Sieben Leben, 7 Menschen und viele Herausforderungen von Tomonyan (18.02 New Chapter uploadet ^^) ================================================================================ Kapitel 4: C ------------ Hey Leute Gomen, dass ich mich ewig nicht gemeldet habe, aber da ich nun zwei wochen im urlaub war kann ich mich frisch ans werk machen. Ich will euch nicht lange vom LEsen abhalten, deshalb viel sPaß mit kapitel 4^^ WICHTIG!!! Ich suche eine Betaleserin für meine Diru-FF's. Es wäre toll wenn sich jemand melden würde. Yingzi ~~~~~~ Kapitel 4: C Mit einem gezielten Fußtritt wurde die Tür aufgestoßen. Leicht schwankend betrat eine hochgewachsene Gestalt den Raum. Neben ihr eine Kleinere, die jedoch mehr auf der Schulter der Größeren hing, als alles andere. "Mensch Hyde. Nun lass dich nicht so hängen. Du bist schwer!" Seufzend zog Gackt den Körper des kleinen Dunkelhaarigen höher auf seine Schulter, wobei ein undefinierbares Geräusch der Kehle des Älteren entwich. ,Ohoh.', schoß es Gackt durch den Kopf und er beeilte sich Hyde ins anliegende Badezimmer zu schleifen. Kaum hatte er ihn losgelassen durchlief ein Schaudern den Körper des Dunkelhaarigen und nur einen Augenblick später entleerte sich sein Magen in der Kloschüssel. Kopfschüttelnd ging Gackt in die Knie, umfaßte den bebenden Körper vor sich und gab diesem so etwas Halt. Leise flüsterte der Blonde Hyde beruhigende Worte ins Ohr. Es dauerte einige Minuten bis das letzte Würgen durch Hydes Kehle drang und der kleine Dunkelhaarige kraftlos zusammensank. "Geht's wieder?", fragte Gackt an Hyde gewandt, der nun schwach in seinen Armen lag. Ohne Gackts stützende Arme hätte Hyde sich wohl nicht mehr aufrecht halten können. Das Gesicht des kleinen Dunkelhaarigen war aschfahl und die Augen halb geschlossen. "Scheiß Alk.", krächzte er. Seine Stimme hatte am früheren Abend noch ganz anders geklungen. "Tja, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Ich hab dir nach dem sechsten Bier gesagt hör auf. Aber du musstest dir noch zwei Bacardi reinschütten.", sagte Gackt und lächelte, strich dem Älteren eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Hyde erwiderte nichts. Sein Hals tat ihm weh und sein Kopf schien beinahe zu explodieren. Gackt konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es dem anderen ging. Er selbst wusste wie es war, wenn man zuviel Alkohol getrunken hatte. ,Das wird morgen früh einen netten Kater geben.', war einer seiner Gedanken. Nach einer kurzen Zeit der Ruhephase entschloß sich Gackt Hyde ins Bett zu bringen. Sie konnten ja schlecht die ganze Nacht hier im Bad hocken. Vorsichtig griff er nach einem Arm des Dunkelhaarigen und hängte ihn sich über die Schulter, dann zog er Hyde vom Boden. "Na komm. Ich bringe dich ins Bett.", sagte Gackt leise und brachte Hyde zurück in sein Zimmer. Langsam ließ er den kleinen Dunkelhaarigen auf sein Bett sinken. Dieser ließ alles mit sich machen, war mit ihm doch eh nichts mehr anzufangen. Das merkte auch Gackt, als er begann Hyde auszuziehen. Die leichte Jacke war schnell geöffnet, wie auch Gürtel und Hose, doch für alles weitere brauchte er die Unterstützung des Älteren. "Komm schon, Hyde. Ein bißchen Hilfe kann ich von dir erwarten, oder?" Gackt zerrte ein wenig an der Hose und tatsächlich ging eine Regung durch den Körper des kleinen Dunkelhaarigen. Hyde hob sein Becken etwas an, aber gerade mal soweit, dass Gackt wirklich nur mit Mühe und Not die Hose des Älteren darunter hindurch ziehen konnte. "Arigato.", meinte der Blonde sarkastisch und machte sich daran die Jacke und das knappe T-Shirt zu entfernen. Nach einigen Anläufen war ihm das auch gelungen. Hyde lag jetzt nur noch mit Unterwäsche und Socken bekleidet auf dem großen Bett des Blonden und dämmerte vor sich hin. Kopfschüttelnd zog Gackt dem anderen auch noch die Socken aus und bedeckte ihn anschließend mit einer dünnen Steppdecke. Dann lief er die Treppen nach unten in die große Küche, durchsuchte die Schränke nach Kopfschmerztabletten. Als er mit einem Glas Wasser und den sich darin lösenden Aspirin sein Zimmer wieder betrat, schien Hyde in einen leichten Dämmerschlaf gefallen zu sein. Das hübsche Gesicht hatte sich in den Kissen vergraben und sein Arm lag ausgestreckt über dem Bettrand. Gackt entlockte dieser Anblick ein sanftes Lächeln. Zu schade, dass er Hyde noch mal wecken musste, aber würde er ihm die Aspirin nicht geben, würden die Kopfschmerzen des kleinen Dunkelhaarigem am nächsten Morgen noch stärker sein, als ohnehin schon. Er kniete sich vor das Bett, schüttelte Hyde etwas an der Schulter, woraufhin der Ältere benommen seine Augen aufschlug, ein fragender Ausdruck glänzte in ihnen. "Ich habe hier ein Aspirin für dich. Sie wird deine Kopfschmerzen lindern.", erklärte Gackt kurz und deutete auf das Glas in seiner Hand. Hyde nickte träge, rollte sich auf den Rücken und richtete sich etwas auf. Mit zittrigen Fingern griff er nach dem Glas, welches ihm jedoch beinahe wieder entglitten wäre. "Ich helfe dir." Gackt hielt das Glas fest und setzte es Hyde an die Lippen, der es artig trank. Als das Glas leer war, stellte Gackt es auf den Nachttisch. "Oyasumi nasai Hyde.", sagte der Blonde und streichelte einmal zärtlich über die Wange des Dunkelhaarigen. Hyde lächelte und stützte sich noch etwas weiter auf. Gackt wusste nicht, wie ihm geschah, als der kleine Dunkelhaarige sein Gesicht zu sich zog und ihre Lippen sich zu einem Kuss trafen. Gackt wollte zurückweichen, doch Hydes Hand, die in seinem Nacken lag, hinderte ihn daran, drückte ihn sogar noch etwas weiter nach unten. Hyde versuchte den einseitig geführten Kuss zu vertiefen, indem er mit seiner Zunge über Gackts Unterlippe fuhr und nach Einlaß forderte. Der Blonde wollte ihn verweigern, aber sein Körper wollte etwas anderes. Zögerlich öffnete Gackt seinen Mund einen Spalt und sofort glitt Hydes kleine Zunge hindurch, begann die andere zu necken, lockte zu einem Spiel. Gackt ging darauf ein. Schon bald herrschte ein feuriges Zungenspiel zwischen den beiden, welches keiner dominieren konnte. Schwer atmend lösten sich die beiden ungleichen Jungen voneinander und während Hyde zufrieden lächelnd in einen traumlosen Schlaf fiel, blieb Gackt mit weitgeöffneten Augen und starrem Blick auf der Bettkante sitzen. ,Was ist hier passiert? Wie konnte das passieren?', fragte er sich immer wieder, doch er fand keine Antwort. Gackt beschloss die Sache zu vergessen und hoffte, dass Hyde das nur getan hatte, weil er betrunken gewesen war, doch ein Teil tief verborgen in Gackts Innerem wollte nicht, dass Hyde es nur deswegen getan hatte. Den Blick noch immer auf den schlafenden Hyde gerichtet, erhob sich Gackt schließlich. Auch er befreite sich von seiner Kleidung, die er im Black Velvet getragen hatte. Eine weite weiße Hose und ein hautenges ärmelloses Shirt mit einem aufgenähten Drachen, gepaart mit einem nietenbesetzten Halsband und einer schwarzen Armstulpe hatten sein Outfit dargestellt. Mit nichts weiter als einer Boxershorts bekleidet, betrat er schließlich den großen Balkon vor seinem Zimmer. Die Sterne leuchteten hell über dem Nachtleben Tokyos. Der ganze Himmel schien von den entfernten Lichtern erhellt zu sein. Aber dafür interessierte sich der Blonde nicht. Sein Blick galt nur den weißen Lichtern über ihm. Obwohl die Nacht bereits weit vorangeschritten war, konnte er nicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Gedanken, denen er teilweise selbst nicht folgen konnte. ,Der heutige Abend war wirklich schön. Kaoru, Die und Toto sind wirklich nett, besonders Toto. Vielleicht werden wir sogar richtige Freunde.' Seine Gedanken glitten weiter und blieben an der Person hängen, die gerade friedlich schlummernd in seinem Bett lag. ,Hyde. Gerade mal zwei Wochen kennen wir uns jetzt und trotzdem sind wir schon so was wie beste Freunde. Freunde, nicht mehr. Das, was eben passiert ist, darf sich nicht wiederholen. Es darf nicht mehr werden zwischen uns. Ich will es nicht. Nicht schon wieder. Aber warum denke ich dann etwas anderes? Tue Dinge, die ich mir strikt verboten habe? Warum?' Seufzend stütze Gackt sich auf das eiserne Geländer des Balkons, legte seine Gesicht in seine Handfläche. ,Iie, unser Verhältnis muss so bleiben, wie es im Moment ist. Ich darf und will nicht zulassen, dass mehr zwischen uns wird. Die Wunden sind noch zu frisch.' Mit Gewalt versuchte Gackt das Gesicht des schlafenden Dunkelhaarigen aus seinem Kopf zu verbannen, die Erinnerung an seinen warmen Körper zu vergessen, doch es gelang ihm nicht. Stöhnend drehte sich Gackt von der Stadt ab, starrte hinauf in das leuchte Firmament, bemerkte des eisigen Wind. Schützend legte er seine Arme um seinen nackten Oberkörper, wollte die Kälte vertreiben und obwohl seine Arme ihm Wärme gaben, blieb die Kälte in seinem Inneren doch bestehen. ,Hör auf dich wie ein Kleinkind zu benehmen. Sie ein, dass du einsam bist. Die Einsamkeit, mein ständiger Begleiter.' Ein bitteres Lächeln zierte das Gesicht des Blonden und er beschloß zurück in sein Zimmer zu gehen. Kurz fiel sein Blick auf die schlafende Gestalt in seinem Bett und für den Bruchteil einer Sekunde wollte er sich zu ihr legen, doch dann verwarf er den Gedanken und steuerte auf die weiße Couch zu. ,Es darf nicht mehr werden.' *** Nicht nur Gackt war es, der in dieser Nacht keinen Schlaf fand. Nein auch jemanden anderen hielten die Gedanken wach. Es war Kyo, der auf seinem Bett lag und an die Decke starrte. Er war bereits seit zwei Stunden zu Hause. Glücklicherweise hatte sein Vater bereits geschlafen, als er die Tür geöffnet hatte und in sein Zimmer geschlichen war. Durch sein geöffnetes Fenster drang der Lärm des Nachtverkehrs Tokyos. Aber Kyo interessierte das wenig. Der Pochen in seinem Unterarm bemerkte der kleine Blonde kaum. Langsam hob er die rechte Hand, betrachtete das kleine Taschenmesser, dessen Klinge rote Schattierungen aufwies. Kyo zog seinen linken Arm so hoch, dass er in sein Blickfeld trat, setzte gedankenlos die Klinge an die weiße Haut, drückte zu und zog sie nach unten. Sofort begann die kleine Wunde zu brennen und Blut bahnte sich den weg an die Oberfläche, lief an seinem Handgelenk hinab, vermischte sich mit den Spuren der anderen Schnitte. ,Was würde passieren, wenn ich abrutsche und die Pulsader treffe? Hat dieser Traum dann endlich ein Ende? Wird ein neuer beginnen?' Verwirrt schüttelte Kyo seinen Kopf. Der kleine Blonde schien erst jetzt zu realisieren, was er getan hatte. "Shimatta! Ich wollte damit aufhören! Es darf nicht soweit kommen, dass ich zurück in meinen alten Trott falle!", fluchte er, riss die Schublade seines Nachtschrankes auf, zog gekonnt eine kleines Fläschchen, etwas Watte und eine Mullbinde hervor. Das Wattestückchen beträufelte er mit dem Inhalt des Fläschchens und drückte es anschließend auf die Schnitte auf seinem Unterarm. Sofort flammte der Schmerz wieder auf, doch Kyo verzog keine Miene. Er war diese Prozedur gewöhnt, kannte den Schmerz und wusste, dass er bald wieder abklingen würde. Nachdem er die kleinen Wunden gereinigt hatte, wickelte er die Binde um seinen Arm. ,Ich muss dann wohl wieder Armstulpen tragen. Die und die anderen dürfen das auf keinen Fall sehen. Sie denken doch, dass ich das überwunden habe.', schoß es durch Kyos Kopf und das schlechte Gewissen machte sich in ihm bereit. Wie konnte er auch nur so dumm sein und wieder anfangen zu ritzen? Lange hatte er es nicht mehr getan, aber von Zeit zu Zeit holten ihn seine früheren Gewohnheiten wieder ein und er tat Dinge, die er längst vergessen haben sollte. Aber Kyo wusste auch, dass viele seiner Probleme noch nicht gelöst waren und obwohl er Freunde hatte, die bereit waren, alles für ihn zu tun, brachte er nicht den Mut auf, ihnen das zu gestehen. Zu schwer waren die Zeiten gewesen, in denen sie um ihn gekämpft hatten, verhindern wollten, dass er nicht auch noch den letzten Schritt über den Abgrund der Klippe tat, denn solche Zeiten hatte es in dem jungen Leben des kleinen Blonden bereits gegeben. Und nur die Hilfe seiner Freunde war es gewesen, die ihn davor bewahrt hatten, seinem Leben ein Ende zu setzen. Allen voran Die, der nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen ein recht gutes Verhältnis zu Kyo hatte. Schon allein ihm zuliebe wollte Kyo nicht zurück in sein altes Leben fallen. Stöhnend stand Kyo auf. Sein Weg führte ihn zum Fenster, gegen welches er sich schließlich lehnte. Das kühle Glas fühlte sich angenehm auf seiner Haut an. Die dunklen Augen sahen hinaus in das Nachtleben Tokyos, sahen die leuchtenden Reklametafeln, nahmen aber ihre Schrift nicht wahr. ,Warum nur habe ich diese Depressionen seit Gakuto aufgetaucht ist? Ich kann ihn nicht leiden und er mich nicht, aber wieso habe ich dann nur so ein komisches Gefühl, mich würde etwas mit ihm verbinden? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht.' *** Die hellen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen, holten ihn aus seinem Schlaf zurück in die Realität. Seine Augenlider begannen zu flattern und nur wenige Augenblicke später starrte Hyde in das grelle Sonnenlicht. Sofort schloß er sie wieder und legte seine Hand schützend auf seine Stirn. Es pochte hinter seinen Schläfen, aber Kopfschmerzen, wie der Dunkelhaarige sie erwartet hatte, hatte er nicht. ,Deine Tablette hat wahrlich gewirkt. Das Rezept muss ich haben.', dachte sich Hyde und startete einen zweiten Versuch seine Augen zu öffnen. Es gelang ihm. Er brauchte einige Augenblicke um zu begreifen, wo er war, aber dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Langsam richtete er sich auf, sah sich kurz in dem hellen Zimmer um. ,Wo ist Gackt bloß?' Mit nackten Füßen tapste Hyde über den weichen Teppich und entdeckte einen blonden Haarschopf, der über den Rand der weißen Couch lugte. ,Er wird doch nicht die ganze Nacht auf der Couch geschlafen haben, oder?', fragte sich Hyde in Gedanken. Doch die Decke und das kleine Kissen, welches jedoch auf dem Boden lag, bewiesen Hyde das Gegenteil. ,Wie kawaii von ihm.' Vorsichtig ging Hyde in die Hocke und besah sich das friedliche Gesicht vor ihm, das von allen Sorgen befreit schien. ,Er ist so schön. Warum nur schminkt er sich so stark, wenn er auch ohne Make-up so traumhaft aussieht? Und wieso nur ist sein Gesicht so ernst?' Hauchzart streichelte Hyde über Gackts Wange. Der Jüngere regte sich kurz, seufzte zufrieden und schlief weiter. Ein schelmisches Grinsen erschien auf Hydes Gesichtszügen. ,Ob er wohl wach wird, wenn ich ihn küsse?' Ganz langsam beugte sich Hyde zu dem Blonden hinunter, achtete peinlichst darauf, dass seine Haare den Jüngeren nicht berührten. Immer näher kam er den Lippen des anderen, bis er seine sanft mit denen Gackts zu einem verschmolz. Erst zurückhaltend und scheu, dann frech und schelmisch begann Hyde an der Unterlippe des Blonden zu knabbern. Der kleine Dunkelhaarige bemerkte genau, wie sein Gegenüber sich zu regen begann, doch trotzdem unterbrach er den Kuss nicht, war sogar etwas überrascht, als Gackt seine Arme um seinen Nacken schlang und ihn fester an sich zog. Jedoch währte dieser Moment nur kurz, denn als Gackt seine Augen öffnete und Hyde erkannte, schreckte der Blonde zurück, stieß Hyde sogar etwas von sich. Dieser von der plötzlichen Abweisung überrumpelt fiel rückwärts auf seinen Hintern und blieb benommen sitzen. Gackt dagegen saß kerzengerade auf der Couch, hatte eine Hand vor seinen Mund gepresst und sah Hyde aus weitgeöffneten Augen an. Die Decke war von seinem Körper gerutscht und entblößte nun den Oberkörper des Blonden. Sofort stiegen die Bilder der letzten Nacht in sein Gedächtnis und wieder erfüllte ein Gedanke seinen Kopf. ,Es darf nicht mehr werden!' Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, in der sich keiner von beiden regte, bis Gackt es war, der sie schließlich brach. "Doshite Hyde? Warum hast du mich geküsst?" Es war eine einfache rein rhetorische Frage. "Ich... ich... ähm... na ja. Ich wollte sehen ob du wach wirst, wenn ich dich küsse.", brachte Hyde etwas stockend hervor. Mit dieser Antwort fiel eine unglaubliche Last von Gackts Schultern und zugleich ein tiefer Schmerz in sein Herz. ,Und ich habe schon gedacht...' Ein leises Lachen entkam der Kehle Gackts, als er sich zurück auf die Couch fallen ließ und Hyde ansah. "Na ja, wie du siehst, bin ich wach, also hat es geklappt.", schmunzelte der Jüngere. Er war froh, dass Hyde anscheinend nichts mehr vom letzten Abend wusste. Skeptisch beäugte Hyde den anderen. Hatte er nicht eben noch so etwas wie Schmerz in den dunkeln Augen gesehen? "Ist mit dir alles in Ordnung?", fragte er. "Hai, was sollte auch nicht stimmen?", erwiderte Gackt mit einer Gegenfrage. "Ach nichts. Hab mich wohl geirrt.", sagte Hyde und tat das Thema damit vorerst ab. Die Zweifel blieben dennoch in seinem Hinterkopf. "Wie dem auch sei. Weck mich nächstes Mal bitte auf eine andere Weise. Ich hatte nämlich gerade einen schönen Traum von einem hübschen Mädchen. Und ich weiß nicht, was ich mache, wenn ich dann etwas anderes träumen sollte. Du verstehst?" Hyde verstand und seine Wangen verfärbten sich mit einem hellen Rosaton. ,Dabei war der Kuss gar nicht nur aus Spaß gewesen.', dachte Hyde sich, sagte aber nichts davon seinem Freund. "Was machen wir jetzt?", fragte er statt dessen. Gackt drehte ihm das Gesicht zu, überlegte kurz, bis er verkündete. "Frühstücken!" *** In einem anderen Stadtteil Tokyos war gerade jemand ganz anderes dabei, der Nacht lebe wohl zu sagen und aus dem Reich der Träume zu kehren, nur ging es diesem jemand nicht so gut, wie Hyde und Gackt. Ein schwarzblauer Haarschopf war das Einzige, was unter der Decke hervorlugte. Der dazugehörige Körper hatte sich im Bett verkrochen. Lediglich einige klägliche Stöhnen drangen darunter hervor. Toshiya hatte eine Hand auf seine Stirn gelegt und versuchte seine schmerzenden Schläfen zu ignorieren, die sich jedoch bei jeder Bewegung des jungen Bassisten erneut bemerkbar machten. "Itai.", wimmerte Toshiya in seine Decke. ,Nie wieder Alkohol und nie wieder Wettsaufen mit Die!', schwor sich der Blauhaarige in Gedanken. Als plötzlich das Telefon zu klingeln begann. Knurrend krabbelte Toshiya aus dem Wirrwarr von Decke und Bettlaken. Zum Glück hatte seine Mutter am Abend die Vorhänge zugezogen, denn eine geballte Ladung Sonnenstrahlen brauchte der lädierte Teenager bestimmt nicht in seinem derzeitigen Zustand. "MoshiMoshi?", fragte er in den Hörer. "OHAYO TOTCHI! Die desu.", brüllte eine Stimme ihm entgegen. "Aah, geht das auch leiser?", maulte Toshiya und fasste sich an den Kopf. "Oh gomen ne. Wusste nicht, dass es dir schlecht geht." Das Grinsen auf Dies Gesicht konnte sich der Blauhaarige bildlich vorstellen. "Dank dir geht es mir schlecht, Die!", knurrte Toshiya. "Och Toto. Sei nicht böse ja. DU hast die Wette angenommen, also ist es nicht meine Schuld." "Ja, ja. Was willst du eigentlich?" "Dich wecken. Es ist bereits 12 Uhr und ich wollte einfach mal sehen, wie es dir geht.", lautete die Antwort und ein leises Kichern war zu vernehmen. "Toll. Wie es mir geht weißt du ja jetzt und geweckt hast du mich auch, zufrieden?" "Mou... Toto. Wo ist denn deine gute Laune geblieben? Gestern Abend warst du so unterhaltsam, als du auf den Tisch geklettert bist und mit Shinya geflirtet hast." "Ich hab WAS?" Entgeistert starrte Toshiya auf den Hörer. Seine Kopfschmerzen hatte er vergessen. "Hab doch eben gesagt. Du hast auf dem Tisch getanzt und ziemlich heftige Signale in Shin-chans Richtung ausgestrahlt. Sag' ihm doch einfach.", antwortete Die. "Moment mal, Die! Du gibst mir Ratschläge? Ist irgend etwas kaputt? Außerdem kümmere dich lieber um dein Problem mit drei Buchstaben." "Worauf spielst du an?", fragte Die misstrauisch. Toshiya grinste. Hatte er also doch richtig kombiniert. "Du weißt genau, was ich meine, Die. Ich weiß es schon lange, genauso wie Kao und Shin. Im Gegensatz zu Kyo sind wir nicht blind.", antwortete der Blauhaarige. "K'so. So offensichtlich?" "Hai. Also kümmere dich bitte erst mal darum, bevor du mir bei Shinya helfen willst, daijobu?" Auf eine Antwort wartete Toshiya vergeblich. "Die?" "Hai, also dann Toto. Wir sehen uns morgen und noch viel Spaß beim Kater auskurieren." Damit legte Die auf. Noch kurz schaute Toshiya den Telefonhörer in seiner Hand verwirrt an, dann schüttelte er den Kopf, wobei ein scharfer Schmerz seine Stirn durchfuhr. "Ich hasse Kopfschmerzen.", jammerte Toshiya. Wenig später saß er in der Küche, ein Glas Wasser in der Hand und darin sich eine auflösende Kopfschmerztablette. Seine Mutter stand am Herd und war dabei das Mittagessen zu kochen. "Wie war dein Abend Schatz?", fragte sie an ihren Sohn gewand. "Ganz okay. Nur ein wenig zuviel Alkohol.", antwortete er. "Verstehe. Und Terachi-kun? Dürfte er mitkommen?" "Hai. Kaoru hat ihn abgeholt und wieder nach Hause gefahren." "Das ist lieb von Niikura-san. Und was hast du heute Nachmittag schönes vor?", fragte seine Mutter weiter. Toshiya, der das Glas in seiner Hand anstarrte und darauf wartete es endlich trinken zu können, reagierte. "Ich wollte noch zu Shinya und mit ihm für morgen lernen." "Gut, dann viel Spaß. Dein Vater, deine Geschwister und ich fahren heute Nachmittag ins Schwimmbad, aber da du bei Shinya bist, hast sich ja erledigt, ob du mitfahren willst oder nicht." "Das ist gemeeeein. Immer wenn ich was vor habe, fahrt ihr weg!" Ein wenig beleidigt drehte Toshiya sich in eine andere Richtung. Seine Mutter lächelte. "Also wirklich. Du benimmst dich wie ein pubertierendes Mädchen." "Arigato. Du bist der Zweite, der mir das sagt.", brummelte Toshiya und drank das Wasser mit einem Zug aus. "Hör auf zu zicken, Toshimasa und decke den Tisch.", lachte seine Mutter nun und drehte sich zum Herd. Toshiya murmelte kurz unverständliche Laute und begann dann das Geschirr auf dem Tisch zu verteilen. Seine Gedanken drehten sich aber um ein ganz anderes Thema. ,Wenn das stimmt, was Die gesagt hat, dann habe ich ein Problem. Shinya darf nicht merken, was ich für ihn fühle, noch nicht. Es ist einfach noch zu früh dafür.' *** ,Wenn Toto das ernst gemeint hat und alle wissen, was ich denke und fühle, dann kann es nicht mehr lange dauern und Kyo kriegt es raus. Und ich bezweifle, dass er dann glücklich in meine Arme fällt. So ein Typ war er nie, ist es nicht und wird es auch nie sein, dafür war seine Vergangenheit zu beschissen.' Ein lautes Seufzen verließ Dies Lippen. ,Mit 17 schon so ein zerstörtes Leben zu haben, das muss schwer sein.' Eisige Schauer liefen über Dies Rücken, als er an den Tag dachte, an dem der kleine Blonde ihm sein Herz gestohlen hatte. Damals hatte Die einen Blick hinter Kyos Abwehrmauer werfen können, etwas, dass ihm bis heute nicht noch einmal gelungen war. Verletzt und unsicher hatte Kyo vor ihm auf dem Boden gesessen, die dunklen Augen weit aufgerissen, die Arme, wie zum Schutz um den dünnen Körper geschlungen, dunkles Blut an ihnen hinab laufend. Dieser Moment war für ihn zu einem der Schrecklichsten seines jungen Lebens geworden. Noch schlimmer war der Grund für Kyos Angst gewesen. Verwirrt schüttelte Die den Kopf. Er wollte nicht länger an die Vergangenheit denken, sondern an das hier und jetzt. Ein Schatten verdunkelte Dies Gesicht. ,Kyo geht es in letzter Zeit zunehmend schlechter. Er verschließt sich und will jeden von sich fern halten, selbst Totchi, dem er doch sonst alles anvertraut. Onegai Kyo, zieh dich nicht zurück und versuche deine Probleme allein zu lösen. Wo das endet wissen wir doch alle. Du bist zu schade um an deinen eigenen Problemen zu zerbrechen. Wenn du das nur endlich begreifen würdest. Dann würde es dir besser gehen und auch wir, ich bräuchten uns keine Sorgen um dich zu machen. Ich darf es dir noch nichts erzählen, aber bald werde ich es tun, dann wenn die Wolken sich verzogen haben.' Selten machte sich Die solche ernsten Gedanken, aber in letzter Zeit nahmen sie gehäuft zu, was ihn in gewisser Art und Weise etwas erschreckte, denn meistens hatten sie mit Kyo zu tun. Angst, das war es, was Big Red das Leben erschwerte. Angst um einen kleinen blonden Rebellen, der es auf merkwürdigste Art und Weise geschafft hatte Die das Herz zu stehlen. "Nun hör auf dir einen so schlechten Tag zu machen. Hab lieber etwas Spaß.", sagte Die zu sich selbst und griff nach dem Telefonhörer. Eine halbe Stunde später stand Big Red angezogen und dezent geschminkt im Flur und wartete. Das Auto seines Freundes hatte er bereits durch die Fenster gesehen, also konnte es sich nur noch um Sekunden handeln, bis es an der Tür klingelte. Und wahrlich nur wenige Augenblicke später durchdrang das schrille schreien der Türklingel den großen Flur. Galant öffnete Die die Haustür, grinste Kaoru an, der etwas verblüfft auf seinen Freund starrte. "Hätte nicht gedacht, dass du so schnell die Tür aufmachen kannst.", sagte Kaoru und grinste. "Tja, bin halt immer für Überraschungen gut.", erwiderte Big Red ebenfalls grinsend. "wenn du meinst. Kann's losgehen?", erwiderte Kaoru. "Hai. Wozu stehe ich sonst hier?" "Keine Ahnung. Na dann das Auto wartet." Kaoru ging, gefolgt von Die, zu seinem Auto, setzte sich hinters Steuer, wartete bis auch Die sich auf den Beifahrersitz fallen gelassen hatte und startete dann den Motor. Einige Zeit herrschte Stille zwischen den beiden Freunden. Kaoru musste sich auf den Verkehr konzentrieren und Die starrte teilnahmslos aus dem Fenster. Dann jedoch richtete Kaoru Dies Aufmerksamkeit durch eine Frage auf sich. "Wie kommt es eigentlich, dass du so munter bist nach den Mengen Alkohol, die gestern ihren Weg in deinen Magen gefunden haben?" "Soviel war es nicht und ich bin recht trinkfest, ganz im Gegensatz zu Totchi. Eins sag ich dir, dem brummt der Schädel ganz schön." Froh ein Thema gefunden zu haben, dass ihn von seinen trüben Gedanken ablenkte, plauderte Die los. Kaoru hörte Big Red aufmerksam zu und lachte, als er hörte, wie Toshiya reagiert hatte, als Die ihm erzählte, dass er einen recht aufreizenden Tanz auf dem Tisch hingelegt und dabei mehr als eindeutige Blicke zu Shinya geworfen hatte. "Und jetzt hofft er, dass Shinya das nicht mitbekommen hat.", grinste Die schelmisch. "Tja, da hat unser lieber Toto wohl Pech gehabt. Shinya hat eine ganze Menge mitbekommen, das ist wohl klar. Er war noch lange nicht so betrunken, wie Toto. Eines muss ich Shinya lassen. Ich habe ihn tierisch unterschätzt.", antwortete Kaoru und hielt, als die Ampel auf rot schaltete. "In wie fern?", fragte Die sofort nach. Jetzt war seine Neugierde geweckt. "Ich sage nur soviel. Toto wird eine Überraschung erleben, wenn er heute zu Shinya geht. Die werden bestimmt, was anderes tun, als lernen.", meinte Kaoru und zwinkerte Die verschwörerisch zu. Dieser verstand und ein eindeutig zweideutiges Grinsen zierte seine Lippen. "Na dann bin ich auf die nächste Probe gespannt.", sagte er. "Ob es so schnell geht, wird sich zeigen. Shinya will das zwar heute klären, aber ob sofort mehr daraus wird, wissen wir dann wohl erst, wenn es soweit ist." Die nickte zustimmend. Er wusste, dass Shinya manchmal recht verklemmt war und er war angenehm überrascht gewesen, da der Chibi noch nie vorher so radikal die Initiative ergriffen hatte. "Na ja, wie auch immer. Sag mal, was hältst du von Gackt?" Eine Antwort ließ kurze Zeit auf sich warten. Doch schließlich antwortete Kaoru. "Ich weiß nicht richtig. Nett scheint er jedenfalls zu sein. Vielleicht etwas abweisend, aber er ist ja auch erst zwei Wochen hier und näher kenne ich ihn nicht. Hyde seinerseits scheint einen Narren an ihm gefressen zu haben." Die nickte. "Das ist mir auch aufgefallen. Er hat ja regelrecht an ihm geklebt, besonders auf der Tanzfläche. Das hättest du sehen sollen. Die beiden sind abgegangen, wie zwei Raketen und es ging ganz schön heiß her. Mir persönlich ist er sympathisch und diese abweisende Haltung hat auch durchaus etwas positives, mystisches vielleicht. Was hast du eigentlich die ganze Zeit mit Kyo bequatscht?" "Nichts weiter. Ich habe ihn gefragt, was er gegen Gackt hat, aber eine richtige Antwort habe ich nicht bekommen. Ansonsten haben wir über alltägliche Sachen gesprochen. Schule, neue Lyrics und so nen Zeug eben. Aber sehr gesprächig war er nicht." "Ist er nie besonders.", steuerte Die bei. Nicht viel später betraten Kaoru und Die gemeinsam den Keller Kaorus. Die hatte seine Gitarre geschultert und setzte sie nun auf den Boden ab. "Eine Probe zu zweit. Wie lange ist das jetzt schon her?", fragte Kaoru und holte seinerseits seine Gitarre aus dem Gitarrenkoffer, der neben der Couch gestanden hatte, hervor. "Lange, bestimmt zwei Jahre. Damals gab es Dir en grey noch nicht, sondern nur uns beide.", antwortete Big Red. "Hai, schöne Zeiten waren es trotzdem. Wie kamst du eigentlich auf die Idee heute mit mir zu Proben?" Fragend sah Kaoru seinen besten Freund an. "Och, irgendwie war mir langweilig und da kam mir halt dieser Gedanke. Gefreut hast du dich ja, als ich angerufen habe." "Hab ich. Mal ehrlich, wer freut sich nicht über ein paar gemeinsame Stunden mit dem besten Freund und dazu noch mit Musik?" "War das jetzt eine Fangfrage?" Die lachte und hängte sich den Tragegurt seiner Gitarre um den Hals, schlug spielerisch einige Akkorde an. Kaoru tat es seinem Freund gleich, setzte seine Gitarre in Position und passte sich dem Takt an, den Die vorgab. Es bedurfte nicht viel Absprache, da durchflutete eine harmonierende Melodie den Raum. Die und Kaoru hatten sich in den Welten ihrer Instrumente verloren und dieser Zustand sollte für die folgenden Stunden anhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)