Suche nach dem Weg zurück von Saraz ================================================================================ Kapitel 1: Der Sturm vor Lemuria -------------------------------- "Holt die Segel ein! Sichert was zu sichern ist! Jeder der nichts zu tun hat, wird von mir über Bord geworfen!", rief Osil durch das Toben des Sturmes. Fyll nahm seine Worte nur zur Hälfte war. Er war damit beschäftigt die Verletzten zu verpflegen, die man wenig sorgsam an Deck platziert hatte. Mit ein paar schnellen Handgriffen legte Fyll dem Seemann vor ihm den Verband an- sein Wimmern ignorierte er. Es war keine Zeit für Schwäche. Schnell versorgte er den anderen Verletzten- noch gab es Gaia sei Dank nur zwei Verwundete. Und selbst deren Wunden waren nur mittelschwer. Als er fertig war, richtete sich Fyll auf und überprüfte mit einem schnellen Blick, was noch zu tun war. Er brauchte nicht lang zu suchen: Auf einem Schiff in Seenot gab es IMMER etwas zu tun. Unbeholfen, aufgrund des Schwanken der "Luna", kam er bei Männern an, die ein Seil vertäuen wollten, doch auch zu dritt nicht genug Kraft hatten. Er zerrte kurz an dem Seil und hatte somit den fehlenden Rest an Kraft ausgeglichen. Die Matrosen nickten kurz dankend und schauten sich wie Fyll um, was nun zu tun war. Teils fluchend, teils betend verteilten sie sich in die vier Himmelsrichtungen über das Schiff. Allein Fyll stand nur noch tatenlos da. Sein Blick wanderte über die Stromschnellen. Wer von ihnen hatte nur diese Idee gehabt nach Lemuria zu reisen? "So toll kann es dort nicht sein, dass wir dafür unsere Leben aufs Spiel setzten", knurrte er und begann mit einem Kübel aus Holz das Salzwasser aus dem Schiff zu schleudern, was sich schon beinahe knöchelhoch angetragen hatte. "Hilf mir doch mal wer!", hörte Fyll dann jemanden leise rufen. Der Wind verwehte seine Worte wie ein nicht gut verzurrtes Segel. Fyll stand ihm am nächsten von allen, somit war er wohl auch der einzige der seinen Ruf überhaupt gehört hatte. Er schmiss den Holzkübel auf das nasse Deck und versuchte so schnell und so vorsichtig wie möglich zum anderen Matrosen zu gelangen. "Was ist Gorg?" Fyll wunderte sich. Der muskulöse Mann vor ihm wäre der Letzte dem Fyll am Schiff geholfen hätte. Nicht weil er ihn nicht leiden konnte, sondern weil Gorg aufgrund seiner Stärke nie Hilfe benötigte. "Ich kann das Schiff nicht steuern. Es muss sich etwas unten verfangen haben", er drückte gequält gegen das große Steuerrad. Fyll sah Hilfe suchend über das Schiff. Doch alle waren mit etwas beschäftigt. "Na gut...", flüsterte er und lief zum Ende des Hecks. Dort lagen immer Seile und andere nützliche bzw. weniger nützliche Hilfsmittel. Mit ein paar Seemannsknoten befestigte er das längste Seil am Heck, das andere Ende um seinen Bauch. "Fyll! Spinnst du!", rief Gorg entsetzt, doch Fyll war bereits gesprungen. "Mann über Bord!", rief Seijon, der Matrose im Ausguck. "Verflucht! Kapitän! Fyll ist über Bord gesprungen!", grölte Gorg Osil zu. Dieser fuhr erschrocken herum und lief zu Gorg Richtung Heck. "Wozu? Was hat er sich dabei gedacht?" Er schritt an das Heck und beugte sich so weit als möglich über die Reling. In diesem Moment tauchte Fyll wieder auf. "Gorg zieh ihn hoch!", befahl Osil und löste ihn vom Steuer ab. Fyll kam keuchend an Deck an und spuckte das Seewasser aus. Es brannte abscheulich in seinen Lungen. In seiner rechten Hand hielt er etwas, was einer Koralle ähnelte. Osil blickte auf das Seemonster und schüttelte den Kopf. "Diese Mistdinger werden das Ruder nicht das letzte Mal blockiert haben. Wir müssen so schnell wie möglich aus diesen Strömungen raus." Er überlief Gorg wieder das Steuer und lief zum Bug. Doch zuvor warf er Fyll einen dankenden und respektierenden Blick zu. Fylls Herz pochte und er freute sich. Osil war ein gerechter Kapitän. Man musste sich seinen Respekt verdienen und viele schafften das nie. Seit Fyll auf diesem Schiff war hatte er es zwar nie sosehr darauf angelegt wie andere Schleimer auf diesem Schiff, doch jetzt freute er sich über das Lob. Fyll knotete das Seil auf und klopfte Gorg auf die Schulter ehe er sich vom Heck entfernte. "Hilfe!", rief plötzlich jemand. Wie auch zuvor war Fyll wohl der einzige der ihn gehört hatte. Schnell lief er zur Brüstung, dorthin von wo er glaubte, dass der Ruf kam. Aufgrund des nassen Decks wäre er beinahe wegen zuviel Schwung über das Schiffsgeländer gefallen. Nun fiel sein Blick auf Mikosh. Er hing mit einer Hand an einem Knauf des Schiffes fest und war dabei ins Meer zu fallen. Fyll wurde bleich. Mikosh war nicht der beste Seemann- und selbst das war noch untertrieben. Er war wirklich nicht hierfür gemacht. Er hätte zuhause bleiben sollen- von wo auch immer er herkam. Die "Luna" war eine Ansammlung von Freibeutern, Abenteurern und Ausgestoßenen, die bei sich zu Hause einfach nicht das Glück fanden, was sie gesucht hatten und neu anfangen wollten. Fyll stammte aus Siphmes- einer unbekannten Insel in der östlichen See. Wie alle dort hatte er silberne Haare und graue Augen. Normalerweise waren die Siphmesianer auch noch sehr hellhäutig, doch wegen der Seereise, auf welcher er sich schon seit 2 Jahren befand hatte er eine sehr gesunde braun gebräunte Haut, was allerdings nicht minder unheimlich aussah als die helle Haut. Es war unüblich für einen Siphmesianer auf See zu fahren- außer man musste zu einer anderen Insel reisen. Ansonsten waren die Bewohner von Sephimes streng. Sie beschäftigten sich nur mit der Magie. Jeder war ein Magier und am 18 Geburtstag musste man eine Wanderung nach Velenze antreten- darauf wollte und hatte Fyll dankend verzichtet. Gorg war ein Pirat gewesen und hatte sich von seinen Raubzügen auch unter anderen eine Narbe am linken Auge zugezogen. Aus welchen Gründen auch immer- er war ehrlich geworden, doch kein Schiff war bereit ihn aufzunehmen, bis auf Kapitän Osil und der "Luna"- Gorg stellte sich als einer von Osils besten Männern heraus, der viel Erfahrung und Können mit sich brachte. Und Mikosh... machte es wohl, weil er auch sonst nichts gut konnte. Er war dürr, ungeschickt und trotzdem an Bord eine wichtige Ansprechperson für Fyll. Er lief zum Segel, drei Männer waren dabei ein Seil das sich gelöst hatte zu vertäuen, riss es ihnen aus den Händen und schwang sich mithilfe dessen an den Außenrand des Schiffes zu Mikosh. Er packte ihn an der Kleidung. "Riesenwelle vor uns! Jeder sucht sich was zum Festhalten!", rief Seijon plötzlich. Fyll warf einen Blick auf die See- riesig war noch untertrieben. Schnell band er das Seil um Mikoshs Bauch, schon schwappte eine kalte Flut Meerwasser über sie herein und drückte Fyll unter dem Boot durch. Sein Kopf knallte gegen den Rumpf von "Luna" und seine Lungen füllten sich mit brennendem salzigem Wasser. Die schwarze vor seinen Augen verdrängte jegliches Gefühl von Schmerz und Kälte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)