Cross The Fire von abgemeldet (© by Mao_Anna & Caerdin) ================================================================================ Prolog: Always there for you... my friend! ------------------------------------------ Hi Leute^^ Wir haben uns mit dieser FF wirklich sehr viel Mühe gegeben und hoffen, dass sie euch genauso gut gefällt wie uns! Wenn alles so zutrifft, wie erwartet, wird es Szenen zum lachen, weinen oder auch zum verzweifeln geben... Auf jeden Fall wird jedes Chap stark Emotional geprägt sein. Wie gesagt, dreht es sich in dieser Story um Kai und die Verbindung zu seinen Freunden, die ihm helfend zur Seite stehen, während er verzweifelt versucht, mit seiner Vergangenheit klarzukommen und sie durch eine für Kai sehr schwere und mutige Tat hinter sich zu lassen. Prolog Always there for you... my friend! Sanft strich der nächtliche Wind durch den alten, knorrigen Baum im Garten der Familie Granger. Er spielte mit dem langen Gras, welches den gepflegten Teich umwucherte und trug dann das Echo der Stimmen mit sich, die gedämpft aus dem Dojo ins Freie drangen. Die G-Revolution feierten ihren Sieg über die BEGA, die Rückkehr der BBA und vor allem aber den Frieden, den ihre Leistung für die Welt der Beyblader bedeutete. Noch vor wenigen Wochen hatte keiner von ihnen daran geglaubt, dass ein ausgelassenes Fest wie dieses ihre letzten Tage als Rebellen begleiten würde. Doch was in weite Ferne gerückt gewesen schien, war nun wahr geworden. Es war ein steiniger Weg zum Ziel gewesen und mehr als einer von ihnen war gestrauchelt oder gefallen. Narben waren zurückgeblieben und würden die Helden des Justice 5 Turniers, welche soeben im Dojo gefeiert wurden, noch lange beschäftigen. Wahrscheinlich hätte für sie der Preis des Triumphes kaum höher sein können. Tala, der als erstes den Mut aufgebracht hatte, den es brauchte um Boris entgegen zu treten. Er hatte die Pforten für einen Schlag gegen die BEGA geöffnet, doch seinen Einsatz bezahlte er nicht nur mit körperlicher Qual. Viel mehr bezahlte er seine Courage mit seinem Stolz. Kai, der Verräter, dem so viele den Rücken zugekehrt hatten, war zum Hoffnungsschimmer der G-Revolution geworden und hatte sie aus der Krise geleitet. Noch immer zeugte ein weißer Verband um seine Brust von seinem Einsatz. Dranzer, welche die Anstrengung ins Exil gezwungen hatte, war erst vor wenigen Stunden zu ihm zurückgekehrt. Die Seele des Widerstandes war jedoch Tyson gewesen. Nichts hatte den jungen Japaner dazu bringen können, sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Seine ganze Aufmerksamkeit war ausnahmslos auf die BEGA ausgerichtet gewesen, doch trotzdem war es ihm gelungen, auch das Wohl der anderen in den Vordergrund zu rücken, wann immer es notwendig wurde. Sich selber hatte er dabei mehr als einmal außer Acht gelassen und ohne es zu merken war der Schmerz über Hiros Verrat zu einem übermächtigen Gegner geworden. Immer häufiger hatte der Blauhaarige in den letzten Wochen die Einsamkeit gesucht uns so hielt er sich auch an einem Freudentag wie diesem von der Gruppe fern. Tyson hing seinen eigenen Gedanken nach, während über ihm weiße Wolkenschleier den Mond verdeckten und ihren Schatten auf den Garten des Dojos warfen. Er hatte es sich auf der Veranda gemütlich gemacht, die das Gebäude umschloss und seinen Blick gen Himmel gerichtet. Seine Umgebung schien Tyson gar nicht mehr wahrzunehmen und erst das Geräusch von sich nähernden Schritten riss ihn aus seinen trübseligen Gedanken. Eigentlich hatte er nichts anderes gewollt als seine Ruhe zu haben, als er der Party den Rücken zukehrte. Die Gesellschaft eines Zweiten, welche er doch sonst genoss, schien ihm in letzter Zeit seltsamerweise lästig zu sein. In den Blicken seiner Freunde begegnete er entweder Mitleid oder Unverständnis und beides begann ihn zu ärgern. Wirklich verstehen, was Tyson fühlte, konnten sie nicht, denn kaum einer von ihnen hatte je eine ähnliche Erfahrung gemacht. Die Person jedoch, die sich dem zusammengekauerten Japaner näherte, war wohl die einzige, die seine Gefühle wirklich verstehen konnte. Für gewöhnlich hatte sich der Junge daran gestört, wenn Kai sich von ihrem Team distanzierte, doch heute schien es den Silberhaarigen regelrecht auszuzeichnen, dass er über Stunden hinweg schweigen konnte. Es waren keine leeren Floskeln, die Kai zu seinem Trost hervorbrachte, sondern einfach nur eine wissende Stille, die ihn umgab. Und so ließ sich der Teamleader der Bladebreakers stillschweigend neben Tyson auf den Boden sinken. Die beiden Jungen hatte schon immer eine außergewöhnliche Freundschaft verbunden. Sie hatten es nie geschafft, den anderen mit all dem zu verstehen und zu akzeptieren, dass er war. Das Vertrauen, welches sie einander entgegen brachten, war nur selten bedingungslos gewesen und ihre Partnerschaft, hatte zumindest für Kai, kaum mehr als die Kriterien eine Zweckgemeinschaft erfüllt. Spätestens nach dem Justice 5 Turnier waren die Rivalitäten zwischen Kai und Tyson legendär. Doch trotz allem waren sie durch etwas verbunden, was man untrüglich eine Freundschaft nennen konnte. Schließlich jedoch siegte in Tyson das einfache Bedürfnis, mit jemandem über seine Zweifel zu reden und die Worte sprudelten schneller aus ihm heraus, als es ihm lieb war. „Ich hatte einfach gehofft, dass er sich melden würde... Ich hab es mir so sehr gewünscht, es mir so genau ausgemalt. Das er einfach sang und klanglos verschwunden ist... Ich meine, immerhin ist er doch mein...“ Tyson zögerte seinen Satz zu Ende zu führen. Das Wort ‚Bruder’ wollte ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Dafür war die Enttäuschung noch zu nahe. Kai hingegen betrachtete ihn mit ernstem Blick. „Das Hiro sich der BEGA angeschlossen hat, war nicht deine Schuld, Tyson“, belehrte er den Jüngeren eindringlich. „Woher willst DU das denn wissen?“, fragte Tyson aufgebracht und seine Stimme klang dabei forscher als beabsichtigt. Doch Kai ließ sich davon nicht beirren. Ruhig fuhr er fort. „Am besten, du versuchst das alleine heraus zu finden. Dabei kann ich dir leider nicht helfen.“ Mit grimmigem Gesichtsausdruck dachte Kai an sein Gespräch mit Hiro vor einigen Wochen zurück. Er konnte den ‚Coach’, wie sich Hiro selber nannte, nicht ausstehen und daran hatte auch ihr kleiner Disput nichts geändert. „In diesem Fall wirst du mir wohl einfach vertrauen müssen. Es wird dir sicher nicht helfen, hier draußen Trübsal zu blasen.“ Einen Moment zögerte Tyson, dann erwiderte er Kais durchdringenden Blick und nickte dann bedächtig. „Vielleicht hast du recht...“, seufzte er geschlagen und wollte gerade zu weiteren Worten ansetzen, als sich nur wenige Meter neben ihnen die dünne Schiebetür quietschend öffnete. Überrascht musterte Tyson Bryan, Spencer und Tala, welche erst einen Tag zuvor das Krankenhaus hatten verlassen dürfen und nun an ihnen vorbei durch den Garten schlenderten. Anscheinend hatten sie die zwei Gestalten in der Dunkelheit gar nicht ausmachen können und der Alkoholeinfluss spielte ebenfalls einen nicht unerheblichen Teil, auch wenn er sich in Grenzen hielt. „Natürlich habe ich recht“, antwortete Kai, als die kleine Gruppe an ihnen vorbeigezogen war und brachte so Tyson zum Lachen. „Natürlich...“, presste der Blauhaarige hervor und sah sich dann erneut um. Neben ihm erhob sich Kai beinahe lautlos vom Boden. Sein Blick war distanziert und als er von einem prüfenden Blick gemustert wurde, wusste Tyson auf einmal was es gewesen war, dass den jungen Russe für ihn zugänglich gemacht hatte. Die Sorge. Doch nun schien Kai beruhig zu sein, denn er wand sich von seinem Teamkameraden ab um den Blitzkriegboys hinaus in den Garten zu folgen. „Kai?“, rief ihm Tyson leise hinterher und der Silberhaarige blieb stehen, um sich in einer schnellen Bewegung zu ihm umzudrehen. „Danke!“, lächelte er und zu seiner Überraschung erwiderte Kai die Geste mit einem kaum merklichen, schiefen Grinsen und nickte Tyson als Antwort kurz zu, bevor er in die Nacht verschwand. So, dies war er auch schon, unser Prolog. Natürlich interessiert es uns sehr, wie er euch gefallen hat und eure Meinung und Kritik ist uns sehr Wichtig! Daher bitten wir euch noch einmal, nicht vor Kritik zurückzuschrecken und uns wirklich auf unsere Fehler aufmerksam zu machen. Kommentare mit Inhalt beantworten wir selbstverständlich ;) Danke schon mal im Voraus! Bye, Mao_Anna Caerdin Gwyniffer Kapitel 1: Simple sentence - Big mistake ---------------------------------------- Hi^^ Es freut uns echt, dass ihr so fleißig Kommis geschrieben habt und daher wollen wir sie auch gerne alle beantworten. Falls einer nicht beantwortet wurde, weil er zu einem Zeitpunkt geschrieben wurde, an dem unser FF schon im Upload war, dann tut es uns Leid. Zum Verständnis bitte die Kommi-Kommis von Siva-Blanque, KuraiOfAnagura, Arethelya und Menteni lesen! @ hikaze: Danke für deinen Kommi, das nächste Chap wird länger! Aber ein Prolog ist halt nicht soooo lang^^° @ yamigirl4: Danke auch für deinen Kommi! Hat uns sehr gefreut! @ mya-chan: Freut uns, dass es dir gefallen hat! Thx 4 Kommi! @ cat_ayakami09: Natürlich kriegst du ne ENS!! Danke für das Lob! @ Shadow1987: Tja, das haben Kappis eben auf sich, das sie mal aufhören XD Thx for all @ SkyAngel: Danke fürs Lob! Natürlich machen wir schnell weiter!^^ @ koukoufanin: Schön, dass dir die FF schon gefällt! Danke fürs Kommi! @ Siva-Blanque: ja, du hast es erfasst. Das mit Tyson und Hiro ist nicht Thema dieser FF, es sollte nur zeigen, das Kai für seine Freunde da ist, wenn sie Probleme haben, denn im laufe der FF wird Kai sehr viel Hilfe von seinen Freunden brauchen, und das soll nicht zu einseitig werden! Also keine Angst! ES GEHT NICHT UM HIRO!!! Vielen vielen Dank für deine Kritik! Ein toller Kommi!! @ KuraiOfAnagura: Das Tyson Kai auf einmal versteht, war so gedacht: Tyson hat ja niemanden gesagt, was mit ihm los war! er drückte Tala und Ray eine Ausrede auf und verschwand leise. Er hat niemanden etwas über seinen Kummer erzählt und ist sich trotzdem sicher, dass keiner ihn verstehen würde. Genau wie bei Kai. und er schämt sich dafür, dass er sich nie wirklich für Kai interessiert hatte. das er nie darüber nachgedacht hatte, das Kai nicht einfach so von einer Party oder einem Treffen verschwand, sondern vllt auch Probleme hatte. So jedenfalls war es gemeint. (du hast völlig recht, das war nicht ausreichend umschrieben!) Danke für deinen ernstgemeinten Kommi!! *knuddel* @ alexia: Danke! Hoffe dieses Kapitel gefällt dir auch! @ Arethelya: Dafür, dass wir Tyson genommen haben, gibt es schon einen Grund! Wir sind nicht diese Autoren, die Tyson als unmöglich und verfressen darstellen! Wenn er so ist, dann stört es uns nicht, aber in dieser FF ist er halt nett! Also nicht traurig sein, er hat in diesem Kapitel noch mal eine wichtige Rolle , aber ab dem nächsten dreht es sich rund um unseren Kai! -.~ @ Menteni: Wie schon gesagt, Hiro ist nicht das Thema und wird im Laufe der Fanfic NICHT mehr angesprochen. Ansonsten das gleiche wie bei dem Kommi-Kommi von Siva-Blanque! Danke für deinen Komment! 1. Kapitel Simple sentence - Big mistake Kai schloss die Tür zum Hotelzimmer auf. Ein Schwall verbrauchter, stickiger Luft quoll ihm entgegen und das Bild, das sich ihm bot, trug nicht gerade zur Besserung seiner ohnehin schon schlechten Laune bei. Vor ihm auf dem Boden lagen die Blader der G-Revolution noch immer schlafend auf ihren Matratzen. Für Kai war es unverständlich, wie man freiwillig länger als nötig schlafen konnte und so beschloss er, dem Trauerspiel ein Ende zu setzen. Zielstrebig machte er sich auf den Weg zum Badezimmer, um nach dem schweißtreibenden Training erst einmal zu duschen, und stellte im vorbeigehen mit einer routinierten Bewegung die Stereoanlage an. Während er im Bad verschwand, begann die Anlage in ohrenbetäubender Lautstärke zu spielen. Aufgebrachtes Gemurmel erhob sich im Raum. Murrend setzte sich der Eine oder Andere auf, um die Situation besser überblicken zu können. Währenddessen war den Bladebreakers bereits klar, was passiert sein musste. Ray erhob genervt die Stimme. "Dir auch einen schönen guten Morgen Kai!", rief er der Badezimmertür zu. Anstatt einer Antwort vernahmen die G-Revolution bloß das Rauschen der eben angestellten Dusche. Nach einem ausgiebigen Frühstück versammelten sich die Blader erneut im Gemeinschaftsraum. Für die G-Revolution war es an der Zeit, wieder eigene, getrennte Wege zu gehen und dieses Treffen war als ihr letztes als ein Team ausgeschrieben. Als Mr. Dickenson und Judy Tate den Raum betraten, war die Stimmung bedrückt. Zwar freuten sich die Blader auf ihr eigenes Leben, ein bisschen Ruhe und Frieden, aber der Gedanke der Trennung überdeckte alle Glücksgefühle wie ein schwarzes Tuch. Erwartungsvoll waren alle Blicke auf Mr. Dickenson gerichtet. Dieser druckste zunächst etwas unruhig herum, bis schließlich Judy das Wort ergriff. "Guten Morgen! Stan hat euch allen ein paar wichtige Dinge zu erläutern", erklärte die junge Frau geschäftig. "Kai, würdest du so nett sein?" Sie machte eine Geste in Richtung Tür. "Ich muss etwas mit dir unter vier Augen besprechen..." Kai zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und folgte Judy gelangweilt aus dem Raum. Ein überraschtes Raunen erhob sich unter den anwesenden. Was war wohl so wichtig, dass niemand es hören sollte? Die Bladebreakers tauschten besorgte Blicke aus. Mit einem Räuspern rief Mr. Dickenson die Menge zur Ruhe. "Ich habe eine Bitte an euch. Wie ihr wisst, ist die BBA zur Zeit eine sehr kleine Organisation, aber unser Einfluss auf die Blader dieser Welt ist trotz allem größer als je zuvor. Täglich melden sich mehr Kids, die das Bladen erlernen wollen. Euer Sieg über die BEGA hat ihnen Mut gemacht, über sich selbst hinaus zu wachsen. Um die Kids besser fördern zu können und die BBA offiziell zurück zu melden, haben wir vor, ein Turnier zu starten, bei dem wir die größten Nachwuchstalente herausfiltern. Damit der Anreiz teilzunehmen größer wird, möchten wir für die besten eine Art Trainingslager einrichten, in dem sie eine Woche lang trainieren können. Und zwar mit euch als Trainer. Am Ende soll ihr neu erworbenes Wissen in einem Turnierkampf zwischen Groß und Klein getestet werden. Was sagt ihr dazu?" Ein zustimmendes Gemurmel schwoll im Raum an und brachte Mr. Dickenson zu einem kleinen Lächeln. Jedoch wurden seine Gesichtszüge sofort wieder ernst. "Allerdings", setzte er erneut an, um die Lautstärke zu mindern. "Allerdings werden die Bladebreakers wohl auf Kai verzichten müssen..." "WAS?!", entfuhr es Ray entsetzt. "Wieso?", wollte Tyson wissen. Angst stand in den Augen der Bladebreakers geschrieben. Zu nahe waren noch die Erinnerungen an das, was sie in Russland erlebt hatten. Zu nahe das Gefühl der Hilflosigkeit. "Kai wird, auf dringenden Wunsch seines Großvaters, auf ein Internat in Russland geschickt und muss daher seine Bladerkarriere bei der BBA beenden..." Mr. Dickensons Stimme zitterte vor Zorn und Besorgnis. Das es für ihn keine Möglichkeit gab, Kai in Tokio zu behalten und ihn so vor Voltaire zu schützen, schmerzte ihn. "Und was sagt Kai dazu?", wollte Max nach einer langen Zeit des entsetzen Schweigens wissen. "Judy ist gerade in diesem Moment dabei, es ihm schonend beizubringen.", antwortete Mr. Dickenson nicht weniger leise. Die Stimmung im Raum war auf dem Tiefstpunkt. Fast schon erdrückende Stille hatte sich über das Team der G-Revolution gelegt. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach. "Das Kai nicht gerne zu Voltaire zurückgehen will, ja klar." Über diese analysierenden Worte von Emily ließ Tyson ein verächtliches Schnauben hören. Noch nie war ihm eine derartige Untertreibung unter die Ohren gekommen. Bevor Tyson sich jedoch lautstark darüber aufregen konnte, setzte Emily noch einen drauf. Dass ein leichenblasser Kai, gefolgt von einer ratlos wirkenden Judy, genau in diesem Moment den Raum betrat, bemerkten weder sie noch Dickenson. "Aber sich darüber aufzuregen ist doch absurd! Wen interessiert es schon, was mit Kai passiert? Immerhin ist er doch die Unfreundlichkeit in Person!" Diese Worte trafen alle Anwesenden wie ein Schlag. Mr. Dickenson war der erste, der sich wieder fing und nun war ihm die Wut ins Gesicht geschrieben. Er konnte nicht fassen, wie Emily zu solchen Worten fähig war. Seine Stimme war anfangs nicht mehr als ein Zischen, als er zu sprechen begann. Doch zum Ende hin wurde er immer lauter. "Du kennst Kai nicht! Du hast keine Ahnung wie er ist!" "Doch!", entgegnete die Orangehaarige. "Er ist das, was man einen reichen, verzogenen Außenseiter nennt!" Mr. Dickenson ließ ein ungläubiges Schnauben hören. "Reichtum... glaubst du Geld macht einen glücklich? Denkst du, Geld ersetzt dir die Liebe und Fürsorge deiner Eltern??? Glaubst du, es lässt dich vergessen, was du sehen musstest? Was meinst du, wie sich DEIN Charakter verändern würde, wärst du gezwungen worden mit anzusehen, wie deine Eltern ermordet werden???" Eine ungläubige Stille legte sich in den Raum. Niemand wagte es zu sprechen. Nach und nach wanderten ihre Blicke zu Kai. Dieser stand noch immer bewegungslos in der Tür und hatte seine rubinroten Augen weit aufgerissen. Mr. Dickenson wurde sich der Blicke der anderen bewusst. Eine schreckliche Erkenntnis durchfuhr seinen Körper. Langsam drehte er sich zu Kai und sah dem Jungen direkt in die Augen. Doch in ihnen sah er keine Wut. Nur den ungezügelten Schmerz eines Menschen, dessen Gedanken am Abgrund seiner Existenz standen. Auf einmal wurde Mr. Dickenson klar, wie tief dieser Schmerz in Kai saß. Er hatte ihn wirklich nicht verletzen wollen. Nein, alles was er getan hatte, sollte doch nur zu Kais Schutz sein! Eine halbe Unendlichkeit, so schien es den Anwesenden sahen sich die beiden nur an. Dann regte sich Kai. Mit einer schnellen Bewegung machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum. Die Tür schlug er hinter sich zu, als wäre diese schuld an seinen Schmerzen. So, das war's, unser 1. Chap. Schon klar, es war ein fieses Ende, aber was soll's? Es geht auch bald weiter, versprochen ;3 Bye, Mao_Anna, Caerdin, Gwyniffer Kapitel 2: Things, that I don't want to remember... --------------------------------------------------- Hey^^ Hier kommt ein neues Chapter von uns! Wir hoffen, dass es euch gefällt! Wir haben lange überlegt, ob Kais Reaktion vllt zu heftig ist, sind aber auf den Entschluss gekommen, das sie es nicht ist. In anbetracht der Situation... Wir haben dies im Text aber noch erklärt. ;) @Arethelya: Klar bist du dabei^^ Ja ja... Die liebe Emily... Ärger bekommt sie auf jeden Fall! Aber so richtig erst im nächsten Chap ;) Und Mr. Dickenson... Na, du wirst es ja sehen... Ein riiiiesen Dank für dein Lob! Wir haben uns echt gefreut! Danke! Ein toller Kommi! *knuddel* @glaties-lupa: Ja, ich versteh deine Empörung! Wir sind sooo fies zu Kai^^° Was mit Tala und den anderen ist, darauf musst du bis nächstes Mal warten ;) Danke für den Kommi! @Ivalri: Tja, was soll Frau von Emily erwarten? Um ehrlich zu sein: Nicht viel! Wir mögen sie auch nicht besonders J THX für den Kommi! @mya-chan: Danke^^ Klar machen wir schnell weiter ;) Einigermaßen schnell^^° @alexia: Wir quälen Kai eben gerne ;) Wir sind richtig mies zu ihm... hehe^^ Thanks for your comment! @Menteni: *blush* Danke...^^ Emily ist echt... Na ja, Danke für alles! Und ein derartiges Ende gibt's hier häufiger ;) @Siva-Blanque: Punkt für dich :3 Ja, Tyson IST sauer... Aber Mr. Dickenson hat mehr power, als du denken würdest! Auf jeden Fall bei uns^^° Wir brauchen ihn aber noch, also nichts mit Elektrostuhl! Und die Hilfe seiner Freunde, auf die du für Kai plädiert hast, bekommt er natürlich... später... Pairings? Wer weiß das schon...? Fettes Dankeschön für den Kommi! Er war toll! @SkyAngel: Uns tut Kai auch leid... Wenn du wüsstest, wie wir beim schreiben dieses Chapters geheult haben... Klar machen wir so weiter ;) THX for your comment! @hikaze: Danke für den Kommi! Was denn, jetzt schon? Na dann such dir schon mal gaaanz viele Taschentücher! Es wir sooo traurig, wir selber waren ergriffen... @Blackflame: Ob wir das verhindern können? Ähmmm... Wird NICHT verraten! ;) Aber kein Problem, du findest das schon selber heraus^^ THX für den Kommi! @yamigirl4: Liebe Grüße zurück und Danke für alles! Und Emily... Kein Kommentar^^ @Sonnenblume18: Emily töten? Ja, das ist ne Überlegung wert^^ Wird aber wohl eher nicht passieren L Über Voltaire lässt sich eben streiten, aber ohne ihn wär's langweilig ;) Danke für den Kommi @cat_ayakami09: Wir auch ;) Natürlich versuchen wir uns zu beeilen! THX für den Kommentar! ENS gibt es natürlich wieder für jeden Kommischreiber! 2. Kapitel Things, that I don't want to remember... "Kai! Kai, warte!" Doch der Russe hörte Talas Worte nicht. Er spürte nur noch den Schmerz tief in seinem Herzen, der ihm nun den Atem zu rauben drohte. Er wusste nicht, wohin er lief. Eigentlich wusste er nicht einmal, wieso er überhaupt losgerannt war. Vielleicht, weil die Qualen so leichter zu ertragen waren. Ohne wirklich nachzudenken, was er tat, rannte Kai durch die Stadt, deren Hektik er gar nicht mitbekam. So entging ihm auch, wie er eine Straße nach der anderen überquerte. Erst als er über eine viel befahrene Kreuzung lief, sollte sich dies rächen. Einige Autos kamen quietschend zum stehen und wilde Flüche in Richtung Kai wurden ausgestoßen. All dies interessierte den jungen Blader nicht. Ohne seine Schritte zu verlangsamen oder sich nur einmal umzusehen rannte er weiter. "Scheiße! Verdammte Scheiße!", entfuhr es Tala. Sofort sprang er auf und stürmte in Richtung Tür. "Warte Tala! Ich komme mit!", stieß Tyson schnell hervor. "Wer weiß, was der jetzt noch anstellt", stimmte Ray zu und machte sich ebenfalls in Richtung Ausgang auf. Zu dritt verließen sie schnellen Schrittes das Dojo. Als auch noch andere Blader Kai folgen wollten, schaltete sich Judy ein. "Nein, bleibt hier! Die drei Jungs reichen." Wildes Hupen erklang und für Kai gab es keine Chance mehr rechtzeitig auszuweichen. Zwar bremste die schockierte Fahrerin ihr Fahrzeug noch in letzter Minute ab, doch der Bremsweg reichte, um Kai seitlich zu erwischen und auf den rauen Asphalt zu schleudern. Ein brennender Schmerz durchfuhr seinen linken Arm und breitete sich dann in seinem ganzen Körper aus, als er über den Boden gerissen wurde. Wie aus weiter Ferne hörte er die dumpfen Aufschreie entsetzter Passanten. Doch noch immer war ihm all dies egal. Kaum dass Kai sich wieder aufgerichtet hatte, rannte er erneut los. Weg, weit weg. Den schmerzenden linken Arm hielt er mit seiner rechten Hand fest umklammert. "Tyson, du suchst im Park, Ray, du kommst mit mir an den Strand! Los, beeilt euch!", rief Tala den beiden zu und beschleunigte sein Tempo. Mit einem zustimmenden Nicken folgten die anderen Talas Anweisungen und Tyson verließ die Gruppe in die entgegengesetzte Richtung. Allmählich verlangsamte Kai seine Schritte. In seinem Kopf drehte sich alles und die Welt begann vor seinen Augen zu verschwimmen. Erschöpft ließ er sich ins Gras fallen und versuchte, seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Erst nach einer längeren Zeit gelang es ihm aufzublicken und sich zu orientieren. Sein Weg hatte ihn in den Park geführt und nun saß er genau an dem Ort, an dem er noch vor zwei Tagen gegen Tyson gekämpft hatte. Mit dieser Erkenntnis kamen auch die Erinnerung an Mr. Dickensons Worte zurück. Beängstigende und furchteinflößende Bilder aus einer vergangenen Zeit kreisten in seinem Kopf und ließen ihn nun stumme Tränen über die Wangen laufen. Beschämt versuchte er, sein Gesicht in seinen Händen zu vergraben, doch als erneut der stechende Schmerz in seinem Arm zu pochen begann, ließ er sie sofort wieder sinken. Erst wurde er sich dem warmen Blut auf seiner rechten Handfläche bewusst, die er bis vor kurzem noch auf seine Wunde gepresst hatte. Sein Blick wanderte über seinen Oberarm. Zwar war die Verletzung kaum mehr als eine tiefere Schürfwunde, doch trotzdem brannte sie wie Feuer, als eine salzige Träne auf sie herunter rann. Schon als Tyson den Park erreichte, konnte er Kais zusammengekauerte Gestalt im Gras erkennen. Auch war es nicht irgendein Ort, an dem sich sein Teamleader befand, sondern einer, an dem nur Tyson nach Kai gesucht hätte. Es war ein Ort, an dem sie schon so oft bei einander gesessen hatten. Schmerzlich wurde sich der Japaner Kais zuckenden Schultern und der verletzlich wirkenden Haltung bewusst. Das er seinen Teamleader einmal so erleben würde, hatte er sich nie träumen lassen. Doch dies war wie ein Traum. Ein Alptraum. Schnell ging er auf Kai zu. Was er ihn zum Trost sagen wollte, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch alle erdenklichen Worte blieben ihm im Halse stecken, als er Kais Gesicht sah. In seinen Augen konnte Tyson zum ersten Mal lesen, wie dieser sich fühlte. Alleine gelassen und verloren. Ohne über sein Handeln nachzudenken ließ Tyson sich neben Kai auf den Boden sinken und zog den jungen Russen in seine Arme. Kai zuckte heftig zusammen, als er diese Berührung spürte. Er war es nicht gewohnt, dass man ihn berührte, ohne ihn zu verletzen, geschweige denn in den Arm genommen zu werden. In Tyson machte sich eine unbändige Wut breit, als er sich Kais Reaktion bewusst wurde. Im Stillen verfluchte er Boris und Voltaire für all die Dinge, die Kai hatte erleiden müssen. Für einige Sekunden war Kai gewillt, der schützenden Umarmung zuzustimmen, doch dann meldete sich sein Stolz zurück. Er war das einzige gewesen, was ihn über all die Jahre davor bewahrt hatte aufzugeben. In einem verzweifelten Versuch, sich aus der Umarmung zu befreien, spannte er seinen Körper an. Jedoch unterließ er es sogleich mit einem schmerzlichen Keuchen, als sich sein verletzter Arm erneut zu Wort meldete. Überrasch lockerte Tyson seinen Griff. Er hatte Kai natürlich nicht weh tun wollen. Auch war er sich nicht bewusst, warum sein Teamleader so heftig reagiert hatte. Als er seinen Blick jedoch genauer über Kai schweifen ließ, wurde er sich augenblicklich bewusst, was die Schmerzen auslösen musste. Über Kais linken Oberarm zog sich eine blutende Wunde. Tyson keuchte erschrocken auf. "Kai! Was ist passiert?", rief er schon fast panisch. Kai öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, schloss ihn aber auch sofort wieder. Ihn fielen einfach keine Worte ein, das Geschehen seit seiner Flucht zu beschreiben. Stattdessen brachte er nur ein gequältes "Auto" zu stande. "Auto?", fragte Tyson ungläubig. "Ach du Scheiße..." Vorsichtig streckte er die Hand aus und strich ein Stück Stoff zur Seite, welches lose an seinem zerrissenen T-Shirt hing, um sich die Verletzung genauer anzusehen. Wieder zucke Kai bei seiner Berührung zusammen. Tysons Finger befanden sich so nahe an seiner Wunde. Viel zu nahe, für seinen Geschmack, doch Kai wusste, dass Tyson ihm nicht weh tun wollte. So zwang er sich, still zu halten, während der Teamkamerad seinen Oberarm untersuchte. Ohne es zu wissen lenkte Kai sich somit auch von dem Grund seines Unfalls ab, sodass seine Tränen versiegten. "Sieht schlimmer aus, als es ist...", entschied Tyson nach einiger Zeit und zog seine Hand vom Oberarm des Russen zurück. "Aber es brennt bestimmt ziemlich." Kai nickte zögerlich und Tyson war sich plötzlich bewusst, wie verzweifelt Kai in diesem Augenblick sein musste. Zuerst die Rückkehr zu seinem Großvater. Die schrecklichste Nachricht, die Kai von jemandem erhalten konnte... Dann Emilys Kommentar, der ihm nicht deutlicher hätte machen können, wie übel einige Blader ihm die Katastrophe mit Black Dranzer noch nahmen und der darauf folgende Ausrutscher Mr. Dickensons, der dafür sorgte, dass nun einfach jeder, den Kai etwas besser kannte, von seiner Vergangenheit wusste. Als wäre dies nicht genug war das Schlimmste für Kai seine Erinnerung. Tyson wusste nicht, was geschehen war, aber im Moment war es ihm, als würde Kai daran fast zerbrechen. Und schließlich dieser Autounfall. Ein Grund mehr für Kai, verstört zu sein. Jeder andere Mensch hätte sich wohl einfach nur gehen lassen, doch Kai war anders. Zwar bröckelte die Mauer, die ihn mit eisernen Griff umschloss, gewaltig, aber er bemühte sich so gut er konnte, den Kampf zu gewinnen. Er stemmte sich mit all seiner Kraft gegen einen Unsichtbaren Gegner, die Schwäche. Traurig blickte Tyson Kai in die Augen. "Mr. Dickenson tut es echt leid, was passiert ist...", setzte der Japaner an. Bei seinen Worte versteifte sich Kais Haltung erneut. Er hatte bei all der Aufregung schon fast vergessen, was passiert war, doch Tysons Worte rissen ihn unbarmherzig in die Realität zurück. Tyson bemerkte die Veränderung seines Freundes sofort. Mit einem leisen seufzen blickte er ihn an. "Willst du mit mir darüber reden?", fragte er ohne zu merken, dass er die selbe Phrase benutzte, mit der auch Kai ihn einen Tag zuvor zum reden gebracht hatte. Eine lange Zeit sagte Kai nichts. Er starrte nur teilnahmslos zu Boden und kämpfte erneut mit der Beherrschung seiner Emotionen. Sollte er Tyson erzählen, was sich vor sechs Jahren zugetragen hatte? Würde nicht auch Tyson ihn verraten, ob nun gewollt oder ungewollt? Und würde er selber die Kraft finden, alles noch einmal zu durchleben? "Nicht jetzt Tyson... n-nicht jetzt...", flüsterte er heiser. Tyson nickte betroffen. "Das versteh ich...", antwortete er ruhig und stieß sich vom Boden ab. Noch einige Sekunden stand er stumm neben Kai. Als er sich gerade zum gehen wenden wollte, vernahm er leise, fast unhörbar, Kais Stimme. "I-Ich weiß ja noch n-nicht einmal... Ich weiß ja noch nicht einmal, ob... Ob und wo sie begraben w-wurden..." Nun rannen erneut Tränen über sein Gesicht. Augenblicklich setzte sich Tyson wieder neben ihn und nahm seinen Freund erneut in den Arm. Und dieses Mal wehrte sich Kai nicht. Stattdessen lehnte er sich schutzsuchend an Tysons Schulter. Dieser hielt ihn fest in den Armen und strich ihm immer wieder beruhigend über den bebenden Rücken. "Shhh... Ist ja gut, Kai... Ist ja gut... Ich lass dich nicht alleine...", flüsterte der Japaner seinem Teamleader zu. Es dauerte eine lange Zeit, bis Kai sich wieder beruhigte. Tyson schaffte es schließlich Kai zu überreden, mit zurück ins Dojo zu gehen, denn sein Freund brauchte dringend Schlaf und die Verletzung musste ebenfalls behandelt werden. "Das war eine echte Meisterleistung, Emily! Ganz toll gemacht!", empörte sich Hilary. Das Mädchen war sowieso nicht gut auf Emily zu sprechen, doch der Zwischenfall am Morgen hätte die Situation so zugespitzt, dass sie Emily durchgehend mit abwertendem, zornig funkelnden Blick musterte. Ein falsches Wort von der jungen Amerikanerin hätte wohl gereicht, um die Bladebreakers auf sie losgehen zu lassen. Selbst Max und Kenny, normalerweise die Freundlichkeit in Person, waren angespannt und wütend. Emily blickte nur zerknirscht auf den Boden. Eine solch heftige Reaktion hatte sie weder von Mr. Dickenson noch von Kai erwartet. "Tut mir leid...", flüsterte sie. Die Spannung im Raum war erneut greifbar. Schließlich regte sich Max und sah Emily traurig und enttäuscht an. "Sag das nicht uns, Emily. Sag es Kai!" "Das könnte jetzt ein wenig brennen, Kai...", erklärte Judy, während sie Kais Wunde desinfizierte, doch Kai zuckte noch nicht einmal mit der Wimper, als die junge Frau ihm das mit Alkohol getränkte Tuch auf den Arm drückte. Nachdem der Arm verbunden war, verließ Judy seufzend den Raum. Es versetzte ihr immer wieder einen Stich, mit anzusehen, wie Kai sämtliche Schmerzen oder Gefühlsregungen hinter seiner Fassade zu verstecken versuchte. So, wie er es in seiner Kindheit eingebläut bekommen hatte. "Komm..." Tyson stand neben Kai, der noch immer regungslos auf dem Stuhl saß, auf dem Judy ihn verarztet hatte. Wortlos stand der junge Russe auf und folgte Tyson in den Gemeinschaftsraum, in dem sein Bett, von wem auch immer, bereits ausgebreitet worden war. Das Zimmer war leer, denn Mr. Dickenson hatte dafür gesorgt, dass Kai die Ruhe bekam, die er so dringend brauchte. Im Schneidersitz ließ sich Kai auf der Matratze nieder. Tyson kniete sich vor ihn. "Wie... Wie lange bleibst du noch hier?", wollte er verlegen wissen. "Zwei Tage...", antwortete Kai kurz angebunden. Der junge Japaner nickte betroffen. "Ruh dich erst einmal aus, Kai. Dann sehen wir weiter..." Tyson lächelte Kai aufmunternd zu und richtete sich auf. Leise schloss er die Tür hinter sich und ließ seinen Teamleader mit seinen Gedanken alleine. Erschöpft ließ sich Kai auf sein Kissen zurück sinken. //Noch zwei Tage...// Müde schloss er die Augen. Er hatte heute schon genug Tränen vergossen. Er schwor sich, die Tage mit seinen Freunden zu genießen, denn man wusste immer erst dann, was man besaß, wenn man es verlor. Und das war's auch schon wieder ;) Wenn es euch gefallen hat, schreibt doch bitte einen Kommentar! Und wenn es euch nicht gefallen hat, erst recht! Euer Lob interessiert uns wie immer genauso wie eure Kritik! Bis zum nächsten Chapter! Bye, Caerdin, Mao_Anna, Gwyniffer Kapitel 3: A last golden day... ------------------------------- Hier kommt das nächste Chapter von uns! Wir haben uns wie immer viel Mühe gegeben und hoffen, es gefällt euch ;) Nun zu den Kommi-Kommis... @ Cat: Erstmals fettes für deinen Kommi! Wir machen auch schon so schnell wir können^^ Schön, dass dir Kais Gefühlslagen gefallen haben! Das war auch ne harte Arbeit! ^^° @ yamigirl4: Dankeschön! Es ist ein richtiges Kompliment, wenn euch die Kappis so nah gehen! Wir heulen ja auch immer beim schrieben!! T.T @ Arethelya: Na ja, wir denken das Kai, nachdem er zu Boden gerissen wurde, einfach in einer Art Trance war, sodass er das ganze gar nicht richtig mitbekommen hat. Außerdem: Hey! Wir reden hier von Kai! Aber Tyson-Absichten mag^^ Ja, um unseren kleinen Kai zu quälen schrecken irgendwie finden wir, passt diese Aktion zu Kai!^^° Danke für den langen Kommi!! @ SkyAngel: Danke für den Kommi! *freu* @ Siva-Blanque: Oh, vielen dank für deinen geilen Kommi!!! Und danke für den Pokal^^ Wird gerecht in 3 Teile zersägt XD! Keine Angst, Ray und Tala geht es gut! Sie kommen in diesem Kappi mehr dran! Ähm... ja... Emily... regelt das lieber unter euch *drop* @ alexia: THX for Comment! Bis zum nächsten mal! @ Sonnenblume18: Tja, leider wird da nix draus! Voltaire bleibt am Leben und er WIRD fies! Sorry^^° So sind wir nun Mal! ^^° Warum Tyson Kai gefunden hat? 1. Wegen dem Platz, an dem die beiden was gemeinsam haben 2. Weil Kai Tyson einen Tag zuvor auch geholfen hat 3. Tyson ist in unserer FF nett^^ 4. Unsere FF unterscheidet sich eben grundlegend von anderen DAS ist ein Geheimnis!!! *lach* @ yurico: ahhhhh! *ausflipp* Danke für deinen Kommi!!!!! DANKE!!! Klar haben wir Tala reingebracht! ^^ Der hat im Laufe der FF auch noch seinen großen Auftritt^^ Vielen Dank für dein Kompliment! Wir werden es uns zu Herzen nehmen!!!! @ Menteni: Schön, dass du unsere Entscheidung magst! Freut uns wenn du es traurig fandest^^° Danke! @ hikaze: Du hast geheult??? Ahhh...geil! Wir auch^^° 'türlich gibt's ne ENS!!! Thx 4 all! @ Shadow1987: THX!!! Wir beeilen uns auch^^ @ mya-chan: Danke fürs Lob!!! Wie gesagt, wir geben uns Mühe! @ koukoufanin: Danke für den Lob!^^ Und zu deiner Frage mit Pairings: Lass dich überraschen^^ XD @ MissKai: Cool, das du dazugekommen bist^^ Freut uns, dass dir unser Stil gefällt, vor allem auf die Gefühle legen wir viel Wert!! Danke für den Kommi!!! 3. Kapitel A last golden day... Als Kai am nächsten Morgen früh erwachte, schliefen die G-Revolution um ihn herum noch tief. Es schien beinahe so, als würde ein ganz normaler Tag beginnen, doch dem war nicht so. Kai wusste genau, wie wenig Zeit ihm und seinen Freunden noch blieb. Zwei Tage, das hatte er Tyson gestern noch gesagt. Das er allerdings schon morgen in der Frühe abgeholt werden würde, das hatte er ihm gezielt verschwiegen. Diese Worte waren ihm einfach nicht über die Lippen gekommen, zeigten sie doch mit erschreckender Grausamkeit immer und immer wieder sein eigenes Schicksal auf. Vorsichtig entkleidete sich Kai und wickelte sich seinen Verband vom Arm. Ohne es zu merken war er seinen gewohnten Weg gegangen. Von seinem Schlafplatz im Dojo durch die Küche ins Bad, wo er nun gedankenverloren den Wasserhahn aufdrehte. Ein Strahl kalten Wassers bahnte sich den Weg über Kais Rücken und für einen kurzen Moment raubte es dem jungen Russen den Atem. Doch schon nach einigen Sekunden gewöhnte sich seine Haut an die Temperatur des feuchten Nasses, das seinen Körper hinunter rann und sofort im Abfluss verschwand. Das Wasser im Duschbecken hatte am Anfang noch einen rötlichen Ton, verfärbte sich jedoch zusehendst in ein blasses Rosa. Seine Wunde, und mochte sie noch so klein sein, war wieder aufgeplatzt. Sie blutete und brannte erneut wie Feuer. Mit zusammengebissen Zähnen besah sich Kai seinen linken Oberarm. Was war gestern bloß in ihn gefahren? Er schämte sich dafür, wie er sich Tyson gegenüber verhalten hatte. Er hatte sich wirklich bloß gestellt, hatte es nicht geschafft seine Gefühle zu unterdrücken... Sie für sich zu behalten. Dabei hatte er doch immer stark sein wollen. Zunächst für seine Eltern, dann für seinen Großvater und schließlich, während der Zeit in der Abtei, dem Tode nahe, für sich selbst. Seine Stärke war etwas, was ihn nicht geraubt werden konnte. Sie war etwas, dass bei ihm war, ihn schützte, bis er sich seiner eigenen Schwäche hingab und in die Tiefe stürzte. "Ach! Und das war ein Grund, uns nicht einmal anrufen zu können?" Tala war sauer. Was dachte sich Tyson denn dabei, sie, auch nachdem dieser Kai schon gefunden hatte, weitere zwei Stunden suchen zu lassen? Sicher war es wichtig gewesen, Kai zu helfen, doch auch Tala und Ray hatten sich Sorgen um den Freund gemacht und nur zu gerne erfahren, wie es diesem ging. "Ich sag doch, es tut mir leid!", murmelte Tyson nur verlegen. Der Russe horchte auf. Im Nebenzimmer konnte er Stimmen vernehmen. Das hieß wohl, dass die anderen Blader langsam wach wurden. Sein Team hatte sich bestimmt schon gestern von den White Tigers verabschiedet, denn die Bladebreakers, einschließlich Tala, wollten schon im Morgengrauen aufbrechen und mit Kai zusammen seinen letzten Tag verbringen. Seinen letzten Tag in Freiheit... //Verdammt...// Seufzend lehnte sich Kai mit der Stirn an die von dem eisigen Wasser abgekühlten Fliesen der Duschwand. Sein Körper zitterte schon vor Kälte, doch Kai war mit seinen Gedanken ganz woanders, sodass er von all dem nichts mitbekam. Er wollte nicht wahrhaben, dass man ihn morgen seinem Team entreißen würde. Dass er sie vielleicht nie wieder sehen würde. Seinen mittlerweile guten Freunden, die sonst immer für ihn da waren, mit denen er so hart trainiert hatte, die sich für ihn eingesetzt hatten... Seine einzigen Freunde...! Kai schlug mit der Faust gegen die geflieste Wand. //Ich hasse dich, Voltaire... Ich hasse dich so sehr...!!!// Nur langsam fand Kai in die Realität zurück. Ein lautes klopfen an der Badezimmertür hätte ihn aufmerksam gemacht. "Kai? Kai bist du da drin? Komm raus, es gibt Frühstück!" Ray hatte versucht, freudig und gelassen zu klingen, doch Kai hatte noch etwas anderes in seinen Worten gehört. Mutlosigkeit, Sorge, Trauer. Mit einem leisen seufzen stieg Kai aus der Dusche und zog sich an. Sein Arm blutete noch immer und so konnte er unmöglich vor die Anderen treten. Also durchsuchte er die Schränke und verband seinen Arm notdürftig mit einer Bandage. Erneut durchzog ein stechender Schmerz Kais Körper, doch dieser ließ sich nicht das Geringste anmerken. Er hatte genügend Übung darin, die Zeichen seines Körpers zu missachten, sodass es nicht weiter schwer für ihn war, nun selbstsicher wie eh und je vor die Reste der G-Revolution zu treten. Viel schwerer war es, die mitleidigen Blicke zu ignorieren. Zwar hielten sich sowohl die Bladebreakers als auch Tala damit zurück, doch viele Blader, vor allem die, die Kai weniger gut kannten und einschätzen konnten, verstanden nicht, wie es dem Russen zusetzte, permanent beobachtet zu werden. Mit einer Tasse Kaffe in der Hand setzte Kai sich schließlich an dem Küchentisch, schlug die Zeitung, die er in der Post gefunden hatte, auf und begann, sie zu überfliegen. Eigentlich hatte er sich ja von seinen trübseligen Gedanken ablenken wollen, um seine Fassade aufrecht erhalten zu können, doch in diesem Moment wurde er von einem Geräusch hinter sich unterbrochen. "Guten Morgen Kai..." Kai wusste sofort wer dort hinter ihm stand und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Natürlich wusste er, dass der ältere Herr immer nur sein besten im Sinne hatte, doch gestern hatte er ihn sehr verletzt. So gab Kai nun nicht ein Wort von sich, als Mr. Dickenson erneut zu sprechen begann. "Ich muss mit dir reden!" Mr. Dickenson fiel es nicht leicht, mit Kai über den vorherigen Morgen zu sprechen, aber ihm war klar, das es passieren musste. Es war seine Aufgabe, die konnte ihm keiner abnehmen. Das Einzige, was ihm wirklich half, war, dass sich die übrigen Blader in respektvollem Abstand hielten und die recht einseitige Unterhaltung so nicht störten. "Was passiert ist, tut mir sehr Leid. Ich wollte dich nicht verletzten", brachte der Vorsitzende der BBA hervor und setzte sich auf den Stuhl neben Kai. "Ich habe mich in Rage geredet und die Grenzen nicht erkannt." Wie gerne hätte Kai Mr. Dickenson jetzt die Worte entgegengeschleudert, die ihm im Kopf herumschwirrten, doch etwas hielt ihn davon ab. Vielleicht war es das Wissen, dass es ihm nichts bringen würde, den alten Mann zu beschimpfen, oder es war die Tatsache, dass sie nicht alleine waren? Kai wusste es nicht, so wie er so vieles in letzter Zeit einfach nicht wusste. Sein Leben war zu einem undurchdringlichen Labyrinth geworden. Ohne auch nur ein Wort von sich gegeben zu haben, stand Kai auf und verließ das Haus in Richtung Stadt. Seine Freunde folgten ihm, denn Ray, Tala, Tyson, Hilary, Max und Kenny hatten sich entschlossen, Kai an diesem Tag, der doch so wichtig für sie alle war, nicht ein Mal aus den Augen zu lassen. Das seine Freunde ihm folgten, bemerkte Kai sofort, doch er musste sich eingestehen, nicht damit gerechnet zu haben. Es war ihm nicht unangenehm, sie in seiner Nähe zu wissen, nur ungewohnt. Normalerweise war er am liebsten alleine, wenn er nachdenken wollte und scheute die Gesellschaft anderer, doch heute wollte er nicht alleine sein. "Du besiegst mich nie!" "Das wollen wir doch erst einmal sehen!" Kinderlachen drang an die Ohren der Blader. Ganz in ihrer Nähe, rund um ein Tablo versammelt, nutzen einige Kids die ersten warmen Strahlen der Morgensonnen für ein Beybladematch. Eine Weile blieb die Gruppe stehen und betrachtete die Kinder bei ihrem ausgelassenen Spiel. Es war noch gar nicht so lange her, da waren sie in ihrem Alter gewesen. Damals schienen Probleme in weite Ferne gerückt und das Leben drehte sich nur um das Bladen. Heute, Jahre später, waren sie noch immer begeisterte Blader, nur ihre Einstellung hatte sich geändert. Es war schon lange kein Spiel mehr für sie. Der Beybladesport war etwas, dass Menschen überall auf der Welt verband. Wurde er aber gezielt für kriminelle Machenschaften eingesetzt, war er nicht weniger Erfolgreich. So war es schon häufiger die Aufgabe erfahrener Blader gewesen, Organisationen zu zerschlagen, um den wahren Geist des Beybladens in die Welt zurückzuholen. Und mehr als einmal war Voltaire der Auslöser dieser schrecklichen Ereignisse gewesen. Ray ließ seinen Blich über die kleine Gemeinschaft fahren und blieb an Kai hängen, der den begeisterten Kindern zusah. Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch Ray wusste, woran sein Teamleader dachte. Um dies zu übersehen kannte er ihn schon zu lange und zu gut. Diese Kids waren all das, was Voltaire zu zerstören versuchte und er musste aufgehalten werden, denn der nächste Versuch, wollte man Kais Vermutungen glauben schenken, würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und Ray vertraute Kai. Er vertraute ihm schon fast mehr, als jedem anderen Menschen auf der Welt, besonders, wenn es um Voltaire ging. Kai hatte genug unter seinem Großvater gelitten, als dass er über ihn Witze machen würde. Nein, über IHN gewiss nicht. Und nun stand Kai da und betrachtete angestrengt das Tablo, nur, um nicht wieder nachdenken zu müssen. Über Voltaire, über Boris, über den Tod seiner Eltern und... Und über den nächsten Tag. "GEWONNEN!" Einer der Jungs hüpfte aufgeregt vor dem Tablo auf und ab. "Oh man...", stöhnte der Andere. "Dabei wollte ich doch gewinnen..." Enttäuscht ließ er den Kopf hängen, hob ihn aber sogleich wieder. In seinem Gesicht zeichnete sich nun ein breites Grinsen ab. "Aber nächstes Mal schlag ich dich!" "Niemals!" Seite an Seite und über das Match diskutierend verließen die Jungs das Tablo und machten sich in Richtung Strand davon. "Lass uns etwas essen gehen!", schlug der eine vor und sein Magen knurrte bestätigend. "Oh nein..." Hilary sah völlig verzweifelt in die Runde. "Was ist denn los Hil?" Max betrachtete die junge Frau eingehend und besorgt. Hilary hingegen schien mittlerweile einem Lachkrampf nahen. "Es ist nur... Der Junge erinnert mich irgendwie an Tyson und... zwei von der Sorte ertrag ich nicht! Einer ist schon schlimm genug!" Einige Zeit lang würde sie nur schräg angesehen, bis die Anderen in ihr Lachen mit einstimmten. Sogar Tyson, der der Leittragende dieses Witzes war, amüsierte sich königlich. Währenddessen wand sich Rays Blicke erneut Kai zu. Dieser betrachte die Szene, die sich ihm bot, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Die Anspannung von vorhin schien wie fortgeblasen und Ray war unendlich dankbar dafür. Sein Lachen wurde von dieser Erkenntnis nur noch befreiter. Der Vormittag sowie auch der Mittag verstrichen wie im Fluge und keiner konnte so wirklich sagen, wo ihre Zeit geblieben war. Eben war es doch noch Morgen gewesen und nun hatte die Sonnen ihren höchsten Stand bereits weit überschritten. Kenny hatte sich etwa zur Mittagszeit verabschiedete, um eine wichtige Erledigung zu machen. Zwar war Kai schon etwas traurig darüber, dass Kenny die Gruppe vorzeitig verließ, doch erneut ließ er sich nichts anmerken. "Da vorne ist ein kleines Eiscafé! Was haltet ihr von einer Pause?" Max zeigte in Richtung eines kleinen Parks, in den aus der Ferne ein gemütliches kleines Café zu sehen war. Es stand idyllisch direkt an einem See. "Wieso nicht?", warf Tala gelassen ein. "Wir sind schon den ganzen tag auf den Beinen!", ereiferte sich nun auch Tyson, der es bisher nicht gewagt hatte, einen Laut von sich zu geben, obwohl er schon seit einiger Zeit Hunger hatte. Heute würde er sich zusammenreißen. "Was meinst du, Kai?", wollte nun Ray von seinem Teamlesader wissen. Dieser zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Es war ihm egal, aber er wollte seinen Freunden auch nicht den Spaß verderben. "Ok", stimmte er deshalb zu und folgte ihnen auf ihrem Weg zum See. Am Wasser angekommen suchten sie sich einen Platz weit abseits der anderen. Eine Zeit lang diskutierten Tala und Tyson über Gott und die Welt, während das Team aufmerksam zuhörten, doch dann nahm das Gespräch eine andere Wendung. "Kai?" Sofort hatte Max die gesamte Aufmerksamkeit am Tisch. "Sag mal... Wir... Wir können dich doch bestimmt mal anrufen,... oder?", sprach Max mit zittriger Stimme weiter. Er hatte Angst gehabt, diese Worte auszusprechen doch der Drang, Kai eben diese Frage tu stellen, war größer gewesen. Kai atmete einmal tief ein, bevor er mit fester Stimme zu sprechen begann. Er wusste genau wovon Max sprach, obwohl dieser des Wort >>Internat<< nicht einmal in den Munde genommen hatte. "Können schon, aber es ist nicht gerne gesehen..." Kai hoffte, seine Freunde würden diesen Wink verstehen, denn noch mehr Ärger, als er nun schon hatte, konnte er bei weitem nicht gebrauchen. "Aber wir können uns doch Briefe schreiben oder nicht?", fragte Ray hoffnungsvoll. Doch der junge Russe schüttelte erneut den Kopf. "Das Internat lässt Briefe weder rein noch raus..." Kai war nicht sehr erfreut über das angeschnittene Thema, doch er konnte es seinen Teamkameraden nicht verübeln. Viel mehr war er dankbar für ihre Sorge, zeigte sie ihm doch ganz deutlich, wie viel er ihnen bedeutete. Max zog fragend eine Augenbraue hoch. "Aber wie machen es die anderen Schüler denn? Sie halten doch irgendwie noch Kontakt zu ihren Eltern!?". Kai lachte auf, doch es klang viel mehr gequält als amüsiert. Seine Freunde waren so unbedarft, so gutgläubig und naiv. "Ja, klar. Die Schüler leben ja nur über die Woche im Internat und übers Wochenende müssen alle zu ihren Familien nach Hause." Eine kleine unangenehme Pause trat ein. Plötzlich riss Tyson ungläubig den Mund auf und Kai ahnte schon was jetzt kommen würde. Ja, naiv waren seine Freunde. Aber nicht dumm. "Ja, aber... aber wenn die Schüler übers Wochenende zu ihren Familien fahren, dann musst du ja immer zu deinem Groß-" Doch Tyson konnte den Satz nicht zu Ende führen und Kai war dem Kellner unendlich dankbar, dass er genau in diesem Moment die bestellten Getränke geräuschvoll auf dem Tisch abstellte. Dieser ließ die Gelegenheit auch nicht aus, um Hilary ein Kompliment über ihr Aussehen zu machen und ihr ihren Latte Macchiato mit einem verführerischen Augenzwinkern in die Hand zu drücken. Kai musste unwillkürlich schmunzeln, als er die Gesichter der Bladebreakers erblickte. Diese funkelten den Kellner böse an und der junge Mann mit Schürze verließ eilig ihren Tisch. Der Russe war sich nicht sicher, warum es so war, aber irgendwie schien Hilary in jedem der Jungen einen Beschützerinstinkt zu wecken. Sei es, dass sich das Mädchen in Gefahr brachte, oder wie vorhin, einfach von einem Kellner angeflirtet wurde. Sogar bei sich selber hatte Kai dieses Gefühl schon bemerkt. Das letzte mal hatte er Hilary vor einem Steinschlag in den Bergen geschützt. Wahrscheinlich war sie einfach nur in die Rolle der kleinen Schwester gerutscht, welche keiner der Bladebreakers in Wirklichkeit hatte. Sein Team war schon wirklich etwas besonderes... Wie eine kleine Familie... Doch noch bevor Kai seinen Gedankengang beenden konnte, tauchte Kenny an dem Tisch auf, an dem sich die Freunde niedergelassen hatten. Er wirkte gehetzte, aber höchst zufrieden mit sich und der Welt. "Kenny!" Ray blickte dem jungen Japaner freudig entgegen und auch die Anderen sahen ihn erwartungsvoll an. "Und?", fragte Tyson gespannt. "Ich bin fertig!" Kenny strahlte in die Runde und alle, bis auf Kai, der nicht ein Wort verstand, strahlten nicht minder begeistert zurück. "Jetzt?", wollte der Chef aufgeregt wissen. "Jetzt!", kam es einstimmig von Tala und den Bladebreakers. Kenny lächelte nur, zog eine schlichte Einkaufstasche hinter seinem Rücken hervor und reichte sie Max, der am weitesten von Kai entfernt saß. Schon fast andächtig ging die Tasche durch die Hände der Blader und landete schließlich bei Ray. Dieser zog ein in dunkel blaues Papier gewickeltes, rechteckiges Päckchen hervor. Einen kurzen Augenblick lang wiegte er es in seinen Händen, dann gab er es Kai. "Damit du uns nicht vergisst", murmelte er geknickt. "Aber erst auspacken, wenn... Wenn du..." Kai nickte nur und unterbrach so Rays Satz, der es anscheinend nicht wagte, ihn zu Ende zu führen. In Kais Kopf spielten die Gedanken verrückt, doch nach einiger Zeit kristallisierte sich aus dem Gewirr der Gefühle ein Satz deutlich heraus. Ein Satz, den er nie wagen würde auszusprechen, den er aber auch nie verleugnen würde können. //Euch kann man gar nicht vergessen...// So blieb er stumm, bis sich seine Freunde mit der Antwort zufrieden gaben. Das Thema, welches Tyson beinahe angerissen hatte, geriet zwar nicht in Vergessenheit, doch niemand wagte es mehr, Kai darauf anzusprechen. Aus Kais Kopf hingegen war ein Wort bald nicht mehr wegzudenken. Unaufhörlich umkreiste es seine Gedanken. //Morgen...// Dieses Wort würde ihn noch bis tief in die nacht hinein wach halten, sein Herz mit eisigem Griff umklammern und es nicht wieder freigeben. In einer Bar in Tokios Innenstadt wurde der Tag viel zu früh zum ausklingen gebracht. Die Blader waren müde und angeschlagen, denn für sie alle war es ein harter Tag gewesen. Emotional sowie auch körperlich. "Wie spät ist es?", wollte Tala schließlich wissen, als sie vor dem Dojo ankamen. Es dauerte eine Weile, bis er eine Antwort von Ray bekam. "Es ist halb drei..." "So spät schon?", wunderte sich Max, der neben Hilary stand und sich bis eben mit ihr unterhalten hatte. "Ja, die Zeit ist wirklich wahnsinnig schnell vergangen", stimmte Hilary zu. Kai bekam von den Gespräch kaum mehr als die Hälfte mit. Erst als Ray ihm die Hand auf die Schulter legte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Kai zuckte zusammen und entzog sich aus Rays Reichweite. "Kommst du? Die Anderen sind schon drin!", fragte ihn der Chinese mit aufrichtig besorgtem Blick. Ein "Hm?" seitens Kai machte Ray klar, dass sein Teamleader bis eben ganz wo anders gewesen war. Weit weg, nur nicht hier in Japan. Langsam folgte Kai Ray ins Haus. "Leute, ich bin hundemüde... Ich geh ins Bett...", seufzte Kenny erschöpft. Der Stress des Vortages saß ihm in den Knochen. "Das sollten wir alles tun. Es war ein langer Tag und wir sehen Kai ja morgen noch", entschied Ray fürsorglich und schenkte den Anwesenden ein liebes Lächeln. Allgemeines Nicken war die Folge, denn nicht nur Kenny war müde. Ihnen allen fehlte eindeutig Schlaf. Ohne die geringste äußerliche Gefühlsregung folgte Kai dem Beispiel der Anderen, die nun, einer nach dem anderen, in die Betten krochen und schon bald in einen tiefen Schlaf fielen. Kai jedoch konnte keinen Schlaf finden. Die Vorstellung, seine Freunde morgen zu verlieren, war einfach zu beunruhigend. Deshalb erhob er sich schon nach einiger Zeit erneut und streifte ruhelos durch die Raume des Dojos, packte seine Kleidung und das Geschenk seiner Freunde in einen Koffer, kontrollierte, ob Dranzer auch wirklich noch in seiner Hosentasche lag. Doch trotzdem war ihn so, als würde er etwas übersehen, etwas vergessen, was ihm wichtig war. Er würde seine Freunde nicht wiedersehen. Auf jeden Fall nicht in absehbarer Zeit. Dabei gab es da doch noch so viele Dinge, die er ihnen hatte sagen wollen, obwohl er den Mut dafür nie fand. Schließlich wurde ihm bewusst, was er tun konnte. Mit ein wenig Glück und Gespür fand Kai schnell, was er gesucht hatte. Einen Block Papier und einen Stift, mit denen er sich nun erneut am Küchentisch niederließ. Eine Zeit lang starrte er die weißen Blätter vor sich nur an, schrieb ein paar Wörter und zerriss das Blatt sogleich wieder. Über seine Gefühle zu schreiben fiel ihn genau so schwer, wie über sie zu reden. Doch etwas in ihm brachte ich dazu, es immer wieder zu versuchen. Es spornte ihm jedes Mal, wenn er an seine Freunde dachte, erneut an. Nach nicht enden wollenden, schlaflosen Stunden griff Kai erneut zum Füller. Was wäre, wenn seine Freunde den Brief nie lesen würden? Was würde er schreiben? Als hätte er es schon seit Tagen geplant verließen die Worte seinen Stift und Erschufen ein Ebenbild seines Geistes. Erschöpf besah sich Kai sein Werk. Die Sonne zeichnete sich bereits rot vom Horizont ab und noch immer hatte er nicht ein Auge zu getan. Auch mit seiner Arbeit war er nicht zufrieden. Sie spiegelte all das wieder, was er fühlte, ob nun bewusst oder unbewusst. Trotzdem würde er seinen Freunden diesen Brief niemals hinterlassen. Vielleicht einfach aus dem Grund, DASS er so ehrlich war. Wütend zerknüllte Kai das Blatt Papier und zielte auf den Mülleimer gut zehn Meter vor ihm. Der Ball prallte auf den Rand auf und landete so abseits des Eimers, wo er zum liegen kam. //Mist!// In Gedanken verfluchte Kai diesen Tag. Heute ging auch alles schief. Noch bevor Kai den Zettel aufheben konnte, klopfte es an der Tür. "Nein, nicht jetzt schon...", flüsterte Kai resigniert. Das Pochen an der Tür wurde lauter und der junge Russe befürchtete schon, dass seine Freunde wach werden würden. Deshalb griff er rasch nach seiner Tasche und warf einen letzten Blick auf die schlafenden Blader, als auch schon die Haustür von außen aufgerissen wurde... So, das war's schon wieder. Wie immer freuen wir uns über Kommis und versuchen, schnell weiter zu machen. Bye, Mao_Anna, Caerdin, Gwyniffer Kapitel 4: Night is fallin' --------------------------- So, hier ist es, unser 4. Kapitel von "Cross The Fire"!!! Kaum zu glauben, aber wahr ;) Danke für all eure tollen Kommentare! Und noch etwas sehr wichtiges!!!! Liebe yurico, wir wünschen dir alles gute und liebe zum Geburtstag! Danke für alle deine Kommentare, die sind uns wirklich wichtig und wir freuen uns immer wieder aufs neue über sie!!! Darum haben wir auch eine kleine Überraschung!^^ Gwynni: *Licht ausschalt* Caerdin: *Trommelwirbel* Mao: *Scheinwerfer anstellt* Tala: *FF-Bühne betritt* *russian smile* Kai: *aus dem Schatten heraustritt* Kai & Tala: *sich zunicken* HAPPY BIRTHDAY YURICO!!!!!! Und als zweite kleine Überraschung haben wir auch ein Geschenk für dich. Und zwar... *wieder Trommelwirbel* ... dieses Chapter! *zuzwinker* Dein eigner Teil an dieser FF ;) @mya-chan: Freut uns^^ Tja, vielleicht kann ihm ja irgendwann jemand helfen... ;) @Ivalri: Ja, Kai leiden zu lassen ist unsere Spezialität^^° Der Brief wird schon noch gefunden, keine Sorge!!! Und ein riiiiiiiesiges Dankeschön für deinen Kommi! @ Shadow1987: Danke für deinen Comment!! Wir freuen uns immer!^^ @ Menteni: Ja, Kommischreiben will gelernt sein! Aber klappt schon^^ Freuen uns wie gesagt trotzdem! @ Spellmaster: Ai ai, Chef!!! Keine Frage, natürlich geht es weiter!!! Danke, dass du uns einen Kommi schreibst! *geehrt sind* Vielen Dank! @ Minaho: Danke für das Lob! ENS gibts für jeden der Kommis schreibt! @ SkyAngel: Ähm, nö^^ Wir halten Voltaire weder auf, noch bringen wir ihn um! Wir BRAUCHEN ihn! *muhahahaha* Danke für alles! @ Arethelya: Tja, sind eben berüchtigt für die Endsätze! XD Und jaaa! Duschszenen sind der Oberhammer! Sogar das schreiben macht spaß! XD Fazit: Dein Kommi ist der Oberhammer!!! Dankeschön!!! Weißt du, dein Kommi zeigt uns echt, das sich unsere Arbeit lohnt!! Du bist unser kleiner Sonnenschein!! Danke!!! @ yurico: Schön das dir dieser bestimmte Satz so gefallen hat, damit hast du ein gewisses Cilly-Mäuschen sehr glücklich gemacht!!! Und ein Mao-Mäuschen hat sich auch gefreut das dir die Kellnerszene gefallen hat!!! Und du kannst dir sicher sein, dass der Zettel gefunden wird XD Vielen vielen mega Dank für deinen super schönen Kommi!!! *blush* Ach, wir ieben deine Kommis!!! Dankeeeeeeeeeeeeeeeeeeee! @ cat_ayakami09: Danke für den Kommi!!! Und vor allem für dein riesen Lob! Du hast mal wieder alles erfasst^^ Und das mit dem Brief...lass dich überraschen^^° @ yamigirl4: Ja wir leiden mit dir^^ Hier ist ja auch schon das nächste Kappi! Schön treu bleiben!^^ Bis dann!!! @ MissKai: Ja, da liegt Kai noch ziemlich viel bevor! Aber wir wollen ja nicht zu viel verraten! XD Danke für den Kommi!!! @ koukoufanin: Warum Kai immer so ein fieses Schicksal triff??? Weil es Kai ist, ganz einfach!!! XD Das muss einfach so sein!!! Thx 4 all!! @ hikaze: *Vom Schläger wegduck* *Im Dreierchor aufquiek* Jaja... ist ja gut!!! Wir machen ja weiter!! T.T Deine erste Frage wird im nächsten Kapitel beantwortet, die zweite in diesem! Danke für alles! *wegrenn* @ Sonnenblume18: Um deine Fragen zu beantworten, da gilt das gleiche wie bei hikaze! Jajajajaaaaaaaaaa wir machen schon hinne!!! Immerhin sind wir 313 km voneinander entfernt, da ist die Schnelligkeit hier schon ne Meisterleistung!!! Unsere arme Telefonrechnung...^^° Aber wir bemühen uns ;) See ya! @ glaties-lupa: Das ist kein Problem, solange du wiederkommst! freuen uns über jeden ehrlich gemeinten Kommentar!!! Would like 2 c u soon!!! 4. Kapitel Night is fallin' Noch bevor Kai realisieren konnte, was geschehen war, sah er sich fünf stämmigen Männern gegenüber. Einer von ihnen packte den jungen Russen ohne auch nur ein Wort zu sagen grob am linken Oberarm und zerrten ihn aus dem Dojo. Wäre Kai sich nicht sicher gewesen, seine Freunde damit zu wecken, hätte er laut aufgeschrieen. Der Mann, der an ihm zog, hatte sich genau in seine Wunde gekrallt und bereitete ihn große Schmerzen. Gleichzeitig verspürte Kai eine unbändige Wut. Er wurde behandelt wie ein Ding, ohne Gefühle und ohne Seele. Das war früher oft so gewesen, doch nun, nachdem er eine andere Art zu leben kennen gelernt hatte, wurde ihm erst wirklich bewusst, was es hieß, gefangen zu sein. "Lass mich los!", zischte der junge Russe einem seiner Wächter zu. Seine Stimme klang bedrohlich und eiskalt. Die Wachen ließen jedoch nur ein leise lachen hören, während sie Kai immer weiter in Richtung Auto drängten. "Ja, ja... Damit du uns abhauen kannst?" Ein anderer Wächter stieß Kai brutal auf die Rückbank des Autos, während sich zwei weitere links und rechts von ihm niedersetzten. Kai fühlte sich regelrecht eingekesselt. Von den Knallen der Haustür aufgewacht schreckte Ray hoch. Irgendetwas stimmte nicht, dass wusste er sofort. Aufgeschreckt ließ er seinen Blick über die Schlafenden Freunde streifen. Kenny links neben ihm richtete sich gerade eben auf. Auch er war von dem Knall geweckt worden. Doch dann bemerkte Ray etwas weitaus schlimmeres und seine Augen verengte sich zu Schlitzen. Kais Bett war leer. "Kai...?" Kennys hoffnungsvolle Frage in den stillen Raum blieb unbeantwortet. Nur das eisige Lachen fremder Stimmen drang an ihre Ohren. Ray und Kenny wechselten einen schnellen, panischen Blick, bevor sie aufsprangen und zum Fenster rannten. "Kai... nein... Bitte, noch nicht!", wimmerte Ray, während er und Kenny schreckensstarr zusahen, wie ihr Teamleader unter heftiger Gegenwehr in Richtung Auto gedrängt wurde. Erst Sekunden später rührte sich Ray. Er stieß sich vom Fensterbrett ab und stürmte auf die Tür zu. Mit einem schnellen Ruck öffnete er sie und sprang hinaus in die herbstliche Kälte. Mit vor Schrecken geweiteten Augen musste der junge Chinese hilflos zusehen, wie Kai von den muskulösen Männern auf die Rückbank geworfen wurde. Tränen schossen Ray in die Augen. Es war so unfair! Sollte er sich etwa nicht einmal verabschieden dürfen? "KAI!" Laut schrie er den Namen des Freundes hinaus. Geschockt wand Kai seinen Kopf in Rays Richtung. Wer dort so voller Trauer seinen Namen rief, hatte er sofort erkannt. //Ray...// Kai konnte es nicht verstehen. Wieso hatte Ray seine Abfahrt nicht einfach verschlafen können? Die Tränen in den Augen des Freundes waren eines der wenigen Dinge, die Kai kaum ertragen konnte. Er konnte nicht verstehen, wieso Ray derartig um ihn trauerte und er machte sich Vorwürfe, Ray diese Schmerzen nicht erspart haben zu können. Mit einen leichten Rucken führ das Auto an und entfernte sich immer weiter vom Dojo der Familie Granger. Kai wand seinen Blick ab. Er wollte nicht mit ansehen, was hinter ihm geschah. Er wollte diese Schmerzen in Ray Augen nicht sehen müssen. Die Bodyguards um ihn herum ließen ein hämisches Lachen hören. "Sieh mal einer an...", spottete der Wächter, der rechts neben Kai Stellung bezogen hatte. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas bei dir noch einmal erleben darf..." Kai spürte, wie sich sein Körper verkrampfte und musste mit den Tränen kämpfen, die er jedoch tapfer hinunterschluckte. Den Gefallen, jetzt Gefühle zu zeigen, würde Kai seinen Wächtern nicht tun. Das war es doch, worauf sie warteten. Als das Auto anfuhr, begann Ray zu rennen. Immer schneller wurde seine Schritte. Er wollte das Auto unbedingt einholen. Er MUSSTE es einholen! //Kai...!// Doch schon nach einigen Metern musste er das Auto davonziehen lassen. Es half alles nichts, Voltaires Handlanger waren einfach zu schnell für ihn... Mit zitternden Beinen ließ Ray sich auf den kalten Asphalt sinken. Im gleichen Maße wie sich Kai von ihm entfernte sank seine Hoffnung, ihn bald wiederzusehen. Ihn unverletzt bei sich zu haben. Der junge Chinese spürte, wie sich eine warme Hand beruhigend auf seine Schulter legte. "Er wird wiederkommen, Ray... Kai ist stark, er wir es schaffen!", hörte er Kenny hinter sich mit beruhigender, jedoch zitternder Stimme flüstern. Nun konnte Ray die Tränen nicht länger zurückhalten. Heiß rannen sie über sein Gesicht. "Nein, Kenny... Du weißt genau, dass Kai nicht so stark ist, wie er tut... Er..." Rays Stimme versagte ihren Dienst. "Komm Ray... Lass uns reingehen. Es wird kalt..." Kenny wusste, wie es nun in Ray aussah, doch ebenso wusste er, dass jedes Wort, was Ray zu Trost hätte dienen können hier fehl am Platz war. Auch er machte sich Sorgen um Kai und wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als den Teamleader sicher in ihrer Mitte zu wissen. Schweren Herzens ließ Ray sich von Kenny hoch helfen und ins Haus geleiten, wo er von den anderen Bladern erwartet wurde, die ihn mit entgeistertem Blick musterten. Rays Schrei war nicht zu überhören gewesen und die Schlussfolgerung bald erfolgt. Kai war fort. Dem bohrenden Blick der Freunde konnte Ray schon nach einigen Sekunden nicht mehr standhalten. Mit gesenkten Kopf ging er an ihnen vorbei in die Küche, deren Tür er mit einer schnellen Bewegung hinter sich schloss. "Ray!, warte!" "Kenny, was ist denn passiert?" "Wo ist Kai?" Kaum das Ray die Tür geschlossen hatte, brach ein haltloses Durcheinander unter den Bladern aus. Jeder wollte seine Frage als erstes beantwortet haben. Kenny jedoch schüttelte nur stumm den Kopf, setzte sich im Schlafsaal auf seine Matratze und begann im Flüsterton zu erzählen. In der Küche ließ Ray sich wortlos auf einen Stuhl sinken. Ohne es zu wissen, war dies der selbe, auf dem Kai noch vor wenigen Stunden seinen Brief verfasst hatte. In Gedanken erlebte er das Geschehen erneut. Noch einmal wurde Kai rüde in Richtung Wagen gedrängt, noch einmal wurde er umhergeworfen, als wäre nichts wertloser als sein Leben. Dass die Methoden der Biovolt mehr als nur fragwürdig waren, dass sie Leid und Elend verbreitete, dies war Ray klar gewesen. Doch wie brutal sie wirklich waren, hatte ihm erste die Art gezeigt, wie man mit dem jungen Russen umgegangen war. Kai hatte sich ja noch nicht einmal so sehr gesträubt, dass diese Methoden zu rechtfertigen wären! Ray ließ seinen Blick nachdenklich durchs Zimmer schweifen. Ohne Kai, der sie zur frühen Morgenstunde aus den Betten riss und zu Eile trieb, würde alles so unkoordiniert sein. Ohne Kai, vor dessen Zorn sich jeder in Acht nahm, würde die Blader ungewöhnlich undiszipliniert werde. Ohne Kais intensives Training, würden die Bladebreakers nicht länger die Nummer Eins der Weltrangliste bleiben. Ohne Kai, der seine eigene Gesundheit hinter das Wohl seiner Freunde zurückstellte, würden sie bald unliebsame Überraschungen erleben. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr Kai auf sie aufgepasst hatte. Erschienen seine Launen oft auch als mürrisch und unfreundlich, so dienten sie doch immer nur dem einen Zweck. Sie zu beschützen. Und da war noch mehr, was ihn mit Kai verband. Ein Gefühl, welches er sich selber noch nicht eingestehen konnte, das aber zu stark war, als dass er es würde verleugnen können. Erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen, doch Ray drängte sie zurück. Kai würde nicht wollen, dass er seinetwegen weinte. Durch die Schleier der salzigen Flüssigkeit hindurch wurde sich Ray eines zusammengeknüllten Blatt Papiers gewahr, welches unmittelbar vor dem Mülleimer vor ihm auf Boden lag. Langsam stand er auf, streckte sich nach dem Blatt und entfaltete es vorsichtig, um es auch ja nicht zu zerreißen. Ray hatte in seinem ganzen Leben erst einmal Kais Handschrift gesehen. Nämlich bei einem Turnier, für dass er als Teamleader das Anmeldeformular ausfüllte, doch trotzdem erkannte er die kraftvoll geschwungenen Linie sofort wieder. Sein Puls raste, als er mit zittrigen Händen zu lesen begann. Die Welt um Ray begann sich zu drehen. Kurzzeitig verlor er sämtliche Kontrolle über seinen Körper und seine Beine klappten ihm weg. Im Fall versuchte er Halt zu finden, erwischte jedoch nur einen Stapel Teller, den Mr. Granger schon Tags zuvor fürs Frühstück bereit gestellt hatte und der nun laut scheppernd zu Boden ging. "Kai..." Zitternd fing sich Ray wieder und krallte sich an die Arbeitsplatte, bevor er in den Porzellanscherben landen konnte. Mit einem schnellen Rück wurde die Tür zur Küche aufgestoßen und die Bladebreakers samt Tala betraten den Raum. Sekundenlang herrschte bedrückte Stille, die nur von Rays wimmern unterbrochen wurde. Schließlich erhob Tala die Stimme. "Scheiße, Ray, was ist passiert?" Langsam ging der Russe auf den aufgelösten jungen Mann zu, der dort vor ihm in der Scherben stand. Ohne ein Wort zu sagen streckte Ray Tala den zerknitterten Zettel entgegen, der diesen eindringlich musterte, bevor er ihn laut vorzulesen begann. "Tala, Ray, Max, Tyson, Hilary und Kenny, wenn ihr diesen Brief lest, bin ich schon auf dem Weg nach Russland. Der Tag mit euch gestern war toll, ich werde ihn sicher in Erinnerung behalten. Vertretet mein Team bitte weiterhin und vernachlässigt das Training nicht! Tala, pass auf die anderen auf. Ray, du hast mich gebeten, euch nicht zu vergessen. Ich werde es nicht. Tyson, du wirst meinen Posten als Teamleader übernehmen. Nimm diese Aufgabe ernst! Max, verlass dich auf dein können und höre auf deine Mutter! Kenny, lass dich niemals verunsichern. Glaube an dich. Hilary, bleibe wie du bist und sei für die Jungs da! Dies sind die Dinge, die ich euch noch gesagt haben wollte! Vergesst mich nicht, Kai" Stille legte sich wie schon so oft an diesem Tag über die Blader. Langsam ging Hilary auf den aufgelösten Ray zu und nahm ihn sanft in die Arme. "Es geht ihm bestimmt gut...", versucht sie den Chinesen zu trösten. Ray ließ daraufhin nur ein verächtliches Schnauben hören. Kai ging es nicht gut. Das spürte er genau. "Ja... richtig gut! So gut, dass sie ihn schon zum Wagen schleifen mussten..." Die anderen hatten nicht gesehen, wie Kai behandelt worden war. Sie konnten seine Aufgelöstheit nicht verstehen. "Daran können wir jetzt auch nichts mehr ändern, jedenfalls noch nicht!...", knurrte Tala und sah Ray fest in die Augen um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, doch als er dem traurigen Blick des jungen Chinesen gewahr wurde, wurden auch seine harschen Worte sanfter. "Kai wurde nich wollen, dass du seinetwegen so leidest..." "Los, beweg dich! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!!!" Erneut musste Kai sich stark zusammenreißen, um nicht zurückzuknurren. Zwar waren es nun andere Wächter, die mit ihm über den Flughafen von Moskau eilten, doch das hieß nicht, dass sie ihn weniger schickanierten. Rüde stießen sie ihn vor sich her. "Tempo!" Beinahe hätte Kai unter den harten Schubsen des Wächters das Gleichgewicht verloren, doch er fing sich noch rechtzeitig. Mit einer schnellen Bewegung hob er den Kopf rasch wieder, um seine kurzzeitige Schwäche zu verstecken. Doch nur, um nun direkt in die bedrohlich funkelnden Augen seines Großvater zu blicken, die ihn belustig musterten. Lautes knirschen drang an sein Ohr, als der schwarze Van über den makellos weißen Kies der Außenanlage des Internats fuhr. Langsam hob Kai seinen Blick. Er hatte während der ganze Fahrt nicht ein Wort verloren. Als der Wagen schließlich zum stehen kam, stieg Kai vorsichtig aus und für einen Sekundenbruchteil stand der junge Russe vor dem riesigen Gebäde und schaute auf die hohen Türme des Internats empor. In den Beschreibungen großer, belesener Menschen waren Schulen helle Orte des Lernens und der Weiterbildung des Geistes. Kai jedoch sah mehr in ihnen. Alles, was er von Den Lehrern hier im Internat hatte vermittelt bekommen, war kälte gewesen. Eisige kälte, die sich erneut in sein Bewusstsein brannte, während er das düstere Gebäude, welches stark an ein altes Herrenhaus erinnerte, betrachtete. Ein unangenehmes Gefühl bereitete sich in Kais Körper aus und unbewusst ballte er seine rechte Hand zur Faust. Einige Zeit lang stand er gedankenverloren vor der langen Treppe, die zum Eingang der Privatschule führte und betrachtete, so wie es den umstehenden schien, den Himmel rund um die Türme seines neuen Zuhauses. Hart stolperte Kai zur Seite und wand seinen Blick zornig in Voltaires Richtung. Dieser blieb, nachdem er seinen Enkel angestoßen hatte, ungerührt auf den Marmorstufen stehen. Ohne sich umzudrehen zischte er: "Beweg dich und starr hier eine Löcher in die Luft!" Innerlich brodelte Kai vor Wut, doch er war so klug, nicht auf seinen Großvater einzugehen, sondern ihm schweigend in die Empfangshalle zu folgen. Nachdem Voltaire ihn angewiesen hatte, hier zu warten und ins Büro des Schulleiters trat, lehnte Kai sich scheinbar desinteressiert gegen eine der Säulen. Unauffällig musterte der graublau-haarige Junge die Inneneinrichtung der Eingangshalle, die sich seit seinem letzten Besuch nicht im gerindten verändert hatte. Alles hier war ihm bereits so bekannt, dass ihm davon fast schon übel wurde. Es hatte sich einfach nichts verändert. Voltaires Wachen, die stramm vor der Hallentür standen und Kai aufmerksam musterten, übersah der junge Russe gekonnt. Einer von ihnen hatte Kais Koffer hereingeholt und hielt ihn immernoch in der Hand. Dies passte Kai jedoch überhaupt nicht! Ihm war schon von vornherein bewusst gewesen, dass man seinen Koffer durchsuchen würde. Nicht, dass ihm das normalerweise etwas ausmachen würde. Aber jetzt war da ein ganz anderes Problem. Und dieses Problem, war ein mittelgroßes, in blaues Papier eingewickeltes Päckchen, das dort zwischen seiner Kleidung lag. Er musste es unbedingt dazwischen heraus schaffen. Nein...er musste es nicht...er WOLLTE! Er wollte es um jeden Preis! Doch er konnte diesen Gedanken nicht vertiefen, da in diesem Moment die Bürotür geöffnet wurde und der Schulleiter, dicht gefolg von Voltaire in die Eingangshalle traten. Der Schulleiter gning auf Kai zu und der junge Russe hob schnell seinen Blick. "Willkommen zurück, Kai Hiwatari", begann der ältere Herr in schnellem Russisch. "Ihr Zimmer liegt im rechten Flügel, zweite Etage. Michail wird dich zu deinem Zimmer führen." Dabei winkte er einen blonden Jungen in Kais Alter zu sich, welcher gerade die Halle betreten hatte und sich schleunigst zu seinem Schulleiter hin bewegte. Der ältere Herr räsperte sich und reichte Kai einen Bündel in die Hände. "Hier, das ist die Schuluniform. Ich gebe dir 15 minuten, um dein Zimmer aufzufinden und dich umzuziehen. Vor allem um diese schrecklichen Dinger da aus deinem Gesicht zu waschen, ich hoffe du hast mich verstanden. Anschließend warte ich hier auf dich und bringe dich in deine Klasse. Du kannst dann sofort mit dem Unterricht beginnen, alles andere klären wir später." Kai nickte. Schließlich wand der Mann sich dem blonden Jungen zu. "Zeig Hiwatari sein Zimmer. Und danach sofort in den Unterricht!" Michail drehte sich zu Kai und sah ihn durchdringend an. Dann gab er ihm zu verstehen, dass er ihm folgen solle und stieg die riesige (rum beschreib^^) Treppe hinauf. Der Kerl, der Kais Koffer trug, machte sich schon auf, um ihnen zu folgen, doch Kai kam ihm zuvor. Mit raschen schritten ging erauf den Wächter zu und schnappte sich seinen Koffer. Ohne Voltaire nur eines blickes zu würdigen, machte er auf dem Absatz kehrt und folgte Michail die Terppe hinauf. Voltaire machte sich ebenfalls in ihre Richtung auf. Von der Seite gesehen machte Kai einen äußerst ruhigen Eindruck, doch innerlich war er ziemlich aufgewühlt. Er hatte schon einen Plan, wie er das Geschenk seiner Freude verstecken sollte, doch dafür brauchte er Michail, der ohne irgendeine Ahnung zu haben einige Meter vor ihm her lief. Einige Meter zu viel für Kais Geschmack. Und sein Großvater, welcher ihm mit lauten schritten folgte, machte es dem jungen Russen auch nicht gerade einfacher. Also, dies war's auch schon wieder! Zum Schluss haben wir noch eine wichtige Mitteilung! Da unsere Kommi-Kommis mittlerweile fast zwei Wordseiten einnehmen und wir doch der Meinung sind, dass dies VIEL ZU VIEL ist, bekommen ab jetzt nur noch die Kommis mit Inhalt eine Antwort. Bitte nicht traurig sein, es ist zu eurem eigenen Vorteil, auf die Endlose Kommi-Kommi Rubrik zu verzichten. Ein Komment zu diesem Chapter wäre toll :3 Bye, Mao_Anna, Caerdin, Gwyniffer Kapitel 5: Risk and surprises ----------------------------- So, fangen wir mit einer traurigen Mitteilung an. Auf Grund einiger Anlässe, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen und können, wird sich Gwyniffer aus der FF zurückziehen. "Cross The Fire" wird allerdings AUF JEDEN FALL beendet und nicht unter Gwyns' Verlust leiden *hoff*, da sowieso nur wir zwei schreiben und ihre Ideen den Anstoß geben. Keine Sorge, wir sind auch alleine kreativ genug ;) Dann noch ein fettes sorry für die lange Wartezeit... Über Weihnachten und Silvester ist das hoffentlich verständlich... Und noch ein DANKESCHÖN für eure Kommis Wir freuen uns immer wieder riesig!^^ @Arethelya: *Outfit bewundern* Waiiiii! Unser Sonnenscheinchen ^^ Keine Angst, dein Kommi hat das ,Annähernd' übertroffen ;) Jaja, klein Kai muss leiden, ist eben so ;) Tala aufwachen zu lassen wäre sicher witzig gewesen, aber bestimmt ungesund... (Man bedenke die Wachen^^°) Was Ray angeht... Lass dich überraschen ;) Und zu deinen Fragen: Alle berechtigt und bis heute ungeklärt :3 Danke für den Kommi ! @Spellmaster: Jo, tun wir ;) Danke für dein Lob, wir geben uns auch sehr viel Mühe... Leider wohnen wir aber 313 km aus einander... *Telephonrechnung raus kram*^^° Was den Brief angeht, nun, dass sieht jeder anders, wir waren zufrieden, aber wir freuen uns, dass du deine Bedenken geäußert hast, so etwas ist uns wichtig, wir wollen uns ja verbessern ;) @glaties-lupa: O.O Ok, der HAT Inhalt ;) THX!!! Kai, das Ding von Aldi, nicht schlecht^^ Ja, Voltaire HAT zuviel Freizeit *smile* Nun ja, unser Michailwasbitte ist recht wichtig, aber was du da zensierst hast...^^° *ggg* @yurico: Bitte;) Nichts zu danken^^ Ups, nein nur einer packt ihn... *das ändern renn* Danke für den Hinweis und deinen Kommi ;) ^/////^ Freut uns, wenn dir die FF so gefällt!!! ^/////^ @LindenRathan: Ui, ein neuer Fan? *freu* Das ist schön ;) ^///^ Danke! @BlackSilverLady:Und noch ein neuer Kommischreiber, freut uns ;) Was Ray angeht... Wer weiß... ;) Talas verbleib wird im Kommi aufgeklärt und was Ty angeht... Nun ja, so ist er doch etwas mehr an der Realität der 3. Staffel dran, oder? THX for your comment! 5.Kapitel Risk and surprises Nach schier endlosen Minuten, so schien es Kai, in denen sie über den bei jedem Schritt knarrenden Parkettboden gingen, blieb der blonde Russe vor einer der vielen hölzernen Türen stehen. Diese lag etwa in der Mitte des Flures und ein goldenes Schildchen mit der Nummer 121 war genau auf Augenhöhe angebracht. "Das ist dein Zimmer, Kai Hiwatari", meldete sich Michail zu Wort. Er öffnete die Tür und trat ein, woraufhin Kai und Voltaire folgten. Die Decke war hoch und weiß gestrichen. Die Wände hingegen hatten einen angenehmen bläulichen Ton. //Ja... An Geld hat es diesem Internat noch nie gefehlt...//, schoss es Kai durch den Kopf. Michail sah etwas unsicher von Voltaire, welcher auf den Schrank in der rechten hinteren Ecke des Zimmers zugegangen war und prüfend hineinsah, zu Kai, der still mitten im Zimmer stand und scheinbar angestrengt über etwas nachdachte. "Du... Du hast hier noch ein eigenes Badezimmer, aber das wirst du dir sicher später alleine anschau-" "-Nein, das ist in Ordnung. Zeig es mir ruhig, ich habe noch ein wenig Zeit. Und Falls es dir nichts ausmacht..." Kai sah dem Jungen direkt in die Augen. "Ich habe da noch ein kleines Problem mit dem Krawattenbinden. Ich wäre dir sehr verbunden... Wenn du verstehst was ich meine." Zum ersten Mal hatte der Angesprochene Kais Stimme gehört und war positiv überrascht. Doch obwohl er sie erst einmal gehört hatte, oder gerade desswegen, war er sich sicher, dass dieser freundliche Ton bei diesem Jungen kein Standart war. Und irgendwie war Michail so, als dulde Kai keine andere Antwort. So nickte er einfach. Innerlich atmete Kai auf. Er hatte Glück gehabt, dass Michail so reagierte. Nachdem er dem Jungen ins Bad gefolgt war und sich dort ein wenig umgesehen hatte, ging er rasch auf seinen Koffer zu, welcher neben seinem, mit dunkelroter Bettwäsche bezogenem, Schlafplatz stand. Er ging in die Hocke und zog den Reißverschluss seines Koffers auf, ließ den Deckeljedoch geschlossen. Voltaire beobachtete seinen Enkel kritisch und verbiss sich jeglichen Kommentar, solange der andere Schüler noch anwesend war. Mit schnellen Bewegungen faltete Kai das Bündel mit der Schuluniform auseinander und legte daraus das weiße Hemd auf das Bett. Kurz darauf hatte er sein eigenes daneben gelegt. Kais Herz klopfte so laut, dass er sich fast schon sicher war, man könnte es bis auf den Flur hinaus hören. Doch er war geübt darin, keinerlei Emotionen zu zeigen und Gott sei Dank, hatte er in diesem Moment keine Probleme, dieses Können auszunutzen. Mit freiem Oberkörper drehte Kai sich zu seinem Großvater um und griff mit der linken Hand nach dem neuen Hemd. "Wenn du uns kurz entschuldigen würdest", meinte der Blauhaarige an Voltaire gewandt. Dieser musterte seinen Enkel abwertend. Für ihn war dieser Anblick nichts neues, ganz im Gegenteil zu Michail. Dieser keuchte überrascht auf, als er Kais freien Oberkörper sah. Und er war sich ziemlich sicher, dass der alte Mann neben seinem neuen Mitschüler einen großen Teil der Schuld daran trug. Voltaire sah Kai mit kalten Augen an, machte schließlich auf dem Absatz kehrt und öffnete die Tür. "Du hast eine Minute" Dann verließ er das Zimmer. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, warf sich Kai hektisch das Hemd über und riss den Koffer auf. Er nahm das blaue Päckchen heraus und wickelte es in den Blazer seiner neuen Uniform. Dann drückte er es dem immer noch auf der gleichen Stelle stehendem Michail in die Hände und stopfte ihm einige Scheine in die Westentasche. Diese 700 Rubel (etwa 20 Euro) waren das einzige an russischem Geld, welches Kai noch hatte zusammenratzen können. "Versteck das Paket bei dir, ich hole es später ab", flüsterte Kai, jedoch mit fester Stimme. Das der Blauhaarige ihm Geld zugesteckt hatte, war Michail sofort klar geworden. Es schien dem Jungen also ernst zu sein und er selber hatte das Geld wirklich nötig, denn obwohl seine Eltern sehr wohlhabend waren, hielten sie nicht viel davon, ihrem Sohn etwas von ihrem Geld zukommen zu lassen. Der blonde Russe konnte dieses Angebot einfach nicht abschlagen. Der Boden vor der Tür knarrte. Fast schon in Rekordzeit hatte Kai sein Hemd zugeknöpft und band sich mit offenbar geübten, schnellen Handbewegungen die Krawatte um. Schnellen Schrittens begab er sich in das Bad, in welchem er sich routiniert die blaue Farbe aus dem Gesicht wusch, um nur Sekunden später wieder neben Michail zu stehen. Ein leises Klicken und die Tür wurde geöffnet. //Hoffentlich hat er es kapiert...//, dachte Kai und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Der sorgevolle Blick in den rubinroten Augen seines Gegenübers war Michail sofort aufgefallen, obwohl Kai vieles daran setzte ruhig zu bleiben. Doch Michail hatte nicht vor, den Neuen vor sich zu enttäuschen, denn er war selber ein heller Kopf und stellte dies auch gleich unter Beweis. Er verstärkte den Griff um den Blazer in seinen Händen und ließ sich nicht von Voltaire stören, welcher sich soeben zu ihnen gestellt hatte und nicht so aussah, als ob er noch lange so still sein würde. Kurz sah Michail Kai an und richtete seinen Blick wieder auf das eingewickelte Paket in seinen Händen, welches gerade Voltaires Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Mit fester Stimme begann er zu sprechen. "Gut, das mit der Krawatte hast du verstanden. Ich kümmere mich darum, dass du den Blazer eine Nummer kleiner bekommst. Du kannst ruhig so in den Unterricht gehen, Gaspadin wird schon Verständnis dafür haben. Also... Ich denke wir müssten dann mal los." Kai sagte nichts. Er war diesem blonden Russen so dankbar, dass er es für besser hielt, ruhig zu bleiben, bevor er noch etwas sagte, was er später bereuen würde. Schnell nahm er sich etwas zu Schreiben mit und verließ mit Michail das Zimmer, in welchem Voltaire zurückblieb. Die schnellen Schritte der beiden Schüler entfernten sich immer mehr. Als nichts mehr auf dem Flur zu hören war, legte Voltaire Kais Koffer auf das Bett und hob den Deckel. Inetwa eine Dreiviertelstunde später saß Voltaire Hiwatari bereits in seinem Wagen und wurde nach Hause gefahren. Er hatte bei Kai nichts besonderes finden können, doch es würde sicher nicht lange dauern, bis es einen anderen Grund geben würde, sich Kai vorzunehmen. Dafür kannte er seinen Enkel und dessen unmöglichen Charakter doch zu gut. Und insgeheim freute er sich schon auf den Anruf des Schuldirektors, der ihm dann offiziell einen Grund zur Anreise während der Woche geben würde. Ein fieses Grinsen legte sich auf das alte Gesicht. Keiner würde ihm jetzt im Wege stehen, was die Erziehung Kais anging. Eine Erziehung die sich gewaschen hatte und die der junge Blader, Voltaires Meinung nach, äußerst nötig hatte! *~*~* Müde und ausgelaugt ließ sich Kai auf sein Bett sinken. Der Unterricht in den Räumlichkeiten des Internates hatte ihm alles abverlangt, denn auf die Kräfte der Schüler oder ihre Gefühle acht zu geben war etwas, für dass die Lehrer nicht bezahlt wurden und dass sie deshalb auch außen vor ließen. Nur der Gedanke an das in dunkelbaues Papier eingepackte Päckchen, welches sich nun in Michails gewahrsam befand, ließ ihn den Willen aufbringen, sich erneut zu erheben und auf der Suche nach dem Zimmer des blonden Russen durch die Flure des Hauses zu schleichen. Nach einigen Minuten hatte er gefunden, was er gesucht hatte und erhob langsam eine Hand, um an die Tür zu klopfen, die kurze zeit später von Michail geöffnet wurde. "Ach, du bist es!", seufzte der Junge erleichtert auf. "Ich hatte schon befürchtet, es wäre ein Lehrer! Bist du wegen des Päckchens hier?" "Wieso denn sonst?", knurrte Kai ungehalten und betrachtete Michail mit einem kalten Blick. "Also...?", forderte er den Jungen auf, als dieser sich nicht bewegte. "Ach ja, richtig!" Entschuldigend lächelte Michail seinem Gegenüber zu und verschwand dann schnell in seinem Zimmer, um nur wenige Minuten später mit den Päckchen zurückzukehren. "Hier! Da hast du's!", murmelte er verschwörerisch und steckte es Kai zu. Dieser nickte nur und wollte sich gerade abwenden, als Michail sich erneut zu Wort meldete. "Warte mal!" Schon wieder verschwand der junge Russe in seinem Zimmer, um Sekunden später wieder in der Tür zu erscheinen. "Nimm den auch gleich mit, dann fällt es nicht so auf!", lächelte er erneut und übergab Kai dann auch noch seinen Blaiser. Eine leichtes Lächeln als Dank auf den Lippen war alles, was Kai als Antwort übrig hatte, bevor er sich erneut zum gehen wand und Michails Blickfeld entschwand. Wieder in seinem Zimmer angekommen ließ sich Kai erneut auf seinem Bett nieder und legte sein Geschenk vorsichtig auf das rote Laken. Langsam und bedächtig löste er das Tesafilm von dem Papier und begann dann vorsichtig ein in rubinroten Stoff gekleidetes Buch von den Resten der Verpackung zu befreien. Neugierig öffnete er den Buchdeckel und ihm entdecken blickten sechs strahlende Augenpaare, darunter auch sein eigenes. Kai kannte dieses Bild. Es war nach ihrer zweiten Weltmeisterschaft entstanden und auch wenn er nicht wie die Anderen überglücklich wirkte, so konnte man doch sehen, dass auch er sich in diesem Moment wohl gefühlt hatte. Gerührt blätterte er weiter. Auch auf den folgenden Seiten waren Bilder seiner Freunde abgebildet, Eintrittskarten für Kinovorstellungen oder Karaokebars eingeklebt und kleinere Texte verfasst. An einem Bild blieb ein Blick lange hängen. Seine Freunde standen nebeneinander, jeder ein Mikrofon in der Hand, und sangen lautstark zu der Melodie eines japanischen Schlagers. Kai erntsann sich kurz an diesen Abend und auch wenn er sich damals geweigert hatte mitzusingen, so war ihm der Abend doch als wunderschön in Erinnerung geblieben. Den Blick noch immer auf das Album gerichtet klappte er den Buchdeckel zu und ließ sich rückwärts in eine liegende Position fallen. Er lächelte nun traurig zur hohen Decke hinauf. //Kleinkinder...//, erklang es in seinem Herzen und er vermisste sie schon jetzt fürchterlich. *~*~* Stillschweigend saßend die Bladebreakers am Küchentisch und würgten ihr Frühstück herunter. Immer und immer wieder wanderten ihre Blicke von ihrem Teller zu der Küchenühr über der Spüle und wieder zu ihren Tellern zurück, vermieden es aber geziehlt, sich direkt in die Augen zu blicken. Zwei Wochen war es nun schon her, dass Kai von Voltaires Handlangern abgeholt wurde, doch noch immer konnten sie sich nicht an den Gedanken gewöhnen, ihn seinem Großvater so kampflos überlassen haben zu müssen. Jeder von ihnen hatte sich mehr als einmal im Stillen geschworen, es niemals dazu kommen zu lassen; Kai niemals wieder im Stich zu lassen. Und doch war es geschehen. Unter den Freunden war es, zur Routine geworden, beim Frühstück kein Wort zu verlieren. Ohne dass sie jemals darüber gesprochen hatten, war es für sie normal geworden, zu der Zeit, zu der Kai abgeholt wurde, mit ihren Gedanken alleine zu sein. Den Rest des Tages versuchten sie so normal wie möglich zu gestalten, doch was denn normal? Tyson übernahm, so wie Kai es sich gewünscht hatte, die Führung des Teams und zur Überraschung aller stellte sich bald heraus, dass sein Training nicht etwa von Pausen dominiert wurde, sondern der junge Japaner weitestgehendst in Kais Fußstapfen trat. Währendessen hatte Ray seine Trübsalsphase überstanden und intensiv damit begonnen, alles was im Dojo der Grangers und darüber hinaus an Kai erinnrete zusammenzutragen, wobei Hilary und Kenny ihn unterstützten. Keiner von beiden hielt es für ratsam, Ray jetzt zu viel Zeit zum Nachdenken zu lassen. Tala schließlich hatte sich entschlossen, zumindest für die nächste Zeit, bei den Bladebreakers zu beiben. Immerhin war es Kais wunsch gewesen. Wenn auch indirekt. Tala hatte aus Kais 'Pass auf die anderen auf' einen Aufruf herausgehört, der ihn bat, bei den Bladebreakers zu bleiben, um sie zu beschützen und von Dummheiten sowie unüberlegten Aktionen abzuhalten. Plötzlich unterbrach ein lautes Klopfen an der Tür die morgendliche Stille und die Blader fuhren aus ihren Gedanken gerissen mit einem Ruck herum. Vor ihnen stand Mr. Dickenson, der sie, noch etwas überrascht von ihrer heftigen Reaktion, mit großen Augen ansah. "Ich hoffe, ich störe euch nicht bei irgendwas", setzte er langsam an. "Ich wollte euch nur schnell die Steckbriefe zu Korrektur bringen... Ihr wisst schon, die für die Zeitschrift" Wissend nickten die Blader. Eine Mädchenzeitschrift hatte Mr. Dickenson gebeten, eine kurze, Steckbriefartige Übersicht abdrucken zu dürfen und der Manager der Bladebreakers hatte sich bereiterklärt, den Bladern diese Auszuhändigen um die Daten zu überprüfen. Ruhig nahmen die Freunde ihre Zettel an sich und überflogen die Zeile mäßig interessiert. "Tala, würdest du wohl bitte Kais Angaben überprüfen?", bat Mr. Dickenson nun den jungen Russen, der bis jetzt nur unbeteiligt daneben gesessen hatte. "Ja, kann ich machen", seufzte Tala genervt und nahm dem Älteren Kais Steckbrief ab. Er wusste, dass Kai es gar nicht gefallen würde, sollte Angaben an die Öffentlichkeit dringen, von denen er es nicht wollte. Eindringlich studierte Tala den Zettel vor sich und prüfte jeden Satz genau, bevor er zum nächsten Punkt überging. Erst in der Mitte des Blattes jedoch stolperte er über eine Angabe, die ihn stützig werden ließ, sodass er überrascht tiefer einatmete als gewöhnlich. "Tala?" Fragend wurde der rothaarige Russe von den restlichen Bladern gemustert. "Wenn wir Kai besuchen wollen, haben wir jetzt einen Grund gefunden!", erklärte Tala grinsend und die Augen der Bladebreakers begannen vor freudiger Erwartung zu strahlen. "Wieso? Und wann?", wollten Ray und Tyson gleichzeitig wissen und auch Max, Kenny und Hilary waren näher an dem Tisch zusammengerückt. "Hier!", antwortete Tala nur ruhig und schob den Freunden den Zettel zu, auf dem er seinen Fund mit einem Stift umkreist hatte. Ohne zu zögern rückte Kenny seine Brille zurecht. "Geburtstag: 08.12.1989", las er nach einigen Sekunden unbläubig ab und sah Tala dann fest in die Augen. "Das ist der nächste Freitag" Bestätigend nickte der Russe und zog das Blatt wieder zu sich herüber. Er wagte gar nicht sich vorzustellen, was passieret wäre, hätte er diesen Zettel korregiert. Sie hätten Kais Geburtstag vergessen und ihrern Freund ohne die geringste Regung mit seinen Gedanken alleine gelassen. "Wir schaffen es doch nie bis Freitag noch einen Flug zu bekommen! Es sind nur noch sechs Tage! Und ein Geschenk haben wir auch nicht", warf Hilary verzweifelt ein, doch Mr. Dickenson, der bis jetzt unbeteiligt hinter ihnen gestanden hatte, ergriff nun das Wort. "Das dürfte nicht das Problem sein. Ein Tag Trainingslager in Russsland müsste doch mit den Regeln der BBA kompartibel sein!", ereiferte sich der Vorsitzende und lächelte die Blader begeistert an. "Ich glaube ich weiß, was wir ihm schenken können...", teilte nun Tala leise mit und die Anderen blickte ungläubig und begeistret von einem zum anderen. Sie würden Kai wiedersehen! Egal wie trübseelig und dunkel dieser Tag begonnen hatte, sie konnten sich nicht erinnern, in den letzten zwei Wochen auch nur einmal so glücklich gewesen zu sein, wie jetzt. "Worauf warten wir dann noch? Los, ab in die Stadt, wir müssen shoppen!", triupfierte Hilary glücklich und zog ihre Freunde von ihren Stühlen hoch. Bereits wenige Minuten später hatten sie ihre Sachen gepackt und folgten dem jungen Mädchen in Tokios Innenstadt. *~*~* "Das hier ist es?", flüsterte Max erfürchtig, als er zu den Türmen des Internats hinaufsah, so wie Kai es zu seiner Ankunft getan hatte. "Ja, das ist es! Leise jetzt!", brummte Tala und betrat dann mit festen Schritten das Gelände des Internats. Etwas unwohl war ihm dabei schon zu mute, denn immerhin war er hier in unmittelbarer Nahe all derer Menschen, die sich von Voltaire und damit der Biovolt kaufen ließen. Trotzdem zögerte er nicht eine Sekunde. "Moment!", ertönte die Stimme eines jugen Russen und die Blader blieben sofort stehen. Unruhig drehten sich die Bladebreakers zu dem Jungen um. "Wer seid ihr? Ihr kommt nicht aus dem Internat, nicht wahr?", fragte der Blonde bedrohlich leise, doch so recht gelang es ihm nicht, wütend und gefährich zu wirken. "Nein, kommen wir nicht. Wir wollen einen Freund besuchen und-" Weiter kam Tyson nicht, denn das schallende Gelächter des Russen brachte ihn zum schweigen. "Jemanden besuchen... Das ist mir auch noch nicht untergekommen..." "Wieso?", beschwerrte sich nun Max. "Was ist so schlimm daran?" "Lasst es mich so ausdrücken: Wenn einer der Lehrer davon erfährt, werden die Erziehungsberechtigten bemachrichtigt und das bedeutet ärger", führte der junge Russe aus und betrachtete die Neuankömlinge musternd. "Aber das heißt ja, wir können Kai nicht besuchen!", stellte Ray erschrocken fest und der Russe vor ihm wurde hellhörig. "Kai? Kai Hiwatari?", fragte er nach und betrachtete die Freunde nun noch genauer. "Ja, wieso?", antwortete Hilary überrascht. "Du kennst ihn?" "Kennen ist zu viel gesagt, aber ja, ich hab mit ihm gesprochen" Plötzlich legte sich ein Lächeln auf das Gesicht des Russen. "Er ist im Park, dort die Straße herunter, glaube ich. Da hab ich ihn schon häufiger gesehen" "Was?", fragte Ray perplex nach, doch der Russe hatte sich schon zum gehen gewendet. "Kommt, lasst uns gehen", murmelte Tala leise und auch die Blader wanden ihren Blick ab und verließen verwirrt das Gelände des Internats. Lächelnd drehte Michail sich noch einmal um. Da waren Kais Freunde doch tatsächlich gekommen um ihn zu besuchen. Man konnte den blauhaarigen Russen wirklich für seine Freunde beneiden "Was war denn das?", wand sich Max verwundert an seine Freunde, während sie durch die verscheite Landschaft des Parkes liefen. Der russische Schnee war tief und eisig kalt, jedoch von unglaublicher Reinheit. Er glitzerte im Sonnenlicht und ließ birarre Formen erkennen. "Woher soll ich das wissen?", antwortete Tyson ebenso verwundert, während er sie Schönheit der Natur auf sich wirken ließ. "Da steht da plötzlich dieser Junge und erzählt uns alles, was wir wissen wollen. Das nenn ich Glück" Ray unterdessen war tief in Gedanken versunken. Unruhig ließ er seinen Blick schweifen und suchte im den weiten, weißen Flächen nach einem Hinweiß auf seinen Teamleader. Plötzlich jedoch zuckte Ray unvermittelte zusammen und sein Blick fixierte sich auf eine Parkbank in der Ferne. Im Schneidersitz saß dort Kai, den Kopf leicht nach vorne geneigt und schien in Gedanken versunken. "Kai...", hauchte Ray leise und machte so seine Freunde auf dich aufmerksam, die seinem Blick folgten. Der Junge Russe schien von seiner Umwelt nichts mitzubekommen, denn er hatte seinen Walkman laut aufgedreht. So bekam er auch nicht mit, wie seine Freunde freudestrahlend auf ihn zustürmten und sich der Abstand zwischen ihnen immer mehr verkleinerte. So endet es also, unser 5. Chapter! Wir hoffen sehr auf eure Kommis! Bye, Mao_Anna, Caerdin Kapitel 6: Broken pride... - Please save my soul ------------------------------------------------ Es hat zwar einen Monat gedauert, aber jetzt ist das 6. Chapter von "Cross The Fire" online ^^ Wir haben uns wie immer eine Menge Mühe gegeben, vor allem, weil dies eines der Kapitel ist, auf die wir uns sehr gefreut haben. Wir sind wohl ziemliche Sadisten... Beim Schreiben wurde auch die eine oder andere Träne vergossen - also seid gewarnt ;) Noch einmal VIELEN DANK für eure Kommis zu letzten Chapter! @glaties-lupa: Wir sind gerne fies^^ Nein, Spaß beiseite ;) Zu den Schlagern: Ich schätze mal, das Kai nur gute Lieder gesungen hat, ist doch Kai *g* Caerdin: Du hast am 11.12. Geburtstag? Cool ;) Ich am 12.12 *freu* Das find ich toll^^ Aber ich bin fast Gleichalt wie Kai, nur vier Tage jünger *noch mehr freu* Ja, ein Blazer ist ne Art Jacket! Und was Kai anhat bekommst du noch raus ;) Danke für den Kommi! @Arethelya: Hey ho Sonnenscheinchen! Zu unserer "bis-heute-ungeklär-Antwort": Nun ja, WIR wissen ganz genau, was passiert^^ Nur ihr nicht XD Danke für deinen Forumstipp! Das ist echt lieb! Wir schreiben in letzter Zeit meist über ICQ, das geht ganz gut :) Lass bitte dein Notebook leben oder fessle deine Hände! Es wird wie immer noch schlimmer ;) Zu Kais B-Day: Wir denken einfach, dass er es ihnen nicht erzählt hätte... Kai halt ^^ Und wenn er dann noch so weit weg ist... HEHEHE! Gemeine Enden ist unser zweiter Vorname! Und was meinste, wie dies hier ist? Natürlich: GEMEIN! XD Danke für deinen Kommi Sonnenschein^^ @Ivalri&BlackSilverLady: Freut uns, wenn euch Michail gefällt^^ Wir haben ihn auch ins Herz geschlossen ;) Und danke Ivalri für dein Verständnis was die Dauer der Uploads betrifft! Das ist lieb^^ Danke auch an euch! So und jetzt weiter mit CTF^^ 6. Kapitel Broken pride... - Please save my soul „KAI!“ Erst ein vielstimmiger Schrei aus wenigen Metern Entfernung ließ den jungen Russen seinen Kopf heben und was er erblickte war etwas, dass er sich schon wünschte, seit er wieder zurück in Russland war. Doch er hätte nicht im Traum daran gedacht, dass es Wirklichkeit werden könnte. Denn dort vor dem Hintergrund des in kaltes Weiß getauchten Parks kamen die Personen auf ihn zugestürmt, die ihm am meisten bedeuteten. Und trotzdem konnte Kai sich nicht richtig darüber freuen. Die Mauer aus Eis, die seine Freunde so gut verstanden hatten einzureißen war zurück und kräftiger denn je zuvor. Erschrocken stieß er Tyson zurück, welcher sich freudig lachend an seinen Hals geworfen hatte. Ungläubig starrte er sein Team an, welches zum greifen nahe beim ihm stand und den Russen mit einem undefinierbaren Ausdruck musterte. Kai öffnete den Mund, doch konnte er letztendlich nichts sagen. Er wusste einfach nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte, was er fühlen sollte... geschweige denn sagen konnte. Langsam schaltete er seinen Walkman aus, die Stille im Park erschien ihm zum ersten mal unangenehm. Plötzlich regte sich Ray. Er hatte sich nie versucht vorzustellen, wie Kai auf ihr Kommen reagieren würde, daher war er auch nicht sonderlich überrascht. Die Enttäuschung verflog jedoch augenblicklich, als er in die rubinroten Augen seines Gegenübers sah und der Chinese war einfach nur überglücklich, seinen Teamleader vor sich stehen zu sehen. Lächelnd kam er einen Schritt auf Kai zu und hielt ihm freundschaftlich die Hand entgegen, auch wenn ihm diese unpersönliche Begrüßung fast das Herz brach. Kai blickte fest in die Augen des jungen Chinesen, doch Ray war durchaus in der Lage, die Unsicherheit seines Freundes zu erkennen. Selbst, wenn dieser sie zu verstecken versuchte, sowie es ihm so oft beigebracht wurde. Eigentlich wusste der junge Russe, dass er seinen Freunden vertrauen konnte, doch als er jetzt zögerlich Rays Hand ergriff war er sich dessen plötzlich nicht mehr sicher. „Es ist schön dich wiederzusehen!“, lächelte Ray glücklich und drückte Kais Hand für alle anderen unmerklich etwas fester, um seinen Freund zu beruhigen. Ein kurzes Nicken seitens Kai war die einzige Antwort die ihm verriet, das der Junge zugehört und verstanden hatte. "Kai, wie geht es dir?", wollte Hilary nach einem kurzen Moment des Schweigens wissen. "Gut", meinte der Russe und ließ seinen Blick langsam über seine Freunde gleiten. Sie hatten sich nicht verändert, jedenfalls äußerlich. "Was macht ihr hier? Müsst ihr nicht zur Schule?" Max lächelte keck. "Das Gleiche könnten wir dich doch auch fragen!", sagte er fröhlich. "Warum bist du nicht im Internat? Hier ist es doch lausig kalt...", murmelte Tyson und schlang die Arme um sich. Sein Atem ging in weißen Wölkchen zum Himmel auf und erst jetzt bemerkte der Russe, dass seine Freunde froren. Sie hatten alle nicht mit so einer Kälte gerechnet und waren daher auch dem japanischen Winter entsprechend gekleidet. Tysons Frage dezent übergehend zog Kai eine Augenbraue in die Höhe und musterte die anderen erneut, bevor er den Blick wieder abwand. Es war wirklich kalt geworden über Nacht und er selbst trug nicht mehr als den dünnen Pullover, der zu der Schuluniform gehörte und von den Internatsschülern in der Freizeit getragen wurde. Doch diese Kälte war nichts in vergleich zu jener, die sich in sein Herz fraß seit er hier war. Er hatte nicht gespürt wie der Schnee, der noch immer fiel, langsam seine Kleidung durchnässte. Erst als Tyson ihn nun direkt darauf ansprach, wurde es ihm bewusst. „Du musst ja schon halb erfroren sein!“ „Wie lange sitzt du schon hier?“, wollte nun auch Ray wissen. Kai senkte den Blick. "Ich weiß es nicht..." Vielleicht zwei Stunden, oder auch drei. Er hatte die Zeit aus den Augen verloren. Was sollte er denn nur tun? Er konnte Tala und die anderen unmöglich hier stehen lassen... aber sie in sein Zimmer zu bringen wäre zu riskant. Zweifelnd ließ er sich auf die Bank sinken. Als ob der rothaarige Russe seine Gedanken gelesen hätte, setzte er sich neben Kai und sprach für den Rest der Jungen. "Mach dir keine Sorgen, wir werden uns schon nicht so dumm anstellen. Sag uns einfach wie wir uns verhalten müssen, dann kommen wir sicher ungestört in dein Zimmer. Was meinst du?" Noch immer zweifelnd nickte Kai schließlich und erhob sich von der Bank. Ohne ein weiteres Wort wand er sich in Richtung Internat und als er sich im Gehen fragend zu seinen Freunden umwand lag etwas entschlossenes in seinen Augen, welches seinem alten Team Mut zusprach. Selbst in einer solch schlechten Verfassung wie die, in der sich der junge Russe befand, schaffte Kai es die anderen aufzumuntern und anzutreiben und schon bald konnte er sie neben sich spüren. „Ist da irgendetwas bestimmtes, was wir beachten müssen?“, fragte Kenny schließlich nach einigen Minuten vollkommender Ruhe, woraufhin Kai ihn spöttisch betrachtete. Seine Freunde waren so ahnungslos, dass es ihn in der Seele schmerzte. " Seid einfach ruhig und folgt mir", erklärte Kai und ging schnellen Schrittes um das riesige Gebäude herum. Nachdem der Silberhaarige seine Freunde über einige Schleichwege durch das Internatsgelände gelotst hatte, standen Tala und die Bladebreakers endlich vor einer makellos weißen Wand. Das Fenster, etwa zwei Meter über ihnen war angelehnt, und ließ sich problemlos nach innen aufstoßen, nachdem Kai sich kräftig vom Boden abgedrückt hatte und mit schnellen Bewegungen hinauf kletterte. Kenny starrte seinen Leader mit großen Augen an, doch seine Zweifel sollten sich nicht bewahrheiten, denn mit der Hilfe seiner Freunde waren letztendlich alle, einschließlich Hilary, in Kais Zimmer angekommen. Staunend sahen sie sich um. In ihren Vorstellungen war der Raum dunkler gewesen, doch alleine die lieblose und unpersönliche Atmosphäre ließen darauf schließen, dass Kai diesen Raum genauso hassen musste wie alles andere an dieser Schule. Kai legte den Walkman auf seinem Nachttisch ab und machte seinen Freunden mit einer Geste zum Bett klar, dass sie sich setzten sollten. Er selbst öffnete den Kleiderschrank, der sich in der linken Zimmerecke befand und zog einen trockenen Pullover heraus. Mit diesem verschwand er durch eine kleine Tür in einen anderen Raum, welchen seine Freunde richtig als Badezimmer erkannten. Fertig umgezogen verließ er nach wenigen Augenblicken das Bad und machte sich in Richtung Fenster auf, durch welches die Gruppe soeben hereingekommen war. “Ihr müsst wirklich leise sein“, mahnte er seine Freunde, während er das Fenster schloss und sich anschließend auf seinen Schreibtischstuhl sinken ließ. Plötzlich tönte eine schrille Glocke durch das gesamte Gebäude und die Freunde zuckten verschreckt zusammen. Ein durchdringender, nachhallender Ton, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Kai konnte sich ein belustigtes Seufzen nicht verkneifen. „Das war die Glocke zum Mittagessen“, erklärte er ruhig und überflog sein verängstigtes Team. „Oh...“ , beschämt blickte Hilary zu Boden und löste sich aus der Umklammerung, unter der Max zu leiden hatte. Nervös rutschte er ein Stück von dem Mädchen weg. Ray lächelte. "Du kannst eben essen gehen, Kai, wir warten solange", meinte der Chinese und Kenny nickte zustimmend. "Ich esse nicht zu Mittag" Der Stuhl knarrte leise, als Kai sich erhob. "Wie... wie geht es euch? Wie läuft das Training?", fragte er zögernd. Es war sehr ungewohnt, auf einmal so viel zu reden. Kai empfand dies als äußerst unangenehm und vermied jeden überflüssigen Satz. Seit er in Russland war, hatte er noch kein richtiges Gespräch geführt. Hatte es immer beim Wichtigsten belassen. Sich plötzlich umzustellen war schwierig. „Das Training läuft gut!“, antwortete Ray ruhig und warf einen verstohlen Blick zu Tyson. „Ich weiß nicht was in Tyson gefahren ist, aber es war eine gute Idee von dir, ihn zum Trainer zu machen!“ Kai stutzte und seine Haltung versteifte sich von einer Sekunde auf die andere. „Ihr habt...“ „...den Brief gefunden? Ja, haben wir“, half Tala Kai die richtigen Worte zu finden. Der junge Russe wusste im ersten Moment nicht, wie er auf diese Situation reagieren sollte. Es war ihm unangenehm, hatte er den Brief doch niemals abschicken wollen, doch seine Freunde lächelten ihn sanft an. Darum hielt er es für besser, das Thema einfach stehen zu lassen. Er erinnerte sich an einen Zeitungsausschnitt der letzten Tage und wand sich wieder der Gruppe zu. Ein Hauch von Besorgnis spiegelte sich in seinen Augen wieder. "Da war dieser inkompetente Anfänger... bei dem Benefizturnier der BBA vor einer Woche. Er... er hatte sein Blade nicht mehr unter Kontrolle, hab ich gelesen, hat dich am Arm verletzt Max, stimmt das? " Kai versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen, doch wenn er sich an den Moment erinnerte, in dem er von Max Verletzung erfuhr, verspürte er einen schmerzhaften Stich im Herzen. Fühlte sich schuldig, nicht bei seinem Team gewesen zu sein. Auch wenn es nur eine kleine Schnittwunde war, Kai war sonst immer zuerst da, um einen Druckverband anzulegen und die Freunde auf seine Art zu beruhigen. „Ja, stimmt“, antwortete Max nachdenklich und stricht sich den Pullover bis zum Ellenbogen vom Arm, sodass Kai die hauchdünne weißen Narbe auf seinem Arm erkennen konnte. „Ist schon längst verheilt, war nicht so schlimm“, redete er fröhlich weiter, während Kai etwas näher getreten war und sich die Überreste der Verletzung betrachtete. Es schien ihm, als wäre es wirklich nichts ernstes gewesen, doch trotzdem blieb da dieses ungute Gefühl. Er wusste, er hätte es verhindern können, wäre er nur da gewesen und hätte seinem Team beigestanden. Ray betrachtete seinen Teamleader gründlich. Es war ihm nicht entgangen, wir genau dieser Max Unterarm musterte und auch eine Spur von Besorgnis war in seine Augen getreten. Entschlossen hob der Chinese den Kopf. „Aber das mit dem Turnier ist trotzdem gut gelaufen! Hast du sicher schon gelesen, dir entgeht ja eh nichts, aber wir haben natürlich gewonnen!“, versuchte er Kai abzulenken. Kai währenddessen hatte seine Hand ausgestreckt und strich vorsichtig über die dünne, weiße Linie, welche der Schnitt hinterlassen hatte. Dann richtete er sich ruckartig auf und ging einige Schritte von seinem Team weg. Wäre er da gewesen, dann wäre dies sicher nicht passiert. Oder er hätte sich dazwischen gestellt. Jedenfalls hätte er Max diese Verletzung erspart. Er wusste nicht warum er von Sekunde zu Sekunde weiter in den Bann der Trauer gezogen wurde, spürte eine Art Depression in ihm aufsteigen. Tala sah besorgt zu seinem Freund herüber. "Kai! Alles in Ordnung?" Der Rothaarige stand auf. "Hey, Kai!" Erst als Tala unmittelbar vor dem Silberhaarigen stand, hob der junge Russe den Kopf. "Ja... alles Ok. Ich war bloß in Gedanken. Wie war das Turnier denn letztendlich?" Ray zog fragend die Augenbraue in die Höhe. Irgendwas stimmte nicht. Plötzlich fühle sich der Chinese sehr unwohl. Er konnte sich dieses Gefühl nicht erklären doch auch Tyson schien es zu merken und schaute ihn etwas verloren an. „Sehr gut...“, antwortete Ray noch einmal und seufzte leise. „Ach ja, wir haben da ja noch was für dich!“, fiel es Tyson plötzlich ein und er schüttelte lachend den Kopf über seine eigene Vergesslichkeit. Auch die Anderen waren auf ihren Fehler aufmerksam geworden und Max seufzte geschlagen auf. „Mein Gott sind wir dämlich...“, entfuhr es ihm lachend. „Psst!“, entfuhr es Kai nervös und sein ganzer Körper versteifte sich. Angespannt horchte er in die nun entstandene, zerknirschte Stille, doch keine Holzdielen knarrten, kein Aufseher kam den Gang entlang, um sie zu stören. „Ihr müsst wirklich vorsichtig sein“ Kais Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden, was seine Freunde aufhorchen ließ. Ray entfuhr ein zorniges Fauchen. Was hatte man mit dem jungen Russen angestellt, dass es ihm nun solche Angst bereitete? Erneut horchte Kai auf. Nun war doch etwas auf dem Flur zu hören. Laute Schritte, die dritte, siebte und zehnte Holzdiele, die Kai immer geschickt übersprang, wenn er nicht gehört werden wollte, knirschten und ächzten. Gespannt hielt Kai den Atem an und sein Denken setzte für einen Moment aus. Er hatte die sich nähernden Schritte sofort erkannt und ihm gefror das Blut in den Adern. Die Türklinke würde heruntergedrückt. Die Freunde hielten den Atem an. Dann, ganz langsam, hob sie sich wieder. Irgendetwas, irgendjemand, hatte sie für den Moment gerettet, doch Kai war aus seiner Starre erwacht. Vor der Tür sprachen zwei Männer in schnellem Russisch mit einander und der Junge brauchte nicht einmal besonders genau hinzuhören um zu wissen, wer es war. Er musste seine Freunde in Sicherheit bringen, alles andere war plötzlich unwichtig. Hektisch schnappte Kai nach Luft. Über die Angst war das Atmen zur Nebensache geworden. Mit einer schnellen Bewegung öffnete er die Tür zum Badezimmer, zog den Schlüssel, der innen steckte, ab und sah seine Freunde flehend an. „Los, rein da!“, zischte er so leise wie möglich und trieb seine Freunde an, die, mit Ausnahme von Tala, am ganzen Körper zitterten. Gerade als die Tür zu Kais Zimmer sich öffnete ließ dieser gerade den silbrig glänzenden Schlüssel in den Wogen seiner Gardienen verschwinden. „Kai Alexander Hiwatari!“ Voltaires Stimme klang so laut in seinen Ohren das Kai glaubte, die ganze Schule müsse es hören. Doch viel Zeit zu reagieren blieb ihm nicht, denn sein Großvater kam mit bedrohlichem Gesichtsausdruck auf ihn zu. „Das ist unerhört!“ Ein harter Schlag traf Kai mitten in den Magen und keuchend ging er zu Boden. “Großvater... beruhige dich!“, presste Kai zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte sich aufzurichten, doch Voltaire war außer sich vor Wut und brachte seinen Enkel mit einem harten Hieb gegen den Brustkorb erneut zu Boden. Kai presste die linke Hand gegen seine schmerzenden Rippen und hielt sich den anderen Arm schützend vors Gesicht, als er auf den harten Aufschlag wartete. Dieser ließ auch nicht lange auf sich warten und alleine die hasserfüllte Stimme seines Vormundes drang über den dumpfen Schmerz zu ihm durch. Voltaires Präsenz war wie eine überwältigende Flut an schlechten Erinnerungen. "Wann hättest du mir das bitte gesagt?? Eine 2! Und das in Russischer Literatur!! Dein Vater würde sich in Grund und Boden schämen!", herrschte ihn der Gründer der Biovolt an. Sein Gesicht war wutverzerrt und tiefer Hass glomm in den Augen seines Großvaters auf. "Und sich dann noch von einem Weib überbieten zu lassen! Im Gegensatz zu dir hat dieses Miststück eine 1... du bringst mich noch um den Verstand Kai... so ein mieser Vollidiot! Du bist es nicht Wert, ein Hiwatari zu sein!" Kai schüttelte den Kopf. Sein Vater wäre stolz auf ihn, da war er sich sicher... "Ich habe auch nie darum gebeten einer zu sein..." , murmelte der junge Russe und vermied es seinem Großvater in die Augen zu blicken. Brutal riss Voltaire den Jungen an der Schulter hoch und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Durch die Wucht des Schlages stolperte Kai rückwärts gegen seinen Nachttisch und verlor komplett das Gleichgewicht. Ein überraschter Schmerzensschrei kam über seine Lippen und warmes Blut verschleierte ihm die Sicht, nachdem er sich die Stirn an der harten Holzkante aufgeschlagen hatte. Sein Schädel dröhnte. Stumme Tränen liefen dem braunhaarigen Mädchen über die Wangen und Ray hatte keine andere Möglichkeit, als Hilary seine Hand auf den Mund zu pressen, damit sie keinen Ton von sich gab. Kenny und Max standen neben ihnen und starrten mit vor Entsetzten geweiteten Augen die Badezimmertür an. "Bleib ruhig, verdammt noch mal!", zischte Tala und versuchte den wie wild gewordenen Tyson davon abzuhalten, die Tür einzutreten. "Schhh... beruhig dich" Der Russe merkte nach einiger Zeit, wie Tyson letztendlich nachgab und lockerte den Griff um den Japaner. Sie mussten still sein und warten... da war sich Tala sicher. Auch wenn dies im Moment das Schlimmste war, was sich die Freunde vorstellen konnten. Ein Schrei hallte durch das Zimmer und ließ die Blader zusammenfahren. Kraftlos sank Tyson zu Boden. "Kai... halte durch", flüsterte er aufgelöst. Den Freunden erschien es wie eine Ewigkeit, bis im Nachbarraum endlich wieder Ruhe einkehrte. Nur noch vereinzelt waren leise Schreie ihres Freundes zu vernehmen und auch dies gingen bald in ein Wimmern über, welches den Bladern das Herz zu brechen schien. „Steh auf Kai! Benimm ich endlich deiner Herkunft entsprechend!“, dröhnte Voltaires Stimme dumpf durch das massive Holz der Tür und Kais darauffolgenden, schmerzhaften Laut entsprechend hatte der alte Mann ihn brutal wieder auf die Beine befördert. „Wage es ja nicht, mich noch einmal so zu enttäuschen!“ Der eisige Ton in Voltaires Worten ließ die Freunde zusammenzucken. Das Knallen der Flurtür hatte in den Ohren der Blader etwas so schrecklich entgültiges, dass sie für einige Sekunden nicht in der Lage waren sich zu rühren. Erst ein erneutes, verzweifeltes Wimmern von jenseits ihres selbsternannten Gefängnisses ließ sie aufhorchen. „Kai!“, keuchte Ray auf, während er sich verzweifelt gegen das Holz stemmte und versuchte, die Tür aufzubrechen. „Verdammt!“ „Lass mich mal...“, zischte Tala und auch er konnte die Besorgnis nicht aus seinen Worten verbannen. Mit einigen Handgriffen überprüfte der junge Russe die Konstruktion der Tür. Dann fixierte er einen bestimmten Punkt an, holte aus und stieß seinen Körper mit aller Kraft gegen die Tür, deren Schließmechanismus sofort ihren Dienst versagte. Die Tür schwang auf und eröffnete den Bladern einem Blick auf das verwüstete Zimmer. Erneut waren sie wie erstarrt, bis Ray, der seinen Blick suchend über den Raum schweifen ließ, entsetzt aufkeuchte. Bevor die Anderen reagieren konnten saß der junge Chinese an der Seite des völlig verstörten und abwesend wirkenden Russen. "Kai... Hey... Ganz ruhig. Ich bin es, Ray!" Tränen der Verzweiflung sammelten sich in Rays Augen, nachdem er in das regelrecht blutüberströmte Gesicht seines Freundes sah. "Kai, sag doch was! Alles wird gut... Wir sind doch hier... Voltaire ist weg!" Bei dem Namen seines Großvaters zuckte der Silberhaarige verschüchtert zusammen. "Gütiger Himmel.... " Tala ließ sich vor Kai auf die Knie fallen und hob langsam das Gesicht des jungen Russen an. "Kai, hörst du mich?!" Doch der Jüngere zitterte nach Talas Berührungen nur noch mehr und stieß Tala mit aller verbleibenden Kraft grob zur Seite. "Ne...ne trogai menja...", flüsterte Kai und rutschte unruhig von seinen aufs höchste besorgten Freunden weg. "Fass... mich nicht... an...". Tala seufzte leise auf. Irgendwie hatte er erwarte, dass Kai so reagieren würde. "Fsjo w paradke, Kai..."(Alles in Ordnung), flüsterte er dem Jungen vor ihm leise zu, während er ihm sanft, aber bestimmt auf die Beine und ins Bad half. Die Gegenwehr des geschwächten Freundes wurde immer weniger, sodass Tala im Stillen von Angst ergriffen wurde, Voltaire hätte es geschafft. Dass er sein Ziel erreicht und Kai gebrochen hätte. Doch es war immer noch ein Funken des gewaltigen Stolzes des in den rubinroten Augen auszumachen und dies ließ Tala hoffen. „Kümmere dich um ihn Ray...“, murmelte der rothaarige Russe dem Chinesen leise zu, während er die anderen Blader aus dem Raum scheuchte. Tala hatte sehr wohl bemerkt, wie viel weniger Angst der Schwarzhaarige Kai zu machen schien, als der Rest der Gruppe. Nervös blickte Ray zu Kai hinunter, der ihn gar nicht wirklich wahrzunehmen schien. Er wollte Talas Worten nur zu gerne Folge leisten, dem Silberhaarigen wirklich helfen, doch er wusste nicht wie. Es war, als würde Kai sich gegen die ganze Welt abschirmen und keine Einflüsse von Außerhalb mehr an sich heran lassen wollen. „Hey Kai...“, hauchte er leise und ließ sich neben den Freund sinken. „Guck mich mal an!“ Ray Stimme klang flehend und als Kai nicht reagierte, legte er ihm sanft eine Hand unter das Kinn, um seinen Kopf anzuheben. Kai wehrte sich nicht. Ob es nun daran lag, dass er Ray vertraute, oder ob er einfach keine Kraft dazu hatte, wüsste der junge Chinese nicht zu sagen. Kritisch betrachtete er Kais aufgeplatzte Lippen und die – glücklicherweise –kleine Platzwunde an der Stirn. „Das sieht schmerzhaft aus...“, stellte Ray mehr zu sich selbst fest und griff dann nach einem Handtuch, welches neben dem Waschbecken hing. Sanft, beinahe schon zärtlich, begann er Kais Wunden zu säubern. Dieser blickte Ray nur verwundert an. Natürlich war es nichts besonderes, dass Rays ganze Art von einer unglaublichen Ruhe zeugte. Doch die kaum spürbaren Berührungen standen in so krassem Gegensatz zu Voltaires Schlägen, dass Kai nicht anders konnte als zunächst zurückzuzucken, um sich dann unter Rays beruhigenden Berührungen zu entspannen. Tatsächlich normalisierte sich Kais Atmung nach einiger Zeit und durch das nasse Handtuch, welches bei jeder Berührung einen feuchten Film auf Kais Haut zurückließ, kehrte auch langsam wieder Klarheit in den Kopf des jungen Russen zurück. Er begann seine Umgebung wahrzunehmen, spürte den kalten Fliesen unter sich, hörte die leisen Geräusche aus dem Nebenzimmer und öffnete seine Augen. Ray lächelte als er in das klare rubinrot seines Gegenübers schaute und setzte das Handtuch ab. Kai war kurz nachdem der Chinese begonnen hatte sein Gesicht zu versorgen bewusstlos geworden. Die unerwarteten sanften Berührungen hatten dem Russen wohl den Rest gegeben und Kai entkam seinem inneren Gefühlschaos durch einen tiefen, traumlosen Schlaf. Ray hätte die Wunden des Älteren normalerweise wohl schon längst verbunden, doch der Chinese merkte, wie sich Kai unter dem kühlen Nass entspannte und hatte daher nicht aufgehört, ihn vorsichtig über das Gesicht zu streichen. "Ist er schon wach? Wie geht es ihm?" Leise trat Kenny ins Badezimmer und sah erwartungsvoll zu dem schwarzhaarigen Chinesen hinunter, welcher neben seinem Teamleader auf dem Boden kniete. Kai drehte beschämt seinen Kopf weg. Sein Körper verkrampfte sich schmerzhaft, als die Erinnerungen an das Geschehende erneut übermächtig würden und sein Herz begann zu rasen. So schnell wie die Erinnerungen kamen, kam auch der Schmerz zurück und stöhnend krümmte Kai sich zusammen, als er glaubte sein Magen würde explodieren. Als dann auch noch Kenny entsetzt auf ihn zugerannt kam, wurde es dem Russen zuviel. Die Situation überforderte ihn zusehendst. Schwankend versuchte er sich aufzurichten und stützte sich mit einer Hand an der gefliesten Wand ab. „Bleib bitte sitzen“, flehte Ray entsetzt und der nasse Lappen glitt aus seinen Händen. Doch Kai schien nicht einen Gedanken daran zu verschwenden, auf den jungen Chinesen zu hören und versuchte mittlerweile bereits, langsam einige Schritte vorwärts zu tun. es kostete Ray einiges an Kraft, um seine Sorge um den Freund in den Hintergrund rücken zu lassen und sich dann zu Kenny umzuwenden, der nicht zu wissen schien, was gerade vor sich ging. Ein kurzer Blick reichten jedoch aus, um den kleinen Japaner aus seiner Starre zu reißen. Ray nickte energisch zur Tür und ohne ein weiteres Wort verließ Kenny das Badezimmer, wobei er im vorbeigehen sanft Rays Arm steifte und diesem somit Mut zusprach für dass, was kommen würde. Kaum das der Junge das Zimmer wieder verlassen hatte, stürzte Ray auf Kai zu. Und das keine Sekunde zu früh, denn der junge Russe verlor just in diesem Moment das Gleichgewicht. Hätte der Schwarzhaarige ihn nicht festgehalten, so hätte Kai wohl erneut an diesem Tag schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Ihn sanft, jedoch bestimmt in den Armen haltend, begleitete Ray seinen Freund erneut zu Boden und ließ ihn nicht los, auch nachdem Kai längst wieder in Sicherheit war. „Mach das bitte nicht noch mal!“, flehte der Chinese verzweifelt und strich Kai, der sich zunächst komplett verkrampft zusammengekauert hatte, zärtlich durchs Haar. "Ich... benehme mich ja schon wie ein Baby... ", flüsterte der Russe heiser. "Kann nicht einmal selber laufen..." Ray sah ihn mit großen Augen an. "Was redest du da? Kai... du bist verletzt!" Doch dieser schnaubte nur verächtlich. Ja, der starke Kai Hiwatari... verprügelt und erniedrigt von seinem eigenen Großvater, verrückt vor Schmerzen, Angst und Wut... ein elendiges Bild. Voltaire hatte ihn gebrochen, er hatte sein Ziel erreicht... Der Russe schloss mutlos die Augen. Was geschehen wäre, wenn Tala nicht in diesem Moment von Kenny alarmiert den Raum betreten hätte, wollte sich später keiner der Freunde ausmalen. „Gibst du etwa allen ernstes schon auf?“, knurrte der Rothaarige provozierend und hatte so Kais Kampfeswillen erneut entfacht. „Lässt du dich von so einem miesen Idioten fertig machen? Wo ist der Kai geblieben, den wir alle kennen?“ Mit schnellen Schritten ging Tala auf den Grauhaarigen zu, packte ihn unter die Arme und zog ihn vorsichtig aber bestimmt auf die Beine. Ray sah ihm dabei entsetzt zu. Was hatte er vor? "Willst du mir etwa sagen, das war alles? Früher hättest du Voltaire doch auch nicht geglaubt! Du hättest daran festgehalten, dass alles was er erzählt eine Lüge ist, weil du es besser weißt! Und jetzt? Willst du mir sagen alles war umsonst? Willst du so leicht aufgeben? Kai... Wir sind hier... Und wir werden dir helfen! Wir sind deine Freunde, deine Familie, aber du darfst nicht aufgeben! Komm schon, Kleiner!" Entschlossen legte Tala dem Jungen seine Hand auf die Schulter. Wenn sie es nicht schaffen sollten, Kai aus seiner Starre zu reißen, dann war einfach alles umsonst "Genau, Kai! Wir schaffen das zusammen, ganz sicher!", eilte nun Tyson dem Rothaarigen zu Hilfe und auch er ging neben seinem Teamleader zu Boden. Die Bladebreakers hatten sich auf der Schwelle zum Badezimmer versammelt und betrachteten die Szenerie aufmerksam. "Ne grusti... mi staboi! Ulibnis i pakasi wsem, schto ti silnij!", flüsterte Tala Kai zu. (Sei nicht traurig... wir sind bei dir! Lächle und zeig allen, dass du stark bist!) Und tatsächlich umspielte Kais Mund ein Hauch von einem Lächeln, doch das ausdrucksvollste waren seine Augen, in die erneut die Stärke zurückzukehren schien. Ray hätte zu gerne gewusst, was Tala seinem Freund eben gesagt hatte. Überwältigt von Schmerzen und Dankbarkeit schloss Kai für einen Moment die Augen und atmete tief durch, als er sich Minuten später in seinem weichen Bett wiederfand. Er wusste, dass er diesen einen Kampf verloren hätte, wären seinen Freunde jetzt nicht bei ihm. Ein letztes Mal atmete er tief ein, dann hob Kai den Kopf und in seine Augen war die Entschlossenheit, die er in den letzten Minuten gesammelt hatte, deutlich zu sehen. In den rubinroten Augen spiegelte sich nun Stolz und ungezügelte geistige Stärke wieder, wie man es von ihnen gewohnt war. „Danke...“ Kais Antwort auf die ermutigenden Worte war kaum mehr als ein flüstern, doch alleine diese Geste war für seine Freunde mehr wert, als jede andere, die er hätte finden können. „Dafür sind Freunde doch da!“, antwortete Ray mit sanfter Stimme und drückte Kai dann langsam auf sein Kissen, sodass der Russe in eine liegende Position gebracht wurde. Etwas verwirrt sah dieser zu seinen Freunden auf. „Ruh dich aus, schlaf ein bisschen! Wir räumen hier schnell zuende auf und wecken dich nachher, Ok?“, erklärte der Chinese ruhig und deckte Kai währenddessen fest zu, sodass die Kälte, die sich durch das geöffnete Fenster im Raum breit machte, Kai nicht in ihren Bann ziehen konnte. Dem jungen Russen blieb nichts anderes übrig, als dankbar zu nicken, denn erneut spürte er die Schwäche, die der Angriff Voltaires mit sich gebracht hatte, sich in seinem Körper ausbreiten. Nur am Rande nahm er war, wie Hilary direkt neben seinem Kopf die Scherben einer zertrümmerten Vase beseitigte und driftete immer mehr ab in einen tiefen Schlaf. Das letzte, was er wahrnahm, war das geborgene Gefühl einer sanften Geste, als Ray ihm zärtlich durch die Haare fuhr. Leise vibrierend meldete sich Rays Handy. Ein Schriftzug erschien auf dem Display und leuchtete dem Chinesen in einem hellen Blau entgegen. 'Ab in die Küche' Grinsend schaltete Ray den Alarm ab und stand langsam vom Boden auf. Tyson hatte ihm eines Tages diesen Weckruf eingestellt, damit der selbsternannte Koch des Teams auch ja pünktlich anfangen sollte Abendbrot zu machen. Kai hatte Tyson damals stirnrunzelnd beobachtet, wie er sich unter heftiger Gegenwehr das Handy des Chinesen krallte und wie wild drauflos tippte. Trotzdem meinte Ray einen Anflug von amüsiertem Glitzern in den Augen des Russen gesehen zu haben. Auch wenn dieser es nie zugeben würde. Die Freunde hatten sich allesamt auf dem Boden niedergelassen und unterhielten sich leise. Auf etwas zu essen würden sie wohl noch einige Zeit verzichten müssen, doch sogar Tyson dachte in diesem Moment nicht an seinen Hunger. Schließlich erhob sich Ray leise seufzend von seinem Platz auf dem Teppich. "Kai..." Vorsichtig, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, berührte er seinen Teamchef an der Schulter. "Hey... Wach auf... Es ist schon spät, wir fahren bald wieder..." "Hm?" Langsam öffnete der Russe seine Augen. Ray. Es war also doch kein Traum. "Wie fühlst du dich?" Kai richtete sich mühsam auf. "Prima, wie neugeboren...", meinte er trocken und die Blader verdrehten innerlich die Augen. Kais Humor war wirklich gewöhnungsbedürftig. "Ihr müsst los?" Kai war noch im Halbschlaf gewesen, als Ray von ihrem Aufbruch gesprochen hatte, doch die Worte des jungen Chinesen erinnerte er sich trotzdem. Hilary nickte betroffen und als Kai statt einer antwort nur ebenfalls nickte, spürte er, wie seine Matratze unter dem Gewicht einer weiteren Person durchgedrückt wurde. Neben Ray hatte sich nun Tyson gesetzt und in seinen Händen hielt er ein erneut in blaues Geschenkpapier gewickeltes Päckchen. „Es ist vielleicht etwas untergegangen“, schmunzelte der Blauhaarige, „Aber das hier ist der Auslöser für unseren Besuch gewesen...“ Vorsichtig legte er das Geschenk in Kais Schoss. Dieser sah irritiert auf. „Happy Birthday, Kai“, flüsterte nun Max, der sich ebenfalls näher zu Kai begeben hatte und versuchte sich an einem Lächeln. Kai senkte seinen Blick und einige Haarsträhnen verdeckten sein Gesicht. Er konnte seinen Freunden jetzt nicht in die Augen sehen, denn er befürchtete sonst das letzte bisschen an Beherrschung zu verlieren, das ihm geblieben war. „Pack es aus!“, half Hilary leise, und Kai begann vorsichtig das blaue Papier zu entfernen. Etwas kleines, silberfarbenes mit rubinrotem Muster fiel ihm in die Hände und Kai begann es genauer zu betrachten. Ein geradezu winzig kleines Klapphandy, dessen Maserung an eine Feder erinnerte. //Dranzers Federn//, schoss es Kai durch den Kopf, während er das Handy aufklappte. „Ich hab es etwas... Nun ja, sagen wir... ein wenig umgebaut...“, erklärte Kenny und konnte den Stolz in seiner Stimme nicht verbergen. „Der Vibrationsalarm ist ganz neu und völlig geräuschlos! Außerdem kannst du die Beleuchtung individuell regulieren, sodass dieses Handy eigentlich nicht gefunden werden kann, solange du es nicht willst“, schloss der junge Japaner seinen Bericht, den er mit einigen erklärenden Handgriffen auf den Eingabetasten des Telefons unterstützt hatte. „Wir dachten, irgendwie müssen wir dich doch erreichen können...“, murmelte Max leise, während sich Rays Blick verfinsterte. „Und noch viel wichtiger: Du musst uns erreichen können!“, füge Tala hinzu, welcher sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Wieder konnte Kai nur nicken und als er dann den Blick hob reichte der Ausdruck in seinen Augen und seine Gefühle zu erklären. „Ich... Ich weiß nicht... was ich sagen soll...-“, setzte Kai an, doch er wurde von Tala unterbrochen. „... Dann lass es doch einfach!“, schlug er ruhig vor und die Freunde sahen ihn lächelnd an. „Wir wissen auch so, was du sagen willst...“ „Ach du meine Güte, es ist schon fast 9! Wir müssen uns beeilen!“ Hektisch sprang Kenny von seinem Platz auf und suchte die Jacken der Freunde zusammen. Nach einigen Schrecksekunden halfen ihm diese in seinem Handeln. Kai währenddessen war auf seinem Bett sitzen geblieben und betrachtete die Bladebreakers, wie sie ihr Gepäck zusammensammelten. Er wollte nicht, dass sie gingen. Oder viel eher: Er wollte sie begleiten. Doch er wusste, dass dies unmöglich war. Voltaire würde ihn überall finden und als sein Vormund war er an ihn gebunden. Nicht zuletzt würde er seine Freunde in Gefahr bringen. Seine Familie. Ray war schlussendlich der Erste, der sich zu Kai umwand und ihm fest in die Augen blickte. „Weißt du, Kai, ...“, lächelte er leise und warf dann einen kurzen Blick aus dem Fenster, bevor er sich erneut zu dem Silberhaarigen umdrehte. „In drei Wochen ist Weihnachten und du kennst uns ja... Weihnachten ohne Schnee... Ich denke wir werden verreisen. Russischer Schnee soll ja ganz schon sein...“, überlegte er laut und Kais Kopf schoss in die Höhe. „Du meinst...“ Tyson nickte an Rays Stelle. „Ja, genau das meint er“, verkündete der Blauhaarige stolz und klopfte seinem Teamleader dann freundschaftlich auf die Schulter. Bereits einige Minuten später stand Kai an seinem Fenster und sah den Silhouetten seiner Freunde nach, wie sie im eben eingesetzten Schneetreiben verschwanden. Eine einsame Träne bahnte sich den Weg über Kais Gesicht und wurde sofort wütend weggewischt. Zum ersten Mal an diesem Tag konnte er sie nicht zurückhalten. //Drei Wochen...//, erklang es in seinen Gedanken und er atmete tief durch. //Drei lange Wochen...// Das war's auch schon wieder! Wir hoffen, es hat euch gefallen und über einen Kommi würden wir uns freuen! Um konstruktive Kritik wird gebeten ;) Bye, Mao_Anna & Caerdin Kapitel 7: An ordinary day... ----------------------------- Hey^^ Also zuerst mal: SORRY!!! Es hat wirklich sehr lange gedauert, bis es hier mal weiter geht, aber es gab sowohl bei Mao_Anna als auch bei mir extreme zeitliche Einschränkungen. Ein nervenaufreibendes Schulpraktikum, Arbeitswellen und teilweise auch familiäre Umstände haben das Weiterkommen erheblich erschwärt und das 7. Chapter von CtF ist dementsprechend schon seit fast 3 Monaten in Arbeit. @Lindele: Hui, das klingt aber wütend XDDD Keine Sorge... Dieser Idiot erhält seine Strafe schon noch... Früher oder später... Dieses Chapter wird deine Nerven mal etwas schonen, aber spätestens im nächsten geht’s dann wieder zur Sachen ;) Danke für deinen Kommi! @yurico: Danke für den Kommi! Wie gesagt, Kritik ist uns genauso wichtig wie Lob. Das „völlig zerstörte Zimmer“... Hm, na ja... Vllt hätte „verwüstet“ in diesem Zusammenhang besser gepasst, aber das die Wände nicht heruntergekommen sind, dürfte jedem klar sein, oder nicht? Und das mit Kai am Ende... Ja, du hast recht, es war grenzwertig, er unserer Ansicht nach noch Ok. Das ist natürlich, wie du gesagt hast, völlig Geschmackssache ;) @koukoufanin: Jaja, die Frage nach dem Pairing XDDD Die wird natürlich noch nicht geklärt, wir lieben es, euch da etwas zu quälen (wir sind halt Sadisten *auf Kai und Voltaire zeig* nicht wahr? :)* Aber DAS es eines geben wird können wir dir schon mal versprechen. Es war in deiner Aufzählung dabei XDDD Danke auch dir für den tollen Kommi! @all: VIELEN DANK für eure Kommis, die uns ermutigen, CtF immer weiter zu schreiben! Und auch an die, die uns mit ihrer konstruktiven Kritik helfen, immer besser zu werden! Ihr seid spitze! 7. Kapitel An ordinary day... „Hn...“ Langsam richtete er sich auf und tastete mit der Hand vorsichtig nach seinem Nachttisch. Ein Knopfdruck sorgte für erholsame Ruhe und Kai öffnete schwerfällig die Augen. Schläfrig richtete sich der junge Russe auf und setzte sich auf die Bettkante. Die Kälte kroch vom Holzboden seine Füße hinauf, während Kai sich seufzend durchs Haar fuhr. Die Decke um die Schultern gelegt ging er in das angrenzende Badezimmer und stellte die Dusche an. Nachdem das Wasser einige Minuten lang lief, streifte er sich frierend die Decke vom Körper und stieg in die Duschkabine. Im ersten Moment zuckte er durch die ungewohnte Temperatur zusammen, doch langsam gewöhnte er sich daran und schloss genüsslich die Augen. Das warme Wasser hatte in Sekunden sein ganzes Haar durchnässt und lief in vielen kleinen Rinnsälen sein Gesicht entlang, über die vor Entspannung leicht geöffneten Lippen, über Hals und Brust, schien jeden Teil seines Körpers zu erkunden, bevor es mit einem leisen rauschen im Abfluss verschwand... Mit festen Schritten lief der junge Blader über die Flure des Internats. Den Kopf gesenkt begab er sich auf den Weg zum Klassenzimmer 201c. „Ah, Hiwatari, schön, dass das sie uns die Ehre geben“, gab der Fachlehrer betont gelassen von sich. „Verzeihung Gaspadin, wird nicht wieder vor-“ „Du kannst gleich hier vorne stehen bleiben. Wenn dir etwas daran liegt während der Stunde zu sitzen, wirst du nächstes mal pünktlich sein“ „Ja, Gaspadin“ Der Grauhaarige Mann schaute Kai über den Rand seiner Brillengläser an und knallte urplötzlich die Hand auf den Pult. „Vielen Dank für die Störung, jetzt geht der Unterricht weiter. Wenn sie schon im Mittelpunkt stehen wollen, Hiwatari...“, er zeigte auf eine Stelle vor der Tafel. „Seite 314, wo wir letzte Stunde stehen geblieben sind. Lesen!“ Dumpf ließ Kai seine Tasche von der Schulter auf den Boden fallen, zog die Lektüre raus und begab sich auf den für ihn meist gehassten Platz, vor die Klasse. Kurz ließ er seinen Blick über die Gesichter seiner Mitschüler schweifen und begann mit ruhiger Stimme zu lesen. Das fing heute ja schon gut an... Als die Glocke zum Unterrichtende läutete atmete Kai erleichtert auf. Schnell packte er sich seine Tasche und verließ fluchtartig das Klassenzimmer. Gereizt hetzte er die Stufen in den dritten Stock hinauf und ging zielstrebig auf seinen nächsten Unterrichtssaal zu. Wie erwartet hatte die Lehrerin bereits die Kunstblöcke auf den Tischen verteilt, um im Unterricht dafür keine Zeit zu verschwenden. Kai ging gerne in den Kunstunterricht. Zumindest mochte er ihn lieber, als all seine anderen Schulfächer. Erleichtert ließ er sich auf seinen Stuhl sinken, hatte er sich doch vorhin schon die Beine in den Bauch gestanden. Vor ihm befand sich ein Einzeltisch und noch ein Stuhl auf der anderen Seite der Arbeitsfläche. Von seinem Vortrag erschöpft lehnte Kai sich entspannt zurück und betrachtete das weiße Papier vor sich. Für gewöhnlich legte ihre Lehrerin ihnen nicht nur die Blöcke bereit, sondern verteilte auch andere Arbeitsmaterialen auf den Tischen, doch heute konnte er nichts dergleichen entdecken. Stattdessen erblickte er nun Michail, welcher gerade das Zimmer betrat und sich Kai gegenüber auf seinen Platz sinken ließ. „Weißt du, was wir heute machen?“, wollte der blonde Russe neugierig von ihm wissen, doch Kai schüttelte nur stumm den Kopf und wand seinen Blick wieder ab. Für die anderen Schüler wäre sein Verhalten ein Grund gewesen, Kai mit einem unfreundlichen Kommentar zu bedenken oder sich dazu entschließen, sich entgültig nicht mehr mit ihm zu beschäftigen. Doch Michail war anders. In gewisser Weise erinnerte er Kai an die Bladebreakers oder auch an Tala, selbst wenn der Rothaarige wieder ein anderer Fall war. Nach und nach füllte sich das Klassenzimmer mit Schülern und Michail wagte es erneut, Kai anzusprechen. „Wieso bist du eigentlich zu spät gekommen?“, wollte er mutig wissen und Kai bedachte ihn erneut mit einem undefinierbarem Blick. „Zeit vergessen...“, brummte Kai ungehalten und auf das Gesicht seines Gegenüber schlich sich ein spöttisches Grinsen. „Das ist jetzt schon das dritte Mal Kai!“, tadelte er lächelnd, doch gleichzeitig zeigte sich in seinen Augen Verständnis. Vor allem morgens war es eisig kalt in den Räumen des Internat, denn nachts wurde die Heizung ausgestellt um Geld zu sparen. „So Leute, da wir letzte Stunde mit unserem Projekt fertig geworden sind, ist der Inhalt dieser Doppelstunde ein intensives Training eurer künstlerischen Fähigkeiten. Das heißt volle Konzentration und kein Gequatschte mehr, wie in den Projektarbeiten. Die leiseste Unruhe und wir machen etwas Schriftliches“ Ein genervtes Raunen ging durch die Klasse, doch nach einer einfachen Handbewegung der Lehrerin kehrte wieder Stille ein. Kai hatte, wie alle anderen Schüler, einen großen Respekt vor dieser Frau, welche die Jugendlichen mit ihren Ideen und Fähigkeiten immer wieder beeindruckte. „Vor euch habt ihr einen Block, den ich unterschrieben wiederbekomme. Wer keinen Namen angibt oder schummelt erhält sofort eine ungenügende Leistung aufgeschrieben. Die Aufgabe besteht darin euren Gegenüber zu portraitieren. Ihr dürft nur zwei Arten von Stiften benutzen. Welche, ist euch überlassen, aber macht euch Gedanken. Flüstern erlaubt, jetzt könnt ihr anfangen, ihr habt 2 Stunden Zeit!“ Nach dieser Ansage begannen die typischen Geräusche einer Kunststunde. Das verschieben von Stühlen, das kramen in den Mäppchen, aufeinanderschlagende Holzstifte. Kai warf einen Blick auf Michail. Dieser grinste wissend. Nicht einmal die Bladebreakers wussten von Kais Talent. Einzig Judy, welche Kai eines Tages in seinem Zimmer im Dojo überrascht hatte und sofort ein Portrait verlangte, kannte sein geheimes Hobby und die versteckten Fähigkeiten des Russen. Michail war ebenfalls ein talentierter Künstler, was wohl ein Grund mehr war, warum die beiden sich verstanden. Ohne viel Nachzudenken zog Kai einen schwarzen Buntstift und einen Kohlestift aus seiner Tasche, sein Gegenüber begann mit einem Bleistift. Vorsichtig und doch mit schnellen Bewegungen glitt seine Hand über das weiße Papier, ab und an wischte der junge Russe sorgfältig mit dem Finger über die Linien der Kohle. Währen der gesamten zwei Stunden sprachen die beiden kein Wort miteinander sondern konzentrierten sich voll und ganz auf ihr Tun. Die Lehrerin klopfte Kai im Vorbeigehen anerkennend auf die Schulter. Jetzt zog sich ein langer Strich über das gezeichnete Kinn Michails. Kai seufzte. Er konnte es übermalen. Aber daran gewöhnen, das konnte er nun einmal nicht. Bei der Abgabe konnte der Moskauer einen Blick auf Michails Bild werfen, welches komplett mit Bleistift gezeichnete war. Doch das wichtigste und aussagekräftigste waren die roten Augen und die zarte, rote Träne die über das ernste Gesicht zu laufen schien. Kai sah seinem Kameraden fragend in die Augen doch dieser hatte nicht dazu zu sagen. Damit war das Thema erledigt, doch in Kai Gedanken blieb es noch lange als offene Frage stehen. So sehr wie Kai den Kunstunterricht liebte, hasste er den Sportunterricht. Dabei besaß der junge Russe schon alleine durch das Beyblade eine außergewöhnliche Ausdauer und hatte durchaus Talent, was taktisches Handeln betraf. Doch leider war der Sportlehrer, Herr Boljov, das genau Gegenteil ihrer Kunstlehrerin. Mit gut und gerne 20 Jahren Arbeitserfahrung war der Sportler in eine Routine übergegangen, die nicht mehr mit modernen Vorstellungen zu vereinbaren war. Vor allem die Mädchen des Internats hatten Schwierigkeiten, sich unter ihm behaupten zu können, denn Gleichberechtigung war ihm anscheinend kein Begriff. Kai jedoch war Herrn Boljov in anderer Art und Weise ein Dorn im Auge. Der junge Russe war talentierter als jeder andere Schüler, doch ausgerechnet er verweigerte sich dem strengen Sportler und folgte seinen Anweisungen nur selten mit dem nötigen Elan. So kam es, dass Lehrer und Schüler sehr bald in einen offen Zwist gerieten und das Training von nun an für den Silberhaarigen zur Tortur wurde. Nie konnte Kai schnell, geschickt oder präzise genug sein. Immer hatte Her Boljov etwas zu bemängeln und er verordnete Kai zusätzliches Training. Auch an diesem Tag sollte sich dies nicht ändern. Gerade einmal fünf Minuten blieben den Schüler, um vom Hauptgebäude aus zu dem Trainingshallen zu gelangen und sich umzuziehen, bevor ein schriller Pfeifton den Beginn der Stunde ankündigte. In einer Reihe ordneten sich die Schüler vor ihrem Lehrer an und lauschten seinen Worten, als er begann das heutige Trainingspensum zu erläutern. „Ihr werdet euch zuerst 25 Runden einlaufen, dann wenden wir uns dem muskelaufbauendem Training zu und zu guter letzt erwarte ich von jedem von euch eine erkennbare Einzelleistung innerhalb eines Fußballspiels! Wer nur in der Gegend herumsteht, dem kann ich mit einigen Extrarunden die Zeit vertreiben! Also was ist? Bewegt euch!“, keifte Herr Boljov ungehalten und betrachtete seine Schüler, wie sie Runde um Runde drehten. Kai hatte bald einen gewaltigen Vorsprung herausgelaufen und überrundete gerade zum zweiten Mal Michail, dem die Rennerei nicht so einfach zu fallen schien wie dem Blader. Der silberhaarige Russe war mit seiner eigenen Leistung jedoch mehr als unzufrieden. Seine Wunden, die in der vergangenen Woche zwar schon beachtlichgeheilt waren, aber noch immer relevant blieben, sorgten für stechende Schmerzen, welche jeden Schritt begleiteten. Herrn Boljov schien dies nicht einmal aufzufallen, als er das Wort an Kai richtete. „Hiwatari!“, brüllte er lautstark über den Platz, sodass Kai, der auf einer Höhe mit Michail abgestoppt war und sich mit ihm unterhielt, unwillkürlich leicht zusammenzuckte. „Was soll das werden? Ein Kaffeekränzchen? Fünf Extrarunden! Und wage es ja nicht, wieder zu trödeln!“ Mit zusammengepressten Lippen, um seinen Lehrer keine entsprechende Antwort zu geben, beschleunigte Kai seine Schritte erneut und nickte Michail zu, bevor er sich beeilte die Gruppe ein drittes und ein viertes Mal zu überrunden. Erschöpft joggte Kai zum Eisentor der Außenanlage, nachdem es um 3 Uhr zum Schulschluss geklingelt hatte. Entnervt wischte er sich mit dem Ende seines T-Shirts über das schweißnasse Gesicht und hielt nach einem kurzen Fußmarsch die Tür zu den Umkleidekabinen auf. Michail nickte dankbar und schob sich an dem Russen vorbei durch die Tür. Der Blonde hatte sicher nicht einmal die Hälfte von Kais heutiger Leistung erbracht, war aber dennoch so erledigt, dass er sich nicht vorstellen konnte noch einen weiteren Meter zu gehen. „Stell dich nicht so an, Michail!“, brummte Kai genervt und legte sich längst der Umkleidebank auf den Rücken. „Ich hasse diesen Boljov“ Grinsend warf der jüngere Kai ein Handtuch ins Gesicht, welcher jedoch nicht im geringsten daran dachte aufzustehen. "Und er hasst dich noch mehr", erwiderte Michail gelassen und erhob sich mühsam von der Bank. Die Gespräche der übrigen Jugendlichen innerhalb der Kabine drehten sich ausnahmslos um den langersehnten Schulschluss und was sie unternehmen wollten. Auch Kai hatte sich nach einigen Minuten der Ruhe dazu entschlossen, sich aufzusetzen und umzuziehen. Einige Stunden später und nach einen langen Telefonat mit einem besorgten Mr. Dickenson, der unbedingt wissen wollte, warum Kai so müde klang, saß Kai auf Michails Bett und las in einem Buch während der jüngere Russe auf dem Boden saß und Dranzer in den Händen wiegte. „Und da ist echt ein Phönix drin?“, fragte Michail ungläubig. „Ich meine, wie kommt der denn da rein? Das geht doch gar nicht, Kai!“ Verzweifelt blickte der Junge von Blade zu Kai hin und her und tastete jeden Zentimeter des Kreisels ab. Bei diesem Anblick musste Kai einfach lächeln. Er legte das Buch auf die aufgeschlagenen Seiten neben sich und ließ sich zu Michail auf den Boden sinken. „Irgendwann zeig ich es dir“, versprach er dem blonden Russen ruhig. „Dranzer jetzt zu rufen wäre zu riskant“ „Ja klar. Irgendwann...“ Beleidigt drehte sich Michail weg. „Das sagst du immer. Langsam glaub ich, da ist gar kein Dingsbumsbiest drin!“ Wieder verzogen sich Kais Mundwinke zu einem Grinsen. „Bitbeast, Michail. Also gut, ich rufe sie nicht aber ich kann dir was zeigen“ Vorsichtig nahm Kai seinen Blade in die Hand und Michail beugte sich neugierig vor. Behutsam umschloss der Silberhaarige sein blaues Blade mit den Fingern und hauchte sanft Dranzers Namen. Augenblicklich begann der Blade in einem warmen rot zu strahlen und die Wärme Dranzers konnte Kai nun am ganzen Körper spüren. „Das ist sie...“, flüsterte Kai und öffnete schließlich die Augen. Auch Dranzer hatte aufgehört zu leuchten. Kai wusste wie wichtig ihm dieser Phönix und dessen schützende, tröstende Wärme war, er wollte Dranzer nicht zu oft belasten. Doch Michail war so etwas wie ein Freund für ihn geworden und er hatte es verdient, Kais größten Schatz zu sehen. Michail starrte nur mit glänzenden Augen auf Kais Blade und hatte vor lauter Aufregung vergessen den Mund zu schließen. Doch bevor Kai etwas sagen konnte wurde er durch ein leises, sanftes klopfen an der Tür unterbrochen. Schnell ließ Kai Dranzer in seiner Hosentasche verschwinden. „Ja bitte?“, hörte er Michail neben sich rufen und die Tür wurde rasch geöffnet. Ein stämmiger Mann im Anzug mit blonden Haaren und eine große, schlanke Frau mit markantem Gesicht betraten das Zimmer und urplötzlich erhob sich Michail von Fußboden. „Vater! Mutter! Was mach ihr denn hier?“, wollte er überrascht wissen und blickte zwischen den Beiden hin und her. Kai hatte sich ebenfalls erhoben, doch Michails Eltern schienen ihn gar nicht wirklich wahrzunehmen oder sie ignorierten ihn gekonnt. „Michail, wir sind nur gekommen um dir mitzuteilen, dass deine Mutter und ich morgen nach Tokio fliegen werden. Wir haben einen wichtigen Auftrag bekommen. Im Februar kommen wir zurück“, begann der blonde Mann, offensichtlich Michails Vater, in emotionsloser Stimmlage zu erklären. „Aber...!“, vernahm Kai Michails murmeln und in den Augen des Freundes stand die Trauer geschrieben. „Was ist mit Weihnachten? Wir wollten doch...-“ Mitten in seiner Frage würde Michail von seiner Mutter unterbrochen. „Michail, das hatten wir schon. Die Arbeit ist nun einmal wichtiger als unser Privatvergnügen! Dann fliegen wir eben nächstes Jahr nach Italien!“, schnitt sie ihm das Wort ab und schien noch nicht einmal zu bemerken, dass sie ihren Sohn verletzte. Vom Innenhof her drang das Hupen eines Autos durch das auf Kipp gestellte Fenster zu ihnen herauf und ließ Michails Eltern in die Richtung blicken, aus der es gekommen war. „Das ist unser Signal, Micha, wir müssen los, sonst verpassen wir unseren Termin!“, erklärte die Frau mit hoher, schmeichelnder Stimme und fuhr ihrem Sohn dann sanft durchs Haar. „Wir telefonieren so oft wie möglich, nicht wahr?“, versuchte sie Michail zu besänftigen, der mittlerweile wütend auf seiner Unterlippe zu kauen begonnen hatte. Kaum das die Tür hinter den Erwachsenen zugefallen war, stieß Michail ein wütendes Knurren aus. „Ich hasse sie!“, stieß er verärgert hervor und stampfte mit dem Fuß auf den Boden auf. „Tust du nicht...“ Diese einfache Feststellung seitens Kai brachte Michail nur noch mehr zum toben. „Woher willst du das wissen?“, keifte er aufgebracht und streifte dabei ruhelos durchs Zimmer, während Kai erneut auf Michails Bett platz genommen hatte. „Jedes Mal, wenn sie mir etwas versprechen, kann ich mir sicher sein, dass sie es nicht halten!“ Mit einem Mal schien Michails Wut verraucht zu sein und müde blickte er zu Boden. Ein trauriger Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. „Und ich bin blöd genug, ihnen zu glauben...“, stieß er hervor, bevor er erneut die Hände zur Faust ballte und stoßweise zu atmen begann. „Deshalb hasse ich sie Kai!“ „Nein, tust du nicht...“, versuchte es Kai noch einmal und sah dem Blonden dabei mit festem, stechendem Blick direkt in die Augen. „Du liebst sie und deshalb tut es auch so weh...“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* zur selben Zeit in Japan ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Schweigsam lief der Jugendliche durch die Einkaufsstraßen Tokios. Riesige Menschenmassen aus aller Welt strömten hektisch an ihm vorbei, einzelne Gespräche wurden zu unverständlichem Lärm, hupende Autos versuchten sich einen Weg durch die brechend vollen Straßen zu bahnen. Langsam verschwand die Sonne aus seinem Blickwinkel, versteckte sich hinter einem riesigen Hochhaus aus grauem Beton. Er musste sich beeilen um rechtzeitig da zu sein. Übergroße Lichtreklamen leuchten in verschiedensten Farben auf die Menschen nieder, die grellen Lichtstrahlen warfen bunte Muster auf die gegenüberliegenden Häuser. Der Junge senkte den Kopf, betrachtete den Fußgängerweg unter seinen Füßen. Er ließ sich nicht von den blendenden Scheinwerfern der Autos stören, von Kindern die lachend vorbeirannten und ihn dabei anstießen. Er wusste nicht was es war, aber irgendetwas faszinierte ihn an dieser Metropole. Trotz alledem beschleunigte er sein Tempo, lief raschen Schrittes voran. Bald würde er da sein. Schon bald hatte er die Menschenmenge hinter sich gelassen. Schon bald hatte er den Platz erreicht. Ein Kirschbaum stand, gekrümmt durch das Alter, am Rande der Wiese. Der Sonnenuntergang färbte den Himmel orange-rot, die schwarz wirkenden Äste und Zweige wogen im leichten Wind. Im Sommer ließ dieser Baum seine Blüten durch die Luft wirbeln, manche werden vom Wind erfasst und auf das Meer hinausgetrieben, doch heute, mitten im Winter, war dies alles nur eine Illusion vergangener Zeiten. Lächelnd trat der Junge an die Klippe, das Ende der Wiese. Er lehnte sich mit der Schulter an den alten Kirschbaum und sah der Sonne zu, wie sie langsam unterging, in einem Meer aus glühenden, warmen Farben. „Ich wünschte du könntest dir das jetzt ansehen, Kai“, flüsterte der Blader leise. Er wusste wie gerne Kai hier war, wie sehr ihn dieses Naturschauspiel faszinierte. „Und ich schwöre, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, damit du so bald wie möglich wieder hierher kommst.... Und gelöst von deinen Sorgen in die Ferne schauen kannst!“ Ein letztes Mal ließ er seinen Blick über das ruhige Wasser schweifen, bevor sich Tala umdrehte und auf den Weg zurück ins Dojo machte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* zurück in Russland ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Eine Zeit lang betrachtete Michail Kai stillschweigend, dann nickte er kaum merklich und ließ sich neben den silberhaarigen Russen auf sein Bett sinken. Der blonde Junge war sich beinahe sicher, dass Kai eben nicht nur von ihm, sondern vor allem auch über sich selbst gesprochen hatte, doch er wagte es nicht zu fragen. Viel zu oft war er zurückgewiesen worden, wenn es um Kais Vergangenheit ging und Michail hatte gelernt zu vergeben. Die Freundschaft zwischen ihnen war auf gewisse Art und Weise einzigartig, waren sie doch beide Grundverschieden; wussten sie doch so gut wie nichts über den Anderen. Trotzdem war da bald dieser Hauch von Vertrauen entstanden, der nun die Last des Alltages erträglicher machte. Gleichzeitig war sich Michail bewusst, in Kais Achtung niemals den Stand erreichen zu können, den die Bladebreakers inne hatten. Er kannte sie kaum besser als die Passanten, die er auf einem Streifzug durch seine Heimatstadt nur nebenbei betrachtete, doch gleichzeitig wusste er: Wer den Bladebreakers ein Haar krümmte, der lebte gefährlich und anders herum bestand diese Verbindung ebenso intensiv. Eines Tages würden die Blader kommen und Kai mit sich nehmen. Bis dahin würde der Silberhaarige weiterhin ein Rätsel voller Überraschungen bleiben und eine solche Situation wie diese gehörte ohne Zweifel dazu. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Und in Japan... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Bedächtig öffnete der Rothaarige die leichte Schiebetür des Dojos und der bekannte Geruch eines chinesischen Essens wehte Tala entgegen, als er die Räumlichkeiten betrat. Rays Laune hatte sich in letzter Zeit stark gebessert, doch seit sie von Kai zurückgekehrt waren, begann diese positive Entwicklung in ernste Sorge umzuschlagen. Der erste Schock war überwunden und die Bladebreakers begannen rational mit ihrer Situation umzugehen. „Ach, das bist du ja wieder Tala!“, rief der schwarzhaarige Chinese dem Heimkehrenden zu, ohne eine Antwort zu erwarten. „Ja“, war die knappe Antwort des Russen, während er gedankenverloren die Küche musterte, als hätte er sie zum ersten Mal betreten. Konzentriert wand sich Ray erneut dem Herd zu. Tala erinnerte den Chinesen am Kai, der verschwand und wieder auftauchte wenn er es für richtig empfand und so egoistisch dabei wirkte, obwohl er niemals zulassen würde, dass den Bladebreakers etwas passierte. //Ob das an der Abtei liegt?//, schoss es Ray durch den Kopf, während er einen der Topfdeckel anhob und seine Suppe mit Sojasoße abzuschmecken begann. //Oder ob alle Russen so sind...?// „Gibst du mir mal den Ingwer vom Tisch Tala?“ Nachdem Ray das gewünschte Gewürz von dem schweigsamen Russen entgegengenommen hatte, begann er, ihm in kleine Stücke zu hacken. „Was wird das?“, meldete sich jetzt Tala zu Wort und trat an Rays Seite. //So ähnlich... und doch grundverschieden... Kai hätte nie...// Abrupt verspannte sich die Haltung des Schwarzhaarigen und Ray ließ davon ab, den Ingwer zu massakrieren. „Das ist eine Nudelsuppe mit chinesischen und japanischen Gewürzen...“, gab der Chinese gestellt ruhig zurück und senkte dann den Blick. „Kai... hat sie immer gerne gegessen...“ Es war schwer etwas zu kochen, dass Kai, der doch so selten etwas Nahrung zu sich nahm, zum Essen zu bewegen konnte. Ray hatte es als Herausforderung gesehen, immer wieder mit neuen Ideen oder Rezepten seiner Verwandten in China zu versuchen, seinen Teamleader zu Tisch zu bekommen. Tala nickte stumm, bevor er einige Schritte vom Herd zurücktrat und sich Rays tun nun aus einiger Entfernung betrachtete. //„Kai... hat sie immer gerne gegessen...“//, schoss es dem Russen durch den Kopf und ein lautloses Seufzen entfuhr ihm. //Ach Ray...// Der Chinese spielte schon zu lange den starken Part des Teams, indem er sich das Leid seiner Freunde anhörte und sie zu beruhigen versuchte, während er selber seine eigenen Probleme zurückdrängte. Doch Ray war nicht Kai, welchem Tala ein solches Leben über einen längere Zeitraum durchaus zugetraut hätte. Ray war ein sensibler Typ, der sich um seine Freunde sorgte, der aber auch Zuneigung und Hilfe von seinen Freunden entgegennehmen musste, um nicht an seinem Wissen zu brechen. Kai Verlust zerrte an den Kräfte des gesamten Teams und Tala hoffte, dass die Zeit der Entbehrungen bald ein Ende nehmen würde. „Nimm es nicht so schwer, Ray“, meinte der Russe in einem ruhigen Tonfall und begann den Tisch zu decken. „Bald ist schon Weihnachten, da kannst du ihn wieder sehen“, sagte er und ein leichter Rotschimmer legte sich auf Rays Wangen. War er so leicht zu durchschauen? Schließlich wurden seine Gedankengänge von einem Gepolter unterbrochen. „Ray! Tala! Kommt sofort hoch!“, schrie Tyson panisch und stürmte, nachdem er eine Millisekunde in der Küche gewesen ist, wieder die Treppe herauf zur zweiten Etage. Tala und Ray tauschten besorgte Blicke auf und rannten dem Japaner hinterher. Verwirrt blieben sie vor dem großen Flurfenster stehen, vor welchem sich bereits Max und Kenny versammelt hatten. „Was zum Henker ist passiert?!“, wollte Tala aufgebracht wissen, er hatte sich schon das schlimmst ausgemalt. Doch Tyson deutete nur stumm aus dem Fenster und dann viel Talas Blick auf die gegenüberliegende Straße. Ein Mädchen stand eng umschlungen mit einem hochgewachsenen Jungen vor der Einfahrt des Dojos. Doch die Tatsache, dass das junge Mädchen hinter der hohen Mauer stand, brachte nicht den wohl erhofften Effekt, den vom ersten Stock hatten die Blader eine perfekte Aussicht auf die Beiden. „Hilary...“, flüsterte Ray fassungslos. „Sie hat einen Freund“ Tyson nickte apathisch. Und plötzlich brach Tala in Lachen aus. Die Reaktion der Jungs war wirklich zu schön! Wenn Kai das erfahren würde! Lachend drehte sich der Russe um, ging die Treppe zur Küche runter und ließ vier verwirte Blader hinter sich. Lächelnd stellte Tala die Gläser rechts von jedem Teller ab und setzte sich an Kais Stammplatz zu Tisch. „Er hat sie geküüüüüüüüsst!!!“, hörte er Tyson quieken und kurz darauf etwas wie: „Der kann was erleben...“ Nana, da muss der Japaner aber nicht übertreiben. Kurzerhand rief er die Jungs zum Essen, welche nach einigen Sekunden schon die Treppe heruntertrotteten. Doch Tala wäre nicht Tala, wenn er nicht auch noch seinen Senf dazugeben würde. Zielsicher lief er zur Haustür des Dojos. Weit stieß er die Tür auf und brüllte in einer beachtlichen Lautstärke ins Freie: "WENN DU FERTIG BIST HILARY, DANN KOMM INS HAUS! ESSEN IST FERTIG!" Dann schloss er die Tür wieder, als ob nichts gewesen sei und setzte sich unschuldig lächelnd an den Tisch zu den anderen Bladern. Er hätte jetzt zu gerne Hilarys Gesicht gesehen... Aber man konnte ja nicht alles haben! Das Gesicht in eine rosige Farbe getaucht betrat das einige Mädchen der Bladebreakers schließlich als Letzte die Küche. Die prüfenden Blicke der Blader ignorierend ließ sie sich von Ray einen Teller Suppe reichen und begann dann gemächlich zu essen, während Tyson sie noch immer mit offenem Mund betrachtete. „Tyson, mach den Mund zu“, keifte das junge Mädchen schließlich, woraufhin Max zu kichern begann und Kenny sein Gesicht hinter seinen Händen verbarg. Es war doch wirklich eine außergewöhnliche Situation gewesen, das Mädchen, welches sie beinahe als ihre kleine Schwester ansahen, mit einem wildfremden Jungen auf der Straße anzutreffen. Doch Hilary war 16 Jahre alt und sehr wohl in der Lage auf sich selbst aufzupassen. Außerdem war Naoki ein eher ruhiger, ausgeglichener Typ, der sie mit seinem Leben beschützen würde. Die Jungs würden ihn mögen, sollten sie ihn erst mal besser kennen... Doch die unangenehme Stille wurde jäh von einem Handyklingeln unterbrochen und Tala hob abwehrend die Hände. "Sorry...", meinte er noch, bevor er sein blaues Handy aus der Hosentasche zog und den Anruf entgegen nahm. Seine Augen weiteten sich überrascht und zügig drückte er auf die Lautsprechertaste. >>... mich nur vergewissern das ihr da hinten keinen Scheiß baut... Tala? Hörst du mir überhaupt zu?<< „Ja natürlich! Wie geht es dir?“ Die Gesichter der Bladebreakers hatten sich aufgehellt, nachdem sie die wohlbekannte Stimme ihres Teamleaders erkannten. >>Na super, jetzt hören mir wieder alle zu... Wie in guten alten Zeiten<< Ray schmunzelte. Dem Russen schien es doch gut zu gehen, seinen Humor hatte er jedenfalls nicht vergessen. Tyson riss Tala plötzlich das Mobiltelefon aus den Händen und rief aufgebracht in den Hörer, was sie vorhin vom Fenster aus beobachtet hatten. Hilary wurde ganz bleich im Gesicht und auch die restlichen Blader wurden still um auf die Reaktion des Teamleaders zu warten. >>... wenigstens einer im Team der erwachsen wird...<< Das hatte gesessen. Hilary lag über dem Esstisch und lachte sich kringelig, währen der Rest der Bladebreakers beleidig schmollte. Tala fing sich als erster von einer erneuten Lachattacke und fuhr sich gelassen durch die Haare. „Wir vermissen dich, Kai. Ray hat so ne komisch Chinasuppe gemacht die du wohl gerne gegessen hast-“ >> Chinesische Nudelsuppe du Depp. Ja stimmt, war jedenfalls leckerer als der Fraß hier. Guten Appetit.<< Ray nahm Tala das Telefon wieder ab. „Ich soll dich von Dickenson fragen, wie du mit der Schule zurechtkommst. Er macht sich wirklich Sorgen“ >>Lenkst du vom Thema ab, Ray?<< Der Chinese blickte überrascht auf. >> Natürlich gibt es mein Lieblingsgericht erst wenn ich weg bin...Nein, mal ernst, Schule ist ganz Ok. Sag er soll sich lieber um das Team kümmern anstatt dem Ex-Leader nachzuhängen<< „Ex-Leader?! Du tust so als ob du nicht mehr unter uns weilen würdest!“ Eine peinliche Stille legte sich ein. „Also... nicht, dass du in Russland bist, sondern-“ >>Schon klar Ray. Gut ich muss jetzt Schluss machen. Seid vorsichtig draußen, es stürmt<< „... hier liegt kein Schnee, Kai“ >> Ach ja... stimmt... also bis dann!<< Und schon hatte er aufgelegt. Traurig reichte Ray dem rothaarigen das Handy. „Wow, das war ja ein richtiger Redeschwall. So viel redet Kai sonst nicht einmal in einer Woche“, wunderte sich der Russe und Kenny nickte lächelnd. „Ja das Handy bewirkt eben Wunder... und die Trennung“, fügte er bedrückt hinzu. Hilary schaute den Jungs in die Gesichter. Jetzt waren alle wieder so nachdenklich. Plötzlich hatte sie eine Idee. „Hey, was haltet ihr von Kino? Wir haben schon lange nichts mehr gemeinsam unternommen!“ Die Blader nickten zustimmend. Sie sollten wirklich mal wieder unter Leute kommen. Also räumten sie ihre Teller weg und machten sich für den Abend fertig. Gemeinsam liefen sie durch die Stadt und betraten das warme, abgedunkelte Gebäude. Tyson war mit Max vorgegangen und lief freudig unter der Anzeigetafel auf und ab. Während sie darüber diskutierten in welchen Film sie gehen würden, klopfte Tala dem Chinesen leicht auf die Schulter. Dieser blickte ihm verwirrt in die eisblauen Augen. Er hatte wohl wieder Löcher in die Luft gestarrt. Der Russe nickte ihm zu. „Bald Ray. Hab noch ein wenig Geduld, Ok?“ Ray wunderte sich nicht darüber, warum Tala jetzt wusste, dass seine Gedanken bei dem Silberhaarigen waren. In dieser Hinsicht sah er dem verschlossenen Russen ähnlich, er hatte stets einen Überblick über die Gefühlslage seiner Freunde. Nach einem langen hin und her, hatten sich die jungen Sportler für den Film 'Stay' entschieden, was sich später als äußerst gute Wahl herausstellte. Der Film lief auf Englisch mit Japanischen Untertiteln. Ray und Tala sahen es als Übung an und versuchten so wenig wie möglich auf die Untertitel zu sehen, was beiden auch ganz gut gelang, da sie die englische Sprache relativ gut beherrschten. Auf Reisen und im sonstigen Leben war dies immer von Nutzen. Für den blonden Amerikaner war es natürlich überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil zu Tyson, Kenny und Hilary, die im Nachhinein einige Schwierigkeiten hatten den Handlungen des Films zu folgen, waren sie doch zu sehr auf die japanischen Übersetzungen im unteren Bereich der Leinwand fixiert. Doch Hilary sollte Recht behalten, der Film hatte die Freunde von ihren trübseligen Gedanken befreit und warf nun Unmengen von Verständnisfragen auf, welche die Blader auf dem Weg aus dem Kinosaal munter ausdiskutierten. „Wie wäre es, wenn wir noch ins 'Heyloft' gehen? Dann können wir Tala mal unsere Lieblingskneipe zeigen!“, schlug Max freudig vor und drehte sich zu seinen Freunden. „Klar, hab nichts gegen“ Ray sah auf die Digitalanzeige seines Handys. 23:46 Uhr... Bald würde ein neuer Tag anbrechen und das bedeutete, dass das Widersehen mit Kai einen Tag näher rücken würde. Lächelnd setzte sich der Chinese in Bewegung. „Na los, Leute, bewegt euch wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“ Laut jubelnd lief die Gruppe Ray hinterher. Das war der erste gemeinsame Kneipenausflug seit langem und der guten Stimmung nach zu urteilen, würde es eine lange Nacht werden... Das Wetter war wunderschön und die Sonne schien an diesem Morgen gold-glänzend durch die Fenster und ließ die langen schwarzen Haare des Chinesen mit dem Licht um die Wette funkeln. „'orgen“, flüsterte Ray heiser, als er leise Schritte vernahm, die sich seinem Platz am Küchentisch des Dojos näherten. „Na ausgeschlafen?“, kam es munter von dem Rothaarigen und der Chinese blickte Tala durch einzelne Ponyfransen, die ihm wirr ins Gesicht hingen, in die Augen. Gedanklich machte er sich eine Notiz, noch eine Gemeinsamkeit Talas mit ihrem Teamleader gefunden zu haben. Die erschreckend gute Verträglichkeit von Alkohol. „Die anderen pennen noch, ich dachte ich geh und kauf ein paar Brötchen, hast du irgendwelche Extrawünsche? Käsebrötchen? Brezel?“ Ray blickte müde in seine Kaffeetasse. Ein Luftbläschen stieg aus dem hellbraunen Gebräu hoch und schwamm ruhig in der Mitte seiner Tasse. „...nh...nein, danke...“, murmelte er schwerfällig und stützte seine Stirn auf die Handfläche. Wieso mussten sie gestern Nacht auch so reinhauen... Stille legte sich über die Wohnung der Familie Granger, die kurz darauf von einem lauten Aufstöhnen seitens Tyson zerstört würde. „Uhhh... verdammt...verdammter böser Alk...“ Tala konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Fröhlich pfeifend nahm er sich seinen Mantel vom Kleiderhaken und machte sich auf den Weg zur naheliegenden Bäckerei. „Wenn Kai euch betrunkenes Pack sonst auch immer nach Hause schleppen musste, tut er mir leid!“, bemerkte Tala kopfschüttelnd. Der Chinese lächelte bei dem Gedanken. Die schwere Tür fiel laut ins Schloss, sodass die Gläser in der Vitrine klirrten und Rays Kaffeetasse verrutschte. „Ach Kai, wärst du doch hier...“ Rays Blick fiel erneut auf sein heißes Getränk. Das Bläschen bewegte sich unruhig auf der braunen Flüssigkeit, bis es schließlich einen Augenblick später platzte. Michail schlug belustigt mit der Handfläche auf den Tisch und riss den stillen Russen aus seinen Gedanken. Das kleine Kügelchen platze und Kai blickte auf. Der blonde Junge verdrehte die Augen. "Hör auf deinen Kaffee anzustarren, trink ihn lieber" "Ja... klar" Der silberhaarige Russe schüttelte verwirrt den Kopf. Warum hat ihn dieses Luftbläschen bloß so fasziniert? Und, fällt euch was auf? Na? Genau! Kein Cliffie! Premiere! XDDD Wir hoffen natürlich wie immer auf einen Kommi und ein Feedback, der uns hilft die nächsten Chapter bestmöglich zu gestalten. Es lässt auch sicher nicht so lange auf sich warten wie das Letzte! Bye, Mao_Anna & Caerdin Kapitel 8: Anyway I can't... forgive me... ------------------------------------------ Hey ihr Lieben, Endlich ist es so weit und wir kommen zu unserem versprochen Kapitel, original und knackfrisch aus Wedel! Sitzen jetzt mit Augenringen vorm PC, denn dieses Kappi hält uns schon seit Tagen bis in die Nacht wach! Wir haben uns wirklich unheimlich viel Mühe gegeben und hoffen daher, dass es euch gut gefällt! Bevor wir zu den Kommi-Kommis kommen, wollten wir noch eine Kleinigkeit hervorheben, die wie wir finden, wirklich erwähnenswert ist. Die folgenden Sätze haben wir aus verschieden Kommentaren des letzten Chapters herauskopiert und bitten euch, nehmt euch einen Moment Zeit und hört euch an, was wir verständlich machen wollen. - Ach und nochwas, willst Ray und Kai zusammenkommen lassen? Bitte nicht, ich kann dieses Paaring überhaup nicht ab ;_; - Tjajaja, das Pairing... ich bin auch dagegen xDD~ - ich finds eigentlich nich so toll, wenn rei und kai zusammenkommen sollen... könnt ihr das nich noch zu ner TalaXKai rumreißen? ich glaube das würde hier allen besser gefallen^^" also, wenn das möglich wäre... - Und bei dem pairing wär mir ehrlich gesagt auch TaKa lieber, aber das ist eure entscheidung! ^^ - Aber ich muss zustimmen: Bitte nicht Kai mit Ray!^^" Wie auch schon von MissKai und einigen anderen erwähnt befindet sich `Cross the Fire’ schon beim 8 (!!!) Kapitel... es ist nicht böse gemeint, aber ist es euch nicht längst allen aufgefallen, dass sich das Pairing in Richtung KaRe entwickelt? Und ist es dann wirklich zu erwarten, dass wir alle Pläne umstellen und so mitten in der FF ein anderes Pairing ansteuern? Das ist unter keinen Umständen böse gemeint, aber unterscheidet bitte zwischen Kritik dem was wir oben aufgezählt haben. Eure Meinung interessiert uns IMMER, aber wie gesagt... es ist unmöglich das Pairing jetzt zu ändern und das wollen wir auch selber nicht. Wir hoffen, dass es euch in dieser FF um die Story und Schreibweise geht und ihr uns trotz allem treu bleibt, auch wenn unsere Vorlieben ein wenig voneinander Abweichen. Wenn ihr TaKa Liebhaber seid, dann schaut doch bei `Against all odds’ von Caerdin und in kürze auch bei unseren geplanten TaKa- One shots vorbei und genießt bitte auch diese FF! @ MissKai: Wir danken dir von ganzem Herzen für deinen ehrlichen Kommi! Es freut uns, dass dir unsere FF und unsere Ideen so gut gefallen!!! Vor allem deine Meinung, das Pairing betreffend, hat uns Mut gemacht, riesen Dank noch mal dafür! @ Amadare: Thx für deine Hilfe beim Fehlerfinden, das rechnen wir immer hoch an -.~ Freut uns, wenn die unser Kapitel gut gefallen hat, viel Spaß beim nächsten, da kommt Tala auch mal wieder mehr hervor! @ BlackSilverLady: Ahhh... du Süße... *Kommi-Pokal überreich* Wir sind ein wenig Sprachlos über deine Aufrichtigkeit und dein gutes Auge und sind froh so einen aufmerksamen Kommischreiber zu haben!!! Danke für alles, freut uns, dass dir unser Pairing gefällt! Have fun beim achten Chapter! Und auch an all unsere anderen Kommischreiber: Danke für eure tolle Unterstützung und eure Kritik! Ihr seid für uns die besten!!! Bleibt dabei!!! 8. Kapitel Anyway I can’t… forgive me… Lautlos streiften dicke Regentropfen die penibel polierten Fensterscheiben der schwarzen Limousine und ließen die weiße Pracht, die Häuser und Straßen überzogen hatte, zu einer grauen Schneemasse zerfließen, die nun den Kantstein hinaufspritzen und vorbeieilende Passanten durchnässten. Den Fahrer des edlen Wagens störte diese Tatsache genauso wenig wie ihn der silberhaarige Junge interessierte, der hinter ihm auf dem Rücksitz Platz genommen hatte und gelangweilt mit den elektrischen Fensterscheiben beschäftigt war, die er in regelmäßigen Abständen hoch und runter fahren ließ. Genervt betätigte der Lilahaarige einen Schalter und Kais Ablenkung versagte ihren Dienst. „Anstatt dich so einer hirnlosen Beschäftigung zu widmen solltest du besser russische Literatur pauken, nicht dass dir noch ein Mal so eine Blamage widerfährt mit der du deine Familie entehrst!“, fauchte der Ältere Kai an und erntete dafür einen tödlichen Blick des Silberhaarigen. „Alleine dich in die Nähe der Biovolt zu lassen, Boris, entehrt meine Familie mehr als ich es jemals könnte!“, gab Kai ohne jede Gefühlsregung zurück und wand sich betont desinteressiert wieder der Fensterscheibe zu. In dem schwachen Spiegelbild meinte Kai erkennen zu können, wie Boris vor Wut sein Gesicht verzog, doch vermied er jeglichen Kommentar. Erst als die Limousine das Tor des Internats passierte, begann der Lilahaarige erneut zu zetern. „Und dafür habe ich jetzt über zwei Stunden damit verbracht dich zu kutschieren! Wenn es nach mir ginge würdest du diesen Ort nie wieder verlassen!“ Doch bereits bevor Boris das Auto vor dem Eingang parken konnte, öffnete Kai die Tür und zwang den Älteren so stehen zu bleiben. In einer flüssigen Bewegung warf er sich seine Tasche über die Schulter und verließ den Wagen, jedoch nicht ohne sich noch einmal umzudrehen. „Nur leider... interessiert wirklich niemanden was du denkest!“, antwortete er dem verhassten Mann ruhig und schlug dann mit einem lauten Knall die Tür zu. Heftig fluchend folgte Boris dem Jugendlichen, welcher bereits die Treppen des Internatgebäudes hinaufeilte. Die Tür der Limousine fiel nicht minder laut ins Schloss als die Vorherige und genervt warf der Lilahaarige einem Pagen die Autoschlüssel zu, welcher sie gerade noch davor bewahren konnte in dem dreckigen Schneematsch unter ihm zu landen. Kaum dass Kai das Gebäude betreten hatte, konnte er hinter sich die stampfenden, weit ausladenden Schritte des Russen hören, der ihm mit grimmiger Miene folgte. Michail, der in einem Nebengang mit einigen Freunden in ein aufgeregtes Gespräch vertieft war, schien der vorbeirauschende Silberhaarige gar nicht zu bemerken. Eilig verließ der blonde Russe den Kreis seiner Kameraden und wollte Kai gespielt empört hintergerufen, doch bevor er nur den Mund öffnen konnte, wurde er von hinten angerempelt, verlor das Gleichgewicht und landete mit einem erstickten Schrei auf dem Holzboden. Der Urheber dieses Zwischenfalls jedoch machte sich nicht die Mühe, Michail wieder auf die Beine zu helfen und lief ohne sich auch nur umzusehen zielstrebig weiter. Einer der Jungen, mit denen er sich unterhalten hatte, half dem verdutzten Michail auf die Beine und sah dann mit ihm gemeinsam dem Mann hinterher. „Was war denn das für ein Freak?“, wollte der Junge wissen, doch Michail zuckte nur mit den Schultern. Mit einem dankbaren Lächeln verabschiedete sich der junge Russe von seinem Kameraden und machte sich ebenfalls in die gleiche Richtung auf, in die der Lilahaarige verschwunden war. Michail wusste genau, wer seinem Freund dort regelrecht auf den Fersen war und ahnte nichts gutes, als er sich an den wütenden Gesichtsausdruck des Mannes erinnerte. Doch als Michail Kais Zimmer erreichte, hatte Boris die schwere Eichentür bereits zugeschlagen und so blieb dem jungen Russen nichts übrig als vor der Tür zu warten. Vielleicht war es Neugierde oder auch die Sorge um seinen neuen Freund, als Michail sein Ohr vorsichtige an die Tür presste und angestrengt zu lauschen begann. Ruhig legte Kai seine Tasche auf seinem Bett ab, öffnete seinen Schrank und zog die grüne Schuluniform heraus, bevor er sich zu Boris umdrehte, der noch immer in der Tür stand und ihn beobachtete. „Ich kann mich nicht erinnern dich eingeladen zu haben...“, überlegte Kai laut und wand sich dann erneut seinem Schrank zu. „Ich brauche keine Einladung!“, zischte Boris und ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen. „Das müsstest du doch wissen...“ Kais Haltung versteifte sich merklich. „Ich weiß nicht worauf du hinaus willst...“, presste er hervor und begann nun intensiver in seinem Schrank zu wühlen. „Oh, ich glaube das weißt du sehr wohl... Genauso wie deine Eltern gewusst haben, dass sie sterben werden, kaum dass wir das Haus betreten hatten...“ Vor Boris Augen verborgen biss sich der junge Russe hart auf die Unterlippe um jeglichen Kommentar, den er hätte finden können, zu unterdrücken und seine Hände verkrampften sich schmerzhaft in das weiße Hemd seiner Uniform, welches er soeben hervorziehen wollte. „Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als du den Raum betreten hast... Wie erbärmlich, man hätte fast meinen können sie würden dich um Hilfe anflehen... Jammerschade, dass du in diesem Moment nicht mehr so mutig warst... Ich-“ „- HALT DIE KLAPPE!!!“, fuhr Kai den Lilahaarigen an, doch Boris hatte längst bekommen was er wollte. Grinsend wand er sich zum Gehen. „So etwas nennt man Ironie des Schicksals... Ist das nicht komisch? Dass die Menschen, die dir nahe stehen erst sterben müssen, damit du ihren Wert erkennst?“ Mit einem erneuten Knall flog die Tür hinter ihm ins Schloss und Boris Schritte entfernten sich auf dem alten, knarrenden Dielenfußboden des Internats, bis sie nicht länger zu hören waren. Kai ließ den Kopf sinken und immer mehr verkrampfte sich seine Hand in das Hemd. Er wusste um die Wahrheit in Boris Worten und trotzdem wollte er nicht wahr haben, was geschehen war, bevor er seine Eltern das letzte Mal gesehen hatte. Damals hatte er das Haus seiner Eltern im Streit verlassen, doch als er zurückkehrte war es zu spät für Entschuldigungen. Sie waren in seinen Armen gestorben. Erst seinen Vater und dann seine Mutter und es waren Todesqualen gewesen, die sie gelitten hatten. Als wäre es erst gestern gewesen, hallten die letzten, geflüsterten Worte seiner Mutter in seinem Kopf wieder. //Nicht weinen, Kai... mein Engel... bitte hör auf zu weinen... sei stark... bitte...// Mit vor entsetzten geweiteten Augen hatte Michail dem Gespräch gelauscht und trat nun instinktiv einige Schritte von der Tür zurück, als Boris auch schon die Tür aufriss und an ihm vorbeistürmte ohne ihn zu bemerken. Zögerlich betrat Michail nach einem Moment des Schreckens Kais Zimmer. Der Anblick, der sich ihm bot, brachte ihn dazu einmal hart zu Schlucken, bevor er auf Kai zuging, welcher sich auf sein Bett gesetzt hatte. Der junge Russen hatte seine Ellenbogen auf seinen Knien abgestützt und die Stirn auf die Handflächen gebettet, sodass Michail sein Gesicht verborgen blieb. „Kai?“, flüsterte er in die Stille hinein, doch der Silberhaarige schwieg. Besorgt trat er einen weiteren Schritt nach vorne, sodass er Kai seine Hand auf die Schulter legen konnte, um ihn sanft aus seiner Starre zu reißen, doch kaum hatte er den Jungen berührt, zuckte Kais Kopf von seinen Händen auf. Wortlos erhob sich der Moskauer von seinem Bett und schüttelte somit auch Michas Hand ab, der ihm voller Sorge nachsah als er den Raum verließ. Der leere Ausdruck in Kais Augen brannte sich dabei fest in die Erinnerung des blonden Russen ein. Müde sah Michail aus dem Fenster. Der Regen war schwächer geworden, doch selbst diese Tatsache minderte seine Sorge um Kai nicht im geringsten. Es war bereits spät in der Nacht und der Stundenzeiger Michails Wanduhr steuerte auf die Zwei zu, während der Blick des Blonden besorgt von Fenster zu Tür wechselten. War Kai wieder zurückgekehrt oder befand er sich immer noch außerhalb des Schulgebäudes, umgeben von Dunkelheit und alleine mit seinen Erinnerungen? Er würde solange er es nicht wusste keinen ruhigen Schlaf finden, daher richtete er sich einige Minuten später vollends auf und schlich auf Zehenspitzen über die Flure der Schule den gewohnten Weg zu Kais Zimmer entlang. Michail konnte sich glücklich schätzen, keinem Lehrer begegnet zu sein, der auf einem seiner nächtlichen Kontrollgänge durch das Internat patrouillierte. Mit einem leisen Knarren öffnete er die Tür und ein dünner Lichtstrahl, der von den matten Nachtlichtern des Flures erzeugt wurde, fiel auf das leere Bett in der hintersten Ecke des Zimmers. Stumm aufseufzend betrat der junge Russe den Raum und öffnete die Tür, die zum Bad führte, doch auch diese Hoffung zerbrach , als er mit der rechten Hand den Lichtschalter fand und ihn dann mit einer schnellen Bewegung umlegte. Traurig schüttelte Michail den Kopf und ließ sich dann auf Kais Bett sinken. Wären jetzt Kais Freunde hier gewesen, hätten diese bestimmt gewusst, was zu tun war, doch so tappte er im wahrsten Sinne des Wortes im Dunklen. Unruhig sah er sich im Zimmer um. Der Schrank, in den Kai wohl nach seiner Schuluniform gesucht hatte, stand noch immer offen und Michail erhob sich vom Bett, um ihn lautlos zu schließen. Dann fiel sein Blick auf den in der Dunkelheit schwarz erscheinenden Vorhang und in ihm erwachte eine Idee, die ihm neue Hoffung versprach. Langsam schob er seine Hand in den kleinen Zwischenraum, der von der Heizung und der Fensterbank gebildet wurde und von dem Vorhang verborgen wurde. Dort tastete er sich weiter vor und fand auf den dunkelrotem Buch, Kais Handy, welches er mit einem triumphierenden Lächeln hervorzog. In Gedanken zählte er die Stunden herunter und ermittelte so die ungefähre Uhrzeit in Tokio, die von der lokalen um ca. 6 Stunden abwich. Der Zeitverschiebung nach zu urteilen würden die Bladebreakers gerade Frühstücken. Lautlos klappte er das Handy auf und begann in den unterschiedlichen Menüs zu stöbern, bis er endlich die Telefonliste fand und sie gespannt durchsuchte. Entnervt stöhnte er auf, als sich vor ihm eine Vielzahl von Nummern auftat. - BBA - Dojo - Hilary (Handy) - Judy (Zentrale) - Judy (Handy) - Kenny (Haus) - Kenny (Handy) - Max (Handy) - Ray (Handy) - Stanley (Büro) - Stanley (Handy) - Tala (Handy) - Tyson (Handy) Wenn Michail die geringste Idee gehabt hätte, wo er Kais Freunde am besten erreichen konnte, so hätte er wohl kaum eine Sekunde gezögert. So jedoch stand der junge Russe vor einem erneuten Rätsel, welches ihm den letzten Nerv zu rauben schien. Nicht nur, dass sein Japanisch nicht das Beste war, nun musste er sich auch durch einen Dschungel von Namen und Nummern kämpfen, die ihm völlig unbekannt waren. Zumindest konnte er keine Gesichter mit ihnen in Verbindung bringen. Letzten Endes entschied er sich doch für Dojo, da er sich sicher war Kai darüber reden gehört zu haben, als dieser mit seinen Freunden telefonierte. In Japan hatten die Bladebreakers mittlerweile ihr Frühstück beendet und Tyson, der seine von Kai aufgetragene Aufgabe noch immer sehr ernst nahm, scheuchte das Team bereits seit mehreren Minuten erbarmungslos durch den kalten Dezembermorgen. Plötzlich durchschnitt Mr. Grangers Stimme die Stille, welche zuvor nur von dem schweren Atem der Freunde durchbrochen worden war. „Jungs! Telefon!“, rief er als er auf die Veranda heraus trat. „Da ist jemand am Apparat, der behauptet, er würde Kai kennen!“ Verdutzt zuckten die Köpfe der Bladebreakers in Mr. Grangers Richtung. „Ein Fan?“, mutmaßte Kenny, doch Mr. Granger schüttelte den Kopf. „Nein, der hat so n russischen Akzent glaube ich und meint, er würde Michael heißen oder so...“ „Michail!“, verbesserte Tala überrascht und folgte dann Tyson, der bereits an seinem Großvater vorbei ins Haus und zum Telefon gestürmt war. „Merkwürdig...“, entführ es dem blauhaarigen Japaner noch bevor er den Hörer an sich hatte nehmen können und verwirrt sah Tala ihn an, bis sein Blick auf das Display fiel und ihm die Nummer ins Auge stach, die ihm mehr als bekannt war. Michail hatte von Kais Handy aus angerufen und die Freunde überkam das ungute Gefühl, dass etwas geschehen war, dessen Ausmaße sie noch nicht ermessen konnten. „Ja?“, fragte Tyson erwartungsvoll in den Hörer und schaltete dabei den Lautsprecher ein, sodass die Blader, die sich um ihn gescharrt hatten, jedes einzelne Wort verstehen konnten. „Hallo...“, kam es unsicher vom anderen Ende der Leitung. „Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst... Ich bin Michail, ich hab dir und deinen Freunden damals gesagt, wo Kai ist...“ Im Hintergrund konnte Tyson Max eifrig nicken sehen und auch der junge Japaner konnte sich noch gut an diese Begegnung erinnern. Tala, der das Gespräch bis jetzt stillschweigend verfolgt hatte, griff nun ungeduldig nach dem Hörer und entriss ihn Tysons Griff, um dann selber mit Michail zu sprechen. „Ja, wir erinnern uns...“, begann der Rothaarige und umfasste den Hörer des Telefons dann etwas fester, bevor er fortfuhr. „Worum geht es Michail?“ Auf der anderen Seite der Leitung konnten die Freunde den Russen nervös Schlucken hören. „Also ich wusste einfach nicht was ich tun sollte... äh... da dachte ich ihr wüsstet vielleicht... immerhin seid ihr Kais Freund-“ „IST WAS PASSIERT???“, schnitt ihm Tala lauter als gewollt ins Wort. Die Bladebreakers um ihn herum meinten regelrecht sehen zu können, wie Michail erschreckt zusammenzuckte. „A...Also... Da hat ihn so ein Typ zurück ins Internat gebracht... Ihr kennt ihn bestimmt, lila Haare, komische Brille...“ Die Augen der Bladebreakers verengten sich zu Schlitzen. „Boris...“, fauchte Hilary im Hintergrund. „Ja, genau so hieß der... Und er hat Kai irgend welche Dinge an den Kopf geworfen... wirklich miese Dinge, über seine Eltern... Kai ist richtig ausgerastet und jetzt ist er weg... äh, hier ist es schon fast drei Uhr in der Nacht und er ist immer noch nicht wieder da... er war total fertig... ich wusste einfach nicht was ich tun sollte...“ Tala ballte seine freie Hand zur Faust und schlug Tyson den Telefonhörer in die Hand. Wütend stürmte der Russe an den Freunden vorbei und knallte die Tür zum Schlafraum hinter sich zu. Geschockte Blicke wurden getauscht, bevor sich Hilary von der Gruppe distanzierte und den gleichen Weg einschlug, auf dem Tala soeben verschwunden war. Ruhig und erstaunlich gefasst öffnete sie die Tür und sah sich in dem Raum um, in dem Tala hektisch und gereizt seine Sachen zusammensuchte und sie aus dem Schränk hervorzog. „Was hast du vor?“, fragte das Mädchen erstaunt und Tala, der ihr kommen vor Wut nicht registriert hatte, zuckte zunächst leicht zusammen, bevor er antwortete. „Ich packe“, antwortete er betont ruhig und warf wie zur Unterstreichung seiner Worte seine Kleidungsstücke in seinen bereitgestellten Koffer. Hilary nickte nur wissen, bevor sie sich umdrehte und den Raum verlies. Müde blinzelte Michail gegen das gleißende Licht der Abendsonne, das sich in dem reinen Weiß der dichten Schneedecke brach, welche die heftigen Schneefälle der letzten Stunden mit sich gebracht hatte. Kai war noch immer nicht zurückgekehrt, doch seit der Auseinandersetzung mit Boris war eine lange Zeit vergangen. In der Nacht, in der Michail Kais Freunde benachrichtigt hatte, war nicht mehr geschehen, als dass der junge Russe schließlich erschöpft in Kais Zimmer eingeschlafen war und auch der danach folgende Tag blieb ereignislos. Nun, an einem Dienstag Abend, zwei Tage nach Kais Verschwinden, stand der blonde Junge an dem schmiedeeisernen Tor in der Internatseinfahrt und wartete auf die Verstärkung, die er sich von Seiten der Bladebreakers gewünscht und sofort erhalten hatte. In der Ferne war einige Minuten zuvor die Silhouette einer kleinen Gruppe aufgetaucht, die nun stetig näher kam und Michail meinte Talas rote Haare erkennen zu können. Noch ein Mal atmete er tief durch bevor er sich von dem Tor abstieß, an welches er sich erschöpft gelehnt hatte und sich dann langsam auf die Bladebreakers zugbewegte um sie dann den gleichen Weg entlang zu Kais Zimmer zu geleiten, den sie schon wenige Wochen zuvor genommen haben mussten. Als Michail die Gruppe erreichte, war ihm, als würde er auf eine geschlossene Front branden. Ihre Gesichter waren ernst, doch auch ein Funken Hoffnung schwang in ihren Blicken mit. Der blonde Russe wusste, was sie von ihm zu hören hofften, schüttelte jedoch traurig den Kopf. Ein kurzes Nicken von Seiten Talas blieb die einzige Antwort, während die übrigen Blader kurz die Köpfe sinken ließen, um sie dann erneut und voller Entschlossenheit wieder zu heben. Den Kopf gesenkt lief der junge Russe durch die ihm heute schier unendlich erscheinenden Gänge des Internats. Er konnte die neugierigen Blicke der anderen Schüler in seinem Rücken spüren und wusste, dass auch ihnen seine Abwesenheit nicht vollends hatte entgehen können. Als der Silberhaarige Boris so harsch und gefühllos über jene reden gehört hatte, die er liebte, waren in Kai Erinnerungen erwacht, die er wohl wissend in der hintersten Ecke seines Verstandes vergraben hatte und ihn einfach überforderten. Völlig gleichgültig registrierte Kai die glänzende, goldene 121 an der hölzernen Tür vor ihm und streckte müde seine Hand nach der Klinke aus. Nahezu kraftlos drückte er sie in einer schleppenden Bewegung gerade so weit herunter, dass sich die schwere Tür mühelos aufschieben ließ. Leise aufseufzend betrat er den Raum und ließ die Tür hinter sich zufallen, doch anstatt eines leeren Zimmers blickte er nun in die besorgten, aber auch erleichterten Gesichter seiner Freunde. „Kai!“, drang Michails Stimme zu ihm durch und der Russe konnte den offenen Vorwurf, der in ihr mitschwang, nicht ignorieren. „Wo zum Teufel warst du? Ich hab mir echt Sorgen gemacht!“ Doch Kai war in diesem Moment von dem unerwarteten Anblick zu geschockt, um Michail antworten zu können, geschweige denn, sich zu bewegen. Die Bladebreakers warteten noch immer stumm auf eine Reaktion ihres Leaders, welcher noch immer unschlüssig dort stand, wo er die Tür geschlossen hatte und sie wortlos aus seinen rubinroten Augen anblickte. Die ungewöhnliche Augenfarbe ließ sein blasses Gesicht und die dunklen Augenringe nur noch mehr hervortreten, als sie es ohnehin schon taten. Schließlich ließ Kais seinen Kopf sinken. „Ihr hättet nicht kommen müssen...“, presste er leise hervor und versuchte dabei, den musternden Blicken seiner Freunde zu entgehen. Für einen kurzen Moment war es, als würden sämtliche Blader den Atem anhalten. Dann, völlig ohne Vorwarnung, erhob sich Ray von seinem Platz. Seine Hände zu Fäusten geballt und die Haltung versteift schritt er langsam auf das Fenster zu und betrachtete den weißen Schnee, der von den Ästen einer alten Birke zu Boden fiel. All die Anspannung, die sich seit Wochen in ihm aufgestaut hatte, schien sich in diesem Moment allein auf Kai zu konzentrieren. „Ja...“, murmelte er gereizt. „Was machen wir eigentlich hier?“ Mit einer schnellen Bewegung hatte sich der Chinese umgedreht und trat nun mit raschen Schritten auf Kai zu. „Wir reisen Hals über Kopf ab, ...“ Ray hatte Kai erreicht, welcher noch immer bewegungslos an dem selben Ort verharrte, und trotz des Größenunterschiedes wirkte es, als würde er es schaffen, Kai alleine durch seine Haltung einzuschüchtern. „... fliegen um die halbe Welt, ...“ Wütend erhob der Schwarzhaarige seine Hand und griff hart in Kais Kragen, um ihn in seine noch immer gesenkten Augen blicken zu können. „... kommen währenddessen beinahe um vor Sorge...“ Die letzten Worte hatte Ray dem Moskauer beinahe ins Gesicht geschrieen, doch nun lies er kraftlos die Arme sinken. Kais Hemd entglitt seinem Griff, als er erneut, und nun leise und traurig, zu sprechen begann. „... und du... Du verstehst immer noch nicht, wie viel du uns bedeutest... Wie wichtig du uns bist...!“ Doch Kai hielt seinen Kopf weiterhin gesenkt. Stumm wand er sich von seinem Freund ab, welcher ihn noch immer traurig beobachtete. „Kai?!“, versuchte nun auch Tala eine Regung des Silberhaarigen hervorzulocken und tatsächlich hob dieser langsam den Blick. Sein Team hatte sich wieder Sorgen gemacht... was war er nur für ein Freund. Anstatt den Jugendlichen eine Stütze zu sein, jemand auf den sie sich verlassen könnten, benahm er sich eigensinnig, konnte seine Gefühle nicht im Zaum halten und machte sie unglücklich. Ein schiefes, gezwungenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, doch seine Augen zeugte noch immer von der tiefen Trauer, die er empfand. „Es ist nichts... Ich bin nur ein wenig müde...“, antwortete der Teamleader ruhig, bemühte sich aber, seiner Stimme ein wenig ihrer alten Kraft zurückzugeben. Aus den Augenwinkeln konnte der junge Russe sein Team verständnisvoll nicken sehen und für einen Moment war er ihnen unendlich dankbar für ihre Zurückhaltung. Kai war bewusst, dass sie ihn durchschaut hatten. „Wen wundert das bei diesem... Internat...“, murmelte Hilary sanft und Ray, der seine Gedanken wieder geordnet hatte, sah nun fragend zu Kai auf. „Wir dachten, wir könnten dich mitnehmen...“, flüsterte der junge Chinese leise und lächelte dann, als er den überraschten Blick des Silberhaarigen bemerkte. „... wenigstens für eine Nacht...“, fügte er nahezu melancholisch hinzu. „Wohin?“, wollte der junge Moskauer wissen. „Wir haben uns ein Zimmer in einem Hotel in Moskau reserviert, immerhin ist ja bald Weihnachten...“ Lächelnd guckte Ray Kai fest in die Augen und versuchte seinem Blick standzuhalten, während der Teamleader überrascht in der Mimik des Chinesen zu lesen versuchte. Sollte er wirklich? Vorsichtig wand der junge Russe seinen Kopf in Talas Richtung, welcher im aufmunternd zunickte. Es war als hätten die Bladebreakers schon im Voraus darüber diskutiert und Michail schien zu Kais Überraschung ebenfalls eingeweiht zu sein. Ergeben zuckte er mit den Schultern. Er fühlte sich einfach zu... leer und ausgebrannt, um überhaupt etwas dagegen einwenden zu können, außerdem rührte ihn die stille Sorge und Fürsorge seines Teams wirklich sehr, auch wenn es äußerlich nicht den Anschein hatte. Das Hotel, von dem Ray gesprochen hatte, lag etwas außerhalb von Moskau und somit näher an den Toren des Internates, als Kai es für möglich gehalten hätte. Ein Fahrer der BBA holte die Bladebreakers direkt vor dem Haupttor ab, doch nicht ein Lehrer unternahm einen Versuch, sie aufzuhalten. Kai fühlte sich wie in einem Traum, als ihn seine Freunde ohne ein weiteres Wort in ihre Mitte nahmen und es als selbstverständlich ansahen, dass er noch immer zu ihnen gehörte. Für einen kurzen Augenblick war es, als hätte es diese Trennung niemals gegeben und eine unbegreifliche Wärme durchflutete Kais Körper, während alle unliebsamen Erinnerungen verdrängt wurden. Kaum dass die Freunde die bereitgestellte Limousine betreten hatten, wurde Kai mit Fragen überhäuft. Die Bladebreakers schienen über jeden Schritt, den Kai seit ihrem Abschied getan hatte, informiert werden zu wollen und seinem Schicksal ergeben beantwortete der Kleinere der beiden Russen nahezu jede an ihn gerichtete Frage. „Geht Michail in deine Klasse?“, wollte Max schließlich neugierig wissen und Kai nickte bestätigend. „Meistens“, fügte er ruhig hinzu und warf einen Blick aus dem Fenster hinaus. „In Literatur und Mathe nicht“ Kais Stimme hatte einen bitteren Unterton bekommen, als er das Schulfach erwähnte, dem er die feine, weiße Narbe auf seiner Stirn verdankte, welche nun von seinen Ponyfransen verdeckt wurde und keinem der Blader entging diese Regung. „Er ist sehr nett!“, lächelte Hilary freundlich. Das junge Mädchen konnte sehr gut verstehen, wieso gerade Michail es gelungen war, zumindest in gewissem Maße Kais Vertrauen zu gewinnen. Alleine die positive Ausstrahlung, die von dem Blonden ausging, war ungewöhnlich und genau dies war es, dass Kai die Zeit im Internat wohl erträglicher machte. Erneut nickte Kai, wand seinem Blick jedoch nicht mehr vom Fenster ab. Es dämmerte bereits, als die Bladebreakers das Hotel erreichten. Um sie herum hatten mächtige Räumfahrzeuge die Schneewehen zu gleichmäßigen Hügeln aufgeschichtet und so gab das weiche Eis den von vor lichtern funkelnden Tannenzweigen gesäumten Weg in die Rezeptionshalle frei. Das Licht der weihnachtlichen Dekoration spiegelte sich in den Augen der Freunde wider und selbst das sonst so kühle Rubinrot glomm im Angesicht dieser plötzlichen Harmonie auf. Kenny hatte eine helle, einladend wirkende Tür im 5. Stock geöffnet und die Blader strömten in das große, weit ausladende Zimmer. Tala hatte sich bereits im Foyer von ihnen verabschiedet und sich, nachdem Ray ihm zuvor ausführlich seine Sorge über Kais Zustand mitgeteilt hatte, mit dem Zimmerservice in Verbindung gesetzt, damit ihnen das Essen direkt ins Zimmer gebracht wurde. Die beiden Blader waren sich einig gewesen, dem Freund heute so weit wie möglich zu entlasten. Und sei es dadurch, ihm den Trubel des überfüllten Speisesaales zu ersparen. Leise seufzend betrachtete Kai sein blasses Gesicht und die dunklen Schatten unter seinen Augen in dem großen, hell beleuchteten Spiegel des warmen Badezimmers. Langsam drehte er sein Gesicht zur Seite, an das Fehlen seiner blauen Dreiecke hatte er sich immer noch nicht gewöhnt. Ihm schien als hätte man ihm mit diesem Verbot einen Teil seines Eigenschutzes und Selbstbewusstseins genommen. Als er schließlich aus dem Badezimmer trat, fiel sein Blick auf die im ganzen Zimmer verstreuten Futon-Betten. Ein einziges von ihnen, welches sich zwischen all den anderen Betten wiederfand, war völlig unberührt. Einzig und allein das kleine Handy, welches der junge Russe auf dem Esstisch hatte liegen lassen, thronte gut sichtbar auf dem weichen Kissen. Für Kai bot sich ein Bild von absoluter Geborgenheit, als nun Tyson zu seiner Linken leise zu schnarchen begann, Dizzy nahezu lautlos, jedoch unregelmäßig surrend, Daten verarbeitete und Ray, trotz der späten Stunde, noch immer geschäftig Ordnung schaffte. Kaum merklich lächelnd beobachtete Tala den Kleineren über den Rand seiner Lesebrille hinweg, während sich der junge Russe seinen Weg zwischen den zur Ruhe kommenden Freunden bahnte. Lautlos ließ sich der Silberhaarige in sein Bett gleiten und zog dann die dicke, wärmende Decke bis zu seinem Kinn hoch. Das wohlige Gefühl, welches sich in seinem Körper ausbreitete, konnte nur alleine von der Gewissheit überschattet werden, wie vergänglich dieser Moment doch war. Traurig beobachte Tala, wie sein Freund sich tief in die weiche Bettwäsche zurückzog. Kai hatte es noch nie gemocht, wenn es in der Nacht zu kalt wurde. Genau dies hatte ihn unter anderem auch als Kind in der Abtei stets um den Verstand gebracht und dafür gesorgt, dass Kai viele Nächte bei ihm verbracht hatte. Doch diese Zeiten waren lange vorbei und nicht nur er selber war viel zu schnell erwachsen geworden. Sie waren Freunde, beste Freunde und beiden war bewusst wie wichtig diese Freundschaft war, ohne jedoch mehr für den anderen zu empfinden. Kai war während all den Jahren für den Rothaarigen zu einem kleinen Bruder geworden, den es mit aller Kraft zu beschützen galt. Auch vor sich selbst. Dessen war sich Tala bewusst. Während Tala so in Gedanken versunken war, war Kai längst in einen tiefen, traumlosen und erholsamen Schlaf hinüber geglitten. Ray, welcher soeben aus dem Badezimmer in den Raum zurückkehrte, blieb vor dem Bett des Silberhaarigen stehen und musterte seine entspannten Gesichtszüge, die plötzlich gar nicht mehr so kalt und abweisend wirkten, wie sie es sonst taten. Es war, als würde der junge Chinese aus diesem Anblick erneut die Kraft schöpfen, die ihm die letzten Wochen abverlangt hatten und erst in diesem Moment verstand Ray, dass sie, egal was passieren würde, für einander da sein würden. Leise trat Tala neben Ray, fing seinen Blick ein und lächelte dem Chinesen dann bitter zu. Seufzend rieb er sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken, nachdem er seine Brille abgesetzt hatte und sich in die Richtung seines Bettes drehte. Doch kurz bevor er den Tag entgültig zum Ausklang brachte indem er sich der nächtlichen Ruhe hingab, richtete er einen letzten Satz an den jungen Chinesen, welcher immer noch vor Kais Bett stehend, verblüfft den ernsten Worten Talas lauschte. „Nur Liebe verwischt die Erinnerung an Vergangenes und nimmt ihm die Angst vor dem, was noch kommen wird. Denn mit bedachten Worten schafft man Vertrauen, mit verständnisvollen Gedanken schafft man Tiefe und durch aufrichtige Zuneigung, Ray, ... schafft man Liebe...“ Das wars auch erstmal wieder von uns ;) Wie geben uns wie immer Mühe, bald weiter zu kommen und werden in den nächsten Tagen sicher ein oder zwei One-Shots schreiben. Natürlich würden wir uns freuen, wenn ihr sie lesen würdet! Bis dahin, Kommis mit Lob und Kritik wiedermal sehr erwünscht! Bye, Mao_Anna & Caerdin Kapitel 9: My power, my pleasure, my pain ----------------------------------------- Hey! Es tut uns echt leid, dass es so lange gedauert hat, bis dieses Chapter online gekommen ist! Eigentlich wollten wir uns ja beeilen... Aber die Schule hält und leider voll auf Trapp. Wir hoffen, ihr erinnert euch trotzdem noch an ‚Cross the Fire’ und euch gefällt das neue Chapter! @ lunalinn & Halina: Es freut uns, wenn euch die FF gefällt und wir hoffen, ihr bleibt uns auch weiterhin treu! Danke für euren Kommi! @ Phoenixclaw: *blush* Danke für deinen lieben Kommentar und all dein Lob! Du machst uns ja ganz verlegen ;) Du hast vollkommen recht, was die Entwicklung vieler Beyblade FFs angeht und wir sind selber nicht sonderlich zufrieden damit. Vor allem weil es auf Mexx eine Zeit gab, wo das ganz anders war. Was die Sache mit Kai und dem Verschwinden aus dem Internat angeht, werden wohl heute noch mehr Fragen aufgeworfen und Andeutungen gemacht, aber die Lösung kommt dann im nächsten Chapter. Es war also wirklich Absicht. Und es dürfte auch chibys Frage beantworten. Auch an sie vielen Dank! @ MissKai: *Taschentuch geb* Vielen Dank für den schönen Kommentar! Ja, du hast Recht, Boris ist schon ein Idiot, aber gerade das macht ihn doch zu so einem facettenreichen Charakter ;) Michail ist uns auch besonders ans Herz gewachsen. Am Anfang hatten wir ihn gar nicht in diesem Ausmaß eingeplant, aber er war uns wichtig genug, noch einmal umzudisponieren XDDD Na ja, und Tala, unser Poet... Aber das größte Dankeschön hast du dafür verdient, dass du uns so lieb in der Entscheidung unterstützt, unseren Kurs beizubehalten. Vielen Dank! @Mianchan: Erst einmal Danke für den Kommi und dein Lob! Ja, der Zeitraum in dem Kais Eltern gestorben sind wird noch genauer beleuchtet. Warum, dass wirst du nächstes Mal verstehen ;) Hilarys Freund Naoki wird auf jeden Fall noch einmal auftauchen. Nur in Russland hatte er bis jetzt noch nichts zu suchen. Ich (Caerdin) überlege im Moment, einen OS über ihr Verhältnis zu schreiben. Wie sie zusammen gekommen sind usw. Mal gucken, wie groß da das Interesse dran ist. J @BlackSilverLady: Hui, du bringst uns mit deinen Kommis immer zum fiepen vor Freude! Irgendwie bekommst du es hin, das Chapter immer genau so zu verstehen, wie wir es haben wollten... Vielen Dank dafür ;) Papa Tala und Mama Ray XDD Eine lustige Vorstellung! Na ja, Tala und Ray haben wirklich viel gemeinsam und vor allem die Sorge um Kai. Wie auch immer, wir haben uns Mal wieder super doll über deinen Kommentar gefreut! Thanks! @Amadare: Ja, Micha ist uns auch total ans Herz gewachsen... Wenn man bedenkt, dass er mal ein Nebenchara war ;) Vielen Dank für den Kommi! Kapitel 9 My power, my pleasure, my pain Ein lautloses Vibrieren an seinem nackten Oberarm riss Kai unsanft aus der warmen Geborgenheit des weichen Hotelbettes. Die kleine Digitaluhr seines Handys verriet ihm die Urzeit und unwirsch begann sich der Silberhaarige aus der schützenden Decke zu wühlen. Irgendjemand – und Kai glaubte zu wissen, wer es gewesen war – hatte die Weckfunktion des Telefons so umgestellt, dass er nun gerade genug Zeit hatte um zu duschen, zu frühstücken und sich von der Limousine der BBA zum Internat zurückbringen zu lassen. Erschöpft griff Stanley Dickenson nach dem Telefon, welches auf seinem ausladenden Schreibtisch thronte und laut klingelnd um Aufmerksamkeit verlangte. Er war gerade einmal ein Uhr und die Mittagspause vorüber, doch dem Vorsitzenden der BBA saß die Müdigkeit in allem Gliedern. Die letzte Nacht war nicht die Erste, die er nach einem Anruf Rays zum Tag gemacht hatte. Der junge Chinese hatte ihn von den neuesten Zwischenfällen und Michails Sorgen Kai betreffend berichtet. „Ja?“, meldete sich Stanley mit ernster Stimmlage, als er die Nummer auf dem Display erkannte. „Ja, ich verstehe Tala... Aber ich glaube nicht, dass die Idee so gut ist...“ Langsam erhob sich der ältere Japaner von seinem Schreibtischstuhl und streifte ruhelos durch sein Büro, während er den Ausführungen Talas lauschte. „Hast du es Michail erzählt?“, harkte Mr. Dickenson nach und legte seine Stirn in Falten. „Das ist gut... Ich werde noch Morgen nach Moskau fliegen...“ Müde strich sich der Vorsitzende der BBA über die Stirn. Die Sache durfte ihnen jetzt nicht aus dem Ruder laufen! „Bis dahin, Tala,...“, mahnte er ernst und ließ seinen Blick aus dem Fenster schweifen. „... keine Alleingänge! Bringt Kai nicht unnötig in Gefahr!“ Leise seufzend legte Mr. Dickenson das Telefon zurück auf den Schreibtisch und trat dann endgültig an das Fenster heran. Mit Hilfe ihrer amerikanischen und europäischen Schwesterorganisationen hatte es die BBA innerhalb weniger Monate geschafft, mit nahezu alter Kraft ins internationale Beybladegeschäft einzusteigen, doch trotzdem gab es für das, was er nun ins Rollen gebracht hatte, kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt. //Als ob es dafür je einen günstigen Zeitpunkt geben würde...//, schoss es Stanley Dickenson durch den Kopf. Gedankenverloren ließ er seinen Blick durch das Büro schweifen und fand dann die kleine Kommode, auf welcher sich eine Reihe von Bildern befand. Einige von ihnen zeigten Familienmitglieder des älteren Herrn, auf einem anderen waren die Bladebreakers zu sehen, wie sie stolz grinsend ihren ersten Weltmeisterschaftspokal präsentierten. Kai hielt sich wie immer etwas abseits der Gruppe, doch Stanley wusste, wie sehr der junge Russe sie schon damals geschätzt hatte. An dem letzten Bild in der Reihe blieb sein Blick hängen. Ein Mann mit rubinroten Augen und eine junge Frau mit silbernen, langen Haaren, die ihr Gesicht umspielten, hielten einen kleinen Jungen an den Händen, der ohne Zweifel ihr Sohn war. Er vereinte auf eine betörende Art und Weise beide der außergewöhnlichen und Aufsehen erregenden Merkmale seiner Eltern. Die junge Familie wirkte glücklich und Mr. Dickenson brach es beinahe das Herz, als er an diese Zeit zurück dachte. Er kannte die Familie Hiwatari schon lange Zeit bevor Kai das Licht der Welt erblickte und ihr Tod erschütterte ihn noch immer. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, seine alten Freunde könnten nun über ihren Sohn wachen. Die Zeiten würden schwer werden für Kai. So unendlich schwer. Vorsichtig strich Stanley über das Glas, welches das vergilbte Papier des Fotos schützte und seufzte leise auf. In Gedanken schickte er ein Stoßgebet an den Himmel und hoffte inständig, dass, sollte es so etwas wie einen Gott geben, er ihn hören würde. „Viel Glück Bladebreakers...“, murmelte er leise, bevor er sich wieder an die Arbeit machte. Tala klappte sein Handy zu und begann leise zu murren. „Wenn das so weiter geht, bin ich bald pleite...“, knurrte er ungehalten und lauschte dann in die Stille hinein. Das Plätschern der Dusche verhieß ihm die Zeit die er brauchte. „Er kommt nach Russland“, antwortete der Rothaarige auf die Stumme Frage der Bladebreakers und die Augen der Freunde weiteten sich überrascht. Nicht nur, dass sie Geheimnisse vor ihrem Leader haben mussten... Nun begannen sich die Dinge zu verselbstständigen. Kaum dass der junge Russe das Badezimmer verlassen hatte, schlug ihm eine Welle warmer Luft entgegen und brachte den unverwechselbaren Geruch von frischen Brötchen und Kaffee mit sich. Hatte Kai erwartet, seine Freunde würden seine Abfahrt in einem halb wachen Zustand erleben, so wurde er nun eines besseren belehrt. In dem kleinen Esszimmer warteten nicht nur Tala und Ray, sondern auch die restlichen Bladebreakers auf ihn und für einen Moment war es dem Moskauer, als hätte sich ein Strick um sein Herz gelegt, der sich nun ruckartig zusammenzog. Der Appetit war ihm genauso schnell vergangen, wie er gekommen war und machte nun einem Gefühl Platz, gegen das er schon seit Wochen zu kämpfen versuchte. Nun, da er seine Freunde vor sich sah und doch wusste, wie weit sie eigentlich für ihn entfernt waren, wie unerreichbar sie waren, drohte er den Kampf zu verlieren. Eine kurze Zeit lang konnten die Freunde die Verzweiflung in Kais Augen ablesen und es war ihnen, als würden sie von einer Welle der Zuneigung ergriffen. Ein nicht gekannter Beschützerinstinkt erwachte in ihnen und bestärkte sie erneut in ihrem Bemühen, denjenigen zu schützen, der für sie in diesem Augenblick großer und kleiner Bruder zugleich war. Dann jedoch schob sich die eisige Maske vor Kais Gefühle und alle Emotionen verschwanden von seinem Gesicht, als hätte man sie fortgewischt. Am liebsten hätte Ray Kai gebeten, er möge aufhören, sich nicht länger verstecken, ihm gesagt, dass sie es verstanden, doch er wusste genau, wie falsch es gewesen wäre. So wies der junge Chinese nur stumm auf den Platz neben sich und lächelte Kai dann aufmunternd zu, bevor er ihm von dem schwarzen, heißen Kaffee einschenkte. Schmunzelnd betrachtete Tala seinen Landsmann. So wie Kai dort in seiner Schuluniform saß, mit perfekt sitzender Krawatte und ohne seine blauen Streifen, wirkte der Silberhaarige viel erwachsener als seine Teamkameraden, welche lediglich Jogginghosen und weite Shirts trugen. Kenny zog seinen weiten, brauen Rollkragenpullover gerade in diesem Moment bis zum Kinn herauf und Ray, der mit den Lebensmitteln hantierte, kleidete seit einiger Zeit eine tiefblaue, mehlbestäubte Schürze. Gerade diese Tatsache jedoch schien dem jungen Russen Unbehagen zu bereiten, denn der Unterschied ihrer Kleidung führte ihm ebenso vor Augen, wie unterschiedlich ihre Lebensweisen geworden waren und wie weit sie sich von einander entfernt hatten. Die Bladebreakers würde in der Geborgenheit des Hotels verweilen dürfen, während Kai gezwungen war, ins Internat zurückzukehren. Das Frühstück verlief zum größten Teil schweigsam, doch konnte Tyson sich einige seiner ständigen Kommentare nicht verkneifen, welche die Bladebreakers trotz der Anspannung zum Lachen brachten und sogar ihrem Teamleader ab und an ein gut verstecktes Grinsen auf das Gesicht trieben. Es war nicht schwer zu erkennen, wie gut dem jungen Russen die Gesellschaft seiner Freunde tat. Doch nicht einmal die Bladebreakers konnten verhindern was kommen musste und so verrann die Zeit bis zu Kais Abfahrt rasend schnell. In aller Eile sammelte der Moskauer seine Sachen zusammen, die er aus dem Internat mitgenommen hatte, ließ jedoch auf Kennys Geheiß hin Dranzer in dessen Obhut zurück. Das junge Computergenie hatte vor, den Blade zu warten und zu überholen, denn er wusste genau, wie schlimm es für seinen Leader wäre, sollte Dranzer einmal nicht Einsatzfähig sein. „Ich beeile mich!“, versicherte Kenny und lächelte Kai freundlich zu. „Das Profil für den Upgrade habe ich schon in Tokio entworfen, als ich die anderen Blades gemacht habe. Das geht ganz schnell...“ Der Braunhaarige hatte Kai zur Tür des Appartements begleitet und lehnte nun lässig an dem hölzernen Rahmen. Unauffällig überflog der silberhaarige Russe Kennys Gestalt, bevor er sich mit einem dankbaren Nicken zum gehen wand. War der junge Japaner früher das kleinste Mitglied der Bladebreakers gewesen, welches nie sonderlich aus der Masse herausstach, so hatte er in letzter Zeit einen eigenen Stil entwickelt, der deutlich machte, wie sehr er gewachsen war. Nicht nur körperlich, sondern auch auf emotionaler Ebene. Es tat Kai in der Seele weh zu wissen, wie wenig er von den Entwicklungen seiner Freunde mitbekommen hatte. Er war nicht da gewesen, um sie zu unterstützen. Dabei war doch gerade dies eine seiner Aufgaben gewesen, auf die er viel Wert gelegt hatte und die er so gut und unauffällig es ging ausgeführt hatte. In der großen Rezeptionshalle des Hotels warteten bereits Tala und Ray auf den jungen Russen, welcher, seine Schultasche über die Schulter geschwungen, in dem dunkelgrünen Anzug noch immer ein ungewohntes Bild abgab. Ray lächelte Kai freundlich zu, bevor er sich erneut der Rezeption zuwand um mit der Dame hinter dem Schalter zu reden. Die junge Frau sprach ein nahezu makelloses Englisch, sodass es dem jungen Chinesen leicht fiel, sich mit ihr zu unterhalten. Tala währenddessen musterte den Silberhaarigen neben sich genau. Trotz der eisigen Temperaturen hatte Kai nicht bei sich außer dem Blazer, den er über dem dünnen, weißen Hemd trug und Tala konnte sich auch nicht daran erinnern, dass der Freund bei ihrer gestrigen Abreise etwas Ähnliches mitgenommen hatte. Doch ehe der Rothaarige anfangen konnte sich Sorgen um den Jüngeren zu machen, hatte Ray sein Gespräch beendet und stieß zu der kleinen Gruppe, die sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg zum Vorplatz des Hotels machte. Es war wieder kälter geworden und über Nacht hatte erneut heftige Schneefälle eingesetzt, welche die Räumfahrzuge noch immer an ihre Grenzen brachten. Kaum dass Kai den reinen, weißen Boden betrat erfasste eine eisige Böe seinen Körper und zerzauste seine Haare, in denen sich sofort Eiskristalle verfingen. In der aufgehenden Sonne glommen sie wie Diamanten und das Silber seiner Haare glänzte in den unterschiedlichsten Facetten. Fasziniert betrachtete Ray das Szenario, welches Kai für einen kurzen Augenblick in einem anderen Licht erscheinen ließ. Es zeigte die helle, strahlende Seite seines Leaders. Die Seite, die ihn so sehr fesselte und seit mehr als zwei Jahren nicht mehr losließ. Noch immer beobachtete Ray den Freund, wie er sich durch die Haare strich und dann nach der Limousine Ausschau hielt, die laut Tala soeben aus der Tiefgarage gefahren wurde. Kai fröstelte leicht in den Winden, die weiterhin gefallen daran fanden, ihm die Haare ins Gesicht zu treiben und Ray lenkte seine Aufmerksamkeit auf den dicken schwarzen Mantel unter seinem Arm. Es war der Mantel, den Kai in den Wintern in Tokio getragen hatte und dann, bei seiner überstürzten Abreise vor drei Monaten, an der Garderobe hatte zurücklassen müssen. Das warme Innenfutter leuchtete rot auf, als der Schwarzhaarige das Bündel an Stoff entfaltete und näher an Kai heran trat, um ihm das Kleidungsstück dann vorsichtig über die Schultern zu legen. Überrascht zuckte Kai zusammen, als er den geschmeidigen Stoff auf seinen Schultern spürte, doch Ray ließ sich davon nicht beirren. Mit einem ruhigen Lächeln auf den Lippen trat er einen Schritt zurück um Kai die Möglichkeit zu geben, sich vollends in den Mantel zu hüllen. Der junge Russe konnte fühlen, wie der dicke Stoff ihn vor der Kälte zu schützen begann, doch noch mehr berührte ihn die Wärme der einfachen Geste. Ray hatte ihm den Mantel von Japan aus bis nach Russland hinterher gebracht, weil er fürchtete, er, Kai, könne genau die Dummheit begehen, die ihm sein Team schon so häufig vorgehalten hatte. Einmal mehr hatte Kai ein Gebäude verlassen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden sich dementsprechende zu kleiden. Dabei war es nicht einmal die Gedankenlosigkeit selbst, die den jungen Russen dazu trieb. Viel mehr hatte es noch nie jemanden außer Tala gestört, wenn Kai verantwortungslos mit seiner Gesundheit umging und so hatte er in der Abtei begonnen, solche Dinge zu verdrängen. Nach einiger Zeit hatte er damals angefangen sich daran zu gewöhnen und war immer seltener krank geworden, doch diese Zeit lag lange zurück. Die leichte Erkältung, die er sich letztes Jahr zugezogen hatte, hätte als Warnung dienen können, doch ihr würde von dem Silberhaarigen keinerlei Bedeutung zugesprochen. Wohl aber von Ray. Dankbar zog Kai die Enden des Mantels nahezu demonstrativ enger um seinen Körper und erwiderte dann zögerlich und kaum merklich Rays sanftes Lächeln. Noch eine Zeit lang standen die beiden sich im Licht des Sonnenaufgangs gegenüber, schienen den Blick nicht abwenden zu wollen und waren sich währenddessen nicht einmal bewusst, dass sie bereits seit geraumer Zeit beobachtet wurden. Auf Talas Lippen lag ein glückliches Lächeln, als er die beiden Teamkameraden beobachtete. Es war, als hätte sich in all den Jahren die sich die Beiden kannten etwas zwischen ihnen gebildet, das ähnlich intensiv war wie seine eigene Beziehung zu Kai, jedoch auf einer ganz anderen Ebene. Während Tala selber erst in der Empfangshalle aufgefallen war, wie unbedacht Kai mit seiner Gesundheit umging, hatte Ray bereits lange zuvor gewusst, wie sein Teamleader handeln würde. Der schwarzhaarige Chinese war zu einer Stütze geworden, die Kai aufrecht zu halten im Stande war und in diesem Moment zweifelte Tala nicht länger daran, dass Ray, egal wie lange es dauern würde, eines Tages zu dem einzigen Schutz und Halt werden würde, den der Silberhaarige brauchte. Es war ein gutes Gefühl, Ray an Kais Seite zu wissen. „Tala, du Träumer, steig ein!“ Überrascht zuckte der Kopf des Rothaarigen zu Kai, welcher sich weit aus der Autotür lehnen musste um seinen älteren Freund anzublicken. „Wir müssen los!“ Peinlich berührt schritt Tala hastig zum Wagen und ließ sich ebenfalls auf das kalte, schwarze Leder sinken, auf dem sich Kai und der schwarzhaarige Chinese niedergelassen hatten. Kaum war der Moskauer eingestiegen, setzte sich auch die Limousine in Bewegung und hinterließ schmale symmetrische Reifenspuren auf der schneebedeckten Hoteleinfahrt. „Und... was hast du heute so für Fächer?“, durchbrach Tala die unangenehme Stille und setzte ein interessiertes Lächeln auf. Überrascht registrierte Kai die Worte seines älteren Freundes, durchschaute jedoch genau die Absichten des Rothaarigen. Er bemerkte nicht, wie er nervös die Hände zusammenlegte und sich seine schmalen Finger sachte ineinander schoben. „Nichts Besonderes... fast nur Naturwissenschaftliche...“ Unschlüssig drehte er sich zur Seite und betrachtete Rays Profil, dessen Kopf an der Fensterscheibe lehnte, welches durch das regelmäßige Ein- und Ausatmen leicht beschlagen war. Unzählige Fragen schwirrten in Kais Kopf herum, ließen ihn nicht klar denken und gaben ihm das Gefühl etwas Entscheidendes zu verpassen. Etwas Großes war im Gange und der Silberhaarige konnte förmlich spüren, wie ihn ein Gefühl von Argwohn überkam. „Tala...“, begann der junge Russe ein wenig forsch, doch bevor er seinen Satz fortsetzten konnte, bremste die Limousine hart ab. Von dem unerwarteten Ruck nach vorne geschleudert versuchte sich Kai mit seinen Beinen auf den Boden zu stemmen, um seinen Halt wieder zu finden. Tala tat es ihm gleich, doch Ray, der sich bis eben in einer Art Halbschlaf befunden hatte, wurde von der ruckartigen Bewegung völlig überrascht und verlor somit den Halt. Der Sicherheitsgurt, der dem Schwarzhaarigen den nötigen Hält hätte geben sollen, hing lose an dessen Seite herunter, da der Chinese mit der umständlichen Halterung nicht umzugehen gewusst hatte. Kai handelte in Bruchteilen von Sekunden. Kurz bevor Ray schmerzhaften Kontakt mit dem Teppichboden der Nobelkarosse machte, ließ er seine Arme hervorschnellen, vernachlässigte seine eigene Sicherheit und landete, Ray in seinen Armen, auf dem schräg Gegenüber liegenden Sitzpolster der nächsten Sitzreihe. Völlig überrumpelt verharrten die beiden Balder eine Zeit lang in ihrer Position, bevor Talas leises, unterdrücktes Lachen sie in die Wirklichkeit zurückholte. Auf Rays Gesicht machte sich ein Rotschimmer breit und Kai wand seinen Blick ab, während er seinem Teamkameraden, der noch immer auf seinem Schoß ruhte und Worte des Dankes und der Entschuldigung vor sich hinmurmelte, vorsichtig wieder auf die Beine half. Der Chauffeur der Limousine nahm Kai die Entscheidung ab, sich für sein Handeln zu rechtfertigen, indem er die Absperrung zur Fahrerkabine herunterließ und seine Fahrgäste genauestens musterte. „Es tut mir leid!“, entschuldigte er sich in gebrochenem Englisch und deutete dann nach vorne auf die zugeschneite Fahrbahn. „Aber es scheint wir sind mitten in einen Stau geraten. Das ist zu dieser Jahreszeit nichts Besonderes...“ Es dauerte nicht lange und der sachte Rotstich, den Kai zu verbergen versucht hatte, wich von seinen Wangen. Stattdessen schien er um einiges blasser zu werden, selbst wenn Ray zuvor hätten wetten können, dass dies kaum noch möglich war. „Was soll das heißen, ‚wir stehen im Stau’?“, wollte Tala aufgebracht wissen und bedachte den Fahrer dabei mit einem eisigen Blick. Ray hingegen hatte sich erneut zu seinem Teamleader umgewand und beobachtete seine Regungen nun aufmerksam. Kai saß äußerlich völlig unbeeindruckt noch immer auf seinem Platz. Doch von Zeit zu Zeit warf er kurze, unauffällige Blicke in Richtung der kleinen Uhr, welche in die Armatur der Luxuskarosse eingelassen war. „Sie wollen mir nicht wirklich sagen, dass wir hier festsitzen?!“, konnte Ray Tala in vorderen Teil der Limousine keifen hören. Die Wut, die er empfand, war aus jeder Silbe nur all zu deutlich herauszuhören. „Es tut mir wirklich Leid…“ gab der Chauffeur zum wiederholten Male von sich und umfasste das Lenkrad ein wenig fester. Zum Internat der jungen Russen auf der hinteren Sitzbank würden sie es mit Sicherheit nicht mehr rechtzeitig schaffen, doch der Fahrer war nicht der einzige, dem dies in diesem Moment klar wurde. „Ich laufe“, waren die einzigen knappen Worte des Silberhaarigen, nachdem er mit einer schnellen Handbewegung die Autotür aufriss und über die komplett von Fahrzeugen besetzte Hauptstraße eilte. Tala und Ray konnten gar nicht so schnell reagieren, wie der Junge aus dem Wagen gestürmt war. Und somit blieb ihnen nichts anderes übrig, als nach einigen gescheiterten Versuchen Kai hinterher zurufen, die Fensterscheibe wieder hochfahren zu lassen und sich resigniert seufzend wieder hinzusetzten. „Glaubst du er weiß es?“ Tala hob überrascht den Kopf und strich sich eine seiner roten Haarsträhnen hinters Ohr. „Hm… ich würde eher sagen, er ahnt etwas. Und wenn er heute zu spät kommt…“ Ray lächelte gequält. „Dann wird’s auffällig. Und Kai ist ja nicht gerade auf den Kopf gefallen…“ „Oh ja…“, der Russe ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Das sachte Rucken des Fahrzeugs, welches sich zum ersten mal seit Kais Verschwinden um einige Meter nach vorn bewegt hat, ließ Talas widerspenstige feuerrote Strähne wieder zurück in sein Gesicht fallen. Tala lachte nervös. „Er wird ziemlich ausrasten…“ Nervös lief Michail in der großen Empfangshalle des Internats auf und ab. Die Türsteher, welche in ihren Anzügen ein wenig an Bodyguards erinnerten, versuchte er dabei zu ignorieren, doch immer wieder ertappte er sich dabei, wie seine haselnussbraunen Augen zu ihnen hinüber zuckten. „Wo bleibst du denn?“, murmelte Michail leise vor sich hin und trat ein paar Schritte auf die großen Eingangstore zu. Damit schien er jedoch nur die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen und erstarrte augenblicklich in seiner Bewegung. Leise seufzend ließ sich der junge Russe auf dem dunklen, abgenutzten Eichenholz der Treppe sinken, welche zu den Zimmern der Schüler führte. Er machte sich Sorgen um Kai. Wenn der Freund das Internat nicht bald erreichen würde, dann würde es Ärger geben und den hatte der Silberhaarige in letzter Zeit im Überfluss. Auch ohne fauchende Lehrer und wütende Schulleiter. Erst als die kleine, in das Haupttor eingelassene, Tür endlich aufschwang und Kai das Internat betrat, begann Michail sich zu entspannen. Er erhob sich von seiner Warte und eilte dem Neuankömmling dann entgegen. Sie trafen sich auf halbem Wege durch die Halle, doch Kai machte keine Anzeichen, stehen zu bleiben. Viel mehr lief er unbeirrt weiter und zwang den Jüngeren so, neben ihm her zu traben, um mit ihm zu reden. „Kai, du bist schon fast zu spät!“, mahnte Micha, gereizt, dass er ignoriert wurde. Doch sein Gegenüber schien davon wenig beeindruckt. „Reg dich ab, ich hab noch drei Minuten“ Über sein wütendes Grummeln hinweg hatte Michail nun zum ersten Mal an diesem Morgen die Möglichkeit, Kai genauer mustern zu können. Der Atem des Silberhaarigen ging überraschend schnell und rasselnd, während sich sein Brustkorb unter dem schwarzen Mantel in gleichen, unregelmäßigen Takt hob und senkte. Kais Lippen waren leicht geöffnet und von der kalten Luft ungewöhnlich gerötet. Einzelne Tropfen geschmolzen Schnees rannen dabei über das fahle Gesicht, glitzerten im Licht er hell erleuchteten Eingangshalle. Am auffälligsten waren jedoch Kais Haare, welche vom Wind durchwühlt klamm in den rubinroten Augen des jungen Russen hingen, bis er sie mit vor Anstrengung zitternden Fingern zurückstrich. „Was ist denn bitte mit dir passiert?!“, platzte es überrascht aus Michail heraus, nachdem er sich einen flüchtigen Eindruck über Kais momentanen Zustand gemacht hatte. „Was soll denn passiert sein?“ kam prompt die genervte Gegenfrage, doch der blonde Russe ließ sich davon nicht einschüchtern. Sie waren bereits im dritten Stock angekommen, doch bevor Kai die dunkle Holztür zu seinem Klassenzimmer öffnen konnte, wurde er vom jüngeren Russen zögernd am Ärmel gepackt. Besorgt blickte Michail dem Silberhaarigen in das blasse Gesicht, versuchte etwas aus dessen Mimik zu erschließen, doch Kais Gedanken blieben weiterhin ein Rätsel für ihn. „Du hattest doch keinen… Streit mit ihnen, oder?“, fragte Micha vorsichtig und ließ den Ärmel des Älteren los. Überrascht über die Annahme des neuen Freundes, zog Kai die Augenbrauen nach oben. Machte er etwa so einen Eindruck? Plötzlich kam ihm die Theorie eines deutschen Professors in den Sinn, welchen sie erst vor wenigen Monaten in Philosophie behandelt hatten. Damals hatte er noch in Tokio gelebt, doch trotzdem erinnerte er sich genau an die Aussage des Mannes, welcher sich mit zwischenmenschlicher Kommunikation beschäftigte und einen Artikel über die so genannte Doppelbindung geschrieben hatte. Er sagt aus, dass sich Botschaften und Signale mit widersprüchlicher Reaktion- oder Handlungsaufforderung an den Gegenüber richten und somit Kommunikationsprobleme verursachen. Kai hatte dieser Text schon damals zum Nachdenken angeregt, doch er hatte sich nie bewusst als denjenigen gesehen, von welchem die ‚Probleme’ ausgingen. Hatte er seinen Körper so schlecht unter Kontrolle? Langsam begann er zu verstehen, warum es seinen Freunden unter anderem schwer fiel ihn zu verstehen, seine Reaktionen und Worte nachzuvollziehen. „Ich…“, der Silberhaarige stockte, aus den Augenwinkeln konnte er seinen Mathematiklehrer erkennen, welcher sich mit raschen Schritten den beiden Jugendlichen näherte. Der Blader schüttelte schnell den Kopf und drehte sich in Richtung des Klassenzimmers. „Nein… es ist nichts, ich bin nur etwas gerannt. Mach… mach dir keine Sorgen.“ Mit diesen Worten griff er nach der goldglänzenden Türklinke und betrat hastig den Mathematiksaal. Erstaunt blickte Michail zur Tür, durch die der Silberhaarige gerade verschwunden war, bis ihn eine tiefe männliche Stimme ermahnte, den Flur augenblicklich zu räumen wenn er denn schon eine Freistunde hätte. Der Blonde zuckte überrascht zusammen als er die Stimme des Lehrers erkannte und machte sich eilig auf den Weg in sein Zimmer. Dort angekommen, ließ er sich rücklings auf sein Bett fallen und schloss nachdenklich die Augen. Hatte er sich nur getäuscht oder war da wirklich ein kurzer Ausdruck von Erkenntnis und Einsicht in den rubinroten Augen des silberhaarigen Russen gewesen? Doch nicht nur Michails Gedanken kreisten in diesem Moment um den Teamleader der Bladebreakers, auch Kai ließ seinerseits einzelne Abschnitte seines Lebens, die er in Gegenwart seiner Freunde verbracht hatte, Revue passieren. Und da ihn merkwürdigerweise keiner seiner Lehrer an diesem Tag zu stören schienen, konnte der junge Russe ungehindert seinen Gedanken nachhängen. So zog die Schulzeit an diesem Mittwoch schneller an ihm vorbei als Kai es gewöhnt war und auch die Rückfahrt in das Hotel der Bladebreakers verlief, von Kais innerer Zerrissenheit abgesehen, ereignislos und ruhig. Vielleicht lag es auch daran, dass weder Tala noch Ray in der Limousine gesessen hatten, die vor den Toren des Internats für den Silberhaarigen bereitstand. Anderenfalls hätten die Zwei Kai mit Fragen und Anmerkungen in den Ohren gelegen, welche dieser jedoch im Moment herzlich wenig gebrauchen konnte. Erschöpft ließ sich Kai auf dem langen, weißen Sofa nieder uns schloss für einen Moment vertrauensvoll die Augen. Die Anstrengungen des Tages hatten ihre Wirkung nicht verfehlt und auch wenn die Zeit, die der junge Russe im Internat verbracht hatte, relativ kurz gewesen war, fiel es ihm in der vertrauten Gesellschaft schwer sich nicht einfach fallen zu lassen und auszuruhen. Aus dem kleinen Vorflur konnte Kai Max’ und Tysons Stimmen vernehmen, welche über irgendetwas zu diskutieren schienen. Er konnte nicht verstehen, was sie sich zu sagen hatten, doch der Silberhaarige machte sich auch nicht die Mühe genauer hinzuhören. Stattdessen wand er sich nun Kenny zu, der sich leise neben ihn gesetzt hatte und ihn so aus seinen Gedanken gerissen hatte. Der kleine Japaner lächelte freundlich, als er Kai seinen kleinen, blauen Blade präsentierte, welchen sein Leader erst heute Morgen in Kennys Obhut übergeben hatte. Das Erste, dass Kai auffiel, war die ihm völlig ungewohnte Form der drei symmetrisch angeordneten, kongruenten Zacken des Powerringes, welcher Dranzer ein aerodynamisches Äußeres verlieh. Ihre Spitzen glommen in feurigem Rot und Orangetönen und brachten so die volle Eleganz des Elementes zum Ausdruck. Respektvoll betrachtete der junge Teamleader Kennys Arbeit, bevor er ihm den Blade aus der Hand nahm um ihn von allen Seiten zu betrachten. Kaum das Kai seinen Blade berührt hatte, begann Dranzer kurz und warm aufzuleuchten. Die Phönixdame begrüßte ihren Blader, indem sie Wellen aus purer Energie durch seinen Körper schickte. Sofort schlossen sich die Finger des jungen Russen um seinen wertvollsten Besitz. Fasziniert betrachtete Kenny das Geschehen, welches sich vor seinen Augen abspielte. Es war nicht das erste Mal, dass Dranzer auf diese beeindruckende Weise ihre Zuneigung und Treue zu Kai demonstrierte, doch jedes Mal aufs Neue ließen sich die Bladebreakers von dem Anblick fesseln. Nachdem das helle Leuchten erloschen war, hatte der junge Russe bereits zu einem Wort des Dankes angesetzt, als ein vielstimmiger Ruf aus dem Flur ihn unterbrach und nach seiner Aufmerksamkeit forderte. „Kai!“, lachten Tyson und Max ausgelassen, als sie ihren Captain nun endlich im Wohnzimmer entdeckt hatte und zum Sofa herüber eilten. „Zeig mal!“, forderte der blauhaarige Japaner gespannt, als er Dranzer entdeckte und blickte Max über die Schulter hinweg, um einen Blick auf den Blade zu erhaschen, den Kai ihm aufseufzend entgegenhielt. Einen Augenblick musterte Tyson den Beyblade kritisch, dann hellte sich sein Gesicht auf und er strahlte wie gewöhnlich in die Runde. „Cool!“, kommentierte er und sah dann zu Kenny, der stolz auf seine Arbeit blickte. Als nun auch Max ihm seine Komplimente aussprach, leuchteten die Augen des kleinen Japaners freudig auf. Natürlich war Kenny bewusst, dass es am Schluss Kai war, der nach einem Probekampf zu beurteilen hatte, wie gut er seinen Job gemacht hatte, doch der Lob des Team bedeutete ihm nach diesem arbeitsreichen Tag sehr viel. „Wartet erst ab, was er kann...“, beschwichtigte er die Euphorie der Blader bescheiden, doch sein Blick strahlte noch immer Zufriedenheit aus. Für einen Moment erinnerte nichts mehr an die Probleme, welche die Freunde belasteten. Die Unruhe fiel von ihnen ab und alles was übrig blieb war der normale Wahnsinn im Haushalt der Bladebreakers. „Was meint ihr? Wollen wir ihn nicht gleich einmal ausprobieren?“, ereiferte sich Tyson und zog Dragoon aus seiner Tasche hervor. „Wie wär’s, Kai? Training!?“ Für einen Augenblick war Kai wie versteinert. Es war schon so lange her, dass er sein Team trainiert und ihre Fortschritte überwacht hatte, dass es ihm nun alles andere als normal vorkam. Seine Freunde sahen in ihm immer noch ihren Teamleader, obwohl nahezu eine Ewigkeit vergangen war. „Kai?“, durchbrach Tysons erneute Frage Kais Gedankengänge und der Silberhaarige hob seinen Blick, fixierte sein Team, schien jedoch zunächst durch sie hindurch zu sehen und dort nach einer Antwort zu suchen. Erneut musterte er den Blade in seiner Hand; spürte Dranzers Wärme. Kai wusste, was die Freunde von ihm erwarteten und auch, welche Konsequenzen es haben würde. Er würde sie in dem Glauben bestärken, dass sie auf ihn warten konnten. Dass er nur vorübergehend verhindert und noch ein vollwertiges Mitglied des Teams war. Doch auch in diesem Moment machte Kai sich nichts vor. Er war nicht mehr der Selbe. „Holt Tala und Ray und gebt mir ein bisschen Zeit zum Umziehen, dann könnt ihr mir beweisen, dass ihr wirklich gearbeitet habt!“, erwiderte er schließlich auf die fragenden Blicke des Teams und bereute seine Worte bereits im selben Moment in dem er sie aussprach. Der junge Russe wusste um seinen Fehler, doch gegen sein Herz war er zum ersten Mal in seinem Leben nicht angekommen. Was noch nie da gewesen war trat ein und Kai verbannte seinen Verstand in die hinterste Ecke seines Unterbewusstseins. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich aus freien Stücken von ihnen loszulösen. Die letzten Monate hatten ihn verändert. Während Tyson und Max sich lächelnd auf den Weg machten, um Tala, der sich laut Kai in der Empfangshalle mit einem der Manager unterhielt, von ihren Trainingsplänen zu unterrichten, hatte Kai die kleine Tasche, welche er bei seiner Ankunft vorhin achtlos neben sein Bett gestellt hatte, nach alltagstauglicher Kleidung durchsucht. Die Schuluniform bereitete ihm jedes Mal wenn er sie trug Unbehagen. Kai hasste sie nicht nur, weil sie einfach unbequem, streng und unansehnlich war, sondern vielmehr für das wofür sie stand. Für Gehorsam und Zugehörigkeit seinem Großvater gegenüber, welcher als einziger Grund genannt werden konnte, dass der junge Russe diese Schule überhaupt besuchte. Im Badezimmer tauschte der Silberhaarige seine Uniform schließlich gegen seine eigenen Klamotten ein. Die grüne, einfallslose Anzughose musste einer weitaus engeren, schwarzen weichen und der Blazer und das Hemd wurden von einem dunkelroten, figurbetonten Rollkragenpullover ersetzt, welcher der Farbe seiner rubinroten Augen in nichts nachstand. Zufrieden, jedoch mit kritischem Blick beobachtete Kai sein Spiegelbild. Der weiße, lange Schal, welcher sich in gewohnten Bahnen um seinen Hals und über seinen Rücken wand, hatte die Erscheinung des Jungen wieder nahezu zu seinem alten Äußeren zurückgeführt. Einzig und allein eine Kleinigkeit fehlte und Kais Blick wanderte auf die silberne Dose in seiner rechten Hand, welche die blaue Farbe enthielt, die er für seine Dreiecke gebrauchte. Sie musste zwischen den Wogen des Schals verborgen gewesen sein, denn Kai hatte sie aus Gründen der Sicherheit in seinem Kleiderschrank versteckt gehalten und auch heute nicht wissentlich hervorgeholt. Erst als er das lange Tuch entfaltet hatte, war die kleine Dose zu Boden gefallen und hatte ihn, im hellen Licht der Deckenstrahler aufblitzend, durch das metallene Geräusch des Aufpralls auf sich aufmerksam gemacht. Im Internat war Kai die blaue Farbe bei Strafe untersagt gewesen, wohingegen die Bladebreakers es kaum anders kannten, als ihren Leader mit den für ihn typischen Streifen zu sehen. Hier im Hotel gab es für den Russen keine Regeln, die ihm seine Vorlieben verboten, doch trotzdem zögerte Kai, nachdem er Zeige- und Mittelfinger über die ölige Oberfläche hatte gleiten lassen und sich seine Fingerkuppen tiefblau verfärbten. Die Farbe war sein Schutz gewesen, ein Teil seiner Maske und nur ein Zufluchtsort für seine wahre Seele. Plötzlich kam es ihm unnötig, nahezu makaber vor, gerade an diesem Ort und vor allem in diesem Umfeld in den alten Trott zu verfallen. Es gab keinen Grund für sein Versteckspiel. Die Bladebreakers hatten ihn längst durchschaut und sie würden es wieder und wieder tun. So lange bis er endlich verstand und es nicht mehr wichtig wurde. Mit einer fahrigen Bewegung drehte Kai den Wasserhahn auf und ließ sich das heiße Nass über die Hänge laufen. Ein wenig Seife half ihm, seine Finger zu reinigen. Nur wenige Sekunden später verließ er, Dranzer in seine Hosetasche gleiten lassend, das Badezimmer, um sein Team zu suchen, welches vollzählig im Wohnzimmer auf ihn wartete. Zwei schwere Koffer zu jeder Seite stand Stanley Dickenson vor einer der unzähligen, weißen Türen im Justizkorridor des neuen BBA Gebäudes und betrachtete den schwarzen Schriftzug, der neben dem Eingang angebracht war. ‚Yuuto Nakamura’, stand dort geschrieben. ‚Anwalt’ Müde fuhr sich der alte Mann mit seinen Zeigefingern über seine Schläfen, bevor er an der Tür klopfte, erneut nach seinem Gepäck griff und den Raum betrat. Der Raum war größer, als man es von außen hätte vermuten können. Hinter einem großen, über und über mit Akten bedeckten Schreibtisch konnte Mr. Dickenson jedoch den braunen Haarschopf von Herrn Nakamura ausmachen, der von seiner Arbeit aufblickte, als er seinen Chef bemerkte. „Stanley!“, rief er überrascht aus und erhob sich dann von seinem Platz, um dem Älteren die Hand zu geben. Ein wenig nervös bemühte er sich, einiger der Akten, welche auf den Stühlen in seinem Zimmer verstreut lagen, zu ordnen. „Setzt dich doch!“, bot er dem Vorsitzenden der BBA schließlich an und deutete mit einem schiefen Grinsen auf den soeben freigelegten Bürostuhl. „Danke Yuuto“, antwortete dieser und griff nach der Lehne, um sich die Sitzgelegenheit zurechtzurücken. „Ich hätte nicht mehr mit dir gerechnet, bevor du nach Moskau fliegst! Ehrlich gesagt dachte ich, du wärst schon längst weg...“ Der Braunhaarige hatte sich auf den Weg zu seinem eigenen Platz gemacht und suchte währenddessen in einem seiner Schränke nach verschiedenen Akten. „Das hatte ich auch gedacht“, brummte Mr. Dickenson unzufrieden und nahm seinem Gegenüber einige der Akten ab, welche dieser ihm reichte. „Aber ich brauche noch eine Kopie der Akte über die Entwicklungen in Laufe des Justice 5 Turniers und die ärztliche Gutachten über seinen Zustand bei den Routineuntersuchen vom Anfang der Aufzeichnungen bis heute“ Yuuto nickte bestätigend und bediente die Gegensprechanlage seines Telefons, um die Anweisungen an seine Sekretärin weiterzugeben. „Du musst vorsichtig sein!“, ermahnte er den Mann, der über die Jahre hinweg zu seinem Freund geworden war. „Du bist eine Gefahr für sie, die es loszuwerden gilt!“ „Es ist seine Zukunft, nicht meine, die mir wichtig ist, Yuuto“, erwiderte Stanley entschieden, erhob sich von seinem Platz und öffnete eines der großen Fenster des Büros. „Ich habe ihn so oft enttäuscht. Dieses Mal soll es anders werden...“ Wellen kalter Luft strömten ins Zimmer und vertrieben den stickigen Geruch von Staub und Druckerschwärze. Stanley Dickenson konnte sich nur zu genau daran erinnern, wann er diesen Geruch das letzte Mal in der Nase gehabt hatte. Es war nun schon neun Jahre her, dass er mit Kai in Voltaires Büro gestanden hatte. Die Eltern des Achtjährigen waren keine zwei Woche zuvor tot in ihrem Haus aufgefunden worden. Bilder, die der Mann nie aus seinem Gedächtnis würde verbannen können. Alles was Stanley damals wichtig gewesen war, war Kai, der größte Schatz, den Alexander und Enya Hiwatari besessen hatten. Doch er hatte versagt, gegen Voltaire verloren, dessen Macht ihm einen unüberwindlichen Vorteil verschaffte. So hatte Stanley Kai dem alten Russen überlassen müssen. Dem Mann, der seine Eltern hatte töten lassen. Er erinnerte sich noch genau daran, wie verängstigt Kai gewesen war. Er glaubte noch immer spüren zu können, wie sich die kleinen Hände des jungen Russen in dem weichen Stoff seiner Anzugshose verkrallten. Und jedes Mal, wenn ihn Kai Hiwatari mit seinen stechenden rubinroten Augen musterte, konnte er in ihnen den selben Schrecken lesen, wie damals, als er Kai von sich weisen musste; als er ihn wegschickte. Direkt in Voltaires Arme... In den kommenden Osterferien vom 01. 04 bis zum 14. 04. 2007 werden wir uns wieder in Hamburg treffen und spätestens dann das nächstes Chapter schreiben. Genauere Informationen zu den Charteruploads von ‚Cross the Fire’ findet ihr auf Caerdins Steckbrief unter ‚Termine/Uploads’. Hier der Link: http://animexx.onlinewelten.com/mitglieder/steckbrief.php?id=152862 Kapitel 10: Losing my faith in you... ------------------------------------- Nach mehr oder weniger kleinen Auseinandersetzungen, Diskussionen und jede Menge Joggen zum Ausgleich haben wir es – endlich auch mal wieder zusammen – geschafft, ein neues Chapter zu schreiben :D @BlackSilverLady: Oh unsere Herzallerliebste :D Jaaa wir wissen es hat echt lange gedauert, bis wir mit CtF vorangekommen sind, aber dieses Chapter kommt wie Versprochen zeitig zu Ostern ;) »Und ich bin sehr neugierig darauf, was Mr. D in Russland vorhat, wenn er das Sorgerecht für Kai wollte, wäre es doch eh fast zu spät, oder? Wird Kai nicht demnächst 18?« Ja das wird er nächstes Jahr. Und genau da liegt auch das Problem und wir sind froh, dass du uns diesen Trumpf noch lässt ohne ihn bereits durchschaut zu haben :P Lass dich überraschen, deine Frage klärt sich zwar nicht in diesem, aber im nächsten Kapitel! Wir freuen uns wie immer riesig über deine tiefgründigen Kommentare und hoffen, dass dir unser neues Chapter auch gefällt! @sunny01: Erst einmal Danke für deine lieben Worte! Da Mao dir ja schon persönlich auf deinen Kommi geantwortet hat, wollten wir dir nur noch einmal sagen, wie sehr wir uns über deinen ehrlichen und langen Kommentar gefreut haben. Übrigens soll ich (Caerdin) dir von Mao (die gerade neben mir sitzt^^°) ausrichten, dass sie stolz ist, dass du Michail so magst ;) Der ist nämlich auf ihrem Mist gewachsen XD~ Unser kleiner Micha! @MissKai: Danke für deinen netten Kommentar! Es freut uns wirklich immer sehr, wenn jemand so wie du zwischen den Zeilen lesen kann und will :D Dann weiß man, dass sich die Arbeit gelohnt hat... Und was Mr. Dickenson Tala erzählt hat? Naja, wenn du in diesem Kapitel gut aufpasst, dann weißt du’s! ;) So, genug der langen Vorworte! Genießt unser frisch gebackenes Kapitel und schön an die Kommis denken :P Kapitel 10 Losing my faith in you... Zufrieden strich Kai die verschwitzten, dunklen Strähnen seines Haares nach hinten, welche sich nach einem heftigen Kampf mit Tyson aus ihrem Zopf gelöst hatten. Widerspenstig fielen sie ihm über den Rücken, bis er sie erneut zusammen band. Die Bladebreakers waren unterdessen damit beschäftigt, die restlichen Utensilien des Trainings zusammen zu suchen und ihr Teamleader musterte sie dabei kritisch. Es schien die richtige Entscheidung gewesen zu sein, als er Tyson mit der Aufgabe des Trainers betraut hatte. Das Team war in einer guten Verfassung und hatte eine erstaunlich gute Kondition, auch wenn Kai den einen oder anderen Fehler in der Technik hatte ausmachen können. Unter den Jugendlichen war eine angeregte Diskussion entbrannt, wer als erster duschen dürfe, während Kai sich nach Dranzer bückte und ihnen ruhig aus der Trainingshalle folgte. „Kai, hättest du einen Moment Zeit?“, hörte der junge Russe nur kurze Zeit später Kennys leise Stimme neben sich. Überrascht drehte er sich um und blickte zu dem Jüngeren hinunter. „Na ja... Es geht darum... Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.“ Der Silberhaarige zog eine Augenbraue nach oben. „Und das wäre?“ „Es geht um Tala...“ Kai war genervt. Mehr als das... Er raste vor Wut. Als wenn es nicht genug wäre, dass er Kenny nicht wirklich hatte helfen können, fand er sich nun als Letzter der vier Jugendlichen in der Dusche wieder. Die Bladebreakers hatten das heiße Wasser längst aufgebraucht und nicht an den kleinen Hotelboiler gedacht. Dieser konnte nicht genug Wasser erwärmen, damit sie alle in Ruhe duschen konnten. Sauer schlug Kai gegen das Gerät und drehte schließlich den kalten Wasserhahn auf. Mit weit aufgerissenen Augen erstarrte er, als das kalte Nass langsam den Schweiß von seinem Körper spülte und mit bebenden Lippen versuchte er sich von den eisigen Temperaturen des Wassers abzulenken. Doch das Einzige, worum sich seine Gedanken in diesem Moment drehen konnten, waren die nervenaufreibenden Versuche, Kenny in seinem Vorhaben zu unterstützen. In den letzten Monaten hatte Tala einen entscheidenden Platz im Team eingenommen um die Freunde hatten beschlossen, dem Rothaarigen zu Weihnachten in drei Tagen eine besondere Überraschung zu bereiten. Unter den Bladern der BBA Weltelite war es schon lange kein Geheimnis mehr, dass der junge Techniker der Bladebreakers mit Abstand einer der Besten seines Faches war und einen Beyblade zu besitzen, der von Kenny ausgestattet war, hatte sich zu einer Ehre entwickelt. Noch nie hatte der kleine Japaner einen anderen Blade bis auf die seines Teams in seine Obhut genommen, doch Tala sollte nun bald die Ausnahme bilden, welche bekanntlich jede Regel bestätigt. Dies war der Punkt, an dem Kai ins Spiel gebracht wurde. Der Silberhaarige war der Einzige, der Talas Spielweise perfekt beherrschte und imitieren konnte. Somit war dieser auch am besten geeignet, um Kennys neuestes – jedoch noch immer mangelhaftes, wie Kai in Gedanken hinzufügte, – Meisterwerk zu testen. Und hier lag das Problem des jungen Russen. Es hatte nicht lange gedauert, bis der störrische Blade das erste Mal aus der Bowl geflogen war und beinahe Kenny abgeschossen hätte. Für Kai war das eine Schreckenssekunde gewesen, die ihm noch immer in den Knochen saß. Kurze Zeit später hatte das wild gewordene Ding einen scharfen Bogen gemacht und, während es nur Millimeter an Kai vorbeizischte, einen Riss in seinem weißen Schal hinterlassen. Alleine bei der Erinnerung an seinen in Mitleidenschaft gezogenen Schal knurrte der junge Russe wütend auf und versuchte erneut, den Regler des Wasserhahns einzustellen. Doch noch immer blieb ihm das warme Wasser vorenthalten und Kai konnte förmlich spüren, wie eine neue Welle des Zorns in ihm aufstieg. Gereizt griff er nach dem Duschgel, welches seinem hastigen Griff entglitt und polternd zu Boden fiel. „So eine verdammte Scheiße!“, machte er sich wütend Luft. Die letzten Worte hatte er beinahe geschrieen, doch das Rauschen der Dusche verschluckte seine Stimme im selben Moment. Als Kai sich schließlich entnervt nach der kleinen Plastikflasche gebückt und sich eingeseift hatte, hörte er von oberhalb seines Kopfes ein leises Klicken, das ihn dazu bewog, überrascht aufzublicken. Nur Sekunden später begann das Wasser langsam und in stockenden Schüben aus dem Duschkopf zu spritzen, bevor es schließlich gänzlich versiegte. Betont ruhig stellte Kai das Duschgel auf die kleine Ablage in der Dusche und schob dann die Kabinentür zur Seite. Tief durchatmend und mit zitternden Händen legte er nach kurzer Überlegung eines der kleineren Handtücher in das Waschbecken zu seiner rechten und drehte den Wasserhahn auf. Für einen Moment war der Silberhaarige lediglich erleichtert, als das Wasser wenigstens dort zu fließen begann, doch der Gedanke an seinen noch immer von Schaum bedeckten Körper machte auch diesen positiven Aspekt zunichte. Während Kai noch versuchte, mit dem nassen Handtuch die Seife von seiner unterkühlten Haut zu wischen, konnte er aus der angrenzenden Küche die gedämpften Stimmen der Bladebreakers hören, wie sie sich leise unterhielten. Nervös räumte Ray in der kleinen Küche des Hotelzimmers die einzelnen Gläser hin und her, ordnete sie neu an, nur um sie dann wieder auf dem Tisch zu verteilen. Der junge Chinese wusste, dass es sinnlos war es noch länger hinaus zu zögern. Die Gelegenheit hätte nicht günstiger sein können und würde auch nicht so bald wieder kommen. Ray musste mit Tala sprechen, bevor Stanley Dickenson am nächsten Vormittag in Moskau eintreffen würde. Jetzt schon konnte sich der Schwarzhaarige die Reaktion des jungen Russen ausmalen und ihm graute davor bloß daran zu denken. Trotzdem nahm er all seinen Mut zusammen, als er die Stimme erhob. „Tala?“, fragte er so ruhig wie möglich und betrachtete aus den Augenwinkeln heraus seine Freunde, welche gemütlich um den Küchentisch herum versammelt hatten und Abendbrot aßen. „Was meinst du, wie lange wir ihn noch so an der Nase herum führen müssen?“, wollte Ray wissen, als er sich der Aufmerksamkeit des Rothaarigen bewusst war. „So lange wie es nötig ist.“, kam es trocken zurück, doch die Bladebreakers hatten ihre Mahlzeit längst unterbrochen. Nervös erwarteten sie Rays Konter, bemerkten jedoch nicht, wie im Nebenzimmer plätschernd das Wasser der Dusche aufhörte zu rauschen. „Wir hatten das doch schon, Ray!“, wand Kenny besorgt ein. Die Diskussionen zwischen den Beiden waren schon lange keine Seltenheit mehr. „Ich weiß, aber wie lange wird es denn nötig sein? Bis er vor dem Gerichtssaal steht?“ Rays Stimme klang wütend, jedoch beherrscht. „Sei nicht albern, Raymond Kon!“, erwiderte Tala gelassen und nippte an seinem Wasser. „Sieh ihn dir doch mal an! Glaubst du, Kai ist im Moment in der Verfassung so etwas zu hören?“ Plötzlich war Tala ernst geworden und am Tisch herrschte Totenstille. „Nein...“, murmelte Ray bedrückt, doch schon einen Augenblick später hatte er sich erneut gefasst. Er würde sich nicht von den – zugegebener Maßen gut gewählten – Methoden des blauäugigen Russen einschüchtern lassen. Seine Meinung stand fest. „Aber trotzdem ist das unfair! Kai ist alt genug um damit umgehen zu können...“ „Schon klar Ray! Ich geh sofort zu ihm hin und erzähle ihm: ‚Hey Kai, übrigens! Ich hab dir ja gar nicht gesagt warum wir hier sind! Mr. Dickenson ist nämlich gerade dabei, ein Gerichtsverfahren gegen Voltaire in die Wege zu leiten und du bist unser Kronzeuge! Einzelheiten kannst du Dickenson ja persönlich fragen, immerhin kommt der ja morgen vorbei!’“, knurrte Tala sarkastisch und wedelte dabei scheinbar gelassen und abwertend mit der rechten Hand. „Seid ihr dann fertig?“, unterbrach eine gefährlich ruhige Stimme die lautstarke Auseinandersetzung und die Köpfe der Blader fuhren geschockt zur Tür herum, an deren Rahmen sich Kai gelehnt hatte und sie aus eisigen, rubinroten Augen anfunkelte. „Kai...“, keuchte Max erschrocken auf, doch ein einziger Blick des Silberhaarigen reichte aus, um ihn zum Schweigen zu bringen. Als Tyson es trotz allem mutig wie immer wagte, den Mund zum Sprechen zu öffnen, tat Kai einen bedrohlichen Schritt auf die Gruppe zu und deutete harsch zur Tür hinaus. „Raus...!“, grollte der Russe wütend. Es brauchte keine zweite Einladung, damit sich die Bladebreakers sofort erhoben und steifgliedrig der Anweisung ihres Leaders folge leisteten. „Kai, bitte...“, versuchte es Ray leise, doch Kai beachtete ihn nicht. Seine Augen waren noch immer starr auf Tala gerichtet, welcher soeben als letzter die Küche hatte verlassen wollen. „DU... bleibst...!“ Tala versteinerte in seiner Bewegung und erwiderte dann den feurigen Blick seines Gegenübers. Ohne sich von dem Rothaarigen abzuwenden schloss Kai mit der linken Hand die Küchentür direkt vor Rays Nase und sperrte somit die Bladebreakers aus dem Raum aus. „Das war eigentlich nicht für deine Ohren bestimmt, Kai...“, begann Tala entschuldigend, doch der Silberhaarige unterbrach ihn abermals. „Ach, ‚nicht für meine Ohren bestimmt’ sagst du? Das ist ja interessant, ihr scheint ja wirklich großen Gefallen daran zu finden euch hinter meinem Rücken in mein Leben einzumischen! Soll ich mich vielleicht entschuldigen, dass ich euch gestört habe?!“ Der Rothaarige wusste genau, dass er mit seinen Worten einen Schritt zu weit gegangen war. Was er gesagt hatte, war unverzeihlich und taktlos. Das Schlimmste jedoch war Kais Reaktion. Diese vollkommene, äußere Ruhe. „Du verstehst das nicht...! Wir...-“, versuchte sich Tala zu rechtfertigen, doch anstatt der gewünschten Reaktion wurde Kais Blick noch härter und kälter. „Verstehen? Du hast recht... Ich verstehe im Moment gar nichts mehr...“, begann der Jüngere und griff dann scheinbar in Gedanken versunken nach einem Wasserglas, welches neben ihm auf dem Tisch stand. Langsam wiegte er den filigranen Gegenstand in der Hand, drehte ihn ein wenig umher und begann erneut zu sprechen. „Wieso Tala? Wieso zur Hölle noch einmal?!“ Das letzte Mal, dass Kai sich derartig hintergangen gefühlt hatte, war der Tag gewesen an dem er erfahren hatte, dass er zurück ins Internat müsse. Damals, als er von dem Gespräch mit Judy zu seinem Team zurückgekehrt war, waren es Emilys Worte gewesen, die ihn verletzt hatten. Doch seine Freunde waren ihm gefolgt, hatten auf seiner Seite gestanden. Und jetzt... Rasend vor Wut und Enttäuschung schmetterte Kai das Glas mit einer ungeheuren Wucht an die nächstgelegene Wand, sodass Tala erschrocken zusammenzuckte. „Kai...-“ „NEIN! Jetzt rede ICH!“, wetterte der Silberhaarige aufgebracht und seinem Blick konnte nicht einmal mehr Tala standhalten. „Hast du wenigstens einmal in den letzten Wochen dein Hirn benutzt?! Es ist MEIN Leben, hast du verstanden? HABT IHR VERSTANDEN?“, keifte er dieses Mal in Richtung der Tür, damit auch sein Team ihn hören konnte. „Du hast nicht das Recht mir überhaupt IRGENDETWAS vorzuenthalten, was mich oder mein Team betrifft!!! Das hattest du noch NIE und wir werden jetzt auch nicht damit anfangen, ist das klar?! Das kotzt mich alles so sehr an, DU KANNST DIR DAS GAR NICHT VORSTELLEN!“, schrie er fast und fegte dabei ein weiteres Glas vom Tisch. „Es INTERESSIERT mich nicht, was Stanley und ihr euch ausgedacht habt. Ihr glaubt doch nicht WIRKLICH, dass ihr mich wie eine Spielfigur hin- und herschieben könnt wie es euch gerade passt?!“ „Jetzt beruhig dich doch erst einmal, Kai...“, versuchte Tala es leise und kam vorsichtig einen Schritt auf den Freund zu. „Setzt dich erst einmal hin, dann können wir über alles reden...“ „Halt einfach mal deine Fresse, Iwanov!!! Einen Scheiß werde ich tun!“ „Bitte...-“, flüsterte der Rothaarige erneut, doch Kai schüttelte kraftlos den Kopf. „Zu spät, Tala...“ Mit diesen Worten schleuderte der junge Russe erneut die Küchentür auf und ließ den Älteren einfach stehen. Zügig schritt er durch den Raum, in dem die Bladebreakers angespannt und ängstlich auf ihn warteten. Doch Kai würdigte sie keines Blickes, als er an ihnen vorbei hastete und wenig später das Hotelzimmer mit einem weiteren Türknallen verließ. „Die war zu...“, murmelte Kenny kleinlaut, als er Kai hinterher blickte. „Ja“, bestätigte Hilary und seufzte dann leise auf. „Immerhin hat er den Mantel mitgenommen...“ „Sag mal, geht’s noch?“, mischte sich nun Ray aufgebracht ein und sprang vom Sofa auf. „Wir können ihn doch nicht einfach so gehen lassen!“ Bereits im nächsten Moment hatte auch der Schwarzhaarige den Raum verlassen und rannte seinem Teamcaptain durch die engen Hotelgänge hinterher. Erst kurz vor der Foyertür hatte Ray den jungen Russen eingeholt und rief atemlos seinen Namen, um ihn zurück zu halten. „Kai, warte!!!“, keuchte er mit zittriger Stimme und entgegen all seiner Erwartungen blieb der Silberhaarige tatsächlich stehen und drehte sich dann langsam zu ihm um. Einige Sekunden lang sahen sie sich nur über die Entfernung an. Nur noch wenige Meter trennten sie und erst als ein älterer Herr ihren Blickkontakt unterbrach, indem er zwischen ihnen hindurch lief, trat Ray die entscheidenden Schritte auf Kai zu. „Wo willst du denn hin? Es ist doch schon dunkel... Und so kalt...“ Rays Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er betreten den Kopf senkte. „Es tut mir so leid...“, murmelte er niedergeschlagen. Es war, als wäre es mit einem Schlag still geworden in der großen Empfangshalle des Hotels, in der sich noch immer ganze Gruppen von Menschen versammelt hatten. Einfach still. Dann schüttelte Kai erneut den Kopf. Er konnte keine Worte finden, die er Ray hätte erwidern können. Stattdessen griff er aus einer plötzlichen Eingebung heraus sanft nach einer schwarzen Haarsträhne, welche sich durch den rasanten Lauf aus dem Haarband gelöst hatte, und ließ sie vorsichtig über seine Finger gleiten. Kai spürte sie kaum, als sie seine Fingerspitzen berührten und er sie schließlich zurückfallen ließ. Kaum einen Augenblick später wand sich der junge Russe bestimmt um und verließ mit raschen Schritten das Hotelgebäude, während der schwarze Mantel dabei wallend jede seiner Bewegungen umspielte. Noch eine Zeit lang sah Ray Kai nach, wie er in der Dunkelheit verschwand, dann wand er sich seufzend ab. Man konnte den Silberhaarigen nicht festhalten, sobald er sich entschieden hatte zu gehen. Er war zu stur und vor allem zu stolz. Kai konnte auf sich selbst aufpassen... Und trotzdem machte Ray sich schon jetzt schreckliche Sorgen. Die Strähne seines Haares, die der junge Russe so sanft berührt hatte, hing nun lose in seinem Gesicht und streifte jedes Mal seine Wange, wenn er sich bewegte. Ray wunderte sich nicht einmal, dass Kais Verschwinden eine unglaubliche Leere in ihm hinterlassen hatten. Ein Gefühl, dass er am liebsten ignoriert hatte. Es war falsch. Und es bedeutete Schmerzen. Zu sagen, dass Kai wütend war, wäre eindeutig untertrieben gewesen. In ihm brodelte der Zorn glühend heiß und auch die kurzen Minuten, in denen er sich Ray zu liebe beherrscht hatte, hatten dies nicht ändern können. Der Schwarzhaarige hatte es einfach nicht verdient, zum Ventil für seine Emotionen zu werden. Vielleicht war er der Einzige, der wirklich zu ihm gehalten hatte. Bedingungslos. Erneut brandete eine Welle der Wut in ihm auf und bescheunigte Kais Schritte. Er flüchtete an den einen Ort, den er sonst so liebend gerne verließ und über all seiner Empörung brachte der junge Russe es nicht einmal fertig, Schmerz darüber zu empfinden. Nachdenklich betrachtete Stanley Dickenson die rot glühende Sonne, wie sie sich langsam am Horizont abzeichnete und immer höher stieg. Von seinem Platz im Flugzeug aus hatte der Vorsitzende der BBA eine hervorragende Sicht auf das Naturschauspiel, welches den Menschen, die soeben in Russland erwachten, verwehrt blieb. Eine dichte Wolkendecke hing über der Metropole und ihrer Umgebung und laut des Wetterberichtes, der vor kurzem durchgegeben wurde, schneite es in Moskau bereits seit Tagen. „Kann ich ihnen noch einen Kaffee bringen, Mister?“, riss ihn die freundliche Stimme einer blonden Stewardess aus seinen Gedanken und Mr. Dickenson schenkte ihr ein gespieltes Lächeln, während er höflich verneinte. „Oder kann ich sonst noch etwas für sie tun?“ „Nein, ich habe alles, danke...“, versuchte Stanley die junge Frau abzuwimmeln und drehte sich dann wieder zu dem kleinen Flugzeugfenster um. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sich die Stewardess einem anderen Passagier zuwand. Mr. Dickenson war es einfach nicht mehr gewohnt, einen Streit vor einem Gericht auszutragen. Früher, bevor er zum Vorsitzenden der BBA wurde, hatte er die Organisation des häufigeren als Sprecher bei Verhandlungen vertreten, doch mittlerweile gehörte dies nicht länger zu seinem Aufgabenbereich. Damals hatte noch Yuutos Vater, Hayato Nakamura, die Justizabteilung geleitet. Noch vor einigen Jahren wäre es für Stanley undenkbar gewesen, sich erneut vor Gericht zu begeben. Doch dann war Kai erneut in sein Leben getreten und hatte die Situation völlig verändert. Als der junge Russe als 14-jähriger japanischer Meister das erste Mal gegen Tyson angetreten war, hatte er sich zuvor aus eigener Kraft von Voltaire losgerissen und Stanley hatte nicht daran gezweifelt, dass Kai es erneut tun könne. Die Bladebreakers hatten aus diesem Glauben heraus ihren Captain zugeteilt bekommen. Es war für Kai eine Bürde und eine Chance zugleich, das Team zu trainieren und nach und nach waren die Bladebreakers unzertrennlich geworden. Stanley hatte recht behalten. Der Silberhaarige hatte ihn nicht enttäuscht und – trotz einiger Schwierigkeiten – zu guter Letzt sein Team zum Sieg über die Biovolt geführt. Damals wäre wohl der richtige Zeitpunk gewesen, Kai endgültig von Voltaire zu trennen und den jungen Russe zu schützen, doch Mr. Dickenson hatte es nicht übers Herz gebracht. Ihm war bewusst gewesen, dass eine Gerichtsverhandlung das zarte Band, welches Kai zu dieser Zeit mit den Bladebreakers verbunden hatte, zu leicht zum Reißen hätte bringen können. Das Team hätte ihren Captain niemals alleine gelassen, doch konnte niemand voraussagen, wie sich dieser selbst verhalten würde. Es war schon jetzt ein Balanceakt, Kai derartig emotional zu belasten und er würde somit ihre Beziehung zueinander unweigerlich strapazieren. Heute jedoch hatte Stanley keine Wahl mehr. Er würde das Sorgerecht für den Silberhaarigen erstreiten müssen, um ihn auch zukünftig schützen zu können. Und es war an der Zeit, dem wichtigsten Anliegen von Enya und Alexander, ihrem Sohn ein behütetes Leben zu ermöglichen, endlich folge zu leisten. Es war lange her, seit Boris das letzte Mal nervös gewesen war. Die Menschen in seiner Umgebung erzitterten vor ihm und der Autorität, die er ausstrahlte. Selbst wenn ein einzelner, lebensmüder Trottel wie dieser schwächliche Spross der Hiwatarifamilie es wagte, sich gegen ihn aufzulehnen, wusste sich Boris zu behaupten. Vor der unbändigen Wut jedoch, mit der Voltaire durch das dunkle Büro schritt, zeigte sogar er Respekt. Es war etwas geschehen, dass weder Boris noch der alte Patriarch selber eingeplant hatten. „Wie kann er es wagen!?“, wetterte Voltaire ungläubig und seine kalten, grauen Augen brannten sich bedrohlich ins Gedächtnis des Lilahaarigen ein. „Mich vor ein Gericht zu ziehen! Pah! Niemand fordert die Biovolt heraus, vor allem nicht mit solch niederen Beweggründen! Ich habe keine Zeit, mich jetzt um so etwas zu kümmern!“ Die Stimme des Mannes war zum Ende hin immer lauter geworden und Voltaire hantierte dabei aufgebracht mit dem Brieföffner, den er noch immer in der Hand hielt. „Dieses Mal ist Stanley zu weit gegangen! Er hat nicht die Mittel, dies hier zu gewinnen!“ „Die amerikanischen Richter lassen sich aber nicht bestechen... Er ist nicht dumm, dieser Dickenson. Er hat es zu einer nationalen Angelegenheit erhoben...“, wagte es Boris sich einzumischen. „Er ist zu weit gegangen!“, donnerte Voltaire erneut und rammte den Brieföffner mit aller Kraft in den massiven Holztisch mitten durch das amtliche Schreiben, welches für die Aufruhr verantwortlich war. Neben dem alten Russen musste sich Boris dazu zwingen, unbeeindruckt und ruhig zu wirken. „Boris! Begib dich umgehend in die Zentrale und sag diesen lächerlichen Termin ab! Dieser Nakamura ist ein Narr, wenn er wirklich glaubt mich einfach so heran zitieren zu können...!“ „Jawohl Gaspadin!“ Aufgebracht blickte Voltaire dem Lilahaarigen nach, bis dieser hinter den dunklen Eichentür verschwunden war und ließ sich erschöpft in seinen schwarzen Ledersessel sinken. Seit nunmehr acht Tagen hing der Gedanke an die so offensichtliche Herausforderung der BBA über ihm wie ein schwarzes Tuch. Er würde sich auch dieser Bedrohung entziehen können, so wie er es immer getan hatte. Und trotzdem blieb das Ärgernis darüber, dass man es überhaupt gewagt hatte, ihn anzugreifen. Noch einmal überflog Voltaire flüchtig den Brief, welchen er vor wenigen Stunden erhalten hatte. Oberster Gerichtshof Tokio 19.12.2006 Sehr geehrter Herr Hiwatari, Betreffend der Anklage vom 10.12.2006 aufgrund der begründeter Annahme auf Misshandlung ihres schutzbefohlenen Enkels Kai Hiwatari laden wir Sie hiermit zum „International Court of Justice“ in Seattle vor. Als erster Verhandlungstermin ist der 06.01.2007 angesetzt. Ein persönliches Erscheinen ihrerseits ist zwingend. Im Auftrag, Y. Nakamura Yuuto Nakamura Entschlossen lehnte sich der alte Mann über seinen Schreibtisch und drückte dann die Taste seiner Freisprechanlage. Ein leises Knistern folgte und nur wenige Augenblicke später meldete sich die Stimme eines jungen Mannes. „Ja Gaspadin?“ „Schick mir meine Limousine zum Westtor!“, blaffte Voltaire in das kleine Mikrofon und entließ den Schalter seinem Griff ohne eine Antwort abzuwarten. Bereits als er sich erhoben hatte und nach seinem Mantel griff ertönte erneut die Stimme des jungen Sekretärs durch die Gegensprechanlage. „Die Limousine wartet am Westtor, Gaspadin“ Der Grauhaarige lächelte grimmig. Er würde sich seine Kontrolle über Kai nicht so schnell entziehen lassen und wenn ein unangemeldeter Besuch im Internat das Einzige war, dass seinen Enkel daran erinnerte wo sein Platz war, dann würde er nicht länger zögern eben dies zu tun. Sooo das war’s dann wieder von uns, das nächste Chapter wird auch nicht allzu lange auf sich warten lassen, wir leisten nämlich Vorarbeit, damit ihr nicht unter unserer Klausurenwelle leiden müsst ;) Liebste Ostergrüße aus Wedel (bei Hamburg)!!! *grins* Mao_Anna & Caerdin Kapitel 11: I blame you! - The seeking for forgiveness ------------------------------------------------------ 205 Kommentare... 98 Favos... O.O Mein Gott, wir lieben euch XD Und dann brauchen wir auch noch so lange bis zum nächsten Upload... Es tut uns wirklich leid, aber die 12. Klasse ist die Hölle. Wenn wir die 11. schon schlimm fanden, dann haben wir uns sehr getäuscht... Angeblich soll die 13. ja besser werden, mal sehen. Wir geben uns wirklich Mühe, nächstes Mal schneller zu sein. Ihr könnt uns glauben, dass 8 Monate auch für uns eine krass lange Zeit sind und wir unsere eigenes Tempo alles andere als zufrieden stellen finden. Naja, wir hoffen, das neue Chapter gefällt euch trotz der langen Wartezeit und einen ganz lieben Dank an alle Kommischreiber und auch an die, die diese Geschichte in ihren Favoriten haben (ein Kommi von euch wäre spitze!). 11. Kapitel I blame you! - The seeking for forgiveness Nahezu apathisch saß der junge Russe auf seinem Bett, den Rücken an die Wand gelehnt und die Arme um die eng an den Körper heran gezogenen Beine geschlungen. Er beobachtete die dunklen Wolken, wie sie vor seinem geöffneten Fenster vorüber zogen und störte sich dabei nicht an der eisigen Kälte, welche das Zimmer erfüllt hatte. Eigentlich spürte Kai sie gar nicht mehr. Weit in der Ferne konnte er das leise Grollen eines sich ankündigenden Gewitters vernehmen, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Das Unwetter schien gerade erst auf der anderen Seite Moskaus ausgebrochen zu sein und würde – wenn überhaupt – noch lange brauchen, bis es das Internat erreichte. In seinem abwesenden Zustand war Kai diese Tatsache ebenso egal, wie alles andere, das um ihn herum geschah. Sollte doch kommen, was wollte, solange man ihn in Ruhe ließ. Er brauchte die Stille, die Abgeschiedenheit, um seine verwirrten Gedanken ordnen zu können. Was war am gestrigen Abend eigentlich alles in die Brüche gegangen? //Oder...//, überlegte Kai, //... um das ganze abzukürzen: ‚Was ist denn nicht schief gelaufen?’// Auf diese Frage konnte er einfach keine Antwort finden. Schlimm genug, dass er sich plötzlich so unglaublich hintergangen und verraten fühlte. Doch wenn er ehrlich war, tief in sich hinein horchte, dann nagte besonders der Streit mit Tala sehr an ihm. Er hatte sich wirklich meisterhaft darauf verstanden, seinen besten Freund in seine Schranken zu verweisen. Immerhin hatte er dafür den besten Lehrer gehabt. Doch in diesem Moment – und der Wut, die noch immer brennend heiß durch seine Venen schoss, zum Trotz – hätte er viel für den Rat des Älteren gegeben. Tala hatte immer gewusst, was zu tun war. Ein Wort des rational denkenden Russen reichte meist aus, um ihn klare Gedanken fassen zu lassen. Von diesem Punkt an verbot jedoch sein Stolz Kai jeden weiteren Gedanken an den Rothaarigen. Tala sollte sich gefälligst zuerst entschuldigen, bevor er wieder daran denken konnte, mit ihm ein normales Gespräch zu führen. Zwischen ihnen war einfach zu viel gesagt worden und gleichzeitig zu viel unausgesprochen geblieben. Wie zur Unterstreichung seiner Gedanken gleißte es draußen hell auf und ließ die Umrisse eines kahlen Baumes auf dem dunklen Parkettboden aufflackern. Träge wanderte Kais Blick erneut zu dem rechteckigen Fenster, durch welches noch vor nicht all zu langer Zeit seine Freunde zu ihm hereingeklettert waren. Doch nun stand dort kein Ray, welcher mit dem Oberkörper über die Fensterbank gelehnt nach den Händen seines braunhaarigen Teamkollegen griff um diesem über das Hindernis zu helfen. Einzig und allein die schwarze Birke befand sich in dem Sichtfeld des jungen Russen, inmitten des Unwetters und des dunklen Himmels, wie ein großes, ausgestopftes Tier. Die zahlreichen dünnen Arme und Finger weit von sich gestreckt, wiegten sich die nassen Äste im starken Wind. Mit einem lauten Knall, der Kai aus seiner Trance riss, schlug eine plötzlich aufkommende Orkanböe das Fenster zu. Bereits wenig später kratzen die Zweige des Baumes wie zum Hohn an der kalten Scheibe. Verbittert wand der Silberhaarige seinen Blick von dem Unwetter ab. //Typisch Kai Hiwatari – einfach wegsehen, wenn die Realität zu unangenehm wird…// Der junge Russe wusste um seine Schwäche, sich den Dingen, die ihn selbst betrafen, zu stellen, sobald sie ihn zu sehr zurückerinnerten. Und durch eben diese Unfähigkeit war er gerade auf dem besten Wege, den wohl größten Fehler seines Lebens zu begehen. Seine Freunde und seine Freiheit endgültig zu verlieren. Kai war sich genau darüber im klaren, doch trotz alledem wehrte sich der schlicht und ergreifend zu tief sitzende Stolz in seinem Innerem vehement dagegen nachzugeben. Erneut seufzte der junge Russe entnervt auf. Sie hätten es ihm sagen sollen… Man hätte ihn von Anfang an einweihen müssen! Waren seine Gefühle und seine eigene Meinung wirklich nur so wenig wert? Vielleicht war er in dieser Welt wirklich nur eine Spielfigur, die von zwei verschiedenen Seiten ständig umher geschoben wurde, um den gewünschten Nutzen zu erzielen? Warum war es Dickenson denn plötzlich so wichtig, ihn von Voltaire zu befreien? Was hatte ihn dazu veranlasst, diese Gerichtsverhandlung erst jetzt anzusetzen? Und was hatte ihn noch vor einem knappen Jahrzehnt daran gehindert? Ein leichtes Pochen in seinen Schläfen ließ den Jungen seinen Gedankenfluss unterbrechen. Er sollte endlich aufhören, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Auf eine Antwort brauchte er mit Sicherheit nicht zu hoffen, vor allem nicht von Stanley, den Bladebreakers oder von Tala, der ihn von allen am meisten verletzt hatte. Und wenn der junge Russe vor hatte, am heutigen Tag über seine Wut nicht vollends abwesend zu wirken und so den Zorn seines cholerischen Mathelehrers auf sich zu ziehen, sollte er erst gar nicht an den rothaarigen Jungen denken, welcher zur selben Zeit gedankenverloren vor dem Balkonfenster stand und in den wolkenverhangenen Himmel blickte. Gedankenverloren spielten Talas lange, blasse Finger mit dem weißen Stoff der Gardine, welche sich im starken Luftzug des Gewittersturmes mahnend erhob und sich zu voller Größe aufbauschte. Mit jedem weiteren Donnergrollen, jedem aufflackernden Blitzschlag, kehrten die Erinnerungen an den vergangenen Abend zurück. Bisher hatte Tala sie verdrängen können, doch nun, wo sich die Bladebreakers zum trainieren in den Keller des Hotels zurückgezogen hatten, spürte er mehr denn je den Drang, sich mit ihnen auseinander zu setzten. »Du hast nicht das Recht mir überhaupt IRGENDETWAS vorzuenthalten, was mich oder mein Team betrifft!!!«, meinte er erneut Kais wütendes Keifen zu vernehmen und leise seufzte der Ältere auf. Ja, es stimmte, was der Silberhaarige ihm da an den Kopf geworfen hatte. Er war lediglich Gast in ihren Reihen, auch wenn er in letzter Zeit viel Verantwortung für sie übernommen hatte und sie Freunde geworden waren. Der Captain der Bladebreakers hieß Kai Hiwatari, von Anfang an und so lange, bis es auch das Team selber nicht mehr geben sollte. Wieder ein Blitz, wieder eine neue Welle der Erinnerung. »Das hier kotzt mich alles so sehr an, DU KANNST DIR DAS GAR NICHT VORSTELLEN!« Doch, das konnte er. Tala wusste, wie es nun in Kai aussehen musste. Bei keinem anderen Menschen auf der Welt war er sich so sicher, ihn zu kennen. Und kein Mensch überraschte ihn so häufig wie es der Russe mit den rubinroten Augen tat. Es war selten, dass Kai Gefühle zeigte, doch er hatte es getan, als er bereits das zweite Glas vom Tisch fegte, als wäre der zerbrechliche Gegenstand selber Schuld an seinen Schmerzen. »Ihr glaubt doch nicht WIRKLICH, dass ihr mich wie eine Spielfigur hin- und herschieben könnt wie es euch gerade passt?!«, drang es Tala entgegen. Dem wütenden Keifen zum Trotz lag so viel Vertrauen in diesen Worten. Das Vertrauen, dass Tala seinen Ruf verstehen würde. Es war immer eine von Kais größten Ängsten gewesen, nichts weiter als eine Marionette zu sein. Schon als Baby hatten das Reißen und Zerren um ihn begonnen, dabei wünschte sich der Jüngere nichts als einen Ort, an den er gehörte, weil man ihn dort haben wollte. Nicht wegen des Geldes und der Macht, die es mit sich brachte, sondern um seiner selbst Willen. »Bitte...- «, konnte der Rothaarige sich selbst flüstern hören. Er hatte es verstanden. Schon damals, als Kai ihm die Worte entgegengeschleudert hatte. Nur leider kam diese Erkenntnis trotzdem zu spät. Seinen Fehler hatte er schon lange nicht mehr begleichen können. Gefasst wartete der junge Russe darauf, noch einmal die Antwort seines besten Freundes, Bruders, zu hören, die er längst auswendig kannte. Sie hatte sich tief in sein Herz gebrannt. »Zu spät, Tala...« Mit ohrendbetäubendem Plätschern und Rauschen begann der lange erwartete Regen zu fallen und legte die graue Welt hinter einen Vorhang aus Milliarden von Tränen. Gelangweilt tippte Kai mit der Schuhspitze gegen das hölzerne Tischbein. Dieser dämliche Test war so was von trivial und unnötig, doch der alte Mathematiklehrer hatte unnachgiebig darauf bestanden, die Grundkenntnisse der Schüler schriftlich zu überprüfen, damit der bereits behandelte Lehrstoff nicht in Vergessenheit geriet. y = (x-1)(x+3)(x-4) = (x²+2x-3)(x-4) = ... Missmutig löste Kai die letzte Gleichung und schob seinen Stuhl geräuschvoll nach hinten. Ohne den Lehrer eines weiteren Blickes zu würdigen, platzierte er sein ausgefülltes Arbeitsblatt auf dem dunklen Holzpult und verließ schon lange vor Ende der Stunde den Mathematiksaal. //Wenigstens etwas Gutes hat es mit diesem Test auf sich//, dachte sich der Silberhaarige und überschlug in Gedanken die Zeit, die er nun früher Schulschluss hatte. In seinem Zimmer angekommen zog Kai das kleine, silberne Handy unter der Fensterbank hervor und wählte die vertraute Nummer des nächsten Taxiservice. Natürlich hätte er auch einfach die Limousine der Bladebreakers zu sich ordern können, doch der junge Russe hatte keinerlei Interesse daran, sein Team davon in Kenntnis zu setzten, dass er das Internat verlassen würde. Wohin er wollte, dass wusste Kai selbst noch nicht so genau. Vielleicht zurück ins Hotel, vielleicht aber auch einfach nur weg von diesem Ort. Stanley Dickenson hatte währenddessen ganz andere Probleme. Nicht nur, dass er von dem schnellen Russisch, in dem der Taxifahrer mit ihm sprach, nicht ein Wort verstand. Nein, entweder hatte auch noch sein Handy keinen Empfang, oder Yuuto ging dann, wenn er ausnahmsweise doch auf ein plötzlich auftretendes Funknetz traf, partout nicht ans Telefon. Dabei war es doch gerade jetzt wichtiger denn je, den jungen Anwalt zu erreichen. Einige Akten lagen geöffnet auf Mr. Dickensons Schoss oder waren auf den benachbarten Sitzen verteilt. In einigen von ihnen hatte er Textstellen mit einem roten Füller unterstrichen. Eine andere Zeile war besonders dick umrandet. ‚Es konnten keine Zeugen des Vorfalls ausfindig gemacht werden.’, besagte sie, doch Mr. Dickenson hatte mit seiner etwas krakeligen Handschrift einen Namen hinzugefügt. ‚Jaden?’ Es kam ihm vor, als wäre es gestern gewesen, dass er Kais damals besten Freund im Haus der Familie Hiwatari getroffen hatte. Braune, kurze Haare und eine markante Nase, die von Unmengen von Sommersprossen bedeckt wurde. An den Nachnamen des Jungen konnte sich der alte Mann nicht mehr entsinnen, doch je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er sich. Sein Name musste Jaden gewesen sein. Kai danach zu fragen schloss er kategorisch aus. Im Moment konnte er wohl nicht erwarten, in dem Silberhaarigen einen Verbündeten zu finden. Nervös trommelte der junge Mann mit den Finger auf dem Lenkrad. Dabei war er immer darauf bedacht, bloß kein Geräusch von sich zu geben, welches seinen Fahrgast, der sich vor mehr als zwei Stunde überlaunig auf dem schwarzen Leder der Limousine niedergelassen hatte, verärgern könnte. Voltaire Hiwatari war ganz bestimmt kein Mensch, den man mehr als einmal reizen würde. Eigentlich war sich der Fahrer bereits darüber in klaren gewesen, was für einen Job er da annahm, bevor er Voltaire zum ersten Mal begegnet war. Und normalerweise war es ihm auch egal, wer hinter ihm auf der Rückbank saß. Solange er seiner Arbeit ordnungsgemäß nachging, brauchte er sich vor dem alten Hiwatari nicht zu fürchten. An Tagen wie diesen jedoch erschrak der junge Fahrer vor dem Mann, den er seinen Arbeitgeber nannte. In Voltaires Augen lag nichts als blanke Wut und ein alles verzehrender Hunger nach Rache. Danach, seine Macht unter Beweiß stellen zu können. Leise seufzte der junge Mann auf. Er wollte in diesem Moment ganz sicher nicht in der Haut des Mannes stecken, der diesen geballten Hass zu spüren bekommen würde. Der Regen peitschte noch immer erbarmungslos auf die Erde nieder, als Kai das Internatsgebäude verließ um draußen auf sein Taxi zu warten. An die kalte Steinwand gelehnt harrte er unter dem kleinen Vordach des Hauses aus. Sein Blick war starr auf die Einfahrt des Internatsgeländes gerichtet. Er rechnete jeden Augenblick mit dem Auftauchen des gelben Autos, das ihn fortbringen sollte. Die massive Steinmauer, die das Grundstück umgab, verhinderte jegliche Sicht auf die Zufahrtsstraße und so glaubte Kai sein Warten hätte ein Ende, als er den Kies der Auffahrt unter den Reifen eines Fahrzeuges knirschen hörte. Das dumpfe Dröhnen des Motors wurde beinahe zur Gänze vom stetigen Prasseln des Regens geschluckt. Umso mehr erschrak er, als nicht das gelbe Taxi, sondern eine tiefschwarze, und ihm wohl bekannte, Limousine um die Ecke gebogen kam. //Protzig...//, war wie jedes Mal das Erste, was Kai durch den Sinn kam, wenn er dieses überdimensionierte Gefährt zu Augen bekam. Doch dann wurde er sich seiner Situation erst richtig bewusst. „Ganz toll...“, presst er leise zwischen den Zähnen hervor und wartete mehr oder weniger geduldig darauf, mit seinem Großvater konfrontiert zu werden. Tatsächlich ließ Voltaire nicht lange auf sich warten, doch zunächst öffnete sich die Fahrertür und ein junger Mann mit schwarzen Haaren trat hinaus in den Regen. In seinen Händen hielt er einen Regenschirm, den er aufspannte, bevor er dem Älteren die Tür öffnete. Er schien einige Worte mit Voltaire zu wechseln, aber Kai stand viel zu weit entfernt, um die beiden verstehen zu können. Dann sah er ihn und der Anblick des verhassten Mannes ließ in Kai erneut unbändige Wut aufsteigen. Dieses Mal jedoch hatte er sich unter Kontrolle, verbannte jegliche Emotionen aus seinem Gesicht und trotzte stumm dem Sturm, der längst auch in seinem Inneren tobte. Wie Kai erwartet hatte, dauerte es noch eine Weile, bis Voltaire ihn unter dem Dach des Eingangsbereiches ausmachte. Ein bösartiges Grinsen legte sich auf die Züge des alten Mannes und ließ sein verwittertes Gesicht noch strenger wirken als gewöhnlich. „Mit so viel Kooperationsbereitschaft deinerseits habe ich ja gar nicht gerechnet!“, spottete er und erhielt lediglich einen starren Blick aus rubinroten Augen zur Antwort. Diese Augen. Es gab nichts, das Voltaire an seinem Enkel mehr hasste, als die unglaubliche Ähnlichkeit, die er mit Alexander hatte. Sein Sohn, Kais Vater, hatte genau die selben, stechenden Augen gehabt und mit ihnen so vieles gesehen, dass Voltaire nur zu gerne vor ihm verborgen hätte. Dinge, die nicht mit den schwächlichen Moralvorstellungen des Firmenerben zu vereinbaren gewesen waren. Schließlich hatte Alexander ihn verraten. Ihn im Stich gelassen. Dass Kai seiner Kontrolle derartig entglitt, würde der alte Patriarch heute nicht zulassen. Er machte nie zwei Mal den selben Fehler. Nur wenige hundert Meter entfernt gab Stanley den Versuch auf, den jungen Anwalt erreichen zu wollen und verstaute das etwas veraltete, schwarze Mobilgerät wieder zwischen den Akten seines Koffers. Erst jetzt richtete er seinen Blick bewusst aus dem Fenster des kleinen Taxis, sah wie Menschen mit großen dunklen Regenschirmen eilig vorbeizogen, Mütter die ihre Kinder fest an sich gedrückt hielten um sie dem stürmischen Nass der schweren Regenfälle zu entziehen, Straßenhunde die dicht aneinander gedrängt unter Dachvorsprüngen kauerten, Gebäude die in ihrer massiven Bauart bei solch einem Wetter mehr als nur achtungsgebietend wirkten... „So, that was it, sir. That is the private school you wanted to go to, sir.“ Verwirrt blickte Dickenson in das grinsende Gesicht seines Taxifahrers und versuchte sich schnell ins Gedächtnis zu rufen, was dieser ihm gerade in einem schnellen, gebrochenem Englisch nahe bringen wollte. Doch als er erneut aus dem Fenster sah erkannte er durch die beschlagene Scheibe die große Namenstafel am Eingangstor des Internatsgebäudes, nickte seinem Fahrer dankbar zu und reichte ihm die verdienten Geldscheine, bevor er sich, seine Tasche fest umklammernd, nach draußen in die Kälte begab. Schnell spannte der ältere Mann seinen fast schon zu klein wirkenden Schirm auf und begab sich mit mehr oder minder festen Schritten in Richtung des Eisentors. Er konnte bereits die dunkle Eingangstür des Gebäudes ausmachen und freute sich schon auf eine trockene und hoffentlich auch warme Eingangshalle. Doch so weit sollte Stanley gar nicht erst kommen, denn eine ihm mehr als nur bekannte Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit augenblicklich zu einem scheinbaren Seitenausgang, vor dessen Dachvorsprung er allzu deutlich zwei vertraute Personen ausmachen konnte. Mit klopfendem Herzen beschleunigte Stanley seine Schritte und ließ zahlreiche kleine Wassertropfen unter seinem raschen Gang theatralisch aufspritzen. „Mit so viel Kooperationsbereitschaft deinerseits habe ich ja gar nicht gerechnet!“, durchbrach eine abwertende und höhnende Stimme die monotonen Naturgeräusche und bei Stanley stellten sich die Nackenhaare auf. Es gab keinen einzigen Menschen auf diesem Planeten, den er so sehr verachtete wie Voltaire Hiwatari und gleichzeitig auch niemanden, vor dem er solch eine Ehrfurcht und Angst hatte. Grund genug um Kai vor diesem Menschen endgültig in Schutz zu nehmen... und dieses Mal würde er das mit aller Kraft durchziehen. „Genug geredet, steig sofort in den Wagen.“, herrschte der alte Mann seinen Enkel an, doch kaum hatte er den Arm ausgestreckt, um nach dessen Schulter zu greifen, ließ ihn eine ruhige, aber dennoch wütend klingende Stimme inne halten. „Kai du wirst da nicht einsteigen, hast du mich verstanden?“ „Stanley Dickenson...“, gab der alte Patriarch abwertwertend, aber bestimmt ruhig von sich und drehte sich langsam zu dem Vorsitzenden der BBA um. „Hätte nicht gedacht, sie so schnell wiederzusehen. Doch bedauerlicher Weise habe ich keine Zeit mir ihr Gerede anzuhören. Ich weiß, sie werden das nur schwer nachvollziehen können, aber ich bin ein viel beschäftigter Mann und-“ „Sparen sie sich die Beleidigungen Voltaire, sie wissen genau, warum ich hier bin. Kai, du kommst jetzt mit mir.“ Verärgert trat Voltaire näher an den fülligen Japaner heran und entfernte sich von seinem Enkel, welcher stumm und scheinbar ohne jegliche Gefühlsregung die beiden Erwachsenen beobachtete. Der ältere Russe beugte sich bedrohlich zu Stanley herunter und zischte ihm leise einige Sätze entgegen, die Kai jedoch nicht verstehen konnte. Der Regen war Mittlerweile stärker geworden, große, schwere Tropfen wurden von einsetzenden Windstößen umhergewirbelt, sodass ihn auch sein Standplatz nicht mehr vor dem kühlen Nass schützen konnte. Der Silberhaarige starrte verbittert zu Boden. Genauso wie das Wüten des Sturmes waren die Stimmen der beiden Erwachsenen immer lauter geworden. Auch wenn das Unwetter die meisten Sätze verschluckte, kristallisierten sich immer wieder einzelne Bruchstücke heraus und ließen Kai seine Hände zitternd zu Fäusten ballen. „Der Junge WIRD-“ „...er hat zu...“ „...genau wie sein Vater...“ „...sowieso keine Wahl...“ „...vor Gericht aussagen...“ Nur mit Mühe konnte Kai den Impuls unterdrücken, den beiden seine Meinung entgegen zu wettern, doch ein plötzliches Hupen ließ die drei erzürnten Personen verwundert aufblicken und Kais Herz machte einen erleichterten Sprung. Sein Taxi kam zwar entscheidend zu spät, aber nun war es da und betätigte wie zur Bestätigung einige kurze Male die Lichthupe. Ohne ein weiteres Wort schritt der Siebzehnjährige an den Streitenden vorbei und öffnete die Tür des gelben Wagens. Das einerseits verdutzte und andererseits erboste Ausrufen seines Namens war das letzte was der Junge hörte, bevor er mit einem kräftigen Ruck die Autotür zuwarf und die Fahrerin aufforderte, sofort zu wenden. „Wohin soll’s gehen?“, wollte die junge Frau auf dem Fahrersitz fröhlich wissen und lächelte ihm aufmunternd zu. Strähnen ihres feuerroten Haares fielen ihr frech in die Augen und sie strich sie mit einer lässigen Bewegung zurück. „Fahren Sie einfach!“, fauchte Kai wütender als beabsichtigt und bereits im selben Moment tat es ihm leid, die Fahrerin derartig respektlos behandelt zu haben. „Kai Hiwatari! Das wird Konsequenzen für dich haben, ist das klar?! So gehst du nicht mit mir um, du...!“, keifte der alte Russe dem davonfahrendem Wagen hinterher. Beinahe im selben Moment wurde er sich jedoch der Sinnlosigkeit seines Handelns bewusst und er drehte sich in einer fahrigen Bewegung zurück zu dem nicht weniger überrascht dreinblickenden Japaner. „Hören Sie gut zu...“, begann der Ältere erneut und sah Stanley durchdringend und bedrohlich in die Augen. „Das war das letzte Mal, dass sie mir so dazwischen gefunkt sind... und wenn ihnen ihr elendiges, kleinbürgerliches Leben etwas Wert ist, dann sollten sie in Zukunft besser nachdenken bevor Sie meine Autorität untergraben. Haben wir uns verstanden?“ Wie oft hatte Stanley sich gedanklich in solche Gespräche und Situationen hineinversetzt? Ihm waren immer so viele Dinge eingefallen, die er sagen konnte und musste, so viele Argumente und mutige Aussagen... Doch nun, inmitten eines rauschenden Gewitters, kaum eine handbreite von Voltaire Hiwataris bedrohlichem Gesicht entfernt, blieb ihm jeglicher Kommentar wahrlich im Halse stecken. Voltaire deutete das Schweigen des Mannes als Einverständnis und drehte sich verächtlich schnaubend zu seiner Limousine. „Dann hätten wir das ja geklärt...“, murmelte der Russe überlegen und war nur noch Schritte von seinem schwarzen Fahrzeug entfernt, als Stanleys leise, jedoch bestimmte Stimme das Gespräch wieder aufnahm. „Ich werde das Sorgerecht für Kai schon noch erkämpfen, ob es dir passt oder nicht! Wir wissen beide genau, warum der Junge nicht bei so einem Unmensch wie dir bleiben kann!“ Doch entgegen Stanleys Erwartungen lachte der Patriarch laut auf und ließ sich breit grinsend die Tür zu seinem Wagen öffnen. „Genauso wie wir beide wissen, warum es überhaupt so weit gekommen ist, dass der Junge bei einem Unmensch wie mir gelandet ist, lieber Stanley...“ Stumm betrachtete Kai die dicken Regentropfen, die noch immer auf Moskau nieder prasselten. Es war ungewöhnlich, dass sie sich bei den gegenwärtigen Temperaturen nicht längst in feine, watteweiche Eiskristalle verwandelt hatten, doch dem jungen Russen war die merkwürdige Wetterlage momentan mehr als nur egal. Der Himmel hätte auf ihn nieder fallen können, ohne dass er es bemerkte. Erst das leise Räuspern seiner Fahrerin brachte Kai schließlich zurück in die Gegenwart und verwundert hob er den Kopf, um in dem kleinen Rückspiegel nach den Augen der rothaarigen Frau zu suchen. „Haben Sie sich jetzt entschieden, wo ich sie hinbringen soll?“, fragte sie ruhig, als sich ihre Blicke begegneten und Kai nickte abwesend. „Radisson Slavjanskaya...“, kam ihm der Name des Hotels über die Lippen, bevor er genauer darüber nachdenken konnte. Er konnte ja nicht ewig davonlaufen... Eine halbe Stunde später betrat Kai – noch immer nass bis auf die Knochen, aber allmählich etwas ruhiger – das Foyer des Radisson Hotels. Nachdem er die Fahrerin für ihre Arbeit bezahlt hatte, wusste er nun nicht so recht, ob er seinem Team wirklich gegenüber treten wollte. Das Vertrauen, was sie sonst so unerschütterlich zusammengehalten hatte, war mehr als nur angekratzt worden. Trotzdem lief er zielstrebig auf den Fahrstuhl zu, der ihn in den fünften Stock hinauf bringen sollte. Niemand wäre in der Lage gewesen, seine Unsicherheit zu erkennen, doch es machte sich auch keiner der Hotelgäste die Mühe, ihm mehr als einen kurzen Seitenblick zu schenken. Der Weg nach oben schien um einiges kürzen zu sein als sonst und Kai seufzte leise auf, als sich die Schiebetüren des Aufzugs öffneten. Auf zerknirschte Gesichter und halb ernst gemeinte Entschuldigungen hatte er nun wirklich keine Lust. Kai kramte in seiner Schultasche – in der er die ein oder andere Hausaufgabe aus dem Internat mitgebracht hatte – nach der Schlüsselkarte, die er von Hilary bekommen hatte. Indem er die Karte durch das kleine Lesegerät zog, entriegelte er die Schließvorrichtung und ein Piepen ertönte, dass ihm die Wirksamkeit seines Handelns signalisierte. Besorgt wanderte Rays Blick von der viel befahrenen Straße, die er durch das Küchenfenster beobachten konnte, hinüber zu der Uhr, welche über dem Küchentisch hing und unerbittlich tickte. „Mr. Dickenson müsste doch längst gelandet sein...“, warf er die Worte, die ihn bedrückten, schließlich in den leeren Raum und zuckte überrascht zusammen, als ihm trotzdem geantwortet wurde. „Ist er auch...“, hörte der Schwarzhaarige eine vertraute Stimme knurren und fuhr erfreut herum. „Kai!“, begrüßte Ray seinen Captain und lächelte ihm entgegen. „Du bist schon zurück!“ „Hm“ Rays Lächeln vertiefte sich. Er hatte damit gerechnet, das sich der jungen Russen eine lange Zeit nicht mehr blicken lassen würde. Nun freute er sich, falsch gelegen zu haben. Dann jedoch besann er sich Kais Worte von zuvor und sah dem Silberhaarigen fest in die Augen. Die Sorge war zurückgekehrt. „Du hast Mr. Dickenson getroffen?“ „Hm“ Normalerweise störte sich Ray nicht an der sturen Einsilbigkeit seines Teamleaders, aber in diesem Moment begann sie an seinen Nerven zu zerren. „Kai, bitte!“, mahnte er ruhig und gab sich Mühe den Ton nachzuahmen, den sein Gegenüber benütze, wenn er nach einer Antwort verlangte. Innerlich musste er über seinen misslungenen Versuch schmunzeln. Kai war eben doch einmalig. Und wieder einmal verblieb der junge Russe stumm. „Wo? Wann?“, half Ray nach. „Vorm Internat. Vorhin.“ Ray beobachtete überrascht jede von Kais Bewegungen. Dieser war durch die Küche auf die Ablagefläche neben dem Kühlschrank zugegangen und hatte nach einer halb gefüllten Wasserflasche gegriffen. Tonlos seufzend drehte er den Verschluss auf, verharrte dann jedoch regungslos, als er sich Rays Blick bewusst wurde. „Internat? Wieso ist er nicht mit hergekommen?“ Kais Antwort kam sofort und seine Stimme klang eisig kalt. „Ich hab ihn nicht dazu eingeladen?“ Nun erst recht besorgt legte Ray seinen Kopf schief und betrachtete Kai skeptisch. Was war dieses mal passiert, dass die Stimme seines Freundes vor Wut zu beben schien? Der verwirrte Ausdruck auf Rays Gesicht ließ Kai schließlich schief Grinsen, auch wenn in seinen Worten eine gewissen Bitterkeit lag als er fortfuhr: „Er hat Voltaire getroffen und wollte sich noch etwas mit ihm unterhalten, da war ich überflüssig“ Sarkasmus in seiner reinsten Form. So, wie ihn lediglich Kai hervorbringen konnte. Seine Stimme, die Tonlage... Ein Gesamtkunstwerk, dass Ray sicher beeindruckt hätte, wenn ihn nicht dieser einzige Satz völlig aus dem Konzept gebracht hätte. „Was macht Voltaire im Internat?“, presste er hervor und Kai lachte leise auf. Wie konnte man nur so naiv sein? Und warum störte es ihn nicht, von seinem schwarzhaarigen Teamkollegen langsam in ein Gespräch verwickelt zu werden, indem er weitaus mehr von sich preisgab, als er sonst als akzeptabel betrachtet hätte? „Wer einen Tiger reizt, der muss mit seiner Wut zurechtkommen“, beantwortete Kai letztendlich Rays Frage, die er über all seine eigenen beinahe schon vergessen hatte. Wieder war es still in der kleinen Hotelküche. Der Regen peitschte noch immer an die Fenster, prasselte die Regenrinne hinab und die Geräusche verschmolzen zu einem monotonen Rauschen. „Wenn wir Glück haben, dann zerfleischen sie sich gegenseitig...“, murmelte der junge Russe, als ihr Schweigen sie zu erdrücken drohte. Er stellte die Wasserflasche an ihren Platz zurück, ohne auch nur einen Schluck getrunken zu haben . „Das darfst du nicht sagen!“, bat Ray erstickt. „Nicht einmal denken darfst du so etwas!“ „Wieso nicht?“ Für einen Augenblick klang Kai unglaublich müde. Mit der rechten Hand fuhr er sich durch das feuchte Haar, bevor sein Blick Rays Augen suchte. Dieser hatte noch immer nicht die Worte gefunden, um seinem Teamleader eine Antwort auf seine Frage geben zu können. Kai zuckte bedeutungsschwer mit den Schultern und irgendwie hatte diese einfache Geste für Ray etwas unglaublich endgültiges. „Da hast du’s...“ Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, bis es schließlich an der Tür des Hotelzimmers klopfte. Stanley Dickenson war schweigsam und triefend nass, doch seine ganze Haltung spiegelte blanke Wut wieder. So machten die Bladebreakers – nach einer kurzen, aber herzlichen Begrüßung – instinktiv für den Rest des Tages einen großen Bogen um den Vorsitzenden. Das Abendessen verlief ruhig, doch das Klima im Raum war verhalten wie seit langer Zeit nicht mehr. Als Kai schließlich als erster, und ohne ein weiteres Wort, den Tisch verließ, erschien es dem kleinen Team, als würde die Ursache der Spannung mit einem mal greifbar zu werden Während der gesamten Zeit hatte ihr Captain Stanley Dickenson nicht eines einzigen Blickes gewürdigt. „Kann ich reinkommen?“, drang Mr. Dickensons versöhnliche Stimme zu Kai hindurch, nachdem der ältere Man nach einem leisen Klopfen die Zimmertür einen Spalt breit geöffnet hatte. „Als ob ich eine Wahl hätte...“, kam es nach einer kurzen Pause zermürbt aus der rechten hinteren Ecke des Hotelzimmers und das hoffnungsvolle Lächeln des Managers klang wieder ab. Die Vorhänge des Zimmer waren gänzlich zugezogen und das einzige Licht, welches man in dem Raum ausmachen konnte, war Kais kleines blaues Handydisplay auf dem Nachttisch. Die Bladebreakers hatten dem älteren Japaner bereits von dieser fraglichen Angewohnheit des jungen Russen erzählt, doch dies verringerte seine ohnehin schon große Sorge um den Jungen nicht im geringsten. „Kann ich wenigstens das Licht – “ „Nein“, unterbrach der Silberhaarige beherrscht ruhig vom Bett aus. Auch nachdem Dickenson eingetreten war, änderte der Junge weder seine Haltung, noch wand er seinen Blick von der dunklen Zimmerdecke ab. „Kai... Ich weiß, dass du wütend bist und ich kann wirklich verstehen wie du dich jetzt fühlst, aber – “ Und wieder ließ der junge Blader den Erwachsenen nicht zu Ende sprechen. „Dann wäre doch alles geklärt. Sie und das Team haben sich sicher viel zu erzählen, da will ich sie nicht von abhalten.“ „Kai!“, schließlich riss dem Manager der Geduldsfaden und er schlug wütend auf den Lichtschalter, sodass die Glühbirnen an der Zimmerdecke grell zum Leben erwachten. Dies schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Der Silberhaarige, welcher die ganze Zeit über mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Bett gelegen hatte, richtete sich langsam auf und blickte sein Gegenüber direkt an. Doch Mr. Dickenson ließ sich von dem Ausdruck in den rubinroten Augen des Jungen nicht beirren und fuhr wieder beherrschter fort, während er sich dem Bett des Siebzehnjährigen immer weiter näherte. „Kai so kann das nicht weitergehen...“, gab der Ältere schließlich enttäuscht von sich und setzte sich zu dem jungen Sportler auf den Matratzenrand. Der Silberhaarige jedoch schwieg. Auch wenn er sich äußerlich scheinbar mit aller Kraft dagegen wehrte, wollte er hören was der Mann zu sagen hatte. Es war schließlich zu viel unausgesprochen geblieben. Vielleicht würde er ja endlich die Wahrheit beim Namen nennen. „Du weißt genau wie ich... Was ich Enya und Alexander damals versprochen habe, als du noch ein kleiner Junge warst...“ Kai nickte. Was sich allerbeste Freunde nun mal versprechen. Für alle Fälle. Doch das alles war früher so spekulativ gewesen, so irreal und unnötig... Ja, es war eher eine bloße Sache der Ehre für den Japaner gewesen, als das junge Paar ihn darum bat sich um den gemeinsamen Sohn zu kümmern, sollte den beiden je etwas zustoßen. „Und ich weiß auch, dass du mir immer noch nicht verzeihen kannst, dass ich dich damals in die Hände deines Großvater gegeben habe... Und es mir auch wahrscheinlich nie verzeihen wirst. Es ist so viel passiert, Kai... und es tut mir alles so furchtbar Leid, es schmerzt mir in der Seele, dass ich dir das alles nicht ersparen konnte, so wie ich es ihnen versprochen hatte.“ Kai rührte sich nicht und blickte weiterhin starr auf seine Hände, die er im Schoß zusammengelegt hatte. „Aber du musst auch Wissen, dass ich meine Gründe dazu hatte. Ich... Ich konnte es damals einfach nicht – es war so ein riesiger Schritt und ich war noch so unerfahren... und diese ganze Sache mit deinen Eltern, es fiel mir so schwer...“ Einen langen Moment sagte niemand etwas. Doch schließlich begann der Silberhaarige mit äußerst leiser und beherrschter Stimmer zu sprechen. „Es ist mein Aussehen, Stanley. Du brauchst nicht drumherum zu reden. Glaubst du ich weiß das nicht?“ „Kai, das siehst du falsch, ich... ich – “ „Nein... Du brauchst das gar nicht erst zu versuchen, Stan. Wann hörst du endlich auf mich anzulügen? Glaubst du, die Wahrheit lässt sich in schöne Worte einpacken, bis sie irgendwann ansehnlicher wird? Wie oft habe ich darüber nachgedacht... Was ich falsch gemacht habe, warum ich an diesem Ort war, warum du mich damals aufgegeben hast... Es sind meine Augen, meine Haare, einfach alles.“, der Russe schluckte hart, bevor er schließlich kaum hörbar das flüsterte, was nicht einmal in den ganzen Jahren über seine Lippen gekommen was. „Es erinnert euch zu stark an meine Eltern...“ Eine Tatsache die sein Herz seit dem Tag der Erkenntnis zuschnürte und ihn Tag für Tag verfolgte. „Ja... darin wart ihr euch schon immer ähnlich. Ihr habt mich gehasst weil ich schmerzhafte Erinnerungen in euch wach rufe. Großvater... und du.“ Verbittert legte der Silberhaarige den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Stanley wagte es nicht zu sprechen. Mit tränenden Augen sah er dem silberhaarigen Jungen hinterher, welcher nach einer langen Zeit des Schweigens mit leisen Schritten das Zimmer verließ und wortlos die schwere Holztür hinter sich zuzog. So, das war’s fürs erste. Wir hoffen, es hat euch gefallen und ihr bleibt uns trotz der längeren Wartezeiten weiterhin treu. Und die Kommis bitte nicht vergessen ;) Wir leben doch von eurer Kritik! Bis dann, Mao_Anna & Caerdin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)