Light my Fire von abgemeldet (Feuerfutzi und Orangentusse - die neue Story!) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Es dämmerte schon, als die Umrisse einiger Inseln am Horizont erschienen. Zunächst noch kaum zu erkennen, kamen sie schnell näher. Nojiko saß auf dem Boden des kleinen Bootes und sah zur Sonne, die schon tief über der See hing, dunkel glühend wie eine reife Orange. Es wurde langsam kühler, doch das prasselnde Feuer hinter ihr, hüllte sie in wohlige Wärme. Wie schön es doch war. Sie seufzte glücklich und sah zu Ace auf, der neben ihr stand, den Blick nach vorn auf den Horizont gerichtet. Nein, sie bereute nichts, nicht bis jetzt. Seit sie Kokos verlassen hatten, hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen, doch es störte sie nicht, im Gegenteil, sie war ganz froh noch eine Weile ihren Gedanken nachgehen zu können, es alles noch einmal zu überdenken. Es war erstaunlich, wie schnell das Boot sich fortbewegte. Angetrieben von Aces Feuer trug es sie in kürzester Zeit auf die kleine Inselgruppe zu, sodass sie schon bald in seichteren Gewässern ankamen und auf Grund liefen. Nojiko sah leicht irritiert auf, so wie sie das sehen konnte, gab es auf dieser Insel keine Zivilisation und auch auf den umliegenden nicht, nur Dschungel, Strand und Palmen, soweit das Auge reichte. Doch anscheinend schien dies das Ziel zu sein, das Ace angestrebt hatte, denn sobald das Wasser seicht genug war, sprang er aus dem Boot, griff an den Rand und zog es voll ans Ufer. Das Feuer erlosch und mit ihm verschwand die einzige Wärmequelle, Nojiko fröstelte. "Willst du wirklich hier bleiben über Nacht?" "Wollen ist was anderes." Was sollte das denn wieder heißen? Ihre Augen folgten ihm, wie er aus dem Wasser watete, die Stiefel auszog und den Sand, der hineingeraten war, ausklopfte, dann stand sie auf und sprang auch ans Ufer. "Wie meinst du das?" "Normalerweise macht es mir nichts aus auch 'mal 'ne Nacht durchzufahren, aber wer weiß, wie dir das bekommt. Ich will nicht morgen mein Boot putzen müssen, weil du seekrank wirst." Typisch. So typisch. Ein ärgerliches Schnauben war der einzige Kommentar, den sie dazu abgab. Als ob sie so schnell seekrank werden würde, ihr machte es genauso wenig wie ihm etwas aus, die Nacht auf See zu verbringen, allerdings fand sie es auch nicht sonderlich schlimm nicht die ganze Zeit hin und her geschaukelt zu werden. Aber eine zivilisierte Insel hätte es schon sein können. Soweit ihr Auge reichte, nichts als Palmen und anderes Gewächs. Ein schmaler Pfad führte vom Strand aus ins innere der Insel, verlor sich jedoch bald im Dickicht. Als sie wieder nach vorne sah, war Ace verschwunden. Ein überraschter Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. War er nicht eben noch hier gewesen? "Ace?" Sie schwieg, lauschte auf eine Antwort. Nicht weit entfernt zwitscherten ein paar Vögel, die Palmwedel raschelten in der salzigen Brise. "Ace!?" Wieder keine Antwort, gar nichts. Was sollte das denn? Wo war dieser Typ nur? Ein Windstoß wehte ihr das Haar in die Stirn und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Durch die Wärme am Feuer war ihr gar nicht aufgefallen, wie kühl es geworden war, aber jetzt, da sie hier allein am Strand stand, in ihrem dünnen Top, bemerkte sie es. Und ihre lebendige Wärmequelle hatte das Weite gesucht. Ratlos die Augenbrauen zusammenziehend ließ sie noch einmal den Blick über den Strand vor ihr schweifen und seufzte. Hier warten und frieren, das wollte sie nicht, da ging sie lieber suchen. Ihr Blick fiel wieder auf den schmalen Pfad oberhalb der Dünen. Dort würde sie anfangen, dort war wenigstens das Risiko sich zu verlaufen nicht so hoch. Das Unterholz knackte leise unter ihren Sandalen und ein ständiges Summen ging von dem Dschungel um sie herum aus, begleitet von dem Gezwitscher der Vögel und anderen Geräuschen, die sie nicht definieren konnte. Der Strand war mittlerweile nicht mehr zu erkennen, wenn sie sich umdrehte, was aber auch an den vielen Biegungen liegen mochte, die der Pfad gemacht hatte. Und von Ace noch immer keine Spur. Vielleicht wäre es doch besser gewesen am Strand einfach zu warten. Wenn er jetzt wieder zurückkam und sie nicht dort vorfand, würde er möglicher Weise einfach ohne sie wegfahren und froh sein, sie los zu sein. Er schien ja gerade sowieso nicht besonders gut auf sie zu sprechen zu sein. Aber fuhr er deswegen einfach ohne sie weg? Möglich war es, aber sie rechnete eigentlich nicht damit. Sie warf noch einmal einen kurzen Blick über die Schulter, schüttelte dann leicht den Kopf und folgte weiter dem Pfad. Jetzt hatte sie schon angefangen nach ihm zu suchen, also konnte sie auch weitermachen und hier windete es immerhin nicht. Wenig später endete der Pfad abrupt, wo er eben noch verlaufen war versperrten nun große Sträucher den Weg. Nojiko blieb stehen und überlegte. Den ganzen Weg nur deswegen zurückgehen, das wollte sie nicht. Außerdem würde das ja nur Aces Annahme bestätigen, was für ein verzogenes, feiges Stadtmädel sie doch war und wie wenig sie sich für Abenteuer auf hoher See eignete. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf zwängte sie sich durch die Büsche und - "AHHHHH!!!" In Sekundenschnelle beschleunigte sich ihr Herzschlag so sehr, dass es schmerzte. Das nächste, was sie wirklich wahrnahm, war, dass sie an einigen dünnen Ästen hing, die sie vor dem freien Fall bewahrten. Verzweifelt trat sie auf den Boden, versuchte nicht abzurutschen, doch das trockene Erdreich brach unter ihr weg und stürzte in die Tiefe, sobald sie einen Fuß darauf setzte. Gut zwanzig Meter unter ihr schlug die Brandung schäumend gegen die Klippen. Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, während sie an den Büschen Halt suchte, doch jedes mal nur abgerissene Blätter in den Händen hielt. Es geschah alles so schnell, viel zu schnell um es wirklich zu realisieren und überlegt zu handeln. Ihre Panik wuchs, stieg ins unermessliche. Warum war sie nur suchen gegangen? Warum hatte sie nur nicht aufgepasst? Dornen bohrten sich in ihre Hände, als sie endlich besseren Halt fand, für kurze Zeit. Ihr Herz pochte so heftig in ihrer Brust, dass sie überzeugt war, es musste das Rauschen der Brandung bei weitem übertönen. Von einem Moment auf den anderen war ihr Hals trocken geworden und Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen. Gott, sie wollte jetzt noch nicht sterben. Ein weiteres Stück der Klippe zerbröselte unter ihren Füßen, nahm ihr jeglichen Halt, abgesehen von den dornigen Zweigen. Sie schloss die Augen, bereitete sich schon darauf vor, zu fallen, doch dann... auf einmal hatte sie wieder Halt, Halt der von zwei starken Armen ausging, die sich um sie gelegt hatten und nach oben zogen. "Dummerchen... was machst du nur für Sachen." Es war schwer zu beschreiben, was für Gefühle sie in diesem Moment durchfluteten. Einerseits einfach nur grenzenlose Erleichterung in Sicherheit zu sein, nicht mehr an der Klippe zu hängen und unendliche Dankbarkeit, dass er sie gerettet hatte. Andererseits, unter all diesen positiven Emotionen, war auch ein Funken Zorn. "Dummerchen... was machst du nur für Sachen.", war also alles, was er ihr zu sagen hatte? Sie hätte sterben können und er machte sich Nichteinmahl wirklich Sorgen um sie? Ein kurzer Blick in sein Gesicht zeigte ihr, wie falsch sie damit doch lag. Auch wenn man es seinen Worten nicht entnehmen konnte, in seinen Augen spiegelte sich wieder, was er nicht aussprach. Dass er sich durchaus Sorgen um sie gemacht hatte, ja, Angst um sie gehabt hatte. Wie froh er doch war, sie jetzt in seinen Armen zu halten und nicht dort unten in den schäumenden Wogen verschwinden zu sehen. Ihre türkisen Augen blickten immer noch in seine und verloren sich in ihnen. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, als er sie so betrachtete und ihr sanft die Tränen von den staubigen Wangen wischte. Sofort erschienen wieder neue und tropfen auf seine Hand. "Ach, Nojiko... was hast du dir nur dabei gedacht, hm?" "Ich dachte...", ihre Stimme zitterte, als sie Antwortete "...du warst auf einmal verschwunden, da dachte ich... weil du ja so wütend warst und -" "Wütend?" Wütend? Er konnte nicht anders als leicht grinsend den Kopf zu schütteln. "Nur, weil ich nicht 24 Stunden am Tag strahlend durch die Gegend renne, heißt das nicht, dass ich wütend bin. Bisschen sauer vielleicht, aber das ist doch nicht der Weltuntergang. Ich wollte Feuerholz holen, mehr nicht." Ihr Blick ruhte noch kurz auf ihm, dann löste sie sich von seinen Augen und blickte über seine Schulter auf das Gebüsch und den hinter ihm sichtbaren Pfad. Nicht weit entfernt lag sein Jutesack, achtlos auf den Boden geschmissen, neben einem ebenso verstreuten Haufen Holz. Ein Stück weiter ein Bündel Bananen. Obwohl ihr der Schreck immer noch tief in den Knochen saß musste sie lächeln. Wie süß er doch sein konnte. Die Gedanken, dass er sie hätte hier sitzen lassen können, kamen ihr wieder in den Sinn und sofort bereute sie, vor kurzem noch so gedacht zu haben. Nur, weil er ein Pirat war und ab und an seine Launen hatte, hieß das doch nicht, dass er zu so unmenschlichem Handeln fähig war, oder? Neue Tränen traten in ihre Augen, liefen heiß über ihr Gesicht. Was schämte sie sich doch dafür, so gedacht zu haben. Die Tatsache, dass Ace ihr beruhigend durch die Haare strich, machte es auch nicht besser. Es war zwar schön, dass er versuchte sie zu trösten und ihr zu helfen, aber das machte ihr nur um so mehr klar, wie verweichlicht sie doch war. So viel wie in den letzten 24 Stunden hatte sie schon ewig nicht mehr geweint. Warum musste sie ausgerechnet jetzt so empfindlich reagieren? Wohl durch den Schock, den sie davongetragen hatte. Obwohl er nichts in der Richtung zu erkennen gab, war sie sich sicher, dass es ihm lächerlich vorkam, wie leicht sie zum Weinen zu bringen war. Mit Sicherheit nervte es ihn, ärgerte ihn, ließ ihn daran zweifeln, dass es richtig gewesen war, sie wirklich mitzunehmen. Nein, das wollte sie nicht. Er sollte nicht so über sie denken. So drückte sie ihn mit sanfter Gewalt von sich, wischte sich über das Gesicht und stand, wenn auch noch etwas wackelig, auf. Ace Gesicht nahm kurz einen verwirrten Ausdruck an, dann erhob er sich ebenfalls. Er konnte erahnen, warum sie plötzlich so reagierte, aber war sich nicht sicher und wusste vor allem nicht, ob er schuld daran war. "Geht's?" Heftiges Nicken, dann ein gezwungenes Lächeln. Die Nase kraus ziehend wandte er sich nach vorne, warf sich seinen Jutesack über die Schulter, hob das Holz und die Bananen wieder auf und trat den Rückweg zum Strand an. Gut, wie sie meinte. Es hatte wohl nicht viel Sinn jetzt mit ihr darüber zu reden, außerdem war er nicht der Typ für so etwas. Überhaupt, er musste in letzter Zeit schon öfters den Seelenklemptner spielen als ihm lieb war. Während des gesamten Rückweges schwiegen sie, erst als sie aus dem Dickicht traten, richtete er das Wort an sie. "Wenn du was helfen willst, dann pass' auf das Feuer auf, sobald ich's an hab'." Wieder nur ein Nicken. Er seufzte. Schön, dann eben nicht. Es war ihre Sache, nicht seine. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, ließ er das Holz auf den Boden fallen, das Bündel Bananen und den Jutesack daneben. Schnell waren die Äste zu einem Lagerfeuer aufgeschichtet und entzündet. Nojiko beobachtete fasziniert, wie Flammen seinen Arm entlang züngelten, von seinen Fingerspitzen auf das trockene Holz übersprangen und es in Brand setzten. Für einen Moment war er in gleißend helles Licht getaucht, dann, als nur noch das Holz in Flammen stand, tanzten dunkle Schatten über seinen Körper. Es war einfach unmöglich, die Augen von ihm abzuwenden. Er spürte ihre Blicke, doch kümmerte sich nicht darum, streifte stattdessen seine Stiefel ab und watete in das seichte Gewässer. Immer noch folgten ihre Augen ihm, wie er vollkommen still dastand, den Blick konzentriert auf die spiegelnde Wasseroberfläche gerichtet. Was er da tat, verstand sie nicht, bis er auf einmal mit einer kaum nachvollziehbaren Geschwindigkeit zupackte und einen gut armlangen Fisch aus dem Wasser zog. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, nicht nur, dass jetzt für ihr Abendessen gesorgt war, nein, mit diesem Trick konnte man einfach jede Frau beeindrucken und das sollte hier nicht anders sein. Immer noch grinsend ließ er sich gegenüber von Nojiko in den Sand fallen, zückte seinen Dolch und begann den Fisch zu bearbeiten. Ein kurzer Blick in ihr verdattertes Gesicht ließ sein Grinsen noch breiter werden. Tja, kein Wunder, dass sie so guckte, er war eben beeindruckend und wusste das durchaus auszunutzen. Nojiko senkte den Blick, verschränkte die Arme und rückte näher an das Feuer. Es war nicht zu übersehen, dass diese Showeinlage nicht nur dazu da gewesen war, bald seinen Magen zu füllen, aber was sie davon halten sollte, wusste sie nicht. Wie schön er ausgesehen hatte, im flackernden Schein der Flammen, oder als er wie eine Statue im Wasser stand. Und dann dieses Grinsen... sie schüttelte den Kopf. Was auch immer das sollte, so leicht ließ sie sich dann doch nicht herumkriegen. Fall es das war, was er wollte. Als sie wieder aufsah brutzelte der Fisch bereits an einem Stecken über dem Feuer. Ihr Blick blieb noch kurz auf ihm ruhen, wanderte dann weiter zu Ace. Dunkle Augen betrachteten sie belustigt, während sie sich gegen die Kälte die Arme rieb. Seit die Sonne vollkommen hinter dem Horizont verschwunden war, waren die Temperaturen stetig gefallen und das Feuer konnte einfach nicht von allen Seiten auf einmal wärmen, da half auch der warme Fisch, der kurze Zeit später vom Feuer genommen wurde, nichts. "Frierst du?" Ace wartete gar nicht erst auf die Antwort, drückte sich vom Boden ab, ging zu ihr und setzte sich neben ihr wieder in den weichen Sand. Er merkte, wie sie ihn verwirrt ansah, ignorierte es jedoch und zog sie in seine Arme. "Aus dir soll mal einer schlau werden... mutierst hier von der Killer-Orange zum Eisberg." Es brauchte einen Moment, bis sie ihre Verwunderung nachließ und sie sich entspannte, doch dann kuschelte sie sich an ihn und legte die Hände auf die seinen. "Als ob du besser wärst, du Feuerfutzi." Ein undefinierbares Murmeln deutete ihr, dass er wieder mit seinem Fisch beschäftigt war, welcher wohl weit aus höhere Priorität hatte, als eine Antwort. Auch, als die Gräten in dem Feuer gelandet waren, richtete er nicht das Wort an sie, sondern saß einfach nur da, die Arme um sie gelegt, den Kopf an ihrem und sah nach vorne in die stetig lodernden Flammen. Nojiko schloss die Augen, lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie wurde wirklich nicht schlau aus ihm. Im einen Moment saß er noch da, grinste auf diese absolut undefinierbare Weise, wie nur er es konnte, im nächsten tat er so etwas. Es war einfach süß. Was genau sie nun davon halten sollte, wusste sie noch immer nicht, aber den Kopf wollte sie sich jetzt auch nicht darüber zerbrechen. Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen. Das einzige, was jetzt noch fehlen würde, um in Romantik zu versinken, war, dass er anfing ihr die Sternbilder zu erklären, aber dem war nicht so. Mit einem zufriedenen Seufzen rutschte sie leicht hin und her, schmiegte sich dann wieder an ihn. Wenig später war sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen. ~*~ "GRABSCHER!!!" "W-Was? Ich... hey, nein!" Klatsch! Nojiko beobachtete mit Genugtuung, wie er sich die schmerzende Wange rieb, auf der sich jetzt schon der Abdruck ihrer Hand abzeichnete, während sie die Träger ihres Tops wieder nach oben zog. "Was soll das, du dumme Göre!?" "Das kann ja wohl eher ich dich fragen!" "...ich wollte dein Tattoo genauer anschauen, mehr nicht!" "Ach, seit Neustem bist du blind, dass du es abtasten musst? Tse!" Nicht ohne ihm noch einen Tritt gegen das Schienbein zu verpassen, erhob sie sich und watete ein Stück weit in das seichte Wasser. Kühle Wogen umspülten ihre Knöchel, spritzen ihre Beine nass, während die Strahlen der eben erst aufgehenden Sonne die Wassertropfen zum funkeln brachten. Ihre Gedanken schweiften ab. Wie schön es war hier so zu stehen, den weichen Sand unter den Füßen und den sanften Wind im Haar. Für einen Moment schloss sie glücklich die Augen. Gut, die Gesellschaft war nicht die beste, aber abgesehen davon war es einfach traumhaft. Ob Nami sich wohl von Zeit zu Zeit genauso fühlte? Bestimmt, sonst wäre sie nicht mit Ruffy mitgegangen. Sie öffnete die Augen wieder und blickte zu Ace, der gerade dabei war seine Stiefel wieder anzuziehen. Irgendwie war es schon komisch, sie segelte mit ihm und ihre Schwester mit seinem Bruder. Jetzt, wo sie die beiden so verglich, waren sie sich ähnlicher als sie gedacht hatte und doch wieder so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Von der Statur her, hatte sie sich eindeutig den besseren ausgesucht. Allerdings bezweifelte sie, dass Nami schon in der zweiten Nacht abgegrabscht worden war. Die Blicke, die auf ihm ruhten, ignorierend, stand Ace auf, schnappte sich seine Sachen und schob das Boot ins tiefere Wasser. Die Lust noch länger hier auf der Insel zu bleiben war ihm vergangen, außerdem hatte er noch einen Auftrag zu erledigen und hatte schon mehr als genug Zeit verschwendet. Ein eleganter Sprung und er stand auf dem Boot, seine Augen wanderten über die See, weiter zum Strand und zu Nojiko, dann wieder zurück auf das Meer. "Wenn du nicht vor hast allein hier zu bleiben, dann beweg' deinen netten Hintern mal etwas schneller und zwar ins Boot." Er konnte sich die Verwunderung auf ihrem Gesicht ausmalen, doch als sie in das Boot stieg, war davon Nichtsmehr zu bemerken. Schön, es interessierte ihn ohnehin nicht, was sie über ihn dachte. Vor allem, was sie jetzt über ihn dachte. Ein Flammenball erschien in seiner Hand und entzündete den Motor, der das Boot durch den plötzlichen Geschwindigkeitsschub kurz zum Aufbäumen brachte. ~*~ Es ging bereits auf den Mittag zu, als sie die Insel, die Ace angestrebt hatte, erreichten. Gegen Ende waren sie verhältnismäßig langsam gefahren, so waren sie später dran, als geplant. "Warum fährst du so langsam?" "So halt." "Ach?" "Ja." "Du willst doch nur nicht, dass man meinen Handabdruck noch sieht, wenn wir ankommen!" "Spinn' dich aus!" Nojiko strich sich das Haar aus der Stirn und ließ den Blick über das Pier schweifen, während Ace noch das Boot vertaute. Ganz anders sah es hier aus als in Kokos, viel größer, viel prunkvoller. An den dem Hafen zugewandten Häuserfassaden waren viele kleine Stände aufgebaut, an denen alles mögliche angeboten wurde. Gemüse, Schmuck, Kleidung, einfach alles konnte man hier finden. Ein Funkeln trat in ihre Augen. Einkaufen, endlich! Sie hatte zwar kaum Geld dabei, aber für irgendetwas würde es schon reichen. Und zur Not hatte sie ja ihren wohlwollenden Sponsor. Hoffte sie zumindest. Aber es war eigentlich naheliegend, dass er ihr die eine oder andere Kleinigkeit kaufen würde, sie musste ihn nur erst wieder wohlwollend machen, doch das sollte sich als schwieriger gestalten als sie annahm. "Hey, kommst du?" Leicht unwillig wandte sie den Blick von den Ständen ab, zu denen sie am liebsten gleich hingerannt wäre und folgte ihrer zukünftigen wandelnden Geldquelle. "Also, hör zu. Ich muss diesen Typ finden, sobald ich ihn hab' segeln wir weiter, zur Grand Line. Ich hab' keine Ahnung, wie gefährlich das wird, also wartest du am besten irgendwo. Ich kenn' hier 'ne gute Kneipe, da kannst du dich vergnügen, bis ich wieder da bin." Vergnügen, soso. Wie sich das schon wieder anhörte. Vermutlich unterschied sich seine Vorstellung von der ihrigen um einiges. "Und wie viel Geld bekomm' ich dafür?" "Du bist wie deine Schwester, weißt du das? Die hat auch nur Geld im Kopf." Ein Grinsen glitt über ihr Gesicht. Ganz unrecht hatte er da ganz sicher nicht, nein. Aber wenn sich einmal solch eine Gelegenheit bot, dann durfte man doch wohl zuschlagen, oder nicht? Und außerdem, wie auch immer seine Vorstellung von Vergnügen aussehen musste, ganz ohne Geld funktionierte die mit Sicherheit auch nicht. "Ich weiß ja nicht, wie du dir was vorstellst, aber ohne Geld haben die höchstens eine tolle Beschäftigung für mich, die nennt sich Tellerwaschen." "Sehr gut, das musst du sowieso üben, eine gute Ehefrau kann so was." Irritiert hielt sie einen Moment inne. Ehefrau? Was sollte das denn wieder? Langsam verwirrte er sie immer mehr mit seinem Handeln, seinen Kommentaren. "Schade, dass so ein Macho wie du ganz sicher nie eine Ehefrau abbekommen wird." "Ach, so schlimm ist das nicht. Lieber gar keine als eine Zimtzicke wie dich." "Keine Sorge, Zimtzicken haben einen besseren Geschmack als auf solche Casanovas wie dich reinzufallen." "Na hoffentlich gilt das für alle und eine bestimmte hat keine Geschmacksverirrungen, das würden meine Nerven wohl kaum verkraften." "So sehr kann sich mein Geschmack gar nicht verirren." "Sah gestern Abend aber ganz anders aus." Argh! Dieser Typ machte sie wahnsinnig! Wie konnte nur ein einziger Kerl so ein Benehmen an den Tag legen und so eine freche Klappe haben? Ihr fehlten einfach die Worte. Und dann dieses aufsässige Grinsen immer, einfach schrecklich! "So, wir sind da." Ihr Blick, der sich bis eben noch zornig in seinen Rücken gebohrt hatte, wanderte zu dem Gebäude, vor dem sie standen. Gute Kneipe? Für sie sah das nach einem ziemlich heruntergekommenen Schuppen aus. Die Scheiben waren verdreckt, die Tür quietschte, als Ace sie öffnete und auch die Beleuchtung war nur spärlich. Sobald sie eintraten, schlug ihnen eine dicke Rauchwolke entgegen. Nojiko hustete. "Und hier willst du mich also die nächsten paar Stunden sitzen lassen? Da erstick' ich ja!" "Ach was, das ist noch gar nichts." "So?" "Klar. Wenn du mal wissen willst, was richtig rauchig ist, dann komm' mit mir nach Logue Town. Ich hätte da so 'nen guten, alten Bekannten..." "Bekannten?" "Wirst du schon noch kennen lernen, spätestens, wenn ich mal wieder im Knast sitze. Naja, mir egal wo du dich 'rumtreibst, aber in fünf Stunden bist du hier, verstanden? Falls ich früher zurück bin, werd' ich dich schon finden, so viele Läden kann es hier ja nicht geben." Ein Grinsen, dann begann er in seinem Jutesack zu kramen und drückte ihr ein Bündel Geldscheine in die Hand. Nojiko blätterte durch die Scheine, einmal, zweimal, sah darauf fassungslos zu ihrem Gegenüber. So hatte sie das nun auch wieder nicht gemeint mit gelegentlichem Gesponsertem. "Weißt du, wie viel das ist!?" "Na, ich dachte, du willst dich vergnügen. Brauchst du noch mehr?" Mehr als ein Kopfschütteln brachte sie nicht zu Stande, sie war einfach sprachlos. So viel Geld und so viele Möglichkeiten es auszugeben. Und das von ihm, obwohl er sich vorhin noch so über sie geärgert und sie bis eben aufgezogen hatte. Wie süß er doch sein konnte, wie unendlich süß. "Na dann, mach's gut, Süße!" Bevor sie noch etwas erwidern konnte, hatte er ihr einen Kuss auf die Stirn gehaucht und war verschwunden. "Was...?" Nojiko sah fassungslos auf die Tür, die hinter ihm mit einem Klicken ins Schloss fiel. Ihre Gedanken spielten von einem Moment auf den anderen verrückt, kamen nur langsam wieder zur Ruhe und ließen sie mehr oder weniger geordnet überlegen. Ja, jetzt machte es Sinn, sein Handeln, seine ganze Kommentare, aber - sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Innerhalb von zwei Tagen... zwei Tage waren doch so kurz. Gut, sie hatten sich schon zuvor einmal getroffen, aber ein besonders erfreuliches Treffen war das nicht gewesen. Zumindest nicht, nachdem er ihre Küche gesprengt hatte. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Auch, wenn sie zugeben musste, dass ihr die Vorstellung nicht unbedingt missfiel. Er war hübsch, er hatte Humor und er war einfach süß. Er hatte sie mitgenommen und er hatte ihr das Leben gerettet. Aber andererseits, er war ein Pirat, er würde nie und nimmer sein Leben auf der See aufgeben, falls sie es verlangte, er... wer sagte überhaupt, dass sie für immer mit ihm zusammen sein würde? Wer sagte überhaupt, dass sich da irgendetwas entwickelte? Ließ sie sich wirklich von einem Kuss so durcheinander bringen? Es war ja Nichteinmal ein richtiger Kuss gewesen. Eben eine freundschaftliche Verabschiedung. Oder? Ihre Gedanken wurden immer verwirrender. Sie musste aufhören so zu denken, überhaupt darüber nachzudenken. Später vielleicht, aber nicht jetzt. Noch einmal zählte sie durch die Geldscheine, lächelte und verließ die rauchige Bar. Wenn eines sie jetzt auf andere Gedanken bringen konnte, dann einkaufen. Oder Orangen. Aber im Moment wohl doch eher einkaufen. Schon wenig später war jeglicher Gedanke an Ace verschwunden, dafür überschlugen sich die Vorstellungen von verschiedensten Kleidungskombinationen regelrecht. Was hätte sie dafür gegeben, jetzt ihre Koffer hier zu haben, allerdings leer. Es war unglaublich, was für hübsche Kleider es hier gab und der Schmuck dazu war einfach umwerfend. Doch das schlimme war, da hatte man einmal das Geld es alles zu kaufen und keinen Platz es mitzunehmen. Und jemand, der einem helfen konnte, sich zu entscheiden, war auch nicht da, es war schrecklich. Nun, vielleicht sollte sie doch alles kaufen und sich nach einem Schließfach oder etwas ähnlichem erkundigen. Schaden konnte es ja nicht, allerdings, wenn sie wirklich alles Geld ausgab, mochte das nur zu schnell unverschämt wirken. Und es war ja kaum sicher, dass sie wirklich alles Geld für sich benutzen konnte, dass er es nicht wieder zurück wollte oder es ihr nur zum Spaß gegeben hatte, um zu testen, wie sie damit umging. Sie seufzte. Am besten wäre sie wohl doch in der Bar geblieben, dann müsste sie sich jetzt nicht entscheiden. Ihr Blick ruhte noch kurz auf den Kleidungsberg auf der Theke vor ihr, wanderte zu den Geldscheinen in ihrer Hand und wieder zurück. Na schön. ~*~ Die Tür schlug mit einem Krachen gegen die Wand, einige Köpfe drehten sich in die Richtung, aber wandten sich dann wieder ab. Ace grinste gezwungen, zog die Nase kraus und schloss die Tür leise hinter sich, dann verschwand das Grinsen wieder. Sein Blick huschte durch den Raum, suchte ihn nach Nojiko ab und fand sie an einem der Ecktische. Den Hut weiter ins Gesicht ziehend ging er zu ihr hinüber, blieb unschlüssig vor ihr stehen und sah sie an. Erst jetzt fielen ihm die ganzen Tüten auf, die sie neben sich auf der Bank gestapelt hatte, bis obenhin gefüllt mit verschiedensten Kleidungs- und Schmuckstücken. Seine Laune wurde noch schlechter, als sie ohnehin schon war. "Du weißt, dass ich wirklich keinen Platz habe für diesen ganzen Schnickschnack auf meinem Boot?" "Ich dachte, ich könnte es hier irgendwo unterbringen." "So, dachtest du." Wie naiv war diese Tussi eigentlich? Er hatte auch mit Sicherheit nichts besseres zu tun als hierher zu kommen, wann immer ihr danach war andere Kleidung mit auf See zu nehmen. "Was ist eigentlich mit deinem Auftrag? Hast du den Typ gefunden?" "Seh' ich so aus!?" "Naja... ich dachte..." Seine Laune sank noch mehr. Wie sie ihn aufregte! Nein, natürlich hatte er ihn gefunden, deswegen stand er jetzt auch hier und plagte sich mit dem Gedanken ab, wie er seinem Boss wohl am besten zu verstehen gab, dass der Auftrag ein Reinfall gewesen war. Dass er zu spät gekommen war. Dass er so eine Tussi hatte mitnehmen müssen, die ihn so viel Zeit gekostet hatte, dass der Kerl schon lang über alle Berge war. Die maßlose Begeisterung, die dann herrschen würde, konnte er sich vorstellen. Dass er einmal einen Auftrag nicht wunschgemäß hatte erfüllen können, das war wohl kaum das Problem aber die Gründe gestalteten das ganze kritisch. Natürlich war es möglich sie zu verheimlichen und mit Notlügen zu kommen, aber das tat er nicht, das ging einfach gegen sein Prinzip. Und dann war da ja noch sie. Sie hier zurücklassen, dass kam gar nicht in Frage. Nach Hause bringen, das war eine Möglichkeit, aber so sehr er sich auch aufregte, auch diese gefiel ihm nicht besonders. Also würde er sie wohl oder übel weiterhin mitnehmen, auf die Grand Line. Zu Whitebeard. Und das wiederum bedeutete, dass Notlügen sowieso nicht funktionieren würden, es war einfach zu auffällig. "Ace?" "Was?" "Was willst du jetzt tun?" "Was will ich jetzt wohl tun, hm? Wie wär's mit zur Grand Line fahren und erklären, dass ich es versaut habe?" "Ace -" "Dass ich es versaut habe, weil eine bestimmte Tussi meinte, ich solle sie mit auf die Grand Line nehmen. Leider kam ich wegen dieser Tussi einen Tag zu spät los, musste dann noch einmal über Nacht Halt machen und kam deshalb bedauerlicher Weise zu spät hier an, sodass mir nichts anderes mehr übrig blieb als festzustellen, dass der, den ich gesucht habe, schon lange wieder verschwunden ist." "Ace -" "Was glaubst du, macht das für einen Eindruck? Von einem Vize-Kapitän könnte man schon etwas mehr erwarten, als dass er sich zu so etwas hinreißen lässt." "Ace, ich -" "Halt einfach die Klappe, ja? Du hast mir schon genug Ärger gemacht." Nojiko schluckte ihren Kommentar hinunter und nickte. Er hatte ja recht. Nur wegen ihr hatte er sich solche Umstände machen müssen. Wegen ihr hatte er so lange gewartet und wegen ihr hatte er auf der Insel angehalten. Gut, sie hatte ihn nicht darum gebeten, aber darauf bestanden, dass er weiterfuhr, hatte sie auch nicht, somit war es ihre Schuld. Schließlich hatte er nur nett sein wollen und sie hatte es ausgenützt und das nicht nur einmal. Schweigend beobachtete sie, wie er zum Tresen ging und auf einem der Hocker Platz nahm. Was sie jetzt tun sollte wusste sie nicht. Am besten wohl gar nichts sondern einfach warten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Sie seufzte. Sie hatte wirklich nicht gewollt, dass er jetzt solche Schwierigkeiten hatte. Wenn sie gewusst hätte, was sie alles anrichtete mit dem was sie tat... nun, sie hatte es gewusst. Gewusst und ignoriert. Oder zumindest nicht darüber nachgedacht. Und jetzt tat sie erst nichts, um es besser zu machen. Aces Stimme riss sie aus ihren Gedanken. "...dummen Göre. Wenn die nicht wäre, würde ich jetzt nicht so tief in der Scheiße stecken. Mach' noch mal voll." Mit dem Barkeeper über sie lästern, so sah die Sache also aus. Sie verschränkte ärgerlich die Arme, musste dann jedoch wieder daran denken, dass er ja nur die Wahrheit sagte, sie war schließlich an der ganzen Sache schuld. Wenn er sich jetzt abreagieren konnte, würde er sich vermutlich am schnellsten wieder beruhigen. Gut, sie würde einfach warten. Ein paar Stunden später wartete sie noch immer. Wie viel Ace inzwischen getrunken hatte, wusste sie nicht, aber es schien eindeutig zu viel gewesen zu sein, denn sonst würde er wohl kaum dem Barkeeper um den Hals hängen, hingebungsvoll kuscheln und ständig irgendwelchen unverständlichen Kram vor sich hinmurmeln. Genannter Barkeeper schien allerdings nicht besonders glücklich darüber zu sein, ganz im Gegenteil. "He, Miss! Holen Sie ihren Freund hier weg!" "Warum willsu mich denn loswerden?", kam es mit leicht weinerlicher Stimme von Ace. Nojiko schlug sich die Hand vors Gesicht. Gut, sie hatte eine Menge Mist gebaut, aber musste sie deswegen wirklich so gestraft und vor allem blamiert werden? "Miss, wenn sie ihn nicht gleich von mir wegmachen, kriegt er paar aufs Maul!" "Mhm... isch will doch nur -" "Halt die Fresse, schwule Sau!" "Kuschee~eeln..." Einige der anderen Gäste lachten, überhaupt, so gut wie alle Anwesenden schienen das Geschehen amüsiert zu betrachten. Nojiko wäre am liebsten im Boden versunken. "Miss, ich zähl' jetzt bis drei, dann hat ihr Schätzchen ein blaues Auge, oder zwei." Immer diese Männer mit ihrer Zählerei, es war zum verrückt werden. Ohne überhaupt hinüber zu sehen, stand sie auf und suchte sich ihren Weg zum Tresen. "Eins." Ein kurzer Blick zu den Taschen, dass sie auch so standen, dass niemand unbemerkt etwas daraus entwenden konnte. Allerdings, ihre neue Handtasche nahm sie doch lieber mit. "Zwei." Ja doch, sie konnte selbst zählen, das brauchte ihr dieser ungehobelte Klotz nicht erst noch beibringen. "Drei." Konnten diese Leute denn nicht einmal Platz machen!? Ein Krachen ließ sie aufschrecken, im nächsten Moment sah sie Ace über den Tresen segeln. Ein weiteres Krachen, dann hatte der Idiot von Barkeeper ihre Handtasche im Gesicht kleben. Ihre Sandalen klackten auf dem Fliesenboden hinter dem Tresen, als sie auf ihn zuging und leicht mit dem Finger gegen seine Brust tippte, ihr Gesicht seinem gefährlich nahe. "Hör mal, Schätzchen... niemand, absolut niemand, schlägt diesen netten jungen Mann dort, außer mir. Verstanden?" Bevor er noch etwas erwidern konnte, drehte sie sich auf dem Absatz um, schwang ihre Handtasche elegant über die Schulter und holte die restlichen Taschen mit ihrer neuen Kleidung. Wahrscheinlich ruhten gerade sämtliche Augenpaare im Raum auf ihr, doch sie ignorierte es. Das machte jetzt auch keinen Unterschied mehr. Ohne dem leisen, aufkommenden Getuschel Beachtung zu schenken schritt sie, den Kopf stolz hoch in die Luft gehoben, an Ace, der sich wieder aufgerappelt hatte und sie wohl ebenso fassungslos wie die meisten anderen anstarrte, vorbei zur Tür und öffnete sie. Erst dort drehte sie sich noch einmal um. "Kommst du? Also ich bin mir wirklich zu gut für solche Behandlung. Du dir etwa nicht?" ~*~ Nojiko seufzte, als sie die Straße hinunter gingen. Zum Thema Gehen, es wunderte sie ja, dass Ace überhaupt noch richtig laufen konnte, nach den Unmengen, die er getrunken hatte, aber für seinen Zustand machte er es erstaunlich gut. Anscheinend hatte ihn das Geschehen eben wieder nüchterner werden lassen. Dafür aber auch umso müder, wie ihr sein ständiges Gähnen zeigte. Namis Geschichten nach handelte sie jetzt besser schnell, sonst konnte es gut sein, dass er in wenigen Augenblicken einfach auf der Straße liegen und schlafen würde. "Wo übernachten wir?" "Hm... Straße?" Genau das meinte sie. Ihm machte es vermutlich nicht das geringste aus einfach irgendwo zu schlafen, ob es nun auf dem Marktplatz oder unter einer Brücke war. "Passt dir wohl nich' besonders gut, was?", kam es schließlich. "Um ehrlich zu sein, nein, ganz und gar nicht." "Hm..." Minutenlang war wieder nur das Geräusch ihrer Schuhe auf dem Pflaster zu hören, dann ein leises Seufzen von Ace. "Mmh... mein Kopf..." Nojiko sah besorgt zu ihm. Wenn er sich über Kopfschmerzen beklagte, dann musste es wirklich ernst sein, oder, er war einfach besoffener als man annahm. Trotzdem, sie fragte lieber nach, falls es doch etwas ernstes war. "Was ist?" "Hä? Hab' doch gar nichts gesagt.", grinste er. Gut, nichts ernstes. Schweigend folgten sie weiter der Straße, in Richtung Hafen. Nojikos Gedanken beschäftigen sich indessen wieder mit dem Problem eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Soweit sie es auf ihrer Einkaufstour mitbekommen hatte, war das die einzige Gaststätte in der Stadt gewesen und genau in diese konnten sie jetzt ganz sicher nicht zurück. Erstens wäre es einfach blamabel und zweitens bezweifelte sie, dass der Wirt sich sehr freuen würde, sie beiden wieder zu sehen. Ihr Blick huschte über die Häuser auf beiden Seiten der Straße, in der Hoffnung doch noch eine weitere Unterkunft zu finden, jedoch erfolglos. Erst als sie schon fast unten am Pier angekommen waren blieb ihr Blick an einem Schild hängen, das gegen das Fenster eines der Häuser gepinnt war. "Biete Unterkunft für eine Nacht für bis zu 4 Personen" Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. Na, wenn das nicht Glück war. Aber konnte man da um diese Uhrzeit überhaupt noch klopfen? Nun, wenn man gut zahlte, bestimmt. Sie hoffte nur, ihr Sponsor hatte noch genügend Geld, aber es war eigentlich zu vermuten, sonst hätte er sie nicht so viel ausgeben lassen. "Ace?" "Hm?" "Schau, da können wir vielleicht übernachten." Antwort bekam sie nicht, dafür ein erneutes großes Gähnen, das sie als Zustimmung deutete. Ohne noch länger zu Zögern ging sie zu der Tür, klopfte zunächst leise, doch als nicht geöffnet wurde, stärker. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Riegel beiseite geschoben und die Tür geöffnet wurde. Eine alte Frau, schon in ihr Nachthemd gekleidet, sah sie misstrauisch an und murmelte leise irgendetwas von "junges Pack". "Was wollt ihr?" Na, das konnte man ja wohl eine freundliche Begrüßung nennen. "Wir haben ihr Schild gesehen und wollten uns erkundigen, ob es noch gilt." "Ja, das gilt noch." Nojiko lächelte leicht nervös. Konnte die eigentlich auch anders schauen als mit diesem "Ich-bin-Frau-Frankenstein"-Blick? Wie misstrauisch die sie musterte, als ob sie gleich das Haus abfackeln würden. Naja, bei Ace war diese Befürchtung wohl berechtigt. "Und... können wir das Zimmer haben?" "Du schon, der Kerl da nicht." "Aber -" Was sollte denn das bitte? "Seid ihr verheiratet?" "Äh... nein?" "Also. Du schon, der junge Mann dort nicht." Beinahe wäre sie rot geworden, aber nur beinahe. Was die alte Frau dort von ihnen dachte, wollte sie sich lieber gar nicht so genau überlegen. Eigentlich war es ja auch egal, aber sie musste sie irgendwie umstimmen, schließlich konnte sie jetzt nicht einfach das Zimmer nehmen und Ace hier lassen. "Entscheidet ihr euch jetzt bald? Ich hab' nicht die ganze Nacht Zeit." "Es tut mir leid, aber wenn -" Der Druck von Ace Hand auf ihrer Schulter ließ sie verstummen. Er sah sie an und grinste, blickte dann zu der alten Frau. "Kein Problem, sie nimmt das Zimmer. Geben sie ihr ein ordentliches Frühstück, dann kann sie mir die Reste einpacken." Nojiko wollte noch etwas einwenden, doch er hatte sich schon wieder umgedreht und folgte winkend der Straße weiter zum Hafen. Seufzend sah sie ihm nach, schüttelte dann den Kopf und folgte der alten Dame in ihre Wohnung. Sie hoffte nur, er würde keinen Unfug machen, wie zum Beispiel wirklich die Nacht unter einer Brücke verbringen. ~*~ Es war später Vormittag und Nojiko war schon seit einigen Stunden wach, als Ace endlich auftauchte um sich "sein" Frühstück abzuholen. Jetzt, da es Tag war, ließ die alte Frau ihn sogar ins Haus, auch wenn sie undeutlich etwas murmelte, über junge Männer, die wohl besonders viel von sich hielten, weil sie junge Frauen damit beeindruckten, dass sie oben ohne herum rannten. Nojiko rührte in ihrer Kaffeetasse und beobachtete ihn, wie er seinen Jutesack achtlos auf den Boden fallen ließ und sich auf das Essen stürzte. Wenn sie da so zusah, hoffte sie nur, dass sie nie würde für ihn kochen müssen. "Wo warst du so lange? Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr." "Mhnhmm..." Falls das wirklich eine Antwort gewesen war, so ging sie sang und klanglos in den Mampfgeräuschen unter. "Wo hast du eigentlich übernachtet?" Wieder ein undeutliches Gemurmel, begleitet von einigem Schmatzen, dazu ein Schulterzucken. Hoffnungslos. Wobei sich das schon fast ein bisschen wie "auf dem Boot" angehört hatte. Aber nur fast. Eigentlich hatte sie noch fragen wollen, was genau er jetzt geplant hatte zu tun und wann, aber das konnte sie sich wohl sparen, solange er noch am Essen war. Seufzend griff sie nach der Zeitung und begann zu lesen. Bis der mit Essen fertig war, konnte es ja dauern. Und es dauerte. Und dauerte. Und dauerte. Nojiko warf einen kurzen Blick über ihre Zeitung hinweg auf den Tisch. Wo sich vorhin noch Brötchen, Pfannkuchen, Wurst, Käse und Waffeln getürmt hatten, standen jetzt nur noch leere Teller. Ein Teller fehlte, den schleckte Ace gerade ab. Sie grinste. Was für ein süßer kleiner Junge er doch sein konnte. Ganz anders als gestern Abend, als er sich so aufgeregt hatte. Immer noch grinsend wandte sie sich wieder ihrer Zeitung zu, bis das Klirren des Tellers auf dem Tisch ihr zeigte, dass er fertig war, im nächsten Moment wurde ihr schon ihre Lektüre aus der Hand gezogen und achtlos auf den vollen Tisch geworfen. "Hopp, beeil' dich. Wir gehen." Ein Nicken, dann erhob sie sich und folgte ihm in den Flur, wo auch ihre Taschen standen. Richtig, ihre Taschen. Sie hatte noch immer nichts gefunden, wo sie sie unterbringen konnte, denn, so war ihr Auskunft gegeben worden, hier gab es keine Schließfächer oder ähnliches. "Wir müssen noch -" "Nimm sie einfach mit, so lange sind wir nicht unterwegs." "Aber auf deinem Boot -" "Auf meinem Boot hat es Platz genug. Zur Not binden wir eben dich an eine Schnur und ziehen dich hinterher." Wie zuvorkommend er doch wieder war! Aber, sie war zufrieden, immerhin konnte sie ihre Einkäufe überhaupt mitnehmen. Müssten sie eben etwas enger zusammenrücken auf dem Boot, aber sie hatte irgendwie nicht das Gefühl, dass ihn das stören würde. "Bitte sehr, Mademoiselle, nach ihnen." Sofort lächelte sie wieder, als sie sah, wie er ihr breit grinsend mit einer Verbeugung die Tür aufhielt. "Danke sehr, Monsieur." Aces Grinsen wurde noch breiter, während sie an ihm vorbei schritt. Kaum war sie aus der Tür, zog er diese hinter sich zu, schnappte sich ein paar ihrer Taschen und lenkte seine Schritte schnell zum Hafen. "Ace?" "Hm?" "Willst du nicht noch bezahlen?" "Nö. Ich geb' dieser alten Schrulle doch kein Geld dafür, dass sie mich vor die Tür gesetzt und um eine wundervolle Nacht gebracht hat." ~*~ Nojiko legte den Kopf in den Nacken und sah in den dunklen Abendhimmel. Ihre Gedanken kreisten um das letzte mal, als sie bei Sonnenuntergang auf See gewesen waren, huschten dann weiter zu alldem was danach passiert war. Die Insel, ihr "Abenteuer" an der Klippe, das Lagerfeuer... Nur schien dieses mal keine Insel in der Nähe zu sein, an der sie Halt machen konnten. Vermutlich, weil sie direkt auf die Grand Line zuhielten. Es raschelte leise, als Ace die Taschen ein Stück zur Seite schob und sich neben sie setze. Es gab, auch wenn sie es kaum für Möglich gehalten hatte, immer noch mehr als genug Platz auf dem Boot, dennoch setzte er sich so dicht neben sie, dass sie seine warme Brust an ihrem Arm spüren konnte. Sie schloss glücklich die Augen. Im nächsten Moment hörte sie, wie er etwas aus seinen Hosentaschen zog, spürte, wie er sanft ihre Haare beiseite schob und ihr etwas um den Hals legte. Ein leises Klicken erklang, als der Verschluss einrastete, dann lag etwas schweres, kühles auf ihrer Brust. Leicht verwirrt öffnete sie die Augen wieder und sah an sich hinunter. Für einen Moment verstand sie nicht, dann erkannte sie den Anhänger an der Kette. War das nicht...? Aber er war doch zerbrochen gewesen. Ihr Erstaunen würde immer größer. Schnell rappelte sie sich auf, nahm den Anhänger in die Hand und betrachtete ihn fassunglos. Doch, das war der, den Nami ihr geschickt hatte. Ihre Fingerspitzen glitten über ihn, spürten nur leichte Unebenheiten, wo er zerbrochen gewesen war war. Deswegen war er also heute morgen so spät gekommen. Deswegen war er in Kokos allein nocheinmal ins Haus gegangen, unter dem Vorwand, er hätte im Gästezimmer das Fenster offen gelassen. Am liebsten hätte sie geweint vor Glück, so sehr freute sie sich. Mit allem hätte sie gerechnet, aber nicht damit. Vor allem nicht jetzt, wo sie ihm doch so viel Ärger gemacht hatte. Ihre Augen funkelten, als sie in sein lächelndes Gesicht sah. "Ace..." "Shht...", meinte er leise, einen Finger auf ihren Lippen. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, dann schloss sie wieder die Augen und lehnte sich gegen ihn, den Kopf an seiner Schulter. "Danke... danke, für alles." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)