zentimetertief in den Bauch gerammt." Amy schüttelte den Kopf. "Nein", flüsterte sie. "Das... das kann nicht wahr sein..." Sam senkte den Blick und sah auf den Boden. "Es ist wahr", sagte er leise. "Auch wenn du es nicht glauben willst, auch wenn ich es nicht glauben will - es ist die Wahrheit." "Warum?", fragte Amy. Sie schien zutiefst erschüttert. Sonic, ihre erste große Liebe, erst für tot halten zu müssen, jetzt zu hören, dass er noch lebte, und dass er sich so sehr verändert hatte, war ein schlimmer Schock für sie. "Warum hat er sich so verändert?" "Wenn das doch alles wäre", murmelte Sam. "Aber anschließend habe ich noch mit ihm gesprochen. Er glaubt, die Unfälle vor zwei Jahren waren Anschläge, und er hat mir gesagt, dass er nichts mehr mit seinen alten Freunden zu tun haben will." Amy schluckte schwer. Ihr war schlecht. Das, was sie da hörte, konnte sie nicht glauben. Sie wollte es nicht glauben. "Willst du damit sagen", fragte sie mit belegter Stimme, "dass Sonic... dass er vielleicht glaubt, wir wären für die Unfälle verantwortlich?" "Ich weiß es nicht", murmelte Sam. "Ich weiß es wirklich nicht. Und ich kann nicht verstehen... warum er sich so verändert hat. Warum er nichts mehr mit uns zu tun haben will. Warum er überhaupt versucht hat, aller Welt weiszumachen, er sei tot. Das, was er mir da erzählt hat... ich kann einfach nicht glauben, dass er das ernst meint." Amy biss sich auf die Lippe. "Ich auch nicht", flüsterte sie. "Und ich kenne nur einen Weg, das herauszufinden. Wir müssen mit ihm reden." "Das wird er nicht zulassen", sagte Sam sofort. "Ist mir egal. Wenn es sein muss, hefte ich mich den ganzen Monat an seine Fersen, aber ich werde mit ihm reden." Sam stand auf. "Das kann ich nicht", sagte er leise, hob den Kopf und sah Amy an. "Ich kann nicht noch mal mit ihm reden... nicht, nachdem ich gesehen habe, was er den Jugendlichen angetan hat. Nicht, nachdem ich in seine Augen gesehen habe." "Seine Augen?", fragte Amy überrascht und hielt beim Schuhanziehen inne. "Sie waren kalt", sagte Sam. "Du erinnerst dich doch an ihn, an seine Augen, sein Gesicht, seine Art... er war immer fröhlich... und jetzt scheint er überhaupt keine Gefühle mehr zu haben. Ich glaube..." Sam musste schlucken, "ich glaube, ich würde ihm zutrauen, dass er ernst meint, was er mir gesagt hat." Amy band schweigend den zweiten Schnürsenkel zu und steckte ihr Handy in die Tasche. Sie war wirklich entschlossen, Sonic zu finden und ihn zur Rede zu stellen. "Wie willst du ihn finden?", fragte Sam. "Indem ich ihn suche. Und wenn es den ganzen Tag dauert." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)