45 Minuten von Yalda ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: 45 Minuten Disclaimer. Digimon gehört irgendwem anders. Geld bekomme ich keins. Fies. Yamato denkt über den Stellenwert von Freundschaft nach - und ob er sie vielleicht aufs Spiel setzen sollte. Taito. (?) Achtung: Mein Schreibstil enthält für gewöhnlich eine Kumulation von Schimpfwörtern oder ist trübtassig. Vielleicht etwas merkwürdig. 45 Minuten 15.04 Irgendwo in der klebrig aufdringlichen Menschenmasse, einem großen Klumpen aus Armen, Beinen, Köpfen und Weltanschauungen stand ich, Yamato Ishida mit einem aufgespannten, grünen Regenschirm und versuchte nicht nur, die auf mich niederprasselnden Regentropfen abzuwehren, sondern auch die Stimmen, die mich dazu aufriefen, ein guter Mensch zu werden. An jeder Ecke standen Moralapostel mit erhobenem Finger, die versuchten an mir herum zu erziehen, wie die Geier umkreisten sie meinen Alltag. Tu dies nicht, tu das nicht. Sei fleißig. Arbeite hart und ergreife einen ehrbaren Beruf. Heirate eine hübsche Frau und setz mit ihr so zwanzig bis dreißig Kinder in die Welt. Fluch nicht. Onanier nicht Hey - Erwachsene sagen einem dauernd, dass man das nicht tun soll, aber verdammt noch mal, tut es trotzdem, sonst bekommt ihr Neurosen und Ticks und macht hinterher mit kleinen Jungs rum. Immer noch Regen. Immer noch eingeklemmt in dieser grauenhaften Menschenmasse, bunt zusammengepuzzelt aus halbverwesten Rentnern, die mich zurechtwiesen, Kindern, die mich mit seltsamen, großen Goldfischaugen anstarrten, den Mund aufgeklappt, die dicken Schmolllippen labbrig nach unten baumelnd, Geschäftsmänner in Anzügen, die mich anrempelten , so herumlaufend als hätten sie einen Regenschirm in sehr privaten Körperöffnungen stecken. Immer noch kein Taichi Yagami. Arschloch. Da will man ihm einmal im Leben was Wichtiges sagen und dieser Volltrottel kommt zu spät. Oder gar nicht. Vielleicht ist ihm irgendwo zwischen Telefonhörer und Haustür eingefallen, dass er doch nicht der beste Freund von Yamato Ishida sein will, dem blonden Irren, der sich mit allem anlegt, was Beine hat und sich durch die halbe Oberstufe geschlafen hat. Er ist einfach zu dämlich um zu merken, wann mir etwas wichtig war. Mir war nicht viel wichtig - das meiste, was anderen wichtig war, war mir so egal, dass es mich selbst verblüffte. Ein Zeugnis voller schlechter Zensuren. Egal. Ein angestauchtes Handgelenk nach einer Prügelei. Egal. Ein Vater der nie da war. Egal. Eine hysterische Mutter, die regelmäßig Wörter für mich verwendete, die andere Menschen für kleine, madige Tierchen verwendeten, die ihn Mehltöpfen herumkrochen. Egal. Mindestens genauso egal: drei so genannte Ex-Freundinnen, die nie verstanden haben, dass sie, um Ex zu sein, erstmal hätten Freundin sein müssen und nicht - wie nannte Koushiro das doch gleich? Sex- Frustpuffer? - für mich waren. Sexuelle Frustration. Nicht egal. Klasse. Und das muss mir passieren. Klar, ich könnte es auf die Hormone schieben - die sicher auch nicht unwesentlich Schuld daran hatten. Waren die Dinger eigentlich für irgendwas gut, abgesehen davon, mit in den unmöglichsten Situationen einen Ständer zu verpassen? 15.10 Kein Tai. Ich hatte mir stundenlang Mut angefuttert, gesoffen und geraucht. Die Nervosität wurde von Sekunde zu Sekunde unerträglicher. Vielleicht sollte ich doch nicht mit ihm reden. Darüber. Über diese eine Sache da. Die nicht mit mir stimmte. Diese eine Sache von all den vielen Sachen die nicht mit mir Stimmten. Diese Sache mit der Frustration. Er - ich. Hormone. Das, was irgendwelche dämlich kichernden Schulmädchen als Liebe bezeichnen würden - aber es passte nicht zu mir. Der Begriff Liebe war ....viel zu....weit weg von mir. Es war keine Liebe. Es war mehr eine ....Besessenheit. Notorische Notgeilheit. Liebe war was für Bücher und Fernsehserien. Und für Frauen. Liebe war eine Illusion. Eine kurzlebige Illusion. Als meine Eltern sich trennten habe ich das endlich verstanden. Bah. 15.20 This is a holy place. You're not holy enough to enter. Please return and come back when you're holy enough. 15.35 Taichi war jetzt schon etwa eine halbe Stunde zu spät. Immer noch die Moralgeier. Was sie wohl dazu sagen würden? Sie würden auf mich niederstürzen und mich zerhacken. Aber ich war darauf vorbereitet. Ich würde es mit ihnen aufnehmen, ihnen die Stirn bieten. Was auch passieren würde. Ich werde gegen sie kämpfen. Ich werde mit Taichi reden und dann werde ich sie besiegen. 15.37 Warum konnten wir nicht in den 70ern sein, Hippies, freie Liebe, jeder mit jedem 15.38 Scheißwelt. Vielleicht sollte ich losheulen und die Goldfischkinder aus der Fassung bringen. Wäre doch mal was. Yamato Obercool- Dumpfhirn Ishida heult. Würde mich aus einer Klischeekiste herausholen und mich in einer anderen versenken. Heulen = weiblich. Weich. Gäbe ein tolles neues Image ab. Ich schob mir einen Kaugummi zwischen die Zähne. Taichi Yagami, du hast noch 10 Minuten, dann bist du nicht nur tot - dann kannst du dir meine Freundschaft sonst wo hinstecken. Vielleicht sagt er das gleiche zu mir, wenn ich ihm alles erzählt habe. Man. Kurz vorm Herzkapser. Ruhe aus der Dose - das wäre doch mal was. Hey, ihr scheiß Moralgeier - geht in euere verfickten Büros und erfindet endlich mal so was. Oder gebt mir Drogen. 15.45 Taichi Yagami. Winkte mir gutgelaunt zu. Hatte einen bunt geringelten Schal um. Grinsen. "Hey, Yama hier drüben!" Ich versuche zu lächeln. "Bisschen spät dran, was?" "Oh ja, sorry - du weißt ja wie das ist....Also, wolltest du mir was sagen?" "Also ich..." sagte ich - und dann erstmal gar nichts mehr. Meine Gedanken waren wie rote Grütze: Ein großes, matschiges etwas, in dem viel drin war, sich aber nichts Spezielles herausfiltern ließ. Alle Jubeljahre stieß man auf ein Fruchtklümpchen was einem sagte: Erdbeere. In meinem Kopf war diese Klümpchen der Gedanke: "Gespräch mit Tai führen" - doch er war schneller weg, als ich ihn realisieren konnte. "Du?" fragte Herr Yagami schließlich. Das stillschweigende Yamatomonster sollte wohl mal was antworten. Er sollte DAS sagen, was er sich vorgenommen hatte. "Ach vergiss es, war nicht wichtig - gehen wir was Essen? Pizza?" "Pizza klingt gut." Und so gingen wir. Was blieb, war ein kleiner, wütender Gedanke, der gegen meine Schädeldecke pochte. "Arschloch Arschloch Arschloch!" rief er. Ich ignorierte ihn. Es stand mir zuviel auf dem Spiel. Viel zuviel. Lieber sexuell frustriert, als einsam. Ich war ein Feigling und würde es immer sein. Die Moralgeier hatten gesiegt. Was ein Tag. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)