Als Elfe unter Menschen von Teufelsstern ================================================================================ Kapitel 1: Flucht ----------------- Schüsse hallen durch die Stille. Manchmal schlägt in meiner Nähe eine Kugel ein. Mein Ziel ist das Gebirge. Von dort aus muss ich mit meinen Freundinnen Amica und Negra den geheimen Weg in die Welt der Menschen finden. Auch wenn von dort meine Feinde kommen. Die Menschen haben meine Eltern getötet. Auch Verwandte und Freunde sind durch sie gefallen. Aber wieso töten sie uns überhaupt? Was haben sie davon? Ruhm? Reichtum? Geht es ihnen nur um Geld und Macht? Das verstehe ich nicht. Geld stinkt und Macht ist einem im Weg. Plötzlich schlägt wieder eine Kugel direkt neben mir in einem Baum ein. Sie holt mich zurück in die Wirklichkeit. Die Menschen sind jetzt hinter mir her. Keine Ahnung, wieso. Ich weiß nur, dass ich fliehen muss. In die Welt der Menschen. Wenn ich nur schon daran denke, wird mir schlecht. Ich kenn mich dort gar nicht aus. Was soll ich dort? Meine Mutter hat gesagt, nur dort wäre ich sicher. Sie hatte leicht reden. Sie war ja schon mal dort, und hat auch gearbeitet und Geld verdient. Das Geld hat sie mir mitgegeben. Sie hat auch gesagt, ich solle zum Sozialamt gehen. Die Leute, die dort arbeiten, würden mir helfen. Bevor ich aber in die Welt der Menschen gehe, muss ich mich selbst in einen verwandeln. Zum zweiten Mal werde ich zurück in die Wirklichkeit geholt. Diesmal durch Amica. Sie galoppiert neben mir. Sie scheint auf etwas zu lauschen. Anscheinend beunruhigt es sie. Ich folge ihrem Beispiel. Jetzt höre ich es auch. Sie folgen uns mir diesen Monstern. Mum hat sie 'Motorräder' genannt. Ich finde den Namen 'Stinktier' passender, aber das wäre eine Beleidigung für das arme Tier. Dummerweise sind diese Dinger sehr schnell. Ohne lange zu überlegen, springe ich auf Amica's Rücken. Augenblicklich wird sie schneller. In kurzer Zeit haben wird das Gebirge erreicht. Dort wartet Negra auf uns. Sie ist bereits geschrumpft. So wird sie in der Welt der Menschen nicht als Drachen identifiziert, und hier können sie uns schlechter entdecken. Trotzdem kommen die Stinktiere näher. Ich hoffe nur, wir finden schnell genug den geheimen Weg, denn wenn uns die Menschen erwischen, dann gnade uns Gott. Ich weiß nicht mal, wo der geheime Weg ist. Meine Mutter hat mir zwar ein Rätsel mitgegeben, aber ich werde nicht so recht schlau daraus. Leise murmle ich die Worte vor mich hin: "Glaube nicht alles, was du siehst. Das Leben verdeckte den Weg und der Riese täuscht dich." Mit 'Leben' ist Wasser gemeint, so viel ist klar. Also muss ich nach einem Wasserfall Ausschau halten. Ich kann nur von Glück sagen, dass es nur einen gibt, hinter dem eine Höhle ist. Ansonsten müsste ich alle Wasserfälle absuchen, und das sind nicht gerade wenige. Amica scheint mal wieder meine Gedanken gelesen zu haben. Sie ist von selbst in die Richtung des Wasserfalls galoppiert. Kurz vor ihm springe ich ab. Ich schaue mich um. Nein, die Stinktiere sind nirgends zu sehen. Riechen kann ich sie auch nicht. Ich gehe unter dem Wasserfall hindurch. Amica und Negra folgen mir. Okay, nächstes Problem. Wo ist der Weg? "Der Riese täuscht dich." Was ist mit 'Riese' gemeint? Fragend schaue ich meine Begleiterinnen an. Sie schütteln nur die Köpfe. Sie wissen auch nicht mehr als ich. Frustriert will ich mich an die Höhlenwand lehnen. Statt aber den kühlen Stein zu spüren, falle ich rückwärts. Erstaunt sehe ich mich um. Ich bin in einem Gang gelandet. Jetzt verstehe ich. Mit 'Riese' ist der Fels gemeint. Er hat ein Trugbild erschaffen. Negra springt auf meine Schultern. Amica taucht wieder neben mir auf. Sie hat ihr Horn verschwinden lassen. Das erinnert mich daran, dass ich mich noch nicht verwandelt habe. Nachdem das erledigt ist, gehen wir vorsichtig den Gang entlang. Es ist stockfinster. Man sieht kaum die Hand vor Augen. Der schlimmste Teil ist wohl überstanden. Meine Verfolger finden den Weg höchst wahrscheinlich nicht, und wenn doch... mir ihren Stinktieren könnten sie uns eh nicht folgen. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Nirgends ist auch nur ein Fünkchen Licht zu sehen. Alles ist schwarz. Auf einmal höre ich hinter mir lautstarkes Fluchen. Nein, das darf nicht wahr sein. Sie haben den Weg gefunden. Wir beschleunigen unsere Schritte. Sie dürfen uns nicht erwischen. Immerhin, hier drin können die Menschen nicht schießen, das wäre glatter Selbstmord. Ich traue meinen Augen kaum, als wir endlich Licht sehen. Wir werden noch schneller. Der Vorsprung muss so groß wie möglich sein. Der Ausgang wird zum größten Teil von Gestrüpp versperrt. Wir brechen einfach durch. Ein Wald umgibt uns. Sehr gut. Wieder ein Vorteil für uns. Ich springe auf Amica's Rücken. Wie der Wind stürmt sie den Berg hinunter. Hinter uns höre ich Schüsse. Das wird ja immer besser. Jetzt schießen sie schon wieder. Ich schaue zurück. Die Menschen sind stehen geblieben. Haben sie unsere Verwandlung bemerkt? Sind wir für sie jetzt unbrauchbar? Das glaube ich nicht. Sie rudern wie wild mir den Armen. Anscheinen sind sie jetzt endgültig durchgedreht. Ich schaue wieder nach vorne. Jetzt bemerke ich auch den Grund für ihr Verhalten. Wir galoppieren direkt auf eine Klippe zu. Im Gegensatz zu den Menschen bin ich aber nicht beunruhigt. Ich weiß, dass Amica das schafft. Locker springt sie ab. Unter uns sehe ich einen komischen Weg. Er ist viel breiter als bei uns, und grau. Darauf fahren noch mehr von diesen 'Stinktieren'. Auch 'Autos', wie meine Mutter sie genannt hat, sind dabei. Ich höre erschrockene Rufe... und Schüsse. Mühelos landen wir. Ich schaue zurück. Ich sehe meine Verfolger. Sie schießen weiter, und wir sind hier auf einer offenen Fläche. Amica galoppiert in Windeseile weiter auf eine riesen Ansammlung von Häusern zu. Wieder eine Strasse. Die Autos halten an. Sie lassen uns durch. Auf der anderen Straßenseite halte ich an. Ich frage die erst beste Person, wo das Sozialamt ist. Ich bekomme eine kurze Beschreibung. Ein kurzes Danke, und schon sind wir wieder weg. In der Stadt, diesen Begriff habe ich auch von meiner Mutter, schauen uns alle hinterher. Muss ja sehr komisch aussehen. Ein Pferd, ein Mädchen und eine Echse auf dem Kopf des Pferdes, die in nem Affentempo durch die Stadt galoppieren, begleitet von Schüssen. Hinter mir höre ich Sirenengeheul. Ich schaue zurück. Meine Verfolger sind aufgehalten worden. Ich halte ebenfalls an. Ein komisch angezogener Mensch kommt zu mir. Er fragt mich, warum ich verfolgt werde. Ich sage ihm die halbe Wahrheit. Alles, was er nach meiner Antwort nicht weiß, ist, dass ich eine Elfe bin, in Begleitung von einem Drachen und einem Einhorn, und aus einer anderen Welt komme. Er erklärt mir den Weg zum Sozialamt. Nach kurzer Zeit komme ich dort an. Amica und Negra warten draußen, während ich ein paar Fragen beantworten muss. Eine Frau begleitet mich schlussendlich zu einem Internat. Dort angekommen übergibt sie uns dem Direktor. Er zeigt mir einen Stall für Amica. Negra darf ich mit in mein Zimmer nehmen. Er erklärt mir alles und ich bekomme ein Einzelzimmer, weil sonst nirgendwo ein Platz frei ist. Erschöpft lege ich mich auf mein Bett. Negra liebt neben mir. Über einem Stuhl hängt meine Schuluniform. Morgen ist mein erster Schultag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)