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Save me

von

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"du hast nicht aufgehört. das aufhören war vorbei. und nach dem vorbei hat man doch schon längst aufgehört."

,Plumpsack' , Katharina Schlender
 

Part 1
 

Erschöpft ging Yuki nach hause. Oh man, war das ein anstrengender Tag, drei Arbeiten hatten sie geschrieben. Die ganze Nacht bis halb drei, hatte er gelernt. Seufzend schaute er in den Himmel. Es war gerade mal Dienstag, die ganze Woche, lag also noch vor ihm. Als er über die Brücke ging, welche über einen Fluss führt, hörte er Geräusche, die eindeutig davon zeugten, dass jemand gerade ziemlich heftig Haue einkassierte. Der Beschützerinstinkt in ihm erwachte und neugierig, war er ja eh schon immer. Er ging eine kleine Treppe hinunter, welche unter die Brücke führte, und schaute erst einmal, was da nu eigentlich vor sich ging. Drei Rechte verprügelten nen recht kräftig aussehenden Typen, aber wahrscheinlich waren drei von denen doch zu viel für den Jungen. Mhmmmmm, er könnte jetzt einfach gehen und so tun, als hätte er nichts gesehen, oder er erinnerte sich mal ganz fix daran, dass er ja seit seiner Kindheit Kampfsport betrieb. Entschlossen ging er die Treppe runter und trat auf die Glatzen zu.

"Hey ihr, hört auf mit dem Scheiß"
 

Markus lag gekrümmt am Boden während die drei Typen auf ihn einprügelten. Als er eine fremde Stimme mit Akzent hörte, richtete er sich etwas auf. Da stand ein schmächtiger Asiate und sagte diesen Nazis, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten. Sag mal ist der noch ganz dicht? Mit diesen dünnen Ärmchen, hat der doch keine Chance. Bevor er sich noch weiter den Kopf zerbrechen konnte, wurde er ins Gesicht getreten und verlor entgültig das Bewusstsein.
 

Yuki schaute die "Braunen" grimmig an, als sie sich zu ihm umdrehten. Diese schauten den Schwarzhaarigen ungläubig an, und kamen nun drohend auf ihn zu.

"Ey, Japse, halt die Fresse! Ein Würmchen wie du hat uns gar nichts zu sagen!"

Würmchen? OK, er wirkte vielleicht ein WENIG schmächtig, weil sein Körper nur sehr schwer Muskeln ansetzte, aber Würmchen?

"Wenn ich ein Würmchen bin, dann bist du nur ein Erdkrümel, den ich beiseite schiebe, wenn ich mir meinen Weg bahne!"

Mein Gott, was hatte er denn da für eine Gülle gelabert?! Hoffentlich hatte ihn niemand außer den Glatzen gehört! Besagte kamen nun auf ihn zu um mit ihm weiter zumachen, wo sie bei dem anderen Jungen aufgehört hatten. Allerdings waren die Burschen keine wirklichen gefährlichen Gegner für ihn, und waren auch schnell überwunden. Dann gesellte er sich zu dem Häufchen Mensch, welches immer noch bewusstlos am Boden lag, und fühlte den Puls. Puh, lebt also noch. Der letzte Tritt in Gesicht sah doch sehr ungesund aus. Den Größeren auf den Schultern, schleppte Yuki ihn zum Krankenhaus. Er ist zwar erst vor 1 Woche in die kleine Stadt gezogen, da er aber die Angewohnheit hatte, ständig hinzufallen (besonders Treppen) konnte er den Weg zum Krankenhaus schon besser als sein eigenes Zimmer und hatte heute gerade mal seinen ersten Schultag. Ja, wirklich, der erste Schultag und schon 3 Arbeiten hinter sich, was für ein Start! Ein Glück, dass er von der Schule vorher informiert wurde. Zum krönenden Abschluss durfte er noch einen Typen retten und zum Krankenhaus schleppen. Krankenwagen rufen wollte er nicht, weil die meistens so lange brauchen, dass er zu Fuß schneller war. Und so schlimm konnten seine Verletzungen ja nicht sein, er hatte nämlich genau gesehen, wie der andere ihn ungläubig angeschaut hatte! Nach einer ½ std. hatte er das Krankenhaus erreicht, und schaute an der Fassade nach oben. Na hoffentlich müsste er in der Notaufnahme nicht so lange warten.
 

Markus kam langsam wieder zu sich. So ziemlich alles tat ihm weh! Als er die Augen öffnete, fiel ihm als erstes das Weiß ins Auge. Irgendwie war alles weiß. Krankenhaus! Oh man, wie sollte er seiner Mutter erklären, das er OK ist, wenn schon alleine das Wort Krankenhaus reicht, dass sie sofort an Intensivstation dachte.

"Na, von den Engeln zurückgekehrt?"

Er drehte seinen Kopf nach links, und sah einen nicht mager aussehenden Typen mit schwarzen Haaren und schmalen Augen. Wahrscheinlich Asiate. Aber wer war der Typ? Hatte er etwa eine Amnesie? Ne, er wusste noch genau, wer er war und wer seine Eltern sind.

"Huhu, sag mal hat's dir bei meinem Anblick die Sprache verschlagen oder warum kriegst du keinen Ton raus?"

Bitte? Na der Typ war ja ganz schön von sich überzeugt! Und mal ehrlich, er hatte schon Typen im Bett gehabt, denen konnte dieser Knilch niemals das Wasser reichen! Obwohl er ja auch eine gewisse Attraktive Ausstrahlung besaß. Egal, erst mal rausfinden, wer der Typ war.

"Wer bist du?"
 

Ey, hallo, langts noch? erst rettet er diesen Typen, trägt ihn durch die halbe Stadt, wartet bis er aufwacht, da von seinen Angehörigen noch keiner da war, dann lässt er sich von ihm anglotzen und das Einzigste, was er zu hören bekommt, ist ein "Wer bist du?" Ey man, wie wäre es denn mal mit einem Danke, danke dass du mich gerettet hast, danke, das du dir für mich deinen Arsch aufgerissen hast! Nein, Nichts!
 

So wie's aussieht war das die falsche Frage. Der Andere (der sich immer noch nicht vorgestellt hatte) schaute doch recht finster.

"Hey Hallo, wie wär's mal mit einem Danke, Danke, das du mich vor den Glatzen gerettet hast, danke, das du mich zum Krankenhaus geschleppt hast!"

"Ähm mal ganz ehrlich, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir abkaufe, dass du mich mit deinem dünnen Ärmchen vor DREI Schlägern beschützt hast. Außerdem weiß ich immer noch nicht, wer du bist."

Noch ehe er sich für einen weiteren Wutausbruch seines Gegenübers wappnen konnte, wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen und die aufgeregte Stimme seiner Mutter drang an sein Ohr.
 

Na toll, erst darf er sich von diesem undankbaren Kerl beleidigen lassen, und gerade, als er dem anderen gehörig seine Meinung eintrichtern wollte, kommt diese Frau reingeschneit und labert jetzt den Anderen zu. Ha! Geschieht ihm recht!

"Hey, du bist doch Yuki, der heute neu in unserer Schule gekommen ist."

Yuki drehte sich um. Ah, den kannte er doch, geht in seinem Tutorkurs. Thomas war glaube der Name. Was macht der hier?
 

Hey hey, was war hier los? Seit wann kannte sein Bruder diesen Möchtegernschläger?

Er riss sich von seiner Mutter los und verschaffte sich erst mal Gehör.

"Hey! Ey Tommi, woher kennst du diesen Knilch?"

"Dis is Yuki, der is heut neu auf unsre Schule gekommen, und geht in meinen Tutorkurs."

Erwiderte dieser und widmete sich jetzt dem Japaner.

"Was machst du eigentlich hier?"
 

Das war zu viel! Wütend schnaubend erhob sich Yuki von seinem Stuhl und stapfte beleidigt aus dem Raum und hätte am liebsten noch die Tür zugeknallt. Leider war aber ein Sicherheitsmechanismus eingebaut, so dass die Tür immer nur langsam zu ging.

Oh man, dieser Tag war so was von im Arsch! Als er zu hause ankam, kam gleich seine Mutter und fragte ihm, wie sein Tag war.

"Es war schrecklich und zu allem Überfluss, hab ich den undankbarsten Menschen dieser Welt das Leben gerettet."

Mit diesen Worten ging er in sein Zimmer, und schloss hinter sich die Tür.
 

Erstaunt schaute Markus dem anderen hinter her. Was war denn mit dem los?

"Ach schade, dass der Kleine so schnell weg ist, ich wollte mich noch bei ihm bedanken."

Markus schaute seine Mutter an.

"Wieso bedanken?"

"Der Arzt hatte mir gesagt, dass der Kleine dich hier her getragen hat, und danach sogar noch geblieben ist, um sicher zu gehen, dass es dir auch wirklich gut geht."

"Oh."

Zu mehr war Markus nicht in der Lage. Scheiße, dann hatte der Kleine ja doch recht. Peinlich! Sobald er hier raus ist und wieder zur Schule geht, wird er noch mal zu dem Knilch gehen. Es wird ihm zwar keinen Spaß machen, aber er steht zu seinen Fehlern!
 

***
 

Yuki schaute aus dem Fenster. Seit zwei Tagen ging er nun an diese Schule und vor knapp einer Woche, waren sie hier her gezogen. Das war für ihn jetzt dass dritte Mal. Das erste mal, von Japan nach Deutschland, weil die Firma, in der sein Vater arbeitete hier eine neue Zweigstelle aufmachte, und er der Chef dieser Zweigstelle werden sollte. Damals war er 6. Dann hatte die Firma vor ein paar Monaten eine neue Zweigstelle in Deutschland aufgemacht, und sein Vater sollte nun dort der Chef sein und sich um den Aufbau kümmern. So kamen sie dann in dieses kleine Städtchen, aber diesmal, hatte man seinem Vater versichert, dass er für die nächsten 15 Jahre hier bleiben sollte. Vorgestern hatte er diesem Jungen geholfen. Thomas hat ihm gesagt, das er Markus heißt und sein großer Bruder ist, und dass er heute wieder zur Schule kommt. Als er ihn allerdings fragte, warum Markus verprügelt wurde, meinte Thomas nur, das wäre seine Sache, und er würde sich da nicht einmischen.

Gerade klingelte die Pausenglocke und erlöste ihn von seiner Doppelstunde Englisch mit einem Lehrer, der eine Scheiß Laune hatte und dies auch seine Schüler spüren ließ.

Er ging hinaus auf den Hof und suchte nach Thomas, mit dem er sich schon recht gut angefreundet hatte. Da spürte er eine Hand auf seiner Schulter und als er sich umdrehte, stand er direkt vor Markus.

"Hi, ich wollte mich bei dir entschuldigen, weil ich dich im Krankenhaus nicht ernst genommen hatte, und wollte mich bei dir bedanken, weil du Carsten und seine Leute verjagt hast."

Wow, Yuki konnte den Anderen nur anschauen. So viel Courage hätte er ihm gar nicht zugetraut.

"Was ist, warum schaust du mich so an?"

Markus klang nun doch etwas verunsichert.

"Was treibt dich zu diesem Sinneswandel?"

"Der Arzt hatte gesagt, dass du mich ins Krankenhaus getragen hast, und als Thomas mir erzählte, dass du Kampfsport machst, dachte ich, dass du vielleicht doch recht hattest. Tja, also dann, tschüssi."

Und schon war er weg und Yuki, der nicht wirklich wusste, in welche Schublade er dass stecken wollte, ging zu Thomas, welchen er gerade entdeckt hatte.
 

Erleichtert ging Markus zu seinem Freund Lee Roy. Die ganze Mathestunde über, hatte er nachgedacht, was er dem anderen am Besten sagen sollte bzw. ob er sich überhaupt bedanken sollte, hätte sich daraufhin gleich wieder selbst einen Idioten geschimpft, weil ein Dank nun doch das Mindeste war, was er sagen konnte.

Jetzt hatte er es endlich hinter sich und konnte den Kleinen wieder aus seinem Leben streichen.

"Hey Markus, wer war denn der Kleine, mit dem du dich da grad unterhalten hast?"

Lee Roy war sein bester Freund, und der einzige, bei dem er sich mit seinen Problemen ausheulen konnte.

"Kaum zu glauben, aber dieser ,Kleine' ist derjenige, der mich vor Carsten gerettet hatte, bevor er und seine Jungs mich umbringen konnten."

"Oh man, das ist demütigend sich von sonem Knilch retten zu lassen. Was war denn los, sonst bist du doch auch immer stärker als Carsten."

"Sonst bekommt Carsten auch keine Unterstützung von Marco."

Marco war auch ein Rechter, der ihn aber normalerweise in Ruhe ließ, was Markus sehr gut fand, denn Marco war ein reinstes Muskelpaket.

"Autsch! Von dem möchte ich nicht geschlagen werden."

"Ich auch nicht."

Als es klingelte, gingen die Beiden zu ihrem nächsten Unterricht, den sie glücklicherweise zusammen hatten.
 

Yuki ging zu Thomas, welcher recht griesgrämig aussah.

"Was'n los?"

"Mein Bruder hat mal wieder die letzten vier Stunden Ausfall. Das ist so fies! Denen aus der 13ten geben sie frei und uns armen Schweinen aus der 11ten, verpassen sie ne Vertretung. Dabei hätten die 13er es viel nötiger als wir! Was wollte Markus eigentlich von dir?"

"Wollte sich bedanken und entschuldigen, wegen der Sache im Krankenhaus."

Nach ner Weile, gesellten sich noch Patrick, Tobias, Melinda und Sandra zu ihnen. Patrik und Melinda sahen ganz schön fertig aus, waren wahrscheinlich wieder im Keller, ,Mathe' üben.

Die letzten vier Stunden hatten sie tatsächlich Mathe. Erst zwei Vertretungsstunden, und dann nach Stundenplan.
 

"Ey noch ein Wort, dass mit Funktionen zu tun hat, und ich lauf Amok!"

Die letzte Stunde Mathe war überstanden und Yuki und Thomas gingen zu ihren Fahrrädern.

"Dann besorg dir schon mal ne gute Waffe! Ich wollte dich gerade fragen, ob du mir ,n bissl Nachhilfe geben kannst, weil ihr weiter seid, als an meiner alten Schule."

"Na super, dann kommste am besten gleich mit zu mir. Markus kann mit uns dann die Nachhilfe machen, ich hab den Scheiß nämlich auch nicht verstanden."

Beide schlossen ihre Fahrräder ab und fuhren zu Thomas nach hause. Unterwegs hielten sie noch mal bei McDoof um sich schnell noch ein provisorisches ,Mittag' hinterzuwürgen.
 

Markus fläzte zu hause auf der Couch. Mein Gott, es gab doch nichts schöneres als die freie Zeit vor der Glotze zu hängen und sich dämliche Talkshows mit Themen wie ,Mein Freund hat mich mit meiner besten Freundin betrogen', oder ,Das Familiengericht' reinzuziehen.

Gegen halb vier hörte er wie sein Bruder nach hause kam, kurz mit jemandem im Flur sprach, und dann ins Wohnzimmer gestolpert kam.

"Hey Marki, ich hab Yuki mitgebracht. Kannste und nachher in Mathe vielleicht ,n bissl Nachhilfe geben? Wir schreiben da demnächst ne Arbeit."

Na toll, so viel zu Thema, für immer aus dem Leben gestrichen. Das sich sein Bruder aber auch mit jedem gleich anfreunden muss.

"Was habt ihr denn grad in Mathe?"

"Funktionen!"

"Börks! Na gut, aber dafür räumst du heute die Küche auf, und zwar bevor Mutti kommt!"

"OK OK. Wir gehen in mein Zimmer, also mach die Glotze aus und schwing deinen Arsch!"

Na toll, und so was musste er sich von seinem jüngeren Bruder gefallen lassen!

Nicht wirklich schwer, löste er sich von Mandy, deren beste Freundin ein Kind von ihrem freund hatte, und ging in besagten Raum, wo Thomas und der Knilch vor ihren aufgeschlagenen Heftern auf dem Boden saßen.

"Na dann zeigt mal her."

Er schnappte sich Thomas Heft, und blätterte es kurz durch.

"OK, und was daran habt ihr nicht verstanden?"

"Alles?"

Wow, so wie's aus sah, hatte Yuki seine Stimme wiedergefunden. Er seufzte kurz und fing dann an zu erklären.
 

Nach 1 ½ Stunden, hatten die Beiden dieses Fach endlich verstanden und Markus ließ sich erschöpft nach hinten auf den Rücken fallen.

"Den nächsten, der jetzt noch was nicht verstanden hat, schlag ich dermaßen die Fresse ein, dass er sich das nächste halbe Jahr keine Sorgen mehr um irgendwelche Arbeiten machen muss!"

"Na das will ich sehen, wie du mich zusammenschlägst!"

Markus schaute zu Yuki. Verdammter Klugscheißer! Aber so in T-Shirt und Jeans, mit vom nachdenken gerauften Haaren, sah er gar nicht mal so schlecht aus. Sogar richtig niedlich. Aber was soll's, schließlich hatte er Thomas versprochen, sich nicht an seine Freunde ran zu machen. Nicht dass er es nötig hätte, sich mit nem 17 jährigen abzugeben, aber Thomas ging lieber auf Nummer sicher!

Seufzend stand er auf und ging in sein Zimmer, wo er seine Anlage auf volle Lautstärke stellte. Irgendwie, musste er ja das ganze Mathe und dem niedlichen Anblick von Yuki wieder aus seinem Gehirn prügeln.

Part 2
 

Nachdem Markus das Zimmer verlassen hatte, räumten die Beiden ihre Mathesachen zusammen, und spielten noch ein bisschen Playstation und gegen halb 6 verabschiedete sich Yuki und ging nach hause.

Auf dem Weg, dachte er noch mal über den Tag nach. War irgendwie komisch. Markus war irgendwie ein seltsamer Typ. In seiner Nähe fühlte er sich total wohl und er konnte sich gehen lassen. Mit Thomas versteht er sich zwar auch sehr gut, aber das ist was anderes. Nennt man so was Seelenverwandtschaft? Noch bevor er zu einem Ergebnis kommen konnte, stolperte er über eine kleine Unebenheit auf der Straße und legte sich der Länge nach hin. Scheiße! Er stand wieder auf und schaute in den Himmel. Warum machte er sich darüber eigentlich Gedanken? Markus ging in die 13te Klasse und war der Bruder seines Freundes. Außerdem fühlte er sich gedemütigt, weil er ihn gerettet hatte. Aber was hätte er denn tun sollen? Zuschauen, wie jemand zusammengeschlagen wird? Lieber würde er sich selbst schlagen lassen. Sein Vater hatte ihm von klein an gepredigt, immer zu helfen, wenn man kann. Allein bei dem Gedanken dies nicht zu tun, wurde ihm schlecht! Nur dieses Gefühl für Markus, kann er nicht einordnen. Markus ist doch ein Junge. So was ist doch unmoralisch, oder?

Ohne es zu merken, war er zu hause angekommen und schloss die Tür auf. Seine Mutter saß im Wohnzimmer auf der Couch und schaute Fernseher. Sein Vater kam immer erst nachts nach hause. Wegen der Arbeit, da musste er nämlich oft nach Japan in die Hauptzentrale telefonieren. Er betrat das Wohnzimmer, wo der Abendbrottisch bereits fertig gedeckt war. Seine Mutter schaltete den Fernseher aus und schweigend aßen sie ihr Essen. Beide wussten, dass der Vater sein einem Jahr mit seine Sekretärin rum macht, aber seine Mutter sprach dieses Thema nie an, und Yuki hielt auch den Mund, denn er wollte nicht dass seine Mutter weinte. So herrschte immer eine depressive Stimmung, wenn sie alleine aßen.
 

***
 

Markus saß auf der Couch und schaltete gelangweilt durch das Vorabendprogramm. Es war Samstag abend und weil am Montag ne Klausur geschrieben wird, hat auf einmal keiner seiner Freunde mehr Zeit. OK, er hatte auch den ganzen Tag lang gelernt., und ganz ehrlich, er hatte auch keine Lust jetzt noch raus zu gehen, zumal es mittlerweile doch recht kalt geworden ist. Ist immer hin schon Dezember.

"Hey Marki, räum mal den Platz, ich hab dir doch gesagt, dass Yuki und ich heute Abend einen Videoabend machen wollten."

"Kannste doch machen, oder fühlt ihr euch etwa von mir belästigt?"

"Na dann rück mal rüber, dass wir zu dritt auf die Couch passen."

"Was habt ihr denn ausgeliehen?"

"Arac Attac, Terminator, und Traumschiff Surprise."

Er rutschte ans andere Ende der Couch, Yuki setzte sich neben ihn, und Thomas holte noch Popcorn aus der Küche, schob das Traumschiff in den Recorder und quetschte sich dann noch an das andere Ende der Couch. Der Film war lustig und er genoss es jedes mal, wenn er Yuki lachen sah. Leider war der Film auch mal vorbei und Thomas schob als nächstes Arac Attac in den Videorecorder. Den einzigen, den er jetzt noch lachen hörte, war sein Bruder, und zwar an genau den Stellen, wo er und Yuki vor lauter Grusel am liebsten heulen würden. Was für ein kranker Humor!
 

Yuki saß auf der Couch und starb gerade einen Herztod nach dem anderen. Welche Sau hatte bloß diesen Film ausgesucht? Hoffnungsvoll hatte er sich an Thomas geklammert, in der Hoffnung bei seinem besten Freund Trost zu finden, doch dieser hatte nichts besseres zu tun, als seine sadistische Seite zu entdecken, um an den schlimmsten Szenen mit seiner Hand über seinen Rücken zu krabbeln und ihn von eine Panikattacke in die Nächste zu jagen. Mit einem Schmollmund rückte er von Thomas ab, so dass er jetzt wieder neben Markus saß. Toll, jetzt wurde er zwar nicht mehr gequält, dafür fühlte er sich total schutzlos, und an Markus festhalten? Nee, Markus sah zwar auch nicht besonders glücklich aus, trotzdem waren die Beiden Brüder und man weiß ja nie, wie ähnlich sich die Beiden waren. Außerdem konnte er sich nicht einfach an einen Typen klammern, den er gar nicht wirklich kannte. Na gut, er war zwar Thomas Bruder, und somit sah er den Anderen schon recht oft, wenn er hier war, aber trotzdem kannte er Markus nur vom sehen.
 

Somit saßen letztendlich Markus und Yuki alleine auf der Couch und gruselten sich, während Thomas den Film immer noch lustig fand.
 

Endlich war dieser kranke Spinnenfilm vorbei. Eines war klar, heute Nacht, würde er nicht mehr schlafen, denn obwohl er bereits 19 Jahre alt war, hatte er immer noch panische Angst vor diesen haarigen Viechern. Er traute sich ja noch nicht mal eine umzubringen, weshalb er jedes mal er seine Männlichkeit hinter sich lassen musste, wenn Thomas oder seine Mutter eine beseitigen sollte, die sich in sein Zimmer geschlichen hatte.

Mittlerweile hatte sein Bruder die dritte, und damit letzte Videokassette in den Recorder geschoben. Terminator! Bereits nach gerade mal der Hälfte des Films, langweilte sich Markus zu Tode. Wahrscheinlich, war seine feminine Seite zu sehr ausgeprägt, um auch nur irgendeinen Gefallen an diesem Film zu finden.

Er wog gerade das Pro und Contra ab, jetzt ins Bett zu gehen, als er einen Kopf an seiner Schulter spürte und einen Körper, der sich näher an seinen kuschelte. Yuki war eingeschlafen, und hatte im Schlaf an der nächst besten Wärmequelle Zuflucht gesucht. Diese war, nachdem Yuki im letzten Film vor Thomas geflüchtet war, er. Völlig hilflos schaute er zu seinem Bruder, welcher ihn jedoch nur hämisch angrinste. Wusste dieser doch genau, wie unwohl er sich in solch einer Situation fühlte, denn gerade weil er schwul war, interpretierte man(n) doch gerne jede Berührung falsch. Da Thomas wieder gebannt den Film verfolgte, legte Markus den Arm um den kleinen Japaner. Was soll's, schließlich hatte Yuki angefangen!

Als der Film endlich vorbei war, und Yuki schon fast auf seinem Schoß lag, machte Thomas den Fernseher aus und trug Yuki nach oben, und auch Markus, konnte endlich schlafen gehen. Er träumte in dieser Nacht zwar nicht von Spinnen, dafür aber von feucht-fröhlichen Spielchen mit dem kleinen Schwarzhaarigen.
 

Als Yuki am nächsten Morgen (oder eher am gleichen) erwachte, musste er erst mal registrieren, wo er eigentlich war. Weich, gemütlich und eng. Eng? Es war tatsächlich zwischen einer Wand und einem anderen Körper eingeklemmt. Ein Blick zur Seite sagte ihm, dass der andere Körper Thomas gehörte. Als er sich vorsichtig aufrichtete, merkte er, dass es Thomas Zimmer war, in dem er sich befand, und dass er auch in dessen Bett lag, und so wie dieser sich breit machte, teilte er sein Bett anscheinend nicht oft. Er schaute auf die Uhr. Halb 12. Na ja, so langsam aber sicher kann man ja aufstehen.

Umständlich kletterte er über den noch Schlafenden drüber und ging zu seinem Rucksack, um sein Zahnputzzeug heraus zu holen. Er wollte gerade das Zimmer verlassen, als er merkte, dass er noch immer die Klamotten vom Vortag trug. Na toll, und er hatte nicht mal Wechselsachen dabei. Vielleicht würde ihm Thomas später was zum anziehen leihen.

Sich vor sich selbst ekelnd ging er zum Bad. Gähnend öffnete er die Tür, und erblickte Markus, wie dieser gerade unter der Dusche stand und sich einen runter holte.

"Ups"

Schnell machte er die Tür wieder zu. Peinlich! Er könnte sich selbst Ohrfeigen! Da sieht er wie sich der große Bruder seines besten Freundes unter der Dusche selbst befriedigte, und bekam nichts anderes, als ein ,Ups' zu Stande! Wenigstens ein Sorry hätte drin sein können! Als er hörte, wie im Bad die Dusche ausgestellt wurde, flüchtete er so schnell er konnte ins Zimmer und wartete dort, bis auch Markus die Tür zu seinem eigenem kleinen Reich geschlossen hatte. Dann ging er wieder zurück ins Bad, um sich dieses Mal auch wirklich die Zähne zu putzen. Als er seine Morgentoilette beendet hatte, ging er zurück ins Zimmer, wo er Thomas weckte.
 

Als Markus aufwachte und das Zelt unter seiner Bettdecke bemerkte, wusste er, dass der Traum von Yuki nicht ganz spurlos an ihm vorüber gegangen ist. Seufzend stand er auf und ging ins Bad, wo er sich seiner Kleidung entledigte. Dann stieg er unter die Dusche, welche zu seinem Leidwesen nur eine Glastür hatte, durch welche man problemlos durchschauen konnte, und überlegte. Hand an legen oder kaltes Wasser. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper, als er merkte, wie kalt es eigentlich in diesem Raum war. Hand an legen! So würde er wenigstens warm werden.

Er stellte das warme Wasser an, legte seine Hand um sein steifes Glied und begann zu pumpen. Das er dabei an Yuki dachte, verdrängte er dabei erfolgreich auf später. Als er kurz vorm kommen war, ging die Tür auf und Yuki stand im Bad. Scheiße! So schnell wie er im Bad stand, war der kleine auch schon wieder weg. Schnell stellte Markus das Wasser auf kalt und wusch sich im Eilverfahren, bevor er sich schnell wieder anzog, und sich in sein Zimmer verkrümelte. Na toll, was für ein Scheiß Start in den Tag! Zum Glück wusste der kleine nicht, dass er der Grund für seine Erregung war!
 

Thomas saß am Frühstückstisch und schaute immer wieder von Markus zu Yuki.

"Ist alles in Ordnung?"

"Ja klar!"

"Was soll denn sein?"

Natürlich! Und weil gar nichts ist, starren die beiden auch wie gebannt auf ihr Frühstück und beschwören das große Schweigen herauf.

"Und warum benehmt ihr euch dann wie zwei Teenager, die gerade das erste Mal miteinander Sex hatten?"

Schlagartig wurden Angesprochene noch kleiner und beide liefen knallrot an.

"Ich muss noch lernen."

Mit diesen Worten stand Markus auf und wenig später hörte man seine Zimmertür zu knallen.

"Yuki? Was soll das Ganze? Was ist wann wo gelaufen?"

Yuki schaute fieberhaft auf sein Frühstücksmüsli, während er sprach.

"Na ja, weißt du, als ich heute Morgen zum Zähne putzen ins Bad wollte, stand grad Markus unter der Dusche und hat sich einen runter geholt."

Thomas brach in schallendes Gelächter aus.

"Mach die darüber keinen Kopp, is doch seine Schuld, wenn er nicht abschließt!"
 

Yuki wünschte sich nur noch nach hause. Wie gerufen klingelte sein Handy und auf seinem Display stand zu Nummer von zu hause. Wahrscheinlich seine Mutter, die ihm sagte, dass er langsam mal nach hause kommen sollte. Er nahm ab, hörte aber die Stimme seines Vaters.

>Yuki? Kannst du vielleicht für die nächste Zeit bei deinem Freund bleiben?<

"Wieso, was ist denn los?"

>Kannst du, oder kannst du nicht?<

"Ähm Thomas, kann ich vielleicht die nächste Zeit bei euch bleiben?"

"Öh ja klar, ich glaub nicht das Mutti was dagegen hätte."

"Is gut Papa, ich kann hier bleiben."

>Du bist ein guter junge. Bis dann...<

Und schon hatte er aufgelegt. Yuki starrte ungläubig sein Handy an. Was sollte das? Hatten er und Mama wieder gestritten, und wollten nicht, dass er was mitbekommt?

"Ist alles in Ordnung?"

Thomas schaute ihn leicht besorgt an.

"Ja, alles klar."

Antwortete er abwesend. Den skeptischen Blick, den der Andere ihm zuwarf, bemerkte er nicht.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  chrishe
2009-01-12T22:24:31+00:00 12.01.2009 23:24
Oha. Mit dem Schluss habe ich jetzt nicht gerechnet. Traurig.
Aber ansonsten wieder sehr schön geschrieben. LG
Von:  -Pharao-Atemu-
2008-12-24T16:14:40+00:00 24.12.2008 17:14
WIrkklich süß jaja was die sehnsucht nach liebe so alles anrichten kann
Von:  kaya17
2007-01-27T11:42:21+00:00 27.01.2007 12:42
Wow das war ein überraschendes Ende. Aber sehr interessant geschrieben(:
Von: abgemeldet
2006-08-12T22:08:59+00:00 13.08.2006 00:08
Schöne Geschichte T_T
Von:  AkikoKudo
2006-07-21T16:45:09+00:00 21.07.2006 18:45
Kannst du mir deine FF schicken?*ganz lieb frag*
wär echt lieb von dir
schick an AkikoKudo@gmx.de oder als ENS
vielen Dank
AkikoKudo


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