Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 32 - Neue Unannehmlichkeiten ------------------------------------ Elyana legte ihr die Hand auf die Schulter „Ich finde es sehr bedauerlich, dass du deine Großmutter nicht nocheinmal sehen konntest.“ „Jetzt, wo ich weis, dass sie es ist, die hier im Wald begraben liegt, würde ich sie gerne noch einmal besuchen.“ Mit dieser Bitte wand sich Lena an Rion. Dieser nickte. „Dem dürfte nichts im Wege stehen. Allerdings solltest du nicht alleine gehen.“ „Ich werde sie begleiten“, brachte Tares sogleich ein. Rion verzog den Mund. „Dann werde ich auch mitgehen!“ Elya hatte das Amulett und die Buchseiten aufgehoben. Lena sollte sich jetzt erst einmal wieder fangen, also war sie es, die diese Dinge derweil an sich nahm. Die Grabstätte hatten sie ziemlich zügig erreicht. Rions wachsamer Blick streifte stets umher. Laris’ Hand hatte die der jungen Menschenfrau die ganze Zeit nicht losgelassen und die anderen Beiden folgten der Gruppe mit geringem Abstand. Der Wald wirkte jetzt auf unangenehm beängstigende Weise sehr still. Der Nebel legte sich endlich wieder. Lena befreite sich von der Hand des Elfen und faltete die Hände, während sie genau vor dem Erdhügel stand. „Wie gerne hätte ich dich noch einmal gesehen Oma Dora“, sprach sie leise. Der Rest der Gruppe hatte sich ein ganzes Stück zurückgezogen. Schweigend starrte Lena auf den Hügel und wurde erneut sehr traurig. Sie sah sich auf ihre verletzte Hand und musste dabei erneut an Laris denken. Deshalb schaute sie sich zu den anderen um. Laris beantwortete ihren Blick mit einem Lächeln und trat wieder näher an Lena heran. Neben ihr stehend blickte er ihr tief in die Augen. Ohne ein weiteres Wort schloss er sie vorsichtig in seine Arme. „Wir sollten diese Sache jetzt zu Ende bringen!“ Lena eilte wieder davon. Sie wollte so schnell wie möglich hier weg, bevor sie erneut die Fassung verlor. Doch jemand sprang aus den Büschen hervor und prallte mit ihr zusammen. Mit großen Augen schaute Narkis sie an. Der Kleine lächelte zögerlich. Er war sich sicher, dass Tares nicht weit sein konnte wenn er Lena hier antraf. Er war völlig außer Atem. Die anderen hatten sein Auftauchen längst bemerkt. Lena kam nicht einmal dazu, auch nur ein Wort an ihn zu wenden, so schnell war Tares bereits heran. „Was hast du hier verloren!?“, schrie er sein Brüderchen an. Narkis nahm schützend die Hände über den Kopf, doch das brachte nicht das Geringste. Die große Hand seines Bruders segelte auf ihn hernieder. Narkis taumelte und landete auf dem Hintern. „Das du jetzt noch die Dreistigkeit aufbringst hier aufzutauchen!“ Der Junge wusste absolut nicht, was er sagen sollte. So wütend hatte er Tares noch nie erlebt. Wimmernd hielt er sich die schmerzende Wange. „Reg dich ab!“ Lena wollte keinesfalls einen Streit. Schon gar nicht hier. Sie drängte Tares bei Seite, half Narkis wieder auf die Beine und dieser ging hinter ihr in Deckung. „Wie kannst du ihn nur in Schutz nehmen?“ Sauer starrte Tares sie an, doch Lena verschränkte die Arme. „Hast du bereits vergessen dass er dein Bruder ist und du geschworen hast ihn zu beschützen?“ Tares schnaubte ärgerlich. „Genau das meinte ich Elya.“, brachte sich Rion sofort in dieses Gespräch ein. „Wenn er mit den eigenen Leuten schon so umgeht...“ Tares drehte sich ärgerlich zu ihm um. „Er ist ja auch der Grund, warum wir um ein Haar draufgegangen wären!“ Der Elf hob angewidert die Nase. „Was dich das betrifft... hätte ich damit nicht im geringsten ein Problem gehabt!“ „Nur mit dem Unterschied, dass Lena ohne mich ebenfalls gestorben wäre!“ Lena hatte genug. „Beruhigt euch gefälligst wieder! Ich kann mir das nicht länger anhören! Wenn du so redest machst du mir Angst, Tares!“ Der Troll schaute verdutzt. War das jetzt wirklich ihr Ernst? „Entschuldige Lena...“ „Warum bist du hier, Kleiner?“, versuchte sie dem jungen Troll ein paar Antworte zu entlocken. Sein verängstigter Blick jedoch hing an Tares, wärend er mit ihr sprach. „Sesár lebt!“ Elyana wurde hellhörig. Mit schnellen Schritten war sie heran und kauerte sich neben Narkis auf den Boden. „Was sagst du da? Bist du dir auch ganz sicher? Woher weißt du das?“ Sie war zu aufgebracht, um ihre Gedanken zu ordnen. Narkis nickte. „Vater hat es gesagt. Ich habe ihn belauscht. Aber er wollte ihn so schnell wie möglich beseitigen.“ Der Knirps schaute zu Tares auf. „Er weis, dass du nicht tot bist. Er hat die Soldaten am Strand nach dir suchen lassen.“ Hatte Tares sein Brüderchen etwa doch falsch eingeschätzt?“ „Seit du weg bist schlägt er mich nur noch und schreit mich andauernd an. Ich hasse ihn!“ Genau diese Worte waren es, welche Tares hören wollte. Er hockte sich ebenfalls neben Narkis und drückte ihn fest an sich. „Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Verzeih mir bitte.“ Der Kleine klammerte sich fest an ihn und begann zu schluchzen. „Du hast mir so gefehlt.“ „Na wunderbar!“ Rions Laune hatte sich schlagartig noch mehr verschlechtert. „Noch einer von diesen Trollen!“ Er stapfte an allen vorbei. Tares lies seinen Bruder los und strich ihn nocheinmal über den Kopf. „So langsam solltest du dich daran gewöhnen. Wenn wir in Oryeras einrücken, wirst du nichts anderes sehen als Trolle.“ Lena schaute noch einmal zu dem aufgeschütteten Dreckhaufen. Unmöglich konnte sie diesen so zurück lassen. An einem der umstehenden Büsche brach sie einige der Äste ab und steckte diese am vermeintlichen Kopfende fest in die Erde. Ein paar der größeren Steine legte sie zudem noch um diese herum. Das frische grün der kleinen Blätter ließ diesen Hügel nicht mehr ganz so trostlos wirken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)