Tage wie diese... von yume22 (Life sucks! (Kap11 ist da)) ================================================================================ Kapitel 1: Life sucks! ---------------------- Tage wie dieser... Autor:yume22 Beta: noch keinen aber es wäre nett, wenn sich jemand melden würde^^ Disclaimer: Alles mir^^ Yue ist mir, Alex ist mir und alle anderen auch*freu* Rating: Gewalt, Drama, Insgesammt, für die ganze FF: Gewalt, Drama, Romantik, Shonen Ai, Angst, Death, Depri, vielleicht auch ein bisserl Humor, mal sehen^.~ Gewidmet ist es Ileana22(die es vielleicht nicht einmal lesen wird-.-) und Psy-chan*umknuddel* Kapitel 1 "Life sucks!" Es war einer der Tage an denen man sich einfach nur entspannen wollte. Auf die Bank legen, nach oben in den Himmel schauen um die Ruhe einer, sich wohlverdienten, Freistunde zu genießen. Doch wie sooft im Leben wird einem nicht einmal das gegönnt. Yue, ein etwa sechzehnjähriger Junge, mit blonden Haaren, die in der Sommersonne fast wie Gold aussahen, lag auf so einer besagten Bank und schaute gerade hoch in die Wolken. Doch als sich ein Schatten auf ihn legte ahnte er bereits, dass es nicht dabei bleiben sollte. Seine blauen Augen, fixierten die Ursache des Schattens und schlossen sich für einen Moment, dann richtete er sich auf. "Hallo, Max. Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte er mit gespielten Interesse und suchte insgeheim schon nach einer Möglichkeit einfach davonzurennen aber das erschien ihm als unmöglich, da der große, schwarzhaarige, bullige Junge nicht alleine war. Seine Freunde und Wegbegleiter kamen hinter ihm vor und versperrten die einzigen Fluchtwege, sogar hinter Yue tauchte jemand auf. "Ja, das kannst du wirklich. Du bist doch so intelligent. Dann sag uns doch was als nächstes passiert.", lachte Max hämisch und schaute abwertend auf den Kleineren herunter. Was als nächstes passieren würde? Innerlich lachte Yue auf. Natürlich wusste er es. Schließlich war diese Begegnung mit den, mal nachzählen, fünf großgewachsenen Jungen, die eines gemein hatten-Ihr IQ, kam zusammen gerade mal auf den von Yue und ihre Muskeln, schienen ihr, für sie selbst, einziges positives Merkmal zu sein-, nicht seine erste. Ja, sie würden ihn ganz sicher wieder in ihre herzliche Umarmung schließen, ihn so verprügeln, dass er am Ende wieder Biologie schwänzen müsste. Auf die Dauer begann es langweilig zu werden aber was sollte er tun? Er hatte es nun mal im Hirn und nicht in den Muskeln, schien prädestiniert für diese alltäglichen Traktionen seiner älteren Mitschüler. Aber das war ja nicht das Einzige. Nein, er musste ja auch noch ein Japaner sein, zur Hälfte zwar aber das reichte vollkommen aus. Hochintelligent und gutaussehend...keine sehr gute Mischung. Als Antwort gab er nur ein Schulterzucken von sich und schaute sich in der Reihe der etwa 1.80- 1.90m großen Schränke um. Wieso eigentlich immer er? Dachte er und seufzte laut. Das erschien den anderen als das erwartende Zeichen und von hinten legten sich zwei Arme um seine Schulter, zogen ihn zu sich und hielten ihn daraufhin fest umklammert. "Keine Antwort, falsche Antwort.", lachte ein etwas kleinerer dicker Junge und sah wartend zu Max, der näher zu Yue kam und sich zu diesem herunterbeugte. "Du darfst es dir aussuchen. Sagen wir es ist ein Geschenk zu deinem Jahrestag. Gesicht oder alles unterhalb?", flüsterte er ihm zu und grinste ihn dreckig an. War es denn wirklich schon ein Jahr her, seit er in dieses tolle Land, diese tolle Schule kam? Hm, anscheinend. Aber so konnte man es dann auch wieder nicht sagen. Er mochte es hier. Wirklich. Aber dieses ständige Verprügeln, Sticheln und der Neid der anderen gingen ihm langsam, auf die Nerven. Aber eigentlich war es doch überall gleich. Egal wo er sich aufhielt war er ein Außenseiter. Ein blonder Japaner, mit blauen Augen? Das Probebeispiel für jedes Gen Labor. Sein einziger Freund, war ein Mädchen, Jessy, und die befand sich gerade in ihrem Matheunterricht. Tolle Aussichten. Wieder schaute er sich um und gab sich gedanklich eine Ohrfeige. Warum musst er sich immer die abgelegensten Stellen aussuchen um sich zu entspannen? Kein Mensch war da. Weit und breit nur ein leerer Platz, einem Hinterhof gleich. "Unterhalb, bitte...", erwiderte Yue sarkastisch und verzog das Gesicht. Sollten sie wenigstens sein Gesicht da raus lassen. Dann müsste er seiner Tante nicht erklären müssen, warum er einen blauen Rand um seine blauen Augen hatte. Als Verzierung vielleicht? Innere Verletzungen wären gut zu verstecken, dann blieben die lästigen Fragen weg. Ein letzter kurzer Blick zu Max und dieser rammte Yue auch schon seine Faust in den Magen. Dieser sackte nach vorn und hing in den Armen, des Jungen hinter ihm, dessen Namen sich als Dean herausstellte. Drei, vier Schläge nach dem ersten, ließ ihn der Junge los und er fiel auf den Boden, hielt sich die Hand vor den Mund und wischte sich damit das Blut herunter, das er, in nicht gerade wenigen Mengen, herausspuckte. Nach dieser kurzen Verschnaufpause, kam der Einsatz der restlichen vier Jungs. Jeder einzelne von ihnen, fing an Yue zu treten. An seine Beine, Bauch, Hände und die restlichen Stellen, die er nicht bedecken konnte. Während sie auf ihn einschlugen zeigte er keinerlei Regung, es erschien fast so als nähme er das alles emotionslos auf und die Schläge träfen auf taube Stellen. Doch dem war nicht so, die Schläge trafen keineswegs auf taube Stellen. Alles brannte und vereinzelt hörte es sich sogar an als ob etwas brechen würde. Ein Blick auf seine Hand verriet ihm, dass es wohl einer seiner Finger sein musste. Dann fühlte er einen stechenden Schmerz in seiner Brust und krümmte sich zusammen. Jetzt mussten wohl eine oder zwei seiner Rippen dran glauben. Schwach hob er seinen Kopf und sah hoch zu Max, der sich zu ihm herunter beugte. Haben sie etwa schon genug? Unsanft wurde sein Kopf an den Haaren nach oben gezogen. "Hm, du hast wirklich Glück heute, Kleiner.", spie Max und deutete den anderen an den Ort zu verlassen, dann ließ er Yues Haare los, so dass dieser schmerzvoll auf den Boden landete. Als sie weg waren, versuchte er sich zu regen, fasste sich an den Kopf und strich über eine feuchte Stelle. Auf seiner Hand, die er sich dann vor sein Gesicht hielt, war ein roter Fleck. Seufzend und stöhnend versuchte er aufzustehen und rappelte sich an der Wand auf nur um an ihr wieder herunterzurutschen. Es ging einfach nicht. Keuchend hielt er sich seine gebrochene Rippe und mit seiner gesunden Hand versuchte er sich auf dem Boden abzustützen. Plötzlich erkannte er verschwommen wie jemand auf ihn zukam. Eine große Person, mir langen Haaren? Ein Junge? Der Junge kam zu ihm und beugte sich herunter, sah ihn aus braungrünen Augen an. Desinteressiert ignorierte Yue ihn und versuchte weiterhin aufzustehen. Bis der andere einfach handelte, ihm unter die Arme griff und hochzog. Wütend schlug Yue dem Jungen den Arm weg und funkelte ihn böse an, keuchte vor Schmerz über die eben vollbrachte schnelle Handlung auf. "Finger weg. Ich schaff das allein...", zischte er und schwankte zu seinem Rucksack, der neben der Bank lag, auf die er zuvor noch entspannt hatte. Er hob ihn hoch, holte ein Handtuch heraus, und wischte sich den Mund ab. Als er es betrachtete merkte er, dass es sich stetig rot färbte. Diesmal musste es schlimmer sein als all die Male zuvor, kam ihm der Gedanken und er fing an zu husten. Er nahm den Rucksack hoch und legte ihn sich vorsichtig um die Schulter. "Du solltest dir helfen lassen, damit ist nicht zu spaßen. Ich bin übrigens Alex....", der Junge, der sich als Alex vorgestellt hatte hielt inne als er den bestimmenden und gleichgültigen Blick Yues auf sich sah. "1. ist das nicht das erste Mal, 2. brauche ich die Hilfe von niemanden hier, ihr seit doch alle gleich! und 3. interessiert mich nicht wer du bist, verstanden?", zischte er leise und lief schwankend an der Wand entlang, an Alex vorbei. Kurz bevor er das Gleichgewicht verlor, fing ihn Alex auf, sah besorgt auf den Blonden herab. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und Alex hätte schwören können so etwas wie Dank in den Augen des Verletzten zu sehen. Doch das war bestimmt nur Wunschdenken, denn Yui schlug um sich und veranlasste Alex ihn loszulassen. "Fass mich nicht an! Ich kenne dich, du bist immer mit diesen Gorillas zusammen. Sie hören auf dich, was?", er lachte verächtlich und schaute Alex dabei nicht an, ging an ihm vorbei. "Entweder du hast auch deinen Spaß mit mir und lässt deine unterdrückten Minderwertigkeitskomplexe an mir aus oder du lässt mich einfach in Ruhe.", spie er und lächelte gequält. Als Alex Yue hinterher schaute, erkannte er einen rote Stelle an dessen Hinterkopf, welcher die blonden Haare langsam rot färbte. Er wollte ihm hinterher, ihm helfen aber dann kamen ihm dessen Worte in den Sinn. Dabei wollte er dem Jungen doch nur helfen. Seufzend sah er ihm noch eine ganze Weile nach, wie dieser schwankend aus dem Hinterhof lief, sich an einen Fahrradabstellplatz setzte und anscheinend auf jemanden wartete. Alex blieb in sicherer Entfernung, ließ Yue nicht aus den Augen. Plötzlich wurde die große Eingangstür der Schule geöffnet und mehrere Personen traten heraus. Unter ihnen auch ein großes Mädchen mit langen dunkelblonden Haaren, welches direkt zu ihrem Fahrrad lief und dann aber plötzlich ihre Schritte rapide erhöhte und zu Yue rannte, ihm etwas zurief. Nun hatte er wohl jemanden, der sich um ihn kümmern würde, dachte sich Alex und drehte sich um. Irgendwie war ihm diese Tatsache unangenehm aber nähre darauf eingehen wollte er dann auch nicht. Es war doch sowieso schon alles verwirrt genug. "Yue! Was ist passiert? Chibi?", ihre Stimme war besorgt. Das Mädchen beugte sich zu Yue hinunter und fasste vorsichtig über dessen wunde Stellen, auch über seinen roten Hinterkopf. "Hatte nur ne nette Begegnung mit meinen Freunden. Nimmst du mich mit zu dir, Jessy?", erwiderte er schwach und wollte sich wieder aufrichten doch irgendwie schien er sich nicht bewegen zu können. Also blieb er einfach sitzen. Jessy nickte, half ihm sich aufzurichten und wandte sich dann wieder an ihren Freund. "Kannst dich an mir festhalten? Dann fahren wir nach Hause....", fragte sie und zeigte auf den Gepäckträger ihres Fahrrades. "Ich glaube schon. Es tut sowieso weh also kommt es auf das mehr oder weniger auch nicht mehr an...", lächelte er schwach und schaffte es mit Jessys Hilfe auf den Gepäckträger. Dann fiel ihr noch etwas ein und zeigte auf ihrer beider Rucksäcke. "Warte kurz, ich tu unsere Rucksäcke in mein Schließfach und hole sie nachher ab.", rief sie ihm zu und rannte zurück in das Gebäude, kam nach einigen Minuten wieder, lächelte ihn an. Dann setzte sie sich auf ihr Fahrrad, wartete bis sie Yues Arme um ihre Taille spüren konnte und fuhr los. Als sie bei ihr zuhause ankamen, führte sie ihn direkt in ihr Zimmer. Zum Glück schien keiner da zu sein. Mit einem Verbandskasten kam sie zu ihm, setzte sich zu Yue auf ihr Bett. "Yue, wir müssen deine Wunden versorgen...", sagte sie leise und zog ihm sein Hemd aus, erschrak. Überall sah man Prellungen, blaue Flecken, die langsam grün wurden. Oberhalb seiner Brust prangte eine grünblaue Stelle. Sie schüttelte den Kopf und wollte aufstehen aber Yue hielt sie davon ab. "Kann ich mich an dich lehnen. Nur für ein paar Minuten? Ich muss meine Augen für nen Moment schließen..", fragte er leise und als sie stumm nickte, sich wieder hinsetzte, legte er seinen Kopf auf ihre Schulter, lehnte sich an sie und schloss die Augen. Sanft strich sie ihm durch seine Haare, wohl darauf bedacht nicht an seine wunde Stelle zu kommen, hauchte ihm einen Kuss auf dessen Stirn. "Das kann nicht so weiter gehen, Yue. Wir müssen etwas tun...", sagte sie leise und wurde nachdenklich. "Wir können nichts tun. So ist das Leben. Die einen leben sich aus und die anderen warten bis diese verkorkste Zeit ihr Ende findet und alles vorbei ist...". er hielt kurz inne und seufzte. "Mein Leben stinkt, Jessy. Und ich kann nichts dagegen tun..." TBC Na wie wars? Hm, es soll etwas ernster werden. Reviews wären toll^^ Kapitel 2: The look in your eyes -------------------------------- Auotr:yume22 Beta: Bis jetzt nur ich^^ Rating: Nichts besonderes, Yue ist leicht depri^^ Thanx an: Vina und Ileana22*euch umknuddelt* @Vina: Danke^^ Hoffentlich gefällt dir auch dieses Kapitel^^ @Ileana22: Du weißt ja wie ich dein Kommi finde*es dir gesagt hat* Aber Danke *knuddel* Kapitel 2 'The look in your eyes' Der erste Eindruck ist der Wichtigste. Die erste Begegnung, die am meisten aussagt. Doch vielleicht liegt in der zweiten Begegnung die Wahrheit... Die es in der ersten nicht bedarf. (© Christina Giordano) "Hey, Kleiner. Solche hübschen Augen sind zum sehen da..." Hm, warum wollte ihm dieser langhaarige Idiot gestern helfen? Erst ne Runde verprügeln und dann Gruppenkuscheln? Und warum erinnerte er sich ausgerechnet jetzt, in seinem Matheunterricht an seine erste Begegnung mit diesem...diesem... Es lag ihm auf der Zunge. Idiot, Trottel, Möchtegern, Psycho? Hm,.... Nachdem sich die Stimme seiner Lehrerin endlich zu ihm durchgerungen hat, hob er seinen Kopf etwas und schaute sie emotionslos an. "Yue, zum dritten Mal. Sag mir die Nullstelle der Funktion oder ich muss dir eine sechs eintragen..." Eine sechs? Hm, warum nicht? Aber als er dann zur Tafel schaute und die Aufgabe sah, seufzte er innerlich auf. Dafür eine sechs zu kassieren ist lächerlich... "Die Nullstelle ist (0/1)...", sagte er und stand auf, richtete sich an seine Lehrerin, die ihn verblüfft ansah. "Frau Scholl? Kann ich für einen Moment nach draußen, mir geht es nicht so gut..." Sie überlegte zwar aber schließlich nickte sie ihm zu, wandte sich an die restlichen Schüler. "Die einen können es, die anderen nicht. Nehmt euch an Yue ein Beispiel...", den Rest hörte er nicht mehr, da er schon regelrecht aus dem Klassenzimmer geflüchtet war. Warum immer er? Warum müssen Lehrer nur so derart gefährlich für Schüler wie ihn sein. Wen interessierte es denn schon, dass er der beste im Kurs war. Keinen. Wen interessierte es, dass sein Tutor und restliche Lehrerschaft ihn anscheinend vergötterten? Niemanden! Nicht einmal ihn selbst. Shit, das brachte ihn nur noch mehr Schläge ein. Dabei waren die anderen noch nicht mal verheilt. Er hatte einen ganzen Tag überstanden. Sein persönlicher Rekord. Einen lauten Seufzer später, befand er sich auf dem großen Schulhof, setzte sich auf eine Bank und schaute sich um. Diesmal war er nicht alleine. Vereinzelt saßen Schüler aus den höheren Jahrgängen auf den Bänken und unterhielten sich. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sah er das alles vielleicht eine Spur zu negativ? Nein, bestimmt nicht. Plötzlich tauchten wieder dieselben braungrünen Augen vor sich auf, dieselben verdammten Augen und diese äußerst blöden langen schwarzen Haare. Ein Junge mit langen schwarzen Haaren... "Hey, Kleiner. Solche hübschen Augen sind zum sehen da..." Als Yue sich an dessen erste Begegnung mit Alex erinnerte, erschauderte er kurz. Dieser Typ war ihm schon von Anfang an unsympathisch. So einen blöden Spruch loszulassen. Innerlich schüttelte er den Kopf. Wäre er einfach ruhig geblieben dann hätte er ihn vielleicht sogar sympathisch gefunden aber so... Flashback Yue erwiderte nur ein leises Grummeln auf diese äußerst blöde Anmache, des Älteren und ging an ihm vorbei. "Ich kann sie mir ja herausreißen und sie dir geben...", keifte er zurück und ging an dem Jungen vorbei. Dessen Namen er zwar nicht kannte aber der ihn auch nicht wirklich interessierte und strich sich durch seine blonden Haare. Plötzlich hörte er vor sich etwas und blieb stehen, schaute auf. Vor ihm stand ein großer bulliger Junge mit braunen abwertenden Augen und sah auf Yue herab. "Bist ja sehr vorlaut, Kleiner. Nen bisschen mehr Respekt vor unserem Boss...", flüsterte er ihm zu und grinste dreckig, fügte leise etwas hinzu. "Der Neue, was? Habe schon von dir gehört. Sollst ja ein intelligentes Bürschchen sein und so hübsch...", er nahm ihn an den Haaren und zog seinen Kopf zu sich, doch als er die bestimmten Blicke des Anderen auf sich sah, ließ er sie los. "Max, lass das. Es ist OK.", rief er ihm zu und Max ließ endgültig von Yue ab, schnaubte und ging zu seinem 'Boss'. Ohne zurück zu schauen, atmete Yue einmal tief durch und ging dann den Gang entlang. Die Blicke, welche ihm besorgt und teils auch bewundernd zugeworfen wurden ignorierend, verschwand er in einem der Kursräume und setzte sich auf einen Stuhl, vergrub das Gesicht in seinen Händen. Als sich jemand neben ihn setzte und ihm eine Hand auf seine Schulter legte, blickte er schwach auf und wandte sich dann wieder ab. "Hi, Jessy...", nuschelte und schloss seine Augen. Die paar Minuten bis Unterrichtsbeginn wollte er einfach nur still vor sich hin leiden. Das große schwarze Loch begann sich zu öffnen und er wollte nichts sehnlicher als hineinzuspringen... "Komm schon Chibi, was ist passiert? Ich habe gehört, dass sich ein Neuling mit Max und Alex angelegt hat. Du weißt nicht vielleicht wer das sein könnte?" Jessy wuschelte Yue durch die Haare und lehnte sich zurück, wartete auf dessen Antwort. Yue richtete sich auf und seufzte, ballte seine rechte Hand zur Faust während seine linke einen Stift hielt und diesen fast in zwei brach. "Warum immer ich? Steht auf meiner Stirn, dass ich auf Ärger aus bin? Dieser Typ hat mich blöd angemacht und ich habe eines meiner Kommentare abgegeben. Dann ist dieser andere Schrank gekommen und wollte mir Manieren einhämmern...Survival of the fittest und ich mitten drin..", stöhnte er und ließ den Stift los, sah nach vorn wo auch schon sein Lehrer auftauchte und ihn ansah. Daraufhin verstummte er und schaute als läge das gesamte Leid der Welt auf seinen schmalen Schultern. "Ach was, du überreagierst da bestimmt wieder. Ignoriere sie wie du es immer tust und sie verlieren das Interesse an dir..." "Jessica, Sie sind ja schon so fleißig am Reden da könne sie mir bestimmt auch sagen was am 14.7.1789 stattfand?", kam die ironische Stimme des Geschichtslehrers, der mittlerweile vor den beiden auftauchte. "Der Sturm auf die Bastille", kam es synchron von den beiden und obwohl Yue nicht in der Stimmung war zu lachen, musste er wohl oder übel schmunzeln und sah grinsend zu Jessy. Flashback Ende Ja, jetzt ist es schon ein ganzes Jahr her, seit er hier auf die neue Schule kam und? Nichts hat sich geändert. Er nicht und auch nicht seine Mitschüler. Alex' s 'Gang' hatte ihm seit diesem Tag im Visier und wurden zu echt 'guten' Freunden, denen es immer an seinem 'Wohl' lag. Sehr zu seinem Leidwesen. Warum ließen sie ihn nicht einfach in Ruhe? Yue seufzte laut und sprang von der Bank, hielt sich aber dann seine Rippe und keuchte. Es war wohl doch etwas zu schnell... Langsam machte er sich wieder auf den Weg zurück in den Unterricht. Sehr langsam. Wie er diesen Alltag doch eigentlich hasste. Immer derselbe Trott, dieselben Schüler, dieselben Schläge und dasselbe Getuschel. Vorher war es alles auf japanisch und jetzt halt auf deutsch aber etwas geändert hat sich nicht. Leider... Na, dann auf in das Getümmel und sich weitere vier Stunden zumüllen lassen. Würde es denn an der Uni wirklich besser sein? Wer weiß... ****** "Tadaima, Tante Ayako." Als ob das wirklich jemanden interessieren würde? Dachte Yue und seufzte, ging geradewegs in sein Zimmer, schmiss seinen Rucksack in die Ecke und zog seine Jacke aus. Dann öffnete er den Schrank und stellte sich vor den Spiegel, der sich an der Schranktür befand, zog sein Hemd hoch. Yue neigte seinen Kopf und sah auf die blauen Stellen an seinem Oberkörper. Sie waren seit gestern nicht zurückgegangen, nein im Gegenteil, sie fingen nun an grün und sogar etwas schwarz zu werden. Besonders die Stelle oberhalb seiner Rippen, nahm einen dunkelgrünen bis schwarzen Ton an. Er zog sein Hemd wieder runter und schloss den Schrank, verließ sein Zimmer. Als er gerade auf dem Weg ins Bad war, kam die Stimme seiner Tante, die ihn in das Wohnzimmer rief. Murrend folgte er ihr und stand, als er sah wer sich dort mit seiner Tante befand, ratlos an der Wohnzimmertür. "Nani? O-basan?" Warum sprach er eigentlich immer japanisch, wenn eine fremde Person im Raum war, der er nicht vertraute? Vielleicht war es ja eine Art Schutz? Eine Art der freien Kommunikation ohne, dass gleich jeder weiß worüber gesprochen wird? Vielleicht... Seine Tante wandte sich zu ihm und stellte den Gast vor, der sich zu ihrer linken befand. Ein gutgekleideter Mann im reiferen Alter, mit grauen Ansätzen in seinem schwarzen kurzen Haar. Seine braungrünen Augen sahen freundlich zu Yue und schienen ihn eindringlich zu mustern. Yue blieb immer noch an der Tür stehen und nickte dem Herrn zu. "Yue, das hier ist Mr. Benning. Er ist ein alter Freund deiner Mutter...", sagte sie und lächelte. Lächelte wie es sich für eine japanische Gastgeberin gehörte, dachte Yue abwertend und schnaubte. Was wollte er? Alte Geschichten über seine Mutter ausgraben, lachen und glücklich wieder abziehen? Ohne ihn. Er wollte sich umdrehen und weg gehen, da wandte sich Mr. Benning persönlich an ihn. "Yue, also. Du bist deiner Mutter wirklich sehr ähnlich....", sprach er ihn bestimmend an und zwang Yue damit sich wieder zu ihm herumzudrehen, ihm zuzuhören. Dann sprach er weiter. "Ayako hat mir von euren finanziellen Schwierigkeiten erzählt. Sie kann die Wohnung nicht mehr halten und hat mich um Hilfe gebeten." Yue sah fragend zu seiner Tante, die ihren Kopf neigte und seinen Blick somit auswich. Er schien es schon zu ahnen was als nächstes kommen sollte und schaute starr zu dem älteren Mann, der ihn, so unglaublich es auch schien, an jemanden erinnerte... Das was als nächstes gesagt wurde, ließ Yues Stimmung um noch ein paar Grad sinken. Fassungslos schaute er zu den beiden erwachsenen Personen und schwieg. Er brachte keinen einzigen Ton heraus. Wo war er gelandet? In der Hölle? "Für einige, unbestimmte Zeit werdet ihr ihn meine Villa ziehen, bis deine Tante euch beide finanziell halten kann. Wenn es euch beiden gefallen sollte könnt ihr natürlich auch dort wohnen bleiben..." Seine Welt zerbrach, just in dem Moment als er in diese Wohnung kam. Er sollte zu jemandem ziehen, der sich ihm nur verpflichtet fühlte, weil er seine Mutter kannte? Er wäre angewiesen auf einen Fremden! Ohne etwas zu sagen, drehte er sich um und verschwand in seinem Zimmer, legte sich auf sein Bett und schaute an die Decke. Warum musst sich alles so plötzlich verändern, nur er blieb gleich? Wieso? TBC So, das wars^.~ Hoffentlich hat es jemandem gefallen^^ Reviews nicht vergessen^^ Kapitel 3: "Acceptance..." oder "My purple sky" ----------------------------------------------- Autor:yume22 Beta: Vina Disclaimer: Wie immer^^ Alles mir *irre lacht*XD Thanx an alle Kommischreiber. Für euer positives Feedback *freu* Nun weiß ich wenigstens, dass meine FF gelesen und auch gemocht wird^^ @Angel-of-Sins: Danke^^ Hoffe, dass dir die Entwicklung gefallen wird... @Vina: Weibliche Intuition? Na, da hat sie aber vollkommen richtig gelegen XD @Angel-of-Sins: Natürlich sage ich dir Bescheid^^ Schön, dass dir die FF gefällt. @dissension: Ja, Yue hats nicht leid aber Alex hat es auch ganz schön schwerXD Besonders, wenn Yue ihn jetzt nur noch mehr hasst*eg* @Loki_Neera: Natürlich wird sie weitergeführt^^ Wie lange weiß ich nicht. Kann endlos werden oder nur ganz kurz. Versuche ein gesundes Mittelding zu finden XD Kapitel 3 "Acceptance..." oder "My purple sky" On this journey full of unpleasant things, I gaze up at the blue sky alone I don't want to lose because of being weak (Pretear Opening) Wie immer eigentlich, verbrachte Yue die kurze Pause von fünf Minuten im Klassenraum, legte den Kopf auf die Tischplatte und stöhnte bzw. seufzte vor sich hin. Stummes Leiden wie er es so schön nannte. Jessy beobachtete dieses Verhalten schon den gesamten Vormittag und entschloss sich ihren Chibi darauf anzusprechen. "Du bist mir zu deprimiert, Chibi. Sag schon was ist los...?", seufzte sie und strich Yue durch die Haare. "Jessy...breche mir doch einfach mein Genick...", stöhnte der Angesprochene und schaute leicht übertrieben theatralisch zu ihr, nahm ihre Hand und legte sie um seinen Hals. "Nee, ich brauch dich noch aber ich komme sicher darauf zurück...", lachte sie und nahm ihre Hand von Yues Hals, strich ihm ein paar seiner blonden Strähnen vom Gesicht. "Komm schon erzähl, wir haben noch knapp vier Minuten bis Herr Weiland kommt und uns wieder nette Geschichtchen über die Evolutionsgeschichte erzählt..." Wieder kam nur ein tiefes, leidendes Seufzen. Doch diesmal fing Yue an zu reden. "[....] Und das heißt, dass ich bei diesem Benning wohnen muss. Ich hasse es, wenn andere denken sie müssten aufgrund meiner Eltern so etwas wie Mitgefühl zeigen. Es interessiert mich nicht ob er sie kannte oder ob ich wie meine Mutter aussehe. Sie sollen mich ganz einfach in Ruhe lassen!", sein Ton wurde etwas lauter und wütender. Er richtete sich auf zerknüllte ein Blatt Papier, schmiss es in den Papierkorb, der etwas weiter entfernt stand. Die Blicke seiner verwunderten Mitschüler ignorierte er einfach. Wie immer. "Benning?", fragte Jessy nachdenklich und Yue schaute sie irrtiert an. Was war denn jetzt los. Kannte sie diesen Typen etwa? Stumm nickte er und Jessy fuhr leise fort. "So ist das also, na dann..." Wieder nichts. Wie er solche Andeutungen doch hasste. Er sah zu Jessy, sein fragender Blick wurde genervt und er wandte sich schnaubend von ihr ab. "Was ist es? Los sag schon, du kennst den Typen doch nicht etwa?" "Du wirst es schon merken...ich will dir nicht unbedingt auch noch den Vormittag vermiesen...", sagte sie ruhig und schaute nach vorn zu Tafel, erwiderte nichts mehr dazu. Als Yue nach vorne sah, erkannte er auch den Grund dafür. Sein Lehrer stand grummelnd vor ihnen und wies sie an ruhig zu sein. Na toll,... Dann eben nicht! ~*~*~*~*~*~*~ "Vor dem Anwesen der Bennings" Nun war es wohl soweit. Seufzend stand Yue mit seiner Tante vor dem riesigen Tor des Anwesens, in dem sie nun wohnen sollten. Er sah durch das eiserne Tor, welches zehnmal so hoch und mindestens ein paar Meter breit war, wie ein normales. Eine hohe Mauer schien sich über fast einen Kilometer in beide Richtungen, links und rechts von ihm, zu erstrecken. Was war das? Alcatraz? Jessy hatte keinen weiteren Satz darüber verschwendet wer dieser Typ war zu dem er ziehen sollte. Die ganze Zeit murmelte sie nur vor sich hin und schaute nachdenklich zu ihm...dann fing das Gemurmel wieder an. Kopfschüttelnd verdrängte Yue die Gedanken daran und sah zu seiner Tante. "Sollen wir klingeln oder klettern? Oder fallen uns dann irgendwelche Hunde an...oder besser uns erschießt einfach die Wachmannschaft, die sich hinter den Bäumen versteckt.", fragte er sarkastisch und seine Tante schaute ihn nur aus Unverständnis ausdrückenden Augen an, schüttelte den Kopf. Dann ging sie zu einem kleinen Apparat etwas abseits des Tores und drückte einen Knopf, sprach nach einiger Zeit hinein als eine Resonanz kam. Das Tor sprang auf und er betrat mit seiner Tante das Gelände, schaute sich um. Es war wirklich riesig und müsste sich bestimmt über einige Kilometer erstrecken. Yue hatte mal in seinem Geschichtsbuch einen Beitrag zu Versailles gelesen, dem riesigen Schlosses des Königs von Frankreich, Ludwig XIV. Das Gelände erschien ihm sogar fast so groß...nun ja, wenn man es aus nur aus Büchern kannte, konnte man viel sagen. Aber es war wirklich riesig. Sie mussten erst einige Minuten lang laufen bis sie das große Gebäude vor sich sehen konnten. Eine weiße Villa im Stil der Rennaisance. Hm, dieser Benning musste wohl einen ziemlichen Hang zu den Franzosen haben, dachte sich Yue und bewunderte das Anwesen. Es war als würde er in einem riesigen Garten stehen. Um ihn herum befanden sich Rosenbüsche in den verschiedensten Farben und Formen. Doch er zwang sich selbst dazu, nicht mehr dorthin zu schauen und zu staunen. Schließlich war er nicht freiwillig hier! Es war Zwang! Auch, wenn dieser Zwang nicht einmal schlecht aussah. Nun standen sie endlich vor der riesigen Tür und klopften an, es dauerte keine Minute da wurde die Tür aufgerissen und ihn streiften lange schwarze Haare. Einen kurzen Augenblick später drehte sich die Person, welche herausstürmte zu den beiden Gästen, speziell Yue, um. Braungrüne Augen sahen für einen Moment faszinierend und überrascht zu ihm. Wie hieß der noch gleich? Alex? Dieses nervende Etwas, das dachte er könne ihn erst zusammenschlagen und dann helfen? Ja, das müsste er sein. "Was machst du denn hier?", fragte Yue irritiert und schaute ihn fast bösartig an, versuchte dessen irgendwie aufdringlich wirkenden Blick zu ignorieren. Was war denn jetzt los? Er schaute zu seiner Tante, die schon in das Haus ging, sich umschaute und von einer Bediensteten begrüßt wurde. Hilfe konnte er von ihr wohl nie erwarten. Dann sah er wieder zu Alex, der näher gekommen war, neben ihm stand und ihn schief ansah. "Ich wohne hier...", gab dieser selbstverständlich zurück und stellte Yue die Gegenfrage. "Das müsste ich dich eigentlich fragen. Wie hast du dich hierher verirrt? Ist doch sonst nicht deine Gegend...", plötzlich wurde Alex sich bewusst was er gerade zu Yue gesagt hatte und schüttelte den Kopf. "Sorry, das wollte ich nicht...ich meine...du...hier.." Warum traf er eigentlich immer auf diese halbstarken Idioten, die dachten sie seien etwas besseres? Immer er...als sei er ein Magnet. Alex wäre ja gar nicht mal so unsympathisch gewesen aber dieser dumme Spruch hat dem Ganzen die Krönung aufgesetzt. Man, er wusste selbst, dass er arm wie eine Kirchenmaus war, dass musste ihm dieser Shizo nicht auch noch auf die Nase binden. Er ging an ihm vorbei, flüsterte ihm noch etwas zu, während er die Villa betrat. "Tu mir einen Gefallen...stirb einfach oder lass mich für den Rest deines und meines tollen Lebens in Ruhe, OK?" Wieder konnte Alex dem Blonden nur nachsehen. Warum brachte er nicht einen sinnvollen Satz heraus, wenn er mit Yue alleine war? Warum musste dieser ihn nur noch mehr hassen...? Dann kam ihm noch ein Gedanke und der ließ ihn leise aufstöhnen. Es handelte sich bei dem Besuch, der für unbestimmte Zeit kommen würde doch nicht etwa um Yue? Er wäre so gut wie erledigt. In dieser Zeit hatte Yue die Chance ihn noch mehr zu hassen als sowieso schon. Nun war es an Alex leidend und stöhnen wieder zurück in das Haus zu gehen. Auf seine Verabredung, zu der er sowieso zu spät gekommen wäre, hatte er jetzt absolut keine Lust. Der Tag war so gut wie gelaufen. Und Elisa würde ihn, wenn er Glück hätte, sowieso langsam und schmerzvoll quälen und in irgendeine Grube verscharren, sollte sie ihn in die Finger kriegen. Sie war nicht unbedingt jemand, den man einfach abservierte. Auch nicht, wenn es der beste Freund tat. ~*~*~*~*~*~ Yue kam gerade grummelnd aus dem Zimmer des Hausherrn und stieß seine zur Faust geballte Hand an die Wand. "Was denkt er wer er ist!?", knurrte Yue und erinnerte sich an den älteren Mann, der ihn doch tatsächlich wagte etwas vorzuwerfen, zu sagen, dass sein Verhalten dem Ruf seiner toten Eltern schaden würde. Sie wären ja so enttäuscht von ihm. Wie konnte er sich nur anmaßen so über ihn zu urteilen? Verdammt, er benahm sich nun mal unnahbar und distanziert und daran würde er garantiert nichts ändern. Wenn er seine Eltern so gut kannte warum war er dann nicht da als sie... Er merkte nicht wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Yue lief einfach los, öffnete eine Tür und verschwand in dem Zimmer, wischte sich die Tränen weg und schaute sich um. Ein Räuspern ließ ihn sich umdrehen. Nein, nicht schon wieder. "Ähem, geht es dir nicht gut du hast..." "Nichts. Es ist nichts...ich gehe wieder.", erwiderte Yue knapp und wollte die Tür öffnen als Alex plötzlich neben ihm stand, ihm etwas in sein Ohr flüsterte. Wieso flüstert dieser...dieser... Die einzige Antwort darauf bestand aus einem Schauer, der ihm den Rücken herunter lief. "Ich will dir helfen, sag mir doch einfach was passiert ist..." Das war doch jetzt nicht wahr, oder? Der fragte ihn doch nicht wirklich ob er ihm helfen könnte. Wo war er hier gelandet bei den Samaritern? Einer Sekte? Nach außen hin Arschlöcher nach innen hin jedoch die Güte in Person? Nun stand es fest. Das war definitiv die Hölle. "Du willst mir helfen? Oh man, das hätte ich mir eigentlich denken können", spie er sarkastisch und fing dann an zu lachen, fuhr sich durch die Haare. "Du und deine Freunde könnte ja den 'Bund der Yue Beschützer' gründen...", er tat so als würde er überlegen und hob dann theatralisch die Hand, seufzte. Das alles erschien ihm wie ein einziges großes, und vor allem schlechtes, Theaterstück. Er schien die Hauptrolle darin inne zu haben... Man, die sollen sich doch einfach einen anderen Idioten suchen! "Ach ja, das geht ja gar nicht. Du und deine Kumpanen habt ja schon einen Verein gegründet. Den 'machen wir Yue das Leben zur Hölle' FC. Man, lass mich doch einfach in Frieden...", schrie er mittlerweile und wandte sich von Alex ab, wollte gehen. Doch er wurde daran gehindert als er eine Hand an seiner Schulter spürte und ein Schmerz diese durchzuckte. Warum ausgerechnet diese Schulter, dachte Yue und verzog das Gesicht. Hatte der Kerl etwa schon wieder vergessen, dass er vor zwei Tagen erst halb tot geprügelt wurde? Anscheinend... "Warte. Ich will dir doch nur helfen. Ich...", erwiderte Alex ruhig aber bestimmend auf Yues sarkastische Äußerung. "Fass mich nicht an!", zischte Yue wütend und Alex ließ den Kleineren irritiert los. Er schaute zu dem Blonden, der ihn böse anfunkelte und sich schnaubend entfernte. "Such dir jemanden anderen an dem du deine angeblich neugewonnene Hilfsbereitschaft ausleben kannst. Ich bevorzuge es, meine Prellungen, Brüche und sonstigen kleinen Wehwehchen alleine auszukurieren..." Yue drehte sich noch ein letztes Mal zu Alex um und fügte ernst etwas hinzu. Ernst und bestimmend. "Dass ich bei euch wohne heißt nicht, dass ich mich dem Willen von dir oder deinem Vater beugen werde! Es interessiert mich nicht Geringsten was mit euch passiert, was ihr von mir wollt oder ob ihr mich nett findet. Also lass mich einfach in Ruhe und sammle dadurch wenigstens einen Sympathiepunkt." Damit wandte er sich nun endgültig von dem Älteren ab und verließ sein Zimmer, ging auf den Gang und letztendlich raus auf das Gelände, setzt sich an einen Baum. Er schaute auf in den dunkelroten Himmel. Die untergehende Sonne ließ ihn aussehen als stünde er unter Feuer. Sein blutroter Himmel... Dieser sollte nur für ihn rote Tränen weinen. Jetzt wurde er auch noch poetisch. Seine Gedanken schweiften wieder ab. Immer wieder dachte er über Alexs Worte nach. Warum wollte dieser Idiot ihm auf einmal helfen? Wütend nahm Yue einen Stein in die Hand und warf ihn weit von sich. Warum ließ ihn eigentlich nie einer in Ruhe, wenn er es wollte? Das war es also was Jessy ihm nicht sagen wollte. Alex war der Sohn desjenigen zu dem er ziehen würde. Alex Benning. Demnächst sollte er sich wohl über die Nachnamen seiner 'Freunde' informieren. Nicht, dass er irgendwann noch vor Maxs Tür stehen würde. Aber auch, wenn Yue die Gedanken an Alex verdrängte, seine Hilfsbereitschaft weiterhin als Versucht auffasste ihn einfach nur reinzulegen, so gab es als er seine Augen schloss und langsam eindöste nur eines was er sah. Ehrliche und freundliche braungrüne Augen. Augen, die ihn einfach, seit seiner ersten Begegnung mit ihnen, nicht mehr in Ruhe ließen. TBC Das wars für's Erste^^ Wann das nächste Kapitel kommt weiß ich nicht^^' Muss erst meine anderen weiterschreiben aber sobald mir eine Idee kommt, schreibe ich natürlich weiter...also kann es auch nicht so lange dauern *nickt* Was es mit Yues Eltern auf sich hat und ob dieser jemals hinter Jessys Gemurmel kommt...schreibe ich vielleicht schon im vierten Kapitel^.~ Ach ja, das Anwesen der Bennings soll in etwa so aussehen wie Versailles. Nicht ganz so riesig aber in etwa ganz ähnlich. Die Villa erstreckt sich wie ein Schloss sieht aber moderner aus auch, wenn es eher im Still der Renaisannce gebaut wurde. Alexs Vater ist sehr reich...einer der reichsten und einflussreichsten Männer Europas bzw. der Welt^^ Ein bisschen Extravaganz kann er sich also leisten XD Reviews?? Kapitel 4: Friend or Foe? ------------------------- Autor: yume22 Beta: Diesmal keiner… Rating: General Info: Yue erfährt ein kleines Geheimnis über Alex und es kommt zu einer ‚Aussprache’ Thanx an alle Kommischreiber^.^ Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt...hab mich nach der langen Zeit etwas schwer getan. Ist einfach zuviel dazwischen gekommen. Tage wie dieser Kapitel 4 “Friend or Foe?” Open Your Eyes And Look Outside Find The Reasons Why You've Been Rejected And Now You Can't Find What You've Left Behind I've seen your eyes They shined like stars to me And then I saw your soul An empty hall (Aus dem ‘Wolfs Rain OST’ (Glaube ich-.-)Ich weiß leider nicht mehr welches Lied es war-.-) Wie lange lag er schon dort draußen auf dem Rasen? Yue stand schwerfällig auf und stöhnte. Über das alles nachzudenken machte ihn nur schwermütiger als er eh schon war. Aber eines...jemand ließ ihn nicht los.... Warum dachte er immer noch an diesen unausstehlichen, ignoranten, hirnverbrannten, schizophrenen... ....und doch gutaussehenden und manchmal richtig netten Psycho? Mal die Tatsache außer Acht gelassen, dass er sich neuerdings für Jungs zu interessieren schien. Nein, jetzt musste es auch noch dieser eine sein. Alex wollte ihm helfen? Wo war er als er wirklich Hilfe gebraucht hatte? Aber einer Sache war er sich sicher... Jessy würde morgen von ihm belagert werden. Sie müsste ihm alles erzählen was sie über Alex wüsste. Er stand auf und lief wieder in das riesige Gebäude zurück, begab sich direkt auf sein Zimmer. Hunger? Klar, lieber würde er mit knurrendem Magen ins Bett gehen als sich an einen Tisch mit diesem Psycho und seinem Vater zu setzen. Es war einfach schrecklich. Alles war viel zu groß. Das Bett, das ganze Zimmer. So einen Überfluss hatte er noch nie gesehen und ehrlich gesagt wollte er es auch nicht. Nicht von solchen Leuten. Was interessierte ihn, ob dieser Mann seine Mutter gekannt hatte? Es zählte zur Vergangenheit und damit schlug man sich nicht lange herum. Yue kugelte sich auf dem Bett zusammen und vergrubt sein Gesicht in dem großen, weichen Kissen. „Mein Leben ist wie eine Seifenblase, die kurz davor ist zu platzen...“, murmelte er und seufzte. Dann schloss er die Augen, schlief langsam ein. ~~**~~ Der nächste Tag in der Schule verlief wirklich turbulent. Anstatt der Tatsache, dass er Jessy belagern wollte, belagerte sie ihn und fragte ihren Chibi über den gestrigen Tag aus. Sie ließ kaum etwas aus und was sie besonders zu interessieren schien war Alex. Na ja, ein Wunder war das nicht... Wie war es? Habt ihr miteinander geredet? Warst du nett zu ihm...war er es auch? Wie fühlt man sich, wenn man nun in so einer Villa wohnt? Usw. „Stop! Jessy hör auf. Bitte hör auf...“, stöhnte Yue und legte den Kopf auf die Tischplatte. Warum hatten sie ausgerechnet heute eine Freistunde. Nicht mal auf Lehrer ist Verlass. Wenn sie kommen sollen, werden sie krank und bleiben Zuhause. Toll,... Yue fing an zu erzählen. Von der ersten Begegnung an der Tür, die eigentlich schon gereicht hatte. Von dem Gespräch mit dem Hausherrn und seiner zweiten Begegnung mit Alex, die...nun ja, nicht sehr positiv ausgefallen war. „Ich weiß echt nicht, was er von mir will. Ich werde täglich von seinen Kumpanen verprügelt und auf einmal denkt er, er müsste so tun als sei er Mutter Teresa persönlich und mich beschützen...mir helfen? Der soll einfach nur nen Abgang machen und mir und dem Rest der Menschheit einen Gefallen damit tun.“ „Du bist eindeutig zu hart, Chibi.“, kam es ruhig von Jessy, die sich wieder aufsetzte und zurücklehnte. „Wer weiß...vielleicht mag er dich auch einfach nur und versucht dir irgendwie nahe zu sein. Selbst, wenn es heißt, dass du ihn hasst.“ Erst hatte Yue ihr nur mit einem Ohr zugehört, doch dann wäre er fast vom Stuhl gefallen und sah sie nun etwas entgeistert an. „Was? Er mag mich? Sag mal, Jessy?“, er beugte sich vor und legte seine Hand an ihre Stirn. „Hast du Fieber oder nimmst du vielleicht irgendwelche Pillen?“ Sie beugte sich ebenfalls etwas vor und flüsterte ihm etwas in sein Ohr. Das er danach wirklich vom Stuhl fiel, zur Belustigung seiner Mitschüler, nahm sie nur kopfschüttelnd auf und half ihm wieder hoch. „Ähem, er ist schwul? Bist du neuerdings sein Gewissen oder warum weißt du das so genau?“, fragte er etwas zittrig und leise, damit es keiner mitbekam. Als er wieder auf dem Stuhl saß, tippte er sich an die Stirn und zeigte ihr einen Vogel. „Also, wenn du mich verarschen willst, ist das weder der richtige Moment noch das richtige Thema dafür.“ „Yue! Ich meine es ernst. Wir waren früher die dicksten Freunde. Ich, Max und Alex.“ Langsam hatte er die Nase voll. Yue stand auf und nahm seine Sachen und lief zur Tür. „Man, seid ihr alle durchgedreht? Mir ist egal wer oder was er ist. Ich will meine Ruhe und wenn ich es mir auf ein T-Shirt drucken lassen muss, mache ich das! Diese ganze Truppe soll zur Hölle fahren und Alex per Eilflug direkt hinterher.“, damit verließ er den Raum und lief raus, direkt auf den Sportplatz. Ihm war alles egal. Waren diese Gorillas draußen? Wenn ja, dann sollten sie ihn doch verprügeln. In seiner jetzigen Stimmung würde er sich sogar wehren. Aber es war keiner da. Seufzend bückte er sich nach einem Fußball und fing an zu dribbeln . Vor der Elfmeterlinie blieb er stehen und schaute sich noch mal um. „Mal sehen, wie lange ich Ruhe habe...“, flüsterte er und winkelte sein Bein an, machte sich bereit für den Schuss und schoss auch schon auf das leere Tor. Wie lange hatte er schon nicht mehr gespielt? Viel zu lange... Nach einiger Zeit jedoch, sollte es nicht bei der verdienten Ruhe bleiben. Plötzlich schoss an ihm, zeitgleich zu seinem Schuss, ein Ball vorbei auf das Tor. Yue drehte sich um und schaute nicht auf, irgendwie ahnte er bereits wer es war. „Wir haben auch ein Fußballfeld und können ja gerne mal zusammen spielen.“, rief ihm Alex zu und kam näher. Komm nicht näher!“, zischte er und hob seine Hände abwehrend. „Du bist echt ne Zicke...“, kam es seufzend und Alex strich sich durch die Haare. Eine Zicke? Hatte er ihn wirklich eine Zicke genannt? Yue kam wütend zu ihm und schlug ihm auf die Brust. Seine Laune war am Boden und seine Nerven bis auf das Äußerste gereizt. Es hätte jetzt sonst wer hier stehen und sagen können, er sei eine Zicke und das Resultat wäre das Gleiche gewesen. „Verdammt! Was hab ich dir getan, dass du mich einfach nicht in Ruhe lässt? Erst deine Freunde, dann dein Vater, der glaubt er könne mir vorschreiben wer ich bin und wie ich sein sollte. Und du bist mein größtes Problem! Nur wegen dir geschieht das Alles...nur wegen dir und mit dir!“, verzweifelt schlug er auf ihn ein und hörte nicht auf. Nicht einmal als etwas nasses an seinen Wangen herunterlief. Mittlerweile fand sich Alex auf dem Boden wieder und Yue auf sich, wie dieser auf ihn einschlug. Irgendwann wurden die Schläge sachter und verloren an Druck. Alex legte einfach seine Arme um Yue und drückte diesen an sich, strich diesem beruhigend über den Rücken. „Ich hoffe, du konntest dich abregen. Es tut mir leid...das alles. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Das einzige was ich wollte....“, er schaute ihn kurz an und lächelte. Dann ließ er ihn los und strich ihm über den Kopf, seufzte leise als er aufstand und sich von ihm entfernte. When I wanted to tell you I made a mistake I walked away „...das einzige was ich wollte, war deine Freundschaft.“ TBC Der letzte Auszug ist ebenfalls aus einem Lied, das mir aber nicht mehr einfällt-.- Wenn es so weit ist, dann füge ich es hinzu^^ Bis zum nächsten Mal^.^ Kapitel 5: Welcome to my World ------------------------------ Autor:yume22 Beta: Snowangel Info: Alex mal von seiner anderen Seite XDD Er scheint richtig angepisst zu sein^.~ Thanx an die lieben Kommischreiber^^ @Yamata: Joa, das für Alex hab ich mir etwas auafgehoben aber in diesem Kapitel ist er in seinem Element XDD Tage wie dieser Kapitel 5 And I try to reach for you into the darkness And I know I'm not afraid of falling down If I'd truly be I'd like ot pass all my love Just to feel you close until the rains will cease (©Welcome to the World, .hack G.U. Trailer E3 Übersetzung) “Welcome to my World…” Nach seiner, vielleicht nicht allzu positiv ausgefallenen, Begegnung mit Yue war Alex auf dem Weg zur Schule, wo er sich mit seinen Freunden treffen würde. Um diese Uhrzeit war sie wie immer leer. Nur ein paar ‚arme’ Schüler waren da, welche gerade auf dem Heimweg waren. Aber auch schon aus der Ferne sah er wie Max gerade jemanden in der Mangel hatte. Einen Jungen aus der unteren Stufe. Gerade mal vierzehn, wenn es hochkam. Seufzend gesellte er sich dazu, begrüßte alle miteinander. „Na, seid ihr wieder am Spielen? Komm Max, lass ihn los. Elisa wartet und wie du sicher weißt, macht sie das nicht gern.“ Max hielt den Jungen mit einem festen Griff fest und schob ihn vor sich. „Ach komm, nen bisschen Spaß darf doch wohl sein. Du bist in letzter Zeit viel zu weich... liegt es vielleicht doch an diesem kleinen...“, doch bevor Max weitersprechen konnte, lag nun Alex’ Hand um dessen Hals und er drückte zu. „Vergiss nicht wer ich bin und was ich imstande bin zu tun! Sprich nie wieder von ihm und falls ihr wieder gegen meinen Befehl verstößt, wirst du es am eigenen Leib erfahren, klar?“ Damit löste er den Griff um den Hals des anderen, sah kurz zu dem Jungen, der sich zwischen ihnen befand und zog ihn zu sich. „Egal ob du was gesagt hast oder nicht... mir ist es sogar egal wie du heißt. Aber halte dich von uns fern und lege dich auf keinen Fall mit uns an, sonst war das hier nicht das letzte Mal, dass wir so ‚innig’ waren. Verstanden?“, knurrte er und ließ seine gesamte schlechte Laune an dem Jungen aus, von dem er nicht einmal den Namen kannte. Dessen blondes Haar fiel ihm verschwitzt und dreckig in die Augen. Er hatte wohl schon seit längerem das Vergnügen mit Max gehabt. Kurzzeitig kam es Alex so vor als stünde Yue vor ihm und er wurde unkonzentriert, doch dieser Zustand hielt nicht lange an. „Also, mach endlich einen Abgang...“, kam es zischend und er warf ihn vor sich auf den Boden, trat einmal zu und drehte sich um. „Und ihr, kommt jetzt mit! Ich hab keine Lust auch noch meine Freizeit in der Schule verbringen zu müssen...“ „Ihr habt es gehört... gehen wir.“, rief Max seinen Freunden zu und lief Alex hinterher, der sich durch sein langes schwarzes Haar strich und seufzend vorauslief. Er machte sich so seine Gedanken über seinen Leader. Eben war er so wie immer, aber die Tage zuvor, erschien er einem so anders. Irgendwie unkonzentriert, nachdenklich und vor allem schwach. Aber zum Glück war davon nichts mehr zu sehen. Etwas muss der Auslöser dafür gewesen sein... Lag es vielleicht an diesem Yue? Wie gerne würde er den kleinen Mistkäfer wieder in die Mangel nehmen aber ohne, dass Alex davon Wind kriegte. Da die beiden eh nicht so Dicke zu sein schienen, war es etwas leichter. Sich grinsend über die Lippen leckend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und nickte. //Ja, ich werde meinen Spaß noch haben...// ~~**~~ „Wer will zuerst sterben? Ich lass euch die Wahl, Jungs.“, kam es aus dem Hinterzimmer einer Bar, in der Alex Gang sich immer traf und ihren Platz hatte, an dem sie sich zurückziehen konnten. Ein Mädchen mit kurzen braunroten Haaren saß auf der Couch, sah zu den Neuankömmlingen, während sie sich die Haare zurückstrich. „Elisa... Max wollte noch etwas Spaß und hat sich einen Unterstufler vorgeknöpft und ich kam zu spät um ihn daran zu hindern, also sei nicht böse...“, erwiderte Alex seufzend und kam zu ihr, beugte sich vor. Sie sah kurz zu Max und warf ihm tödliche Blicke zu, ehe sie Alex über die Wange strich und diesen sanft küsste. „Also, dir kann ich eh nie lange böse sein. Auch, wenn du unser ‚Date’ letztes Mal so ziemlich vergessen hattest und ne halbe Stunde später kamst. Aber du Max...“ Sie stand auf und lief zu dem Jungen, der ein paar Schritte zurückging. Vor Elisas Rache hatten alle Angst und vielleicht sogar Alex, der eigentlich nichts zu befürchten hatte. „Du strapazierst meine Nerven aufs Äußerste...“, knurrte sie ihn gefährlich an. Der Angesprochene winkte nur ab und zeigte auf einen Jungen mit roten Haaren, Mütze und Kopfhörer, der irgendwie desinteressiert wirkte und sich auf die Couch neben Alex setzte. „Steven ist Schuld! Er hat angefangen. Frag ihn doch...“ Elisa sah nur zu Steven, der seine Augen geschlossen hatte und seufzte. „Du weißt genauso wie ich, dass Stevens Antwort immer dieselbe ist. Aber bitte, Steven!“, rief sie ihn und der Junge öffnete ein Auge, schaute zu ihr. „Hast du angefangen?“ Er winkte nur und ab und nickte. „Ja...“ „Siehst du, es kommt nie was anderes. Aber in Ordnung, fürs Erste lass ich dich am Leben aber halte dich nen bisschen zurück. Wenn ihr noch wegen so etwas zu spät kommt, gibt es einen riesengroßen Ärger.“ Alex schüttelte nur den Kopf darüber und lehnte sich zurück. Elisa, die sich eh schon Sorgen um den Schwarzhaarigen machte, lief zu ihm und umarmte ihn von hinten, stellet sich in den kleinen Zwischenraum, der Couch und der Wand. „Komm schon, du hast etwas. Als du letztens zu spät zu unserer Verabredung gekommen bist, warst du irgendwie merkwürdig. So gedankenverloren und nachdenklich und jetzt... jetzt bist du nicht anders. Ich sehe es dir an. Liegt es vielleicht an...“, doch Alex hinderte sie am Weitersprechen und schüttelte den Kopf. „Was habt ihr alle? Nein, es liegt nicht an ihm. Wir wohnen jetzt zusammen, aber er hasst mich und meinen Vater, also geht er uns aus dem Weg. Ich habe mit ihm nichts am Hut!“, knurrte er und verkrampfte die Hände. Das einzige Zeichen dafür, wie schrecklich es war sich selbst zu belügen und seine besten Freunde. „Ich weiß, dass da etwas zwischen euch ist, dass dir keine Ruhe lässt. Aber Alex...“, flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste ihn auf die Wange, ehe sie weitersprach. „...du kannst jederzeit zu mir, ja? Das weißt du?“ Der Angesprochene nickte nur und lehnte den Kopf an ihre Brust. Max beobachtete das nur kopfschüttelnd und lief raus um sich was zu trinken zu holen. //Ich werde die beiden nie verstehen...// ~~**~~ Es war schon am späten Abend als die vier beschlossen noch etwas um die Häuser zu ziehen. Alex wollte nicht nach Hause, da er dort nur wieder Yue über den Weg gelaufen wäre. Max wollte nicht nach Hause, weil er dort eh nur seinen Bruder gestört hätte. Bei Elisa war es ähnlich. Besser hier bei ihren Jungs als alleine zu Hause und Steven? Nun ja, ihm war es wie immer egal. In seinem Kopf schwirrte momentan eh nur ein Gedanke und der würde sich wieder morgen, wie immer, in der Schule manifestieren. Er wusste immer noch nicht wie er es anstellen sollte mit ‚ihr’ zu reden, ohne, dass diese kleine blonde Pestbeule bei ihr war. Oh je... Steven schüttelte den Kopf und rückte seine Kopfhörer zurecht. Jetzt fing er genauso an wie Max, dabei hatte er eigentlich gar nichts gegen den Jungen... An vorderster Front lief also Alex, der sich suchend umsah. Suchend nach etwas Spaß oder Abwechslung. Weiter vorne entdeckten sie auch schon den blonden, kleinen und vor allem ziemlich wütend aussehenden Jungen, den Max in der Mangel hatte. Denn dieser hatte die vier gesehen und auf sie gezeigt. Der große junge Mann neben ihm lief direkt auf Alex zu, blieb vor ihm stehen und sah in dessen braungrüne Augen. „Hast du meinen Bruder zusammengeschlagen?“ Alex schüttelte den Kopf und zeigte auf Max, ging aber nicht zu Seite. „Nein, er war es, aber ich steh dafür gerade. Also, machs mit mir aus.“, erwiderte er ruhig und wich keinen Schritt. „Aha, so ist das.“ Er sah sich um und sein Blick blieb auf Elisa hängen. „Ich schlag keine Mädchen und ich verprügel keinen, wenn Mädchen dabei sind...“ Elisa bekam sich fast nicht mehr ein vor Wut und wollte an Max und Steven vorbei als diese sie nur mit Mühe und Not aufhalten konnten. „Lasst mich, ich zeig ihm schon wer hier gleich nen paar abkriegen wird.“ Alex drehte sich kurz um, sah die drei warnend an und deutete sie auf Abstand zu bleiben. Dann wandte er sich wieder dem Mann zu. „Wäre nett, wenn ich ihren Namen wüsste...“ Etwas perplex wurde geantwortet. Dieser Junge vor ihm war bestimmt vier Jahre jünger, aber das was von ihm ausging war merkwürdig gefährlich. „Jason.“ „Ok, Jason. Ich mach dir nen Vorschlag. Wir regeln das hier und jetzt. Nur wir beide, denn ich bin gerade in der richtigen Verfassung dafür oder du verschwindest mit deinem kleinen Scheißer und lässt uns durch.“ Als Antwort bekam er nur ein Knurren und er wurde an seinem Kragen zu dem anderen gezogen. „Du bist verdammt lebensmüde.“ Alex grinste nur und nickte. „Ich weiß...“ Damit fing es an. Keiner, der herumlaufenden Passanten tat oder sagte etwas, dafür sorgten Max und Steven. Der Junge sah den beiden nur stumm zu und wurde immer blasser als sein Bruder irgendwann regungslos auf dem Boden lag. Alex stand als Einziger auf, strich sich die Haare zurück und wischte sich über die blutige Lippe. Er lief zu dem Jungen und beugte sich vor. „So, die Sache ist geregelt. Und meinen Rat solltest du beherzigen. Ich bin verdammt mies drauf. Also, geh uns aus dem Weg und deinem Bruder wäre damit auch geholfen.“ Er wandte sich wieder ab und lief zu seinen Freunden. „So, jetzt geht’s mir wieder gut. Wir können weiter...“ Endlich konnte dieser ganze angestaute Frust raus. Dass dieser Typ dafür gerade halten musste war Zufall. Als Alex kurz die Augen schloss, sah er das was er immer sah. Yues Gesicht, bei ihrer ersten Begegnung. Als er ihn für einen kurzen Augenblick normal angesehen hatte und ihn mit etwas musterte, dass bis zu diesem Zeitpunkt nie wieder aufgetreten war. Verwunderung und Scheu. ~~**~~ Welcome to my World Sick an full of very unpleasant things I’m a rich an powerful boy Rich an powerful of all things I never wish to have The only thing I ever wish He is a breath of Wind A cloud which will disappear Like all the things In my World Welcome and Goodbye for good (© by yume22) TBC So, das wars wieder einmal^.^Hoffentlich hat Alex' neue Seite jemanden gefallen. Na ja, eigentlich wars ja seine alte...*eg* Kapitel 6: A Chance... ---------------------- Autor: yume22 Beta: Kakumei Disclaimer: Wie immer^^ Rating: Nen bisserl Gewalt Thanx an alle, welche die FF lesen und ganz besonders an jene, die sie auch kommentieren^^ *umknuddelz* Kapitel 6 I'm all confused, like a child with a choice of toy So much to gain, so much to lose Like a pain you endure more than enjoy I guess I'm going crazy, everyone's telling me so Do you feel the same? Well that' s all I need to know (© East 17 ‘Thunder’) „A Chance...“ “Du solltest dich mehr anstrengen, Chibi...”, seufzte Jesse und beugte sich zu Yue vor, strich ihm sachte über die Wange und sah ihn an. Yue dagegen sah nur auf sein Matheübungsblatt und stöhnte. Sonst war es seine Welt. Zahlen, Gleichungen...doch jetzt schien sich alles irgendwie von ihm zu entfernen. Sie begannen zu verschwimmen und er sah nur noch ein Salat aus irgendwelchen Zahlen, Formeln und Gleichungen, die keinen Sinn ergaben. Außerdem konnte er sich überhaupt nicht konzentrieren. Wie denn auch? Er musste ständig an diesen verdammten…nervigen…gut aussehenden…neuerdings netten… Himmel, was dachte er da eigentlich? Schnell schüttelte er den Kopf und richtete sich auf, sah zu Jessy und winkte ab. „Ich will nicht mehr. In meinem Kopf wimmelt es von irgendwelchen Zahlen und noch so merkwürdigem Zeugs, dass ich nicht einmal mehr klar denken kann. Hören wir für heute auf…ich muss eh wieder zurück.“ Sich durch das lange braune Haar streichend, stand Jessy auf, lief zu der Couch und setzte sich hin, deutete neben sich, damit Yue sich auch hinsetzte. Als dieser es tat, zog sie den Kleineren an sich, strich ihm sachte durchs Haar. „Los…was ist wieder zwischen dir und Alex vorgefallen? Du verhältst dich seit zwei Tagen viel zu ruhig, hast an viel zu wenig was auszusetzen und ich denke, dass ein gewisser schwarzhaariger Junge damit zusammenhängt, dass du so nachdenklich bist. Leg los! Oder ich binde dich hier fest. Dann kommst du nie wieder hier raus.“, grinste sie breit und stupste ihrem Chibi am die Nase. Leicht irritiert sah er sie an und verdrehte die Augen. Jessy konnte immer so gut übertreiben. „Okay, ich gebe auf. Alex war ziemlich merkwürdig…“, langsam fing er an und erzählte das Geschehene ihrer letzten Begegnung. Das was er aber glaubte noch leise von dem anderen gehört zu haben, ließ er wissentlich weg. Jessys Antwort darauf wäre zu klar ausgefallen. Liebe? Wer glaubte denn schon an so etwas? Und sowieso…die beiden waren Jungs. Alex sollte sich lieber auf seine zahlreichen Verehrerinnen konzentrieren als auf ihn. So ein Unsinn. „Hm,…hast du dir denn meine Worte mal durch den Kopf gehen lassen? Was ist, wenn er sich wirklich in dich verliebt hat? Oder zumindest mit dir befreundet sein will? „Jessy, du weißt, dass ich nicht zu der Sorte Mensch gehöre, die schnell Freundschaften schließt. Wenn ich dich erinnern darf, bist du die einzige Freundin, die ich habe. In der Hinsicht bin ich wohl ´nen bisschen distanziert. Außerdem kann man nicht verlangen, von heute auf morgen alles zu vergessen. Immerhin sind es seine Leute, die mich tagtäglich verprügeln...Ok, mich verprügelt haben.“ Yue löste sich sachte aber bestimmend von Jessy und stand auf, streckte sich. Jessy schüttelte nur den Kopf und lehnte sich zurück, schloss die Augen kurz und dachte nach, ehe sie, sie wieder öffnete. „Du hast recht…es braucht Zeit. Aber du musst auch bereit sein sie zuzulassen. Wenn du alles von vorneherein abblockst kommst du nie sehr weit. Ich finde, dass Alex eine Chance verdient, auch wenn er sich seit der Zeit, die ich ihn kenne sehr verändert hatte. Aber man weiß nicht welche persönlichen Gründe damit zusammenhängen. Und…“ Doch gerade als sie weiter sprechen wollte klingelte das Telefon und Yue ging dran, reichte Jessy den Hörer. Kurz telefonierte sie und sah dann entschuldigend zu dem Jüngeren, der nur nickte. „Schon gut…es scheint was Wichtiges zu sein, sonst würde deine Mutter nicht extra anrufen. Na ja, ich wollte eh gehen…“, lächelte er und beugte sich zu Jessy herunter, gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns morgen.“, verabschiedete Yue sich als er an der Tür stand und fügte leise hinzu, ehe er nach draußen ging. „Und vielleicht lasse ich mir das ja mal durch den Kopf gehen mit Alex…vielleicht.“ ~~ Es war gegen halb zehn als Alex durch die Straßen ging und auf dem Weg nach Hause war. Doch diesmal ohne Begleitung seiner Freunde. Er brauchte Abstand…kurzen Abstand aber auch mal einige Zeit nur für sich. Max verstand und ließ ihm seine Ruhe, Elisa auch aber sie schien etwas enttäuscht gewesen zu sein. //Sie werden es verschmerzen…//, dachte Alex seufzend und schielte leicht zur Seite. Jemand schien ihm zu folgen. Aber war nicht nur eine Person, es waren vier. Vier ziemlich große Schränke von denen er einen erkannte. //Ist das nicht dieser Jason…?// Alex konnte seine Lage eigentlich gut einschätzen. Gegen einen hätte er eine Chance, gegen zwei auch…vielleicht sogar gegen drei von diesen Riesenbabys, aber vier? Einer gegen vier war da doch schon etwas merkwürdig. Aber einer Konfrontation aus dem Weg gehen wollte er dann auch wieder nicht. Alex ging nie einer netten Prügelei aus dem Weg, selbst wenn er den Kürzeren ziehen würde. Aber es war klar, dass dieser Feigling sich Verstärkung holen würde… Er bog in eine Seitengasse ein und sah seufzend wie die vier ihm folgten und seine Ahnung bestätigten. Na, dann… Kurz schloss er die Augen und dachte nach. //So müsste sich Yue immer fühlen…// Wieso dachte er wieder an den Jüngeren? Wieso konnte er es nicht einfach akzeptieren, dass dieser ihn hasste? Und wieso nahmen diese Gedanken um ihn kein Ende? Doch eine Antwort auf die Fragen blieb aus. Denn Jason stand bereits hinter ihm und tippte seine Schulter an. „So, sehen wir uns wieder…“ ~~ Seine Hände in die Hosentasche steckend schlenderte Yue über die Straßen und schaute sich um. Für einen kurzen Augenblick dachte er, seinen Augen nicht trauen zu können. War das wirklich Alex auf der anderen Straßenseite? Kopfschüttelnd wollte er es einfach vergessen und weitergehen. Aber irgendetwas hinderte ihn daran. Etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass er weiterhin auf die andere Seite der Straße sehen sollte. Und das tat er dann auch. Yue sah wie Alex in eine Seitengasse einbog und ihm vier junge Männer folgten. Vier junge Männer, die A.) wie Schränke und B.) nicht nach Freunden des Schwarzhaarigen aussahen. Obwohl es eigentlich so gut wie offensichtlich war, dass Yue keine große Hilfe bot und eh wahrscheinlich mitverprügelt werden würde…rannte er nach kurzer, fünfzehnminütiger Überlegungszeit, über die Straße und den Männern hinterher. Geschockt sah er zu der Szene, die sich vor ihm bot. Drei der Männer waren verletzt und bluteten, der vierte kümmerte sich noch um Alex, der mittlerweile auf dem Boden kauerte, aus sämtlichen Wunden blutete und Blut spuckte. Ohne nachzudenken lief er nach vorn zu dem Älteren und stellte sich vor ihn, breitete seine Arme aus und fing den nächsten Schlag ab, der genau auf seine Brust traf. Da diese noch nicht ganz verheilt war, sackte er auf die Knie und keuchte auf, blieb aber weiterhin vor Alex. Fest sah Yue Jason an, der eigentlich wieder zuschlagen wollte, aber davon abhielt als er den Jüngeren vor sich sah. „Was willst du, Kleiner? Mach’ n Abgang. Das ist ne Sache zwischen Alex und mir…“ Doch Yue ließ ihn nicht ausreden und schüttelte den Kopf, sah den anderen fest an und ballte die Hand zur Faust. Er wusste ja selbst nicht warum er das alles tat, oder das was er jetzt sagen würde sagte, aber eines wusste er... er wollte nicht, dass sie Alex weiterhin wehtaten. „Genau! Zwischen Alex und dir! Und nicht zwischen den restlichen drei Schränken und Alex. Ich weiß nicht wieso jeder denkt, er müsse zu dritt oder viert auf jemanden losgehen…wenn ihr so geil drauf seid jemanden zu verprügeln…“, er stand auf und breitete seine Arme einladend aus. „…dann bedient euch. Ich bin’s eh gewöhnt. Ich weiß nicht was dir Alex angetan hat aber wenn es wirklich schwerwiegend ist, dann beendete es halt mit mir!“ Zähneknirschend hörte Jason dem Gesagten zu und sah dann zu seinen Begleitern, winkte sie ab. Als sie gegangen waren, lief er zu Yue und beugte sich zu ihm herunter. „Du solltest überdenken, für wen du dich einsetzt, Kleiner. Er verdient diese Geste überhaupt nicht!“, kurz sah er zu Alex und drehte sich dann um. Erleichtert atmete Yue aus und strich sich sachte über die Brust, öffnete sein Hemd etwas und besah sie sich. Alles war blau. Da denkt man, dass es endlich mal heilt und jetzt ist es wieder blau, dachte er seufzend und wandte sich dann an Alex, der ihn aus halbgeöffneten Augen ansah. Yue griff ihm sachte unter die Arme und half ihm sich aufzurichten. Sich auf die Lippen beißend keuchte Alex leise auf und sah wieder zu dem Kleineren, der sich wirklich um ihn zu bemühen schien… Er ärgerte sich darüber, dass ausgerechnet Yue kommen musste, damit die vier aufhörten. Wenn diesem etwas geschehen wäre, hätte er es sich niemals verziehen. //Ist er etwa besorgt?// „Yue? W…Wieso…Warum hast du das getan?“, kam es leise und stockend, da er immer wieder hustete. „Sei ruhig du Idiot…“, murrte Yue leise und wurde etwas rot. Alex beließ es zuerst dabei. Aber nicht lange… Die beiden kamen aus der Gasse heraus und liefen weiter, bis sie an einer Telefonzelle ankamen. Yue kramte in seiner Jackentasche und fand ein paar Münzen. Nach etwa zehn Minuten kam er wieder und lehnte sich gegen die Wand, sah zu Alex, der auf dem Boden saß und sogar schon etwas ruhiger atmen konnte. „In etwa zehn Minuten kommt der Notarzt.“, meinte er nur knapp und sah starr nach vorn. In seinem Kopf herrschte Chaos. Das was eben passiert war, schien wie eine von diesen unlösbaren Gleichungen. Es gab immer eine Lösung aber man brauchte die passende Formel um sie zu finden und die fehlte ihm… „Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du mir geholfen hast. Du hättest es einfach ignorieren können.“ Yue seufzte und sah ihn an, nickte. „Natürlich hätte ich das tun können. Aber dann wäre ich nicht besser gewesen als all die anderen, die das bei mir immer getan haben. Vier gegen einen ist mehr als unfair…aber das weißt du ja schon. Immerhin konnte ich was ausrichten, war mehr als ich erwartet hatte.“ „Du bist selbst verletzt, Yue. Du hättest einfach weitergehen sollen. Ach, ich versteh dich nicht. Du hasst mich und doch hilfst du mir…“, seufzte Alex und lehnte sich an die Wand, schloss die Augen. Yue sah nur nachdenklich zu dem Älteren und setzte sich zu diesem, lehnte sich sachte an dessen Schulter. „Weißt du was? Vielleicht verdient jeder irgendwann mal ne Chance. Auch du…und vielleicht auch ich. Sehen wir den Vorfall einfach als Basis für etwas, dass sich irgendwann entwickeln wird.“, flüsterte er und plötzlich zog sich alles in ihm zusammen. Er fing an zu husten und hielt sich die Rippen, sah dann auf seine Hand, an der man Blut sehen konnte. „Aber ich krieg meine Chance wohl nicht so schnell, oder?“, keuchte er und sah Alex an, der ihn wiederum mit besorgtem Blick musterte. „Nach diesem Tag sollten wir einfach versuchen diese Basis immer standfester werden und irgendwann etwas daraus entstehen zu lassen.“, murmelte der Älteren und legte zittrig einen Arm um ihn. Von weitem hörte man schon die Sirenen des Krankenwagens, der die beiden mitnehmen sollte. Was für Auswirkungen dieser Tag haben würde, könnte noch keiner sagen aber wenn man die beiden so dasitzen sah, konnte man es wenigstens schon erahnen…. So let's make a start Of something that cannot be broken The more its so strong Treat this love as a child Then grow it into something worth while (© East 17 ‘Each Time’) TBC Kapitel 7: Desire ----------------- Autor:yume22 Disclaimer: Alles mir^.^ Rating: Die Ruhe vor dem Sturm^.~ XD Pairing: Einige^.^ Thanx… @diss_: Ähem, okay, es ist nicht doppelt so groß aber das Ende war einfach zu passend-.- Mal sehen, vielleicht werden die nächsten länger *versprochen* @Hündchen: Ja, so ist es meistens…man geht einfach vorbei, aber ich denke bei Yue war es wirklich so, dass er es schon gewohnt war und daher keine Angst mehr davor hatte die Prügel einzustecken^^ Schön, dass dir die FF gefällt^.^ @Silberperle: Genauso sehe ich es auch. Zum Glück kam nicht noch nicht in so eine Situation aber man weiß ja nie und dann sollte man handeln^^ So, aber hier das nächste Kapitel und viel Spaß beim Lesen auch an jene, die kein Kommi dalassen XD Hauptsache es liest jemand^^ Kaptel 7 Why does time fall Why does it fall in love Ah, I just lose my mind so much that it's scaring me Why can't I act like I want to when I'm in front of you Ah, I can't believe you've stolen my heart... (© by LunaSea “Desire” Der Link für den kompletten Text, denn er passt XD http://www.geocities.co.jp/MusicStar-Piano/1957/lyrics/desire_t.html) „Desire…“ Wer hätte gedacht, dass sie sich auf so eine Weise alle wieder in einem Raum zusammen finden würden? Alex und Yue befanden sich nun schon einige Tage im Krankenhaus und wurden behandelt, lagen in ein und demselben Zimmer, was für Yue schon Anstrengung genug war. Doch das Argument, dass er sich ja eigentlich erholen sollte, wirkte bei den Krankenschwestern nicht. Stattdessen waren diese ganz froh, so zwei hübsche Neuankömmlinge bei sich zu haben um die sie sich aufopferungsvoll kümmern konnten. Insbesondere Alex’ Charme hatte es ihnen angetan. Seufzend schüttelte Yue nur den Kopf und war ausnahmsweise mal alleine mit seinem Leidensgenossen im Zimmer, der ihn nur unschuldig ansah. „Was hast du? Sie lieben uns beide. Das ist doch gut.“ Yue setzte sich grummelnd und halb keuchend auf, sah eindeutig zu Alex. „Punkt eins: Sie lieben dich! Punkt zwei: Ich hasse es, wenn man mich betätschelt. Das nervt! Und Punkt drei: Warum musst du sie auch dauernd becircen? Kannst du deine Hormone nicht mal im Krankenhaus zurückschrauben?“ Bevor Alex etwas erwidern konnte zu seiner Verteidigung trat bereits eine Person in das Zimmer und Yues Gesicht erhellte sich, es war sogar Freude darin zu sehen. „Jessy! Endlich…endlich mal ein Lichtblick unter all dieser…“, er sah zu Alex und verzog das Gesicht. „…Nervtöterei!“ Alex verzog nur beleidigt das Gesicht und legte sich zurück ins Bett, sah die beiden nicht an. Es dauerte exakt fünf Minuten bis die Türe erneut aufging und diesmal ganze drei Personen eintraten. Elisa stürmte gleich zu Alex, ignorierte sämtlich schon zuvor da Gewesenen und sah den Schwarzhaarigen besorgt an. Max betrat das Zimmer nur langsam und schaute zu Yue, so dass sich ihre Blicke für einen ganz kurzen Moment trafen und er ihm zuzwinkern konnte. Es war kein ungefährliches Zuzwinkern. Bei Max hieß das so viel wie, dass er sich auf ihr nächstes Treffen, allein, freuen würde und das wusste auch Yue, der sich leise murrend von den Besuchern abwandte. Der Letzte unter ihnen kam eher schleichend und desinteressiert herein. Sein Blick war emotionslos wie immer. Die Kopfhörer befanden sich da wo sie hingehörten und sein Mund war versiegelt. Doch als Steven vorlief, neben jemandem stehen blieb und aufsah, erkannte er leider um wen es sich handelte und ihm blieb fast sein Herz stehen. Langes wie Seide glänzendes dunkelblondes bis hellbraunes Haar, störrische und unnachgiebige grüne Augen mit diesen süßen braunen Tupfern und einem Körper, der ihn jedes Mal verrückt werden ließ, stachen hervor und ließen ihn denken, er sei im Himmel. Ein Lächeln legte sich auf das sonst so ernste Gesicht. Jessica Francoise… Was dachte er da? Genau in dem Moment als es ihm klar wurde, begann Jessy zu sprechen und holte ihn zurück in die bittere, schmerzhafte Realität. „Toll, da sind ja alle Assis versammelt und einer der Größten steht gerade neben mir und schaut grenzdebil!“. Schluckend über ihre Worte brachte Steven nichts heraus. Bevor sich jedoch Elisa einmischen konnte und beide Mädchen ihre Krallen ausfuhren, ging Alex dazwischen. Beide verstummten und entschlossen sich dazu sich anzugiften, mehr auch nicht. So verlief der Tag eigentlich mehr oder weniger ohne großartige Schwierigkeiten gut. Elisa kümmerte sich um Alex, schielte dabei aber immer wieder leicht zu Yue. Das war also derjenige, der ihrem Süßen das Leben so schwer machte? Sie sollte Alex mal wieder zuhause besuchen und den Kleinen abfangen…so könnte man sicherlich besser reden. Max lehnte nur an der Wand und knurrte vor sich hin, wenn er nur daran dachte, dass die 12te und 13te zusammen ein Kunstprojekt haben würden… Aber eigentlich war es dann doch nicht so übel. Er wäre die ganze Zeit bei Yue und da Alex absolut nichts mit Kunst am Hut hatte, wäre es ein leichtes diese kleine Pestbeule nen bisschen einzuschüchtern und seinen Spaß zu haben… So, machte sich jeder seinen Plan zurecht. Nur Steven schien irgendwie unentschlossen zu sein. In einem Raum mit derjenige, die ihn konstant verrückt machte, deren Anwesenheit seine sonst so ruhige und emotionslose Art ziemlich durcheinander warf. Was war nur mit ihm los? Es wäre wohl am Besten, wenn er mit jemanden darüber sprechen würde. Nur mit wem? Er überlegte und überlegte und am Ende kam er nur zu einem Entschluss bzw. auf eine Person, die ihm ansatzweise weiterhelfen konnte. Elisa. Okay, sie verstand sich nicht sonderlich gut mit Jessy aber vielleicht musste man ja keine Namen nennen… //Oh man, ich bin geliefert…egal wie ich es anstelle// ~~~ Der Tag ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus rückte immer näher und war letztendlich schneller da als alle dachten. Alex’ Vater und Yues Tante holten die beiden ab und mussten seufzend feststellen, dass sie sich wieder in den Haaren hatten. Die beiden standen sich jetzt nach diesem Vorfall offener gegenüber aber dennoch konnten sie es nicht lassen sich immer wieder gegenseitig anzugiften. Dennoch war es Alex lieber als den ständigen Hass des Jüngeren zu spüren…solange sie sich angifteten hieß es auch, dass sie miteinander sprachen und das war mehr als er sich erhofft hatte. Grund ihrer jetzigen hitzigen Diskussion war Alex’ Bemerkung, dass Yue in seinen Stützstrümpfen ziemlich erotisch aussah, was natürlich als Spaß gedacht war aber der Blonde erschien nicht gerade sehr zu irgendwelchen Späßen aufgelegt und stand nun, immer noch mit allerlei Verbänden um seinen Körper und besagten Stützstrümpfen, die er gleich auszog, vor Alex, verschränkte die Arme vor der Brust. „Schluck doch noch nen paar Pillen und erstick dran.“, knurrte der Jüngere und schnaubte hörbar. Ehe Alex etwas erwidern konnte kam ein Räuspern aus Richtung Tür und Mr. Benning stand dort mit Yues Tante, die nur den Kopf über das Verhalten ihres Neffen schüttelte. Alex hingegen konnte gar nicht anders und fing laut zu lachen an, was Yue nur noch wütender werden ließ und er zähneknirschend zu seinem Bett ging um sich fertig anzuziehen. Er musste hier raus. Noch weitere Wochen, allein mit dem schwarzhaarigen Nervtöter in einem Zimmer, würde er nicht überleben. Da ließe er sich doch lieber von irgendwem zusammenschlagen, damit konnte wenigstens umgehen… Auch der Größere zog sich an und lief zu seinem Vater. Doch dieser beobachtete Yue und ein merkwürdiger Ausdruck wurde in seinen Augen sichtbar, ein Blick voller Sehnsucht und sogar Traurigkeit, in den sonst so ernsten und unnahbaren braunen Augen. „Er hat wirklich viel von seiner Mutter…“, flüsterte er leise und unhörbar für Alex, der über diese plötzliche Nachdenklichkeit eher überrascht war. Zusammen verließen sie das Krankenhaus und Yue schaute auf die versammelte Mannschaft. Er konnte Mr. Benning immer noch nicht leiden, aber dessen Art wie er ihn ansah hatte sich verändert. Sie war nicht mehr streng oder abwertend, sondern fast sehnsüchtig. Doch wonach? Seufzend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und dachte an den heutigen Tag. Jessy wollte ihn besuchen kommen und darauf freute er sich wirklich. Endlich mal jemand dessen Anwesenheit ihm keine Kopfschmerzen bereitete. Aber… Ein kurzer Blick wurde Alex zugeworfen und nachgedacht. Eigentlich war der Schwarzhaarige ja gar nicht sooo schlimm. Er war sogar sehr umgänglich, manchmal. Man konnte sich gut mit ihm unterhalten, wenn dieser dann nicht immer solche blöden Witze reißen würde. Okay, die Wenn’s und Abers überwiegten zum größten Teil leider noch aber wer weiß…vielleicht würde sich das ja ändern, irgendwann. Aber eines wurde Yue klar, als sie zusammen waren, sich über den Vorfall unterhalten hatten…über diese ganzen Überfälle auf ihn selbst. Es war nicht Alex gewesen, der die Anweisungen gegeben hatte. Das Problem jedoch löste sich dabei nicht aus, ganz im Gegenteil es wurde größer. Denn dann war es Max an dem die Schuld lag und Yue wusste einfach nicht womit er diese Nettigkeiten von dem älteren Jungen verdient hätte. Aber der Schwarzhaarige war auch nicht ganz ohne, da konnte dieser erzählen was er wollte, nur ihm gegenüber schien er merkwürdigerweise sehr zahm zu sein. Alex verabschiedete sich schon bald und wollte zu seinen Freunden, die ihn schon erwarteten. Yue hingegen verschwand auf sein Zimmer, oder wollte es. Mr. Benning jedoch hielt ihn zurück und sah ihn an. „Ich habe eine Frage an dich…“ Eine Frage? Der große Hausherr hatte eine Frage an ihn unwürdigen Wurm? Dass dieser Gedanke unnötig war wusste Yue selbst aber er konnte es sich einfach nicht verkneifen den anderen skeptisch anzusehen und zu nicken. „Deine Mutter, hatte sie je etwas über mich erzählt?“ „Nein, hat sie nicht und wenn, dann wüsste ich es nicht mehr. Es ist zu lange her…viel zu lange, seid sie das letzte Mal etwas über ihre Vergangenheit erzählt hatte.“, rief er und löste sich von dem Griff des älteren Mannes. Er wusste nicht wieso aber es machte ihn jedes Mal aufs Neue wütend, wenn dieser Kerl von seiner Mutter anfing. Aber dann fiel ihm doch etwas ein und er sah den Mann vor sich entsetzt an. “S..sie hatte immer etwas von jemanden erzählt, den sie hätte niemals verlassen sollen.“, er schluckte. War etwa dieser Benning… „Ja, diesen Vorwurf gebe ich mir jeden Tag, jede Sekunde, welche vergeht…“ Schluckend blieb der Blick weiterhin entsetzt und dann schrie Yue diesen Mann an, der es wagte so etwas wie eine Beziehung mit seiner Mutter auch nur Ansatzweise in Erwägung zu ziehen. „Wer glauben Sie eigentlich wer sie sind?! Meine Mutter hat meinen Vater geliebt, selbst als er starb hatte sie noch jahrelang getrauert? Denken Sie wirklich, das tut jemand, der sich insgeheim nach jemand anderen sehnt? Denken sie…“ Doch Alex’ Vater unterbrach Yues Ausbruch und umfasste dessen Hand fest, zog diesen nah an sich, so dass sich ihre Gesichter trotz des Größenunterschiedes ganz nah an dem jeweils anderen befanden. „Sie hat Tom geliebt, so wie ich Lea geliebt hatte, so wie ich meinen Sohn liebe und…“, den Rest schluckte er jedoch hinunter und schüttelte den Kopf. „Dennoch ist es so, dass man nichts gegen Gefühle machen kann, die man füreinander hegt, Yue!“, er strich über seine Augen, die der Junge reflexartig geschlossen hatte, über dessen Wange und durch das blonde Haar. „Du siehst aus wie sie…du hast ihre Augen, ihre zarte Haut und ihren störrischen Blick. Und doch hast du auch Eigenschaften, die untypisch sind, nicht wahr? Du liebst Mathe, während deine Mutter niemals etwas damit anfangen konnte. Du magst es Fußball zu spielen…obwohl sie schon immer unsportlich war. Yue…“ Er sah ihn aus seinen dunklen braunen Augen an und verlor sich fast in den blauen, entschlossenen Augen Yues. „…sie hatte dir einmal etwas gesagt, nicht wahr? Etwas, dass du niemals vergessen wirst, obwohl du es verdrängst. Und du weißt, dass das alles hier nicht ohne Grund geschieht und du weißt, dass ich Nanako geliebt habe.“ Kopfschüttelnd riss Yue sich von ihm los, wischte sich über die Augen, da er anfing zu weinen. Wie er es doch hasste zu weinen und insbesondere vor diesem Mann! Und wie er es hasste, dass dieser Recht hatte. „Mich interessiert das alles nicht! Meine Eltern sind tot und sie haben kein Recht, sie in den Schmutz zu ziehen. Mir ist egal was einmal war, für mich zählt nur das Hier und Jetzt und das zeigt mir, dass ich alleine bin. Das ich ihre Hilfe nicht brauche und niemals brauchen werde, egal wer sie sind oder mit meiner Mutter hatten. Es ist Vergangenheit und sie wird niemals wiederholen!“ Damit rannte er die Treppen hoch zu seinem Zimmer, ging hinein und schlug die Türe zu. Die Worte seiner Mutter hallten in seinen Ohren als wären sie gerade ausgesprochen wurden. Als wäre sie hier bei ihm, würde immer noch weinen und ihn an sich drücken. »Ich liebe dich, mein ein und alles. Aber was soll ich nur tun? Ich vermisse deinen Vater…ich vermisse Jack so sehr…« Yue legte sich auf sein Bett, vergrub das Gesicht im Kissen und schüttelte immer wieder den Kopf. //Sie war verwirrt! Sie war nur verwirrt nach Vaters Tod und wusste nicht, was sie sagte…// TBC Kapitel 8: Jealousy ------------------- Autor: yume22 Rating: General INFO: Ja, es hat lange gedauert aber das war bei allen meinen FFs, jetzt geht es wieder weiter und ich nutze meine freie Zeit^^ Viel Spaß beim Lesen~ Kapitel 8 „Jealousy“ Wie lange lag er nun schon hier? Yue wusste es nicht. Es war mitten in der Nacht gewesen als er einfach nach draußen rannte und sich auf die Wiese setzte. So in Gedanken versunken merkte der Blonde auch nicht wie sich ihm jemand näherte und sich ebenfalls auf den Boden setzte. Ein Windhauch, ausgelöst durch die andere Person, war es letztendlich, der Yue auf zur Seite sehen und Alex erkennen ließ. Dieser lächelte ihn nur leicht an und strich sich seine schwarzen langen Haare zurück, zog die Knie an den Körper. „Was machst du allein hier draußen? Um die Uhrzeit?“, fragte der Ältere und war Yues Antworten eigentlich schon gewohnt, deswegen überraschte ihn auch dessen Erwiderung nicht wirklich. „So alleine bin ich ja nicht mehr...“, knurrte der Kleinere zurück und schickte Alex giftige Blicke. Doch diesmal lag es nicht einmal an Alex selbst, dass Yue so reagierte, sondern, dass dieser einfach der Sohn des Mannes war, der sich herausnahm Dinge zu sagen, die ihm nicht zustanden. Allein der Gedanke daran, dass seine Mutter einen solchen Verrat gegenüber seinem Vater begangen hatte, alleine das verursachte eine solch immense Wut in Yue, dass er ihr gar nicht genug Ausdruck verleihen konnte. Stattdessen spürte er wie seine Wange wieder nass wurde und konnte diese Tränen einfach nicht davon abhalten an seiner Wange herunter zulaufen. Alex war die letzte Person auf der Welt, vor der er weinen wollte aber in diesem Moment konnte er einfach nichts dagegen tun. Anstatt etwas zu sagen, rutschte der Größere weiter an Yue heran und legte dann, trotz der weiser Ahnung, dass es wohl das letzte sein könnte was er tat, seinen Arm um den Jüngeren, zog ihn zu sich, so dass dessen Gesicht an seiner Brust lag. „Egal was geschehen ist, oder mein Vater dir gesagt hat. Du bist du, Yue. Einen so starken Mensch wie dich habe ich noch nie gesehen und selbst ich habe nicht so einen Willen wie du. Lass dir das nicht wegnehmen, ja?“ Solche Worte von einem Jungen wie Alex? Starr vor Verwunderung löste sich Yue von dem Schwarzhaarigen und sah diesem in dessen grünbraunen Augen, so lange, dass er fast vergaß was er ihm sagen wollte. Wollte er ihn anschreien? Ihm eine reinhauen, weil dieser es gewagt hatte ihn anzufassen? Es ihm fiel ihm einfach nicht mehr ein. Deswegen machte er das Einzige, zu dem er noch in der Lage war. Yue stand auf, sah herab auf Alex und wandte den Blick dann ab, als er anfing zu sprechen. „Was würdest du tun, wenn deine Mutter jemanden anderen als deinen Vater liebt und daran fast zu Grunde geht? Oder dein Vater sich in jemand anderen als deine Mutter verliebt und damit alles zerstört? Würdest du diese andere Frau hassen oder den anderen Mann? Was würdest du tun, wenn dein ganzes Leben plötzlich eine ganz andere Wendung nimmt?“ Alex sah Yue an und überlegte. Er wollte ihm eine aufrichtige und ehrliche Antwort geben aber sie fiel ihm nicht ein. Es gab darauf keine Antwort... „Ich weiß es nicht...“ Seine Mutter war es immerhin gewesen, die ihre Familie zurückgelassen hatte. Warum? Das wusste Alex nicht. Früher wollte er es wissen und hatte seinen Vater immer wieder danach ausgefragt aber jetzt? Jetzt hatte er einfach kein Verlangen mehr danach... „Okay, kannst mir die Frage ja vielleicht irgendwann mal beantworten. Denn auf die brauch ich dringend eine Antwort.“, seufzend strich er sich durch seine Haare und drehte sich dann um. „Man sieht sich... „ Sich auf die Wiese zurückfallen lassend schaute Alex hoch in den schwarzen Himmel, besah sich die Sterne und vergaß dabei aber völlig den romantischen Unterton. Plötzlich sprang er auf und ballte die Hände zur Faust. „Ahhhhhh... ich muss wieder der Alte werden. Irgendwie... ich brauch jemanden zum Dampf ablassen.“, murrte Alex in die Dunkelheit hinaus und stand auf, holte sein Handy heraus und rief seine beiden Freunde an. Elisa würde er sicher nicht anrufen... Auch, wenn sie sich nicht so verhielt war sie ein Mädchen und wenn sie erst einmal Wind davon bekam wie er sich in Yues Gegenwart verhielt, dann wäre es wohl aus mit seiner geliebten Ruhe und Intimität. Also, rief er Max an, der natürlich sofort dabei war und Stephen, der wie immer eigentlich eher passiv sein ‚Ja~“, raunte und zusagte, dass er kam. Eigentlich hatte es Alex auch gar nicht anders erwartet. Die drei trafen sich in der Einkaufsmeile und streiften umher. Es war deutlich wonach Alex suchte. Der Schwarzhaarige war auf Streit aus... und diesen Streit fand er schnell, denn um diese Zeit waren genügend Opfer unterwegs. ~~~***~~~ Der Abend nahm erst in der Nacht ein Ende. Die drei hatten deutliche Spuren ihres Zusammenpralls mit einer Gruppe Jungs, die den Sieg ihrer Fußballmannschaft feierten und beim Vorübergehen Alex gestreift hatten. Das war natürlich der passende Anlass dafür endlich seinen Frust auszulassen. Stephen rückte seine Kopfhörer zurecht und hatte eine aufgeplatzte Lippe, von der er sich das Blut wegleckte. Max sah nicht weniger schlimm aus aber ihm war es egal, solange er damit Alex helfen konnte, war es ihm wert. Alex selbst fühlte sich einfach nur gut. Endlich konnte er seinen Frust an jemanden, oder vielmehr gleich vier Leuten auslassen. Dass es damit nicht getan war, erschien ihm nur all zu deutlich aber zumindest half es ihm für den heutigen Tag. Morgen war wieder Schule und schon während dem Frühstück würde er Yue wieder sehen. Allein das weckte in ihm die Sehnsucht nach noch ein paar Jungen, die er verprügeln konnte. Sie traten den Rückweg an und verabschiedeten sich, als jeder von ihnen in eine andere Richtung verschwand. Als Alex wieder Zuhause war, war das Haus dunkel. Alles schlief schon, was kein Wunder war bei so einer Uhrzeit. Vor Yues Zimmertür blieb der Schwarzhaarige stehen und strich mit seiner Hand darüber, seufzte. Was machte dieser Junge nur aus ihm? Er veränderte sich... wurde wieder zu dem schwächlichen Etwas, das er früher war. Er ließ Emotionen zu, Empfindungen für diesen blonden Jungen.... Ja, was würde er tun, wenn seine Mutter oder sein Vater sich in einen anderen Partner verliebt und somit alles zerstört hätten? Was wäre, wenn das der Grund für das Verschwinden seiner Mutter war? „Es war ihre Schuld und die meines Vaters, ich würde sie dafür hassen. Dafür, dass sie nicht an mich gedacht haben...“, murmelte er leise und wandte sich von der Tür ab, lief in sein eigenes Zimmer. **~~**~~** Am nächsten Morgen kam Alex in die Küche, begrüßte Yues Tante, die das Essen zubereitete. Sein Vater hatte es ihr eigentlich verboten, da sie Gast in ihrem Hause war aber die ältere Frau wollte nicht auf Kosten anderer in so einem großen Haus leben. Irgendwie verstand Alex sie und ihr Essen schmeckte tausendmal besser als das von der Köchin, die sie eingestellt hatten und nun sauer zu der Frau sah. „Hm, ist Yue schon weg?“, fragte Alex und versuchte so teilnahmslos wie nur möglich zu klingen. Immerhin wollte er sich nichts anmerken lassen von seinen Gefühlen für den Blonden. „Yue? Er hat gestern Abend angerufen und gesagt, dass er bei Jessy übernachtet.“, erwiderte die Angesprochene und lächelte sanft. „Hier, dass ist dein Essen, ich hoffe, es schmeckt dir und das...“, sie reichte ihm noch etwas, dass in einem eckigen Behälter war. „...ist Yues Bento. Es wäre nett, wenn du es ihm geben könntest. Er ist sowieso schon so wenig in letzter Zeit.“, man hörte die Sorge in ihrer Stimme und sie sah Alex auch nicht sehr lange an um nicht zu viel davon nach außen kommen zu lassen. Alex nickte dann und machte sich nach dem Essen auf zur Schule. Max, Elisa und Stephen trafen an ihrem Treffpunkt auf ihn und zusammen liefen sie weiter. Aber etwas schien die anderen beiden Jungen zu bedrücken, und Elisas Gesichtsausdruck war auch sehr besorgniserregend und Angst einflössend. Plötzlich blieb sie stehen und knurrte leise. „Ihr seid gestern ohne mich losgezogen und habt euch geprügelt! Warum hast du mich nicht angerufen, Alex?!“ Der Angesprochene blieb ebenfalls stehen du seufzte leise. Das hatte er schon befürchtet. Elisa war wütend, sehr wütend. „Ich musste mich abreagieren und wusste ganz genau, dass du nicht willst, dass wir und grundlos mit irgendwelchen Leuten anlegen. Deswegen habe ich dich nicht angerufen.“ Seine fruchtlosen Begleiter von letzter Nacht traten einige Schritte zurück, als Elisa zu Alex lief und vor diesem stehen blieb. Sie dachten schon das Schlimmste und sahen Alex bemitleidend an. Doch die Schläge und Schreie blieben aus. Stattdessen hob Elisa ihre Hand und strich sachte über Alex’ Wange und seufzte. „Wir diskutieren das ein anderes Mal aus, Alex. Los, kommt wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät.“ Sprachlos sahen die Drei der Braunhaarigen nach und zuckten die Schulter. Max klopfte dem Größeren anerkennend auf die Schulter und Stephens einziges Kommentar bestand aus einem Nicken. Zusammen kamen sie dann auch endlich an und Alex schaute sich suchend nach Yue um. Immerhin hatte er in seiner Tasche das Essen für den Blonden. Auch, wenn er nicht wusste was ein Bento war. Dass er dafür mit ihm sprechen, ihn vielleicht berühren musste verursachte in ihm ein leicht mulmiges Gefühl. „Chibi~ Du kannst heute wieder bei mir schlafen, wenn du willst. Du musst da nicht wieder zurück... und vergiss nicht, dass du mir noch etwas zu erzählen hast, klar?“, hörte Alex dann plötzlich und Jessy kam mit Yue um die Ecke, direkt an Alex vorbei, der keines Blickes gewürdigt wurde. Oder doch, für einen kurzen Moment sah er Jessys funkelnde grüne Augen auf sich. „Ja, okay, ich erzähle dir alles, aber du darfst nicht...“, doch da unterbrach ihn Alex, der zwischen die beiden getreten war und den Kleineren nun ansah, sogar musterte. „Du warst gestern nicht Zuhause?“, fragte Alex und hinderte Yue am Weitergehen. “Ja, war ich, wann hast du es gemerkt? Beim Frühstück?“ Ertappt wurde Alex leicht rot um die Nase und packte einfach das Bento aus seiner Tasche, hielt es Yue hin und knurrte ein leises, „Ist von deiner Tante...hier.“, und drückte es in die Hand des Blonden, drehte sich um. Wenn das noch lange so weiterging, würde er Yue bald an den Kragen gehen. Warum konnte dieser Kleine... nicht einmal nett zu ihm sein?! Elisa umfasste plötzlich seine Hand und zog ihn mit sich. Max grinste Yue nur an und freute sich insgeheim schon auf ihr Kunstprojekt und seinem, damit verbundenen, neuen Spielzeug und Stephen? Dieser lieb stehen, sah Jessy an, die ihn nur argwöhnisch musterte und versuchte etwas zu sagen. „D...du siehst wirklich gut aus, heute~“ „Und du scheiße wie immer...“, erwiderte Jessy nur und schnappte sich seinerseits den verblüfften Yue und zog ihn in ihr Klassenzimmer. Was dachte sich dieser Rotschopf eigentlich? Okay, schlecht sah er nicht aus, das war gelogen aber er gehörte zu Alex’ Truppe und allein das machte ihn zum letzten Menschen auf Erden mit dem sie sich abgeben würde. Enttäuscht folgte Stephen seinen Freunden und richtete sich seine Kopfhörer. Was sollte er nur tun? Die Person, welche er liebte, hasste ihn. Waren das nicht tolle Aussichten? Richtig aufbauend. ~~**~~ Die Stunden vergingen und es war gerade Pause, die letzte große Pause, bevor der letzte Unterrichtsblock stattfinden würde. Alex stand mit seinen Freunden an ihrem üblichen Platz und sah sich auf dem Schulhof um. Plötzlich blieb ihm die Luft weg. Wer war dieser Kerl neben Yue und warum tat Jessy nichts gegen den Typ? Normalerweise ließ sie keinen an den Blonden ran? Und dieser andere schwarzhaarige Junge wagte es sogar Yue zu berühren, ihn zu umarmen.... Argh, jetzt stellte er sich auch noch an wie ein eifersüchtiges Mädchen. Aber verdammt noch mal, er war eifersüchtig! „Du hast ein Problem, nicht wahr.“, sprach auf einmal Stephen und Alex, sowie die anderen beiden wandten sich verblüfft an ihren Rothaarigen, ansonsten eigentlich schweigenden, Freund. „Ja, verdammt! Danke für dieses sinnlose Kommentar.“, aber so sinnlos war es anscheinend nicht. Es schien fast so, als ob Stephen es herausbekommen hatte wie Alex sich fühlte. Ausgerechnet Stephen! Die Pause war um und als sich alle wieder aufmachten um rein zugehen, wandte sich Elisa an den Größeren. „Du wirst zu weich, Alex. Lass dich nicht zu sehr von ihm einnehmen...“ ~~**~~ Yue bekam in der Zwischenzeit nichts davon mit, dass sie beobachtet wurden. Viel zu sehr freute er sich einen alten Bekannten wieder zusehen. Shin Nakamura. Sein einziger Freund aus Japan, den er zurücklassen musste und ziemlich vermisst hatte. Jessy, die sofort gesehen hatte wie sehr sich ihr Chibi freute, ließ zu, dass der ältere Junge Yue so begrüßte. Auch, wenn sie leichte Anwandlungen von Eifersucht hatte, so ließ sie es sich nicht ansehen. Es schien dem Blonden gut zu tun und das war es ihr wert. Lächelnd wandte sie sich an die beiden und deutete wieder zu dem Schulgebäude. „Wir sollten rein, Jungs. Du musst in deine Klasse, dich vorstellen, Shin und wir zurück in unsere. Ihr seht euch ja nach dem Unterricht wieder, Jungs.“, sie umfasste Yues Hand, zog ihn mit sich und wartete nicht einmal auf den anderen Jungen. Okay, vielleicht war dieses Thema ‚Eifersucht’ doch einen Tick schlimmer als gedacht... Shin sah ihnen nur hinterher und ging dann auch wieder, mit einem Schmunzeln, rein. Die Mädchen hier in Deutschland schienen interessant zu sein, mal sehen was sein Bruder dazu sagte. Sein Zwillingsbruder Shinji hatte einen Hang zu solchen unerreichbaren Mädchen. Zum Glück würde dieser erst morgen kommen. Shin lief zu dem Klassenzimmer und wartete davor. Natürlich wurde er von den anderen Mädchen und Jungen sofort beäugt. Ganz besonders einer von ihnen, konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden. Dieser Blick war jedoch nicht bewundernd oder neugierig, sondern eher mordlustig. Das war dieser elendige Kerl, der so dicke mit Yue war. Ein Japaner also... und ein nicht mal so kleiner. Dieser Junge sah ganz normal aus, hatte schwarze kurze Haare, braune Augen, einen helleren Teint, wie es für Japaner so üblich war aber eines war anders als das typische Bild, das Alex von dessen Landsmännern hatte. Der Schwarzhaarige war gut gebaut, groß und überhaupt nicht schüchtern. Unverschämt grinste er die Mädchen, welchen ihn neugierig musterten an und winkte ihnen zu. Diese schnatterten natürlich gleich drauflos und hörten nicht mehr auf damit. Elisa sah sofort was im Kopf ihres Freundes wohl los war und stupste diesen an. „Wir müssen rein, Alex...“, murrend nickte der Angesprochene nur und lief hinter den anderen ins Klassenzimmer. Als er an Shin vorbeilief schickte er ihm eindeutige Blicke. Solche Blicke, die sofort aussagten, dass sie beide wohl alles andere als Freunde werden würden. Na, Klasse. Der Kerl schien in seinem Tutorkurs zu sein. Hoffentlich würde bald wieder nach Japan zurückgehen... hoffentlich, dachte Alex brummend, während er sich hinsetzte. Elisa und Max taten es ihm gleich, zum Glück befand sich Stephen in einem anderen Tutorenkurs, genau in demselben wie Jessy und Yue. Okay, er hatte auch zu kämpfen aber immerhin nicht mit jemandem, der kurz vor der Explosion stand und nicht einmal Elisa hätte ihn davon abhalten können. Ihr Lehrer kam herein und stellte den Neuankömmling endlich vor. Die Mädchen in der Klasse seufzten verliebt und schwärmend auf, die Jungs seufzten deswegen nur und einige ließ es einfach kalt. Shin sah sich in der illustren Runde um und begann dann damit sich selbst vorzustellen, wie es nun mal in Japan so Sitte war. „Freut mich euch kennen zu lernen, mein Name ist Shin Nakamura, mein Bruder Shinji wird ab morgen auch hier auf die Schule gehen. Wir sind Austauschschüler aus Tokio. Auf gute Zusammenarbeit.“, er verneigte sich kurz, so dass ihm einige seiner schwarzen Strähnen verwegen in das Gesicht fielen, was einigen Mädchen ein erneutes Seufzen entlockte. Alex jedoch knurrte nur leise und ballte seine Hände zur Faust. Daher kannte diese kleine Made also Yue. Sie waren bestimmt Freunde aus Japan. Aber einen Moment! Wenn er es schaffte sich mit dieser Schmeißfliege anzufreunden, dann würde er bestimmt in einem besseren Licht vor dem Blonden stehen... ganz bestimmt! Der Plan war einfach perfekt. Nun, es erschien Alex perfekter als es dann letztendlich war. Denn Shin sah ihn nur von oben bis unten an, musterte ihn und drehte sich dann um. Die Schule war zwar zu Ende aber das hier würde wohl noch eine zeitlang weitergehen wie es aussah. „Jessy, hat mir von dir erzählt. Yue wohnt bei dir und deinem Vater. Na ja, wie auch immer. Ich kann jetzt nicht. Yue und Jessy warten auf mich, sie wollen mir die Stadt zeigen.“, damit speiste ihn Shin, ohne mit der Wimper zu zucken, ab und drehte sich um. Mordpläne wurden gerade gesponnen und Alex wusste im Detail wie er es dem Neuling so richtig schön schmerzhaft bereiten konnte. Aber nein, wenn er jetzt zuschlagen würde, dann wäre Yue wieder hundertprozentig sauer auf ihn und das wollte er vermeiden. Noch, jedenfalls. Aber wie lange das auszuhalten wäre, wusste der Schwarzhaarige nicht. So, in seine Gedanken vertieft, merkte Alex nicht, dass auch Stephen sich seine Gedanken zu dem Neuen machte. Denn auch er hatte erfahren, dass sich ein Neuling aus Japan mit Jessy und Yue abgibt. Der Blonde interessierte ihn nicht aber was Jessy mit dem Kerl zu schaffen hatte interessierte ihn schon, immerhin versuchte er es seit Jahren ihr näher zu kommen und das Netteste, was er zu höre bekommen hatte von ihr war, dass er zum Sterben lieber in eine andere Ecke gehen sollte, sonst würde er nur dabei gestört werden. Hallo? Was machte er denn falsch? Stephen seufzte hörbar auf und lehnte sich an die Wand. Max gesellte sich zu seinen beiden Freunden, die irgendwie neben der Spur zu stehen schienen. Er selbst hatte auch einiges worüber er nachdachte, aber das war eher von schönerer Natur. Morgen hatten sie keinen Unterricht, sondern nur einen Projekttag. Der Anfang ihres Kunstprojektes. Nur er und Yue in einer Gruppe~ Ganz allein und Max hatte mittlerweile richtig Sehnsucht nach seinem Lieblingsjapaner... nicht viel aber wenigstens etwas mit ihm spielen, das dürfte er, ohne dass Alex davon mitbekam. Er rieb sich die Hände und grinste, kicherte sogar leise. Elisa schüttelte nur den Kopf als sie sah wie ihre drei Jungs auf dem Gang standen und teilweise nachdenklich, in Max’ Fall dümmlich geradeaus starrten. Dagegen musste Abhilfe geschafft werden! Sofort! „Jungs, wir haben noch was vor...“, ein stilles ‚Was?’ kam von Max zurück, der aus seinem wunderschönen Traum gerissen wurde und Elisa nun fragend ansah. Was sollten sie schon vorhaben? Stephen sah nicht gerade so aus, als könnte man heute sehr viel mit ihm anfangen und nicht einmal Alex schien etwas anderes tun zu können als den nächst Besten zu verprügeln, der ihm blöd kam. „Los! Kommt in die Puschen. Wir gehen in die Stadt, da hat ein toller Laden aufgemacht. Es ist vier Uhr, wir können da locker den Abend verbringen. Oder will mir einer widersprechen, nach der Leistung von gestern?“, sie sah die drei scharf an und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Braunhaarige musste nicht lange auf eine Antwort warten. Es kam ein eindeutiges Nicken von den drei Jungen, die nur leise etwas brummten und vorgingen. Was sollten sie denn schon dagegen tun? Sie hingen an ihrem Leben. Stephen hätte gerne vor seinem Tod Jessy noch seine Liebe gestanden und Alex ging es genauso. Auch, wenn Yue ihn umbringen würde, wenn er es täte. „Na, es geht doch~ Es freut mich, dass ihr so kooperativ seid, Jungs~“, gutgelaunt pfiff Elisa und harkte sich bei Alex ein. **~~**~~** Auch Jessy hatte eine Idee um Yue etwas anzulenken. Es gefiel ihr zwar nicht unbedingt, dass Shin mit dabei war aber dessen Gegenwart tat dem Blonden gut und so blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn mit einzubeziehen in ihren Plan. Zusammen mit den beiden Jungen steuerte sie zielsicher eine Bar an. »Yumes Karaoke Bar~« In großen leuchtenden Lettern wurde der Name, der Bar auf einem Schild gepriesen und Yue schüttelte schon heftig den Kopf. Nein, niemals würde er da rein gehen! Nicht singen… nicht vor fremden Leuten. „Komm schon, Chibi~ Du kannst singen, das weiß ich und so viel los wird da jetzt schon nicht sein. Wir haben gerade mal fünf Uhr~ Du schaffst das schon. Ich singe auch zuerst, ja?“ Shin nickte und wuschelte Yue durch dessen blonde Haare. „Sie hat Recht, komm mit rein~ Es wird bestimmt lustig.“, seufzend sah Yue die beiden an und gab sich geschlagen. Zwei gegen einen, das war unfair~ Aber da kam auf einmal so ein merkwürdiges Gefühl. So, als ob etwas passieren würde. Doch was? Der erste Schritt in diese Bar läutete den ersten Schritt in etwas Neues ein… TBC Kapitel 9: I hate you but I love you… ------------------------------------- Autor: yume22 Info: Viel Spaß beim Lesen und Danke an alle, die die FF noch verfolgen^^ Schaut euch bitte, die Nummern in Klammern an, die stehen am Ende der FF Kapitel 10 „I hate you but I love you…“ I hate the way you bring me down, I hate the things you say to me I hate that way you make me feel today, but you’re the drug I need (Against all Will, The drug I need) „Ich liebe dich, Yue…“ Was lief hier gerade falsch? Warum stehe ich mit meinem, selbsternannten, Erzfeind auf der Toilette einer Karaoke Bar und muss mir von diesem ein Liebesgeständnis anhören? Da stand er nun, mit einem blauen Auge und sah mich verliebt an. Hallo? Bin ich im falschen Film? Erst einmal zum Anfang zurück… ********Rückblende************ Um diese Uhrzeit sollte eine Karaoke Bar nicht voll sein, sollte man denken, doch es kam wieder alles anders als gedacht. Yue wollte gerade wieder umdrehen, da stieß er gegen jemanden und hörte von diesem nur ein Brummen. Als der Kleinere hochsah erkannte er den Alptraum seiner unzähligen schlaflosen Nächte. Lange schwarze Haare, braungrüne Augen und dieser typisch herablassende Blick… An sich war das doch nichts Schlimmes, oder? Das war sogar eine richtig gute Kombination, wäre der Kerl nicht einfach, der, der er nun mal war! „Du stehst im Weg, Kleiner. Man, so klein und doch störst du wo du nur bist.“, knurrte Max und kam hinter Alex hervor, schob Yue einfach zur Seite, da dieser viel zu perplex war um zu antworten. Als Yue allerdings wieder reagieren konnte rief er Max auf Japanisch was hinterher und wurde von Shin aufgehalten damit weiterzumachen. Eigentlich wollte Alex sich ja für die Worte seines Freundes entschuldigen aber Shin drängelte sich wieder vor. Dieser verdammte…! „Spar dir deinen Atem um nachher zu singen~ Sie werden platt sein, wenn sie dich hören!“ Skeptisch wurde eine Augenbraue hochgezogen und Shin angesehen. Woran litt sein bester Freund? Irgendwelchen Wahnvorstellungen? Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als vor diesem nervenden Pack zu singen! „Ich warte einfach bis sie gehen. Eher singe ich kein einziges Wort, nicht einmal meine Schimpftiraden“ Warum könnte Max nicht einfach von einem Blitz getroffen werden, oder Alex vom Hagel, oder… Ach, die waren doch alle unnötig. Völlig unnötig und machten sein Leben nur schwerer als es eh schon war. Erst recht Alex. Dessen Anwesenheit war ja schon völlig unnötig. Sauerstoffverschwender. Möchtegern. Nervensäge! Augenkrebs Verursacher. Neuerdings eigentlich doch sehr netter… Was?! Bevor Yue die Liste noch weiter ausführen konnte zog ihn Jessy zu sich auf den Sitz und drückte ihm eine Cola in die Hand. „Beruhig dich und genieß es hier zu sein, mit uns beiden, okay? Ignorier diese Heinis einfach.“ Ignorieren? Wie könnte er die denn ignorieren? Das war unmöglich! Er spürte ja schon förmlich wie Alex ihn anstarrte, oder Max wahrscheinlich schon ein paar Horrorszenarien für ihn einplante. Hallo? Sah er etwa aus wie ein Masochist? Himmel, nein! Während sich Yue noch mit Jessy auseinander setzte, war es Steven, der von Elisa dazu gezwungen wurde mit der Singerei anzufangen. Er, der sonst den Mund nicht aufmachte und den Sinn eher im Minimalistischen sah, sollte anfangen zu singen, vor einer Person, die sein Herz gleichzeitig wild zum Klopfen brachte und es gleichzeitig in ihren wunderschönen Händen fast zerquetschte? Ja, er hatte sein Herz schon an Jessy verloren aber dieses wunderschöne Geschöpf ahnte es ja nicht einmal. Seufzend entschied sich Steven für ein Lied, das ansatzweise an seine Gefühle für Jessy herankam. Eigentlich müsste er ja selbst eines schreiben. (2) You're just too good to be true. Can't take my eyes off you. You'd be like Heaven to touch. I wanna hold you so much. At long last love has arrived And I thank God I'm alive. You're just too good to be true. Can't take my eyes off you. I love you, baby, And if it's quite alright, I need you, baby, To warm a lonely night. I love you, baby. Trust in me when I say: Oh, pretty baby, Don't bring me down, I pray. Oh, pretty baby, now that I found you, stay And let me love you, baby. Let me love you. Steven gab alles und als Alex zu Jessy sah und auch noch Elisa kam sie sich etwas überrumpelt vor. Was sollte das? Warum sang der Kerl so ein Lied und schaute auch noch in ihre Richtung?! Na ja, süß war es schon aber… Es war Steven! Der Kerl gehörte zu dem Idioten Quartett, welches ihrem Chibi immer zusetzte und weh tat. Sie würde ihm lieber die Kehle zuschnüren und sein Herz aus seiner Brust reißen als irgendwelche Gefühle für ihn zuzulassen. Auch, wenn das früher vielleicht anders gewesen war. Nachdem sie dann auch gesungen hatte und zwar ein sehr deutliches Lied, welches Steven zeigen sollte wie sie zu ihm stand, saß Besagter wie ein Tropf auf seinem Platz und knabberte an einer Salzstange. Er war totunglücklich und wusste nicht was er noch tun sollte. Sein Blick fiel auf Yue, der neben Jessy saß und ein Gedanke kam ihm. Er müsste diesem Blonden Etwas reden… immerhin war der Kleine der beste Freund von seinem Engel, dem schönsten Wesen auf Gottes weiter Erde. Wenn er diesen Knilch fragte, dann könnte dieser ihm bestimmt helfen. Oh ja, und er würde ihm auch helfen! Egal was er dafür tun müsste! Steven schloss die Augen, strich sich über die Kappe und die Kopfhörer. Alex, Max und Elisa hatten ihn schon oft gefragt warum er ständig mit der Kappe und den Kopfhörern herumlief. Sie waren ihm das Wichtigste überhaupt. Er erinnerte sich zurück an eine Zeit, in der es noch keinen Yue gab, in der Jessy noch ein Teil von ihrer Clique war und ein Teil von ihm… „Steven~“ Ihre Stimme war damals freundlicher, aber genauso lieblich wie jetzt. Ihre Haare waren etwas kürzer, aber dennoch wunderschön. Sie glich einem Engel und war es immer noch. „Hier, dein Geburtstagsgeschenk~ Man wird schließlich nur einmal fünfzehn.“ Er erinnerte sich noch daran wie rot er geworden war, passend zu seiner Haarfarbe. Ihre schmalen Hände hielten ein Päckchen umfasst. Es war liebevoll eingepackt und hatte eine blaue Schleife oben drauf, die er heute noch aufbewahrte. Für einen kurzen Moment streiften sich ihre beiden Hände und er hätte sie am liebsten festgehalten und niemals losgelassen. Ja, sie waren Freunde, diese Geste war normal, wenn Jessy nur wüsste, dass diese Geste für ihn alles andere als normal war. Sie war kostbar und ließ ihn erst recht bewusst darüber werden was er wirklich für dieses Mädchen empfand. „Du musst mir nichts schenken.“ Damals schon war er recht verschlossen aber offener als heute. Er hatte sogar gelacht und wurde immer aufgezogen von den anderen, weil er so viel Zeit mit Jessy verbrachte. Aber was sollte er denn sonst tun? Es gab nichts wichtigeres als dieses Mädchen, nichts war für ihn interessant, außer den Geschichten seiner, damals besten, Freundin zu lauschen, sie zu beobachten wie sie ihre Lippen kraus zog, sich durch ihr Haar strich, oder sie fasziniert zu betrachten, wenn sie lachte, oder gerade irgendetwas erzählte. Er erinnerte sich noch gut daran, dass sie ihn interessiert angesehen hatte, als er das Päckchen öffnete. Sie wollte wohl seine Reaktion sehen… In seiner Hand hielt er Kopfhörer, richtig teure und gut und eine rotbraune Mütze. Er zog sie sofort auf und die Kopfhörer drüber. „Die sehen Klasse an dir aus, Stev~ Deine alten Kopfhörer sind doch schon so abgetragen, da hab ich gedacht, dass die genau richtig sind. Gefällt dir dein Geschenk?“ Ob ihm das gefallen hatte? Wenn Jessy nur wüsste was in ihm in diesem Moment vorgegangen war. Am liebsten hätte er sie umarmt und geküsst, doch das konnte er einfach nicht. Was wäre, wenn dadurch ihre Freundschaft kaputt gegangen wäre? Nein, lieber wäre er *nur* mit ihr befreundet als sie irgendwann zu verlieren. Steven öffnete die Augen wieder und schaute erst auf die Bühne, auf deren Weg sich Alex machte und sah dann zu Jessy. Wäre Yue niemals gekommen, hätte Max sich diesen nie als Opfer ausgesucht und hätten sie nicht von Anfang an einen eher schlechten Ruf, dann wäre alles anderes gekommen. Irgendwann. Irgendwann, wenn er den Mut hatte es Jessy zu sagen, würde er es tun. Er würde ihr das Geschenk geben, das er für sie gekauft hatte und seit einem Jahr aufbewahrte. ~~**~~~ Gerade wollte, bzw. wurde Yue nach vorn geschoben, damit er endlich sein Lied sang, da drängelte sich dieser impertinente schwarzhaarige Sauerstoffverschwender doch glatt nach vorne. Okay, er riss sich nicht darum da vorne zu stehen aber hier ging es eindeutig ums Prinzip. Alex sah ihn auch noch so merkwürdig an und was sollte das alles eigentlich? Missmutig setzte sich Yue hin, knurrte leise etwas und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum regte ihn der Kerl eigentlich so auf? Das war er doch gar nicht wert, selbst wenn dessen Vater wirklich mal was mit seiner Mutter hatte. Das war völlig egal! Außerdem verstanden sie sich doch im Moment besser, oder? Alex hatte ihm gesagt, dass er etwas für ihn empfand aber so richtig glauben konnte und wollte er das nicht. Der Ältere verwirrte ihn, machte ihn nervös und… Ja, was noch? Eigentlich hasste er ihn, aber warum klopfte sein Herz dann wie wild, wenn er ihn sah, oder wenn er sich über ihn aufregte? Vielleicht brauchte er das? Vielleicht musste er sich über jemanden aufregen können? Alex stellte sich auf das Podest und Yue schaute desinteressiert weg. Sein Blick fiel auf Max und er erstarrte. Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihn. Max beobachtete ihn mit einem sadistischen Grinsen und er leckte sich ständig über die Lippen, wenn er zu ihm sah. Außerdem sah er irgendwie verträumt aus und…kicherte der Kerl etwa? Der Junge war ja ein richtiger Psycho?! Okay, wirklich Angst hatte er nicht, immerhin waren Shin und Jessy bei ihm und er war so sauer, dass er selbst ausholen könnte. Alex war sowieso außer Gefecht, da er plötzlich Pro Yue eingestellt war, Steven war so deprimiert, dass der ebenfalls ausfiel aber… irgendwie war ihm Max nicht geheuer. Der hatte sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr blicken lassen, nicht dass er sich darum riss. Dann dachte er wieder an Alex und sah nach vorn. Dieser Idiot hatte wahrscheinlich eine Stimme wie Kermit. Doch dann fing Alex an zu singen und Yues Mund blieb offen. Man, hatte der eine gute Stimme, die ging ihm durch Mark und Bein. Song: Against all Will-The Drug i need (1) Mittlerweile war die Karaoke Bar gut gefüllt und einige der Gäste hörten Alex gespannt zu, besonders die jungen Damen~ Aus irgendeinem Grund schlug sein Herz auf einmal viel schneller als sonst. Dieses Lied, das Alex sang, dieser Blick, der auf ihm lag, das hatte doch nicht wirklich was mit ihm zu tun, oder? Selbst, wenn es so war, schien es dann doch Alex‘ Stimme zu sein, die ihn so durcheinander brachte. Warum konnte dieser Kerl so gut singen?! Shin, der sah wie merkwürdig sich Yue auf einmal verhielt, zog den Jungen an sich, was natürlich nicht unbemerkt vor Alex blieb. Für einen kurzen Moment hätte Yue schwören können, dass der Blick, welcher von Alex kam so tödlich war wie eine Mamba. Ach, das hatte er sich nur eingebildet! Ja, das war nur Einbildung. Der Abend ging weiter, er drückte sich so gut es ging vorm Singen und schaffte es auch, da die Bar immer voller wurde. Irgendwann stand Yue auf und machte sich auf den Weg zur Toilette. Dort angekommen bemerkte der Blonde nicht wie ihm jemand gefolgt war. Immerhin war das ja eine öffentliche Toilette Das was aber als nächstes geschah war sowas von vorhersehbar gewesen. Irgendein Typ kam herein als Yue gerade seine Hose hochzog und sich danach die Hände wusch und stellte sich hinter ihn. Bei dem Größenunterschied sah das ja schon etwas komisch aus aber er hatte es glatt vergessen zu lachen, denn der Kerl fasste ihn an seinen Hintern. Okay, hatte er da etwas verpasst? Waren sie in einer Schwulen Bar, oder warum dachte dieser Typ er könne ihn betatschen? Gerade als Yue ausholen konnte, was recht gut gegangen wäre, da die Weichteile des Mannes direkt auf Ellebogenhöhe waren, wurde dieser von ihm weggerissen. Er sah nur noch wie Alex ein blaues Auge verpasst bekam und dieser den anderen dann auf den Boden beförderte, worauf der Grapscher dann bewusstlos liegen blieb. Sofort war Alex bei ihm und umfasste sein Gesicht. „Geht es dir gut? Hat er dir was getan? Was…“ „Fass mich nicht an!“, kam es nur ruhig von dem Kleineren und Alex ließ ihn langsam los, schluckte. Konnte dieser Knirps nicht einmal freundlich sein, oder sich wenigstens bedanken? Als Alex ihn endlich losgelassen hatte, schaute sich Yue dessen blaues Auge an, holte ein Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche, das er eh nie benutzte und nur mit sich herumschleppte, weil seine Tante es so wollte und hielt es unter das kalte Wasser, dann deutete er Alex an sich zu ihm herunterzubeugen. Am Ende lag das Taschentuch auf Alex‘ Auge und Yue drehte sich um. „Danke…wegen eben. Bilde dir aber nichts drauf ein, okay?“ Statt dieses Dankeschön einfach zu akzeptieren hielt Alex Yue am Arm fest und zog ihn zu sich, damit dieser ihm wieder gegenüberstand. „Ich liebe dich, Yue…“ Da war dieses Ich liebe dich, Yue. Wieso auf einmal? Hatte er irgendetwas verpasst und da fehlte noch der ganze Mittelteil? **Rückblende ENDE*** „Ich bin ein Junge.“ Gut, das war weniger intelligent von ihm gewesen aber was sollte man denn auf sowas sonst reagieren? Alex zuckte die Schultern und sah ihn immer noch an. „Ich bin auch einer!“ „Ja, aber das ist doch das Problem! Wir sind es beide und jemand wie du verliebt sich nicht einfach in jemanden wie mich!“ „In wen denn sonst?“ Himmel, wollte der Kerl ihn verrückt machen? Warum stellte der denn so blöde Fragen! Er lebte bei ihm Zuhause, er hasste diese Familie, er hasste dessen Vater, der behauptete, dass seine Mutter mit ihm eine Affäre hatte. Er hasste einfach alles was mit ihm zusammenging. Seufzend fasste sich Yue an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Hör zu. Mir ist egal, ob du das ernst meinst, oder es nur ein kleines Spielchen ist aber das zwischen uns kann nichts werden! Schmink's dir ab, such dir irgendeinen anderen und warum eigentlich auf einmal?“ Man, das war doch alles sowas von Klischee. Er, der arme kleine verprügelte und missverstandene Junge hatte auf einmal den gutaussehenden Schlägertypen am Hals, reich und auch noch beliebt, der sagte, dass er ihn liebte. Hallo? War da vielleicht was in seiner Cola gewesen? Das glaubte ihm doch niemand und was war mit Max? Der lief doch im Dreieck, wenn er das wüsste. „Ich will niemand anderen. Ich will nur dich und verdammt noch mal, du machst mich echt verrückt! Kannst du nicht einmal normal sein? Ihr Japaner seid doch sonst eher zurückhaltend, also sei es doch einmal auch! Und irgendwann gibt es immer ein erstes Mal! Ich hab‘s satt ständig nur schweigend zuzusehen und alles in mich hineinzufressen“, meinte Alex und auf einmal fand Yue sich an die Wand gepinnt wieder. Irgendwie schien Alex zu vergessen, dass sie sich in einer öffentlichen Toilette befanden und dass jederzeit jemand herein kommen könnte. Aber egal, es ging ja im Moment eh alles schief. Da kam es auf so etwas auch nicht mehr an. „Halt einfach mal den Mund.“ Noch während Alex das sagte beugte er sich vor und küsste den Kleineren auf den Mund. Er würde diesen Jungen niemals an jemanden wie Shin verlieren! //Wahhhhhhhhhhh// Für ein paar Minuten war er wirklich ruhig gestellt und konnte nichts dagegen tun, vielleicht wollte er es ja auch gar nicht aber darüber dachte Yue lieber nicht nach, sondern stieß Alex nachdem er sich wieder gefangen hatte von sich. „Mach das nie wieder! Ich…ich… argh, ich hasse dich!“ Er stürmte aus der Toilette, wieder zu seinen Freunden und setzte sich hin, knurrte leise was und selbst Shin konnte ihn nicht dazu bringen zu sagen was passiert war. Als Alex grinsend die Toiletten verließ, mit einem blauen Auge und einer roten Wange, was doch stark nach einem Handabdruck aussah, konnte sich Jessy denken was passiert war. Dieser Mistkerl hatte sich an ihren Chibi vergriffen! Oh ja, den würde sie sich morgen auf jeden Fall vorknöpfen. „Hey, Chibi. Was ist los?“ „Gar nichts, alles okay. Alles Bestens.“ Er könnte nur gerade Amok laufen und Alex ganz, ganz, übel zurichten aber alles war Bestens. Normalerweise verstanden sie sich doch annähernd…gut, oder? Also, besser als vorher. Nach dem Zwischenfall vor einiger Zeit, bei dem er Alex geholfen hatte, hatten sie sich doch miteinander arrangiert. Wäre dieser Zwischenfall jetzt im Moment würde er die Jungs auch noch anfeuern auf Alex einzudreschen. Dass es aber anders war wollte Yue sich nicht eingestehen. Hier ging es wieder einmal ums Prinzip! Dieser Mistkerl hatte ihm seinen ersten Kuss gestohlen! ~~**~~ „Sollen wir dich nicht lieber begleiten?“ „Nein, es geht schon. Ich kann die paar Meter selbst nach Hause gehen. Bis morgen.“ Yue umarmte zuerst Shin und dann Jessy, drückte sich etwas länger an sie. „Er hat mir nichts getan.“, flüsterte er ihr ins Ohr und löste sich von der Älteren. „Er hat mich beschützt und dann… na ja… ich erzähl's dir morgen, okay?“ Jessy nickte, obwohl sie doch lieber jetzt schon erfahren hätte was passiert war und machte sich mit Shin auf den Rückweg, der mehr als fragend schaute aber sie hielt dicht. Yue sollte selbst mit seinem Freund reden… In der Zwischenzeit betrat Yue die Villa und sah bereits Mr. Benning, der auf ihn zu warten schien. „Yue…“ Sofort winkte der Junge ab und lief an dem Älteren vorbei. „Ich habe jetzt weder den Nerv, noch die Lust mich mit Ihnen zu unterhalten. Es tut mir leid, Mr. Benning. Es geht jetzt nicht.“ Noch mehr Hiobs Botschaften ertrug er nicht. Irgendwann war das Maß voll. Oben vor seiner Zimmertür wartete auch schon der Nächste und zwar Alex. Ließ dieser Kerl ihn denn nie in Ruhe? „Das was passiert ist…“ „Das was passiert ist, war eine einmalige Sache! Komm mir nicht mehr zu nahe. Ich… ich … lasse mich nicht mehr von dir an der Nase herumführen, klar?! Ich bin zwar blond aber nicht blöde. Erst verprügeln und dann verlieben? Sehe ich aus wie ein verdammter Masochist?“ Alex schüttelte den Kopf und kam auf ihn zu, doch der Blonde wich zurück. „Ich meine das ernst. Es ist kein Spiel und ich gebe nicht auf.“ „Dann gebe nicht auf! Wenn du mich aber noch einmal ohne meine Erlaubnis küsst, dann kannst du dich von deiner Zunge und deinen Weichteilen verabschieden, klar?! Ich habe es satt, dass jeder denkt er könne mit mir machen was er will. Das hat ein Ende! Ich habe dir wirklich eine Chance gegeben und dir geglaubt, dass du dich bessern willst und wir beide es miteinander aushalten können aber ich hab mich wohl getäuscht.“ Mit diesen Worten stampfte er an Alex vorbei in sein Zimmer und schlug die Türe zu, blieb aber an der Tür stehen und sank an ihr zu Boden. „Ich liebe dich wirklich. Es…ist kein Spiel und ich werde nicht aufhören bis ich dich davon überzeugt habe. Ich bin hier nicht der Böse, Yue… denk darüber nach.“ Alex drehte sich um und betrat sein eigenes Zimmer. Endlich hatte er klar gestellt was er für den Blonden empfand. Doch das Schwierigste würde erst noch kommen. Er musste zusehen, dass Yue ihm glaubte, sich ebenfalls in ihn verliebte und endlich damit aufhörte ihn zwanghaft zu hassen. Okay, das war schon fast unmöglich. I know you think I am the devil in this I know you're thinking that you don't deserve this look in my eyes TBC Bis zum nächsten Mal. Über Reviews würde ich mich freuen ;) (1) Songtext zu den Lied: http://www.againstallwill.com/tracks/the_drug_i_need.html (2)(Das ist eher die Heath Ledger Version ; 10 Things i hate about you) Kapitel 10: Vergebene Liebesmüh ------------------------------- Kapitel 10 „Vergebene Liebesmüh“ Himmel, was war nur los? Zuerst dachte er, dass sich alles zum Guten wenden würde und jetzt? Jetzt stand er mit Steven, einem von Alex' Clique in der Jungen Umkleide und fühlte sich alles andere als gut. „Also, hör mir zu und renne nicht weg, oder fange an zu schreien.“, begann Steven und zupfte an seiner Mütze herum. Er stand direkt vor dem Kleineren und schaute sich um. Gut, es war keiner hier und würde auch so schnell keiner kommen. Sie hätten also genügend Zeit zum Reden. Yue schaute sich den Rothaarigen skeptisch an und überlegte ernsthaft einfach wegzurennen aber das wüsste der Kerl bestimmt zu unterbinden. „Ich und Alex haben nichts miteinander, rein gar nichts. Wirklich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich-“ Steven hob nur entnervt den Arm und konnte zum ersten Mal verstehen warum Max so genervt von dem kleinen Japaner war. Seine Nerven waren auch bis auf das Äußerste strapaziert aber das war sowieso nicht schwer. „Es geht um Jessica Francois...“, allein das Aussprechen ihres Namens ließ Steven leise seufzend. Yue hob eine Augenbraue und musste erst einmal überlegen. Jessica Francois? Wer? Einen Moment. Damit war doch nicht etwa- „Du meinst Jessy?“, was hatte der Kerl mit Jessy zu tun? „Himmel, sei doch mal ruhig und lass mich aussprechen“, er drückte Yue mit einer Hand an die Wand und beugte sich vor. „Dieser Japaner! Also, beide - hat einer von denen was mit ihr am Laufen?“ Von dem Angesprochenen kam nur ein Kopfschütteln und Steven seufzte erleichtert aus. Gut. Das war schon mal enorm erleichternd zu hören. „Was denkt sie von mir? Hasst sie mich wirklich?“ Den Kopf schief legend sah Yue Steven fragend an und stellte in Frage, ob dieser es wirklich ernst meinte. Dessen Blick zeigte aber, dass es sein voller Ernst war. „Äh, also, sie...redet nicht viel über dich und wenn, dann - tut mir leid, kommt da nichts Nettes bei raus.“ Steven knurrte und drückte, ohne es zu merken fester zu, was Yue zum Keuchen brachte. „Ich muss mit ihr sprechen und ich will, dass du das arrangierst!“ Da es sich wie eine Drohung angehört hatte und Yue auch dementsprechend eingeschüchtert aussah fügte Steven noch etwas hinzu. „Natürlich gehst du nicht leer aus. Du hast dann was gut bei mir. Irgendetwas - was ist mir egal. Ich muss nur mit ihr reden!“ So viel zu dem Thema. So wirklich wusste Yue nicht was los war, oder ob er das ganze doch noch träumte. Erst verliebte sich der Kerl in ihn, der sonst dafür verantwortlich war, dass er verprügelt wurde und das schon seit einem Jahr und dann kam dessen Freund zu ihm und forderte seine Hilfe ein um seine beste Freundin dazu zu bringen mit ihm zu reden. Drehten alle denn neuerdings durch? „Ich werde sehen was ich machen kann.“ Anscheinend reichte das Steven, denn dieser ließ ihn los, drehte sich um und ging. Irgendwie vermisste er sein altes Leben. Ab und an verfolgt zu werden, dann verprügelt, oder zu flüchten... Das war alles so unkompliziert zu dem was jetzt geschah und noch auf ihn wartete. Es sollte sich schneller etwas ändern, als gedacht. ** „Wie? Ich soll mit ihm reden?“ Jessys Hand lag schneller auf Yues Stirn, als dieser etwas auf die Frage antworten konnte, „Ja, was ist denn dabei? Er ist doch...also, an sich...ein netter Kerl, oder?“ Also, einen Versuch war es wert. Wie hatte sich Steven das nur vorgestellt? Er kannte den Rothaarigen doch kaum. Das Einzige was er von ihm wusste war, dass er mit Alex herum hing, immer diese Kopfhörer auf hatte – sie wirklich niemals abnahm – und immer daneben gestanden hatte als Max sich gerade mit ihm beschäftigte. Mehr war da nicht. „Fieber hast du keines. Aber irgendwas stimmt nicht mit dir, Chibi. Du redest wirres Zeug. Seit wann findest du Steven nett? Oder liegt es etwa an Alex? Läuft da irgendetwas zwischen euch beiden? Glaubst du ihm doch?“ Yue fasste sich an die Stirn und stöhnte. Himmel, wie sollte er das nur schaffen, dass Jessy sich mit Steven traf damit dieser mit ihr reden konnte. Am Ende knöpfte sich Steven ihn noch deswegen vor und gab ihm die Schuld. Warum eigentlich immer er? Warum ließ man ihn nicht einfach in Ruhe. „Hey, Chibi~ Ich habe mit dir geredet, Ich hab gefragt was mit diesem Shinji los ist. Der klebt an mir wie ne Wespe an einem Bienenstich und nervt tödlich. Mir kommt es fast so vor, als ob Shinji der böse Zwilling ist und Shin der Gute.“ Ja, irgendwie hatte Jessy sogar Recht damit, dachte er sich und legte den Kopf schief. Shinji war anders aber unbedingt böse? Nein, das wäre zu hart. „Shinji ist harmlos, der steigt nur allem nach was einen Rock hat.“, kam es dann auf einmal hinter Yue wo nun Shin stand und den Blonden von hinten umarmte. Er legte sein Kinn auf dessen Kopf, was irgendwie lustig aussah aber Yue war so klein, dass es perfekt war sich an ihn abzustützen. „Wunder dich nicht, wenn er das noch eine ganze Zeit lang so weitermacht. Hübsche Mädchen, die schwer zu haben sind interessieren ihn nur noch mehr und du bist wirklich richtig hübsch~ Aber im Grunde brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er...na ja, bald wird er was anderes zu tun haben als hinter jedem Rock her zu sein. Glaub mir.“ Jessy winkte nur ab, es waren beide regelrechte Charmebolzen aber zumindest bei Shin war sie sicher, dass er nur Yue im Sinn hatte. Der Junge war komplett verschossen und Yue bemerkte es nicht. Gerade wollte Yue ihr etwas sagen, da zog Shin ihn auf einmal mit sich. „Kommt, wir haben jetzt Sport und danach lade ich euch beide zu einem Eis ein.“ Während Jessy zustimmte und mit Shin aushandelte wie viele Kugeln sie sich holen durfte dachte Yue an Steven. Das war ja wohl ein Schuss in den Ofen gewesen. Als Shin ihn gerade zu den Umkleiden zog sah er Alex. Dieser sah gerade so aus, als ob er einen Mord begehen würde – woran Shin wohl nicht ganz unschuldig war – und neben ihm stand Max, der ebenfalls einen Mord begehen konnte aber da war es klar, dass er das Opfer sein würde und zu guter Letzt gab es noch Steven. Dieser schaute Jessy seufzend hinterher und dann zu ihm. Steven brauchte nicht viel zu sagen, oder zu tun, dessen Blick reichte aus. Er musste sich schnellstens etwas überlegen, sonst wäre er so was von tot und wenn Max es nicht erledigte dann würde es Steven tun. Irgendwie brachte er den Sportunterricht gut hinter sich. Shin wartete draußen auf ihn, da er noch etwas mit dem Lehrer zu besprechen hatte, Shinji stieg Jessy wieder nach und er befand sich gerade alleine in der Umkleide. Er wollte gerade nackt wie Gott ihn schuf in den Duschraum und betrat diesen auch, da stand auf einmal ein nackter Rothaariger vor ihm und nun sah er auch, da es so in etwa auf Augenhöhe war, dass er wirklich rothaarig war. „Steven...“, kam es wenig intelligent von ihm und dann befand er sich auch schon an der kalten Kachelwand, an die Steven ihn mit einer Hand auf seinen Brustkorb drückte. „Hast du schon mit ihr gesprochen.“, fragte er knapp und sah Yue emotionslos an. „Ich..äh, ich habs versucht. Ehrlich. Sie überlegt es sich.“ Gut, lügen war nicht okay und konnte einen in Teufels Küche bringen aber im Moment war ihm sein Leben einfach zu wichtig und wenn er schon sterben sollte, dann wenigstens nicht in der Jungen Dusche. Die Lüge war seine Rettung, denn Steven ließ ihn los und... war das eben ein Lächeln? Lächelte der Rothaarigem, oder war es nur ein nervöses Zucken, dass andeute, dass er ihm gleich das Genick brechen würde? „Sie überlegt es sich? Das ist gut.“, nickte er und bekam einen leicht verklärten Blick. „Sie überlegt es sich...“, murmelte er vor sich hin und ließ Yue verdattert stehen. Der Kleinere schaute sich gut um, ob noch irgendjemand da war wollte sich gerade unter eine Dusche stellen, da schlug ihm jemand von hinten so fest auf den Rücken, dass er vornüber auf den Boden fiel und sich gerade noch irgendwie auf den Händen abstützen konnte. „Na, wen haben wir denn da? Ich bin zwar schon fertig mit Duschen aber als ich dich gesehen habe konnte ich nicht anders als dir zu folgen.“ Max. Die Stimme erkannte er unter Tausenden. Seufzend rappelte sich Yue wieder auf. „Hast ja nen richtigen Mädchenhintern. So hübsch rund und fest. Wärst du kein Kerl könnte man bestimmt so einiges mit dir anstellen. Doch ich gebe mich lieber mit etwas anderem zufrieden.“, er grinste breit und packte Yue am Hals. Er fand sich ein paar Zentimeter über dem Boden wieder. Max hatte mehr Kraft als man dachte. „Ich vermisse unsere Treffen wirklich~ Keinen kann man so schön ärgern wie dich. Seit du aber bei Alex Zuhause wohnst gibt es immer weniger Gelegenheiten dazu. Das finde ich sehr schade und es schadet unserer guten Beziehung. Außerdem finde ich, dass du dich zu sehr in unsere Clique drängst – Alex denkt ja an gar nichts anderes mehr außer an dich. Vielleicht sollte ich mich ein wenig mit dir beschäftigen damit das aufhört?“ Max musterte Yue und drückte noch weiter zu bis nur noch ein Röcheln von dem Jüngeren kam. Yue hätte ihm gerne so einiges gesagt aber mit einer Hand am Hals beschränkte sich das was aus seinem Mund kam auf ein Keuchen und auch ein leichtes Gurgeln. Erst als jemand anderes ebenfalls duschen wollte und gerade rein kam ließ Max ihn los. „Was soll das Max? Ich habe dir doch gesagt, dass Yue tabu ist. Keiner fasst ihn an!“ Seufzend nickte der Angesprochene und ging an Alex vorbei. „Schon gut, wir hatten nur miteinander geredet und ein wenig Spaß. Keine Sorge. Ich fasse deine Prinzessin nicht an.“ Damit ging Max raus bevor Alex noch etwas sagen konnte. Dieser ging sofort zu Yue und half ihm auf, strich ihm über den Hals und sah ihm in die Augen. Sofort schlug der Kleinere dessen Hand weg. „Fass mich nicht an. Du uns deine Freunde sollt mich endlich in Ruhe lassen.“ Was hatten die denn alle für Probleme. Himmel nochmal, erst Steven, dann Max und nun auch noch Alex. Er ging an ihm vorbei, kam aber nicht drumherum ihn zu mustern. Ja, er war auch nur ein Mann – ein Junge – ein armes Etwas - Jemand, den es nicht kalt ließ, dass da gerade ein gutaussehender nackter junger Mann stand. Gut, er musste zugeben, dass Alex wird nicht zu verachten war und außerdem auch noch gut gebaut. Er sah an ich herab und wäre fast schon lieber zu Max gerannt damit dieser ihn verprügeln konnte. Das war ja fast schon armselig. Hätte er Brüste könnte er als Mädchen durchgehen. „Hey, es tut mir leid. Wirklich! Hätte ich geahnt, dass...also...komm, schon Yue. Hör auf damit mich zu hassen. Ich habe mich entschuldigt und dir gesagt wie ich zu dir stehe. Das war mein Ernst.“, rief Alex ihm zu, doch er winkte nur ab. Stattdessen stellte er das Wasser endlich an. Er hatte noch fünf Minuten bevor entweder Jessy oder Shin hier reinkamen um nach ihm zu sehen. Gerade als das Wasser auf ihn niederprasselte spürte er wie ihn jemand von hinten umarmte und er spürte noch etwas – etwas hartes, dass sich an ihn drückte. Er wollte nach hinten ausholen was aber nicht ging, da Alex ihn im wahrsten Sinne des Wortes in der Mangel hatte. „Ich liebe dich. Ich begehre dich, ich würde dir alles von mir geben, alles was du willst. Ich würde alles für dich aufgeben. Ich gehöre dir und du kannst mit mir tun und lassen was du willst. Bitte glaub mir das endlich“ „Lass mich endlich los...ich will mich duschen.“, begann Yue, war aber deutlich freundlicher als zuvor. Alex verwirrte ihn immer mehr. Dessen Worte verwirrten ihn und er wusste nicht, ob es so gut war dem Schwarzhaarigen zuzuhören, denn er merkte, dass er... ...ihm zu glauben begann, „Lass uns nachher darüber reden. Bei dir Zuhause.“ Er schaffte es nicht. Er schaffte es einfach nicht die Villa, in welcher er mit seiner Tante lebte und was Alex Zuhause war als sein eigenes anzuerkennen. „Gut, ich... komme nachher zur dir aufs Zimmer und...“, doch bevor er weiter reden konnte riss jemand ihn von Yue und Alex landete auf dem Boden. „Fass ihn nicht an! Nie wieder! Klar?!“, es kamen noch ein paar Flüche auf Japanisch und Shin war kurz davor auf Alex einzuschlagen und dieser sah ebenfalls so aus, als ob er dem nicht abgeneigt war. Yue stöhnte nur, duschte sich in der Zwischenzeit weiter und stand nur ein paar Minuten später neben Shin, der Alex gerade eine verpasst hatte und Alex war auch nicht untätig gewesen, Shin hatte einen Fleck auf der Wange, nicht groß und kaum sichtbar aber er war da. „So Jungs, genug gespielt. Ich bin fertig und will hier weg. Komm, Shin. Alex hat mir nichts getan, okay? Er wollte nur reden.“, kurz sah er zu Alex und zog Shin nach draußen. „Er hat dich umarmt und war nackt.“, begann Shin knurrend und schaute ebenfalls zu Alex, wobei seine Blicke hätten töten können. „Wir sind hier in einer Dusche, da sind alle nackt und wir haben wirklich nur geredet.“ Sich endlich anziehend ging Yue mit Shin raus und wurde dort auch schon von Jessy in Empfang genommen, die seit einer halben Stunde auf ihn wartete. „Ich habe Shin rein geschickt weil du nicht gekommen bist. Spätestens dann als Max aus der Umkleide kam. Hat er dir etwas getan? Du siehst noch okay aus aber...“, als sie die roten Schrammen am Hals sah wäre sie fast losgegangen um Max zu suchen. „Alles okay. Es ist nichts passiert“ Natürlich erzählte bzw. petzte Shin Jessy die Sache mit Alex und die beiden überlegten sich wie sie den Schwarzhaarigen und dessen ganze Clique nach Timbuktu verfrachten könnten. Irgendwann wurde es Yue aber zu viel. Er blieb stehen. „Niemand landet hier in Timbuktu! Alex ist wirklich okay... er...hat nur Probleme, große Probleme. Ja, okay, vielleicht auch mehr als das aber er hat mir echt nichts getan und außerdem müssen wir endlich reden, Jessy. Was ist jetzt mit Steven. Warum willst du nicht mit ihm sprechen?!“ Shin stellte sich hinter Yue und schob ihn ein wenig vor – direkt vor das Eiscafé bei dem sie schon angekommen waren. Dann setzte er den Jungen auf einen Stuhl und wartete bis auch Jessy Platz genommen hatte. „Was mit Steven ist? Chibi, seit wann interessierst du dich so für ihn? Erpresst er dich?“ Nachdem von Yue aber nur ein genervtes Abwinken kam seufzte sie und nickte. „Gut, du willst wissen warum ich nicht mit ihm rede? Früher waren wir fast schon unzertrennlich – bzw. er war immer in meiner Nähe. Wir waren alle befreundet. Alex, Elisa, Max, Steven und ich.Ich...habe Steven auch sehr gemocht. Einmal, zu seinem habe ich ihm sogar ziemlich teure Kopfhörer Geburtstag geschenkt, die hat er heute immer noch an.“, sie schmunzelte darüber und erzählte weiter nachdem sie ihr Eis bestellt hatten. „Doch dann änderte sich alles. Alex benahm sich immer unausstehlicher, Max verprügelte ständig jemanden und Elisa stachelte sie dazu auch noch an. Steven war einfach nur Steven und sah zu ohne etwas zu sagen. Als ich sie darauf ansprach und sie bat damit aufzuhören lachten sie mich nur aus. Anstatt etwas dagegen zu tun, oder mir zu helfen stand Steven einfach nur da und tat gar nichts. An dem Tag kam es zum Bruch zwischen mir und den anderen und vor allem mit Steven. Er hat kein Rückgrat und ist nur ein Mitläufer ohne eigene Meinung. So jemanden brauche ich nicht an meiner Seite. Außerdem haben sie es auch auf dich abgesehen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war alles aus. Ich will nichts mehr mit ihnen zu tun haben“ Yue hatte ihr zugehört und schüttelte den Kopf. „Ich weiß, ich bin nicht gerade der optimistischste Mensch auf der Welt aber...vielleicht hast du eine komplett falsche Meinung von ihm? Er will nichts anderes als mit dir reden und hat mich sogar darum gebeten dich zu fragen weil er sich nicht traut dich persönlich anzusprechen. Du kannst dir doch zumindest anhören worum es geht und ihn danach immer noch zur Schnecke machen, oder? Bitte, tu mir den Gefallen. Das Ganze überfordert mich und ich ertrage es nicht, wenn Steven wieder aus dem Nichts auftaucht und was von mir will.“ Jessy überlegte eine Zeit lang und nickte schließlich. „Okay, gut, ich mache es nur für dich, Chibi. Ich treffe mich mit ihm. Sag ihm, dass ich mich morgen mit ihm treffe nach der Schule um 15 Uhr an unserem Platz. Er weiß schon wohin er gehen muss. Aber danach ist Schluss mit diesem ewigen Hin und Herr. Sollte er dich noch einmal dumm anmachen, dann mache ich ihn endgültig fertig aber richtig...“, sie machte es schön anschaulich was Steven erwarten würde und sogar Shin hielt kurz inne mit dem Eis, das er eigentlich genüsslich essen wollte. Die Mädchen in Europa hatten eine leicht radikale Art. Ein wenig erinnerte ihn Jessy an Aikiko... Was Shinji wohl dazu sagen würde, wenn sie heute Abend vor der Tür stünde. Nachher würde er sie vom Flughafen abholen. Da fiel ihm ein, dass er Yue noch gar nichts von ihr erzählt hatte aber das war auch gar nicht schlecht. Immerhin wollte sie ihn ja morgen überraschen~ Sie aßen ihr Eis fertig, Yue beruhigte sich danach auch wieder und ging zurück nach Hause. Dort wartete bereits Alex auf ihn. Yue schaute ihn argwöhnisch an und überlegte für einen Moment, ob er nicht kehrt machen und heute bei Jessy übernachten sollte. Nachdem er tief ein und aus geatmet hatte ging er auf Alex zu, der direkt vor seinem Zimmer stand. Einen Moment. Wurde Alex rot? Zitterten dessen Hände? War das ein mittlerer Schweißausbruch? „Yue! Endlich bist du da. Ich stehe hier schon seit einer Stunde und warte...“, kam es weniger als Vorwurf, sondern mehr erleichtert von dem Schwarzhaarigen. „Ich wüsste nicht, dass wir einen genauen Zeitpunkt ausgemacht haben. Das nächste Mal kannst du ne Nummer ziehen, es wollen in letzter Zeit erstaunlich viele was von mir.“, erwiderte der Blonde ruhig und ging auf den Größeren zu, schob ihn leicht zur Seite und wollte gerade die Tür öffnen als sich wie schon zuvor in der Dusche die Arme des anderen um ihn legten und an sich drückten. „Kannst du einmal nicht sarkastisch sein...“, nuschelte Alex und Yue spürte dessen heißen Atem an seinem Nacken, was zu einer deutlich spürbaren Gänsehaut führte. „Nein, kann ich nicht. Komm schon Alex, was willst du?!“ Alex packte ihn und drückte ihn an die Wand, so dass sie sich Angesicht zu Angesicht gegenüber standen. „Was ich will? Ich rede von nichts anderem, als dass ich dich liebe und mit dir zusammen sein will und du fragst mich ernsthaft was ich will? Du bist grausam, Yue. Du bist wirklich herzlos.“, er ließ ihn los und strich sich durch seine langen Haare, seufzte schwer. „Ich verlange nicht, dass du mir um den Hals fällst, oder mich abknutscht, oder nackt mit ner Schleife im Haar auf mich in meinem Bett wartest -“ Yue zog eine Augenbraue hoch als Alex weiter sprach und wollte etwas dazu sagen, doch der andere war noch nicht fertig. „Ich verlange nur, dass du in mir keinen Feind siehst, keinen Aussätzigen. Ich habe Fehler gemacht und ich habe mich dafür entschuldigt. Ich verlange eine Chance, Yue. Für den Anfang würde sogar ein Lächeln reichen, dass du normal mit mir redest und später...“ Alex beugte sich vor und strich Yue über die Wange. „...vielleicht ein wenig gemeinsame Zeit.“ Ja, er überlegte lange. Noch vor einiger Zeit hätte er Alex wohl irgendwelche verletzenden Worte gesagt, oder ihm so fest in dessen Weichteile getreten, dass dieser wohl alles in Angriff hätte nehmen können – außer eine Familienplanung aber jetzt? Jetzt dachte er doch tatsächlich über dessen Worte nach. Alex hatte ihm früher sehr weh getan, ihn erniedrigt, ihm das Leben zur Hölle gemacht. Obwohl das nicht wirklich stimmte. Eigentlich war es immer Max gewesen – aber war es nicht genauso schlimm nur daneben zu stehen und nichts zu tun? Er musterte Alex und legte seinen Kopf schief als er weiter nachdachte. Vielleicht verdiente jeder Mensch eine Chance? Außer, Max natürlich. Sogar Steven versuchte sich Jessy anzunähern, obwohl diese ihn für alles was in der Vergangenheit passiert war regelrecht verabscheute. Eventuell machte sich Jessy ja auch etwas vor und sie war nur so dermaßen enttäuscht von Steven weil sie diesen am Ende einfach nur viel zu sehr mochte? War es bei ihm genauso? Mochte er Alex am Ende und war nur enttäuscht von ihm? Sollte er ihm eine Chance geben? „Okay, hör zu...“, begann Yue und schaute Alex direkt in die Augen, denn zum Glück hatte sich dieser zu ihm herunter gebeugt. Ansonsten hätte er wohl eine Genickstarre bekommen. „...ich gebe dir eine Chance, ja?! Ob du sie umsetzt, oder ob du dir alles versaust ist am Ende deine Entscheidung. Ich werde dir gegenüber offener sein, dich nicht mehr soooo sehr verabscheuen, dir nicht mehr die Pest an den Hals wünschen, weniger sarkastisch sein und wir können auch anfangen uns anzunähern. Fürs Erste. Wenn alles gut geht sehen wir weiter.“ Man merkte wie sich Alex' Gesicht merklich entspannte. Er lächelte und strahlte fast vor Glück. Schnell umarmte er Yue bevor dieser es realisieren und ihm eine Ohrfeige geben konnte. „Danke. Das ist mehr als ich erwartet habe. Also, ich gehe jetzt besser. Morgen können wir zusammen zur Schule? Wir beide?“ „Du weißt, dass Shin mich abholen wird...“, murmelte Yue und Alex zuckte die Schultern. „Damit kann ich leben.“, breit grinsend ließ er Yue los, gab ihm einen Kuss auf die Wange und marschierte in sein eigenes Zimmer. Yue hätte schwören können, dass er ein Pfeifen aus dem Zimmer hörte. „Oh man... was für ein Tag...“ TBC Kapitel 11: Aikiko Nakimura --------------------------- Kapitel 11 'Aikiko Nakimura' „Niiiiiiiiiiiiiii-Chan!“ Shin schaute sich um und auf einmal kam etwas kleines Blondes auf ihn zu und umarmte ihn. „Ai-Chan“, erwiderte der Größere nur schmunzelnd und strich dem Mädchen, das ihn immer noch nicht los ließ durch ihre blonden Haare. Nach ca. zehn Minuten des Drückens und des kurzen Schmusens ließ Aikiko ihren Bruder los. „Wie hast du Vater dazu gebracht, dich nach Deutschland fliegen zu lassen?“ Er ließ sie nicht einmal alleine zur Schule. Sie hatte einen Bodyguard, der sie dorthin begleitete nachdem er mit seinem Bruder hierher gekommen war und nun ließ er sie alleine nach Deutschland fliegen? „Ach, ich habe da meine Methoden. Das ist doch jetzt egal. Ich will ganz schnell zu Shinji und ihn damit überraschen, dass ich da bin, oder ist er gerade unterwegs? Mit einem der vielen hübschen deutschen Mädchen?~“, sie grinste breit und harkte sich bei ihrem großen Bruder ein. Wenn man die beiden so zusammen sah, dachte man nicht, dass sie Bruder und Schwester waren. Aikiko hatte blondes Haare, blaue Augen, war viel kleiner als ihre beiden Brüder und auch ihr Verhalten passte so gar nicht in das der Familie Nakimura. Sie schob es auf irgendeinen Genpool mütterlicherseits. Immerhin war sie Japanerin, das war nicht zu übersehen, auch wenn der Rest gar nicht japanisch war. Nur Shin und auch Shinji wussten, dass Aikiko als Baby adoptiert wurde und ihr Vater hatte ihnen verboten es jemals vor ihr anzusprechen. Er hütete das Mädchen wie einen Schatz und erfüllte ihr jeden Wunsch, las ihr jeden Wunsch von den Lippen ab. Manchmal fragte er sich nach dem Warum. Doch am Ende war es ihm dann auch wiederum egal. Aikiko war seine Schwester und würde es immer bleiben. „Er müsste Zuhause sein. Ich habe ihm jedenfalls gesagt, dass er nicht ausgehen soll.“ Shin nahm ihren Koffer und ging mit ihr zum Wagen. „Wo ist dein anderes Gepäck? Du willst mir doch nicht erzählen, dass das alles ist?“ „Nein, das ist nicht alles“, lachte Aikiko und winkte ab. „Der Rest kommt morgen nach~“ ~~**~~ Shinji hatte sich gerade geduscht und stand mit Shorts im Bad als er hörte wie jemand unten die Tür öffnete. Mit der Zahnbürste im Mund schaute er nach unten. „Shinjiiii-Niiiii“ Die Zahnbürste fiel ihm aus dem Mund und die Zahncreme tropfte auf den Boden. Schnell wischte er sich mit dem Handtuch den Mund sauber und lief die Treppe runter. Aikiko fiel ihrem Bruder sofort um den Hals als dieser unten an der Treppe war und drückte sich an ihn. „Ich habe euch beide so vermisst. Ich habe nicht eher Ruhe gegeben bis Papa alles arrangiert hat damit ich herkommen kann. Auf Yue freue ich mich auch, endlich sind wir alle wieder zusammen.“ Shinjis Herz schien stehen zu bleiben als Aikiko sich an ihn drückte. Das konnte nicht wirklich real sein, oder? Seine kleine Schwester war hier? Bei ihm? Er legte seine Arme um sie und ja, sie war real. Da war ihr Geruch – nach Kirschblüten und Erdbeere – ihre blonden Haare und diese wunderschönen blauen Augen, die ihn anstrahlten und auch ein wenig müde wirkten. Er schaute zu Shin, der grinsend die Schultern zuckte. „Ich durfte dir nichts sagen. Sie wollte dich überraschen~“ Widerwillig löste sich Shinji von Aikiko, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und wuschelte ihr durch die Haare. „Was denkst du dir denn alleine nach Deutschland zu fliegen?! Dir hätte sonst was passieren können!“, er gab ihr eine leichte Kopfnuss worauf sie sich den Kopf hielt. „Ach was, jetzt bin ich hier, nur das ist wichtig. Ich gehe gleich hoch auf mein Zimmer und ziehe mich um. Ich muss mich unbedingt duschen. Danach erzählt ihr mir was ihr bisher alles erlebt habt, ja? Und wie es Yue geht und wie die neue Schule ist. Ich gehe übrigens auch hin, in Yues Klasse. Das hat Vater alles in die Wege geleitet. Ist toll, oder? Ich habe mir auch sämtliche Infos über die Schule geholt. War gar nicht schwer mich in das Schulsystem zu hacken. Also, bis gleich.“ Sie lief an Shinji vorbei, die Treppe hoch und schaute sich kurz um. Shin hatte gesagt, dass ihr Zimmer neben Shinjis sei und da stand die Tür gerade offen. Also, ging sie zu der Nebentür und öffnete sie. „Du hättest mir davon was sagen müssen, Shin! Ich hätte sie abgeholt. Was wäre, wenn ich Besuch gehabt hätte?“, knurrte Shinji und sah seinen Zwilling sauer an. „Ich habe es dir doch gesagt. Sie wollte dich überraschen und du kennst Aikiko. Sie gibt nicht eher Ruhe bis sie ihren Willen hat.“ Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter und ging die Treppe hoch auf sein Zimmer. Aikiko war für ihn seine Schwester und er würde alles für sie tun, für Shinji jedoch war sie dessen Ein und Alles. So machohaft oder charmant sich Shinji vor Frauen auch geben konnte, er wurde butterweich, wenn Aikiko ihn um etwas bat. Doch er konnte auch anders, wenn ihr jemand zu nahe kam, oder sie zum weinen brachte. Er hoffte, dass Aikiko hier in Deutschland mehr Glück hätte und endlich Freundschaft mit jemand anderem außer Yue schließen würde. Immerhin würde man sie mit Sicherheit mit ihren Blonden Haaren und blauen Augen nicht so ausgrenzen wie in Japan. ~~**~~ Am nächsten Tag wurde es den beiden Brüdern zum ersten Mal richtig bewusst, dass Aikiko wieder da war, denn diese belagerte seit einer Stunde das Bad. „Ai-Chan, mach hinne, ich muss mich auch fertig machen und wir müssen noch zu Yue!“, rief Shin und klopfte an die Badtür. Die Tür wurde geöffnet und Aikiko strahlte ihren Bruder glücklich an. Ihre Haare waren zerzaust und noch nass, sie hatte ein Handtuch um ihren Körper gewickelt und putzte sich gerade die Zähne. „Du kannscht gerne mit rein. Ich bin fascht fertig.“ Shinji, der neben seinem Bruder stand schaute Aikiko nur an, schüttelte den Kopf und ging wieder in sein eigenes Zimmer. „Wasch hat er denn?“ „Du bist unmöglich, Ai.“, murmelte Shin nur und ging zu ihr ins Bad. Da Aikiko sie schon oft nackt gesehen hatte und er sowieso keine Probleme damit hatte zog er sich aus, stellte sich unter die Dusche und war innerhalb 5 Minuten fertig – was blieb einem übrig, wenn man keine Zeit hatte? Morgen musste er unbedingt früher aufstehen. Erst als die beiden aus dem Bad waren kam Shinji und machte sich ebenfalls fertig. Nach etwas mehr als einer halben Stunde stand Akiko unten in der Küche, kaute an einem Toast und trank ihren obligatorischen Kakao. Für ihre Brüder gab es Kaffee. „Kommt ihr endlich! Trödelt nicht so rum, Yue wartet auf uns.“, rief sie und fünf Minuten später standen die Zwillinge in der Küche. Shin trank kommentarlos seinen Kaffee und stopfte sich schnell einen Marmeladentoast in den Mund während Shinji Aikiko ein klitzeklein wenig schlecht gelaunt ansah. „Das sagt genau die Richtige! Wer belagert denn das Bad und brauch ne gefühlte Ewigkeit bis sie fertig ist?“ Murrend tat er es seinem Bruder gleich und stopfte sich den Toast in den Mund, kaute schnell und schluckte alles mit Kaffee runter. „Ich muss an meinem ersten Tag in der Schule doch gut aussehen. Außerdem bin ich ein Mädchen, ich darf Stunden im Bad verbringen, alles andere wäre nicht normal.“ Die beiden sollten froh darüber sein. Wer sagte denn immer, dass sie mädchenhafter sein soll? Sie würde zu viel vor dem Computer sitzen, zu wenig Freunde haben, nicht ausgehen... Wenigstens Shoppen konnte sie wie ein Weltmeister, auch wenn es mehr elektronische Dinge waren als Kleidung. Doch das würde sie hier in Deutschland garantiert nachholen! Sie hatte sich vorgenommen hier Freunde zu finden - Freundinnen! Nachdem sie die beiden noch ein wenig gedrängt hatte gingen sie endlich los. Sie gab Shinji ihre Schultasche, da sie ihr ein wenig zu schwer war und harkte sich dann bei ihm ein. „Ich bin so aufgeregt. Gleich sehe ich Yue wieder! Sag mal, Shin, hast du es endlich geschafft mit ihm zusammen zu sein?“ Der Angesprochene schwieg auf diese Frage hin und schüttelte den Kopf. Wie sollte er es schaffen endlich mit Yue zusammen zu kommen, wenn dieser ständig von diesem Alex belagert wurde? „Ach was, das schaffst du schon~ Gib nicht auf.“, dann sah sie zu Shinji hoch. „Und du? Hast du schon eine Freundin, oder triffst du dich wieder erst mit sämtlichen Schönheiten im Land bevor du dich entscheidest?“ Shinji schaute zu seiner Schwester runter, ballte die Hand zur Faust und gab ihr wieder eine sachte Kopfnuss. „Hör auf solche Sachen zu fragen. Das geht dich nichts an.“ Akiko tat gespielt beleidigt und zog eine Schnute. Als sie jedoch an dem großen Anwesen der Bennings ankamen staunte sie nicht schlecht. Das sah ja fast so aus wie ihnen Zuhause. Nicht so groß aber genauso beeindruckend. Hier wohnte Yue also mit seiner Tante? Sie ließ Shinji los und rannte die Auffahrt hoch und blieb vor der Tür stehen. Gerade als sie klopfen wollte öffnete jemand die Tür und ein Mann mittleren Alters, etwa im gleichen Alter wie ihr Vater. Der Mann schaute sie an wie eine Erscheinung, so als ob dieser sich an jemanden erinnerte als er sie sah. „Guten Morgen, mein Name ist Aikiko Nakimura. Ich bin hier um Yue abzuholen.“, sie lächelte ihn freundlich an und verbeugte sich auf die typische japanische Art. Der Mann schien sprachlos zu sein, denn er brachte kein einziges Wort raus. „Pa?“ Er drehte sich um sah Alex mit Yue hinter ihm stehen. „Oh, ja...also, es tut mir leid. Ich war wohl in Gedanken.“, er drehte sich wieder zu der Blonden um, die es kaum erwarten konnte Yue in die Arme zu schließen. „Mein Name ist Jack Benning. Es freut mich dich kennen zu lernen, Aikiko. Ich muss los... bis nachher ihr beiden.“, sagte er dann zu Alex und Yue, der nur nickte und abwinkte. Er hatte immer noch keinen guten Draht zu dem Jungen. An Aikiko vorbeigehend schaute er aber noch einmal zurück und ging dann zu seinem Wagen, in dem schon der Chauffeur auf ihn wartete. Als er sich rein setzte und aus dem Fenster zu den Jugendlichen schaute spürte er etwas seltsam Vertrautes. Dieses Mädchen sah genauso aus wie... Das konnte unmöglich sein. Sie war nicht mit Yue verwandt und Yue war auf jeden Fall der Sohn von Yukio. Während der Hausherr weg fuhr und die Tür endlich frei war rannte Aikiko auf Yue zu und umarmte ihn, drückte ihn so fest an sich, dass dieser fast schon zu röcheln begann. „Endlich sind wir wieder zusammen – so wie früher.“, sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und sah ihn lächelnd an. Yue wirkte überrumpelt aber auch glücklich. Was war den jetzt los? Warum war Aikiko hier in Deutschland? Ihr Vater würde sie doch nie hierher lassen, oder? Doch sie war da, sie war echt und als sie sich an ihn drückte spürte er auch, dass sie real war. Er lächelte und erwiderte die Umarmung. „Es ist Klasse, dass du hier bist, Ai-Chan.“ Sie umfasste Yues Hand, schaute kurz zu Alex, musterte ihn von oben bis unten und wandte sich dann wieder an Yue. „Wer ist das?“, fragte sie auf Japanisch und wirkte misstrauisch. „Das ist der Sohn von dem Mann, der Tantchen und mich hier wohnen lässt. Außerdem ist er... ach, das erzähle ich dir alles später in der Pause, okay?“ Shin kam ebenfalls zu den Dreien, während Shinji unten am Tor blieb und auf sie wartete. „Was macht der denn hier?“, fragte er an Yue gewandt und meinte offensichtlich Alex. „Hallo? Ich wohne zufälligerweise hier!“ Yue sagte nichts dazu, sondern ging einfach an den beiden Streithähnen vorbei, mit Aikiko an der Hand, die leicht irritiert zu ihrem Bruder und Alex schaute, direkt zu Shinji. Zusammen gingen sie los und als sie an der Schule angekommen waren lief Aikiko wieder vor. „Es sieht hier echt so aus wie auf dem Foto und den Plänen...“ „Ai, du hast dich doch nicht etwa wieder -“, begann Yue und bekam von ihr nur ein Grinsen zurück. „Die Firewall dieser Schule ist ein Witz und das Sicherheitssystem ebenfalls. Das war ja eine regelrechte Einladung.“ Shinji schüttelte nur den Kopf darüber und ging zu ihr, nahm sie an die Hand. „Ihr könne schon mal zum Unterricht. Shin sag Bescheid, dass ich mit Ai beim Direktor bin.“ Aikiko winkte den Dreien zu und betrat mit ihrem Bruder das Schulgebäude. Natürlich wurde sie gleich von fast allen neugierig beäugt aber das war normal, das war sie gewohnt. Hier war es nicht so schlimm wie in Japan, da fiel sie ja auf wie ein bunter Hund. Hier war sie einfach nur die Neue. Na ja, vielleicht fiel sie auch etwas mehr auf, weil sie Hand in Hand mit Shinji das Gebäude betrat – das erklärte zumindest das Getuschel einiger Schülerinnen. Ihr Bruder hatte ja wirklich nichts anbrennen lassen. ~~**~~ Aikiko schaute sich in der Schule etwas um, während Shinji mit dem Direktor sprach. Sie sollte zwar vor der Tür warten aber das war ihr auf Dauer zu langweilig. Sie könnte ja schon einmal vorgehen zu ihrem Klassenzimmer – zu Yue? Immerhin wusste sie ja wo es sich befand. Im dritten Stock, Raum 303. Sie hatte sich nicht umsonst die gesamten Pläne der Schule angesehen. Na, dann war es wohl beschlossen~ Sie lief los und schaute sich immer wieder um. So eine deutsche Schule sah wirklich anders aus als eine japanische. Es gab auch keine Schuluniformen, man konnte seine Schuhe anbehalten und die Klassenräume waren nicht wirklich beschildert. So in Gedanken versunken merkte sie nicht wie ihr jemand entgegenkam. Sie spürte nur wie sie an jemanden abprallte und auf dem Boden landete. Kurz darauf erfolgte eine Schimpftirade des anderen, dessen Cafe to go auf dem Boden lag und der halbe Inhalt auf dessen Shirt. Aikiko stand auf und kramte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch. „Es tut mir leid, ich... war in Gedanken und...“ „So ein blindes Huhn! Da hat sie schon eine Brille auf und rennt trotzdem gegen mich. Vielleicht reicht das Teil nicht und du solltest dir einen Blindenhund anlegen?! Das Shirt war neu und nicht billig, Blondie“ Was war denn mit dem nicht in Ordnung? Sie richtete ihre Brille, schaute ihren Gegenüber an und ballte die Hände zur Faust. Was für ein unfreundlicher Junge! „Das geht auch netter! Ich habe mich entschuldigt. Hier...“, sie holte einen Schein aus ihrem Portemonaie und steckte ihn in die Hand des Jungen. „...das ist für dein Shirt, das eh scheiße aussieht. Du denkst auch, nur weil du gut aussiehst, dass du dir alles erlauben kannst!“, sie gab ihm eine Ohrfeige und fluchte noch auf japanisch ehe sie an ihm vorbei stampfte und die Treppe hoch in den zweiten Stock ging. „Sie hat dir gerade eine Ohrfeige gegeben. Hey, Max. Hörst du? Sie...“ Max stand da, sah dem Mädchen hinterher, dann auf seine Hand, in welcher 50 Euro lagen und er schwankte noch zwischen wütend sein und überrascht. Am Ende siegte deutlich das Überrascht Sein. Hatte das blonde Mädchen ihm gerade eine geknallt? Niemand wagte es so mit ihm zu sprechen, geschweige denn ihm eine Ohrfeige zu geben. Was hatte sie noch gesagt? Er würde gut aussehen? Auf einmal grinste er und das nasse Shirt war vergessen. Er hob sogar den Kaffee Becher auf und schmiss ihn weg. Erst danach wandte er sich an Elisa, die ihn irritiert ansah. „Weißt du wer sie ist, Elisa?“ Die Angesprochene zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. „Nein, weiß ich nicht. Max? Du wirst sie in Ruhe lassen, okay? Es reicht schon, dass du Yue auf dem Kieker hast und sie ist immerhin ein Mädchen, ja? Mädchen schlägt man nicht und...“ „Aber, aber, Elisa. Ich werde sie nicht schlagen. Nein, ganz und gar nicht. Wie komme ich dazu jemanden zu schlagen, der mir so verfallen ist wie sie?“ Elisa zog eine Augenbraue hoch und dachte kurz sie wäre im falschen Film. Sie wusste ja, dass Max etwas eigen und anders war aber das was gerade passierte erschien ihr dann doch etwas zu merkwürdig. Seit wann hatte Max was für Mädchen übrig. Er war nicht schwul, so viel war sicher aber sehr viel Sinn für Mädchen hatte der andere nie gehabt. So langsam machte sie sich Sorgen um ihre Jungs. Alex verliebte sich in einen Jungen, den sie bzw. Max vorher auf dem Kieker gehabt hatten, Steven schmachtete immer noch Jessy an und nun erwachte auch noch in Max das Interesse am anderen Geschlecht. Vielleicht sollte sie sich auch jemanden suchen... Auf Dauer wurde das sonst zu viel für sie. Als Alex und Steven zu ihnen kamen grinste Max immer noch. „Ist etwas passiert? Warum ist sein Shirt voll mit Kaffee und warum grinst er so grenz debil?“ Elisa winkte nur ab und schwieg dazu. Kein Kommentar. Das sollten sie unter sich ausmachen. „Gehen wir zum Unterricht.“ ~~**~~ Nachdem Ai sich beruhigt hatte lief sie weiter und stand schließlich vor dem Klassenzimmer, in welchem gleich der Mathe Leistungskurs stattfinden würde. Die Schüler hatten sich schon alle eingefunden und sie sah auch Yue, der neben einem Mädchen saß und sich mit ihr unterhielt. Sie wirkte nett und schien sich gut mit ihm zu verstehen. Yue hatte von ihr geschrieben – sie hieß Jessy. Shin saß zu Yues rechten Seite und der Platz neben ihrem Bruder war noch frei – noch. Als sich ein Mädchen dorthin setzen wollte wandte sich Shin an sie und schüttelte den Kopf. Die zwei Plätze neben ihm waren reserviert. „Halloooo~“, rief sie und stand auf einmal vor dem Tisch von Yue und den anderen. Die anderen im Raum sahen sie fragend an aber sie ignorierte alle so gekonnt wie immer. „Ai, was machst du hier? Wo ist Shinji?“ „Shinji-Nii, ist noch beim Direktor. Ich bin schon mal vor gelaufen. Mir war langweilig.“ Sie stellte sich auch Jessy vor und beide kamen auch gleich ins Gespräch. Natürlich war Yue das Hauptthema. „Wie war er denn früher so? Was? Das hat er alles als kleiner Junge gemacht? Echt? Du hast ihm eine Schleife ins Haar und als deine Schwester ausgegeben? Das hat Yue mitgemacht?“, und noch vieles mehr wurde besprochen, was Yue eine feine Röte auf das Gesicht zauberte. Am liebsten hätte er sich unter dem Tisch versteckt. Kurze Zeit später, genau mit dem Lehrer, der sich verspätet hatte, kam Shinji. Dieser hatte Ai's Tasche in der Hand und sah irgendwie abgehetzt aus. „Ai?! Shin, ist Ai....“ Als er sie sah kam er knurrend auf sie zu und legte ihre Tasche neben ihren Stuhl auf den Boden. „Du solltest doch warten? Ich bin einmal um die ganze Schule um dich zu suchen. Ich habe mir Sorgen gemacht!“ „Tut mir leid, Nii-Chan. Ich wollte unbedingt zu Yue, da bin ich schon losgegangen.“, sie sah ihn aus ihren unschuldigsten Puppy Augen an und Shinji beruhigte sich, setzte sich neben seinen Bruder und damit links von Ai. Jessy schaute sich das Spektakel an und ihr Mund blieb offen als sie sah wie sich Shinji seiner Schwester gegenüber benahm. Da war nichts mehr von dem Obercoolen Macho und Möchtegern Frauenversteher. Sprachlos schüttelte sie nur den Kopf und sah wie Ai aufstand und zum Lehrer lief, sich vorstellte. Dieser nickte nur und stellte Ai der Klasse vor, die sowieso alle gespannt darauf waren zu erfahren um wen es sich bei dem Mädchen handelte mit denen die beiden japanischen Jungs in die Schule gekommen waren. Einige der Jungs bekamen ganz glasige Augen, während die Mädchen eher abwertend schnaubten. Zum Teil waren sie aber auch erleichtert, dass es sich um Shinjis Schwester handelte und nicht um dessen Freundin. Das entschärfte die ganze Lage dann auch gleich wieder. Der Unterricht begann und Ai, die keinerlei Schwierigkeiten mit dem Schulstoff hatte war nach kurzer Zeit bereits fertig. Immerhin war es Mathe und das Thema war in allen Sprachen gleich~ Das Mädchen neben ihr hatte jedoch nur noch eine Aufgabe zu erledigen und tat sich etwas schwer damit. Sie gab ihr einen Tipp und flüsterte ihr diesen zu. Das Mädchen schaute sie für einen Moment abschätzend an und verzog für einen Moment das Gesicht, ehe sie dann aber nickte und sie anlächelte. Elisa hatte nicht schlecht gestaunt als sie das Mädchen, das Max regelrecht 'umgehauen' hatte in ihrem Mathe LK sah. Sie hieß Aikiko und war die Schwester von Shin und Shinji. Außerdem schien sie auch mit Yue befreundet zu sein. Eigentlich wollte sie nicht mit ihr zu tun haben, da sie sonst nur wieder Probleme mit ihren Jungs bekam aber dann war nur noch der Platz neben ihr frei. Zu guter letzt half sie ihr auch noch bei ihrer letzten Aufgabe. Ihr lag ein bissiges Kommentar auf den Lippen, doch dann entschied sie sich um. Das Mädchen gefiel ihr. Sie schien was auf dem Kasten zu haben und war ihr sympathisch. „Danke...“, murmelte sie leise und sah, dass Ai sich darüber anscheinend zu freuen schien. „Gern geschehen. Ich bin Ai, und wie heißt du?“, das Ganze lief natürlich alles flüsternd ab, so dass der Lehrer keinen Grund hatte ihre Unterhaltung zu stören. „Elisa Calvaggio.“ „Wow, toller Name. Du kannst mir sicherlich in Deutsch helfen, oder? Da bin ich nicht so gut...das lerne ich immerhin noch“ Der Lehrer stand, als die beiden sich immer noch unterhielten, irgendwann doch auf und ging zu den beiden. „Ich will Sie nur ungern stören aber, wenn Sie Fragen haben, dann können Sie sich auch gerne an mich wenden“ Ai sah den jungen Mann nur lächelnd an und händigte ihm ihre Aufgaben aus. „Ich bin schon fertig. Ich habe keine Fragen, Danke, Herr Musienko.“ Kommentarlos nahm er ihr Blatt und ging wieder zu seinem Tisch zurück. Auf einmal spürte Ai, dass jemand sie zwickte und sie schaute zu Shinji. Da brauchte wohl jemand Hilfe~ ~~**~~ Nach der Doppelstunde Mathe stand Yue mit Jessy und Ai auf dem Schulhof, während Shin dazukam und er in der Ferne auch sah wie Alex sich auf dem Weg zu ihm machte. Shinji stand wie immer abseits und war umringt von Schülerinnen aus den verschiedensten Jahrgängen. Alex begrüßte Yue und freute sich auf den kommenden Unterricht, den er mit dem Blonden zusammen haben würde. Yue hatte aber im Moment andere Probleme. Das Kunstprojekt mit Max rückte näher und bis jetzt hatte er sich erfolgreich davor drücken können – doch es wurden bereits in einer Woche Resultate erwartet und dafür müsste er sich irgendwann mit ihm treffen. Auf einmal sah er wie sich Max in Bewegung setzte und auf sie zukam. Schnell schaute er sich um und hoffte, dass der Kerl aus einem anderen Grund zu ihnen in die Richtung kam. Nur Steven blieb etwas abseits, schaute aber immerzu in Jessys Richtung und schien sowieso etwas neben der Spur zu sein. Jessy wollte sich heute um 15 Uhr mit ihm treffen – an ihrem gemeinsamen Platz. Sie hatte es also nicht vergessen~ Sogar Alex war verwirrt als Max zu ihnen kam und wollte dem anderen schon sagen, dass er wieder gehen sollte weil er jeglichen Ärger mit Yue vermeiden wollte, da bog dieser ab und ging direkt auf Ai zu, die gerade mit Jessy und Elisa sprach. Obwohl Jessy nicht viel mit Elisa am Hut hatte schienen die drei Mädchen sich sehr angeregt über ein ganz bestimmtes Thema zu unterhalten. „Wir können ja zusammen einkaufen gehen? Morgen, vielleicht? Nach der Schule? Dann zeigt ihr mir die Stadt. Das wird bestimmt toll. So ganz ohne Jungs.“ „Hi~“ Ai drehte sich zu dem Jungen um, der sie auf einmal ansprach und ihr Gespräch mit Elisa und Jessy störte. Als sie sah um wen es sich handelte wurde ihr Gesicht knallrot, aber nicht vor Scham, sondern vor Wut. Elisa erkannte Max und fasste sich seufzend an die Stirn. Das konnte doch nicht dessen Ernst sein, oder? Das... konnte nur schief gehen. „Hey, Ai, das ist Max, er ist...“ Doch die Japanerin ließ Elisa gar keine Gelegenheit die Lage zu erklären. Sie stemmte ihre Hände in die Seite und bäumte sich vor Max auf, was an sich aber ziemlich witzig aussah. Sie war immer noch ca. zwanzig Zentimeter kleiner als der andere. „Das ist dieser unverschämte Junge, der mich Blondie und blindes Huhn genannt hat. Du wagst es in meine Nähe?! Dir hat die Ohrfeige wohl nicht gereicht, was?!“ Shin wollte zu Ai und Max, wurde aber von Yue davon abgehalten. „Das schafft sie, denke ich auch alleine.“, noch mehr Ärger mit Alex' Clique wollte er sich nicht einhandeln und Ai sah zwar nicht so aus aber sie konnte sehr gut auf sich aufpassen. Max grinste nur als er sah wie sich Ai aufregte. Das stand ihr irgendwie, auch der Versuch sich vor ihm aufzubäumen machte sie nur noch anziehender. Ach, er verstand Mädchen nicht. Warum sagten sie einem Jungen, dem sie offensichtlich verfallen waren, nicht, dass sie ihn mochten? Das würde alles doch viel einfacher machen~ Ai's Brille war leicht nach vorn gerutscht als sie sich so aufregte und Max beugte sich schmunzelnd zu ihr vor bzw. herunter um sie mit dem Zeigefinger wieder zurecht zu rücken. Dann blieb er in dieser Position und gab dem wütenden Mädchen einen Kuss. „Du,...was...du...hast mich...du hast...“ Alle waren sprachlos, auch Elisa und Alex, die mit dem Verhalten ihres besten Freundes absolut nichts anfangen konnten. Yues Mund blieb offen und auch Shin stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Der Kerl hatte es gerade gewagt seine Schwester zu küssen und Ai tat nichts dagegen? Ai war für einen Moment perplex als sie die Lippen des unverschämten Jungen auf ihren spürte. Als sich die Schockstarre aber zu lösen begann wurde sie noch röter im Gesicht und man hörte nur noch ein lautes klatschendes Geräusch als ihre Hand auch schon auf Max' Wange lag und dort einen deutlichen Handabdruck hinterließ. „Du Mistkerl! Das war mein erster Kuss!“ ~~**~~ Shinji stand gerade auf dem Schulhof und war wieder einmal umringt von irgendwelchen Mädchen als er Aikiko mit Yue und den anderen sah. Sie unterhielt sich mit zwei Mädchen. Doch da war jemand neben Aikiko, den er nur vom Sehen kannte. Hatte Shin ihm nicht mal was von dem Kerl gesagt? Der hatte es doch auf Yue abgesehen, oder? Was hatte er mit Ai zu tun?! Irgendein Kerl, der sie offensichtlich anmachte und sich sogar vorbeugte... Es dauerte nicht lange und dann hörte er einen Knall und auch das was Ai sagte. „Entschuldigt mich kurz...“ Er ging zu ihr und packte den Jungen am Kragen. „Hat dir wer ins Hirn geschissen, oder was? Bist du lebensmüde?!“ Shinji sah aus wie ein Berserker und seine Hand wanderte bevor Max etwas tun oder sagen konnte zu dessen Hals, drückte zu. „Hey, lass ihn los. Er kriegt keine Luft.“, rief Alex und wollte zu Shinji, wurde aber von Shin davon abgehalten. „Das hat sich dein Freund selbst eingebrockt mit seiner bescheuerten Aktion!“ „Shinji, lass ihn los. Ich kann mich auch alleine um ihn kümmern. Shinji!“, rief Ai und legte ihre Hand auf das Handgelenk ihres Bruders mit welchem dieser Max gerade die Luft abschnürte. Der Schwarzhaarige lief schon fast blau an als Shinji ihn dann doch los ließ. „Lass ja die Finger von meiner Schwester, klar?! Wenn ich dich noch einmal in ihrer Nähe sehe oder dass du sie anfasst, dann erlebst du was!“ Die Pause war vorbei und Max richtete sich wieder auf. Anstatt jedoch vor Angst wegzurennen, oder sich ergebend auf die Knie zu werfen, stand er da und rieb sich lächelnd über seinen Hals. „Du bist echt lebensmüde, kann das sein? Oder einfach nur verrückt.“, meinte Elisa als die anderen schon rein gegangen waren. „Wieso? Sie ist mir verfallen, bald wird sie es zugeben und dann gehören wir zusammen~ Für immer und ewig, das ganze Programm~“ Elisa schüttelte nur den Kopf und klärte Max darüber auf um wen es sich bei dem japanischen Mädchen handelte. „Die beste Freundin von Yue? Echt? Na ja, das macht das Ganze vielleicht ein wenig komplizierter aber nicht unmöglich~“ „Du bist echt verrückt – dir ist nicht zu helfen.“ ~~**~~ Nach dem Sportunterricht kam der letzte Unterricht für den Tag an die Reihe. Kunst. Yue saß da und neben ihm befand sich Ai, die gespannt darauf war wie so ein Unterricht in Deutschland ablief. So viel anders konnte es ja nicht sein. Sie schaute sich ein paar Bilder an und staunte nicht schlecht. Es waren ein paar wirklich gute dabei. Eines hatte es ihr besonders angetan. Es war ausdrucksstark, hatte eine wunderschöne Farbkomposition und Zusammenstellung. Sie verlor sich fast darin und stand eine Zeit lang schweigend davor, ehe sich jemand neben sie stellte. „Sie gut aus, oder?“ Als sie sich zu demjenigen umdrehte stöhnte sie und wandte sich ab. „Du kannst mich nicht in Ruhe lassen, oder? Warum gehst du nicht einfach zum Sterben in irgendeine Ecke und lässt mich in Ruhe. Oder nervst jemanden, der darauf steht.“ Max grinste breit und zuckte die Schultern. „Weil ich dich am Interessantesten finde und es zum Sterben noch viel zu früh ist. Ach ja, das Bild ist übrigens von mir.“ Ai blieb der Mund offen stehen als Max sich auf seinen Platz setzte und sie fassungslos neben Yue Platz nahm, der sie fragend musterte. „Aikiko, nicht wahr? Da du neu bist und die Klasse an einem Kunstprojekt teilnimmt wäre es gut, wenn du zu einer bereits bestehenden Gruppe dazu kommst. Du kannst dir die Gruppe auch aussuchen.“ „Sie kann ja zu mir und Yue in die Gruppe, Frau Leuchtenschlager.“, rief Max und alle schienen davon überrascht zu sein, dass er einen Vorschlag machte. Der Junge war ohne Frage ein Kunstgenie – kein Wunder bei so einer Mutter – aber gesprächig war er nicht gerade – und unberechenbar. „Ähm, ja Max, das ist eine gute Idee. Was hältst du davon, Yue?“ Yue wollte zwar nicht, dass Ai sich mit Max abgeben musste aber... Er wollte nicht mit Max alleine in einer Gruppe sein. Er war egoistisch und gemein aber – er wollte nicht alleine mit diesem Psychopathen in einem Raum sein. „Ich finde die Idee gut.“ Ai sah ihn entgeistert an. „Du bist mit dem da in einer Gruppe?“ Sie überlegte kurz was sie davon halten sollte. Einerseits hasste sie diesen unverschämten Jungen, der ihr den ersten Kuss geraubt hat andererseits wollte sie nicht, dass Yue unter dem anderen litt und mit ihm alleine war. Immerhin hatte Yue ihr davon geschrieben wie es ihm hier ergangen war. Das war mitunter ein Grund warum sie und ihre Brüder hier waren. „Ai, und? Wie findest du den Vorschlag? Möchtest du mit den beiden in eine Gruppe?“ Sie überlegte noch eine kurze Zeit und nickte schließlich. Sie kam schon mit diesem Kerl klar und sie würde dafür sorgen, dass Max Yue in Ruhe ließ. „Natürlich~ Ich habe keine Einwände.“ Das nächste was sie tun würde wäre sich die Akte von Max anzuschauen. Dem Kerl würde sie noch die Selbstsicherheit austreiben. ~~**~~ Steven stand allein am alten Spielplatz, der von den Kindern der Stadt nicht mehr genutzt wurde. Früher, noch vor zwei Jahren war hier alles voll mit Kindern gewesen und ihren Eltern aber seit die Stadt einen neuen Spielplatz gebaut um aus diesem einen Wohnkomplex zu bauen war alles wie ausgestorben. Es standen bereits Bagger in der Nähe und ein Führerhäuschen aber angefangen zu bauen hatte noch niemand. Als er sah, dass Jessy kam klopfte sein Herz so schnell, dass es fast heraus sprang. Sie lief an ihm vorbei zu der Schaukel und setzte sich drauf. „Yue sagte, dass du mit mir reden willst“, begann sie und schaute Steven nicht an. „Hier bin ich und ich will, dass du ihn in Zukunft in Ruhe lässt, klar?!“ Steven lief zu ihr und nickte. Im Moment hätte sie alles von ihr verlangen können und er hätte es getan. Er strich sich über seine teuren Kopfhörer – Jessys Geschenk – und zog sie zum ersten Mal seit langer Zeit ab. Wenn sie mit ihm sprach wollte er sie ohne die Kopfhörer hören. „Es tut mir leid.“, begann er und seine Stimme zitterte leicht, solche Angst hatte er davor, dass sie ihn abweisen würde, oder nur noch mehr hassen könnte. „Das was vor einiger Zeit passiert ist, als sie alle gelacht hatten und ich nichts dagegen getan habe. Ich... wollte etwas sagen aber ich wusste nicht was und wie ich es ausdrücken sollte. Als ich etwas sagte warst du schon weg und hast danach kein Wort mehr mit mir gesprochen.“ So viel auf einmal hatte er am Stück seit mindestens zwei Jahren nicht gesprochen. Seine Stimme war brüchig und sein Hals fühlte sich kratzig an. „Ich mag dich und du bist mir wichtig. Solltest du jemals wieder in eine Situation kommen, in welcher du meine Hilfe benötigst, dann... dann bin ich da und werde dir helfen. Egal wer ist es, selbst wenn es Alex oder Max sein sollten. Ich will, dass du das weißt. Deswegen wollte ich mit dir reden.“ Er holte etwas aus seiner Hosentasche. Es war ein kleines Schmuckkästchen. „Hier, das ist für dich. Ein Geschenk, nachträglich zum Geburtstag. Wenn du mir irgendwann verzeihst, dann trag es, okay? Also, ich...ich gehe jetzt wieder.“ Jessy hörte sich an was Steven zu sagen hatte und nahm das Schmuckkästchen in die Hand, schaute es sich an. Sie erwiderte nichts auf das Gesagte von Steven. Manchmal wäre es besser einfach den Mund zu halten. All die Zeit hatte Steven solche Gefühle für sie? Sich Vorwürfe gemacht? Ja, das war auch richtig, oder? Er sollte sich Vorwürfe machen... War der andere etwa kein Wurm ohne Rückgrat? Vielleicht hatte sie ihn falsch eingeschätzt? Sie schaute weiter auf das Kästchen in ihrer Hand und öffnete es. Darin befand sich ein paar Ohrringe und eine passende Kette aus Platin. An der Kette befand sich ein Anhänger mit den Initialen J und S. Um die Initialen herum waren kleine Diamanten angebracht. Der Junge hatte sich nicht lumpen lassen. Wie lange er den Schmuck schon mit sich herum getragen hatte ohne ihn ihr zu geben? Jessy stand seufzend auf und packte das Schmuckkästchen in ihre Hosentasche. „Du denkst wirklich mit ein paar Worten von jemanden, der sonst nie spricht sei alles erledigt?“, sie schaute sich auf dem Spielplatz um und erinnerte sich an früher. Sie waren oft zusammen hier. Sie hatte Steven immer alles erzählen können und dieser war einfach nur ein guter Zuhörer. So lange hatten sie sich gekannt und waren miteinander befreundet gewesen bevor er alles zunichte gemacht hatte. Vielleicht war es aber langsam an der Zeit einen Schlussstrich darunter zu ziehen und Steven eine zweite Chance zu geben? Immerhin sah es so aus als ob alle aus Stevens Clique bereit für Veränderungen waren? Alex schien ernsthafte Gefühle für ihren Chibi zu haben. Elisa hatte was für Ai übrig und Max schien auch was für das neue Mädchen zu empfinden. Sie waren nicht mehr Welten voneinander entfernt und genau das war es doch was sie im Grunde wollte, oder? Mal sehen, wie sich alles entwickeln würde. Jessy strich über die Beule ihrer Hosentasche und machte sich auf den Weg nach Hause. TBC Kapitel 12: Wunder ------------------ Kapitel 12 „Wahnsinn der Liebe“ Man liebt, weil man liebt. Dafür gibt es keinen Grund. (Der Alchemist) Paulo Coelho Der Wahnsinn hatte einen Namen. Max. Womit hatte er es nur verdient? Erst stalkte ihn Steven wegen Jessy und nun hatte er Max an der Backe, der ihn wegen Ai nicht in Ruhe ließ. Natürlich durfte man Alex nicht vergessen – der es aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen auf ihn abgesehen hatte. Der Grund war Liebe, so sagte es jedenfalls Alex aber - So langsam kam es ihm so vor, als ob er sich in einem schlechten Drama befand, oder in einem von Jessys BL Mangas, die sie ihm letztens erst wieder gezeigt und sogar in die Hand gedrückt hatte. »Wenn auf einmal gleich zwei Jungs hinter dir her sind solltest du vorbereitet sein. Aber keine Angst, Chibi, ich passe auf, dass dir keiner von ihnen zu nahe kommt!« Das war O-Ton Jessy. Er hatte sich diesen Manga angeschaut. Ehrlich. Der Wille war da. Am Anfang ging es sogar. Eine Liebesgeschichte zwischen einem Jungen in seinem ersten Highschool Jahr in Japan, der in seinen Senpai verliebt war. So weit so gut. Das alles war ja nicht schlimm. Doch dann fing es etwa in der Mitte an übel zu werden. Es ging auf einmal richtig zur Sache und als er sah was den Jüngeren Protagonisten alles erwartete hatte er den Manga doch tatsächlich von sich weggeworfen. Sein Herz klopfte immer noch wie wild, wenn er daran dachte. Das würde er auf keinen Fall zulassen! Niemand würde das! mit ihm tun. Niemals. Er mochte zwar schwach aussehen, schmächtig und klein aber niemand würde das tun was er in Jessys Manga gelesen hatte. Da waren auch ein paar richtig schlimme dabei. Erst recht würde Alex so etwas nicht mit ihm tun! Allein, wenn er daran dachte wurde ihm schlecht. Sein Magen drehte sich um. Sein Agressionslevel stieg. Sein Herz schlug schneller. Sein... Sein Herz? „ARGH! Himmel, ich wandere lieber wieder nach Japan aus und lass mich dort von den irren Psychopathen mobben als weiter hier zu bleiben!“ Auf einmal öffnete sich die Tür und Alex stand in seinem Zimmer. Er atmete schnell und sah irgendwie abgehetzt und besorgt aus. „Ist was passiert? Ich habe dich schreien hören.“ Ja, es war etwas passiert! Der Grund für seine Laune stand gerade vor ihm und er ballte die Hand zur Faust. „Verschwinde aus meinem Zimmer!“ Was war mit diesem Idioten los? Warum drehte sich der Kerl nicht einfach um und oder löste sich in Luft auf? Er kannte die Antwort bereits und diese gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Alex starrte auf den Manga auf dem Boden, daneben lag noch ein zweiter, den er vor ca. einer Stunde dort hingeworfen und vergessen bzw. verdrängt hatte. Es war einer aus der Sparte – Hardcore. Er hörte nur noch Alex' Schlucken und wie dieser sich zu dem verräterischen Exemplar japanischer Schundliteratur – auf das die Mädchen unverständlicherweise voll abfuhren – vorbeugte und es aufhob. Stille. Keiner von ihnen sagte etwas. Er selbst überlegte nur, ob es besser wäre gleich auszuwandern, oder sich dieser Peinlichkeit zu stellen. Da er wusste, dass weder Shin, Shinji, Ai und erst recht nicht Jessy ihn gehen lassen würden blieb nur noch sich dem Ganzen zu stellen. „Also, das gehört nicht -“ Da war er, dieser Blick. Alex schaute ihn an wie eine Mischung aus gelber Elefant und blondem Etwas. „Du liest so etwas? Interessierst du dich etwa dafür?“ Bevor auch nur eine Erwiderung kam drückte Alex ihn an die Wand. Dessen Haare streiften sein Gesicht, er konnte ihn sogar riechen. Ja, riechen! Da kam anscheinend jemand direkt aus der Dusche. Das erklärte die Tropfen, die an seiner Wange herabliefen, da Alex' Haare noch nass waren. Jetzt erst wurde ihm bewusst, dass dieser Idiot halbnackt im Zimmer stand. Der erste Schock hatte ihm die Sicht benebelt. „Also, nein, eher nicht. Ich -“ Dieses Mal waren es Alex' Lippen, die ihn am Weiterreden hinderten. Warum stellte dieser Kerl ihm eine Frage und ließ ihn nicht antworten und warum küsste er ihn?! Die Ohrfeige, die daraufhin folgte war so laut, dass sie in seinen Ohren noch lange wieder hallte und er war sicher, dass es Alex nicht anders erging. Ein roter Handabdruck wurde auf dessen Wange sichtbar. „Bist du wahnsinnig? Lebensmüde? Oder einfach nur bescheuert?!“ Mit aller Kraft löste sich Yue von dem Größeren, schaute ihn schnell atmend an. „Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht mehr küssen sollst. Wie oft soll ich dir das sagen? Wann verstehst du es endlich? Ich gebe dir eine Hand und du greifst gleich nach dem ganzen Arm. Reicht dir Freundschaft denn nicht aus? Musst du mit deiner Aktion alles kaputt machen?!“ „Es...tut mir leid. Ich dachte nur -“ Der Manga fiel wieder auf den Boden. Jessy wäre bestimmt alles andere als erfreut über den Zustand. An sich war es ihm aber egal. Am Ende hatte es ihm nur Probleme bereitet. „Hör auf zu denken, da kommt nichts bei raus.“ Knurrend winkte Yue ab und zeigte zur Tür. Alex sollte endlich wieder verschwinden. Diese ganze Familie sollte verschwinden und ihn in Ruhe lassen. Am Liebsten wäre es ihm, wenn er mit seiner Tante endlich von hier weggehen könnte. Er wollte nicht mehr unter dieser geheuchelten Großzügigkeit und dem Mitleid von Alex' Vater leben. Er wollte sich nicht aushalten lassen und einem Mann dankbar sein, der es gewagt hatte seine Eltern in den Dreck zu ziehen. Seine Mutter hatte seinen Vater geliebt – über alles! Niemals hätte sie ihn betrogen und erst recht nicht mit jemandem wie diesem Bennington. Dieser Mann hatte kein Recht sich in sein Leben einzumischen und Alex hatte nicht das Recht sein Leben auf den Kopf zu stellen. „Geh. Geh einfach. Ich habe das ganze hier so satt. Ich habe es einfach satt.“ Anstatt zu gehen schaute Alex ihn an, entschlossen und bereit. Doch wozu war der andere bereit? Sein Herz schlug auf einmal schneller und er hatte eine seltsame Vorahnung. So, als ob gleich etwas schlimmes passieren würde. Seine Ahnung betrog ihn nicht. Alex griff nach seinem Arm und zog ihn mit sich, drückte ihn schließlich auf das Bett und beugte sich über ihn. „Ich habe mich entschuldigt. Was soll ich noch tun? Warum darf dieser Kerl aus Japan dich anfassen und ich? Ich darf mir nicht einmal Sorgen um dich machen? Verdammt. Was soll ich denn noch tun, damit du mir endlich glaubst?“ Das konnte doch nicht wahr sein? Das passierte ihm jetzt nicht wirklich, oder? Kurz schloss er die Augen und öffnete sie dann wieder, sah Alex' verzweifelten Blick immer noch auf sich. „Shin ist mein Freund. Ich vertraue ihm. Ich kenne ihn mein ganzes Leben lang. Dich kenne ich nicht. Ich vertraue dir nicht. Ich hasse alles für das du stehst, ich hasse es, dass du mir mein Leben zur Hölle gemacht hast und jetzt auf einmal denkst alles sei gut, nur weil du auf einmal etwas für mich empfindest. Shin ist Familie. Du und dein Dad, ihr seid die Menschen, die mir mein Leben zur Hölle machen. Du -“ Yue hörte auf zu reden als er sah wie sich Alex' Blick veränderte. Er hatte den anderen Jungen verletzt und das allein mit seinen Worten, nicht mit Tritten oder Schlägen. Klar, er war sauer, er war enttäuscht und verletzt aber hatte er wirklich das Recht dazu es auf Alex abzuladen? „Hör zu. Ich -“ Er hatte es versucht doch Alex schnitt ihm das Wort ab. Dessen Hand zerrte an seinem Shirt und zerriss es. Für einen Moment schien er zu zögern. Yue spürte die große Hand an seinem Nacken, wie sie zudrückte. Alex schien hin und hergerissen zu sein. Es war klar, was dieser Anfangs für Absichten gehabt hatte, doch jetzt, nach seinen Worten war da etwas anderes. Es war Wut, Unverständnis, Schmerz. „WARUM?!“ Als Alex so schrie zuckte er zusammen. „Er ist Familie? Er ist dir wichtig? Und was ist mit mir? Ich bin für all das Schlechte verantwortlich? Warum? Nur weil wir dich auf dem Kieker hatten? Ich habe mich entschuldigt. Ich habe mich so oft entschuldigt und von dir kam nie auch nur ein nettes Wort zurück. Was soll ich noch tun, verdammt nochmal. Soll ich mich in Luft auflösen? Ständig siehst du nur dich. Es ist nur wichtig was du empfindest. Denkst du auch an andere? Hast du einen Moment lang daran gedacht wie es mir geht? Wie es mir die ganze Zeit ergangen ist?!“ Alex schien zu merken, dass er ihm weh tat, denn er ließ seinen Nacken los. Noch leicht unter Schock strich er darüber und richtete sich auf als Alex sich von ihm löste. Er sah auf seine Brust, die auf einmal nass war. War es wegen Alex' Haaren, oder - „Was verdammt noch mal haben wir dir getan? Was hat mein Vater getan, dass du ihn so hasst?“ Er kam ihm wieder näher und das einzige was er tun konnte war aufzustehen und einen Schritt zurückzuweichen. Angst. Er hatte tatsächlich Angst vor Alex. Neben der Angst verspürte er auch Schuld. Warum fühlte er sich schuldig? Dieser Kerl hatte ihm weh getan, war über ihn hergefallen. „Frag deinen Vater doch selbst. Ihr könnt mich alle mal. Ihr alle...“ Als er an Alex vorbei rannte achtete er nicht auf seine Schuhe, die er nicht angezogen hatte. Er achtete nicht darauf wie er gerade aussah. Er wollte einfach nur weg von hier. Alex' Erscheinen hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Alles was am heutigen Tag passiert war, war schlichtweg zu viel gewesen. Max. Steven. Alex' Vater, der mit ihm sprechen wollte. Yue fiel auf halbem Weg auf den Boden und wischte sich die Tränen weg. Es ging einfach nicht. Er konnte nicht aufhören zu weinen. Das was er von dem Älteren Bennington erfahren hatte gab ihm den Rest. Es riss alles in ihm entzwei und so sehr er es nicht glauben wollte – so hatten dessen Worte in ihm bereits Zweifel gesät. Sich wieder aufrappelnd hieß es einfach weiterlaufen. Er musste so weit weg von diesen Menschen wie nur möglich. Seine nackten Füße führten ihn so weit es ging. Schließlich kam er vor einem großen Tor zum Stehen. „Nii-Chan. Komm schon, sei nicht so sauer. Mit dem Kerl werde ich schon selbst fertig. Max hat nur eine große Klappe.“ Ai lief hinter ihrem Bruder her, der gerade raus ging um zu joggen. Sie hatte die latente Ahnung, dass er Max einen Besuch abstatten könnte und versuchte ihn davon abzuhalten. Sie wusste wie beschützend Shinji sein konnte, auch wenn sie es nicht verstand. Immerhin hatte dieser doch zig Verehrerinnen und sie tickte deswegen nicht so aus. Klar, sie war die kleine Schwester aber an sich war es gar nicht so schlimm, dass sich ein Junge für sie interessierte. Irgendwie... Ja, irgendwie machte es sie sogar stolz, dass sie jemand mochte. Sonst hatte jeder entweder Angst sich mit ihr abzugeben, sei es weil er sonst das nächste Mobbing Opfer wäre, oder weil er sonst Shinji am Hals hätte. „Was ist außerdem so schlimm daran? Vielleicht ist er ja sogar nett?“ Sie erinnerte sich an Max' Bild, die Farben, dieser Ausdruck. So etwas konnte niemand zustande bringen, der einen schlechten Charakter hatte. Das Bild vermittelte einen Eindruck über den Charakter desjenigen, der es gezeichnet hatte. Talent hin, oder her. Sie war sicher, dass der Max, der dieses Bild gemalt hatte ein anderer war, als jener, der in der Schule als Delinquent bekannt war. „Hör auf ihn zu verteidigen. Er hat es gewagt dich zu küssen. Vor allen Leuten.“ -Vor mir- Shinji ballte die Hand zur Faust. Allein, wenn er daran dachte kam ihm die Galle hoch und seine Wut stieg ins unermessliche. Dieser Kerl wollte sich mit ihm anlegen und er würde sehen wohin es ihn führte. „Ich lasse dich nicht aus den Augen. Wenn du mit Yue und diesem Kerl das Projekt hast werde ich dabei sein.“ „Nii-Chan! Es ist übertrieben. Du musst nicht dabei sein. Du -“ Ai stoppte mitten im Satz als sie etwas, nein jemanden am Tor sitzen sah. Sofort rannte sie dort hin und Shinji war zu langsam um sie aufzuhalten. „Yue!“ Das Tor öffnete sich und Ai lief zu dem Blonden, der zitternd am Tor gelehnt hatte und völlig verheult aussah. Dessen Hemd war zerrissen, die Füße bluteten und am Hals sah sie einen roten Abdruck. Wer hatte es gewagt ihm etwas anzutun?! Wer hatte dafür gesorgt, dass Yue barfuß bis hierher gelaufen ist? „Was ist passiert?“ Sie verfiel wie immer, wenn sie aufgeregt war oder in Sorge ins Japanische. Nach so langer Zeit, in der er bevorzugt deutsch gesprochen hatte und nur mit seiner Tante japanisch sprach brauchte er einen Moment für die Umstellung. „Ich will nicht mehr hier sein, Ai. Ich will weg von hier. Weit weg wo mich diese verdammten Bennigtons nicht finden können. Ich will nicht mehr.“ Sie konnte nur hilflos zusehen wie Yue sich an sie klammerte und das Gesicht an ihre Brust drückte. Ihre Arme schlossen sich wie von selbst um den Jungen, der für sie wie ein Bruder war, den sie über alles liebte und den sie eigentlich beschützen wollte. Doch nicht einmal das konnte sie. „Alles wird gut, Yue. Keiner wird dir mehr weh tun, das verspreche ich dir“ Shinji kam zu ihnen und wartete bis der Griff des Jungen sich von seiner Schwester löste. Gerade als er ihn hochheben wollte rannte Shin zu ihnen. Er hatte Ai gehört als sie schrie und blieb nun fassungslos stehen als er sah was sich hier abspielte. Wie sah Yue aus? Warum weinte der Junge? Warum war dessen Hemd zerrissen? „Lass! Ich nehme ihn.“ Er löste Yue sanft von Ai und hob ihn hoch. ~~**~~ „Ich lasse ein Bad ein und mache alles in meinem Zimmer zurecht. Yue schläft bei mir.“ Shin wollte zuerst protestieren, sah aber ein, dass es die beste Lösung wäre. Sogar Shinji hatte nichts dagegen. Er wusste wie Ai zu Yue stand. Der blonde Junge wäre der einzige Mensch auf der Welt, neben seinem Bruder, den er in einem Bett mit Ai dulden würde. „Was ist passiert?“ Yue schaute auf als er die sanfte Stimme hörte und beruhte sich ein wenig. Er sah wie Shin ihn begann auszuziehen, spürte dessen Finger an seinem Nacken, wie sie über die roten Striemen fuhren und dann merkte er wie der junge Mann zu zittern begann. Da hatte jemand aber ziemlich Mühe seine Emotionen im Schach zu halten. Die Augen des Japaners loderten vor Wut. Er konnte es ihm nicht sagen. Es war klar, was Shin tun würde, wenn er es ihm erzählte. Es war klar, was mit Alex passierte... Warum sorgte er sich eigentlich um diesen Schwarzhaarigen Idioten? Dieser könnte ruhig auch mal eine Tracht Prügel vertragen. Dieser sollte die gleichen Schmerzen erfahren wie er, sollte genauso leiden, sollte - War das nicht völliger Schwachsinn was er dachte? Litt Alex nicht schon genug? Hatte er nicht den Schmerz in dessen Augen gesehen? War er nicht derjenige, der dafür gesorgt hatte, dass etwas in dem nach außen hin so starken Jungen zerbrach? Hatte Alex am Ende vielleicht sogar Recht? Dachte er nur an sich? Er fing wieder an zu weinen und hielt sich mit einer Hand an Shins Hemd fest. „Ich will mein Leben zurück, Shin. Ich will mein verdammtes Leben zurück. Ich will wieder gemobbt werden, um mein Leben rennen, mich verstecken, von allen gehasst werden. Alles ist besser als das was jetzt passiert.“ Shin sah ihn verwirrt an und setzte ihn vorsichtig auf das Bett, zog ihm die Hose aus. „Du bist aufgewühlt. Nimm ein heißes Bad, wir versorgen deine Wunden und dann legst du dich hin und schläfst eine Runde und morgen erzählst du uns wer dir das angetan hat. Glaub mir, danach wird derjenige dir garantiert nie wieder weh tun können.“ Den Kopf schüttelnd sah er Shin an. „Nichts wird gut. Ich habe mit Alex' Vater gesprochen. Er, er hat gesagt, dass er...dass er mit meine Mutter eine Affäre gehabt hat. Sie haben sich - er hat behauptet, dass sie sich geliebt hätten. Meine Mutter hätte meinen Dad niemals betrogen! Niemals. Nie hätte sie meinen Dad für so einen Mann verlassen.“ Shin drückte ihn an sich, streichelte ihm über den Rücken und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Du kannst diesen Leuten nicht trauen, Yue. Lass dich nicht davon runter ziehen, ja?“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Er hat gesagt, dass er glaubt, dass...dass ich sein Sohn bin! Ich soll sein Sohn sein. Wie kommt er dazu so etwas zu sagen? Wie kann er so etwas auch nur behaupten? Er hat auch Fragen wegen Ai gestellt. Dieser Kerl - dieser Kerl will alles kaputt machen. Mein Leben und nun auch Ais. Das...das kann ich doch nicht zulassen.“ Verzweifelt schaute er Shin an und Shinji, der eben in das Zimmer gekommen war hatte das Handtuch, dass er für den Jungen geholt hatte fallen gelassen. Was hatte Yue gesagt? Dieser Bennington stellte Fragen über Ai? Bevor Ai ins Zimmer kam um zu sagen, dass das Bad fertig war ging Shinji zu Yue. „Kein Wort darüber zu Ai! Verstanden! So lange du bei uns bist kann der Kerl dir nicht zu nahe kommen. Weder sein Sohn noch er selbst.“ Yue erschrak zunächst über die harschen Worte des Älteren nickte aber. Er war schon verwirrt genug und aufgewühlt, er wollte es Ai ersparen und verstand, dass sie es nicht erfahren durfte. „Das Bad ist fertig. Shin, du kannst Yue jetzt her bringen aber seine Füße müssen draußen bleiben. Die verarzte ich separat.“ Shin stand mit Yue auf und trug ins Bad, legte ihn sachte in die Wanne, so dass die Füße rausschauten. Aya setzte sich auf den Wannenrand und kümmerte sich um das Verarzten der Füße. „Yue, was ist passiert. Bitte, sags mir.“ Ihr Blick zerriss ihn fast und Yue musste sich arg zusammen reißen. „Lasst ihr mich mit Ai alleine? Bitte.“ Flehend schaute er Shinji an, der umdrehte und rausging. Bei Shin dauerte es länger aber auch der ältere Zwilling ging raus und schloss die Badtür hinter sich. „Du darfst deinen Brüdern nichts davon sagen und erst recht nicht Shin. Bitte, ja? Versprich das zuerst und dann - dann erzähle ich es dir.“ Nachdem Ai nickte fing Yue an und erzählte davon was mit Alex passiert war. Die Sache mit dessen Vater ließ er vorsorglich weg. „Er hat das wirklich gemacht? Er - und du hast ihm das alles gesagt?“ Was konnte er schon anderes tun außer zu nicken? Immerhin war es passiert und er konnte es weder leugnen noch rückgängig machen. „Yue, du solltest fürs Erste bei uns bleiben. Ich sage deiner Tante Bescheid und morgen holen wir deine Sachen. Ich heiße es nicht gut was Alex getan hat aber in gewisser Weise verstehe ich ihn. Es muss ihm sehr weh getan haben, was du ihm an den Kopf geworfen hast. Aber das rechtfertigt nicht was er dir angetan hat und ich würde Shin nur zu gerne erzählen was passiert ist damit er Alex zurechtstutzt aber das wird am Ende für beide schlecht ausgehen.“ Sie seufzte und beugte sich zu ihm vor. Sanft küsste sie ihn auf die Wange und streichelte darüber. „Ach, Yue. Ich dachte, dass es dir hier vielleicht besser ergeht als in Tokio. Ich habe mich so gefreut hierher zu kommen und dich wiederzusehen und dann muss ich erkennen, dass es dir hier noch viel schlechter geht. Wärst du nur nie hierher gekommen. Du hättest bei uns bleiben können. Vater hätte garantiert nichts dagegen gehabt. Erst recht nicht, wenn ich ihn darum gebeten hätte. Wenn das Ganze hier geklärt ist. Wenn du im Reinen bist mit Alex dann kommst du wieder mit uns zurück. Du gehörst hier nicht hin.“ Er hörte was Ai sagte, erwiderte aber nichts darauf. Ai sprach aus was er dachte und doch war irgendetwas falsch daran. Jetzt, da er es von jemanden anderen hörte und nicht er es war, der es dachte erkannte er, dass es einen Fehler darin gab. War es wirklich richtig vor allem davon zu laufen? Seine Tante zurückzulassen, die aus irgendwelchen Gründen hier blieb und nicht zurück nach Japan ging? War es gut, die Sache mit Alex nicht zu klären? War es wirklich in Ordnung dessen Vater einfach davon kommen zu lassen mit diesen haltlosen Anschuldigungen und Behauptungen? Argh, er wollte nicht mehr darüber nachdenken! Er wollte endlich zur Ruhe kommen und dann, erst dann, wenn er wieder klar denken konnte würde er eine Entscheidung treffen. So gerne er mit Ai und den anderen zurück nach Japan wollte, so gab es hier noch zu viele Baustellen. „Ich bin froh, dass du hier bist. Ehrlich. Ich habe dich und auch die anderen vermisst.“ Ai strich ihm über die Wange und richtete sich schließlich auf um einen Schwamm zu holen und ihn sanft sauber zu machen. Wenn man es so sah, war sie der einzige Mensch, neben seiner Tante und seinen Eltern, die ihn jemals nackt gesehen hatten und es machte ihm nichts aus. Er wusste nicht wieso. Vielleicht weil er in ihr die Schwester sah, die er nie hatte? Er vertraute ihr bedingungslos. Ja, auch Jessy vertraute er aber sie war seine beste Freundin. Das war etwas anderes. Ai war Familie. Eine Familie, die dieser Bennington niemals für ihn sein könnte. Egal, was dieser für Lügen erzählte! Als er fertig war mit dem Bad half sie ihm aus der Wanne, so dass er sich auf den Wannenrand setzen konnte und trocknete ihn vorsichtig ab, gab ihm das was Shin an Unterwäsche für ihn rausgesucht hatte. Die Shorts war zu groß, erfüllte aber ihren Zweck. Der Pyjama von Ai passte perfekt und hielt die Shorts davon ab zu rutschen. „Musste es unbedingt ein rosa Pyjama sein?“ Ai grinste breit und zuckte die Schultern. „Den schwarzen mit den Totenköpfen hab ich schon an. Schau~ Warte!“ Klar, den coolen behielt sie für sich selbst. Er musste das rosa Grauen mit den kleinen Kätzchen anziehen. Ganz Klasse. Das war der absolute Tiefgang des Tages. Auf einmal holte sie ihr Handy und machte ein Foto von ihm. „Für Jessy. Wenn sie erfährt, dass du meinen Pyjama anhattest und ich kein Foto davon gemacht habe um es ihr zu zeigen wird sie mir den Hals umdrehen.“ Sein Mund blieb offen und er starrte Ai fassungslos an. Trotzdem grinste er leicht nachdem er wieder ansatzweise gefasst war und ließ sich von Ai aufhelfen. Da seine Füße ziemlich weh taten hatte er leichte Probleme beim Laufen. Als die Badtür aufging stand Shin davor, als ob er darauf gewartet hätte, dass sie rauskamen. Shin sah ihn humpeln und hob ihn gleich hoch, trug den Blonden in das Zimmer seiner Schwester und legte ihn dort auf das Bett. „Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid. Ich bin nebenan.“ Er bekam einen Stoß in die Seite von Ai, die nur den Kopf schüttelte. „Ich bin doch da. Wenn er etwas braucht, dann sagt er es mir und nun geh ins Bett. Es ist schon spät.“, sie schob ihren Bruder nach draußen und schloss die Tür. Sich zu ihm ins Bett legend zog sie die Decke über sie beide und schaute Yue lieb an. „Shin hat dich wirklich sehr gerne. Schon sehr lange.“ Nickend schaute Yue nach oben an die Decke und wurde nachdenklich. Er spürte wie sich Ai an ihn kuschelte und sah, dass sie die Augen schloss. „Ich weiß, Ai aber... das ist alles zu viel für mich. Erst Alex und nun auch noch Shin.“ Ai nahm unter der Decke seine Hand in ihre und drückte sie sanft. „Wenn man verliebt ist, ist es einfach so. Man kann nichts dagegen machen. Wenn man jemanden liebt, dann tut man manchmal Dinge, die diese Person verletzen, oder die unheimlich idiotisch sind. Aber zu so etwas wie Liebe gehören immer zwei. Du musst selbst entscheiden für wen du mehr empfindest und was Freundschaft ist oder Liebe. Shin und auch Alex werden es akzeptieren müssen. Aber glaub mir, manchmal ist ein wenig Abstand auch nicht schlecht – um nachzudenken.“ Sie sah, dass Yue nickte und die Augen schloss. Der Blonde schlief ein und hatte endlich etwas Ruhe gefunden. Bevor sie einschlief dachte sie über ihre eigenen Worte nach. Man kann nichts gegen die Liebe tun. Sie kommt wann sie will, sie geht wann sie will und sie tut einem weh wann sie will. Man benimmt sie seltsam, wenn sie einen überkommt, man benimmt sich idiotisch, man verletzt andere und man denkt nur sehr verzögert über das nach was man getan hat. Das alles trifft ganz genau auf einen bestimmten Jungen zu – einem Jungen, der sich wie ein Idiot benimmt seit sie ihm das erste Mal begegnet war. Hatte Max sich wirklich in sie verliebt? Auf den ersten Blick? Warum sie? Warum nicht irgendein anderes Mädchen aus dieser Schule, aus dieser Stadt – aus diesem Land? Vielleicht war es auch keine Liebe, sondern nur ein Spiel des anderen? Weil sie mit Yue befreundet war? Sie schloss die Augen und legte ihre Hand auf die Brust. Ihr Herz schlug schnell – viel zu schnell. Weil sie an Max dachte? Sie könnte sich doch niemals in so einen Idioten verlieben, der Yue hasste und diesem das Leben zur Hölle machte! Doch dann sah sie dessen Bild vor sich und seufzte. Sah sie nur das Bild vor sich und nicht das was sie von Max wusste, dann sah sie etwas schönes, etwas eindrucksvolles, etwas emotionales und farbenfrohes. Sie sah all das was der Junge, den sie in der Schule kennengelernt hatte nicht verkörperte. Vielleicht war es mit ihr genauso wie mit Yue. Sie hätte nie hierher kommen dürfen. ~~**~~ Am nächsten Morgen war es Shinji, der sich zu den Benningtons aufmachte, im Schlepptau seine Schwester, die unbedingt mitgehen wollte. Er hätte es nicht vor ihr zugegeben aber es war schön auch mal mit ihr alleine zu sein. Sonst war immer Shin dabei, oder seit Neuestem auch Jessy oder Elisa. Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest, sah ihn grinsend an. „Ha. Schau mal, das Mädchen da drüben. Die ist doch von unserer Schule, oder? Die schaut ziemlich blöd aus der Wäsche. Die denkt wahrscheinlich, dass ich deine Errungenschaft wäre. Man, so jemand wie ich fällt doch gar nicht in dein Beuteschema, das müssten die doch langsam wissen, oder?“ Woher wollte Ai wissen was in sein Beuteschema fiel und was nicht? Er schaute sie an und wollte was sagen, doch da deutete sie bereits nach vorn. „Wir sind da. Da vorne ist die Villa von den Benningtons. Man, dieser Alex soll mir bloß nicht begegnen.“, knurrte sie und schnaubte, pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und wollte schon los, da hielt Shin sie davon ab. Er beugte sich zu ihr vor und strich ihr weitere Strähnen zurück. „Du solltest deine Haare besser zusammen binden. Sie fallen dir ständig ins Gesicht und es ziemt sich nicht für ein Mädchen ständig so laszive Gesten zu machen. Am Ende hast du außer diesem lebensmüden Idioten noch mehr an der Backe, die von mir in den Boden gestampft werden wollen.“ Laszive Gesten? Hallo? Ai schaute ihren Bruder entgeistert an. Von was redete er denn? Sie machte nichts schlimmes... Als er fertig war nahm er sie wieder an die Hand und zog sie zum großen Tor. „Wir sollten uns beeilen. Yue braucht seine Sachen und dann müssen wir los damit wir nicht zu spät kommen.“ Er klingelte und während sie warteten schaute Shin Ai wieder an. „Ach ja, bevor ich es vergesse. Es gibt einen Jahrmarkt in der Stadt. Du wolltest da doch hin, oder? Wir beide gehen heute Abend auf diesen Markt. Also, nimm dir nichts vor.“ Ihr Blick war eh schon leicht verwirrt aber das was Shin jetzt sagte sorgte für einen gewaltigen Ausfall. Sie wusste gar nicht was sie erwidern sollte. „Äh...heute Abend? Aber ich wollte mit Elisa und Jessy ins Kino und da es Yue so schlecht geht wollte ich ihn mitnehmen falls er schon laufen kann. Wir können ja alle zusammen - “ Der eiskalte Blick ihres Bruders ließ sie schlucken. Oh je, da war jemand sauer. „Äh, wir können ja zusammen schwimmen gehen? Das wäre auch Klasse. Wie wäre es? Morgen nach der Schule? Ich habe nur drei Stunden?“ Anscheinend wollte Shinji etwas Zeit mit ihr alleine verbringen. Das war verständlich, immerhin hatten sie sich lange nicht mehr gesehen und schwimmen war ihre Leidenschaft, früher waren sie immer zusammen ins Schwimmbad gegangen. Shinji wollte sie nie alleine gehen lassen. Sie hörte wie Shinjis Zähne knirschten und hoffte, dass er ihr zustimmte. Er sollte nicht sauer sein. Dessen Laune war seit der Sache mit Max eh auf dem Tiefpunkt. „Okay, heute Abend gehen wir alle zusammen und morgen gehst du nur mit mir ins Schwimmbad!“ Ai nickte schnell, seufzte erleichtert und dann ging auch schon das Tor auf. Schnell lief sie an Shinji vorbei und direkt zur Tür, die sich ebenfalls öffnete. Es war kein Bediensteter, der ihnen öffnete, sondern der Hausherr persönlich. „Guten Morgen Mr. Bennington. Wir sind hier um Yues Sachen zu holen. Er wird einige Zeit bei uns bleiben. Wir haben schon mit seiner Tante telefoniert.“ Shinji erinnerte sich an Yues Worte. Das war der Kerl, der behauptete ein Verhältnis mit Yues Mutter gehabt zu haben und auch Fragen über Ai stellte? Beschützend stellte er sich neben seine Schwester und schaute den Mann eindringlich an. Er sollte sich bloß von ihr fernhalten. „Ich habe schon davon erfahren. Es... tut mir leid was gestern passiert ist. Bitte sag ihm das. Wenn alles wieder okay ist soll er hierher zurück. Ich werde ihm alles erklären.“ Als er Ai einen Moment zu lange anschaute räusperte sich Shinji, schob sie hinter sich und trat an dem Älteren vorbei in das Innere der Villa. „Sie sollten sich nicht zu viel herausnehmen, Mr. Bennington. Yue ist ein guter Freund der Familie, er ist wie ein Bruder für uns. Die Familie ist uns am Wichtigsten und jeder, der etwas schlechtes über sie sagt, oder sie versucht zu entzweien wird es bereuen.“ Es hörte sich wie eine Drohung an und das war auch beabsichtigt. Wenn der Kerl es wagte Ai irgendwelche Flausen in den Kopf zu setzen würde er es bereuen. Ai lief hinter ihrem Bruder her, sah zu Mr. Bennington und nickte. „Ich werde es Yue ausrichten.“ Als sie drinnen waren wurden sie von einem Bediensteten direkt zu Yues Zimmer geführt. Ai betrat es und sah gleich die Manga auf dem Boden. Sie wusste ja was gestern passiert war, daher war es nichts Neues für sie. Beide wurden aufgehoben und in das Regal gestellt. Dann lief sie zu dem Koffer, der in einer Ecke des Zimmer stand und öffnete diesen, packte alles wichtige hinein und holte auch Yues Rucksack mit dessen Schulunterlagen. „Ich habe alles, Shinji. Wir können gehen.“ Sie übergab den Koffer an ihren Bruder, der ihn hinter sich her schob und schon raus ging. Als Ai ihm folgen wollte sah sie Alex aus dem Zimmer kommen, der sie fragend ansah. „Was machst du hier?“ Ai schaute ihn lange an und dachte kurz darüber nach wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Am Ende siegte die Wut, die sich in ihr breit machte. „Ich holte Yues Sachen. Er bleibt bei uns Zuhause und wird erst einmal nicht mehr hierher zurückkommen.“ Sie stellte sich direkt vor ihn, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu dem Schwarzhaarigen hoch. Yue hatte recht. Die waren hier echt einen Tick zu groß. Ihre Brüder waren ja auch nicht klein, erst recht nicht für Japaner aber daran war sie immerhin gewöhnt. „Du hast dir gestern Abend echt ein riesiges Ei gelegt. Wie kannst du Yue nur so etwas antun?! Er kam völlig aufgelöst und barfuß zu uns. Er hatte geweint und seine Füße waren abgeschürft.“ Alex schluckte und wollte sich verteidigen, fand aber nicht die richtigen Worte. „Was geht dich das an? Du solltest dich nicht einmischen. Das ist eine Sache zwischen mir und Yue. Kümmere dich um deinen Kram und mich dich nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen!“ Mit Worten hatte er es nicht wirklich. Er schaffte es immer das falsche zu sagen und seine Emotionen nicht zu kontrollieren. Ehe er es klar stellen und sich entschuldigen konnte lag Ais Hand auf seiner Wange. Man, sie konnte fest zuschlagen – genauso wie Yue. „Was es mich angeht? Yue ist wie mein eigener Bruder. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben lang und seit er hier in Deutschland ist geht es ihm immer schlechter. In seinen Briefen hat er ständig davon geschrieben, dass er wieder zurück will, dass er hier nur schlechtes erfährt. Jessy ist das Einzig Gute, dass ihm hier widerfahren ist. Jetzt bin ich seit Kurzem hier und ich muss erkennen, dass alles stimmt was er geschrieben hat. Ihm geht es hier schlecht. Er weint, er ist verzweifelt, er hat Angst. Du und dein Vater – ihr macht ihn kaputt und das lasse ich nicht zu. Weißt du, Yue hat mir alles erzählt und eigentlich wollte ich deine Sicht der Dinge hören. Ich wollte deine Meinung hören weil ich weiß, dass Yue seine Worte bereut, die er dir an den Kopf geworfen hat aber nach der Aktion eben denke ich nicht, dass du eine Chance verdient hast. Du bist unbelehrbar, egoistisch und arrogant.“ Sie drehte sich um und wollte gehen, doch Alex hielt sie am Arm fest und zog sie zu sich. „Du weißt gar nichts über mich. Du weißt nicht was ich wegen Yue durchmache. Du hast keine Ahnung und maßt dir ein Urteil über mich an!“ Ai sah auf die Hand an ihrem Arm und dann zu Alex, lächelte. „Oh, ich weiß es ganz genau. Du bist der Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmannes, der ohne seine Mutter aufwachsen musste, da sie dich und deinen Vater verlassen hatte als du klein warst. Du warst mal ein Schüler mit guten Noten, beliebt, ein Sportler, Liebling der Lehrer. Nachdem deine Mutter euch verlassen hat ist alles den Bach runter gegangen und du bist zum Bad Boy mutiert. Jemand mit einem erlesenen Freundeskreis. Deine Noten sind im oberen Durchschnitt, du betätigst dich in Sachen Sport nur noch, wenn es im Rahmen des Unterrichts ist und sonst hast du keinerlei Bezug mehr zu irgendwelchen Aktivitäten mit anderen Schülern. Du schottest dich von allem ab und deine einzigen Freunde sind Elisa, Max und Steven. Na, was ist. Fehlt etwas?“ Entsetzt sah Alex Ai an und sein Griff um ihren Arm wurde so fest, dass sie kurz vor Schmerzen keuchte. „Woher weißt du das alles über mich? Los, sag schon!“ Sie versuchte sich nicht von ihm zu lösen, da es eh nicht funktionieren wurde, sondern redete weiter. „Ich habe meine Mittel und ich informiere mich gerne über Menschen, die versuchen den Personen weh zu tun, die mir nahe stehen. Ich habe dich beobachtet, Alex. Ich habe die Blicke gesehen, die du Yue zuwirfst und er hat mir auch davon erzählst, dass du ihm nachstellst. Ich dachte erst, dass es so eine Art Wette zwischen dir und deinen Freunden wäre, oder Max' Idee. Er stellt mir nach und du Yue aber nein, du liebst ihn wirklich, oder? Der Bad Boy hat sich in sein Opfer verliebt? Du stellst dich wirklich dumm an und tust alles damit er dich hasst anstatt nachzudenken und anzufangen wieder der zu werden, der du mal warst.“ Alex schaute das blonde Mädchen vor sich verwirrt an. Warum wusste sie so viel über ihn und warum legte sie hier gerade seine ganze Gefühlswelt vor ihm blank? Wie konnte es sein, dass sie so durch ihn hindurch sehen konnte? War er so transparent? So leicht zu durchschauen? Nein, niemand wusste etwas davon. „Du...wieso -“ Der Satz wurde nicht beendet, denn Alex schaute zu Shinji, der auf einmal neben Ai erschienen war. Dessen Blick fiel zuerst auf dessen Schwester, dann auf die Hand, die ihren Arm festhielt und schließlich zu ihm. „Lass sie sofort los.“ Shinji zischte die Worte nur, doch es reichte aus damit Alex Ai losließ. Der rote Abdruck an ihrem Arm sorgte nicht unbedingt dafür, dass sich der junge Japaner beruhigte. Nein, er wurde noch wütender und der Vulkan in ihm war kurz vor dem Ausbruch. Er wollte dem Kerl den Hals umdrehen, ihn elendig verrecken sehen, ihn - „Shinji, gehen wir. Es ist alles gut. Wir haben nur geredet.“ Sie nahm die Hand ihres Bruders und zog diesen mit, ehe er auf Alex losgehen konnte. Alles was sie Alex gesagt hatte war die Wahrheit gewesen, das wusste sie. Sie hatte sich in Japan über ihn informiert als sie Zugriff auf die Schuldatenbank hatte. Über ihn hatte sie sich zuerst Informationen geholt und zu mehr blieb keine Zeit, das wollte sie hier in Deutschland nachholen. Doch dazu war sie bisher nicht gekommen. Als nächstes hatte sie sich vorgenommen über Max Informationen einzuholen. An Alex' Reaktion hatte sie erkannt, dass alles was sie sagte die Wirkung nicht verfehlte. Der Junge war verwirrt gewesen und das war gut so. Ja, sie wollte nicht, dass Yue hierher zurückkam aber sie wollte in erster Linie, dass dieser endlich wieder glücklich war, wieder lachte und nicht mehr so depressive Gedanken hätte. So sehr sie auch wollte, dass Yue mit ihrem Bruder Shin zusammen kam, so sehr wusste sie auch, dass dieser etwas für Alex empfand und es nicht zugeben wollte – oder es konnte. Dessen gestrige Reaktion war doch Beweis genug. Das waren einfach zu viele verwirrende Gefühle in ihm. Seufzend lief sie mit Shinji weiter. Manchmal fragte sie sich warum sie sich so gut mit Yues Gefühlswelt auskannte. Vielleicht waren sie sich ja einfach zu ähnlich? In ihm konnte sie lesen wie in einem Buch aber ihre Brüder waren ihr manchmal ein regelrechtes Rätsel. Vielleicht war es ja so mit Familie? „Er hat dir auch wirklich nichts getan? Wenn doch, dann mache ich ihn nachher einen Kopf kürzer.“ Ai sah Shinji an und lächelte. Also, manchmal übertrieb dieser es mit dessen Beschützerinstinkt. „Es ist alles gut, Shinji. Wir haben wirklich nur geredet und ich war wohl etwas zu direkt. Es ist nichts passiert. Keine Sorge.“ Lieb schaute sie ihn an und drückte dessen Hand, die sie dann aber losließ. „Komm, wir beeilen uns. Die Schule fängt bald an und ich habe Hunger. Ich muss unbedingt vorher was essen, sonst falle ich um.“ ~~**~~ Yue hatte einige Fragen an Ai als sie mit Shinji wiederkam. Sie machte ihm aber klar, dass die Antworten darauf erst nach der Schule bzw. heute Abend kommen würden, wenn sie im Bett lagen. Jetzt war dafür keine Zeit. Während Yue sich anzog und fertig machte informierte sie ihn darüber, dass sie heute Abend auf den Jahrmarkt gingen. Klasse. Wenigstens sagte sie ihm früh genug Bescheid. Er war durchaus gewöhnt so etwas immer in letzter Minute zu erfahren – also meist, wenn er schon da war. „Ist gut. Meinen Füßen geht es auch schon besser. Es drückt nur ein bisschen aber, wenn ich langsam gehe funktioniert es. Shin hat mir auch Tabletten für den Notfall mitgegeben.“ ~~**~~ „Elisa!“ Ai rief nach ihrer neuen Freundin und winkte sie zu sich und Jessy, die neben ihr stand. „Wir gehen heute Abend zum Jahrmarkt. Willst du mit? Meine Brüder und Yue kommen auch.“ Elisa haderte mit sich selbst. Wenn sie mitging würde es Max erfahren und der wäre auch gleich mit dabei, allein schon wegen Ai. Alex würde bestimmt wegen Yue hingehen wollen und Steven schaute schon die ganze Zeit so verträumt zu Jessy, so dass sogar der Rothaarige freiwillig mitkäme. „Ich weiß nicht. Am Ende wollen die Jungs auch mit und du weißt, dass das Chaos bedeutet.“ Ai nickte und dachte über Elisas Worte nach. Sie wollte, dass Elisa mitkam aber nicht Max und die anderen. Erst recht nicht Alex. „Oh, ich weiß was du meinst aber... lass mich darüber nachdenken. Ich finde eine Lösung. Also, irgendwie-“ Als Alex endlich auftauchte entschuldigte sich Elisa kurz und lief zu ihm. „Was ist los? Ich habe heute morgen auf dich gewartet und du bist nicht aufgetaucht und eine Nachricht hast du auch nicht geschrieben. Ich habe mir Sorgen gemacht. Hey, was ist passiert. Du siehst schlecht aus. Hast du die Nacht geschlafen?“ Alex hörte halbwegs zu was Elisa sagte und lief dann an ihr vorbei als er Yue erkannte. Er ging direkt auf den Blonden zu. „Yue...“ Er drehte sich um trat einen Schritt zurück als er sah wer ihn angesprochen hatte. Alex stand hinter und nun vor ihm. „Das mit gestern tut mir leid. Alles -“ Bevor er etwas darauf erwidern konnte spürte er eine Hand an seiner Schulter. Er wurde von Shin hinter diesen geschoben und konnte nur noch zusehen wie dieser auf Alex zu lief, ausholte und den Schwarzhaarigen mit einem gezielten Schlag an die Schläfe zu Boden brachte. „Du warst es? Ich wusste es doch! Wegen dir ist er barfuß zu uns gelaufen und hatte Schmerzen. Er hat -“ Shin holte wieder aus, doch dieses Mal war Yue schneller. Er hielt den Arm seines besten Freundes fest. „Lass ihn. Wir haben beide Schuld daran. Nicht nur er, auch ich. Er hat mir nichts getan!“ Shin sah Yue ungläubig an. Das war doch nicht dessen Ernst. Das konnte Yue nicht ernsthaft behaupten. „Yue, er hat - er ist dafür verantwortlich!“ Kopfschüttelnd schaute Yue ihn an und schließlich ließ Shin von Alex ab, knurrte leise. Was lief da zwischen den beiden? Wieso verzieh Yue Alex nach allem was passiert war? Alex, der dachte, dass Yue ihm verziehen hatte ging auf diesen zu, doch der Junge wich zurück. „Ich will nicht, dass ihr euch prügelt, oder du wegen mir verletzt wirst aber ich will auch nicht, dass du mir zu nahe kommst. Das - nicht nachdem was gestern alles passiert ist. Ich brauche Zeit.“, meinte er und drehte sich um, betrat das Klassenzimmer und ließ Alex stehen. Was war das eben? Yue war zurück gewichen und wollte nicht, dass er ihm zu nahe kam aber - Er wollte auch nicht, dass er verletzt wurde. Er wollte nicht, dass Shinji sich für ihn einsetzte. Er... sagte, dass sie beide Schuld hätten. Nicht nur er! Yue hasste ihn nicht? Hatte Ai am Ende doch Recht? Er schaute zuerst Yue nach und drehte sich dann um, sah zu der blonden Japanerin, die ihn ansah und eine Augenbraue hochzog. Nachdenklich ging er an Shinji vorbei, warf Ai noch einen Blick zu und wandte sich dann an Elisa. „Ich gehe zu meinem Leistungskurs. Wir sehen uns nachher in der Pause. Dann erzähle ich dir alles.“ Elisa schaute Alex nur nach und dann verwirrt zu Ai, die nur mit den Schultern zuckte. „Lass dir das von ihm selbst erklären. Komm, gehen wir rein. Herr Schulze kommt gleich.“ Jessy sah ebenfalls besorgt aus, hatte aber schon von Yue gesagt bekommen, dass er ihr alles erklären würde also müsste sie sich einstellen darauf zu warten. Gerade als sie das Klassenzimmer betreten wollte hielt jemand Ai davon ab. Jemand griff nach ihrem Arm, nach genau der Stelle, die noch wegen Alex weh tat und sie keuchte kurz auf. Als Shinji das hörte und sich umdrehte dachte er vor Wut gleich zu explodieren. Was war nur mit den Kerlen in diesem Land los? Wollten sie ihn bis in den Tod reizen? Wollten sie, dass er irgendwann ausrastete? „Guten Morgen, Ai~“ Max setzte sein charmanteste Lächeln ein und einen Blick, der Casanova alle Ehre gemacht hätte. Als er jedoch merkte, dass sie aus irgendwelchen Gründen Schmerzen hatte ließ er ihren Arm los und sah die roten Striemen. Wer war das? Wer hatte ihr weh getan? „Wer hat dir weh getan?“ Ai fasste sich an den Kopf und seufzte. Was war heute nur los. Drehten alle durch? „Niemand hat mir weh getan. Ich habe mich nur gestoßen. Keine Sorge.“ Was sagte sie da? Max sollte sich keine Sorgen machen? Der Junge sollte sich in Luft auflösen. Was interessierte es sie, ob er sich um sie sorgte! Irgendwie war es dann aber doch süß, dass er sich um sie sorgte. Als sie sich bewusst wurde was sie da gerade gedacht hatte schloss Ai die Augen, zählte gedanklich bis zehn und öffnete die Augen wieder. Doch Max kam nicht dazu etwas darauf zu erwidern. Er fand sich an die Wand gepinnt wieder und zwar von jemandem, der sehr wütend zu sein schien weil man seiner Schwester nachstellte. Also, wirklich. Er wusste ja, dass es einige Brüder gab, die etwas zu beschützend waren, wenn es um die eigene Schwester ging aber dieser Kerl übertrieb doch. Warum wollte Shinji ihn gleich in irgendeinem Fluss versenken, oder ihm seine Gliedmaßen herausreißen? Das war doch total übertrieben! Er liebte Ai und sie liebte ihn – das war doch offensichtlich. Warum sollte sie sich sonst so dagegen sträuben? Das sollte Shinji endlich einsehen und ihnen seinen Segen geben. „Ich habe dir doch gesagt, dass du dich von ihr fernhalten sollst! Was verstehst du Made daran nicht? Soll ich es dir buchstabieren? Ich spreche doch schon extra deine Sprache, oder rede ich undeutlich?“ Max sah Shinji grinsend an. Irgendwie gefiel ihm der andere. Unter anderen Umständen hätte er sich sogar dafür entschieden zu kämpfen aber das ging jetzt nicht. Erstens waren sie in der Schule und zweitens war es Ai's Bruder. Er musste dafür sorgen, dass sie sich endlich ihre Gefühle für ihn eingestand, da brachte es nichts sich mit ihrem Bruder anzulegen. „Ja, Sorry. Echt. Ich habe nur mit ihr geredet. Das darf ja wohl erlaubt sein, oder?“ Bevor Shinji einen Fehler machte trat Ai genervt zwischen ihn und Max, sorgte dafür, dass ihr Bruder ihn losließ. „Himmel, Nii-Chan! Shinji!“ Es war schlecht, wenn sie seinen Namen in diesem Ton nannte. Entweder sie wollte etwas von ihm, oder sie war sauer. Beides war schlecht. Erst recht, wenn sie auf japanisch mit ihm sprach. „Hör auf damit. Der ganze Tag hat schon chaotisch angefangen. Jetzt geht es hier damit weiter. Lass ihn in Ruhe. Am Ende bekommst du deswegen noch einen Verweis und das ist es nicht wert.“ Knurrend ließ er von Max ab und drehte sich wortlos um, verschwand im Klassenzimmer, dich gefolgt von einer Armada an Mitschülerinnen. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Am Ende tut dir mein Bruder noch richtig weh und glaub mir, er macht keine halbe Sachen. Nicht, dass es mich interessiert aber - es wäre echt schade, wenn du wegen mir die einzige Sache nicht mehr machen könntest, die dich in meinen Augen interessant macht.“ Ai drehte sich um und folgte ihrem Bruder. Max sah ihr nach und überlegte was sie damit meinte was sie gesagt hatte. Es gab etwas, dass ihn in ihren Augen interessant machte? „Max. Lass es gut sein,okay? Ich will nicht, dass dir etwas passiert und Ai ist wirklich ein nettes Mädchen. Hör auf sie zu nerven.“ Elisa klopfte ihm an die Schulter und lief an ihm vorbei ebenfalls in das Klassenzimmer und schloss die Türe hinter sich. Anstatt etwas darauf zu antworten stand Max kurz da und dachte immer noch über Ais Worte nach. Was machte ihn interessant? Was war es, dass Ai an ihn interessierte... Was... Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das Bild, das er gemalt hatte. Sie hatte es interessiert angesehen und das was sie darin gesehen hatte war auch genau das was er vermitteln wollte. „Hm, ich glaube, ich weiß wie ich sie dazu bringe ein bisschen netter zu mir zu sein!“ Steven hatte das alles schweigend mit angesehen, war aber bereit gewesen einzuschreiten hätte es Ai nicht getan. Immerhin hatte man einen seiner Freunde angegriffen und er hatte sich vorgenommen nicht mehr nur stillschweigend zuzusehen. So wie er es Jessy versprochen hatte. Doch dann drehte sich Max grinsend um und machte sich auf den Weg zum Unterricht. Verwirrt folgte er ihm und sah dann auch Alex. Irgendetwas schien auch mit dem Schwarzhaarigen nicht zu stimmen. Anscheinend fingen alle an durchzudrehen – nicht nur er selbst. ~~**~~ Dieses Mal hatte sich Ai dazu entschieden neben Elisa und Jessy zu sitzen und Yue saß zu Jessys rechten und neben Shin. Sie hatten gerade Deutsch und darin brauchte sie Hilfe. Immer wieder schielte sie entweder zu Elisa oder zu Jessy, die ihr bereitwillig bei den Aufgaben halfen. Deutsche Grammatik. Wer hatte sich so etwas einfallen lassen? Sie sollten sich ein Beispiel an der Japanischen Grammatik nehmen. Einfacher ging es gar nicht! Wer brauchte irgendwelche Relativpronomen, oder vor allem Kommas? „Und? Kommst du nachher mit? Jessy hat schon zugesagt und es ist nicht schlimm, wenn deine Freunde mitkommen. Vielleicht beruhigt sich die ganze Situation am Ende sogar. Ich würde sogar Max ertragen, wenn das die einzige Möglichkeit ist, dass wir alle drei zusammen hingehen? Yue kommt dabei bestimmt auch auf andere Gedanken und Shin-Nii passt schon auf, dass nichts passiert – und ich auch.“ Elisa wurde mit dem schlimmsten Blick Ais angesehen und hatte am Ende keine Wahl als zuzusagen. Sie konnte sich vorstellen, dass die junge Japanerin gewohnt war zu bekommen was sie wollte. Ai müsste ihre Brüder und ihren Vater ziemlich im Griff haben. So verging die Zeit eher ruhig bis sie alle ihre Mittagspause hatten. Einige der Oberstufe verließen das Schulgelände um sich etwas zum Essen zu kaufen, andere versammelten sich auf dem Schulhof und bildeten kleine Grüppchen. Jessy nahm sich gleich Yue zur Brust, der ihr erklären musste was passiert war und wurde knallrot vor Wut auf Alex. Yue ließ den größten Teil weg damit Jessy nicht noch wütender wurde. „Ich mache Alex einen Kopf kürzer!“ Jessy sah knurrend zu dem Schwarzhaarigen, der mit Steven und Max auf einer Bank saß und gerade etwas aß. Sie wollte auf ihn los als Elisa sie festhielt. „Was ist hier eigentlich los? Warum bist du so wütend auf Alex? Egal was vorgefallen ist, zu einem Streit gehören immer zwei, daran solltest du denken.“ Bevor Jessy einen Fehler machte und etwas Falsches sagte, ging Yue dazwischen. Er fand es eigentlich gut, dass Elisa sich wieder mit Jessy verstand – so wie früher. Er wollte nicht, dass das erneut wegen ihm zerbrach. Dieses Mal würde er etwas dagegen tun. „Jessy. Elisa hat Recht. Das ist eine Sache zwischen mir und Alex. Ich regle das alleine. Streite dich wegen mir nicht auch noch mit Elisa.“ Unschlüssig, da sie immer noch wütend war schaute Jessy zwischen Yue hin und her. Ja, sie verstand sich wieder mit Elisa und sie wollte das auch nicht kaputt machen aber konnte sie denn wirklich zulassen, dass Alex sich an ihrem Chibi vergriff? Sie waren doch Freunde. Freunde beschützten einander und waren füreinander da. Was wäre sie denn für eine Freundin, wenn sie nur zuschaute und nichts tat? „Ich schaffe das schon. Trau mir ein bisschen mehr zu, okay?“ Seufzend nickte sie und sah Elisa entschuldigend an. „Tut mir leid. Ich kann es nur nicht sehen, wenn Alex wieder damit anfängt Yue weh zu tun.“ Elisa ließ Jessy los und lächelte sie an, klopfte ihr auf die Schulter. Sie waren früher nicht umsonst beste Freundinnen gewesen bis das alles sie entzweit hatte. Auch sie wollte diesen Fehler nicht wiederholen. „Ich regle das mit meinen Jungs. Die drehen im Moment alle ein wenig durch.“ Ihr schien etwas einzufallen und sie wandte sich bevor sie zu Alex und den anderen gehen würde noch einmal an Jessy. „Ach ja, ich wollte dich noch etwas fragen. Wegen Steven. Du weißt, dass er dich sehr gerne hat, oder? Ich kann mir denken warum du nicht mehr mit ihm redest und ihn meidest aber denkst du nicht, dass er nach der ganzen Zeit eine Chance verdient hat? Alex, Steven und sogar Max sind keine schlechten Jungs. Sie haben nur Probleme damit ihre Emotionen zu zeigen und sie zu kontrollieren. Jeder Mensch macht Fehler, Jessy aber wahre Größe zeigt man, wenn man bereit ist diese Fehler zu verzeihen.“ Ai, die das mitbekommen hatte lief zu ihren Freundinnen und sah beide verwirrt an. Was war denn zwischen diesen beiden Parteien alles vorgefallen? Ging das noch über Yue hinaus? Sie wollte etwas dazu fragen, ließ es dann aber sein. Elisas Worte machten sie nachdenklicher als sie zugeben wollte. Ihr Blick fiel zu Max, der es bemerkte und ihr freudig zuwinkte. Der Junge benahm sich wie ein Kleinkind und winkte, als ob sie ein Superstar wäre, oder so was in der Art. Irgendwie war es dann aber doch lustig und sie musste grinsen. „Hey, Alex. Hast du das gesehen. Ai grinst! Sie hat mich angegrinst. Ich hab doch gewusst, dass sie völlig verschossen in mich ist.“ Max war außer sich wegen dieser kleinen Geste und hätte fast sein Brötchen fallen gelassen. Ai hasste ihn gar nicht so sehr wie sie ihm weiß machen wollte. Er musste nur hartnäckig bleiben. Nach der Pause hatten sie ihren Kunstkurs und er musste mit Yue und Ai noch an ihrem Projekt arbeiten. Das war seine Chance ihr ein wenig näher zu kommen. Freudig biss er in sein Brötchen und grinste auch Elisa breit an, die zu ihnen kam. „Max, du bist echt -“ Über dieses Verhalten konnte sie nur noch den Kopf schütteln und setzte sich auf Alex' Schoß, sah den Größeren lange an, der in dessen eigener Welt zu sein schien. Er starrte nur zu Yue und seufzte ständig. Nach einem kurzen aber wirkungsvollen Schlag auf den Hinterkopf war Alex wieder in der Welt der Lebenden und schaute Elisa verwirrt an. „Wofür war das denn?“ Die Angesprochene stupste ihn die Stirn und kam seinem Gesicht immer näher. Was hatte sie vor? War Elisa auch sauer auf ihn, oder wollte ihn am Liebsten tot sehen wegen der Sache mit Yue? Immerhin war sie ja jetzt recht dicke mit diesem gruseligen japanischen Mädchen. Seit Ai da war ging sein Leben noch steter bergab als es vorher schon der Fall war. „Erzähl mir was vorgefallen ist. Sofort und lass nichts aus, klar?!“ Alex wusste, dass er nicht drumherum kam ihr alles zu erzählen und auch Max und Steven sollten es erfahren. Es war an der Zeit Tacheles zu reden. Max Gesicht wurde bleich als er nun von Alex persönlich erfuhr was dieser für Yue empfand. Sein bester Freund, sein Idol war schwul und hatte sich auch noch in eine kleine Made wie Yue verliebt? Klar, der Junge sah gut aus, war so klein und süß wie ein Mädchen – deswegen hatte er ihn ja auf den Kieker. Der Kleine nervte ihn schon seit er ihn das erste Mal gesehen hatte aber - Er konnte ja damit klar kommen, dass Alex schwul war – in der heutigen Zeit war man ja offener und erst recht, wenn es um den besten Freund ging aber dass es ausgerechnet der Japaner war wollte nicht in seinen Kopf. Der Rest vom Brötchen fiel auf den Boden und er schaute Alex immer noch fassungslos an. Stevens Gesicht war gewohnt ausdruckslos, doch sein Blick verriet, dass er es schon gewusst hatte und es für ihn nichts Neues war. Er war ruhig und teilnahmslos aber nicht blind, oder dumm. „Du hast deine Chance gesehen als du gemerkt hast was er für Zeug liest und gedacht, du könntest endlich einen Schritt weitergehen? Dann hat er von Shin angefangen und dir wieder allerlei Sachen an den Kopf geworfen und du wurdest wütend und eifersüchtig? So weit so klar... die Sache mit deinem Dad verstehe ich aber nicht. Was hat er mit Yue gemacht, dass er euch so sehr verabscheut?“ Nachdenklich knabberte sie an ihrer Unterlippe und ignorierte Max zunächst, der wie zu einer Salzsäule erstarrt war. So blieb der Junge endlich mal ruhig. Das was Alex ihr erzählt hatte hörte sich so an, als ob Yue ihn gar nicht verabscheute. Da gab es eher ein Problem mit der Gesamtsituation und Alex' Vater. Sie musste mit Ai und Jessy darüber sprechen. So konnte das mit Alex und Yue nicht weitergehen. Die beiden mussten sich aussprechen. „Sag mal, musst du eigentlich so viel mit Ai unterwegs sein, Elisa? Sie ist merkwürdig und...“ Gut, dass sie ihm Angst machte brauchte keiner der Anwesenden zu wissen. Es war ihm unheimlich, dass sie so viel über ihn wusste und seine Gefühlswelt offenlegte. Außerdem verbrachte sie viel zu viel Zeit mit Yue. Das gefiel ihm noch weniger als die Tatsache, dass er nun bei Shin Zuhause wohnte. „Ich verbringe Zeit mit wem ich will, Alex. Das solltest du langsam wissen. Ich mag sie. Sie ist nett und auch mit Jessy werde ich wieder mehr unternehmen. Jungs, ihr solltet endlich mal was an euch ändern. Das Geplänkel war ja in den letzten Jahren ganz unterhaltsam aber ihr werdet nicht jünger. Irgendwann müsst auch ihr erwachsen werden.“ Alex schaute sie nur unschlüssig an, Steven sah wie immer aus und Max? Der löste sich aus der Schockstarre als Ais Namen hörte. „Ai? Was ist mit ihr?“ Elisa schüttelte seufzend den Kopf. Dieser Junge war einfach nur eine Sache für sich. Max Eltern mussten sich täglich fragen von wem dieser dieses Verhalten geerbt hatte. Oder, ob dieser am Ende doch nach der Geburt vertauscht wurde? „Du bist berechenbar, Max. Zu berechenbar.“ Sie beugte sich vor, gab Alex einen Kuss auf die Stirn, stupste Max an die Wange und stand auf. Dann lief sie zu Steven und fasste dessen heilige Kopfhörer an, hob sie etwas hoch, damit sie ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. „Bleib an Jessy dran und gib nicht auf. Vielleicht ändert sie ihre Sicht auf dich ja schneller als du denkst.“ Grinsend ließ sie den Kopfhörer wieder los und sah in das verdatterte Gesicht des sonst so ausdruckslosen Rothaarigen. Eine feine Röte bildete sich auf dessen Wange und sie hätte schwören können, dass dieser sogar lächelte. „Ich gehe wieder zurück zu Jessy und Ai. Macht keinen Unsinn, Jungs und wenn was ist, ihr wisst wo ihr mich findet.“ ~~**~~ „Shinji-Nii“ Shinji, der umringt war von ein paar Mädchen aus der Unterstufe und auch Oberstufe drehte sich gleich um als Ai ihn rief. Sie war mit Yue allein unterwegs. Er überlegte kurz warum sein Bruder nicht bei den beiden war und erinnerte sich daran, dass dieser jetzt beim Basketball Training war und seine Schwester nun zum Kunstunterricht ging. „Hast du nicht auch Unterricht?“ Er löste sich von den Mädchen und ging zu seiner Schwester. Ihr an die Stirn schnippend zuckte Shinji die Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. Yue, der immer noch in Gedanken zu sein schien bekam es gar nicht richtig mit, dass sie gerade miteinander sprachen. Erst als Ai seine Hand nahm und drückte schrak er aus seinen Gedanken. „Ich habe jetzt Basketballtraining. Shin ist schon dort. Ich warte noch ein paar Minuten. Immerhin habe ich ja noch Zeit. Ihr beide wartet nachher auf uns, oder kommt direkt zur Sporthalle. Wir gehen zusammen nach Hause.“ Eigentlich wollte er sich wieder umdrehen und gehen, da er keinen Widerspruch erwartete aber Ai schüttelte tatsächlich den Kopf. Hallo? Was hatte sie jetzt wieder vor? „Ich wollte mit Jessy und Elisa shoppen gehen. Immerhin gehen wir heute Abend auf den Jahrmarkt und ich brauche was zum Anziehen. Elisa wollte mich beraten, damit ich nicht immer in meinen Shirts, oder zu langen Röcken rumlaufe.“ Endlich hatte sie mit Jessy und Elisa zwei Freundinnen, die sie in solchen Sachen beraten konnten. Mit so etwas hatte sie keine Erfahrung. Sie zog an was bequem war und nicht was gut aussah. Manchmal sah sie leider auch so aus, als ob sie sich im dunkeln angezogen hätte, oder im letzten Jahrhundert lebte. Jessy hatte sogar gesagt, dass sie mehr wie ein Junge aussah als ein Mädchen und das hatte ihr den Rest gegeben. Sie brauchte neue Sachen und die würde sie sich heute besorgen. „Wir gehen nach der Schule ins Einkaufzentrum und essen dort auch was. Von dort aus gehen wir direkt zum Jahrmarkt und treffen uns. Yue wird mit Shin-Nii und dir nach Hause gehen und sich dort ausruhen, nicht wahr?“ Yue nickte nur abwesend und schaute Shinji an, dessen Gesichtsausdruck sich merklich veränderte. Erst wurde er blass, dann rot und schließlich war es eine Mischung aus beidem. Oh je, Ai sollte aufhören zu reden, sonst explodierte der Ältere noch. „Du wirst garantiert nicht mit den beiden ins Einkaufszentrum gehen, sondern mit uns nach Hause.“ Shinji versuchte sich zu beruhigen. Er musste sich unbedingt beruhigen, sonst würde er Dinge sagen, die Ai verletzten und das wollte er nicht. Wofür brauchte Ai neue Klamotten? Sie hatte doch genug in ihrem Schrank. Wollte sie noch mehr Aufmerksamkeit erregen als sie es eh schon tat. Immerhin hatte sie schon einen Irren am Hals, sie brauchte nicht noch mehr. Wenn er darüber nachdachte wie Jessy aussah – immerhin hatte er ja auch Interesse an ihr gezeigt – oder Elisa, dann könnte er sich gut vorstellen wie Ai am Ende aussehen würde. Oh nein! Das kam gar nicht in Frage. „Shinji-Nii! Ich bin kein kleines Kind mehr und, wenn ich mit meinen Freundinnen shoppen gehen will, dann gehe ich auch. Zum ersten Mal habe ich Freundinnen, die sich wirklich um mich kümmern und mich in Mädchensachen beraten können. Du und Shin-Nii seid keine große Hilfe und Yue auch nicht! Du kannst und wirst es mir nicht verbieten.“ Sie ballte ihre Hände zur Faust und ihr ganzer Körper spannte sich an. Wütend darüber, dass Shinji ihr verbieten wollte in das Einkaufszentrum zu gehen bebte alles an der jungen Japanerin. „Gut, wenn du unbedingt willst. Aber ich komme mit!“ Damit war für ihn das Thema erledigt und er ging wieder zurück zu den Mädchen, die der ganzen Szene eher irritiert folgten und nicht wussten wie sie das interpretieren sollten. Waren die beiden wirklich Bruder und Schwester? „Ai, beruhig dich wieder. Komm, wir gehen weiter. Sonst kommen wir zu spät zum Unterricht.“ Yue versuchte sie zu beruhigen und nahm ihre Hand, die sich langsam wieder aus der Faust gelöst hatte in seine eigene. Ai entspannte sich merklich, war aber nun irritiert. Hatte ihr Bruder gerade wirklich gesagt, dass er mit ihr und den anderen shoppen gehen will? Das... das war unmöglich! Sie wollte mit ihren Freundinnen alleine sein. Wie sollte sie denn in Ruhe shoppen und sich mit ihnen unterhalten können, wenn sie Shinji im Nacken hätte? „Baka Nii“ ~~**~~ Im Kunstraum waren einige schon damit beschäftigt ihre Gruppen für das Projekt zu bilden und sich an die Tische zu setzen. Einige hatten ihre Utensilien bereits ausgepackt und unterhielten sich angeregt. Die Lehrerin saß an ihrem Tisch und ließ die Schüler selbstständig arbeiten. Das war das Gute am Kunstunterricht. Man hatte auch mal Zeit für sich, konnte den Lehrer fragen, wenn es etwas zu fragen gab und ansonsten selbstständig arbeiten. Sie holte ihren Pinsel, den Block, die Farbe und alles andere aus dem Schrank und setzte sich mit Yue an den Tisch. Es dauerte nicht lange und auch Max beehrte alle mit dessen Anwesenheit und sogar die Lehrerin schien davon positiv überrascht zu sein. Er setzte sich neben Ai und legte einen Arm um ihre Schulter. Als sie ihn mit dem tödlichsten Blick, den sie ihm schicken konnte, ansah ließ er sie wieder los. „So sieht man sich endlich wieder. Kunst wird noch mit Abstand mein Lieblingsfach. Hallo, Yue~ Alles fit im Schritt? Oder immer noch ein bisschen -“ Ai's Hand lag auf einmal so fest auf seiner eigenen, dass es sogar etwas weh tat. Doch das spürte er gar nicht mehr. Sie fasste ihn an, berührte ihn mit ihrer zarten, wunderschönen Hand und drückte sogar zu. Das musste Liebe sein, oder? Gut, dass sie ihm die Hand in diesem Moment lieber zerquetschen wollte ignorierte er und lächelte die Blonde nur verliebt an. „Keine Sorge, meine Aufmerksamkeit liegt ganz bei dir ~“ Stöhnend ließ Ai Max los und deutete auf den Block vor sich. „Wir sollten langsam mit unserem Projekt anfangen und Ideen sammeln. Wir sind keinen Schritt weiter, weil du ständig anfängst zu säuseln, wenn wir hier sind.“ Max hob unschuldig die Hände und stützte den Kopf auf der Hand ab, sah Ai lange an. „Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht und mir ein Thema ausgesucht. Wie wäre es mit 'Wahrer Liebe'? Das passt doch zu uns beiden, oder?“ Yue war an sich froh, dass der Fokus wieder auf Ai lag und Max ihn in Ruhe ließ aber irgendwie kam er sich hier ziemlich Fehl am Platz vor. Ihm wurde auch leicht unwohl weil Ai nun wegen ihm keine Ruhe vor Max hatte. Ehe Ai etwas darauf erwidern konnte sah er, dass Max erneut ansetzte und weitersprach. „Hier im Unterricht kommen wir eh nicht viel weiter. Wir sollten uns bei mir Zuhause treffen. Dort habe ich alles was wir brauchen. Leinwand, Farbe – das beste Zubehör. Wie wäre es mit heute nach der Schule?“ Ai schüttelte sofort den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Junge versuchte es immer wieder, oder? Auch, wenn dessen Vorschlag gar nicht schlecht wäre. Wenn Max wirklich alles Zuhause hatte, dann wäre das die beste Möglichkeit das Projekt erfolgreich abzuschließen und eine gute Note zu bekommen. „Heute habe ich etwas vor und heute Abend auch, bevor du fragst und morgen nach der Schule geh ich mit Shinji-Nii schwimmen. Also, fällt das auch flach. Wir können uns am Wochenende treffen, dann haben wir genug Zeit und können es sogar an einem oder zwei Tage abschließen. Was meinst du, Yue?“ Was er dazu meinte? Er war doch nicht lebensmüde und mischte sich in die Angelegenheiten der beiden ein. Am Ende hatte er Max wieder am Hals. „Macht nur. Ich schließe mich eurer Entscheidung an.“ Max schaute zu Yue und grinste breit. Der Kleine war ja gar nicht so dumm wie er dachte und hielt sich raus. Wenn Yue sich eingemischt hätte wäre das nicht gut für ihn ausgegangen und er hätte ihm weh tun müssen – richtig weh. Dabei war es ihm egal, ob Alex in den Jungen verschossen war, oder nicht. Ihm kam keiner in die Quere. „Gut, dann ist es beschlossen. Wir treffen uns am Samstag Vormittag. Ich hole euch beide Zuhause ab“ Es gab da etwas, dass ihm keine Ruhe ließ. Ai war heute unterwegs? Auch heute Abend? Wo ging sie hin? Mit wem? Das Beste war ja, dass sie morgen mit ihrem Bruder schwimmen gehen würde... An sich ja nichts schlimmes. Aber allein der Gedanke Ai in einem Bikini zu sehen, oder einem engen Badeanzug ließ ihn wohlig erschaudern. „Hey, Max! Deine Nase. Du blutest!“ Ai holte eine Taschentuchpackung aus ihrem Rucksack, zog ein Taschentuch raus und hielt es dem Größeren an die Nase. Was war nur los mit ihm? Warum kicherte der Kerl so merkwürdig? Merkte er denn nicht, dass er Nasenbluten hatte? Max hielt das Taschentuch fest, stopfte sich ein wenig davon in die Nase und schaute Ai verklärt an. Er musste morgen unbedingt in das gleiche Schwimmbad und er musste unbedingt erfahren wo sie heute Abend hinging. Er würde Elisa nachher abfangen bevor sie sich auf den Weg nach Hause machte! ~~**~~ Yue machte drei Kreuze. Endlich war der Unterricht vorbei. Ai gab ihm einen Kuss auf die Wange und schob ihn zu Shin, der seine Schwester und auch seinen Bruder, der neben ihr stand fragend ansah. Kamen die beiden nicht mit nach Hause? Irgendetwas hatte Shinji ihm gesagt aber er hatte nicht zugehört. Immer, wenn sein Bruder wütend war oder aufgeregt redete dieser sinnloses Zeug und da schaltete er meist ab. Dieses Mal hätte er zuhören sollen. „Kommt ihr nicht mit?“ Shinji schüttelte den Kopf und sah seinen Bruder seufzend an. „Du hörst mir nicht zu, oder? Ich begleite Ai. Sie will mit Elisa und Jessy ins Einkaufszentrum. Wir treffen uns nachher am Eingang vom Jahrmarkt. Du gehst mit Yue alleine nach Hause.“ Shin schaute leicht entgeistert. Er wollte Shinji fragen warum er Ai unbedingt begleiten musste. Immerhin war sie alt genug alleine mit ihren Freundinnen shoppen zu gehen. Wer ging schon mit drei Mädchen freiwillig shoppen. Am Ende missbrauchten sie ihn doch eh nur zum Schleppen. Sie waren zwar Zwillinge aber manchmal verstand er seinen Bruder nicht. So langsam kam ihm eine ganze merkwürdige Vermutung und er hoffte, dass er sich täuschte. „Okay, wir gehen. Bis heute Abend.“ Er schob Yue mit sich, der Ai und Shinji nur zuwinkte und endlich von hier wegkommen konnte. Er war noch viel zu aufgewühlt und an einem Ort mit Alex zu sein verursachte in ihm ein enormes Unbehagen. Nein, er hasste Alex nicht aber - Nicht mehr darüber nachdenken. Für heute würde er Alex, Alex sein lassen! ~~**~~ „Ai? Was macht Shinji hier?“ Elisa beugte sich zu Ai vor und auch Jessy tat es ihr gleich. Sie hatten sich vor der Schule verabredet um gemeinsam shoppen zu gehen. Was machte Shinji hier? „Er will unbedingt mit, sonst hätte er es mir verboten. Als, ob er es mir verbieten könnte. Tse, der spielt sich immer auf, als wäre er Dad persönlich.“ Schnaubend schaute sie zu Shinji, der schnell ein paar Mädchen abwimmelte und den drei Mädchen folgte als sie losgingen. Jessy schaute kurz zu Shinji und musterte diesen irritiert. Nie hätte sie gedacht, dass der Größere so eine Glucke war und sich so beschützend gegenüber dessen Schwester verhielt. Das passte nicht zu dessen Macho Image. An sich machte es ihn ja auch sympathisch aber seltsam war es schon. Gut, etwas dagegen tun konnten sie nicht also ergaben sie sich ihrem Schicksal und steuerten direkt das Einkaufszentrum an. Sie ließen sich nicht von Shinji stören, der ihnen wie ein Schatten folgte. Es wurde sich unterhalten, Elisa versuchte Max vor Ai gut dastehen zu lassen und ihr zu erklären, dass sie diesem verraten hatte was sie heute Abend vorhatten. Doch dazu kam sie nicht. Jessy deutete auf eine angesagte Boutique und zusammen verschwanden sie darin. Shinji haderte erst mit sich selbst, ob er hinein gehen sollte. Es war kein Thema. Da drinnen gab es hübsche Frauen, die alle keine Herausforderung für ihn wären, dessen war er sich sicher aber als Mann in so eine Boutique zu gehen kratzte am Image. Er konnte aber nicht zulassen, dass Ai sich irgendeinen knappen Rock kaufte, oder ein Kleid, oder... Was auch immer! Shinji betrat die Boutique und lächelte die Verkäuferin charmant an, die gleich vor sich hin kicherte. Na, ging doch. Er hatte es nicht verlernt. Sich nach Ai umschauend entdeckte er sie und die anderen beiden bei den Umkleiden. Hatte sie wirklich schon was zum Anprobieren gefunden? Das ging aber schnell. Zu schnell. Sofort war er bei den Mädchen und sah zu wie Ai aus der Umkleide kam. Sein Mund blieb offen stehen als er sah was sie anhatte. Es war ein obenrum enganliegendes Kleid, das untenrum luftig war. Seit wann hatte Ai so viel Oberweite? Seit wann pushte sie ihre Oberweite? Sie drehte sich und fragte ihre Freundinnen nach Rat, die ihre Zustimmung kund taten. „Das sieht toll aus, das musst du nehmen. Probiere auch das Oberteil und die Hose an.“ Shinji blieb direkt vor Ai stehen und schüttelte den Kopf. „Das sieht zu aufreizend aus. Hast du gesehen wie eng das ist?!“ Ai schaute ihren Bruder erst ruhig an und sagte nichts dazu, sondern ging wieder zurück in die Umkleide. Sie zog die Jeans an und die Seidenbluse, ließ wie Elisa es ihr gesagt hatte die oberen Knöpfe etwas auf. Doch auch hiermit hatte Shinji anscheinend ein Problem und knöpfte ihr die Bluse doch tatsächlich wieder zu. So ging es mit sämtlichen Kleidungstücken weiter, die man für sie ausgesucht hatte. Ai ließ sich das vier weitere Geschäfte lang gefallen bis sie im wahrsten Sinne des Wortes explodierte. „SHINJI-NII!“ Einige Leute drehten sich nach ihr um als sie ihren Bruder anschrie und eine Kundin, die Shinji die ganze Zeit angestarrt hatte zuckte so sehr zusammen, dass sie die Ware in ihren Händen fallen ließ. „Wenn das so weitergeht dann finde ich gar nichts! Lass mich endlich in Ruhe was aussuchen. Wenn du nicht gleich raus gehst, dann kannst du morgen alleine schwimmen gehen und ich werde kein Wort mehr mit dir reden!“ Shinji haderte mit sich selbst. Ja, vielleicht übertrieb er ein wenig und Ais Laune war berechtigt aber er konnte doch nicht zulassen, dass sie in solchen knappen Teilen herumlief. Er hatte doch eine Pflicht ihr gegenüber zu erfüllen und musste aufpassen, dass ihr nichts geschah. Leise murrend drehte er sich um und verließ das Geschäft, wartete vor der Tür darauf, dass die drei Mädchen wieder herauskamen. Nach ca. einer halben Stunde kamen sie dann wirklich und Ai drückte ihm sechs Tüten in die Hand, die er tragen durfte und sie hatte etwas neues an. Ein Kleid. Ein pastellfarbenes blaues Kleid. Okay, ja, das ging. Das war nicht zu aufreizend. Vielleicht war es etwas zu kurz? Er schaute es sich gut an, wollte etwas sagen, verkniff es sich aber. Da es eh schon gekauft war konnte er eh nichts mehr dagegen tun. Er könnte höchstens dafür sorgen, dass es aus ihrem Kleiderschrank verschwand. Ganz unauffällig. So wie der ganze Rest in den vielen Tüten. „Deine Chucks passen nicht zu deinem neuen Kleid, Ai. Jetzt ist es an der Zeit nach Schuhen zu schauen. Komm, da vorne ist ein neuer Laden. Ich bräuchte auch mal wieder neue.“ Jessy war es, die auf den Schuhladen deutete und zusammen gingen sie dorthin. Da Schuhläden zu den persönlichen Feinden von Brüdern und festen Freunden gehörten hatten sie dieses Mal keine Probleme den Laden ohne Shinji zu betreten. An Schuhen war ja nichts auszusetzen, oder? Shinji machte aber den Fehler um kurz hinein zu lugen und sah, dass Ai Higheels anprobierte. Das war nicht ihr ernst! Sie war erst sechzehn. Außerdem war sie nicht der Typ für Highheels. Sie trug seit jeher immer nur Chucks. Er war kurz davor in den Laden zu stürmen, da merkte er, dass Ai den Kopf schüttelte und die Schuhe wieder auszog. Ha, er wusste es doch! Er kannte sie viel zu gut. Zufrieden lehnte er sich an die Wand und wartete ab bis alle wieder draußen waren. Interessiert schaute er auf Ais Füße und sah, dass sie halbhohe Sandaletten anhatte und anscheinend auch darin laufen konnte. Ihre Beine wirkten damit länger und das ganze Drumherum gefiel ihm ganz und gar nicht. Mit einem Mal hatte er den Wunsch ihr die Schuhe wieder auszuziehen. „Und? Shinji-Nii? Wie sehen sie aus. Die passen doch wie angegossen, oder? Ich habe mir aber zur Sicherheit auch Ballerinas geholt. Falls mir nachher die Füße weh tun. Sie sind in meinem Rucksack und passen zum Kleid. Die Highheels waren dann doch einen Tick zu viel, in denen kann ich nicht laufen aber Elisa hat sich welche gekauft. Sie hat keine Probleme darin zu laufen,genauso wie Jessy, nicht wahr?“ Die Mädchen nickten und waren mehr als zufrieden mit ihrer Wahl. Jetzt fehlte nur der Schmuck und zum Frisör wollten sie auch. Was war denn ein Mädchentag ohne das passende Beautyprogramm. Immerhin hatte sich Ai ja einen typischen Mädchentag gewünscht und würde diesen auch bekommen. Ohne auf Shinjis Antwort zu warten, da sie genau wusste was der andere jetzt dachte steuerten sie den nächsten Laden an. Ein Geschäft, dass Modeschmuck anbot und voll war mit Jugendlichen. Ai suchte sich eine passende Kette und Ohrringe aus, genauso wie Elisa und Jessy stand vor diversen Freundschaftsbändern. „Willst du welche kaufen? Dachte nicht, dass du der Typ für so was bist.“ Elisa schaute sich die Bändchen an und dann fragend zu Jessy, die nur die Schultern zuckte. Sie wollte keines für Ai oder Elisa kaufen, weil sie wusste, dass zumindest Elisa nicht der Typ für solche Geschenke war aber ihr kam jemand anderes in den Sinn. Sie hatte Elisas Worte am Morgen nicht vergessen. Irgendwann war es auch an der Zeit zu verzeihen... Sie nahm ein braunes ledernes Bändchen und noch eines in der gleichen Ausführung aber in einer anderen Farbe. Damit ging sie zur Kasse und bezahlte alles. Elisa konnte sich denken für wen Jessy es kaufte, sagte aber nichts dazu. Das war Jessys Angelegenheit, nicht ihre. „Seid ihr endlich fertig?“ Von der ganzen Steherei schliefen seine Beine noch ein und die Taschen waren nicht gerade leicht. Er war derjenige gewesen, der mit wollte also durfte er sich nicht beschweren aber so langsam waren die drei doch auch mal fertig, oder? Kein Mensch konnte so lange wegen Klamotten unterwegs sein. Sie sollten sich an ihm ein Beispiel nehmen. Er betrat ein Geschäft, suchte sich was aus und kaufte es. Damit war das Ganze für ihn erledigt. „Wir sind fertig, Shinji-Nii~ Jetzt geht es nur noch zu dem Beautysalon.“ „Beautysalon?“ Er merkte nicht wie er es laut aussprach und wie entsetzt er dabei klang. Die drei wollten nicht... „Ja, mit allem drum und dran. Maniküre, Pediküre, Haare - Make-Up.“ Spätestens beim Thema Make-Up kam es in ihm wieder hoch und er atmete tief ein und aus. Wozu brauchte sie auf einmal Make-Up? Ai schminkte sich nicht! Sie hielt nichts von so was. Es war ihr zu oberflächlich. Das hatte sie immer gesagt und jetzt auf einmal wollte sie sich schminken lassen. „Beruhig dich wieder. Das ist nur für heute. Ich will es ausprobieren. Heute mache ich all das was ich in Japan nicht machen konnte.“ Er wollte es ihr verbieten. Er wollte sie packen und zurück nach Hause zerren. Weg von diesen beiden Mädchen, die ihr nur irgendwelche Flausen in den Kopf setzte, doch dann wäre sie sauer, enttäuscht, traurig und... Das wollte er nicht. „Ich fahre nach Hause und bringe das ganze Zeug in dein Zimmer. Ihr bleibt in diesem...“ Er knirschte mit den Zähnen und fügte den Rest hinzu. „...Beautysalon und wartet dort auf mich. Bis ich wiederkomme. Wenn ihr weg seid, dann -“ Shinji machte eine eindeutige Bewegung mit dem Finger an seinem Hals entlang und Ai rollte nur die Augen darüber. Ihr Bruder neigte wirklich zur Übertreibung. „Ja, wir warten auf dich.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn auch schon stehen und lief mit Jessy und Elisa zu dem Beautysalon und buchte dort das gesamte Programm für sie drei.“ ~~**~~ „Shinji, was machst du denn hier?“ Sein Bruder stand von der Couch auf als er ihn sah und sein Blick blieb fragend auf ihn gerichtet. „Wo ist Ai? Ich denke, du begleitest Sie? Und was ist mit den ganzen Tüten?“ Entnervt brachte brachte er die ganzen Türen in Ais Zimmer wo sich Yue gerade befand und Hausaufgaben machte. Der Blonde schaute nur auf die ganzen Tüten auf dem Boden, dann zu Shinji, der in den Tüten herumwühlte, ein paar Sachen raus holte und immer wieder leise knurrte. Dann stand er auf und verschwand genervt. Er ging zurück zu Shin und fasste sich an den Kopf. „Ich denke nicht, dass Jessy und Elisa der richtige Umgang für Ai sind. Sie setzen ihr Flausen in den Kopf und … sie haben fast das ganze Einkaufszentrum abgeklappert. Wenn du wüsstest was sie alles eingekauft hat. Davon wird sie mindestens die Hälfte garantiert nicht anziehen, dafür sorge ich!“ Shinji war aufgebracht und völlig in Rage, daher ließ Shin ihn ausreden und er nahm sich auch vor ihm dieses Mal zuzuhören. Das Thema schien heikel zu sein. „Jetzt lässt sie sich gerade die Haare machen und die Füße und die Nägel und...sie will sich schminken lassen! Ich muss wieder zurück. Sie dreht völlig durch!“ Shin sah seinen Bruder an und war unschlüssig darüber, ob er ihn wirklich darauf ansprechen sollte. Nicht Ai war es, die durchdrehte, sondern Shinji war es. „Sie hat Spaß, lass sie doch einfach. Shinji, sie ist sechzehn Jahre alt und hatte bisher keine Möglichkeit ihre Jugend auszuleben. Jetzt hat sie endlich Freundinnen gefunden, die ihr zeigen wie es ist ein richtiges Mädchen zu sein. Mach ihr das nicht kaputt, nur weil du Angst hast sie...“ Er zögerte kurz und seufzte. „....zu verlieren.“ Was sollte der Unsinn? Er hatte Angst sie zu verlieren? Er würde sie niemals verlieren, das war klar! „Ich habe keine Angst sie zu verlieren. Weil ich sie nicht verlieren werde! Hör auf so einen Unsinn zu reden. Ich gehe jetzt wieder zu ihr. Bis nachher.“ Wie kam sein Bruder auf so einen Unsinn. Er sollte Angst haben sie zu verlieren. Tse, das war ausgeschlossen! ~~**~~ „Findest du nicht, dass Shinji ein wenig übertreibt mit seiner Sorge?“ Sie befanden sich gerade mitten in der Pediküre und hatten alle drei schon ihre Haare gemacht bekommen und die Maniküre hinter sich. Jetzt, da Shinji nicht da war konnten sie sich auch in Ruhe unterhalten und zwar über eben diesen. „Ich hätte nie gedacht, dass er so fürsorglich sein kann. Ich dachte, er sei ein Macho und Egomane, der nur an sich selbst denkt.“ Dieses Mal war es Jessy, die etwas sagte und Ai fragend ansah. „Shinji-Nii ist ein toller Bruder und ich liebe ihn sehr aber er übertreibt es manchmal mit seiner Sorge um mich. Das war schon in Japan so. Da muss ich durch und ich habe mich ja auch daran gewöhnt, auch wenn es stellenweise echt extrem sein kann und ja, er ist ein Frauenheld und steigt jedem Rock nach aber das gehört eben zu seinem Image. Er mag die Frauen zu sehr und genießt es im Mittelpunkt zu stehen. So war er schon immer aber das macht ihn nicht zu einem schlechten Menschen. Er ist ein lieber und fürsorglicher Mensch, du solltest nicht zu schlecht von ihm denken, Jessy.“ Jessy nickte und schmunzelte leicht über Ais Worte. Sie beneidete die Japanerin und ihre Brüder. Es musste schön sein Geschwister zu haben, die sich um einen sorgten und für einen da waren. Sie als Einzelkind konnte da nicht mitreden. „Ihr seid ja immer noch nicht fertig.“ Kam es stöhnend von Richtung Eingang des Salons wo Shinji stand und den Kopf entnervt schüttelte. Es war bereits früher Abend und die Drei waren immer noch hier? „Wir sind fast fertig, Shinji-Nii. Es werden nur noch unsere Fußnägel lackiert.“ Fußnägel? Wer brauchte lackierte Fußnägel? Entsetzt kam er näher und schaute sich seine Schwester genau an. Sie zeigte ihm die lackierten Fingernägel, worauf kleine glitzernde Steinchen aufgeklebt waren und dann auf ihr Gesicht. Da war dezenter Lippenstift auf ihren Lippen, welcher sie voller wirken ließ. Rouge auf ihren Wangen und Mascara an ihren Augen und blauer Lidschatten, der aber nicht zu dick aufgetragen war. Ihre Haare waren offen anstatt zugebunden wie sonst immer und sie hatte leichte Wellen darin. Es glänzte wie Gold... Mit offenem Mund stand er da und wusste nicht was er sagen, oder wie er reagieren sollte. Am Liebsten hätte er irgendetwas genommen und ihr das ganze Zeug aus dem Gesicht gewischt. So konnte sie nicht raus. „Und wie sehe ich aus?“ Erwartungsvoll sah sie ihn an und er schluckte. Wenn er jetzt etwas Falsches sagte, dann - „Aufgetakelt“ Knurrend verließ er den Salon und ging raus. Ai schnaubte nur und zog eine Schnute. „So lieb ich ihn habe, aber er kann auch manchmal ein richtiger Mistkerl sein.“ „Glaube ihm nicht...“ Sie drehten sich zu der Stimme um und erkannten einen jungen Mann, der gerade aufgestanden war und nun neben Ai stand. Die Mitarbeiterin war gerade fertig mit ihren Füßen und jetzt musste nur noch alles trocknen. „Ihr drei seht richtig heiß aus und du vor allem.“ Elisa rollte die Augen über diese plumpe Anmache und sah zu Jessy, die ebenfalls unbeeindruckt blieb. Nur Ai, die sonst eher ausblieb, wenn es um Anmachen ging, wurde rot um die Wangen. Jemand fand sie heiß. Jemand fand, dass sie gut aussah~ Jemand machte ihr Komplimente. „Danke~“ Elisa und Jessy sahen die Blonde entgeistert an. Fiel sie echt auf diese Anmache rein? Sie schauten einander fragend an und überlegten wie sie aus dieser Situation wieder rauskamen. Wo war Shinji, wenn man ihn mal brauchte? Dieser kam just in dem Moment wieder als der Junge sich zu Ai vorbeugte und packte ihn am Kragen, zog ihn zu sich. Da der andere ein Leichtgewicht im Gegensatz zu ihm war hatte er keinerlei Probleme damit ihn festzuhalten. „Willst du dir nicht lieber noch mal überlegen wie sie aussieht?“, knurrte er den jungen Mann an, der es gewagt hatte sie so plump anzumachen. Genau das war der Grund warum er nicht wollte, dass Ai so herumlief! Sie zog solche Typen an wie das Licht die Motten. „Äh, vielleicht ist es doch etwas -“, der Angesprochene schien zu überlegen und schluckte. Der Kerl, anscheinend der Freund der kleinen Blonden, sah nicht gerade erfreut darüber aus, dass er sie angemacht hatte. Eigentlich hatte er keine Probleme sich mit anderen anzulegen aber dieser Typ war ihm irgendwie unheimlich. „ - zu viel? Ja, aufgetakelt.“, nickte er schnell und Shinji ließ ihn los. „Verschwinde!“ Der andere war so schnell weg wie er gekommen war. Ai, die sich mit den anderen aus ihren Sitzen erhoben hatte schaute ihren Bruder nur Kopfschüttelnd an. „Du gönnst mir echt gar nichts, oder? Das war der erste Junge von dem ich ein Kompliment bekommen habe. Wie vielen Mädchen hast du schon Komplimente gemacht? Stell dir mal vor die hätten alle so nervende Brüder wie ich! Dann hättest du gar keine Chance mehr!“ Man merkte ihr an, dass sie sauer auf ihn war, doch das interessierte Shinji in diesem Moment nicht. Dann war sie halt sauer. Er würde sie vor solchen Typen beschützen – koste es was es wolle – auch, wenn es sie unglücklich machte. „Ai, es ist besser, wenn wir bezahlen und dann weitergehen. Wir holen uns noch was zum Essen und gehen dann los zum Jahrmarkt. Es ist schon spät und wir wollen sie nicht warten lassen, oder?“ Elisa versuchte diese ganze Stimmung etwas zu entschärfen bevor Ai noch auf Shinji losging, oder Shinji auf Ai – obwohl das bestimmt ausschied. Shinji würde Ai niemals etwas tun. Dessen Verhalten war übertrieben wie sie fand aber sie konnte sich darüber kein Urteil anmaßen. Manche Brüder verhielten sich halt so. Sie hatte selbst eine große Familie und drei Brüder, die sie früher verhätschelt hatten aber dieses Verhalten hatte sie ihnen schnell ausgetrieben. Bei Shinji schien noch ein anderer Faktor der Grund für dessen Verhalten zu sein aber das wäre ein Thema, dass sie ein anderes Mal aufgreifen würde. Heute war Ais Tag. Sie sollte Spaß haben und sich nicht Ärgern müssen. Tatsächlich nickte Ai und lächelte wieder. Sie wandte sich von ihrem Bruder ab und nahm Elisas und Jessys Hand. An der Kasse bezahlte sie für alle und ging mit ihnen zu einem Stand wo es Käsestangen gab. Immerhin gingen sie zum Jahrmarkt, da gab es auch allerhand was sie probieren wollte also musste jetzt so eine Käsestange reichen. Murrend aber versöhnlicher als vorher reichte sie auch Shinji eine Käsestange, der sie kommentarlos nahm und hinein biss. Während sich die Mädchen kurz auf eine Bank setzten stand Shinji etwas Abseits aber so, dass er alles überschauen konnte. Es sollte sich bloß keiner wagen sich den Dreien zu nähern. Auf einmal stand ein Mädchen neben ihm, etwa in seinem Alter, mittelgroß, dunkelblonde mittellange lockige Haare und blaugraue Augen. Sie lächelte ihn an und holte ihr Handy raus. „Kann ich deine Nummer haben?“ Man, die Mädchen hier waren wirklich direkt. In Japan hätte es Wochen gedauert bis er die Nummer von einem Mädchen, oder einer Frau bekommen hätte. Im Bett waren alle gleich aber der Weg dahin war unterschiedlich lang. Hier in Deutschland war man nicht so verklemmt und distanziert wie in Japan. Das lag vielleicht auch an den vielen kulturellen Einflüssen. Das Mädchen hatte einen leichten Akzent, den er aber nicht einordnen konnte. „Mein Name ist Lieke.“ Lieke? Das war aber kein deutscher Name, oder? Sie kamen ins Gespräch und er fand heraus, dass sie eine holländische Austauschschülerin war. Eine Holländerin hatte er noch nie. Man sagte ja einiges über holländische Frauen~ Verklemmt waren die auf keinen Fall. Er grinste und biss von seiner Käsestange ab. Sie deutete darauf und er hielt sie ihr hin. Da war aber jemand ziemlich scharf auf ihn. „Shinji~ Wir wollen gehen. Du willst uns – vor allem mich – nicht warten lassen, oder?“ Er hörte auf einmal Ai's Stimme und schluckte. Wie lange stand er schon hier und sprach mit Lieke? Diese drehte sich zu der Jüngeren um und musterte die kleinere Japanerin. Ihr Blick wurde abschätzend und fragend schaute sie schließlich Shinji an. Wer war die Kleine? Hoffentlich die Schwester von ihm, sonst müsste sie härtere Geschütze auffahren. „Seit wann interessierst du dich denn für solche 'aufgetakelten' Tussen?“ Ai schnaubte nur als sie dieses Mädchen neben ihrem Bruder musterte. Eigentlich war es ihr egal und die Ältere fiel tatsächlich in das Beuteschema ihres Bruders aber sie wollte Rache! Immerhin hat er es fast geschafft ihr den heutigen Tag zu vermiesen. Er hatte sie aufgetakelt genannt und sprach ständig mit Mädchen, die so aussahen! Er schrieb ihr vor was sie anziehen sollte und dabei hatte dieses Mädchen genau das Gleiche an – noch viel schlimmer! Sie verstand nicht warum er Spaß haben und sich ausleben durfte und sie nicht. Das hier würde sie ihrem Bruder so was von vermasseln! Lieke schaute zu dem Mädchen und fing an leise zu knurren. Diese kleine Göre wagte es sie zu beleidigen? Das konnte unmöglich die Freundin von diesem gut aussehenden Jungen sein, oder? Sie packte Ai am Arm, ausgerechnet an der Stelle, an welcher sie noch den blauen Fleck vom Vormittag hatte. Ai keuchte leise und zuckte zusammen. „Wenn nennst du hier eine aufgetakelte Tussi? Wenn sich zwei Erwachsene unterhalten, dann sollten Winzlinge wie du schnell einen Abgang machen.“ Normalerweise erwartete sie nun Unterstützung von ihrer neuen Bekanntschaft. Statt ihr zu helfen warf Shiniji den Rest der Käsestange weg und packte ihre Hand, die immer noch um das Handgelenk der Jüngeren geschlossen war. „Lass sie sofort los.“ Er blieb ruhig und wirkte auf einmal bedrohlich. Doch das war es nicht was Lieke sauer machte, sondern die Tatsache, dass er dieses Mädchen beschützte, obwohl sie es war, die beleidigt wurde. Wütend ließ sie Ai los. „Wenn man eine Freundin hat dann sollte man nicht noch mit anderen flirten, so viel Anstand hätte ich dir zugetraut.“ Sie war es zwar gewesen, die den ersten Schritt gemacht hatte aber Shinji hatte nichts dagegen unternommen und ihr die Hoffnung gegeben noch Single zu sein. Sich umdrehend schaute sie Ai noch wütend an und ging zur Rolltreppe, fuhr eine Ebene weiter nach unten. „Na, jetzt weißt du wie ich mich ständig fühle. Es tut mir leid, Shinji-Nii aber -“ Shinji unterbrach Ai indem er ihren Arm nahm und sich diesen anschaute. Der blaue Fleck war größer geworden und sah recht unschön aus. „Hast du Schmerzen?“ Was war nur mit ihrem Bruder los? War er nicht einmal sauer auf sie? Wozu rächte sie sich an ihm, wenn es gar nichts brachte? Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Es geht wieder. Gehen wir. Die anderen warten schon.“ Warum war Shinji nicht einmal sauer darüber, dass sie dafür gesorgt hatte, dass er eine Nummer weniger in seinem Handy hatte und das auch noch von einem gut aussehenden Mädchen, dass ihn augenscheinlich wirklich gewollt hätte? Da war gar nichts – nur Sorge. Shinji war nicht wütend auf sie, sondern auf dieses andere Mädchen. Darüber seufzend ging sie zurück zu Elisa und Jessy. Sie wurde nicht schlau aus ihrem Bruder. ~~**~~ Zu viert kamen sie nach einiger Zeit und einer U-Bahn Fahrt später am Jahrmarkt an. Ais Augen leuchteten. In Tokio gab es so etwas nicht wirklich. Ja klar, es gab kleinere Feste, oder Veranstaltungen aber so was wie hier war neu. Das war so groß. Als sie an dem Treffpunkt ankamen und Ai sah wer da alles stand und wartete schaute sie Elisa fragend an. Jessy richtete den Blick ebenfalls auf die Braunhaarige. „Äh, also -“ Zum ersten Mal wusste Elisa nicht was sie sagen, oder wie sie es erklären sollte. Eigentlich wollte sie Ai ja schon früher sagen, dass ihre Jungs ebenfalls kommen würden aber sie hatte keine Gelegenheit dazu und es am Ende schlichtweg vergessen. „Max kam heute nach dem Unterricht zu mir und hat mich ausgequetscht darüber was du heute den ganzen Tag vorhast. Keine Ahnung woher er wusste, dass du heute unterwegs bist.“ Sie zuckte die Schultern und sah die beiden Mädchen vor sich entschuldigend an. „Er hat seine Methoden jemanden zum Reden zu bringen. Er nervt bis du gar nichts anderes tun kannst als zu reden. Also, habe ich ihm gesagt, dass wir shoppen gehen und danach auf den Jahrmarkt. Den Rest kannst du dir denken. Er ist zu Steven und Alex und hat ihnen davon erzählt und am Ende...“, sie deutete auf die drei Jungs, die am Treffpunkt standen. Yue war ebenfalls dort aber in sicherer Entfernung zu Alex, wofür Shin sorgte. Steven lehnte an der Wand eines Standes und stieß sich daran ab als er Jessy sah. Max. Ja, Max stand einfach nur da, schaute sich ständig um und fing an zu winken als er Ai sah. Dann wurde er so unruhig wie ein Duracell Hase und grinste über beide Ohren. Na toll. Ai schaute zu ihrem Bruder, der alles andere als erfreut darüber zu sein schien. Shinji war schon den ganzen Tag kurz vorm Ausbruch und nun auch noch das? Sie hätten das Ganze abblasen sollen. Sie kamen zu der illustren Gruppe und begrüßten sich. Bevor Ai aber zu Yue gehen konnte stand Max schon bei ihr, musterte sie von oben bis unten. „Wow! Du siehst toll aus. Richtig raus geputzt. Du siehst auch ohne Make Up und das ganze Drumherum toll aus aber -“ Ein Räuspern aus Richtung Shinji ließ ihn den Satz abbrechen aber er blieb nicht lange ruhig. „Was schon schön ist braucht sich nicht noch schöner zu machen, das geht nicht. Das alles ist zwar nicht übel aber die normale Ai gefällt mir besser.“, er gab ihr einen Kuss auf die Wange und bekam dafür eine Ohrfeige, die er sich aber lachend und gern kassierte. Was war denn jetzt los? Was redete dieser Kerl für einen Unsinn? Warum... Warum schlug ihr Herz so schnell? Was bewirkten diese Worte in ihr? Warum fing sie auf einmal an zu lächeln und freute sich darüber? Shinji stieß Max unsanft von Ai weg und schnappte sich ihre Hand. „Komm ihr nicht zu nahe, du Freak! Sonst mache ich dich einen Kopf kürzer.“ Während Shinji Ai, die noch zu verwirrt war und sich nicht dagegen wehrte, hinter sich herzog ging Steven zu Jessy. Sie war wunderschön – wie immer. Es war egal, ob sie sich heraus putzte, oder noch hübschere Kleider trug. Alles an ihr war perfekt. Sie könnte auch in einem Kartoffelsack vor ihm stehen. Lieb lächelte er sie nur an, beugte sich vor und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Du bist wie immer wunderschön“, sagte er nur und drehte sich um, folgte den anderen, die sich auf den Weg machten. Jessy, die dem Rothaarigen fassungslos hinterher sah konnte nicht fassen was dieser zu ihr gesagt hatte. Sie schaute zu Elisa, die nur grinste und ihr den Arm um die Schulter legte. „Ich hab doch gesagt, dass du ihm eine Chance geben solltest~“ ~~**~~ Der Abend auf dem Jahrmarkt war am Ende trotz der ungebetenen Gäste wunderschön. Ai, die sich wieder im Griff hatte, schaute sich jeden Stand an, probierte alles aus. Sie schoss daneben, warf daneben, ließ Luftballon zerplatzen, kaufte viel zu viel Lose und bekam am Ende nur eine Plastikrose. Irgendwann stand Max jedoch vor ihr und hielt ihr ein Stoff Erdmännchen hin. Sie hatte es die ganze angesehen und wollte es unbedingt haben aber hatte kein Glück was das Treffen von irgendwelchen Dose anging. Max hatte wohl mehr Glück und es war ihm aufgefallen, dass sie ständig zu dem Erdmännchen gestarrt hatte. „Für dich. Ich habs gewonnen. Du wolltest es haben, nicht wahr?“ Max grinste breit und hielt Ai das Stofferdmännchen hin. Yue bekam das mit und schüttelte darüber den Kopf. Der Kerl, der ihn hasste wie die Pest, der ihm das Leben zur Hölle machte - neben Alex – der ihn seit seinem ersten Tag hier in diesem Land mobbte und ihm zeigte was er von ihm hielt, verhielt sich wie ein verliebter kleiner Junge. Man könnte fast schon so etwas wie Sympathie für ihn empfinden – ein bisschen, sehr wenig, ganz, ganz wenig. Wäre Ai schon von Anfang an mit ihm nach Deutschland gekommen dann hätte Max ihn vielleicht nie auf dem Kieker gehabt. Wer wusste schon, ob es wirklich so gewesen wäre... Eigentlich empfand er Mitleid für Ai, da sie Max nun am Hals hätte aber es schien so, als ob sie gar nicht so unter dieser Aufmerksamkeit litt, die Max ihr entgegen brachte. Hatte sich Ai am Ende vielleicht in Max - Nein, niemals. Nicht in jemanden wie Max! Zum Glück gab es Shinji, der da wohl auch noch etwas mitzureden hatte. Ai schaute Max verwirrt an und dann zu dem Erdmännchen. Wieder zu Max, Erdmännchen, Max... So ging es ca. fünf Minuten bis sie ihre Hand ausstreckte und sich das Stofferdmännchen nahm. „Danke. Also, ich -“ Doch dann lag das Erdmännchen auf dem Boden und sie sah hoch zu ihrem Bruder, der es ihr aus der Hand geschlagen hatte. „Von diesem Kerl nimmst du keine Geschenke an! Es ist doch klar, was er damit bezweckt. Es ist spät, Ai. Es ist eh an der Zeit, dass wir wieder nach Hause gehen!“ Geschockt sah Ai zu dem Stofftier, das auf dem Boden lag im Dreck und dann wieder zu ihrem Bruder. Max, der was dazu sagen wollte wurde von Elisa darin aufgehalten. Es hätte Shinji nur noch wütender gemacht. „Warum? Warum willst du mir diesen Tag nur so sehr vermiesen?“, begann Ai und schaute ihren Bruder erst traurig und dann wütend an. „WARUM?!“ Sie bückte sich und nahm das Erdmännchen, drückte es an ihre Brust und drehte sich um. „Ich hasse dich!“ Mit diesen Worten rannte sie durch die Menschenmenge und verschwand, noch ehe Shinji oder ein anderer realisieren konnte was gerade passierte. Als er es realisierte rannte er los und die anderen folgten ihm. ~~**~~ Alex zog Yue in der Hektik an sich und nutzte den Umstand aus, dass Shin in Sorge um dessen Schwester war. „Lass mich los, Alex. Wir müssen Ai finden.“ Nein, er würde ihn nicht loslassen. Nie wieder. Erst, wenn sie das zwischen ihnen endlich geklärt hätten. Er hatte einen Fehler begangen, einen großen aber er war nicht breit dafür ein Leben lang zu büßen. Yues Worte an ihn waren hart und ungerecht gewesen, das sollte der Junge einsehen. Er war nicht der Böse – nicht er allein! „Die anderen finden sie schon allein, auch ohne uns und du kannst eh nicht rennen oder schnell laufen.“ Als er nach unten schaute, auf Yues Füße, die sich in Sandalen befanden, da es die einzigen Schuhe waren, die er anziehen konnte mit bandagierten Füßen schluckte Alex. „Es tut mir leid. Das was ich dir angetan habe, das was ich fast getan hätte und das was passiert ist weil du wegen mir aus dem Haus gerannt bist. Ich wollte nicht, dass es so endet. Ich wollte nie, dass es so kommt. Ich wollte nur – ich wollte -“ Den Blonden loslassend fasste sich Alex an die Stirn, strich sich seine Haare zurück und seufzte. Was sollte er denn noch tun, oder sagen? Hatte er nicht schon genug getan, oder gesagt? Steven näherte sich Jessy wieder an, Max hatte seine kleinen aber sicheren Erfolge bei Ai und er? Er war immer noch bei Null. Sie wollten sich annähern. Sie wollten Freunde sein und doch kam ständig irgendetwas dazwischen. Meist waren sie selbst es, die sich im Weg standen. „All das was ich in der Vergangenheit getan habe, kann ich nicht mehr rückgängig machen. Ich war sauer, ich war enttäuscht, ich habe die Welt und alles und jeden gehasst. Als du ein Teil von dieser Welt wurdest habe ich auch dich gehasst. Den kleinen blonden Asiaten, der dachte klüger zu sein, der dachte besser zu sein, der dachte – mein Leben in eine Achterbahnfahrt zu verwandeln. Von Anfang an hattest du mich in deinem Bann und ich war zu engstirnig es zu realisieren. Ich ließ zu, dass Max sich an dir vergreift. Ich ließ zu, dass dein Leben hier in einem neuen Land die reinste Hölle wurde. Ich habe dir zwar nicht aktiv etwas getan, es aber auch nicht verhindert, dass Max es an meiner Stellte tut.“ Sein ganzer Körper zitterte vor Wut auf sich selbst. Das waren so viele Emotionen, so vieles, das er Yue sagen wollte und doch reichte ihre Zeit dafür nicht aus. „Ich will, dass du eines weißt. Meine Gefühle für dich sind ehrlich, sie sind stark, sie sind so stark, dass mein Herz weh tut und das schon seit Wochen. Ich weiß nicht was mein Vater von dir will, warum er dich so verärgert hat aber ich will nicht, dass deine Worte an mich wirklich so gemeint waren. Ich will nicht der Grund dafür sein, dass du am liebsten von hier weg willst. Ich will der Grund dafür sein, dass du bleibst. Ich will der Grund sein, dass du endlich wieder glücklich bist.“ Yue hörte die ganze Zeit nur schweigend zu. Er sagte wirklich kein einziges Wort. Er seufzte nicht, er knurrte nicht, nein, nicht einmal ein Schnauben kam von ihm. In gewisser Weise war es fast schon überwältigend was gerade geschah. Es überrannte ihn wie eine ganze Horde Elefanten. Alex Worte waren ehrlich. Sie kamen von tiefsten Herzen, das konnte sogar er raus hören. Wie konnte ein emotionaler Krüppel wie er, der nur an sich dachte und immer alles negativ sah von so vielen Menschen geliebt werden. Ai liebte ihn. Ja, sogar Shinji. Shin. Jessy. Seine Tante. Alex. Er hatte sich seine Worte durch den Kopf gehen lassen und war zu dem Entschluss gekommen, dass er Alex zwar nicht verzeihen konnte was dessen Handeln anging, aber dass er zu hart zu diesem gewesen war. Alex war nicht Schuld an allem. Dieser hatte ihm nie ein Haar gekrümmt, es war Max gewesen. Er hatte zugesehen, ja, das stimmte und zuzusehen war schlimmer als nichts zu tun aber es einzusehen war doch ein guter Schritt nach vorne, oder? Ein Schritt weg von dem was man einmal gewesen war und hin zu der Person, die man werden kann, wenn man bereit ist sich zu ändern. Für sein Unglück war nicht Alex Schuld. Dieser war Schuld für sein Gefühlschaos aber nicht für sein Unglück. Es war dessen Vater, der glaubte alles kaputt zu machen. Alex Vater, der behauptete er wäre dessen Sohn und das seine Mutter eine Affäre mit ihm hätte. Ja, wie würde Alex denn reagieren, wenn er davon erfuhr? Wie würde dieser darüber denken sich in seinen Halbbruder verliebt zu haben, wenn es wirklich stimmte? Das alles war so irrsinnig. Kurz schaute er zu Alex, der noch neben ihm stand und griff nach dessen Hand, umfasste und drückte sie so fest, als ob sie ein Rettungsring wäre an dem man sich festhalten müsste um nicht zu ertrinken. „Es tut mir leid. Alles was ich zu dir gesagt habe. Es war unfair dir gegenüber. Deine Aktion hatte mir Angst gemacht, die Worte von deinem Dad machten mich wütend und ich habe alles an dir ausgelassen nachdem du mich so angegangen bist. Ich – Es ist nicht in Ordnung was du getan hast aber du hast dich entschuldigt. Du hast dich so viele Male entschuldigt und ich habe es einfach überhört. Ich habe deine Gefühle mit Füßen getreten anstatt mich damit auseinander zu setzen. Du bist nicht der Grund dafür, dass ich gehen will – es sind die ganzen Umstände, die mich fertig machen. Bitte, lass mir Zeit. Lass mir Zeit das alles zu verdauen und lass uns damit anfangen Freunde zu sehen bevor es vielleicht...“ Er schaute wieder zu ihm auf, nachdem er vorher den Blick gesenkt hatte, und lächelte matt. „...mehr wird. Ja? Reicht dir das?“ Alex sah auf die Hand, die seine eigene drückte. Sein Körper kribbelte als Yue ihn anfasste, als dieser mit ihm sprach und zum ersten Mal seit langer Zeit nicht sarkastisch war, oder wütend. Yue sprach normal mit ihm und entschuldigte sich sogar, obwohl er sich eigentlich keiner Schuld bewusst sein sollte. „Das ist mehr als ich mir erhofft habe. Kommst du wieder zurück nach – ich meine zurück zu mir und meinem Dad und deiner Tante?“ Yue ließ Alex' Hand los und schüttelte den Kopf. Nein, er würde noch bei Ai und den anderen bleiben. Noch war er nicht bereit sich mit Alex' Vater auseinander zu setzen. „Das hat nichts mit dir zu tun. Ich will mich einfach noch nicht mit deinem Dad auseinander setzen müssen, okay? Jeden Tag ein bisschen mehr. Jeden Tag lernen wir uns ein bisschen besser kennen. Ist das für dich in Ordnung?“ Alex nickte nur und sah in der Ferne schon Shin auftauchen, der wohl gemerkt hatte, dass Yue nicht nachkam. Als er die beiden zusammen sah stellte er sich sofort vor Yue und schaute Alex herausfordernd an. „Gibt es Probleme?“ So beschützend Shinji war, wenn es um Ai ging, so beschützend war Shin, wenn es um Yue ging kam es Alex vor und er zuckte nur die Schultern über diese Frage. „Nein. Alles okay~“ „Habt ihr Ai gefunden?“, fragte Yue und erwartete, dass Shin wieder zu ihm sah und von Alex abließ. Das tat der junge Japaner schließlich und schaute Yue an. „Nein. Jeder nimmt sich einen Abschnitt des Jahrmarkt vor und sucht nach ihr. Shinji ist alleine losgegangen. Max sucht mit Elisa, Steven mit Jessy und ich suche mit -“ „- uns beiden“ Alex kam Shin zuvor und grinste breit, was Yue nur schmunzeln ließ. Ja, es war gut, dass sie sich aussprechen konnte. Es hatte geholfen und sein Herz - Es tat nicht mehr so weh, es war irgendwie leichter. „Wir suchen sie zusammen“ TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)