A beautiful Stranger von Sira_Cunningham (ZackXCloud!) ================================================================================ Kapitel 5: Wo ist dein Held denn jetzt? --------------------------------------- Mit der freien Hand holte Zack sein Handy aus seiner Hosentasche und drückte kurz darauf herum, um Tseng darüber zu informieren, dass sie Angeal und Genesis befreit hatten. Nun blieb nur zu hoffen, dass der Anführer der Turks ihnen Verstärkung schicken konnte, denn sie würden so nicht mehr sonderlich weit kommen. Schüsse krachten und rissen Zack aus seinen Gedanken. Wieder einmal war es Sephiroth, der sie rettete. Er ging rückwärts hinter Zack, der Angeal stützte und Genesis, der den Beiden humpelnd folgte, her und hatte bisher alle Kugeln mit der Masamune abgewehrt. Für zwei gut trainierte, junge Männer war es absolut kein Problem gewesen, ungesehen in diesen Bunker hinein zu kommen, doch mit zwei verletzten, geschwächten Kameraden wieder heraus zu kommen, war praktisch ein Ding des Unmöglichen. Allein die Furcht vor General Sephiroth schien die Männer von AVALANCHE davon abzuhalten, die anderen drei einfach zu überrennen. Zack stöhnte vor Anstrengung auf, denn Angeal war kaum noch bei Bewusstsein und so wurde er mehr von seinem ehemaligen Protegé getragen, als dass er aus eigener Kraft ging. Der verletzte Mann verlangsamte sie von Minute zu Minute mehr und so langsam begann Zack daran zu zweifeln, dass sie diesen Ort lebend verlassen würden. Er lächelte bitter als er an Cloud dachte, hatte er ihm doch versprochen, lebend wieder zurück zu kommen. Er hatte zwar von Sephiroth gesprochen, doch er wusste, dass es Cloud wichtiger war, ihn wieder zu sehen. Der Kleine hatte zwar nie so etwas gesagt, aber Zack wusste es einfach. Er musste die Gedanken an den blonden Jungen jedoch vorerst beiseite schieben, denn im Moment zählte nur, Angeal lebend aus diesem gottverdammten Loch zu holen. Er verdankte diesem Mann alles und war durch ihn geworden, wer er war. Bevor er verschwunden war, hatte es keine wichtigere Person in seinem Leben gegeben. Er war für Zack Vater, Bruder und Lehrmeister zu gleichen Teilen gewesen und nun hatte er die Chance, zum allerersten Mal etwas für Angeal zu tun. Sie mussten einfach nur lebend hier heraus kommen. Als dann plötzlich ein halbes dutzend weiterer AVALANCHE-Kämpfer vor ihnen auftauchte, blieben sie abrupt stehen, wodurch Sephiroth mit Genesis zusammen stieß. Dieser stolperte, verzweifelt mit den Armen rudernd, vorwärts, konnte jedoch nicht mehr verhindern, hart auf dem Boden aufzuschlagen. Der General ignorierte dies geflissentlich und warf einen Blick über die Schulter. Sowohl die Männer vor als auch die Männer hinter ihnen hatten auf sie angelegt und Zack wusste, dass Sephiroth sie dieses Mal nicht beschützen konnte. Wenn nun kein Wunder geschah, würden sie in einigen Augenblicken tot sein. Es war ihm zwar bewusst gewesen, dass er irgendwann sterben würde, doch die Erkenntnis, dass es nun nicht mehr 'irgendwann', sondern in wenigen Sekunden sein würde, traf ihn wie ein Faustschlag. Er ging in die Knie und legte Angeal vorsichtig auf dem Boden ab, um sein Schwert ziehen zu können. Wenn er schon sterben musste, dann würde er es nicht kampflos tun. Er wollte das Versprechen, das er Cloud gegeben hatte, nicht brechen, ohne für den Versuch, es zu halten, gekämpft zu haben. Als die Männer auf sie feuerten, schwang er sein Schwert so, wie Sephiroth es zuvor getan hatte. Er spürte, wie die Kugeln auf dem kalten Stahl aufschlugen und davon abprallten, allerdings schien er nicht alle erwischt zu haben, denn Angeal schrie gepeinigt auf und als Zack sich nach ihm umsah, stellte er fest, dass sein Mentor eine blutende Schusswunde am Bauch davongetragen hatte. Er fluchte leise, denn die AVALANCHE-Truppe hatte bereits wieder auf sie angelegt und noch bevor er seine Schwert in die Höhe reißen konnte, feuerten sie erneut. Sephiroth wehrte die Kugeln der Männer auf der anderen Seite immer noch mit spielerischen Bewegungen ab, doch die Männer auf Zacks Seite hätten sie wohl getötet, wären sie noch dazu gekommen, ihre Waffen abzufeuern. Sie waren den Bruchteil einer Sekunde zuvor tot zusammengebrochen und hinter ihnen näherten sich zwei dutzend Shinra-Soldaten. Noch nie war Zack so froh gewesen, diese kratzigen, unansehnlichen Uniformen zu sehen, wie in diesem Moment. Der Anblick der herannahenden Soldaten weckte neue Hoffnung in ihm und gab ihm die Kraft, Angeal erneut aufzurichten und ihn weiter zu schleifen. Da Genesis sich immer noch nicht erhoben hatte, gab Sephiroth ihm einen Tritt mit der Hacke seines Schuhs, woraufhin der Soldier First Class aufsprang und hinter Zack und Angela her stolperte. Die Soldaten, die mittlerweile bei ihnen angekommen waren, übernahmen Angeal, der bewusstlos geworden war und auch Genesis wurde sogleich von zwei der uniformierten Männer gestützt und aus der Schusslinie gebracht. Zack warf Sephiroth einen fragenden Blick zu, als dieser genervt schnaubte. „Was denn?“, fragte er und lief zusammen mit ihm los, während die Soldaten hinter ihnen das Feuer auf die AVALANCHE-Truppe eröffneten. Von den Rebellen würde kein einziger überleben, soviel war sicher. Der General warf seinem Freund einen Blick zu, der nicht eisiger hätte sein können und antwortete dann in einem, selbst für seine Verhältnisse, gereizten Tonfall. „Du hast nichts kapiert, oder?“, knurrte er, während er Reno, dessen Gesichtsausdruck ebenfalls sehr besorgt wirkte, zunickte und an ihm vorbei in den wartenden Helikopter trat. „Denkst du, die wären gekommen, wenn sie sich nicht erhoffen würden, Informationen über AVALANCHE aus den Beiden raus holen zu können? Oder um zu erfahren, was sie unter Folter über die Shinra preisgegeben haben?“ Man hatte die beiden Verletzten in den Frachtraum der Maschine gebracht, wo zwei Sanitäter Angeal bereits von seinem dreckigen, zerrissenen Oberteil befreit hatten und sich an der Schusswunde an seinem Bauch zu schaffen machten. Zack verdrängte das, was der General gesagt hatte, für einen Moment und wollte zu seinem Mentoren gehen, wurde jedoch von einem Soldaten, welcher sich an der Tür positioniert hatte, zurückgehalten. Er wollte protestieren, sah jedoch ein, dass er nicht viel für Angeal tun konnte und wohl nur im Weg herumstehen würde. Sephiroth jedoch trat auf den Soldaten zu und bei ihm wagte es der Mann nicht, ihm den Zutritt zu verweigern. Unschlüssig blieb Zack vor der Tür stehen, entschied sich dann jedoch, im vorderen Bereich der Maschine, die in diesem Moment abhob, Platz zu nehmen. Als er den Passagierbereich betrat, bemerkte er, dass der Rotschopf nicht alleine gekommen war. Die Turks waren alle hergekommen und das rief ihm Sephiroths Worte wieder ins Gedächtnis. Hatte er damit Recht gehabt? Ging es dem Präsidenten nur darum, Informationen von den beiden Soldaten zu bekommen? Interessierte ihn das Leben seiner Leute so wenig, dass er nur aus diesem Grund Unterstützung geschickt hatte? Zack schüttelte den Kopf, als könne er diese beunruhigenden Gedanken auf diese Weise einfach weg schütteln. Es war doch egal, warum Verstärkung gekommen war, es zählte nur, dass sie alle überlebt hatten und das in diesem Moment alles für Angela getan wurde. Zack wusste, dass er überleben würde. Er selbst hatte schon so viele Schuss- und Schnittwunden gesehen, dass er durch den kurzen Blick, den er auf Angeal hatte erhaschen können, sagen konnte, dass es sich nicht um eine lebensbedrohliche Verletzung handelte und sein Mentor war schon immer stark gewesen. Egal wie sehr in das vergangene Jahr mitgenommen hatte, eine Kugel würde ihn nicht dahinraffen. „Die Verletzung ist nicht so schlimm, wie sie vielleicht aussieht“, unterbrach Vincent auf einmal seine Gedankengänge. Er warf dem bleichen Mann, der kein bisschen besorgt wirkte und einen geschäftsmäßigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, einen abschätzigen Blick zu und zuckte die Schultern. „Das ist mir auch klar.“, gab er knapp zurück, wobei er wieder dazu überging, seine Schuhe anzustarren, als sähe er dort etwas ungemein interessantes, was außer ihm niemand sehen konnte. Er musste sich unbedingt noch einmal in Ruhe mit Sephiroth unterhalten. Es ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf: War es möglich, dass es wirklich nur um Informationen über AVALANCHE ging und das Leben der beiden Männer für Shinra vollkommen egal war? Nach drei Wochen hatte Angeal sich schon wieder so weit erholt, dass er das Bett kurzzeitig verlassen konnte. Allerdings war er noch etwas wackelig auf den Beinen und zudem nicht sonderlich gesprächig, was sein plötzliches Verschwinden betraf, doch das störte Zack nicht. Er war nur froh darüber, dass sein Mentor wieder da und auf dem Weg der Besserung war. Er verbrachte jede Minute, in der er nicht schlief, bei ihm und half ihm so gut er konnte, beim Waschen, Verbände wechseln und anderen alltäglichen Dingen. An diesem Tag hatte Angeal sich das Training der Anwärter ansehen wollen, da Zack Cloud hin und wieder erwähnt hatte und er diesen in Aktion sehen wollte, also machten sie sich auf den Weg zu einer der Trainingshallen. Zack sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er sich am liebsten ein Schwert geschnappt und selbst ein wenig trainiert hätte, als er das Klirren der Schwerter hörte und die jungen Männer gegeneinander kämpfen sah. Er wusste, dass er übervorsichtig war, was seinen Mentor anging, denn dieser hatte sich ungemein schnell wieder von der Schusswunder und den Torturen des vergangenen Jahrs erholt, doch er hatte ihn gerade erst wieder gefunden und wollte einfach nicht, dass er irgendetwas riskierte. Als Angeal die Nase rümpfte und auf einen der Männer deutete, folgte Zacks Blick dem Fingerzeig, woraufhin sich sein Blick merklich verfinsterte. Er war so damit beschäftigt gewesen, sich um Angeal zu kümmern, dass er Cloud vernachlässigt und das Versprechen, die Anwärter weiter zu trainieren und Snow zu ersetzen vollkommen vergessen hatte. Der Vernachlässigte lag auf dem Boden, eine große, stark blutende Schnittwunde von der Stirn bis über seinen Haaransatz hinaus. Die blonden Haarsträhnen waren rot verfärbt und verklebt und Clouds schmerzverzerrtes Gesicht und die Hand, die er auf die Rippen presste, legten die Vermutung nahe, dass dieser Schnitt wohl nicht die erste Verletzung war, die er an diesem Tag eingesteckt hatte. Bevor Zack jedoch hätte eingreifen können, schritt Angeal auf Snow, der breitbeinig über Cloud stand und wieder einmal eine seiner Hasstiraden abfeuerte, zu und nahm im Vorbeigehen einem der Anwärter sein Schwert weg. „Snow!“, donnerte er und riss die Waffe in die Höhe, als wolle er unvermittelt damit zuschlagen. Doch er wartete, bis der Angesprochene sich herumgedreht hatte und Angeal mit einer Mischung aus Überraschung und milder Furcht ansah. Er erhob sein Schwert ebenfalls, hatte jedoch nicht mit der Schnelligkeit des Anderen gerechnet, denn der hatte die Klinge im Halbkreis geschwungen und ihm die Waffe aus der Hand geprellt. „Zu langsam, Kleiner. Aber das warst du ja schon immer, nicht wahr?“, spottete Angeal, wobei seine Augen immer noch zornig funkelten. Zack trat an den Beiden vorbei, weil er nach Cloud sehen wollte, doch dieser funkelte nur wütend zu seinem Freund hinauf, schlug die dargebotene Hand aus und hob sein Schwert auf. Er hatte es satt. Seit Angeal wieder zurück war, war er selbst Luft für Zack. Dieser war von morgens früh bis spät Abends bei seinem ehemaligen Ausbilder und sie sahen sich praktisch gar nicht mehr. Zack ignorierte Cloud seit drei Wochen und der Blonde konnte mittlerweile nicht mehr so weiter machen. Er wollte mit jemandem reden, er wollte, dass jemand für ihn da war und das war Zack nicht mehr. Für ihn gab es nur noch Angeal. Diesem nickte Cloud kurz zu, sprach aber kein einziges Wort des Dankes für die Hilfe, sondern wandte sich verbissen schweigend ab und ging raschen Schrittes zum Ausgang der Halle. Er wollte seine Verletzung verarzten, sich etwas anderes anziehen, etwas Essen und mehr als alles andere wollte er weg von hier. Weg von Snow, von Angeal und in aller erster Linie von Zack. Er wusste nicht einmal genau, warum er sich so verhielt, aber jedes Mal, wenn er die beiden alten Freunde zusammen sah, versetzte es ihm einen Stich. Bevor Zack zu seiner Rettungsmission aufgebrochen war, schien noch alles in Ordnung zu sein, auch wenn er Cloud auf die Stirn geküsst hatte, was zwar ziemlich ungewöhnlich, diesem jedoch nicht so unangenehm gewesen war, wie es in dessen Augen eigentlich hätte sein müssen. Mit einer unwirschen Handbewegung wischte er einen Tropfen Blut weg, der über seine Stirn rollte und ihn dabei kitzelte. Der Schmerz der von der Verletzung ausging störte ihn nicht einmal. Seit er mit Snow trainierte, hatte er gelernt starke Schmerzen und Verletzungen hinzunehmen, doch was er nicht einfach so schlucken konnte, waren die Demütigungen, welche er jeden Tag über sich ergehen lassen musste. Früher war Zack da gewesene und hatte ihm zugehört, wenn er Probleme gehabt hatte und er konnte einfach nicht begreifen, warum ihm der einzige Mensch auf der Welt, der ihm etwas bedeutete, plötzlich aus dem Weg zu gehen schien. Doch egal, wie oft er sich diese Frage stellte, es wollte ihm keine Antwort darauf einfallen, die ihn auch nur halbwegs zufrieden gestellt hätte. Währenddessen sahen sich die Zurückgebliebenen einfach nur schweigend an, wobei sich Verwunderung und Ärger einen stummen Kampf auf Zacks Gesichtszügen lieferten. Nun verstand er die Welt nicht mehr. Was war denn plötzlich in Cloud gefahren? Sie hatten ihm doch nur helfen wollen und da stürmte er aus der Halle, als wäre ihm der Leibhaftige persönlich dich auf den Versen? Als er das wissende Lächeln auf Angeals schmalen Lippen bemerkte, steigerte sich seine Verwirrung ins Unermessliche. Er wollte seinen Mentoren gerade fragen, ob er verstanden hatte, was da gerade passiert war, als sich Snow, der vollkommen in Vergessenheit geraten war, zu Wort meldete. „Denkt ihr vielleicht, es hilft dem Schwächling, wenn ihr alles was ihm Schaden könnte von ihm fern haltet?“, murrte er, wobei er sein Schwert wieder aufnahm und an der Halterung auf seinem Rücken befestigte. Dass die Beziehung zwischen Cloud und Zack nicht nur Freundschaft sein konnte, vermutete er schon seit einer Weile und deren Verhalten war wohl für viele hier eindeutig, eben nur nicht für die Beiden. Dass er Cloud die ganzen Schikanen nur zuteil werden lies, weil er Zack nicht mochte, spielte dabei für ihn keine Rolle. Er wusste, dass er dabei teilweise zu weit ging, doch er war auch der Meinung, dass Cloud alleine mit der Situation fertig werden musste, sollte er jemals ein Soldier – oder nicht irgendwann „versehentlich“ von Snow skalpiert – werden wollte. „Zack hast du damals auch nicht beschützt, wie ein Kleinkind.“ Er wollte eigentlich weitersprechen, doch als Zack zu ihm herum fuhr und ihn wütend anstarrte, verstummte er. „Halt einfach die Klappe. Was weißt du schon?“, knurrte dieser, wobei er die Hände zu Fäusten ballte. Snow registrierte diese Geste durchaus und hielt es für besser, erst einmal den Rückzug anzutreten, zumal seine Anwärter sich bereits zurückgezogen hatten, als die Auseinandersetzung zwischen ihm und Angeal losgegangen war. Er ging an den beiden Männern vorbei und schenkte Zack dabei ein gehässiges Lächeln. „Scheinbar mehr als du. Trottel.“, murmelte er noch und legte dabei etwas an Tempo zu, um so schnell wie möglich aus der Halle zu kommen. Zack schnaubte zornig, entspannte sich jedoch im nächsten Moment wieder. Er verstand nicht so ganz, was Snow mit seinen letzten Worten hatte sagen wollen, aber wahrscheinlich war es nichts gewesen, worum er sich Sorgen machen musste. „Der spielt sich doch nur auf. Rein gar nichts weiß er“, murmelte er an Angeal gewandt, welcher immer noch dieses seltsame Lächeln auf den Lippen hatte. „Und würdest du mir bitte mal sagen, warum du die ganze Zeit lächelst?“, fügte er dann noch hinzu und legte die Stirn in Falten. Was war denn hier nur los? Irgendetwas passierte hier und er schien der einzige zu sein, der keine Ahnung hatte, was es war. Angeal verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und aus dem Lächeln wurde ein Grinsen. „Nur so. Allerdings würde ich sagen, dass du dich irrst, was Snow angeht. In diesem Fall bist wohl du derjenige, der nicht klar sieht.“ Mit einem Nicken bedeutete er Zack, ihm zu folgen, während er sich auf den Weg zurück zur Krankenstation machte. „Du machst da einen Fehler. Du machst alles nur von mir abhängig. Das war zwar früher schon so, doch jetzt schadet dir das mehr, als es dir nützt. Du bist in dem Jahr, in dem ich nicht hier war, verantwortungsvoller geworden, du wirkst auf mich selbstständiger und intelligenter und dennoch bist du immer noch der kleine Idiot, den ich hier zurückgelassen habe.“ Zack wollte bei Angeals Worten protestieren, wurde von diesem jedoch mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht. Das war die letzte Lektion die Zack von ihm lernen würde und er wollte, dass er ihm zuhörte. Er konnte nicht länger der Mentor des starrsinnigen Jungen sein, denn er brauchte ihn nicht mehr so, wie er ihn früher gebraucht hatte. „Du darfst nicht alles um dich herum vernachlässigen, nur weil ich wieder hier bin. Ich bin nicht länger dein Mentor.“ Als er Zacks enttäuschtes Gesicht sah, lachte er und brachte mit einer Hand die schwarzen Haare des jungen Mannes durcheinander. „Schau nicht so. Wir sind natürlich weiterhin Freunde, aber du brauchst niemanden mehr, der dir ständig sagt, was du zu tun hast. Laut Sephiroth hast du zur Genüge bewiesen, dass du mutig und stark bist und sehr gut allein zurecht kommst.“ Er blieb vor der Tür der Krankenstation stehen und wandte sich zu Zack um. „Ich bin zwar verletzt, aber das heißt nicht, dass ich jemanden brauche, der sich den ganzen Tag um mich kümmert. Ich habe auch schon Verletzungen davongetragen, bevor wir uns kennengelernt haben und diese hab ich auch alleine überlebt. Außerdem gibt es da jemanden, der im Moment viel mehr auf dich angewiesen ist, als ich. Denk mal drüber nach.“, meinte er dann lächelnd und schnipste Zack sacht an die Nasenspitze. „Und ich will dich für heute nicht mehr hier sehen“, fügte er dann noch hinzu, bevor er sein Krankenzimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. Zurück lies er einen sehr nachdenklichen, verwirrten Zack. Er hatte sich nicht verarzten lassen und hatte sich auch noch nicht umgezogen. Stattdessen war er im Gang vor einer der Trainingshallen stehen geblieben und starrte er gedankenversunken durch eines der Fenster nach draußen. Er war wütend und dabei wusste er nicht mal so recht, auf wen er wütend war. Vielleicht auf Zack, weil er sich nicht mehr für ihn zu interessieren schien, vielleicht auf Angeal, weil dieser Schuld daran war, dass Zack sich von ihm abgewandt hatte, vielleicht auch auf sich selbst, weil er eigentlich kein Recht dazu hatte, Zack zu sagen, was er zu tun und zu lassen hatte. Er fühlte sich vernachlässigt, alleine gelassen und missverstanden. Plötzlich bemerkte er, dass er nicht mehr alleine hier war, denn er hörte Schritte hinter sich. Er wandte den Kopf und stöhnte genervt auf, denn an diesem Tag schien er Snow wohl nicht los zu werden. Er wollte sich jedoch nicht abwenden und gehen, da der Weißhaarige keinesfalls den Eindruck bekommen sollte, dass er sich vor ihm fürchtete. Stur blieb er stehen und sah ihm entgegen, was dieser mit einem gehässigen Grinsen registrierte. Er trat nah an Cloud heran, sodass die Beiden keine Armlänge mehr voneinander entfernt waren und sah den Blonden von oben herab an. „Was willst du?“, knurrte Cloud, wobei er zornig die langsam nun doch aufkeimende Angst niederkämpfte. Er wollte sich nicht fürchten, er wollte nicht weglaufen und vor allem wollte er nicht weiter schikaniert und dann von Zack – oder viel schlimmer: Angeal – gerettet werden. Er wollte auch endlich stark und mutig sein. Als Snows Grinsen breiter wurde und Cloud ihm mit dem Zeigefinger hart auf die Stirn tippte, stieß dieser ihn mit beiden Händen vor die Brust und legte eine Hand an den Griff seines Schwertes. „Na was denn? Ist dein Bedarf, mich zu quälen noch nicht gedeckt? Musst du mich jetzt auch außerhalb des Trainings verfolgen und malträtieren?“ Sein Worte brachten Snow dazu, laut zu lachen und Cloud erneut an die Stirn zu tippen. „Ach komm schon. Wie willst du denn Soldier werden, wenn du mit so ein bisschen Schikane nicht klar kommst?“, antwortete er auf Clouds Frage und deutete dann auf dessen Hand, die immer noch den Schwertgriff umfasste. „Nun wäre es wohl an mir, dich zu fragen, ob du für heute noch nicht genug hast. Geh zur Krankenstation, lass dich verarzten und morgen können wir dann gern weitermachen, wie wir heute aufgehört haben.“ Der arrogante, überhebliche Tonfall war es, der dann definitiv zu viel für Cloud war. Er zog sein Schwert und hielt es Snow unter die Nase. „Normalerweise lässt du auch keine Gelegenheit aus, mich zu demütigen. Kämpf gegen mich“, knurrte er und trat einige Schritte zurück. Von dieser Reaktion schien Snow nun wirklich überrascht zu sein, doch er fing sich schnell wieder, zuckte die Schultern und zog sein Schwert. Wenn der Kleine so danach verlangte, dann kriegte er eben, was er verdient hatte. Er zog seine Waffen ebenfalls und nickte Cloud zu. „Na, dann greif an, du Schwächling.“ Das tat dieser dann auch und das um einiges heftiger, als der Ausbilder erwartet hätte. Clouds erster Hieb kam frontal und war mit so viel Kraft geführt, dass Snow beim Abfangen einen Schritt zurückweichen musste. Das war mehr, als er dem Jungen zugetraut hätte, doch immer noch weit davon entfernt, ihn zu beeindrucken. Als der nächste Angriff kam, tat er etwas, worauf Cloud schon des öfteren reingefallen war. Er wich dem Schwerthieb aus, trat einen Schritt zu Seite und wollte Cloud die Beine wegtreten, doch dieser schien aus seinen bisherigen Niederlagen gelernt zu haben. Als er den Fußfeger kommen sah, sprang er hoch und schlug im selben Moment, als er den Boden wieder unter seinen Füßen spürte, erneut mit seinem Schwert zu. Doch Snow wäre nicht zum Soldier First Class geworden, wenn er sich durch so etwas verunsichern oder gar übertölpeln lassen würde. Er riss seine Waffe hoch um den Angriff zu blockieren. Die Schwerter prallten funkensprühend gegeneinander. Clouds Klinge rutschte an der des Weißhaarigen entlang, prallte gegen deren Handschutz, federte zurück und beschrieb einen engen, ungemein schnellen Halbkreis. Plötzlich flog Snows Schwert in einem hohen Bogen davon und rutschte noch einige Meter über den Boden. Dieser wusste, dass Cloud nicht zulassen würde, dass er die Waffe erreichte und wieder an sich brachte und so zog er ein Kurzschwert, das wie immer an seinem Gürtel hing. Wo kommt denn plötzlich diese Kampfkraft her, schoss es ihm durch den Kopf, doch Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hatte er nicht, denn Cloud griff ihn erneut rücksichtslos an. Seine Hiebe kamen so schnell, dass Snow plötzlich alle Hände voll zu tun hatte, nicht getroffen zu werden. In diesem Moment kämpfte Snow nicht mehr gegen einen schwächlichen Jungen, den er problemlos ohne eine Waffe besiegt hatte. Cloud schien wütend zu sein und diese Wut verlieh ihm eine Kraft, die ihn zu einem gefährlichen Gegner für den Soldier werden lies. Als Cloud erneut zu einem gewaltigen, beidhändig geführten Schwerthieb ausholte, setzte er alles auf eine Karte. Er fing den Schlag nicht mit seiner eigenen Waffe ab und nahm dabei eine nicht sonderlich tiefe, dafür stark schmerzende Schnittwunde an der Schulter in Kauf. Im selben Moment, in dem Cloud klar wurde, dass er die Kontrolle über sich verloren und seinen Ausbilder verletzt hatte, trat dieser hastig zwei Schritte nach vorn und schlug dem Blonden hart ins Gesicht. Cloud spürte, wie seine Nase brach. Er lies sein Schwert fallen und presste beide Hände auf sein Gesicht. Doch der Kampf war noch nicht ganz vorbei, denn Snow riss ihn grob herum, sodass er ihm das Schwert von hinten an den Hals legen konnte. Beide atmeten schwer doch Snow schien nicht so einfach aus seiner Haut heraus zu können. Was das anging, war er Sephiroth, seinem geschworenen Erzfeind, ähnlicher als ihm vielleicht lieb war. Er musste seine Überlegenheit demonstrieren, komme was da wolle. Er legte seinen Kopf auf Clouds Schulter, während er ihm einen Arm auf den Rücken drehte. „Na, kleiner Schwächling, ist dieses Mal niemand da, um dich zu retten? Wo ist dein großer Held denn jetzt?“, hauchte er dem jungen Mann ins Ohr, wobei er etwas mehr Druck mit der Klinge auf seine Hals ausübte. „Na hier!“, ertönte plötzlich Zacks Stimme hinter den Beiden und einen Augenblick später spürte Snow, wie sich die Spitze eines Schwertes in seinen Rücken drückte und die Haut an der Stelle verletzte. „Lass ihn los“, forderte er dann und das kalte Stahl an Snows Rücken unterstrich das gesagt, indem sie sich ein Stück tiefer in dessen Fleisch bohrte. Dieser wusste, dass Zack gerade nicht zu Scherzen aufgelegt war und lies zuerst Clouds Arm los und zog dann die Klinge langsam von dessen Hals weg, um diesen dann grob nach vorn zu stoßen, denn er wollte so schnell wie möglich aus der Reichweite von Zacks Schwert kommen. Hastig machte er einige Schritte nach vorn, drehte sich dann wieder um und sah zuerst Cloud kalt an. „Für so einen Versager wie dich, war der Kampf gar nicht so schlecht. Das hat noch kein Anwärter vor dir geschafft“, meinte er, deutete auf seine verletzte Schulter und ging dann an Zack vorbei. Dem vernichtenden Blick, mit dem er den Schwarzhaarigen bedachte, wollte er zuerst noch einige Flüche und Beschimpfungen folgen lassen, doch der Ausdruck in Zacks Augen war so kalt, dass er davon absah, ihn weiter zu provozieren. Er belies es dabei, sein Schwert aufzuheben und sich dann auf den Weg zur Krankenstation zu machen, wobei er noch einmal von Zack aufgehalten wurde. „Solltest du ihn nicht endlich in Ruhe lassen, töte ich dich. Deine Absichten sind mir vollkommen gleich. Ich lass nicht zu, dass du ungestört so weiter machst wie bisher.“ Nachdem Snow ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwunden war, sahen sich Zack und Cloud sich eine ganze Weile schweigend an, denn keiner von beiden schien zu wissen, was er nun sagen sollte. Die Situation war seltsam und ein wenig verworren und so beschloss Zack, sich zuerst die Verletzungen des Jüngeren anzusehen, bevor sie die seit längerem fällige Unterhaltung führten. Er gab Cloud einen Klaps mit der flachen Hand auf den Oberarm und lächelte diesen vorsichtig an. „Komm mit, ich schau mir deine Nase und deine Stirn mal an.“ Der Junge erwiderte sein Lächeln nicht, nickte jedoch und folgte Zack schweigend zu der Wohnung, die sie sich immer noch teilten. Dort angekommen lief Zack ins Badezimmer um einen Verbandskasten zu holen, während Cloud einfach mitten im Wohnzimmer stehen blieb und nachdenklich auf den Boden starrte. Er fragte sich, wo Zack auf einmal hergekommen war, hatten man diesen die letzten drei Wochen nur in der Krankenstation antreffen können. Eigentlich sollte er sich freuen. Eigentlich sollte er glücklich darüber sein, dass Zack wieder ein wenig Zeit mit ihm verbringen wollte. Im Prinzip war er das auch, aber da war noch etwas anderes. Er konnte nicht sagen, was genau es war aber wenn er an Angeal dachte und daran, dass Zack die letzten Wochen mit ihm verbracht hatte, stieg ein ungutes Gefühl in ihm hoch. Es war wie Zorn, nur viel bohrender und unangenehmer. Er zuckte zusammen, als Zack, der, ohne dass er es bemerkt hatte, neben ihn getreten war, ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn vorsichtig anlächelte. Er hielt den Verbandskaste in der freien Hand und schwenkte ihn hin und her. „Na komm. Setz dich hin, damit ich mir deine Nase und deinen Kopf mal anschauen kann.“, meinte er, packte Cloud am Arm und ihn mit sanfter Gewalt zur Couch ziehen, doch dieser befreite sich aus dem Griff und sah Zack einen Moment trotzig an. Heftig schüttelte er den Kopf und presste die Lippen für einen Moment zu einem schmalen Strich zusammen. Cloud wusste, dass er unbedingt etwas sagen musste. Er wusste nur nicht, was. „Was hast du?“, fragte Zack schließlich, nachdem der Junge eine ganze Weile einfach nur dagestanden und ihn verbissen angestarrt hatte. Dieser öffnete den Mund einige Male, als ob er etwas sagen wollte, sich jedoch jedes Mal im letzten Moment dazu entschieden hatte, es doch lieber bleiben zu lassen. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte, ja, er wusste nicht einmal, was genau er eigentlich sagen wollte, also beschloss er, mit dem offensichtlichen zu beginnen. „Ich hasse Angeal“, platzte es plötzlich aus ihm heraus, doch bevor Zack auffahren konnte, fuhr er fort. „Nein, Hass war das falsche Wort. Ich kann es nicht benennen, ich kann dir nur beschreiben, was ich fühle. Du verbringst jede wache Stunde jedes Tages bei ihm, ich bin ständig allein und das ist eigentlich auch okay, du bist mir gegenüber ja zu nichts verpflichtet oder so was aber trotzdem tut mir das weh. Es ist plötzlich alles so anders und das macht mich einfach fertig. Ich... du fehlst mir unglaublich.“ Cloud hatte unglaublich schnell gesprochen und die letzten Wort waren nur ein Flüstern gewesen, doch Zack schien nach den Worten „Ich hasse Angeal“ sowieso nichts mehr gehört zu haben. „Jetzt hör aber mal auf damit! Ich versteh nicht, warum du dich so darüber aufregst, dass ich an meinem ehemaligen Ausbilder hänge! Angeal hat sich meiner angenommen, nachdem mein Vater gestorben ist. Er hat sich um mich gekümmert und war für mich da, als es sonst niemand war, also benimm dich nicht wie ein eifersüchtiger Idiot“, gab Zack aufgebracht zurück, beruhigte sich jedoch schlagartig wieder, als er die Tränen sah, die Cloud in die Augen geschossen waren. Er bemerkte, welche Bestürzung seine Wort ausgelöst hatten und dass er mit seinen Worten den Kern der Sache getroffen hatte. Sanft berührte er den Jüngeren an der Schulter, doch dieser drehte sich weg. „Cloud“, flüsterte er und sah den Blonden fast ungläubig an. Dieser starrte stur auf den Boden, damit Zack ihn nicht weinen sah. Nicht schon wieder. Dann schüttelte er plötzlich den Kopf, brachte mit erstickender Stimme „Vergiss es.“ hervor und wandte sich ab, um den Raum fast schon fluchtartig zu verlassen, doch in diesem Fall hatte er nicht mit Zack gerechnet. Er war Cloud gefolgt, hatte ihn am Arm gepackt und herumgerissen. Bevor dieser wusste, wie ihm geschah, hatte der Ältere ihm eine Hand unter den Kopf geschoben und seinen Kinn gepackt, sodass er seinen Kopf mit sanfter Gewalt festhalten konnte. „Hör verdammt nochmal auf, ständig weg zu laufen, du Idiot“, murmelte er, denn er hatte endlich verstanden was Angeal hatte sagen wollen und was Snow gemeint hatte. Als er die Tränen in den Augen des Jüngeren gesehen hatte, hatte es ihn getroffen, wie ein Schlag ins Gesicht und Alles ergab einen perfekten Sinn. Sie waren keine Freunde. Sephiroth war sein Freund. Cloud jedoch nicht. Er war auch nicht sein Protegé. Er selbst, war der Protegé von Angeal. Der Blonde war für ihn nicht das, was er, Zack, für Angeal war. Cloud war nicht, wofür Zack ihn gehalten hatte. Er war viel mehr. Er war einfach alles. Alles was er sich je gewünscht, alles wovon er je geträumt hatte. Plötzlich war es ganz einfach. Als Cloud versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, schüttelte Zack lächelnd den Kopf, lies das Kinn des Blondschopfs los, nur um ihm die nun freie Hand in den Nacken zu legen. „Ich versteh es jetzt“, flüsterte er und beugte sich zu ihm herunter. Einen Moment noch zögerte er, denn er spürte Clouds anfänglichen Widerstand und Zack wusste nicht, ob er zulassen würde, was er als nächstes zu tun im Begriff war, doch plötzlich nahm der Blonde ihm die Entscheidung, ab und überbrückte das Stückchen, dass ihre Lippen noch voneinander trennte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)