Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 10 - Neues, aber nichts Gutes ------------------------------------- Lena wartete bist sich Laris mit Äpfeln und einigen anderen Früchten beschäftigte, welche sie noch nie gesehen hatte und... „Keine Bewegung!“, platzte es aus ihr heraus. Den beiden Elfen stockte der Atem. Sie fasste Laris an sein Haar und hielt es nach oben, so das sie ihm richtig genau an sein Genick schauen konnte. Laris hielt den Apfel fest, hatte jedoch das kauen eingestellt und stattdessen die Augen wieder zusammengekniffen. Ein leises kratzen an der Tür lies alle zusammenzucken. Elya setzte sich in Bewegung um diese zu öffnen, lies jedoch die Augen nicht eine Sekunde von Lena. Loco war es, der ins Haus wollte. Sicher hatte er sein Herrchen vorhin gesehen und war herangelaufen, nur war er wohl nicht schnell genug gewesen. Laris begann zu zittern, wärend Lena sein Haar noch immer nach oben hielt. Sie musste mit der zweiten Hand nachfassen, um auch alle Haare in den Griff zu bekommen. Behutsam strich sie mit einem Finger über den vermeintlichen wunden Punkt. Sie konnte eine merkbare Deformierung feststellen. Laris begann vor Angst zu wimmern. Sofort lies sie ihn los. „Ich werde dich dort nie wieder anfassen, versprochen!“ Sie ließ sein Haar wieder vorsichtig nach unten gleiten und streichelt ihm beruhigend über den Rücken. Elya hatte ihr fasziniert zugeschaut. „Verstehst du etwas von dieser Heilung?“ „Bedauerlicherweise nicht, aber normal fühlt es trotzdem nicht an.“ Laris krallte sich am Tisch fest und atmete tief ein und aus. „Sei mir jetzt bitte nicht böse.“ Auf eine Art bereute sie jetzt ihre Tat, doch sie musste unbedingt wissen, was dieser Mann für ein Problem hatte, auch wenn es nicht wirklich etwas gebracht hatte. Er drehte ich um und schüttelte den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Ich war nur...“ Laris schwieg. „Ich befürchte dass das Jahr für Jahr nicht gerade besser wird. Vor einem weiteren Schlag solltest du dich unbedingt in Acht nehmen“, begann Lena auch ohne medizinisches Wissen haben zu müssen. Sie legte ihm die Hand auf die Brust. Er hatte seine Weste noch nicht wieder angezogen. „Ich hoffe nur ich habe euch jetzt nicht den Tag ruiniert.“ Verlegen schaute sie in die Runde. Loco lief seinem Herrchen unruhig um die Füße. Sofort bückte er sich und nahm ihn auf den Arm. Hatte er ihn doch tatsächlich letzte Nacht vollkommen vergessen. Trotzdem schien er ihn nicht im geringsten böse zu sein. Der Platz auf Laris´ Schulter war schnell wieder besetzt. Ein plötzlich aufziehendes Gewitter lies alle zusammenfahren. Sie mussten sich beeilen. „Laris, würdest du bitte die Wasserfässer öffnen.“ Es schien schon eine ganze Weile nicht mehr geregnet zu haben. Ohne auch nur das geringste Wiederwort setzte er sich in Bewegung. Die Leute hier schienen auf jeden Tropfen angewiesen zu sein. Hatte Laris nicht etwas von einem Fluss erzählt, der durch die Stadt fließen sollte? Die Mädchen stürzten die Treppe hinauf in Elyas Zimmer. Hier war die Inneneinrichtung in etwa die Gleiche wie Laris´ Zimmer. Das Dach war auch hier vollständig aus Stroh. Elya hatte schon ein Paar Büschel für die Reparatur bereitgestellt. „Ich habe für solche Sachen einfach kein Händchen.“ Elya verzog den Mund. Hatte Lena doch so ein Dach auch noch nicht näher anschauen können. Der Spalt, unter dem die Wand etwas feucht war, schien sich nur auf eine kleinere Ecke zu beschränken. Der Wind hatte die Bündel verschoben und bei den äußersten einiges herausgerissen. Trotz das Lena so eine Art von Reparatur noch nie gemacht hatte, war der kleine Schaden recht schnell behoben. „Laris hatte Angst wenn ich sein Problem kennen würde, würde ich weglaufen...“, begann Lena plötzlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Elya schaute jedoch gefasst. Jetzt wo sie noch allein waren, musste Lena ihr das einfach erzählen. Irgendwie schien sie dieser Kommentar überhaupt nicht zu wundern. „Die Mädchen im Dorf haben diese Sache miterlebt – jedenfalls die meisten. Als sie ihn so am Boden liegen gesehen haben, machten sie sich schon Sorgen. Allerdings hatten sie nach dem ersten Vorfall dieser Art nur noch Angst vor ihm und mieden Ihn. Laris war danach viel im Wald.“ Der Sturm war jetzt doch noch in Regen gewechselt. Die beiden vernahmen plötzlich Schritte die Treppe heraufkommen. Sofort lief Lena an die Zimmertür um Laris über die gewandte Reparatur zu berichten. Doch blieb sie ruckartig stehen. Es war nicht der Elf der das Zimmer betrat. Lena riss die Augen auf und hastete wieder einige Schritte zurück. Ein Mann von mindestens zwei Metern Größe stürzte ihr nach. Lena suchte Schutz hinter Elya. „Beruhige dich doch Tares.“ Hob die Elfe die Hände, um den Wildgewordenen zu besänftigen. „Ich wusste doch das Laris mit dieser Sache zu tun hat! Von Anfang an war mir das klar!“ Die tiefe Stimme dieses Mannes grollte durch das Haus. Er kam näher und zog Lena mit sehr festem Griff hinter der Elya hervor. Verängstigt schaute sie auf. Was sie sah, war ein Gesicht, was ihr nur zu bekannt war. Wieder war es ein Troll der sie bedrohte. Dieses mal schien es aber ein anderer zu sein. Sein Gesicht wirkte jünger, jedoch nicht liebenswürdiger. Das Kinn dieses Mannes war verziert von einem Bart, welcher ihn ein nahezu gefährlicheres Aussehen verlieh. Lena versuchte sich loszureißen – jedoch vergebens. Sein Griff war überaus fest. Die grünen Augen dieses Mannes leuchteten heimtückisch. „Lass sie doch bitte los.“ Wiederholt versuchte Elya ihn zu beruhigen. Endlich vernahm sie erneut Schritte die Treppe heraufeilen. Ganz sicher würde das jetzt Laris sein. Der Elf stürzte ins Zimmer. Als er sah, dass wieder Lena diejenige war die leiden musste, zog er mit wutrotem Kopf seinen Säbel. „Lass sie endlich los, verdammt!“ Laris verstand jetzt keinen Spaß mehr. Lena atmete erleichtert auf. Sie wusste, dass er sie beschützen würde. Schon einmal hatte sie erlebt, dass er sich deswegen fast mit jemanden angelegt hätte. „Gib sie mir Tares!“ Der Troll schüttelte den Kopf. „Das du nicht ganz richtig bist im Kopf, war mir schon länger klar aber das du einen Mensch anschleppen musst ist doch wohl das letzte!“ Er stieß Lena unsanft in seine Richtung. Sie stolperte zwar, konnte sich jedoch noch fangen. Laris hätte am liebsten eingeworfen, dass die Sache mit Elya und dem Troll im Grunde nicht viel anders war, doch er verkniff sich jegliche Gemeinheiten – Elya zuliebe. „Du führst dich auf, als würdest du hier wohnen. Ich will das du verschwindest!“ Laris wies mit dem Säbel zur Tür. Der Troll jedoch baute sich mit verschränkten Armen im Zimmer auf und schaute dabei zu Elya. Seine breiten Schultern wirkten sehr bedrohlich. Die Elfe wagte es jedoch nicht irgendetwas gegen ihren Bruder zu sagen. „Ich denke du solltest wirklich gehen.“ Dann blickte sie zu Boden. Wieder wand sich der Blick des Trolls dem Elfen zu, weil er von Elya ganz gewiss keine weiteren Worte hören würde.. „Na schön...“ Mit diesen abschließenden Worten verließ der Gigant den Raum und das Haus. Lena atmete tief durch. „Gehört er zur Familie?“ Ihr Blick ging fragend an Elya, doch diese wand sich ab. „Ist ja nun nicht so, dass ich ein Problem mit Trollen hätte... Aber bis jetzt machen sie mir eine Heidenangst und ich denke auch nicht, dass sich das in all zu naher Zukunft ändern wird.“ Sie machte eine ruckartige Drehung und stieß dabei Laris´ Hand von ihrer Schulter. „Es ist das Beste ich verschwinde jetzt wieder.“ Lena sauste die Treppe hinunter. Loco sprang gerade noch rechtzeitig aus dem Weg. Die beiden Elfen hörten nur noch die Haustür sich knarrend öffnen. Verdutzt sahen sich die beiden an. „Halt sie doch auf“, platzte es der Elfe heraus. „Wenn sich Tares draußen noch aufhält...“ Doch die letzten Worte verstand Laris schon nicht mehr. Sofort hastete er los. Lena war schon aus dem Garten verschwunden. „Bleib doch stehen.“ Tares war nirgendwo zu sehen. Lena eilte auf das Tor zu. Es regnete mittlerweile in Strömen und ihr schulterlanges Haar klebte an ihr. „Bitte, bleib doch stehen.“ Lena dachte nicht daran. Sie war stinksauer. In einem Land, wo man als einzige Person der letzte Arsch ist, wollte sie nicht länger bleiben. Kurz vor den Stadttor hatte Laris sie endlich eingeholt. „Ich bitte dich, rege dich doch wieder ab.“ „Abregen?“ Sauer drehte sie sich um. „Wie würde es dir denn gefallen wenn dich die...“ Laris´ Hand hielt ihr noch rechtzeitig den Mund zu. „Lass uns bitte zuhause darüber reden in Ordnung?“, flüsterte er. Bittend schaute er sie an. Der Wachposten, der auch bei ihren Eintritt schon gestanden hatte, schien ebenfalls wieder Dienst zu haben. Misstrauisch beobachtete er die beiden. „Ich bitte dich... Elya zuliebe... .“ Lena schniefte gereizt und befreite sich unsanft von seiner Hand. „Na schön... Was bleibt mir auch anderes übrig.“ Trotzig folge sie ihm wieder zurück in sein Haus. Elya stand jetzt bereits in der Wohnküche als sie ankamen. Lena schaute die beiden schweigend an, während Laris noch die Tür hinter sich schloss. Sicherlich durfte keiner erfahren was die beiden ihr jetzt erzählen wollten. Geheimnisse und Verschwiegenheit schienen hier normal zu sein. „Vielleicht hätte ich eher von ihm erzählen sollen.“ „Wohnt er etwa mit hier?“ Mit dieser Eventualität würde sie sich nur ganz schwer anfreunden können. „Nein...“ Elya schluckte. „Tares hält sich illegal hier auf. Wenn sie ihn hier finden würden, würden sie nicht nur ihn bestrafen.“ Lena schaute abwechselnd zu Elya und Laris. „Aber er ist doch ein...“ „Ich weiß, Lena.“ Elya kam sich jetzt so unheimlich dumm vor. „Er ist nicht immer so ein Rohling. Er hatte sich geändert, ich schwöre.“ „Hatte?“ „Ich werde ihn zurechtweißen.“ Elya hatte vorerst genug erzählt. „Ich bitte dich. Erzähle niemanden, dass er hierher kommt.“ Sie wirkte auf Lena jetzt sehr bedrückt. Ihr schien wohl einiges an diesem Mann zu liegen. Lena dachte dabei an sich und Laris. Ihm und ihr ging es ja nicht anders. Einer von beiden durfte gar nicht hier sein. Außerdem waren die Elfen so gastfreundlich, dass Lena gar nicht anders konnte. Zurechtweißen wollte sie ihn also? Diese Angelegenheit würde Lena jetzt zu gerne selbst übernehmen. Sie lächelte dieses Gedanken wegen. Die Elfen verstanden allerdings nicht warum. „Wird er heute noch einmal hier her kommen?“ Lena zeigte plötzlich Interesse. „Ich denke nicht, aber er taucht ganz sicher wieder hier auf. Du musst wissen, er ist recht neugierig.“ Elya schaute irgendwie verträumt. Die Menschenfrau strich sich durch ihr Regennasses Haar und lächelte dabei unauffällig. Das Gewitter aus der Ferne war inzwischen nähergekommen. Ein sehr heller Blitz erleuchtete die Küche. Alle drei zuckten zusammen. Tares war sicherlich noch irgendwo da draußen. Elya wäre bestimmt lieber nach draußen gegangen, um nach ihm zu rufen, aber sie unterlies das, sicher nicht nur Lena zuliebe. Elya sollte damit allerdings auch recht behalten. Tares saß in einer der Ruinen und starrte traurig in den Himmel. Das war das erste Mal seit langem, dass Elya ihn aus dem Haus geschmissen hatte. Vielleicht hätte er sich zusammenreißen sollen, aber ein Mensch... Lena verwirrte ihn – brachte alles durcheinander was er kannte und woran er glaubte. Menschen gab es doch nur in Geschichten. Er warf einen prüfenden Blick gen Himmel. Nach Hause konnte er bei diesem Wetter unmöglich – er würde also noch einige Zeit warten müssen. Den Rest des Tages wollte der Regen nicht so recht aufhören. Elyas Zimmer war glücklicherweise wieder Wasserdicht. Sie zeigte Lena ihre Heilkräutersammlung. Von einer Vielzahl der Pflanzen hatte Lena noch nie etwas gehört. Sie waren in Lederbeuteln und einigen Flaschen untergebracht – also musste es hier doch Glas geben. Laris hatte sich wieder seinem Haustier gewidmet und lies sich von nichts abhalten. „Es ist wohl besser, du nimmst Laris heute Abend den Säbel ab und versteckst ihn oder so. Freiwillig wird er ihn sicherlich nicht abgeben.“ Lena nickte. Nach der Vorstellung heute war das sicherlich das Beste. Sie schaute in die Küche, doch Laris hatte sie ganz bestimmt nicht gehört. Dieser warf Loco kleine Beeren zu die er mit den zierlichen Pfoten fing. Elya hielt der Frau aus der anderen Dimension erneut ihr Nachthemd unter die Nase. „Was ist das denn für ein wundervoller Stoff?“ Fast schon hingerissen strich sie mit den Fingern darüber hinweg. „Dieser nennt sich Satin. Du kannst es gerne behalten wenn du möchtest.“ Elya schaute begeistert. „Du würdest mir das wirklich geben? - Dankeschön“ „Sicher, mach damit was du willst. Was meintest du eigentlich vorhin mit er hatte sich geändert?“ Elya schauderte. „Können wir vielleicht oben darüber reden?“ Sie schaute wieder unsicher um die Ecke in den Nebenraum. „Laris hat nicht wirklich etwas übrig für diesen Mann, du bist sicher der selben Meinung, was ich gut verstehen kann.“ Sie schniefte. „Lass uns nach oben gehen in Ordnung?“ Lena nickte abermals. Die beiden Mädchen verschwanden nach oben. Laris´ Blick folgte ihnen zwar, aber er fragte nicht und lief ihnen auch nicht nach, schließlich hatte sein Schwesterchen das gleiche Recht mit Lena zu reden wie er. Hosted by Animexx e.V. 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