Im Visier des Feindes von Melora ================================================================================ Kapitel 4: Überraschungen so weit das Auge reicht ------------------------------------------------- Die Regentropfen perlten das Fenster hinab, die letzten davon fielen vom Himmel, bevor es schließlich ganz aufhörte zu regnen. Am Horizont konnte man sehen, wie die Sonne langsam empor stieg, so dass diese wenig später Riina ins Gesicht schien, weswegen sie die Augen leicht aufschlug. Die Wärme seines Körpers war noch immer vorhanden, weshalb sie ihm ins Gesicht sah. Er schien noch zu schlummern, was einfach süß aussah. ,Du siehst ironisch brav aus.' Sie verkniff sich das Lachen und küsste ihn auf die Lippen, so dass auch er, murrend zwar, die Augen aufmachte. "Du bist schon wach?" Ihre Hand fasste nach seiner und umschloss sie sanft. "Siehst du doch. Und gleich erzählst du mir, dass wir ja träumen." Ein süßes Lächeln erschien in ihrem Gesicht. "Dass du nackt mit mir im Bett liegst? Meinst du das? Nein, das ist kein Traum, und wenn es einer wäre, dann ein verdammt realer." Er gähnte kurz und blickte auf seine Uhr. "Es ist kurz nach halb sieben, du musst spinnen, mich so früh zu wecken, ich will jetzt noch schlafen. Mach' die Äuglein zu, denk' an was Schönes und du wirst in Nullkommanichts wieder eingeschlafen sein." Mit den Worten drehte er sich etwas herum, so dass er mit dem Rücken zu seiner besten Freundin lag. "Du kleine Schlafmütze." Ihre Hände strichen über seine Brust, während die 21-jährige ihren Kopf an seinem Rücken anlehnte und ein wenig kuschelte. "Meinetwegen, dann schlaf' eben, solange ich mich an dich kuscheln darf." Tatsuji nahm ihre Hände, die auf seiner Brust lagen und hielt diese jetzt an sich gedrückt fest. "Dann werde ich wie ein Murmeltier schlafen." "Schön..." Auch sie schloss nun noch einmal die Augen und genoss die Wärme, die er ihr durch seine bloße Anwesenheit gab. Anmerkung der Autorin: Hier könnte man sich gut das 19. Detektiv Conan Ending anhören. Es passt einfach wunderbar! Draußen liefen die Ermittlungen noch auf vollen Touren. Das störte den 17-jährigen Blondschopf nicht. Er zog einen Jungen seines Alters hinter sich her. "Ich weiß nicht, ich sollte nicht hier sein." ~Eisuke Hondô, 18 Jahre, Austauschschüler~ Der Dunkelhaarige hatte eine Brille aufgesetzt, fühlte sich aber unwohl, so viele Menschen, die ihn kennen könnten, waren hier. "Stell dich nicht so an, du willst ihn hier treffen, also werden wir ihn finden", sagte der Blonde bestimmt. ~Alan Moore, 17 Jahre, Austauschschüler~ "Mir ist unwohl dabei!" sagte der 18-jährige und wurde plötzlich rot. "Vielleicht ist er auch gar nicht hier und ich setze mich der Gefahr vollkommen umsonst aus." "Er ist hier, da bin ich sicher, mein Cousin ist es schließlich auch, also wird er ihm behilflich sein, außerdem ist sogar Tatsuji hier, irgendetwas ist also im Gange. Es sind sicher einige von ihnen hier." "Das ist es ja, Alan, mich könnte jemand erkennen. Bis auf einige Frauen, die dicht halten, weiß es doch keiner, nur du. Es wäre vielleicht besser, wir gehen wieder." Eisuke zog an Alans Arm, dieser jedoch hielt seine Hand sehr fest. "Kriegst du kalte Füße, oder was ist? Niemand wird die Verkleidung durchschauen, und der Kerl, der das war, der ist nicht da, mach' dir nicht so viele Sorgen, außerdem halte ich die Augen offen." Eisuke senkte den Kopf. "Ich bin lange untergetaucht, vielleicht hat er längst eine andere Freundin gefunden." "Im Leben nicht." Ein Seufzen kam von Alan, der jetzt einfach noch kräftiger zog und schneller lief. "Wieso nicht? Ich habe ihn einfach alleine gelassen, das ist nicht zu entschuldigen." Erneut kam ein Seufzen. "Du musstest es tun, damit Gras über die Sache wächst, außerdem hätten einige Leute den Braten gerochen, wenn du so schnell wie möglich zu ihm gerannt wärst. Er wird das schon verstehen. Ich denke, er hofft auf ein Wunder, also helfen wir diesem Wunder jetzt auf die Sprünge. Du wirst sehen, er wird sich freuen, dich lebendig wieder zu sehen, da gehe ich jede Wette ein." Der Junge bemühte sich den anderen so gut es ging aufzumuntern, doch diesem war noch immer zum Heulen zumute. Da er den Kopf gesenkt hatte und den Weg nicht beachtete, stieß er gegen eine Person, die ihm entgegen kam, so dass Eisuke fast rückwärts flog. Der Mann, welchen er fast umgerannt hatte, sah ihm ins Gesicht, als wäre er nicht von diesem Planeten, dann lief Yuichi ein Schweißtropfen über das Gesicht. Ein Junge, der die gleichen Augen hatte, wie seine Freundin, die angeblich tot war, stand nun vor ihm, so dass es ihm die Sprache verschlug und er ziemlich verpeilt schaute. Er fragte sich, wie so etwas denn möglich war. "Hast du dir wehgetan?" meinte er, ein niedergedrückter Ton herrschte in seiner Stimme, trotz seines Bemühens, nicht allzu aufgewühlt zu klingen, stattdessen klang er eher leer. Er hatte einen dicken Kloß im Hals und sagte jetzt nichts mehr. Er senkte den Kopf und wollte daraufhin weitergehen. "Gomen." ,Sag was', dachte sich Alan und schaute zwischen den beiden hin und her. ,Na los, darauf hast du gewartet, also musst du etwas sagen. Rede doch mit ihm! Lass ihn nicht weggehen.' Zu spät, er lief mit gesenktem Kopf davon, kein Ton kam über die Lippen des anderen. "Geh' ihm nach! Sonst war doch alles umsonst." Das musste man dem Jungen nicht zweimal sagen, er rannte einfach los und bekam wenig später den Ärmel des Schwarzhaarigen, den er angerempelt hatte, zu fassen. "Warte!" Hastig drehte sich Yuichi herum, als man ihn ansprach, für einen Moment hatte er die Stimme seiner Freundin gehört und sah jetzt dementsprechend geschockt aus. "Was denn?" "Ich habe dich gesucht." Stille herrschte, er kam dem Jungen näher und schaute ihm tief in die Augen. ,Wie das jetzt wohl auf andere wirkt?' "Komm mit!" Er nahm seine Hand und zog ihn wie Alan zuvor hinter sich her, wobei er fast schon rannte. "Man, was wird das denn jetzt?" "Eine Entführung, Herzchen." War er irgendwie wütend, oder was war es, was er da aus seiner Stimme heraus hören konnte, man konnte es nicht definieren. Wenig später befanden sie sich in einem der Aufzüge, niemand sonst war bei ihnen. Yuichi begann sich umzusehen, um sicher zu stellen, dass man sie auch ja nicht beobachtete, dann schnellte er hervor, nagelte den Jungen einfach an der Wand fest und verschloss seine Lippen mit einem heißen Kuss, denn der Junge war gar keiner, er hatte eine Frauenstimme, die seiner Freundin nämlich. Es überkam ihn einfach, er konnte nicht anders. Schockiert betrachtete sie sein Gesicht und reagierte nur halbwegs auf seine Zunge, die in ihren Mund vorgedrungen war. Er hatte also hinter ihre Verkleidung geschaut und reagierte auf diese Weise. Erleichterung machte sich in ihr breit, alles war wie früher. Aufgrund dessen begann sie seinen Kuss jetzt stürmisch zu erwidern, als wollte sie ihn bei lebendigem Leibe fressen. Das störende Geräusch des Aufzuges ließ sie schließlich widerwillig voneinander ablassen. Als sie aufging, taten sie so, als sei nie etwas gewesen, er holte seinen Schlüssel aus der Jackentasche, schloss auf, zog ihn ins Zimmer und versperrte diese, bevor er sich wieder auf sie stürzte und sie auf das Bett zudrängte. Er wollte jetzt nicht reden, oder Derartiges, er wollte das, worauf er Monate hatte verzichten müssen. Was geschehen war, das konnte sie ihm später noch erklären, jetzt wollte er erst mal etwas anderes. Sein schnelles Handeln sagte der Frau, die sich hinter dem Jungen verbarg, dass er sie vermisst hatte, was ihr Herz schneller schlagen ließ, eigentlich wollte sie ihn nicht abweisen, aber in diesem Körper hatte sie keine Lust auf so etwas. Sie schob ihn jetzt etwas von sich, das störte ihn nicht, wie es schien, er machte stattdessen eben bei ihrem Hals weiter und saugte an diesem. "Yuichi... Yuichi, bitte... beherrsch' dich, also wirklich." Ein Seufzen gefolgt von einem Schweißtropfen an ihrer Schläfe kam. "Beherrschen, ich? Wie kommst du darauf, dass ich das kann? Nein, keine Lust! Wieso sollte ich?" Sie seufzte leicht. "Hast du mich mal angeschaut?" "Ja, habe ich! Ich will trotzdem..." Sie spürte seine heiße Zunge an ihrem Hals und gab ein abwehrendes Geräusch von sich. "Nein, ich will aber nicht!" Verwirrt blickte er ihr in ihre hübschen, türkisfarbenen Augen. "Wo ist dein Problem? Du siehst aus wie ein Junge, damit kann ich leben... Du bist ja immer noch eine Frau, oder verschweigst du mir was?" "Ich wüsste nicht, dass Serena und Chris zu den Chirurgen übergegangen wären, also kann das ja wohl nicht sein. Den Haarschnitt habe ich Serena zu verdanken. Chris hat den Rest gemacht, bisher hat das ja auch funktioniert, um alle an der Nase herum zu führen." "Dieses Biest wieder, muss die denn immer schweigen? Sie hätte es ja zumindest mal andeuten können, dass du am Leben bist. Sêiichî weiß nichts, der könnte mir das nicht verschweigen... Sie ist eben doch ein Miststück, wahrscheinlich fand sie das lustig." "Hey, diese Frau ist meine Freundin... Und ich denke nicht, dass sie sich daraus einen Spaß gemacht hat." "Wieso eigentlich?" "Sie hat mir geholfen, abzuhauen, die Frage erübrigt sich." "Natürlich hat sie das, du hast ihr ja nichts getan. Solange man ihr nichts getan hat, tut sie alles, damit die Organisation nicht erfolgreich ist, aber auch nur dann..." Rena schüttelte den Kopf. "Das ist deine Meinung, meine sieht etwas anders aus. Finde dich damit ab, verstanden? In meiner Gegenwart wird nicht über sie gelästert, dann sprich lieber gar nicht über sie." "Damit kann ich auch leben..." Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen, doch dieses erstarb wenig später trotzdem. "Tut mir Leid, aber ich will jetzt wirklich nicht... ich habe auf etwas anderes Lust." Auf dem Nachttisch stand eine kleine Flasche Cognac, die ihr ins Auge gefallen war. ,Sagte sie nicht, ich soll Alkohol trinken?' Gut, Rena wusste nicht, was passieren würde, aber Chris hatte es mit einem derart geheimnisvollen Lächeln gemeint, dass sie jetzt wissen wollte, was geschehen würde. ,Wieso eigentlich nur, wenn ich bei ihm bin?' "Was denn?" fragte er sie verwirrt, nachdem sie sich abgewandt hatte und zum Nachttisch gegangen war. "Mich betrinken, Yu-chan." "He?" Das war ihm nun echt zu hoch, was meinte sie denn damit? "Du trinkst doch gar keinen Alkohol." Das hatte er im Übrigen bisher immer gut gefunden, wollte sie jetzt etwa anfangen zu trinken? "Lass das, das muss nicht sein", widerlegte er, ging auf sie zu, doch da hatte sie die Flasche bereits geöffnet und nahm einen kräftigen Schluck. "Bah." "Ich wusste, dass das kommt, also stell die Flasche jetzt weg." Rena wollte nicht auf ihn hören und nahm noch einen Schluck, von welchem ihr heiß wurde. ,Igitt, was tue ich mir da an? Warum soll ich das überhaupt machen?' Auf einmal spürte sie einen Schmerz in der Brust, so dass sie die Flasche losließ, welche zu Boden ging und in alle Einzelteile zersprang. "Jetzt ist mir schlecht." Sie taumelte nach hinten und fiel auf ihn zu, so dass er sie im letzten Moment auffing. Sie ließ einen Schrei hören, so dass er fast zurücksprang, da ihn das so erschreckte. "Was hast du denn? Was ist denn passiert?" Sie hielt sich die Brust, ihr Herz machte den Anschein, als wollte es zerspringen. "So viel war es doch gar nicht", stöhnte sie, bevor ein weiterer Schrei kam, weswegen ihm der Schweiß ausbrach und er schnell sein Handy rausholte, um einen Arzt zu konsultieren, doch dann schien sie ohnmächtig geworden zu sein. Er lauschte ihrem Herzen, alles schien in Ordnung zu sein. ,Was war das jetzt?' fragte er sich und seufzte leicht. Er strich über ihre Stirn, die glühte, öffnete ihr dann das Hemd, da dieses jetzt etwas spannte. Seine Augen wurden etwas größer. Irgendwie wirkte sie von Mal zu Mal erwachsener, sollte das heißen, sie hatte dieses Dreckszeug gekriegt und sich mit dem Alkohol gerade selbst einen Gefallen getan? Was noch passieren würde, wussten sie allerdings nicht. Langsam öffnete die nun 28-jährige Frau die Augen. "Wo bin ich?" "Auf meinem Schoß. Wie geht's dir? Du hast mir eben richtig Angst eingejagt, was war das?" "Keine Ahnung, aber..." Sie schaute an sich hinab. "Vielleicht kriegst du ja doch noch, was du willst." Dennoch fühlte sie sich sehr erschöpft und musste aufpassen, dass sie in seinem Arm nicht plötzlich einfach einschlief. "Du legst dich jetzt erst mal hin, um dich auszuruhen." Er würde sie in so einem Zustand doch nicht verführen, also wirklich, er wollte erst sicher sein, dass es ihr besser ging. Die Festlichkeiten wurden einfach weitergeführt, als sei nichts geschehen, zumindest weiter vorne, während hinten die Ermittlungen stattfanden. Kôji bemerkte, dass es immer voller wurde und zog Juro ein Stück von dem Gedrängel weg. "Warum sind alle auf einmal in die Ecke gestürzt? War dahinten was?" Sie schlängelten sich bis nach hinten, wo man Polizisten herumlaufen sehen konnte. "Und ob da was war. Das will ich jetzt wissen." Der Detektiv schlich sich an Miwako heran, die sich mit einem Kollegen unterhielt und packte ihren Arm. "Was willst du schon wieder hier?" fragte sie ihn mit Halbmondaugen. "Wissen, was hier passiert ist." Die Frau seufzte leicht. "Hast du sonst nichts zu tun? Wir machen unsere Arbeit, die geht dich nichts an. In Osaka magst du bekannt sein, wie ein bunter Hund, wir lassen uns hier nicht von jedem helfen." "Warum so bissig?" "Warum so neugierig, Miura?" Die Frau drehte sich von dem Detektiv weg, so dass dieser entschloss, sich heimlich schlau zu machen, was Leena, die ganz in der Nähe war, mitbekam und ihn deswegen ablenkte. "Hey, Kôji!" Sie strahlte ihn an und blieb vor ihm stehen, so dass er sie verwirrt anblickte, als hätte er einen Geist gesehen. "Du bist also wirklich hier", meinte Kôji erfreut, weswegen Osiris beide etwas im Auge hielt. ,Interessant, dieser Detektiv will also hier rumschnüffeln...' Juro rempelte die junge Frau an und entschuldigte sich bei ihr, so dass sie ihn ansah, als wenn er ihr etwas Schlimmes getan hätte. "Tut mir echt Leid, so was macht man nicht, ich bin echt untröstlich." "Mach, dass du die Fliege machst, Halbstarker!" zischte die 31-jährige in das Ohr des Braunhaarigen mit der schwarzen Sonnenbrille, die ihn wie ein Spion wirken ließ. ,Was hast du dir mit dem bloß gedacht, Carignan? Was soll der bei uns? Was nützt er?' Das interessierte die Schwarzhaarige ungemein. Leena nahm Kôji an der Hand und verschwand mit ihm um die Ecke, wo sie ihn etwas voll quatschen wollte. "Ja, ich bin hier, wieso nicht? Ich wusste, du würdest herkommen, deswegen tat ich es ebenfalls." So ganz konnte ihr der 23-jährige wohl nicht glauben, wirkte zu nachdenklich, als er seinen Kopf senkte und die Augen schloss. "Wo warst du denn bitte die ganze Zeit? Was ist passiert, als ich nach Osaka gegangen bin?" Leena hatte jetzt einen bedrückten Ausdruck im Gesicht, sie hatte gewusst, dass ihn die Geschichte ablenken würde, weil er sich mit Sicherheit Gedanken um ihr Verschwinden gemacht hatte. "Keichiro hat mich in die Finger gekriegt." Ihre leisen Worte schockierten ihn auf gewisse Weise, weshalb er ihre Schultern packte und leicht panisch aussah. "Was? Warst du etwa die ganze Zeit bei diesem Mistkerl? Er hat dich doch hoffentlich nicht angefasst?" Er kannte Keichiro, weil dieser sein Patenonkel und zu allem Überfluss der beste Freund seines Vaters war, deswegen schockierte es ihn, dass Leena an ihn geraten war. "Mehr oder weniger. Eine Weile war ich auch bei deinem Cousin, Kôji. Und auch bei anderen, nun ja... Wenn man bei Keichiro landet, dann landet man auch mal beim FBI und in dieser Organisation. Es ist gesünder für dich, wenn du dich nicht in ihre Angelegenheiten einmischst, das ist gefährlich. Hier soll heute nämlich jemand getötet werden, der zuviel weiß. Du solltest verschwinden, so schnell wie möglich, bevor dich einer von denen erwischt, die etwas gegen dich haben. Ich bitte dich." Ein Seufzen entfuhr dem Detektiv. ,Ich hätte es mir denken können, es war doch alles so logisch. Keichiro hat die beiden getrennt, und mit Sicherheit hat er sie auch angefasst, so wie er es mit Riinas Freundinnen nun mal gerne macht.' Ihn bedrückten seine Gedanken, als sie dann auch noch Tränen in den Augen hatte, schüttelte er den Kopf. "Denkst du das kann ich jetzt einfach? Ich bin Detektiv, und das nicht ohne Grund. Außerdem müsste schon erneut der Strom ausfallen, damit man mich umbringen kann. Schau dich doch um. Überall ist Polizei. Und wenn nicht die, dann so viele Leute, die Zeuge des Anschlages sein könnten. Ich halte die Augen offen, mir passiert schon nichts, Leena, da musst du dir keinen Kopf drum machen. Außerdem wurde ich schon einmal gewarnt..." Tatsuji hatte ihn gleich darauf angesprochen und ihm gesagt, er solle vorsichtig sein und nicht alleine bleiben, weswegen Juro ihm gerade recht erschienen war. "Kôji, ich meine das ernst und sei nicht so unvorsichtig. Selbst wenn es hier voll ist, was denkst du, wie leicht es einigen fallen würde, an dich ranzukommen? Nimm das nicht so auf die leichte Schulter!" Sie sah ihm eindringlich in die Augen. Einerseits sollte er keine Beweise finden und sie hatte ihn deswegen aufgehalten, andererseits mochte sie ihn und wollte wirklich nicht, dass ihm etwas passierte. "Gin hockt übrigens auch da draußen rum. Und mit ihm noch ein paar andere, weitaus gefährlichere Typen. Ich weiß doch, dass du nicht abdrücken kannst. Da bist du schneller tot, als du schauen kannst." "Ich sagte schon, dass ich auf mich aufpasse..." Warum war sie denn so überfürsorglich? Auf einmal wurde er von ihr umarmt, was ihn verwirrte. "Hey, Leena." "Bitte, sei vorsichtig, und wenn du es für mich tust." Was sollte das denn bitte heißen? "Ganz ruhig, Leena, was willst du mir damit denn jetzt mitteilen, das verstehe ich nämlich nicht so ganz." "Das." Sie drückte ihm die Lippen auf und überrumpelte ihn völlig damit. Er hatte sich nicht im Traum gedacht, dass mal so etwas zwischen ihnen passieren würde. ,Wenn dich das nicht von deiner Spur abbringt, weiß ich auch nicht.' Nach dem Kuss löste sie sich von ihm, der sie nun schockiert ansah und nicht wusste, was er damit anfangen sollte. "Wir können das gerne in meinem Hotelzimmer genauer besprechen, wenn du magst..." Eine braunhaarige, junge Frau beobachtete die beiden seit einer ganzen Weile und fand diese Ansage jetzt dermaßen unverschämt, dass sie sich einmischen musste. "Wie aufdringlich kann man sein?" Man tippte dem Mann auf die Schulter, so dass er sich herumdrehte und in das Gesicht einer Frau mit kurzen, braunen Haaren schaute. "Hier bist du, ich habe dich schon gesucht. Machst du irgendwelche Sachen, von denen ich wissen sollte?" Ein Halbmondblick erschien auf ihrem hübschen Gesicht, weshalb Leena einen entrüsteten, wütenden Ausdruck im Gesicht annahm. "Hey, du dumme Pute, du siehst doch, dass wir gerade miteinander beschäftigt sind! Mach, dass du verschwindest!" "Hast du irgendwelche Komplexe, Mädchen? Musst du deinen Marktwert an deinem besten Freund austesten? Hier sind noch jede Menge andere Männer, an denen du deinen Charme testen kannst, aber nicht am Vater meines Pflegekindes, zisch ab, deine Masche funktioniert hier nicht!" Warum war sie denn so wütend? Kôji hatte das Gefühl, sie war auch seinetwegen so sauer, dabei war er doch überrumpelt worden, oder nicht? "Hey, ihr beiden, könnt ihr bitte damit aufhören? Ich bin nicht darauf aus, echt nicht. Streitet gefälligst nicht wegen so etwas, da kriegt man Kopfschmerzen." "Ich streite mich doch nicht mit ihr. Ich sage nur, wie es ist. Sie rennt hier seit Stunden rum und ist auf der Suche, willst du darauf jetzt reinfallen? Hast du das nötig?" Er versuchte diese sinnlose Streiterei zu schlichten, war aber etwas überfordert. "Ich bitte dich. Mit mir doch nicht, sie ist, wie du schon so schön sagtest, meine beste Freundin, sie wollte mich bloß davon abhalten, Dummheiten zu begehen und hat mich deswegen geküsst. Nichts Ernstes also." Wieso rechtfertigte er sich überhaupt? Er kam sich vor, als hätte er seine Freundin vor sich. Auch wenn die beiden seit geraumer Zeit zusammen wohnten, da sie seine Tochter adoptiert und er darauf bestanden hatte, mit dem Kind zusammen zu sein, waren sie kein Paar, zumindest hatte er immer das Gefühl gehabt. Er musste dringend mit ihr darüber reden. "Sorry, Leena, aber ich bin nicht bestechlich. Mach du lieber keine Dummheiten, ja? Ich kann gut selbst auf mich Acht geben." ,Spinnst du, Kôji? Nicht Asura! Die wird von denen...' Man packte Leenas Handgelenk. "Hast du ein Rad ab, Kindchen? Der Kerl ist Detektiv, was wenn uns die falschen Leute beobachten? Halte dich von ihm fern..." Man zog sie in fast mütterlicher Fürsorge vom Geschehen weg. ,Ich muss ihm nach!' Sie konnte ihm nicht folgen, da man jetzt auf sie aufpasste und musste ihn wohl oder übel mit der Frau gehen lassen, die genauso wie er, nebenher auch Detektiv war. "Mein Gott, was ist denn los mit dir Asura? So aufbrausend kenne ich dich gar nicht." Kôji seufzte leicht, nachdem sie das Hotel hinter sich gelassen hatten und sich nun draußen, vor diesem im Dunklen befanden. ~Asura Tamani, 23 Jahre, Hundeführerin bei der Tokioter Hundestaffel, nebenbei auch als Detektivin tätig~ "Was los ist? Ich habe diese junge Frau etwas beobachtet und gesehen, wie sie einen nach dem anderen angebaggert hat. Als sie das dann bei dir gemacht hat, ist mir der Kragen geplatzt. Was willst du denn mit so einer Frau? Ich dachte, du willst nie wieder mit einer Frau zusammen sein? Waren das nicht deine Worte? Hast du dich nun um entschieden?" Der Detektiv zog eine Augenbraue hoch und musste leicht lachen. "Asura, du bist ja eifersüchtig." Ein belustigtes Lächeln lag auf seinen Lippen. "Ja, das sagte ich, und ich denke nicht, dass sich das so schnell ändern wird. Allerdings war von Zusammensein nie die Rede, sondern vom Verlieben, ist aber ja auch egal. Du hast Recht, ich sollte nicht mal an so was denken, ich habe ja Pflichten als Vater." "Ich bin nicht eifersüchtig auf Leena Takada. Auf die sicher nicht. Ich will dich nur vor einem Fehler bewahren, nicht mehr, und nicht weniger." "Wer soll dir das glauben, Asura? Ich sicher nicht. Warum sagst du es nicht einfach? Es hat dir nicht gepasst, dass ich bei einer anderen war. Dabei hast du dafür keinen Grund. Bevor ich mich in Leena oder sonst eine verliebe, schmeiße ich mich an dich ran." "Gott, du klingst wie ein Macho, mir kommt's hoch." Sie drehte sich von ihm weg und war wohl zutiefst beleidigt. "Und du wie eine Nonne, die keusch sein muss. Nur weil ich Vater bin, heißt das nicht, dass ich jetzt brav werden muss. Ein bisschen muss ja drin sein. Und das war gar nicht so gemeint, sondern nur ein Beispiel. Du zickst gerade wie Akemi rum. Habt ihr das so an euch, oder wie?" Ein wehleidiges Seufzen kam von ihm, als er den Namen aussprach. "Was erwartest du? Dass ich dich von einem Baum auf den nächsten hüpfen lasse? Es war deine eigene, freie Entscheidung bei mir einzuziehen. Du kannst ja gerne wieder gehen, wenn dich meine Art so sehr nervt." "Willst du mich erpressen, Herzchen? Du weißt genau, dass ich für euch beide alles stehen und liegen lasse." "Vielleicht will ich das ja ausnutzen?" Sie schüttelte leicht den Kopf. "Ich meinte nur, dass du das sagtest, das heißt ja nicht, dass ich dir verbieten will, eine Freundin zu haben, aber eine wie Takada kommt nicht zu uns, damit das klar ist. Die verdirbt ja ihr Umfeld." "Was habt ihr denn jetzt gegen Leena?" Das verstand der junge Mann nicht. "Was hat sie euch getan? Sie ist meine beste Freundin und hat Probleme. Dass sie mich einfach so geküsst hat, war zwar nicht sehr fair, aber deswegen muss nicht jeder auf ihr rumhacken, vielleicht ist sie ja einfach einsam und sucht die Nähe anderer, hast du daran noch nicht gedacht?" ,Genauso naiv, wie Akemi dich kannte...' Die Frau griff sich an den Kopf. "Warum müssen es solche Frauen sein? Damit du dich nicht doch in sie verliebst? Wie lange willst du weglaufen, Kôji Miura?" Der junge Mann senkte jetzt den Kopf, so dass seine rotbraunen Augen gegen den Boden gerichtet waren. "Vielleicht, damit ich mich nicht aus Versehen mal an dir vergreife und du enttäuscht von mir bist? Oder, damit Akemi nicht von oben sehen muss, wie ich mich in ihre Cousine verliebe, weil sie ihr so ähnlich ist..." Sein deprimierter Blick entging ihr keinesfalls, weswegen sie leicht schluckte, da sie ihn fast angebrüllt hatte. "Das ist kein Grund, jetzt betrübt zu werden. Sie beobachtet dich und ist sicher todunglücklich, weil du dich an Frauen heranmachst, die gar nicht zu dir passen", nun standen Tränen in ihren Augen und sie schluchzte kurz, "nur, weil du dich schuldig fühlst und dir pausenlos einredest, dass sie die einzige Frau für dich sein wird. Irgendwann hältst du es alleine nicht mehr aus, ich habe dich schließlich ziemlich gut kennen gelernt. Du bist kein Mensch, der so lange alleine sein kann, sein ganzes Leben lang sowieso nicht. Und Sex wird dich auch nicht ausfüllen. Du brauchst jemanden, der dich nicht nur körperlich liebt, mach mir nichts vor." Ihm standen ebenfalls Tränen in den Augen, er konnte sie nicht mehr zurückhalten. "Ihre Berührungen fehlen mir... sie wusste immer genau, was ich will. Sie sah mir in die Augen und wusste es..." Seine Augen wirkten glasig und er sah die junge Frau mit einem traurigen Lächeln an. "Jetzt wein doch nicht, das kann ich mir nicht mit ansehen." Langsam ging sie einen Schritt nach vorne, um sein Gesicht in ihre Hände zu nehmen. "Glaubst du denn eigentlich nicht an so etwas wie Schicksal? Nur, indem sie starb, haben wir uns erst richtig kennen gelernt. Ist es nicht so?" Kôji kniff die Augen zu, während er sie fest in seine Arme schloss. "Ich denke nur an mich, immer und immer wieder, nie denke ich an deine Gefühle, nur daran, wie ich mich fühle. Was willst du denn mit so einem?" schluchzte er in die Jacke und vergrub sein Gesicht in dieser. Als sie sein herzzerreißendes Schluchzen hörte, wurde ihr wieder schmerzhaft bewusst, was damals geschehen war. Als Akemi gegangen war, war sein Herz zerbrochen. Vielleicht hätte sie vernünftiger sein sollen und nicht zu diesen Mistkerlen fahren, sie hätte mehr an ihn denken sollen, doch am wichtigsten war ihr in dem Moment das Wohl von Shiho. "Dann passt ihr doch, sie hat ja auch nicht an dich gedacht, Kôji. Warum trauerst du um sie, wenn sie doch... nur an ihre Schwester dachte? Sogar an Minami hat sie mehr gedacht, als an dich, wie egoistisch von meiner Cousine." Als diese Worte ihren Mund verließen, drückte er sie noch fester an sich und weinte wie ein Schlosshund, auch wenn sie das damit nicht bezweckt hatte. Leider war das aber die traurige Wahrheit. "Egal, das ist doch vollkommen egal. Ich habe keine Geschwister, aber ich weiß, wie das ist. Shina, Wataru, Ayana... haben alle Geschwister, ich kenne das... und ich kann sie verstehen." Seine Worte wurden regelmäßig von seinem Schluchzen unterbrochen, während die Tränen wie kleine Wasserfälle über seine Wangen geschickt wurden. Schon lange war er nicht mehr so am Ende gewesen, dass er weinen musste, solche Gefühle hatte er fast gänzlich abgestellt, auf gewisse Weise war es unfair so zu denken, aber sie war jetzt froh, dass er alles rausließ und nicht weiter den Starken und Unnahbaren spielte. Allmählich schien er sich auch wieder zu beruhigen, selbst wenn er sich aufgrund dessen von ihr löste, was sie beinahe schade fand. "Geht es dir jetzt besser, Kôji?" "Ja, ein wenig... Weißt du eigentlich, dass der Mond heute besonders schön ist?" Wie kam er denn plötzlich auf so etwas? Die junge Frau lachte leise und umfasste seine rechte Hand, die neben ihm lasch nach unten hing und zog sie leicht hoch. "Mhm, du hast Recht, richtig schön ist es heute Nacht." "Wie viele Menschen heute wohl mit ihrem Partner in den Himmel schauen und sich das Schauspiel ansehen?" Ihre sanfte Stimme ließ sein Herz schneller schlagen, so dass er etwas näher an sie heranrückte und einen Arm um sie legte. "Jede Menge, denke ich. Und auf eine gewisse Weise gehören wir zu ihnen, oder was sagst du?" Er würde jetzt furchtbar egoistisch sein, mit diesem Vorsatz drehte er ihr Gesicht zu seinem herum und sah tief in ihre wunderschönen, grünen Augen. "Ich liebe es irgendwie, dir in die Augen zu sehen, das könnte ich ewig tun." Ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. "Und ich liebe..." Er beugte sich vor und flüsterte das letzte Wort nur noch: "Dich..." Sein Gesicht kam ihrem immer näher, auch wenn es furchtbar langsam geschah und sie es noch gar nicht so wirklich registrierte, was dabei war zu geschehen. Kurz, bevor ihre Lippen sich berühren konnten, hörte man einen Schuss, der die so stille Nacht durchforstete und in einem monotonen Geräusch endete, das von einer Jacke kam. Erschrocken fuhren beide auseinander und starrten der Waffe entgegen, die gegen sie gerichtet worden waren. "Kôji und seine neue Freundin. Na herzlichen Glückwunsch, Cousinchen, du wirst sie in den Tod treiben, wie nett von dir." Erst jetzt spürte Kôji zu seiner Rechten einen Schmerz, so dass er an sich hinabblickte. Ein Einschussloch zierte seine Jacke. Diese war von der Kugel getroffen worden und hatte sich durch diese gebohrt, bis hin zu seinem Körper. Ihm wurde so furchtbar kalt, seine Gesichtsfarbe änderte sich in ein sehr ungesundes Weiß, so dass Asura ihm einen Blick schenkte. "Hat er dich jetzt etwa getroffen?" Keine Antwort kam, nur ein Stöhnen, weswegen sie ihn festhalten musste, damit er nicht zu Boden ging. "Schade eigentlich, ich hätte Akemi töten sollen, und das vor deinen Augen. Jetzt habe ich ja eine zweite Chance." Die Waffe wurde geladen, woraufhin auf dem Gesicht des Schützen ein gehässiges und psychopatisches Lächeln aufkam. Wenig später konnte man auch schon den nächsten Schuss hören und den übernächsten. Überraschender Weise war Kôji im letzten Moment hervorgeschnellt und hatte sie beschützt, weswegen ihn die beiden Kugeln trafen. "Hast du gedacht, dass ich noch einmal versagen werde? Dachtest du das?" Ein leicht irres Lachen war von dem Detektiv zu hören. Man würde ihm ganz sicher nicht noch einmal die Frau, die er liebte, wegnehmen, nie wieder. "Du denkst, du kannst sie beschützen? Wie naiv bist du? Wenn es sein muss, löchere ich dich solange, bis du dich nicht mehr auf den Beinen halten kannst und zusehen musst." "Na dann, viel Spaß, Trivento, worauf wartest du?" Nachdem Kôji das stechend scharf gesagt hatte, griff Asura zu seiner Jacke, da sie keine andere Möglichkeit sah. Sie bekam Kôjis Waffe zu fassen und drückte, nachdem sie auf den Mann in Schwarz gezielt hatte, auch schon ab. Trivento gab einen erschrockenen Laut von sich, als man ihn zu allem Überfluss auch noch traf. "Aber Gin sagte doch... du bist... wie Akemi." "Irrtum, ich bin nicht wie Akemi, oder wie siehst du das, Mistkerl?" Ein weiterer Schuss kam, der ihn ganz lahm legte, so dass er am Boden liegen blieb. ,Versuche nicht meinem Geliebten noch mehr Schmerzen zuzufügen, als er sowieso schon hat erdulden müssen.' Nach ihren Gedanken drückte sie Kôji leicht an sich, konnte aber sehen, dass noch mehr von ihnen gekommen waren und sie unmöglich direkt zum Eingang konnten, also traten sie die Flucht in eine kleine Gasse an. "Musst du jetzt den Helden spielen? Willst du mir jetzt etwa ernsthaft auch noch wegsterben, Kôji? Das kannst du vergessen, du wirst nicht zu Akemi gehen, du bleibst schön brav bei mir..." "Ich konnte doch nicht einfach zusehen, was denkst du dir denn?" Er verzog etwas das Gesicht, immerhin hatte sein Cousin ihm gleich drei Kugeln geschenkt. "Asura, da ist etwas, das du wissen solltest... Wo Trivento rumrennt, da ist auch irgendwo... Gin." Der Name hallte in ihrem Kopf wider und sie sah irgendwie leicht erschrocken aus. ,Der sollte mich besser nicht sehen...' Diesem Ekel wollte sie nicht schon wieder begegnen müssen, also mussten sie auf jede Ecke achten, aus der er plötzlich kommen konnte, weswegen ihr ein wenig Schweiß ausbrach und sie die Waffe fester umklammerte. Wenig später hörte man Stimmen aus dem Hinterhalt. "Was hast du da wieder angestellt, Trivento?" meinte eine der beiden, woraufhin der Angesprochene mit fast schon leisem Tonfall eine Gegenantwort gab. "Tamani hat es gewagt, abzudrücken..." "Ah ja... na dann kümmere ich mich mal um Sherrys Cousine." Gin ließ seinen Partner am Boden liegen. Der war ihm soviel wert wie der Rest der Familie. "Aber.. Gin... hilf mir, sonst verblute ich..." Ein sarkastischer Lacher war von Gin zu vernehmen, der ihm nur noch einen kurzen, kalten Seitenblick schenkte. "Das tun Versager eben, die sich von Frauen anschießen lassen..." Der Junge mit seinem dunkelblauen Pullover steuerte auf ein paar Leute zu, da dort die Polizei ermittelte. ,Was ist denn da los?' Auf einmal packte man sein Handgelenk und zog ihn zurück, so dass er sich herumdrehte und einen Schlag ins Genick bekam. "Wer nicht hören will, muss fühlen!" Er zog den 17-jährigen rückwärts, raus aus dem Hotel, bis nach draußen. Während man ihn mit sich nahm, öffnete er die Augen und schlug auf einmal wie wild um sich. "Lassen Sie mich los, verdammt!" Ein Schwarzhaariger hielt ihm den Mund zu, um ihn daran zu hindern. "Sorry, Auftrag bleibt Auftrag, außerdem sind mir hier zu viele Leute, er hasst Menschenaufläufe!" ~Norton, 33 Jahre, Organisationsmitglied~ Alan wurde zu Boden geworfen, gleich darauf spürte er den Fuß eines Mannes in seinem Gesicht, er rutschte auf diesem herum und grinste ihn gespenstisch an. "Etwas Spaß muss sein, mein Kleiner", sagte er und trat fester auf sein Gesicht. "Spaß? Sieht dir ähnlich!" fauchte der Junge, wobei er am Schuh vorbei ins Gesicht des recht großen Mannes an der Seite des Schwarzhaarigen blickte. "Hey, mit keinem Wort hast du gesagt, dass wir ihn quälen werden", legte Norton ein, wurde deswegen allerdings gleich von der Waffe des anderen bedroht. "Wie ich es mache, ist nicht dein Bier, klar?" Ein paar finstere Gestalten gesellten sich zu den beiden Männern und lachten leise auf. "Schon wieder ein Junge, der uns ausspionieren will?" fragte man Pinot, der seine Zigarette fertig geraucht hatte und Alan an den Haaren hochzog. "Was hast du denn gedacht, he, Saperavi? Hast du dein Messer dabei? Ich will ihn etwas verschönern..." "Lass deine dreckigen Pfoten von meinem Cousin!" fauchte eine Stimme Pinot an, kurz bevor sich ein Schuss aus einer Sig Sauer löste und Pinot das gerade eben erworbene Messer aus der Hand beförderte. "Hast du gehört? Sêi-chan wird wieder besitzergreifend!" machte sich der Braunhaarige lustig und lachte anschließend ziemlich gehässig auf, obwohl man ihn entwaffnet hatte. "Bei dir doch immer, Brüderchen! Mach, dass du verschwindest, Schandfleck! Fasst du ihn noch mal an, kriegst du Schmerzen!" "Schau dich um, Möchtegernbulle, ich bin nicht alleine." Auf Pinots Lippen spiegelte sich ein fieses Lächeln wider, woraufhin drei Schüsse ertönten. Kaum versah man sich, wurde regelrechtes Kugelfeuer auf Sêiichî gerichtet. Er wich teilweise aus und schoss zurück, damit sie es nicht wieder wagten. Einmal streifte ihn die Kugel einer der Männer am Oberarm und zerriss sein Hemd. Mehr passierte ihm aber wohl nicht und wenn, sah es keiner von ihnen, da es zu dunkel geworden war und sie sich in einer besonders finsteren Ecke befanden. "Er verscheißert euch, Leute, der Junge weiß nicht das Geringste. Das würde dem Boss gar nicht gefallen..." Von hinten kam eine weitere Person, die jetzt einfach zu stach, egal wohin. Man hörte ein metallisches Geräusch, aber keiner konnte es zuordnen. Das Messer traf ihn in die Seite, Sêiichî drehte sich herum und versenkte seine Faust in der Magengegend des Angreifers. Der Geruch von Blut tauchte auf, was diese Hyänen wahrscheinlich noch mehr anzog, so dass sie gierig auflachten. Er kannte sie ja schon und wusste, dass sie nur auf Schmerzen aus waren und hielt die Augen offen, auch wenn es in seiner Seite etwas zog, da das Messer bereits gesteckt hatte. "Ihr wollt wohl alle umgebracht werden, oder pfeif deine Hunde zurück, Takeshi Iwamoto, du weißt zu was ich fähig bin. Wenn du nicht alleine dastehen willst, lass es lieber gleich bleiben." Ein rebellischer Glanz war in Sêiichîs Augen getreten, als er seinem Halbbruder drohte, doch dieser blieb kühl. "Du kannst sie nicht alle auf einmal umbringen, Kleiner..." Keiner von ihnen durfte ihn wirklich töten, sie durften nur etwas mit dem kleinen Sêiichî spielen, alles weitere verbat ihnen Pinot. "Ich will mehr Blut." Wie auf Befehl stürzte sich Saperavi auf ihn und griff ihn mit zwei Messern an. Sêiichî schaltete blitzschnell, schoss diesem beide Messer aus den Händen und trat ihm in die Magengegend, bis er zu Boden ging. Der nächste, der auf ihn zukam, war etwas kräftiger, so dass Sêiichî sich entschloss, seine Waffe einzusetzen. Er schoss auf ihn, mehrmals sogar, weil er es gar nicht erst schaffen sollte, an ihn heranzukommen. "Einen Schritt näher und du bist tot!" Pinot riss Alan am Arm hoch. "Du kommst mit!" "Tut er nicht!" widersprach Sêiichî und feuerte zwei Kugeln auf seinen Bruder ab, um ihn zu lähmen, auch wenn das bei Gott nicht einfach war. Takeshi spürte Schmerzen nur bedingt, was ihm aber keinen Vorteil gab. Sêiichî war einfach gewitzter. "Das meine ich ernst, lass Alan los, sonst hast du ernsthafte, gesundheitliche Probleme, habe ich mich klar ausgedrückt?" Ein Scharfschütze zielte vom Dach aus auf den 24-jährigen, drückte ab und traf Sêiichî leicht in die Seite. Blut floss erneut, es tropfte monoton zu Boden, so dass Sêiichî ein Auge zukniff und sich hinter einer Mauer verstecken musste. "Tut's weh, Sêi-chan?" rief Pinot ihm zu, da er ein kleines Keuchen hatte vernehmen können. Er liebte es, wenn sein Bruder unter Schmerzen zu leiden hatte. "Hättest du gerne..." Er knurrte jetzt gefährlich auf und ließ die nächste Ladung auf Pinot los, der nun Blut spuckte. "Du kleine Ratte!" warf Pinot Sêiichî entgegen, ließ Alan liegen und gab den anderen das Zeichen zur Flucht. "Selber Ratte...", meinte Sêiichî nur, stürzte auf Alan zu, bevor vom Dach Kugelhagel kam und er sich mit seinem jüngeren Cousin hinter Mauern versteckte. ,Feige Sau... ich kann dich nicht mal sehen.' Alleine hatte er gegen diesen Scharfschützen schlechte Karten, also verschwand er mit dem Jungen wieder ins Hotel. Auf dem Weg wurde ihm kurz schwindelig, doch er biss sich durch. Ab und zu warf Alan ihm einen besorgten Blick zu. "Warum hasst ihr euch bloß so?" "Frag' nicht mich... es ist eben so." Im Aufzug lehnte sich der junge Mann gegen die Wand und keuchte beinahe. Für einen Moment schloss er die Augen und seufzte. "Er würde alles dafür tun, damit ich leide... Du solltest vorsichtiger sein." "Der Andere war plötzlich da, ich habe ihn wegen dem Trubel nicht kommen hören. Du weißt, dass ich das normal alleine schaffe." "Du bleibst jetzt erst mal bei mir, Kleiner, keine Widerrede." "Gerne." Alan strahlte jetzt wieder wie ein kleiner Junge, er bewunderte ihn. In ein paar Jahren wollte er auch Kriminalist werden, so einer wie sein Cousin, um andere zu beschützen. Die Aufzugstür öffnete sich nun und Sêiichî taumelte mehr auf das Zimmer zu, als dass er lief. Auch wenn er vor den anderen den harten Mann gespielt hatte, ging es ihm wesentlich schlechter als er ihnen hatte weismachen können. ,Ich brauche ein Bett...' Ihm brach der Schweiß aus und er sah die Tür doppelt, so dass er gegen diese hämmerte. Wenn Yuichi nicht da war, würde er hier vor der Tür sicher zusammenbrechen, bevor er das Schlüsselloch gefunden hatte. ,Immer wieder dasselbe mit denen...' Er konnte ja wohl unmöglich Pinot so weitermachen lassen, dann wären viele seiner Freunde wohl schon tot, also hatte er eingreifen müssen, obwohl ihm klar gewesen war, was geschehen und wie er sich danach wieder fühlen würde. Yuichi hörte das Klopfen und öffnete erst einmal die Kette an der Tür, lugte hinaus, gleich darauf riss er sie ganz auf und zog Sêiichî herein. "Kaum lässt man dich alleine, machst du schon wieder so etwas..." Er seufzte leicht, was Sêiichî mit Halbmondaugen antwortete. "Ich musste meinen Cousin vor Takeshi retten, der dreht wieder total am Rad..." Alan war natürlich schon im Aufzug aufgefallen, dass es Sêiichî schlecht ging, weswegen das strahlende Lächeln verschwunden war. Er folgte Sêiichî ins Zimmer, wo dieser gleich getadelt wurde. "Du hättest mich rufen können, Baka. Du weißt doch, dass ich sofort gekommen wäre..." "Ich kann mich gerade noch alleine halb umbringen lassen...", sagte der Kriminalist trotzig und verschwand ins Bad, welches er aber nicht abschloss, falls er tatsächlich aus den Latschen kippen sollte. Alan senkte den Kopf. "Irgendwie tut er mir Leid. Das hat Takeshi nur wieder gemacht, um ihm wehzutun... Kann den keiner aus dem Verkehr ziehen?" "Das hätten wir längst, wenn es so einfach wäre, glaub' mir. So schlimm war es aber schon lange nicht mehr. Wie viele waren es?" "Alle konnte ich nicht sehen. Aber einer war auf dem Dach und hat feige von dort geschossen. Dann war da der Kerl, der mich entführt hat. Takeshi selbst natürlich auch. Und noch zwei Männer. Aber ich glaube, es waren noch mehr bei ihm. Es kamen irgendwie von allen Seiten Schüsse, das war richtig gespenstisch." Ein Seufzen entfuhr Yuichi. Alleine hatte dieses feige Schwein sowieso keine Chance, das schaffte Takeshi nur mit seiner Gang, die sowieso auf Blut aus war. "Ich habe es geahnt. Und er wartet doch wirklich jedes Mal darauf, dass Sêiichî auch ja alleine ist. Wieso er ihn verschont verstehe ich bis heute nicht wirklich. Er hätte das Zeug dazu, ihn umzubringen, aber er tut es nicht..." Damit quälte sich dieser Baka quasi selbst. "Sêiichî bringt ihn nicht um, wenn er das nicht zwingend muss. Takeshi sollte ihm eher danken, denn er könnte ihn auch gut ins Gefängnis bringen. Dann würde man ihn auch umbringen lassen." "Behalte das bloß für dich, dass du darüber Bescheid weißt, sonst haben die noch einen Grund mehr, bei dir anzutanzen." Alan seufzte, es widerstrebte ihm, sein Wissen nicht zu benutzen, allerdings würde Sêiichî sonst nur wieder mehr in die Gefahrenzone rücken, das wollte der Junge nicht unbedingt riskieren. Es klopfte laut an der Tür. "Wer ist das jetzt wieder?" fragte Yuichi mehr sich selbst als Alan, der sich an einen Tisch setzte und ein Seufzen von sich gab. Der Schwarzhaarige ging die Tür wieder nur halb öffnen. Er stöhnte auf, als er die schwarzhaarige Frau vor der Tür erblickte. "Was ist?" fragte er unfreundlich, so dass Alan zur Seite schaute, er war doch sonst nicht so. "Ist Sêiichî hier reingestürzt?" Yuichi sah sie mit Halbmondaugen an. Welche Frau sollte schon deswegen bei ihm reinschneien, außer sie? "Ist er, mal wieder..." Er öffnete ihr die Tür, auch wenn es ihm schwer fiel. "Im Bad...", gab er ihr mit auf den Weg, woraufhin sie auch schon verschwunden war. "Seine Freundin?" fragte Alan, so dass Yuichi seufzte. "Jede Frau, die ihn besucht ist doch irgendwie seine Freundin. Wusstest du das nicht?" Sêiichî beäugte gerade eine seiner Verletzungen, als die Badezimmertür aufging, er rechnete nicht damit, dass eine Frau hereinkommen würde. "Bist du bekloppt?" fauchte sie ihn an, so dass Alan und Yuichi es auch draußen hören konnten. "Willst du dich umbringen lassen? Da rennt Yuichi hier auch rum und du spielst wieder alleine Held! Da kann man nur bekloppt sein!" Man, war die sauer, Alan zog lieber den Kopf ein, während Yuichi mit einem Grinsen die Augen geschlossen hatte. Er konnte diese Frau nicht leiden, aber um Sêiichî die Leviten zu lesen, war sie perfekt. Bei ihr reagierte er ja auch anders, als bei ihm. "Es war keine Zeit, bis er gekommen wäre, hätte Pinot meinen Cousin umgebracht, außerdem tu mal nicht so, als wenn du nie in irgendwelche Gefahren rennst, pöh!" Er schmollte sie an, aber das war ihr ja so was von egal. "Wenn du so weiter machst, bist du mich ganz schnell los! Das kannst du meinetwegen haben, damit habe ich kein Problem! Ich komme gut ohne einen lebensmüden Spinner zurecht!" Das hatte wahrscheinlich gesessen, anders funktionierte es bei ihm aber schon gar nicht mehr. "Sonst noch was, Darling? Können wir das Gespräch nicht auf später verschieben, ich verliere Blut!" Hatte die sonst nichts im Sinn, als ihm in solchen Augenblicken auch noch zu drohen? War doch nicht zu glauben. "Ja, warum denn? Warum verlierst du Blut? Weil du dich immer überschätzt! Du wusstest genau, dass dein Bruder nur auf so was wartet! Du hast das getan, um dich selbst zu bestätigen. Weil du Komplexe hast und nicht wolltest, dass dir jemand hilft! Irgendwann bringt dich das um, aber dann will ich nicht deine trauernde Freundin sein, kein Bedarf!" "Mein Gott, wer ist das denn? Die dreht ja ziemlich am Rad." Alan verdrehte die Augen. "Sie sollte ihn lieber verarzten, als ihn noch so runterzuputzen." "Er kann noch meckern, so schlimm kann es ja nicht sein", seufzte Yuichi, "außerdem braucht er das, sonst kommt der nie auf den Gedanken, dass man sich Sorgen um ihn macht. Ich bin auch manchmal fies zu ihm, das muss man sein, sonst bleibt er so leichtfertig." Der Junge fand die Sache sehr verwirrend und schaute Yuichi fragend an. "Die kommt mir nicht vor, als wenn sie sich Sorgen macht." "Wenn nicht, wäre sie gar nicht erst aufgekreuzt. Du musst mehr nachdenken." "Na dann..." Währenddessen gab Sêiichî einen Schmerzenslaut von sich. "Nein, ich bin nicht bekloppt, du bist das! Au, das tut doch weh, lass das!" Alan wollte nicht in seiner Haut stecken, was auch immer sie da gerade mit Sêiichî anstellte, er hatte Schmerzen dabei. Sie hatte sich seine Wunde an der Seite mal genauer angeschaut. "Du solltest besser aufpassen, sonst bist du bald vernarbt, also wirklich. Sonst willst du doch auch der Schönste sein, da solltest du besser auf dich aufpassen..." Sie tupfte ihn leicht mit einem alkoholgetränktem Taschentuch ab, da nichts anderes vorhanden war. "Sei froh, dass die Wunde nicht tiefer ist, dann könntest du gleich ins Krankenhaus gehen." Sie drückte etwas fester, was in einem Schmerzensschrei endete. "Das geschieht ihm so was von Recht, wenn er jetzt leiden muss, da muss er dann eben durch, wenn er sein Leben riskiert, tze." Yuichi hatte kein Mitleid mit ihm, das hatte sich dieser Kerl selbst zuzuschreiben. Alan hingegen zuckte leicht, als sein Cousin so laut schrie. "Die quält ihn ja." "Pech für ihn." Die Schwarzhaarige zog ihm das Hemd aus und betrachtete sich das Ganze. "Sonst noch irgendwo? Wenn wir schon dabei sind." "Geht das nicht etwas sanfter?" "Nicht, wenn du so unvernünftig bist." Die drückte einen Wattebausch auf die Wunde, so dass ihm schon die Tränen kamen und warf ihn dann in einen Toiletteneimer. "Stell dich nicht so an, du bist doch sonst auch nicht wehleidig." Sie klebte ihm ein großes Pflaster auf die Wunde. "Das bleibt drauf, bis es nicht mehr blutet, dann kannst du es abmachen, damit Luft rankommt, klar? Und die Kugel hol ich raus, die steckt nicht tief." Sie schaute sich im Schrank um und fand eine Pinzette, die sich dafür in etwa eignete. "Nicht zu glauben. Nie das da, was man braucht. Das wird wehtun, denke ich, beiß da drauf!" Sie gab ihm ihre Handtasche, das musste gehen. "Ich beiße doch nicht auf deine Tasche, du Irre!" "Dann schrei eben." Sie zog seine Haut etwas auseinander, bis sie die Kugel sehen konnte. "Man, benutzen die aber Billigwaffen, da hast du echt Glück gehabt, andernfalls wäre sie bis zu deiner Niere vorgedrungen. Ist ja voll harmlos, stell dich nicht so an." Sie desinfizierte auch den Gegenstand, immerhin wollte sie damit die Kugel herausholen, man wusste ja nicht, was manche Leute mit so etwas machten. Vorsichtig zog sie die Kugel dann aus seiner Haut und legte sie in ein Taschentuch. "Das war's doch schon." "Na also, du kannst doch sanft sein, warum nicht gleich so?" Sêiichî sah sie mit Halbmondaugen an, während sie die entstandene Wunde nun auch noch zusätzlich säuberte, was wieder etwas mehr wehtat. "Du solltest froh sein, dass ich dir überhaupt helfe, sonst stirbst du mir noch irgendwann an einer Blutvergiftung, Baka-chan." "Bisher ist das aber noch nicht passiert." "Wie willst du dich unter Schwindelgefühl und schwacher Sehkraft denn selbst verarzten? Du hättest die Kugel nicht rausbekommen, vorher wärst du wegen deiner eigenen Dummheit eher verblutet, oder hättest dir eine Blutvergiftung zugezogen, gib es doch wenigstens zu, dass du mich jetzt gebraucht hast. Yuichi kriegt jetzt aber auch was zu hören." "Wieso das denn?" Bevor er eine Antwort darauf bekam, riss sie die Tür auf. "Sag' mal, was geht mit dir ab? Du hättest ihn ruhig auch mal verarzten können, der sieht ja kaum noch was, vor lauter Blutverlust." "Er kann doch alles selber, außerdem wusste ich vielleicht, dass du antanzt? Du bist leicht zu durchschauen." Er wollte wenigstens auch etwas frech sein, wenn sie ihn schon so anfauchte. "Das nimmst du sofort zurück, ich bin nicht leicht zu durchschauen!" "Och, du Arme, jetzt ist dein Ego im Keller, oder was? Mach mich nicht so an, pass lieber auf, dass das unser aller Geheimnis bleibt, sonst gibt es jede Menge Ärger. Er legt es ja immer wieder drauf an, dass es rauskommt!" "Das habe ich gehört!" Sêiichî verließ das Bad und kam bei den anderen an, er war blass - aber sonst - fand er zumindest, ging es ihm blendend. "Ich lege es nicht drauf an... ich spiele brav meine Rolle als Macho und Weiberheld." "Klar, klar, das tust du nur deswegen, welcher Idiot soll dir das abkaufen?" Alan schaute zu der Frau hoch, leicht ließ sie sich wohl nicht täuschen, auch nicht von Sêiichîs kleiner Rolle, er spielte sie doch wirklich immer, um unangreifbar zu sein. "Du bist doof. Mit dir rede ich jetzt erst mal nicht mehr." Sêiichî wurde kindisch, so dass sie lachen musste. "Baka. Tu das, ich muss eh wieder weg. Ich habe auch noch andere Aufgaben, als auf dich Kleinkind aufpassen, also bis bald." Sie ging zur Tür, so dass Sêiichî ihr nachlief. "Hey, so war das nicht gemeint, einen Abschiedskuss will ich dann doch noch." Yuichi schüttelte den Kopf und ging zum Schlafzimmer hinüber, er wusste ja, was jetzt los sein würde. "Nimm ihn doch gleich mit, dann bin ich ihn los!" rief er aus dem Schlafzimmer zu ihnen hinüber. "Nein danke, pass du nur schön auf ihn auf, ich habe dafür keine Zeit." Was lief denn hier überhaupt für eine Show? Hatte sie etwas nicht mitbekommen? Wann hatte er Sêiichî schließlich freiwillig zu ihr gelassen, wenn er es verhindern konnte, indem er sich selbst um ihn kümmerte? "Was schaust du so, Darling?" "Es kommt mir vor, als wenn er dich loswerden will, du solltest ihm auf den Zahn fühlen, wer weiß, was dahinter steckt? Und zu dem Abschiedskuss. Vergiss es! Du kriegst keinen!" Sie verzog ihre Augen zu Schlitzen und blickte ihn fies an. "Ich bin nämlich im Moment nicht sie." "Doch bist du! Also..." Er schmollte wohl auch schon wieder, was putzig wirkte. "Und selbst wenn? Was, wenn sie aber keine Lust auf deine Spielchen hat? Denk drüber nach, ich werde dich nicht dafür belohnen, was du getan hast. Du musst dir das erst wieder verdienen, also, gib dir ja Mühe." Frechheit, wie sie ihn behandelte, er war doch kein Hund, den man mit Leckereien locken konnte. "Bye, bye." Weg war sie, er stand noch immer wie bestellt und nicht abgeholt da und seufzte schwer. "Heute ist nicht mein Tag." "Was war das denn für eine Zicke?" fragte Alan grinsend. "Scheint ja so, als wenn sie dich voll unter Kontrolle hat." "Pff...", gab Sêiichî von sich und riss einfach die Schlafzimmertür auf. "Was wird denn hier gespielt, Yu-chan?" Nun lag da tatsächlich eine Frau im Bett, Sêiichî wurde schon halbwegs von Neid gepackt und seufzte erneut. "Hast du gedacht, du kannst eine Nummer schieben, wenn sie mich mitnimmt? Also wirklich! Wie ungezogen." Der Ältere seufzte. "Nerv Alan und lass mich jetzt in Ruhe..." "Ich brauche ein Bett." Ihm ging es hier schließlich schlecht. "Nimm die Couch da draußen, Rena liegt jetzt im Bett und schläft, also schrei hier nicht so rum. Ihr geht's auch nicht gut." "Sie lebt noch?" Verblüfft blickte Sêiichî Yuichi an. "Da kannst du ja froh sein..." Nun lächelte der 24-jährige aufrichtig, er wusste doch, wie sehr er an dieser Frau hing, außerdem konnte er von solchen Gefühlen ein Lied singen. Er wollte nicht wissen, wie es ihm gehen würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Vermouth hatte kaum das Zimmer verlassen, da wurde sie am Handgelenk gepackt und nach hinten gezogen. "Which game are you playing this time?" Eine rotblondhaarige Frau im Alter der Schauspielerin war aufgetaucht und warf ihr die Worte fast schon jähzornig entgegen. "What are you meaning?" Die verkleidete Blondine stellte sich dumm. Dafür, dass die Frau eifersüchtig war, wenn man diesem Mann zu nahe kam, konnte sie schließlich nichts. "Stell dich nicht so dumm, Schätzchen! Was wolltest du bei Carpano? Ihm schöne Augen machen?" "Man, warum leiden auf einmal alle unter Halluzinationen? Wir hatten etwas zu besprechen. Etwas Geschäftliches." "Der Boss hat dir verboten, dich ihm zu nähern, schon vergessen? Außerdem ist da auch noch Cognac, der mich zwar nicht interessiert, aber es gehört zu deinem Befehl. Finger weg von den beiden." Vermouth war schon halbwegs das Eigentum des Bosses, weswegen dieser ihr solche Männer, wie die beiden verboten hatte, das wollte die andere ihr noch einmal gesagt haben. "War's das jetzt? Wie du weißt, habe ich hier noch etwas vor. Du willst doch, dass alles glatt läuft, oder? Des Weiteren wäre es mal wieder angebracht, Chardonnay auf die Finger zu schauen. Er hat sich nämlich vorhin schon wieder Ärger eingehandelt, der Idiot. Er bringt unseren Plan in Gefahr." "Vorsicht, Vermouth. Lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster, sonst kann es passieren, dass du tief fällst." Derartige Drohungen war sie an der um ein Jahr älteren gewohnt, so dass sie sich das Lachen verkniff. "Ich kenne die Regeln bereits, keine Sorge." ,Diese arrogante Ziege nervt. Sobald der Boss klarer sieht, kannst du aber was erleben!' Vermouth lachte kurz. "Das war mein Ernst, Chardonnay tut, was er will", meinte sie noch, schließlich war das keine Lüge. Diese Person glaubte ihr jedoch kein Wort. Ihre Versuche, sich einzuschleimen, schlugen jedes Mal fehl. Irgendwann würden der dummen Kuh noch die Augen aufgehen und sie würde erkennen, wie Recht sie doch hatte. ,Am Ende nervt die das, wenn ich ihn angreife, der ist doch alles zuzutrauen.' Vielleicht fand sie Chardonnay ja auch als Killer toll, das zog die 30-jährige in Betracht. ,Schon ein starkes Stück, dass ausgerechnet du hierher kommst und mir verbietest, ihn zu sehen. Das zahle ich dir irgendwann mal heim, du Miststück!' Es gefiel ihr nicht, dass sie alles für den Boss tat, sie war gefährlich. Hoffentlich würde die jetzt nicht Yuichi nerven, wo dieser doch anscheinend Besuch bekommen hatte. ,Wenn diese Frau Rena sieht, sehen wir alt aus.' Sie schnappte sich ihr Handy und schickte Sêiichî eine SMS, nur für den Fall, damit sie gewarnt waren, dann verschwand sie vom Gang und machte sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Sêiichîs Handy gab ein paar Geräusche von sich, so dass er sich von der Couch erhob und auf das Display blickte. "Sie war doch eben erst hier." Dennoch öffnete er die SMS, in der in Großbuchstaben stand: Valpolicella ist im Anmarsch! Der junge Mann löschte die SMS sofort und ging ins Schlafzimmer, wo Yuichi leicht verträumt seine Freundin betrachtete. "Ärger im Anmarsch, Yu-chan. Deine Verehrerin ist wohl gerade Vermouth begegnet, sie hat mich gewarnt. Was machen wir jetzt? Sie nicht reinlassen?" Vor der Frau hatte wohl so ziemlich jeder Respekt, auch Cognac. "Überlass die nur mir und bleib im Hintergrund. Ich sorge schon dafür, dass sie sich nicht begegnen, wäre ja auch noch schöner." "Da bin ich gespannt, was du dir einfallen lässt." "Wenn sie sich nicht abwimmeln lässt, weißt du, was du zu tun hast, oder?" Sêiichî schaute leicht verwirrt, als man ihm das sagte. "Verlass dich auf mich." Er ging zum Bett und weckte die junge Frau, so dass diese die Augen öffnete. "Was ist los?" wollte sie von dem Jüngeren wissen, doch dieser seufzte nur. "Valpolicella wird hier wohl gleich aufkreuzen. Egal, was ich mache, spiel mit." Sêiichî knöpfte sich das Hemd auf, zog es sich aus und warf es neben das Bett. "Was treibst du da?" "Ich teste jetzt meine schauspielerischen Fähigkeiten." Verwirrt sah sie ihn an, als es auch schon an der Tür klopfte. "Kein Wort, okay?" Er legte sich zu ihr ins Bett, was sie misstrauisch beäugte. ,Oh mein Gott, wehe er fasst mich falsch an, dann kann er, wenn die Ziege verschwunden ist, aber was erleben.' Yuichi öffnete die Tür und sah wenig später in das Gesicht der schönen Frau, die gerade aufgetaucht war, trotzdem ließ die ihn ziemlich kalt. "Was gibt's? Ist nicht alles klar?" ~Valpolicella, 31 Jahre, Journalistin/Redakteurin/Model~ "Ich wollte lieber noch mal nach dem Rechten sehen und schauen, dass mit dir alles in Ordnung ist." Ein Seufzen entfuhr ihm. "Bin ich ein kleiner Junge?" "Natürlich nicht, aber Vermouth war hier. Da will ich wissen, ob alles in Ordnung ist." ,Nette Ausrede...' Sie schob die Tür einfach auf und ging auf die Schlafzimmertür zu, wollte ihn wohl kontrollieren, er hätte ja was mit einer anderen haben können. "Ich würde da jetzt nicht reingehen", meinte der junge Mann mit einem Seufzen. "Es sei denn, du willst Sêiichî zuschauen." "Ich lasse mich nicht abwimmeln." Die Tür zum Schlafzimmer wurde geöffnet. Sie sah schmollend vor sich hin, da das Bett quietschte und dieser notgeile Typ wohl mal wieder eine Frau hatte. "Ich glaube, mir wird schlecht, ich gehe." Sie wandte sich ab, immerhin hatte sie sich noch etwas zu tun. "Ich habe dich gewarnt", meinte Yuichi mit einem besserwisserischen Lächeln, bevor er mit ihr zur Tür ging. "Ich bin eben von Natur aus misstrauisch." "Bei mir? Musst du doch nicht, wie du siehst." Er öffnete die Tür, woraufhin sie sich noch einmal herum drehte und ihn mit ihrem Blick fast auffraß, so dass er schnell die Tür schloss und zurück ins Schlafzimmer ging. "Sie ist weg, denke ich zumindest." Rena lugte an Sêiichî vorbei, der auf ihr drauf lag. "Gott sei Dank. Die muss mich echt nicht sehen." "Ihr Gesicht hättet ihr sehen sollen...", meinte der 26-jährige und lachte kurz. Ihm gefiel es immer wieder, wenn er diese Schnepfe verarschen konnte. Sêiichî rollte sich zur Seite, runter von Yuichis Freundin und blieb dort liegen. "Bin ich also doch einigermaßen begabt, als Schauspieler, he?" Er schloss die Augen, er war müde und die Verletzungen zerrten zusätzlich an seinen Kräften. "Anscheinend gut genug, um die Wahrheit vor ihr zu verbergen, aber willst du jetzt eigentlich im Bett bleiben, oder wie?" "Willst du mich aus dem Bett schmeißen? Das klang ja irgendwie danach. Glaub mir, ich fass sie schon nicht an, außerdem bin ich dafür zu geschafft." "Wenn du mich anfassen würdest, hättest du sowieso nichts zu lachen, da ist es ganz gut, dass du es einsiehst, ansonsten müsste ich dir vielleicht wehtun, Sêi-chan." Warum wollte sie ihn jetzt eigentlich auch noch ärgern? Es schien ihm, als hätte er das auf die Stirn graviert, dass man ihn ärgern konnte. "Keine Sorge, ich bin zu fertig für noch einen Streit." "Oha, der Kleine macht sich jetzt ein paar Gedanken, geschieht ihm so recht", frohlockte Yuichi und lachte etwas gemein auf. "Hast du dich etwa schon wieder mit ihr angelegt? Du weißt doch sowieso, wie das immer ausgeht, oder nicht? Warum machst du so was immer? Willst du ihr zeigen, was für ein starker Mann du bist? Ich denke nicht, dass du das auf die Reihe kriegst, du solltest es also bleiben lassen. Das schont deine Nerven, Kleiner." Sêiichî schmollte vor sich hin, sagte aber erst einmal nichts, er musste sich nämlich erst einmal überlegen, was er denn sagen könnte. Währenddessen war Vermouth zu einer der Toiletten abgerauscht. "Nachdem die mich erwischt hat, kann ich unmöglich in dieser Verkleidung bleiben. Vielleicht sollte ich denen da draußen einen Schreck einjagen? Nein, besser nicht, die fallen darauf nicht zwingend rein." Kaum 20 Minuten später kam eine Frau in anderen Klamotten und anderem Gesicht heraus, wobei sie ein gerissenes Lächeln zeigte. ,Dann wollen wir doch mal sehen, ob man dir mehr sagt, als mir.' Chardonnay wartete draußen ohnehin schon auf seinen kleinen Auftrag, als die braunhaarige Frau, in die sich Vermouth gerade verwandelt hatte, bei ihm ankam. "Wo sind deine Leute, Chardonnay?" fragte sie in bittersüßem Ton, so dass er beiläufig seinen Blick auf die Frau mit den fast schon hellbraunen Haaren richtete. "Was willst du hier? Heute nicht bei Vermouth?" "Die hat mich schwer enttäuscht. Was soll ich bei der? Die kann meinetwegen bei ihren Verrätern bleiben. Ich will nicht auch noch draufgehen, so wie diese Seyval." "Du glaubst aber nicht, dass du hier vielleicht rumschnüffeln kannst, oder Camaya?" wollte der Schwarzhaarige belustigt wissen, man konnte immerhin nie wissen, wem man da seine Pläne verriet. "Nein, nein, wer das Opfer ist, weiß ich schon. Meine kleine Cousine soll hier heute ihren Tod finden, darauf freue ich mich schon." "Wo hast du das denn aufgeschnappt?" Ein Lächeln lag auf den roten Lippen der Frau, sie sagte kein Wort, was ihm verdächtig vorkam. Chardonnay schaute sich nach Spionen um und untersuchte wenig später seine Kleidung nach irgendwelchen Sendern, da er leicht paranoid war, wenn es um Vermouth ging, und genau die vermutete er gerade. Diese Frau hatte ihn ständig ausspioniert, jedoch nicht, um ihm irgendwie zu helfen, sondern um ihn ans Messer zu liefern. Für eine halbe Minute herrschte Stille, wodurch man die Schritte einer weiteren Person vernehmen konnte. "Glaubst du, dass du damit durchkommst, du blonde Hexe?" Man fauchte der Frau die Worte entgegen, in dem Moment war Chardonnay glasklar, was geschehen war, immerhin kreuzte sie immer nur auf, um seinem Schätzchen Ärger zu machen, beziehungsweise auf sie loszugehen. Doch das war nicht sein Hauptproblem, sondern dass sie überhaupt nach ihrem Tod vor knapp sieben Jahren noch einmal hier vorbeischneite. Chardonnay schnappte jetzt die verkleidete Frau von hinten und bedrohte sie mit einer Waffe. "Ich werde dir helfen, Grenache." Ein hinterlistiges Grinsen keimte in seinem Gesicht auf, es wirkte je länger er es aufgesetzt hatte, gerissener. "Darf ich mir vorher einen Traum erfüllen, bevor du sie tötest?" "Natürlich, aber vorher müssen wir unseren Auftrag erfüllen, sonst wird der Boss auch noch ungemütlich. Pass aber auf, dass es sauber passiert. Hinterlass nicht irgendwelche Spuren in ihr, falls man sie untersucht. Sollte jemand rausfinden, was du mit ihr angestellt hast, bringt der Boss dich wahrscheinlich eigenhändig um." Die rothaarige Frau drehte sich herum, was wohl ein Fehler gewesen war. ,Vielleicht merkst du jetzt etwas, Sharon Vineyard!' dachte sich Chardonnay, der sie noch immer fest an sich gedrückt hatte, doch aus irgendeinem Grund bewegte sich die Frau kein Stück. Sie wusste wohl, dass er hier Theater spielte. Der Killer richtete seine Waffe auf Grenache, die ihn ja jetzt nicht sehen konnte. "An deiner Stelle würde ich das nicht tun, Chardonnay, das endet blutig." Erschrocken wirkte der Mann, da sie wohl doch sah, was er tat. Sie konnte sein Gesicht im Fensterglas eines Autos sehen und wusste es deshalb. Keine 2 Sekunden später, nachdem die Frau das gesagt hatte, hörte man Schüsse vom Dach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)