Tenshi no Ai von Taipeachy (Liebe zwischen Bücherregalen) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7: "Kannst du vielleicht auch mal ein bisschen mithelfen, Miki?" "*grmbl*", antwortete ich mit dem einzigen Ton, den ich seit gestern raus bekam. Ich saß im Wohnzimmer an der Heizung, die Knie angezogen und um mich herum fanden Silvestervorbereitungen statt. Die einigen mehr, die anderen weniger mir eingeplant. Wieso mussten die Menschen auch immer erst so spät mit den Vorbereitungen für einen Feiertag anfangen? "Kannst du mir vielleicht mal helfen?", kam es von einer Stimme, die sich nicht im normalen Vorsicht!-Schlechte-Laune-Abstand von mindestens einem Meter befand. Ich schaute auf. Mein Bruder stand mit einer ziemlich schwer aussehenden Kiste auf den Armen vor mir. "Ja, ich komm ja schon..." Widerstrebend stand ich von der schön angewärmten Stelle auf, als mir durch einen blöden Gedankengang (Keisuke -> Silvester -> gestern -> weggeschubst -> Sugata -> *grmbl*) wieder an all das erinnert wurde, was ich schon seit Stunden versuchte aus meinem Gedächtnis zu löschen. Wieso musste Sugata auch mit seiner Familie feiern? Blöde Familienverpflichtungen. Blöde Familien. Blöder Bruder. Blöder Gedankengang... Ich liebte es schlechte Laune zu haben. Bei mir war es zwar kein großer Unterschied zu den letzten Jahren, das ich immer an Silvester schlechte Laune hatte, aber dieses Jahr hatte sie wenigstens einen Namen: Sugata. Es war mittlerweile Abend. Es war kurz vor Elf. Gleich würde meine Mutter rüber kommen und mich abholen. Dann würde ich noch eine Stunde lang bei der Feuerwehr rum sitzen, Alkohol in mich rein bechern und dann noch 'ne halbe Stunde Feuerwerk gucken. Damit war der Abend für mich dann auch schon wieder vorbei. Wie jedes Jahr würde ich nach Hause gehen und mich in mein warmes Bett legen. Es war wirklich jedes Jahr dasselbe. *grmbl* Es klingelte an der Tür. Okay, los ging's. Ich war dieses Jahr nicht mal groß gestylt, wie in den letzen Jahren. Da es dieses Jahr mit 15°C am Tag ziemlich warm für den Winter war, hatte ich mein schwarzes Top und eine schwarze Hose angezogen. Dazu hatte ich eine Strickjacke, meine Turnschuhe, beides in Schwarz und meine geliebte, aber irgendwie traurig aussehende, Mega-Locken-Frisur. Die war eigentlich auch das einzig gestylte an mir, der Rest sah ziemlich kläglich aus. Ich fühlte mich, als würde ich zu einer Trauerfeier und nicht zu dem ach so berauschenden Jahreswechsel fahren. So machte ich mich mit meiner Mutter auf den Weg, um festzustellen, dass alles genau dasselbe, wie in den letzten Jahren war. Der Beamer übertrug irgendeine Countdown-Show mit Party-Liedern auf eine Leinwand und die Leute saßen an Tischen verteilt, tranken Bier, zündeten Tischfeuerwerke oder sangen die albernen Partysongs mit. Also setzte ich mich auf einen der freien Plätze und bestellte mir ein Bier. Das war genau das, was ich jetzt brauchte. Da hier eh keiner auf mich achtete, war es relativ egal wie viel ich trank und das kam mir gerade recht. Andererseits war es schon halb 12, also nicht mehr allzu viel Zeit. Ich fühlte mich jetzt genau wie ich aussah: einfach kläglich. Letztendlich schaffte ich doch noch zwei Bier, das Schlimmste stand mit jedoch noch bevor: der Champagner. Ich hasste dieses Zeug und ich wusste genau, dass mir das Ganze meistens ziemlich schnell zu Kopf stieg. Als ich aber auch diesen hinter mir hatte, versuchte ich relativ beschwippst die Treppe zum Hof, auf dem die Feuerwerke gezündet wurden, unverletzt zu meistern. Nur mit Mühe klappte auch das und so freute ich mich auf die frische Luft. Endlich wieder durchatmen. Und dann nur noch eine halbe Stunde bis ich endlich wieder in meinem Bett lag. Ich drehte mich um und überlegte, ob ich nicht jetzt schon gehen sollte, als mir zwei Personen auffielen, die gerade die Straße hochkamen. Ich wunderte mich. Sonst war hier doch immer nur die Familie aus dem Häuschen gegenüber gewesen und langgegangen war hier erst recht niemand. Ich versuchte im Halbdunkel irgendetwas zu erkennen. Nach einem kurzen Moment fiel mir etwas auf. Konnte das die Möglichkeit sein? Ich starrte diese beiden Personen an, bis ein mit besonders vielen "Aahs" und "Oohs" bestaunter Feuerwerkskörper, Licht ins Dunkel brachte und meine Vermutung bestätigte. Da lief gerade seelenruhig Kita mit diesem miesen ("'tschuldigung") Arschloch von Sugata an mir vorbei. Plötzlich schien Sugata mich bemerkt zu haben. Er warf mir einen traurigen Blick zu, als wollte er sagen, er könne nichts dafür und wäre vollkommen unschuldig. Ich antwortete ihm lediglich mit einer eisigen Mine und drehte mich weg. Von dem hatte ich eindeutig genug. Ich fühlte mich, als hätte mich ein Zug überrollt. Kein guter Start ins neue Jahr. Ich wollte nur noch weg von hier. Ich machte mich auf die Suche nach meiner Mutter, fand jedoch nur Keisuke, dem ich Bescheid sagte, dass ich nach Hause gehen würde. Jedoch hatte ich gar keine große Lust jetzt schon ins Bett zu gehen, zumal ich sowieso noch beschwippst war und frische Luft jetzt wohl das Beste für mich war. Also nahm ich mir vor noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Ich ließ mir noch mal alles genau durch den Kopf gehen. Alles von Anfang an. Selbst den Tag an dem ich Sugata das erste Mal gesehen hatte. Bis zu dem Punkt an dem wir jetzt standen. Aber standen wir überhaupt zusammen an diesem Punkt? Ich meine, es konnte genauso gut sein, dass ich all diese Gefühle ganz alleine hegte und für Sugata das ganze nur ein Spiel war und er mir deshalb nichts von der Feier mit Kita erzählt hatte. Wie würde es mit uns weitergehen? Es war ein schreckliches Gefühl in dieser Schwerelosigkeit, diesem Nichts der Gefühle, leben zu müssen. Plötzlich schreckte ich aus meinen Gedanken hoch. Jemand rief meinen Namen: "Miki?" Ich schaute in die Richtung aus der die Stimme kam. Ich war doch tatsächlich schon beim "Misehon", dem Buchladen, in dem Sugata arbeitete. Zunächst sah ich gar nicht, wer mich gerufen hatte, da dieser jemand im Dunkeln stand. Doch dann trat die Person in den Kegel einer Laterne. Es war Sugata. Er sah nicht sehr gut aus, als wäre er plötzlich krank geworden. Ich ging auf ihn zu. Sofort war ich wieder komplett nüchtern. "Sugata, was hast du? Du bist total blass.", fragte ich ihn besorgt, während er sich an der Laterne festhielt. Nun hatte sich auch mein Zorn wegen Kita in Luft aufgelöst. " Es ist nichts. Mir ist nur ein bisschen schwindelig. Glaub mir.", fügte er in nachdrücklichem Ton hinzu. Offenbar hatte er meinen misstrauischen Blick bemerkt. Jedoch wusste ich nicht, was ich ihm noch glauben sollte und was nicht. Und so wie er aussah, ging es ihm wesentlich schlechter, als er vorzugeben versuchte. Er zog seine Jacke aus. Was sollte das nun wieder. "Was-" "Dir ist kalt, du zitterst am ganzen Leib.", fiel er mir ins Wort und legte mir behutsam seine Jacke auf die Schultern. Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie kalt es geworden war, da ich die ganze Zeit in Gedanken versunken war. Das war jetzt allerdings ziemlich nebensächlich. Ich versuchte, ihn umzustimmen: "Aber-" "Kein Aber", wieder fiel er mir ins Wort. "Irgendwie muss ich dich ja dazu bringen hier zu bleiben. Und ich glaube nicht, dass du einfach mit meiner Jacke abhaust." Er setzte ein schiefes Lächeln auf, fing jedoch kurz darauf stark an zu husten. " Sugata? Ist wirklich alles in Ordnung? Soll ich einen Arzt rufen?" Besorgt legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. Immer noch am Husten winkte er jedoch mit einer kurzen Handbewegung ab. "Es geht schon..." Ich rückte ein Stück näher an ihn, damit ihm nicht zu kalt wurde. "Verdammt! Warum ausgerechnet jetzt?!", rief Sugata wütend und wandte sich dann an mich. "Es tut mir alles schrecklich Leid, aber ich konnte dir einfach nicht sagen dass ich mit Kita feiern würde." Wieder fing er an zu husten. "Das ist doch jetzt gar nicht so wichtig. Du musst dringend zu einem Arzt!" "Nein!", fuhr Sugata mich an, sodass ich zurück schrak. " Bitte hör mir erst zu. Ich weiß nicht, was passieren wird, aber ich möchte, dass du eines weißt: Ich liebe dich und zwar nur dich." Ich starrte Sugata an. Was sollte dieses Gefasel, von wegen "Ich weiß nicht, was passieren wird"? "Wieso sagst du mir das jetzt?", fragte ich ihn, bemerkte aber, dass es ihm immer schlechter ging. Er fasste mich an den Schultern und schüttelte mich leicht. "Hast du verstanden, was ich dir gesagt habe?" Ich nickte, aber er war noch nicht fertig. Jedoch schienen ihn seine Kräfte zu verlassen. Man konnte es kaum mehr als ein Hauchen nennen, als er zu mir sagte: "Bitte, glaub mir einfach..." Plötzlich sackte er in sich zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)