Wahres Erlebnis oder doch nur ein Traum? - oder vielleicht beides? von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie schon seit einigen Jahren war ich wenige Monate vor Weihnachten auf einer der Geburttagsfeiern im Nachbarort. Seit ich weiß, dass ich ein uneheliches Lind bin, hat sich meine Familie um ein Großelternpaar und einen Kerl der sich mein leiblicher Vater nennen darf, vergrößert. Ich habe mich damit soweit erst einmal damit abgefunden, dass ich wohl mehr ein Produkt langer Weile als ein Wunschkind bin. Als ich bereits bei der Herstellung war, war er wohl noch nicht soweit Familie zu gründen. Er wollte lieber erst einmal seinen Wehrdienst hinter sich bringen. Also hat meine Mutter einen anderen Geheiratet. Irgendwie kann ich sie da auch verstehen. Was soll's. Ich bin auf niemanden böse. Das ist nicht meine Art. Die Beiden Alten sind dazu ganz in Ordnung. Jetzt weiß ich wenigstens, warum ich einen derartigen Hang zur Albernheit habe. Da es im November bereits recht zeitig eindunkelt, war es auf dem Nachhauseweg bereits schon ziemlich dunkel. Besser gesagt: Es konnte nicht finsterer werden. Von der Feier nach Hause war es ein ganzes Stück zu fahren. Da ich seit einigen Jahren die Fleppen habe, bin ich auch nicht mehr auf einen Fahrer angewiesen. Meine Mutter hatte mich bis dahin gefahren. Ich bin mir aber sicher, dass sie sich in der Gegenwart meines leiblichen Vaters nicht im geringsten wohlgefühlt hatte und darum auch froh ist, dass sie mich nicht mehr fahren muss. Zu Abend gegessen hatten wir in der Kneipe. Da ich selber gefahren war hieß das also, dass ich stocknüchtern war. Nur ein einziges Mal bin ich mit Restalkohol gefahren muss ich zugeben. Das war irgendwann vor Jahren zu Sylvester und ich muss sagen, dass ich diese fahrt und war es auch nur ein kurzes umparken, nicht sonderlich genossen hatte. Nicht ganz Herr der eigenen Sinne zu sein ist ein sehr eigenartiges Gefühl. Zu allem Überfluss wird auf der Strecke nach hause auch noch gebaut, was mich dazu zwang, einen Umweg zu fahren. Das machte vielleicht eine Zeit von 10 bis 15 Minuten aus. Aus diesem Grunde fuhr ich straffer, wie ich es sonst bei Dunkelheit mache. Ich wollte einfach nur heim. Den ganzen Abend schon hatte es geregnet. Jetzt, auf der Rückfahrt, hatte es endlich aufgehört. Ich hasse es, bei Regen zu fahren! Der Himmel war wieder halbwegs Wolkenlos. Nach wenigen Kilometern tauchte hinter mir ein Wagen auf. Er fuhr ziemlich nahe heran und dachte gar nicht daran, abzublenden. Die Kurven, welche jetzt die Straße hinaufführten, waren hier recht steil. Ich schaltete in den zweiten Gang, weil ich im dritten Gang bei nur 45 PS unmöglich weitergekommen wäre. Dieser Idiot überholte mich mitten in der Kurve. Erst als er bereits an mir vorbei war, habe ich mitbekommen, das es sich bei diesem Spinner um meinen Nachbarn handelte. Er hatte erst seit kurzem Den Führerschein. Da ich es war, musste er natürlich zeigen, was er konnte. Von derartigen Angebern lasse ich mich jedoch in keinster Weiße beeindrucken! Vielleicht würde es ja nicht mehr lange dauern und er würde Scheiße bauen, dachte ich mir und dallte an meinem Radio herum, um die Kassette zu drehen. Genau in diesem Moment passierte es. Ich hörte seine Bremsen quietschen, da ich in diesem Moment ohnehin keine Musik hatte. Meine Aufmerksamkeit war wieder zu 100% der Straße gewidmet. Da er mit erheblichem Tempo an mir vorbeigeschossen war brauchte ich jetzt jedoch keine Angst haben, dass ich bei ihm auffuhr. Er geriet ins schlingern, fing sich aber wieder. Ich verlangsamte ebenfalls und hielt schließlich ganz an. Vor ihm bewegte sich etwas über die Straße. Er schien es getroffen zu haben, fuhr aber weiter, was natürlich typisch war. Den letzten unscharfen Umrissen zufolge war es wohl ein Reh gewesen. Morgen, oder in den Kommenden Tage würde ich schon sehen, ob er irgendwelche Spuren an seinem Wagen hatte, es sei denn er würde sie so schnell wie möglich entfernen. Ich fuhr noch ein Stück die Straße hinauf, um nicht genau in der Kurve zu stehen, hielt mein Auto wieder an, schaltete die Warnblinkanlage ein und steig aus. Ob sich das gehörte oder nicht, war mir in diesem Moment erst einmal egal. Ich schmiss die Tür geräuschvoll zu und lauschte anschließend in die Nacht hinein. Mit einem ziemlich unguten Gefühl in der Magengegend ging ich nun an die Stelle, an der er das vermeintliche Reh wohl getroffen hatte. Außer einer Tiefen Bremsspur, die man sicherlich nach einigen Regentagen immer noch sehen würde, war auf der Straße jedoch nichts zuerkennen. Da ich das Standlicht ebenfalls angelassen hatte, sollte ich doch noch einen Hinweis finden. An beiden Seiten der Straße befand sich hier Weidefläche, welche mit Weidezaum umspannt waren. Zu dieser Jahreszeit war jedoch kein Strom mehr auf den Leitungen. Hinter den Wiesen schloss sich auf beiden Seiten der Straße der Wald an. An dieser Stelle hier überquerten sehr oft die Waldtiere die Straße. Reichlich Leute aus unserem Ort hatten hier schon Rehe gesehen, worüber ich mich heutigen Tage also ebenso wenig wunderte. Ich lasse mengen Blick schweifen. Weder von der einen noch von der anderen Seite sehe ich sich ein Fahrzeug nähern. Kein Lichtkegel - nichts. Ich gehe also an die Seite, in die das Tier verschwunden war. An der obersten Leitung des Zaunes hingen an einigen Stellen Haare. Bei genauerem hinsehen stellte ich ebenfalls fest, dass sich an der Unterseite dieser Leitung eine Nase gebildet hatte. Es tropfte nicht herunter, aber ich war mir sicher, dass es Blut war. Das Tierchen war also wirklich getroffen worden. Ich steckte den Kopf zwischen den Beiden Leitungen hindurch. Auf einigen der höheren Grashalme waren ebenfalls Blutspuren. War es womöglich so schwer verletzt? In diesem Fall musste ein Wildhüter her. Wenige Meter unterhalb meines Standpunktes ging eine Baumreihe bis fast an die Straße. Einige Bäume von mir entfernt, hörte ich ein knacken. Es war also noch nicht all zu weit gekommen. Ich klopfte auf meine Jackentasche. Mein Handy hatte ich also ebenfalls einstecken. Wieder war ein Geräusch. Wenn es derart schwer verletzt war, würde dieses Reh die Nacht ganz sicher nicht überleben. Ich wollte nur noch ein kurzes Stück näher heran, um auch ganz sicher zu gehen. Sollte es fliehen, wäre diese Sache für mich erledigt. Anderenfalls würde ich sofort irgendwen anrufen, der dann den für diesen Bereich zuständigen Förster alarmieren sollte. Ich war mir zwar jetzt schon sicher, dass er mich für den jenen halten würde, der es verletzt hatte, aber das war erst einmal egal. Dieses Missverständnis konnte ganz sicher geklärt werden. Ich kletterte zwischen den beiden Leitungen hindurch und näherte mich ganz besonders leise. Die Scheinwerfer meines Wagens reichten hier nicht mehr her, was auf einer Seite ganz günstig war, da ich mich auf diese doch um einiges unauffälliger nähern konnte. Von der anderen Seite gesehen, war es allerdings hinderlich, weil ich nicht so recht sah, wo ich eigentlich hinstolpere. Und wieder war ich auf einen dürren Ast getreten, welchen ich wegen dem hohen Gras ohnehin nicht gesehen hätte. Das verängstigte schniefen des Tieres wurde so langsam gut hörbar. Ganz sicher hatte es mich längst bemerkt. Aber es lief nicht weg. War es womöglich doch so schwer verletzt worden? Ich wagte mich nicht noch einen Schritt näher heran. Seine schnelle Atmung verriet, dass es ungeheuere Angst hatte. Stattdessen griff ich nach meinem Telefon. Ich wollte gleich erst einmal meine Mutter davon in Kenntnis setzten. Sie wusste sicher, an wen ich mich weiterwenden müsste. Nach dem zweiten tuten wurde ich ungeduldig. War sie etwa schon zu Bett? So spät war es doch noch gar nicht. Vor meinen Augen schnellte plötzlich eine Hand hervor und schlug gegen einen der Bäume. Ich lies vor Schreck fast mein Handy fallen. Zu allem Überfluss hatte ich durch meine unkontrollierte Bewegung das Gespräch beendet. Hatte mein Nachbar etwa einen Mensch angefahren und Fahrerflucht begangen? Eine zweite Hand schlug an den Baum daneben. Er versuchte sich jetzt aufzurichten. Ich fragte ihn sofort ob er in Ordnung sei oder ob ich einen Arzt informieren solle, doch eine Antwort bekam ich nicht. Warum hatte diese Person überhaupt versucht, von der Straße in den Wald zu fliehen, wenn er doch verwundet war. Mit beiden Händen stützte er sich jetzt ab. Seine Arme zitterten. Mit den Füßen schien er irgendwie immer wieder wegzurutschen. Er bekam einfach keinen Halt. Ein seltsames kratzen auf den herausstehenden Wurzeln der alten Bäume war jetzt zu hören. Ich fragte erneut ob es ihm gut ginge und lief näher an ihn heran. Bevor ich ihm jedoch helfen konnte, hatte er es aus eigener Kraft geschafft. Aus großen verängstigten Augen schaute er mich starr an. Aufgrund der alten, breiten Bäume war es zu dunkel um die Intensität seiner Verletzung genau festzustellen. Selbst auf eine wiederholte Frage bekam ich keinerlei Antworten. Ich lief jetzt doch noch einen Schritt auf ihn zu, doch mit einer ruckartigen Bewegung schnellte er zurück. Er stolperte über die Wurzeln und bewegte sich wankend auf die Wiese zu. Dann sah ich etwas, womit ich nie im Leben gerechnet hatte. Ich hätte am liebsten einen Schrei losgelassen, doch dieser blieb mir im Halse stecken. Es war kein Mensch, den mein Nachbar fast überfahren hätte. Was ich sah, waren vier Beine. Den rechten Hinterlauf zog er nach. Ich spürte ebenfalls Angst in mir aufsteigen. Mein Herz raste. Was war das bitte? Vorsichtig stieg auch ich über die Wurzeln hinweg und näherte mich ihn langsam. Doch auch jetzt bewegte er sich einige Schritte von mir weg. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass ich nicht die Absicht hätte, ihm wehzutun, doch ganz sicher verstand er mich nicht. Er wand mir dennoch die Rückseite zu. Sicherlich schaute er sich nach einem möglichst kurzen Fluchtweg um. Unruhig bewegte er seinen Schweif hin und her. War dieses Ding etwa ein Pferd? Oder ein Teil davon? Die andere Hälfte ein Mensch? Ein Zentaur? So etwas gab es doch überhaupt nicht! Diese waren doch nur Sagengestalten! Wenn ich betrunken gewesen wäre, hätte ich vielleicht daran geklaubt, aber ich war doch stocknüchtern! Ich ging noch ein Stück auf ihn zu. Jetzt jedoch lief er nicht weg. Ganz bestimmt war der Schmerz zu groß, um eine erneute Flucht zu wagen. Mit beruhigenden Worten kam ich näher. Sein Blick folgte mir ganz genau. Er ließ mich nicht aus den Augen. Ich lief ein Stück um ihn herum. Er bewegte sich nicht von der Stelle. Wahrhaftig ich hatte Recht, was seine Gestallt anging. Unruhig begann er mit den Vorderbeinen zu scharren. An seinem rechten Hinterbein lief Blut hinunter. Ganz sicher war es nur eine Fleischwunde. Keine Ausrenkung oder gar ein Bruch. Dennoch sah es recht schlimm aus, soweit ich das bei diesem Licht sagen konnte. Bis auf einen Meter abstand, wagte ich mich hinan. Ihn anfassen? - Unmöglich! Ganz sicher spürte auch er, dass ich nicht die Courage hatte, ihm zu nahe zu kommen. Urplötzlich fiel mir der Sanikasten im meinem Wagen ein. Er solle hier warten, habe ich ihm versucht klarzumachen. Das ich ihm helfen wollte und gleich wieder zurück bin. Schnurstracks stürzte ich los. Ich schaute nicht zurück, da ich aufpassen musste, wo ich hintrat. Rasch war ich am Auto, hatte das besagte Teil in der Hand und war wieder auf dem Weg zurück. Erst als ich unter dem Weidezaun hindurchgekrochen war und einige Meter gelaufen, schaute ich auf. Natürlich war er verschwunden. Ich hatte nichts anderes erwartet. Auch mein genaues Umsehen, konnte ihn nicht ausmachen, jedoch hatte ich nicht vor, ihm nachzulaufen. Es wäre ihm sicherlich nicht recht gewesen. Diese Erscheinung... Ich hätte mir die Haare raufen können! Wozu hatte ich eigentlich dieses doofe Foto-Handy? Oder war es doch nur ein Traum? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)