Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 3 - Loco ---------------- Lena vernahm wieder dieses Rascheln. Von Panik ergriffen schloss sie die Augen und hielt für kurze Zeit die Luft an. Schritte näherten sich ihr. Es waren kleine, schnelle Schritte. Mehr so ein heranhüpfen. Verkrampft hielt sie die Augen geschlossen. Wer weiß was es hier in dieser eigenartigen Welt Namens Xeres für Tiere gab, die alle anderen für normal hielten. Etwas kleines haariges lehnte sich plötzlich an ihre Seite. Lena rührte sich nicht. Doch als sie plötzlich eine Pfote auf ihrem Schoß spürte, musste sie einfach wissen was das war. Langsam drehte sie den Kopf und öffnete die Augen. Was sie sah war etwas größer als ein Kater. Vielleicht hatte es ja die Größe eines Waschbären. Sein Schwanz ähnelte dem eines Eichhörnchens, nur war er um einiges größer aber genau so buschig. Als es plötzlich Beachtung bekam stellte es den Schwanz nach oben und fing seltsam an zu zirpen. Es hatte riesige Augen und kleine Spitze Ohren an seinem runden Kopf. Sein Körper war mit einem Kurzen Fell überzogen und schimmerte im Licht des Feuers. Unerwartet sprang er ihr auf den Schoß. Lena riss die Hände in die Luft. Erschrocken legte der kleine Kerl sogleich die Ohren an. Lena beruhigte sich wieder doch um ihn anzufassen fehlte ihr der Mut. Er schaute sie mit seinen großen Augen an und bewegte dazu langsam den Schwanz hin und her. Noch immer zirpte er. Sicher erwartete er, dass sie ihn streichelte aber das tat sie nicht. „Du bist also der Loco“, stellte sie fest. Als sein Name fiel, stellte er sich auf alle Viere und hob erneut den Schwanz. Sicherlich hätte sie noch eine ganze Weile mit diesem Tierchen auf dem Schoß dagesessen, hätte es nicht plötzlich die fixe Idee gehabt ihr auf die Schulter zu springen. Lena schnellte auf und der kleine Kerl stürzte, mit verlorenem Gleichgewicht, auf den Mantel. Wo mochte dieser Laris nur stecken. Das Tierchen schüttelte sich und fauchte Lena böse an. Dann verschwand er wieder im Unterholz. Verloren stand sie jetzt auf der Lichtung. Trotz dass das Feuer brannte, begann sie zu frieren. Lena starrte wieder den Himmel an und spürte plötzlich Wut in sich aufsteigen. Wo war sie hier nur gelandet und warum wachte sie nicht auf. Endlich vernahm sie hinter sich wieder Schritte. Sie konnte nur hoffen das es Laris war und niemand anderes. Lena hatte Recht. Es war wirklich dieser Kerl. Vertraute wärme breitete sich wieder in ihr aus. Er hatte einen farbenfrohen Vogel in der Hand. Er saht einer Taube ähnlich, hatte aber eher die Größe eines Huhnes. „Hast du das jetzt gejagt?“, fragte sie fast schon bewundernd. Er feixte sie an. „Ich könnte dich ja anlügen aber ich bin kein Jäger. Wohl eher ein Fallensteller“. Seine Ehrlichkeit überrasche Lena ein bisschen Vielleicht waren die Männer dieser Rasse anders wie es die menschlichen sind. Sie hätten ganz sicher gelogen um anzugeben. „Wo ist denn Loco schon wieder geblieben?“, erkundigte er sich neugierig. „Ich vermute mal wir haben uns gegenseitig erschreckt.“ Lena schaute auf die Erde. Laris sah sich um. Loco hatte sich sicherlich wieder versteckt. „Ich schätze mal diese Nacht wird es recht kalt werden.“ Worauf er wieder auf ihre nackten Füße schaute. „Ist es bei euch Menschen üblich ohne Schuhe herumzulaufen?“, fragte er belustigt. Lena verzog das Gesicht. „Natürlich nicht und denke ja nicht das ich freiwillig hier bin!“ Sie wand sich ab und ging mit wütenden Schritten erneut ans Feuer zurück. Laris sprach nicht weiter. In einer Ecke machte er sich daran das nichtgejagte Tier zu rupfen und auszunehmen. Loco war noch immer nirgends zu sehen. Lena kniete sich auf den Mantel und legte einige Scheite nach. Sie merkte jedoch nicht, das Laris sie dabei beobachtete. Abermals starrte sie in die Flammen. Es dauerte auch nicht sehr lange, da schwang sich Laris, mit dem gerupften und geköpften Tier in der Hand, neben Lena auf den Mantel. Er hengte das Tier, auf einen Stock gespießt, tief in den Rauch. Lena rückte ein Stück von ihm weg doch Laris rückte ihr nach. Genervt schaute sie ihn an. Als er ihr folgte, grinste er wieder eigenartig doch als sie ihn mit diesem Blick strafte, unterließ er das schleunigst. „Was ist? Hast du jetzt doch Angst vor mir?“, befürchtete er und setzte sich wieder zurück. Laris legte noch etwas dürres Laub nach das sich die Rauchwolke leicht vergrößerte. Es zischte hörbar. „Jetzt sei ehrlich, Lena“, meinte er ernsthaft. „Hast du dir so einen Elfen vorgestellt?“ Er biss sich wieder auf die Lippen. Laris hatte sie jetzt das erste mal mit ihrem Namen angesprochen. Irgendwie erhöhte das wieder ihre Nervosität. Schüchtern schaute sie weg. „Eigentlich nicht“, gab sie zu. „Außer vielleicht die Ohren“. Vorsichtig suchte sie jetzt wieder Blickkontakt. „Ich war der Meinung ihr seit etwas kleiner. In etwa so“. Sie hielt mit den Handflächen einen Abstand von ungefähr 15 cm ein. Laris konnte sich ein lautes Lachen jetzt nicht mehr verkneifen und es platzte nur so aus ihm heraus, dass in weiter Ferne ein Echo zu hören war. Lena rutsche ein ganzes Stück von ihm weg und wand den Blick ab. „Ach komm schon“, meinte er aufmunternd. Er rückte ihr abermals hinterher, nur legte er jetzt seinen Arm auf ihre Schulter, dass ihr eine Flucht nicht mehr möglich war. „Wenn ich dir jetzt sage, das es bei uns auch Mythen und Geschichten der Alten von den Menschen gibt, hältst du mich sicher für verrückt. Menschen sind in diesen Geschichten auch etwas kleiner, allerdings gefährlicher, wie du den Eindruck auf mich machst.“ Lena bekam große Augen. Sie spürte die Wärme, die durch seinen Arm und die Hand in sie eindrang. Laris setzte sich jetzt im Schneidersitz ihr gegenüber und schaute sie mit einem vorsichtigen Lächeln an. Seine Ohren wirkten jetzt irgendwie extrem auseinanderstehend. Lena fühlte sich plötzlich so hilflos. „Bitte kneif mich“, bat sie den Kerl der ihr gegenüber saß. Laris grinste wieder breiter. „Das werde ich nicht tun, denkst du wirklich du kannst dich jetzt davonstehlen indem du aufwachst?“ Lena senkte den Kopf und wollte sich wieder selbst in den Arm kneifen, aber Laris ging dazwischen. „Tu das nicht, du träumst nicht, wirklich“, beteuerte er. Vorsichtig griff er nach ihrem Kinn sodass sie ihn wieder anschauen musste. „Fass sie doch einfach mal an... meine Ohren... wenn du das noch möchtest“, äußerte er plötzlich. „Aber ich dachte du...“ Lena wurde unterbrochen im Satz. Laris ließ ihr Kinn wieder los. „Ich mache jetzt einfach mal eine Ausnahme bei dir.“ Er lächelte sie schelmisch an und drehte ihr das Ohr hin. Lena wusste nicht so recht, ob sie es jetzt noch wagen sollte, wo sie doch wusste, dass er davon nicht viel hielt. Also griff Laris nach ihrer Hand und brachte sie vorsichtig näher. Sie fing furchtbar an zu zittern. „Beruhige dich doch bitte. Sie fallen mir schon nicht ab.“ Sein extremes Grinsen legte sich etwas. Mit ausgestreckten Fingern fuhr sie ein paar mal langsam die Ränder des Ohres ab. Laris hatte sie mittlerweile losgelassen und schloss langsam die Augen. Seine Ohren fühlten sich dazu noch recht warm an, trotz das sie, weil sie etwas abstanden, reichlich Zugluft abbekamen. Mit Zeigefinger und Daumen fuhr sie noch über das spitze Ende. Wenn Lena das mit geschlossenen Augen gemacht hätte, wäre sie sicher nicht darauf gekommen, dass sie da Ohren berührte. Sie schaute ihm ins Gesicht. Laris hatte die Augen noch immer geschlossen. Mit den Worten, dass er das nicht mochte, hatte er jetzt ganz sicher gelogen. Sie ließ von ihm ab und schaute ihn einfach nur noch an. Es dauerte noch eine Weile bis er die Augen wieder öffnete. „Ich gebe es zu“, gestand er jetzt. „Ich habe gelogen, als ich dir sagte das ich das nicht mag.“ „Das hab ich mir jetzt auch gedacht, aber ich würde mir an deiner Stelle auch nicht von jedem gleich an die Ohren fassen lassen, schon gar nicht wenn der oder die Fremde ein Mensch ist, die du ja bis jetzt für gefährlich gehalten hast.“ „Ich hatte nie Angst vor Menschen. Die Geschichten der Erwachsenen waren vielleicht auch nur so übertrieben worden, um kleine Elfen zu ängstigen, dass sie sich auch benahmen.“ „Ein Druckmittel also“, stellte sie fest. Laris nickte. „Es gibt sicherlich Menschen auf die das zutrifft, aber im Normalfall werden diese geschnappt und weggesperrt. Ich hätte gar nicht den Mut dir etwas zu tun, so unbewaffnet wie ich bin.“ Lena grinste. Plötzlich roch es nach anbrennenden Fleisch. Laris sprang auf um das Tier höher zu hängen und lies sie zurück. Plötzlich war da wieder dieses rascheln. „Das du heute auch noch auftauchst“, begrüßte er sein Haustier. Loco hüpfte herbei und sprang auf Laris´ Knie, der immer noch vor dem Feuer hockte. Kurz kraulte er ihn am Kopf. Loco kletterte auf seine Schulter und hielt sich mit dem Schwanz an seinem Hals fest. Als er jedoch die fremde Frau erblickte, fing der kleine Kerl wieder an zu fauchen. Überrascht, weil er das von Loco nicht kannte, schaute er zu Lena hinüber „Was hast du nur mit ihm angestellt?“, scherzte er mit seinem breitem Grinsten und nach oben gezogenen Augenbrauen. Verlegen schaute Lena zu Boden. „Ich denke mal ich hab etwas panisch reagiert, als er mir auf die Schulter klettern wollte.“ Lena war überhaupt nicht nach lachen zumute. Sie hatte ein schlechtes Gewissen aber Laris schien das schon recht amüsant zu finden. Er schaute seinen haarigen Freund ganz genau an, der immer noch auf seiner Schulter thronte. „Was steigst du auch fremden Leuten auf die Schulter“, sprach er zu Loco. „Du bist selbst schuld.“ Laris schaute zu ihr hinüber. Lena starrte immer noch auf den Boden. „Mache dir doch bitte keine Gedanken, das ist doch nicht schlimm.“ Vorsichtig schaute sie Laris in seine Augen. In seinen Augen spiegelten sich die lodernden Flammen des Feuers. Sein gutmütiges Lächeln erwärmte sie erneut. „Los! Geh dich entschuldigen!“, befahl er dem kleinen und setzte ihn mit einer Hand von seiner Schulter auf dem Mantel neben sich. Loco knickte die eh schon kleinen Ohren ein und heulte jämmerlich. „Na los, geh dich entschuldigen du Draufgänger!“, sagte er mit sehr strengem Blick. Laris wartete bis sich Loco mit sehr langsamen und verängstigten Schritten, in gebeugter Haltung auf den Weg gemacht hatte. Dann erst lächelte Lena an. Ihm schien es richtig Spaß zu machen den kleinen Kerl auf diese Weise zu bestrafen. Lena hatte jetzt nur noch Augen für den kleinen Kerl. „Meinst du nicht, dass du das jetzt übertreibst?“, fragte sie Laris, schaute ihn aber nicht an. „Du kannst also doch ziemlich bösartig sein“, stellte sie fest. Laris antwortete nicht. Loco schien jetzt mehr Angst vor ihr zu haben als sie zuvor vor ihm. Er blieb stehen um auf Laris’ auf Hilfe zu hoffen, doch dieser schaute wieder sehr ernst. Loco setzte sich nah neben Lena und schaute sie mit seinen Knopfaugen an. „Nun streichle ihn schon“, ermunterte der Elf die Menschenfrau. „Er beißt dich schon nicht.“ Erschrocken schaute sie auf. Tiere mochte Lena doch recht gerne, aber warum sie sich vor ihm so fürchtete, konnte sie sich nicht erklären. Es gab doch auch so noch jede Menge Tiere die sie noch nicht kannte, warum stellte sie sich jetzt so an. Langsam streckte sie die Hand nach ihm aus. Loco legte wieder die Ohren an. Nur vorsichtig berührte sie seinen pelzigen Kopf. Der kleine Kerl zitterte vor Angst. „Was hab ich nur angerichtet“, flüsterte sie. Loco verdrehte die Ohren. „Es tut mir leid, das hab ich nicht gewollt.“ Während Lena mit dem Tierchen sprach, schüttelte Laris nur schmunzelnd den Kopf. Lena bekam das allerdings nicht mit. Eilig rannte der kleine Kerl wieder zu seinem Herren zurück. „Gutgemacht“, bekam er als Lob von Laris und wurde durchgeknuddelt das er zirpte. Er schnappte sich den kleinen und schwang sich wieder auf den Mantel. Loco blieb auf seinem Schoß sitzen und fing an sich zu säubern. Lena rückte wieder ein Stück näher an die beiden heran und beobachtete sie. Laris kraulte ihn wieder, aber der Blick des Kuscheltieres hing erneut an Lena. Es dauerte auch nicht lange, bis Loco wieder zu ihr hinüber hüpfte. Diesmal, etwas vorsichtiger, kletterte er ihr auf den Schoß. Lena kraulte sie ihn jetzt so, wie sie das auch mit einer Katze machen würde. Diese Art von Berührung schien ihm besonders gut zu gefallen. Loco zirpte genau so, wie er es beim ersten Treffen getan hatte. „Ich wusste doch das er dich mag“, warf Laris ein. „Eigentlich mag er fast jeden. Loco merkt sofort wem er trauen kann und wem nicht. „Hast du noch Hunger?“, sprach er Lena auf einmal an. Sie schaute verwirrt auf. „Eigentlich wollte ich gar nichts. Ich weiß nicht warum ich genickt habe. Ich war doch eigentlich auf dem Weg ins Bett gewesen und da hatte ich schon gegessen.“ Sie nahm Loco auf den Arm und stand auf, um sich näher ans Feuer zu setzen. Laris´ Blick folgte jeder ihrer Bewegungen. „Das heißt also ich soll ihn alleine aufessen? Du hast doch nur Angst das es noch leben könnte.“ Frech grinste er Lena wieder an. „Tut mir wirklich leid, dass ich dir unnötige Umstände gemacht habe“, gähnte sie müde. Sie lehnte sich gegen seine nackte Schulter, egal was er davon halten sollte. Seltsam berührt schaute er die zierliche Frau mit dem Haarigen Tierchen auf dem Schoß an. Lena hatte die Augen schon fast zu. „Was ist denn mit Loco? Teil doch mit ihm.“ „Er frist doch kein Fleisch“, meinte er lächelnd, doch woher sollte sie das denn auch wissen. Lena hatte die Augen jetzt zu und spürte wie der Schlaf über sie siegte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)