Till death... von Mayiva (Salt in my wounds, until the bitter end) ================================================================================ Chapter 12 ---------- __________________________________________________________________________ Chapter 12 Meine Brust war so flach wie die eines Jungen, dabei hatte ich vorher eine recht gut bemessene Oberweite besessen. Und meine Hüfte war so schlank, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Mein Blick fiel auf meine Hände. Sie wirkten ein Tick größer, die Finger länger, als ich es gewohnt war und die Fingernägel ganz anders geformt. Kleine Details, die mir erst jetzt im Dämmerlicht dieses Badezimmers und bei genauerem Hinsehen auffielen. Ein Seufzen, das fast wie ein leiser, fassungsloser Schrei klang, entrang sich meinen spröden Lippen. Ich trug tatsächlich ein Hemd, ein dunkelrotes, um genau zu sein, dazu eine schwarze Jeans, mit ausgewaschenen grauen Stellen an den Oberschenkeln. Und die Hose sah eindeutig männlich aus. Ich schloss ohnmächtig die Augen. Das konnte nicht wahr sein. Deswegen klang meine Stimme so eigenartig. So männlich, ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen, aber nun konnte ich die Augen nicht mehr vor den Tatsachen verschließen. Ich spürte, wie erneut Tränen in meine wunden Augen traten. Was hatte Lucifers Vater nur getan? Ich war ein Mädchen gewesen und ich musste zugeben, ich hatte mir so oft gewünscht ein Junge zu sein, aber doch nicht so! Nicht auf diese Art und Weise und nicht an diesem Ort. Meine Beine gaben endgültig nach, ich sank verzweifelt zu Boden und begann haltlos zu schluchzen. Elena, das war doch mein Name gewesen... Und jetzt? Ich vergrub mein fremdes Gesicht in den so andersartigen Händen. Selbst meine Nase, meine Augen und mein Mund fühlten sich anders an, die ganze Hautstruktur, die Knochen darunter, jedes winzige Detail, das ich von mir kannte, war verändert. Es war so furchtbar absurd, dass es einfach nicht in meinen Kopf wollte. „Was ist denn jetzt?“, stöhnte der Dämon entnervt. Ich spürte, wie eine kalte Hand, mich am Hemdkragen packte und mit einem Ruck in die Höhe zerrte, dann unter mein Kinn griff und mich zwang ihm ins Gesicht zu sehen. „Ist es zuviel verlangt, dass ich dir anbiete, ein Bad zu nehmen?“ Jetzt, wo er fast schrie, war sein Akzent so stark, dass ich ihn nur mit Mühe verstand. Er sprach die Buchstaben auf eine unbeschreibliche Art und Weise hart aus und hatte Mühe mit den z-Lauten, während er die Vokale sehr lang zog. Ich schüttelte hastig den Kopf und versuchte meine Tränen runterzuschlucken. Was sollte ich ihm schon erzählen? „’Tschuldigung...“, nuschelte ich. Er ließ mich wieder los und ich rieb mir das schmerzende Kinn. Mit einem abfälligen Seitenblick rauschte er an mir vorbei hinüber zu der Badewanne und begann Wasser einzulassen. Selbst dieses kam mir irgendwie dunkel vor. Die niedrigen Absätze seiner schwarzen Stiefel klackerten hell auf den marmorierten Fliesen. Ich schluckte schwer und begann mit langsamen Bewegungen mein Hemd aufzuknöpfen. „Gibt es hier auch... Spiegel?“, fragte ich stockend. Der Dämon blickte auf, schien einen Moment zu überlegen und stellte dann das Fläschchen, aus dem er gerade eine nach Rosen duftende Flüssigkeit in das Wasser geschüttet hatte, zurück auf den Wannenrand, um zum Waschbecken hinüber zu gehen. Dort sprach er ein einzelnes Wort und die Fliesen begannen auf einmal einen glasigen Glanz zu bekommen und verwandelten sich schließlich ganz in einen großen Spiegel über dem Waschbecken. Er deute darauf. „Ein Spiegel. Ich komme in einer halben Stunde wieder her. Du bleibst solange im Wasser. Ich kann es nur noch einmal betonen: Erwische ich dich in einem anderen Raum, dann bist du fällig!“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und wollte gerade de Tür öffnen, als er in der Bewegung inne hielt und sich noch einmal halb herum drehte. „Wie ist dein Name?“ „Ich... ich weiß es nicht...“, stotterte ich. „Du musst doch einen Namen haben.“ Er blickte unwillig. „Meiner lautet May, damit ruft man mich gewöhnlich. So etwas besitzt ihr Menschen im Allgemeinen doch auch.“ „Das ist ein wenig kompliziert.“, erwiderte ich hastig. „Was soll daran kompliziert sein?“ „Na ja... ich bin eigentlich ein... Mädchen.“ May nahm die Hand von der Türklinke und drehte sich ganz herum. „Ein Mädchen? Wie darf ich das verstehen?“ Er verengte drohend die Augen. „I-ich weiß doch auch nicht. Bevor ich hier herkam war ich eben weiblich. Ich weiß auch nicht, was geschehen ist.“, versuchte ich verzweifelt zu erklären. „Aha.“, kam es von ihm zurück. Wieder streifte sein Blick kritisch meinen Körper, dann trat er mit einem einzigen Schritt wieder zu mir und ich begriff gar nicht, wie mir geschah, da hatte er schon mein Hemd beiseite geschoben, meinen Gürtel geöffnet und blickte mir tatsächlich in die Hose. Peinlich berührt schlug ich seine Hände zur Seite und wich jäh einen Schritt zurück. Mir war total warm geworden und ich musste keinen Blick in den Spiegel werfen, um zu wissen, dass ich hochrot angelaufen war. Wütend funkelte ich ihn an. „Sonst ist alles in Ordnung, oder?“, entfuhr es mir lauter als gewollt. May zog nur wieder eine Augenbraue hoch. „Du bist ein Mann, es gibt nichts, was ich nicht schon mal gesehen hätte.“ Damit drehte er sich endgültig um und verschwand durch die Tür. Ich stand bestimmt eine halbe Minute lang nur da und starrte auf die geschlossene Tür, seine Worte immer und immer wieder in meinen Gedanken wiederholend. Du bist ein Mann... Ein Mann, na wunderbar, dachte ich nahe an der Hysterie. Als ich mich schließlich endlich wieder rühren konnte und begann, mich meiner Sachen zu entledigen, um in die Wanne zu steigen, vermied ich es geflissentlich einen Blick an meinem Körper entlang nach unten zu werfen. Wie betäubt saß ich in dem heißen Wasser, der überwältigende Rosenduft machte es nur noch schlimmer und benebelte meine eh schon wie zähes Gummi dahin fließenden Gedanken nur noch mehr. Jetzt, wo ich es mit hundertprozentiger Sicherheit wusste, spürte ich die Veränderung sogar direkt. Einfach das Gefühl in diesem Körper zu sein, war anders. Ich bewegte mich auf eine ganz andere Art und Weise und hatte manchmal sogar das Gefühl, einige Bewegungen ganz neu erlernen zu müssen wie ein Kleinkind, das gerade erst Laufen lernt. Ich führte meine Hand langsam noch oben zu meinem Kopf. Was wohl mit meinen Haaren geschehen war? Fast ängstlich vor dem, was ich ertasten würde, führte ich die Bewegung zu Ende. Meine Finger griffen in weiches, glattes Haar, das vielleicht fünf Zentimeter lang war, eingestuft und hinten hochgegelt. Das mir das vorher nicht aufgefallen war, dass meine langen Haare mir nicht mehr im Gesicht herumhingen. Ich schüttelte verwirrt den Kopf und der Pony fiel mir von meinem Seitenscheitel in die Augen. Ich strich ihn beiseite und rutschte etwas tiefer ins Wasser, lehnte den Kopf zurück und tauchte so meinen Hinterkopf ein. Etwa eine halbe Stunde später, in der ich die seltsamen Fläschchen auf dem Wannenrand alle einmal durchprobiert hatte und zu dem Ergebnis kam, dass sie alle gleich rochen, trotz verschiedener Aufschriften, betrat May wieder das Badezimmer. Über dem Arm trug er eine Art schwarzen Bademantel aus einem seidig glänzenden Stoff. Er legte ihn über den Deckel der Toilette und bedeutete mir die Wanne zu verlassen. Ich hievte mich hoch und stieg mit gesenktem Kopf die glatten Stufen hinab, fest darauf bedacht, bloß nicht dahin zu schauen oder auf den Stufen auszurutschen. Der Dämon stand mit verschränkten Armen an das Waschbecken gelehnt und versperrte mir so jegliche Sicht auf den Spiegel und damit auf mich selbst. Fast war ich erleichtert darüber, so den Moment der Wahrheit noch hinauszuzögern. Ich ging zu der Toilette und nahm das Stück Stoff, um es mir überzustreifen. Es war tatsächlich so eine Art Bademantel mit einem asiatischen Schnitt. Ich knotete den Gürtel zu und drehte mich denn zu May um, den Blick fragend auf sein Gesicht gerichtet. Ich war irgendwie froh, dass ich den Mantel nun anhatte und sich so keine Gelegenheit mehr bot, irgendetwas zu sehen, das ich nicht sehen wollte. „Wenigstens stinkst du nicht mehr so, Junge.“, knurrte er. Ich zuckte zusammen ob seiner schroffen Wort- und Tonwahl. „Kannst du bitte...“, begann ich leise und machte mir der Hand eine Bewegung, dass er zur Seite treten möge. May verzog die Augenbrauen, stieß sich dann aber vom Waschbecken ab und machte einen Schritt zur Seite, sodass ich einen Blick in den Spiegel werfen konnte. Ich gewahrte mich zum ersten Mal, sofort begann wieder Tränen meinen Blick verschwimmen zu lassen und ich tapste unendlich langsam auf den Spiegel zu, unverwandt auf mein Antlitz blickend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)