Löwin in Seide von Turmalin ================================================================================ Auflärungsversuche ------------------ Kapitel 18: Aufklärungsversuche Still und mit hochrotem Kopf saßen die Jugendlichen zehn Minute später am Esstisch und aßen schweigend ihr Abendessen. Nur Draco fehlte. Hermione hatte kurzerhand behauptet, er hätte Magenschmerzen und würde wohl schon schlafen, als Mrs Granger schon zu ihm hoch gehen wollte, um ihm zumindest Zwieback und Kamillentee einzuflösen. Mary biss sich dabei die gesamte Zeit belustigt auf die Lippen, nur um nicht loszuprusten. Der erste Schock war überwunden. Sie schimpfte sich selbst, dass sie so geschockt gewesen war. Es war doch nichts dabei. Ihre Schwester und deren Freund hatten rumgeknutscht. Eigentlich ganz normal für Teenager in dem Alter. Vielleicht, weil Mia sonst immer so absolut korrekt aufgetreten war, weil sie nie einen Freund gehabt hatte. Es war ja auch egal. Inzwischen fand sie es zunehmend witzig. Vor allem, wie sich ihre große Schwester wand, um zu erklären, warum sie ihre kleine Schwester die Treppen runter rennend verfolgt hatte. Auch Hermiones Eltern machten sich zunehmend Gedanken. Seit Draco da war, blühte Hermione förmlich auf. Er tat ihr gut, daran bestand kein Zweifel. Noch nie hatte sich Hermione in den Ferien so menschlich verhalten und ihrem Alter entsprechende Unternehmungen angestellt. Die letzten Sommer saß sie entweder über ihren Bücher, oder sie besichtigte Bibliotheken oder Museen. Er war schön, dass sie endlich wie ein ganz normaler Teenager war. Vielleicht, ja vielleicht würde es nicht mehr lange dauern, bis Mia endlich ihrer Schwester erzählte, was sie war. Das Essen war eigentlich kurz, doch Hermione kam es verdammt lang vor. Noch nie hatte sie so oft hintereinander stumm bei Tisch gesessen und sich weder an dem Tischgespräch beteiligt, noch irgendeine der anwesenden Personen angeschaut. Langsam wurde es lästig. Sie musste unbedingt mit Mary reden. Die sah inzwischen nämlich viel zu vergnügt aus. Ihre kleine Schwester schien aus härterem Holz geschnitzt zu sein, als sie geglaubt hatte. Und irgendwie wurde sie sich immer sicherer, dass sie es endlich sagen musste. Sie musste ihr die Wahrheit sagen. Leider machte sie den Fehler, Mary direkt anzusehen, diese konnte sich daraufhin nicht mehr beherrschen und bekam einen Kicheranfall, der die Salatsoße in ihrem Mund großzügig über den Tisch und alle Anwesenden verteilte. „Äh, Mary, das ist eklig!“ mehr konnte Mia nicht sagen, denn auf ihrem Nachthemd und ihren Haaren waren lauter kleine weiße Tröpfchen, die sich nun gemächlich eine Weg über ihren Körper suchten. „Ich geh duschen! Nacht Mum, Nacht Dad!“ und schon war Hermione nach oben verschwunden, es war aber auch wirklich unangenehm, die Salatsoße auf der nackten Haut zu haben. Oben in ihrem Zimmer angekommen kramte sie schnell nach frischer Unterwäsche und einem sauberen Nachthemd, griff sich noch schnell aus der hintersten Ecke ihres Schrankes eine kleine Phiole und lief barfüßig mit ihrer Beute ins Badezimmer ihrer Etage. Das Gespräch mit Mary würde wohl noch bis morgen warten müssen. Schnell streifte sie ihre Kleidung ab und hüpfte unter die Dusche. Genüsslich ließ sie den heißen Wasserstrahl über ihren Körper wandern und die an manchen Stellen bereits getrockneten Soßenreste abspülen. Noch ihr Lieblingsshampoo und schon fühlte sie sich wieder als Mensch. Schnell trocknete sich sich ab und schlüpfte in ihre neue Kleidung. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, dass es noch etwas Zeit hatte, also stellte sie die Phiole hinter ein paar Duschgelflaschen und hing ihr Handtuch zum Trocknen auf. Erschöpft und einfach hundemüde fiel sie schließlich in ihre Bett. Sie war so was von fertig. Dieser Tag war mit Abstand der schlimmste ihres jungen Lebens. Aber seit Draco hier war, stolperte sie ja sowieso von einer Katastrophe in die nächste. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was wohl morgen wieder auf sie wartete. Währenddessen saß Draco immer noch auf seinem Bett. Er hatte die Jagd nach Mary bis ins Erdgeschoss hören können, den Aufschrei Hermiones, als wohl jemand etwas verschüttet hatte und ihren Gang ins Bad. Die gesamte Zeit über hatte er sich darüber den Kopf zerbrochen, wie er nun mit der Situation umgehen sollte. Wie sollte er je wieder in den Spiegel sehen können. Er musste unbedingt mit Aradena reden. Aufschreiben konnte er nicht, was er fühlte, was ihn verwirrte und was passiert war. Aufgeschrieben klang es so unglaubwürdig, selbst für die Welt der Magier. Das kaufte ihm nicht mal Aradena ab, dass er ein Mädchen geküsst hatte, ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben. Das war doch lächerlich. Er war geistig und körperlich kerngesund, sogar seine Zähne waren tiptop, wenn man den Grangers trauen konnte. Wie konnte es da passieren, dass er sich nicht bewusste war, was er tat, wenn er jemanden küsste. Noch dazu jemanden, den er nicht einmal wirklich ausstehen konnte. Okay, jetzt belog er sich selbst. Irgendwie mochte er Hermione dann doch. Wenn keine Magie da war, mit der sie so unübertrefflich umgehen konnte, konnte sie ganz anziehend sein. Vor allem, wenn sie wieder einmal in ein Fettnäpfchen nach dem anderen trat. Da hatte man dann doch öfters das Gefühl, dass sie eben doch muggelstämmig war. Irgendwie war es eine Genugtuung gewesen, zu sehen, dass sie nicht perfekt war. Nein, sie war nicht perfekt und das machte sie ihm langsam sympatisch. Nur zugeben, das sie nett war, das würde er sich schon zu verkneifen wissen. Er war in diesen Ferien sowieso schon viel zu weich geworden. Nun war Hermione gerade wieder auf dem Weg in ihr Zimmer. Draco wusste, dass er mit ihr reden musste und er brauchte ein neutrales Thema. Da fiel ihm Aradenas letzter Brief wieder ein. Schnell durchsuchte er sein Zimmer und schnappte sich das Stück Pergament. Es klopfte. Hermione, die gerade dabei gewesen war, einzuschlafen konnte darauf nur mit einem gemurmelten „Mhm?“ antworten. Schon ging langsam die Verbindungstür der beiden Räume auf und Draco stand im Zimmer. „Wir müssen reden!“ Und damit trat Draco vollkommen ins Zimmer und ging langsam auf Hermione zu. Diese lag auf einer Seite in Fötusstellung auf ihrem Bett, einen großen Teddy zwischen ihren Armen an ihre Brust gedrückt und blinzelte ihn noch immer schläfrig an. Zum Reden hatte sie keine Lust. Sollte er doch reden, sie konnte ja zuhören und wenn es ihr zu langweilig würde, könnte sie ja einfach wegschlummern, ja das war ein guter Gedanke. „Aradena hat mir geschrieben.“ „Und? Was ist so besonderes daran? Spucks aus, ich bin müde, ich will schlafen.“ „Es gibt einen neuen Beschluss vom Ministerium, was das Zaubern während der Ferien angeht!“ „Ein neuer Beschluss vom Minis ... vom Ministerium???“ schon saß Hermione aufrecht in ihrem Bett. „Zeig her!“ Dabei angelte sie mit ihrer einen Hand nach dem Brief in Dracos Fingern und versuchte zeitgleich die Nachttischlampe anzuschalten, ohne eben diese auf den Boden zu werfen. Nachdem das Licht brannte und sie den Brief ergattert hatte, flogen ihre Augen förmlich über das Schreiben. Ab und zu runzelte sich ihre Stirn, glättete sich dann wieder. Draco musste sich dringen bei seiner Tante bedanken. Ohne ihren Brief hätte Hermione ihm das doch nie geglaubt. „Wir haben ein Problem!“ „Häh?“ Draco kam gerade nicht so wirklich mit. Wieso hatten sie ein Problem und überhaupt, seit wann gab es ein „wir“? „Mary! Sie weiß nichts davon, dass ich zaubern kann.“ „Verdammt Granger dann sags ihr einfach!“ Draco war bewusst wieder ein seine beleidigender Art gefallen. Leider konnte er nicht genau beurteilen, wie sie nun reagieren würde. Ob mit Wut oder Enttäuschung. „Das sagst du so einfach Draco. Ich hab sie sechs Jahre lang belogen, glaubst du, dass geht so einfach von heute auf gestern, ihr die Wahrheit zu sagen?“ Langsam traten Hermione Tränen in die Augen, und Draco wurde unsicher. Wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann weinende Weiber. Das hatte er definitiv von seinem Vater geerbt. Nicht umsonst gab Lucius Narcissa immer nach, wenn diese auf die Tränendrüse drückte. Allerdings hatte Draco gelernt zwischen falschen und echten Tränen zu unterscheiden. Nur leider half ihm das hier nun auch nicht weiter. Hermiones Tränen waren echt und das machte ihn hilflos. „Welche Wahrheit?“ Das war Marys Stimme. Draco und Hermione saßen da wie versteinert. Nun würde es sich entscheiden. 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