After Earth von Mythori (Zeitalter der Tyranths) ================================================================================ Kapitel 1: Der Mann im Glas --------------------------- ******* Vorwort ******* Diese FF wird täglich fortegsesetzt^^ (oder fast täglich XD), da Mara-Chan und ich beinahe Täglich daran schreiben^^ wir wollten eine Collap machen in Sachen FF und empfanden es als einfachste Lösung, dies in Form eines RPG zu machen^^ Wir werden immer wieder mal aktualisieren, es lohnt sich also, wenn ihr euch merkt, auf welcher Seite ihr wart. Aber ich werde immer ein * setzten, wenn es weitergeht, damit man es sich als Leser besser merken kann^^b Wer aber nicht warten kann und jeden neuen Post SOFORT lesen muss, der kann mir eine ENS schreiben und ich trage ihn als RPG-Sanner ein. Dieser kann dann die Posts lesen, aber wenn er sich einmischt oder einen Post schreibt (egal ob schwarz oder grau) sehe ich mich gezwungen ihn zu schmeissen^^ Das wäre es mal... viel Spass beim Lesen. ***************************************************************** Daoryn legte die Hände auf die Knie und japste schon fast schmerzhaft, sah sich immer wieder hektisch um. Waren sie weg? Er konnte sie nicht mehr hören und auch nicht sehen. Also hatte er sie wohl abgehängt. Der Junge mit den weißen, stoppeligen Haaren ließ sich auf einem Steinsockel nieder, zu dem wohl irgendwann einmal eine Säule gehört hatte. Zum ersten Mal sah er sich wirklich genau um. Bei seiner Flucht hatte er nicht besonders auf den Weg geachtet. Er befand sich anscheinend auf dem riesigen Schrottplatz der Labore. Ein Platz, an dem er eigentlich gar nicht hätte sein dürfen. Unbehaglich stand er wieder auf und ging schwer atmend weiter. Wenn man ihn hier fand, war er so gut wie tot. Daoryn machte ein paar Schritte und sah sich um, aus Angst, einem Wächter zu begegnen. Etwas Glitzerndes, mitten auf einem der Schrottberge zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er umrundete den Berg und betrachtete ihn genauer. Hier stapelten sich altes Glas, Plastik und Schläuche. Er kletterte vorsichtig weiter nach oben und bestaunte die riesigen, durchsichtigen Gefäße, die hier lagen. Manche zerstört, manche noch recht intakt. Es schauderte ihn, als er zum Teil undeutliche Schemen in den Gefäßen erkennen konnte und er hielt sich krampfhaft davon ab, diese genauer zu betrachten und als er endlich an der Stelle angekommen war, die seine Neugierde geweckt hatte, sog er scharf die Luft ein. Vor ihm befand sich eines dieser Gefäße, scheinbar noch völlig intakt. Und darin lag ein Mensch. Und, wie es schien, lebte der sogar noch! Daoryn stand da und konnte es einfach nicht fassen. Es wurde viel weggeschmissen, aber doch keine lebenden Menschen! Kopfschüttelnd seufzte er leise und machte sich daran, dieses seltsame Gefäß näher zu untersuchen. Es war eines der unzähligen Reagänzgläser der Zucht-Labore... hier wurden Menschen, welche vermutlich längst ausgestorben wären, grossgezogen. Meist lebten diese 'Zuchten' bis zu 10 Jahre in diesen Gefässen. Die nahrhafte Flüssigkeit, die leicht grünlich schimmerte, war voller Sauerstoff und anderen wichtigen Nährstoffen für den Körper. So war eine gute und reibungslose Entwicklung sämtlicher Körperteile gewährleistet. Doch in solchen Reagänzgläsern wurden nur 'neue' Menschen gezüchtet. Menschen, welche etwas ganz bestimmtes besser tun konnten als normale. Die meisten dieser 'Experimente' dienten dazu, so genannte Slaves, oder auch Sex-Sklaven für die Tyranth zu züchten. Je nach Wunsch wurden diese im Kindesalter oder eher später abgegeben. Diese Menschen, bevorzugt waren es Männer, wurden dann einfach so lange in diesen Gefässen gelassen, bis sie jemand kaufte.. Nicht aber diese Exemplar. Müde starrte der Mann ins Leere, wirkte tot, was er aber nicht war. Die schulterlangen, schwarzen Haare schwebten wie in Schwerelosigkeit um ihn herum und wiegten sich sacht hin und her. Alles, was sich bewegte... war das Herz des Mannes. Seine Gesichtszüge wirkten sanft, liebevoll. Seine Augen in einem sachten Grün-braun und seine Statur leicht muskulös aber auch von angenehmer Feminimität. Ein Bild von einem Mann, könnte man so sagen. Doch warum hatte man ihn weggeworfen? Das wusste der Mann nicht. Er konnte denken, konnte hören, was ausserhalb seines Gefängnisses geschah, in welchem er schon über 20 Jahre gefangen war. Er sah, was geschah, empfand Gefühle. Er war ein richtiger Mensch. Doch etwas hatte den Entwicklern nicht gefallen. Die schwarzen Haare. Schwarz... die Farbe des Pöbels... längst war sie aus der Mode. Im Moment wollten die Tyranths lieber hellhaarige, oder rothaarige Slaves für ihre persönlichen Vergnügen. Also warfen sie alles fort, was aus der Mode kam... Und so auch dieser Slaves, der vor Daoryns Augen in dem Glas lag und vor sich auf den Schrott starrte. Kein Laut, keine Bewegung... nur Stille. Nicht mehr lange würde er überleben, das stand fest, denn der Sauerstoffgehalt der Nährflüssigkeit ging langsam zu Ende, ebbte ab. Er würde ersticken... Daoryn klopfte vorsichtig gegen das Glas, legte den Kopf schief und wartete ab. Als sich nichts regte, kletterte er etwas höher und untersuchte die verschiedenen Röhren, die aus dem Gefäß zu kommen schienen. Sie waren natürlich alle abgetrennt, ließen auch keinen Rückschluss darauf ziehen, für was sie einmal gedient haben könnten. Daoryn runzelte die Stirn und betrachtete den Mann in dem Gefäß. Was für einen Grund gab es denn, einen Menschen in so ein Gefäß zu sperren? Er verstand das einfach nicht. Für ihn hatte das etwas von einem bizarren Flaschengeist. Aber das war wohl kaum der Sinn der Sache, nicht wahr? Er setzte sich wieder vor die Scheibe, betrachtete den Mann genauer. Er war hübsch, keine Frage, aber sein Gesicht, der Ausdruck hatte etwas von einem Toten... Daoryn seufzte und fuhr sich einmal durch die kurzen Haare, sodass diese nach allen Seiten abstanden. Dann fasste er einen Entschluss. Er klopfte gegen die Scheibe und wedelte etwas davor herum. "Hallo? Wenn du mich hören kannst, dann mach irgendwas! Meinetwegen zuck' mit der Augenbraue." Irgendwie kam er sich lächerlich vor dabei. Er saß hier, vor einem Glasgefäß und sprach mit dem Inhalt von diesem, obwohl er nicht einmal sicher wusste, ob dieser Mensch noch lebte, ob er nicht vielleicht sogar gefährlich war. Er sah sich kurz um. Außerdem hatte er nicht viel Zeit. Er musste zurück, bevor man ihn suchen kam. "Ich gebe dir noch eine Chance!", sagte er leise, beschwörend. "Irgendein Zeichen! Ich hol' dich dann auch da raus!", versprach er drängend. Erst geschah nichts... es war still und nur das Klopfen seines Herzens konnte der Mann im Gefäss hören.. Dann, durchdringlich und rau kam ein zweites, deutlich lauteres Klopfen. POCH, POCH, POCH... Weit weg und verschwommen hörte der Slave, wie ihn jemand ansprach. Ihn? Aber einen Slaves sprach man nicht an... nicht, wenn er noch nicht an die Luft gekommen war. Doch wer auch immer da draussen war, nach den Worten zu urteilen sprach er wirklich mit ihm. Still schwebte er weiter in der grünen Flüssigkeit, dachte nach, ob er der Bitte des Fremden nachkommen und diesem ein 'Zeichen' geben sollte. Er holte ihn raus? Hiess das, er wollte ihn? Gab es doch endlich jemanden, der Interesse an ihm zeigte, trotz seiner schwarzen Haare? Langsam schloss er die Augen, öffnete sie dann wieder um die Gestallt draussen direkt in die Augen zu blicken. Keine Mimik, keine Bewegung, nur ein einziger Blick. Ein Junge... oder ein junger Mann, wie es schien. Kurze, hellbraune Haare mit weissen Spitzen, dunkle Haut... ein Tyranth? Nein... diese hatten helle Haut und reine, weisse Haare. Also kein Tyranth... aber was dann? Der Blick der müden, sanften Augen trafen die des Jungen vor dem Gefäss. Daoryn wäre fast den gesamten Hügel wieder hinuntergekullert, als der Mensch in der Flasche die Augen aufschlug. Er quietschte erschrocken und hielt sich an dem glatten Glas fest, konnte sein Gewicht gerade noch so ausbalancieren. Und für einen Moment konnte er den Mann einfach nur anstarren. Wobei er höchstwahrscheinlich ein ziemlich blödes Bild abgab. Erst, als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, winkte er dem Mann unsicher zu. Er wusste ja nicht, ob der ihn überhaupt sah... der Blick wirkte irgendwie so leer. "Ähm hi!", murmelte er leise, kam sich dabei irgendwie ziemlich blöd vor. "Ich hole dich jetzt hier raus.", informierte er ihn knapp und untersuchte dann den Behälter genauer. Irgendwo musste man dieses Ding doch öffnen können, nicht wahr? Schließlich musste der Mann ja auch irgendwie da hinein gekommen sein. Als er keine richtige Öffnung fand, nahm er eine schmale Metallstange und machte sich einfach daran, den oberen Teil, an dem sich all die Schläuche befanden, wegzustemmten. "Vorsicht, ich mache das jetzt auf!", warnte er und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Stange. Erst passierte gar nichts, dann flog der Deckel, oder was auch immer das war, mit einem lauten Knall weg und Daoryn wurde über und über bekleckert mit dieser komischen, grünen Flüssigkeit, die den Behälter gefüllt hatte. Er verzog angewidert das Gesicht und ließ die Stange fallen, um sich über selbiges zu wischen. "Bäh, das ist ja widerlich! Dafür hab ich jetzt aber was gut bei dir!", informierte er den Mann etwas patzig. "Du kannst jetzt übrigens rauskommen.", setzte er noch hinterher, richtete seine Augen gespannt auf den nun freien, oberen Teil. Ob der Mensch im Inneren jetzt wirklich rauskommen würde? Der Fremde draussen machte etwas... der Mann wusste nicht, was er wusste nicht, wie... er schwebte still weiter in der Flüssigkeit. Dann ein Ruckt, ein lautes Knirschen und Rütteln, als die Metallstange sein ewiges Gefängnis aufbrach und ihm den Weg in die Freiheit öffnete. Doch was nun? Er hörte, wie der Junge auf ihn einredete, wie er sage, er solle rauskommen... Doch sollte er? Oder besser gesagt, KONNTE er? Wie bewegte man sich? Wie erhob man sich? Noch nie zuvor hatte er dieses Gefäss verlassen müssen und durch seinen ewigen Halb-Schlaf in geduldiger Unbeweglichkeit hatte er nie gelernt seine Glieder zu bewegen. Still verharrte er, dachte darüber nach, wie er es anstellen sollte sich von der Grünen Flüssigkeit zu erheben. wie atmete man? Wie sprach man? Er verstand, was der Junge sagte, nicht aber wusste er, wie er zu antworten hatte. In diesem Moment... in dieser Sekunde war seine Geburt. Unzählige Jahre des Wartens und nun endlich wart die Stunde seiner Geburt. In seinem Kopf arbeitete es und langsam... kriechend langsam hob er etwas den Kopf an. Die Muskeln waren trotz der fehlenden Übung dank der Flüssigkeit voll ausgebildet, weshalb es ihm nicht sehr schwer fiel sich zu bewegen. Doch nun kam der schwierigste Teil von allem... er musste den offenen Rand der Kapsel ergreifen und sich erheben. Langsam und tastend glitten seine Finger über den Rand, an die Luft. Das erste Mal, dass er etwas anderes spürte als rundes Glas und Flüssiges... Die Kante war so faszinierend, dass er ihr entlang strich und alles genau abtastete, ehe er fester zugriff und sich langsam erhob. Das Wasser ebbte unter ihm weg, verschwand einfach und machte etwas leichterem, dünnerem Platz... Luft. Sauerstoff, welcher er bisher nur flüssig in seinen Lungen hatte, füllte nun seinen Mund und er begann keuchend zu husten. Die Flüssigkeit war so konzipiert, dass sie bei Berührung mit Luft schnell verdunstete und die Lungen so frei gab. Auch das Wasser in der Kapsel verdampfte rasch und schon nach wenigen Minuten war kein Tropfe mehr übrig. Noch immer hustete der Slave, rang nach Luft. Leicht zitterten seine Arme, auf denen er sich abstützte und er hob den Kopf, um seinem neuen Besitzer - für welchen er Daoryn automatisch hielt - in die Augen. Unsicher und wie ein Kind stand er nackt vor diesem. "..." * Auch auf Daoryns Haut verdunstete die grüne Flüssigkeit sehr schnell. Der bemerkte das aber gar nicht, war völlig in seine Beobachtung vertieft. Dieser Mann war irgendwie faszinierend. Erst hatte er gedacht, der würde sich gar nicht bewegen, einfach liegen blieben. Er hatte schon Angst gehabt, dass er ihn womöglich umgebracht hatte, als er den Deckel geöffnet hatte. Er konnte ja nicht wissen, was diese Flüssigkeit war, oder ob sie irgendeine besondere Bedeutung hatte. Deshalb atmete er auch erleichtert auf, als der andere seinen Kopf hob, langsam Bewegung in der Körper kam und die Hände nach der Kante tasteten. Tasteten, als ob sie noch nie etwas ähnliches berührt hätten. Daoryn wartete geduldig, bis der Mann sich nach draußen gezogen hatte, machte besorgt einen Schritt auf ihn zu, als er begann, zu husten. Er traute sich jedoch nicht, den anderen zu berühren, ihm auf den Rücken zu klopfen - wobei es auch nicht wirklich so aussah, als ob der Hilfe brauchte. Als er ihn dann so durchdringen ansah, räusperte sich Daoryn verlegen. "Ähm... hi." Gut, das hatten sie schon gehabt. "Mein Name ist Daoryn.", begann er unsicher. "Verstehst du mich überhaupt?", fragte er leise, und: "Wie heißt du?". Einmal mehr ließ er seinen Blick über den Mann wandern, untersuchte ihn auf irgendwelche Verletzungen oder Hinweise, was man ihm da oben angetan hatte. Als er nichts fand, nickte er erleichtert, räusperte sich verlegen, als ihm erst richtig bewusst wurde, dass der andere keine Kleidung besaß - nicht, dass er sich dahinter verstecken müsste! Daoryn wurde rot, zog dann schnell seinen dünnen Mantel aus und legte ihn dem anderen um die Schultern. Der Mann stand noch etwas wacklig auf den Beinen da, bewegte sich kaum und hörte schweigend zu. Erst nachdem er den Mantel umgezogen bekam, versuchte er sein Glück. Wie man gewisse Dinge tut, hatte man ihm schon als Kleinkind beigebracht. Bilder hatten sie ihm in den Kopf projiziert, Bilder und Töne, Klänge und Worte. Man hatte ihm so beigebracht, wie er was zu tun hatte... er verstand alles und als der Junge ihn fragte, ob er ihn verstand nickte er etwas. Doch als er nach dem Namen gefragt wurde, sah er Daoryn mit unsicherem Blick an. "..." Eine gute Frage auf die er nicht zu antworten wusste.. wie hiess er? Was war sein Name? Hatte man ihm einen gegeben, sollte er überhaupt einen haben? Anstatt zu antworten wurden bei dem Mann unzählige neue Fragen wach. Wie hiess er? Wer war er? Warum war er hier? Wie ein Kind, das zum ersten Male draussen war, sah er sich fasziniert um. Dann sah er sich den Jungen an, der ihn aus seinem Gefängnis befreit hatte. Ohne ein Wort hob er sachte seine rechte Hand und liess seine Finger tastend über die Wangen des jungen Mannes gleiten. Wieder etwas, das er zum ersten Male ertastete. Und es war so faszinierend, dass er immer weitermachen musste und vollkommen vergass dem Jungen endlich zu antworten. Er schnupperte. Geruch... er nahm sie wahr, so heftig wie er noch nie etwas zuvor empfunden hatte. Geräusche, klar und rein, nicht verzerrt vom Wasser, in dem er bisher war. Warm schien die Sonne auf ihn und liess seine Haare, welche bereits trocken waren, sanft glänzen. Daoryn atmete erleichtert auf, als der andere nickte. Er hätte nicht gewusst, was er mit einem Fremden hätte machen sollen, der ihn nicht verstand. Er legte den Kopf schief und wartete auf eine Antwort, die er jedoch nicht bekommen würde. Hatte der andere etwa keinen Namen? Hatte er ihn vergessen? Oder konnte er gar nicht sprechen? Verstand er ihn vielleicht doch nicht und hatte einfach nur so genickt? Fragen über Fragen... Daoryn verschluckte sich fast an ihnen, als dieser Mann die Hand nach ihm ausstreckte, ihm über die Wange strich. Ein bisschen wurde er sogar rot. Auch, wenn man das zu seinem Glück bei der dunklen Hautfarbe kaum sah. Erst wollte er die Hand wegschieben- So etwas tat man doch nicht! Einfach fremde Leute streicheln! Aber irgendwie hatte er den Eindruck, dass der Andere es einfach nicht besser wusste. Er schien so fasziniert und so... unschuldig. Es kam Daoryn tatsächlich so vor, als ob er noch nie einen anderen Menschen berührt, fremde Haut gefühlt hätte. Also ließ er ihn gewähren. Als er nach einer halben Ewigkeit immer noch keine Antwort hatte, stand er einfach auf und griff nach der Hand des Fremden. Sie mussten hier weg, besser gestern als heute, bevor sie erwischt wurden. Doch wie sollte er das dem anderen klar machen, wenn er nicht einmal sicher war, ob der ihn überhaupt verstand? "Hast du keinen Namen?", fragte er sanft, lächelte leicht. "Wir müssen weg von hier. Hier ist es gefährlich. Komm mit mir, ich bringe dich in Sicherheit.", erklärte er langsam, damit der andere ihn auch verstand- hoffentlich. Dann zog er etwas an der Hand, um seine Worte zu verstärken. Als der Junge den Mann an der Hand nahm, starrte dieser ihn verwundert an. Man hatte ihn noch nie zuvor berührt... Da es das erste Mal für ihn war, stand der Mann wie erstarrt da und sagte kein Wort. Als er gefragt wurde, ob er einen Namen hatte, sah er sein Gegenüber einfach nur an... dann schüttelte er den Kopf. Der einzige Hinweis, den er auf seine Herkunft hatte, war ein Strichcode und seine Seriennummer, die man ihm ins Hirn gepflanzt hatte. Diesen einen Code wusste er auswendig und konnte ihn auch nennen. Doch wie? Wo er noch nicht einmal wusste, wie man redete? Doch nun mussten sie weg... er wusste zwar nicht, wieso, doch wenn sein Gegenüber das sagte, würde es schon so sein. Brav, wenn auch etwas tapsig auf den Beinen, stolperte er ungeschickt hinter diesem her. Immer wieder stolperte er, riss sich dann und wann an einem spitzen Etwas die Haut auf. Bisher war sein Körper makellos, wie der eines frisch geborenen Kindes. Doch nun war er dem Leben ausgesetzt... musste alles tun, was andere auch tun mussten. Er würde auch menschlichere Züge und Bedürfnisse bekommen, wie Hunger oder Durst. Nun war er da. Und der Junge vor ihm war sein einziger Strohhalm, an den er sich klammern konnte in dieser völlig neuen Welt. Er wusste weder wohin, noch was tun. Alles, was er hatte war dieser Daoryn. Daoryn... welch ein schöner Name! Ob das üblich war, dass man einen Namen hatte? Waren nicht Serien-Nummern üblicher? Er würde noch viel lernen müssen, wie es jedes Kind musste. Doch nun lief er erst einmal hinter Daoryn her, versuchte mit diesem gut mithalten zu können. Daoryn seufzte, sah den Mann mitleidig an. "Du hast keinen Namen? Das ist ja schrecklich!", sagte er fast schon entsetzt. Irgendwie kam ihm dieser Mann immer seltsamer vor. Wie er ihn angesehen hatte, als Daoryn nach seiner Hand gegriffen hatte. Nicht, als hätte er Angst vor ihm. Eher, als hätte er so etwas noch nie erlebt. Konnte das sein? Wo kam der Fremde her? War er etwa sein ganzes Leben lang in diesem Behälter eingesperrt gewesen? Waren die Thyrants wirklich so grausam? Er schüttelte verwirrt den Kopf und ging dann los. Recht schnell bemerkte er, dass der Fremde nicht sehr sicher auf den Füßen war. Er fasste ihn fest bei der Hand und suchte einen sicheren Weg nach unten. Es half jedoch alles nichts. Immer wieder stürzte der andere und verletzte sich dabei. Daoryn fühlte wirklich Mitleid mit ihm, als er sah, wie sehr er sich abmühte. Als sie endlich wieder auf festem Boden standen, atmete Daoryn erleichtert auf. Er lächelte dem Fremden aufmunternd zu und führte ihn dann in Richtung seines Zuhauses. Sobald sie dort waren, würden sie auch Zeit haben, miteinander zu sprechen. Sofern der andere überhaupt sprechen konnte. Da konnte man nicht sicher sein, schließlich hatte er noch kein einziges Wort gesagt. "Du brauchst einen Namen.", begann er irgendwann, als er es nicht mehr aushielt, einfach schweigend dahinzutrotten. "Jeder hat einen Namen, also brauchst du auch einen." Er runzelte die Stirn und tippte sich gegen das Kinn. "Gibt es irgendetwas, womit du bezeichnet wurdest? Irgend eine Kennung? Eine Nummer vielleicht?" Er hatte einmal gehört, dass es vielen Thyrants zu umständlich war, sich all die Namen ihrer Untergebenen zu merken. Deswegen gaben sie ihnen Nummern. Eine schreckliche Vorstellung, wie Daoryn fand. Als sie endlich einigermassen ebenen Boden unter den Füssen hatten, war es für den Mann auch nicht mehr so schwer das Gleichgewicht zu halten. Er gab sich Mühe, so schnell zu laufen wie Möglich. Dabei glitt sein Blick über die Ebene, die vor ihnen lag. Es war warm, nicht zu sagen heiss und um sie herum lag nur Schrott. Unzählige mechanische Dinger, von denen niemand so recht wusste, wozu sie da waren. Ausser natürlich die Tyranths selber. Unter ihnen heisses Gestein, bedeckt mit Wüstensand. Das Wetter auf diesem Planeten war sehr eintönig. Manchmal aber auch umso unberechenbarer. Je nach Ort, an dem man sich befand, war es Wüste oder Dschungel, Meer oder Eislandschaft. Sie befanden sich in der Wüstenregion. Heiss und von Sandstürmen und Wirbelstürmen geplagt... kaum Wasser, das nur dann kam, wenn es gewitterte und dies geschah nur einmal wöchentlich im Durchschnitt. Dann goss es meist wie aus Kübeln und Blitze, blau und violett durchzuckten die Stille der Nacht. Das alles kannte der Mann nicht. Auch nicht die Tatsache, dass jeder einen Namen brauchte. Verwundert sah er den Jungen vor sich an und dachte nach, als dieser ihn nach einem Anhaltspunkt fragte. Schliesslich öffnete er den Mund etwas... und eine tiefe, sanfte Stimme sprach monoton und wie von einem Band: "692442-0" Das '0' sprach er als 'zero' aus. Dies war seine Seriennummer. Für manch einer wäre so eine lange Nummer sehr viel schwerer zu merken als ein einfacher Name. Doch die Tyranths waren meister der Mechanik und der Mathematik. Sie liebten Zahlen und alles, was dazu gehörte. Anders als die Menschen, welche sehr viel mehr Wert auf emotionales wie Namen gaben. Daoryn war wirklich erleichtert, als er am Horizont schon die felsigen Vorsprünge erkennen konnte, in denen sich die Höhlen der Ausgestoßenen befanden. Sie lebten dort, mitten in der Wüste, die für die Thyrants recht unattraktiv war. Sie wurden für die Drecksarbeit eingesetzt, die sonst keiner erledigen wollte, oder für die die Thyrants nicht ihre kostbaren Sklaven opfern wollten. Dafür bekamen sie - von Zeit zu Zeit Wasser und Nahrung. Natürlich nur so viel, um sie gerade am Leben zu erhalten. Man war jedoch größtenteils auf sich selbst gestellt und wer es nicht schaffte, aus eigener Kraft zu überleben, der überlebte überhaupt nicht. So war es nun einmal, wenn man zum Abschaum der Menschheit gehörte, wie es die Thyrants bezeichneten. Schief gelaufene Züchtungen, Sklaven, die keiner wollte oder die zu unbequem waren und solche wie er. Mischlinge der beiden Rassen. Weder das eine, noch das andere. Und nirgends gerne gesehen oder akzeptiert. Als der Fremde dann zu sprechen begann, fuhr Daoryn erschrocken herum, völlig aus seinen Gedanken gerissen und erschrocken, dass der andere doch sprach. Er starrte ihn für eine ganze Weile einfach nur an. Dann schüttelte er sich leicht und schloss für einen Moment die Augen. Diese Stimme war so... auf der einen Seite klang der Fremde so angenehm, irgendwie sofort vertrauenserweckend. Jemand, dem man guten Gewissens sein Leben in die Hand legen würde. Aber auf der anderen Seite war die Stimme kalt, bar jedem Gefühl. So etwas hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gehört. Nicht einmal die Thyrants hörten sich so extrem an. Als der Sinn des gesagten in sein Gehirn vordrang, lächelte er wieder. "Na, da hätten wir doch schon etwas. Zero klingt doch hübsch! Dann hast du nämlich doch einen Namen." "Ze...ro...", wiederholte der Mann leise und nun, da es nicht wie von Band lief, hörte es sich wieder ganz anders an als die Zahlen zuvor. Gefühle waren etwas, das Zero - wie nun sein Name war - völlig fremd waren. Er musste erst alles von Grund auf lernen. Er musste lernen wie man sprach, wie man Gefühle anderer deutete und selber welche empfand. Er musste lernen, was es bedeutete, zu 'leben'... ein eigenes Individuum zu sein. Ein langer Weg lag sicherlich vor ihm. Doch die erste Hürde war geschafft... er hatte einen Namen! Immer wieder wiederholte er den zweisilbigen Namen, bis er ihn sauber und deutlich sagen konnte: "Zero..." Mehr aber kam noch nicht von ihm. Er fühlte sich auch nicht grossartig anders als zuvor. Dass er einen Namen hatte, schien also nichts zu ändern. Mal davon abgesehen, dass er nun eine eigene Person war. Jemand, den man mit dem Namen nannte und nicht nur eine Zahl rief. Er sah nach vorne und auch er sah die Felsen aus dem sandigen Boden ragen. Löcher wiesen darauf hin, dass der Felsen bewohnt war und man sah schon die Umrisse einiger Menschen und anderen Bewohnern dieses Planeten. Hier herrschte keine Rassentrennung. Alles lebte auf einem Haufen und die einzelnen Siedlungen halfen sich gegenseitig. Man sorgte dafür, dass nicht alle gleich bei grosser Not starben. Doch leider war es hier auch nicht heile Welt. Ja, wer nur auf den Taschen anderer lag und sich nicht selber verpflegen konnte, der starb. Zu gross waren die Umstände, welche solche Leute bereiteten. Daoryn schmunzelte, als er Zero zusah, wie dieser immer wieder nur seinen Namen wiederholte. Irgendwie war der Mann süß. So Ahnungslos und unschuldig, wie ein kleines Kind. Wieder fragte sich Daoryn, wie der Mann - wie Zero- wohl gelebt hatte. Er schien ja bis jetzt völlig abgeschottet gewesen zu sein, so, wie er alles hier aufnahm und bewunderte. Er hatte wirklich den leisen Verdacht, dass Zero bis jetzt aus diesem Gefäß nie herausgekommen war. Aber gut, der erste Schritt war gemacht. Zero hatte einen Namen. Und so grundlegende Dinge wie Laufen beherrschte er ja. Und er hatte auch das Gefühl, dass er ihn verstand, wenn er etwas sagte. Der Rest würde auch noch kommen. Daoryn schloss seine Finger noch etwas fester um Zeros Hand und führte ihn um eine Kurve, direkt auf eine steile Felswand zu. Durch seine Herkunft und sein Aussehen bedingt, war es ihm nicht vergönnt, mit den anderen zusammenzuleben. Er war quasi ein Außenseiter bei den Außenseitern. Mit manchen kam er ja ganz gut klar, aber viele der Menschen hier hatten einen schrecklichen Hass auf die Thyrants und das bekam er dann eben immer zu spüren. Vorhin war er auch nur auf den Schrottplatz gekommen, weil er wieder vor ein paar Raufbolden weggerannt war. Denn das konnte er. Wegrennen. Er war im Vergleich zu den normalen Menschen sehr schnell. Das kam aus den Thyrant-Genen in ihm und hatte ihm schon recht oft den Hals gerettet. Er war nämlich niemand, der gerne zuschlug und sich prügelte. Er ging Streitereien so gut wie möglich aus dem Weg und hasste jede Art von Diskussionen. "Wir müssen noch um die Felswand und dann sind wir da.", erklärte er und lief weiter, immer noch ein bisschen in Gedanken versunken. Zero lief derweilen Daoryn hinterher. Das dieser kein ganzer Tyranth war, sah man ihm gut an... braune Augen mit kleinen, goldenen Sprenkeln, das war weder für Tyranths, welche strahlend gold-gelbe Augen hatten und Menschen, welche meist braun, blau oder manchmal grün hatten. Seine eigenen Augen mit dem sachten grün am Rand der braunen Augen zeugte von seiner Menschlichen Abstammung. Doch Daoryn...? Dieser erschien Zero wie ein Mischling... was er sich aber noch nicht vorstellen konnte. Wie auch? Erst einmal musste er sich zurechtfinden. Im Schatten der Klippen wurde es angenehm kühl und ein leichter Wind wehte ihnen etwas Sand entgegen. Doch so harmlos dieses laue Lüftchen wirkte, so schrecklich war das, was ihm bald folgen würde. Jeder hier draussen wusste, dass Wind nur eines bedeutete: Sandsturm. Weit weg am Horizont sah man schon die Wolke aus Sand sich weit in den Himmel türmen und in ein bis zwei Stunden würde er die Siedlung erreichen. Die Leute zogen sich langsam in ihre Wohnungen aus Fels zurück, schlossen die improvisierten Türen aus Holz oder Metall, welches sie alle aus dem Schrottplatz hatten und warteten ab. Solch ein Sturm konnte Tage dauern, je nach Jahreszeiten. Dieser Planet hatte 6 Davon. Nichts war für die Menschen mehr so, wie damals, als sie noch ihren Heimatplaneten bewohnten. Die Jahre waren länger, Tage dauerten gut 32 Stunden... Es gab nicht wirklich grosse Änderungen des Klimas bei den Jahreszeiten... nur Änderungen des Wetters. Eine Zeit gab es jeden Tag schreckliche Gewitter, eine Zeit wüteten immer wieder Sandstürme, wie nun, eine Zeit gab es sogar Wirbelstürme... Und überall auf diesem Planeten war es anders. In der Wüste war die Zeit im Moment rau und grausam, da man gezwungen war, bis zu zwei Tagen in den Höhlen zu verharren, abwartend, dass die Sandstürme endlich vorbeizogen. Arbeiten konnten weniger verrichtet werden und dadurch mangelte es rasch an Nahrung und Wasser. Es bestand sogar die Gefahr, lebendig unter einer Wanderdüne aus Sand begraben zu werden. Zero wusste von dem noch nichts... Er kam aus einer Welt von blinkenden Lichtern, aus einer Welt hinter Glas und in mitten zig tausend Schläuchen. Da, wo er herkam gab es weder Essen noch Wasser. Alles, was man hatte war diese Flüssigkeit, welche den Körper ernährte und mit aller Gewallt am Leben erhielt. Eine Welt von Codes, Lebenserhaltungsprogrammen und grossen, piepsenden Maschinen. Tag und Nacht nur von Licht der Lampen und vollkommener Dunkelheit angedeutet, welche nur hin und wieder von kleinen Lämpchen einer maschine unterbrochen wurde. Nur wage erinnerte sich Zero an das Labor, aus welchem er kam... Leute in weissen Kutten, welche ständig mit Blöcken herumliefen und Dinge in diese schrieben... Schliesslich hatten sie es um die Klippe geschafft. Diese Seite lag im Windschatten. Also würde der Sturm hier eher mässig wüten. Daoryn runzelte die Stirn und betrachtete besorgt die Wolken am Horizont. Er hasste diese Stürme. Regen war in Ordnung und Gewitter machten ihm nichts aus. Aber Sandstürme, die waren einfach nur beängstigend. Tonnen von Sand walzten über einen hinweg und wenn man Pech hatte, kam man eben nicht mehr aus der Höhle und musste elendiglich verhungern und verdursten. Deswegen hatte er sich auch eine Höhle auf dieser Seite der Felswand ausgesucht. Sie war höher gelegen als die anderen, somit ein bisschen schwerer zu erreichen, aber durch den Fels war man recht gut gegen den Sand geschützt. Und es hatte eben noch den positiven Nebeneffekt, dass er etwas abseits lebte, die anderen Menschen ihn die meiste Zeit über in Ruhe ließen. "Wir müssen hier hoch klettern.", erklärte er Zero. "Hier ist es nicht steil und ich gehe hinter dir." Er lächelte ermutigend und zeigte dem Mann, wie er klettern musste. Hoffentlich bekam er das hin. Wenn er schon mit dem laufen solche Probleme hatte, war es vielleicht nicht die beste Idee, ihn auch noch klettern zu lassen. Aber es war nun einmal die einzige Möglichkeit. Sie mussten auf alle Fälle in die Höhle, bevor der Sandsturm die kleine Siedlung erreichte. Sonst waren sie beide so gut wie tot. Er würde einfach hinter Zero bleiben und ihm helfen, so gut er konnte. Dann würden sie das schaffen. Es war ja auch nicht so sonderlich steil. Und es gab auch keine spitzen Kanten oder Risse in der Felswand, an denen man sich hätte verletzen können. Der Sand hatte über die Jahre alles abgeschliffen und abgerundet. Zero sah etwas unbehaglich hoch zum Eingang des Behausung... "..." Gut, versuchen könnte er es, aber ob er dazu in der Lage war, war fraglich. Zögernd hob er eine Hand, ergriff einen der Felsen und zog sich hoch. Gut, so weit ging es schon. Nun lagen noch gute 10 Meter vor ihm... Doch da die Wand wirklich nicht sehr steil war, ging es recht gut voran. Hin und wieder rutschte er aus, doch konnte er sich jedes Mal an dem Felsen festhalten. Der Wind nahm langsam zu, wehte ihnen immer wieder Sandkörner in die Augen und erschwerte so den Aufstieg. Als wolle der Sandsturm sie beide unbedingt verschlingen und sie hindern, es noch rechtzeitig in die Höhle zu schaffen. Alle anderen hatten sich zurückgezogen, warteten wie immer geduldig ab. Sie kannten die Stürme, ihre Vorboten und die Wüste schon sehr lange. Dadurch konnten sie alle sehr gut mit diesen Dingen umgehen. Zeros Herz aber klopfte heftig. Noch nie zuvor war er nervös gewesen. Doch er fühlte, dass von den sandbraunen Wolken, die sich ihren Weg unbarmherzig immer näher auf sie zu frei walzten, eine grosse Gefahr ausging. Der Schrottplatz war durch die Labore, die sich weit in den Himmel erhoben mit den Mauern der Stadt, welche sich unter einer riesigen Kugel aus Glas befand, geschützt. Doch so wie sie nun waren, hier hilflos am Aufstieg der Felswand, waren sie ein gefundenen Fressen für diese herzlose Naturgewalt. Er versuchte schneller zu klettern und je weiter er die Wand erklomm, desto besser gelang ihm das auch. Er bekam sehr schnell Übung und wurde sicherer. An der Kraft lag es nicht, nur an der Übung. Endlich kam er oben an und kauerte auf der kleinen Fläche vor dem Eingang der Höhle. Fasziniert starrte er auf das Bild am Horizont... Man konnte schon die ersten Wolken über den Boden rollen sehen. Der Sturm war weit in den Himmel ragend und bedeckte schon die ganze Wüste, so schien es. Rasch streckte er Daoryn seine Hand entgegen, um diesem zu helfen. Daoryn kletterte hinter Zero her, half ihm, so gut er konnte, mit Anweisungen. Der Mann lernte recht schnell und bevor es wirklich richtig hässlich werden würde, würden sie es noch in die Höhle schaffen. Er zog sich beim Klettern sein Halstuch über Mund und Nase, um besser atmen zu können. In diesem Moment tat ihm Zero leid, der, nur mit einem Mantel bekleidet, ohne Kopfschutz oder Atemschutz, dem Sand hilflos ausgeliefert war. Doch es war nicht sehr weit und über die Hälfte hatten sie schon geschafft, da musste der andere jetzt einfach durch. Und man musste Zero durchaus zugestehen, dass er schnell lernte. Als er oben angekommen war, atmete Daoryn erleichtert auf, reichte ihm lächelnd die Hand und ließ sich das letzte Stück helfen. "Danke sehr.", bedankte er sich höflich und nahm dann ein weiteres Mal Zeros Hand, zog ihn mit sich zum Eingang. Rasch drückte er Zero auf das alte Bett und drehte die halb kaputte Gaslampe auf, die ihm als Lichtquelle diente. "Du bleibst hier sitzen. Ich mache nur schnell den Eingang dicht.", erklärte er und war schon wieder weg. Er schnappte sich noch ein Tuch, wickelte es sich um den Kopf, sodass auch die Augen einigermaßen geschützt waren und trat dann ein weiteres Mal nach draußen, um seine Türe anzubringen und zu verschließen. Sie bestand aus einem durchsichtigen, aber recht stabilen Material, dass, wenn er es genauer bedachte, dem von Zeros Gefängnis recht ähnlich war. Er hatte sehr lange danach suchen müssen. Denn eine Tür aus Holz oder Metall hatte er nicht gewollt. Es machte ihm einfach Angst, in einer Höhle gefangen zu sein, ohne Licht und ohne zu wissen, was da draußen vor sich ging. Er machte die Türe fest und verschloss sie von innen, bis sie ganz dicht war. Erleichtert aufatmend drehte er sich um und lächelte seinen Gast an. "Nun, willkommen in meinem Reich." Es war nur ein sehr kleines Reich, zugegeben. Ein zusammen gezimmertes Gestell, auf dem ein Tuch als Matratze gespannt war, ein alter Stuhl und ein Stück Stein, aus der Wand geschlagen, das ihm als Tisch diente. Im Hinteren Teil ein -zugegeben ziemlich schiefes- Regal, das Wasser und Nahrung für etwa zwei Wochen enthielt. Bei zwei Personen würde es also für eine Woche reichen. Vorerst waren sie also hier drin recht sicher. Zero sah Daoryn dabei zu, wie er die Höhle verschloss und sah sich dann um. Gut, für jeden anderen hätte diese Höhle schäbig gewirkt, nicht aber für ihn! Zero starrte voller Bewunderung alles an, was neu war... also die ganze Höhle. Durch diese durchsichtige Tür konnte man draussen sehen, wie der Sand immer dichter wurde, doch NOCH war der Sturm nicht da. Dieser würde wie eine einzige Welle voller Wucht gegen die Klippe prallen. Zero derweilen war eifrig dabei alles genauestens zu betrachten. Alles war neu für ihn... selbst der Schmerz, den die Sandkörner in seinen Augen verursachte. Was für andere extrem unangenehm gewesen wäre, war für ihn einfach nur spannend. Doch wurde es ihm nach einer Weile zur Qual und etwas unbeholfen versuchte er sich der lästigen Fremdkörper in seinen Augen zu entledigen. "..." Er sagte kein Wort, doch als Daoryn ihn willkommen hiess, lächelte er etwas. Es war das erste mal, dass er Gefühle empfand... er war glücklich. Irgendwie erfüllte ihn die Worte des Jungen mit Freude, was sich durch sein Lächeln zeigte. Für ihn war er etwas sehr erquickendes, dass jemand mit ihm sprach. Draussen hörte man ein dumpfes Grollen, weit weg... und es kam immer näher, wurde lauter und kündigte den Sturm an. Es war einer der heftigsten in diesem Jahr. Die Tonnen an Sand rollten sich immer weiter über das Land, verschluckten schon die ersten Siedlungen weiter weg und kam in einem rasenden Tempo näher. Die Türe, so stabil sie auch war, zitterte hin und wieder und rumpelte etwas. Dann erreichte sie der Sturm. Auf einen Schlag wurde es finster draussen, nur noch das dunkle Rot-Braun-Gelb des Sandes war zu sehen, kein Himmel, kein Horizont mehr. Alles war verschwunden. Die Tür krachte kurz aber laut, als der Wind den Sand mit 350 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit gegen die Klippe schleuderte und dadurch kurz ein Windstoss gegen die Tür prallte. Dann aber war es relativ ruhig. Zumindest was die Wucht des Sturmes betraf. In ihrer windgeschützten Höhle konnten sie ruhig dieses Naturereignis beobachten. * Daoryn ging zu Zero und sah diesem in die Augen, als er sich diese rieb. "Lass mich mal.", meinte er leise, nahm ein Tuch und machte es feucht, rieb damit vorsichtig über die Augen des anderen. "Besser?", fragte er, als er fertig war. Es wurde immer dunkler und bald erhellte nur noch die kleine, flackernde Öllampe die Höhle. Für Zero schienen all diese Dinge neu zu sein. Für ihn jedoch waren sie es nicht. Er hatte im Laufe seines Lebens schon so viele Stürme erlebt, dass er sie gar nicht zu zählen vermochte. Die Türe wackelte und knarzte gefährlich, doch sie war sicher. Als er die erste Tür gebaut hatte, war sie ihm irgendwann davon geflogen. Daraus hatte er gelernt. Seine jetzige Konstruktion würde sogar einem Wirbelsturm standhalten. "Hast du Hunger? Oder Durst?", fragte er seinen Gast freundlich und deutete auf das Regal. Er selbst wickelte sich das Tuch wieder vom Kopf und zog dann sein Hemd aus, schüttelte den Sand weg. Das Gleiche tat er mit der Hose. Dann nahm er einen Besen und kehrte den Sand zusammen, tat ihn in einen Eimer, der für den Abfall gedacht war. Erleichtert seufzte er auf und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er hasste das Gefühl von Sand in der Kleidung und auch, wenn sie hier mitten in der Wüste waren, schaffte er es recht erfolgreich, die kleinen Körner aus seiner Höhle zu verbannen. Unter anderem, weil er fast immer barfuß war und somit nicht alleine schon zehn Kilo Sand in den Schuhen mitschleppte. Als nächstes zog er einen Kanister Wasser vom Regal und schenkte sowohl sich als auch Zero etwas ein. Hier war es nämlich sehr wichtig, dass man ausreichend trank. Und da der andere ohnehin nicht sprach und somit nicht protestieren konnte, drückte er ihm einfach den Becher in die Hand und trank seinen dann leer. Zero war froh, als er endlich diese lästigen Dinger aus seinem Auge los war und nickte etwas, als sich Daoryn um sein Wohlbefinden erkundigte. Er lächelte leicht und sah diesem bei all seinen Arbeiten zu. Wie er den Sand wegwischte. Aha... also kein Sand in Höhlen! Das hatte er begriffen. Weiterhin sah er zu, wie Daoryn Wasser ausschenkte und als dieser ihm das in die Hand drückte, sah er es leicht verwundert an. Gut... es war flüssig... aber was musst er damit tun? Fragend sah er den Jungen vor sich an und wirkte dabei wie ein kleines Kind, das nicht wusste, was es tun sollte. So grausam es auch erschien, man hatte Zero nur eines gelehrt in seiner Jungend: Wie man mit jemanden schläft. Denn das war seine eigentliche Aufgabe... Sex. Viele Tyranths hielten sich Menschen nur aus diesem Grund. Darum wurden sie gezüchtet. Männer waren dabei sehr viel beliebter, da bei Frauen eine ungewollte Schwangerschaft auftreten konnte, was unter den Tyranths als 'Rassenverschmutzung' galt. Jedem Slave wurde darum per Programm Bilder in den Kopf gesendet, wo man jedem Fötus im Alter von 2 Monaten einen Chip in den Kopf pflanzte. Diese Bilder zeigten, WAS ihre Aufgabe war und was sie tun können mussten, auch, wenn sie selber noch jungfräulich waren. Es war eine Schande und ein Verbrechen, Lebewesen nur zu solchen Dingen zu züchten. Doch einst hatten es die Menschen selber nicht besser gemacht. Sie hatten Tiere gezüchtet auf kleinstem Raum, nur um sie in Massen zu schlachten und zur Nahrung zu verarbeiten. Nun hatte es das Schicksal mit den Menschen umgekehrt angestellt. Doch hier in der Wildnis war es wie es die Natur vorgesehen hatte: Fressen und gefressen werden. Menschen jagten kleine Tiere und grosse Tiere jagten Menschen. Das Gleichgewicht der Natur war vollkommen. Keine Waffen waren den Menschen hier draussen vergönnt, sie mussten sich selber welche machen. Zero hatte daher kaum Überlebenschancen. Er wusste nur, wie man sich im Bett verhalten sollte, nicht aber, wie man ums nackte Überleben kämpfte. Würde er dies nicht bald lernen, wäre er dem Tode geweiht. Noch immer starrte er auf das Glas und schwieg. "..." Daoryn schenkte sich nach und trank wieder alles aus. Bis auf die Sache mit der Rassenverschmutzung hatte er noch nie etwas von all diesen Dingen gehört. Nur eben oben genanntes hatte er quasi aus persönlicher Erfahrung mitbekommen. Als kleines Kind hatte man ihm nicht angesehen, dass er halb Mensch war. Er hatte ganz weiße Haare gehabt und sehr helle Haut. Er war abgeschottet von allem aufgewachsen, aus Angst, er könnte sich plötzlich doch noch verändern. Und genau das war auch passiert. Mit neun oder zehn Jahren waren mit einem Schlag seine menschlichen Gene hervorgetreten, sein Haar und seine Haut war beides braun geworden. Und bis auf seine Augen hatte man ihm seine Herkunft nicht angesehen. Das hatte ihm dann bei den Menschen hier auch das Leben gerettet. Sie hatten das kleine, arme, ausgestoßene Kind nicht als das erkannt, was es war und es bereitwillig aufgenommen, es groß gezogen. Als dann sein letzter Wachstumsschub, das Erwachsenwerden eingetreten war, hatte er sich erneut verändert. Seine Haare waren heller geworden und er war inzwischen größer als die meisten hier. Die Menschen hatten ihn als den Mischling erkannt, der er war und ausgestoßen. Sein Glück, dass er so viel wie er nur konnte aufgenommen hatte und bereits in der Lage war, alleine zu überleben. Und genau dazu würde er Zero jetzt auch verhelfen. Er war kein Wohltäter, der alles und jeden einsammelte und mitschleppte, aber Zero hatte das Zeug dazu, alleine zu überleben, wenn man ihm die Chance dazu gab. Und diese Chance war Daoryn. Er würde ihm alles beibringen, was er wissen musste. Denn auch für ihn sprang dabei etwas heraus. Zero war noch nicht beeinflusst von den Vorurteilen der Thyrants und der Menschen. Er würde ihn nicht als einen dreckigen Mischling sehen, sondern als eine Person, mit einem eigenen Charakter und guten und schlechten Zügen. Das war schließlich alles, was Daoryn wollte. Er setzte sich zu Zero und musterte stirnrunzelnd dessen Becher. "Weißt du nicht, wie man das macht?", fragte er leise. "Einfach in den Mund nehmen und schlucken.", erklärte er, schenkte sich noch mehr ein und machte es dem anderen vor. Rein und schlucken? Zero sah Daoryn an, den Jungen, der ihn geholt hatte. Ja, er sah ihn nicht als Mischling. Schon gar nicht als Abschaum... mehr als seinen Besitzer. Er legte den Kopf leicht schief und sah Daoryn an... dann den Becher und schlussendlich wieder den Jungen. "Wieso?", erkundigte er sich. Und wie bitte sehr 'schluckte' man? Durch die Flüssigkeit hatte er nie schlucken müssen. Seine Lungen und sein Magen hatten stets alles bekommen, was sie brauchten. Nichts hatte er essen, trinken oder atmend müssen. Letzteres machte sein Körper schon ganz von alleine. Doch wie man ass und trank, das wusste er nicht. Auch nicht, wofür. Draussen tobte der Sturm weiter, und er würde dies auch noch den Rest des Tages tun. Langsam krochen Sanddünen über die Landschaft unter ihnen und zog weiter in dieser immer währenden Bewegung. Immer wieder ratterte und knarrte die Türe, doch es geschah nichts. Draussen sauste und grollte es und man hörte den Sand an die Tür rieseln. Es war irgendwie... gemütlich hier. Doch erst einmal wollte Zero wissen, WESHALB man dieses durchsichtig, flüssige Zeug schlucken sollte. Was war der Sinn? Nichts, das zum Leben gehörte war ohne Sinn. Nichts ohne Verwendung. Kein Leben ohne Sinn. Alles hatte seinen Platz. Also... was war der Sinn dieses.. Zeugs? Daoryn schluckte es, also war es nicht gefährlich. Ein gewisses Gefühl breitete sich langsam in ihm aus... er fühlte sich irgendwie komisch. Dass er wirklich Durst hatte, konnte er nicht ahnen. Doch würde er es sicherlich merken, wenn er erst einmal diese neue Welt der normalen, natürlichen Physik besser kannte. Daoryn starrte ihn einen Moment verwirrt an, dann lachte er leise. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Nicht damit, dass Zero sprach und auch nicht damit, dass er ihn fragte, warum er Wasser trinken sollte. "Entschuldige.", sagte er leise. Er wollte schließlich nicht, dass Zero dachte, er lache ihn aus. Er goss sich noch einmal Wasser nach und starrte dann auf den Becher, überlegte, wie er Zero das jetzt erklären sollte. "Also.", begann er unsicher. "Das da ist Wasser. Dein Körper braucht Wasser und Nahrung, um zu überleben." Am besten, er begann wirklich ganz von vorne, damit Zero auch wirklich alles verstand. "Du musst jeden Tag eine bestimmte Menge davon zu dir nehmen, damit du weiterlebst. Besonders hier in der Wüste ist das wichtig.", erklärte er weiter. Irgendwie war es ein komisches Gefühl, jemandem so etwas grundlegendes zu erklären. Vor allem, wenn dieser Jemand schon ein Erwachsener war. "Du nimmst das in den Mund und dann... warte, ich helfe dir. Nimm es einfach in den Mund." Er wartete, bis Zero ein bisschen im Mund hatte, massierte dann leicht seine Kehle, damit er es automatisch schlucken würde. Er wusste einfach nicht, wie er ihm das sonst zeigen sollte. "Wie alt bist du eigentlich, Zero? Weißt du das?", fragte er nebenbei. Zero tat, was Daoryn sagte und als dieser seinen Hals massierte, wurde der Reflex ausgelöst, dass er es schluckte. Es war ein seltsames Gefühl, wie die Flüssigkeit seinen Hals herunter lief und in seinen Magen floss. "..." Gut, nun wusste er, wieso man essen und trinken musste. Scheinbar war er nun, in der Aussenwelt anderen Überlebungstechniken ausgeliefert. Als dieser nach seinem Alter fragte, musste er lange überlegen... sehr lange. Er schloss dazu die Augen, dachte nach, versuchte sich an einst zu erinnern. Immer wieder hatten die Wissenschaftler geredet, hatten Zahlen gesagt... darunter eine, die immer grösser wurde, je länger er in dem Gefäss war... Ob diese Zahl sein 'Alter' war? Er wusste es nicht genau, doch lieber etwas sagen, als gar nichts. "25...", murmelte er leise und dachte weiter nach. Ob das richtig war? Er selbst hatte schon lange das Gefühl für die Zeit verloren... oder besser: er hatte nie eines. Er hatte einfach gelebt... hatte gelebt in dieser Welt aus Glas und Maschinen. Er hob zögerlich das Glas hoch und versuchte selber zu schlucken. Der Reflex funktionierte einwandfrei! Wieder schluckte er. Als er das Glas fertig ausgetrunken hatte, sah er Daoryn lächelnd an. Irgendwie war er stolz auf seine eigenen Fortschritte. Doch essen... war dies das selbe? Einfach rein und schlucken? Oder musste man noch mehr dazu machen? Das Gefühl aber verschwand. Also wirklich Durst, wie er sich selber dachte. Er hatte davon gehört. Über diese Empfindungen des Körpers, die Anhaltspunkte darüber gaben, was dieser benötigte. Daoryn lächelte zurück und schenkte ihm gleich noch einmal nach. Wunderbar! Das mit dem Trinken schien ja wirklich gut zu funktionieren! "25 also...", murmelte er nachdenklich. "Dann bist du sieben Jahre älter als ich." Das war viel. Besonders für Daoryn. Aber auf der anderen Seite war es wieder ganz wenig, wenn man bedachte, wie wenig Zero doch über das Leben wusste. "Wir sollten auch etwas essen.", schlug er vor, zog wieder Dinge aus dem Regal. Er stellte zwei Teller auf den Tisch und verteilte Fleisch und ein paar Wurzeln und haltbares Gemüse und das fladenähnliche Brot darauf. Einen Teller reichte er weiter an Zero und setzte sich dann wieder neben ihn. "Das ist Essen. Fleisch, Gemüse und Brot. Alles Dinge, die wichtig für den Körper sind. Das kannst du nicht einfach schlucken. Das musst du vorher kauen.", erklärte er lächelnd, machte es Zero auch gleich vor. Es war wirklich irgendwie lustig, jemandem sämtliche Vorgänge des täglichen Lebens beizubringen. Wie würde das erst werden, bei anderen Dingen? Schlafen, oder Toilette benutzen? Er hoffte wirklich, dass Zero nicht wie ein kleines Kind erst lernen musste, wie man sein Geschäft zu machen hatte. Das würde dann nämlich für sie beide ziemlich peinlich sein. Und Schlafen... wie brachte man jemandem so etwas bei? Das ging doch gar nicht. Er konnte nur hoffen, dass Zero das auch von alleine merkte. "Was hast du eigentlich da oben gemacht? Was haben die mit dir gemacht? Warum warst du da oben?" Er war sich durchaus bewusst, dass das ziemlich viele Fragen waren. Aber er war einfach neugierig. Er wollte unbedingt wissen, was die Thyrants da taten und warum Zero so war, wie er war. Was hatte es für einen Sinn, einen Menschen großzuziehen, der nicht einmal wusste, wie man die wichtigsten Bedürfnisse stillte? So jemand war doch gar nicht lebensfähig, oder? Zero sah genau zu, wie Daoryn ass, um es sich zu merken. Sein eigener, erster Versuch war noch etwas unbeholfen... Seine noch völlig unbenutzten Zähne taten weh, als er das erste man in das Fleisch biss. Aber es schmeckte irgendwie... gut. Ja, gut ein gutes Wort hierfür. Es mundete ihm ausgezeichnet, weshalb er den Schmerz ignorierte und einfach weiter kaute. Als alles schon die Konsistenz eines Breis hatte, setzte wieder der Schluck-Reflex ein und das Essen landete in seinem Magen. Faszinierend! Daoryns Fragen jedoch, was er da oben denn getan hätte... das vermochte Zero nicht so einfach zu erklären. Ja, was genau hatte er denn dort gemacht? Er sah Daoryn an und überlegte. "Ich... weiss nicht...", sagte er schliesslich leise. Er wusste nicht, wieso was war. Er hatte gezwungener Massen einfach gelebt. Wieso er gelebt hatte und was genau seine Bestimmung war, das wusste er nur vom Hören her. "Lover der Serie A654V79-Zero... konzipiert um alle Wünsche des Besitzers zu erfüllen. Aufgabenbereich: Kopulation. Typus: Dominant.", wiederholte er nüchtern die Worte der Laboranten. DAS hatten sie gesagt. Und das war auch alles, was Zero wusste. Sein Blick aber verriet, dass er selber herzhaft wenig mit diesen Worten anfangen konnte. Doch das war nicht alles, was er sagte... nein, er murmelte noch leise: "Grün, Lichter, Töne, ich.. kann mich kaum erinnern." Etwas traurig sah er Daoryn an. Traurig, weil er diesem seine Fragen nicht gut genug beantworten konnte. Dabei wollte er es. Er wollte Daoryn jedes Rätsel lüften, jeden Wunsch erfüllen. Kein Wunder, denn dazu hatte man ihn schliesslich gezüchtet. Draussen windete es noch immer, doch wurde es etwas heller, wenn auch nicht sehr viel. Doch jeder Bewohner wusste, dass solche grossen Stürme meist verschiedene Stärker in sich bargen. Am Anfang war es am heftigsten. Immer etwa eine halbe Stunde lang. Dann ebbte der Wind etwas ab für gut 4 - 9 Stunden. Danach kam der Wind wieder mit voller Wucht. Diese letzte Phase war immer die gefährlichste. * Gut, zumindest das mit dem Essen schien ja schon mal recht gut zu klappen. Erleichtert seufzte er und lächelte Zero dann an, aß selbst weiter. "Schmeckt es dir?", fragte er, als er den faszinierten Gesichtsausdruck des anderen sah. Dann hörte er wieder diese nüchterne, fast kalte Stimme, wusste genau, dass Zero mit dem, was er da sagte, selbst nicht besonders viel anfangen konnte. Daoryn jedoch um so mehr. Erst überrascht, dass Zero überhaupt antwortete, wurde er ziemlich schnell ziemlich rot. DAS war es also, was die da oben züchteten... Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seufzte leise. Na, DAMIT würde Zero hier wohl nicht so besonders weit kommen... Ein wildes Wyvern, das einen fressen wollte, ließ sich selten davon beeindrucken, wenn man ihm seine Bettqualitäten anbot. Als er sah, wie traurig Zero auf einmal wirkte, fuhr er ihm tröstend über den Arm, lächelte aufmunternd. "Mach dir keine Sorgen, das wird schon. Irgendwann finden wir das alles heraus. Aber jetzt musst du erst einmal lernen, hier unten zu leben. Alles zu seiner Zeit." Irgendwie war dieser Mann, der mehr einem Kleinkind glich, unheimlich süß. Diese Faszination für alles, was ihm selbst so normal, manchmal fast schon lästig vorkam. Er lächelte noch einmal und setzte sich vor die Glastüre, beobachtete den vorbeiziehenden Sandsturm. Ein bisschen hatte es nachgelassen, aber diese Ruhe war trügerisch. "Du hast noch nie so etwas gesehen, nicht wahr?", fragte er, an Zero gewand. Er selbst mochte es sehr, hier zu sitzen und den Naturgewalten zuzusehen, wie sie wüteten. So lange man selbst in Sicherheit war, war dieses Schauspiel einfach nur faszinierend. Zero folgte dem Blick des Jungen und sah raus. "Ja.", sagte er leise und nicht minder fasziniert wie über alles andere. Der Anblick war wirklich wunderschön. Doch gleichauf fühlte er instinktiv, dass von diesem Naturschauspiel eine grosse Gefahr ausging. Doch so war es mit jeder Wetterlage dieses Planeten. Was auf der Erde damals ein laues Lüftchen war, das artete hier zu einem riesigen Sturm aus, der alles hinwegfegte. Dies war der Planet der Extreme... entweder gab es keinerlei Regung in der Natur, oder ein richtiges Unglück, dass über die Bewohner der Aussenwelt hereinbrach. So aber, geschützt wie sie waren, konnte Zero sich gänzlich dieser Faszination widmen. Sein Blick sprach Bände! Diese Natur, so wunderschön und unendlich, wenn auch karg und manchmal eintönig, war unheimlich interessant für ihn. Zero sass da und sah hinaus, beobachtete den Sand, der an der durchsichtigen Tür vorbeihuschte. Dass sein einziger Lebenszweck darin bestand, andere zu verwöhnen und zu 'vernaschen' wusste er nicht, doch war er darauf programmiert, bei gewissen Situationen automatisch und instinktiv zu tun, was man von ihm erwartete. Doch er war folgsam. Und er lernte sehr schnell. Daher würde es ihm nicht sehr schwer fallen zu lernen, wie man überlebte. Dies musste er auch in einer Welt der Monster. Die Fauna dieses Planeten war gross, wenn nicht sogar riesig. Säugetiere waren hier noch am Anfang ihrer Entwicklung. Zumindest die 'niederen', wie man sie nannte. Tyranths stammten nicht von diesem Planeten. Auch sie wurden einst verjagt, doch hatten sie hier eine neuen Zivilisation gegründet. Geschützt von meterdickem Glas, welches die Hitze regulierte und alle Stürme überstand, lagen die Städte verstreut über den ganzen Planeten. Unterirdisch mit langen Strassen miteinander verbunden, grosse Technologie und höchsten Lebenskomfort. Nicht aber der Outback. Hier musste man stets einen Wächter aufstellen, welcher über den Himmel wachte, denn die Wyverns - grosse, fliegende, Dinosaurierähnliche Wesen - griffen immer wieder die Menschen an, welche leichte Beute waren. Auch hier waren die Höhlen ihr einziger Schutz. Doch hatten sich die Menschen an alles gewohnt. Man hielt Ausschau, achtete auf jedes Zeichen, dass ihnen die Natur gab. Und so gelang es den Menschen immer mehr, ihre eigene Population langsam zu retten. Frauen gab es wenige und die meisten wurden als Zuchttiere missbraucht. Doch die, die hier lebten, sorgten oftmals für genügend Nachwuchs. Bis zu 6 Kindern pro Frau waren hier nicht selten. Und Kinder wurden oftmals besser behandelt als alle anderen, denn SIE waren die Zukunft. Besonders Mädchen lebten wie kleine Göttinnen. Vielleicht würden die Menschen bald aus den roten Zahlen der Aussterbe-Liste kommen und sich erholen. Einzelgänger wie Daoryn waren hier selten... und sie fristeten ein hartes Leben. Oftmals waren sie ihr ganzes Leben alleine, mussten jagen, um nicht zu verhungern. Zero hätte sicherlich eine gute Chance, von den anderen angenommen und integriert zu werden, doch er würde Daoryn nicht alleine lassen, ausser, dieser wollte es so. Er mochte unwissend, wie ein Kind und noch dazu extrem naiv sein... doch Treue war ihm angeboren. Noch immer brauste es draussen und Zero ass langsam weiter. Gut. Das Wichtigste konnte er nun: essen und trinken. Es war ein seltsames Gefühl, wie seine Organe immer mehr zu arbeiten begannen. Er fühlte genauestens, wie das Essen seinen Hals herabgeleitet wurde und irgendwo in seinem Bauch landete. Daoryn lächelte und sah weiterhin nach draußen. Er war nicht daran gewöhnt, viel zu reden und auch jetzt wüsste er nicht, über was er sich mit Zero unterhalten hätte können, zumal der viel zu fasziniert war, als dass er ihn stören wollte. Es stimmte, als Einzelgänger hatte man es schwer hier draußen. Viele überlebten nicht länger als ein paar Monate, mit viel Glück vielleicht ein Jahr oder zwei. Auch Daoryn selbst lebte eigentlich nur aus dem einen Grund noch, dass er kein richtiger Mensch war. Als halber Tyranth waren seine Sinne geschärft und er war sehr schnell. Auch, wenn diese Fähigkeiten oft wie das Wetter kamen und gingen. Er jagte auch nicht, wie die anderen, die großen Wyvern, sondern beschränkte sich auf kleinere Tiere, Echsen und Schlangen. Es war weniger gefährlich und er wurde auch von diesen problemlos satt. Außerdem aß er viel vegetarisch. Etwas, was viele Menschen immer noch nicht verstanden hatten. Denn auch, wenn die Wüste völlig tot schien, gab es hier genügend, um zu überleben. Man musste nur wissen, wo man suchen musste. Und Daoryn wusste es. Natürlich würde er versuchen, sein Wissen an Zero weiterzugeben. Der Mann würde schon lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Und dann... dann konnte er sich immer noch entscheiden, zu den anderen Menschen zu gehen. Daoryn würde ihm diese Wahl unter allen Umständen geben. Schließlich war es Zeros Leben und das würde wohl bei einer ganzen Gruppe um einiges länger sein, als wenn er hier mit ihm lebte. Aber darüber konnte er sich später noch Gedanken machen. Jetzt gab es wichtigeres. Zum Beispiel, Kleidung. Zero brauchte unbedingt etwas zum Anziehen. Er konnte ja nicht ewig nur in dem alten Mantel herumlaufen. Das war viel zu unangenehm und vor allem unzweckmäßig. Und, wenn er wollte, würde er auch Schuhe brauchen. Nur, weil Daoryn barfuß ging, hieß das ja nicht automatisch, dass Zero das auch tun wollte. Daoryn seufzte und ging zu seinem Regal, kramte im hintersten Eck und lachte dann triumphieren. Er ging wieder zu Zero und hielt diesem eine Hose aus Wyvern-Haut vor die Nase. Sie würde vielleicht etwas eng sein, aber bestimmt passen. Er selbst trug ja lieber leichte Kleidung, möglichst weit und sehr hell in der Farbe. Wie die Wüstenbewohner auf der Erde es damals getragen hatten, auch, wenn er das nicht wusste. Aber für den Anfang müsste es reichen. Zero sah das Kleidungsstück fragend an. Was bitte sehr sollte er damit? Sein Blick traf Daoryn und er seufzte leise. Wie dumm konnte man sein? Irgendwas wichtiges hatte es sich mit dem... DING sicherlich auf sich. Und wie immer wusste er nicht im geringsten was. Vermutlich sollte man es anziehen. Die Wissenschaftler hatten auch immer solche Dinger an. Doch er nie. 25 Jahre lang war er nackt gewesen. Der Mantel fühlte sich schon seltsam an, wie würde dann erst dieses Ding werden? Er griff danach, unsicher und schüchtern und tastete es ab... Puff! Schon war er wieder in seiner kindlichen Faszination gefangen. Dieses Material fühlte sich sehr interessant an! Seidig weich und elastisch, dennoch aber stabil. Vermutlich vom Flügel eines Wyvern. Zero schnupperte etwas daran. Es roch genauso seltsam wie es aussah, nicht aber schlecht. "..." Prüfend bewegte er es etwas in den Händen. Dann aber sah er Daoryn fragend an und wollte leise wissen: "Was ist das?" Er wusste es nicht, und er wollte es wissen! Er wollte alles wissen. Seine Neugierde war das einzige, das grösser war als sein Wissensdurst... und diesen galt es zu stillen. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, versuchte eine Antwort selber zu finden. So etwas ähnliches trug Daoryn auch. Aber es sah etwas anders aus. Ob er es auch über die Beine ziehen musste? Wenn ja... wofür? Was war der Grund, der Nutzen? Neugierig wartete er auf eine Antwort. Derweilen nahm er sich das letzte Stückchen Fleisch, dass für ihn gedacht war und knabberte daran. Es war wirklich lecker, weshalb er sich sehr viel Zeit nahm, es zu kauen. Dann schluckte er es. Schade... Doch was sollte man machen. Zero ahnte, dass es hier Essen nicht in Hülle und Fülle gab. Und darum würde er auch nicht um mehr bitten. Er war dankbar mit dem, was er bekommen hatte. Daoryn guckte einen Moment ziemlich verblüfft aus der Wäsche, gluckste dann leise und setzte sich neben Zero. Gut, war ja klar, dass der nicht wusste, was eine Hose war. Also ging es wieder ans Erklären. "Das hier,", er zeigte auf die Hose, "nennt man Hose. Man zieht es über die Beine. Es schützt vor Kälte und vor der Sonne und vor allem vor dem Sand. Du musst es anziehen, damit du nicht nackt bist. Jeder Mensch hier trägt so etwas. Ich auch." Er stand auf, um Zero seine Hose genauer zu zeigen. Dann zog er ihn auch hoch und öffnete die Hose, hielt sie ihm hin. "Die Beine müssen hier rein.", erklärte er und zeigte auf die Hosenbeine. Er lächelte Zero aufmunternd zu, als er dessen etwas skeptischen Blick sah. "Na komm. Ist ganz einfach." Als Zero sie endlich angezogen hatte, schloss er die Knöpfe und betrachtete den Mann prüfend. Ja, die Hose stand ihm wirklich gut. Sie war ziemlich eng, aber durch das elastische Material dürfte sie trotzdem noch angenehm auf der Haut sein. Er lächelte zufrieden und nahm Zero dann den Umhang wieder ab. "Den brauchst du hier drin nicht. Viel zu warm.", erklärte er und legte ihn zusammen, verstaute ihn im Regal. "Und wenn du irgendwelche Fragen hast, dann stell sie ruhig. Ich werde versuchen, dir alles zu beantworten, was du wissen willst." Es war wohl die beste Art zu lernen, fand Daoryn. Wenn Zero etwas wissen wollte, dann würde er es ihm erklären. Das war viel einfacher, als wenn Daoryn einfach irgendetwas erklärte, was der andere unter Umständen schon wusste... Zero nickte dankbar, als er die Hose anhatte und aufgefordert wurde einfach zu fragen, sollte er eine Frage haben. Das war gut, so musste er sich nicht über alles und jeden Gedanken machen. Draussen brauste es laut, dennoch hörte man deutlich ein Sirene. Alle Menschen, abgesehen von Zero selber, wussten um die Bedeutung dieser Sirene. Eine Warnung! Wie es manchmal bei Sandstürmen der Fall war, wurde dieser von einen Monster begleitet. Die Wachen, welche auf den Höchsten Höhen der Klippen standen, sahen diese Sand-Wyvern, die man Kranôk nannte und schlugen sofort Alarm. Dieser aber durfte nicht lange anhalten, da diese Kreaturen sehr empfindlich auf Geräusche waren. Als die Männer hoch oben auf den Gipfeln die langen, stachligen Körper der Ungeheuer erspähten, liessen sie die Sirenen drei mal erklingen, ehe sie sich so schnell wie möglich in ein paar enge Nischen der Klippen zurückzogen. Unter ihnen brauste der Sand vorbei, welcher nie höher als 200 Meter kam, doch auch hier oben war der Wind so stark, dass sie um ihr Leben bangen mussten, wenn sie sich nicht gut festhielten. Es war nur ein Wyvern, der diesen Sturm begleitete auf der Suche nach Opfern, welche diesem nicht schnell genug hatten ausweichen können. Lange, dünne Stacheln, welche mit Häuten verbunden waren, dienten dem Wesen als Flügel. Es konnte nicht wirklich fliegen, doch in dem heftigen Wind gleiten konnte es. Ausserdem war es die schiere grösse des Monsters, dass ihn zu einem Wyvern machte. Der Kopf spitz und glatt wie das Gestein, an dem es vorbeihuschte. 50 Meter von Kopf bis Schwanzspitze mit dem Körper einer Schlange. Ein Anblick, wie ihn nur wenige sehen und überlebten. Auch wenn Menschen klein waren, so waren sie ein beliebter Snack er Monster. Langsam kam es mit dem Sturm näher, tauchte aber immer und immer wieder über diesem auf, wie ein Delphin, der einen Sprung aus dem Wasser machte. Dann tauchte es wieder unter, lauschte und schnupperte nach möglichen Opfern. Daoryn spitzte die Ohren und eilte zur Türe, als er die Sirene hörte. "Zero, bleib da sitzen und sei ganz still.", ordnete er an. Keine Zeit für Erklärungen, das konnte er nachher noch tun. Er kannte diesen Alarm und er wusste um die Gefahr, die mit ihm kam. Denn auch, wenn er etwas abseits wohnte, profitierte er noch von den Wachen der Menschen, da er diese die meiste Zeit über auch von hier aus hören konnte. So wie jetzt. Eigentlich waren diese Tiere nicht gefährlich, so lange man in den Höhlen blieb. Die Wyvern sahen nicht besonders gut, verließen sich mehr auf ihr Gehör, schnappten beim kleinsten Geräusch zu. Wenn man sich also ganz still verhielt, hatte man meistens gute Chancen, ihnen zu entkommen. Zumindest, so lange man sich in den Höhlen befand und sie einen nicht riechen konnten. Das Problem war nun aber, dass die gläserne Verkleidung von Daoryns Höhle, die sonst recht vorteilhaft war, in diesem Fall völlig versagte. Die anderen Menschen hatten ihre Türen getarnt, sie in den Farben der Felsen bemalt oder einfach mit Sand verkleidet. So waren sie bei einem solchen Sturm kaum noch vom restlichen Felsen zu unterscheiden. Seine Tür jedoch bestand aus Glas und schien somit strahlend in jedem dünnen Lichtstrahl, der durch den Sand drang. Dieses Glitzern konnte selbst der Wyvern nicht übersehen. Leider konnte man dagegen nichts tun. Es gab keine Möglichkeit, das Glas von außen abzudecken oder daran zu hindern, zu glänzen. Daoryn hatte wirklich schon alles versucht. Jetzt nahm er ein dunkles Tuch von dem Regal und hängte es vor den Eingang, griff dann nach Zeros Hand und zog ihn mit sich ins hinterste Eck. Der Trick war, die Höhle so zu verhängen, dass es aussah, als ob einfach ein Stück Glas vom Schottplatz hier her geflogen wäre und sich verhakt hatte. Wenn der Wyvern dann noch nichts hören konnte, würde er auch wieder ablassen und weiterziehen. Hoffentlich... Er blieb ganz still, wie es Daoryn wollte, denn Zero wusste, dass dieser schon einen Grund dafür haben musste. "..." Schweigend drängte er sich zusammen mit diesem in die Ecke und wartete ab... Draussen kam das Wyvern näher, es kroch förmlich durch den Sturm näher und erspähte schon nach kurzem das seltsam leuchtende Objekt. Langsam kroch er näher und man hörte ein tiefes, grollendes Knurren vom Inneren der Kreatur, als diese schon sehr nahe war. Die beschuppte Kreatur starrte das seltsame Objekt an. Doch als es näher kam und daran schnupperte, roch es seltsam. Einerseits roch es Menschen... aber nur sehr mangelhaft. Mehr stach der Geruch des Glases hervor. Von innen sah man, wie es vor der Tür langsam finster wurde... wie das Monster näher kam. Den Umriss sah man nur wie ein Schatten, welcher sich über die Tür und somit das Tuch legte. Es kam näher, kriechend langsam aber unerbittlich. Wieder das Knurren von aussen. Wie erstarrt sassen die beiden Menschen da, ganz hinten in einer Ecke. Das Wyvern würde sie nicht erreichen, das stand fest, doch wäre eine aufgebrochene Türe sicherlich verheerend. So blieb ihnen nichts weiter übrig, als zu warten und in absoluter Stille zu verharren. Einige Minuten schnupperte das Wyvern an der Tür... ehe es endlich das Weite suchte und sich desinteressiert abwandte. Sie hatten es geschafft. Zeros Herz klopfte wie wild vor Angst und Nervosität. Doch nun war die Gefahr vorüber, das Monster zog mit dem Sturm weiter auf der Suche nach Fressbarem. "..." Noch immer wie erstarrt sah Zero die Tür an, wagte es nicht sich zu bewegen. Daoryn ließ zischend die Luft aus seinen Lungen, von der er sich gar nicht bewusst gewesen war, dass er sie angehalten hatte. Er machte einen vorsichtigen Schritt und schob das Tuch ganz leicht zur Seite. Nein, der Wyvern war definitiv weg. Er stellte keine Gefahr mehr dar. Sie hatten wirklich verdammtes Glück gehabt. Er fuhr sich durch die Haare und ging dann zu Zero, berührte ihn vorsichtig am Arm und lächelte beruhigend. "Ganz ruhig, wir haben es überstanden.", beruhigte er den anderen. Er konnte sehen, wie dieser Angst gehabt hatte, was nur verständlich war. Für ihn, der um die Gefahr wusste, diese Tiere kannte, war es ja schon schlimm genug. Aber für jemanden, der nicht wusste, welcher Schrecken dort lauerte, nicht wusste, was auf ihn zukam, musste diese Situation wirklich beängstigend sein. Er zog Zero wieder zum Bett, drückte ihn vorsichtig darauf, sodass er wieder dort saß. Dann kniete er sich vor ihn und sah ihn ernst an, versuchte, ihm irgendwie diese Angst wieder zu nehmen, in dem er ihm genau erklärte, was diese Tiere waren und welche Gefahr sie für die Menschen darstellte. Als er fertig war, damit, suchte er noch einmal in seinem Regal und drückte Zero ein paar rote Beeren in die Hand. "Iss das, das ist gut auf den Schreck.", erklärte er, aß selbst eine handvoll. Die Beeren schmeckten zwar nicht besonders gut, aber sie halfen, den Kreislauf wieder zu beruhigen. Das kam daher, dass sie etwas vergoren waren und dadurch einen gewissen Anteil an Alkohol enthielten, der den Körper wieder beruhigte. Etwas besseres gab es eigentlich gar nicht. Sicherlich eine Gute Idee für alle, welche sich an ein Mindestmass an Alkohol gewohnt waren. Nicht aber bei Zero. Brav ass er die Beeren auf und beruhigte sich wieder etwas. Nun wusste er, WAS diese Biester waren. Und vor allem, wann sie eine Gefahr darstellten und wie man dieser ausweichen konnte. Eine Weile geschah erst einmal nichts weiter, doch dann wurde Zero irgendwie... schwummrig. Nervös über das fremde Gefühl sah er Daoryn ängstlich an. "Ich... irgendwie fühle ich mich.. seltsam.", meinte er zögerlich und schüttelte den Kopf, als ihm auf einmal schwindlig wurde. Zero hatte noch nie irgendwelche Krankheiten oder Drogen gehabt. Darum reagierte sein Körper umso extremer auf diese. Der Alkohol, für andere höchstens etwas erheiternd, wenn nicht sogar ohne jegliche Reaktion, schlug bei ihm voll ein und ihm wurde etwas übel. Auch die erste Krankheit, sei sie auch noch so schwach und ungefährlich, würde bei ihm zu grossen Komplikationen führen. Immerhin hatte sein Körper noch kaum Abwehrstoffe. Wie ein Kleinkind eben. Gut, dass in den Beeren nicht allzu viel Alkohol war, so war es auch nicht so schlimm. Doch immerhin schlimm genug, dass Zero leicht wankte und immer wieder mit Kopfschütteln versuchte die Benommenheit zu verdrängen. Daoryn kaute seine Beeren und schluckte sie dann genüsslich, sah zufrieden, wie auch Zero sich wieder zu beruhigen schien. Es half eben meistens doch, wenn man wusste, vor was man da Angst hatte. Und so schlimm die Wyvern auch waren, wenn man wusste, wie man mit ihnen umzugehen hatte, stellten sie wirklich die kleinere Gefahr dar, im Vergleich zu manch anderen Dingen. Doch als der dann anfing, so komisch hin und her zu schwanken und irgendwie leicht blass im Gesicht wurde, runzelte Daoryn erschrocken die Stirn. Was war denn mit dem los? Er hielt ihn fest und bugsierte ihn so, dass er sich ganz auf das Bett legen konnte, stand dann auf, um ihm seinen Becher wieder mit Wasser zu füllen. Konnte es sein, dass jemand so extrem auf die paar Beeren reagierte? Selbst die Kinder vertrugen diese Menge absolut problemlos! Er seufzte und schüttelte den Kopf, half dann Zero, den Becher leer zu trinken. Gut, keine Beeren mehr für den Mann! "Tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass du das so überhaupt nicht verträgst. Keine Angst, das geht gleich wieder vorbei. Bleib einfach ruhig liegen, dann ist es nicht so schlimm." Er sah Zero entschuldigend an und legte ihm dann ein feuchtes Tuch auf die Stirn. Tja, das war wohl keine gute Idee gewesen... Zero stöhnte leise, blieb aber liegen und schloss die Augen. So schwer die Wirkung auch gewesen war, so rasch schien sie nachzulassen. Vermutlich dankt dem Wasser. Draussen brauste es, doch langsam schien der Sturm an Kraft zu verlieren. Nun würde bald die letzte Phase von diesem eintreten: die schlimmste. Unbarmherziger Wind und Tonnen weise Sand. Selbst die Bewohner der Stadt wussten dies und machten schon mal überall Licht. Denn bald würde man die Hand vor Augen nicht mehr erkennen können. Nach einige Minuten ging es Zero wieder bedeutend besser. Sein Körper hatte sich etwas mehr an die Droge gewöhnt und hatte begonnen, diese rasch abzubauen. Doch nun kam etwas anderes. Ein seltsames Gefühl, dass Zero aber kannte. Man hatte es ihm ins Gehirn projiziert, damit er auch wirklich stubenrein war bei seinem neuen Besitzer. "Daoryn...", begann er leise und sah diesen an, "Ich... muss mal." Zumindest hoffte er das. Wenn es sich bei diesem Gefühl NICHT um Harndrang handelte, so würde er wieder nervös werden. Auch wenn die Tyranths sich bei Prototypen wie ihm nicht so viel Mühe gaben, so hatten sie die wichtigsten Dinge zumindest beachtet. Zero war also schon im Stande, seinen Körper und dessen ganz eigene Sprache zu verstehen. Daoryn saß neben ihm und strich ihm etwas beruhigend durch die Haare, wartete, dass es ihm wieder besser gehen würde. Er sah immer wieder gedankenverloren durch die Tür, beobachtete den Sturm und wartete eigentlich schon seit etwa einer Stunde darauf, dass es wieder schlimmer werden würde, der Sand nur so gegen die Türe schlagen würde. Hoffentlich bekam Zero dann keine Angst. Da wurde es nicht nur ziemlich laut, nein, die Glastüre wackelte jedes Mal bedrohlich, als ob sie bei der nächsten Böe einfach nachgeben würde. Als diese Tür ihren ersten Sturm durchlebt hatte, hatte er wirklich mehr als gezittert, gebetet, dass sie halten würde. Von Zeros Worten aus seinen Gedanken gerissen starrte er diesen ziemlich erschrocken an, wurde dann ein bisschen rot. Gut, es war ja schon einmal etwas, dass der andere dieses Bedürfnis kannte. Das erleichterte ihm die Sache ungemein. Etwas verlegen zog er eine alte verbeulte Tonne heraus, wurde noch ein bisschen röter. "Ähm... du kannst jetzt nicht draußen... und... eh... einfach da rein.", stammelte er verlegen und sah Zero unsicher an. "Du weißt doch, wie... wie das funktioniert, oder?", fragte er unsicher nach. Die Peinlichkeit, ihm das zu erklären hätte er sich wirklich gerne erspart. Er schob die Tonne noch etwas zu Zero und drehte sich dann weg, setzte sich vor die Tür und beobachtete weiter den Sturm, entschlossen, erst wieder zu gucken, wenn der Mann fertig war. Und oh ja, er hoffte WIRKLICH, dass Zero DAS auch alleine konnte. Zero sah etwas unsicher auf die Tonne. War das nicht... unhygienisch? Aber hier draussen nahm man es mit der Hygiene sicherlich nicht allzu ernst. Daher setzte er sich auf und versuchte, das erste Mal in seinem Leben, sein Geschäft zu verrichten. Es klappte sogleich und er war froh darüber. Dass es Daoryn peinlich war, hatte Zero bald gemerkt und so war er froh darüber diesem nicht noch mehr Unannehmlichkeiten zu bereiten. Als er fertig war tippte er Daoryn leicht an. "Ich... bin fertig.", sagte er leise und hoffte, dass Daoryn dadurch nicht peinlich berührt sein würde. Draussen wurde es langsam dunkler, lauter. Nun kam der wahre Sturm! Plötzlich knallte die Tür laut, wurde eng an die Höhlenmauer gedrückt und ratterte lauthals. Sand verdunkelte mit einem Schlag alles um sie herum. Zero zuckte heftig zusammen und starrte auf die Tür. "Was..?", fragte er unsicher und wusste nicht so ganz, ob er sich Sorgen machen musste oder nicht... mit weit über 500 Stundenkilometer knallte der Sturm gegen die Klippen, liess diese leicht erzittern unter dieser Naturgewallt. Wer den Eingang seiner Höhle dem Wind zugewandt hatte, würde diesen Sturm nicht überleben... Leider war dies bei manchen der Fall. Ihre Türen wurden in die Höhle geschleudert und der Sand füllte binnen Sekunden alles auf. Doch die Menschen versuchten alles, sich zu retten. Sie stemmten sich mit all ihrer Kraft gegen die Türen. Nicht alle würden diesen Sturm überleben... denn es war einer der heftigsten seit Jahren. Wie dicke Wolken zog der Sand an ihnen vorbei und schob sich in Massen über die Siedlung. Eine der Wanderdünen schob sich über diese hinweg und immer weiter. Gut, denn wenn diese direkt über der Siedlung zum Liegen gebracht wäre, wären die Menschen dem Tode geweiht gewesen. Daoryn wartete mit rotem Kopf, bis Zero fertig war und nickte dann erleichtert. Er schob die Tonne wieder zurück an ihren Platz. Natürlich war diese Lösung nicht so sonderlich toll, aber wenn man tagelang in eine Höhle eingeschlossen war, kam es darauf dann auch nicht mehr an. Und ansonsten erledigte er solche Dinge draußen. Da war es dann auch egal. Als die Türe plötzlich laut knallte, fuhr auch er zusammen, warf einen prüfenden Blick in ihre Richtung. Nun, sie würde halten. Zumindest, solange es nicht noch schlimmer wurde. Aber das glaubte Daoryn kaum. Es war schon so einer der heftigsten Stürme, die er je erlebt hatte. Er legte Zero beruhigend eine Hand auf den Arm und schüttelte kurz den Kopf. "Keine Sorge, das hält. Diese Tür fliegt uns nicht so schnell um die Ohren, dafür habe ich schon gesorgt. Und wenn das hier vorbei ist, dann haben wir es auch endlich überstanden.", versprach er zuversichtlich. Im düsteren Licht der Öllampe schien die Höhle fast ein bisschen bedrohlich und viel enger, als vorher. Aber das ließ sich nicht ändern. Besser, als da draußen zu sein. Hoffentlich hatten es auch die Menschen alle geschafft, sich rechtzeitig in ihre Höhlen zu flüchten. Wenn die Wächter immer noch da oben gestanden hatten, waren sie jetzt wohl nicht mehr da. Denn auch, wenn es da oben nicht so schlimm war, würden sie diesen Sturm nicht überstehen. Gut, IHM konnte das egal sein, aber er war schließlich nicht herzlos. Diese Wächter hatten ihm, wenn auch unbewusst, schon mehr als einmal das Leben gerettet. So wie heute. Und dafür war er ihnen dankbar, wünschte ihnen nicht den grausamen Tod in einem Sandsturm. Zero starrte nach draussen und schwieg. Der Sturm tobte sich einfach herzlos aus, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Wachen hatten sich in den engen Nischen zurückgezogen. Dort waren sie zwar nicht völlig sicher von den Sandkörnern, die wie kleine Geschossen durch die Luft fegten, doch wenigstens wurden sie nicht mitgerissen. Dieser Teil des Sturmes barg nie Sand-Wyvern in sich, denn sogar diesen war der Sturm zu heftig. Er fegte alles, was nicht fest im Boden verankert war hinfort. Darum war es den Menschen auch nicht möglich hier irgendetwas anzupflanzen. Nur in versteckten Nischen der Klippen verbargen sich Wurzeln und Pflanzen und überstanden selbst die schlimmsten Stürme. So wie diesen. Zero hatte wirklich etwas Angst, denn immer wieder ratterte die Tür und wackelte heftig. Ein schrecklicher Sturm, den sogar die Tyranths in ihrer geschützten Stadt nicht erwartet hätten. Die grosse Glaskuppel knarzte laut und viele der Bewohner der Stadt befürchteten schon das schlimmste... Doch hielt die Kuppel, genau wie auch die Tür hielt. Sehr schnell begriff Zero, dass diese Laute scheinbar normal waren. Also entspannte er sich etwas mehr und sah raus. Die Höhle war fast gänzlich finster, nur die alte Öllampe schenkte ihnen etwas Licht. Ein kleiner Trost. Doch irgendwie... wurde Zero warm ums Herz. Es war, wenn auch mit diesem dunklen Nachgeschmack, irgendwie gemütlich. Und das besonders, weil der Junge bei ihm war. Diese ganze Situation hatte etwas familiäres, etwas, das Zero genoss. Sie schwiegen eine ganze Weile und sahen dem Toben draussen zu. Ob dieser Sturm ein böses Ohmen war? Würde sich das Klima dieser Welt auch verändern? Durchaus möglich, doch würde dies Jahr-Millionen dauern. Zero blieb ruhig, wollte Daoryn nicht auch noch mit seiner Angst anstecken. Er wollte nur eines: diese Stille geniessen. Diese Geborgenheit. Ja... Geborgenheit. Nie hatte er die Bedeutung dieses Wortes begriffen. Immer nur in dieser Welt aus Maschinen, mit Bildern im Kopf, welche ihn auf das Leben als Sex-Sklaven vorbereiteten. Immer nur das leise Piepsen der Geräte... diese kalte, grausame Welt aus Metall, Glas und Experimenten an Menschen hatte er hinter sich gelassen. Nun war er hier, in einer richtigen Welt, keiner aus künstlichen Materialien und Illusionen, welche ein Computer in jedes Hirn schaltete. Er war... frei. Und auch wenn diese Welt viele Gefahren barg, auch wenn viel Leid auf ihn zukommen möge, er freute sich. Er genoss jede einzelne Sekunde, die er mit Daoryn in dieser Höhle verbrachte. Das Leben hatte er endlich erlangt, so lange hatte er es sich gewünscht... hatte sich innerlich geheim nach dieser gesehnt. Er hatte gespürt, dass die Glaswelt, aus welcher er kam, nicht der Ort waren, an den er gehörte. Nun endlich war er an einem Ort, der ihm viel schöner erschien. Daoryn lächelte aufmunternd, und kuschelte sich etwas in das Bett, lehnte sich hinten an die Wand. Er nahm sich endlich Zeit, den anderen etwas genauer zu beobachten, die Gesichtszüge unter die Lupe zu nehmen. Die schönen, grünen Augen mit dem Braunstich, die langen, schwarzen Haare. Alles so völlig anders, als bei ihm selbst. Aber es stimmte, Zero war wirklich ein sehr hübscher Mensch. Was ja nicht verwunderte, da er von den Thyrants irgendwo genau dafür gezüchtet worden war... Er schüttelte ärgerlich den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden. Nein, er würde Zero nicht auf diese Züchtung reduzieren! Nicht einmal im Entferntesten! Er war ein Mensch, wie jeder andere und er hatte es verdient, wie einer behandelt zu werden. Er war sehr schön und gut! Es spielte doch schließlich keine Rolle, warum er das war! Sein Blick wanderte weiter. Zeros Körper schien recht kräftig zu sein, unter der Haut konnte man bei jeder Bewegung die Muskeln erkennen. Eigentlich verwunderlich, wenn er wirklich sein ganzes Leben in diesem Behälter verbracht hatte... Aber die Thyrants hatten auch dafür eine Lösung, nicht wahr? Und es war wirklich gut, denn so würde der Mann, wenn er es einmal gelernt hatte, kein Problem damit haben, sich zu verteidigen oder jagen zu gehen. Nicht so, wie er selbst. Denn auch, wenn man den Thyrants große Körperkraft nachsagte, war er selbst nicht gerade damit gesegnet worden. Wäre ihm wahrscheinlich lieber gewesen, als das Aussehen. Aber das konnte man sich eben nicht heraussuchen. Und wenn er ehrlich war, mochte er seine Haare und seine Augen fast genau so sehr, wie seine dunkel Haut. Beides hob ihn von den anderen ab, die hier lebten, machte ihn zu etwas Einzigartigem. Wenn auch vielleicht nur dadurch... Er seufzte und drehte seinen Kopf wieder zur Tür. Diesen Teil des Sturmes hatte er immer gehasst. Man sah überhaupt nichts, nur Sand, und es war stockfinster. Jedes Mal, wenn er so im Dunkeln gesessen hatte, hatte er sich schrecklich einsam gefühlt. So sehr, dass es schon fast körperlich weh tat. Aber jetzt, jetzt war es irgendwie anders. Er war nicht mehr alleine hier. Und plötzlich erschien die Höhle auch gar nicht mehr so dunkel, der Sturm überhaupt nicht mehr so schlimm. Was Einsamkeit doch alles verändern konnte... Auch Zero fühlte sich erfrisch und sehr viel besser als in diesem Gefäss... Daoryn hatte nicht nur seinen Körper gerettet. Sicherlich auch seine Seele. Die Unschuld, die bei dem Jungen sehr viel besser aufgehoben war als bei irgend einem Tyranth, welcher ihm mit Hieben und Geschrei das Leben beigebracht hätte. Zero starrte noch immer raus, doch dann drehte er etwas den Kopf und... Erstarrte, als er Daoryn auf dem Bett sah... in seinem Hirn machte etwas 'Klick' und sein 'Programm' war aktiviert. Automatisch, ganz instinktiv stand er auf und ging bis zum Bett. Doch vor diesem blieb er stehen. Etwas in ihm warnte ihn... doch der Zwang Daoryn zu küssen war zu überwältigend. Langsam beugte er sich vor, sah Daoryn tief in die Augen und küsste ihn dann sanft. Alle Bilder spielten sich schon in seinem Kopf ab, was er als nächstes tun musste. Er stieg auf das Bett und kam dem Jungen gefährlich nahe. /Was mache ich hier?!/, fragte er sich selber und erstarrte, als er dem völlig überrumpelten Blick Daoryns sah. Langsam griff er sich an den Kopf und schloss die Augen. "Tut... tut mir Leid...", murmelte er leise und wicht von dem Jungen so weit wie nur möglich zurück. War er denn des Wahnsinns?! Er setzte sich auf den Boden und zog die Beine an, schlang die Arme darum und sah drein wie ein geprügelter Hund. Er wusste, das er das nicht hätte tun dürfen, doch er hatte es getan... nun war Daoryn sicher wütend. Warum auch nicht? Man hatte ihn gelernt nur jemanden zu küssen, wenn dieser es wollte oder es verlangte. Warum also hatte er es einfach so getan? Zero wusste es nicht, doch machte es ihm Angst. Er hatte die Kontrolle völlig verloren... "..." Betrübt und schuldbewusst sah er zu Boden. Daoryn starrte den anderen nur mit offenem Mund an. Was... was war das denn gerade gewesen...? Mit einiger Mühe klappte er den Mund wieder zu und fuhr sich über die Lippen. Konnte es sein, dass Zero ihn gerade geküsst hatte? Ungläubig sah er den anderen an, war lange Zeit überhaupt nicht in der Lage, sich zu rühren. Dann, als sich sein Gehirn endlich wieder einschaltete, machte es auch bei ihm 'Klick'. Er verstand sehr wohl, warum Zero ihn geküsst hatte. Schließlich hatte der ihm erzählt, zu was ihn die Thyrants konzipiert hatten. Wahrscheinlich hatten sie ihn darauf jahrelang gedrillt... Daoryn seufzte und stand dann auf, ging zu Zero und setzte sich neben ihn, konnte den Drang nicht unterdrücken, ihm einmal tröstend über die Haare zu streichen. Wie einem kleinen Kind. "Mach dir keine Gedanken.", murmelte er leise. "Du kannst da nichts dafür... es war ja keine Absicht...", versuchte er, ihn zu beruhigen. "Außerdem lebe ich ja noch.", scherzte er, lächelte wieder. Er nahm Zeros Hand und zog ihn hoch. "Du solltest nicht auf dem kalten Steinboden sitzen. Nachher wirst du noch krank.", erklärte er und drückte ihn wieder auf das Bett. Gut, wie erklärte man jetzt schlafen? "Du solltest schlafen. Du bist bestimmt müde... einfach hinlegen und die Augen zu machen, an gar nichts denken. Der Schlaf kommt dann von alleine, wirst du schon sehen.", versuchte er, Zero das begreiflich zu machen. Er deckte ihn ein wenig zu und setzte sich dann wieder vor die Türe, aber erst, nach dem er die Lampe ausgemacht hatte. Er war zum einen überhaupt nicht müde und zum anderen sollte er sich vielleicht nicht unbedingt zu Zero legen. Wer wusste schon, auf was für Ideen der sonst noch kam... Zero tat, was Daoryn ihm gesagt hatte und schloss die Augen. An nichts denken... das war leichter gesagt als getan für ihn. Er schwieg und versuchte sich nur auf das Rauschen des Sturmes zu konzentrieren. Und tatsächlich gelang es ihm, einzuschlafen. Draussen tobte der Sturm weiter, würde nicht so schnell enden, wie es schien. Alles war getaucht in ein dunkles Braun und die Türe Knarrte und knirschte immer wieder laut unter den Strapazen auf. Noch gute 7 Stunden würde es so weitergehen. Zero schlief den ersten Schlaf seines Lebens und erholte sich von seinem ersten Tag in seinem Leben. Daoryn derweilen sass wartend weiter vor der Tür und sah hinaus in den Sturm... Kapitel 2: Angriff der Rypton ----------------------------- ********* Kommentar ********* OO' das erste Kapitel wurde ETWAS lang XD... Wir werden versuchen nicht mehr allzu grosse Kapitel zu schreiben und wir hoffen, euch ist der Einstieg in die Geschichte leicht gefallen.^^ Es hat sehr viele Klischees, ich weiss vv' aber wir werden uns Mühe geben es zu einem Shonen-ai der Extraklasse mutieren zu lassen XD. Auch wenn ich jeden Post nochmal durchgehe mit Word, um die gröbsten Fehler zu tilgen, hat es sicherlich immer noch welche. Das tut uns Leid, aber jeder, der mit Tastatur schnell schreibt, wird diese Fehler kennen, wenn man zwei Buchstaben vertauscht XD Also dei, statt die. Naja, wünsche euch noch viel Spass beim Lesen^^ ps: ich (mythori) habe angefangen Konzepte zu zeichnen. Darunter werden meistens die Tiere und vor allem die Wyvern sein. Zwei davon habe ich schon: Mongy (blöder Name, ich weiss vv) und Rypton.^^ es kommen noch mehr! ************************************************************* Daoryn saß immer noch vor der Türe aus Glas und sah nach draußen, beobachtete den langsam abebbenden Sturm. Der Sand wirbelte weniger durch die Gegend und langsam aber sicher konnte man immer weiter sehen. Hauptsächlich auf Hügel aus Sand, die sich über alles gelegt hatten, was ihnen im Weg war. Wie eine Decke aus Schnee glitzerte der Sand in der Sonne, die sich langsam aber sicher durch die letzten Böen kämpfte und alles wieder erhellte. Auch die Höhle von Daoryn. Es war wie ein Sonnenaufgang, nur noch viel befreiender. Langsam stand er auf und streckte seine Glieder, sah lächelnd zu Zero. Der Mann war tatsächlich eingeschlafen. Wahrscheinlich war er wirklich ziemlich müde gewesen. Irgendwie verständlich nach so einem Tag. Er würde sich wohl an das harte Leben hier draußen erst gewöhnen müssen. So, wie an alles andere eben auch. Daoryn schlich auf leisen Sohlen am Bett vorbei und suchte sich etwas Wasser, trank in großen Schlucken und setzte sich dann neben das Bett, um Zero etwas beim Schlafen zuzusehen, bevor er ihn wecken musste. Denn irgendwann, wenn der Sturm ganz weg war, mussten sie nach draußen und sehen, was noch zu retten war. Er musste nach seinen Pflänzchen sehen und sie notfalls unter dem Sand hervor graben. Zum Glück brauchte er nicht so viel Schlaf. Das war ein entscheidender Vorteil gegenüber den Menschen, die sich trotz der langen Zeit nicht so ganz an den Tagesrhythmus gewöhnen konnten. Da war er mit seinen 'dreckigen' Genen klar im Vorteil. Er fuhr sich durch die Haare und betrachtete das Bett. Das würden sie auch noch einmal eines brauchen. Denn, wenn sie nicht gerade stapeln wollten, würde es ziemlich eng werden. Er selbst war ja schon nicht gerade klein, aber Zero übertraf ihn wirklich noch um einiges. Da wollte er lieber gar nicht probieren, ob das Bett sie beide hielt. Zero schlummerte derweilen weiter, ohne zu wissen, wie viel Umstände er Daoryn bereitete. Auch nicht, dass noch viel auf sie beide zukommen sollte. Draussen verliessen die ersten Leute ihre Höhlen und sahen sich entsetzt um. Der Sturm hatte alles zerstört... selbst der Schrottplatz war begraben unter Sand. Hätte Daoryn Zero nicht gefunden, wäre dieser nun unter Tonnen von Sand begraben und würde langsamen und qualvollen Erstickungstod ins Auge blicken. Doch dieses Schicksal war ihm erspart geblieben... denn verdient hätte er es nicht. Doch viele Leute litten und starben die grässlichsten Tode hier draussen, ohne es 'verdient' zu haben. Hier draussen überlebten nur die Starken und meist waren dies die Bösen. Auch diesmal hatte es viele Familien erwischt.. Begraben unter der Sanddecke, die sich angehäuft hatte. Doch s leicht gaben Menschen nicht auf. Denn dies war ihre grösste Stärke: Durchhaltevermögen und Willenskraft. Wer Hier draussen aufgab, war so gut wie tot. Sogleich begannen die Überlebenden zu buddeln, was das Zeug hielt. Sie würden den Verschütteten helfen, zu viele Kinder hatte es erwischt! Leise weinten diese unter den Sandmengen... wollten wieder an die frische Luft. Doch es würde lange brauchen, den ganzen Sand zu entfernen. Und noch grösser als die Gefahr abzurutschen und unter nachrutschenden Sand zerquetscht zu werden, war die Gefahr durch die Jäger dieser Wildnis. Blaue, gefrässige Fleischfresser, die etwa 1 1/2 Meter Rückenhöhe hatten, einen Schnabel wie ein Vogel aber unglaublich scharf und kräftig. Drei kräftige Vorderkrallen und kraftvolle Beine, mit denen sie weit springen konnten und ihre Opfer so im Sprung erlegten. Rypton, nannte man diese Tiere. Raptore, Jäger der Wüste. Sie kamen meist nach den Sandstürmen um die Kadaver einzusammeln. Assfresser aber auch gefürchtete Monster, die alles angriffen, was sich bewegte oder nach Ass stank. Sie würden kommen... und sie würden bald kommen. Das wusste jeder. Und darum mussten sich die Menschen beeilen, denn die Zeit war ihr grösster Feind in dieser kalten Welt aus Tod und Verderben. Auf den Klippen kamen die Wächter aus ihren Nischen hervor und sahen sich um. Die Sirene hatte den Sturm überstanden, doch mussten sie sie vom Sand reinigen, der sich in ihr abgesetzt hatte. Es war wichtig, dass sie funktionierte, denn ein Versagen im Notfall wäre verheerend. Zur Prüfung liessen sie sie erklingen, nur einmal. Alle Menschen horchten auf, hofften, dass es bei einer Warnung blieb... und tatsächlich. Allgemeines Aufatmen. Es war nur ein Test. Gut, denn immer, wenn die Sirene mehr als einmal heulte, bedeutete dies Gefahr. Sie packten sich Schaufeln und alles, was man als solche verwenden könnte und begannen mit der Bergung. Wölfe assistierten hierbei. Sie waren deutlich grösser als jene, welche die Menschen einst auf der Erde gezähmt und für sich benutzt hatten, doch waren sie auch hier des Menschen bester Freund. Das goldig schimmernde Fell war typisch und eine gute Tarnung im gleichfarbigen Sand. Nun schnüffelten sie in diesem herum, auch wenn der Wind ihnen Sand in die Nase und in die Augen wehte. Dort, wo die empfindlichen Nasen etwas erschnüffelten, begannen die treuen Tiere sogleich zu buddeln. In der Höhle bei Zero und Daoryn war es noch still, zwar hörte man das Heulen der Sirene, mehr jedoch nicht. Der Wind flachte endlich gänzlich ab und alles war auf der Hut. Durch den lauten Klang der Sirene schreckte Zero aus seinem ersten Schlaf auf und sah sich leicht belämmert um. "..." Was ging vor sich? Fragend und etwas unsicher sah er Daoryn an. Es fühlte sich irgendwie angenehm an, geschlafen zu haben. Er fühlte sich fit und erfrischt... federleicht und ungemein gesund. Ob das immer so war, wenn man schlief? Also war das eine Erholung für den Körper! Dies schloss der Slaves aus diesem wieder mal ungemein faszinierendem Erlebnis. Wäre die Lage nicht gerade so verzwickt, Zero hätte sich darüber gefreut wie ein kleiner Hund über ein neues Spielzeug. Doch da Daoryn scheinbar nicht nervös wurde beim Klang der Sirene, die sogleich wieder verstummte, beruhigte sich Zero von alleine und seufzte erleichtert. Gut... wenigstens etwas Ruhe. Er sah zur Tür und stand auf. Neugierig warf er einen Blick raus. "Es ist vorbei.", stellte er fest und freute sich über dieses kleine Erfolgserlebnis. Mit grosses bewundernden Augen bestaunte er die fabelhafte Aussicht, die man von hier oben hatte. Man sah weit über den Horizont der am Boden lebenden hinweg. Weit entfernt hatte es Klippen und nicht sehr weit weg stand die riesige Stadt. Eine Seite von dieser war beinahe gänzlich begraben von Sand. Das würde wieder eine Arbeit für den Abschaum sein... Zero aber hatte anderes zu bestaunen. Fasziniert sah er in den wunderschönen, blauen Himmel und auf den Goldenen Sand. Hin und wieder hatte sich der Sand rot verfärbt, weil der Sturm Sand vom Innern der Wüste weiter im Süden hergetragen hatte und dieser war rot. Eine Rote Wüste, die man auch Karnek, Wüste des Todes nannte. Nicht aber wegen der Hitze oder dem Wetter... nein... DORT hausten die schrecklichsten Wyvern, die man sich nur vorstellen konnte. Riesige Ungeheuer, mit gigantischen Flügeln. Würmer, die im Sand lebten und alles verschlangen, was auf diesem lief. Es war ein Ort ohne Wiederkehr... Doch Zero interessierte nur der rote Sand. Rot... das war.. eine schöne Farbe! Rot, gelb... Bisher hatte er nur eine gesehen: Grün. Zero sah zu Daoryn, hoffte, dieser würde ihm erlauben das ganz genauer anzusehen. * Daoryn hatte die Ohren gespitzt, als die Sirene losgegangen war, atmete nun aber erleichtert auf. Gut, es schien ja so weit alles in Ordnung. Er wuschelte sich durch die Haare und ging dann zu Zero. "Ja, es ist vorbei.", bestätigte er. "Hast du gut geschlafen?", fragte er weiter, als er wieder den Wasserkanister hervorholte und ihnen beiden einschenkte. Sie müssten jetzt beide da raus und da war es nur gut, wenn sie genügend Wasser im Körper hatten. Denn dort war es jetzt alles andere als angenehm. Direkt nach einem solchen Sandsturm war es fast noch unerträglicher, als in ihm. Denn während in einem Sturm der Sand den Himmel verdunkelte, prallte die Sonne nun ungehindert auf den Sand, erhitzte ihn so sehr, dass man bald nicht mehr darauf laufen konnte. Es herrschte nicht einmal die Andeutung eines Lüftchens und in ein paar Stunden würde die Luft in der Hitze flimmern, sodass die Wachen nicht mehr sehr weit sehen konnten. Aber spätestens dann bräuchten sie sich keine Sorgen mehr darüber zu machen, denn dann musste jeder wieder in den schützenden Höhlen sein, die zumindest ein bisschen Kühlung versprachen. Bis dahin mussten sie mit den Bergungen fertig sein und wer dann noch nicht ausgegraben war, der hatte kaum noch eine Chance zu überleben. Sie konnten nur noch schweigend ausharren und hoffen, dass die Ryptons sie nicht fanden. Daoryn seufzte und reichte Zero den Becher. "Du musst viel trinken. Wir müssen nämlich jetzt raus und den anderen helfen.", erklärte er, suchte sich ein dünnes, weißes Tuch, das aus dem gleichen Stoff gemacht war, die seine Kleidung und schlang es sich um den Kopf und den Hals, als Schutz vor der Sonne. Zero würde wieder seinen Mantel bekommen. Der hatte eine Kapuze, die den gleichen Zweck erfüllte. Er schritt durch die Höhle, schob Dinge hin und her und machte sich schließlich daran, die Türe zu öffnen. Nicht unbedingt ein sehr einfaches Unterfangen und als er es geschafft hatte, rieselte ihm erst einmal eine halbe Tonne Sand entgegen, verteilte sich auf dem Boden. Daoryn seufzte frustriert und betrachtete die Sauerei. Na, das müsste er später wegmachen! Noch ein letztes Mal ging er zu dem Regal und zog zwei bräunliche, fast schon verschrumpelte Blätter hervor, goss ein wenig Wasser in sein Glas und legte sie hinein, dass sie sich vollsogen, wie Schwämme. Eines davon nahm er selbst, das andere hielt er Zero hin. "Das nimmst du in den Mund und kaust es. Nicht schlucken! Es hilft gegen die trockene Wüstenluft.", erklärte er lächelnd und half Zero dann dabei, den Mantel anzuziehen. Zufrieden nickte er und nahm die Hand des Mannes. "So, lass uns gehen." Zero sah Daoryn bei allem zu, trank, was dieser ihm gab und zog sich den Umhang um. Es war stechend heiss draussen und schon jetzt flimmerte es heisst über dem goldenen Wüstenstaub. Zero war ganz aufgeregt! Er durfte raus! Endlich! Rasch ging er zur offenen Tür und hinaus. Es war heiss, doch er achtete sich nicht darauf, sondern betrachtete fasziniert die Umgebung. "..." Es war wirklich noch schöner als durch das Fenster der Tür hindurch. Überall Gold und rot, wohin das Auge blickte! Daoryn hinter ihm gab ihm einem Schubser und Zero verstand. Er sollte runter. Also begann er an der Wand hinunter zu klettern. Der Boden schien gestiegen zu sein um gut zwei Meter, denn er kam früher an als erwartet. Unten kam er ohne Schuhe auf den heissen Sand auf und quietschte erschrocken auf. Rasch flüchtete er sich in den Schatten der Klippe und sah Daoryn fast flehend an. Ohne Schuhe oder sonstigen Schutz würde er nicht weit kommen. Die Menschen derweilen sammelten sich und begannen mit der harten Arbeit... sie schaufelten von oben nach unten den Sand weg, so schnell sie es nur konnten. Das Unheil war schon unterwegs... Blaue Leiber schnellten durch die flimmernde Luft der Wüste, rasend schnell und die kleinen, gelben Augen suchend in alle Richtungen. Keine Spuren hinterliessen die schnellen Wesen auf dem Sand, der sich unter den raschen Schritten einfach in kleine Krater verteilte. Leises, gurrendes Fauchen war zu hören, als das Alpha-Tier, das als einziges einen langen, blauen Kamm auf dem Hinterkopf hatte, sich auf die Siedlung zubewegte. Es waren im ganzen 6 Tiere, die auf der Jagt waren... ..auf der Jagt nach Menschen. Die dünne, schuppuge Haut und die starken Muskeln bewegten sich bei jedem Schritt, rasten hinweg über diese sonst so unerträgliche Hitze. Es wurde kühler, je weiter sie sich der Siedlung, welche bisher nur als winziger Punkt weit weg am Horizont zeigte, näherten. Gier stand ihn den kleinen Augen geschrieben, Gier und Hunger. Die pure Lust auf Blut und Gedärme, frisches Fleisch! Daoryn lachte über Zeros fasziniertes Gesicht. Er war wirklich wie ein kleines Kind. Begeistert von allem neuen und sich keiner Gefahr bewusst. Daoryn kletterte hinter ihm nach unten und ließ sich das letzte Stück fallen, landete zielsicher in dem heißen Sand. Ihm machte das nichts aus - noch nicht! Die Haut an seinen Füßen war dick und rau, bildete fast so etwas wie eine Sohle gegen den Sand und auch gegen Dornen oder Zweige, die sich in ihm versteckten. Das war natürlich sehr praktisch, kam aber einfach von dem jahrelangen Barfußlaufen. So lange es nicht so sehr heiß werden würde, wäre es für ihn kein Problem. Für Zero natürlich schon. Der hatte ja noch nie heißen Sand unter den Füßen gehabt, hatte wahrscheinlich noch überhaupt nicht viel außer dieser komischen grünen Flüssigkeit um sich gehabt... Da musste man dringend Abhilfe schaffen! Daoryn kletterte noch einmal nach oben und riss auf halbem Weg einen vertrockneten Ast aus einer Felsspalte, nahm ihn mit nach unten. Er brach die, durch die Witterung weich gewordene Rinde weg und riss sie auf Zeros Füße passend zu, band sie ihm dann unter die Fußsohlen. "So, das müsste fürs Erste reichen.", erklärte er, nahm Zero wieder an der Hand und lief dann schnellen Schrittes los. Viel Zeit hatten sie nämlich nicht. Während die Menschen bei Gefahr sofort in ihre Höhlen flüchten konnten, hatten sie beide noch einen recht langen Weg vor sich. Und es war eher unklug, sich in Schnelligkeit mit den Ryptons messen zu wollen. Zero atmete erleichtert auf, als er endlich von dieser Hitze geschützt war. Nein... seine Haut war mehr als empfindlich und auch die Sonne stellte für seine helle Haut eine Gefahr dar, was er aber erst später bemerken würde. Er lief Daoryn rasch nach, schon deutlich sicherer auf den Beinen als am Beginn seiner Reise. Dennoch, der weiche Sand war nicht gerade zu einem schnellen Marsch geeignet. Die Siedlung lag einige hundert Meter neben Daoryns Höhle und man sah schon die Menschen so fleissig wie Ameisen herum buddeln. Aufregung, denn sie ahnten allesammt schlimmes. Meist, wenn es nach dem Sturm so heiss war, kamen die Ryptons, doch noch sahen die Wachen nichts. Bereits jetzt flimmerte die Luft trügerisch. Doch nicht daran lag es, dass sie die Gefahr nicht sahen... die Ryptons kamen diesmal von der Seite. Dort versperrte die Klippe die Sicht... Welch eine Ironie... was ihnen sonst immer Schutz gewährte, wurde nun vielleicht ihr Verderben. Eine Familie hatten sie schon gerettet, doch noch vier weitere waren begraben unter dem Sand. Daoryn eilte auf die Menschen zu, machte einen großen Bogen um ihren Anführer und näherte sich einer der Höhlen, biss sich auf die Lippe, als er den vielen Sand sah. Er wurde noch ein bisschen schneller und begann zu graben. Neben sich sah er andere Menschen, die ebenfalls gruben, nahm sie jedoch gar nicht wahr. Er grub, als hinge sein Leben davon ab, mit bloßen Händen, in Ermangelung einer Schaufel. Irgendwann reichte ihm jemand ein Stück Rinde und er schnappte es, grub immer weiter. In dieser Höhle lebte die Familie, die ihn aufgenommen hatte. Sie hatten sich um ihn gekümmert und ihn großgezogen. Und auch, wenn sie ihn fortschicken mussten, liebte er besonders Merla wie eine Mutter. Er würde nicht zulassen, dass sie unter dem Sand begraben wurden oder womöglich sogar den Ryptons zum Opfer fielen! Als sie etwa zur Hälfte durch waren, konnte man ein leises Winseln hören. Eine der Wölfinnen kam herbeigeeilt, schnupperte und begann dann ebenfalls zu graben, direkt neben Daoryn. Der strich ihr einmal über die Ohren, grub dann weiter, dankbar für die Hilfe. Das Wimmern kam von einem Welpen. Die Wölfin zog es aus dem Sand und beschnupperte es neugierig. Dann hörte man ein leises Knurren und das Welpen zog den Schwanz ein und machte ein paar Schritte zurück. Anscheinend wurde es von seinem Rudel nicht mehr akzeptiert. Daoryn sah mitleidig zu dem Welpen, grub dann aber weiter. Jetzt musste er erst einmal sehen, dass er Merla und ihren Mann und die Kinder hier rausbekam! Danach konnte man sich immer noch um das Welpen kümmern... Zero sah sich um und da alle anderen gruben, entschloss er sich das selbige zu tun. Er grub seine Hände in den Sand, verharrte einen Moment in purer Faszination, ehe er den Sand wegschaufelte. Es ging wie von selber, wie einprogrammiert. Auch als die Wölfin kam, buddelte er weiter, lächelte dabei. Er ahnte ja nicht, wozu er grub... Doch kam er nicht umweg den Wolf antzstarren. So wunderschön! Und so weich das Fell, als er neben ihm zu graben begann. Das Welpen winselte leise und begann auch zu graben, auch wenn es nicht wirklich eine grosse Hilfe war. Langsam drangen sie immer tiefer und Zero zog zischend die Hand weg, als er sich den Nagel an der Steinwand der Höhle abriss. "Ich bin durch!", sagte er zu Daoryn und grub nun der Wand entlang weiter runter. Auf dem Wachturm lief einer der Männer Patrullie. Er sah genau auf den Horizont. "Sie kommen diesmal nicht?", fragte sein Kollege und er rümpfte die Nase, "Doch.. aber... ich weiss nicht... es ist fast so, als wären sie weg. Gar nie da gewesen..." Doch dann hatte er eine Idee. "Verdammt!", keuchte er und erklomm die Klippe gänzlich. Unten gruben die Leute unwissend weiter und Zero und Daoryn waren schon bei der Türe angekommen. Das Welpen musste sich aus der Höhle entfernt und haben und in den Sand gekommen sein... Nun aber winselte es laut, die Tür war offen! Sie musste aufgebrochen sein... Rasch gruben sie weiter. Oben auf den Klippen stand der Mann und sah in alle Richtungen. Dann schrie er entsetzt auf und sagte: "Sofort Alarm schlagen!" Als der Alarm losschrillte, schreckten die Menschen auf und stoppten sofort ihre Bemühungen, die anderen zu retten, waren mehr an ihrem eigenen Leben interessiert. Daoryn sprang hoch und versuchte, sie zurückzuhalten. "Wartet doch! Ein paar Meter! Nur noch... wir können es schaffen! Aber nur, wenn alle helfen!" Recht unsanft wurde er zurückgeworfen, bekam nur einige verächtliche Blicke zugeworfen. "Verschinde, Thyrant! Sie sind wahrscheinlich sowieso längst tot!" Die Menschen beeilten sich, in ihre Höhlen zu kommen und diese zu verriegeln. Keiner von ihnen dachte auch nur eine Sekunde daran, sich länger der Gefahr auszusetzen, als es nötig war. So hatten sie bis jetzt überlebt und so würden sie weiterhin überleben. Alle anderen Familien waren schließlich ausgegraben worden und eine alte Frau und ihr Mann waren zu verschmerzen... Daoryn knurrte leise, wütend, drehte sich dann um und grub weiter. Das Welpen, das ihm dabei in den Weg tapste, setzte er zur Seite, damit ihm nichts geschah. Blind vor Wut trieb er immer wieder die Rinde in den Sand und grub, als diese zerbrach, mit bloßen Händen weiter. Erst, als er schon von weitem das Getrampel der Ryptons hören konnte, sah er hoch. Erschrocken hielt er inne, als ihm klar wurde, wie nahe sie schon waren. Warum hatte er sie nicht früher gehört? Die Felswand musste ihre Geräusche gedämpft haben... Mit der einen Hand nach Zero und mit der anderen nach dem Welpen schnappend, sprang er auf und rannte los. "Zero, lauf, so schnell du kannst. Wir müssen zurück zu meiner Höhle, bevor diese Biester uns einholen!", schärfte er dem Mann eindringlich ein, um ihm den Ernst der Situation zu verdeutlichen. Zero rannte mit Daoryn um sein Leben, auch wenn er nicht wusste vor was. Als sie an der Steinwand angekommen waren, stieg Daoryn mit dem Welpen als erster hoch. Weit hinter ihnen bei der Siedlung hörte man ein raueses Krächzen. Vermutlich die 'Gefahr'. Rasch erklomm Zero hinter dem Jungen die Wand und als sie oben waren, warf Daoryn das Welpen in die Höhle. Dann wollte er folgen, doch in diesem Moment prallte nur einen Meter neben ihm eine blaue Kreatur mit den Klauen in den Fels. Ein lautes Brüllen! Ein Rypton hatte sie gesehen. Doch war es erst das Alphatier. Der Rest würde aber sicher bald folgen. Zero erreichte gerade auch die Höhle, erschrak zutiefst bis ins Innerste. Dieses Wesen strahlte etwas ungemein gefährliches aus... Die restlichen fünf Tiere folgten, suchten nach ihrem Anführer und sahen diesen dann auf der Klippe. Mit zwei Opfern. Rasch sprinteten sie auf diese zu. Doch das Alphatier stand nicht sehr sicher, dafür war es zu gross für den kleinen Vorsprung. Es fing sich aber und wollte nach dem Jungen schnappen, doch packte Zero das Ungeheuer am rechten Fuss und zerrte ihn langsam auf den Abgrund - und somit sich selbst - zu. Der Rypton keifte laut und rutschte nach hinten, dann trat er ins Leere und fiel. Die langen Klauen der Vorderpfoten packten nach allem, was sie finden konnten. Darunter rauer Fels und... Zeros Rücken. Der Mann keuchte laut, versuchte sich festzuhalten, doch wurde er durch die Wucht der Klauen weiter hinabgezerrt. Tiefe furchen zogen diese in das weiche, Fleisch, zerfetzten den Stoff des Mantel, doch hatte der Rypton Zero nur teilweise erwischt und fiel runter. Unsanft landete der Raptor auf dem Rücken und brüllte schmererfüllt. Die anderen Tiere, wesentlich kleiner als das Alphatier, eilten herbei und sahen gierig hoch. Zero hing mehr oder weniger am seidenen Faden, denn er rutschte langsam aber beständig ab. Flehend sah er Daoryn an und hielt eine Hand hin, damit dieser diese greifen konnte. Die Rypton unter ihm begannen zu springen. Ihre messerscharfen Schnäbel klappten nur wenige Zentimeter unter seinen Füsses zusammen, versuchten ihn zu erwischen um ihn in den Tod zu zerren. Daoryn atmete erleichtert auf, als sie endlich die Höhle erreicht hatten. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, ob Zero überhaupt schnell genug war, aber der hatte erstaunlich gut mit ihm mitgehalten und sie hatten die Höhle scheinbar erreicht, bevor die Ryptons sie bemerkt hatten. Als dann das Alpha-Männchen neben ihm landete, erstarrte er vor Schreck. Sein Puls stieg ins Unermessliche und er hatte das Gefühl, dass sein Brustkorb gleich explodieren würde, so schnell schlug sein Herz. Und doch war er nicht in der Lage, sich zu bewegen. Er starrte in die kalten Augen des Ryptons und wusste, dass das hier sein Tod sein würde. Aber zumindest waren so Merla und ihr Mann in Sicherheit... Umso erschrockener war er, als der Rypton plötzlich einfach wegkippte und aus seinem Sichtfeld verschwand. Einen Moment lang konnte er nur dastehen und blinzeln. Hatte er sich das gerade eingebildet? Erst, als er Zeros schmerzerfüllte Laute hörte, erwachte er aus seiner Starre und kniete sich an den Rand. Sofort, fast, ohne nachzudenken, griff er nach dessen Hand und zog ihn hoch, auf den Sicheren Vorsprung und dann in die Höhle. "Oh Gott...", murmelte er. "Danke. Du hast mir das Leben gerettet!" Er setzte Zero auf der Liege ab und beeilte sich, die Glastüre zumindest vorzuziehen. Er glaubte nicht, dass die anderen Ryptons hier hoch kommen würden, aber wer wusste schon... da ging man lieber auf Nummer sicher - abgesehen davon, dass diese Türe sie wohl kaum von ihrer Beute abhalten würde... "Tut es sehr weh?", fragte er besorgt, kniete sich neben Zero und drehte sich so, dass er die Wunde sehen konnte. Er kniff die Augen zusammen und half dem anderen erst einmal, den Mantel auszuziehen. Dann brachte er ihn dazu, sich auf den Bauch zu legen und suchte nach Wasser, um die Wunden -zumindest notdürftig- auszuwaschen. Mehr konnte er leider kaum tun... Zero keuchte leise. Dieses neue, unangnehme Gefühl war schrecklich. Es brannte und tat weh... das erste Mal, dass er Schmerz empfand. Blut rann von den langgezogenen Kratzern an seinen Seiten hinab und er zitterte etwas. Mehr aus Nervosität über das neue Gefühl, als vor Schmerz. Was auch immer es war, es war erträglich... Draussen hörte man noch eine Weile das Fauchen und Brüllen der Ryptons, doch da ihr Alpha-Männchen durch den Sturz verletzt war, zogen sie sich zurück nach einer Weile. Es dauerte noch etwas, ehe die Sirenen verstummten. Die Menschen kamen aus ihren Verstecken und sahen sich nach den Raptoren um, doch waren sie weg... Zero derweilen wimmerte leise, als Daoryn ihm seine Wunde auswusch. Es tat noch mehr weh als sonst... doch versuchte er tapfer zu sein. Immerhin... Männer in seinem Alter mussten tapfer sein, oder? Ruhe kam in die Reihen der Menschen und sie setzten ihre Bergungen fort. Das Leben war wieder normal... so schien es. Nicht aber für Zero. Er hatte ganz automatisch gehandelt, ganz instinktiv. Seine Hand hatte nach dem Bein des Monsters gegriffen ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Plötzlich erklang ein leises Winseln und Zero sah etwas von dem Bett runter, sah das kleine Welpen vor ihm seitzen und leicht mit der Rute wedeln, als sich ihre Blicke trafen. Mit einem Mal war jeder Schmerz vergessen! Wie süss! "Was ist das?", fragte er schwach und streckte seine Hand nach dem kleinen Fellbeutel aus. Dieser leckte sogleich über diese und liess sich kraulen. Zero lächelte. Sofort war eine tiefe Symphatie da... Daoryn musterte besorgt die Wunde, wusch sie ganz vorsichtig aus, auch, wenn er genau bemerkte, dass er Zero damit weh tat... Aber diese Ryptons waren Aasfresser. Die hatten immer irgendetwas an den Krallen. Da war es besser, wenn man die Wunden sofort sauber machte, bevor es sich entzünden konnte. Denn das war schlimm und führte meistens zum Tod, da man hier gegen so etwas keine Mittel hatte. Woher auch? Er hatte einmal einen kleinen Jungen erlebt, der von einem Rypton verletzt wurde. Es war nicht schlimm, doch nach ein paar Tagen war es angeschwollen und hatte widerlich gerochen. Innerhalb einer Woche war der kleine Junge gestorben. Und das wollte er auf keinen Fall für Zero! Schließlich hatte der Mann ihn beschützt! Eigentlich wäre er derjenige gewesen, der jetzt hier verletzt liegen müsste... Als er alles ausgewaschen hatte, seufzte er leise und suchte nach den Restbeständen der Heilkräuter. Es war nicht viel, aber vielleicht half es ja ein wenig. Vor allem gegen die Schmerzen. Zero jedoch schien es ja gar nicht einzusehen, still zu halten und beobachtete lieber das Welpen. Richtig... das Welpen... Daoryn seufzte und setzte sich auf die Bettkante. "Bitte, halt noch einen Moment still. Ich bin hier gleich fertig.", bat er und beeilte sich dann, die Kräuter aufzutragen. "Das ist ein kleiner Wolf. Ein Junges. Die ausgewachsenen Wölfe hast du beim Graben gesehen.", erklärte er, wischte sich die Hände ab und nahm dann das Welpen hoch, um es auf eventuelle Verletzungen abzusuchen. Gut, es schien sich nichts getan zu haben. Er nickte und setzte es neben Zero aufs Bett. "Es braucht einen Namen.", erklärte er lächelnd. "Und wir können es gerne behalten. Das Rudel wird es nicht mehr aufnehmen, wenn sie es einmal verstoßen haben." Er lächelte traurig. "Dir geht es genau so, wie mir, Kleiner. Wir müssen zusammen halten!" Zero dachte nach und hörte Daoryn gespannt zu. Das war ihm alles neu. "Junges? Was genau bedeutet das?", fragte er nach. Was war ein Junges? Und warum war es so viel kleiner als die 'ausgewachsenen'? Er wollte alles wissen! Als Daoryn meinte, der Kleine bräuchte einen Namen, dachte er nach. Was würde zu dem kleinen Tierchen passen? "..." Verträumt sah er das neue Wesen an und lächelte, streichelte es sanft. "Namen... Namen..." Also bekamen sogar Tiere Namen? Ja, da war es gut, dass der Junge ihm einen gegeben hatte. Zero klang für die meisten nicht so erquicken, doch für ihn war es der schönste Name von allen! Es war SEIN Name. Zufrieden kraulte er den kleinen Wolf sanft hinter den Ohren und versank in Gedanken. Die Schmerzen waren vergessen.. nur noch das weiche Fell unter seinen Fingern spürte er. Doch fiel ihm nichts ein... denn er, der er selbst keinen Namen hatte, kannte sich damit nicht gerade gut aus... Er schwieg darum bedrücktt und sah hinaus, wo die Sonne sacht schien. Hier drinnen war es angenehm kühl und gemütlich, die Gefahr gebannt. Die Leute fanden das alte Paar... Daoryn lächelte Zero zu und setzte sich neben ihn, kraulte den kleinen Wolf unterm Kinn. "Ein Junges ist ein Kind. Ein kleiner Wolf. Er muss erst noch wachsen und wenn er älter wird, dann wird er auch größer und in einem, vielleicht zwei Jahren ist er genau so groß, wie die anderen.", erklärte er geduldig. Dann versank er in Gedanken, suchte nach einem Namen für den kleinen Wolf. Nachdenklich streichelte er ihm über den Kopf, kraulte ihn hinter den Ohren und gluckste leise, als ihm der Kleine spielerisch in die Finger biss. Nicht so, dass es weh tat. Es zwickte nur ein bisschen. "Yue!", rief er dann und lachte leise. "Ich werde dich Yue nennen, Kleiner. Yue, wie der Mond, den ihr Wölfe so sehr liebt." Er lächelte Zero an und stand dann auf, um nach unten zu sehen, zu kontrollieren, ob die Ryptons weg waren. Er hoffte es! Währenddessen beendeten die Menschen ihre Ausgrabung. Sie hatten das alte Ehepaar gefunden, doch sie waren zu spät gekommen. Die beiden Menschen waren unter dem Sand erstickt, sobald dieser in ihre Höhle gedrungen war. Sie senkten die Köpfe und trauerten, füllten dann die Höhle wieder mit Sand und verschlossen sie mit der Tür und zustätzlichen Steinen. Kein Aasfresser sollte die Körper der Toten entweihen, damit sie ihren Frieden fanden. Den Wächtern wurde ein Zeichen gegeben und sie betätigten einmal die Sirene. Ein langer Ton durchschnitt die Stille und kündete von der Trauer über die Mitglieder, die diesem Sturm zum Opfer gefallen waren. Ein Glück, dass es nicht mehr gewesen waren... Es gab schon viel zu viele verlassene, verschlossene Höhlen in diesem Berg. Daoryn, der die Sirene hörte, zuckte zusammen. Er wusste, was diese ihm sagen wollte. Und er wusste auch, wen die Menschen betrauerten. Er schob die Tür beiseite und setzte sich auf den Rand des Felsens. Auch er trauerte um Merle und ihren Mann. Vielleicht noch viel mehr, als es die Menschen konnten... Fasziniert sah Zero das Welpen an. Jung... ob er auch mal 'jung' war? Zero konnte sich nicht erinnern, ob er eine Jugend hatte. Er hatte stets wieder alles vergessen, was länger als 6 Jahre her war. Er ahnte nicht, dass er auch mal ein Kind war, das es überhaupt Kinder GAB! Er wuschelte dem kleinen Wolf sanft übers Fell, denn hob er ihn hoch um ihn zu knuddeln. Süss... weich... warm. Er kicherte etwas, als Yue ihm übers Gesicht leckte und sagte immer wieder leise dessen Name. "Yue..." Er wunderschöner Name, wie immer, wenn Daoryn diesen gab. Es war sprichwörtlich Liebe auf den ersten Blick! Nie wieder würde Zero Yue freiwillig weggeben. Dann plötzlich erklang die Sirene... langgezogen und irgendwie trübselig... Zero sah auf, als Daoryn zum Höhleneingang lief und traurig gen Siedlung sah. Zeros Lächeln verschwand, als er diesen traurigen Blick sah. Er wusste nicht, wieso Daoryn auf einmal so traurig wirkte, doch es tat Zero irgendwie weh... Langsam liess er Yue sinken und stand auf, auch wenn es sehr schmerzhaft war. Sein Instinkt riet ihm, irgendwas zu tun. Er wusste nicht was... er wusste nicht wie. Aber er musste etwas tun. Also ging er zu Daoryn, sah in die Richtung seines traurigen Blickes und legte sanft seine Arme von hinten um den Jungen. Liebevoll schmiegte er sein Gesicht etwas an dessen Kopf und sagte leise: "Nicht traurig sein..." Trauer... er wusste über Trauer bescheid, doch war ihm dieses schmerzliche Gefühl bisher erspart geblieben. Und er war mehr als froh darum, denn schien die Trauer selbst das fröhlichste Gesicht im Keim zu ersticken. Doch er wollte das nicht... Zero wollte nicht, dass Daoryn so betrübt war. Dieses hübsche Gesicht sollte lachen, fröhlich sein und nicht in Trauer auf ewig entschwinden. "Nicht traurig sein...", sagte er erneut, leiser, beinahe flehend. Er ertrug es nicht... Er schmiegte sich mehr und mehr an Daoryn und küsste dann ganz automatisch dessen Nacken. Daoryn nahm Zero gar nicht mehr wahr, hörte nicht, wie dieser immer wieder den Namen des Hundes vor sich hin sagte. Als der Mann dann hinter ihm auftauchte und etwas zu ihm sagte, zuckte er erschrocken zusammen. Wenn auch nur für einen Moment. Dann ließ es sich für einen Moment fallen, lehnte sich in die starken Arme und gab sich ganz seiner Trauer hin. Es tat gut, nicht alleine zu sein, so ein überwältigendes Gefühl nicht alleine ertragen zu müssen. Er wusste ja, dass Zero nicht verstand, warum er trauerte, oder um wen, aber er war hier für ihn und das war alles, was zählte. Er legte seine Hand auf die des Mannes und lächelte ihn traurig an. "Lass mich nur... nur einen Moment... danach bin ich auch wieder fröhlich. Versprochen." Er konnte jetzt nicht einfach wieder lachen, so tun, als ob nichts gewesen wäre. Diese Menschen hatten ihn aufgezogen, Merle war für ihn wie eine Mutter gewesen. Das war er ihnen einfach schuldig... Als Zero plötzlich begann, seinen Nacken zu küssen, wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen, löste sich aus seiner Umarmung und schob ihn etwas von sich. "Lass... lass das." Er machte ein paar Schritte Richtung Höhle und deutete auf das Bett. "Du bist verletzt. Leg dich wieder hin. Du brauchst viel Ruhe. Sonst heilt das nicht..." Er setzte sich wieder an die Felskante und sah in die Ferne, hoffte inständig, dass Zero seiner Bitte folgte und sich wieder hinlegte. Er war ja nicht böse, oder so... er konnte ja verstehen, dass Zero gar keine andere Möglichkeit kannte... Aber deswegen musste man ihn ja nicht auch noch darin bestätigen. Er würde das schon noch lernen... Zero zuckte zusammen und sah Daoryn an wie ein geprügelter Hund, als dieser ihn wegschickte. Hatte er... etwas falsches getan? Hatte er Daoryn womöglich verärgert? Dieser Gedanke machte ihn irgendwie... er konnte das neue Gefühl nicht so recht definieren. Also liess er de Kopf hängen und ging wieder ins Bett, legte sich seitlich hin, nahm aber Yue mit sich. Der kleine Wolf war erschöpft und leckte Zero sanft übers Gesicht. Zero derweilen schwieg. "..." Ob er nicht hätte küssen dürfen? Aber... waren Küsse nicht ein gutes Trostmittel? Waren Küsse nicht allgemein 'gut'? Er war verwirrt und er fühlte sich... dumm. Ja, genau. Dumm. Er kam sich vor wie ein unwissender Nichtsnutz. Und das war er auch, dessen war er sich sicher. Er konnte nichts... überhaupt nichts. Nur eines. Aber das wollte Daoryn mehr als offensichtlich nicht. Zu was also war er gut? Zu was... lebte er? Hätte er vielleicht lieber sterben sollen? Immerhin, das war ja das Ziel der Tyranths gewesen, als sie ihn einfach wegwarfen. Er sollte sterben. Also hatte er nun noch eine Rolle? Bracuhte es ihn? Oder war er doch nur ein unnützer Schmarotzer, der Daoryn sehr viel mehr Umstände brachte als irgendwelchen Nutzen? Jede Frage barnnte sich in das Herz des Slave. Er wusste aber keine Antwort... alles was er wusste war, dass er einen Fehler gemacht hatte. Und einen ziemlich schwerwiegenden sicherlich noch dazu. Auch wenn Daoryn ihm nichts dergleichen gesagt hatte... ausser das mehr als deutliche 'lass das'. Er biss sich auf die Unterlippe und starrte an die Wand. Nun kam der Schmerz in seinem Rücken wieder. Doch schlimmer als dieser Schmerz war jener tiefer in ihm... dort, wo das Herz war. Yue winselte ganz leise und leckte Zero über die Wange, als ein kleiner Tropfen an dieser hinunter rann. Zero war verwirrt und wagte nicht, etwas zu sagen, als sich seine Augen mit Wasser füllten und ganz verschwommen wurden. In seinem Hals fühlte es sich an, als stecke ein Kloss. Was war das? Zero kugelte sich etwas mehr zusammen, bis er die Lage eines Phötus hatte. Immer noch direkt vor ihm Yue. "..." Er schloss die Augen und versuchte an irgendwas anderes zu denken... Daoryn saß noch eine ganze Weile dort, starrte in die Wüste, bis es langsam dunkler wurde. Der Tag ging zu Ende und es wurde Zeit, in die Höhle zurückzukehren. Denn die Nacht war sehr gefährlich. Während tagsüber die Hitze der größte Feind der Menschen war, war es nachts die Kälte. Sobald die Sonne weg war, kühlte es schlagartig ab und die Temperatur fiel weit unter null. Kein Mensch konnte dort draußen überleben. Er würde augenblicklich erfrieren. Selbst die Tiere, die am Tag in der Wüste lebten, zogen sich dann in ihre Verstecke zurück, versuchten, der Kälte zu entkommen. In der Siedlung war längst Ruhe eingekehrt, da auch die Wachen ihren Posten verlassen und sich in den Schutz einer Höhle zurückgezogen hatten. Es drohte ihnen keine Gefahr, so lange die Sonne weg war. Zumindest nichts, was in die Höhlen eindringen und ihnen gefährlich werden konnte. Kurz vor Sonnenaufgang würden die nächsten nach oben steigen, um ihre wichtige Pflicht zu erfüllen. Auch Daoryn schob nun eine dicke, lederne Haut vor den Eingang der Höhle, damit sie gegen die Kälte geschützt waren. Erst jetzt sah er sich nach Zero um, runzelte die Stirn, als er diesen so zusammengerollt im Bett liegen sah. Wahrscheinlich hatte der Ärmste ziemliche Schmerzen... Besorgt kniete er sich auf die Matratze und beugte sich über ihn, stockte, als er die Tränen sah. Er strich sie vorsichtig weg, fuhr Zero beruhigend über die Wange. "Ganz ruhig. Das geht wieder weg... bald sind sie wieder verheilt.", versuchte er, etwas Trost und vor allem Mut zu spenden. Wie hätte er auch von Zeros wahren Sorgen ahnen sollen? Zero blieb einfach dort. Kein Wunder ahnte Daoryn nichts... immerhin hatte er ihm auch nichts gesagt. Doch dieses Nass in seinen Augen, es wollte einfach nicht aufhören... floss immer weiter. Doch er wollte nicht... Der Kloss in seinem Hals schien auch immer dicker zu werden. Ihm war so elend zumute. Nicht aber wegen den Schmerzen, nein... Seine Seele tat weh. Sofer er eine hatte. Was wiederum eine mehr als gute Frage war... hatte er eine Seele? Durfte er Gefühle haben? Oder hatte man ihn gerade deswegen weggeworfen? Noch mehr Tränen füllten die Augen des Slave und er schniefte langezogen. Toll... seine Nase war nun auch noch verstopft! Was als nächstes? Etwas hob er die Hand um die von Daoryn sanft wegzustossen. Im Moment wollte er einfach nicht berührt werden. Genausowenig wie alle anderen von ihm berührt werden wollten. Keine Küsse, nichts. Dabei war das alles, wozu er in der Lage war. Das alles, diese ganze Situation machte Zero immer mehr fertig. Er wollte etwas anderes können, doch konnte er nicht. Yue winselte und leckte ihm über die andere Hand, wedelte wie tröstend mit der Rute. Es wurde kälter, doch liess Zero das - im wahrsten Sinne des Wortes - kalt. Daoryn seufzte, kraulte Yue leicht hinterm Ohr und stieg dann wieder von der Matratze, setzte sich an den Tisch und stützte das Gesicht in die Hände. Wenn er ehrlich war, überforderte ihn das alles schon ein bisschen. Wie sollte er sich denn um Zero kümmern, wenn der sich nicht helfen ließ? Egal, ob es jetzt an den Schmerzen lag - was Daoryn so langsam bezweifelte - oder an etwas anderem. Er konnte nun mal keine Gedanken lesen und er war auch nicht sonderlich geübt in sowas. Merle, die hatte immer gewusst, was einem fehlte. Die hatte wahrscheinlich einen siebten Sinn für so etwas gehabt... Er verzog das Gesicht und verbot sich selber, diesen Gedanken weiter zu denken. Es würde nur weh tun... Nicht, dass er sie vergessen wollte. Das könnte er nie! Aber er brauchte erst ein bisschen Abstand, bevor er gut an sie zurückdenken können würde. Irgendwann jaulte Yue frustriert, weil Zero sich so gar nicht bewegte und so überhaupt nicht mit ihm spielen wollte und kletterte über ihn zu dem anderen Menschen. Der sah schon mehr nach spielen aus. Und er hatte einen lustigen Pelz auf dem Kopf! Der Welpe tapste zu Daoryn und biss ihm spielerisch ins Bein, worauf er hochgehoben und auf dem Tisch abgesetzt wurde. "Dass mir das nicht noch mal vorkommt! Und eigentlich ist der Tisch auch tabu für dich.", tadelte er und setzte Yeu dann lieber auf seinen Schoß, damit er das nicht falsch lernte. Fast hätte er gelacht. Jetzt hatte er schon zwei, denen er beibringen musste, wie man überlebte... "..." Zero lag schweigend da und hörte dabei zu, wie Daoryn mit dem Welpen sprach. Er wusste nur zu genau, wie mühsam es für Daoryn sein musste. "Soll ich... gehen?", fragte er dann leise aus seiner kleinen Ecke. Zero sah Daoryn nicht an, wagte es nicht. Noch immer mit der leises Angst, dieser könnte wütend sein auf ihn. Draussen wurde es immer kälter und die wenigen Halme an Vegetation bekamen einen leichten Belag aus kleinen Eiskristallen. Kein Laut war zu hören draussen. Kein Wind, kein Tier... nichts. Zero derweilen schniefte leise und setzte sich dann auf. Der Kloss war endlich nicht mehr so gross wie noch vor kurzem, daher konnte er auch besser reden. "Ich... mache dir nur Umstände. Dafür wurde ich nicht gemacht.", meinte er leise. Dabei bemerkte er nicht, wie er von sich selber sprach... "Ich... bin dafür da, Leute zu... zu verwöhnen, nicht ihnen Ärger zu machen. Ich dürfte... eigentlich nicht einmal mehr am Leben sein..." Traurig sah er Daoryn an. Ja... nun wusste er, was Trauer bedeutete. Das Welpen wedelte mit der Rute, als Daoryn ihn streichelte und als der andere Mensch zu reden begann, legte er gleich noch einen Zahn zu. Daoryn sah hoch, hörte sich ruhig an, was Zero zu sagen hatte. "So einen Unsinn habe ich noch nie in meinem Leben gehört!", fuhr er Zero dann an, musste sich erst einmal beruhigen, um nicht etwas zu sagen oder zu tun, was er bereuen würde. "Wie redest du denn von dir selbst?", sprach er dann etwas ruhiger weiter. "Glaubst du das wirklich? Ist dir das wirklich so wichtig, wofür du gemacht wurdest?" Er klang fast schon enttäuscht. "Was spielt es für eine Rolle, was diese Thyrants mit dir vorhatten? Sie sind nicht hier! Du bist frei, alles zu tun, was du willst. Du bist nicht mehr an sie gebunden! Und was mich angeht, ich habe nie gesagt, dass du gehen sollst! Wie kommst du auf so eine Idee? Ich habe dich gerne hier und es macht mir nichts aus, mich um dich zu kümmern. Aber das kannst du gleich vergessen, wenn du so redest! Das Leben hier ist hart und man kann es sich nicht leisten, so in Selbstmitleid zu versinken! Du musst überleben WOLLEN! Sonst ist alles, was ich dir beibringen kann, umsonst. Wenn du dich nicht als das siehst, was du bist, sondern als etwas, was die Thyrants geschaffen haben, dann kann ich dir auch nicht helfen!" Daoryn war aufgestanden und sah Zero eindringlich an. Er hatte eigentlich nicht so wütend werden wollen, aber er konnte es nicht ertragen, dass jemand so wenig am Leben hing, während andere, die so verzweifelt versuchten, dieses zu behalten, einfach starben. Jetzt ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen und seufzte erschöpft. Das war einfach alles zu viel... "Tut mir leid. Ich hab's nicht böse gemeint.", murmelte er leise. Er sah Daoryn einfach nur an. "... WER bin ich? WAS bin ich? WOZU gibt es mich?", fragte er zitternd.. dem Zusammenbruch nahe. "Wo komme ich her? Was ist meine Aufgabe? Wie lebt man? Was bedeutet es... zu leben? Was kann ich tun? Was nicht? Wo lieben meine Stärken? Wo meine Schwächen? Wieso habe ich ständig Bilder in meinem Kopf und wieso kann ich reden, obwohl ich es noch nie zuvor getan habe? Was bedeutet es, jung zu sein? Ein..." Er sah auf Yue. "Junges zu sein...? Wie soll ich mich verhalten? Habe ich überhaupt einen Nutzen? Ich..." Tränen füllten wieder seine Augen. "Ich weiss das alles nicht... ich weiss es nicht... ich KANN mich nicht als etwas anderes sehen als als das, wovon ich weiss, dass ich es bin! Ich weiss nicht wie, aber ich wurde von meinen Besitzern, meinen Vätern erschaffen..." Nun brach er wirklich in sich zusammen und klappte neben dem Bett auf die Knie. "Wie zieht man sich an, warum muss man etwas tragen, warum ist es draussen dunkel? Warum ist es auf einmal so kalt? Was... was..." Er schluckzte leise und schlug die Hände vor lauter Verzweiflung vor den Kopf. "WAS BIN ICH?!" Er wusste es nicht, dabei war dies seine wichtigste Frage überhaupt. "WER BIN ICH?!" Daoryn fuhr sich übers Gesicht und durch die Haare, seufzte leise und stand dann auf, um sich neben Zero hinzusetzen. Zuerst war er ziemlich erschrocken, als Zero angefangen hatte zu reden. Er hatte schon Angst gehabt, der Mann würde durchdrehen oder sowas... aber irgendwie war es ja verständlich... wie würde er reagieren, wenn er in eine Welt kommen würde, in der er nichts kannte, nicht wusste, wie er sich zu verhalten hatte... wahrscheinlich auch nicht viel anders... wer wusste das schon? Er hob vorsichtig Zeros Kopf an, lächelte etwas zaghaft und strich ihm die Tränen von der Wange, bettete ihn dann auf seinen Schoß, damit er nicht auf dem harten Boden lag. Beruhigend strich er ihm durch die Haare. "Ganz ruhig...", flüsterte er leise. "Ich habe es nicht böse gemeint, tut mir leid." Yue tapste neugierig zu ihnen und leckte einmal tröstend über Zeros Gesicht, worauf er von Daoryn kurz gestreichelt wurde. "Ich habe dir gesagt, dass ich alle deine Fragen beantworten werde. Zumindest so weit ich das kann. Ich weiß leider auch nicht sehr viel und bei Gott nicht alles, aber eines weiß ich ganz sicher! Jeder hat irgendeine Aufgabe, etwas das er besonders gut kann oder das ihn ausmacht. Und auch, wenn dir die Thyrants eingeschärft haben, was du zu tun hast, gibt es bestimmt noch viel mehr DInge, die du kannst oder die du gerne machst. Aber das braucht Zeit! Du musst erst lernen und Dinge ausprobieren, bevor du weißt, ob du sie magst oder kannst. Und diese Zeit musst du dir geben. So lange musst du einfach Geduld haben. Dann klären sich alle Fragen ganz von alleine." Er strich wieder durch Zeros Haar und lächelte ihn an. "Und dass du dich als etwas Anderes siehst, verlange ich doch gar nicht. Was denkst du, müsste ich dann sagen? Ich war ein UNFALL! Meine Mutter durfte mich nicht haben und mein Vater wollte mich nicht. Aber deswegen renne ich doch nicht durch die Gegend und blase Trübsal. Ich habe auch meinen eigenen Weg gefunden. Dinge, die ich kann und Dinge, die ich mag. Das braucht einfach nur Zeit, glaub mir." Zeit... Zeit war etwas, dass die Tyranths Zero einfach genommen hatten. 25 Jahre hatte er nicht wirklich leben dürfen und nun, wo er in der Welt war wie ein Baby, war er schon längst erwachsen. Er schwieg, schluchzte leise. Aber... er konnte nur das eine, was Daoryn nicht wollte. Auch wenn dieser sanft auf ihn einredete und ihm Mut machen wollte, so wusste Zero nichts mit sich anzufangen. "Ich... ich habe Angst... das ist alles so.. so neu...", schluchzte er leise und schmiegte sich etwas an den anderen... Doch als er begriff, was er tat, wich er rasch wieder von Daoryn zurück und meinte leise: "Verzeiht..." Zeit... Daoryn sprach so leichtfertig davon. Als Daoryn aber von der Tatsache erzählte, er wäre ein Unfall, wurde Zeros Mitleid sofort wach. Wieder ein neues Gefühl, dass die Trauer ums eigene, zerstörte Leben zunichte machte. Er wollte Daoryn anfassen, ihn sanft in den Arm nehmen, doch liess er seine Hand rasch wieder sinken. In seinem Kopf kamen wieder Bilder und er krümmte sich etwas unter diesen, legte die Hände über den Kopf und zitterte. "Ich... ich... es tut mir Leid...", sagte er leise und zitternd. Zero war einfach so schrecklich verwirrt und verzweifelt. Ein Leben, dass kein richtiges Leben war... Sein Kopf sagte ihm, er solle Daoryn küssen, um ihm Trost zu spenden. Doch... er durfte es nicht... er durfte nicht... "Tut mir leid..." Immer wider sagte er diese drei Worte. Immer wieder und jedes Mal verzweifelter. Am liebsten wäre aufgestanden und weggerannt. Der Stress übermannte ihn und er musste leise husten. Es tat weh, ihm wurde immer heisser und schwindlig. Das alles war zu viel für ihn gewesen... Daoryn konnte nichts weiter tun, als Zero weiterhin durch die Haare zu streichen, ihm zuzuhören. Er bemerkte schon, dass Zero jedes Mal zurückzuckte, anstatt ihn zu umarmen. Und irgendwie war Daoryn daran Schuld. Und das tat ihm leid. Er hatte ihn doch nicht so verwirren wollen! "Shh...", machte er leise, versuchte, Zero dazu zu bringen, ihn anzusehen. "Mach dir nicht so viele Gedanken... ganz ruhig... " Besorgt beobachtete er, wie Zero sich immer mehr hineinzusteigern schien, schließlich anfing zu husten und nahezu zu glühen. Na, das war dann wohl die Reaktion auf die Wunde... damit hatte er fast gerechnet. Aber der geistige Stress schien die Sache nur noch schlimmer zu machen... "Beruhige dich doch wieder, Zero. Mach dir nicht so einen Kopf... du darfst dich nicht so aufregen. Das tut deinem Körper nicht gut." Er half Zero, sich wieder auf das Bett zu legen und brachte ihm noch mehr Wasser, half ihm auch, dieses zu trinken. "Wenn du dich ein bisschen beruhigst, dann kann ich dir vielleicht ein paar deiner Sorgen abnehmen.", meinte er leise, strich ihm wieder über den Kopf. "Erst einmal, ist das doch gar nicht mehr neu. Du kennst mich, du kennst Yue hier und du kennst doch schon so viel von dem, was hier in der Höhle ist. Und dann...", er zögerte einen Moment, suchte nach Worten. "Lass mich das erklären: Umarmen ist in Ordnung. Wenn man jemanden trösten will, dann darf man ihn umarmen. Da musst du dir keine Gedanken machen." Er lächelte, um das zu unterstützen, was er gesagt hatte. "Aber Küssen tut man nicht einfach so. Das macht man nur, wenn man jemand ganz besonders gerne hat.", erklärte er weiter, strich Zero über die Stirn und bemerkte besorgt das hohe Fieber. Zero fühlte sich hundmiserabel. Also... umarmen war gut abe- In diesem Moment klappte Zero ganz in sich zusammen. Der Stress war zu gross gewesen... Das Fieber stieg gefährlich an. Küssen...? Wenn man jemanden besoders mag. Traurig sah er hoch. "A-aber... ich...mag dich...do-" Er hustete gequält und wimmerte durch die massiven Kopfschmerzen. So schnell konnte man sich also so mies fühlen. Zero dachte, er müsse sterben, so mies war ihm. Alles um ihn herum drehte sich und sein Herz fühlte er schmerzhaft in seinem Gehorn pochen. "Hng...", machte Zero und begann heftig zu zittern. Die Verletzung zum einen, der Stress zum anderen... Zero hatte es erwischt. Und zwar heftig. Er atmete zitternd und keuchend, versuchte sich irgendwie zu fangen doch gelang es ihm kaum. Die Bilder in seinem Kopf, was er alles tun musste, liefen langsam ammok... Alles war verschwommen. Draussen wurde es immer dunkler und die Nacht war klar. Draussen schimmerten die hellen Sterne im Himmel... doch zogen düstere Wolken auf. Lange war es her, seit es das letzte mal geregnet hatte. Und nun staute sich wieder einer der riesigen gewitter auf. Bald würde das faszinierende Schauspiel beginnen. Das einzige Gute an den Gewittern war: sie kamen nachts und sie trugen warme Luft mit sich. Daoryn suchte ein Tuch, tränkte es in kaltes Wasser und legte es Zero auf die Stirn. Ach herrjeh, das sah aber gar nicht gut aus! Besorgt fühlte er die Stirn des Mannes und schüttelte dann den Kopf. "Shh... bleib einfach liegen. Das klären wir später.", sagte er leise, satdn dann auf und rumorte durch die Höhle, suchte nach ein paar Kräutern, die er einmal von Merla bekommen hatte, als er hohes Fieber hatte. Vielleicht, vielleicht waren ja noch welche übrig! Er hoffte es! Er hoffte es so sehr! "Hah!", rief er triumphierend, als er sie gefunden hatte, klatschte sich aber gleich die Hand vor den Mund, sah schuldbewusst zu Zero. Der Arme hatte Kopfschmerzen und er brüllte hier durch die Gegend! Was war er nur manchmal für ein Trampel! Er setzte sich wieder auf das Bett und nahm die Kräuter in den Mund, kaute sie feste durch. Dann flößte er sie vorsichtig Zero ein, half ihm, ein paar Schlucke Wasser zu trinken. "Das hilft... hoffe ich zumindest. Versuch ein bisschen zu schlafen.", flüsterte er leise und deckte ihn dann fest zu, setzte sich neben das Bett, um Wache zu halten, falls Zero etwas brauchte oder aufwachte. Zero zitterte einfach vor sich hin und versuchte wieder zu schlafen, doch die seltsamsten Bilder hielten ihn wach. Er wimmerte leise, denn er wollte die Bilder loswerden. Er sah vor sich, was er wie tun musste... nur leider von diesen Dingen, die Daoryn nicht brauchte. Es war zum verzweifeln. Doch ihm blieb nichts anderes übrig als weiter zu versuchen zu schlafen... Draussen grollte es leise aber langgezogen. Das Gewitter rollte langsam näher. Violett, blaue und rosa Blitze erhellten die dichte, hohe Wolkenwand, als diese sich der Ortschaft näherte. Weit weg sammelte sich Wasser und dieses floss dem Gewitter voraus wie ein kleine Flutwelle. Der sandige Boden saugte sich mit dem lebensnotwendigem Nass voll und würde bald in einer unbeschreiblichen Pracht erblühen. Die Zeit der Stürme war nun langsam vorbei. Nun kam die Zeit der Gewitter. Darauf würde die Zeit der Wirbelwinde kommen... Immer lauter wurden die Donner... doch irgendwie hatten diese Geräusche auf Zero eine sehr beruhigende Wirkung. Endlich verblassten die Bilder vor seinem Auge und machten der Dunkelheit Platz. "..." Zero keuchte leise, aber deutlich ruhiger als noch vor kurzem. Die Blätter begannen zu wirken. Auch wenn sie das Fieber nicht sehr schnell sinken liessen, so beruhigten sie Zero und machten ihn müde. Schlaf... Er erinnerte sich noch zu gut an seinen ersten Schlaf und das angenehme Gefühl danach. Ja.. genau das brauchte er jetzt... Ruhe und Schlaf. Unter der Höhle flossen schon die ersten Bächlein. Die Siedlung hatte sich ein grosses Auffangbecken angelegt und auch Daoryn hatte sowas ähnliches. Der Regen in dieser Welt war rein und frisch, unangetastet von jeglichen Schadstoffen. Hier konnte man ihn noch ohne schlechtes Gewissen trinken. * Daoryn saß neben dem Mann und strich ihm beruhigend über das heiße Gesicht, wechselte ab und zu das kühle Tuch auf der Stirn. Als dann das Gewitter losging und die ersten Blitze über den Himmel zuckten, schien Zero endlich ruhiger zu werden. Die Kräuter begannen wohl so langsam zu wirken... was für ein Glück! Er hätte nicht gewusst, was er sonst getan hätte. Denn hier gab es keine wirkliche Medizinische Versorgung. Wenn jemand krank wurde, konnte man eigentlich nur hoffen, ihn mit den wenigen Kräutern, die man hatte, wieder hoch zu päppeln. Denn, so fortschrittlich die Thyrants waren, so steinzeitlich lebten die Menschen hier. Dadurch waren sie vielleicht etwas mehr abgehärtet und wurden nicht so schnell krank, verkrafteten eine Verletzung von Anfang an besser, aber wenn eben nicht, gab es keine Chance mehr für den Betroffenen. Jetzt blieb auch ihm nichts übrig, als zu hoffen und abzuwarten. Er wusste ja nicht, wie gesund Zero war, wie stark sein Abwehrsystem. Es war jedenfalls möglich, dass ihn die Thyrants resistent gegen die schlimmsten Krankheiten gemacht hatten. Genauso gut konnte es aber auch sein, dass er überhaupt keine Abwehrkräfte besaß... dann würde er alleine dieses Fieber vielleicht nicht überleben... Yue winselte leise und schmiegte sich an Daoryns Bein, worauf der ihn auf seinen Schoß setzte und streichelte. "Lass uns hoffen, dass er bald wieder gesund wird!", sagte er zu dem kleinen Wolf und kraulte ihn ein bisschen, beobachtete Zero genauestens. Draussen begann es laut zu toben. Blitze erhellten die Nacht in allen möglichen Farben. Alles leuchtete und laute Donner rollten über die sandige Ebene. Zero aber schloss die Augen, keuchte leise während er einen stillen Kampf zu fechten hatte. Einen Kampf gegen Tod und verderben... Er wusste nicht, was geschehen würde, doch hatte er ein sehr mieses Gefühl dabei. "..." Schweigend und still lag er da. Schwitzte und keuchte leise. Nun begann es draussen auch noch zu regnen. Wahre Sturzbäche flossen und unter der Höhle von Daoryn war schon einer grosser Bach entstanden. So viel Wasser konnte nicht mal der trockenste Ort dieser Welt nicht schlucken. Doch was in der Sonnenzeit ein Wüste war, wurde in der Regenzeit zu einem wahren Paradies. Mit glasigen Augen sah Zero raus... sah wie es flimmerte und blitzte draussen. Er mochte es irgendwie... "Was... ist...das?", fragte er schwach. Er wollte es wissen, wie er alles wissen wollte. Daoryn beobachtete ebenfalls das Gewitter, genoss das Bisschen frische, feuchte Luft, dass durch den Höhleneingang hereinkam. Er hatte die Glastüre geöffnet, als es angefangen hatte, zu regnen, damit die Luft feucht wurde. Das konnte Zero nur gut tun! Und außerdem war es nun, dank dem Gewitter, nicht mehr so kalt und man konnte auch die kühle Nachtluft ertragen. Er strich Zero ein paar Strähnen aus dem Gesicht und lächelte ihn dann an. "Das ist ein Gewitter. Das Helle, was da am Himmel scheint, das sind Blitze. Da gehört auch das laute Krachen dazu. Und der Regen. Wenn es regnet, dann fangen sogar in der Wüste die Pflanzen an, zu wachsen. Spätestens morgen früh ist hier alles grün, wirst du schon sehen. Und so bekommen wir auch unser Trinkwasser. Ach, wenn wir gerade davon reden..." Er stand auf und brachte Zero noch einmal etwas zu trinken. "Du musst wirklich viel trinken, das hilft ein bisschen. Und ausruhen..." Er machte ein besorgtes Gesicht. "Hast du Schmerzen? Kann ich dir irgendwie helfen? Sag es einfach!" Zero trank das Wasser und sah hinaus in das Gewitter. Diese Schauspiele dauerten hier oft bis zu 6 Stunden. Wirklich ein tolles Spektakel. Als Daoryn ihn aber fragte, ob er schmerzen hatte, verneinte Zero leise. Er schloss etwas die Augen und ruhte sich aus. "Du... hast...mir schon...genug...geholfen...", meinte er schwach und lauschte dem Tosen des Regens und dem Grollen der Donner. Es wurde sehr angenehm. Erst wurde es wärmer, dann angenehm feucht. Die Schwüle der Wüste war weg... hinfort gespült von dem Regen. Yue aber bekam durch den Lärm Angst und verkroch sich winselnd unter dem Bett. Für das kleine Welpen war es auch das erste Gewitter... Darum auch die Angst. Zero bekam davon nichts mit, sein Körper erholte sich mühsam von dem hohen Fieber. Langsam stieg die Temperatur, jedoch nur sehr wenig. Aber immerhin... das Fieber war nun nicht mehr so gefährlich, wie noch vor Kurzem. Zero seufzte leise, als die Kopfschmerzen etwas nachliessen und sah dann wieder Daoryn an. "..." Was hatte dieser noch mal über das Küssen gesagt? Nur wenn man jemanden mochte? Mochte Daoryn ihn nicht? Er nämlich Daoryn sehr... Daoryn lächelte wieder und stellte das Glas bei Seite. Er war froh, dass es Zero anscheinend wieder besser ging und er keine Schmerzen hatte. Zumindest keine starken... "Kein Problem! Das habe ich doch gerne gemacht! Ich kann da doch nicht untätig daneben stehen, wenn es dir so schlecht geht." Er wechselte ein letztes Mal das Tuch auf Zeros Stirn und genoss ebenfalls die feuchte Luft, die in die Höhle wehte. Als er dann Yues Winseln hörte und sah, wie der Kleine unters Bett kroch, gluckste er leise und griff nach ihm, zog ihn auf seinen Schoß. "Keine Angst, mein Kleiner. Hier passiert dir nichts. Guck mal, Zero hat sowas auch noch nie gesehen und der hat auch keine Angst." Er kraulte den Welpen ein bisschen hinterm Ohr und setzte ihn dann zu Zero aufs Bett. Yue tapste natürlich gleich neugierig los und leckte Zero übers Gesicht, da dieses verschwitzt war und somit salzig schmeckte. Daoryn beobachtete das schmunzelnd. Wenn er gewusst hätte, worüber Zero da nachdachte, hätte er wahrscheinlich geseufzt. Das müsste er Zero noch irgendwie erklären. Den Unterschied zwischen mögen und lieben. Denn er hatte Zero natürlich auch gerne! Sehr sogar! Aber deswegen würde er ihn noch lange nicht küssen. Seiner Meinung nach durften das nur Menschen, die man liebte. Das war vielleicht naiv, aber so war er nun einmal. Er würde von diesem Glauben nicht abweichen! Er sah fasziniert hinaus und bewunderte das wunderbare Farbenspiel draussen. Als eine feuchte Zunge ihn ableckte, hob er schwach die Hand, um Yue zu streicheln. "..." Er hörte zu, lauschte den Worten und endlich begriff er diese Welt ein bisschen mehr. Und das würde immer so weiter gehen. Je mehr Daoryn ihm erzählte, desto mehr konnte er sich auf das Leben in dieser Welt einstellen. Sein Kopf brummte noch immer und er seufzte daher leise. Doch es war erträglich. Darum sagte er nichts. Was die Liebe betraf, so würde er wieder nur ein 'was ist das' sagen. Er wusste es nicht... und noch schlimmer: die Tyranths hatten ihn nicht dazu erschaffen zu 'lieben'. Sämtliche Hormone, welche für dieses Gefühl verantwortlich waren, hatten sie bei ihm zurückgedrängt. Ob er daher jemals würde lieben können, würde sich zeigen... Man hatte ihn nur für eines erschaffen, weshalb gewisse Dinge bei ihm so sehr zurückgebildet waren, sei es psychisch oder Physisch, dass er kaum zu was anderes fähig war. Wozu auch? Zero war nur ein Objekt. Ein Versuchsobjekt, an dem sie neue Stoffe getestet hatten. Zero fehlte die Erinnerung daran... nur kleine Ausschnitte. Manche davon kamen auch in seinen bisher so wenigen Träumen vor. Bilder von weissen Räumen... Männer mit weissen Kutten und glänzenden Dingen in der Hand... Dingen, die ihm weh taten... mit Angst erfüllten. Mit leerem Blick lag er da und kraulte weiter das Welpe. Daoryn lächelte erleichtert, kraulte Yue kurz und strich Zero durch die Haare. Ja, Stück für Stück würde er immer mehr verstehen. Der Mann war intelligent und konnte mit seinen Erklärungen auch etwas anfangen. Also würde das kein Problem sein... Und was die Liebe betraf... so etwas konnte man nicht erklären. Das war einfach da, oder eben nicht. Aber, wenn man ihn gefragt hätte, würde er behaupten, dass jeder so etwas empfinden konnte. Das lag einfach in den Menschen. Genauso wie das Atmen oder Essen. Man durfte sich nur nicht unter Druck setzen und es von sich selbst verlangen. Denn so funktionierte das einfach nicht... Als Zeros Blick so leer wurde, hatte er erst Angst gehabt, dass er wieder sehr hohes Fieber hatte, aber das schien nicht der Grund zu sein. Besorgt runzelte er die Stirn. Es sah fast so aus, als ob der Mann völlig in Gedanken versunken war. Und sicherlich nicht in positiven... Aber das konnte er ihm nun einmal nicht abnehmen, so gerne er es auch getan hätte. Da musste jeder selber durch. Er konnte ihm nur helfen, in dem er da war und ihm seine Fragen beantwortete, sich um ihn kümmerte und ihn irgendwann aus seiner Traurigkeit auch wieder zurückholte. Und das würde er auch tun! So gut er eben konnte. Vielleicht konnte er ihn ja zumindest ein bisschen verstehen. Schließlich wusste auch er aus eigener Erfahrung, wie grausam die Thyrants sein konnten. Weniger physisch, als vielmehr psychisch. Aber das konnte mindestens genau so schmerzhaft, wenn nicht sogar noch schlimmer sein. Zumindest manchmal... Zero schloss dann die Augen, wollte sich etwas ausruhen... Doch als er einschlief, kamen wieder Bilder hoch... Bilder... Szenen... Um ihn herum war es still, zu still. Unnatürlich das Weiss der Umgebung. Kalt war es... so kalt, dass sich sein Atem in kleinen Wölkchen vor seinen Gesicht tummelte. Er zitterte, fror... Dann hörte er schritte. "Ob alle Körperfuntionen gehen?", erkundigte sich eine kalte Stimme tonlos und ein Umriss an den weissen Wänden war zu sehen. Zero zuckte etwas zusammen, doch blieb er zitternd liegen... nackt... auf diesem harten Ding in der Mitte des weissen Raumes. "Atmung, normal. Puls etwas erhöht. Körpertemperatur abgekühlt auf 30°.", antwortete eine andere Stimme... Zero zuckte wieder zusammen, wollte sich bewegen... ein leises Stöhnen verliess seinen Mund. Doch war dies nicht seine Stimme...! Sie klang heller, leiser... jünger. Langsam hob Zero eine Hand hoch und erkannte, wie klein diese noch war. War es das? War es dies, wenn man 'jung' war? War er... ein Kind? "Wie lange wird er schon unterkühlt?", fragte der erste Mann mit der kalten Stimme und kam Näher. "Drei Tage." "Ist er frisch?" Zero verstand nicht... was...? Frisch? Der zweite Mann sagte: "Ja. Wenn Sie wollen, können Sie ihn testen." "Gut.", sagte die kalte Stimme leise, "Aber erst soll er warm sein." Der kalte Mann ging, Zero lauschte den Schritten. Er wollte reden, doch brachte er nichts heraus. Der zweite Mann kam näher... ein Mann, schön wie es kein Mensch sein Konnte. Goldene Augen sahen Zero sanft an, sanft... aber kalt und emotionslos. Ihre Blicke trafen sich... die hellblonden, weissen Haare glänzten zart im Licht der Lampe über ihnen und er hatte etwas in der Hand... spitz... glänzend. Dann ein Schmerz und Zero keuchte verzweifelt, als sein Körper regelrecht zu brennen begann vor Hitze. Hitze, ersticken und brutal, liess ihn leise schreien. Verzweiflung und Schmerz erfüllten ihn... Dann kam jemand drittes... ein starker Mann, der ihn hochhob und aus diesem kalten Raum trug... hinein in einen noch sehr viel kälteren. Dann kam der kalte Mann wieder, der Starke liess sie alleine in diesem dunklen, schwarzen Raum. Zero lag da, alleine... ein Kind, schutzlos und zitternd. Dann ein Ruck, seine Beine wurden gespreizt... ein schrecklicher Schmerz, als der kalte Mann in ihn eindrang. Heftige Stösse einer brutaler als der andere. Zero schrie, wimmerte, keuchte mit Tränennassen Augen... Doch nach einer Weile, die ihm wie Jahre der Qualen vorkam, wurde er auf den Boden geworfen. "Er ist nutzlos! So was schwächliches will niemand!", brüllte die kalte Stimme verachtend und Zero wurde aufgehoben. "Wir werden ihn aufbewahren... vielleicht, wenn er älter ist.", sagte die sachliche Stimme des zweiten Mannes. Das war alles, was Zero von dem Gespräch noch hörte... er wurde hinausgezerrt, nackt wie er war in Wasser geworfen. Sofort schlug er die Hände vor den Mund, stand unendliche Qualen aus... seine Lungen schrieen nach Luft, doch war er gefangen... Weit riss er seine Augen auf... grün... Mit einem entsetzten schrei wachte Zero auf, starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke der Höhle.. Schweiss rann von seiner Stirn und sein Blick war getrübt von Tränen. Nicht sehr lange hatte der Traum gedauert... doch umso schrecklicher war er gewesen. Daoryn schreckte hoch, als Zero schrie. Er hatte neben ihm gesessen und war etwas eingenickt. Denn auch er brauchte Schlaf. Wenn auch nicht so viel, wie ein normaler Mensch. Das kam von seinen Thyrant-Genen. Diese Wesen waren technisch und biologisch sehr hoch entwickelt. Letzteres führte sich darauf zurück, dass sie einen Weg gefunden hatten, ihre eigenen Gene so zu verändern, wie sie es gerne wollten. Daraus resultierten unter anderem die hellen Haare und die goldenen Augen, die dort als absolutes Schönheitsideal galten. Sie waren sehr schnell, besonders stark, unglaublich intelligent und brauchten weder besonders viel Nahrung, noch viel Schlaf. Natürlich hatten auch sie ihre Schwachstellen, aber die hielten sie, verständlicherweise, sehr gut geheim. Manche dieser Fähigkeiten hatte auch Daoryn erhalten, auch, wenn sie oft kamen und gingen, wie das Wetter... "Was...?" Besorgt beugte er sich über Zero, fuhr ihm über die Wange und sah ihn an. Ein Alptraum... oder? "Shhh... ganz ruhig... es war nur ein Traum!", versuchte er irgendwie, ihn zu beruhigen. Er wischte ihm die Tränen weg und nahm ihn vorsichtig in den Arm, um ihn irgendwie zu beruhigen. "Keine Angst! Ich bin hier und egal, was es war, es kann hier nicht rein! Du bist hier ganz sicher.", redete er beruhigend auf ihn ein. Irgendwie stieg Angst in ihm auf, wo er doch gar nicht wusste, was Zero hatte, oder wie er ihm helfen konnte. Denn in dieser Höhle waren sie längst nicht so sicher wie er es ihm gerne glauben gemacht hätte. Und er wollte Zero auf keinen Fall enttäuschen, in dem er ihm Dinge versprach, die er nicht halten konnte... Zero war wie erstarrt... Bilder schlugen über ihn nieder, Bruchstücke... Er sah Grün.. überall das helle Grün der Flüssigkeit. Dann auf einmal einen Jungen.... Er weinte, schrie. Jemand tat ihm weh... Er spürte die Nähe des Jungen wie die von Daoryn, der ihn zu trösten versuchte. Doch die Bilder schwanden nicht, nein. Der Junge wand sich, keuchte... Dann ein weiteres Keuchen. Lauter, heiser.. Zero konnte regelrecht die Bewegungen spüren. SEINE Bewegungen. Wie er sich bewegte und in den noch unschuldigen Leib des Jungen Knaben stiess. Wie er keuchte vor Lust und Verlangen, wie er dem Kind unter sich einfach nur weh tat. Nein.... nein...! Das durfte nicht sein! Nicht er! Er würde nie jemanden etwas tun! Doch sah er es. Er sah den Jungen, wie er ihn anbettelte aufzuhören. Doch er stiess weiter, liess nicht nach. Es roch nach Blut und Schweiss. Wie ein Tier machte er sich über das Kind her, bis er jemanden sagen hörte: "Das reicht. Das waren zu viele Gene! Zähmt ihn!" Zero, der noch immer in Daoryns Armen lag, schrie wieder auf, schlug die Hände vor die Ohren. "NEIN!", schrie er verzweifelt. Das wollte er nicht... das DURFTE nicht sein! Mit einem kräftigen Stoss trennte er sich von Daoryn und starrte diesen angsterfüllt an. "...." Sein Atem ging keuchend. Und er zitterte heftig. Doch endlich waren die Bilder weg... Daoryn war völlig überrascht von Zeros plötzlichem Gefühlsausbruch und landete erschocken auf dem Boden, schlug dort ziemlich hart auf und blieb erst einmal benommen liegen. Dann raffte er sich hoch und stand wieder auf, setzte sich neben Zero ans Bett. "Was hast du?", fragte er ängstlich. "Was ist mit dir?" Irgendetwas ganz schreckliches musste passiert sein, dass der andere so durchdrehte. Aber was? Besorgt sah er ihn an. Er fühlte sich so hilflos, wo er doch gar nicht helfen konnte... Er schluckte einmal, nahm Zero dann wieder in den Arm und drückte ihn an sich. "Ganz ruhig. Ich tu dir nichts! Ich bin's doch nur. Daoryn!" Er wusste nicht, ob Zero ihn überhaupt hörte, ob er ihn erkannte, aber er musste es zumindest versuchen! Egal, was Zero durchgemacht hatte, er durfte nicht zulassen, dass ihn das so sehr verfolgte, ihm so viel Leid zufügte. Hoffentlich nahmen diese Alpträume bald ein Ende! Er hatte ja immer gedacht, ihm war es schlimm ergangen, aber das war wohl noch harmlos. Auch er hatte Alpträume gehabt, hatte sich teilweise absolut schrecklich benommen und auf der anderen Seite völlig zurückgezogen... aber an Zero kam das lange nicht heran. Aber was jammerte er hier? Er war nur selten geschlagen worden und ihm war es eigentlich gut gegangen. Worüber beschweren? Nur, weil sein Vater ihn nicht wollte? Das war ein ziemlich lahmer Grund... Zero aber drückte Daoryn so schnell wie möglich von sich. "Nein...", keuchte er und drückte sich gegen die Wand, weg von Daoryn. "Nicht...! Komm mir nicht zu nahe! Ich...ich..." Er schlug die Hände vor das Gesicht. "Ich bin ein Monster!", schrie er leise. Die Verzweiflung raubte ihm beinahe den Verstand... Gott! Er hatte ein Kind vergewaltigt... er WUSSTE es einfach! Diese Bilder waren ZU real gewesen.. aber wieso?! Wieso hatte er so etwas schreckliches getan?! Wieso ausgerechnet er?? Immer heftiger begann er zu zittern. Was, wenn er mit Daoryn das selbe tat? Er hatte sich in seiner Erinnerung wie ein Tier benommen, wie ein Monster. Kein Schreien, kein Flehen oder winseln hatte ihn abhalten können. Er hatte weiter gemacht, hatte in den Wehrlosen Leib gestossen... "Ich bin ein Monster!", flüsterte er leise immer wieder. Draussen grollte es immer lauter. Das Gewitter hatte nun seinen Höchstpunkt erreicht. Daoryn landete diesmal nicht ganz so unsanft und blieb einfach liegen. Was sollte er auch tun? blieb ihm ja nicht viel übrig, wenn Zero seinen Trost nicht wollte... Dann zuckte sein Kopf hoch und er sah Zero erschrocken an, knurrte leise. "Sag das nie wieder!", verlangte er leise, mit fast schriller Stimme. "Sag nie wieder so etwas!... bitte..." Er schloss für einen Moment die Augen und sammelte sich wieder, setzte sich dann an das Bett gelehnt auf den kalten Boden. "Du bist kein Monster! Wie kannst du so etwas sagen?", fragte er, diesmal ruhiger. "Oder willst du das etwa sein? Ich glaube ja eher nicht..." Er wusste inzwischen, was ein Monster war. Und es gab einen Unterschied, zwischen denen, die eines waren und denen, die man als solche bezeichnete. Einen sehr großen sogar... "Du bist kein Monster! Du bist doch so ein netter Mensch...." Woher sollte er auch ahnen, was Zero durchgemacht hatte? Woher sollte er wissen, was ihn plagte? Aber selbst dann hätte er ihm keinerlei Schuld zugewiesen. Schließlich konnte der Arme doch nichts für das, was die Thyrants ihm angetan hatten! Er hatte es sich nicht ausgesucht und es sicher auch nicht freiwillig getan. Das zeigte schon alleine die Reue und Abscheu über sich selbst, die er im Moment empfand. So jemand konnte nicht böse sein. Nie! Zero Zitterte und hatte die Augen fest geschlossen. Er wollte einfach nur noch weg... irgendwo hin, wo er Daoryn nicht gefährlich werden konnte. Noch immer hörte er die Stimmen der Männer in seinem Kopf: 'Genug! Beruhigt ihn!' 'Ich brauche Hilfe, bringt das Beruhigungsmittel!' Heftig schüttelte er den Kopf, versuchte die Stimmen zu verbannen, doch wurde ihm nur schwindlig dabei. Doch, er war ein Monster... er wusste nicht, WAS diese Erinnerungen zeigten, doch wusste er, es war wirklich geschehen. Also war er schon mal an der Luft gewesen... nur wann? Wie lange war es her? Sein Kopf dröhnte und er taumelte etwas im Sitzen. "Hnn....", gab er gequält von sich. Das alles war einzig und allein ungemein verwirrend... Er sah Daoryn an, Qual und Leid in seinem Blick. "..." /Doch.. ich bin ein Monster! Ich bin ein Monster, geschaffen von Monstern, um Monstern zu dienen.../, dachte er, doch wagte er es nicht es laut auszusprechen. Doch wieso? Warum hatte er das dem Jungen damals angetan? Was war der Grund? Er hatte nur gesehen, WIE er es getan hatte, nicht WIESO. Ob er das bald auch erfahren würde? "...." Zero schwieg weiter, währen es draussen in Strömen regnete. Doch da der Vorsprung vor dem Eingang leicht abschüssig war, lief das Wasser ab und nicht in die Höhle hinein. Daoryn sah Zero traurig und besorgt an, konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, den Mann wieder in die Arme zu nehmen. Aber das durfte er nicht. Er wollte Zero schließlich nicht ärgern! Das Wetter draußen passte genau zur Stimmung. Es regnete in Strömen und immer wieder hellte ein Blitz die Höhle für ein paar Sekunden auf, begleitet von einem Donnern, das die unangenehme Stille zerriss. Am liebsten hätte sich Daoryn in den Regen gestellt, hätte den Blitzen zugeschaut und seine Klamotten sich vollsaugen lassen. Was für ein passender Gedanke, nicht wahr? Wenn einem zum Heulen zu Mute war, dann stellte man sich einfach in den Regen. Aber ganz so einfach war die Welt und das Leben nun einmal nicht. Und außerdem hatte er ja wohl kaum das Recht, sich zu beklagen. Schließlich war Zero der, der litt. Auch, wenn Daoryn immer noch nicht wusste, was ihn so fertig machte. Er legte den Kopf schief und strich Zero ganz behutsam über die Wange. "Mach dir nicht so viele Gedanken über das, was war. Es ist doch vorbei, oder? So ein netter Mensch wie du braucht sich doch keine Sorgen machen. Du bist kein Monster und du wirst nie eines sein!" Er lächelte Zero liebevoll zu und stand dann auf. "Falls du mich suchst, ich bin draußen.", sagte er leise und verließ dann die Höhle. Er würde Zero die Zeit geben, die der brauchte, um nachzudenken. Denn ganz offensichtlich war er dabei ziemlich störend und er wollte doch nicht, dass sich Zero wegen ihm unwohl fühlte. Er setzte sich im strömenden Regen auf den Felsvorsprung und genoss das Nass auf seiner Haut und den Ausblick auf die langsam grüner werdende Wüste, während Zero in der Höhle seinen düsteren Gedanken und Erinnerungen nachhing und diese näher zu ergründen suchte. Kapitel 3: Schatten der Vergangenheit ------------------------------------- Die Nacht und das Gewitter zogen über die Wüste hinweg. Die angenehme Wärme blieb und langsam wurde es immer wärmer. Bald schon würde die Sonne erneut über ihnen sein und mit ihren unbarmherzigen Strahlen auf sie niederbrennen. Zero war eingeschlafen. Sein Fieber war deutlich gesunken und sein Atem ging ruhig. Endlich hatte sein Körper sich etwas von den Wunden der Rypton erholt. Sein Traum war diesmal bilderlos... still... beinahe tot wirkend. Yue hatte sich auf Zero gelegt und dort zu einem kleinen Bündel aus Fell zusammengerollt. Es war still und sehr angenehm. Kaum etwas war draussen zu hören... also wachte Zero auch nicht auf. Er ahnte nicht, dass die Wüste ihr Gesicht von Grund auf geändert hatte. Nun erstrahlte sie in einem fabelhaften Grün, gespickt mit unzähligen anderen Farben, welche die tausenden von Blüten zeigten. Die Hitze würde in wenigen Tagen wieder das aus der Wüste machen, was sie vor dem üppigen Regen gewesen war: Eine Ebene aus Sand, tot wirkend und verlassen. Erst beim Nächsten Regen würde sich diese Pracht erneut zeigen. Daoryn stand nun wieder auf und machte sich langsam an den Abstieg, vorsichtig, um nicht an den nun glitschigen Felsen abzurutschen. Als er unten angekommen war, genoss er erst einmal das Gefühl von Pflanzen unter seinem Füßen. Es war einfach ein unbeschreiblich gutes Gefühl, wenn man wusste, dass alles um einen herum grün war und man das auch spüren konnte. Dann machte er sich an die Arbeit. In diesen wenigen, grünen Stunden sammelte er immer Pflanzen und Kräuter, die er trocknete und in seiner Höhle lagerte. Es war das perfekte Essen, wenn es sonst nichts gab und die Heilkräuter hatten schon viele Menschenleben gerettet. Er sammelte und pflückte, ließ alles in sein Hemd gleiten, dass er zu einem kleinen Beutel geformt hatte und vor sich fest hielt. Bald war er zufrieden mit seiner Ausbeute und machte sich auf den Rückweg, schlug die Kräuter so in das Hemd ein, dass sie nicht herausfallen konnten und er beide Hände zum Klettern hatte. Zero schlief immer noch, als er oben ankam. Aber der Mann hatte der Schlaf auch wirklich dringend nötig! Er schlich sich also ganz leise an ihm vorbei und breitete die Kräuter und Pflanzen auf dem Tisch aus. Er sortierte sie und brachte sie in verschiedenen Behältern unter, die teils aus Stein bestanden, teils aus Glasresten, die er auf dem Schrottplatz gefunden hatte. Während er arbeitete, wachte Yue auf, sprang vom Bett und tapste neugierig zu ihm. Daoryn grinste ihn an und setzte ihn auf seinen Schoß, machte einfach weiter und kraulte den kleinen Wolf zwischendurch liebevoll. So konnte Yue Zero auch nicht aufwecken und der Mann hatte seine Ruhe. Zero schlief weiter. Draussen kam Leben in die Siedlung. Sie sahen sich suchend um und begannen, wie auch Daoryn, damit, die einzelnen essbaren Sachen aufzusammeln. Endlich kam die fruchtbare Zeit des Jahres! Glücklich darüber, endlich etwas essbares zu haben, freuten sich die Leute etwas. Diesen Abend würde es ein Fest geben, wie jedes Jahr! Ein Fest der Freude und der Ausgelassenheit. Durch die Stimmen draussen wachte Zero dann doch etwas auf, murmelte leise vor sich hin. "..." Doch noch hielt er die Augen weiter geschlossen. Schlafen war so schön... er wollte nicht aufwachen! Der kleine Hund schnüffelte etwas und sah zum Höhleneingang. Doch sehr lange währte die erste Freude nicht, denn nun mussten die Menschen den Tyranths bei den Aufräumarbeiten helfen... oder besser gesagt: selber machen. Die Tyranths waren sich selber zu fein um solch harte Arbeit zu verrichten, wie wenn man den angetragenen Sand des Sturmes wegschaffen musste. Zero ging es besser, das konnte er auch fühlen. Die Kopfschmerzen waren beinahe ganz weg und alles, was noch an das Fieber erinnerte, war sein Geruch nach Schweiss. Unangenehm... aber nicht sehr stark. Die Leute draussen machten sich daran den Sand, der sich vor den Aussenmauern der Stadt abgelegt hatte, zu entfernen. Es würde lange gehen, bis alles weg war, doch die Wachen der Tyranths hatten hierbei keinerlei Gnade. Sie würden die Menschen hetzen und ihnen sagen, entweder Arbeit, oder Hungerstod. Doch in diesen fruchtbaren Tagen würden sie wieder mit der Peitsche drohen... denn nun konnten sich die Menschen selber ernähren und waren so fähig, sich selber zu versorgen. Daoryn hörte ebenfalls, wie sich die anderen Menschen freuten. Er sah kurz zu Zero und stellte erleichtert fest, dass der andere immer noch schlief. Er lächelte kurz und machte dann weiter. Er selbst musste eigentlich auch zu den Aufräumarbeiten, aber er konnte Zero ja schlecht hier alleine lassen. Und ihn wecken, um ihm das zu erklären wollte er dann auch nicht. Ihm war durchaus klar, dass er sich dadurch eine Menge Ärger einhandeln konnte, aber damit würde er wohl leben müssen. Er war sowieso nicht besonders beliebt bei den Wachen. Schon alleine wegen seinem Aussehen... Er setzte Yue ab und ließ ihn somit zum Eingang laufen. "Fall aber nicht runter!", meinte er leise, rannte dann aber doch lieber hinterher. Er wusste ja nicht, ob dem kleinen Wolf klar war, was ein Abgrund war... Als er draußen ankam, sah er die zwei Wachen, die auf seine Höhle zukamen. Er seufzte und schob Yue wieder nach drinnen. "Bleib hier und pass auf Zero auf. Ich bin bald zurück!", sagte er zu dem kleinen Hund und zog dann das dunkle Tuch vor den Eingang der Höhle. Nachher kamen die Thyrants noch auf die Idee, Zero auch dahin zu schleppen, wenn sie ihn sahen. Er kletterte nach unten und sah die Wachen ernst an. "Bin ja schon da. Ich wollte mich doch nicht drücken." Die Wachen sassen auf zwei grossen Vögeln, die man Kilik nannte. Es waren flugunfähige Rennvögel, welche kurze, dafür sehr muskulöse Beine mit breiten Füssen hatten. Sie waren perfekt dazu geeignet, lange Strecken sehr schnell zurückzulegen und hatten eine ungeheure Ausdauer. Ihr grosser Schnabel war dafür da, grosse Nüsse zu knacken und das dicke, helle Fellartige Federkleid hielt die Hitze von der empfindlichen Haut ab. "Ikkk!", machte eines der Tiere, als die umgedreht wurden. "Dann komm!", meinte einer der Tyranths wütend. Sie ritten voraus, sehr viel schneller als ein Mensch das konnte. Die Sandberge waren so verheerend wie noch nie zuvor. Das würde sehr viel Arbeit geben. Zero, der nur halb schlafend war, hörte wie sie gingen und schlug die Augen auf. "..." Traurig sah er zur Tür und seufzte etwas. Aber wenn Daoryn ihn nicht mitnah, durfte er eben nicht mit. Die Menschen waren schon an der Arbeit und schufteten. Immer wieder sah man einen Tyranth auf einem Kilik patrullierten und hin und wieder konnte man den Knall einer Peitsche hören. Es waren trotz der Fülle an Leben in dieser Zeit, schwere Zeiten. Denn nun hiess es gehorsam sein, sonst wurde man verjagt. Entweder von den Tyranths oder den Menschen selber. Daoryn nickte nur und folgte den Kiliks. Es war unnötig, Streit anzufangen, bei dem er ohnehin den Kürzeren gezogen hätte. Und ihm machte es schließlich nichts aus, den Tieren zu folgen. Denn auch, wenn sie sehr schnell waren, war er schließlich schneller als ein gewöhnlicher Mensch und er wusste ja auch, wo er hin musste. An seinem Ziel angekommen gesellte er sich sofort zu den anderen Menschen und half, den Sand wegzuräumen. Er ignorierte die giftigen Blicke gänzlich und ging einfach seiner Arbeit nach. War ja klar, dass die Menschen sauer waren, weil er nicht gleich gekommen war. Aber wenn er ihnen half, dann murrten sie nicht... das war so... typisch. Sie arbeiteten sehr lange, fast, bis es wieder dunkel wurde. Die Sonne knallte ihnen auf den Kopf und die Thyrants gestatteten keine Pause. Jeder war sehr erschöpft und Daoryn wartete eigentlich nur darauf, dass der erste zusammenbrach. Auch er selbst war nicht gerade besonders fit, hatte die letzte Nacht eigentlich nicht geschlafen und heute noch nichts gegessen. Aber er biss die Zähne zusammen und machte weiter. Irgendwann würden sie ja hoffentlich fertig sein! Denn der Sandberg war zwar enorm, jedoch hatte der Regen schon einiges weggespült und der Rest war leichter wegzuschaffen, da der Sand sich mit Wasser vollgesogen hatte und so fast in Stückchen weggetragen werden konnte. Die Thyrants sahen das zwar nicht gerne, aber schließlich wollten auch sie, dass ihre Stadt so schnell wie möglich wieder frei von Sand war. Der blockierte nämlich die Lüftungsschächte und ließ die Luft unter der Kuppel immer dünner werden. Als es schon langsam dämmerte, geschah das Unglück und eine junge Frau brach einfach zusammen. Für sie war die große Hitze und der Wassermangel einfach zu viel gewesen. Daoryn beobachtete sie mitleidig. Einer der Wächter hatte sie schon gesehen und kam auf sie zu, schrie sie ohne Gnade an. Er wollte ihr helfen, wollte zwischen sie und die Wache treten, aber er wusste es inzwischen besser. Schweigend griff er nach ihrem Bündel, in dem sie den Sand getragen hatte und nahm es zusätzlich zu seinem auf die Schulter. Jetzt konnten die Thyrants sie wenigstens nicht mehr für eine Verzögerung verantwortlich machen. Nicht viel, aber zumindest ein kleiner Trost. Dummerweise machte ihn die doppelte Last noch viel müder und bald war er überzeugt davon, keinen Schritt mehr tun zu können. Zu seinem Glück verkündeten die Thyrants in diesem Moment das Ende der Arbeit und schickten die Menschen zurück. Er seufzte und machte sich ebenfalls auf den Rückweg, viel langsamer als vorher. Die Frau, der er geholfen hatte, schenkte ihm ein dankbares Lächeln und ging dann, gestützt von einem der Männer, der ihm einen giftigen Blick zuwarf, fort. Daoryn schaffte es noch grade so bis zu der Felswand und lehnte sich dann erschöpft gegen diese, ließ sich auf den grünen Pflanzenteppich fallen. Weiter kam er beim besten Willen nicht mehr. Zero blieb alleine.. den ganzen Tag blieb er alleine, bis es dunkel wurde und er es nicht mehr aushielt. Also stand er auf. Ja, es ging ihm wirklich besser... viel besser. Langsam ging er zur Tür und schob das Tuch davor etwas weg... Und was er sah, raubte ihm beinahe den Atem. Alles war grün. Unendlich weit und grün! Und Blumen! Das erste Mal in seinem Leben sah Zero Blumen. Doch etwas an dem Bild störte ihn... ein leises stöhnen von unten. Zero sah hinunter und erkannte Daoryn. "Daoryn? Alles in Ordnung?", fragte er leise und stieg zu dem Jungen hinab. Besorgt sah er ihn an, während Yue oben blieb und hinabsah, während er leicht schnüffelte. Zero erkannte, dass Daoryn sehr müde sein musste. Nur weshalb? Er wusste nicht, WAS Daoryn hatte tun müssen den ganzen Tag. Er setzte sich neben den Jungen und sah ihn besorgt an, von oben bis unten. "..." Tief sah er ihm in die Augen. Zero würde es merken, wenn der Junge ihn anlog... Daoryn sah müde hoch, lächelte Zero an. 'Mir geht's gut', wollte er sagen. Aber er wollte nicht, dass Zero dachte, er würde ihn anlügen. Der Mann würde das bestimmt nicht verstehen... "Ein bisschen müde.", murmelte er deswegen. "Lass mich... einfach ein bisschen hier sitzen und ausruhen.", sagte er, immer noch sehr leise. Am liebsten würde er jetzt schlafen, aber das durfte er nicht und das wusste er. Wenn er jetzt hier einschlief, war er allem und jedem schutzlos ausgeliefert. Keine sehr verlockende Vorstellung. Aber er würde schon nicht so lange brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Nur ein paar Minuten... dann konnte er nach oben klettern und in sein Bett fallen... "Und, fühlst du dich besser?", fragte er Zero, um ihn ein bisschen abzulenken. "Lass mal die Kratzer sehen!" Der Mann machte ja schon einen viel besseren Eindruck, schien auch keine Schmerzen mehr zu haben und das Fieber... er legte eine Hand auf Zeros Stirn. Ja, das Fieber war auch weg. Ein gutes Zeichen! "Hast du dich ausgeruht? Hast du genug geschlafen? Und etwas gegessen?" Das wohl eher nicht... er wusste ja nicht, wo sich das befand, was er essen konnte und was nicht. Daoryn rutschte ein bisschen hin und her, massierte sich ein bisschen das Genick, das unter der schweren Last des Sandes doch ziemlich gelitten hatte. Oh, wie er sich nach seinem Bett sehnte! Zero nahm Daoryn sanft am Arm und half ihm hoch. "Komm hoch...", bat er ihn leise. Er wusste ja, wie kalt es in der Nacht wurde hier... Doch er konnte es sich nicht lassen... er musste einfach eine der Blumen anfassen. "..." Erst stellte er die Frage nicht, doch als er sie pflückte und daran roch, fragte er: "Was ist das?" Er hatte grün dabei... die Farbe, die er so sehr hasste. Doch andererseits ein sanftes Gelb. Zero lächelte glücklich über diese neue Farbe in seinem Leben. Auch weiss und rot hatte es... Alles neu. Und es roch so faszinierend! Die Menschen ruhten sich etwas aus, machte aber alles dazu bereis um zu festen. Morgen wäre ein freier Tag, denn dann arbeiten die Wachen der Tyranths nicht. Dies hiess auch für die Menschen hier draussen endlich ruhe. Sie legten ein kleines Feuer an, mit dem wenigen Holz, dass sie auf der Müllkippe gefunden hatten und setzten sich im kreis darum. Es wurde immer dunkler, doch sie würden hier draussen bleiben und singen, wie sie es meistens taten. Als Zero das Singen hörte, sah er in die Richtung und heimlich wünschte er sich, dort hingehen zu können. Er wollte auch dabei sein, mitsingen, auch wenn er nicht wusste, wie man sang. Ob er das auch konnte? Doch nun wandte er sich erst einmal wieder Daoryn zu und zeigte hoch. "Hilfe?" Er würde Daoryn wenn nötig tragen. Daoryn lächelte müde und sah Zero zu, wie er fasziniert die Blumen betrachtete, eine pflückte und daran roch. "Das nennt man Blume. Riecht gut, oder?", fragte er müde. Er ließ sich hoch helfen und lehnte sich dann an die Felswand. Als er Zeros sehnsüchtigen Blick zur Siedlung der Menschen bemerkte, lächelte er traurig. "Du kannst ruhig zu ihnen gehen. Schließlich bist du einer von ihnen. Sie tun dir bestimmt nichts.", ermutigte er Zero. Er würde ihn sicher nicht davon abhalten, zu den Menschen, zu denen er ja gehörte, zu gehen. Wer war er, dass er ihm diesen Spaß und diese Erfahrung verbieten durfte? "Pass aber auf. Das Feuer - das warme, helle in der Mitte - ist sehr heiß. Das darfst du nicht anfassen. Und wenn du aber zu weit davon weggehst, dann wird es zu kalt und du erfrierst. Mach einfach das, was die anderen Menschen auch machen. Dann wird es schon gehen.", erklärte er, lächelte diesmal etwas fester. "Danke, nein, das schaffe ich auch alleine. Jetzt habe ich mich ja ein bisschen ausgeruht." Er machte sich langsam und vorsichtig daran, nach oben zu klettern. Dabei hing er ziemlich seinen Gedanken nach. Was, wenn es Zero bei den Menschen besser gefiel, als bei ihm? Was, wenn er dann dort blieb? Aber war das nicht vielleicht besser für ihn? Vielleicht war er bei ihnen viel besser aufgehoben... Er seufzte leise, ließ sich aber seine Traurigkeit nicht anmerken, kletterte brav weiter. Zero verstand nicht so ganz... "Einer von ihnen? Was sind... sie?", fragte er unwissend und folgte Daoryn. Er würde diesen nie alleine lassen. Dabei passte er auf, dass dieser nicht fiel. Immerhin, er könnte ausrutschen oder so... Hätte er gewusst, wovor Daoryn Angst hatte, dann hätte er ihn einfach in den Arm genommen. Auch wenn Daoryn das niemals so gesagt hätte und es sicherlich auch nie so sagen wird, so sah sich Zero doch als das Eigentum des Jungen. Immerhin hatte dieser ihn gefunden und verpflegte ihn. Zeros Magen knurrte leise als er hinter Daoryn die Felswand erklomm. Noch immer den Gesang im Ohr, doch er war tausend mal lieber hier als dort bei den Fremden. Selbst, wenn sie ihn als einen der Ihren ansehen würden. Nein... er fühlte sich nur hier wohl, bei Daoryn. Daran konnte keine Sehnsucht der Welt etwas ändern. Und solange der Junge ihn ertragen würde, würde er hier bleiben. Vielleicht würde Daoryn irgendwann seiner überdrüssig... dann hätte er endgültig ausgedient. Es wurde kalt in der Nacht, doch wenn man eine Wärmequelle hatte, erfror man nicht. Nur wenn man ganz schutzlos war, dann waren die Wüstennächte ein grosses Problem. Nicht aber, wenn man in einer Höhle wohnte, denn dort hatte es stets konstante Temperaturen. Der Fels sog sich am Tag mit Wärme voll und war in der kalten Nacht eine natürliche Heizung. Daoryn kletterte nach oben und lehnte sich erst mal gegen die Höhlenwand, lächelte dann erschöpft. "'Sie' sind Menschen. Wie du. Eigentlich gehörst du ja zu ihnen, nicht zu mir. Ich bin nämlich keiner...", erklärte er, ging dann weiter und suchte im Regal nach etwas mehr Fleisch, reichte Zero reichlich und aß selbst eine kleine Menge, stellte ihnen beiden einen Becher mit Wasser und für Yue ein kleines Schüsselchen hin. Er selbst aß sehr schnell, zog sich dann Hemd und Hose aus und schmiss beides in die Nähe des Eingangs - beides voller Sand! Widerlich! - und ließ sich aufs Bett fallen, schloss müde die Augen. Er wollte für heute nur noch seine Ruhe! So langsam tat ihm jeder Muskel weh und er glaubte nicht, dass er in nächster Zeit in der Lage sein würde, auch nur einen Finger zu krümmen. Aber das würde schon irgendwie gehen. Notfalls müsste er Zero eben erklären, was der machen sollte. Und morgen hatten die Wachen frei, das hieß, er konnte sich erholen, damit er übermorgen wieder fit war und weiter arbeiten konnte. Und dass er nackt hier lag... nun, das war ihm ehrlich gesagt einfach egal! Er hatte noch nie ein besonders großes Schamgefühl gehabt und außerdem war Zero doch auch ein Mann. Nichts also, was er nicht schon einmal gesehen hätte... Zero verstand nicht ganz, was Daoryn meinte damit, dass er kein Mensch sein. Doch das war nicht der Grund dafür, dass er nun wie erstarrt dastand. "..." Er starrte den Jungen an, wie er sich auszog. Sogleich kamen wieder Bilder in seinen Kopf, wie ein Deja-vû. Bilder, wie sich Männer auszogen, in ihr Bett lagen und einen zweiten Mann zu sich winkten. Er sah, was er dann zu tun hatte und in seinem Hirn gab es einen Durchschluss... "..." Schweigend und mit unheilverkündendem Blick lief er auf Daoryn zu, als dieser sich nackt auf das Bett legte. Er packte den Mantel, den er sich angezogen hatte und liess ihn fallen, lief so ebenfalls nackt auf den Jungen zu. 'In diesem Falle nähere dich deinem Besitzer sinnlich. Sie ihn leidenschaftlich an und dann lege dich zu ihm.', sagte die Stimme eines Mannes in seinem Kopf und Zero gehorchte sofort. Langsam näherte er sich Daoryn, legte sich leicht neben diesem und küsste dessen Hals. 'Streichle deinen Besitzer an Hals, Schulter und Brust. Finde heraus, was er am liebsten hat.' Zero drehte sich etwas und legte sich regelrecht auf den völlig perplexen Jungen. Seine Lippen küssten diesen sinnlich überall an Schulter und Hals. Er sah nur noch Bilder vor sich... Bilder und Stimmen. Stimmen die ihm jeden Schritt erläuterten, ihm klar sagten, was er wie tun musste. Und obschon Daoryn ihm sagte, er solle aufhören, machte Zero sanft aber fordernd weiter. Küsste, streichelte den ganzen Oberkörper... Bis die Bilder abrissen und er wie erstarrt über Daoryn war und diesen anstarrte. Daoryn hatte ihm eine Ohrfeige verpasst, die sich gewaschen hatte und diese hatte Zero wieder aus seinem programmierten Tun aufgeweckt. Erschrocken starrte er Daoryn an. "...i...ich..." Er zitterte etwas und zog sich sofort zurück. Er stand neben dem Bett und wich vor diesem zurück. "E...es..t-tut mir Leid!", sagte er dann völlig aufgelöst. Wie? Wie hatte er das nur tun können? Daoryn saß auf dem Bett, gegen die Wand gelehnt, und starrte abwechselnd seine Hand und Zero an. Er hatte seit vielen Jahren niemanden geschlagen. Nein, er hatte überhaupt nur ein einziges Mal in seinem ganzen Leben die Hand gegen jemanden erhoben! Und jetzt das... Aber was hätte er denn tun sollen? Zero hatte ihn gar nicht mehr gehört, hatte diesen glasigen Blick gehabt und wenn er ihn nicht geschlagen hätte... er wollte sich gar nicht vorstellen, was dann passiert wäre... Er sah langsam von seiner Hand zu Zero. Der stand inzwischen nackt an die gegenüberliegende Wand gelehnt und sah ihn ungläubig, entsetzt an. Daoryn selbst blickte wahrscheinlich auch nicht viel anders zurück. Langsam sickerten die Ereignisse in sein Hirn und er begann zu realisieren, was fast passiert wäre. Seine Augen weiteten sich und er wurde blass. Dann sprang er auf, zog sich seine Hose wieder an und flüchtete nach draußen, lehnte sich dort erschöpft gegen die Felswand. Er war so dumm! Er hätte sich doch denken können, das so etwas passieren würde! Wie konnte er nur so dumm sein? Aber für einen Moment hatte er richtig Panik gehabt! Zero war viel stärker als er selbst und er hatte überhaupt nicht reagiert! Nicht auf seine Worte, nicht auf das Rufen und auch nicht auf die drängende Bitte, aufzuhören. Er begann zu zittern und zog seine Beine an, legte die Arme darum. In seinen Augen spürte er dieses verräterische Brennen, das immer Tränen ankündigte. Nur sehr mühsam konnte er um seine Beherrschung kämpfen, sich einigermaßen aufrecht halten. Ihm war in diesem Moment einfach alles zu viel! Zero sackte langsam an der Wand herab, dass er sich dabei die Wunden auf dem Rücken wieder aufschürfte, bemerkte er nicht... "..." Wie hatte er das nur tun können?! Wie damals... genau wie damals bei dem Jungen... auch dieser hatte gefleht und ihn gebeten aufzuhören, doch er hatte es nicht getan. Anders als Daoryn konnte sich Zero nicht zurückhalten. Unwissend, dass dies eine Schwäche bei Männern war, weinte er leise. Nicht des Schlages wegen... mehr wegen der Tatsache, dass Daoryn ihn nun sicherlich hasste. Yue winselte leise und tapste zu Zero, doch als dieser ihn keines Blickes würdigte, versuchte das Welpen sein Glück bei Daoryn. Nackt an der Wand kauernd blieb er zurück und schniefte leise. Er hatte es wieder getan! Genau das, was er sich geschworen hatte nie mit Daoryn zu tun. Doch er hatte diesen beinahe... vergewaltigt. Auch wenn es sehr viel liebevoller gewesen war, als bei dem Jungen... so hatte er es gegen den Willen seines Herren getan... und das war Vergewaltigung. Oh Gott! Was... was wenn Daoryn nun wütend war? Ihn rauswerfen würde? Sollte er gehen? Gleich jetzt? Zero hob den Kopf und sah draussen Daoryn sitzen. Leise schniefte er und wollte aufstehen... doch nun spürte er den neuen Schmerz am Rücken und blieb daher einfach sitzen. "....es tut mir Leid.... es tut mir Leid...", flüsterte er immer wieder leise und wiegte sich leicht vor und zurück. Auch er schlang die Arme um die Knie und immer wieder schniefte er leise. Er wollte das nicht... er wünschte sich, das wäre nie geschehen... "Ich... ich bin ein Monster... ich bin ein Monster...", sagte er dann zitternd. Er hasste sich für das, was er Daoryn beinahe angetan hätte. Seine Wange war leicht rot und pochte warm, doch ihm war es egal. Daoryn saß auf dem Felsvorsprung, die Augen geschlossen und verzweifelt bemüht, seine Fassung wiederzubekommen. Als dann Yue winselnd neben ihm stand und ihm tröstend über die Hand schleckte, waren alle Versuche dahin. Er nahm den Welpen auf den Arm, vergrub sein Gesicht in seinem Fell und begann, herzzerreißend zu schluchzen. Oh Gott, das war so erbärmlich! Er hatte nicht mehr geweint, seit... er konnte sich gar nicht mehr erinnern. Aber er hatte nicht einmal geweint, als sein Vater ihm ins Gesicht gesagt hatte, dass er ihn nicht wollte und dass er eine Abnormalität sei und doch am besten verrecken sollte. Selbst dann hatte er ihn nur böse angestarrt und war gegangen. Und jetzt? Jetzt saß er hier und heulte wie ein Schoßhund. Begleitet von Yues leisem Jaulen. Der kleine Welpe verstand zwar nicht, was Daoryn da tat, aber es klang wie Gejaule und so jaulte er einfach mal mit, leckte dem Jungen immer wieder über die feuchten, salzigen Wangen. Daoryn zitterte leicht und wurde mit jedem Schluchzer wieder durchgeschüttelt. Als er endlich nicht mehr weinen konnte, stand er zittrig auf, wischte sich über die Augen und ging dann auf wackelnden Beinen wieder in die Höhle, ließ sich dort erschöpft auf das Bett fallen, legte sich jedoch nicht hin. "Zero...", sprach er den anderen mit brüchiger Stimme an. "Du bist kein Monster! Es war ja keine Absicht..." Zero sah hoch... Doch die Tränen des Jungen sagten das Gegenteil. "..." Er stand auf, nahm sich den Mantel und ging dann einfach raus. Doch anders als Daoryn setzte sich Zero nicht hin... nein... Er kletterte runter und lief einfach los. Doch, er war ein Monster... er wusste nicht, was er war, noch WER er war. Was, wenn er irgendwann weiter gehen würde?! Das konnte er nicht verantworten... Also lief er los, einfach immer weiter ohne zu wissen, wohin. Die Sonne war untergegangen und es wurde immer dunkler. Und mit der Dunkelheit kam die Kälte.... Die Tränen in seinen Augen wurde kalt und sein Schniefen klang zittrig. Er... er hatte Daoryn zum weinen gebracht... er... Plötzlich keuchte Zero auf, als er einen Schmerz im Fuss verspürte. Er blieb rasch stehen und sah an sich herab. Etwas durchsichtiges, aber deutlich sehbares... eine Glasscherbe. Blut tränkte den sandigen Boden, als Zero mit der Scherbe weiter lief, hinkte, taumelte und schliesslich an einen Stein gelehnt sich niederliess und wartete... Zitternd legte er sich den Mantel fester um. Weiter weg hörte man das Singen der Menschen, doch er würde sich nicht zu diesen gesellen... er war eine Gefahr. Eine Gefahr für jeden. "..." Langsam sah er hoch und sah sich die Sterne an. Es glänzte und leuchtete nur so. "...schön...", murmelte er zitternd und schniefte erneut. Bald würde die Temperatur unter 0 sinken und nur in diesem Mantel würde Zero das nicht sehr lange überleben. Sein Rücken tat ihm weh, und sein Fuss pochte schmerzhaft. Daoryn sah dem Mann geschockt nach. Was... was hatte der denn vor? Er sah wie gelähmt, wie Zero nach unten kletterte und dann einfach verschwand. Das war doch einfach nicht wahr, oder? Er war weg! Einfach gegangen. Ohne ein einziges Wort... Er schwankte ein bisschen und rieb sich über die Augen, als plötzlich alles vor ihm verschwamm. Er brauchte ganz dringend Schlaf! Sonst hatte er wirklich ein Problem! Aber er konnte sich doch jetzt nicht hinlegen! Zero war da draußen und er würde das sicher nicht lange überleben! Es wurde kalt. ZU kalt! Daoryn seufzte, zog sich schwankend hoch und warf sich das Hemd über, machte sich dann an den Abstieg. Ganz vorsichtig, Schritt für Schritt, da er seinem Körper nicht zu viel zumuten wollte. Als dann plötzlich alles vor seinen Augen verschwamm und er den Halt verlor, weil seine Muskeln einfach aufgaben, fühlte er sich mehr erleichtert als alles andere. Ihm war durchaus bewusst, dass er noch sehr weit oben war und ziemlich tief fallen würde, aber das bekam er gar nicht mehr mit, weil sich noch im Fallen sein Körper endlich den Schlaf nahm, den er so dringend brauchte. Er schlug auf dem Boden auf und blieb einfach liegen. Unbemerkt und im dunkeln blieb er einfach liegen. Nur das leise Jaulen von Yue hallte durch die Stille. Zero zitterte, doch als er Yue weiter weg jaulen hörte, horchte er auf. Irgendetwas... klang falsch. Yue klang besorgt, ängstlich... es war etwas geschehen. Zero Stand auf, hinkte mit sehr viel Mühe bis zum Eingang der Höhle. Sein Atem wurde schon zu Wölkchen und seine Glieder wurden schwer... Doch als er jemanden unter dem Vorsprung liegen sah, wusste er, was geschehen war. Obwohl es ihm schrecklich weh tat, lief er mit der Scherbe im Fuss weiter und als er Daoryn erreichte, zögerte er. Ob er...? Na ja... es war einskalt und bald würde es noch kälter werden... Zero sah sich etwas um, dann hoch. "..." Mit dem Fuss würde er unmöglich dort hochkommen... und schon gar nicht mit Daoryn. Also fasste Zero einen Entschluss... Er kniete sich neben Daoryn und begann zu graben. Er wusste nicht, ob das funktionierte aber... doch! Der Sand unter der Oberfläche war noch warm, nicht zu sagen heiss! Rasch grub Zero ein Loch. Durch die harten, vom Wasser verhärteten, Sandteile gab es eine schöne Grube! Sanft nahm Zero Daoryn und legte diesen hinein. Sich selber auch. Drinnen, geschützt vom Wind, war es gleich viel wärmer und erträgliche 2°... Daoryn zitterte, darum zog sich Zero ohne nachzudenken den Mantel aus und bettete den Schlafenden darin gut ein. Dann legte er Daoryn an die wärmste Stelle gegen den warmen Felsen. Dieser würde dies auch noch die ganze Nacht lang bleiben. Dort, wo es aber nicht immer kalt war, legte sich nun Zero hin. Er wusste nicht, ob er die Nacht so überleben konnte... doch das lag auch gar nicht in seiner Absicht. Jemand, der so gefährlich war, der sollte besser einfach verschwinden. Zero kuschelte sich ganz nahe an Daoryn, wärmte ihn so ein bisschen mehr. Doch selber zitterte er heftig und bleib durch die eisige Kälte wach. Die 2° blieben konstant durch die Nacht hindurch... Yue hatte sich an den Eingang der Höhle gelegt und wartete geduldig... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)