Pass away von yume22 (D/H (Ende ist da)) ================================================================================ Kapitel 12: Schuld ------------------ Kapitel 12 „Schuld“ Der beste Schutz gegen den Zweifel ist das Unwissen. © Prof. Querulix  (*1946), deutscher Aphoristiker und Satiriker Zum Glück hatte er noch einen anderen Zufluchtsort als Spinner's End. Eine Zuflucht war gut, aber zwei waren besser. Hierher kam zunächst niemand bis er sich eine Alternative ausgedacht hätte. Little Hagleton war seit Voldemorts Tod wie ausgestorben. Niemand wagte sich hierher weil einige daran glaubten, dass der dunkle Lord noch lebte – was zugegeben völliger Schwachsinn war. Fürs Erste war er hier aber mit Harry sicher. Es war eine reine Bruchbude gewesen bevor er hierher gekommen war und alles etwas ansehnlicher gezaubert hatte. Er setzte Harry danach auf der Couch ab, der etwas angezogen bekommen hatte. Auch, wenn der andere nackt viel reizvoller aussah aber es wäre schwieriger mit einem nackten jungen Mann zu reisen als mit einem angezogenen. Harry war ihm einen Tick zu ruhig aber gut, nachdem was alles geschehen war, konnte er dessen Verhalten durchaus verstehen. Er ging zu dem Schwarzhaarigen, der am Fenster stand und hinaus schaute. „Erinnerst du dich an diesen Ort?“ Harry schaute Ron nicht an als er ihm antwortete. Er wusste ganz genau wo er war. Niemals würde er es vergessen. „Little Hagleton. Tom Riddles Zuhause. Hier starb in meinem vierten Jahr Cedric Diggory. Warum mussten wir ausgerechnet hierher, Ron?“ Harry spürte Rons Finger an seinem Nacken, wie dieser gekrault wurde und kurze Zeit später umarmte der Rothaarige ihn von hinten. „Weil uns hier niemand vermutet.“ Schwer seufzend nickte Harry auf diese Erwiderung und dachte an Draco, an Hermine und Blaise. Es war die richtige Entscheidung gewesen mit Ron zu fliehen. Es war der einzige Weg gewesen um die Drei und vor allem Draco zu schützen. Er wollte gar nicht daran denken was geschehen wäre, wenn Ron den Schweißbrenner an Draco ausprobiert hätte. Nun stand er hier, im Zuhause seines ehemaligen Feindes und hatte nicht einmal einen Zauberstab. Das machte es unmöglich von hier zu apparieren. Ron schien an alles gedacht zu haben. Das ganze Anwesen war mit einem Fluch versehen, der dafür sorgte, dass niemand hierher apparieren konnte aber auch nicht weg. Nicht zuletzt stand draußen ein Auto mit dem sie hierher gefahren waren. Wenn er nur zu dem Auto käme... Dazu müsste Ron aber definitiv einige Zeit außer Gefecht gesetzt werden und wie sollte er das bewerkstelligen? Sein ehemaliger bester Freund war um einiges stärker als er – was ihm in der Vergangenheit nie aufgefallen war. Hinzu kam dessen unberechenbares und psychopathisches Verhalten. Oh nein, er würde garantiert nichts dem Zufall überlassen. Er musste dieses Spiel mitspielen bis er die Chance hätte zu fliehen. „Komm, ich bin müde. Legen wir uns hin, Harry.“, nuschelte Ron in sein Ohr und fing an daran zu knabbern während seine Hand wieder zu anderen Regionen seines Körpers wanderte. „Ja, lass uns schlafen.“, erwiderte Harry ruhig und schloss kurz die Augen. Vielleicht half es, wenn er dabei an Draco dachte? An dessen blauen Augen? Dieses verschmitztes Lächeln, die kleinen Grübchen, das blonde Haar, dass sein Gesicht immer kitzelte, wenn dieser ihn küsste? Kurz musste sich Harry zusammenreißen, sonst hätte er wohl zugelassen, dass er weinte. Er durfte solche Emotionen nicht vor Ron zeigen! ~~**~~ „Mr. Malfoy?“ Draco hatte Julien die Tür geöffnet als dieser am Morgen geklingelt hatte. Er hatte nicht geschlafen, sah auch dementsprechend aus. Für Malfoy Verhältnisse war es eigentlich ein No Go ungepflegt an die Türe zu gehen – oder sich überhaupt vor anderen ungepflegt zu zeigen aber das war Draco mittlerweile egal. Er war unrasiert, hatte nicht geschlafen und stand in derselben Kleidung wie noch am Vortag vor dem jungen Beamten. Blaise stand hinter ihm und betrat die Wohnung nach dem Polizisten. „Draco.“, er umarmte den Blonden kurz und klopfte ihm auf die Schultern, ehe er sich an den Tisch setzte. Seine Kopfwunde war versorgt und ein weißer Verband war um seinen Kopf zu sehen. „Wie geht es Hermine?“, fragte Draco eher teilnahmslos und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Julien blieb stehen und musterte die beiden zunächst. „Sie muss für weitere Untersuchungen im Krankenhaus bleiben. Sie ist leicht dehydriert und muss wieder zu Kräften kommen. Sie hat auch eine Gehirnerschütterung und die Messerwunde wurde versorgt, aber sonst scheint es ihr gut zu gehen. Sie wollte nicht, dass ich bei ihr bleibe. Ich soll zu dir und... nach Harry suchen.“ Immerhin bekam man solche Verletzungen gut mit Magie geheilt, auch wenn der Schock noch tief saß und er lieber bei Hermine geblieben wäre, wusste Blaise, dass sie wollte, dass er bei Draco war und diesem dabei half Harry zu finden. „Nach Harry suchen? Wie soll das gehen? Wir wissen nicht einmal ansatzweise wo er sich befindet!“, sprudelte es wütend aus Draco und er sah Blaise sofort entschuldigend an als es ihm klar wurde. Sein bester Freund winkte nur ab. Es war klar, dass Draco so reagierte. Beide sahen zu Julien Callagher, der das als Zeichen sah um mitzuteilen warum er hier war. „Wir haben das Haus von Ronald Weasley untersucht. Die Spurensicherung hat in dem Schrank, der sich unten im Keller befand mehrere Haarsträhnen gefunden, die sorgfältig katalogisiert wurden. Er hat von jedem seiner Opfer Haarsträhnen aufbewahrt. Es waren Hunderte und wir wissen nicht, ob sich nicht vielleicht irgendwo noch welche befinden. Es waren vorwiegend schwarze Haarsträhnen und sie stammen von Männern, die ihn den letzten zwei-drei Jahren als vermisst gemeldet wurden. Wir konnten es zum Butcher Fall vor zwei Jahren zurückverfolgen. Mehrere junge Männer verschwanden, einige wurden misshandelt, oder teilweise zerstückelt gefunden. Es waren auch weibliche Haarsträhnen in einem weiteren Ordner. Er hat also noch mehr Menschen auf dem Gewissen. In einem großen Fass mit Säure im Garten hatten wir Überreste einer Frau finden können, die noch nicht ganz aufgelöst waren.“ Julian stoppte kurz und blätterte in seinem Notizbuch weiter. „Er muss das über Jahre getan haben. Seine Familie und auch seine...“, er sah zu den beiden und schluckte. „...Freunde wussten nichts davon. Niemand konnte Angaben dazu machen. Wir haben herausgefunden, dass er mehrere Konten hat. Eines in der Zaubererbank Gringotts und mehrere Konten bei verschiedenen – ihr würdet - Muggelbanken sagen. Vor einigen Tagen wurde einiges an Geld abgehoben. Die Konten, die uns bekannt sind haben wir einfrieren lassen. Sobald er versucht dort Geld abzuheben werden wir es wissen. Genauso verhält es nicht mit den Adressen, an denen er ansässig oder bekannt war. Leider...“, nun kam das Negative an der ganzen Sache. „...konnten wir nichts Neues über ihn und Harry Potter herausfinden. Die beiden sind wie vom Erdboden verschwunden. Das Zaubereiministerium weiß allerdings Bescheid und sucht bereits nach ihnen. New Scotland Yard ist eingeschaltet, da sie mit dem Butcher Fall vertraut sind und diesen auch noch nicht abgeschlossen haben. Wir werden ihn finden, ganz sicher Mr. Malfoy.“ Draco hatte Julien schweigend zugehört und schüttelte den Kopf. „Ihr werdet weder Harry noch Ron finden. Der Kerl hat alles akribisch geplant. Selbst die spontane Flucht mit Harry war wahrscheinlich Teil seines Plans. Er wird sich in irgendein Land absetzen, in dem es wenig Zauberer gibt und fast nur Muggel. Er wird untertauchen und ein neues Leben beginnen – mit meinem Verlobten! Alles was ich tun kann, ist hier sitzen und warten! VERDAMMT NOCHMAL!“, schrie der Blonde und schlug seine Faust auf den Tisch. „Ich will nicht hier sitzen und warten! Dieser Mistkerl hat meinen Verlobten, meinen Vater getötet, meine Freunde verletzt und mich an der Nase herumgeführt. Ich will ihn zerquetschen wie eine Made und wenn auch nur einer glaubt, dass ich hier untätig herumsitze, dann hat er sich getäuscht.“ „Mr. Malfoy-“ „Sparen Sie sich das, Callagher. Ich weiß Sie tun Ihr Bestes aber genau das werde ich jetzt auch machen. Ich gebe mein Bestes und werde nicht hier warten. Bitte...“, er stand auf und ging zur Tür, öffnete sie. „...gehen Sie. Ich - brauche etwas Zeit für mich. Informieren Sie mich, wenn Sie etwas Neues zum Verbleib von Harry haben.“ Julien sah Draco seufzend an und nickte. „Wie sie wünschen, Mr. Malfoy aber ich bitte Sie wiederum keine Dummheiten zu machen. Sie haben es mit einem Serienkiller zu tun, einem Menschen, der andere Menschen ohne zu zögern missbraucht, misshandelt und zerstückelt hat. Er ist gefährlich.“ Mit diesen Worten verließ Julien Dracos Wohnung und ließ ihn mit Blaise alleine. „Was hast du vor, Draco?“ Der Angesprochene zuckte die Schultern und ging in Richtung Bad. Er musste wieder ansatzweise wie ein Mensch aussehen, wenn er raus wollte um Harry zu suchen. „Erst einmal werde ich duschen, etwas essen und mich dann auf die Suche nach Harry machen. Ich werde schon herausfinden wo er ihn hingebracht hat. Du gehst am Besten wieder zu Hermine. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“ Blaise lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. „Du machst Potter Konkurrenz, Draco. Willst du zum ewigen Helden mutieren? Ich bleibe bei dir bis zum Ende. Ich bin dein bester Freund und außerdem wird Hermine nicht wollen, dass ich bei ihr bin. Am liebsten würde sie aus dem Krankenhaus raus und nach Harry suchen.“ Draco, der nichts gegen den Sturkopf seines besten Freundes machen konnte, da er selbst stur wie ein Esel war und wusste, dass es nichts brachte dagegen anzukämpfen nickte nur und verschwand im Bad. ~~**~~ „Draco.“ Nach mehreren Tagen der erfolglosen Suche war Draco mit Blaise bei Hermine im Krankenhaus. Ihr ging es wieder besser und sie würde morgen entlassen werden. Es war das einzig Positive, dass sie zu berichten hatten. Harry war wie immer verschwunden, von Ron keine Spur und die Polizei dümpelte weiter im Dunkeln. Sie hatten zwar durch diverse Kontakte der Zauberwelt herausfinden können, dass Ron noch weitere Unterschlüpfe hatte aber kein einziger war bewohnt oder zeigte Spuren, dass jemand dort gewohnt hätte. Am Ende standen sie am selben Punkt wie vor Harrys Entführung. Auf einmal vibrierte Dracos Handy und er nahm es aus seiner Hosentasche. Zum Glück hatte er das Teil nicht geschreddert nachdem er die Leiche seines Vater vorfand. Er sah, dass eine Nachricht von einem unbekannten Teilnehmer angekommen war und zögerte zunächst sie zu öffnen, doch dann siegte die Neugier und Hoffnung, dass es vielleicht Harry sein könnte. Es waren nur zwei Worte zu sehen, der Name eines Ortes, den er schon aus seiner Erinnerung verdrängt hatte. »Little Hagleton« Jeder in der Zauberwelt wusste was das für ein Ort war und jeder mied ihn als ob der Teufel persönlich noch dort hausen würde. Doch so war es nicht. Der Teufel war tot und dort lebte niemand mehr. Oder? Entweder war es eine Falle Rons, oder ein Hilferuf von Harry. Er zeigte Hermine und Blaise die Nachricht. „Du musst unbedingt zu Detective Chief Inspector Callagher und ihm davon erzählen. Mit Verstärkung könnt ihr eventuell etwas gegen Ron ausrichten.“ „Was ist, wenn es eine Falle ist und noch mehr Menschen sterben?“, wandte Draco ein und seine innere Unruhe wuchs mit jeder Minute. „Das ist ein Risiko, das wir eingehen müssen, Draco. Ron hat schon zu lange die Oberhand behalten. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Geh du zum DCI. Blaise, du gehst zum Zaubereiministerium. Es müssen Auroren dorthin geschickt werden. Gegen Auroren und New Scotland Yard kann Ron nichts ausrichten.“ Sie hoffte es zumindest. „Gut. Wir versuchen es. Mehr als schiefgehen kann es nicht und bei all dem was schon schiefgegangen ist wird’s nur noch besser.“, murmelte Draco und verabschiedete sich von Hermine während Blaise in das Zauberministerium apparierte. ~~**~~ Mittlerweile waren mehrere Tage vergangen. Woher er es wusste? Ron ließ ihn die Nachrichten schauen, als Beweis dafür, dass er ihm vertraute und eigentlich war der eigentliche Sinn im klar zu machen, dass sie niemand finden würde und die Polizei keinerlei Anhaltspunkte hätte. Darauf lief es hinaus und so war es letztendlich auch. Die Polizei fahndete nach zwei Personen. Einen rothaarigen Mittzwanziger, mit braungrünen Augen von muskulöser und großer Statur und einem Schwarzhaarigen Mittzwanziger... Den Rest hörte er schon gar nicht mehr. Die Muggel fanden ihn nicht und die Zauberer bzw. Auroren auch nicht, da sie niemand an diesem Ort vermutete. Wie denn auch? Ausgerechnet Tom Riddles Heimat war ihr Versteck? Also, wenn seine Lage nicht so aussichtslos wäre würde er glatt darüber lachen. Da bekämpfte man Jahrelang einen psychopathischen Muggelhasser, nur um nach dessen Tod an den nächsten zu geraten, der nicht minder psychopathisch war, wenn auch kein Muggelhasser, sondern sein bester Freund. Da er keinen Zauberstab hatte und somit kaum Möglichkeiten von hier wegzukommen ließ Ron ihn heute sogar alleine. Er musste verschiedenes erledigen, jedenfalls hatte Ron das gesagt und er hoffte inständig, dass es nicht noch mehr Leichen auf ihrem Weg bedeuten würde. Als Harry, wie so oft seit er hier war, aus dem Fenster schaute erkannte er wie ein Wagen die Auffahrt hochfuhr und es war nicht Rons Wagen! Sofort stand er auf und lief runter und raus. Eine junge Frau stieg aus und schaute sich verzweifelt um. „Oh, Hallo~“, sie lächelte Harry erleichtert an. „Können Sie mir helfen? Ich habe mich gnadenlos verfahren. Ich weiß nicht einmal wo ich hier bin. Ich -“ Harry war sofort bei ihr und schaute sich zuvor um, ob Ron nicht doch irgendwo in der Nähe wäre aber da niemand. „Ihr Handy! Haben Sie ein Handy!“ „Natürlich habe ich ein Handy.“, meinte sie und zeigte es Harry demonstrativ, der es sich sofort schnappte. „Hey, das ist mein Handy. Was ist los mit Ihnen! Ich rufe die Polizei, wenn Sie es mir nicht sofort zurückgeben!“ „Ja, Sie müssen die Polizei sogar anrufen aber ich muss-“, auf einmal sah er in der Ferne das Fernlicht eines heranfahrenden Wagens. Mist verdammter. Er war so nah dran gewesen! Schnell tippte er eine SMS und verschickte sie an die einzige Nummer, die er auswendig kannte, dann löschte er die Nachricht und gab der verwirrten Frau ihr Handy zurück. „Steigen Sie in Ihren Wagen und fahren Sie los! Sofort.“ Sie wollte gerade tun was Harry sagte da sah sie zu dem Wagen, der hinter ihrem hielt und ein Rothaariger Mann stieg aus. „Harry? Ich habe doch gesagt, dass du nicht raus sollst“ „Sie hat sich verfahren und mich nach dem Weg gefragt. Sie wollte gerade wieder gehen.“ Bitte, lass die Frau gehen, dachte sich Harry und sah Ron flehend an, der jedoch nur grinsend auf die Brünette losging. „Wissen Sie~ Sie erinnern mich da an jemanden. Sie haben enorme Ähnlichkeit mit meiner Ex~“, säuselte er und packte die junge Frau am Arm. „Wie heißen Sie?“ „Cherry. Bitte, lassen Sie mich los. Ich wollte gerade weiterfahren.“ „Ron, lass uns reingehen und-“ Ron sah Harry gefährlich an und seine Augen wurden zu Schlitzen. „Du gehst jetzt rein und schließt die Türe hinter dir, verstanden? Wenn nicht, dann breche ich ihr hier und jetzt das Genick!“ Schluckend nickte Harry und ging zurück ins Haus, sah nicht mehr zurück zu Cherry. Er wäre Schuld an dem was passieren würde. Er allein. Seine Hände zitterten wie Espenlaub als er die Türe hinter sich schloss und es gerade zwei Meter weit schaffte und einen angsterfüllten Schrei hörte, der ihn auf die Knie sinken ließ. Um sein Leben zu retten hatte er ein anderes unschuldiges geopfert. Genauso wie früher als sie alle in Hogwarts gegen Lord Voldemort und dessen Todesser gekämpft hatten. Am Ende hätte man sich so viele Tote sparen können hätte er sich dem dunklen Lord gleich gestellt. Wieder hörte er Cherrys Schreien, das dieses Mal schmerzerfüllt war. Dann hörte er einen stumpfen Schlag, so als ob etwas gegen das Auto geschlagen wurde. „Hör auf. Hör endlich auf.“, schrie Harry und hielt sich die Ohren zu. Er war kein Held! Er war ein Opfer und so langsam schien er an dem Ganzen was Ron tat zu Grunde zu gehen. ~~**~~ Harry kniete immer noch auf dem Boden als sich die Türe hinter ihm öffnete und Ron herein kam. Der Rothaarige hatte Blut an seinen Händen, Shirt und sogar im Gesicht. Als er ihn so sah stand Harry auf und machte einige Schritte rückwärts bis er an der Wand ankam. „Das ist alles nur deine Schuld, Harry. Du hättest nicht mit ihr reden dürfen. Das musste bestraft werden, das weißt du, nicht wahr?“ Schluckend nickte der Angesprochene und sah wie Ron immer näher kam. „Zum Glück war sie nur ein Muggel, sie wird niemand vermissen und selbst wenn~ Bis man sie findet sind wir über alle Berge. Selbst, wenn sie eine Hexe gewesen wäre hätte ihr das hier nichts genutzt. Es befindet sich eine Barriere um das ganze Gelände herum. Keine Magie~“, er lachte und streckte seine Blut besudelte Hand nach Harry aus, der instinktiv zusammen zuckte und versuchte ihr auszuweichen. „Du hast mich wirklich sehr wütend gemacht, Harry. Das kann ich nicht durchgehen lassen. Es tut mir leid.“ Ron packte Harry an den Haaren und zog ihn zu sich. „Das muss bestraft werden und ich befürchte, dass es sehr, sehr weh tun wird. Aber keine Sorge, sterben wirst du nicht. Immerhin gehören wir doch jetzt zusammen. Ich werde nur dafür sorgen, dass du nie wieder mit jemandem außer mir sprechen wirst.“ ~~**~~ Eine ganze Armada an Polizeikräften, des Scotland Yard und an Auroren tauchte in Little Hagleton auf und stand am Abend vor dem Wohnsitz von Tom Riddle. Den Auroren merkte man ein leichtes Unwohlsein an. Immerhin war es das Zuhause von Lord Voldemort gewesen. Dem Zauberer, den alle gefürchtet hatten und es nicht einmal jetzt nach so langer Zeit wagten dessen Namen auszusprechen. Die Muggel wussten nichts davon und behandelten es wie einen normalen Tatort. „Eine Barriere. Magie ist nicht möglich.“, nuschelte ein Auror in Dracos Richtung, der nur nickte. Ja, das hatte er auch schon gemerkt. Dann war es gar nicht schlecht, dass sie Muggel dabei hatten. Als sie die Auffahrt hoch liefen sahen sie einen roten VW Polo mit kleinen Herzen an Stoßstange. Sie kamen näher und einer der Beamten übergab sich gleich an Ort und Stelle. „PC Mc Claire. Sie kontaminieren-“, begann der Ranghöchste Officer und musste schlucken als er sah warum sich sein Police Constable übergeben hatte. Im Kofferraum, der offenstand befanden sich eine übel zugerichtete Frauenleiche. Ihre Kopf war seltsam verdreht, der Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet und die Augen weit aufgerissen und voller Angst. Genau diese Augen sahen sie gerade an. Überall war Blut und wenn man genauer hinsah erkannte man mehrere offene Wunden. Jetzt wusste Draco von wessen Handy Harry die Nachricht geschrieben hatte. „Die Leiche ist noch warm.“, kam es von einer Aurorin, die den Zustand der Toten überprüft hatte. „Dann ist er auf jeden Fall noch im Haus. Wir müssen rein aber vorsichtig. Wer weiß, ob er Fallen aufgestellt hat.“, orderte der Ranghöchste Anwesende Scotland Yard Ermittler an und sie beschlossen sich einmal rund um das Anwesen zu postieren. „Ich gehe vorne rein. So lange er denkt, dass ich alleine gekommen bin wiegt er sich in Sicherheit.“, sagte Draco und ging entgegen der Warnungen aller Anwesenden direkt zum Eingang. Im Innern des Anwesens war es ungewöhnlich ruhig, fast schon unheimlich. Er lief weiter und Blaise befand sich hinter ihm. Natürlich ging er nicht unbewaffnet in die Höhle des Löwens. Man hatte ihm eine Waffe gegeben, die er aber nur im äußersten Notfall einsetzen durfte. Ja, klar. Alles was mit Ron zu tun hatte wäre ein Notfall. Er hätte ihn schon früher in Hogwarts erledigen sollen! Plötzlich hörte er einen schmerzerfüllten Schrei und er zuckte zusammen. Das war Harrys Stimme gewesen! Sofort rannte er in die Richtung und kam in einem Zimmer an, das einem Folterzimmer nicht ganz unähnlich war – ganz im Gegenteil. Harry befand sich auf einem Stuhl und vor ihm lief eine Art Film ab, während Ron ihm mit einem Messer langsam seinen Namen in den Rücken ritzte, so dass schon Blut herunterlief. Er war schon mit seinem Vornamen fertig während Harry dank Augenklammern dazu gezwungen wurde die Morde anzusehen, die Ron gefilmt hatte. Es waren nicht alle Morde, nur die, wo er das Glück hatte gerade eine Kamera in der Nähe zu haben. „Das wird dir lehren mich noch einmal wütend zu machen, Harry. Das was du da siehst wird allen passieren, mit denen du sprichst, die dir wichtig sind. So wie Malfoy, nicht wahr Malfoy?“ Ron drehte sich zu dem Blonden um und nahm das Messer, hielt es Harry an die Kehle als er sah, dass Draco auf ihn zielte und gerade abdrücken wollte. „Ihr denkt immer noch, ich bin ein Idiot, oder? Los, lasst die Waffen fallen.“ Draco zögerte und schüttelte den Kopf. „Nein, lass du das Messer fallen, Weasley. Wir sind zu zweit und wenn ich dich nicht abknalle wird es Blaise tun.“ „Nein, du hast mich nicht verstanden, Malfoy. Lasst die Waffen fallen, oder ich schlitze unserem süßen Helden hier die Kehle auf. Es wird mich weniger als eine Minute kosten und in der Zeit, in der du noch überlegst, ob du abdrückst und das gilt für euch beide, ist Harry schon tot. Ich werde es tun...“, als Zeichen dafür, dass er es ernst meinte gab es einen leichten Schnitt und Harry keuchte auf. „...denn lieber sehe ich ihn tot als wieder in deinen Armen, Malfoy. Glaub mir, lieber bin ich tot, als das mitanzusehen. Also, lasst ihr die Waffe fallen, oder muss ich deutlicher werden?“ „Es ist hier voll mit Auroren und Scotland Yard. Ron, du hast keine Chance hier lebend raus zukommen.“ Ron fing an zu lachen und schüttelte den Kopf. „Mir ist es egal, ob ich hier lebend rauskomme, oder nicht. Solange ihr das ganze nicht überlebt. Außerdem wimmelt es da draußen vor Fallen. Die Hälfte von eurer sogenannten Armee dürfte wahrscheinlich schon tot sein. Außerdem kommt keiner außer euch hier rein – noch nicht. Vor der Zauberbarriere habe ich ein paar Flüche ausgesprochen. Intelligent, nicht wahr? Das hätte man nicht von einem Weasley gedacht, was?“ Das ganze lief vollkommen aus dem Ruder. Ron war lebensmüde und dachte gar nicht an Flucht, sondern daran, dass sie alle nicht lebend hier rauskommen würden. Er konnte nicht riskieren, dass dieser ernst machte und Harry etwas antat. „Gut, du hast gewonnen, Ron.“ Draco warf die Waffe weg, so dass sie unbeabsichtigt in Harry und Rons Richtung flog. Blaise ließ seine Waffe ebenfalls fallen. „Ja, ich habe gewonnen. Ich habe einem Malfoy gezeigt, dass ein Weasley ihn besiegen kann. Wie fühlt es sich an, hm?“, er lachte fast schon hysterisch und dann legte sich ein diabolisches Grinsen auf sein Gesicht. „Nummer eins auf meiner Liste ist abgehakt, nun kommt Nummer zwei. Würde ein Malfoy ganz selbstlos für einen Potter sterben? Vor seinen Augen? Hast du so viel Mumm, Malfoy?“ „Tue das nicht, Ron. Bitte, das kannst du nicht-“ „Sei still, Harry!“, das Messer schnitt tiefer in Harrys Kehle, sodass dieser augenblicklich ruhig blieb. Ron drehte Harrys Stuhl von der Leinwand weg und hin zu Draco, so dass sie sich ansehen konnten. „Stellst du mir die Frage echt? Ich hätte mich schon vor einer Woche umgebracht hättest du mir gesagt, dass diese ganze Scheiße nicht stattgefunden hätte. Wie soll ich es tun?“, erwiderte Draco ruhig. „Nimm Blaises Waffe und erschieße dich – vor ihm.“ Harry wurde leichenblass und schüttelte vorsichtig den Kopf, sah Draco flehend an, doch dieser wirkte entschlossen und bückte sich nach der Waffe, hielt sie sich an seine Schläfe und hatte den Finger am Abzug. „LOS!“, schrie Ron, dessen ganzes Wesen auf einmal hysterisch und verrückt wirkte. Für einen Moment dachte Ron nicht an Harry und das nutzte dieser aus. Er umklammerte das Messer bis seine Hand blutig war und stieß Ron von sich, dieser reagierte schnell und stieß Harry weg, rannte zu Draco, der mit der Waffe auf ihn zielte und schmiss sich auf ihn. Blaise, der Draco helfen wollte konnte nicht riskieren, dass diesem etwas geschah, in dem er sich auch noch einmischte und konnte nichts anderes als zusehen. Die beiden rangelten auf dem Boden bis Ron die Waffe in der Hand hielt und abdrücken wollte. Ein Schuss ertönte und einer der beiden fiel bewusstlos auf den jeweils anderen. Blaise lief sofort zu Draco, der unter der Last von Rons Gewicht fast keine Luft mehr bekam und hievte den leblosen Körper des Rothaarigen zur Seite. War Ron tot? Oder lebte dieser womöglich noch? Am Ende war es ihm egal. Draco lebte und richtete sich auf, wirkte zuerst leicht desorientiert und als ihm klar wurde was geschehen war rannte er regelrecht zu Harry. Der Schwarzhaarige hatte die Waffe von Draco in der Hand, zitterte am ganzen Leib und war geschockt. Er hatte einige Todesser getötet, den dunklen Lord zur Strecke gebracht aber noch nie jemanden umgebracht, der einmal sein bester Freund gewesen war. „Er wollte dich...er hätte dich umgebracht. Ich musste...musste es tun.“, flüsterte Harry geschockt und ließ die Waffe fallen als wäre sie zu heiß um sie zu halten. „Alles wird gut. Alles ist gut, Harry.“, versuchte Draco beruhigend auf Harry einzureden, dessen Hände und Kehle immer noch bluteten. Er entfernte vorsichtig die Augenklemmen und drückte seinen Verlobten wieder an sich, so fest, als ob er ihn nie wieder loslassen würde. Es dauerte nicht lange und die Polizei betrat das Gebäude. Die Auroren hatten es irgendwie geschafft die Barriere zu brechen – wie hatten sie es geschafft? Es interessierte Draco nicht und er bekam auch nicht mit was sie ihm sagten. Er ließ nicht einmal zu, dass sie ihn von Harry trennten. Nicht einmal dann als einer von ihnen sagte, dass die Sanitäter nach Harry schauen wollten. Stattdessen hob er den jungen Mann einfach hoch und trug ihn raus zu den Sanitätern, von denen recht viele da waren. Anscheinend hatte es draußen einige Verluste gegeben. Rons Fallen schienen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Am Ende hatte der Rothaarige trotzdem verloren und zwar gegen Harry Potter. Den ewigen Helden der Zauberwelt. Gegen seinen besten Freund. Harry wurde in das nächste Krankenhaus gebracht und auch als der Krankenwagen losfuhr ließ Draco ihn nicht alleine. Er würde Harry nie wieder alleine lassen. So viel war sicher. Nach mehreren Tagen, die vergingen besuchten Hermine und Blaise Harry im Krankenhaus. Draco, der sich keinen Zentimeter von dem Schwarzhaarigen wegbewegt und sogar das Nebenbett zum Schlafen bekommen hatte begrüßte die beiden lächelnd. „Und alles wieder fit, Hermine?“ „Ja, alles wieder in Ordnung.“, lächelte sie und setzte sich auf die linke Seite von Harrys Bett, streichelte dem Schwarzhaarigen über die Wange. „Dir geht es gut?“ Sie wusste, dass es nur eine Floskel war und sie die Antwort darauf schon kannte. Harry war zutiefst traumatisiert und stand immer noch unter Schock. Er träumte schlecht, sah immer noch vor sich wie er Ron erschoss weil er dachte, dass dieser Draco umbrachte. Hinzu kam, dass er immer noch die Bilder von Rons Morden an all den unschuldigen Männern vor Augen hatte und auch Cherrys Tod. Es war alles seine Schuld. „Es...geht mir...besser.“, kam es leise und er senkte den Blick. „Es tut mir leid für alles...was geschehen ist. Es war meine Schuld.“ Draco sah die beiden seufzend an und richtete sich auf, zog Harry an sich, dessen Hände und Hals bandagiert waren. „Nichts von all dem ist deine Schuld, okay? Wir sind alle für dich da und keiner von uns gibt dir an irgendetwas die Schuld. Schlaf etwas, Harry. Hier, trink das.“, er ließ ihn los und gab ihm ein Glas Wasser und eine Schlaftablette. Harry schluckte alles ergeben runter und legte sich hin, schloss die Augen. „Er... er wollte dich töten... ich musste es tun.“, murmelte er immer wieder und schlief endlich ein. „Jemand vom Zaubereiministerium kam vorbei und auch DCI Callagher.“, begann Draco als er Harry zudeckte und auf die Stirn küsste. „Ron hat den Schuss von Harry überlebt, liegt aber seitdem im Koma. Er ist ständig unter Beobachtung in Sankt Mungo. Man machte mir den Vorschlag Harry die Erinnerung an dem ganzen zu nehmen und ich denke ernsthaft darüber nach. Er...er ist fix und fertig und ich weiß nicht, ob er sich jemals davon erholen wird.“ Hermine und auch Blaise schauten nachdenklich zu Harry, nickten. So etwas verarbeitete niemand ohne bleibende Schäden davon zu tragen. „Warte erst einmal ab was passiert, wenn Harry entlassen wird. Vielleicht verarbeitet er es besser als du denkst. Immerhin hat er auch die Sache mit Lord Voldemort verarbeitet, obwohl es in ihm eine tiefe Kerbe hinterlassen hat.“ „Das ist etwas anderes, Hermine und das weißt du. Ron war sein bester Freund und dein Ex-Mann. Ich denke, du weißt wie er sich fühlt. Ich will auch gar nicht wissen was der Kerl ihm alles angetan hat. Dann musste er sich diesen Film ansehen und wird die Bilder nicht los, er schreit mitten in der Nacht und wacht schweißgebadet auf. Er muss mit dem Wissen leben eine Person erschossen zu haben, die für ihn mal sein bester Freund gewesen war und Harry hat nicht wirklich viele Freunde. Nein, ich werde nicht lange überlegen – es wird besser sein, wenn Harry es vergisst und irgendwann werde ich ihm davon erzählen bzw. wird er davon sowieso etwas mitkriegen. So wird es besser sein“ Ja, Harry sollte sich an dieses düstere Kapitel seines Lebens nicht tagtäglich erinnern. Irgendwann, wenn sie beide bereit dazu waren sich dem ganzen zu stellen würde er ihm davon erzählen... Vielleicht erfuhr es Harry auch früher aber es war etwas anderes es aus den Nachrichten zu erfahren als ständig vor Augen zu haben was einem schreckliches passiert war. Er setzte sich wieder neben Harrys Bett und nahm dessen Hand in seine. „Ich werde dafür sorgen, dass er nie wieder leiden muss, keine schlimmen Erinnerungen an das alles bleiben und alles was Ron ihm angetan niemals geschehen ist ...“, nachdenklich aber auch liebevoll schaute er den jungen Mann an, der friedlich schlief. Er wusste, dass es eine trügerische Ruhe war aber zumindest schien der Schwarzhaarige keine Alpträume zu haben. „...und dann werden wir endlich heiraten.“ TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)