Till death... von Mayiva (Salt in my wounds, until the bitter end) ================================================================================ Chapter 2 --------- ~Vorwort~ So, ich hab es endlich geschafft, das zweite Kapitel zu vollenden... ich hab total lange dafür gebraucht, die letzten Zeilen zu schreiben... is ja typisch für mich! -.-* Aber hier ist es ja nun endlich! ^^ Viel Spaß beim Lesen! ________________________________________________________________________________ Chapter2 Selbst die Zeit schien sich gegen mich verschworen zu haben, denn sie verlief so langsam, als hätte irgendjemand vergessen die Uhr wieder aufzuziehen. Marina und ich verließen den Raum so oft es ging, um wenigstens ein paar Minuten Ruhe zu haben vor dem sinnlosen Gequatsche unserer leicht bis total betrunkenen Verwandtschaft. Ich spürte schon gar nicht mehr, wenn mein Geist auf Abwehrmodus schaltete und ich kühl und wortkarg reagierte, wenn mich jemand ansprach. Es erschien mir alles so unwirklich, wie ein Alptraum von jener Sorte, die aussah, als hätte der Film, mit dem die Aufnahmen gemacht wurden, einen Hauch Schwärze bekommen. Ich schwebte über dem ganzen Szenario, sah mich selbst in dem engen, muffigen Raum wie ein eingesperrtes Tier hin und her laufen, Marina an meiner Seite, Lucifer stets in der Nähe. Als das Grauen schließlich beendet war, in dem ein Teil der Verwandtschaft sich schlafen legte und der Rest nach Hause fuhr, wusste ich, dass mich nun noch etwas wesentlich schlimmeres erwartete. Ich dachte ohne jegliches Gefühl darüber nach, was mein Dad mit mir anstellen würde. Mein Gehirn hatte schon längst abgeschaltet und der klägliche Rest, der vergeblich versuchte, mich vor der absoluten Abgestumpftheit zu bewahren, wurde von den Mengen Alkohol, die ich in mich reinstürzte, auch zum Schweigen gebracht. Ich registrierte nur am Rande, wie mein Stiefvater mich in die Küche zerrte, weg von Marina, weg von Lucifer und den zwei, drei Bekannten, die sich noch von meiner Mutter verabschiedeten. Er packte meine Schultern, begann mich durchzuschütteln und brüllte unverständliche Worte, die für mich nur wie das Blubbern eines überdimensionalen Fisches klangen. Verwundert versuchte ich den Grund für diesen seltsamen Vergleich zu finden, aber ich kam nicht drauf, sondern musste nur kichern, bei der Vorstellung, wie mein Vater von einem Fisch verschluckt wurde. Ein brennender Schmerz in meinem Gesicht riss mich unsanft aus meiner Vorstellung und ließ mich vor Schreck zurückweichen. Ich sah meinen Vater durch einen weißen Schleier hindurch, wie er seine Hand zu einem weiteren Schlag erhob, spannte mich und versuchte an Marina zu denken. Marina... meine Kleine... für sie war es wert durchzuhalten. Der zweite Schlag kam mit ungeahnter Wucht. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, aber der Alkohol machte sich bemerkbar - ich begann wieder zu kichern, seltsame Laute, die nicht wie mein normales Lachen klangen, sondern vollkommen wahnsinnig und als wenn ich nicht mehr recht bei Verstand wäre. Aber selbst jetzt, wo ich das registrierte, konnte ich nicht aufhören. Es war wie ein Zwang, ich musste etwas tun, irgendetwas, damit ich nicht daran dachte, was mein Vater tat, nicht den Schmerz spürte, der in meiner Seele noch stärker tobte, als in meinem Gesicht, denn das Schlimmste war der Verrat einer Person, zu der man normalerweise Vertrauen hat, in die man seinen Glauben setzt, sie sei ein Vorbild und für einen da, wenn man ein Problem hat - nun, ich war bitter enttäuscht worden. Bis jetzt hatte ich mit allem alleine klarkommen müssen, nie jemanden an meiner Seite gehabt, wenn es mir nicht gut ging. "Du verdammtes Miststück!!!", brüllte mein Vater. "Wieso lachst du?" Er schlug mich wieder. Seine Faust raste in meinen Magen, so dass ich mich unter irrsinnigen Schmerzen krümmte und zu Boden fiel. Gepeinigt schloss ich die Augen und wartete auf das Ende. "Du bist das letzte.", zischte er. "Die letzte Tochter, die sich jemand wünscht." Und wieder. Ich spürte den Schmerz schon gar nicht mehr, als sein Fuß meine Rippen traf. Verzweifelt rang ich nach Atem und kroch rückwärts vor ihm zurück, bis ich mit dem Rücken an die Küchentheke stieß. "Du müsstest dich sehen." Er lachte. Es klang so erbärmlich, dass mir vor Ekel schlecht wurde. "Wie du hier vor mir liegst, auf dem Boden, zusammengekrümmt, ein kleines Häufchen Elend. Jetzt kicherst du nicht mehr so bekloppt rum, was?" Ich spürte, wie der Alkohol sich langsam den Weg aus meinem Körper bahnte, aber genau denselben, wie er hereingekommen war. Verzweifelt presste ich die Zähne zusammen, um mich nicht zu übergeben. Mein Vater schlich um mich herum, wie eine Hyäne um ihr wehrloses Opfer, dieselbe grimmige und widerliche Zufriedenheit im Gesicht. Seine Hand griff nach dem Messer auf der Arbeitsfläche. Ich schloss entsetzt die Augen. Noch ein paar Narben mehr auf meinem Rücken. Der schwarze Schlund in meinem Inneren wurde immer größer, aber zugleich auch die Gleichgültigkeit, das Wissen, das auch die Zeit besiegbar war, denn irgendwann war es vorbei, irgendwann würde er von mir ablassen - bis zum nächsten Mal. Eine Hand packte barbarisch fest mein Kinn und riss mich in die Höhe, nur um mich mit einem Ruck gegen die Theke hinter mir zu schleudern, sodass ich darüber zusammen brach. Meine Arme hatte nicht mehr die Kraft, das Gewicht meines Körpers zu halten und ich sank halb auf die Arbeitsfläche. Auf einmal fuhr ein heller Schmerz durch meinen Rücken. Etwas Warmes, Klebriges lief in absurder Zeitlupe meine Haut hinab und tropfte mit einem leisen Platschen auf den Boden. Rotes Blut sammelte sich unter meinen Füßen. Ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass mein Vater wieder mit der Klinge ansetzte. "Bist du jetzt gehorsamer, du Schlampe?", fragte er und seine Stimme klang nicht im Geringsten drohend, er wirkte einfach nur wie ein dümmlicher Vollidiot, der nichts anderes konnte, als Gewalt an Schwächeren auszuüben. Ich ließ den Kopf hängen und starrte vor mir auf das Muster der Küchentheke. Kleine sandfarbene Federn, auf weißem Untergrund, die sich in einander verschlangen. Weiche, zarte, sanfte Federn, wie sie Engel an ihren Flügeln besaßen... Grob wurde ich herumgerissen. Den Schmerz der weiteren Schnitte hatte ich nicht registriert. Ich starrte in das wutverzerrte Gesicht meines Vaters, der in der anderen Hand immer noch das Messer hielt, von dessen Klinge Blut tropfte, eine zähe dunkelrote Flüssigkeit, die irrsinnigerweise Durst in mir wachrief. Mein Blick blieb an dem Messer hängen. "Du wischt jetzt das Blut weg, das du hier überall verteilt hast und dann gehst du raus und sagst deiner Mutter gute Nacht, verstanden?" Er blickte mich aus seinen kleinen blauen Augen an, in denen ein gieriges Funkeln stand, gepaart mit der Überzeugung eine Tat für das Wohle der Allgemeinheit vollbracht zu haben. Mitleidig und kalt schaute ich ihn an, ohne ein Wort zu sagen. Ich wusste, dass er meinem Blick nicht lange standhielt, denn er wusste, dass ich Recht hatte, mit all meinen Gedanken und Gefühlen. Mit einem Ruck wandte er sich von mir ab, schmiss das Messer in die Abwäsche und verließ den Raum, nachdem er mir noch einen - zumindest seiner Meinung nach - drohenden Blick zugeworfen hatte. Ich stand ein paar Sekunden lang wie erschüttert da und starrte in das Nichts, dass sich vor meinen Augen breit zu machen drohte. Irgendwann hatte ich mich dann soweit überwunden, dass ich das Blut wegwischen konnte und auch meinen Rücken weitestgehend davon befreite. Mit eiserner Miene wandte ich mich der Spüle zu und griff nach dem Messer, dass dort drin lag, wobei ich pedantisch darauf achtete, es nicht an dem Griff zu berühren, an dem mein Stiefvater es angefasst hatte. Einen winzigen Moment wurde die Vorstellung, wie ich es mir selbst in den Hals stieß übermächtig, aber sofort schwebte mir wieder Marina vor Augen, ihre Tränen, wenn sie mich finden würde und dann, was mich selber sehr erstaunte, sogar Lucifer. Seine dunklen Augen ruhten auf mir, sein Lachen drang in mein Ohr... nein, ich durfte nicht aufgeben! Mit mühsamen Bewegungen wusch ich das Messer ab, verschwand ebenfalls aus der Küche und wünschte meiner Stiefmutter (mit regelrecht gefrorener Stimme) eine gute Nacht, als sie gerade das Zimmer meiner Schwester verließ. Ich wusste, was sie mit ihr gemacht hatte. Die Gardinen waren zugezogen, Marina lag zusammengekrümmt auf dem Bett, die Laken total zerwühlt, und schluchzte leise. Ihr ganzer, schmaler Körper bebte. Plötzlich wurde mir bewusst, dass sie vollkommen unangezogen vor mir lag. Entsetzt eilte ich zu ihr, griff die Decke und zog sie sachte über Marina. Das arme Mädchen musste höllisch frieren, denn es war eiskalt hier drin. Sie zuckte zusammen, als sie die Berührung meiner Hand auf der Wange spürte, drehte den Kopf und sah mich an. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Immer und immer wieder. Jedes Mal, wenn ich sie so sah, schien sich mein Herz zu einem schmerzhaften Klumpen in meiner Brust zusammen zu ziehen. Ich hatte mich nie an den Anblick gewöhnen oder auch nur ansatzweise damit klarkommen können. Ihre Augen waren gerötet vom vielen Weinen, ein grausamer Schmerz stand darin geschrieben, so unendlich tief und leidend, dass ich jedes Mal das Gefühl hatte in den Abgrund des Wahnsinns zu blicken. Das Grün ihrer Augen war dunkel vor Angst und der schöne Glanz fast vollkommen verschwunden. Er würde auch wieder lange brauchen, um zurückzukehren, dass wusste ich. Es war wie immer... jede Woche mehrmals derselbe Ablauf. Unsere Stiefeltern fanden immer wieder einen Grund uns so zu behandeln, nein, misshandeln trifft es wohl eher. Ich wünschte mir im Moment nichts sehnlicher, als das Lucifer hier wäre, mich trösten und mir versprechen würde, dass er uns aus dieser abgrundtiefen Hölle befreit. Aber stattdessen deckte ich wortlos meine kleine Schwester zu, setzte mich auf die Bettkante, strich beruhigend über ihr Haar und starrte in das Dunkel vor mir. Wie immer. Stundenlang. Bis Marina eingeschlafen war, erst dann erlaubte ich mir, mich leise aus ihrem Zimmer zu entfernen und in meines zu begeben. Der Regen klopfte immer noch an das Fenster und die Straßenlaterne war immer noch kaputt. Das Licht, das von draußen hereinfiel, flackerte, genauso wie es immer tat. Ich legte mich auf den Rücken und blickte aus dem Fenster. Der Nebel hatte sich ein wenig gelichtet und ich konnte in dem unruhigen Licht der Laterne das gegenüberliegende Haus erkennen. Es war heruntergekommen und sah aus, als wenn es jeden Moment zusammenfallen würde, genauso wie unseres. Im fünften Stock wohnte ein alter Mann. Ich hatte ihn mehrmals gesehen und wir hatten uns zugenickt. Ich wusste, dass er einmal in der Armee gedient hatte, aber dann war seine Sehschärfe ganz plötzlich rapide gesunken, dabei war er zu dem Zeitpunkt gerade mal 32 Jahre alt gewesen. Wir hatten uns viel unterhalten, daher wusste ich das alles von ihm. Nun, er musste das einzige tun, was man in der Situation tun kann - sich einen anderen Job suchen. Aber dadurch, dass er so viele Jahre an der Waffe gedient hatte, waren seine anderen Fähigkeiten nicht sonderlich gut ausgebildet, sodass er keine Arbeit fand. Er war gezwungen billige und unterbezahlte Teilzeitjobs anzunehmen und weit unter der Armutsgrenze zu leben. Mittlerweile war er in Rente gegangen, aber seine finanzielle Situation hatte sich auch heute nicht gebessert, also lebte er in einer kleinen Wohnung in dem heruntergekommen Haus uns gegenüber. Mir hatte der alte Mann mit dem herzlichen Gemüt sehr Leid getan. Er schien sehr nett und gutmütig zu sein. Ich bin oft mit ihm spazieren gegangen, wahrscheinlich würde ich es morgen auch wieder tun, denn es war Mittwoch, einer der drei Tage in der Woche, wenn ich ihn besuchen ging. Die Gedanken an den alten Mann verschlechterten meine Laune nur noch mehr, soweit das überhaupt noch ging. Ich fragte mich echt, warum es soviel Leid geben musste. Warum können Menschen so grausam sein, wie unsere Stiefeltern? Was hat das für einen Sinn? Macht es ihnen Spaß? Verdammt, warum konnte Glück und Pech nicht gleich verteilt sein auf alle Menschen? Immer wenn ich diese zufrieden lächelnden Menschen aus den reichen Vierteln sah, die Schüler in meiner Klasse, die mit dem Geld nur so um sich warfen und über ihre ach so bösen Eltern meckerten, weil sie einmal den Müll runter bringen mussten, dann würde ich am liebsten schreien, alles rauslassen, was sich in diesen Jahren des Schweigens so an sammelte. Solche blinden, gefühlslosen Menschen, die es absolut nicht verstehen konnten, wenn man unglücklich ist, weil man im Gegensatz zu ihnen einen triftigen Grund hat. Die Menschen verschließen ihre Augen vor all dem Unglück, wollen es nicht sehen, weil dann ihre schöne "Realität" zusammenbrechen würde, die sie sich aufgebaut haben, um an der Wahrheit nicht teilhaben zu müssen. Jedes wahre Leiden wird ausgeschlossen, sie sind sich einfach zu schade, um anderen zu helfen. Ein Abwehrmechanismus, um nicht in das Leiden hineingezogen zu werden, nicht in die Situation zu geraten, das schwere Problem eines anderen lösen helfen zu müssen. Mit diesen letzten Gedanken schlief ich ein, aber ich wusste nicht, ob ich dankbar sein sollte, denn sobald mein bewusstest Denken weg glitt, packte mich das Alptraumland und verschlang mich für weitere Stunden, um mir vor Augen zu führen, wie verhasst ich in dieser Welt war. Ein Tag wie jeder andere... nur das meine Schwester Geburtstag hatte und ein Engel aufgetaucht war. Ansonsten war es wie immer gewesen. Ein monotoner Höllentrip durch mein Leben. Wie immer. ~Nachtrag~ Tja, nun muss ich mir noch das dritte ausdenken... Oh je, Stunden mit depressiver Musik kommen auf mich zu... T.T Na ja, ich werds schon überleben! ^^ Ich würde mich auch hier wieder sehr über Kommentare eurerseits freuen! Eure Vampirin Caty Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)